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HIM MAGAZINE No.19

Es wird heiß! Nicht nur draußen vor unserer Tür, sondern auch im neuen HIM MAGAZINE. Wir nehmen Euch mit in die wilde und lüsterne BDSM-Welt, erkunden die Lust am sexuellen Zwang mit devoten Boys, lassen uns schildern, wie erotische Machtspiele Orgasmen besonders intensiv machen und begeben uns für Euch in den Dating-Dschungel: Wie findet man den perfekten Master, den perfekten Sklaven? Auf was sollte man achten? Exklusiv verrät uns dann noch Leder-Fetischist und BDSM-Autor Nick Christie, warum er in seinen erotischen Geschichten immer tiefer in die Welt zwischen Darkroom und dunkler Ekstase versinkt. Übrigens: Sexuelle Lust gerade am Fetisch funktioniert in jedem Alter! Wie? Wir verraten es Euch und beantworten zudem noch die Frage, was ihr als Fetisch-Freunde auf Reisen beachten solltet. Kommt der 25-Zentimeter-Dildo ins Handgebäck oder nicht? Und löst man für einen Puppy ein Hunde-Flugticket?

Es wird heiß! Nicht nur draußen vor unserer Tür, sondern auch im neuen HIM MAGAZINE. Wir nehmen Euch mit in die wilde und lüsterne BDSM-Welt, erkunden die Lust am sexuellen Zwang mit devoten Boys, lassen uns schildern, wie erotische Machtspiele Orgasmen besonders intensiv machen und begeben uns für Euch in den Dating-Dschungel: Wie findet man den perfekten Master, den perfekten Sklaven? Auf was sollte man achten? Exklusiv verrät uns dann noch Leder-Fetischist und BDSM-Autor Nick Christie, warum er in seinen erotischen Geschichten immer tiefer in die Welt zwischen Darkroom und dunkler Ekstase versinkt. Übrigens: Sexuelle Lust gerade am Fetisch funktioniert in jedem Alter! Wie? Wir verraten es Euch und beantworten zudem noch die Frage, was ihr als Fetisch-Freunde auf Reisen beachten solltet. Kommt der 25-Zentimeter-Dildo ins Handgebäck oder nicht? Und löst man für einen Puppy ein Hunde-Flugticket?

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JUL<br />

23<br />

Fetisch ∙ Lifestyle<br />

www.him-magazine.de<br />

Dominus und seine devoten Boys<br />

DIE LUST AM ZWANG<br />

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DIE LUST AUF<br />

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Das ist drin.<br />

04<br />

Die Akzeptanz<br />

für Schwule<br />

schwindet<br />

10<br />

MEISTER DER EROTIK<br />

Fetisch-Autor Nick Christie exklusiv!<br />

14<br />

DARKROOM<br />

by Nick Christie<br />

20<br />

MASTER & SLAVE<br />

Wie finde ich den perfekten Partner?<br />

26 28 32 34<br />

Alles aus dem<br />

Pott! Willkommen<br />

in Essen!<br />

Wie reise ich mit<br />

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<strong>HIM</strong> Quickies<br />

Nicht-binäre<br />

Skelette<br />

36<br />

Fetisch im Alter<br />

42<br />

Sehnsucht<br />

nach…<br />

Kris Evans<br />

48<br />

DIE LUST AM ZWANG<br />

Dominus und seine devoten Boys<br />

52<br />

DIE LUST AUF INTENSIVE<br />

ORGASMEN!<br />

Derek Kages sexuelle Machtspiele!


Lifestyle<br />

4<br />

Die Akzeptanz für Schwule<br />

schwindet – doch warum?<br />

DER ROLL-<br />

BACK IST DA!<br />

Der Rollback ist da! Die ersten Anzeichen für<br />

eine schrittweise Rückentwicklung unserer<br />

Rechte als Homosexuelle weltweit wie aber auch<br />

in Deutschland werden sichtbar. Noch ganz<br />

wahrhaben will man es noch nicht, auch wenn das<br />

Bauchgefühl es bereits seit längerem wusste. Eine<br />

brandneue Studie belegt nun das, was bisher eher<br />

ein Gefühl, ein Grummeln in unseren Hinterköpfen<br />

war.


5<br />

Lifestyle<br />

Lasst uns zunächst die Fakten einmal<br />

nüchtern betrachten: Das Meinungsforschungsinstitut<br />

Ipsos befragt alle zwei<br />

Jahre weltweit fast 23.000 Menschen<br />

nach ihrer Einstellung zu Schwulen<br />

und Lesben. Bisher war die Marschrichtung<br />

dabei stets richtig, es ging immer<br />

irgendwie bergauf mit der Akzeptanz.<br />

Bisher! Die Datenlage für 2023 zeigt nun<br />

ein anderes Bild. Die Homo-Ehe finden<br />

in Deutschland aktuell 62 Prozent in<br />

Ordnung – das ist zwar immer noch eine<br />

knappe Mehrheit, doch vor zwei Jahren<br />

lag der Wert noch bei 68 Prozent. Jeder<br />

vierte Deutsche ist dann auch ziemlich<br />

direkt gegen eine gleichgeschlechtliche<br />

Ehe und hält diese für nicht richtig. Auch<br />

beim Blick auf Regenbogenfamilien fallen<br />

die Werte – die Frage, ob Schwule und<br />

Lesben gute Eltern sein können, wollen<br />

immer weniger mit »Ja« beantworten.<br />

Noch haben wir in den meisten Fällen<br />

eine scheinbar bequeme Mehrheit hinter<br />

uns, doch wie lange noch? Und wollen<br />

wir das aussitzen und still zuschauen,<br />

wie sich das in den kommenden Jahren<br />

weiterentwickelt?<br />

Es ist dabei nicht die einzige Studie, die<br />

uns in Alarmbereitschaft versetzen sollte.<br />

Jeder zweite heterosexuelle Mann (48%)<br />

im Alter zwischen 18 und 35 Jahren stört<br />

sich in Deutschland wieder daran, wenn<br />

Schwule in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung<br />

zeigen, sich also küssen oder Händchen halten (Studie Plan<br />

International 2023). Andere, vermeintlich schwule Männer zu<br />

mobben oder anzugehen, wenn sie Gefühle zeigen, findet ebenso<br />

fast die Hälfte der Heteros (42%) absolut richtig. Männer, die Gefühle<br />

zeigen, seien eben »feminin« und »verweichlicht«.<br />

Während in den USA vor wenigen Tagen die größte LGB-Organisation<br />

des Landes, die Human Rights Campaign, erstmals in ihrer<br />

über vierzigjährigen Geschichte den Nationalen Notstand für die<br />

Gay-Community ausgerufen hat, erleben wir in Deutschland in<br />

diesem Jahr bei jedem CSD, jeder Pride-Parade inzwischen verbale<br />

und körperliche Attacken – bisher blieb es »nur« bei Verletzungen,<br />

doch die Pride-Saison ist ja noch jung. In Amerika warnt<br />

das FBI sowie das Department of Home Security derzeit ganz<br />

offen die Community, sie möge bitte »in Alarmbereitschaft« sein,<br />

es gebe viele gewaltwillige homophobe Gruppen und Einzeltäter.<br />

In den meisten Ländern in Europa, die diesbezüglich Statistiken<br />

erheben, steigt auch die Zahl der Fälle von Hasskriminalität seit<br />

einigen Jahren wieder sprunghaft an, in den letzten zwei Jahren<br />

um 50 und dann noch einmal 35 Prozent in Deutschland. In den<br />

allermeisten Fällen sind schwule Männer die Opfer. Rechnet<br />

man die Dunkelziffer von rund 90 Prozent (Studie Europäische<br />

Grundrechteagentur) mit ein, haben wir es in Deutschland mit<br />

rund 15.000 Angriffen Jahr für Jahr zu tun.<br />

Das macht etwas mit uns! Es macht viel mit uns! Die Fallzahlen<br />

von Depressionen und Angstzuständen steigen sprunghaft an,<br />

wie Beratungseinrichtungen wie das anyway Köln seit Jahren<br />

belegen. Eine neue Studie aus London (University College<br />

London) zeigt, dass Schwule, Lesben und Bisexuelle inzwischen<br />

doppelt so oft von Selbstmordgedanken und Selbstverletzungen<br />

betroffen sind wie gleichaltrige Heterosexuelle. Ähnliche Zahlen<br />

kommen vom größten Hilfsverein für homosexuelle Jugendliche<br />

in den USA, dem Trevor Project: 71 Prozent der jungen schwullesbischen<br />

Amerikaner (bis 24 Jahre) gaben an, dass der Hass auf


Lifestyle<br />

6<br />

die Community sie stark psychisch belastet. Jeder zweite von<br />

ihnen (48%) lebt in einem Dauerzustand von Furcht und Angst.<br />

Doch wozu in die Ferne schweifen… der erste LGB-Gesundheitsreport<br />

in Österreich zeigte erst im Juni dieses Jahres, wie ernst<br />

die Lage dort ist: 89 Prozent der schwul-lesbischen Österreicher<br />

sind bereits diskriminiert worden, über die Hälfte von ihnen leidet<br />

unter Depressionen (53%) und Angstzuständen (39%). Auch<br />

in puncto chronischer Erkrankungen sind Homosexuelle den<br />

Heteros weit voraus, teilweise sind die Fallzahlen bei Allergien,<br />

Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen doppelt so hoch unter<br />

schwulen Jungs – drei von vier Homosexuellen haben damit zu<br />

kämpfen. Rund 51 Prozent der schwulen Männer im Alpenstaat<br />

spielen außerdem mit Suizidgedanken, acht Prozent haben es<br />

bereits versucht. In einem sind sich alle Studien einig – es wird<br />

nicht besser. Ganz im Gegenteil sogar.<br />

Kurzum, der Hass und die Gewalt gegen Schwule nehmen<br />

wieder zu, gleichzeitig leiden immer mehr von uns psychisch<br />

und physisch darunter. Doch warum? Warum steigt die Zahl der<br />

Menschen wieder an, die uns ablehnen? Queere Verbände und<br />

queer-politische Sprecher schieben die Schuld in einem Atemzug<br />

auf politisch rechte Kräfte, die auch den Kulturkampf in den<br />

USA wie auch in Europa immer weiter befeuern und vorantreiben.<br />

Das mag durchaus ein wichtiger Punkt sein, doch die Frage<br />

bleibt: Warum haben diese rechten Agitatoren offenbar so ein<br />

leichtes Spiel? Warum greifen ihre angstschürenden Scheinargumente<br />

von den pädophilen, kinderfressenden Schwulen<br />

plötzlich bei immer mehr Menschen wieder?<br />

Die Antwort wird uns nicht gefallen – wir legen ihnen offenbar<br />

die Argumente direkt selbst in die Hände. Dieser Auffassung<br />

sind zumindest immer mehr Vereine und Verbände, von lesbischen<br />

Organisationen bis hin zu Frauenschutzbündnissen, von<br />

Gruppen wie der LGB Alliance bis hin zur schwulen Organisation<br />

Just Gay aus Deutschland. Martina Haardt von LGB-A bringt<br />

es gegenüber dem <strong>HIM</strong> <strong>MAGAZINE</strong> so auf den Punkt: »Wer ist<br />

bitte nicht von diesem Flaggen-Irrsinn, einem vollen Pride-Monat<br />

mit beachtlicher Marketingbegleitung von Großkonzernen,<br />

permanenter Dauerberieselung über die glückliche Community,<br />

deren Buchstabenreihe gefühlt monatlich wächst, Gendern und<br />

Pronomen-Diskussionen sowie Unsinn a la ´weiblicher Penis´<br />

genervt?! Hinzu kommen die Forderungen nach Sonderrechten,<br />

wie diesem unsäglichen Selbstbestimmungsgesetz, oder der Idee,<br />

eine sexuelle Identität ins Grundgesetz zu Lasten der objektiven<br />

Rechte von LGBs, Frauen und Kindern einzuschreiben. «<br />

Will die queere Community also zu viel? Die Frage darüber wird<br />

seit Monaten hitzig diskutiert. Vor wenigen Tagen erst spaltete<br />

sich die größte deutsche Frauenschutzorganisation Terre des<br />

Femmes nach einem mehrjährigen Diskurs auf – Streitpunkt<br />

war genau die Frage darum, was eine Frau ist. Zunächst sprach<br />

sich die Vereinsführung für die Zweigeschlechtlichkeit und<br />

biologische Fakten aus, dann kam die 180-Grad-Wende. Eine<br />

Frau sei sinngemäß künftig jeder, der sich danach fühle. Dagegen<br />

liefen Vereinsfrauen Sturm, schlussendlich kam es zum Bruch,<br />

rund 200 Frauen sind inzwischen ausgetreten. Angeblich haben<br />

Teile des Vereins die inhaltliche Kehrtwende einzig aufgrund<br />

von massivem Protest seitens queerer Aktivisten vollzogen.


7<br />

Lifestyle<br />

Die Betroffenen selbst sprechen indes von<br />

einer veränderten wissenschaftlichen<br />

Faktenlage zum Thema Frau. Die Frage<br />

indes bleibt, was jene 200 Frauen jetzt tun<br />

werden, die wutentbrannt ihre Vereinsheimat<br />

verlassen haben?<br />

Wohin das führt, kann man in diesen<br />

Tagen in Spanien erleben. Ende dieses<br />

Monats wird sich zeigen, ob bei den vorgezogenen<br />

Parlamentswahlen das Land<br />

möglicherweise bald eine neue Regierung<br />

unter Beteiligung der extremen Rechten<br />

bekommt. Warum? Nach den Ergebnissen<br />

der Kommunal- und Regionalwahlen<br />

Ende Mai in Spanien und dem verheerenden<br />

Stimmenverlust bei den regierenden<br />

Linksparteien, war der sozialdemokratische<br />

Ministerpräsident Pedro Sánchez<br />

praktisch zu Neuwahlen gezwungen.<br />

Doch wie konnte es passieren, dass das<br />

Land scheinbar plötzlich ins konservative,<br />

ja politisch rechte Lager abdriftet?<br />

In einigen Regionen des Landes konnten<br />

die Rechtsradikalen, die Partei Vox, ihre<br />

Stimmenanzahl binnen von vier Jahren<br />

verdoppeln. Für die ehemalige spanische<br />

Staatsrätin Amelia Valcárcel liegt dies<br />

am neuen Selbstbestimmungsgesetz des<br />

Landes. Ende 2022 war das Gesetz im<br />

Eilverfahren von linken Abgeordneten<br />

verabschiedet worden, die Proteste von<br />

Frauenverbänden, hunderten Ärzten, der<br />

spanischen Gesellschaft für Psychiatrie<br />

oder der Madrider Ärztekammer wurden<br />

ignoriert. Spaniens Gleichstellungsministerin<br />

Irene Montero erzwang das Gesetz<br />

und erklärte anschließend stolz, was für<br />

ein historischer Sieg dies für die queere<br />

Community sei – sie würde dafür sorgen,<br />

dass dieses Gesetz in allen Teilen des<br />

Landes auch umgesetzt werden würde.<br />

Mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz<br />

ist ein Namens- und Geschlechtswechsel<br />

bereits als Kind möglich: Vor dem 12.<br />

Lebensjahr dürfen Kinder ihren Namen<br />

ihrem gefühlten Geschlecht anpassen,<br />

Schulen und Lehrer sind verpflichtet, darauf<br />

einzugehen. Ab dem 12. Lebensjahr<br />

darf die juristische Geschlechtsänderung<br />

auch in allen offiziellen Dokumenten erfolgen,<br />

anfangs noch mit Zustimmung der<br />

Eltern oder des Familiengerichts, später<br />

bedarf es auch das nicht mehr. Jedwede<br />

psychologischen oder medizinischen<br />

Gutachten wurden gestrichen. Was folgte<br />

war eine Protestwelle der stolzen Frauenrechtsbewegung<br />

des Landes; unter dem<br />

Motto »Keine Regierung kann mit Frauen<br />

gegen sie regieren« sowie dem Slogan »Feminismus<br />

wählt keine Verräter« riefen sie<br />

zur Gegenwehr, die jetzt in der fulminanten<br />

Wahlschlappe endete.<br />

Der britische Telegraph analysierte die<br />

Sachlage so: »Keine Feministin freut sich<br />

über die Aussicht auf eine gestärkte<br />

rechte Vox-Partei, aber die Wut, die bei<br />

den Wahlen zum Ausdruck kommt, ist<br />

eine Reaktion auf die Misshandlungen,<br />

denen zu viele Frauen ausgesetzt waren,<br />

zusätzlich zu den gesetzgeberischen<br />

Katastrophen, die einen Rückschlag für<br />

Spaniens historisch starke Frauenrechtsgesetzgebung<br />

darstellen.


Lifestyle<br />

8<br />

Im Februar verabschiedete die Regierung<br />

ein umstrittenes Transsexuellengesetz,<br />

dessen weitreichende Vorschläge von<br />

feministischen Gruppen und Oppositionsparteien<br />

einhellig verurteilt wurden.<br />

Jeder, der älter als 16 Jahre ist, kann nun<br />

sein Geschlecht in juristischen Dokumenten<br />

ändern, ohne dass eine ärztliche Überwachung<br />

erforderlich ist. Dieser Prozess<br />

der Geschlechtsidentifizierung wirkt<br />

sich negativ auf Frauenhäuser, Sport und<br />

Gefängnisse aus. Frauen, die sich dagegen<br />

wehrten, wurden verunglimpft, unabhängig<br />

davon, wie hochrangig oder prominent<br />

sie waren.« By the way sei gefragt: Erleben<br />

wir nicht auch gerade in Deutschland,<br />

dass die Wählerstimmen der rechten<br />

AfD zunehmen? Raquel Rosario Sánchez,<br />

Schriftstellerin und Wissenschaftlerin<br />

an der Universität Bristol, erklärte zum<br />

Erfolg der Frauenproteste: »Wenn die<br />

spanische Linke annahm, dies seien leere<br />

Worte einer feministischen Bewegung,<br />

die weltweit für ihre Mobilisierungskraft<br />

bekannt ist, dann wurde ihr am Wahltag<br />

eine Lektion erteilt, dass man die Wut der<br />

Frauen nicht unterschätzen sollte.«<br />

Die Wut der Frauen. Sie ist auch in<br />

Deutschland größer als je zuvor. Und es<br />

gibt noch mehr Parallelen: Ähnlich wie in<br />

Spanien oder auch in den USA oder Großbritannien<br />

werden kritische Stimmen<br />

oftmals von Seiten queerer Aktivisten<br />

sofort als rechtsradikal, transphob und<br />

menschenfeindlich gebrandmarkt. Eine<br />

lebenslange Kämpferin für Frauenrechte<br />

wie Alice Schwarzer wird direkt als transphobe<br />

und eigentlich, mehr oder minder,<br />

»verkalkte Menschenhasserin« abgetan,<br />

man brauche ihr ja gar nicht mehr zuhören,<br />

so der Tenor. Warum eigentlich? Und<br />

wann ist die Community eigentlich dazu<br />

übergegangen, anstatt mit Argumenten<br />

mit Lautstärke auf Kritik zu reagieren?<br />

Schwarzer warnt immer wieder vehement<br />

vor dem Selbstbestimmungsgesetz,<br />

doch ihre Stimme wird ebenso wenig an<br />

den verantwortlichen Stellen vernommen<br />

wie andere, sachliche Kritikpunkte.<br />

Abschotten und jeden Kritiker verbal<br />

totschreien, das ist seit Monaten die Strategie.<br />

Nur funktioniert diese inzwischen<br />

nicht mehr, immer öfter fragen sich auch<br />

Menschen, die bisher mit der Community<br />

herzlich wenig zu tun hatten, was da<br />

eigentlich abgeht? 10.000 Euro Ordnungsstrafe,<br />

weil man einen Trans-Menschen<br />

beim früheren Vornamen (Deadnaming)<br />

angesprochen hat? Eine Frauen-Definition,<br />

die Bundesfamilienministerin Lisa<br />

Paus so schön mit den Worten »Trans-<br />

Frauen sind Frauen« zusammenfasste und<br />

danach keine weitere Diskussion mehr<br />

duldete? Queere Menschen, die verlangen,<br />

dass sie mit ihren oftmals täglich oder<br />

wöchentlich wechselnden Fantasie-Pronomen<br />

angesprochen werden? Eine ernsthafte<br />

Diskussion darüber, ob ein Penis<br />

ein männliches Geschlechtsorgan sei<br />

oder eben doch nicht? Gesetzesvorhaben<br />

und Beratungsstellen (wie in England die<br />

Tavistock-Klinik), die teilweise unreflektiert<br />

Kindern und Jugendlichen den Weg<br />

in eine Transition bahnen? Mit Pubertätsblockern,<br />

die inzwischen nach jüngsten<br />

Studien in vielen Fällen ein Leben lang zu<br />

körperlichen Schäden führen (Verlust der<br />

Orgasmus-Fähigkeit, Knochenschäden,<br />

IQ-Verlust) und in anderen Ländern wie<br />

Schweden und zuletzt Großbritannien im<br />

Juni 2023 deswegen verboten wurden beziehungsweise<br />

nur noch für Forschungszwecke<br />

verschrieben werden. Wie lässt<br />

sich dem Durchschnittsdeutschen dabei<br />

eigentlich erklären, dass wir Kindern<br />

und Jugendlichen zutrauen, bereits vor<br />

ihrer Pubertät schon genau zu wissen,<br />

dass sie definitiv im falschen Körper geboren<br />

sind? Ein Tattoo dürfen sie sich in<br />

Jugendtagen vor der Volljährigkeit nicht<br />

selbstbestimmt stechen lassen, aber diese<br />

reversiblen Schritte, an denen am Ende<br />

Operationen sowie Penis- oder Brustamputationen<br />

stehen, trauen wir ihnen in<br />

ganzer Tragweite einfach so zu? Und warum<br />

hören wir den vielen Menschen nicht<br />

wenigstens einmal zu, die eine Transition<br />

wieder rückgängig gemacht haben? Wäre<br />

es nicht spannend zu wissen, was sie sich<br />

für Schutzmaßnahmen vor der Transition<br />

gewünscht hätten? Und wie ist es mit<br />

den Schutzräumen wie Frauen-Saunen,<br />

die in anderen Ländern bereits immer<br />

wieder bewusst von jenen Menschen mit<br />

Penis besucht werden, die offenbar einen<br />

Lustgewinn daraus ziehen, zu provozieren?<br />

Immer wieder gab es diese Fälle,<br />

immer wieder ist die Rede von Einzelfällen<br />

– doch bedarf es wirklich einer<br />

Debatte darüber, ab wie vielen Einzelfällen<br />

wir über das Problem reden dürfen?<br />

Noch dazu passiert auch dann etwas mit<br />

Frauen, selbst wenn sie einen solchen Fall


9<br />

Lifestyle<br />

Schnelle Hilfe für Dich!<br />

Dir geht es nicht gut, Du musst reden, hast suizidale Gedanken?<br />

Rund um die Uhr für Dich erreichbar ist die Telefonseelsorge<br />

unter 0800/111 0 111. Hilfe via E-Mail oder Messenger<br />

gibt es auch beim Coming Out Verein unter<br />

www.coming-out-day.de.<br />

nicht erleben. Etwa jede siebte Frau ist<br />

von sexualisierter Gewalt in Deutschland<br />

betroffen. Für sie wird ein Schutzraum<br />

bereits obsolet, wenn auch nur die Gefahr<br />

besteht, auf einen Menschen mit Penis zu<br />

treffen, es kann sie von neuem traumatisieren.<br />

Egal, sagen queere Aktivisten, da<br />

müssen die eben durch.<br />

Am Ende zeigt sich allerdings, da müssen<br />

wir alle durch. Das Unverständnis<br />

wächst in der Gesellschaft, die lange Zeit<br />

weggesehen und weggehört hat. Auch<br />

viele Schwule und Lesben haben fröhlich<br />

eingestimmt in den Kanon, es gehe bei alledem<br />

nur um Gleichberechtigung. Wohlgemerkt<br />

sei gesagt: Menschen, die tatsächlich<br />

unter einer Geschlechtsdysphorie<br />

leiden, muss geholfen werden, kostenfrei<br />

und mit allen Möglichkeiten. Doch inzwischen<br />

ist eine Ablehnung der eigentlichen<br />

Geschlechtsmerkmale gar kein<br />

Kriterium mehr für einen Geschlechtswechsel<br />

– ein Gefühl reicht bereits aus.<br />

Das sehen selbst zahlreiche transsexuelle<br />

Menschen kritisch, beispielsweise der<br />

Trans-Autor und Diversity-Experte Till<br />

Randolf Amelung oder auch der Verein<br />

TransSexuelle-Menschen. Warum hört<br />

man nicht auf diese Stimmen oder lädt<br />

sie wenigstens vorurteilsfrei zum Diskurs<br />

ein, bevor man Gesetzestexte verfasst?<br />

Stattdessen werden sie zumeist unreflektiert<br />

als transphob eingestuft. Es bleibt<br />

also dabei, am Ende müssen wir da alle<br />

durch – und wie die jüngste Datenlage<br />

zum beginnenden Rollback zeigt, passiert<br />

genau das, was schwul-lesbische Vereine<br />

befürchtet haben: Das Unverständnis<br />

und die Ablehnung richten sich plötzlich<br />

gegen die ganze Community, auch gegen<br />

Schwule, Lesben und Bisexuelle. Haardt<br />

von der LGB-Alliance hofft, dass die Menschen<br />

nach und nach erkennen werden,<br />

dass es auch in der Community viel Kritik<br />

an dem Vorgehen von queeren Aktivisten<br />

gibt: »Die Queeren haben es massiv übertrieben<br />

mit ihren realitätsfernen Forderungen,<br />

die alle nichts mit Homo- oder<br />

Bisexualität zu tun haben. Aber die Leute<br />

bekommen immer mehr mit, dass ´Gender´<br />

ein homophobes und frauenfeindliches<br />

Konstrukt und ganz und gar nicht im<br />

Sinn von LGBs ist. Aus einem heterosexuellen<br />

Mann wird keine Lesbe, nur weil er<br />

sich als ´Frau´ fühlt. Zuerst sollten endlich<br />

alle aufhören, diese identitätspolitische<br />

Lüge ´LGBTIQ+´ weiter zu verkaufen. LGB<br />

hat nicht nur nichts mit TIQ+ zu tun, sondern<br />

sie schaden uns auch noch massiv.<br />

Den Rollback für LGBs abzumildern, liegt<br />

an uns, die lange nicht gesehen haben,<br />

was da in unserem Namen passiert.« Der<br />

Rollback ist da – bleibt die Frage offen:<br />

Und was machen wir jetzt? (ms)


Kunst | Kultur 10<br />

Der schwule Bestsellerautor Nick<br />

Christie und die Erotik eines Buches<br />

DIE LEIDEN-<br />

SCHAFT DER<br />

WORTE<br />

Nick Christie ist 55 Jahre alt, mit einem tollen Mann<br />

verheiratet und stolzer Vater von zwei Katzen. Er<br />

reist gerne, liebt gute Literatur und hat ein Faible<br />

für die Leder-Fetischszene. Noch was? Und ob!<br />

Denn Nick Christie ist einer der erfolgreichsten<br />

Autoren für schwule Romane. Binnen der letzten<br />

fünf Jahre hat er sich international einen Namen<br />

gemacht und entführt seine Leser in lüsterne Ecken,<br />

abenteuerlustige Darkrooms und zu Leder-Kerlen,<br />

nach denen wir uns alle sehnen. Wie er das<br />

so gekonnt macht, hat er dem <strong>HIM</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

verraten – und exklusiv dürfen wir zudem einen<br />

Ausschnitt aus seinem Roman »Darkroom« hier<br />

präsentieren! Viel Spaß dabei, Jungs und Männer!<br />

Nick, du bist ein sehr erfolgreicher<br />

Schriftsteller von schwuler Literatur.<br />

Wie bist du dazu gekommen? Und indiskret<br />

gefragt: Kann man davon inzwischen<br />

leben?<br />

Nun, das Schreiben hat eigentlich ganz<br />

zufällig angefangen. Ich hätte mir nie<br />

träumen lassen, dass ich das mal machen<br />

würde. Ich habe mir 2018 ein Jahr lang<br />

eine Auszeit von der Arbeit genommen –<br />

zuvor habe ich beruflich Bier vermarktet,<br />

was sehr viel Spaß gemacht hat – und<br />

habe mich mit einem Typen auf Tumblr<br />

über Pornos und erotische Geschichten<br />

unterhalten und darüber sinniert, wie<br />

schwierig es doch ist, eine gute Erotikstory<br />

mit Leder-Fetisch darin zu finden.<br />

Also beschloss ich kurzerhand, ihm meine<br />

Fantasievorstellung per Messenger zu<br />

schreiben. Sie gefiel ihm gut, weil sie<br />

so detailliert war, also schrieb ich eine<br />

weitere Szene. Schlussendlich war das der<br />

Beginn meines ersten Buches und ich ver-


11<br />

Kunst | Kultur<br />

»Leder ist, wie viele andere Kinks<br />

auch, eine Erweckung. Man<br />

outet sich als schwul, und dann<br />

outet man sich als Lederkerl.<br />

liebte mich in die Helden meiner eigenen<br />

Geschichte. Danach entschied ich mich<br />

für das Self-Publishing bei Amazon. Es<br />

hat mich einfach gereizt, das zu schreiben,<br />

was ich selbst auch lesen wollte und<br />

was mich anmachte. Der Grund, warum<br />

ich weitergemacht habe, war dann das<br />

Feedback der Leser. Das ist es, was mich<br />

wirklich angetrieben hat. Finanziell kann<br />

ich nicht ganz davon leben, ich denke,<br />

meine Geschichten sind zu nischenhaft,<br />

um ein breiteres Publikum anzusprechen,<br />

aber dafür habe ich es auch nicht getan,<br />

ich schreibe aus Spaß an der Sache. Sobald<br />

es keinen Spaß mehr macht und sich wie<br />

ein Job anfühlt, werde ich wahrscheinlich<br />

aufhören; ich bin jetzt im Halbruhestand<br />

und genieße einfach das Leben mit<br />

meinem Mann.<br />

Da hast du absolut recht! Erotik in gedruckter<br />

Form ist immer auch etwas<br />

anderes als Erotik im Bild oder in einem<br />

Video. Wie hältst du deine Leser »bei der<br />

Stange«, was ist wichtig, um einen richtig<br />

guten schwulen Roman zu schreiben?<br />

Ich denke, da gibt es gar nicht so viele<br />

Unterschiede, denn ich versuche, Bilder<br />

im Kopf des Lesers zu erzeugen. Das häufigste<br />

Feedback, das ich von Lesern erhalte,<br />

ist, dass sie das Gefühl haben, mitten<br />

in der Geschichte zu sein, wie eine Fliege<br />

an der Wand im Zimmer. Viele Autoren<br />

schreiben in der ersten Person, während<br />

ich in der dritten Person schreibe, das<br />

ist toll, denn ich schreibe gerne aus der<br />

Perspektive aller Figuren. In einer Szene<br />

sollte man die emotionalen Gefühle und<br />

Wünsche aller Beteiligten nachvollziehen<br />

können. Der Dom und seine Lust an Kontrolle<br />

und Manipulation, dem gegenüber<br />

der Sub, der sich fragt, was passieren wird,<br />

während er den Dom anbetet und hofft,<br />

kontrolliert zu werden. Damit Erotik gut<br />

funktioniert und die Leser »bei der Stange«<br />

hält, muss die Geschichte einfach gut<br />

erzählt werden. Wenn es nur ständig um<br />

Sex geht, wird es sehr schnell langweilig.<br />

Ich liebe es, glaubwürdige Charaktere<br />

zu erschaffen und ihnen interessante<br />

Hintergrundgeschichten zu geben. Ihre<br />

emotionale Entwicklung in den Büchern<br />

ist entscheidend und macht mir beim<br />

Schreiben am meisten Spaß.<br />

Wie kommst du auf deine Ideen? Ist<br />

vieles davon selbst erlebt oder entspringt<br />

das meiste davon eher deiner Fantasie?<br />

Es ist eine Kombination. Die Handlungsstränge<br />

entspringen meiner Fantasie, und<br />

manchmal hat auch mein Mann eine gute<br />

Idee für eine Geschichte. Er hatte die Idee<br />

für Lutterworth House und Trade zum<br />

Beispiel. Ich baue dann eine Geschichte<br />

um diese Idee herum auf. Visuelle Pornoszenen<br />

können mir sicherlich ab und<br />

an Ideen für Sexszenen liefern, aber in<br />

meinem eigenen schmutzigen Kopf gibt<br />

es zumeist genug, von dem ich schöpfen<br />

kann. Bei Misfits hätte ich noch lange<br />

weiterschreiben können, aber mir kam<br />

die Idee in den Kopf, eine Geschichte<br />

zu schreiben, in der jemand aus einer<br />

schrecklichen Situation gerettet wird. Ein<br />

echter, hilfsbereiter Samariter kommt zur<br />

Rettung und es entwickelt sich eine große<br />

Liebe – daraus wurde dann Lifesaver. Alle<br />

meine Bücher enthalten auch eine gewisse<br />

Romantik, sozusagen Hardcore-Action<br />

gemischt mit sensiblen Momenten.<br />

Alle deine Geschichten spielen in der<br />

Gegenwart, abgesehen von Lutterworth<br />

House. Wie kam es dazu?<br />

Die Idee, eine Geschichte über ein großes<br />

Haus mit vielen Wohnungen in den<br />

1970er Jahren zu schreiben, stammt<br />

von meinem Mann. Ich beschloss, die<br />

Geschichte in das Jahr 1979 zu verlegen,<br />

also in eine Zeit vor AIDS, aber nach der<br />

Legalisierung der Homosexualität in<br />

Großbritannien. Ich wollte über eine optimistische<br />

Zeit des Schwulseins schreiben,<br />

über neue Freiheiten, Veränderungen in<br />

der Politik, aber auch über eine Zeit voller<br />

Homophobie, Rassismus und einer Underground-Lederkultur,<br />

in der man Jungs<br />

noch nicht mit einer App kennenlernen<br />

konnte. Eine Zeit, bevor die Schrecken des<br />

nächsten Jahrzehnts eintreten würden.<br />

Ich habe viel über die damalige Zeit<br />

recherchiert, um sicherzugehen, dass ich<br />

alles richtig wiedergebe. Für dieses Buch<br />

habe ich sogar einen Soundtrack zur<br />

Geschichte zusammengestellt. Auch hier<br />

war es enorm wichtig, zu recherchieren<br />

und sicherzustellen, dass die Songs zu dem<br />

Zeitpunkt, an dem die Geschichte spielt,<br />

auch veröffentlicht wurden. Für Lutterworth<br />

House gibt es also eine Spotify- und<br />

YouTube-Playlist, die das Buch begleiten.<br />

Ich persönlich finde, dass Lutterworth<br />

House eines meiner bisher besten Bücher<br />

ist, und möglicherweise auch eines der<br />

düstersten.<br />

Da will man sofort mit dem Lesen<br />

loslegen, Nick! Aber verrate mir noch,<br />

welchen Ratschlag würdest du anderen<br />

schwulen Autoren mitgeben? Was ist<br />

wichtig?


Kunst | Kultur 12<br />

Ich unterhalte mich mit einer Reihe von<br />

anderen Autoren, da wir uns gegenseitig<br />

unterstützen. Ich bin mehr als glücklich,<br />

wenn ich neuen Autoren helfen kann.<br />

Es gibt viel Platz für uns alle. Was den<br />

Erfolg angeht, bin ich mir nicht sicher.<br />

Es ist schwer, Erfolg zu messen. Für mich<br />

ist es die Verbindung zu den Lesern. Die<br />

sozialen Medien sind für mich sehr wichtig,<br />

und es ist wunderbar, dass ich mich<br />

direkt mit den Lesern unterhalten kann.<br />

Ich weiß auch, dass sie es schätzen, dass<br />

ich dort gut erreichbar bin. Die sozialen<br />

Medien haben den meisten von uns unabhängigen<br />

Autoren geholfen.<br />

Ich finde auch deine Buchcover sehr ansprechend<br />

und spannend. Wie entstehen<br />

diese und wie suchst du sie aus?<br />

Danke dir! Da ich aus dem Marketing<br />

komme, nehme ich die Verpackung<br />

meiner Geschichten sehr ernst. Als ich<br />

mit den Kindle-Büchern begann, war ich<br />

mir nicht sicher, was ich mit den Covern<br />

machen sollte. Mir wurde schnell klar,<br />

dass ich nicht einfach ein Bild eines sexy<br />

Ledersoldaten aus dem Internet verwenden<br />

konnte. Ich muss dafür sorgen,<br />

dass das Cover das verkauft, was im Buch<br />

steht. Für Misfits habe ich noch eigene<br />

Fotoshootings gemacht, danach habe<br />

ich damit angefangen, meine Cover von<br />

Grund auf mit einem Grafikdesigner zu<br />

gestalten. Ich entscheide anhand eines detaillierten<br />

Briefings genau über Aussehen,<br />

Stimmung und Struktur, also im Grunde<br />

alles, was ich auf dem Cover darstellen<br />

möchte. Ich kümmere mich auch auf Social<br />

Media um alles, sodass die Leute, die<br />

mich anschreiben, mich auch tatsächlich<br />

erreichen.<br />

Wie war es dann für dich, dein erstes gedrucktes<br />

Buch in Händen zu halten?<br />

Mein erstes physisches Exemplar zu bekommen,<br />

war unglaublich. Erst da wurde<br />

mir klar, dass ich tatsächlich ein Buch geschrieben<br />

hatte. Kindle ist großartig, aber<br />

ein echtes Buch aus Papier bedeutet mir<br />

so viel mehr. Der zweite Moment war, als<br />

die Leser auf Instagram anfingen, Bilder<br />

von meinem Buch bei sich zu Hause zu<br />

teilen. Zu sehen, wie beispielsweise ein<br />

Coverbild meines Hinters in den Händen<br />

von sexy Ledermännern auf der ganzen<br />

Welt liegt, war ein unglaublicher Moment.<br />

Ein echter Knaller!<br />

Kennst du so etwas wie eine Schreibblockade<br />

dann überhaupt?<br />

Bei mir ist das einfach, ich schreibe nur,<br />

wenn ich schreiben will. Ich erzwinge<br />

es nicht. Bei meinem letzten Buch hat es<br />

zum Beispiel viel länger gedauert, weil ich<br />

immer wieder damit aufgehört und angefangen<br />

habe. Meine neue Regel ist, dass<br />

ich immer zuerst den gesamten Bogen<br />

der Geschichte kenne, Anfang, Mitte und<br />

Ende, bevor ich anfange, zu schreiben.<br />

Dann weiß ich immer, wo ich am Ende<br />

landen muss. Vielleicht weiche ich unterwegs<br />

ab und ändere die Geschichte ein<br />

wenig, wenn neue Ideen auftauchen, aber<br />

ich weiß immer, wohin ich zurückkommen<br />

muss.<br />

Tom of Finland hat einmal gesagt, er<br />

weiß, dass ein Bild richtig gut geworden<br />

ist, wenn er beim Malen eine Erektion<br />

bekommt. Wie geht es dir, wenn du<br />

schreibst?<br />

Haha! Ganz genau! Tom hatte Recht!<br />

Wenn ich eine Hardcore-Szene schreibe<br />

und ich steinhart bin und die Wichse<br />

fließt, dann weiß ich, dass es eine gute<br />

Szene ist!<br />

Du bist ganz tief in die Welt der Träume<br />

und Wünsche von schwulen Männern<br />

eingetaucht, hast sie mitgenommen in<br />

den Darkroom ebenso wie zu blondgelockten<br />

Jungs oder zu geheimnisvollen<br />

Lebensrettern. Verrate uns, was sind die<br />

tiefsten und intimsten Wünsche und Begierden<br />

von schwulen Männern?<br />

Verflixt, das ist eine schwierige Frage.<br />

Frage hundert schwule Kerle danach<br />

und du erhältst hundert verschiedene<br />

Antworten. Ich kann also nur aus meiner<br />

persönlichen Sichtweise heraus antworten.<br />

Ich glaube, Männer lieben es, wenn<br />

etwas Neues passiert, eine Überraschung,<br />

manchmal angenehm, manchmal beängstigend<br />

und gefährlich, riskant und dunkel,<br />

um das Blut in Wallung zu bringen. Aber<br />

ich glaube auch, dass wir Männer, ganz<br />

gleich wie versaut wir beim Sex sein<br />

wollen, wie unterwürfig oder dominant<br />

wir sein wollen, tief im Inneren eine emotionale<br />

Verbindung zu jemandem suchen<br />

und haben wollen. Ich selbst möchte<br />

geliebt werden und lieben. Ein Leben mit<br />

einer gleichgesinnten Person teilen. Ich<br />

bin nicht hier, um irgendjemandem zu<br />

»<br />

Für mich ist Leder ein<br />

ursprüngliches Material, das<br />

alle meine Sinne anspricht und<br />

reizt. Ich liebe das Gefühl, den<br />

Geruch und das Geräusch von<br />

Leder, wenn man es trägt. Es ist<br />

wie eine zweite Haut zu meiner<br />

eigenen.<br />

»<br />

Der Anblick von Leder, sein<br />

Glanz und seine Beschaffenheit,<br />

seine Form, wenn es den<br />

männlichen Körper umhüllt,<br />

erregt mich. Leder zu tragen gibt<br />

mir innere Kraft und Zuversicht.<br />

Es bringt mir innere Freude.


13<br />

Kunst | Kultur<br />

sagen, wie er sein Leben leben soll, ich erzähle<br />

in meinen Büchern nur von einigen<br />

Männern und ihren Beziehungen.<br />

Ich kenne das von vielen Kreativen, die<br />

oftmals ganz in ihre Welt versinken,<br />

wie sieht das bei dir aus? Lässt du dich<br />

manchmal ganz in deine Geschichten<br />

hineinfallen und davontragen?<br />

Ja, ganz und gar! Wenn ich ein Buch<br />

schreibe und mitten im Fluss bin, denke<br />

ich ständig an meine Figuren und daran,<br />

was sie wohl als Nächstes tun werden.<br />

Ich liebe es auch, genau zu recherchieren.<br />

Ich schreibe Charaktereigenschaften,<br />

Körperbau, Haare, Augen, Hautfarbe,<br />

Alter, Schwanzgröße, einfach alles auf<br />

und finde auch ein passendes Gesichtsbild<br />

dazu im Internet, auf das ich mich dann in<br />

meinem Kopf konzentrieren kann.<br />

In deinen Büchern dreht sich viel auch<br />

um Fetisch, die Lust am Schmerz oder der<br />

Unterwerfung. Was macht für so viele<br />

schwule Männer daran den besonderen<br />

Reiz bis heute aus, was glaubst du?<br />

Leder ist, wie viele andere Kinks auch,<br />

eine Erweckung. Man outet sich als<br />

schwul, und dann outet man sich als<br />

Lederkerl. Für mich ist Leder ein ursprüngliches<br />

Material, das alle meine<br />

Sinne anspricht und reizt. Ich liebe das<br />

Gefühl, den Geruch und das Geräusch<br />

von Leder, wenn man es trägt. Es ist wie<br />

eine zweite Haut zu meiner eigenen. Die<br />

Tatsache, dass es vorher ein Lebewesen<br />

war, verstärkt das Gefühl noch zusätzlich.<br />

Der Anblick von Leder, sein Glanz und<br />

seine Beschaffenheit, seine Form, wenn es<br />

den männlichen Körper umhüllt, erregt<br />

mich. Ich kann einen Mann in Leder auf<br />

hundert Schritte Entfernung erkennen.<br />

Es ist wie ein Lederradar, ich bin darauf<br />

programmiert, ihn aufzuspüren, und ich<br />

glaube, anderen Lederliebhabern geht es<br />

genauso. Ich genieße auch den Geschmack<br />

von Leder. Eine behandschuhte Hand auf<br />

dem Mund, einen warmen Schenkel lecken,<br />

oder mehr. Es ist einfach in meinem<br />

Wesen. Leder zu tragen gibt mir innere<br />

Kraft und Zuversicht. Es bringt mir innere<br />

Freude.<br />

Du sagst, dass deine Bücher echt dicke<br />

Dinger sind. Also zum Schluss, lass mich<br />

fragen: Spielt die Größe doch eine Rolle?<br />

Nee, es kommt auf die Art und Weise an,<br />

wie man damit umgeht!<br />

Nick, vielen Dank dir fürs Gespräch! (ms)<br />

»Ganz gleich wie versaut wir<br />

Männer beim Sex sein wollen,<br />

wie unterwürfig oder dominant<br />

wir sein wollen, tief im Inneren<br />

suchen und wollen wir eine<br />

emotionale Verbindung zu<br />

jemandem.<br />

Nicks Bücher sind über Amazon weltweit<br />

als Kindle, Kindle Unlimited, Taschenbuch<br />

und Hardcover erhältlich.<br />

http://author.to/NickChristie


Kunst | Kultur 14<br />

DARKROOM<br />

by Nick Christie<br />

A story that is centred around a gay leather club in<br />

South London. Leatherman Ross gets to hookup with<br />

head barman Mickey, from the club.<br />

Ross studied the office door, behind the<br />

bar, that he saw Mickey head through at<br />

least two or three minutes ago. It suddenly<br />

opened, and he saw Mickey come out<br />

with the jacket of his two-piece bike suit<br />

now attached to the bottoms. He was also<br />

carrying two crash helmets.<br />

Ross suddenly realised he was going<br />

on the back of a bike, having not fully<br />

put two and two together earlier when<br />

Mickey asked about riding pillion. God, he<br />

could be so slow sometimes, he thought<br />

to himself. His heart started to beat faster<br />

at the thought and when he saw Mickey<br />

heading his way across the crowded<br />

room, the heart rate increased further.<br />

Fuck, he was a hot guy, especially in that<br />

Dainese bike suit. All black except the<br />

white stripe on the leg and sleeve, along<br />

with the awesome devil logo on the chest.<br />

“Hey handsome, you decided I was worth<br />

the wait then!” Mickey shouted over the<br />

music and gave Ross a kiss on the lips, shoving<br />

a helmet in his stomach and hands.<br />

“Totally. You look fucking awesome in<br />

that bike suit!” he shouted in reply. Mickey<br />

cupped his ears, not really hearing,<br />

and then beckoned Ross to follow him.<br />

They went out the main club door and<br />

into the night air.<br />

Ross followed Mickey, studying his arse as<br />

he walked casually to the backyard of the<br />

club, stopping at the gate to enter the pin<br />

code for the metal panelled gates. It was<br />

now pretty dark, but fortunately as they<br />

opened the gate a security light came on<br />

and Mickey and the yard were floodlit. Ross<br />

noticed the light shining brightly against<br />

the sheen of Mickey’s leathers as well as his<br />

wavy hair. Then Ross saw the bike.<br />

“Wow, nice bike!”<br />

“She sure is. Had her about three months.<br />

Purrs like a bitch,” Mickey smiled as he<br />

took the Kawasaki Ninja 650 off her legs<br />

and wheeled her out the gate.<br />

Ross followed. He took off his Muir cap<br />

and stuffed it into his jacket and zipped<br />

up. He then pulled the helmet on and did<br />

up the straps.<br />

“Shut the gate and then climb on, sexy. I’m<br />

gonna take you for a ride,” Mickey winked<br />

as he straddled the Kawasaki and put on<br />

his helmet.<br />

Ross flipped down the passenger footrests<br />

and climbed on behind Mickey. He was<br />

seated a little higher up, but he pulled<br />

in close and wrapped his leathered legs<br />

around Mickey’s sides and pressed his<br />

groin into the small of Mickey’s back. He<br />

placed his arms around Mickey’s waist<br />

and chest and held his firm leather-clad<br />

body close as Mickey started the bike. He<br />

looked back at Ross, nodded and then moved<br />

off the pavement onto the open road.<br />

The pair cruised down Camberwell New<br />

Road on their way to Mickey’s place in<br />

Peckham. The roads were still reasonably<br />

busy, but Mickey made good pace, passing<br />

the cars and buses full of late-nighters<br />

either heading out or heading home. Ross<br />

hugged tightly as the bike weaved in and<br />

out of the traffic. The warm night air was<br />

rushing into his face as Ross tried to concentrate<br />

on where he was and where he<br />

was likely to be going. That was the thrill<br />

of a hookup. Who knew what you might<br />

get or find at the other end of the liaison?<br />

But he knew Mickey was probably a<br />

good guy and he was getting hard at the<br />

thought of fucking him, preferably in that<br />

bike suit.


15<br />

Kunst | Kultur<br />

Mickey followed the road and started to<br />

enter into the outskirts of Peckham. He<br />

then turned right into Clayton Road and<br />

then a second right into a side road next<br />

to a block of apartments. Mickey pulled<br />

up and parked, turning the engine off.<br />

Ross could still feel the buzz of the bike on<br />

his legs as he climbed off.<br />

“Welcome to Chez Mickey’s,” Mickey said,<br />

pulling off his helmet. He chained and locked<br />

up the bike. Ross removed his helmet<br />

and the two walked towards the entrance<br />

of the block. Ross looked around his surroundings.<br />

He knew where he was. He<br />

had attempted to sell similar properties in<br />

this area. They entered the lobby of the<br />

building, probably 1980s, Ross thought,<br />

looking at the décor as they headed for<br />

the elevator.<br />

“Fourth floor. You may need to hold ya<br />

breath in here,” Mickey grinned.<br />

They entered the elevator and Ross took<br />

his chance and pushed Mickey against the<br />

wall.<br />

“Better still, I’ll have some of your breath,”<br />

Ross said, as he went in for a hard kiss.<br />

The men’s crash helmets banged against<br />

the elevator walls as they tasted each<br />

other hard, their free arms groping and<br />

pulling at each other’s leather gear, feeling<br />

and tasting. Ross pushed his legs and<br />

thighs against Mickey’s, pinning him in<br />

place as he devoured his face.<br />

The doors opened and Mickey pushed<br />

Ross back and shoved him out the elevator<br />

with a grin.<br />

“You are a hungry, sexy boy. Let’s get into<br />

my flat.”<br />

Mickey grappled with his keys in his one<br />

free hand. Meanwhile, Ross was grabbing<br />

at him and attempting to kiss him and his<br />

neck.<br />

“Hold on, Mister, let’s get this fucking door<br />

sorted and then you can have your fill,”<br />

he laughed as he successfully opened the<br />

door.<br />

It was barely open as Ross pushed him<br />

in and moved forward for more kisses,<br />

dropping their helmets to the floor of the<br />

lobby as they returned to their urgent<br />

kisses.


Kunst | Kultur<br />

16<br />

Moving into the bedroom, Mickey started<br />

to unzip his leather two-piece.<br />

“No, leave it on. I wanna fuck you in gear<br />

and I want that cock now.” Ross pulled<br />

at Mickey’s fly and pushed him towards<br />

the bed. Mickey fell back and decided to<br />

give into the advances. This boy wanted<br />

him real bad and who was he to argue, he<br />

decided.<br />

Ross was on his knees, still gloved, pulling<br />

at Mickey’s zipper fly. Mickey sat up and<br />

decided to unzip the two-piece trousers<br />

from the jacket to at least allow some<br />

movement. Ross eventually got what he<br />

was looking for. Mickey’s hard-on sprang<br />

out of the fly as Ross pulled back the<br />

undies. Ross then sank his face straight<br />

onto Mickey’s ample six inches, relishing<br />

the salty foreskin. Ross’ favourite: uncut<br />

cock, and it tasted great after a full shift<br />

encased in those leathers. He buried his<br />

face into Mickey’s jeans, his nose deep in<br />

his pubes. The smell was beautiful, hot<br />

man, sweat and leather.<br />

“Fuck, you are eager,” Mickey said placing<br />

his hands on Ross’ head, «and that feels<br />

amazing. Go suck, boy. I have a real good<br />

load for you. Been days since I blew.”<br />

Mickey sat up.<br />

“Let me get this tee off,” he said as he<br />

pulled his jacket off and tugged at the<br />

T-shirt. He then put the jacket back onto<br />

his bare chest. Ross paused and admired<br />

Mickey’s torso. Great shoulder definition<br />

and arms, but he could see that under the<br />

T-shirt. The body hair, he could now see<br />

fully, was a real treat. Ross couldn’t help<br />

himself.<br />

“Fuck! That fur! And those pits. Let me at<br />

them.”<br />

Ross moved forward, pushing Mickey<br />

back and lying across him as he buried<br />

his face and tongue into Mikey’s chest. He<br />

licked his way across his chest and around<br />

the nipples, pushing Mickey’s right arm<br />

up and burying his face into his armpit,<br />

his face was now fully inside the jacket<br />

lapel and in his pit, licking the sweat and<br />

taste of Mickey.<br />

Mickey giggled at the feeling, slightly<br />

ticklish, then used his hand and pushed<br />

Ross in further.<br />

“You dirty cunt. You love it, don’t you?<br />

Filthy fuck. Yeah, get your fill.”<br />

Ross moaned as he pushed in deeper while<br />

his hands grabbed Mickey’s sides and<br />

back. Eventually he pulled out and went<br />

in for a kiss.<br />

Mickey could taste his own sweat on Ross’<br />

lips and tongue. Eventually he could taste<br />

Ross only and it was a taste he liked. He<br />

was a great kisser too.<br />

Ross pulled back and smiled, “I need to<br />

fuck you,” he said, grabbing at his Langlitz<br />

pants belt and fly.<br />

He got up off Mickey and sorted himself,<br />

revealing a brown bush of pubes and<br />

rock-hard cock. The purple head already<br />

pushed out beyond the foreskin. Mickey<br />

smiled at the sight.<br />

“You are a big boy. Is that about seven?”<br />

“There or thereabouts,” Ross grinned patting<br />

his meat into his leather gloved hand.<br />

“Ok, handsome. Let’s take a look at that<br />

arse of yours.”<br />

Mickey got off the bed and turned, pulling<br />

his leather trousers down just proud of his<br />

arse cheeks, slowly pulling them apart to<br />

reveal his willing cunt. He’d half expected<br />

to feel a cock rest in the gap of his arse<br />

but Ross dropped to his knees, grabbed<br />

Mickey’s hips and thrust his face into the<br />

hole, licking and rimming him real hard.<br />

“Fuck, man, you really can’t get enough of<br />

my sweat and smell, can you? Oh fucking<br />

hell, that feels fucking good.”<br />

Mickey started to stroke his meat as his<br />

arse was being rimmed. The sensations of<br />

Ross’ tongue and lips, as well as the small<br />

amount of stubble on his chin were a<br />

heady mix of sensations.<br />

Ross was enjoying every part of Mickey’s<br />

body. His arse tasted perfect; real man<br />

smell. Sweat, leather and arse, something<br />

he had grown to like more and more and<br />

sometimes really dirty fellas. Mickey was<br />

a good balance though. He was clean but<br />

had worked a hot, sweaty shift and that<br />

made for good eating in Ross’ mind. He<br />

knew what he was eating was clean stink!<br />

Ross came up for air.<br />

“Got any lube?”


17<br />

Kunst | Kultur<br />

“Yeah, top drawer,” Mickey pointed. Ross<br />

found the tube and applied some to his<br />

cock. He began to circle Mickey’s hole<br />

with his lubed dick.<br />

“I’m assuming you’re a bottom. Never<br />

thought to ask; sorry,” Ross paused.<br />

“Bit late now. Would I have presented myself<br />

so willingly?” Mickey laughed. “Actually<br />

I’m versatile, so watch out, ‘Top Boy.’ I<br />

may be coming after you later. Now stop<br />

talking and breed my fucking hole.”<br />

Ross grabbed the collar of Mickey’s<br />

leather jacket and positioned his cock on<br />

his hole. He then slowly but continually<br />

drove in. Mickey gasped and moaned as<br />

Ross pushed his way in.<br />

“Oh fuck, yeah,” Mickey groaned.<br />

“Fucking nice and tight,” Ross said as he<br />

pulled Mickey upright and pulled him in<br />

close as he fucked him from behind. Ross<br />

had his arms around Mickey’s waist and<br />

chest, stroking his hard pecs and abs and<br />

feeling his cock and balls with his leather<br />

gloves.<br />

Mickey could feel Ross all over him, his<br />

hot breath on his neck and the occasional<br />

kiss and bite. His gloved hands stroked his<br />

chest, abs, cock and balls, while this sexy<br />

man’s cock was drilling his hole roughly.<br />

All he could smell was his and Ross’ leather<br />

gear as air rushed through the clothing<br />

with their fucking and excitement.<br />

The sweat of the lads’ bodies was adding<br />

to the fragrance of the room.<br />

“I need to see you as I fuck you, handsome.<br />

Let’s get you on your back,” Ross<br />

said, as he pushed Mickey on the bed and<br />

flipped him over with a huge grin on his<br />

face, presenting a gorgeous boner.<br />

“I hate to say it, but these pants have gotta<br />

go. Mickey had his legs in the air. Ross<br />

pulled at the boot’s Velcro strips and<br />

pulled the left one off first, putting his<br />

face into the socked foot, more smell to<br />

treasure.<br />

“Man, you smell good everywhere.”<br />

Ross pulled off the other and then tugged<br />

at the leather pants, which dragged the<br />

undies away at the same time.<br />

“Leave the jacket on, sexy. I want you in<br />

some gear,” Ross smiled, as he threw the<br />

pants and boots to the floor and fell down<br />

between Mickey’s legs. Mickey, in return,<br />

wrapped his legs around his new BLUFdressed<br />

man.<br />

“Come here, handsome. Now fuck me,”<br />

Mickey grinned.<br />

The two entwined and kissed each other<br />

hard. Their hands inside each other’s<br />

jackets, Ross feeling Mickey’s skin covered<br />

in sweat from the action and Mickey<br />

feeling the smooth sexy feeling of Ross’ leather<br />

shirt and pulling at his Sam Browne<br />

belt. Finally, Ross positioned his cock on<br />

Mickey’s hole and drove it back in hard.<br />

Mickey gasped at the force and pulled<br />

Ross in closer for more mouth action.<br />

Ross smashed at Mickey’s hole, enjoying<br />

each long thrust. In and out, like a piston,<br />

he fucked Mickey with all he had. It felt<br />

so good to be fucking a man who he found<br />

so attractive, not just a trick he could take<br />

or leave. This guy was just the kind of<br />

man he had wanted for many years and<br />

here he was fucking him. His cock and<br />

whole body were in complete joy from<br />

the sight below him. Mickey grinning and<br />

wincing in equal measure as Ross ploughed<br />

his new friend. He was tugging at his<br />

own rock-hard cock as Ross bred him.<br />

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Kunst | Kultur 18<br />

Eventually Ross needed to release and<br />

without warning he shouted, «Fuck! Here<br />

I fucking cum!” and Mickey pulled with<br />

his left hand at Ross’ leather-clad arse as<br />

Ross flooded his hole with his load, beating<br />

his own meat with his right.<br />

“Fuck yeah, handsome. Give me that<br />

filth!” Mickey yelled.<br />

As Ross released so did Mickey, blowing<br />

his load up his chest onto his and Ross’<br />

leathers. The two collapsed after the<br />

exertion.<br />

“Fuck, you are a great shag,” Mickey panted,<br />

going in for more kisses, as Ross, also<br />

breathing heavily, slowed his motions.<br />

Mickey released his legs from around<br />

his new leather man and Ross rolled off,<br />

exhausted.<br />

“Fuck, that was incredible, Mickey.”<br />

The pair lay still for a while breathing<br />

hard. Ross was examining the mess on his<br />

leather shirt and Sam Browne belt.<br />

“Fuck, that’s a real mess….” He stopped talking<br />

when he felt Mickey’s hand take his<br />

gloved hand. A tender gesture he wasn’t<br />

expecting. What was the protocol now?<br />

Normally with a hookup, he would be up<br />

and out of the house as soon as he could.<br />

So many times he’d had those awkward<br />

after-fuck moments when people forget<br />

how to speak. Almost embarrassed by<br />

what had just happened.<br />

This felt different and was the first time<br />

someone had held his hand after sex like<br />

this. Ross turned to find Mickey smiling<br />

at him.<br />

“I suppose I better get cleaned up and<br />

out of your hair,” Ross said, gauging the<br />

situation.<br />

“You deffo need to get cleaned up, but you<br />

can stay if you like,” Mickey replied.<br />

“Really?”<br />

Ross sat up. “I’d like that very much, if you<br />

don’t mind.”<br />

“My pleasure, and we can start round two<br />

in the morning,” Mickey laughed, sitting<br />

up and taking his jacket off and heading<br />

to the bathroom. “Come and get your gear<br />

cleaned in here and let me help you out<br />

those leathers, handsome.”<br />

Ross got up and followed Mickey to the<br />

bathroom. The guys cleaned up and Mickey<br />

slowly unbuckled Ross’ Sam Browne,<br />

removed the Langlitz jacket and then unpoppered<br />

his shirt, revealing a nice chest.<br />

Not perfectly toned but natural and sexy.<br />

Mickey kissed his nipples which made<br />

Ross giggle. Ross unbelted his leather<br />

jeans. He sat on the toilet seat to wrestle<br />

with his Dehner patrol boots.<br />

“Let me help you with those,” Mickey said,<br />

kneeling down to assist.<br />

He was totally naked and helped pull at<br />

the boots. Ross braced himself on the toilet<br />

and watched as his handsome barman<br />

assisted. Mickey pulled them off in turn,<br />

taking the opportunity to smell them both<br />

before putting them to one side.<br />

“Fuck, they smell good, as do you, sexy.”<br />

Mickey stood up and watched as Ross<br />

pulled off his socks and then the leather<br />

jeans. He then stood up and the pair<br />

walked back to the bed naked and fell on<br />

it. Ross dived in for further kisses as the<br />

two started to get semis again with all<br />

the ritual undressing and feeling of each<br />

other’s bodies. They made out some more<br />

before Mickey put out the light.<br />

As Mickey spooned Ross, Ross said,<br />

“Thanks for letting me stay.”<br />

“Thanks for saying yes. I like you Ross; I<br />

like you a lot,” Mickey replied, kissing the<br />

back of his head.<br />

“Yes, I think you’re pretty cool. Plus getting<br />

a cab round here at this hour is never<br />

easy,” Mickey smiled, surprising himself<br />

with offering this situation. He too normally<br />

chucked hookups out as soon as the<br />

deed was done, but he’d just had the best<br />

fuck in a long while and he kinda liked<br />

this guy.<br />

Nick Christie<br />

© 2020 a Guya called Nick<br />

All rights reserved. This book or any portion thereof may not be reproduced or<br />

used in any manner whatsoever without the express written permission of the<br />

publisher except for the use of brief quotations in a book review.


ALWAYS<br />

WITH YOU,<br />

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Fetisch 20


21 Fetisch<br />

Wie finde ich den richtigen<br />

Master oder Sklaven?<br />

DATINGSUCHE<br />

IM FETISCH?!<br />

Seien wir ehrlich – den Master oder Sklaven unserer Träume zu<br />

finden ist schwer. Schon das Treffen mit einem ernsthaften Kandidaten<br />

kann eine Herausforderung sein. Dies führt dazu, dass sich die<br />

Erfahrungen eines Masters von denen eines Sklaven unterscheiden,<br />

wenn er versucht, jemanden zu finden. Ein Master wird in der Regel<br />

von vielen Leuten kontaktiert, und er muss viele Leute filtern, um<br />

einen echten Sklaven zu finden – ganz zu schweigen von jemandem,<br />

an dem er interessiert sein könnte. Das kann zu Frustration führen,<br />

wenn man so viel Zeit auf einen Kandidaten verwendet und dann<br />

feststellt, dass er pure Zeitverschwendung ist.<br />

Ein Sklave hingegen neigt dazu, einen<br />

Master zu kontaktieren und überhaupt<br />

keine Antwort zu erhalten. Ein Sklave<br />

muss also weitermachen, obwohl er von<br />

den meisten Personen, die er kontaktiert,<br />

keinen Kontakt oder keine Rückmeldung<br />

erhält. Also, wie kann man am besten<br />

vorgehen?<br />

Welche miesen Typen tummeln sich<br />

online?<br />

Du kannst die Eintagsfliegen, mit denen<br />

du auf Online-Plattformen wie Recon in<br />

Kontakt treten kannst, in vier Kategorien<br />

einteilen:<br />

• Fantast oder »Der Zeitverschwender«<br />

• Der Psychopath oder »Der Charmeur«<br />

• Der Unbeherrschte oder »Der leicht zu<br />

Erregende«<br />

• Der Neugierige oder »Ich bin mir nicht<br />

sicher«<br />

Sowohl Master als auch Sklaven können<br />

in diese Kategorien fallen.<br />

Fantast oder »Der Zeitverschwender«<br />

Das sind die meisten Menschen, denen<br />

du begegnen wirst – vor allem, wenn du<br />

24/7 suchst. Diese Person weckt unsere<br />

Hoffnungen und nimmt einen Großteil<br />

unserer Zeit in Anspruch, aber dann stellen<br />

wir fest, dass nichts an dieser Person<br />

echt ist. Oft verschwindet ihr Online-<br />

Profil, oder sie antworten nicht mehr auf<br />

Nachrichten. Oder, wenn die Dinge schon<br />

weiter fortgeschritten sind, kommen sie<br />

nie zu dem vereinbarten Treffen.<br />

Der Psychopath oder der »Charmeur«<br />

Sie kommen charmant rüber. Und oft<br />

fühlt man sich von ihnen bezaubert. Aber<br />

mit der Zeit wird man feststellen, dass<br />

sie sich verändern. Die Persönlichkeit,<br />

die Geschichten und Fakten, die sie dir<br />

erzählen, werden sich mit der Zeit verändern.<br />

Du wirst auch feststellen, dass ihre<br />

Handlungen und Verhaltensweisen nicht


Fetisch 22<br />

mit dem übereinstimmen, was sie sagen.<br />

Und du wirst zudem feststellen, dass sie<br />

sehr gut darin sind, dich zu manipulieren,<br />

um zu bekommen, was sie wollen, und du<br />

wirst leider lange Zeit diese Diskrepanz<br />

ignorieren, weil du diese Person so sehr<br />

zu mögen beginnst. Oft werden sie dich<br />

auf dem falschen Fuß erwischen, und du<br />

wirst so nie ein vollständiges Bild von<br />

ihnen erhalten.<br />

Der Unbeherrschte oder »Der leicht<br />

zu Erregende«<br />

Diese Person ist sehr schnell wütend,<br />

manchmal wählerisch. Du tust vielleicht<br />

etwas, von dem du gar nicht weißt, dass<br />

es für den anderen beleidigend ist, aber<br />

trotzdem wird dieser sofort wütend und<br />

blockt dich. Ein anderes Mal musst du<br />

dich ständig beherrschen, nur um sie<br />

nicht zu verärgern. Einige ihrer Ansichten<br />

darüber, wie das Leben sein sollte, können<br />

auch ungesund sein. Zum Beispiel wollen<br />

manche Master ihre Sklaven zwingen,<br />

Drogen zu nehmen und zu trinken, damit<br />

diese von ihnen abhängig werden.<br />

Beachte: Es kann leicht passieren, dass<br />

man den Unbeherrschten mit dem<br />

Psychopathen verwechselt, warum also<br />

die beiden in verschiedene Gruppen einteilen?<br />

Es ist wichtig, die Unterschiede zu<br />

beachten. Menschen, die durch den Wind<br />

sind, werden sich hier gerne und schnell<br />

offenbaren. Sie sind in ihrem Verhalten<br />

sehr offensichtlich und es ist schwer,<br />

mit ihnen umzugehen. Im Gegensatz<br />

dazu wird der Psychopath nicht auffällig<br />

sein. Du wirst dich unglaublich zu ihnen<br />

hingezogen fühlen. Daher ist der andere<br />

Name für den Psychopathen auch der<br />

Charmeur.<br />

Der echte Deal<br />

Die Menschen wissen vielleicht noch<br />

nicht genau, was sie wollen, aber sie wissen,<br />

dass sie eine Art von Master-Sklaven-<br />

Beziehung wollen und arbeiten aktiv daran,<br />

diese Beziehung zu finden. Dies führt<br />

zu einem Widerspruch. Sowohl Master<br />

als auch Sklaven müssen filtern, um den<br />

Real Deal zu finden. Aber das manifestiert<br />

sich auf unterschiedliche Weise.<br />

Ein Master erhält wie gesagt viel mehr<br />

Nachrichten und Anfragen von Sklaven<br />

als ein Sklave, der Nachrichten von Mastern<br />

erhält. Das ist nicht immer der Fall,<br />

aber im Allgemeinen ist es der Sklave,<br />

der sich meldet. Daher kann ein Sklave<br />

leicht feststellen, dass ein Master ungeduldig<br />

ist, weil er es mit so vielen Zeitverschwendern<br />

zu tun hat, und ein Sklave,<br />

der Fragen stellt, kann ein Zeichen dafür<br />

sein, dass ein weiterer Fantast seine Zeit<br />

verschwendet hat. Doch ein potenzieller<br />

Sklave, der Fragen stellt, versucht vielleicht<br />

auch nur herauszufinden, ob der<br />

Master ein Psychopath oder ein echter<br />

Mann ist.<br />

Der Neugierige oder »Ich bin mir<br />

nicht sicher«<br />

Diese Menschen könnten später gute<br />

Kandidaten sein. Aber im Moment sind<br />

sie noch nicht bereit, weiterzugehen.<br />

Deshalb sind sie wahrscheinlich nicht auf<br />

der Suche nach einem Treffen, sondern<br />

wollen einfach mehr verstehen. Einige<br />

suchen vielleicht nach Erfahrungen, um<br />

festzustellen, ob sie diesen Lebensstil<br />

wirklich wollen. Einige dieser Menschen<br />

werden dabei von sich selbst denken, dass<br />

sie nicht neugierig, sondern nur aufrichtig<br />

sind. Du kannst Zeit mit diesen Menschen<br />

verbringen, um ihnen zu helfen, ihren<br />

Weg zu finden. Vielleicht aber auch nicht.<br />

Aber wenn nicht – bleibe freundlich,<br />

damit sie sich in Zukunft, wenn sie bereit<br />

sind, wieder an dich wenden können.


23 Fetisch<br />

Wie lösen wir diesen Widerspruch<br />

auf?<br />

Das funktioniert gut mit CARTA, ein englischer<br />

Fachbegriff, der uns hilft, den Real<br />

Deal zu finden und zu behalten. Hinter<br />

CARTA versteckt sich:<br />

• Glaubwürdigkeit (Credible)<br />

• Bewusstsein (Aware)<br />

• Respekt (Respect)<br />

• Vertrauenswürdigkeit (Trustworthy)<br />

• Handeln (Action)<br />

Schauen wir uns diese Punkte genauer<br />

an.<br />

Glaubwürdigkeit<br />

Stelle sicher, dass du dich als glaubwürdiger<br />

Master oder Sklave präsentierst. Zeige<br />

deutlich, dass du ein echter Mann bist und<br />

nicht einer der oben genannten Typen.<br />

Als Master<br />

Mache deutlich, welche Erfahrung du<br />

hast. Weißt du, wie Bondage funktioniert?<br />

Wenn du BDSM machen willst, hast du<br />

gelernt, wie man zum Beispiel einen Flogger<br />

richtig benutzt? Und noch wichtiger<br />

die Frage: Was weißt du noch nicht und<br />

was willst du lernen – ein Master, der dies<br />

und seine Grenzen mitteilen kann, wird<br />

viel glaubwürdiger.<br />

Als Sklave<br />

Sagen nicht Dinge wie: »Ich habe kein<br />

Interesse daran zu dienen« oder »Ich habe<br />

keine Grenzen«. Wir alle haben normalerweise<br />

Grenzen. Also, was sind deine<br />

Grenzen? Wir alle haben sie, gehe ehrlich<br />

und offen damit um.<br />

Bewusstsein<br />

Sei dir der anderen Kategorien von<br />

Menschen bewusst und warum jemand<br />

Fragen stellen könnte. Versuche herauszufinden,<br />

ob du wirklich der Richtige bist.<br />

Als Master<br />

Gib eine klare Vorstellung davon ab, wie<br />

es ist, dein Sklave zu sein - was ist deine<br />

Philosophie? Was versuchst du noch<br />

herauszufinden? Wo brauchst du mehr<br />

Erfahrung?<br />

Als Sklave<br />

Jeder Master ist anders, und wenn du<br />

sagst, was du willst, erhöht das deine<br />

Glaubwürdigkeit als Real Deal-Sklave.<br />

Was versuchst du noch herauszufinden?<br />

Wo brauchst du mehr Erfahrung?<br />

Respekt<br />

Sei immer respektvoll gegenüber der<br />

anderen Person. Stelle keine Vermutungen<br />

oder Annahmen an. Master respektieren<br />

den Sklaven und die Tatsache,<br />

dass du nichts über ihn weißt. Sklaven<br />

respektieren die Zeit des Masters und was<br />

er braucht und will. Einmal sprach ich<br />

mit einem Master, und es war schon fast<br />

Schlafenszeit. Ich sagte dem Master, dass<br />

ich in etwa zehn Minuten verschwinden<br />

müsse, und er sagte mir, ich solle so lange<br />

bleiben, wie er will, und wenn ich das<br />

nicht täte, würde das zeigen, dass ich es<br />

nicht ernst meine. Am nächsten Tag hatte<br />

ich zwei intensive, wichtige Workshops<br />

auf der anderen Seite von Berlin. Daher<br />

musste ich bald ins Bett gehen, denn der<br />

nächste Tag würde hart werden. Aber der<br />

Master machte spontan Annahmen über<br />

meine Zeit und Verfügbarkeit und schuf<br />

damit eine Situation, die nur scheitern<br />

konnte.<br />

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Fetisch 24<br />

Im anderen Fall können Sklaven nicht<br />

davon ausgehen, dass der Master immer<br />

verfügbar ist, um Fragen sofort zu beantworten,<br />

und dann auch noch ungeduldig<br />

werden, wenn sie nicht schnell eine<br />

Antwort bekommen. Ebenso wichtig:<br />

Vermeide es als Sklave, den Master zu<br />

einem Statisten deiner eigenen Fantasie<br />

zu machen. Höre stattdessen auf das, was<br />

er will und braucht.<br />

Vertrauenswürdigkeit<br />

Sorge dafür, dass deine Handlungen und<br />

Verhaltensweisen Vertrauen schaffen. Es<br />

ist nicht das, was wir sagen, was Vertrauen<br />

schafft. Vielmehr kommt es darauf an,<br />

ob unsere Handlungen und Verhaltensweisen<br />

mit dem übereinstimmen, was wir<br />

sagen, und ob sie konsequent sind. Wenn<br />

du sagst, dass du etwas tun wirst, sollte<br />

es auch so sein. Dies trägt zur Glaubwürdigkeit<br />

und zum Vertrauen bei. Bleibe<br />

konsequent dabei. Wenn jemand ständig<br />

seine Geschichte oder die Fakten ändert,<br />

wirkt das inkonsequent und nicht vertrauenswürdig.<br />

Zum Beispiel: Welche Ausrüstung hast<br />

du? Sage nicht, dass du einen 24/7 muskelbepackten<br />

Haussklaven willst, wenn du<br />

zu Hause keine Fitnessgeräte hast. Oder<br />

willst du einen Käfig-Sklaven, hast aber<br />

keinen Käfig zu Hause? Wenn du wenig<br />

Erfahrung hast, sei einfach offen und teile<br />

dein fehlendes Wissen mit, anstatt dich<br />

zu verstellen.<br />

Handeln<br />

Zeige Glaubwürdigkeit durch Taten. Ein<br />

guter Master wird den Sklaven oft testen,<br />

indem er ihn bittet, einfache Handlungen<br />

auszuführen. Das kann so einfach sein<br />

wie die Aufforderung an den Sklaven,<br />

sich mit guten Fragen zurückzumelden.<br />

Oder eine Auswahl an Cafés anzubieten,<br />

in denen man sich treffen kann. Du wirst<br />

überrascht sein, wie viele Sklaven diese<br />

Dinge nicht tun können. Und ein Master<br />

sollte auch zu seinen Taten und Worten<br />

stehen, um ein Mann von Integrität zu<br />

sein, dem man vertrauen kann.<br />

Es ist kaum zu unterschätzen, wie wichtig<br />

es ist, Maßnahmen zu ergreifen, um<br />

Glaubwürdigkeit zu zeigen. Und die Maßnahmen<br />

können dabei sehr klein sein.<br />

Beispiele dafür sind: Bitte einen Sklaven,<br />

über einen Link einen Termin mit dir<br />

zu vereinbaren. Stelle einige ernsthafte<br />

Fragen darüber, was du für einen ersten<br />

Besuch wissen musst, um den Sklaven<br />

richtig handzuhaben. Sage stets mehr als<br />

einen Satz, wenn es darum geht, wer du<br />

bist und was du suchst. Du wirst erstaunt<br />

sein, wie viele Menschen diese Dinge<br />

nicht tun. Es ist sehr einfach, sie herauszufiltern,<br />

sodass du dir mehr Zeit für<br />

die wirklich wichtigen Dinge nehmen<br />

kannst. Als Sklave solltest du in der Lage<br />

sein, einfache Anweisungen zu befolgen.<br />

Wenn ein Master dich bittet, Optionen<br />

für einen Treffpunkt auszuwählen, tu das.<br />

Der genaue Blick<br />

Der genaue Blick ist sehr wichtig, schließlich<br />

müssen sowohl Master als auch<br />

Sklaven gut darin sein, zwischen all den<br />

verschiedenen Arten von Menschen,<br />

die sie treffen, jene herauszufiltern, die<br />

wirklich wichtig sind. Es kann anfangs<br />

sehr einfach sein, sich auf die Menschen<br />

zu konzentrieren, die einen anmachen.<br />

Aber diese Leute können manchmal Zeitverschwender<br />

sein. Und obwohl es Spaß<br />

machen kann, mit ihnen zu reden und<br />

Online-Sex zu haben, wirst du dadurch<br />

nicht die echte Beziehung finden, die du<br />

dir wünschst. Wir können uns auch unbeabsichtigt<br />

antrainieren, die Menschen<br />

zu finden, die uns zwar anmachen, aber<br />

nie die echte Beziehung sein werden.<br />

Stattdessen müssen wir uns also darauf<br />

konzentrieren, den Real Deal zu finden<br />

und unsere Energie in diese Menschen<br />

zu investieren. Wir müssen auch dafür<br />

sorgen, dass wir selbst wie der Real Deal<br />

wirken.<br />

Die Bedeutung von Taten, um Glaubwürdigkeit<br />

zu zeigen


25<br />

Fetisch<br />

Wie werden wir selbst zum Real<br />

Deal?<br />

+ Achte bei Profilen auf gut geschriebene<br />

persönliche Texte mit geeigneten Bildern,<br />

fernab von textfreien Profilen und gefälschten<br />

Bildern.<br />

+ Stelle sicher, dass auch dein eigenes<br />

Profil glaubwürdig ist.<br />

+ Verfasse gute erste Nachrichten, in<br />

denen du erklärst, wer du bist, was du<br />

suchst und was du an der anderen Person<br />

(oder den Personen, wenn es sich um eine<br />

polyamore Familie handelt) magst. Sende<br />

keine Nachricht, in der nur »Hallo« steht.<br />

+ Gebe als Master dem Sklaven kleine<br />

Aufgaben, wie zum Beispiel eine kleine<br />

Recherche.<br />

+ Sei offen dafür, dass der Sklave Fragen<br />

stellt.<br />

+ Konzentriere dich als Sklave darauf, die<br />

Fragen zu stellen, die zeigen, dass du der<br />

Richtige bist. Frage zum Beispiel, wonach<br />

der Herr sucht und wie du ihm dienen<br />

sollst, aber frage nicht sofort nach Details,<br />

beispielsweise ob du aus einem Hundenapf<br />

essen sollst. Es könnte eine wichtige<br />

Frage sein, die dir gestellt wird, aber<br />

vielleicht nicht sofort.<br />

+ Nimm als Sklave diese Aufgaben an, um<br />

Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufzubauen.<br />

Wird mir das als Sklave sofort<br />

helfen, mehr Leute zu finden? Nein. Aber<br />

es wird dir ermöglichen, weniger Zeit mit<br />

den falschen Leuten zu verbringen.<br />

+ Als Sklave kannst du das beste Profil<br />

und die beste erste Nachricht der Welt<br />

haben, und du wirst trotzdem feststellen,<br />

dass die meisten Master dich ignorieren<br />

werden. Die Gründe dafür: Viele der auf<br />

Online-Plattformen gelisteten Master<br />

(vor allem 24/7) sind Zeitverschwender,<br />

und du wirst nie eine gute Antwort von<br />

ihnen erhalten. Wenn es sie wirklich<br />

gibt, bekommen sie viele Nachrichten<br />

von anderen Leuten, und du kannst einfach<br />

schnell übersehen werden. Zudem<br />

kann es sein, dass sie mit anderen Dingen<br />

beschäftigt sind. Du wirst also immer<br />

noch oft ignoriert werden. Aber wenn du<br />

den Real Deal Master kontaktierst, wirst<br />

du ihm trotzdem auffallen. Als Sklave<br />

brauchst du trotzdem immer noch Kraft<br />

und Selbstvertrauen, um deine Nachricht<br />

an viele Menschen zu schicken, immer<br />

und immer wieder, auch wenn du keine<br />

Antwort bekommst.<br />

+ Als Master solltest du dir bewusst<br />

machen, wer der Real Deal-Sklave ist und<br />

die anderen Sklaven herausfiltern, die es<br />

nicht sind.<br />

+ Gehe deine Kontakte zu früheren Mastern<br />

und Sklaven durch, die du kennst<br />

oder von denen du glaubst, dass sie echte<br />

Menschen waren. Was hatten ihre Profile<br />

und Nachrichten gemeinsam?<br />

+ Schreibe einen neuen Profiltext, um zu<br />

zeigen, dass du echt bist und deine Daten<br />

aktuell sind.<br />

+ Verwende die CARTA-Methode – und<br />

sei selbst CARTA! (sp)<br />

Slave Phil ist ein BDSM-Coach und Ausbilder.<br />

Seine Reise als Sklave hat zu einer<br />

globalen Erkundung der Master/Slave-<br />

Szene geführt. Er diente Mastern von der<br />

Ostküste Australiens bis zur Westküste<br />

der USA und von Südafrika bis nach Finnland.<br />

Er schreibt Inhalte und veröffentlicht<br />

einen Podcast über Master/Slave-<br />

Beziehungen.<br />

Website und Podcast:<br />

masterslavelifestyle.com<br />

Kostenloses Buch:<br />

masterslavelifestyle.com/book<br />

Quiz: masterslavelifestyle.com/quiz/


Lifestyle<br />

26<br />

Lust auf Seemänner, schwitzende<br />

Kerle und stahlharte Männer?<br />

ALLES AUS DEM POTT!<br />

WILLKOMMEN IN ESSEN.<br />

Warum in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah? Wer im<br />

Sommer Lust auf ein wenig mehr Pride-Aktion und Abenteuer hat,<br />

verbunden mit liebenswerten Menschen, der sollte der nordrheinwestfälischen<br />

Stadt Essen mit seinen rund 580.000 Einwohnern<br />

einmal einen Besuch abstatten.<br />

Essen liegt nicht nur im Zentrum des<br />

Ruhrgebiets (und lädt infolgedessen auch<br />

zur ruhrPRIDE Essen 2023 am 05.August<br />

ein), sondern gibt uns auch die Möglichkeit,<br />

sexy Jungs und Kerle in gleich<br />

mehreren Städten auszukundschaften.<br />

Sozusagen nur einen Katzensprung<br />

entfernt liegen beispielsweise Duisburg,<br />

Dortmund oder Düsseldorf. Man muss<br />

allerdings die Stadt auch gar nicht verlassen,<br />

um jede Menge Spaß zu haben!<br />

Für naturverliebte Cruising-Freunde gibt<br />

es mehrere wunderschöne Naturparks<br />

ganz in der Nähe wie beispielsweise Hohe<br />

Mark Westmünsterland, ein eiszeitliches<br />

Hügelland aus Sandstein, das eines der<br />

größten zusammenhängenden Waldgebiete<br />

in der Region offenbart – und mit<br />

dem Spruch »Lust auf einen Seitensprung<br />

ins Grüne« wirbt. Männer, mal ehrlich,<br />

rutscht da nicht beinah automatisch die<br />

Hose schon ein gutes Stück tiefer? Will<br />

Willi da nicht Waldluft schnuppern? Für<br />

Naturliebhaber empfiehlt sich außerdem<br />

der Besuch des Botanischen Gartens im<br />

Grugapark, das grüne Herz der Stadt.<br />

Für Freunde von echten Kerlen ist Essen<br />

natürlich auch bestens geeignet, denn<br />

immerhin befinden wir uns mitten im<br />

Pott! Und so lautet nicht nur das Motto<br />

des CSDs in diesem Jahr folgerichtig »Alles<br />

aus einem Pott«, sondern es gibt auch<br />

anderweitig vielfache Möglichkeiten, in<br />

die muskelbepackte Männerwelt einzutauchen.<br />

Wie wäre es zum Beispiel mit<br />

einem Besuch des GOP, eines der besten<br />

Variete-Shows deutschlandweit. Ab Mitte<br />

Juli bringt das Theater mit seiner neuen<br />

Show »Sailors« echte Seemänner, Hafenromantik<br />

und pure Poesie auf die Bühne.<br />

Die Künstler entführen uns dabei in eine<br />

Hafenbar der 20er Jahre, genau dorthin<br />

also, wo Seemänner sich für die Dauer<br />

einer Nacht zuhause fühlen. Weltklasse-<br />

Akrobatik trifft auf Seemannsträume.<br />

Wenn wir bei den echten Kerlen bleiben,<br />

ist der Besuch der Zeche Zollverein sozusagen<br />

zwingend, UNESCO Weltkulturerbe<br />

und die »schönste Zeche der Welt«<br />

– hier schwitzten die Kerle mit nacktem<br />

Oberkörper; wenigstens stellen wir uns<br />

das gerne so vor. Definitiv ins Schwitzen<br />

geraten die Jungs und Männer allerdings<br />

in der Pluto Sauna, eine der größten Gay-<br />

Saunen Deutschlands, auf denen du auf


27<br />

Lifestyle<br />

1.600 Quadratmetern auf drei weitläufigen<br />

Etagen wirklich alles findest, was<br />

dein Herz und deine Lenden begehren! Du<br />

hast die Qual der Wahl zwischen Hamam,<br />

Dampf-, Bio- oder finnischer Sauna oder<br />

auch zwischen Bar- und Loungebereich,<br />

Swimming- sowie Whirl-Pool oder dem<br />

Cruising Labyrinth. Ähnlich vielfältig<br />

wird die Auswahl der nackten harten<br />

Tatsachen sein, die dich dort erwarten.<br />

Für besondere Begegnungen gibt es dann<br />

noch das Separee. Die Pluto Sauna ist<br />

auch anderweitig ganz weit vorne – von<br />

diversen Maßnahmen zum Klimaschutz<br />

über Angebote zur HIV-Prävention bis<br />

hin zur Community-Unterstützung zeigt<br />

das Pluto-Team stets vollen Einsatz.<br />

Bei so viel Abenteuer bekommt man<br />

schnell Appetit und natürlich gibt es in<br />

Essen die Klassiker des Ruhrgebiets –<br />

Currywurst und Pommes Schranke. Doch<br />

daneben wäre noch viel mehr Kulinarisches<br />

zu entdecken, herzhaft kräftig<br />

wird es zumeist allemal: Von Frikadellen<br />

und Kartoffelsalat zu Ärpel mit Schlaat<br />

(Kartoffelpüree mit Salat) über Himmel<br />

und Erde bis zum Pfefferpotthast, ein<br />

Fleischeintopf mit Zwiebeln und Pfeffer,<br />

ist alles dabei. Oder wie wäre es mit einem<br />

Schlabberkappes, ein deftiger Eintopf mit<br />

Fleisch und Weißkohl? Doch lässt sich<br />

das Ruhrgebiet trotzdem nicht auf solche<br />

Speisen reduzieren, denn seit Jahrhunderten<br />

ist die Region auch ein Schmelztiegel<br />

der Kulturen, die zahlreichen Zechen<br />

und Bergwerke zogen Arbeiter aus aller<br />

Herren Länder an die Ruhr und die vermischten<br />

die Traditionsküche vor Ort mit<br />

den kulinarischen Genüssen der ganzen<br />

Welt. Heute gibt es in vielen Restaurants<br />

einen bunten Mix zwischen gutbürgerlich<br />

deutscher sowie italienischer, arabischer,<br />

türkischer, russischer, spanischer und<br />

asiatischer Küche. Dazu ein leckeres Bier,<br />

denn das Ruhrgebiet hat bis heute viele<br />

kleine Privatbrauereien, die lokale Besonderheiten<br />

anbieten.<br />

Wer zwischen CSD, Pride-Paraden und<br />

heißem Lustwandeln noch Lust auf etwas<br />

Kultur hat, dem sei das Red Dot Design<br />

Museum ans Herz gelegt. Gerade frisch<br />

eröffnet haben drei neue Sonderausstellungen<br />

rund um extravagante und<br />

ausgezeichnete Design-Highlights aus<br />

allen Lebensbereichen. Mehr als nur ein<br />

Hingucker, garantiert. Romantiker sollten<br />

unbedingt den Baldeneysee besuchen,<br />

darin plantscht es sich nicht nur ausgezeichnet<br />

um diese Jahreszeit, der See<br />

ist auch umgeben von uralten Bäumen<br />

mit tiefhängenden raschelnden Ästen,<br />

die frischverliebte Jungs nur zu gerne zu<br />

einem Spaziergang Hand in Hand einladen.<br />

In Essen passt einfach alles zusammen, die<br />

Ruhrmetropole zelebriert Vielfalt in ihren<br />

Angeboten ebenso wie im Herzen – und<br />

macht sich stark für Akzeptanz. Eben<br />

alles aus einem Pott, das Motto der diesjährigen<br />

ruhrPRIDE, dem größten LGBT-<br />

Straßenfest im Ruhrgebiet. Seit über fünf<br />

Jahren gibt es dazu passend nicht nur ein<br />

Netzwerk für homosexuelle und queere<br />

Stadtmitarbeiter, auch das Oberhaupt der<br />

Stadt selbst ist schwul: Thomas Kufen ist<br />

zum zweiten Mal seit 2015 CDU-Oberbürgermeister<br />

der Stadt und hat seinem<br />

langjährigen Freund David Lüngen<br />

bereits 2015 das Ja-Wort gegeben. Im<br />

Stadtzentrum hat er zuletzt im Juni großflächige<br />

Regenbogenfarben am Boden<br />

anbringen lassen und dazu erklärt: »Es<br />

ist immer wieder wichtig, gesellschaftliche<br />

Signale gegen Diskriminierung und<br />

Stigmatisierung von Homosexualität<br />

und Transgeschlechtlichkeit zu setzen.«<br />

Die drei Regenbogenmarkierungen (8x6<br />

Meter groß!) sollen dauerhaft bleiben und<br />

damit ein Zeichen für Verständnis und<br />

Dialog sein. Dem nicht genug feiert Kufen<br />

in diesem Jahr seinen 50sten Geburtstag<br />

– und zwar genau am Tag der ruhrPRI-<br />

DE! Mehr geht nun wirklich nicht! Wir<br />

sind schockverliebt in Essen! Und wann<br />

kommst du? (jh)<br />

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Copyright Bilder @ Pluto Sauna


Lifestyle<br />

28<br />

Wie reise ich mit Sexspielzeug,<br />

Gleitgel, Poppers und Fetischausrüstung?<br />

SEXSPIELZEUG<br />

ON TOUR<br />

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Aber hast du schon<br />

einmal mit rotem Gesicht dagestanden, als ein<br />

Flughafenangestellter dein intimes Spielzeug hochgehalten<br />

und gefragt hat: »Was ist das bitte?« Das<br />

kann nicht nur peinlich sein, sondern sogar dazu<br />

führen, dass dein geliebtes Spielzeug beschlagnahmt<br />

wird, wenn es als potenziell gefährlich<br />

eingestuft wird. Ob Butt-Plugs, Dildos, Masturbatoren<br />

oder Poppersfläschchen, sie alle können aus<br />

den unterschiedlichsten Gründen an den Sicherheitskontrollen<br />

am Flughafen scheitern.<br />

Sextoys auf Reisen<br />

Wenn du mit deinem liebsten Sextoy in den Urlaub fliegen<br />

möchtest, ist es ratsam, sich ein wenig mit den Sicherheitsbestimmungen<br />

der Fluggesellschaften zu beschäftigen. Die<br />

unerschöpfliche Kreativität von Herstellern und Nutzern sorgt<br />

dafür, dass Sexspielzeuge oft nicht auf den ersten Blick als solche<br />

zu erkennen sind. Dies kann zu den eingangs beschriebenen<br />

unangenehmen Momenten führen. Ein weiterer kritischer<br />

Aspekt sind Akkus und Batterien. Es gibt verschiedene Typen,<br />

darunter auch selbstentzündliche, die bei Sicherheitskontrollen<br />

Alarm auslösen können. Außerdem reagieren die Sicherheitskräfte<br />

besonders sensibel auf alles, was unerklärliche Geräusche<br />

oder Vibrationen im Gepäck verursacht. Um Missverständnissen<br />

vorzubeugen, ist es daher ratsam, alle Batterien und Akkus aus<br />

dem Gepäck zu entfernen und separat zu verpacken. Bei Reisen<br />

in Länder mit empfindlichen Sitten und Gebräuchen solltest du<br />

generell auf die Mitnahme von Sextoys verzichten.


29<br />

Lifestyle<br />

Intimpiercings<br />

Ob Prinz-Albert- oder Brustwarzen-Piercing: Piercings sind in der Regel kein Hindernis<br />

bei Flugreisen. Metalldetektoren an Flughäfen reagieren normalerweise nicht auf<br />

Intimpiercings, da die Menge des verwendeten Metalls zu gering ist. Größere Piercings<br />

werden jedoch von den Geräten erkannt. Wer peinliche Situationen auf dem Weg in<br />

den wohlverdienten Urlaub vermeiden möchte, sollte größere Intimpiercings vor einer<br />

anstehenden Flugreise entfernen oder das Sicherheitspersonal im Voraus auf das Piercing<br />

hinweisen. In manchen Fällen kann das Personal verlangen, dass das Piercing zur<br />

Kontrolle sichtbar gemacht wird. Bei Intimpiercings kann dies natürlich zu einer unangenehmen<br />

Situation führen. In diesem Fall sollte darauf bestanden werden, dass die<br />

Kontrolle in einem privaten Raum durchgeführt wird. Wenn das Intimpiercing relativ<br />

neu ist und sich noch in der Heilungsphase befindet, kann langes Sitzen, insbesondere<br />

auf Langstreckenflügen, zu Beschwerden führen. Es wird daher empfohlen, nach dem<br />

Stechen des Piercings eine angemessene Heilungszeit abzuwarten, bevor man eine<br />

Reise antritt.<br />

Cockringe<br />

Poppers<br />

Die rechtliche Situation von Poppers ist nicht immer eindeutig<br />

und kann von Land zu Land unterschiedlich sein. In Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz fällt Poppers nicht unter<br />

das Betäubungsmittelgesetz und der Besitz ist daher legal. Der<br />

unerlaubte Kauf, Verkauf oder Handel mit Poppers ist jedoch<br />

nach den Arzneimittelgesetzen dieser Länder illegal. Auch in<br />

den meisten anderen europäischen Ländern ist Poppers nicht<br />

legal erhältlich, obwohl Besitz und Konsum in den EU-Mitgliedsstaaten<br />

in der Regel toleriert werden. Eine Ausnahme bildet<br />

Dänemark. Dort ist der Besitz von Poppers seit 2004 gesetzlich<br />

verboten. Auch bei Reisen in muslimische Länder ist es ratsam,<br />

Poppers zu Hause zu lassen. So gelten in den Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten strenge Anti-Drogen-Gesetze. Schon<br />

geringer Besitz kann zu harten Strafen führen - selbst codeinhaltiger<br />

Hustensaft und Backwaren mit Mohn sind dort verboten!<br />

Poppers im Reisegepäck kann auch zu Komplikationen führen,<br />

wenn die Grenzbeamten nicht wissen, um welche Substanz es<br />

sich handelt. Auf keinen Fall solltest du Poppers im Handgepäck<br />

transportieren, da es leicht entflammbar ist. Das kann es zu<br />

einer potenziellen Gefahr machen. Auf Flügen in die USA sind<br />

Poppers als brennbare und leicht entzündliche Flüssigkeiten im<br />

aufgegebenen Gepäck sogar offiziell verboten. Man kann also<br />

nicht pauschal sagen, ob Poppers auf Reisen legal oder illegal<br />

sind. Wer auf der sicheren Seite sein will, lässt das Duftwässerchen<br />

bei Flugreisen besser zu Hause.<br />

Wenn du während einer Flugreise einen<br />

Cockring trägst, der aus Leder, Latex,<br />

Gummi, Silikon oder Kunststoff besteht,<br />

brauchst du dir keine Sorgen zu machen.<br />

Falls dein Cockring jedoch aus Metall<br />

ist, könnte er von einem Metalldetektor<br />

bei der Personenkontrolle erkannt<br />

werden und einen Alarm auslösen. In<br />

einer solchen Situation kann es sein, dass<br />

du deinen Cockring dem Sicherheitspersonal<br />

zur Kontrolle vorzeigen musst.<br />

Aber keine Sorge: Das Personal wird dich<br />

wahrscheinlich in einen separaten Raum<br />

führen, um den Ring genauer zu untersuchen.<br />

Trotzdem kann diese Situation<br />

als peinlich empfunden werden! Um<br />

solche Szenarien zu vermeiden, solltest<br />

du deinen Metall-Cockring vor dem Flug<br />

entfernen!


Lifestyle<br />

30<br />

Gleitgel<br />

Fetischausrüstung<br />

Viele Gegenstände, insbesondere solche<br />

aus Metall oder mit scharfen Kanten, dürfen<br />

zwar im aufgegebenen Gepäck, nicht<br />

aber im Handgepäck mitgeführt werden.<br />

Im Zweifelsfall ist es immer ratsam, direkt<br />

bei der Fluggesellschaft nachzufragen.<br />

Zur Aufbewahrung der Ausrüstung verwende<br />

am besten neutrale, unauffällige<br />

Behälter. Achte auch auf die gesetzlichen<br />

Bestimmungen deines Ziellandes. In einigen<br />

Ländern können bestimmte Arten<br />

von Fetischausrüstung als obszön oder<br />

illegal angesehen werden. Stelle sicher,<br />

dass du weißt, welche Gegenstände legal<br />

sind und welche Risiken mit der Einfuhr<br />

verbunden sein können. Wenn du<br />

Gegenstände mitnimmst, die als Waffen<br />

angesehen werden könnten, wie zum<br />

Beispiel Peitschen oder Fesseln, solltest<br />

du sie deutlich als private Gegenstände<br />

kennzeichnen und sicher verpacken. Es<br />

kann auch hilfreich sein, eine Notiz in deiner<br />

Tasche zu hinterlassen, in der du den<br />

Zweck dieser Gegenstände erklärst, um<br />

Verwirrung zu vermeiden.<br />

Für Gleitmittel gelten die gleichen Regeln<br />

wie für alle anderen Flüssigkeiten: Maximal<br />

einhundert Milliliter pro Packung<br />

und maximal ein Liter Flüssigkeit dürfen<br />

im Handgepäck transportiert werden. Im<br />

Koffer solltest du mit Gleitgel jedoch keine<br />

Probleme befürchten müssen.<br />

Kondome<br />

Mit Kondomen im Gepäck solltest du<br />

in keinem Land Probleme bekommen.<br />

Auch in beliebten muslimischen Urlaubsländern<br />

wie Dubai oder Ägypten kannst<br />

du Kondome völlig legal in jedem Supermarkt<br />

kaufen. Also, viel Spaß Jungs! (mv)<br />

Unser <strong>HIM</strong>-Autor Mario ist ein leidenschaftlicher Experte im Bereich Gay-Reisen<br />

und erkundet gerne zusammen mit seinem Ehemann Matthias die Welt. Er recherchiert<br />

viel und spricht auch gerne einmal mit Einheimischen, um die besten Tipps für<br />

Gay-Reisende zu entdecken. Seine ausführlichen Reiseempfehlungen finden ihr auf<br />

seinem Reiseblog für Gays.<br />

www.gay-reiseblog.de


Die Interessenvertretung<br />

für schwule Männer<br />

Die neue Organisation von schwulen Männern für schwule Männer. Warum? Langjährige und verdiente<br />

Organisationen vertreten unserer Meinung nach die Belange von schwulen Männern unzureichend und<br />

die Welt des Regenbogens wandelt sich. Aus „Sex“ soll „Gender“ werden, aus LGBTs ist queer und aus<br />

CSD ist Pride geworden mit der Erwartungshaltung, dies still zu akzeptieren. Nicht alles ist in unserem<br />

Sinne und trifft auf uns zu. Unsere Ansichten, Bedürfnisse und Forderungen finden unzureichend Gehör<br />

und daher ist es Zeit für eine Organisation, die sich für schwule Männer (basierend auf der Grundlage<br />

des biologischen Geschlechts) einsetzt und vertritt. Du willst mehr erfahren, Mitglied werden oder<br />

einfach in den Austausch gehen? Dann melde Dich.<br />

Bild über Pixabay bezogen - lizenfrei<br />

Just Gay e.V. i.G. / c/o Kiezrunners Verlag i.G. / Initiator Florian Greller / Atterstraße 85c / 49090 Osnabrück<br />

Email: mail@kiezrunners.com / Mobil: +49 (0) 151 646 032 39 / www.kiezrunners.com/Just-Gay


Lifestyle 32<br />

HART, DRECKIG, SPRITZIG UND<br />

AUS ALLEN ROHREN FEUERND!<br />

SO WIE DU ES BRAUCHST!<br />

Gassi-Verbot<br />

Kaum zu glauben aber wahr, schon wieder gab es bei einem CSD<br />

Puppy-Stress! Die Polizei in Recklinghausen verbot den Puppys<br />

im Juni beim Pride mitzulaufen, Stichwort »Vermummungsverbot«.<br />

Bereits die Jahre zuvor kam es zu ähnlichen Vorfällen in<br />

Essen und Achen – damals wie auch jetzt entschuldigten sich die<br />

Behörden und das Innenministerium in NRW im Nachhinein.<br />

Damit das endlich ein Ende hat, fordert eine Petition (Change.<br />

org, siehe QR-Code) jetzt eine stärkere Sensibilisierung von Polizisten<br />

bei Pride-Paraden! Das unterstützt das <strong>HIM</strong>-Team gerne<br />

und sagt: Puppys gehören zur Gay-Community und zu jedem<br />

Pride mit dazu!<br />

Buch-Verbot<br />

Holy Moses! Oder eben gerade nicht! Der<br />

US-Bundesstaat Utah verbietet schrittweise<br />

gerne alles, was mit Homosexualität<br />

zu tun hat, auch Bücher! Eltern<br />

müssen nur ihre Besorgnis über ein unpassendes<br />

Werk ausdrücken, schon landet<br />

es auf dem Index und fliegt aus allen<br />

Schulbibliotheken. Ein paar findige liberale<br />

Eltern meldeten daraufhin jetzt bei der<br />

entsprechenden Behörde als Teufelswerk<br />

die Bibel an: Inzest, Masturbation, Sex<br />

mit Tieren, Prostitution, Genitalverstümmelung,<br />

Oralverkehr, Dildos, Vergewaltigungen<br />

– alles dabei. Gesetz ist Gesetz!<br />

Zähneknirschend und wutschnaubend<br />

mussten die Sittenwächter nachgeben<br />

und auch alle Bibeln entfernen. Dumm<br />

gelaufen, oder?<br />

Zuweisungs-Verbot<br />

Es sein ein »Hingucker«, wenn sich die Löwenmännchen miteinander »vergnügen«,<br />

erklärten jetzt hocherfreut Besucher des Münchner Zoos der Süddeutschen<br />

Zeitung. Die Rede ist von den beiden Löwen Max und Benny, die schwulen Lüstlinge<br />

leben ihren Drang nach Sex dabei ungeniert und zur Freude des Zoo-Publikums<br />

aus. Und Biologin Ilse Tutter stellt zudem klar: Homosexuelles Verhalten ist<br />

im Tierreich normal, Homophobie dagegen kennt nur der Mensch. Aber Moment<br />

einmal, woher weiß man denn überhaupt, dass es sich hierbei um schwulen Sex<br />

handelt? Vielleicht identifiziert sich einer der Löwenjungs als Weibchen? Oder<br />

als Ente? Oder ist nicht-binär? Wie können wir uns nur anmaßen, von außen eine<br />

solche Zuweisung vorzunehmen? Das ist zutiefst menschenfeindlich, nein, also…<br />

tierfeindlich vielleicht? Bestimmt aber irgendwas-phob!


33<br />

Lifestyle<br />

präsentiert<br />

DEN GAY GUY DES MONATS<br />

Wohnort:<br />

Los Angeles<br />

Soziale Medien:<br />

@bobbynewberry<br />

BOBBY NEWBERRY<br />

Du nennst dich Bobby Newberry, ist<br />

das dein richtiger Name?<br />

Das ist mein richtiger Name! Als Kind hat<br />

man sich immer über mich lustig gemacht.<br />

Ich wurde dann immer Bobby Erdbeere,<br />

Himbeere oder Blaubeere genannt!<br />

Deshalb habe ich meine erste EP, die ich<br />

veröffentlicht habe, dann auch »Newberry<br />

Special« genannt. ´<br />

Was war dein bisher schönster Tag<br />

als Künstler - und warum?<br />

Als Headliner beim Miami Pride aufzutreten,<br />

war die beste Energie meines Lebens,<br />

es war direkt nach der Pandemie und es<br />

war am Strand. Es war unglaublich.<br />

Was liebst du an der Gay-Community?<br />

Die Möglichkeit, so zu sein, wie man sein<br />

möchte, und dabei verdammt authentisch<br />

zu sein, und voll akzeptiert zu werden.<br />

Was stört dich an der Gay-Community?<br />

Dass wir nach all den Jahren immer noch<br />

für unsere Rechte und Gleichberechtigung<br />

kämpfen müssen.<br />

Warum passt du als schwuler Künstler<br />

perfekt ins <strong>HIM</strong>-Magazin?<br />

Ich bin ein sexueller Typ, ich liebe das<br />

wilde Nachtleben und bin im Grunde für<br />

alles offen.<br />

Dein Geheimtipp aus deiner Stadt<br />

für Schwule?<br />

Entdeckt alle coolen Gegenden in L.A.,<br />

nicht nur West Hollywood.<br />

Dein neues Album ist gerade rausgekommen!<br />

Es ist gerade erschienen unter dem Titel<br />

»Dopamine Rollercoaster« und ich erzähle<br />

darin von einem besonderen Kapitel<br />

in meinem Leben. Viele der Songs sind<br />

damals entstanden, so zwischen 2018 und<br />

2019. Ich habe sie gesammelt und wollte<br />

sie als Gesamtwerk dann veröffentlichen.<br />

Wann ist Sex wirklich gut und warum?<br />

Sex ist wirklich erstaunlich und gut,<br />

wenn es eine besondere Stimmung und<br />

eine Verbindung gibt. Manchmal macht<br />

es einfach »klick« und das Feuer ist da,<br />

manchmal auch nicht. Wenn man jemanden<br />

küsst, weiß man normalerweise<br />

schon sofort, wie der Sex sein wird.<br />

Ist es schwieriger zu daten, wenn<br />

man berühmt ist?<br />

Es ist dasselbe wie bei allen anderen, die-<br />

selben Schwierigkeiten.<br />

Was müssen deine Fans noch über<br />

dich wissen?<br />

Ich hoffe, dass sie sich dieses Album anhören<br />

und all die verschiedenen Gefühle<br />

durchleben und sich voll und ganz auf<br />

meine Musik einlassen, tanzen, feiern, Sex<br />

haben, einfach alles!<br />

Du kennst jemanden, der für Dich auch<br />

eine ganz besondere Persönlichkeit aus der<br />

Gay-Community ist? Dann schreib´ uns!<br />

Wir freuen uns über deine Nachricht an<br />

redaktion@queeremedien.de


Lifestyle 34<br />

NICHT-BINÄRE<br />

SKELETTE<br />

Oder: Red` nich minus, Bruda!<br />

Ich kann nicht mehr! Das liegt<br />

sicherlich teilweise am dampfenden<br />

Stadt-Sommer, der mir schon<br />

wieder viel zu heiß ist – ja, ich<br />

weiß, viele Jungs warten nur darauf,<br />

sich die Klamotten vom Leib<br />

zu reißen und für die allgemeinen<br />

Menschenrechte beim Pride zu<br />

demonstrieren, indem ihnen ein<br />

fremder Kerl tanzend hoch auf<br />

dem Wagen sein Pride-Rohr tief<br />

hineinschiebt. Jeder protestiert<br />

eben auf seine Weise.<br />

Und das ist auch vollkommen in Ordnung.<br />

Nein, bei mir liegt die allgemeine<br />

Erschöpfung ein wenig an der politischen<br />

Großwetterlage und die sieht selbst bei<br />

strahlendem Sonnenschein immer noch<br />

nach Jahrhundertsturm aus. Anders<br />

gesagt, immer öfter ertappe ich mich morgens<br />

dabei, wie ich beim ersten Schritt<br />

vor die Haustüre gen Himmel blicke und<br />

hoffe, dass mir ein großer Scheinwerfer<br />

vor die Füße knallt (Tipp für die Ahnungslosen:<br />

Schaut endlich »Die Truman Show«,<br />

ihr Filmbanausen!). Es würde doch so viel<br />

erklären, oder nicht? Eigentlich so ziemlich<br />

alles. Ich könnte tief durchatmen,<br />

irgendwann gemütlich an der Nordsee<br />

einfach in See stechen und darauf warten,<br />

dass sich der Bug meines Schiffchens in<br />

die Pappmache-Horizont-Kulisse bohrt<br />

(ehrlich jetzt, schaut den Film! Jim Carrey<br />

ist einfach fantastisch darin!). Aber nein,<br />

ich setze mich in einen Bus. In Berlin! Hier<br />

stößt man gerne auf Einheimische, also<br />

Checker-Jungs mit elterlichem Migrationshintergrund,<br />

die tatsächlich so reden,<br />

als wären sie in einer Comedyshow: »Red´<br />

nich minus, Bruda!« – »Doch, ich schwör<br />

auf Gott, ich muss nach Hause sein, Bruda.<br />

Meine Mutta fickt meinen Kopf, Bruda!«.<br />

Übersetzt war damit gemeint, dass der<br />

eine keinen Blödsinn reden soll, während<br />

dieser erklärt, er müsse jetzt nach Hause,<br />

sonst bekomme er Stress mit seiner Mutter.<br />

Ich steige aus dem Bus aus und blicke<br />

wieder gen Himmel. Nichts passiert.<br />

Verdammt!


35<br />

Lifestyle<br />

Gut, stellen wir uns dem Irrsinn, was<br />

bleibt uns übrig, und gehen von der<br />

Anthropologie rüber zur Archäologie: In<br />

Göttingen sind ein paar hippe forschende<br />

Forscher*:*innenen zur der Erkenntnis<br />

gelangt, dass es schon in der Bronzezeit<br />

nicht-binäre Menschen gab. In einer groß<br />

angelegten und gut bezahlten Studie analysierten<br />

die jungen Fachgeleuteten der<br />

Universität in Niedersachsen Daten von<br />

über 1.200 Skeletten und sind sich seitdem<br />

sicher, dass es bereits vor Tausenden<br />

Jahren eine »tolerierte Minderheit mit<br />

einer nicht-binären Geschlechtsidentität«<br />

gab. Nun mag der dumme Laie natürlich<br />

ermüdet und mit Angst ob der folgenden<br />

Antwort nachfragen, wie man denn<br />

anhand von Knochenresten feststellen<br />

will, dass die Menschen vor mehreren<br />

tausend Jahren sich nicht auf männlich<br />

oder weiblich einigen konnten. Ebenso<br />

spannend wäre auch die Frage, wie man<br />

wissenschaftlich fundiert eruiert hat, dass<br />

diese Minderheit auch noch »toleriert«<br />

worden wäre.<br />

Bereit für die Antwort? Sicher? Lieber<br />

noch einmal vorher ein Gläschen Sekt?<br />

Oder ein Liter Wodka, damit es knallt?<br />

Nein? Okay. Ich habe euch gewarnt! Die<br />

Antwort (hört ihr beim Lesen jetzt auch<br />

im Hintergrund ein leises, Spannung<br />

erzeugendes Trommeln?): Es liegt an den<br />

Grabbeigaben, also Schmuck und Waffen.<br />

Die Schlussfolgerung der forschenden<br />

Forscher*:*innenen: Wurde Schmuck bei<br />

männlichen Knochenresten und Waffen<br />

bei weiblichen Knochenresten gefunden,<br />

muss es sich um nicht-binäre Menschen<br />

gehandelt haben. Das betrifft mindestens<br />

zehn Prozent aller Überreste. Kurzum: In<br />

der Bronzezeit waren mindestens zehn<br />

Prozent nicht-binäre Menschen. Ist doch<br />

klar, oder? Übrigens, das wären je nach<br />

Studie mindestens fünf- bis zehnmal so<br />

viele wie heutzutage. Aber damals, da<br />

waren die Menschen einfach noch viel<br />

toleranter, die hatten ja auch noch kein<br />

Social-Media.<br />

Vielleicht sei dabei erwähnt: Die Männer<br />

und Frauen in der Bronzezeit sind jene,<br />

die geschichtlich betrachtet für ihre hohe<br />

Handwerkskunst gerühmt werden, sie<br />

verarbeiteten erstmals gekonnt Metallgegenstände<br />

zu Waffen, Gerätschaften<br />

und Schmuck, sodass es ja denkbar wäre,<br />

dass man geliebten verstorbenen Menschen<br />

ins Grab etwas dazulegte, das den<br />

Hinterbliebenen wichtig war. Oder, verrückte<br />

Idee, es gab auch Männer, die gerne<br />

Schmuck trugen? Die waren, der Logik<br />

folgend, damit natürlich alle schwul. Oder<br />

es gab – jetzt wird es echt irre – Frauen,<br />

die auch zur Waffe griffen und kämpften.<br />

Oder, oder, oder – es gibt tausend Gründe,<br />

warum bei manchen Jungs Schmuck und<br />

bei einigen Mädels Waffen gefunden<br />

worden sind. Genauso gut könnte man bei<br />

der dünnen Datenlage auch nahelegen,<br />

dass jene zehn Prozent der People-of-<br />

Bronze homosexuell waren.<br />

Ach, und zum Thema Toleranz: Für die<br />

forschenden Forscher*:*innenen ist klar,<br />

dass die Non-Binarys allesamt super in<br />

der Bronze-Community angenommen<br />

wurden, weil ihre Leichen ähnlich wie<br />

alle anderen verbuddelt worden sind.<br />

Vielleicht haben sie die ganzen nicht-binären<br />

Zauberwesen aber einfach nur<br />

sehr schnell und sehr gerne mit einem<br />

gezielten Axtschlag unter die Erde gebracht?<br />

Natürlich mit viel Toleranz im<br />

Herzen, versteht sich. Nichts da, eine<br />

der Studienleiter:innenen erklärte: »Die<br />

Zahlen sagen uns, dass wir nicht-binäre<br />

Personen historisch gesehen nicht als<br />

Ausnahmen von einer Regel betrachten<br />

können.«<br />

Am Ende der tollen medialen Schlagzeile<br />

um nicht-binäre Bronze-Peoples finden<br />

sich dann aber doch noch zwei kleine<br />

Hinweise: Zum einen gäbe es doch noch<br />

große Zweifel an den Ergebnissen, wie<br />

auch die Geforschten selbst einräumen,<br />

denn viele der Skelettreste konnten wegen<br />

ihres Alters und Zustandes gar nicht<br />

erst eindeutig biologisch eingeordnet werden.<br />

Noch einmal zum Mitschreiben: Man<br />

weiß gar nicht, ob das Knochenhäuflein<br />

mit Speerspitze als Grabbeigabe männlich<br />

oder weiblich war. Zum anderen<br />

wird festgehalten, dass es zu dieser Zeit in<br />

Europa noch gar keine starke Abgrenzung<br />

inklusive Wertevorstellungen von Männlichkeit<br />

und Weiblichkeit gab. Also nix da<br />

mit Waffe gleich Mann, Schmuck gleich<br />

Frau. Kurzum, die gesamte Meldung ist<br />

nicht viel mehr als ein nettes Gummibärchen<br />

für die queere Bubble. Aber eines<br />

zeigt es am Ende doch: In puncto Wertvorstellungen<br />

von Mann und Frau waren<br />

die Bronze-Menschen den heutigen<br />

queeren, forschenden Aktivistenen:innen<br />

weit voraus. Dabei kommt uns diese<br />

altbackene Denkweise (Schmuckbeigabe<br />

= weiblich) gerade heutzutage schmerzlich<br />

vertraut vor, wenn beispielsweise<br />

jungen Mädchen mit einer Vorliebe für<br />

Jeans und Fußball erklärt wird, sie sollten<br />

einmal darüber nachdenken, ob sie nicht<br />

doch ein Trans-Junge sind. Gut, dass die<br />

Bronze-Peoples diesen Irrsinn nicht mehr<br />

miterleben müssen. Oder wie sagten die<br />

Jungs im Bus noch einmal? Red´ nich<br />

minus, Bruda! (mm)


Fetisch 36<br />

FETISCH<br />

IM ALTER<br />

Orgien, Partys, Fetisch, Kinks – wenn man jung ist,<br />

scheint das kinky Leben so viel zu bieten. Man ist heiß<br />

und begehrt und kann so vieles ausprobieren und<br />

erleben. Aber was ist, wenn man älter wird? Wenn<br />

man vermeintlich nicht mehr so begehrt ist? Wenn<br />

man durch die Filter bei Romeo oder Buddy.net fällt?<br />

Was kommt dann?<br />

Egal ob als Boy, Mann oder alter Hase, jedes Alter hat<br />

seine eigenen Licht- und Schattenseiten. Aber gerade<br />

als schwuler Mann kann es besonders schwer sein,<br />

auch im Alter eine positive Einstellung zu sich und<br />

seiner sexuellen Identität zu bewahren.


37<br />

Fetisch<br />

Schwule Fetischisten im Alter<br />

Klassische Altersmodelle, wie das Kümmern<br />

um und der Rückzug in die Familie,<br />

sind bei schwulen Männern häufig nicht<br />

vorhanden oder haben andere Formen<br />

angenommen. Statt Sonntagsspaziergang<br />

mit den Enkeln gibt es die FF-Party oder<br />

einen Chill nach der Orgie. Oder doch nur<br />

Kaffee und Kuchen mit der Fetisch-Wahlfamilie<br />

oder dem polyamorösen Pärchen<br />

von gestern Abend? Die schwule sowie<br />

auch die Fetisch-Welt können dabei<br />

ein hartes Pflaster sein, da Jugend und<br />

Beauty durchaus Werte sind, die weit verbreitet<br />

sind und bei vielen durchaus auch<br />

ein Stück weit identitätsstiftend sind.<br />

Ageism, also die Altersdiskriminierung,<br />

ist besonders in der Regenbogenwelt weit<br />

verbreitet und Selbstzweifel nagen an vielen,<br />

selbst wenn sie unberechtigt sind.<br />

Andererseits bietet diese Community<br />

eben auch viele Möglichkeiten für ältere<br />

Menschen. Es gibt viele Angebote von<br />

Cruising Bars über Orgien bis hin zu<br />

Fetisch-Events, die für eine große Altersbandbreite<br />

geöffnet sind. Aber auch wer<br />

weniger klassischen, sexuellen Drive verspürt,<br />

kann im Kink neue Erfahrungen<br />

gewinnen, wertvolle Kontakte knüpfen<br />

und Erfüllung finden. Ich möchte in diesem<br />

Artikel einige Aspekte und Strategien<br />

des Älterwerdens beleuchten und dabei<br />

mit einigen Beispiel-Strategien aufzeigen,<br />

wie man auch im hohen Alter seine Fetische<br />

und Kinks ausleben und bereichernd<br />

einsetzen kann.<br />

Was passiert, wenn wir älter werden?<br />

Zunächst mal schauen wir uns an, was<br />

passiert, wenn wir älter werden und wie<br />

sich das auf unsere Sexualität und den<br />

Fetisch auswirken kann. Durchschnittlich<br />

stellt man eine reduzierte Sexualität fest.<br />

Der sexuelle Drive ist über unser Leben<br />

hinweg nicht konstant. Er verändert sich<br />

und kommt und geht dabei. Wir haben<br />

also Schübe, wo er sehr hoch ist und Phasen,<br />

wo er eher niedrig ist. Es ist nun nicht<br />

so, dass im Alter kein Drive mehr da ist, aber oftmals kommen<br />

die Schübe seltener und man macht weniger während diesen<br />

Phasen oder man ist weniger kreativ und verspielt in der Umsetzung.<br />

Das ist bei jedem Menschen natürlich unterschiedlich<br />

stark ausgeprägt. Einige haben selbst in ihren wildesten Jahren<br />

weniger Sex und Fetisch als andere in ihren »Low-Phasen«. Es<br />

gibt hier keinen richtigen oder falschen Anteil, solange es sich<br />

für dich richtig anfühlt.<br />

Der Körper verändert sich<br />

Körperliche Veränderungen sowie gesundheitliche Einschränkungen<br />

im Alter können sich auf verschiedene Weise auf das<br />

Ausleben von Fetischen und Kinks auswirken. Einschränkungen<br />

in der Beweglichkeit oder den Sinnen können dazu führen,<br />

dass bestimmte Praktiken, wie langes Knien oder das Rumrennen<br />

auf allen Vieren, nicht mehr so wie früher möglich sind oder<br />

zu Verletzungen führen. Reduziertes Hörvermögen mag dazu<br />

führen, dass man Kommandos oder akustisches Feedback nicht<br />

mehr so wahrnimmt. Wer zum Beispiel in schummrig beleuchteten<br />

Räumen schlechter sieht, wird auch Probleme haben, das<br />

Schlüsselloch oder manch andere Löcher zu finden. Oder man ist<br />

einfach nur schneller erschöpft und der Körper kommt schneller<br />

an seine Leistungsgrenzen. Hinzu kommt, dass man leichter anfällig<br />

für mögliche Schäden ist. So ist zum Beispiel das Risiko für<br />

Nervenschäden beim Shibari durch eine reduzierte Elastizität in<br />

den Faszien mit dem Alter nach und nach stark erhöht.<br />

Auch Hormone spielen hier eine entscheidende Rolle und<br />

Veränderungen im Hormonhaushalt können zu einem stark<br />

reduzierten Verlangen oder einer veränderten Wahrnehmung<br />

von bestimmten Praktiken führen. Diese Schwankungen sind<br />

von vielen Aspekten abhängig und man kann auch bestimmte<br />

Hormone natürlich oder künstlich wieder steigern. Man sollte<br />

sich aber auch überlegen, ob man nicht einfach ein paar neue


Fetisch 38<br />

Praktiken austestet und sich anderweitig<br />

auslebt. Es ist total in Ordnung, wenn<br />

man die sexuellen Vorlieben ändert; wo<br />

früher vielleicht eine klassische Penetration<br />

im Mittelpunkt stand, nehmen später<br />

dann andere Dinge wie Vertrauen, Hingabe,<br />

Schmerz oder Gefühle den Fokus ein.<br />

Aber auch mentale Veränderungen<br />

finden statt. Nicht nur, dass viele Dinge<br />

ihren Reiz verlieren, wenn wir sie<br />

routiniert machen, sondern bedürfen<br />

manche Sachen auch einfach den Spirit<br />

des Verbotenen, des Unanständigen oder<br />

Perversen. Viele Dinge sind beim ersten<br />

Mal besonders reizvoll oder haben zumindest<br />

etwas Besonderes an sind. Häufig<br />

geht diese Besonderheit aber mit der Zeit<br />

verloren, wenn andere Dinge wichtiger<br />

werden. Prioritäten verändern sich und<br />

man verliert dann manchmal sogar den<br />

Zugang zu einzelnen Praktiken komplett,<br />

die man früher doch so sehr geliebt hatte.<br />

»Die Jugend scheint begehrenswerter<br />

zu sein als das Alte«, hört man mancherorts<br />

immer wieder. Selbst wenn dies nur<br />

für einen kleinen Teil zutreffen mag, so<br />

denken dies doch viele und ziehen daraus<br />

ihren Schluss, dass sie mit dem Alter an<br />

Attraktivität verlieren. Dabei ist genau<br />

das für sehr viele Männer besonders<br />

wichtig: der Reiz, begehrt zu werden.<br />

Wenn dieses Element schwächer wird<br />

oder gar wegfällt, fühlen sich viele Dinge<br />

plötzlich falsch an. Es wird dann zur<br />

selbsterfüllenden Prophezeiung und man<br />

hat weniger Lust, lässt sich eher gehen<br />

und strahlt weniger sexuelle Begehrlichkeit<br />

aus. Ein Teufelskreis.<br />

Raus aus dem Teufelskreis!<br />

Welche Strategien haben wir, um mit<br />

den verschiedenen Aspekten des Alterns<br />

umzugehen? Ich habe einige Strategien<br />

zusammengetragen, denen ich begegnet<br />

bin. Ich möchte damit aber keine der Herangehensweisen<br />

einer anderen bevorzugen<br />

oder andere ausklammern. Vielmehr<br />

sollen dies Beispiele und Impulse sein,<br />

aus denen sich jeder bedienen und seine<br />

eigene Vorgehensweise zusammenbasteln<br />

kann.<br />

Weiter wie bisher<br />

Einige Menschen reagieren auf das Älterwerden<br />

ohne Veränderung. Zumindest<br />

für eine Zeit bleibt das Verhaltensmuster<br />

weitestgehend unverändert. Die Resultate<br />

und das Verhalten bei den jeweiligen<br />

Aktivitäten mögen sich ändern und wo<br />

man früher sexueller, erfolgreicher oder<br />

umtriebiger war, ist man dann im Alter<br />

eher etwas distanzierter, ruhiger oder<br />

gar asexuell dabei. Für viele Menschen<br />

ist dies aber ein erfolgreicher Weg, da sie<br />

weiter die Orte besuchen können und<br />

die Dinge tun, die ihnen bereits früher<br />

gefallen haben.


39<br />

Fetisch<br />

am besten erfüllt, wird keine Probleme haben, passende Männer<br />

zu finden. Aber auch die eigenen Vorlieben zu kennen und<br />

diese offen zu kommunizieren und passende Partner zu suchen,<br />

welche diese erfüllen können, werden das Sexualleben auch im<br />

Alter bereichern.<br />

Neues ausprobieren!<br />

Die Stärke im Alter mag zwar die Erfahrung sein, aber die Neugier<br />

und die Lust auf Neues sind das, was uns voranbringt. Das<br />

gilt auch noch im hohen Alter. Die Kombination aus Erfahrung<br />

und Selbstreflektion verbunden mit Neugier können dabei<br />

helfen, hier voranzukommen und neue Hoch-Erlebnisse zu entdecken.<br />

Wieso also nicht mal einen neuen Fetisch ausleben oder<br />

Bondage lernen?<br />

Neue Aufgaben?<br />

Das Altern verlangsamen<br />

Ja, einige Jahre oder gar Jahrzehnte lang<br />

können wir das Älterwerden verlangsamen.<br />

Sport, gesunde Ernährung oder<br />

Schönheitsmedizin helfen uns dabei, lange<br />

fit und jung zu bleiben oder zumindest<br />

so auszusehen. Auch wenn diese Maßnahmen<br />

das Älterwerden nicht aufhalten<br />

können, sollte man nie aufhören, an sich<br />

selbst zu arbeiten. Denn auch wenn wir<br />

nicht jünger werden, müssen wir uns deswegen<br />

nicht komplett gehen lassen. Und<br />

auch ein älterer Mensch muss ja nicht<br />

unattraktiv sein.<br />

Wechsel in der Rolle<br />

Ein sehr häufig erlebter Wandel findet<br />

in der Position statt. So werden viele, die<br />

früher eher auf der submissiven Seite<br />

gespielt haben, zum Dom. Seltener, aber<br />

auch manchmal umgekehrt. Dies ist ein<br />

intelligenter Schritt, denn man kann<br />

weitestgehend in seiner Umwelt bleiben<br />

und seine Fetische weiterverfolgen, aber<br />

dann eben in einer anderen Rolle. Die mitgebrachte<br />

Erfahrung hierbei wird einem<br />

sehr nützlich sein und die neue Rolle<br />

bietet neue Anreize und Stimulation.<br />

Nicht nur die Rollen und Vorlieben können sich ändern. Wer<br />

insgesamt weniger sexuellen Drive verspürt, aber dennoch den<br />

eigenen Kink ausleben mag, kann dies auch in einer Side- oder<br />

asexuellen Rolle machen. Möglichkeiten gibt es dabei sowohl auf<br />

der dominanten wie auch submissiven Seite, als Caregiver, als<br />

Diener, als Enabler, als Mentor oder, oder, oder. Aber auch klassische<br />

Unterstützung von Community-Projekten kann deinen<br />

Draht in die Community halten, ohne dabei den Fokus auf rein<br />

sexuelle Dinge zu legen.<br />

Erfinde dich neu!<br />

Der Wandel in dieser Zeit geht häufig mit einer neuen Erscheinung<br />

einher. Neue Kleidung, neuer Fetisch, egal ob es nun<br />

besonders schrill wird oder eher etwas konservativer. Durch<br />

ein markantes und neues Erscheinen drücken einige ihre neue<br />

Rolle in der Szene aus. Sie wollen nicht mehr im Markt mitschwimmen,<br />

sondern nehmen sich durch die Auffälligkeit auch<br />

neue Rechte heraus. Einige bewusst mit dem Wunsch, dadurch<br />

die Spielchen der Jagd nicht mehr mitspielen zu müssen, andere,<br />

weil sie so erst recht wieder mitspielen wollen und bessere<br />

Chancen dabei haben. Wieso nicht als Daddy oder Senior-Offizier<br />

in Erscheinung treten? Oder doch eher die unnahbare Drag-<br />

Queen, die immer im Zentrum ist und jeden kennt?<br />

Rückzug ins Private<br />

Die Szene kann hart sein, wenn man nicht mehr ins Schema<br />

passt und einige nehmen sich dies mehr zu Herzen als andere<br />

und vergessen dabei die vielen positiven Aspekte, die die Szene<br />

auch zu bieten hat. Daher suchen sie ihr Glück eher außerhalb<br />

der üblichen Treffen und laden ihre Fetischfreunde zu sich ein.<br />

Sie gestalten private Events zwischen Orgien, Sex-Partys und<br />

Die eigenen Stärken und Vorlieben<br />

nutzen<br />

Allgemein sind die eigenen Erfahrungen<br />

und Stärken von enormer Bedeutung.<br />

Mit diesen kann man auch gegenüber<br />

anderen ein Vorbild sein und ihnen eine<br />

besonders spannende Zeit geben. Wer<br />

sich hier gut in die Vorlieben seiner Partner<br />

versetzen kann und weiß, wie er diese


Fetisch 40<br />

Kaffeekranz und können so auf ihre Weise einen eigenen Beitrag<br />

zur Szene leisten.<br />

Neutralisierende Fetische<br />

Einige Fetische blenden den Menschen und somit das Alter<br />

komplett aus. Der Gimp ist ein komplettes Gummi-Subjekt und<br />

nichts an ihm lässt ahnen, ob er 18 oder 80 ist. Allgemein lassen<br />

viele der entmenschlichten Fetische hier Spielraum und sind<br />

damit in besonderer Weise durchaus auch besonders »altersfreundlich«.<br />

Die richtige Einstellung ist alles!<br />

Egal welche Strategie jeder für sich nimmt, welche Aspekte<br />

man aufgreift und welche man nicht für sich gewinnen will,<br />

die Einstellung ist essenziell. Es ist normal, älter zu werden.<br />

Das werden wir alle! Man sollte aber sich und seinen Fetisch<br />

dadurch nicht weniger wertschätzen. In jedem Alter hat man<br />

so viele Möglichkeiten, sich auszuleben, sich zu entwickeln,<br />

Neues auszuprobieren, wertvolle Menschen zu treffen und zu<br />

unterstützen, tolle neue Erfahrungen zu machen und seine<br />

früheren Erfahrungen mit anderen zu teilen. Jeder sollte dies<br />

für sich nutzen und entdecken und somit ein Teil der bunten<br />

und vielfältigen Fetisch Welt werden.<br />

Ein Fazit<br />

Akzeptiere dich vollständig. Dies inkludiert auch dein Alter,<br />

deine sexuelle Orientierung, deine Fetische, aber auch deine<br />

sonstigen Attribute, Stärken und Schwächen. Sie sind ein<br />

Teil von dir. Wie auch Sex, der jedoch nicht zwangsweise mit<br />

den anderen Aspekten verbunden ist. Sollte die Libido nachlassen,<br />

solltest du nicht um die Lust trauern, sondern dir neue<br />

Freuden schaffen. Wenn die sexuelle Begierde dann wieder<br />

kommt, wirst du sie umso mehr genießen. Statt alleine zu<br />

altern, schließe dich Gleichgesinnten an. Gerade im Fetisch gibt<br />

es viele Communitys, die sich auch im hohen Alter gegenseitig<br />

unterstützen und zusammenhalten. Sie organisieren gemeinsame<br />

Treffen und Aktivitäten und ja, einige davon sind auch<br />

sehr sexuell. Vielleicht entdeckst du hier auch neue spannende<br />

Partner oder neue Praktiken für dich?<br />

Vermeide es, alten Vorbildern nachzujagen. Die Idole der Vergangenheit<br />

sind auch alt geworden und wer würde heute noch<br />

Randy Harrison als Twink bezeichnen? Loslassen von alten<br />

Vorbildern heißt, den Weg frei zu machen für dein neues Ich.<br />

Suche dir stattdessen ältere Gay-Vorbilder, die dir als Inspiration<br />

dienen können. Dies können Menschen aus deiner Umgebung<br />

sein, vielleicht Freunde von Freunden, Szenemacher<br />

oder Prominente. Wenn du kannst, suche den Austausch mit<br />

ihnen. Es gibt aber auch spezielle Gruppen für ältere schwule<br />

Menschen.<br />

Besinne Dich auf deine individuellen Stärken und Interessen.<br />

Was kannst du sehr gut? Wofür schätzen dich andere? Was<br />

machst du besonders gerne? Du hast deine eigenen Stärken.<br />

Nutze sie, wo sie wertgeschätzt werden. Eine Stärke des Alters<br />

ist die Erfahrung. Du weißt genau, was und wie du es brauchst,<br />

wie du andere richtig heiß machst und was eher ein laues


41<br />

Fetisch<br />

Lüftchen ist. Sammle keine Trophäen, sammle Siege. Häufiger<br />

Sex ist zwar nett, aber bringt er die gleiche Erfüllung wie der<br />

richtig gute? Gerade weil du diese Erfahrungen hast, weißt du<br />

wahrscheinlich bereits beim Daten, wie gut es passen wird.<br />

Verschwende deine Zeit dann nicht auf zu viele oberflächliche<br />

Kontakte oder die falschen Typen, nur weil sie nett aussehen.<br />

Die Trophäen wirst du schnell und gerne wieder loslassen. Die<br />

richtig Guten willst du aber behalten. Nutze deine Zeit für diese.<br />

Sei offen für Neues. Neue Fetische und Praktiken, aber auch<br />

andere Aspekte deiner Sexualität. Abwechslung und Neugier<br />

können dazu beitragen, dein allgemeines sexuelles Interesse<br />

aufrechtzuerhalten und es wieder anzukurbeln. Da schlägt dir<br />

jemand was Neues vor? Probiere es doch aus. Es ist nie zu spät,<br />

etwas Neues für sich zu entdecken. Wieso nicht mal Bondage,<br />

Nacktyoga oder einen Tantra-Massage besuchen? Schau einfach,<br />

wie deine Gefühlswelt reagiert und lerne dich neu kennen!<br />

Letztendlich geht es darum, sich selbst zu akzeptieren, wie man<br />

ist und sich nicht von negativen Einstellungen und Vorurteilen<br />

entmutigen zu lassen. Indem du mit dir selbst zufrieden bist und<br />

dich lieben lernst und zudem auf positive Gemeinschaften und<br />

Vorbilder zurückgreifst, kannst du lernen, deine sexuelle Identität<br />

im Alter nicht nur zu akzeptieren, sondern sogar stolz darauf<br />

zu sein! (dm)<br />

Autor Dan Apus Monoceros ist Coach<br />

für Nicht-Monogame-Beziehungen und<br />

Kinks, arbeitet als Bondage-Trainer und<br />

Rope-Artist und veranstaltet die Events<br />

des<br />

www.gay-BDSM.clubs


Lifestyle 42


43<br />

Lifestyle<br />

SEHNSUCHT<br />

NACH…<br />

KRIS<br />

EVANS<br />

Bilder @ BelAmi


Lifestyle 44


45<br />

Lifestyle<br />

Verdammt, wir vermissen ihn so sehr! Die<br />

Rede ist von Kris Evans! Bei diesem Porno-<br />

Superstar kann einem schnell schwindelig<br />

werden – und das liegt nicht nur daran,<br />

dass er ein echter Hüne (1,92m) ist und<br />

einen mächtigen Schwanz hat! Auch sein<br />

Body ist bis heute perfekt trainiert und<br />

immerhin hat er die magische Jahreszahl<br />

von 30 bereits seit einigen Jahren<br />

überschritten, mehr wollen wir natürlich<br />

nicht verraten. Kris Evans hat dieses besondere<br />

Etwas, das ihn seit beinahe zwei<br />

Jahrzehnten ganz oben im Porno-Geschäft<br />

bleiben lässt, obwohl er aktiv nicht<br />

mehr dabei ist.<br />

Als das Studio BelAmi ihn das erste Mal<br />

mit 18 Jahren traf, war er noch schmächtig,<br />

schüchtern und Jungfrau. Kaum zu<br />

glauben, aber wahr. Erst nachdem er<br />

anderweitig seinen ersten Sex gehabt<br />

hatte, war er bereit für die Arbeit vor der<br />

Kamera. In den ersten Jahren war er dann<br />

der klassische junge Boy und entwickelte<br />

sich allerdings innerhalb eines Jahrzehnts<br />

zum Inbegriff eines starken Mannes, der<br />

er bis heute ist. Der Gründer von BelAmi,<br />

George Duroy, schwärmt noch heute von<br />

ihm: »Er ist einer der ganz wenigen, die<br />

alles haben: Intelligenz und Ehrgeiz, gutes<br />

Aussehen, einen schönen Schwanz, einen<br />

wunderbaren Körper und tolle Cumshots!«<br />

Gerade der letzte Punkt hat mich in<br />

einer Szene mit Kevin Warhol wirklich<br />

umgehauen. Beworben wurde der Film<br />

damals als der »beste Cumshot des Jahres«.<br />

Und was soll ich sagen? Sie haben Wort<br />

gehalten. Wie Kris mit seinen saftigen<br />

Eruptionen Kevins jugendlichen Körper<br />

gegen den Bettrahmen schießt, ist bis<br />

heute unerreicht. Eine wahre Fontäne<br />

aus Sperma. Danach war ich süchtig nach<br />

Kris. 2010 gab es sogar einen Skandal um<br />

ihn, denn ein neidischer Kollege outete<br />

ihn in seiner ländlichen Heimatstadt<br />

als Pornodarsteller, weswegen er seine<br />

Laufbahn als Polizist in Ungarn beenden<br />

musste. Er hat eine Vorliebe für pralle<br />

Jungenärsche, auch wenn er sich selbst<br />

früher als heterosexuell beschrieben<br />

hat. 2016 ist er offiziell in den Ruhestand<br />

gegangen und gehört trotzdem bis heute<br />

online zu den meistgesuchten schwulen<br />

Pornodarstellern weltweit. Verständlich,<br />

niemand kann diesem perfekten Kerl und<br />

dem besten Cumshot ever widerstehen.<br />

(jh)


Kunst Lifestyle | Kultur 46<br />

Das erotischste Buch<br />

für den Sommer!<br />

ADAM IM<br />

PARADIES<br />

So könnte er tatsächlich ausgesehen<br />

haben – Adam im Paradies.<br />

Sofort geht unsere Fantasie auf<br />

Wanderschaft, je mehr wir uns<br />

in das Bild hineinfallen lassen<br />

und immer mehr sinnliche und<br />

spannende Details entdecken.<br />

Das Bild stammt vom dänischen<br />

Maler Kristian Zahrtmann<br />

(1843-1917), ein Meister seines<br />

Fachs, der mit diesem Werk seinen<br />

Höhepunkt fand. Der Däne<br />

gilt als Pionier des Naturalismus<br />

und Realismus, gründete eine<br />

vielbeachtete Kunstschule für<br />

aufstrebende junge Talente und<br />

umgab sich Zeit seines Lebens<br />

mit jungen Herren – sowohl vor<br />

wie auch hinter der Staffelei. Ob<br />

Zahrtmann tatsächlich schwul<br />

war, darf bis heute diskutiert<br />

werden, zahlreiche Hinweise<br />

deuten es zumindest an.<br />

Die junge dänische Autorin Rakel Haslund-Gjerrild hat sich in<br />

ihrem betörenden gleichnamigen Roman »Adam im Paradies«<br />

dieser Annahme angenommen und ähnlich wie die goldene<br />

Schlange auf dem Cover verführt uns jede Seite des Buches<br />

immer mehr dazu, in ihm gänzlich zu verschwinden, lässt uns<br />

immer tiefer eintauchen in eine Welt, in der Blicke und Fantasien<br />

Ausgangspunkte erotischer Ekstase waren. In ihrem Roman<br />

lässt Haslund-Gjerrild den dänischen Meistermaler als Ich-Erzähler<br />

auftreten. In neun Kapiteln – allesamt nach Werktiteln<br />

aus Zahrtmanns Oeuvre benannt – zeichnet die Autorin dabei in<br />

einer betörenden, sinnlichen Sprache ein Porträt des Künstlers,<br />

das sowohl seiner lächelnden Wehmut als auch seinem feinen<br />

Humor Ausdruck verleiht. Immer wieder nimmt sie uns so auch<br />

in das kleine italienische Dorf Civita d’Antino mit, wo Zahrtmann<br />

tatsächlich mit seinen kreativen Jünglingen den Sommer<br />

verbrachte. Die Luft flirrt und die Wärme schleicht sich in uns,<br />

während wir den Worten des Meisters folgen. Kaum ein Buch<br />

der letzten Jahre hat es dabei geschafft, einen so sehr in den<br />

Bann zu ziehen, dass man beinahe körperlich jede Kleinigkeit<br />

miterlebt, ja, tief im Inneren fühlt. Das Begehren, die Lust, der<br />

pure Geschmack des Sommers, die prallen vollen Farben, die uns<br />

nach und nach die Sinne rauben.


47 Lifestyle<br />

Kunst | Kultur<br />

Dem entgegen setzt Haslund-Gjerrild in ihrem Buch tatsächliche<br />

historische Dokumente über die Sittlichkeitsprozesse der<br />

Jahre 1906/07, als in Dänemark Homosexuelle verfolgt und<br />

einige – darunter auch Freunde von Zahrtmann – aus dem Land<br />

vertrieben wurden. Ein ebenso subtiler wie genialer Kunstgriff,<br />

um Zahrtmanns nie eingestandene Homosexualität zu spiegeln.<br />

Inhaltlich reisen wir in dem Pageturner nebst der erwähnten<br />

Sommerlandschaft Italiens auch ins dänische Frederiksberg des<br />

Jahres 1913. Auf dem Höhepunkt seines Ruhms bereitet sich<br />

der 70-jährige Maler darauf vor, sein Meisterwerk zu schaffen:<br />

Adam im Paradies. Ein sinnliches Glanzstück soll das Gemälde<br />

werden, überquellend vor Motiven, Farben und Symbolen, im<br />

Zentrum ein schöner nackter Mann. Während Zahrtmann das<br />

Atelier seiner Villa mithilfe exotischer Pflanzen in den Garten<br />

Eden verwandelt und den jungen Soldaten empfängt, der ihm als<br />

Aktmodell dient, gleiten seine Gedanken zurück in die Vergangenheit<br />

– zu rauschenden Zusammenkünften der Kopenhagener<br />

Décadence über die bereits erwähnte italienische Künstlerkolonie<br />

bis hin zu seinem ehemaligen Schüler und Modell Hjalmar<br />

Sørensen, an dessen Anmut er sich durch den jungen »Adam«<br />

erinnert fühlt: »Er spreizt die Oberschenkel um ein Haarbreit,<br />

zieht jedoch beim Einatmen die Beine nicht mit, sie bleiben, wo<br />

sie sind – eine Spur gespreizter als zuvor. Komm und setz dich<br />

auf meinen Schoß, sagt das Paradies. Ich gestatte meinem Auge,<br />

all das zu berühren.«<br />

An anderer Stelle gleitet er selbst in seine Jugend zurück, während<br />

er in einem See schwimmt und uns erklärt: »Schwimmen<br />

ist wie Träumen, und im Traum wieder zurück zu sein in seinem<br />

Körper, so wie er war, als man jung war.« Die Lust am Sinnlichen,<br />

an der Schönheit und Farbenpracht der Natur, an der<br />

bezaubernden Natürlichkeit eines nackten jungen Mannes, all<br />

das quillt nahezu über in diesem Roman, füllt Seite um Seite an<br />

und lässt einen an anderer Stelle ein wenig wehmütig zurück.<br />

Man hätte Zahrtmann mehr sinnliches tatsächliches Erleben<br />

gewünscht, wenn er sagt: »Das Unglück der Stummen ist ja doch<br />

das größte. Sich anvertrauen zu wollen, aber nicht zu können.«<br />

Dann allerdings flüstert er uns zweideutig ins Ohr: »Wir alle<br />

werden als Originale geboren, und leben wir lange genug, sterben<br />

wir als Kopien.« Diese spürbare Lust, das Leben zu greifen, es<br />

zu schmecken, Verbotenes zu berühren, betört einen während<br />

dem Lesen ununterbrochen.<br />

Umso tiefer fressen sich als Gegenpol jene Worte in unsere<br />

Magengrube, die im Rahmen des Prozesses gegen Schwule vor<br />

über einhundert Jahren in Dänemark tatsächlich festgehalten<br />

wurden. Einer jener verurteilten schwulen Schriftsteller der<br />

damaligen Zeit hält fest: »Der Tag wird kommen, an dem die<br />

Nachwelt modrige Gerichtsakten wie diese ausgraben und voll<br />

Entsetzen über strafrechtliche Verfolgung dieser Unglücklichen<br />

lesen wird. Man wird dasselbe Grauen empfinden, das uns angesichts<br />

der Hexenprozesse des Mittelalters überkommt, als Epileptiker<br />

als Hexen und Zauberer verbrannt wurden.« Wie recht<br />

dieser junge schwule Mann doch hatte, der heute längst verstorben<br />

ist. Gerade aber diese Mischung aus Fakten und Fiktion,<br />

aus flirrender Lust und nüchterner Erbarmungslosigkeit machen<br />

Haslund-Gjerrilds Werk zu einem wirklich großen, ja, großartigen<br />

Buch, ein goldenes Meisterwerk auch abseits der lüsternen<br />

Schlange auf dem Buchcover. (jh)<br />

Fotografie @ Kristan Zahrtmann »Adam im Paradies«, 1914, Öl auf Leinwand,<br />

Privatsammlung, Foto: Den Hirschsprungske Samling, Kunsthalle München<br />

<strong>HIM</strong> EXTRA-TIPP<br />

Wer noch tiefer und bildgewaltig live in die Welt von<br />

Zahrtmann und der lustvollen Symbiose zwischen<br />

Kunst und Natur eintauchen will, dem sei die Ausstellung<br />

»Flowers Forever« in der Kunsthalle München<br />

empfohlen – mit dabei auch der echte »Adam im<br />

Paradies«. Flowers Forever bietet bis Ende August mit<br />

Objekten aus Kunst, Design, Mode und Naturwissenschaft<br />

einen faszinierenden, aufwendig inszenierten<br />

Rundgang durch die Kulturgeschichte der Blume vom<br />

Altertum bis heute.<br />

kunsthalle-muc.de<br />

Adam im Paradies<br />

von Rakel Haslund-Gjerrild<br />

Hardcover, 328 Seiten,<br />

26 Euro, Albino Verlag<br />

albino-verlag.de


Fetisch 48<br />

Was ist so prickelnd daran, zum<br />

BDSM gezwungen zu werden?<br />

DIE LUST<br />

AM<br />

ZWANG<br />

Kann BDSM funktionieren, wenn<br />

einer der Spieler nur bedingt will?<br />

Ist es dann eine Vergewaltigung?<br />

Darf und wird das geil sein? Wie<br />

ist das, wenn sich BDSM und<br />

Vanilla-Sex begegnen?<br />

Models: Der Dominus Berlin + DennisXL<br />

Vor einiger Zeit wurde ich von einem Stammkunden zu einer<br />

Session in einem Hotel überredet. Mit von der Partie war auch<br />

das Pornosternchen DennisXL: Ein großer, sehr sportlicher<br />

Mann mit einem stattlichen Schwanz und einem ruhigen natürlich-männlichen<br />

Auftreten. Wenn man in unserem Gewerbe<br />

auf einen Kollegen trifft, dann ist es in der Regel so, dass man<br />

sich online schon oft gesehen hat. Die Gesichter sind häufig<br />

bekannter als die der eigenen Familie. Nicht selten kommt es<br />

bei uns Callboys vor, dass man sich gegenseitig bucht, sei es<br />

zum eigenen Ausgleich, zur Gruppenbildung für den gepflegten<br />

Rudelfick oder einfach, weil man wissen will, wer hinter den<br />

Bildern steckt.<br />

Dennis und ich verstanden uns auf Anhieb und waren uns auch<br />

schnell unserer vorgesehenen Rollen bewusst: Er hat mit seiner<br />

ganzen Schönheit die body-experience gegeben und den Kunden<br />

gestreichelt sowie seinen schönen Körper berühren lassen,<br />

während ich mal wieder das perverse Schwein gewesen bin, das<br />

sich mit »Dirty Talk« sein Recht herausnimmt, seine Faust im<br />

Anus des Kunden zu versenken.


49<br />

Fetisch<br />

Dennis und ich entschieden uns nach<br />

der Session dann zu einem Kaffee und<br />

lernten uns näher kennen. »Irgendwann<br />

machen wir mal Fotos zusammen«, sagte<br />

er, aber ich winkte einfach nur ab: »Ach,<br />

was soll das bringen? Mein Steckenpferd<br />

ist nun mal BDSM. Das hat sich hier zwar<br />

gerade mal prima getroffen, aber dass ein<br />

Kunde im Gesicht eine Kuschelaction und<br />

eine Faust von einem Master gleichzeitig<br />

im Arsch haben will, ist doch eher etwas<br />

selten und würde zudem auf einem Bild<br />

schon etwas komisch aussehen. Auf<br />

Bildern erwartet man klare Aussagen.«<br />

»Da magst du Recht haben«, sagte Dennis,<br />

und schlürfte dabei seinen Kaffee. Ich<br />

kam nicht umhin, die schöne Ader zu bewundern,<br />

die über seinen Bizeps verläuft,<br />

und schon beim Anheben der Kaffeetasse<br />

sexy in Bewegung gerät. »Außer, du<br />

wärst devot und lecker Maso für mich,<br />

auf den Bildern, dann können wir uns<br />

das schon überlegen«, sagte ich mit dem<br />

schelmischsten Lächeln, was ich zu bieten<br />

hatte. »Da kenne ich mich nicht wirklich<br />

aus, bin ja doch eher der »Boyfriend-experience-Typ«,<br />

antwortete er, und ich<br />

bemerkte einen Funken Unsicherheit in<br />

dem sonst so selbstsicheren Mann.<br />

Das Thema verlief dann vorerst einfach<br />

im Sande. Aber neulich war es dann<br />

offensichtlich doch so weit, denn es erreichte<br />

mich folgende Nachricht: »Wenn<br />

wir unser Foto machen, ist es für mich<br />

okay, dein Sub zu sein«. Ich dachte mir:<br />

Wenn ich dieses kleine Dreckstück über<br />

mein Knie legen kann und seinen festen,<br />

leicht haarigen Arsch spanken kann,<br />

dann scheiß ich auf die Fotos! Heute bin<br />

ich jedoch froh, dass er immer wieder die<br />

Kamera neu positioniert und den Selbstauslöser<br />

gedrückt hat.<br />

Ein Spiel zwischen Profis<br />

Leicht bekleidet trifft Dennis bei mir ein,<br />

mit dem charmantesten Lächeln, das man<br />

sich nur vorstellen kann. Während ich<br />

mich – wie üblich – stundenlang in das<br />

schwere Leder reingequält habe, sehe<br />

ich, wie er sogleich splitterfasernackt<br />

durch meine Wohnung springt. Herrlich<br />

zu sehen, wie da alles so schön langsam<br />

hin und her baumelt, zwischen seinen<br />

Beinen. »Wir fangen an mit einem Foto im<br />

Flur. Du stellst dich jetzt mal hinter mich,<br />

kuschelst dich liebevoll bei Daddy an, und<br />

ich nehme dabei deinen Schwanz in die<br />

Hand, sodass du gleich weißt, wer hier der<br />

Chef ist.«<br />

»<br />

Während ich mich – wie üblich<br />

– stundenlang in das schwere<br />

Leder reingequält habe, sehe ich,<br />

wie er sogleich splitterfasernackt<br />

durch meine Wohnung springt.<br />

Herrlich zu sehen, wie da alles<br />

so schön langsam hin und<br />

her baumelt, zwischen seinen<br />

Beinen.<br />

Klar lächeln wir beide bei meiner Ansage<br />

noch ein wenig, aber die latente Erotik<br />

durch dieses aufkeimende Machtgefälle<br />

ist uns beiden bewusst. Ich erkenne später<br />

bei der ersten Betrachtung der Bilder, dass<br />

er auch tatsächlich einfach den süßen Boy<br />

rausgekehrt hat. Nach und nach führe<br />

ich ihn in die unterwürfige Rolle ein: »Du<br />

musst das fühlen, ansonsten strahlst du<br />

es einfach nicht aus. Ich bringe dich jetzt<br />

handgreiflich in die Situation rein. Du<br />

nimmst drei Ohrfeigen hin und fühlst<br />

dich dann in die Rolle neu ein.« Er willigt<br />

ein. Ich ziehe einen meiner Lederhandschuhe<br />

aus, greife in seine vollen Haare<br />

und klatsche ihm feste eine. Er ist nur wenig<br />

überrascht, aber lässt es sich gefallen.<br />

Mein zweiter Schlag ist verbunden mit<br />

einem sehr wütenden Gesichtsausdruck<br />

sowie mit den Worten »Du bist jetzt meine<br />

kleine Schlampe - merk dir das.« Der<br />

dritte und letzte Schlag kommt einfach<br />

überraschend, sofort nach dem zweiten:<br />

»Und jetzt hältst du deinen Knackarsch in<br />

die Kamera, damit die Welt dir auch mal<br />

in Ruhe direkt in dein Loch gucken kann.«<br />

Er macht es ganz anständig, aber ich bin<br />

noch nicht zufrieden: »Beide Hände auf<br />

die Arschbacken und die Pobacken auseinanderziehen.<br />

Ach, lass bleiben – ich<br />

mach das mal besser selbst.« Ich merke,<br />

wie aus seiner ursprünglichen Steifheit<br />

eine Geschmeidigkeit geworden ist. Er<br />

lächelt jetzt nicht mehr verlegen, sondern<br />

lässt sich von mir leicht verbiegen und<br />

viel mehr gefallen.<br />

Du hast nichts mehr zu melden!<br />

»Jetzt gibt es ein paar Handfesseln, damit<br />

du noch besser spürst, dass du erst mal<br />

nichts mehr zu melden hast.« Der Kommandoton<br />

kommt bei mir ruhig und<br />

routiniert – das wirkt. Als ich dann mit<br />

dem Gesicht nahe an seinem gepflegten<br />

Loch posiere, schaue ich mir seinen Eingang<br />

genau an. Unweigerlich kommen bei<br />

mir perverse Gedanken auf: »Das ist also<br />

deine geile Spalte, die so schön in Pornos<br />

von geilen Typen durchgestoßen wird?


Fetisch 50<br />

Lecker!« Direkt nach dem Drücken des<br />

Selbstauslösers prüfe ich, wie genau diese<br />

Spalte riecht. Oh! Ganz sauber? Das kleine<br />

geile Dreckstück hat sich also vorsorglich<br />

sein Fickloch gespült. Also, war wohl<br />

nichts mit »nur ein kleines Foto machen«?<br />

Okay, das kannst du haben, aber anders<br />

als du es denkst! Ich fessle ihm die Hände<br />

auf den Rücken und werfe ihn über meinen<br />

Sessel, sodass sein Loch schön in die<br />

Kamera gucken kann. Mit einem Lächeln<br />

fange ich an, mit dem Mittelfinger auf<br />

seine schöne Rosette zu schnipsen, sodass<br />

man immer kleine Klatschlaute hört. Ich<br />

sehe ihn zucken. Richtig schmerzhaft<br />

ist es ja noch nicht, aber es bereitet ihn<br />

schon mal gut vor. »Lass es zucken, dein<br />

Loch. Na, komm schon, zeig, wie es zucken<br />

kann!« Er spannt seinen Schließmuskel<br />

etwas an, und obwohl nicht viel zu sehen<br />

ist, freue ich mich über das Ausführen des<br />

Befehls. Das bereitliegende Lederpaddel<br />

kommt nun zum Einsatz und ich ziele mit<br />

der schmalen Seite direkt auf die Rosette.<br />

Jetzt kommt wirklich Bewegung in seinen<br />

muskulösen Po und ich werde immer<br />

mehr horny. Gemäß der goldenen BDSM-<br />

Regel »Zuckerbrot und Peitsche« wird<br />

sein Loch abwechselnd etwas geleckt und<br />

dann wieder geschlagen. Ich trommle nun<br />

so mit dem Lederpaddel auf sein feucht<br />

gelecktes Männerfötzchen ein, dass ich<br />

schon die ersten rosa Verfärbungen in der<br />

Haut um seine Rosette erkennen kann.<br />

Wie erregend! Ich ziele nun mit dem Paddel<br />

direkt aufs Arschzentrum und geile<br />

mich daran auf, weil das natürlich etwas<br />

schmerzhafter für meinen Newbie ist. Als<br />

ich weitermache, kommen wir wirklich<br />

an seine Grenze und er zuckt etwas mehr.<br />

Aber nur Zucken reicht mir persönlich<br />

nicht aus, denn trotz Knebel kann das Luder<br />

doch ein bisschen für mich schreien.<br />

Also schlage ich noch fester zu, bis der<br />

Knackarsch endlich mal aus der Fassung<br />

kommt und anfängt zu wimmern. Sehr<br />

gut, jetzt ist Daddy auch richtig geil. Es folgen<br />

noch ein paar Einführungsspiele mit<br />

seinem Schwanz sowie mit seinen Eiern.<br />

»<br />

Ich schlage fester zu, bis der<br />

Knackarsch endlich mal aus der<br />

Fassung kommt und anfängt<br />

zu wimmern. Sehr gut, jetzt ist<br />

Daddy auch richtig geil.<br />

Blas meinen Schwanz!<br />

Schließlich sage ich zu ihm: »Jetzt musst<br />

du mir echt noch den Schwanz blasen,<br />

sonst explodiere ich gleich!« Er geht brav<br />

vor mir auf die Knie. Mit großer Freude<br />

nehme ich sein schönes Gesicht und<br />

drücke es mir auf den Schwanz. Ein Blick<br />

nach unten und ich stelle fest, dass er sein<br />

großes Gerät ausgefahren hat und es nun<br />

steif ist. Mein Schwanz kreist durch sein<br />

Gesicht und sein hübsches Maul ist schön<br />

weit offen: »Willst du ihn?« Er nickt nur.<br />

»Ich kann dich nicht hören, willst du ihn?«<br />

Er sagt nun laut »Ja« und bekommt mein<br />

Rohr als Belohnung direkt zu schlucken.<br />

Gern provoziere ich mit dem Schwanz<br />

seinen Rachen und drücke den Kopf fest<br />

runter, sodass der schöne Typ einen netten<br />

Würgereflex verspürt. Sein devoter<br />

Blick und seine auf Befehl rausgestreckte<br />

Zunge haben mich auch verleiten lassen,<br />

direkt darauf abzuspritzen.<br />

»<br />

Mein Schwanz kreist durch sein<br />

Gesicht und sein hübsches Maul<br />

ist schön weit offen: »Willst du<br />

ihn?« Er nickt nur.<br />

Nach ein paar Minuten hat er seine<br />

Fassung wiedergewonnen und sagt wie<br />

immer sachlich und trocken zu mir: »Ja,<br />

das war ja spannend.« Man, ist der süß –<br />

echt! Mein Fazit: Ja, es geht, sich gemeinsam<br />

an BDSM heranzutasten, wenn latent<br />

Interesse besteht. Empathie und klare Ansagen<br />

machen es moralisch möglich und<br />

fördern dann auch einen hervorragenden<br />

Orgasmus, denn hier geht es sowohl um<br />

das gegenseitige Erobern als auch darum,<br />

dass beide dadurch etwas über sich selbst<br />

herausfinden. (db)<br />

Der Dominus (47) ist der erfolgreichste Dominus in<br />

Deutschland, Schweiz und Österreich (www.dominus.<br />

berlin). Der gebürtige Rheinländer arbeitet seit Jahren<br />

als Dominus in den bekanntesten Dominastudios sowie<br />

ebenfalls als Dozent für Themen rund um BDSM. Er ist<br />

zudem Sprecher für den Berufsverband für erotische<br />

und sexuelle Dienstleistungen (BesD).<br />

fb.me/DominusAndreBerlin<br />

Dominus_Berlin<br />

dominusberlin


Fetisch 52<br />

Derek Kage und die Liebe zu sexuellen<br />

Machtspielen<br />

DIE LUST<br />

AUF INTENSIVE<br />

ORGASMEN!<br />

Das Aufwachsen im konservativen Huntsville,<br />

Alabama, war für Derek Kage, einen der bekanntesten<br />

Männer bei KinkMen.com, keine angenehme<br />

Erfahrung. Er war schon sehr früh irgendwie<br />

anders: ein sehr neugieriges und frühreifes Kind,<br />

das Lesen, Kunst und alternative Musik liebte und<br />

viel früher als alle anderen, mit Drogen, Alkohol<br />

und Sex zu experimentieren begann.


53 Fetisch<br />

»<br />

Ich genieße den Austausch und<br />

das Spiel von Macht in einer<br />

dominanten und unterwürfigen<br />

Beziehung. Es verschafft mir<br />

ein extrem gesteigertes Gefühl<br />

der geistigen und sexuellen Lust,<br />

getriggert durch Disziplin und<br />

Schmerz.<br />

Inzwischen ist einiges anders bei Derek<br />

Kage, er ist jetzt viel glücklicher und lebt<br />

in Salt Lake City – die Liebe zum Sex ist<br />

aber durchaus geblieben. Damit hat sein<br />

21-Zentimeter-Kolben sicherlich nichts<br />

mit zu tun. Ansonsten mag er es nach<br />

wie vor wild, ist gerne nackt und liebt die<br />

Natürlichkeit in allen Dingen. Wie sagt<br />

man doch gleich? Man kann den Jungen<br />

aus Alabama herausholen, aber man<br />

kann nicht Alabama aus dem Jungen<br />

herausholen. Derek Kage ist nach wie vor<br />

ein echter Naturbursche. Er liebt es, zu<br />

wandern, mit dem Rucksack zu reisen, zu<br />

zelten und zu angeln. Unterwegs ist er ein<br />

stimmgewaltiger Südstaatenkerl und im<br />

Bett ist er ein echter Gentleman, wenn es<br />

darauf ankommt. Ansonsten lässt er auch<br />

gerne einmal die Sau raus und verschiebt<br />

dabei die Grenzen der Lust immer ein<br />

Stückchen weiter. Das <strong>HIM</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

wollte mehr von ihm wissen!<br />

Wann hast du deine erste Erfahrung mit<br />

einem Mann gemacht?<br />

Das war in den Tagen der AOL-Chatrooms.<br />

Ich habe in einem M4M-Chatraum<br />

in Alabama einen Mann kennengelernt.<br />

Er kam kurzentschlossen rüber und ich<br />

habe ihm einen Blowjob gegeben und das<br />

war‘s; nichts wirklich Erinnerungswürdiges.<br />

Ich habe es noch einmal versucht und<br />

ein anderer Typ kam vorbei und er hat<br />

sich zum ersten Mal einen blasen lassen<br />

und zwar von mir, und ich muss sagen, es<br />

war wirklich heiß und ich fand es richtig<br />

toll. Es war eine viel bessere Erfahrung als<br />

mein erstes Mal mit einem Mann. Auf diese<br />

Weise habe ich mich in den nächsten<br />

Jahren immer wieder mit Jungs getroffen.<br />

Anfangs warst du also noch verschlossen<br />

und nicht geoutet?<br />

Ja, ich habe mich erst mit 23 Jahren<br />

vollständig geoutet. Aber selbst dann<br />

ertönten keine Fanfaren oder so; ich habe<br />

einfach meiner Mutter erzählt, dass ich<br />

mich in jemanden verliebt hatte und dass<br />

dieser jemand ein Mann ist. Sie hat mich<br />

von der ersten Stunde an sehr unterstützt,<br />

ebenso wie der Rest meiner Familie, da<br />

es wohl auch für niemanden eine große<br />

Überraschung darstellte.<br />

Wie kam es dazu, dass du als Darsteller<br />

in Pornofilmen angefangen hast?<br />

Ich war schon immer ein hyper-sexueller<br />

Typ und ich liebte die Idee, in einem Porno<br />

mitzuspielen. Grant Ducati fragte mich<br />

irgendwann einmal, ob ich eine trashige<br />

Boys-Szene mit ihm drehen wolle. Ich<br />

habe ja gesagt, und ehrlich gesagt war das<br />

eine verdammt gute Entscheidung. Ich<br />

hatte so viel Spaß und wurde sofort für<br />

eine weitere Szene für Gentleman‘s Closet<br />

angefragt. Das war einer dieser Heureka-<br />

Momente im Leben! Ich hatte meine Berufung<br />

gefunden und bin dieser mit großer<br />

Leidenschaft nachgegangen – bis heute!<br />

Was sind die besten Seiten des Jobs?<br />

Ich kann gar nicht genug Positives über<br />

die Erwachsenenfilmindustrie sagen. Sie<br />

hat mir buchstäblich das Leben gerettet.<br />

Die Leute, die ich treffe, die Orte, an<br />

die ich reisen kann, die Kameradschaft<br />

am Set, die Befriedigung, wenn ich eine<br />

fertige Szene sehe... all das liebe ich an der<br />

Branche!


Fetisch 54<br />

Wie hat sich die Arbeit als Pornostar auf<br />

dein Liebesleben ausgewirkt?<br />

Ich kann mir vorstellen, dass diese Frage<br />

oft gestellt wird, weil es für Leute, die<br />

nicht in der Branche tätig sind, schwierig<br />

sein kann, mit jemandem aus der Branche<br />

auszugehen, aber diese Erfahrung habe<br />

ich nicht gemacht. Ich bin sehr offen und<br />

ehrlich mit dem, was ich mache. Wenn<br />

mich jemand wegen meines Jobs nicht<br />

daten will, dann brauche ich ihn erst gar<br />

nicht in meinem Leben.<br />

Du hast dich immer mehr auf gewisse<br />

Genre konzentriert, Hardcore-Fesselspiele<br />

zum Beispiel. Wann hast du für dich<br />

entdeckt, was dir der Kink gibt?<br />

Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich<br />

glaube, Tumblr und Twitter haben mir<br />

geholfen, immer wieder neue Spielarten<br />

zu entdecken und dann auch Leute<br />

zu finden, mit denen ich darüber reden<br />

konnte. Heutzutage entdecke ich meine<br />

neuen Kinks und Vorlieben oft im Studio<br />

von KinkMen, wo ich sie mit einigen der<br />

erfahrensten und sexysten Darsteller erforschen<br />

kann. Besser geht es nicht!<br />

Bereiten dir Schmerzen auch Lust?<br />

Ich würde nicht sagen, dass ich Schmerzen<br />

mag. Ich kenne einige Darsteller, die<br />

es wirklich lieben, damit über die Stränge<br />

zu schlagen – ich weiß also, dass ich den<br />

Schmerz nicht so genieße wie sie. Aber<br />

das Setting in meinem Kopf bereit mir viel<br />

Freude.<br />

Macht es dir dann Spaß, diszipliniert zu<br />

werden?<br />

Das würde ich auch nicht direkt sagen.<br />

Ich genieße den Austausch und das Spiel<br />

von Macht in einer dominanten und<br />

unterwürfigen Beziehung. Es verschafft<br />

mir ein extrem gesteigertes Gefühl der<br />

geistigen und sexuellen Lust, getriggert<br />

durch Disziplin und Schmerz.<br />

In einer Filmszene von KinkMen (Silent Hill Delirium) versohlt<br />

dir Davin Strong deine Eier – das muss doch weh getan haben?!<br />

Diese Szene war wirklich sehr intensiv, aber ich habe sie absolut<br />

geliebt. Es gibt kaum eine Situation, in der ich das, was Davin<br />

Strong mit mir macht, nicht genießen würde. In dieser Szene war<br />

alles einvernehmlich und wurde vorher besprochen. Ich habe<br />

mich völlig sicher gefühlt und es unheimlich genossen.<br />

Also waren auch deine Schreie echt?<br />

Das Ballbusting war echt und die Schreie, das Grunzen und das<br />

Stöhnen waren alle echt. Wenn ich in solche Situationen gerate,<br />

bin ich so unterwürfig, dass ich mich völlig gehen lassen kann<br />

und alles, was passiert, auf die intensivste und sexuellste Art<br />

und Weise empfinde.<br />

Wie verhindert der Regisseur, dass die Dinge am Set aus dem<br />

Ruder laufen?<br />

Bei jedem Kink-Set, bei dem ich mitgewirkt habe, wurde extrem<br />

auf die Sicherheit und das Wohlbefinden der Models geachtet.<br />

Wenn die Gefahr besteht, dass Dinge aus dem Ruder laufen<br />

würden, benutzen wir im Allgemeinen zwei Safe-Worte: »Gnade«,<br />

wenn wir wollen, dass das, was passiert, weniger schlimm<br />

wird, und »Rot«, wenn wir wollen, dass es ganz aufhört.<br />

»<br />

und<br />

Wenn ich in solche Situationen<br />

gerate, bin ich so unterwürfig,<br />

dass ich mich völlig gehen lassen<br />

kann und alles, was passiert, auf<br />

die intensivste und sexuellste Art<br />

Weise empfinde.


55 Fetisch<br />

»<br />

Meine Sexualität ist sehr fließend.<br />

Es hängt alles von der Stimmung,<br />

der Chemie und den Fähigkeiten<br />

meines Gegenübers ab.<br />

Was passiert, wenn ein Darsteller geknebelt<br />

ist?<br />

Wenn ein Darsteller nicht sprechen kann,<br />

wird ihm gesagt, dass er die Kamera oder<br />

irgendjemanden am Set ansehen und seinen<br />

Kopf hin und her schütteln soll, um<br />

zu signalisieren, dass er aufhören möchte.<br />

Bist du lieber der Dom oder der Sub?<br />

Meine Sexualität ist sehr fließend. Es<br />

hängt alles von der Stimmung, der Chemie<br />

und den Fähigkeiten meines Gegenübers<br />

ab. In der KinkMen-Welt war ich meistens<br />

ein Subjekt. Ich glaube, es hat damit<br />

zu tun, wie viel ich in Bezug auf Schmerz,<br />

Demütigung, Fesseln und Schlägen aushalten<br />

kann.<br />

Das klingt verständlich. In einer anderen<br />

Szene (House Dom on Edge) mit Christian<br />

Wilde bist du dann der dominierende<br />

Part.<br />

Ich muss sagen, dass Christian Wilde<br />

einer der besten Darsteller ist, mit denen<br />

ich je zusammengearbeitet habe. Unsere<br />

Chemie ist extrem spürbar und ich habe<br />

immer die intensivsten Orgasmen, wenn<br />

wir zusammen auftreten. House Dom on<br />

Edge war eine ziemliche Umstellung in<br />

unserer Dynamik, da er normalerweise<br />

der Dom ist. Ich muss zugeben, dass ich es<br />

wirklich genossen habe, ihm dabei zuzusehen,<br />

wie er sich dieses Mal windet.


Lifestyle Fetisch 56<br />

Welches Wissen über dich könnte deine<br />

Fans überraschen?<br />

Ich bin eigentlich ziemlich introvertiert.<br />

Ich neige dazu, ein Einzelgänger zu sein.<br />

Ich habe eine soziale Batterie, die regelmäßig<br />

aufgeladen werden muss.<br />

Hast du ein geheimes Talent? Abseits der<br />

21 Zentimeter in der Hose natürlich!<br />

Ich bin ein großartiger Koch und ein guter<br />

Fußballspieler.<br />

Was bringt dich zum Lächeln?<br />

Gutes Essen, das Wissen, dass ich bald<br />

verreisen werde, das Ende einer tollen<br />

Szene und wenn jemand mit mir scherzen<br />

und herumalbern kann. Außerdem ist es<br />

schön, sich zu entspannen.<br />

Was macht dich wütend?<br />

Menschen, die andere nicht mit Respekt<br />

und Einfühlungsvermögen behandeln.<br />

Du triffst den berühmten Flaschengeist.<br />

Was sind deine drei Wünsche?<br />

Erstens, alle meine Schulden sind abbezahlt.<br />

Mein zweiter Wunsch wäre eine<br />

sinnvolle Waffenkontrollgesetzgebung in<br />

den USA! Dritter Wunsch: den Flaschengeist<br />

befreien.<br />

Welcher Prominente sollte dir am<br />

liebsten einmal eine Privatnachricht bei<br />

Social Media schreiben?<br />

Nur einer? Ich brauche hier ein Top-<br />

3-Ranking. Das wären Michael B. Jordan,<br />

Megan Fox und Maluma. Gerne auch alle<br />

drei auf einmal.<br />

Du wirst gleich von einem Lastwagen<br />

überfahren (Sorry dafür). Was blitzt vor<br />

deinen Augen auf?<br />

Wahrscheinlich nur die Scheinwerfer!<br />

Und was steht auf deinem Grabstein?<br />

Ich hoffe, da steht dann: Er lebte und starb<br />

nach seinen eigenen Vorstellungen!<br />

Welches ist das größte Missverständnis<br />

über Derek Kage, das du jetzt im <strong>HIM</strong><br />

<strong>MAGAZINE</strong> endlich aufklären willst?<br />

Meine Sexualität wurde in letzter Zeit in<br />

Frage gestellt, weil ich auch einmal mit<br />

einer Frau zusammengearbeitet habe,<br />

aber ich halte es nicht für nötig, irgendetwas<br />

klarzustellen! Ich bin ein sehr<br />

hyper-sexueller Mann und ich liebe es,<br />

meine Sexualität auf jede Art und Weise<br />

zu erforschen, die sich mein schmutziger<br />

kleiner Verstand vorstellen kann – und<br />

ich bin wirklich sehr fantasievoll.<br />

Das freut uns wirklich sehr! Danke dir<br />

Derek fürs Gespräch! (Mark Dawson / jh)<br />

»<br />

Ich bin ein sehr hyper-sexueller<br />

Mann und ich liebe es, meine<br />

Sexualität auf jede Art und<br />

Weise zu erforschen, die sich<br />

mein schmutziger kleiner<br />

Verstand vorstellen kann – und<br />

ich bin wirklich sehr fantasievoll.<br />

Mehr unter KinkMen.com und<br />

Twitter@DerekKageXXX<br />

Fotos @ KinkMen, Derek Kage und Marshallbradfor


PLUTO<br />

DIE MÄNNERSAUNA | ESSEN<br />

pluto.essen<br />

PlutoSaunaEssen


Kunst | Kultur 58<br />

DER <strong>HIM</strong> KULTURTIPP DES MONATS<br />

PRÄSENTIERT VON BOUYGERHL -<br />

DEM QUEEREN MUSIKARCHIV!<br />

EKSTASE FÜR<br />

DEINE OHREN!<br />

KORBI<br />

GOLD IM MUND<br />

Korbi will die deutsche Musikbranche ein<br />

wenig aufmischen – und zwar mit gehörig<br />

Farbe. Der 20-jährige Newcomer möchte<br />

mit seinen Liedern inspirieren: »Ich finde<br />

es wichtig, dass es LGBTQ+-Künstler gibt,<br />

die einem immer wieder zeigen, dass<br />

man sein Leben auch ohne Selbstzweifel<br />

und Missbilligung anderer leben kann.«<br />

Gerade ist Korbis Debüt-EP »Gold im<br />

Mund« erschienen. Darauf experimentiert<br />

der queere Musiker in fünf wirklich<br />

freshen Songs mit einem Sound herum,<br />

der irgendwo zwischen Pop, RnB und Rap<br />

angesiedelt ist. Mal auf Deutsch, mal auf<br />

Englisch – und immer mit einer gehörigen<br />

Portion Herz. Denn seine Musik entsteht<br />

aus seinem Alltag heraus; aus echten<br />

Gefühlen und persönlichen Erlebnissen<br />

spinnt seine Fantasie die Texte und verpasst<br />

den Worten eine Melodie.<br />

Korbi selbst sagt über die neue EP: »Das in<br />

den Tracks bin ich – nur ich! Keine andere<br />

Person, die mitmischt oder Texte schreibt.<br />

‚Gold im Mund‘ fängt Werte ein, für die<br />

ich und bestimmt ganz viele da draußen<br />

brennen: Loyalität, Echtheit, Ehrlichkeit<br />

und ein Schuss Selbstliebe. Davon singe<br />

ich in meinen Geschichten.« Und wir hören<br />

ihm dabei sehr gerne zu! (Zacker).<br />

Korbi - Gold im Mund<br />

Instagram: @iamkorbi<br />

Entdecke über 1.200 weitere queere<br />

Musiker auf www.bouygerhl.com!<br />

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