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Erfolg Magazin Ausgabe 04-2023

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Wissen<br />

Bilder: IMAGO / Picturelux (Ima Kuroda) / ZUMA Wire (Photo Image Press), Depositphotos / Syda_Productions, Cover: kailash<br />

Perfektionisten nicht nur miteinander,<br />

sondern auch mit Nicht-Perfektionisten.<br />

Von diesen drei Gruppen schnitten die<br />

adaptiven Perfektionisten beim Selbstwertgefühl<br />

und bei der Kooperationsfähigkeit<br />

am besten ab. Zudem zeigten sie<br />

eine geringere Neigung zu Prokrastination,<br />

Defensivität und maladaptivem Bewältigungsverhalten<br />

und hatten weniger<br />

zwischenmenschliche Probleme und somatische<br />

Beschwerden.<br />

Weitere Studien, in denen adaptive Perfektionisten,<br />

maladaptive Perfektionisten<br />

und Nicht-Perfektionisten befragt und<br />

miteinander vergleichen wurden, ergaben,<br />

dass die adaptiven Perfektionisten<br />

am meisten Sinnhaftigkeit, subjektives<br />

Glück und Lebenszufriedenheit empfanden.<br />

Wie bereits frühere Studien zeigten,<br />

sind adaptive Perfektionisten zudem weniger<br />

selbstkritisch und am meisten daran<br />

interessiert, mit anderen Menschen<br />

zusammenzuarbeiten. Weil von den drei<br />

untersuchten Gruppen die adaptiven Perfektionisten<br />

die geringste Neigung zu<br />

Ängsten und Depressionen zeigten, wurden<br />

weitere Studien durchgeführt, um<br />

herauszufinden, ob der adaptive Perfektionismus<br />

als Schutzfaktor gegen Ängste<br />

und Depressionen dienen kann oder<br />

nicht. Kann der adaptive Perfektionismus<br />

die emotionale Sicherheit erhöhen und<br />

das Wohlbefinden fördern? Wie sich herausstellte,<br />

kann er das tatsächlich.<br />

Im Mainstream-Diskurs über den Perfektionismus<br />

kommt der adaptive Perfektionismus<br />

gar nicht vor. Stattdessen wird das<br />

gesamte Spektrum des Perfektionismus<br />

immer wieder auf die negativen Aspekte<br />

reduziert und pauschal verdammt. Das<br />

heißt, dass es in den allermeisten Diskussionen<br />

über den Perfektionismus eigentlich<br />

nur um den maladaptiven Perfektionismus<br />

geht. Es ist nicht ungewöhnlich,<br />

dass die Wellnessbranche differenzierte<br />

Schemata zu einem grob verallgemeinerten<br />

Konzept verkürzt. Wer erinnert sich<br />

nicht an den Low-Fat-Wahn der Neunzigerjahre?<br />

Damals wurde alles Fett als<br />

schlecht und ungesund betrachtet. Es<br />

wurde nicht zwischen ungesättigten Fetten<br />

(zum Beispiel in Avocados) und<br />

Transfetten (zum Beispiel in Doughnuts)<br />

unterschieden. Fett war schlecht. Fettarm<br />

war gut, fettfrei am besten.<br />

Da unser Verständnis des Perfektionismus<br />

wächst, werden einseitige Sichtweisen des<br />

Konstrukts mit der Zeit aufgegeben werden.<br />

Bisher hat die Auffassung, dass Perfektionismus<br />

schlecht ist, aber noch einen<br />

festen Platz in der modernen Psyche. Wir<br />

denken, wenn wir unseren Perfektionismus<br />

nur irgendwie loswerden könnten,<br />

wie die vielen Selbsthilfebücher es uns<br />

lehren, dann würde unser Leben in jeder<br />

Hinsicht besser. Oder anders ausgedrückt,<br />

wenn wir es uns nur ein für alle Mal abgewöhnen<br />

könnten, perfektionistisch zu<br />

Das gesamte Spektrum des Perfektionismus<br />

wird immer wieder auf die negativen<br />

Aspekte reduziert und pauschal verdammt.<br />

Maladaptiver Perfektionismus ist für viel<br />

Betroffene purer Stress.<br />

sein, und lernen würden, eine andere Version<br />

(insbesondere eine »ausgeglichenere«<br />

Version) von uns selbst zu werden, dann<br />

könnten wir endlich verschnaufen, glücklich<br />

sein und unser Leben wirklich genießen.<br />

Schön wär’s.<br />

Abgesehen davon, dass die pauschale Pathologisierung<br />

des Perfektionismus eine<br />

grobe Falschdarstellung dieses viel umfassenderen<br />

Konstrukts ist, ist der Ausmerzungsansatz<br />

(so wirst du deinen Perfektionismus<br />

los) schlicht zum Scheitern<br />

verurteilt. Perfektionistische Menschen<br />

aufzufordern, nicht mehr perfektionistisch<br />

zu sein, ist so, als würde man wütende<br />

Leute auffordern, sich zu beruhigen.<br />

Das hat in der Geschichte der Menschheit<br />

noch nie funktioniert. Doch obwohl wir es<br />

besser wissen müssten, versuchen wir weiterhin<br />

hartnäckig, perfektionistische Menschen<br />

dazu zu bringen, sich in das Mittelmaß<br />

zu verlieben. Das wird nicht<br />

passieren. Wenn jemand sich als perfektionistisch<br />

betrachtet, ist das ein dauerhaftes<br />

Identitätsmerkmal. Wir reden nicht<br />

nur phasenweise von unserem Perfektionismus,<br />

weil wir ihn nicht nur phasenweise<br />

erleben. Zum Beispiel könnte jemand<br />

sagen: »Nach dem College machte<br />

ich eine depressive Phase durch.« Aber wir<br />

machen keine perfektionistische Phase<br />

durch. Wir erleben unseren Perfektionismus<br />

instinktiv, als einen tiefsitzenden und<br />

festen Bestandteil unserer Persönlichkeit,<br />

also ganz anders als eine äußere Erfahrung.<br />

Perfektionistische Menschen nehmen<br />

ihr Leben lang die Kluft zwischen der<br />

Wirklichkeit und dem Ideal wahr und<br />

verspüren stets den Impuls, diese Kluft<br />

aktiv zu überbrücken. Der Perfektionismus<br />

ist also eine psychische Konstante.<br />

Für Menschen, die sich als perfektionistisch<br />

empfinden, ist das ein bleibender Teil<br />

ihrer Identität. Das stellte ich bei meiner<br />

Arbeit immer wieder fest. Auch in der<br />

Forschung besteht inzwischen Einigkeit<br />

darüber, dass »perfektionistisch sein« ein<br />

dauerhafter Identitätszustand ist. Jeder<br />

Versuch, deinen Perfektionismus loszuwerden,<br />

ist so sinnlos als würdest du versuchen,<br />

den Wind mit einem Besen aufzuhalten.<br />

Der Perfektionismus ist zu<br />

mächtig, um ihn auszumerzen. Wenn du<br />

versuchst, ihn wie eine schlechte Angewohnheit<br />

abzulegen, um dir etwas Gutes<br />

zu tun, vergeudest du lediglich Energie.<br />

Perfektionismus soll nicht zerstört, sondern<br />

gesteuert werden. (Übrigens soll er<br />

auch genossen werden, aber dazu kommen<br />

wir später). Um etwas erfolgreich<br />

steuern zu können, muss man fähig sein,<br />

es sowohl in seinen Anfängen als auch in<br />

seinen fortgeschrittensten Stadien zu erkennen<br />

– und in allen Zwischenstadien<br />

ebenfalls. Zunächst müssen wir besser<br />

verstehen, was Perfektionismus ist.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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