28.02.2024 Aufrufe

HIM MAGAZINE No.27

Könnt ihr die Frühlingsgefühle schon spüren? Wir auf alle Fälle, aber vielleicht liegt das auch an Pornosuperstar Theo Brady, der exklusiv auf unserer Interview-Couch Platz genommen hat. Dazu gekuschelt hat sich dann noch Christian Wilde – hier ist der Name Programm. Und so haben wir uns auch gefragt, was ist das für ein animalischer Dschungel in unseren Köpfen? Wie befreist Du das Raubtier in d einer Brust? Zudem verraten wir euch, wo ihr die besten Tops und die besten Bottoms findet, warum die Frage nach der Fickrichtung beim Sex so wichtig ist und wie es der Puppy-Community im neuen Jahr tatsächlich geht – PupKrik verrät es uns. Und dann nehmen wir euch noch mit nach Grand Canaria und flüstern euch ins Ohr, wo ihr die heißesten Kerle finden könnt. Der März wird hot, natürlich mit HIM.

Könnt ihr die Frühlingsgefühle schon spüren? Wir auf alle Fälle, aber vielleicht liegt das auch an Pornosuperstar Theo Brady, der exklusiv auf unserer Interview-Couch Platz genommen hat. Dazu gekuschelt hat sich dann noch Christian Wilde – hier ist der Name Programm. Und so haben wir uns auch gefragt, was ist das für ein animalischer Dschungel in unseren Köpfen? Wie befreist Du das Raubtier in d einer Brust? Zudem verraten wir euch, wo ihr die besten Tops und die besten Bottoms findet, warum die Frage nach der Fickrichtung beim Sex so wichtig ist und wie es der Puppy-Community im neuen Jahr tatsächlich geht – PupKrik verrät es uns. Und dann nehmen wir euch noch mit nach Grand Canaria und flüstern euch ins Ohr, wo ihr die heißesten Kerle finden könnt. Der März wird hot, natürlich mit HIM.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

MÄR<br />

Fetisch ∙ Lifestyle<br />

24 www.him-magazine.de<br />

Wie geht es der Puppy-Community 2024?<br />

JEDE PFOTE<br />

IST WICHTIG!<br />

Befreie das animalische<br />

Raubtier in deiner Brust!<br />

DER DSCHUNGEL IN<br />

UNSEREM KOPF<br />

Der Twink und sein großer Schwanz<br />

THEO BRADY EXKLUSIV<br />

Wo findest Du die besten Kerle?<br />

TOP UND BOTTOM


PROVOKE<br />

YOUR KINKY SIDE<br />

buddy.net


Das ist drin.<br />

04<br />

DER DSCHUNGEL IN<br />

UNSEREM KOPF<br />

Befreie das animalische Raubtier in<br />

deiner Brust!<br />

14<br />

THEO BRADY EXKLUSIV<br />

Der Twink und sein großer Schwanz<br />

24<br />

Pornostar Christian<br />

Wilde nimmt<br />

auf dem Regiestuhl<br />

Platz<br />

28<br />

JEDE PFOTE IST WICHTIG!<br />

Wie geht es der Puppy-Community<br />

2024?<br />

38<br />

TOP UND BOTTOM<br />

Wo findest Du die besten Kerle?<br />

44<br />

Eine einzigartige<br />

Comic-<br />

Anthologie<br />

46 52 56<br />

Heisse Kerle<br />

unter heisser<br />

Sonne<br />

Fickrichtungen<br />

Harte Muskeln,<br />

schwule Pornos<br />

und Weiblichkeit


Lifestyle<br />

4<br />

Spürst du das animalische Raubtier in<br />

deiner Brust? Befreie es endlich!<br />

DER<br />

DSCHUNGE<br />

IN UNSEREN KÖPFEN<br />

Das menschliche Auge nimmt<br />

grüngelbe Farben in feinsten Nuancen<br />

wahr, speziell bei Grün erkennen<br />

wir ein sehr großes Spektrum von<br />

Schattierungen – doch warum ist das<br />

so? Zu Beginn der Evolution wuselten<br />

unsere Vorfahren noch als winzige<br />

Organismen im Urmeer herum und<br />

konnten kaum mehr als Hell und<br />

Dunkel voneinander unterscheiden,<br />

doch dann begann über die<br />

Jahrmillionen ein Entwicklungsprozess,<br />

sodass wir diese elektromagnetische<br />

Strahlung, die wir schlicht Licht<br />

nennen, schlussendlich in sieben<br />

Grundfarben wahrnehmen konnten<br />

und bis heute können, eine davon<br />

ist das Grün. Mit der Zeit zeigte sich,<br />

dass es ein Vorteil beim Auffinden<br />

von Nahrung und dem frühzeitigen<br />

Erkennen von Feinden war, wenn<br />

wir im Dschungel ein genaues Auge<br />

für jedwede Grünschattierungen<br />

ausbildeten. So konnten wir mit<br />

der Zeit auch getarnte Feinde im<br />

Blättermeer des Unterholzes besser<br />

und schneller erkennen. Bis heute ist<br />

uns diese Fähigkeit erhalten geblieben,<br />

das menschliche Auge kann die Farbe<br />

Grün in tausendfachen Nuancen<br />

erkennen. In der ersten Staffel der<br />

wunderbaren Serie »Fargo« erklärt<br />

der Auftragskiller das sinngemäß so:<br />

»Wieso kann das menschliche Auge<br />

mehr Grüntöne sehen als jede andere<br />

Farbe? Wegen der Raubtiere. Früher<br />

waren wir Affen, richtig? Und in den<br />

Wäldern, im Dschungel, ist alles grün.<br />

Um also nicht von Panthern und Bären<br />

und dergleichen gefressen zu werden,<br />

mussten wir sie sehen können, im<br />

Gras, in den Bäumen und so weiter. So<br />

wurden wir selbst zu Raubtieren!«


5<br />

Lifestyle<br />

Das Raubtier in uns<br />

Tragen wir dieses Raubtier, diese Wildnis, noch immer heute<br />

in uns? Klischeemäßig waren wir viele Jahre der Auffassung,<br />

dass gerade die Männer die steinzeitliche Höhle verließen, um<br />

das Mammut zu erlegen, während das Weibchen brav zu Hause<br />

blieb und die Kinder hütete. Jüngste Forschungen zeigten indes<br />

auf, dass Frauen gleichberechtigt mit ihren Männern in sehr<br />

vielen Fällen auf die Jagd gegangen sind – unsere patriarchische<br />

Weltsicht passt nicht in die Realität vergangener Zeiten. Anders<br />

ausgedrückt: In puncto Gleichberechtigung waren wir früher<br />

weiter als heute.<br />

ELL<br />

Fakt scheint allerdings, dass wir bis heute diese Wildnis ein<br />

Stück weit noch immer in uns tragen – viele Menschen scheinen<br />

dieses Animalische zu verdrängen, zu unterdrücken, womöglich<br />

aus Angst, um nicht herauszufinden, was wirklich in ihnen<br />

steckt. Schwule Männer haben hier in gewissen Aspekten einige<br />

Vorteile, zum einen, weil sie durch den Prozess des inneren wie<br />

äußeren Coming-Outs mehr als der Durchschnitt der heterosexuellen<br />

Menschen in sehr jungen Jahren sich selbst bis ins Mark<br />

bereits hinterfragen und in Frage stellen mussten, um wirklich<br />

die Chance zu haben, ein erfülltes Leben führen zu können. Zum<br />

anderen haben Schwule bis heute das Glück, dass ihnen Normen<br />

von der Gesellschaft nur sehr selten auferlegt werden – sie<br />

müssen nicht in das Rollenbild einer Beziehung schlüpfen, auch<br />

wenn die stetigen Nachfragen, wer denn nun in einer schwulen<br />

Beziehung der Mann und wer die Frau sei, das gerne immer wieder<br />

von neuem suggerieren wollen. Die Realität ist eine andere,<br />

zumindest, wenn wir uns das selbst zugestehen. Einige schwule<br />

Männer scheinen ihr Seelenheil sowie ihr persönliches Glück<br />

allerdings genau darin zu finden, sich möglichst genau der heteronormativen<br />

Welt anzupassen, sich bestenfalls sogar assimilieren<br />

zu lassen. Trautes Heim, Glück allein. Eigene Wohnung oder<br />

Haus, dazu Hund oder Katze, vielleicht sogar noch ein Kind. Für<br />

einige schwule Paare mag diese Version von Glück tatsächlich<br />

funktionieren – und natürlich sei es ihnen von Herzen gegönnt,<br />

denn jeder darf selbstverständlich selbstbestimmt so leben, wie<br />

es für ihn richtig erscheint. Bei nicht gerade wenigen Paaren<br />

bleibt allerdings in der Außenwirkung immer mal wieder der<br />

unterschwellige Eindruck zurück, sie verwehren sich selbst etwas,<br />

sie halten sich zurück – es gibt einen Teil von ihnen, Etwas<br />

in ihrem Selbst, das mit dem selbstgewählten Baukastenglück<br />

nicht zufrieden ist.<br />

Trotzdem sehnen sich so viele danach – wir sehen das zum Beispiel<br />

an den Umfragen der letzten Jahre, die immer wieder aufzeigen,<br />

dass die meisten Schwulen sich eine traute Zweisamkeit<br />

wünschen, besonders hoch sind die Werte unter jungen Homosexuellen,<br />

teilweise liegen sie bei fast 90 Prozent. Vielleicht auch<br />

deswegen, weil sie eine längere Beziehung selbst noch gar nicht<br />

erlebt haben und einige von ihnen möglicherweise ein Idealbild<br />

von Partnerschaft im Kopf haben, das mit der Realität in den<br />

wenigsten Fällen etwas zu tun hat – wenigstens nicht auf Dauer.<br />

Auch das soll kein Abgesang auf eine Beziehung sein, denn wer<br />

ehrlich auch in einer langen Partnerschaft mit seinem Gegenüber<br />

agiert, sich gegenseitig Raum und Freiheit gibt, man selbst<br />

zu bleiben, und bereit ist, auch Veränderungen im Miteinander<br />

anzugehen und nicht zu ignorieren, kann tatsächlich langfristig<br />

Zufriedenheit und Glück finden. Das bedeutet allerdings nicht,


Lifestyle<br />

6<br />

dass schwule Männer, die bewusst ein<br />

Leben als Single bevorzugen, minderwertig<br />

sind oder eben irgendwie »nicht<br />

vollständig« oder primitiv oberflächlich.<br />

Dieses Klischee geistert indes immer wieder<br />

durch die Gay-Community, teilweise<br />

getragen durch Männer, die sich tatsächlich<br />

eine Beziehung wünschen und nicht<br />

den »perfekten« Partner finden, den sie<br />

sich vorstellen, teilweise aber auch durch<br />

die gemeinschaftliche Herabsetzung von<br />

anderen schwulen Männern, die selbstbestimmt<br />

und sexpositiv ihr Leben gestalten.<br />

Es ist schon erstaunlich, dass sich in<br />

den letzten Jahren in gewissen Kreisen<br />

in der Gay-Community die Meinung<br />

etablieren konnte, schwule Männer mit<br />

einem vielseitigen Sexleben seien nicht<br />

gleichwertig, triebgesteuert eben. Das<br />

ist nicht nur inhaltlich eine unsinnige<br />

Negativierung, die darauf beruht, Sex,<br />

wenn er denn öfters auftritt, als solches<br />

als schlecht herabzusetzen, nein, es offenbart<br />

auch, dass der Umgang mit unseren<br />

Trieben noch immer stellenweise dem<br />

Anschein nach als etwas Schlimmes angesehen<br />

wird, etwas, das es zu überwinden<br />

gilt. Warum eigentlich? Platzt sonst der<br />

Traum vom ewigen Glück in trauter Zweisamkeit<br />

samt Hund und Kind?<br />

Unsere Triebe – Lust oder Frust?<br />

Warum hat sich in der Gay-Community<br />

in gewissen Teilen eine so große Abneigung<br />

zu unseren Instinkten, zu unseren<br />

Trieben, zu unserem animalischen<br />

Selbst herausgebildet? Ausgerechnet bei<br />

schwulen Männern, die geschichtlich<br />

betrachtet erst seit sehr kurzer Zeit offen<br />

miteinander agieren, flirten und sich zeigen<br />

können, ohne verfolgt, verhaftet oder<br />

totgeschlagen zu werden – und selbst<br />

dieses Privileg können wir nur in einem<br />

noch immer sehr kleinen Teil dieser Welt<br />

ausleben, im weitaus größeren Teil sind<br />

Homosexuelle »bestenfalls« noch immer<br />

minderwertig, schlimmstenfalls Abartige,<br />

die es zu ermorden gilt. Schwule Männer<br />

hierzulande hätten indes die Freiheit, mit<br />

erhobenem Haupt auch ihre animalische,<br />

lustvolle Sexualität zu zeigen und zu erleben<br />

– und sich nicht dafür schämen zu<br />

müssen. Das mag nicht immer perfekt ins<br />

Klischeebild einer Paarbeziehung passen,<br />

ist aber weitaus ehrlicher und wahrhaftiger,<br />

als ein Leben lang für sich oder andere<br />

eine Lüge leben zu wollen. Dabei kann<br />

es problemlos gelingen, seine sexuelle<br />

Lust sowohl in einer Partnerschaft wie<br />

auch als Single auszuleben – eine Beziehung<br />

muss kein goldenes Gefängnis sein,<br />

außer, wir begeben uns freiwillig hinein,<br />

um den Wünschen einer moralinsauren


7<br />

Lifestyle<br />

Gesellschaft zu gefallen und werfen dann<br />

noch ohne Zwang den Schlüssel weg. Und<br />

wir haben dabei auch kein Recht, auf sexuell<br />

sehr aktive Männer herabzusehen.<br />

Das indes passiert immer wieder – in zahlreichen<br />

Chats wie auch im echten Leben.<br />

Das Klischee vom sexgeilen<br />

Schwulen<br />

Schwule Männer, die in einer Beziehung<br />

leben und trotzdem einen Sexpartner<br />

suchen, müssen sich oftmals Woche für<br />

Woche anhören, wie verwerflich, ekelhaft<br />

und verlogen sie sind – witzigerweise<br />

selbst dann, wenn sie in einer offenen<br />

Beziehung leben und der feste Partner<br />

von den sexuellen Abenteuern seines<br />

Mannes weiß. In diesem Fall wird über<br />

beide der moralische Mantel der Minderwertigkeit<br />

geworfen. Das ist nicht nur in<br />

mehrfachem Sinn schlicht verlogen, es<br />

offenbart zudem sehr oft auch eine große<br />

Unkenntnis des verbalen Scharfrichters<br />

über Langzeitbeziehungen; dazu hat es<br />

überdies mit der gelebten Realität schlicht<br />

nichts zu tun, die Statistiken der letzten<br />

zehn Jahre sprechen hier eine sehr eindeutige<br />

Sprache: Rund 40 Prozent der<br />

schwulen Männer leben in einer offenen<br />

Beziehung, je länger die Partnerschaft<br />

andauert, desto mehr. Und selbst unter<br />

den Männern, die in einer monogamen<br />

Zweisamkeit leben, berichteten in der<br />

Studie der Deutschen Aidshilfe noch<br />

30 Prozent davon, trotzdem mindestens<br />

einen oder auch mehrere andere Sexualpartner<br />

gehabt zu haben – entgegen allen<br />

Vereinbarungen. Der Großteil der schwulen<br />

Männer in einer Beziehung lebt also,<br />

heimlich oder offen, seine Sexualität mit<br />

mehr als einem Mann aus – und in allen<br />

Fällen steht es uns nicht zu, ein Urteil<br />

darüber zu fällen. Was wäre auch die<br />

Alternative? Wer hier moralisch die Keule<br />

schwingt, der sei einmal gefragt, was<br />

Schwule stattdessen tun sollten? Sollen sie<br />

sich zwingen, nur mit einem Mann Sex zu<br />

haben, auch wenn das schlicht nicht ihrer<br />

menschlichen Natur entspricht? Sicherlich,<br />

unter Zwang ist vieles möglich und<br />

immer wieder hören wir Aussagen wie<br />

eben jene, dass man sich für den anderen<br />

Partner dazu eben durchringen muss.<br />

Aber warum eigentlich? Warum fallen<br />

einige schwule Männer auf Rollenbilder<br />

hinein, die patriarchalisch und entwicklungstechnisch<br />

zwischen heterosexuellen<br />

Menschen geprägt worden sind? Jene, die<br />

aus einer Welt stammen, in der die Frau<br />

lange Zeit ein Besitz oder eine Trophäe<br />

war, je nach Auslegungsspielraum – in<br />

allen Fällen allerdings nur selten eine<br />

gleichberechtigte Person. Wenn ich<br />

meinen Partner wirklich liebe, würde ich<br />

ihm dann nicht eher wünschen, dass er<br />

sein bestes Leben lebt? Glücklich, zufrieden,<br />

erfüllt? Wieso nehmen wir uns dann<br />

immer wieder das Recht heraus, unseren<br />

Partner dazu zu zwingen, auf ewige<br />

Treue zu schwören? Vor was haben wir<br />

so große Angst? Dass der Sex mit einem<br />

anderen Mann besser sein kann? Dass<br />

er uns verlässt, weil er Sex mit einem<br />

anderen Mann hat? Beides kann passieren,<br />

doch beides hängt nicht wirklich<br />

mit der Verbindung zweier Menschen in<br />

einer Beziehung zusammen. Mein Partner<br />

kann mich auch dann verlassen, wenn<br />

beide tatsächlich dauerhaft monogam<br />

sind, denn eine Beziehung definiert sich<br />

nicht nur durch die Form, wie der Sex<br />

ausgelebt wird, sondern durch tausend<br />

andere Aspekte – von Ehrlichkeit über<br />

Vertrauen bis hin zu einem Miteinander<br />

und gemeinsamen Zielen und Wünschen.<br />

Und selbst wenn er anderweitig besseren<br />

oder anderen Sex erlebt, warum kann ich<br />

mich nicht darüber für ihn freuen? Im<br />

besten Fall überträgt sich seine Freude<br />

auch auf unsere Beziehung. Zudem gibt<br />

es Dutzende andere Aspekte, in denen ich<br />

für ihn doch auch weiterhin die Nummer<br />

Eins, der wichtigste Mensch, bleibe.<br />

Mit Blick auf unsere animalische, wilde<br />

Sexualität müssen wir uns zudem eingestehen,<br />

dass ein Mann allein nur selten<br />

auf Dauer all unsere Wünsche erfüllen<br />

kann, vor allem dann, wenn wir jenseits<br />

von Kuschelsex Lüste und Leidenschaften<br />

entwickeln. Gerade Spiele rund um die<br />

Dominanz sind nicht immer in einer Partnerschaft<br />

langfristig gemeinsam auszuleben.<br />

Viel trauriger an diesem geforderten<br />

Verzicht in einigen schwulen Beziehungen<br />

ist indes die Ansicht, dass es offenbar<br />

»<br />

Schwule Männer hierzulande haben<br />

die Freiheit, mit erhobenem Haupt auch<br />

ihre animalische, lustvolle Sexualität zu<br />

zeigen und zu erleben – und sich nicht<br />

dafür schämen zu müssen.


Lifestyle<br />

8<br />

in Ordnung ist, meine Wünsche nach<br />

menschlichem Besitz über das Lebensglück<br />

eines anderen zu stellen und dabei<br />

selbst mit emotionaler Erpressung meinen<br />

Standpunkt klarzumachen. Das ist nicht<br />

nur unfair gegenüber unserem Partner,<br />

es ist auch dumm gegenüber uns selbst<br />

– denn höchstwahrscheinlich verpassen<br />

wir etwas, wenn wir uns nicht einmal die<br />

Möglichkeit einräumen, frei von gesellschaftlichen<br />

Normen und Zwängen zu<br />

erforschen, was tatsächlich in uns steckt.<br />

Nach was dürstet es unser wildes Tier im<br />

Dschungel in uns wirklich? Und wäre es<br />

nicht großartig, es einmal aus dem Käfig<br />

zu lassen, um zu schauen, wie viel Spaß<br />

und Freude wir mit ihm haben können?<br />

Wollen wir es so lange einsperren, bis<br />

aus dem Knurren und Fauchen ein leises<br />

Wimmern an unserem Totenbett geworden<br />

ist? Ein, ach, was wäre, wenn?<br />

Noch einmal zur Klarstellung: Es gibt<br />

schwule Männer, für die eine ehrlich gelebte<br />

Zweisamkeit, ein monogames Miteinander,<br />

auch nach vielen Jahren perfekt<br />

funktioniert – und dann ist das auch absolut<br />

gut so und zu einhundert Prozent zu<br />

respektieren. Genauso wie jene schwulen<br />

Paare, deren größtes Glück tatsächlich<br />

Haus, Kind und Hund sein mögen. Es geht<br />

nicht darum, diesen Menschen ihre Existenz<br />

abzusprechen, sondern darum, allen<br />

anderen Mut zu machen, mehr auf ihr Inneres<br />

zu hören, sich zu trauen, selbst- und<br />

fremdauferlegte Konventionen über Bord<br />

zu werfen und ohne konkretes Ziel oder<br />

einen Plan zu schauen, wohin einen das<br />

Schiff in wilder See hinfort trägt – vielleicht<br />

ja an einen Ort oder zu einer Erfahrung,<br />

die soviel besser ist als alles andere<br />

zuvor? Wäre das nicht spannend? Im Film<br />

»Die Weisheit der Krokodile« bringt es der<br />

junge Jude Law als moderner Vampir so<br />

auf den Punkt: »Unsere Gehirne sind sehr<br />

alt. Aus der Sicht eines Neurologen gibt es<br />

niemanden, der nur menschlich ist. Auf<br />

einer gewissen Ebene hat jeder vier Beine,<br />

und auf der Ebene darunter hat jeder<br />

Reißzähne.« Also, hast du Lust darauf, dein<br />

Raubtier einmal kennenzulernen?<br />

Gefahrvolle Suche nach deiner animalischen<br />

Seite<br />

Eine Frage drängt dabei tatsächlich immer<br />

wieder ans Licht der Öffentlichkeit: Was<br />

ist, wenn ich das Raubtier wecke und es<br />

dann nicht mehr loswerde? Was ist, wenn<br />

sich mein eigenes Raubtier nicht anpassen<br />

will oder kann an mein normales<br />

Leben im Alltag? Alles durchaus berechtigte<br />

Fragen, die nicht immer einfach zu<br />

beantworten sind, doch bestenfalls startet<br />

man mit einer Gegenfrage: Was, wenn in<br />

dir noch etwas ganz anderes schlummert,<br />

etwas, das dich, ja, verschlingen kann,<br />

aber nur, um dich danach als dein wahres<br />

Ich wieder zu entlassen – und zwar glücklicher<br />

und zufriedener als du es jemals<br />

warst? Das Hinhorchen in uns selbst, die<br />

Erforschung unseres eigenen Raubtiers,<br />

kann gefährlich werden, ohne Zweifel<br />

– die Frage, ob sich die Gefahren lohnen,<br />

kannst schlussendlich nur du selbst beantworten.<br />

Wer nicht an ein göttliches<br />

Wesen oder an Wiedergeburt glauben<br />

will, für den ist klar, es gibt nur dieses<br />

eine Leben. Wie willst du es erleben? Wie<br />

willst du das Beste daraus machen?<br />

Wir kennen unser Raubtier dabei oftmals<br />

schon, zumindest für die Bruchteile von<br />

Sekunden, wenn wir gedanklich unsere<br />

Bedenken, moralischen oder sonstigen<br />

Zwänge hinter uns lassen und uns für<br />

einen Augenblick gestatten, unseren<br />

lüsternen und lustvollen Gedanken freien<br />

Lauf zu lassen. Immer dann, wenn wir<br />

uns vorstellen, wie der Typ vor uns nackt<br />

aussehen könnte und dass wir uns am<br />

liebsten direkt hinknien wollen würden,<br />

um seinen Schwanz zu schmecken – dummerweise<br />

ist der Kerl allerdings unser<br />

Kellner im Restaurant. Wir alle haben<br />

diese Fantasien, die uns befallen, auch<br />

wenn sie ganz unterschiedlicher Natur<br />

und Ausprägung sind – einmal träumen<br />

wir uns in die Arme eines heißen Daddys,<br />

vielleicht auch von einem aus unserer<br />

Familie oder dem Bekanntenkreis, ein<br />

anderes Mal stellen wir uns vor, wie es<br />

wäre, angekettet und willenlos zu sein<br />

und von anonymen Kerlen in der Dunkelheit<br />

genommen zu werden. Immer dann<br />

und in tausend weiteren Fällen flüstert<br />

uns unser Raubtier unanständige Dinge<br />

ins Ohr – wir tagträumen. Sehr viele<br />

dieser Gedanken kreisen dabei oftmals<br />

um Gefahren wie dunkle Ecken, mysteriöse<br />

Unbekannte sowie finstere Straßen<br />

in der Nacht oder wir finden uns in der<br />

wilden Natur wieder, in der uns alle Eindrücke<br />

direkt und unbefangen überfallen<br />

– zurück im grünen Dickicht, an das sich<br />

unser Raubtier in seinen evolutionären<br />

Träumen selbst noch gut erinnern kann.<br />

Doch abseits dieser Momente am hellen<br />

Tag, wenn wir für kurze Augenblicke<br />

unserem Leben gedanklich entfliehen,<br />

gibt es da noch die große Welt unserer<br />

Träume, ein Reich, das sich bis heute in<br />

weiten Teilen wissenschaftlich noch nicht<br />

erklären lässt und dessen Herrscher für<br />

uns lustvoll immer wieder alle Barrieren<br />

»Nach was dürstet es unser<br />

wildes Tier im Dschungel in uns<br />

wirklich? Und wäre es nicht<br />

großartig, es einmal aus dem Käfig<br />

zu lassen, um zu schauen, wie<br />

viel Spaß und Freude wir mit ihm<br />

haben können?


9 Lifestyle<br />

und Grenzen sprengen. In unseren Träumen<br />

und unserem Unterbewusstsein sind<br />

wir frei und unser Raubtier darf lustvoll<br />

umherwandern. Bis heute können Forscher<br />

nicht genau erklären, woher unsere<br />

erotischen Träume tatsächlich kommen,<br />

klar ist nur: Wie alle unsere Träume<br />

kommen auch die erotischen aus unserem<br />

Innersten, daher, wo wir mit uns allein<br />

sind, an dem Ort, wo unsere animalischen<br />

Triebe, unser Raubtier, unser jaulender<br />

Wolf lebt. Die Psychoanalyse geht davon<br />

aus, dass diese Träume eng verknüpft sind<br />

mit unseren Wünschen, unser Innerstes<br />

sehnt sich also danach, ausgelebt, erlebt<br />

zu werden. Dabei müssen wir uns immer<br />

klar sein, dass unser Gehirn ein kreatives<br />

und mitunter wunderbar chaotisches<br />

Nervenzentrum ist, das die Macht besitzt,<br />

verschiedene Szenarien gleichzeitig<br />

ablaufen zu lassen oder unsere flüsternden<br />

Stimmen in uns zu einem großen<br />

Wirbelsturm aufbäumen zu lassen, den<br />

wir nicht sofort verstehen können oder<br />

müssen. Gewürzt werden unsere erotischen<br />

Fantasien in unseren Träumen<br />

auch gerne von Reizen, gespeichert in<br />

unserem Kurzzeitgedächtnis – der herbe<br />

Geruch eines Mannes, der ahnungslos<br />

an uns vorbeiging, zum Beispiel. Oftmals<br />

sind unsere Reize allerdings sogar noch<br />

unklarer, sodass unsere lustvollen Träume<br />

aus einer diffusen Gemengelage heraus<br />

entstehen. Dazu kommt, dass unser Gehirn<br />

in der Schlafphase gerne auch zudem<br />

einige äußere direkte Faktoren integriert,<br />

Geräusche und Temperatur oder Berührungen<br />

zum Beispiel. Laut einer Studie<br />

aus China sollen wir übrigens die besten<br />

Sexträume haben, wenn wir auf dem<br />

Bauch liegen, weil dann der Körperdruck<br />

auf den steifen Schwanz einwirkt und<br />

unsere Atmung zudem erschwert ist, was<br />

zu einer geringeren Sauerstoffzufuhr<br />

führt – ähnlich den lustvollen Strangulationserfahrungen,<br />

die manche gerne beim<br />

Sex haben.<br />

Im Land der Träume<br />

Was wir zudem wissen, ist, dass unser<br />

Raubtier in unserem träumerischen Unterbewusstsein<br />

gerne einmal die Führung<br />

übernimmt, vor allem dann, wenn es<br />

explizit um Sex geht. Sehr selten träumen<br />

wir von flauschigen Glücksgefühlen oder<br />

kunterbunten Emotionen, oftmals geht es<br />

sehr direkt und pikant zur Sache, einzelne<br />

Impulse in den Bildern, die aufblitzen, erzeugen<br />

ein Flammenmeer aus Lust. Dabei<br />

scheint unser Raubtier in uns auch sehr<br />

gerne mit unserer Erotik zu spielen, viele<br />

Einzelheiten sind nur verschwommen,<br />

es füttert uns mit stimulierenden kurzen<br />

Augenblicken und dabei zeigt sich, dass<br />

das Sichtbare nicht immer entscheidend<br />

ist – das haben Traum und Wirklichkeit<br />

mitunter gemeinsam. Wie intensiv wir<br />

tatsächlich in unsere sexuellen Träumen<br />

eintauchen können, hängt laut jüngster<br />

Forschung auch von unserer eigenen Fantasie<br />

ab – der bewussten wie der unterbewussten.<br />

Wir träumen nicht alle gleich.<br />

Und auch eine harte Erektion während<br />

unseres Schlafes ist nicht automatisch ein<br />

Indiz dafür, gerade besonders intensiv<br />

unserer animalischen Lust zu folgen –<br />

unsere Ständer, während wir schlafen,<br />

können sowohl durch unsere autonomen<br />

Nervenbahnen, die Psyche, manuelle<br />

unbewusste Stimulation oder eben<br />

auch durch Träume entstehen. Schlafforscher<br />

gehen allerdings derzeit davon<br />

aus, dass unser Schwanz besonders hart<br />

wird, wenn wir tatsächlich dabei unsere<br />

erotischen Träume ausleben. Der Urvater<br />

der Psychoanalyse, Sigmund Freud, ging<br />

davon aus, dass unsere Träume ein Ventil<br />

für unseren nicht erfüllten Sexualtrieb<br />

sind und eine innere Botschaft für uns<br />

bereithalten – da ist es wieder, unser eingesperrtes<br />

Raubtier.<br />

Der Jagdinstinkt bei Männern<br />

Dieser wilde Wolf will jagen – und das<br />

bei Männern offenbar häufiger als bei


Lifestyle<br />

10<br />

»<br />

Binnen einer Generation ist die Gay-<br />

Community nicht nur äußerlich,<br />

sondern auch innerlich sesshafter<br />

geworden, wir sind schrittweise in<br />

die Heterowelt immigriert. Das muss<br />

nicht zwangsweise schlecht oder falsch<br />

sein, die Frage ist nur, was haben wir<br />

zurückgelassen?<br />

Frauen. Männer haben im Durchschnitt<br />

bis zu fünfzehn erotische Träume jeden<br />

Monat, Frauen nur fünf, so die Ergebnisse<br />

der Schlafforschung. Bis zu zehn Prozent<br />

unserer Träume soll sich dabei um<br />

Sex drehen, rund zweieinhalb Stunden<br />

träumen wir im Durchschnitt jede Nacht<br />

in den sogenannten REM-Phasen (Rapid<br />

Eye Movement). Zweieinhalb Stunden,<br />

180 Minuten, in denen wir mit den Wölfen<br />

lustvoll den Mond anheulen können.<br />

Inzwischen schließen sich auch viele Sexualtherapeuten<br />

der Aussage an, dass es<br />

gut ist, unsere erotischen Träume freudig<br />

zuzulassen, wir werden dadurch selbstbewusster<br />

und unsere Sexualität kann freier<br />

gestaltet und erlebt werden – natürlich<br />

immer unter der Prämisse, dass wir uns<br />

nicht selbst weiter kasteien wollen. Ein<br />

Schüler von Freud, Carl Gustav Jung,<br />

sprach deswegen auch davon, dass unsere<br />

Träume der »Königsweg zum Unterbewusstsein«<br />

seien.<br />

Keine einfache Küchenpsychologie<br />

Einfache Küchenpsychologie greift<br />

allerdings deutlich zu kurz, wenn wir<br />

unsere Träume analysieren, um besser in<br />

Kontakt mit unserem Raubtier, unserer<br />

sexuellen Lust, zu kommen. Und selbst<br />

Experten sind sich uneins dabei, wie<br />

wiederkehrende Träume tatsächlich zu<br />

deuten sein könnten. Ist der Traum vom<br />

Sex mit einem prominenten Kerl wirklich<br />

nur die Lust danach, etwas zu erleben,<br />

was wir selbst gerne hätten oder wie wir<br />

sein wollen würden? Erleben wir Sex<br />

mit dem Boss im Traum, weil wir unsere<br />

Karriere vorantreiben wollen? Haben wir<br />

Sex mit Freunden, während wir schlafen,<br />

weil etwas ungeklärt zwischen uns ist?<br />

Sind die Sexpraktiken, die ich träume,<br />

das, was ich wirklich erleben will? Die


11 Lifestyle<br />

Antwort: Vielleicht, vielleicht auch nicht.<br />

Unsere Gehirne sind komplex und kreativ.<br />

Klar ist nur, dass unsere Träume es uns<br />

erlauben, unsere Hemmungen loszulassen,<br />

Moral spielt in der unendlichen Welt<br />

unserer Köpfe keine Rolle, zumindest<br />

nicht in unserem Unterbewusstsein, wo<br />

unser Raubtier auf die Jagd geht. Unsere<br />

Träume sind also keine Spielanleitung, die<br />

wir eins-zu-eins umsetzen müssen, sondern<br />

sie stoßen nur die Tür auf, damit wir<br />

die Chance bekommen, mehr auf unser<br />

Innerstes zu hören.<br />

Die häufigsten Sexträume bei Männern<br />

sind laut der Forschung dabei allerdings:<br />

Sex mit einem Fremden, ungeachtet aller<br />

Konsequenzen, Sex mit dem Ex (nicht alles<br />

war schlecht!), Sex mit dem Vorgesetzten<br />

als Grenzüberschreitung, Sex mit dem<br />

besten Freund/in, Sex mit einer Person,<br />

die man hasst, Sex mit einer Person jenseits<br />

der eigenen sexuellen Orientierung<br />

– in unserem Fall also mit einer Frau – ,<br />

gewaltvoller Sex sowie auch Voyeurismus<br />

in all seinen Formen. Es geht nicht darum,<br />

all deine Fantasien direkt auszuleben,<br />

sondern oftmals wahrscheinlich auch<br />

um die Verarbeitung von Erlebtem und<br />

der Kompensation von Dingen, die dich<br />

belasten können. Im Grunde ist es ähnlich<br />

wie in einem Dschungel, wir sehen nicht<br />

alles sofort, wir können es auch nicht<br />

sofort verstehen oder begreifen, aber es<br />

gibt uns die Möglichkeit, neue Wege zu<br />

finden, neue Geheimnisse zu entdecken<br />

und unserem Raubtier zu folgen, wenn<br />

wir das wollen – wir müssen zu unserem<br />

eigenen Spurenleser werden. Ein guter<br />

Weg, die Bestie lustvoll zu befreien, kann<br />

übrigens durchaus auch sein, die Träume<br />

physisch in die Realität zu holen – zum<br />

Beispiel in Form eines Tagebucheintrags<br />

oder in einem Gespräch mit deinem<br />

Partner. Natürlich musst du niemandem<br />

etwas erzählen, wenn du das nicht willst,<br />

denn deine Träume gehören allein dir,<br />

aber es bietet dir eine Chance, tiefer zu<br />

gehen und bestenfalls dein persönliches<br />

Sexualleben oder eben euer gemeinsames<br />

Sexleben zu bereichern. Und nur, damit<br />

es einmal deutlich gesagt ist: Man muss<br />

auch nicht vom eigenen Partner beim Sex<br />

träumen beziehungsweise, es ist nicht<br />

Fremdgehen, wenn man im Traum einen<br />

anderen Kerl fickt oder gefickt wird. Wer<br />

so denkt, versteht nicht nur die Welt der<br />

Träume nicht, er steckt auch noch ganz<br />

tief drinnen im Sumpf von gesellschaftlichen<br />

Moralvorstellungen, die zum Himmel<br />

stinken. Das alles ist nicht hilfreich<br />

auf dem Weg dahin, ein sexuell lustvol-<br />

leres und vor allem ehrlicheres Leben zu<br />

führen, in dem du Sex genießen kannst<br />

und in einer Intimität erleben darfst, die<br />

sich animalisch, wild und unberechenbar<br />

anfühlt und lange nachhallen kann in dir.<br />

Assimiliert uns die Heterowelt?<br />

Wir tragen bis heute die Fähigkeit in uns,<br />

uns im Dickicht, im ewig grünen Dschungel<br />

besser zurechtzufinden als anderswo,<br />

der Evolution sei Dank. Und während<br />

wir unsere uralten Fähigkeiten tief in<br />

uns tragen, leben wir heute ein zumeist<br />

zivilisiertes Leben, gefallen uns allerdings<br />

mitunter trotzdem bei dem Gedanken, als<br />

schwule Männer ein klein wenig immer<br />

noch Rebellen zu sein – und mit Blick auf<br />

die Welt bis heute für unsere Gleichberechtigung,<br />

für unser Leben kämpfen zu<br />

müssen, auch wenn unsere Kämpfe hier<br />

in Mitteleuropa andere geworden sind<br />

als noch vor einer Generation. In dieser<br />

kurzen Zeitspanne hat sich in der Gay-<br />

Community allerdings viel getan, denn<br />

wir sind nicht nur äußerlich, sondern<br />

auch innerlich sesshafter geworden,<br />

wir sind schrittweise in die Heterowelt<br />

immigriert. Das muss nicht zwangsweise<br />

schlecht oder falsch sein, die Frage ist nur,<br />

was haben wir zurückgelassen? Und was<br />

davon haben wir gerne hinter uns auf<br />

dem Weg abgelegt, und was vermissen<br />

wir allerdings doch, vielleicht auch nur<br />

heimlich, vielleicht auch nur in unserem<br />

Unterbewusstsein? Es sind keine leichten<br />

Fragen und noch schwerer können<br />

mitunter die Antworten ausfallen. Dazu<br />

beigetragen hat auch eine Seuche namens<br />

Aids, die mit grausamer Brutalität die<br />

lustvolle Ära der schwulen Männer vor<br />

uns vom Tisch gewischt hat – eine Zeit,<br />

in der viele Schwule wohl noch ein Stück<br />

weit ehrlicher mit ihrem inneren Raubtier,<br />

ihrer animalischen Lust, umgegangen<br />

sind, zwar oft im Versteckten, im Dunkel<br />

der Nacht, im Park oder auf Klappen,<br />

dafür aber direkter, offener und weniger<br />

schambehafteter als die junge Gay-Community<br />

das manchmal tut. Wir sind<br />

fürwahr komplexe Wesen und natürlich<br />

müssen auch wir uns den Veränderungen<br />

des Lebens und der Zeit stellen, im Guten,<br />

wie aber auch im Schlechten. So manchen<br />

mag in den 80er und 90er Jahren HIV in<br />

die Monogamie oder direkt in die Isolation<br />

getrieben haben – heute haben wir das<br />

Glück, dass der Schrecken vergangener<br />

Tage verblasst ist, die Krallen dieses Monsters<br />

nicht mehr gar so schnell verletzen<br />

oder töten. Wir wissen, wie wir HIV bekommen<br />

können und wir wissen, wie wir<br />

»<br />

Kaum etwas ist schöner, als nach einem<br />

gemeinsamen Super-Orgasmus, nach<br />

ekstatischem Sex lustvoll, verschwitzt,<br />

nass von Sperma zusammen den Mond<br />

anzuheulen.


Lifestyle<br />

12<br />

»<br />

Sex ist nicht schmutzig, böse oder<br />

minderwertig; dein sexuelles<br />

animalisches Wesen in dir hat<br />

die Kraft, dir ein neues, ein<br />

besseres, ein einzigartiges und<br />

unvergleichlich spannendes Leben<br />

zu schenken.<br />

uns davor schützen können und trotzdem<br />

lustvoll wieder Sex erleben dürfen, auch<br />

trotz des ein oder anderen anderweitigen<br />

Querschlägers wie einer Affenpocken-<br />

Epidemie. Doch wir haben heute Wege<br />

gefunden, offen und sexpositiv zu experimentieren,<br />

zu leben und uns als Männer<br />

neu zu erleben, ohne jedwede Vorsicht<br />

fallen lassen zu müssen; es gibt die PrEP,<br />

Kondome und anderweitige Möglichkeiten,<br />

Lust und Vernunft sinnvoll zusammenzubringen.<br />

Es besteht also auch aus<br />

gesundheitlicher Seite kein Grund mehr,<br />

das Raubtier dauerhaft einzusperren.<br />

Manche tun es trotzdem, einige ein Leben<br />

lang. Dabei kann kaum etwas schöner<br />

sein, als nach einem gemeinsamen Super-<br />

Orgasmus, nach ekstatischem Sex lustvoll,<br />

verschwitzt, nass von Sperma zusammen<br />

den Mond anzuheulen. Nicht jeder spürt,<br />

wie dieses Raubtier in unserem Käfig in<br />

der Brust von einem Ende zum anderen<br />

nervös umherläuft, ganz wie der Panther<br />

im berühmten Gedicht von Rainer Maria<br />

Rilke. Doch wir sollten aufpassen, dass<br />

unser Panther im Käfig nicht genauso<br />

müde wie der des Dichters wird, sodass<br />

ihn nichts mehr hält und ihm ist, als<br />

ob es tausend Stäbe gebe und hinter<br />

tausend Stäben keine Welt. Wir dürfen<br />

unser Raubtier befreien, wir dürfen es<br />

erkunden – wir müssen es nicht. Doch<br />

ihm nur deswegen zu versagen, weil<br />

wir Angst haben oder gesellschaftlichen<br />

Rollenbildern gefallen wollen, wäre allzu<br />

schade. Wir würden uns eines wichtigen<br />

und wesentlichen Teils unseres Selbst<br />

berauben. Sex ist nicht schmutzig, böse<br />

oder minderwertig; dein sexuelles animalisches<br />

Wesen in dir hat die Kraft, dir<br />

ein neues, ein besseres, ein einzigartiges<br />

und unvergleichlich spannendes Leben<br />

zu schenken – du musst es nicht immerzu<br />

rauslassen, aber sperre es auch nicht<br />

für immer ein. Oder, gesprochen mit den<br />

Worten des amerikanischen Philosophen<br />

Henry David Thoreau: »Ich ging in die<br />

Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt<br />

leben; intensiv leben wollte ich. Das Mark<br />

des Lebens in mich aufsaugen, um alles<br />

auszurotten, was nicht Leben war. Damit<br />

ich nicht in der Todesstunde innewürde,<br />

dass ich gar nicht gelebt hatte.« (ms)


ALWAYS<br />

WITH YOU,<br />

EVEN ON<br />

THE GO<br />

FOLLOW US<br />

@himmagazin.de


Kunst Lifestyle | Kultur 14<br />

DER TWINK MIT DEM GROSSEN SCHWANZ<br />

Exklusiv-Interview mit Superstar Theo Brady<br />

THEO<br />

BRADY


15 Kunst Lifestyle | Kultur<br />

Er beschreibt sich selbst gerne<br />

als den »lokal Twink with the<br />

Big Cock« und in der Tat vereint<br />

Pornosuperstar Theo Brady<br />

(26) alles, was wir an einem<br />

jungen sexy Kerl lieben – er hat<br />

nicht nur einen Traumkörper,<br />

sondern auch einen stets harten<br />

20-Zentimeter-Schwanz und<br />

er liebt es, Bottom-Boys zur<br />

grenzenlosen Lust zu ficken.<br />

Generell ist Theo ein Abenteurer,<br />

der darüber hinaus aber viel<br />

zu sagen hat und eine Weisheit<br />

in sich trägt, die uns zudem<br />

begeistert. Des Weiteren ist<br />

er eigentlich überdies eine tief<br />

romantische Seele, die stets auf<br />

der Wanderschaft ist und jetzt<br />

zumindest jobtechnisch bei<br />

den Cockyboys seine Heimat<br />

gefunden hat. Seine Fans lieben<br />

und vergöttern ihn, allein auf<br />

X folgen ihm sehnsüchtig rund<br />

190.000 Männer.<br />

Theo, erzähle uns zunächst ein wenig<br />

über dein Leben. Wie und wo bist Du<br />

aufgewachsen? Wo lebst Du heute? Bist<br />

Du Single oder in einer Beziehung?<br />

Ich bin in einer kleinen Stadt in Missouri<br />

aufgewachsen, etwa 55 Minuten außerhalb<br />

von St. Louis. Ich war schon immer<br />

ein Typ, der sich gerne im Freien aufhält.<br />

Ich bin mit Jagen, Geländewagenfahren<br />

und Dirt-Bikes aufgewachsen. Außerdem<br />

liebte ich es, auf unserem Schießstand<br />

mit Gewehren zu schießen, sie auseinanderzunehmen,<br />

zu reinigen und wieder<br />

zusammenzusetzen. Ich habe auch gerne<br />

trainiert und Sport getrieben, mit sieben<br />

Jahren habe ich dann mit Wrestling und<br />

MMA (Mixed Martial Arts) angefangen.<br />

Später lebte ich zunächst in Orlando und<br />

zog dann nach Los Angeles, aber nachdem<br />

ich eine Weile in der Großstadt gewesen<br />

bin, entschied ich mich, wieder zurück<br />

nach St. Louis zu gehen, um näher bei<br />

meiner Familie und meinen Freunden zu<br />

sein. Beziehungsmäßig könnte man sagen,<br />

dass ich gerade mit jemand Besonderem<br />

etwas am Laufen habe.<br />

Das freut mich sehr für dich! Wie verlief<br />

denn dein Coming-Out und deine Pubertät?<br />

Das Coming-Out war für mich definitiv<br />

eine Achterbahn der Gefühle. Es gab Teile<br />

meiner Familie und meiner Freunde, die<br />

zu mir hielten, aber es gab auch Menschen,<br />

die das nicht taten, vor allem in<br />

meinem Beruf damals. Wie die meisten<br />

von euch wissen, bin ich pansexuell, aber<br />

als ich in der Schule aufwuchs, wurde ich<br />

immer sofort als schwul bezeichnet. Das<br />

hat mich immer irritiert, aber nicht, weil<br />

ich etwas zu verbergen hatte, sondern<br />

einfach, weil ich das Gefühl hatte, dass ich<br />

als jemand abgestempelt wurde, der ich<br />

nicht bin. Ich habe mich immer zu beiden<br />

Geschlechtern hingezogen gefühlt.<br />

Es geht weniger um das Geschlecht, sondern<br />

mehr um die Ausstrahlung und den<br />

Geist einer Person, die mich anzieht.<br />

Du bist vom Sternzeichen ein Wassermann.<br />

Wassermännern wird nachgesagt,<br />

dass sie kreativ, hilfsbereit, innovativ,<br />

unabhängig, Individualisten, aber auch<br />

ziemlich stur sind. Wassermann-Männer<br />

sollen zudem auch unberechenbar<br />

sein. Was davon würde dich denn gut<br />

beschreiben?<br />

Oh, ich bin der Inbegriff eines Wassermanns!<br />

Ich bin sehr unkonventionell und<br />

oft anders drauf als der Mainstream. Wassermänner<br />

sind Luftzeichen, also bin ich<br />

ständig im Fluss wie die Luft und unberechenbar.<br />

Ich liebe es, einfach ich selbst zu<br />

sein und mich von der Norm abzuheben.<br />

Ich kann dazu neigen, geheimnisvoll zu<br />

sein, bis ich mich mit dir wohlfühle. Ich<br />

bin auch gerne allein, bis ich jemanden<br />

finde, mit dem ich wirklich gerne zusammen<br />

bin. Wassermänner sind bekannt<br />

dafür, emotionslos und stur zu sein, aber<br />

das bin ich nicht. Ich bin sehr emotional<br />

und gehe offen mit meinen Gefühlen um.<br />

Wenn Du emotional bist, hast Du sicher<br />

auch ein großes Herz – das kann aber in<br />

der schwulen Community manchmal<br />

auch leicht verletzt werden, oder?<br />

Ja, ich würde definitiv sagen, dass ich<br />

ein großes Herz habe, manchmal zu<br />

groß, und dass ich aufgeschlossen bin.<br />

Ich glaube allerdings nicht, dass es daran<br />

in der schwulen Community mangelt.<br />

Das Missverständnis beruht darauf, dass<br />

viele denken, Schwule hätten kein großes<br />

Herz oder seien unterkühlt. Ich glaube<br />

allerdings nicht, dass das wirklich der Fall<br />

ist. Die meisten in der Community hatten<br />

ein hartes Leben, als sie aufwuchsen, was<br />

die meisten bis heute daran hindert, offen<br />

und verletzlich mit ihrem Herzen umzugehen.<br />

Ich habe den Eindruck, dass Du dich<br />

sehr für Mode interessierst, welcher Stil<br />

würde dich am besten beschreiben? Und<br />

was fasziniert dich daran, mit Mode und<br />

verschiedenen Outfits zu spielen?<br />

Ich interessiere mich sehr für Mode. Die<br />

Kunst, die dahintersteckt, fasziniert mich<br />

einfach, und die Emotionen, die Models<br />

durch einen Laufstil darstellen können,<br />

faszinieren mich ebenso. Ich würde nicht<br />

einmal sagen, dass ich einen bestimmten<br />

Stil habe, wenn es um meine Mode geht.<br />

Es hängt normalerweise vom jeweiligen<br />

Tag und meiner Stimmung ab. Aber im<br />

Großen und Ganzen würde ich sagen, dass<br />

ich die meiste Zeit eher Grunge/Streetwear-Kleidung<br />

trage.


Lifestyle<br />

16<br />

Erlaube mir zu sagen, dass ich manchmal<br />

das Gefühl habe, dass Du eine tiefe<br />

Traurigkeit in dir trägst oder zumindest<br />

ein sehr nachdenklicher Mensch bist.<br />

Täuscht dieser Eindruck oder nicht?<br />

Ich würde nicht sagen, dass ich eine tiefe<br />

Traurigkeit in mir trage, aber die Dinge,<br />

die ich beim Aufwachsen erlebt habe, haben<br />

mich zu der Person gemacht, die ich<br />

heute bin. Im Allgemeinen bin ich sehr<br />

albern, ein Klassenclown und ein glücklicher<br />

Mensch. Ich weiß aber auch, dass<br />

das Leben nicht nur aus ständigem Glück<br />

und Positivität besteht. Das ist genau der<br />

Grund, warum ich mit meinen Fans auch<br />

solche Dinge teile. Die meisten Menschen<br />

stellen ihr Leben heutzutage in den<br />

sozialen Medien sehr einseitig positiv dar,<br />

als wäre es etwas völlig anderes als das,<br />

was sie wirklich erleben oder fühlen. So<br />

bin ich nicht. Ich möchte den Menschen<br />

zeigen, dass es in Ordnung ist, manchmal<br />

Traurigkeit zu empfinden, und dass es<br />

ebenso in Ordnung ist, diese Gefühle und<br />

Erfahrungen mit der Welt zu teilen. Vor<br />

allem, wenn man ein Sprachrohr ist und<br />

für jemand anderen wichtig sein kann.<br />

Das ist sehr mutig von dir. Wovor hast<br />

Du wirklich Angst und warum?<br />

Ich würde sagen, meine größte Schwäche<br />

ist meine Angst und ich neige zudem<br />

dazu, zu viel über Dinge nachzudenken,<br />

die gar nicht wahr sind. Aber das ist das<br />

Problem mit der Angst: Man hat nicht<br />

wirklich Angst vor allem und jedem. Es ist<br />

nur diese kleine Stimme in deinem Kopf,<br />

die dir sagt, dass bestimmte Dinge nicht<br />

klappen oder nicht so laufen werden, wie<br />

du es geplant hast, auch wenn es durchaus<br />

möglich ist, dass es klappt.<br />

Das stimmt absolut. Dann lass uns jetzt<br />

von der Angst zum Glück kommen. Du<br />

hast einmal gesagt, man kann dich sehr<br />

glücklich machen, wenn man dir Essen<br />

bringt. Stimmt das wirklich? Und welches<br />

sollte man dir vorbeibringen?<br />

Ich muss sagen, dass wirklich gut gemachte<br />

Speisen wahrscheinlich das ist,<br />

was ich am liebsten esse!!! Mich zu fragen,<br />

ob ich mich auf ein bestimmtes Essen<br />

beschränken kann, ist die schwierigste<br />

Frage überhaupt. Ich bin schon an viele<br />

Orte auf der ganzen Welt gereist und ich<br />

mag wirklich alle Arten von Speisen. Es<br />

gibt höchstens ein paar einzelne Lebensmittel,<br />

von denen ich kein großer Fan bin.<br />

Aber grundsätzlich mag ich alles. Ich liebe<br />

es auch zu kochen und zu backen, und bin<br />

gut darin, haha, und es gibt nichts, was ich<br />

mehr mag, als ein gutes Essen für einen<br />

sexy Jungen zu kochen. Auch wenn ich<br />

gerne koche, hätte ich allerdings nichts<br />

dagegen, wenn jemand von Zeit zu Zeit<br />

auch für mich kocht.<br />

Kommen wir zu deiner romantischen<br />

Seite: Was findest Du wirklich romantisch<br />

oder wann empfindest Du eine Geste<br />

eines Mannes als schön und romantisch?<br />

Ja, es ist definitiv wahr, dass ich im Herzen<br />

ein Romantiker bin, ein hoffnungsloser<br />

Romantiker sogar, wenn man so<br />

will. Ich glaube, es gibt viele verschiedene<br />

Wege, romantisch zu sein, auch wenn<br />

das nicht alles zwangsweise auf mich<br />

zutreffen muss. Zum Beispiel gibt es da<br />

Dinge wie nachdenklich sein, sich ehrlich<br />

auszudrücken, Geschenke zu machen,<br />

die Sprache der Liebe deines Partners zu<br />

kennen, aufmerksam zuzuhören, sich Zeit<br />

zu nehmen für deinen Partner, körperliche<br />

Zuneigung zu zeigen, deinen Partner<br />

zu überraschen… und vieles mehr.<br />

Romantik muss nicht unbedingt immer<br />

ein ausgefallenes Date oder ein Blumenstrauß<br />

als Geschenk sein. Es kann etwas<br />

sehr Einfaches sein, zum Beispiel, wenn<br />

du mit deinem Partner über etwas lachen<br />

kannst, das nur ihr beide versteht.<br />

Du bist jetzt seit rund sechs Jahren in<br />

der Pornobranche tätig, hast mehrere<br />

Dutzend Szenen gedreht, mehrere Preise<br />

gewonnen und für mehrere Studios<br />

gearbeitet. Wie blickst Du heute auf die<br />

Branche?<br />

Wie du weißt, drehe ich seit 2018 Studiopornos.<br />

Ich würde sagen, dass sich die<br />

Branche seitdem sehr verändert hat, ganz<br />

ehrlich. Ich denke, sie ist heute definitiv<br />

übersättigt. Ich glaube, den Studios fehlt<br />

es heute an Loyalität zwischen ihnen und<br />

den Models, mit denen sie drehen. Viele<br />

von ihnen nehmen dich immer wieder<br />

auf und lassen dich glauben, du hättest<br />

eine Karriere bei ihnen, aber wenn sie<br />

keine Verwendung mehr für dich haben,<br />

schmeißen sie dich einfach raus, als wäre<br />

die Beziehung, die ihr während der Zusammenarbeit<br />

aufgebaut habt, nie von<br />

Bedeutung gewesen. Ich finde auch, dass<br />

es vielen Studioszenen an Individualität<br />

fehlt. Das ist etwas, was ich in der Branche<br />

nie bekommen oder gefunden habe,<br />

bis ich für Cockyboys gedreht habe. Ich<br />

hatte das Gefühl, dass ich nie die Kontrolle<br />

darüber hatte, wie ich in einer Szene<br />

aussehe oder aussehen möchte, oder dass<br />

ich ein Mitspracherecht habe, welche Art<br />

von Ästhetik ich in meinen Szenen zeigen<br />

möchte. Cockyboys hat das für mich<br />

jedoch komplett geändert. Seit ich mit<br />

ihnen zusammenarbeite, darf ich wirklich<br />

meine künstlerische Seite in meinen Szenen<br />

zeigen und sie hören sich sogar meine<br />

Ideen an, wenn wir mitten in der Produktion<br />

sind. Ich fühle mich nicht benutzt


17 Lifestyle<br />

»<br />

oder<br />

Meine Tattoos<br />

sind mein eigenes<br />

kleines Tagebuch<br />

auf meinem Körper<br />

mit Lebenserfahrungen,<br />

die<br />

mich tief berührt<br />

haben.<br />

wie ein schlechter Witz, wenn ich<br />

mit ihnen arbeite. Ich fühle mich wieder<br />

selbstbewusst und sexy in der Branche.<br />

Wow! Ein tolles Kompliment an das<br />

Cockyboys-Team. Machen wir inhaltlich<br />

einen Sprung zu deinen zahlreichen<br />

Tattoos. Auf deinem rechten Bein steht<br />

der Spruch »Not all who wander are lost<br />

/ Nicht alle, die wandern, sind verloren.«<br />

Das ist nicht nur sehr schön, sondern<br />

offenbart auch einen sehr tiefgründigen<br />

Menschen. Du bist auf einer Reise. Wie<br />

blickst Du auf den Weg hinter dir – und<br />

auf den vor dir?<br />

Die Tätowierung auf meinem rechten<br />

Bein mit dem Spruch »Nicht alle, die<br />

wandern, sind verloren« ist tatsächlich<br />

eine meiner bedeutungsvollsten Tätowierungen,<br />

die ich habe. Ich finde, dass es sich<br />

sehr gut auf mich als Person beziehen<br />

lässt. Ich bin ständig auf Wanderschaft<br />

und versuche, meinen Platz und meinen<br />

Weg im Leben zu finden, aber ich bin alles<br />

andere als verloren. Wir sind in diesem<br />

Leben nie verloren, aber ständig auf der<br />

Wanderschaft. Ich neige dazu, nicht auf<br />

den hinter mir liegenden Weg zu blicken,<br />

genauso wenig, wie auf den Weg, der vor<br />

mir liegt. Ich schaue lieber auf das, was<br />

sich gerade direkt vor mir befindet. Ich<br />

sage dir, lebe im Augenblick, nicht in der<br />

Vergangenheit oder in der Zukunft. Wandere<br />

solange, bis du das findest, was dein<br />

Herz entzündet, wandere solange immer<br />

weiter, aber verliere dich dabei nicht.


Lifestyle<br />

18<br />

Danke, Theo. Lass uns noch etwas mehr<br />

deinen sexy Körper erkunden. Dein<br />

linker Arm beherbergt eine ganze Reihe<br />

von Tattoos, eine Schlange, ein Auge, ein<br />

Haus, eine halbe Männerbüste, ein Herz,<br />

einen Totenkopf, Tränen, ein Messer,<br />

einen Regenschirm – gibt es für dich ein<br />

Konzept auch hinter all diesen Tattoos?<br />

Ich habe insgesamt 17 Tattoos. Jedes<br />

einzelne meiner Tattoos hat eine tiefe<br />

Bedeutung. Sie erzählen alle eine Geschichte<br />

über eine Zeit in meinem Leben.<br />

Wenn ich beruflich viel unterwegs bin,<br />

lasse ich mir gerne ein Tattoo in der Stadt<br />

stechen, die ich gerade besuche, egal, ob<br />

im Ausland oder in den USA. Viele davon<br />

habe ich mir auch in meiner Heimatstadt<br />

stechen lassen. Es ist mein eigenes kleines<br />

Tagebuch auf meinem Körper mit Lebenserfahrungen,<br />

die mich tief berührt haben.<br />

Mich hat dein tätowierter Spruch »Love<br />

you more« auch sehr berührt.<br />

Dieses Tattoo ist ein Andenken an meine<br />

verstorbene Großmutter. Ich habe ihr<br />

beim Abschied immer wieder gesagt »Ich<br />

liebe dich«, und sie hat immer mit »Ich<br />

liebe dich mehr / I love you more« geantwortet.<br />

»<br />

Ich mag es, Risiken<br />

einzugehen,<br />

ohne Angst davor<br />

zu haben, dass es<br />

schiefgehen könnte.<br />

Ich glaube, das<br />

hat mich zu dem<br />

Leben geführt,<br />

das ich heute<br />

führe, und ist<br />

der Grund dafür,<br />

warum ich da bin,<br />

wo ich jetzt bin.<br />

Theo, ich traue mich fast gar nicht weiter<br />

zu fragen – vielleicht eine allerletzte<br />

Tattoo-Frage. Auf deiner linken Brust<br />

steht »Forever by your side / Für immer<br />

an deiner Seite«. Ist dieser Spruch auch<br />

einem besonderen Menschen gewidmet?<br />

Ja, dieses Tattoo ist ein Partner-Tattoo,<br />

zusammen mit meiner Schwester. Wir<br />

hatten ein ziemlich trauriges und schweres<br />

Leben, als wir aufwuchsen, aber wir<br />

waren immer füreinander da und werden<br />

nie damit aufhören. Deshalb haben wir<br />

uns gemeinsam dieses Tattoo stechen<br />

lassen, das im Grunde besagt, dass ich<br />

immer an ihrer Seite sein werde, egal was<br />

passiert.<br />

Wenn ich mir deine Posts auf X ansehe,<br />

habe ich den Eindruck, dass Du dich oft<br />

furchtlos, abenteuerlustig und immer bereit<br />

für das Unbekannte ins Leben stürzt.<br />

Wo hat dich das bis heute hingeführt?<br />

So liebe ich es, das Leben zu leben. Wir<br />

sind nur einmal hier, also warum nicht<br />

furchtlos und abenteuerlustig ins Leben<br />

gehen? So ist das Leben nun mal, man<br />

muss immer auf das Unbekannte gefasst<br />

sein. Ich mag es, Risiken einzugehen, ohne<br />

Angst davor zu haben, dass es schiefgehen<br />

könnte. Ich glaube, das hat mich zu dem<br />

Leben geführt, das ich heute führe, und


19 Lifestyle<br />

Ich will ganz ehrlich sein: Viele der Rollen, die ich in meinen Szenen spiele, entsprechen<br />

nicht dem, was ich in meinem Privatleben mag. Ich würde allerdings nicht sagen, dass<br />

mich die Stereotypen dahinter stören, denn das ist buchstäblich mein Job. Die Branche<br />

hat mir dadurch auch die Möglichkeit gegeben, neue Dinge auszuprobieren, was ein<br />

großes Plus war. Aber ich habe mit der Zeit festgestellt, dass ich außerhalb der Arbeit<br />

eigentlich demisexuell bin. Ich genieße den Sex wirklich nur dann, wenn ich auch eine<br />

gute und tiefe Verbindung mit meinem Partner verspüre.<br />

Das ist spannend, lass uns noch etwas mehr über dich und Sex reden. Fangen wir<br />

mit deinem großen Schwanz an, der gute 20 Zentimeter groß ist, richtig? Ist er eines<br />

deiner Lieblingsteile an deinem Körper?<br />

Ja, du hast in der Tat recht. Mein Schwanz ist in der Tat 20 Zentimeter lang. Ich würde<br />

allerdings nicht sagen, dass er mein Lieblingsteil an mir ist. Ich würde eher auf mein<br />

Lächeln verweisen. Ich neige dazu, ein ziemlich einfaches Gesicht zu haben, den Blick<br />

immer klar geradeaus. Wenn mich also jemand zum Lächeln oder Lachen bringen<br />

kann, weiß ich, dass er oder sie eine gute Energie mitbringt, von der ich sehr gerne umgeben<br />

bin.<br />

Welche anderen Teile deines Körpers magst Du denn noch sehr gerne?<br />

ist der Grund dafür, warum ich da bin, wo<br />

ich jetzt bin. Das Leben ist im wahrsten<br />

Sinne des Wortes ein Abenteuer, also sei<br />

mutig und lebe ein Leben am Limit. Probiere<br />

neue Dinge aus, und wenn es nicht<br />

klappt, versuche einfach etwas anderes.<br />

Halte dich niemals nur aus Angst zurück.<br />

Wie ich vorhin schon über meine Angst<br />

gesagt habe, sind die meisten Dinge, vor<br />

denen man sich fürchtet oder die man<br />

sich in den Kopf setzt, gar nicht wirklich<br />

wahr. Also probiere es einfach aus. Was<br />

ist das Schlimmste, was passieren kann?<br />

Das ist der perfekte Übergang zu meiner<br />

Hai-Frage! Du bist auf den Bahamas mit<br />

Haien geschwommen und hast sie auch<br />

angefasst. Wie war diese Erfahrung für<br />

dich?<br />

Oh ja, ich bin auf den Bahamas mit Haien<br />

geschwommen! Alle anderen Jungs hatten<br />

Angst, als Erste ins Wasser zu gehen,<br />

also habe ich gesagt: »Scheiß drauf, ich mache<br />

es!« Es war wie eine Achterbahnfahrt.<br />

Man ist sehr aufgeregt, aber gleichzeitig<br />

hat man auch ein bisschen Angst. Die<br />

Haut eines Hais fühlt sich dabei fast wie<br />

Sandpapier an, was ziemlich einschüchternd<br />

ist. Aber das ist ja gerade auch das<br />

Abenteuerliche daran. Ich war schon<br />

immer ein kleiner Draufgänger, bereits in<br />

meiner Jugendzeit.<br />

In deinen Filmen kannst Du beim Sex<br />

sowohl ein frecher kleiner Teufel als<br />

auch ein klassischer Boy sein, Daddys<br />

kleiner Liebling sozusagen. Kannst Du<br />

mit diesen Rollentypen selbst auch etwas<br />

anfangen oder eher nicht?<br />

Meine Lieblingsstellen an meinem Körper<br />

sind entweder meine Bauchmuskeln oder<br />

meine Schultern. Sie sind einfach etwas,<br />

das an meinem Körper immer gut aussieht,<br />

vor allem dann, wenn ich trainiert<br />

habe. Am wenigsten mag ich meine Brust.<br />

Ich trainiere sie genauso hart wie alles<br />

andere, aber ich habe festgestellt, dass es<br />

wirklich schwer ist, meine Brustmuskulatur<br />

aufzubauen.<br />

Du bist versatile. Wann bist Du lieber<br />

der Top und wann der Bottom?<br />

Ich würde sagen, dass ich definitiv mehr<br />

ein versatile Top bin. Ich mag es tatsäch-<br />

»<br />

Ich mag es sehr, der Top zu sein, aber<br />

es macht mir auch nichts aus, von Zeit<br />

zu Zeit gefickt zu werden. Es ist einfach<br />

toll, den Bottom zu befriedigen und<br />

dabei nicht nur mir ein gutes Gefühl<br />

zu geben, sondern auch ihm. Dieses<br />

Gefühl der Intimität, wenn ich in ihm<br />

drin bin, ist einfach unbeschreiblich.


Lifestyle<br />

20<br />

lich sehr, der Top zu sein, aber es macht<br />

mir auch nichts aus, von Zeit zu Zeit<br />

gefickt zu werden. Es ist einfach toll, den<br />

Bottom zu befriedigen, ihn fest zu halten,<br />

und dabei nicht nur mir ein gutes Gefühl<br />

zu geben, sondern auch ihm. Dieses Gefühl<br />

der Intimität, wenn ich in ihm drin<br />

bin, ist einfach unbeschreiblich.<br />

Wie war dein erster Kuss und dein erstes<br />

Mal mit einem Jungen?<br />

Ich kann ehrlich gesagt nicht viel über<br />

den ersten Jungen sagen, den ich geküsst<br />

habe oder mit dem ich Sex hatte. Ich<br />

erinnere mich nicht einmal daran, um<br />

ehrlich zu sein. Ich bin sicher, dass es nur<br />

ein zufälliges Treffen war, um zu sehen,<br />

ob es mir gefällt oder nicht. Einfach, um es<br />

gedanklich aus dem Weg zu schaffen.<br />

Okay, gut. Aber Du erinnerst dich sicher<br />

noch an dein bisher bestes sexuelles Erlebnis,<br />

oder?<br />

Mein bestes sexuelles Erlebnis hatte ich<br />

eigentlich erst kürzlich. Ich hatte den<br />

Jungen kurz vor meinem Umzug nach<br />

St. Louis in einer öffentlichen Umgebung<br />

kennengelernt, wir haben Nummern ausgetauscht<br />

und sind dann wieder unserer<br />

Wege gegangen. Kurz darauf besuchte ich<br />

seine Stadt und wir trafen uns schließlich,<br />

hingen gemeinsam ab und quatschen und<br />

hatten schlussendlich den besten Sex aller<br />

Zeiten. Die Verbindung, die er und ich auf<br />

Anhieb hatten, war wie nichts, was ich<br />

je zuvor erlebt habe. Genau das war auch<br />

ehrlich gesagt der Grund dafür, warum<br />

der Sex so verdammt gut war. Mir war<br />

das auch bereits zuvor irgendwie klar,<br />

weil wir erst spät in der Nacht Sex hatten,<br />

nachdem wir zuvor ewig lange geredet<br />

und rumgehangen hatten. Wenn man<br />

diese Art von Verbindung mit jemandem<br />

hat, mit dem man sich zu 100 Prozent<br />

wohl fühlt, ist der Sex umso besser. Nicht<br />

zu vergessen natürlich, dass er ein echt<br />

hübscher Junge mit dem schönsten Arsch<br />

war, den ich jemals gesehen habe – das<br />

hat sicherlich auch geholfen.<br />

Davon bin ich überzeugt! Gibt es für dich<br />

denn den perfekten Kerl?<br />

Der perfekte Kerl für mich? Nun, ich<br />

möchte damit beginnen, den Jungs zu<br />

sagen, wenn ihr nach dem »perfekten<br />

Mann« sucht, werdet ihr ihn nie finden.<br />

Die Realität ist, dass es mit keinem von<br />

uns einfach ist, zusammen zu sein. Wir<br />

alle leiden unter etwas. Wenn du also<br />

jemanden triffst, der bereit ist und sich<br />

bemüht, dich wirklich zu verstehen, und


21 Lifestyle<br />

»<br />

Ich mag es sehr, wenn beim Sex am<br />

Ende beide abspritzen. Am liebsten mag<br />

ich es allerdings, wenn mein Sperma in<br />

ein schönes Loch fließt.<br />

der darüber hinaus auch tatsächlich mit<br />

dir zusammen wachsen will, dann lass<br />

dir das nicht durch so etwas Dummes wie<br />

Ego oder Stolz kaputt machen.<br />

Du hast gerade vom perfekten Arsch geschwärmt<br />

– wie sieht es mit Sperma aus?<br />

Fährst Du darauf ab?<br />

Sperma ist für mich kein großer Kink. Ich<br />

mag es natürlich sehr, wenn beim Sex am<br />

Ende beide abspritzen, aber ich brauche<br />

nicht alles auf mir, um erregt zu sein oder<br />

so etwas. Am liebsten mag ich es allerdings,<br />

wenn mein Sperma in ein schönes<br />

Loch fließt.<br />

Hunderttausende Männer sehen dir in<br />

deinen Filmen und online beim Sex zu.<br />

Wie gehst Du damit um?<br />

Am Anfang war es für mich etwas<br />

seltsam, in Schwulenbars oder in der<br />

Öffentlichkeit herumzulaufen und den<br />

Gedanken im Kopf zu haben, dass jeder<br />

dieser Leute um mich herum mich dabei<br />

beobachtet haben könnte, wie ich jemanden<br />

ficke oder gefickt werde. Aber nach<br />

einer Weile gewöhnt man sich daran.<br />

Nach sechs Jahren in der Branche denke<br />

ich nicht einmal mehr darüber nach, um<br />

ehrlich zu sein. Es ist einfach mein Job,<br />

den ich mache, um mich in diesem verrückten<br />

Leben über Wasser zu halten.<br />

Nicht anders als jeder andere hier auch.<br />

Du hast einen extrem gut gebauten Körper,<br />

was tust Du, um fit zu bleiben?<br />

Ich bin mit MMA und Wrestling aufgewachsen,<br />

seit ich sieben Jahre alt war. Da<br />

ich das mein ganzes Leben lang weitergemacht<br />

habe, habe ich im Grunde einen<br />

natürlich schlanken und durchtrainierten<br />

Körper. Ich bin sehr dankbar und glücklich,<br />

dass ich einen so hohen Stoffwechsel<br />

habe, aber ich trainiere trotzdem fast<br />

jeden Tag. Wenn man das gute Zeug essen<br />

will, muss man einfach doppelt so hart<br />

trainieren. Das nehme ich in Kauf, denn<br />

ich liebe gutes Essen und bin nicht bereit,<br />

dafür Kompromisse einzugehen.<br />

Wie interagierst Du mit der schwulen<br />

Community?<br />

Ich liebe meine Community! Wie jede<br />

Art von Mensch neigen auch sie dazu,<br />

manchmal Dinge zu tun, mit denen man<br />

nicht einverstanden ist oder die einem<br />

auf die Nerven gehen, aber das hält mich<br />

nicht davon ab, LGBTQ-Mitglieder zu<br />

mögen oder zu unterstützen. Ich stehe<br />

nicht wirklich auf die Club-Szene der<br />

Community oder auf Partydrogen und<br />

all das. Aber ich liebe Schwule, die bereit<br />

sind, Abenteuer zu erleben und gemeinsam<br />

schöne Erinnerungen zu erschaffen.<br />

Und ich liebe Hippie-Schwule!<br />

Was machst Du in deiner Freizeit?<br />

In meiner Freizeit verbringe ich die meiste<br />

Zeit allein. Meistens mache ich Sport,<br />

gehe wandern, probiere neue Restaurants<br />

aus, putze meine Wohnung, höre Musik<br />

oder probiere neue Hobbys aus. Von Zeit<br />

zu Zeit treffe ich mich gerne mit meinen<br />

Freunden, aber je älter ich werde – nicht<br />

auf eine schlechte Art und Weise – desto<br />

anstrengender finde ich die Energie anderer<br />

Menschen. Wenn ich mich also entschließe,<br />

mit Leuten auszugehen, brauche<br />

ich danach auch wieder Zeit nur für mich<br />

allein, um wieder aufzutanken.<br />

Warst Du schon einmal in Deutschland?<br />

Ich war noch nicht in Deutschland, aber<br />

Berlin steht auf meiner Liste. Bislang war<br />

ich schon in London, Stockholm, in der<br />

Schweiz, Barcelona und in Paris.<br />

Ich liebe es zu reisen, definitiv eines meiner<br />

Lieblingshobbys.


Lifestyle<br />

22<br />

Ich möchte gut singen können. Ich liebe<br />

Musik und Singen, aber ich wünschte,<br />

das, was aus meinem Mund kommt, würde<br />

die Vögel nicht tot vom Himmel fallen<br />

lassen.<br />

Was betrachtest Du als deine bisher<br />

größte Leistung?<br />

Meine größte Errungenschaft auf der<br />

Welt war es, mein Glück zu finden.<br />

Wo würdest Du gerne leben? Du hast die<br />

freie Wahl.<br />

Wenn ich irgendwo leben könnte?<br />

Irgendwo anders als in den USA, das ist<br />

sicher.<br />

Wenn Du an dein jüngeres Ich als Teenager<br />

zurückdenkst, was würdest Du ihm<br />

heute gerne sagen?<br />

Wenn ich mir als Teenager eine Sache<br />

sagen könnte, wäre es: Schnall dich an,<br />

Kumpel, denn es liegt eine holprige Straße<br />

vor dir!<br />

Vor welchem Hollywood-Schauspieler<br />

würdest Du dich sofort hinknien?<br />

Ich würde für keinen Hollywood-Schauspieler<br />

in die Knie gehen, um ehrlich zu<br />

sein, lol, aber ich würde sehr gerne mit<br />

Charlize Theron essen gehen.<br />

Was ist dein Lieblingsfilm oder deine<br />

Lieblingsserie?<br />

Mein Lieblingsfilm ist »Inglourious<br />

Basterds« unter der Regie von Quentin<br />

Tarantino.<br />

Welches ist dein Lieblingsbuch?<br />

Ganz klar, das ist »Home Body« von Rupi<br />

Kaur.<br />

Abschließend noch zu unserer Kurzfragerunde: Wie sieht der perfekte Tag für dich<br />

aus?<br />

Der perfekte Tag ist für mich ein Tag, an dem es keine Schwierigkeiten und keinen Mist<br />

gibt. Nur Sonnenschein und gute Nachrichten.<br />

Deine Lieblingsmusik oder dein Lieblingskünstler?<br />

Meine Lieblingsmusik ist alternative Indie-Musik. Eine meiner Lieblingskünstlerinnen<br />

ist Lana Del Rey.<br />

Welche lebende Person bewunderst Du am meisten?<br />

Mutter Teresa. Wenn jemand nicht weiß, wer das ist, lest es nach!<br />

Welches Talent würdest Du am liebsten haben?<br />

Und die wichtigste Frage zum Schluss:<br />

Hunde- oder Katzenliebhaber?<br />

Hunde- oder Katzenliebhaber? BEIDES!!<br />

Ich bin im Herzen ein Tierliebhaber, egal<br />

welche Art.<br />

Theo, vielen Dank dir für das spannende<br />

Gespräch! (ms)<br />

X / OnlyFans @Theo_Brady


©Goodboy Picture Company – Erworben über iStock<br />

Die Interessenvertretung<br />

für schwule Männer<br />

Die neue Organisation von schwulen Männern für schwule Männer. Warum? Langjährige und verdiente<br />

Organisationen vertreten unserer Meinung nach die Belange von schwulen Männern unzureichend und<br />

die Welt des Regenbogens wandelt sich. Aus „Sex“ soll „Gender“ werden, aus LGBTs ist queer und aus<br />

CSD ist Pride geworden mit der Erwartungshaltung, dies still zu akzeptieren. Nicht alles ist in unserem<br />

Sinne und trifft auf uns zu. Unsere Ansichten, Bedürfnisse und Forderungen finden unzureichend Gehör<br />

und daher ist es Zeit für eine Organisation, die sich für schwule Männer (basierend auf der Grundlage<br />

des biologischen Geschlechts) einsetzt und vertritt. Du willst mehr erfahren, Mitglied werden oder<br />

einfach in den Austausch gehen? Dann melde Dich.<br />

Bild über Pixabay bezogen - lizenfrei<br />

Just Gay e.V. i.G. / c/o Kiezrunners Verlag i.G. / Initiator Florian Greller / Atterstraße 85c / 49090 Osnabrück<br />

Email: mail@kiezrunners.com / Mobil: +49 (0) 151 646 032 39 / www.kiezrunners.com/Just-Gay


Lifestyle<br />

24<br />

Pornostar Christian Wilde nimmt auf<br />

dem Regiestuhl Platz<br />

EIN WILDES<br />

JAHR<br />

Christian Wilde – für viele<br />

schwule Männer ist der<br />

Amerikaner der perfekte Otter:<br />

Drahtig, genau die richtige<br />

Menge an Muskeln, behaart,<br />

tätowiert, ein Bad-Boy mit<br />

Killerblick und ziemlich versaut.<br />

Ein junger Daddy, ein Kerl, der<br />

den Ton angibt – so war es wohl<br />

auch nur eine Frage der Zeit, bis<br />

der Erotikpornostar nun auch<br />

Platz auf dem Regiestuhl nimmt.<br />

In diesem Jahr arbeitete Wilde<br />

erstmals auch hinter der Kamera<br />

und spätestens jetzt müssen die<br />

Jungs alles tun, was er will. Gut,<br />

ehrlich gesagt, das haben sie<br />

auch früher schon sehr gerne<br />

freiwillig getan.


25<br />

Lifestyle<br />

Revolution der Erwachsenenunterhaltung<br />

Bereits als Darsteller hat Wilde sein<br />

schwules Publikum mit seiner außergewöhnlichen<br />

Präsenz, seinem 20-Zentimeter-Kolben<br />

und seiner Bereitschaft, sich<br />

auf unkonventionelle, auch extrem harte<br />

Geschichten einzulassen, stets in den<br />

Bann gezogen. Er ist dafür bekannt, Grenzen<br />

zu überschreiten, indem er mutig die<br />

verschiedenen Facetten seiner Sexualität<br />

erkundet. Auf dem Regiestuhl Platz genommen,<br />

erklärt Wilde nun, dass es sein<br />

Ziel ist, seinen einzigartigen Blick und<br />

seine besondere Perspektive auf schwule<br />

Erotik und Sinnlichkeit in seinen künftigen<br />

Filmen einzufangen – mehr noch,<br />

er will ein Stück weit die Filmlandschaft<br />

für Erwachsene neu definieren. Wir sind<br />

also sehr gespannt. Seine Zusammenarbeit<br />

jetzt mit KinkMen soll eine Reihe<br />

von Filmen hervorbringen, die nicht nur<br />

das treue Publikum des Pornostudios<br />

anspricht, sondern auch neue Zuschauer<br />

anlocken soll, die einen frischen und nuancierten<br />

Ansatz der Erwachsenenunterhaltung<br />

suchen. Wir trafen den sexy Kerl<br />

kurz nach seinem 35. Geburtstag zum<br />

Interview.<br />

Christian, wie würdest Du dich selbst beschreiben,<br />

wenn Du eine Marke wärst?<br />

»<br />

Am Set ist es ähnlich wie in einem<br />

Büro, auch hier werden Kollegen zu<br />

Freunden. Vielleicht mit dem Unterschied,<br />

dass ich meine Kollegen dann<br />

auch noch ficke.<br />

Christian Wilde ist der Allround-Daddy,<br />

der sich um alle deine Bedürfnisse kümmert!<br />

Von sanft bis wild, ich biete eine<br />

große Bandbreite, um alle Arten deiner<br />

Fantasien zu erfüllen.<br />

Warst Du schon immer ein Wilder?<br />

Warst Du als Jugendlicher ein Rebell?<br />

Auf jeden Fall. Ich genieße den Rausch,<br />

wenn man ein bisschen Ärger bekommt.<br />

Ich habe schon immer gern die Grenzen<br />

von Regeln ausgetestet.<br />

Ganz ähnlich verfährst Du beim Sex.<br />

In deinem Filmen hat man den Eindruck,<br />

dass das alles sehr authentisch ist.<br />

Stimmt das?


Lifestyle<br />

26<br />

In der überwiegenden Mehrheit der Fälle,<br />

ja, das bin ich. Es gibt jedoch natürlich<br />

manchmal auch Zeiten, in denen die<br />

Arbeit wirklich einfach Arbeit ist, und<br />

dann muss ich mich darauf verlassen, dass<br />

ich ein talentierter Darsteller bin.<br />

Ziehst Du es vor, dass deine Filme eher<br />

ins Reich der Fantasie gehören oder<br />

magst Du eher einen realitätsbezogenen<br />

Ansatz?<br />

Das hängt von der Chemie zwischen mir<br />

und dem anderen Darsteller ab, mit dem<br />

ich arbeite. Es gibt definitiv lustige Aspekte<br />

in beiden Varianten.<br />

Wie pervers kannst Du am Set werden?<br />

Doch, sehr. Meine BDSM-Aktivitäten<br />

mit KinkMen haben zu einigen ziemlich<br />

intensiven Szenen geführt. Ich habe in<br />

der Öffentlichkeit gefilmt und an einigen<br />

sehr wilden und extremen Gruppenszenen<br />

teilgenommen. Es wäre schwer, die<br />

wildeste Szene zu auszuwählen, die ich<br />

jemals gedreht habe.<br />

»<br />

Ich habe 2009<br />

angefangen, mich<br />

mit Kink zu beschäftigen,<br />

und es<br />

hat mich zu 100<br />

Prozent zu dem<br />

gemacht, der ich<br />

heute bin. Es ist<br />

diese rohe und direkte<br />

Verbindung,<br />

die man untereinander<br />

hat.<br />

Hast Du jemals auch eine Szene abgelehnt?<br />

Ich habe Szenenideen von Studios abgelehnt,<br />

von denen ich gehört habe, dass sie<br />

einen nicht so guten Ruf haben. Ich weiß,<br />

dass nicht jeder die Möglichkeit dazu<br />

hat, aber ich versuche, nur für Firmen zu<br />

arbeiten, denen ich vertraue und über die<br />

meine Kollegen Gutes sagen.<br />

Was sind für dich die schwierigen Seiten<br />

im Pornobusiness?<br />

Das sind die Auswirkungen, die die Arbeit<br />

auf den Körper hat. Außerdem die Stigmatisierung<br />

durch die Zivilbevölkerung und<br />

die vielschichtige Herangehensweise, die<br />

es braucht, um in der Branche wirklich<br />

erfolgreich zu sein.<br />

Und was gefällt dir am besten in der<br />

Branche?<br />

Ein Großteil der Zeit am Set ist oft locker<br />

und entspannt. Am Set ist es ähnlich wie<br />

in einem Büro, auch hier werden Kollegen<br />

zu Freunden. Vielleicht mit dem Unterschied,<br />

dass ich meine Kollegen dann<br />

auch noch ficke.<br />

Treibst Du es auch abseits der Kameras<br />

gerne mit deinen Kollegen?


27<br />

Lifestyle<br />

Früher ja, aber heutzutage bin ich zumeist<br />

nicht mehr so verrückt. Ich genieße es einfach,<br />

Freunde zu mir nach Hause einzuladen,<br />

um im Garten Feuer zu machen und<br />

abzuhängen. Wenn Freunde von außerhalb<br />

kommen oder wenn Bekannte aus<br />

der Nachbarschaft etwas unternehmen<br />

wollen, bin ich immer gerne Gastgeber.<br />

Du arbeitest in diesem Jahr nun erstmals<br />

auch als Regisseur und hast bereits<br />

erste Erfahrungen gesammelt – haben<br />

dir deine Erfahrungen als Darsteller da<br />

geholfen?<br />

Unermesslich! Ich weiß, was ich von den<br />

Models verlangen muss, um die beste Aufnahme<br />

zu bekommen, und noch wichtiger,<br />

ich weiß, wie ich sie darum bitten<br />

kann. Ich verstehe, was ihnen während<br />

der Dreharbeiten durch den Kopf geht,<br />

weil ich mich jederzeit in ihre Lage hineinversetzen<br />

kann.<br />

Du bist seit Jahren ein gefragter Darsteller,<br />

auch viele schwule Männer himmeln<br />

dich an. Warum hast Du dich jetzt für<br />

KinkMen entschieden?<br />

Es sind die einzigartigsten Erfahrungen<br />

im Erwachsenenfilm, die ich hier machen<br />

kann. Im wirklichen Leben kommen wir<br />

nie dazu, diese Szenarien durchzuspielen.<br />

Die Aktivitäten, die wir in diesen Filmen<br />

ausleben, würde im realen Leben jemanden<br />

wegen Körperverletzung ins Gefängnis<br />

bringen! Am Set von KinkMen können<br />

wir sowohl den Geist als auch den Körper<br />

erforschen und Grenzen auf eine sehr<br />

spezielle und ernsthafte Weise ausloten.<br />

Was fasziniert dich an dieser Art von<br />

Filmen so sehr?<br />

Es ist diese rohe und direkte Verbindung,<br />

die man untereinander hat. Ich habe 2009<br />

angefangen, mich mit Kink zu beschäftigen,<br />

und es hat mich zu 100 Prozent zu<br />

dem gemacht, der ich heute bin. Ich liebe<br />

die tiefe Verbindung, die ich mit jemandem<br />

spüre, wenn ich sehe, wie er dieselben<br />

Erfahrungen wie ich macht.<br />

Stehst Du auch online mit deinen Fans in<br />

Kontakt?<br />

Andauernd! Die Leute fragen mich allerdings<br />

manchmal nach seltsamen Dingen<br />

und kommen mit komischen Wünschen.<br />

Abgeschnittene Zehennägel, alte Socken<br />

und solche Sachen. Ich liebe es allerdings<br />

sehr, wenn die Kerle mich fragen, ob sie<br />

für immer mein persönlicher Sklave sein<br />

können! Das ist furchtbar verlockend.<br />

Du hast zu Beginn des Jahres deine<br />

Arbeit als Regisseur angefangen, sind die<br />

ersten Filme jetzt bereits erhältlich?<br />

Ja! Ein paar meiner Bound Gods-Filme<br />

sind bereits erschienen und können angesehen<br />

werden! Meine Szene mit Colt<br />

Spence und Ethan Sinn, in der Colt einen<br />

neuen Angestellten spielt und Ethan<br />

das Arschloch von Chef ist, ist ziemlich<br />

unglaublich. Die beiden Jungs haben es<br />

wirklich geschafft, mich zu begeistern.<br />

Bei wem würdest Du am liebsten gerne<br />

einmal für einen Film Regie führen?<br />

Schwer zu sagen. Ich möchte eigentlich<br />

nur bei Leuten Regie führen, die sich für<br />

das, was sie machen, begeistern können,<br />

und die etwas wirklich Tolles schaffen<br />

wollen.<br />

Was rätst Du jungen Männern und Boys,<br />

die auch ins Business wollen und sich<br />

eine Karriere wie die deine wünschen?<br />

Seid professionell, Jungs! Nehmt das<br />

wirklich als Job an und seid gut in dem,<br />

was ihr tut – auch die Basics sind wichtig.<br />

Außerdem sollte man sich selbst treu bleiben<br />

und nichts tun, womit man sich nicht<br />

wohl fühlt, nur um Klicks oder Follower<br />

zu bekommen.<br />

Was würdest Du tun, wenn du nicht<br />

Christian Wilde wärst?<br />

Wahrscheinlich irgendwo in den Wäldern<br />

leben, nackt in der Natur herumlaufen<br />

und ein verrückter kleiner Bergmann<br />

sein.<br />

Christian, vielen Dank dir für das Gespräch!<br />

(Steven Boyce / jh)<br />

»<br />

Ich bin der Allround-Daddy, der sich<br />

um alle deine Bedürfnisse kümmert!<br />

Von sanft bis wild, ich biete eine große<br />

Bandbreite, um alle Arten deiner Fantasien<br />

zu erfüllen.<br />

KinkMen.com<br />

X @daddywildex<br />

www.christianwilde.com


Fetisch<br />

28<br />

Wie geht es den Puppys? Und was<br />

macht Puppy-Play so sexy?<br />

Exklusiv-Interview mit dem<br />

zweifachen Titelträger Puppy Kirk<br />

DIE PUPPY-<br />

COMMUNITY<br />

2024<br />

Puppy Kirk ist Mr. Puppy Spain 2022 sowie European<br />

Puppy 2023 und feierte gerade erst seinen 33. Geburtstag.<br />

Spätestens seit seinem ersten Titel ist der sexy Spanier viel<br />

in ganz Europa unterwegs, organisiert Puppy-Events und<br />

ist zum Sprachrohr der Puppy-Community geworden.<br />

Wir haben ihn auf die <strong>HIM</strong> Redaktionscouch gelockt.


29<br />

Fetisch<br />

»<br />

Meiner persönlichen Meinung<br />

nach ist Petplay immer noch ein<br />

Fetisch, und es ist nichts falsch<br />

an sexuellen Petplayern. Es ist<br />

ein Rollenspiel, bei dem man<br />

sein inneres Tier unter Kontrolle<br />

bringen kann, entweder beim<br />

Spielen mit anderen oder beim<br />

Sex.<br />

Kirk, als mehrfacher Titelträger bist Du<br />

in den letzten zwei Jahren viel herumgekommen,<br />

was hast Du dabei erlebt?<br />

Während meines Jahres als Mr. Puppy<br />

Spain 2022 und jetzt als European Puppy<br />

2023 hatte ich die Gelegenheit, viele<br />

Länder und verschiedene Communitys zu<br />

bereisen und zu besuchen. Ich war wirklich<br />

inspiriert und beeindruckt von der<br />

Vielfalt der Community in jedem Land<br />

und wie sie die Petplay-Szene in ihrer<br />

eigenen Art aufbauen. Jede Community<br />

funktioniert anders, was ich als Außenstehender<br />

sehr positiv fand. Das hat mir<br />

geholfen, neue Arbeitsweisen zu verstehen<br />

und zu lernen und zu erkennen, was<br />

Petplay für mich und andere bedeutet<br />

und was eine Gemeinschaft sein kann. Ich<br />

finde es großartig, dass die Freiheit und<br />

Verspieltheit dieses Fetischs diese Offenheit<br />

mit sich bringen kann, mit anderen<br />

zu interagieren und als Petplayer genauso<br />

viel wert zu sein wie alle anderen.<br />

Hier in Deutschland erleben wir ständig<br />

Diskussionen darüber, ob Puppys<br />

Demonstrationen zu sehr »sexualisieren«,<br />

zum Beispiel bei Pride-Veranstaltungen.<br />

Was denkst Du darüber?<br />

Ich verstehe das Problem. Ich habe als<br />

sexueller Welpe angefangen, als ich noch<br />

nichts von dieser ganzen Gemeinschaft<br />

wusste, aber jetzt bin ich hauptsächlich<br />

ein sozialer Puppy. Die Interaktion mit der<br />

Gemeinschaft über den Sex hinaus kann<br />

eine starke Verbindung ermöglichen, die<br />

länger anhält als eine sexuelle Interaktion,<br />

und vielleicht ist das der Grund,<br />

warum sexuelle Petplayer von sozialen<br />

Petplayern manchmal »verurteilt« werden<br />

können und andersherum. Wie auch<br />

immer, meiner persönlichen Meinung<br />

nach ist Petplay immer noch ein Fetisch,<br />

und es ist nichts falsch an sexuellen<br />

Petplayern. Es ist ein Rollenspiel, bei dem<br />

man sein inneres Tier unter Kontrolle<br />

bringen kann, entweder beim Spielen mit<br />

anderen oder beim Sex. Beides hat seine<br />

Berechtigung, und auch wenn es schwierig<br />

sein kann, zwischen rein sexuellen<br />

und sozialen Petplayern zu interagieren,<br />

sollte das nicht bedeuten, dass sie nicht<br />

Teil der gleichen Gemeinschaft sein<br />

können. Ich bin der festen Überzeugung,<br />

dass dies ein Fetisch ist, der niemandem<br />

gehört, sodass wir nicht sagen können, ob<br />

sexuelle oder soziale Petplayer es richtig<br />

oder falsch machen. Wenn du dich beim<br />

Spielen in einem Bällebad wie ein Welpe<br />

oder ein anderes Tier fühlst, ist das in<br />

Ordnung. Wenn es nur beim Sex passiert,<br />

ist das ebenso absolut okay.<br />

Es gibt auch Stimmen in der schwulen<br />

Community, die die Puppys kritisch<br />

sehen und glauben, dass das offene Ausleben<br />

dieses Fetischs den Belangen der<br />

gesamten Community schadet, insbesondere<br />

im Hinblick auf die rechtliche<br />

und soziale Gleichstellung, aber auch im<br />

privaten Bereich.<br />

Meiner persönlichen Meinung nach sehe<br />

ich kein Problem darin, mich offen als<br />

Welpe oder anderes Haustier zu bezeichnen.<br />

In meinem Fall wissen meine Familie,<br />

meine Freunde und meine Tänzer, dass<br />

ich ein Welpe bin. Mein Whatsapp-Foto<br />

zeigt mich als Welpe und sogar meine<br />

Mutter folgt mir auf Instagram. Es erlaubt<br />

mir, offen über meine Reisen, Projekte<br />

und vieles mehr zu sprechen. Ich teile<br />

alles, und es fühlt sich toll an, frei und<br />

unterstützt. Vielleicht hängt es davon ab,<br />

von wem man umgeben ist, ich weiß es<br />

nicht. Ich verstehe, dass es ein Problem<br />

sein kann, offen über diesen Fetisch,<br />

diese Gemeinschaft und dieses Leben zu<br />

sprechen, aber das hängt von der anderen<br />

Person ab. Ich denke, Sichtbarkeit ist nicht<br />

nur wichtig, sondern ein Muss, aber wenn<br />

jemand urteilen will, wird er das immer<br />

tun, egal wie. Ich als schwuler Mann bin<br />

ständig gemobbt worden und musste<br />

mich verstecken, um mich zu schützen,<br />

und das werde ich nicht mehr tun, nur<br />

weil manche Menschen nicht in der Lage<br />

sind, über eine »Hundemaske« hinauszusehen.<br />

Auf jeden Fall ist jede Situation<br />

anders und es ist wichtig zu analysieren,<br />

ob und wann man offen darüber sprechen<br />

kann oder nicht.<br />

Für jemanden, der bisher wenig oder gar<br />

keinen Kontakt zur Puppy-Community<br />

hat: Was ist das Besondere daran, ein<br />

Puppy zu sein?<br />

Ich habe Petplay immer mit Dragqueens<br />

verglichen, ein bisschen zumindest. Mein<br />

Puppy Kirk ist ganz anders als meine<br />

menschliche Seite. Ich bin schüchtern,<br />

unsicher, bitte immer um Entschuldigung,<br />

wenn ich spreche, und lasse mich leicht<br />

einschüchtern. Ich habe Kirk als die Seite<br />

von mir »erschaffen«, die unmöglich zu erziehen<br />

ist. Jemand, der selbstbewusst und<br />

sicher ist, jemand, der andere beschützen<br />

kann. Allmählich nahm diese Vorstellung<br />

von Kirk ihre eigene Dynamik auf und<br />

wurde zu jemandem, der immer lächelt,<br />

weicher ist, aber immer noch so, wie


Fetisch<br />

30<br />

gerade beschrieben. Beide Versionen<br />

meiner selbst begannen sich gegenseitig<br />

zu nähren. Kirk ist zwar mein Alter Ego,<br />

aber trotzdem immer auch eine Seite von<br />

mir, die so echt ist wie der Mensch hinter<br />

der Maske. Jemand, der auch verspielt<br />

ist. Diese Fähigkeit, einfach den Moment<br />

zu genießen und sich um nichts anderes<br />

zu kümmern, zu bellen und zu spielen<br />

wie ein Welpe, und eine Maske, die auch<br />

optisch sehr attraktiv aussieht – das ist es,<br />

was die Leute anzieht. Zumindest war es<br />

bei mir so.<br />

Du bist ein sogenannter Alpha-Puppy.<br />

Was genau ist das und welche unterschiedlichen<br />

Typen gibt es in der Community<br />

derzeit?<br />

Ich denke, Rollen sollten uns definieren,<br />

aber nicht unsere Möglichkeiten<br />

einschränken. Für mich ist ein Alpha<br />

jemand, der Schutz bietet, der für sein<br />

Rudel verantwortlich ist, wenn er es hat.<br />

Jemand, der die Führung übernehmen<br />

kann. Hierarchisch steht er an der Spitze,<br />

gefolgt vom Beta und dann vom Omega.<br />

Jeder Alpha ist anders, wie auch jeder<br />

Beta und Omega. Ich habe auch von der<br />

Delta-Rolle gehört, aber zumindest in<br />

Spanien verwenden wir sie nicht so oft.<br />

Das Omega wäre die unterwürfigste Rolle,<br />

das Beta liegt dazwischen. Außerhalb<br />

dieser Hierarchie gibt es die Service-Rolle,<br />

die sich um die Gruppe kümmert, um<br />

ihre Bedürfnisse, um ihnen das Gefühl zu<br />

geben, dass sie sicher und willkommen<br />

sind, also eine Art von Unterstützung.<br />

In meinem Fall betrachte ich mich als<br />

Alpha-Service-Puppy, aber wie gesagt,<br />

für mich ist die Definition dazu da, damit<br />

wir es auf unsere eigene Art und Weise<br />

interpretieren können, nicht um unsere<br />

Möglichkeiten einzuschränken.<br />

Was können wir deiner Meinung nach<br />

von der Puppy-Community noch lernen?<br />

Ich denke, dass die Verspieltheit es uns<br />

ermöglicht, andere Petplayer auf eine<br />

sehr einfache Art und Weise zu treffen.<br />

Ich denke, dass Petplayer nicht nur wegen<br />

der Ausstattung attraktiv sind, sondern<br />

auch, weil wir albern sein können, wenn<br />

wir wollen, mit einer Person sprechen<br />

können, die man noch nie zuvor gesehen<br />

hat, und neue Kontakte knüpfen können.<br />

Ich sage nicht, dass andere Communitys<br />

das nicht können, aber ich denke, dass<br />

diese Aspekte bei uns besonders stark<br />

ausgeprägt sind, sodass wir leicht neue<br />

Verbindungen schaffen können.<br />

Werfen wir einen kritischen Blick auf<br />

die Puppy-Szene: Welche Vorurteile gibt<br />

es deiner Erfahrung nach noch innerhalb<br />

der Community? Zum Beispiel,<br />

wenn es um Körperbau, Gewicht, Alter<br />

oder Hautfarbe geht?<br />

Ich denke, wir haben eine starke Gemeinschaft<br />

von Cis-Schwulen, was nicht<br />

schlecht ist, aber es macht es schwieriger,<br />

in anderen Räumen sichtbar zu sein,<br />

wenn wir nur in schwule Lokale gehen.<br />

Ich denke, es ist wichtig, an anderen Orten<br />

sichtbar und erreichbar zu sein, also<br />

Orte, an denen auch Heterosexuelle, Frauen<br />

und andere Gemeinschaften Interesse<br />

haben und nach Informationen fragen<br />

können, wenn sie sich danach fühlen.<br />

Natürlich sollte dies in sicheren Räumen<br />

geschehen, wo unsere Integrität nicht gefährdet<br />

ist. Ich habe aber auch manch Kritisches<br />

hier gehört, zum Beispiel, dass es<br />

uns nur in der Gay-Community gibt oder<br />

dass Petplay nichts für ältere Menschen<br />

ist, da es »kindisch« sei, oder auch, dass<br />

wir muskulöse Petplayer bevorzugen.<br />

Ich denke, dass die Community versucht,<br />

dies zu ändern, um inklusiver zu werden.<br />

Jede Pfote ist wichtig, damit dieser Fetisch<br />

nicht nur für alle da ist, sondern genau<br />

das auch ausstrahlt nach außen – Woof!<br />

Was würdest Du dir von der Gesellschaft<br />

und der Community selbst in Bezug auf<br />

die Puppy-Szene wünschen? Was muss<br />

anders oder vielleicht besser werden?<br />

Ich möchte, dass die Gesellschaft uns<br />

anerkennt, einfach so. Zu wissen, dass es<br />

so etwas wie uns gibt, wie es vor Jahren<br />

bereits die LGBT-Community erlebt hat,<br />

würde für viele Petplayer einen Unterschied<br />

machen. Ich denke, den Leuten von<br />

diesem Fetisch zu erzählen, ist irgendwie<br />

wie ein zweites Coming-Out. Der Druck,<br />

verurteilt oder abgelehnt zu werden,<br />

schwingt immer mit. Mir ging es am<br />

Anfang genauso, ich machte mir Sorgen<br />

darüber, was meine Familie sagen würde,<br />

aber jetzt weiß jeder darüber Bescheid,<br />

sie werden neugierig und fragen nach.<br />

Inzwischen hat mich sogar ein Cousin von<br />

mir gebeten, einen Welpen-Namen für<br />

ihn auszusuchen. Stolz sagte er mir, dass<br />

er jetzt auch eine Puppy-Maske hat.<br />

Das ist echt toll und süß irgendwie. Wie<br />

sieht es denn generell mit der nächsten<br />

Generation in der Puppy-Community<br />

aus?<br />

»<br />

Ich als schwuler<br />

Mann bin ständig<br />

gemobbt worden<br />

und musste mich<br />

verstecken, um<br />

mich zu schützen,<br />

und das werde<br />

ich nicht mehr<br />

tun, nur weil<br />

manche Menschen<br />

nicht in der Lage<br />

sind, über eine<br />

»Hundemaske«<br />

hinauszusehen.


31<br />

Fetisch<br />

Ich denke, die Gemeinschaft wächst<br />

schnell. Am Anfang ist das auch für viele<br />

kurios und spannend und sie können sich<br />

dafür begeistern, auch wenn am Ende<br />

viele von ihnen vielleicht doch nicht Teil<br />

der Community bleiben, sondern das eher<br />

als einmalige Sache ausprobiert haben –<br />

das ist absolut in Ordnung für mich. Man<br />

muss Dinge ausprobieren, um zu sehen,<br />

ob sie zu einem passen oder nicht, und das<br />

kann man nur herausfinden, indem man<br />

sich mit anderen Petplayern unterhält,<br />

mit der Community interagiert und es<br />

selbst ausprobiert. Viele Petplayer bleiben<br />

aber eben dann doch und zeigen, dass sie<br />

gerne Teil von etwas sein wollen, indem<br />

sie ihre Ideen einbringen und bei jeder<br />

Veranstaltung mithelfen. Die jüngere<br />

Generation sowie die Neuankömmlinge in<br />

der Community treten oftmals indes nur<br />

bei, weil sie Spaß haben wollen, ihr bestmögliches<br />

Tier ausleben wollen und weil<br />

sie eine Gemeinschaft haben möchten,<br />

der sie wirklich angehören können – das<br />

ist doch wirklich fantastisch.<br />

Wenn schwule Männer oder Boys noch<br />

keine Berührungspunkte zum Pup-Play<br />

haben, wie sollten sie vorgehen?<br />

Nun, die Interaktion und das Gespräch<br />

mit einem Puppy ist recht einfach, es<br />

gibt so viele soziale Accounts, mit denen<br />

man sich unterhalten, Fragen stellen und<br />

schnell bereits ein bisschen verstehen<br />

kann, was es für erfahrene Petplayer sein<br />

kann. Es ist möglich, an Veranstaltungen<br />

und Treffen teilzunehmen, um sie<br />

persönlich kennenzulernen, und sogar<br />

eine wirklich günstige Maske zu bekommen<br />

– da kann man schnell feststellen, ob<br />

sich das für einen gut anfühlt. Allmählich<br />

werden sich dann die Dinge von selbst<br />

zusammenfügen, die Informationen, die<br />

Verbindung mit anderen und auch jene<br />

mit dem eigenen inneren Tier. Mein Rat<br />

wäre, nichts zu überstürzen und keine<br />

Angst zu haben, sondern einfach nachzufragen.<br />

Lasst den Dingen die Zeit, die sie<br />

brauchen.<br />

Thema Masken – es gibt sie in verschiedenen<br />

Farben und Formen. Worauf muss<br />

man achten und wie unterscheiden<br />

sich die einzelnen Maskentypen? Du<br />

trägst beispielsweise normalerweise eine<br />

schwarz-gelbe Maske. Hat die Farbe eine<br />

besondere Bedeutung für dich?<br />

Beste ist. Es muss nicht unbedingt eine<br />

teure Maske sein oder eine bestimmte<br />

Marke oder Form. In meinem Fall ist es<br />

die Farbe, die für mich wichtig ist. Als ich<br />

anfing, wollte ich eine warme Farbe, um<br />

sie mit Schwarz zu kombinieren, aber ich<br />

entschied mich gegen Rot wegen des Taschentuchcodes<br />

(Rot = Fisting), da ich keine<br />

Verwirrung wollte. Ich habe mich aus<br />

denselben Gründen für Gelb entschieden:<br />

Ich mag Natursekt. Ich mag verschiedene<br />

Arten von Masken, und ich warte noch<br />

ein bisschen auf meine nächste Maske,<br />

die eine Personalisierte mit einer anderen<br />

Farbe sein wird, die ich zu den gelben und<br />

schwarzen Masken hinzufügen werde.<br />

Warum ist das Puppy-Play für viele so<br />

erotisch? Was geht deiner Erfahrung<br />

nach in den Köpfen der Puppys vor?<br />

Ich denke, alles ist damit ursprünglicher,<br />

primitiver und instinktiver. Man verhält<br />

sich wie ein Hund oder ein Tier, bellt,<br />

vermeidet es zu sprechen, zeigt vielleicht<br />

seine Zunge, sabbert beim Sex. Ich persönlich<br />

bin ein Top, also ist es für mich sehr<br />

reizvoll, mit anderen Männern Sex zu<br />

haben, während ich der Puppy bin, der<br />

die Leine hält. Für die andere Person sind<br />

beispielsweise die Ausrüstung und das<br />

Geheimnis, was sich hinter dem Welpen-<br />

Verhalten und dem Rollenspiel für sie<br />

persönlich verbirgt, sehr erotisch. Wenn<br />

ich als Puppy Sex habe, geschieht das normalerweise<br />

nur mit Nicht-Petplayern.<br />

»<br />

Ich möchte, dass die Gesellschaft<br />

uns anerkennt, einfach so.<br />

Ich denke, den Leuten von<br />

diesem Fetisch zu erzählen,<br />

ist irgendwie wie ein zweites<br />

Coming-Out. Der Druck,<br />

verurteilt oder abgelehnt zu<br />

werden, schwingt immer mit.<br />

Nun, es hängt immer von der persönlichen<br />

Situation ab, was für dich das


Fetisch<br />

32<br />

»<br />

Ich glaube nicht, dass eine<br />

Schwanzgröße besonders<br />

wichtig ist. Die innere Haltung<br />

ist immer das Wichtigste, egal in<br />

welcher Rolle man ist.<br />

Was kannst Du mit der Puppy-Maske<br />

tun, was Du ohne sie nicht tun könntest?<br />

Oder welche größere Freiheit gibt dir das<br />

Tragen der Maske?<br />

Das ist eine etwas schwierige Frage.<br />

Ich bin ein professioneller Tänzer und<br />

Performer, also bin ich es gewohnt, auf<br />

der Bühne zu stehen. Ich bin ein Videospielsammler,<br />

also bin ich auch sowieso<br />

verspielt, sodass mein inneres Kind noch<br />

ziemlich lebendig ist. Als Puppy bin ich<br />

nicht schüchtern, wenn ich mit neuen<br />

Kerlen spreche oder mit jemandem, den<br />

ich mag, aber auch wenn ich wütend auf<br />

jemanden bin, kann ich es ihm direkt<br />

sagen, wenn ich meinem Puppy Kirk die<br />

Verantwortung für die Situation überlasse.<br />

Auch heute noch wird mancherorts,<br />

vor allem in konservativen Kreisen, der<br />

Fetisch – insbesondere, aber nicht nur<br />

die Puppy-Szene – mit einer psychischen<br />

Krankheit oder Störung gleichgesetzt,<br />

wie es früher zunehmend der Fall war.<br />

Wie reagierst Du auf solche negativen<br />

Vorurteile?<br />

In der Vergangenheit habe ich von<br />

einigen bestimmten Leuten aus der<br />

Fetischszene gespürt, wie sie Petplay und<br />

ABDL-Communitys als Fetisch zweiter<br />

Klasse wahrnehmen und behandeln. Das<br />

ist zwar nicht oft vorgekommen, aber<br />

ich habe mich während meines Welpenlebens<br />

schon einige Male so gefühlt. Ich<br />

verstehe, warum sie so denken, aber<br />

das heißt nicht, dass ich es gutheiße. Ich<br />

glaube, es ist eine Frage der mangelnden<br />

Information oder des mangelnden Verständnisses.<br />

Inzwischen verändert unsere<br />

Anwesenheit aber allmählich die Szene,<br />

und jetzt sieht man auf jeder Veranstaltung<br />

auch viele Petplayer. Eine Sache, die<br />

wirklich hilft, zumindest meiner Meinung<br />

nach, ist die Fähigkeit der Petplayer, ein<br />

»und« zu sein. Es gibt Superhelden-Petplayer,<br />

es gibt Rubber-Petplayer, es gibt<br />

Sneakers, ABDLs, Motorräder, Scallys...<br />

ich denke, dass diese Optionen auch dazu<br />

beitragen, eine bessere Verbindung zu<br />

schaffen.<br />

Die Fetisch-Communitys entwickeln sich<br />

jedes Jahr weiter, das erleben wir zum<br />

Beispiel einmal im Jahr bei Fetisch-Festival<br />

Darklands ganz direkt. Wie hat sich<br />

die Puppy-Community in den letzten<br />

Jahren entwickelt? Was hat sich verändert?<br />

Auf einer persönlichen Ebene, speziell<br />

in Spanien, ist die Gemeinschaft massiv<br />

gewachsen, würde ich sagen. Ich hatte<br />

immer das Gefühl, dass es neben den<br />

sozialen Medien für unsere Gemeinschaft<br />

schwierig war, Welpen aus anderen<br />

Teilen der Welt kennen zu lernen. Das<br />

wollte ich ändern, um neue Verbindungen<br />

zu anderen Communitys zu schaffen,<br />

besonders nachdem ich 2022 zum ersten<br />

Mal bei Darklands war. Es hat mich beeindruckt,<br />

wie viele verschiedene Puppys<br />

aus so vielen Ländern dort waren, das<br />

war sehr aufregend. Ich glaube, dass die<br />

Communitys im Allgemeinen immer<br />

mehr miteinander interagieren und einige<br />

sogar zu Puppy-Playern in andere Länder<br />

fliegen, was mich sehr inspiriert hat, dies<br />

auch zu tun. Während meines Mr. Puppy<br />

Spain 2022-Titels brachte mich jemand<br />

auf die Idee, eine eigene Veranstaltung<br />

(LuperKalia-Fetish) zu gründen, wobei ich<br />

Hilfe von Freunden bekam, und mein Ziel<br />

war in diesem Moment genau das, was ich<br />

gerade gesagt habe: eine internationale<br />

Veranstaltung für Petplayer und Fetischfreunde.<br />

Im Dezember letzten Jahres hatten<br />

wir unsere zweite Ausgabe und der<br />

Verband, der für den Titel Puppy Spain<br />

verantwortlich ist, hat mir die Erlaubnis<br />

gegeben, die Wahl innerhalb meiner Veranstaltung<br />

durchzuführen, was mich sehr<br />

stolz gemacht hat. Ich hoffe, dass diese<br />

Veranstaltung jedes Jahr wächst und zu<br />

einem großen Ereignis wird, das jeder<br />

Petplayer irgendwann kennt.<br />

Ein wichtiger Aspekt beim Pup-Play ist<br />

immer auch das eigne Mindset. Kann es<br />

hier manchmal passieren, dass man zum<br />

Beispiel mit anderen Puppys herumtollt<br />

und sich irgendwann plötzlich selbst<br />

fragt: Was mache ich hier eigentlich?<br />

Natürlich kann das passieren, egal in<br />

welcher Situation, und wenn du im Kopf<br />

bist, bist du immer noch du selbst, sodass<br />

auch andere Aspekte deines Lebens einige<br />

Emotionen und Sorgen auslösen können<br />

oder du schaltest die Situation, in der du<br />

dich gerade befindest, sogar direkt aus.<br />

Wenn das passiert, ist es wichtig, dass du<br />

dir erlaubst, das zu fühlen, was du fühlst,<br />

und dass du mit jemandem sprichst, wenn<br />

du es brauchst. Wir sind eine Community,<br />

und nur weil du dich gerade nicht in<br />

deinem Headspace befinden kannst, egal<br />

warum, bedeutet das nicht, dass sich deine<br />

Community nicht um dich kümmern<br />

wird.


33 Fetisch<br />

»<br />

Jede Pfote ist wichtig, damit<br />

dieser Fetisch nicht nur für alle<br />

da ist, sondern genau das auch<br />

ausstrahlt nach außen – Woof!<br />

Welches Mindset, welche Einstellung<br />

ist wichtig, um wirklich Teil der Puppy-<br />

Szene zu werden und das »Gefühl«, ein<br />

Puppy zu sein, auch selbst zu erleben?<br />

Das kann ich nicht wirklich sagen. Ich<br />

glaube nicht, dass es mir pauschal zusteht,<br />

zu erklären, was wichtig ist, um Teil der<br />

Community zu sein oder das richtige<br />

Gefühl dafür zu bekommen. Ich habe<br />

schon von Puppys gehört, die sich eher als<br />

Puppy mit Hundeführern an ihrer Seite<br />

fühlen und als Welpe nicht zu verspielt<br />

mit anderen Welpen sind – in meinem<br />

Fall kann das sehr oft passieren, es kommt<br />

also immer darauf an. Wie gesagt, bei mir<br />

hilft es wirklich, mit einem Menschen zusammen<br />

zu sein, den ich besonders mag,<br />

diesen an der Leine zu haben, oder auch<br />

selbst auf allen Vieren zu sein, jemanden<br />

anzubellen und darauf zu warten, ein<br />

bisschen zusammen zu spielen.<br />

Wie sieht es mit den Sinnen aus? Wenn<br />

einer verloren geht, werden die anderen<br />

gestärkt, sagt man. Die Puppy-Maske<br />

kann sicherlich das Sehen einschränken.<br />

Hast Du auch Erfahrungen damit<br />

gemacht, dass andere Sinne wie der<br />

Geruchssinn oder der Tastsinn stärker<br />

werden? Und wie wirkt sich das aus?<br />

In meinem Fall ist es der Tastsinn. Ich<br />

liebe Streicheleinheiten am Rücken, unter<br />

dem Kinn, am Kopf, im Nacken. Ich liebe<br />

auch den Geruch, der von einem Mann<br />

kommt, der vielleicht ein bisschen verschwitzt<br />

ist, weil er Sport gemacht hat<br />

oder ähnliches. Ich glaube, mein Sehvermögen<br />

ist nicht das am meisten eingeschränkte,<br />

viel eher noch der Geschmack,<br />

denn der Maulkorb macht es manchmal<br />

etwas schwierig, obwohl meine Zunge<br />

größer ist als die der meisten anderen<br />

Menschen. Wenn ich eine Maske trage<br />

und nicht nur einen Maulkorb, ist auch<br />

das Hören eingeschränkt.<br />

Wohin wird sich die Puppy-Community<br />

deiner Meinung nach in den nächsten<br />

Jahren entwickeln?<br />

Ich denke, jenseits der Fetischszene<br />

werden die Leute immer mehr von uns<br />

sehen. In Videoclips, Fernsehsendungen<br />

und sozialen Medien werden hier und da<br />

Petplayer gezeigt. Ich glaube auch, dass<br />

unsere Community mehr Realitäten und<br />

mehr Vielfalt repräsentieren wird. Vielleicht<br />

sehe ich in dieser Hinsicht daher<br />

nichts »Neues«, sondern eher etwas, das<br />

wir bereits haben, aber das wirklich verstärkt<br />

und größer nach außen dringt.<br />

Wenn Du das Leben als Puppy in ein<br />

paar Stichworten zusammenfassen müsstest,<br />

was würdest Du sagen?<br />

Die Leute sagen immer Freiheit, was ja<br />

auch stimmen kann, aber das ist für mich<br />

ein sehr weiter Begriff. Vielleicht ist es für<br />

mich daher eher die Verspieltheit, die dir<br />

erlaubt, eine andere Version von dir selbst<br />

zu sein, die allerdings genauso real ist wie<br />

jene, die man hauptsächlich als Mensch<br />

verkörpert, und dass alles, während man<br />

in der Rolle des Tieres lebt, mit dem man<br />

sich identifiziert.<br />

Wenn Du könntest, würdest Du gerne<br />

dein ganzes Leben als Puppy verbringen?<br />

Ja, denn Kirk ist so real wie die Person, die<br />

nach draußen geht. Ich habe das Gefühl,<br />

wenn ich aufhöre, Kirk zu sein, wäre das<br />

so, als würde ich ihn sterben lassen, und<br />

Kirk hat der anderen Seite von mir so viel<br />

gegeben, dass er den gleichen Respekt<br />

verdient, auch wenn er jünger ist. Beide<br />

sind für mich gleichermaßen real, und sie<br />

haben sich gegenseitig geholfen. Kirk hat<br />

die Führung übernommen, wenn meine<br />

menschliche Seite nicht mitreden konnte,<br />

und umgekehrt ist es auch schon vorgekommen.<br />

Du hast uns bereits vorab verraten,<br />

dass dein Schwanz eine Augenweide<br />

ist. Ist ein großer Schwanz wichtig für<br />

das Leben als Alpha-Puppy oder welche<br />

Eigenschaften würdest Du als besonders<br />

wichtig bezeichnen?<br />

Nun, ich glaube nicht, dass eine Schwanzgröße<br />

besonders wichtig ist. Die innere<br />

Haltung ist immer das Wichtigste, egal in<br />

welcher Rolle man ist. Damit meine ich<br />

nicht Strenge oder ein grobes Verhalten,<br />

sondern das eigene Selbstvertrauen. Einige<br />

körperliche Eigenschaften sind immer<br />

hilfreich, aber es ist die andere Person, die<br />

entscheidet, ob das zu ihr passt oder nicht.<br />

Ich habe einen ziemlich behaarten Körper<br />

und kann mich über die Größe meines<br />

Schwanzes nicht beklagen – ich meine,<br />

ich bin kein Pferd, aber doch größer als<br />

der Durchschnitt – und manche Leute<br />

mögen das wirklich, manche eben aber<br />

auch nicht. Es ist wichtig, diese Dinge<br />

nicht persönlich zu nehmen, denn das ist<br />

es nicht. Solange es mit Respekt einher-


Fetisch 34<br />

geht, macht es mir nichts aus, wenn mir<br />

jemand sagt, dass ich nicht sein Typ bin,<br />

und vielleicht ist das der Grund, warum<br />

ich versuche, meine Qualitäten anzunehmen,<br />

selbst die, die ich nicht so sehr mag.<br />

Gegenfrage: Was braucht ein unterwürfiger<br />

Welpe, um wirklich gut zu sein? Was<br />

würdest Du von ihm erwarten?<br />

Nun, was ich bei unterwürfigen Welpen<br />

und Petplayern mag, ist, wenn sie sich<br />

mir anbieten, besonders mit dem Arsch<br />

oder ihrem Mund, und wenn sie meinen<br />

Schwanz anbeten und sagen, wie groß er<br />

ist und wie sehr sie ihn wollen. Wenn der<br />

Puppy dann noch mein Typ ist, kann mich<br />

das wirklich sehr erregen.<br />

Kommen wir noch kurz zu deinen Haaren<br />

am Oberkörper zurück – sehr sexy!<br />

Das muss doch für Puppy-Liebhaber ein<br />

besonderes Extra sein, oder? Du bringst<br />

dein eigenes Fell mit.<br />

Das ist ein großes Plus für Leute, die das<br />

mögen. Ich persönlich mag auch glatte<br />

Petplayer. Ich denke, dass es für mich<br />

wirklich gut ist, Haare auf meinem<br />

Körper zu haben. Ich bekomme immer<br />

Komplimente für mein Fell und bei Veranstaltungen<br />

fragen mich die Leute, ob sie<br />

meine Brust anfassen dürfen, was manchmal<br />

ein schönes Gefühl ist. Ich denke, der<br />

Gesamtlook kann funktionieren, wenn<br />

alle Teile zu einer bestimmten Vorstellung<br />

passen, die man von seinem Image hat.<br />

Bei mir funktioniert das, aber ich gebe zu,<br />

ich mag es auch, wenn ich meinen Körper<br />

trimme oder rasiere – Woof!<br />

Unterscheidet sich Sex als Puppy von<br />

»normalem« Sex unter schwulen Männern?<br />

Ich kann als Top-Puppy einfach gröber<br />

sein, vielleicht viel mehr sogar. Für mich<br />

ist das nicht dasselbe. Ich mag es auch,<br />

wenn ein Mensch die Leine führt, dabei<br />

aber unterwürfig ist, auch wenn es<br />

passieren kann, dass er manchmal das<br />

Sagen übernimmt. Als grober Puppy mag<br />

ich es sehr, zu bellen, zu knurren und zu<br />

sabbern, vielleicht, wenn der Bottom es<br />

aushält, auch ein bisschen aggressiver<br />

während der Penetration zu sein. Als<br />

Mensch praktiziere ich Penetration nicht<br />

wirklich, da ich andere Dinge bevorzuge,<br />

aber als Puppy bin ich wohl eher so, wie<br />

eben beschrieben. Der einzige Nachteil<br />

beim Puppy-Sex: Ich liebe es, zu küssen,<br />

und das ist ein echtes Problem mit der<br />

Maske oder dem Maulkorb.<br />

Was war dein bisher bestes sexuelles<br />

Abenteuer als Puppy?<br />

Ich glaube nicht, dass ich in diesem Fall<br />

etwas Spezielles erlebt habe, vielleicht<br />

sogar eher als Mensch, denn als Puppy.<br />

Als Mensch interagiere ich normalerweise<br />

auf sexuelle Weise. Als Welpe habe<br />

ich das nicht so sehr erforscht, da ich bei<br />

Veranstaltungen Verpflichtungen habe,<br />

Treffen, Wahlen, die ich beurteilen muss,<br />

oder ich bin einfach mit Freunden zusammen.<br />

Vielleicht kann ich dieses Jahr<br />

damit anfangen, also mal sehen, wer mir<br />

dabei helfen will!<br />

Du bist der Alpha eines anderen Puppys<br />

(pup_aorus). Was bedeutet das konkret?<br />

Was wird von dir erwartet? Und was<br />

erwartest Du von Aorus?<br />

Aorus war schon bei mir, bevor ich überhaupt<br />

Mr. Puppy Spain 2022 war. Am Anfang<br />

war es eine eher strenge Beziehung,<br />

aber nach mehr als zwei Jahren wurde es<br />

mehr wie eine Freundschaft, in der man<br />

sich gegenseitig unterstützt. Ich zwinge<br />

ihn nicht wirklich, sich an Regeln oder<br />

eine bestimmte Struktur zu halten. Ich<br />

lasse ihn machen, was er will. Meine Rolle<br />

ist es, ihn zu beschützen, ihn zu führen,<br />

ihm zuzuhören und dafür zu sorgen, dass<br />

es ihm gut geht und er sich sicher fühlt.<br />

Er streitet ziemlich viel (wirklich), aber er<br />

weiß, wie man mit solchen Situationen<br />

umgeht, indem man sich beruhigt und<br />

dann mit Respekt und Fürsorge weiterspricht.<br />

Er war bei meinen Tiefpunkten<br />

dabei und ich weiß nicht, ob ich ohne ihn<br />

überhaupt European Puppy 2023 hätte<br />

werden können. Für mich gehört ein Teil<br />

dieses Titels deshalb auch ihm, er ist sogar<br />

mit mir zu jeder einzelnen Veranstaltung<br />

gereist, zu der ich eingeladen wurde, und<br />

hat sich um alles gekümmert. Viele Leute<br />

denken, er sei mein fester Partner, aber<br />

wir sind nur zwei Freunde, die sich umeinander<br />

kümmern. Ich verdanke ihm sehr<br />

viel, nicht nur als Puppy, sondern auch als<br />

Mensch.<br />

Gibt es ein Erlebnis im Alltag, wenn Du<br />

ohne Maske unterwegs bist, wo Du dir<br />

vielleicht denkst: Hier hätte ich meine


35 Fetisch<br />

»<br />

Ich mag bei unterwürfigen<br />

Welpen und Petplayern, wenn<br />

sie sich mir anbieten, besonders<br />

mit dem Arsch oder ihrem<br />

Mund, und wenn sie meinen<br />

Schwanz anbeten und sagen,<br />

wie groß er ist und wie sehr sie<br />

ihn wollen.<br />

Puppy-Maske beziehungswiese Kirk gebrauchen<br />

können?<br />

Sehr oft passiert das, besonders bei der<br />

Arbeit oder bei persönlichen Problemen.<br />

Ich arbeite mit einer Karnevalstanzgruppe<br />

auf den Kanarischen Inseln, und einige<br />

von ihnen sind jung und versuchen, mich<br />

und meine Arbeit zu torpedieren, wenn<br />

auch nicht absichtlich. Kirk würde das auf<br />

keinen Fall zulassen, aber als Mensch bin<br />

ich ziemlich nachsichtig und versuche, sie<br />

in eine andere Richtung zu lenken, ohne<br />

zu streng zu sein, denn ich möchte nicht,<br />

dass sie sich schlecht fühlen, und sie sind<br />

keine Profis. Wenn ich das Gefühl habe,<br />

streng sein zu müssen, bringe ich mein<br />

Halsband mit zur Arbeit und sage ihnen:<br />

»Ich weiß, dass ich heute auf einige von<br />

euch wütend sein werde, also werde ich<br />

während der Probe mein Hundehalsband<br />

tragen.« Wenn ich das sage, lachen sie,<br />

weil sie wissen, dass ich mich um sie alle<br />

sorge, aber gleichzeitig muss ich streng<br />

sein und meine Arbeit und mich selbst respektieren.<br />

Solche Fälle kommen hin und<br />

wieder vor, aber wenn ich mein Halsband<br />

nicht dabei habe, denke ich nur: »Wie<br />

würde Kirk darauf reagieren?« – und das<br />

hat oftmals dann eine ähnliche Wirkung.<br />

Das passiert allerdings nur in Situationen,<br />

in denen ich keine Ungerechtigkeit<br />

dulden will.<br />

Die schwule Community spricht gerne<br />

und oft über animalischen Sex, das Ausleben<br />

unserer Instinkte. Funktioniert<br />

das deiner Meinung nach besonders gut<br />

als Puppy? Wie lebt man diese als Puppy<br />

aus?<br />

Das ist eine psychologische Sache. Das<br />

Leben als Puppy funktioniert wirklich<br />

für mich, kann aber bei anderen ganz<br />

anders sein. So oder so ist das aber nicht<br />

eine Sache, bei der es sofort von 0 auf 100<br />

geht. Wenn ich mit einem Kerl zusammen<br />

bin, der wirklich mein Typ ist und der<br />

mich »good boy« nennt und in meinem<br />

Gehirn die primitivste und animalischste<br />

Seite von mir hervorrufen kann, kann<br />

ich wirklich loslassen und mich nur<br />

auf meine eigenen sexuellen Instinkte<br />

konzentrieren, was normalerweise pures<br />

Selbstvergnügen ist. Wenn das passiert,<br />

fühlt es sich für mich und den anderen<br />

Kerl großartig an.<br />

»<br />

Wenn ich das Gefühl habe,<br />

streng sein zu müssen, bringe<br />

ich mein Halsband mit zur<br />

Arbeit und sage: Ich weiß, dass<br />

ich heute auf einige von euch<br />

wütend sein werde.<br />

Was möchtest Du unseren Lesern noch<br />

abschließend sagen?<br />

Wie ich schon sagte, liebe ich es, neue<br />

Leute bei Veranstaltungen und ähnlichen<br />

Events kennenzulernen. Manchmal bekomme<br />

ich Rückmeldungen von Leuten,<br />

die mir eine SMS schicken und sagen, dass<br />

sie mich gerne ansprechen würden, sich<br />

aber nicht die Mühe machen wollen. Also:<br />

Wenn wir uns auf irgendeiner Veranstaltung<br />

treffen, sei bitte nicht schüchtern.<br />

Nicht nur bei mir, sondern auch bei einigen<br />

anderen Freunden, die ebenfalls Titelträger<br />

sind, hat sich das immer wieder<br />

mal so angefühlt, dass viele Leute denken,<br />

wir sind sowieso nicht interessiert oder<br />

zu beschäftigt. Ich kann nicht für alle von<br />

uns sprechen, aber zumindest in meinem<br />

Fall bin ich sehr froh, wenn ich an einem<br />

neuen Ort bin und die Leute zu mir kommen,<br />

um mich in die Gruppe und in ein<br />

Gespräch einzubeziehen. Vielen Dank an<br />

alle und bis bald! Woof!<br />

Woof zurück! Und Danke dir, Kirk! (ms)<br />

TikTok, YouTube, Twitch<br />

@ BarkNPlay<br />

Instagram / OnlyFans / X / Telegram<br />

@ pupkirk


Fetisch 36<br />

Fantastische Literatur für schwule Leser<br />

SCHWULE KRIMIS<br />

Der Mörder ist immer der Gärtner?<br />

Mitnichten! Im Brei der allgemeinen<br />

Krimiflut haben viele Leser in den<br />

vergangenen Jahren dabei das Genre<br />

vermeintlich hinter sich gelassen, denn<br />

gerade für Schwule sind die Stoffe oftmals<br />

nur schwerlich interessant – nebst<br />

den immer brutaler werdenden Methoden,<br />

wie die vermeintlichen Opfer hinwegscheiden<br />

können, schnappt sich der<br />

heldenhafte Ermittler am Ende zumeist<br />

die sexy Braut – Gähn! Trotzdem sollten<br />

wir die Lust an spannenden Storys<br />

nicht gänzlich ad acta legen, denn zwei<br />

Geschichten aus Berlin wecken jetzt<br />

unsere unbändige Neugierde.<br />

Veit Georg Schmidt von der Wiener Löwenherz-Buchhandlung<br />

ist den Geschichten<br />

von Privatdetektiv Sören Petersen<br />

nicht nur gänzlich verfallen, er hält sie<br />

schlicht für die großartigsten schwulen<br />

Krimis ever! Überrascht sind wir davon<br />

natürlich nicht, denn Autor Roland Gramling<br />

hat uns bereits mit seiner lebensnahen<br />

und wunderbaren Trilogie »Frankfurt<br />

30 Grad«, »Sehnsucht nach Sonne« und<br />

»Auf dem Sprung« begeistert, ebenso erhältlich<br />

im Querverlag.<br />

TOTE FOLTERN NICHT<br />

Sören Petersen hatte schon bessere Tage:<br />

Nach einer gescheiterten Beziehung und<br />

einem unrühmlichen Karriereende bei<br />

der Berliner Mordkommission schlägt er<br />

sich als Privatdetektiv durch. Zunächst<br />

glaubt er bei seinem neuen Fall an einen<br />

Routineauftrag: Für die dubiose Anwältin<br />

Constanze Stark, die für ihre prominenten<br />

Kunden heikle Probleme diskret aus dem<br />

Weg räumt, soll er den verschwundenen<br />

Sohn einer bekannten Politikerin finden.<br />

»Bambi«, so der Spitzname des Vermissten,<br />

galt als attraktiv, sympathisch und<br />

treuherzig. Doch dann stößt Petersen bei<br />

seinen Ermittlungen auf ein Netz aus<br />

Intrigen und undurchsichtigen Verstrickungen,<br />

die von der schwulen Szene um<br />

den Nollendorfplatz bis ins Berliner Regierungsviertel<br />

reichen. Als eine übel zugerichtete<br />

Leiche im Tiergarten gefunden<br />

wird, kommt es zu einer dramatischen<br />

Wendung – und Sören gerät selbst ins Visier<br />

seiner Ex-Kollegen vom Landeskriminalamt.<br />

Doch seine Auftraggeberin hält<br />

schützend ihre einflussreichen Hände<br />

über ihn. Und so stellt sich Petersen bald<br />

die Frage, welche Rolle Constanze Stark in<br />

diesem Fall zukommt. Ist er nur eine ihrer<br />

Marionetten in diesem tödlichen Spiel?<br />

Ein Krimi mitten aus der schwulen<br />

Szene Berlins rund um Nollendorfplatz<br />

und Motzstraße, getrieben von Intrigen<br />

schwuler Polit- und Lobby-Akteure der<br />

hauptstädtischen Lokalpolitik. Alles<br />

beginnt mit einem Vermisstenanzeige,<br />

»Bambi«, der attraktive, sympathische<br />

und treuherzige schwule Sohn der aller<br />

Wahrscheinlichkeit nächsten regierenden<br />

Bürgermeisterin wird vermisst. Sören<br />

Petersen, einstiger Polizist und nunmehr<br />

Privatdetektiv, soll Bambis Verbleib klären.<br />

Doch bald taucht nicht nur Bambis<br />

Leiche auf, immer tiefer verstrickt sich<br />

Sören Petersen in einen Sumpf aus sexuellen<br />

Abgründen, brutalen Machtspielen<br />

und schnöden politischen Charaden.<br />

Roland Gramling hat einen atemberaubenden<br />

Thriller geschrieben, der nicht<br />

nur durch detailreiche Kenntnis sowohl<br />

des schwulen Kiez als auch der politischen<br />

Klasse Berlin glänzt. Im Grunde


37 Kunst | Kultur Fetisch<br />

die ins Leere laufen, präziser Milieuschilderung,<br />

diesmal nicht nur der Lobby-Szene<br />

Berlins, sondern auch der mafiöser Banden,<br />

fundamentalistischer Religion und Seilschaften<br />

aus der untergegangenen DDR,<br />

und natürlich den vereinnahmenden Figuren.<br />

Mara Bella ist sicher das prominenteste<br />

Beispiel, selbst wenn die Ermittlungen<br />

nicht so spannend wären, »Tote jagen nicht«<br />

schlüge einen allein dadurch in den Bann,<br />

dass man nur immer mehr davon lesen<br />

möchte und am besten selbst einmal »Täubchen«<br />

genannt werden würde. Schwules<br />

Urgefühl trifft knallharte Erzählkunst. (vgs)<br />

nimmt Roland Gramling sogar die<br />

politische Situation Deutschlands 2021<br />

wie Österreichs kurz zuvor vorweg, der<br />

schwule Politiker der zweiten Reihe hofft<br />

auf die Wahlniederlage seiner Partei, um<br />

sie dann als Retter aus der Not zu neuen<br />

Höhenflügen zu führen. Im Grunde gibt<br />

es keinen einzigen echten Sympathieträger<br />

über die mehr als 500 Seiten und<br />

doch ist die schwule Szene so liebevoll<br />

geschildert, dass man nur denken kann:<br />

»You are at home, baby!« Dabei bleiben<br />

die Ermittlungen spannend bis zum<br />

Schluss, erst etwa 30 Seiten vor Schluss<br />

deutet sich die Lösung an, auf die sicherlich<br />

keiner beim Lesen kommt, obwohl<br />

sie auf der Hand liegt. Einer der, wenn<br />

nicht der beste schwule Krimi je.<br />

TOTE JAGEN NICHT<br />

Ein Heckenschütze versetzt die Bewohner<br />

der Stadt Brandenburg an der Havel<br />

in Angst. Scheinbar wahllos richtet der<br />

Sniper aus dem Hinterhalt unschuldige<br />

Passanten hin. Dank eines Augenzeugen<br />

vermutet die leitende Ermittlerin Claudia<br />

Schiller eine Verbindung zu einem alten,<br />

ungelösten Fall in Berlin. Sie sucht daher<br />

ihren ehemaligen Kollegen Sören Petersen<br />

auf und bittet ihn um Hilfe. Petersen,<br />

der seine Karriere in der Mordkommission<br />

längst an den Nagel gehängt hat und<br />

inzwischen als Privatdetektiv arbeitet,<br />

willigt ein, die Kommissarin zu unterstützen.<br />

Die Ermittlungen entpuppen sich<br />

schnell als ein Stich ins Wespennest. Von<br />

der ehrgeizigen Staatsanwältin bis zur<br />

dubiosen Anführerin einer Sekte scheinen<br />

alle Beteiligten ihre eigene, verdeckte<br />

Agenda zu verfolgen. Und dann ist da<br />

auch noch der schweigsame Noah Mahlow,<br />

der als Einziger einen Mordanschlag<br />

des Heckenschützen überlebte.<br />

Sören Petersens ersten Fall »Tote foltern<br />

nicht« halte ich nach wie vor für den<br />

besten schwulen Krimi, je!? Sein neuer<br />

Fall »Tote jagen nicht« ist der beste<br />

schwule Thriller, je. Diesmal geht es ins<br />

Berliner Umland, wo ein Heckenschütze<br />

scheinbar wahllos Passanten erschießt.<br />

Eine Zeugenaussage bringt Kommissarin<br />

Schiller darauf, dass es eine Verbindung<br />

zu einem alten Fall gibt, in dem sie mit<br />

ihrem damaligen Kollegen Sören Petersen<br />

erfolglos ermittelte. Und so wird Sören<br />

als Externer für diesen Fall hinzuzugezogen<br />

und natürlich ist der voll in seinem<br />

Element. Noch dazu, als alte (eher unangenehme)<br />

Bekannte wie Constanze Stark<br />

auftauchen und sich Sören in das einzige<br />

Anschlagopfer verliebt, das überlebt hat:<br />

den schnuckeligen, anschmiegsamen,<br />

wenngleich auch etwas merkwürdigen<br />

Noah Mahlow.<br />

Roland Gramling schafft es auch diesmal<br />

über 600 (!) Seiten die Spannung aufrecht<br />

zu erhalten, auch wenn man als Leser<br />

diesmal bald den Täter kennt. Es ist die<br />

gekonnte Mischung aus Ermittlungen,<br />

TOTE FOLTERN NICHT (2021)<br />

TOTE JAGEN NICHT, (2023)<br />

von Roland Gramling<br />

Mehr unter: www.querverlag.de<br />

Unterstütze deine Community und<br />

bestelle direkt hier:<br />

www.loewenherz.at


Fetisch<br />

38<br />

Wo gibt es die meisten TOPS?<br />

+ Trinidad & Tobago<br />

+ Kenia<br />

+ China<br />

+ Myanmar<br />

+ Griechenland<br />

Wo sind die meisten VERSA-<br />

TILE?<br />

+ Finnland<br />

+ Österreich<br />

+ Deutschland<br />

+ Australien<br />

+ Ungarn<br />

Wo gibt es die meisten BOT-<br />

TOMS?<br />

+ Süd-Korea<br />

+ Japan<br />

+ Vietnam<br />

+ Dänemark<br />

+ Finnland<br />

Wo sind die meisten HUNG<br />

BOTTOMS (Passive Kerle mit<br />

großen Schwänzen)<br />

+ Frankreich<br />

+ Großbritannien<br />

+ Kanada<br />

+ USA<br />

+ Irland<br />

WO SIND DIE<br />

TOPS? UND WO<br />

DIE BOTTOMS?<br />

Wo sind die Kerle am meisten<br />

ONLINE?<br />

+ Thessaloniki (Griechenland)<br />

+ Mailand (Italien)<br />

+ Rom (Italien)<br />

+ Turin (Italien)<br />

+ Berlin (Deutschland)<br />

Einmal im Jahr will es die schwule Dating-App<br />

Grindr ganz genau wissen und wertet im Bericht<br />

»Unwrapped« das Nutzungsverhalten ihrer<br />

schwulen Kunden ganz genau aus! Dank dieser<br />

Daten, basierend auf über 100 Milliarden (!) Chatnachrichten,<br />

können wir jetzt mit Sicherheit sagen,<br />

wo es die meisten Tops und die meisten Bottoms<br />

gibt. Soviel vorweg: Nur in einer einzigen Kategorie<br />

führen die deutschen Kerle, wenn es dann zudem<br />

um sexuelle Vorlieben geht!


39 Fetisch<br />

Wo sind die meisten ACHSEL-<br />

LIEBHABER?<br />

+ Deutschland<br />

+ Frankreich<br />

+ Brasilien<br />

+ Marokko<br />

+ Großbritannien<br />

Wo sind die meisten SIDE SEX<br />

Männer?<br />

+ Singapur<br />

+ Philippinen<br />

+ China<br />

+ Kenia<br />

+ Neuseeland<br />

Wo gibt es die meisten Puppys?<br />

Wo sind die meisten BÄREN?<br />

+ Bangladesch<br />

+ Pakistan<br />

+ Nigeria<br />

+ Vereinigte Arabische Emirate<br />

+ Griechenland<br />

+ Venezuela<br />

+ Bolivien<br />

+ Costa Rica<br />

+ Kolumbien<br />

+ Mexiko<br />

Wo gibt es die meisten OFFE-<br />

NEN BEZIEHUNGEN?<br />

Wo sind die meisten LEDER-<br />

KERLE?<br />

Wo sind die meisten FUSS-<br />

FETISCHISTEN?<br />

+ Italien<br />

+ Deutschland<br />

+ Großbritannien<br />

+ Frankreich<br />

+ USA<br />

+ Süd-Korea<br />

+ Nigeria<br />

+ Pakistan<br />

+ Malaysia<br />

+ Schweiz<br />

+<br />

+ Niederlanden<br />

+ Belgien<br />

+ Panama<br />

+ Schweiz<br />

+ Großbritannien<br />

Wo sind die meisten TWINKS?<br />

+ Niederlanden<br />

+ Belgien<br />

+ Brasilien<br />

+ Schweiz<br />

+ Großbritannien<br />

Wo sind die meisten Daddys?<br />

+ USA<br />

+ Nigeria<br />

+ Australien<br />

+ Venezuela<br />

+ Kanada


Lifestyle Fetisch<br />

40<br />

Digitale Hetze und reales Unverständnis<br />

VERBALER HASS<br />

Wollen wir heute doch noch<br />

einmal ausführlich über Hate<br />

Speech reden, also hasserfüllte<br />

Sprache im Internet. Wir alle<br />

kennen sie, viele von uns erleben<br />

Vorfälle dieser Art Monat<br />

für Monat, für manche sind sie<br />

bereits zum Alltag geworden.<br />

Dabei erfolgen die Angriffe nicht<br />

nur von außerhalb und vom<br />

rechtsextremen oder homophoben<br />

Rand der Gesellschaft, sondern<br />

gerne auch einmal direkt<br />

aus unserer Community – eine<br />

kritische Frage reicht hier bereits<br />

aus, um irgendwas-phob zu sein,<br />

je nach Bedarf. Das Traurige an<br />

all dem Hass ist allerdings, dass<br />

er wohl tatsächlich immer mehr<br />

zu einer hinnehmbaren Selbstverständlichkeit<br />

verkommt – die<br />

jüngsten Zahlen des Bundesamtes<br />

für Statistik zeigen dabei<br />

sehr klar auf, dass jeder vierte<br />

deutsche Internetnutzer (27%)<br />

im Alter zwischen 16 und 74<br />

Jahren davon betroffen ist – am<br />

schlimmsten geht es bei jungen<br />

Deutschen ab, hier hat bereits<br />

mehr als jeder Dritte (36%) Hass<br />

und Hetze in digitaler Form erlebt.<br />

Die Studienexperten gehen<br />

davon aus, dass die Dunkelziffer<br />

noch viel größer sein könnte.<br />

Ganz klar zeigt sich dabei auch eines der<br />

wesentlichen Aspekte, warum Menschen<br />

online angegriffen werden – es ist ihr<br />

sexuelle Orientierung, kurz gesagt, ihre<br />

Homosexualität. Heteromänner erleben<br />

doch eher selten, dass man sie als abnormal<br />

beschimpft, weil sie gerne Frauen<br />

vögeln. Dazu kommen noch verschiedene<br />

politische und gesellschaftliche Aspekte,<br />

die immer weniger akzeptiert werden,<br />

sondern direkt erneut als Triggerpunkt<br />

dafür sorgen, dass wir beschimpft und<br />

angegriffen werden. Jeder, der online erklärt,<br />

es gibt nur zwei Geschlechter, kann<br />

davon sofort ein Liedchen singen. Frei<br />

nach dem Motto der Savanne: Wer am<br />

lautesten brüllt, hat recht. Dazu passend<br />

zeigte eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />

Allensbach im Dezember<br />

2023 auf, dass inzwischen 44 Prozent der<br />

Menschen in Deutschland davon überzeugt<br />

sind, vorsichtig mit ihrer freien<br />

Meinungsäußerung sein zu müssen – man<br />

dürfe nicht mehr alles sagen.<br />

Jene, die verbal gerne hier sofort gegenargumentieren<br />

oder eben aufrüsten,<br />

erklären dann einmal mehr nach einer<br />

solchen Studie, dass genau die Publikation<br />

jener Daten doch zeige, dass man eben<br />

doch noch alles sagen dürfe. Vielleicht<br />

liegt dem auch einfach ein großes Missverständnis<br />

zu Grunde, denn blickt man<br />

sich die Studie im Detail an, zeigt sich,<br />

dass beinahe die Hälfe der Deutschen<br />

sich schlicht nicht mehr traut, frei zu<br />

sprechen, weil sonst sofort der nächste<br />

Angriff oder Shitstorm folgt, der je nach<br />

Heftigkeit und Angriffslust massive


41 Fetisch Lifestyle<br />

Auswirkungen auch auf des reale Leben<br />

haben kann – vom Job- bis zum Gesichtsverlust.<br />

Die zweite Keule, die verbal dann<br />

gegen jene Menschen geschwungen<br />

wird, ist die Behauptung, dass dies nur an<br />

den Aussagen selbst liege, also zumeist<br />

rassistisch oder auch gerne menschenfeindlich<br />

oder queerphob unterwandert<br />

sei. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass<br />

wir offenbar immer mehr verlernt haben<br />

oder sektengleich verlernen sollen,<br />

miteinander zu diskutieren, streitbare,<br />

verschiedene Positionen aushalten zu<br />

können, ohne sich gegenseitig sofort ekelhafte<br />

Geschlechtskrankheiten oder den<br />

Tod an den Kopf wünschen zu wollen.<br />

Mich beschleicht dabei oftmals der Verdacht,<br />

dass die Radikalität der Angriffe in<br />

Verbindung mit dem Verschwinden von<br />

angewandtem Diskussionspotenzial sehr<br />

oft damit zusammenhängt, dass schlicht<br />

sachliche nüchterne Argumente fehlen.<br />

Dazu werden Diskussionen, die es wert<br />

sind, geführt zu werden, sehr gerne sehr<br />

schnell und vor allem sehr gerne in der<br />

queeren Community emotional aufgeladen<br />

und damit de facto augenblicklich<br />

beendet. Eine Diskussion wird als Angriff<br />

gewertet, als persönliche, tiefe Verletzung,<br />

die deswegen dazu verpflichten soll,<br />

sofort zu schweigen.<br />

So lässt sich nicht nur keine Diskussion<br />

mehr führen, es gelingt schlicht auch<br />

immer weniger, um Kompromisse zu<br />

ringen und gegenseitig tatsächlich etwas<br />

zu lernen. 16 Millionen Deutsche erleben<br />

Hate Speech bisher im Internet – es ist<br />

davon auszugehen, dass diese Zahlen weiter<br />

ansteigen werden, denn wir sprechen<br />

immer weniger miteinander, wir reden<br />

nur noch und das auch nur in der eigenen<br />

Bubble, wenn vorher bereits klar ist, dass<br />

keine Kritik laut werden darf. Inhaltlich<br />

hat das mit einer Diskussion und einem<br />

einstmaligen Ziel des besseren Verständnisses<br />

oder gar eines Erkenntnisgewinnes<br />

nichts mehr zu tun, es bleib Ego-Gewichse<br />

ohne Cumshot.<br />

Ein letztes Problem mag zumindest für<br />

Homosexuelle meiner Generation noch<br />

dazukommen – man kann die emotionale<br />

tiefe Ergriffenheit und Verletzung des Gegenübers<br />

nicht mehr nachvollziehen oder<br />

oftmals ernstnehmen. Ja, das Wort mag<br />

mächtiger sein als das Schwert, aber es<br />

beschleicht mich der Eindruck, es reicht<br />

schon ein leichtes Räuspern oder Husten,<br />

damit auf der anderen Seite eine mehrjährige<br />

Therapie die Folge ist. So will sich<br />

bei mir einfach auch kein tiefes Verständnis<br />

für eine queere Generation einstellen,<br />

die an anderer Stelle beispielsweise unter<br />

»Speisekartenangst« leidet. 86 Prozent der<br />

jungen Erwachsenen bis 24 Jahre gaben<br />

in einer britischen Befragung an, diese<br />

Furcht zu erleben, ausgelöst durch die Tatsache,<br />

hier nicht durch digitales Klicken,<br />

sondern durch Sprache kommunizieren<br />

und in diesem Fall Essen bestellen zu<br />

müssen. Im Restaurant erlebe die Generation<br />

Z den »Rückfall in eine längst<br />

überwunden geglaubte bühnenhafte<br />

Fleischlichkeit«, schreibt verständnisvoll<br />

das Zeit-Magazin. Online könne man<br />

seine Kaufentscheidung stets revidieren,<br />

im Lokal funktioniere das schwerer. Und<br />

weiter: »Da wir inzwischen gewohnt sind,<br />

unsere Befehle und Beschwerden an Bildschirmen<br />

abzuladen, zeigen wir uns im<br />

Restaurant überfordert: von der Nichtlöschbarkeit<br />

aller Vorgänge.« Eine Generation,<br />

die scheitert an der realen Welt.<br />

Besser noch – sie scheitert bereits dabei,<br />

jemand anderen zu beauftragen, ihnen<br />

fertiges Essen mundgerecht an den Tisch<br />

zu tragen. Vielleicht liegt genau darin<br />

aber auch die Lösung gegen Hate Speech<br />

– weg vom Digitalen, zurück in eine reale<br />

Welt. Vielleicht gelingt es dann, besser<br />

zuzuhören und nicht jede Meinung, die<br />

nicht der eigenen entspricht, sofort digital<br />

niederzuschreien. (mm)


Lifestyle 42<br />

HART, DRECKIG, SPRITZIG UND<br />

AUS ALLEN ROHREN FEUERND!<br />

SO WIE DU ES BRAUCHST!<br />

FREIER FALL<br />

Der Liebesfilm »Freier Fall« (erhältlich<br />

bei Salzgeber.de) über die Liebe zwischen<br />

zwei deutschen jungen Polizisten gehört<br />

seit Jahren zu den Lieblingsfilmen der<br />

deutschen Gay-Community und sorgte<br />

auch international für Aufsehen. Seit<br />

2018 wird bereits an einem Drehbuch<br />

für Teil 2 gebastelt, denn alle Fans wollen<br />

wissen, ob Marc und Kay schlussendlich<br />

zueinanderfinden. Nun verdichten sich<br />

die Hinweise, dass »Freier Fall 2« 2025<br />

in die Kinos kommt. Abermals soll dann<br />

Stephan Lacant die Regie übernehmen<br />

und Max Riemelt sowie Hanno Hoffler in<br />

den Hauptrollen zu sehen sein. Im Kern<br />

liegt es jetzt an der Finanzierung und wir<br />

drücken beide Daumen und die unserer<br />

Nachbarn, dass die sexy Love-Story endlich<br />

weitererzählt werden kann!<br />

FREIES STATEMENT<br />

Mitte Februar sorgte ein geleaktes, sieben<br />

Jahre altes Urlaubsvideo des ehemaligen<br />

britischen Profi-Rugbyspielers Tom Garratt<br />

für Aufsehen. Im Kreis von einigen<br />

Kumpels gibt der inzwischen 29-Jährige<br />

Ex-Profi und heutige erfolgreiche Sportreporter<br />

einem Freund einen Handjob<br />

und ihm scheint sichtlich zu gefallen, was<br />

er da in Händen hält. Garratt reagierte<br />

frei und freudig auf das »Skandalvideo«,<br />

das online schnell die Runde machte, und<br />

erklärte: »Ich stehe dazu, dass es Spaß<br />

gemacht hat. Es bedeutet nicht, dass ich<br />

bi bin, es bedeutet nicht, dass ich schwul<br />

bin. Na ja, vielleicht doch. Und wenn ich<br />

es bin, bin ich es eben! Alles klar? Wenn<br />

du dich nicht wohl fühlst mit einem<br />

Schwanz in deinem Gesicht oder einem<br />

Schwanz in deiner Hand, dann stimmt<br />

etwas nicht mit dir, klar?!« Zuletzt erklärte<br />

er noch: »Falls jemand einen Ferienkumpel<br />

für den Sommer sucht, ich fahre<br />

vielleicht nach Teneriffa. Wir sehen uns<br />

dort!« Das nächste Mal nur ohne Kamera<br />

vielleicht, so Garratt.<br />

FREIE LIEBE<br />

Endlich ist es soweit! Ab dem 11. März<br />

(Finale am 18.03.) verrät uns Netflix endlich,<br />

ob es ein Happy End beim Serienhit<br />

»Young Royals« geben wird – die dritte<br />

und finale Staffel geht an den Start. Wir<br />

drücken die Daumen, dass der schwedische<br />

junge Kronprinz Wilhelm den Mut<br />

aufbringt, zu seiner großen Liebe, seinem<br />

Mitschüler Simon, zu stehen. Netflix freut<br />

sich auch, denn die Serie entwickelte<br />

sich zu einem Quotenknüller für den<br />

Streamingdienst, die zweite Staffel wurde<br />

allein in der ersten Woche mehr als 18<br />

Millionen Stunden gestreamt und schaffte<br />

es in 26 Ländern unter die Top 10! Wir<br />

hoffen indes noch auf die ein oder andere<br />

heiße Sexszene zwischen den Boys, die<br />

in der ersten Staffel durch ein heimliches<br />

Sexvideo praktisch zwangsgeoutet<br />

worden sind. Zum Glück sind die Schweden<br />

dann doch lustvoller als die sexfreien<br />

Boys bei »Heartstopper«.<br />

Bild: Instagram @ tgarratt10


43 Lifestyle<br />

präsentiert<br />

PERSON DES MONATS<br />

JOHN JAI<br />

Alter: 26<br />

Wo lebst du? London<br />

Instagram @johnjai__<br />

X und Onlyfans @juicyjaiixxx<br />

Warum darf man deine Arbeit keineswegs<br />

verpassen?<br />

Bei meiner Arbeit geht es darum, euch<br />

einen Einblick in mein Sexualleben zu geben,<br />

Emotionen zu wecken und euch dazu<br />

zu bringen, mit mir zusammen immer<br />

tiefer darin einzutauchen. Es ist die Art<br />

von Material, auf die ihr immer wieder<br />

gerne zurückgreifen werdet – immer und<br />

immer wieder!<br />

Dein bisher bester Tag – und warum?<br />

Das war der Tag, als es anfing, dass<br />

ich Nachrichten von Fans über meine<br />

sozialen Netzwerke bekam und dann<br />

auch alsbald auf den ersten Zeitschriftencovern<br />

auftauchte. Das war eine Bestätigung<br />

meiner künstlerischen Reise, eine<br />

Bestätigung dafür, dass meine Kreativität<br />

Spaß macht und gleichzeitig bei anderen<br />

Anklang findet.<br />

Was liebst Du an der Gay-Community?<br />

Das Wichtigste an der LGBTQ-Gemeinschaft<br />

für mich ist die Akzeptanz und<br />

Gastfreundschaft, die sie mir entgegengebracht<br />

hat. Als ich zum ersten Mal<br />

im Jahr 2020 nach London kam, wurde<br />

ich mit offenen Armen von so vielen tollen<br />

Menschen empfangen, dafür bin ich<br />

sehr dankbar. Ich schätze auch die Widerstandsfähigkeit<br />

der LGBTQ-Gemeinschaft,<br />

die Vielfalt, und ich bewundere den Mut,<br />

sich selbst treu zu bleiben.<br />

Was stört dich an der Community?<br />

Es ist ein bisschen schade, dass ein kleiner<br />

Teil der Community immer noch negativ<br />

und abwertend auf Sexarbeiter und Performer<br />

blickt. Wir haben einfach Spaß<br />

und lieben, was wir tun. Lasst uns damit<br />

weitermachen, okay? Meine Arbeit ist unterhaltsam,<br />

ich liebe es, Inhalte für euch<br />

alle zu machen, und ich gebe mir viel<br />

Mühe, jede Szene von neuem spannend,<br />

frech und sexy zu gestalten. Zum Glück<br />

habe ich ziemlich viel Fantasie!<br />

Dein Geheimtipp aus deiner Stadt<br />

für schwule Jungs?<br />

Der beste Ort, um in London Männer zu<br />

treffen, sind Bars und Clubs. Wir lieben<br />

einen Drink! Es gibt so viel Auswahl, da<br />

ist für jeden etwas dabei.<br />

Top oder Bottom?<br />

Vor der Kamera bin ich ein Bottom,<br />

unterwürfig und rede gerne dabei. Ich<br />

strotze aber auch vor Selbstverstrauen in<br />

solchen Szenen. Abseits der Kamera stehe<br />

ich ziemlich darauf, auch der Top zu sein.<br />

Ich würde also sagen, ich mag ein bisschen<br />

von beidem.<br />

Eine erotische Sünde, die Du jedem<br />

empfehlen kannst?<br />

Geht in die Sauna! Mehr sage ich nicht.<br />

Den Rest überlasse ich eurer eigenen<br />

Fantasie.<br />

Wie leicht ist es, Männer mit Hilfe<br />

deiner Arbeit ins Bett zu bekommen?<br />

Das ist schwierig für mich einzuschätzen,<br />

denn ich hatte eigentlich nie wirklich<br />

Probleme damit, Männer zu bekommen,<br />

auch nicht jetzt als Onlyfans-Model. Aber<br />

ich denke, es ist auch hilfreich, wenn man<br />

abends ausgeht und zeigt, was man hat.<br />

Was sollten wir unbedingt noch über<br />

dich wissen?<br />

Ich habe Schauspiel und Musiktheater<br />

studiert, also bin ich es gewohnt, ein bisschen<br />

für die Kameras zu spielen. Ich habe<br />

viele neue große Projekte gerade am Start,<br />

die ich demnächst mit euch allen teilen<br />

werde. Also, bleibt am Ball, Jungs!<br />

Du kennst jemanden, der für Dich auch<br />

eine ganz besondere Persönlichkeit aus<br />

der Gay-Community ist?<br />

Dann schreib´ uns! Wir freuen uns über<br />

deine Nachricht an<br />

redaktion@queeremedien.de


Kunst | Kultur<br />

44<br />

Eine einzigartige Comic-Anthologie<br />

DAMALS<br />

DAMALS ist kein Comic über Menschen mit Superkräften,<br />

aber ihre Geschichten könnten trotzdem<br />

die Welt verändern. Die Charaktere in diesem<br />

Buch haben zwei Sachen gemeinsam: Sie sind alle<br />

schwul, homosexuell oder queer und wurden vor<br />

über fünfzig Jahren geboren.<br />

»Damals« ist als ein Buch gedacht, um jüngeren Lesern zu zeigen,<br />

dass frühere Generationen dieselben Probleme durchstehen<br />

mussten und auch dieselben Träume hatten. Sein Zweck ist<br />

auch, Aufmerksamkeit auf das Problem der Altersdiskriminierung<br />

in der Community zu lenken. Eine Gruppe von vierzehn<br />

Comicautoren beschloss dazu, eine Reihe von Interviews mit<br />

homosexuellen und queeren Personen im Alter über 50 Jahren<br />

zu führen und sie über ihre Kindheit und Jugend zu befragen.<br />

Ihre Geschichten können beides sein, sowohl lustig als auch<br />

schockierend. Damals gab es noch kein Internet, ganz zu schweigen<br />

vom Zugang zu Wissen über Varianten der Sexualität und<br />

dem Stigma von HIV.<br />

Der Urheber dieses Buches ist Łukasz Majcher, der Gründer von<br />

MOOM Comics, einem kleinen Comicbuchverlag mit Focus auf<br />

LGBTQplus-Themen: »Ich habe schon lange geplant, ein Buch zusammen<br />

mit anderen Berliner Künstlern zu machen.« Jeder von<br />

ihnen erzählt die Geschichte einer Person in seinem eigenen Stil.<br />

Der Prozess, die Vorbereitung für die Interviews und die Sammlung<br />

von Material dauerte Monate, aber die harte Arbeit hat<br />

sich bezahlt gemacht, so Lukasz weiter: »Ein außerordentliches<br />

Buch, welches genau jetzt sehr wichtig ist, nahm vor unseren<br />

Augen Gestalt an. Die Kluft zwischen den Generationen queerer<br />

Personen ist sehr groß, und wir müssen eine Brücke zwischen<br />

Ihnen bauen.« Aktuell läuft eine Kickstarter-Kampagne um das<br />

Buch auch drucken zu können (https://www.kickstarter.com/<br />

projects/moomcomics/back-then-a-very-different-queer-comicanthology-en-de).<br />

Wir drücken die Daumen! (jh)<br />

Łukasz Majcher @lucas.majcher<br />

Paul Winck @paulwinck


EMPATH<br />

MIKE GORDEN<br />

Der ultimative Kick beim<br />

Sex – Paolo Costa ist jung,<br />

attraktiv und besitzt die<br />

Gabe, die Gefühle anderer<br />

Leute zu spüren.<br />

Erst als sich die Polizei auf<br />

seine Spur setzt, kommt er<br />

dahinter, daß nicht alles,<br />

das Spaß macht, auch er-<br />

laubt ist.<br />

Gay Hardcore<br />

524 Seiten<br />

HML Verlag 2021<br />

Print 28,95 Euro<br />

eBook 9,99 Euro<br />

Bei Amazon oder<br />

direkt im HML Verlag<br />

erhältlich<br />

HML-VERLAG.DE | HML-FETISH.COM


Lifestyle<br />

46<br />

Gran Canaria lässt uns den Winter vergessen<br />

HEISSE KERLE<br />

UNTER HEISSER<br />

SONNE<br />

Gran Canaria ist eines der beliebtesten Reiseziele für Gays in<br />

Europa! Auch wenn es hippere (Torremolinos), coolere (Ibiza) und<br />

stylishere (Mykonos) Urlaubsorte für schwule Männer gibt, ist<br />

die Atmosphäre auf der Kanareninsel unvergleichlich. Besonders<br />

der Ferienort Playa del Inglés lockt mit einer lebendigen Partyszene,<br />

einem wunderschönen Strand und den legendären Dünen<br />

von Maspalomas. Der perfekte Ort, um im Urlaub zu entspannen,<br />

zu feiern und neue Freundschaften zu schließen.<br />

Playa del Inglés<br />

Gran Canaria hat eine lange Tradition der Offenheit und Toleranz<br />

gegenüber schwulen Reisenden. Bereits in den 1970er<br />

Jahren war die Insel ein Zufluchtsort für Homosexuelle, die vor<br />

den repressiven Gesetzen und der Diskriminierung auf dem<br />

europäischen Festland flohen. Seitdem hat sich Gran Canaria zu<br />

einem der progressivsten und LGBTQ+-freundlichsten Reiseziele<br />

der Welt entwickelt, mit einer lebendigen Szene und einer Vielzahl<br />

von Veranstaltungen, die der Community gewidmet sind.<br />

Playa del Inglés ist zweifellos das Herz der schwulen Szene auf<br />

Gran Canaria. Der lebhafte Badeort liegt ganz im Süden der Insel.<br />

Hierhin verirrt sich nur selten eine Wolke und es regnet fast<br />

nie. In Playa del Inglés gibt es eine große Auswahl an Gay Hotels,<br />

schwulen Bars und Clubs. Die meisten dieser Locations konzentrieren<br />

sich rund um das Yumbo Center. Ein weiterer Hotspot<br />

ist der berühmte Schwulenstrand. Hier kannst du tagsüber am<br />

Ozean entspannen. Nach Einbruch der Dunkelheit stürzen sich<br />

die Gays in das pulsierende Nachtleben. Wenn du einen Urlaub<br />

voller Spaß und Action genießen möchtest, dann bist du in Playa<br />

del Inglés genau an der richtigen Adresse.<br />

Schwuler Strand in Playa del Inglés<br />

Der beliebteste Strand auf Gran Canaria ist der etwa sieben Kilometer<br />

lange Abschnitt der Playa de Maspalomas. Er erstreckt<br />

sich von Playa del Inglés bis zum Faro de Maspalomas rund um<br />

die Südküste der Insel. Der schwule Strand befindet sich ziemlich<br />

genau an der Südspitze Gran Canarias bei den Kiosken 5 und<br />

6 (früher Nr. 7). Da keine Straße zu diesem Strandabschnitt führt,<br />

musst Du in jedem Fall einige Kilometer zu Fuß gehen.


47 Lifestyle<br />

Mit seinen im Wind flatternden Regenbogenfahnen<br />

kannst du den Gay-Strand<br />

schon von Weitem sehen. Hier liegen<br />

Hunderte von schwulen Männern – meist<br />

nackt – im Sand oder auf Sonnenliegen,<br />

die man mieten kann. Da es sich um einen<br />

FKK-Strand handelt, kannst du hier auch<br />

hüllenlos im Meer baden. An den beiden<br />

Strandbuden kannst du erfrischende<br />

Getränken und kleinen Snacks kaufen,<br />

ideal für eine schnelle Stärkung. Neben<br />

den Kiosken wurden vor kurzer Zeit auch<br />

ein Toilettenhäuschen, Tische, Stühle<br />

und Abfallbehälter aufgestellt. Diese<br />

neuen Einrichtungen bieten den Strandbesuchern<br />

zusätzlichen Komfort und eine<br />

angenehme Atmosphäre.<br />

Dünen von Maspalomas<br />

Zwischen Playa del Inglés und dem Gay-<br />

Strand liegen die Dünen von Maspalomas.<br />

Sie erstrecken sich über eine Länge von<br />

sechs Kilometern und einer Breite von<br />

zwei Kilometern. Eine Dünenlandschaft<br />

dieser Größe ist einzigartig in Europa. Viele<br />

Männer verbinden ihren Strandtag mit<br />

einem heißen Dünen-Cruising. Leider ist<br />

der größte Teil der Dünen inzwischen gesperrt.<br />

Schilder warnen vor dem Betreten<br />

des Dünengebietes. Auch wenn sich immer<br />

noch viele Leute nicht an das Verbot<br />

halten, kann ein schnelles Abenteuer dort<br />

in Zukunft teuer werden. Ein siebenköpfiges<br />

Aufsichtsteam sorgt nun dafür,<br />

dass Einheimische und Touristen nicht<br />

vom rechten Weg abkommen. Spaziergänge<br />

durch die Dünen sind nur noch auf<br />

festgelegten Wegen möglich, die durch<br />

spezielle Poller gekennzeichnet sind. Das<br />

Gebiet wird sogar mit Drohnen überwacht.<br />

Wer sich nicht an die Regeln hält,<br />

muss mit drastischen Strafen rechnen:<br />

Bei leichten Verstößen drohen Bußgelder<br />

zwischen 150 und 600 Euro, bei schweren<br />

Verstößen bis zu 600.000 Euro! Ziel ist es,<br />

das Dünensystem wieder in seinen ursprünglichen<br />

Zustand zu versetzen. Aber<br />

auch ein Spaziergang auf den markierten<br />

Wegen durch diese Wüstenlandschaft ist<br />

ein beeindruckendes Erlebnis!


Lifestyle<br />

48<br />

Yumbo Center<br />

Die Gay-Szene auf Gran Canaria ist<br />

sehr vielfältig. Ob junge Kerle mit<br />

Sixpack, Bären mit Bauch, Ledermänner<br />

oder elegante ältere Herren: Für<br />

jeden Geschmack gibt es die passende<br />

Kneipe oder Diskothek. Die meisten<br />

dieser Bars und Clubs befinden sich<br />

im Yumbo Center. Es wurde zwischen<br />

1982 und 1985 erbaut und hat sich seit<br />

seiner Eröffnung zu einem Epizentrum<br />

für Vielfalt, Freiheit, Toleranz<br />

und Respekt entwickelt. Hier findet<br />

man eine große Auswahl an Geschäften<br />

(zum Beispiel Souvenirläden,<br />

Boutiquen, Parfümerien und einen<br />

Supermarkt) und Restaurants. Das<br />

Besondere ist jedoch die große Anzahl<br />

an Gay-Bars und Gay-Clubs. Tagsüber<br />

ist das Yumbo Center ein Ort zum<br />

Einkaufen und Essen. Nach Einbruch<br />

der Dunkelheit verwandelt es sich<br />

in ein Zentrum des schwulen Nachtlebens.<br />

Von chilligen Cocktailbars<br />

und Cruising-Clubs bis hin zu Klamottenläden<br />

und Sex- und Fetischshops<br />

findet man hier alles, was das schwule<br />

Herz begehrt.<br />

Das Zentrum ist auch bekannt für<br />

seine regelmäßigen Events und Feiern,<br />

darunter die Maspalomas Pride. Zum<br />

CSD auf Gran Canaria finden im C.C.<br />

Yumbo große Partys und Bühnenshows<br />

statt. Überall wehen stolz die<br />

Regenbogenfahnen. Sie sind ein Symbol<br />

für die offene und akzeptierende<br />

Kultur, die hier gelebt wird. Egal, ob<br />

man das Yumbo Center zum ersten<br />

Mal besucht oder ein Stammgast ist:<br />

Langweilig wird es hier nie. Jeder<br />

Besuch verspricht etwas Neues und<br />

Aufregendes! Die Vielfalt und Lebendigkeit<br />

der internationalen Gay-Szene<br />

spiegelt sich an diesem, weltweit<br />

einzigartigen Ort wider. Eine Nacht im<br />

Yumbo Center auf Gran Canaria wird<br />

schnell zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />

Die meisten Besucher kommen<br />

aus Deutschland und Großbritannien,<br />

doch auch Spanier, Franzosen, Holländer,<br />

Isländer und Skandinavier sind<br />

hier anzutreffen. Am Wochenende<br />

zieht es auch viele einheimische Gays<br />

aus Las Palmas in die Bars von Playa<br />

del Inglés.<br />

Die besten Gay Bars<br />

im Yumbo Center<br />

Gio Bar<br />

Hier beginnen wir meist den Abend im<br />

Yumbo Center mit einem Aufwärmdrink.<br />

Das recht große Lokal befindet sich am<br />

Anfang der sogenannten Six-Pack-Zone<br />

und bietet auch warme Speisen. Hier sitzt<br />

man in bequemen Korbstühlen auf der<br />

großen Terrasse und kann die vorbeiflanierenden<br />

Männer gut beobachten.<br />

Der perfekte Ort also, um den Abend<br />

entspannt zu beginnen und andere Gäste<br />

kennenzulernen, bevor man sich ins<br />

Nachtleben stürzt.<br />

Spartacus Bar<br />

Das Yumbo Center hat einen quadratischen<br />

Grundriss. Nach dem Besuch der<br />

Gio Bar gehen wir gerne hinüber auf die<br />

andere Seite des Carrés. Hier lassen wir<br />

uns gerne in der Spartacus Bar nieder.<br />

Auch hier kann man draußen sitzen und<br />

die vorbeigehenden Männer beobachten.<br />

Meistens füllen sich um diese Zeit die<br />

umliegenden Cruising Bars und Sex-Clubs<br />

langsam mit Gästen.<br />

Centre Stage<br />

Den lustigsten Abend meines Lebens<br />

hatte ich mit drei Engländern in dieser<br />

Musical Bar. Der Laden besteht eigentlich<br />

nur aus einer kleinen U-förmigen Theke<br />

und einem riesigen Fernseher. Auf diesem<br />

laufen ununterbrochen Szenen aus Musicals.<br />

Das Publikum besteht hauptsächlich<br />

aus Briten, die alle Lieder laut mitsingen<br />

können. Wer nicht so gerne singt, kann<br />

mit einem Schellenkranz den Takt mitklatschen.<br />

Auch wer kein Musical-Fan<br />

ist, kann hier eine unvergessliche Zeit<br />

verbringen und sich von der Musik und<br />

der Partystimmung mitreißen lassen. Ein<br />

Faible für britischen Humor und Musik<br />

sollte man allerdings mitbringen!<br />

Hummel<br />

Treffpunkt für ältere Schwule und eine<br />

der ersten Gay-Bars auf Gran Canaria. Im<br />

Inneren gibt es sogar einen kleinen, versteckten,<br />

aber gut besuchten Darkroom.<br />

Bärenhöhle<br />

Das Lokal für schwule Bären ist ein<br />

Juwel im Yumbo Center. Die Wände<br />

sind mit hunderten Teddybären<br />

tapeziert.


49 Lifestyle<br />

Cruising Bars &<br />

Darkrooms<br />

Tanzen und Sex gehören in den meisten<br />

Gay Clubs zusammen. Das Yumbo Center<br />

ist da keine Ausnahme! Ob House, Techno<br />

oder Schlager, hier kann jeder zu seiner<br />

Lieblingsmusik tanzen und zwischendurch<br />

aufregende Sexabenteuer erleben.<br />

- Pilsbar »Na Und«: Hier kann man eine<br />

kleine Reise in die Schwulenszene der<br />

70er und 80er Jahre unternehmen. Die<br />

Gäste sind vor allem reifere Herren, die<br />

sich zum Ausgehen gerne schick anziehen.<br />

Auf der Tanzfläche tummeln sich<br />

Männerpaare zu deutschen Schlagern,<br />

Boney M und Baccara. Wer eine nette<br />

Bekanntschaft gemacht hat, kann sich mit<br />

seinem frischen Fang direkt in den benachbarten<br />

Darkroom zurückziehen. Der<br />

Eintritt ist frei.<br />

Construction Bar<br />

Eines der größten Lokale im Yumbo<br />

Center. Eine Mischung aus Club, Bar und<br />

Cruising Area. Das Publikum ist mittleren<br />

Alters und zieht vor allem echte Kerle an<br />

- und solche, die sich dafür halten. Jeans<br />

und Leder sind angesagt. Einen Dresscode<br />

gibt es allerdings nicht. Der Eintritt kostet<br />

10 Euro.<br />

Bunker Bar<br />

Dieser Sex-Club befindet sich direkt gegenüber<br />

vom Construction – und wie der<br />

Name schon sagt, tief unter der Erde. Über<br />

eine metallene Wendeltreppe geht es zu<br />

harten Techno-Beats vom Barbereich hinunter<br />

in den Bunker. Hier erwartet den<br />

Besucher die etwas härtere sexuelle Gangart:<br />

In dem ziemlich dunklen Raum gibt<br />

es Kabinen mit Glory Holes, Sling-Räume,<br />

Spielwiesen, viele stockdunkle Nischen,<br />

Käfige (inklusive Hundenapf) und eine<br />

Badewanne, in der sich Natursektliebhaber<br />

von anderen Gästen anpinkeln lassen<br />

können.<br />

Cruise Bar<br />

Eine ziemlich große, dunkle und volle Cruising-Bar<br />

mit sehr gemischtem Publikum<br />

im zweiten Stock des Yumbo Centers. Die<br />

schier endlosen Gänge führen zu zahlreichen<br />

Kabinen, Slings, einem Video-Porno-Raum,<br />

Labyrinthen, Glory Holes und<br />

Darkrooms. Hier tropft der Schweiß von<br />

der Decke. Leder- und Militärklamotten<br />

sind willkommen. Man kommt aber auch<br />

in normaler Kleidung rein. Einen Dresscode<br />

gibt es nicht.<br />

Noxon Fetish Club<br />

Dieser Laden liegt etwas versteckt im<br />

ersten Stock des Yumbo Centers. Einfach<br />

die Rampe gegenüber vom Bunker hochgehen.<br />

Der Fetisch Club hat jeden Abend<br />

geöffnet und die Mottos lassen keine<br />

Wünsche offen: Von »Full Naked« über<br />

»Fuck Fest« bis hin zu »Wet & Piss« ist für<br />

jeden Geschmack etwas dabei.<br />

Diskotheken<br />

Wie fast überall in Spanien geht auch<br />

im Yumbo Center die Party erst spät<br />

in der Nacht los. Richtig voll wird es in<br />

den Diskotheken des Yumbo Centers<br />

meist erst sehr spät in der Nacht!<br />

Mantrix<br />

Die Gay-Disco befindet sich im<br />

obersten Stockwerk des Yumbo<br />

Centers. Sie öffnet erst um drei<br />

Uhr morgens! Großer Tresen, nette<br />

kleine Tanzfläche und ein paar<br />

dunkle Ecken zum Rummachen.<br />

Nachtschwärmer können hier bis<br />

sieben Uhr morgens zur Musik<br />

feiern, wenn andere schon im Hotel<br />

frühstücken! Wer auf Gran Canaria<br />

Spaß haben und tanzen will, ist hier<br />

genau richtig.<br />

Freedom in Heaven Nightclub<br />

Ab zwei Uhr morgens feiert hier im<br />

dritten Stock des Yumbos eine bunte<br />

Mischung aus Gays, Drags und Normalos.<br />

Als Musikmix gibt‘s feinste<br />

House- und Techno-Tunes aus einem<br />

guten Soundsystem. Ab und zu<br />

rieselt Kunstschnee von der Decke!<br />

Außerdem finden hier alle offiziellen<br />

Maspalomas Pride Partys sowie die<br />

Freedom Partys statt.<br />

Mykonos<br />

Disco-Pop-Musik, Videoprojektionen,<br />

Tanzfläche und Cruising-Bereich<br />

mit Kabinen (nur für Männer)<br />

im vierten Stock, zwischen der Bar<br />

Tubos und der Diskothek Mantrix.<br />

Täglich von 23 Uhr bis 3.30 Uhr geöffnet.<br />

Richtig voll ist es aber nur am<br />

Wochenende. Hier kann man etwas<br />

trinken und mit netten Leuten plaudern<br />

oder tanzen. Die Bar hat auch<br />

einen kleine Darkroom.


Lifestyle<br />

50<br />

Drag-Queen-Bars &<br />

Live Shows<br />

Fans von Travestie- und Drag-Shows<br />

kommen im Yumbo Center bei mehreren<br />

Shows auf ihre Kosten. Die Drag Queens<br />

unterhalten ihre Gäste den ganzen Abend<br />

bis spät in die Nacht. Der Eintritt ist frei,<br />

Getränke werden an den Tischen serviert.<br />

Weitere Sex-Clubs<br />

in Playa del Inglés<br />

In den vergangenen Jahren wurde<br />

zahlreiche weitere Sex-Clubs auch<br />

außerhalb des Yumbo Centers eröffnet.<br />

Sparkles Show Bar<br />

Die Drag Show befindet sich neben einigen<br />

Restaurants und Geschäften im Obergeschoss<br />

des Yumbo Centers. Der Weg<br />

dorthin ist wegen der vielen Treppen<br />

nicht leicht zu finden. Das Team besteht<br />

aus den Drag Queens Andi Martine, Tammy<br />

Pax, Dinah Mightumfasst, Daniella<br />

Mantrapp und dem Showman Michael<br />

Marouli. Alle Mitglieder leben seit vielen<br />

Jahren auf der Insel und sind beliebte Entertainer<br />

im Yumbo Center. Ich hatte das<br />

Glück, sie durch einen Freund persönlich<br />

kennen zu lernen.<br />

Ricky‘s Cabaret Bar<br />

Seit Jahren eine ziemlich lustige Truppe<br />

von Drag Queens, die das Publikum oft<br />

zum Lachen bringen. Wer Englisch versteht,<br />

ist hier genau richtig. Viel britischer<br />

Humor und die Einbeziehung des<br />

Publikums sind bei Ricky‘s Cabaret Show<br />

garantiert. Schüchterne Gemüter können<br />

das Programm aber auch aus sicherer Entfernung<br />

von Burger King aus verfolgen.<br />

Das Lokal befindet sich im Erdgeschoss<br />

des Yumbo Centers.<br />

The Hole Cruising Bar & The<br />

Zone Fetish Terrace: Der großzügige<br />

Cruising Club auf zwei Ebenen<br />

wurde erst 2018 eröffnet. Er befindet sich<br />

im Hotel Jardin del Sol und ist etwa fünf<br />

Gehminuten vom Yumbo Center entfernt.<br />

Zur Ausstattung gehören eine Bar, Slings,<br />

abschließbare Kabinen, mehrere Bereiche<br />

zum Anschauen von Pornofilmen, Darkrooms,<br />

Betten, Glory Holes, ein belüfteter<br />

Raucherbereich im Inneren, zahlreiche<br />

Toiletten, ein »Nassbereich«, Schließfächer<br />

sowie eine Klimaanlage.<br />

Reds Club: Direkt neben dem Zoo - im<br />

Hotel Barbados - befindet sich eine weitere<br />

Gay-Sex-Bar. Diese ist zwar etwas<br />

kleiner als die Locations nebenan, dafür<br />

gilt das Personal im Reds als freundlicher.<br />

Gleitgel und Kondome stehen den Gästen<br />

kostenlos zur Verfügung. Wochenprogramm<br />

mit Dresscode (z.B. Unterwäsche,<br />

Fetisch, nackt).<br />

Sauna Portugal – Gay-Sauna in<br />

Las Palmas<br />

Die Sauna Portugal liegt im Zentrum von<br />

Las Palmas de Gran Canaria, der größten<br />

Stadt der Kanarischen Inseln und Hauptstadt<br />

von Gran Canaria. Fast 380.000<br />

Menschen leben hier. Die Gay-Sauna befindet<br />

sich in der Calle Portugal 27, nur<br />

wenige Schritte vom berühmten Strand<br />

Las Canteras entfernt. Sie liegt also nicht<br />

in Portugal, sondern der Name leitet sich<br />

von der Adresse ab. Leider ist die Sauna<br />

von den Ferienorten im Süden der Insel<br />

nicht so einfach zu erreichen. Zwar dauert<br />

die Fahrt mit dem Mietwagen von<br />

Playa del Inglés oder Maspalomas über<br />

die Autobahn GC1 nur etwa 45 Minuten,<br />

aber in der Innenstadt von Las Palmas ist<br />

es schwierig, einen freien Parkplatz zu<br />

finden.<br />

ImE oFF by Romeo &<br />

Julio: Kleiner Fick-, Fist- und<br />

Fetisch-Club im Untergeschoss<br />

des Einkaufszentrums<br />

C.C. Cita, mit Bar, Kabinen,<br />

Slings und vielem mehr.<br />

Zoo Men’s Bar: Dieser<br />

Sex-Club für schwule Männer<br />

befindet sich in der Av.<br />

de Tirajana, der Hauptstraße<br />

von Playa del Inglés. Sie ist<br />

nur wenige Gehminuten vom<br />

Yumbo entfernt und eine der<br />

meistbesuchten Cruising-<br />

Bars auf Gran Canaria. Am<br />

Wochenende tummeln sich<br />

hier auch viele Einheimische.<br />

Mein Tipp: Neben dem Meeresaquarium<br />

»Poema del Mar«<br />

befindet sich ein Parkhaus, in<br />

dem man für nur 4,50 Euro<br />

den ganzen Tag parken kann!<br />

Von dort aus kannst du die<br />

Sauna Portugal bequem zu Fuß<br />

erreichen. Die Gehzeit beträgt<br />

ungefähr 15 Minuten. Am besten<br />

kombinierst du deinen Saunabesuch<br />

mit einem Stadtbummel<br />

oder einem Tag am Las-Centeras-<br />

Strand. Alternativ kannst du von<br />

den Tourismusorten im Süden<br />

auch günstig mit dem Bus nach<br />

Las Palmas fahren. Die Fahrt<br />

dauert etwa eine Stunde. Da sich<br />

nur relativ wenige Touristen in<br />

diese Sauna verirren, besteht<br />

das Publikum hauptsächlich aus<br />

Spaniern. Wie in den meisten<br />

Gay-Saunen sind die meisten<br />

Gäste über 40 Jahre alt. Es finden<br />

sich aber auch jüngere Männer<br />

unter den Gästen. Insgesamt ist<br />

die Altersstruktur gut gemischt.


51 Lifestyle<br />

Klima und beste Reisezeit<br />

Einer der Hauptgründe für die Beliebtheit Gran Canarias ist das<br />

ganzjährig angenehme Klima. Die Insel ist bekannt für ihre warmen<br />

Temperaturen und ihren Sonnenschein. Hier kannst du zu<br />

jeder Jahreszeit einen entspannten Urlaub am Strand genießen.<br />

Die beste Reisezeit für Gran Canaria ist von Mai bis Oktober.<br />

In dieser Jahreszeit sind die Temperaturen am höchsten und es<br />

regnet nur selten. Aber auch in den Wintermonaten kannst du<br />

den ganzen Tag in T-Shirt und kurzer Hose herumlaufen und<br />

im Meer baden. Lediglich abends kann es etwas kühler werden.<br />

Wenn du jetzt dem deutschen Schmuddelwetter entgehen<br />

möchtest, ist Gran Canaria genau der richtige Ort! Der Flughafen<br />

Gran Canaria wird von fast allen internationalen Flughäfen aus<br />

Deutschland angeflogen. Nach etwa viereinhalb Stunden Flugzeit<br />

landet man auf der Insel des ewigen Frühlings. Viel Spaß,<br />

Männer! (mv)<br />

Unser <strong>HIM</strong>-Autor Mario ist ein leidenschaftlicher Experte im Bereich Gay-<br />

Reisen und erkundet gerne zusammen mit seinem Ehemann Matthias<br />

die Welt. Er recherchiert viel und spricht auch gerne einmal mit Einheimischen,<br />

um die besten Tipps für Gay-Reisende zu entdecken. Seine ausführlichen<br />

Reiseempfehlungen finden ihr auf seinem Reiseblog für Gays.<br />

www.gay-reiseblog.de


Fetisch<br />

52<br />

FICKRICHTUNGEN<br />

Oder die Frage:<br />

Wer liegt oben und warum?<br />

Es war um die Weihnachtszeit<br />

2023. Mein Kollege Ari Denaro<br />

lud mich auf einen Drink ins<br />

Psycho-KitKat ein. (Sex-)Clubbing<br />

ist für mich mit knapp 50<br />

Jahren zwar nicht mein Ding,<br />

aber es bleibt für mich reizvoll,<br />

an der Türe zu sagen: »Ich stehe<br />

auf der Gästeliste, ich bin der<br />

Dominus.«<br />

Ari ist kein Master im eigentlichen Sinne. Er ist eher Exhibitionist<br />

und lässt andere gegen Geld zusehen oder mitspielen.<br />

Ich klärte ihn auf, dass auch solche Dienste bei einem politisch<br />

angedachten Sexkaufverbot für seine Kunden unter Strafe<br />

stehen werden. Mit anderen Worten: Man würde ihn nicht<br />

mehr bezahlen dürfen, sondern würde dafür bestraft. Dann<br />

müsste er seine fulminanten Bühnenshows in irgendwelchen<br />

Hinterzimmern präsentieren. Die Bühnen, zum Beispiel bei der<br />

Venus-Messe, wo ich ihn kennenlernte, wären für ihn künftig<br />

tabu. Apropos Venus: Die Hauptausstellungsbranche der Messe,<br />

die Pornoindustrie, steht als Nächstes auf der Verbotsliste. Denn<br />

die Verfechter des Sexkaufverbotes sagen: »Pornographie ist<br />

gefilmte Prostitution«. Wobei ich dem inhaltlich sogar zustimme,<br />

das aber eben überhaupt nicht negativ bewerte. Das sogenannte<br />

Sexkaufverbot steht wohl demnächst im CDU-Parteiprogramm.<br />

Also der Partei, die wahrscheinlich die nächste Bundesregierung<br />

stellt.<br />

Ari war erschüttert. Wie vielen anderen war ihm das drohende<br />

Aus der sexuellen Freiheit nicht bewusst. Er versprach mir, sich<br />

an der Demo (4. Mai) hier in Berlin zu beteiligen. Ganz nebenbei<br />

war ich dank ihm nun kostenlos im KitKat – in diesem zweiten<br />

KitKat, dem »Psycho«, direkt neben dem Eigentlichen. Es ist alles<br />

sehr kinky eingerichtet und wird dem feinen Berliner »Armaber-sexy-Charme«<br />

gerecht.


53 Fetisch<br />

Männer laufen süß in Unterhöschen rum,<br />

die Mädels fein aufgestrapst. Ich bin altersgerecht<br />

gekleidet, mit meinen langen<br />

Lederhosen nebst Stiefeln und einem<br />

schwarzen Hemd kurbele ich den Altersdurchschnitt<br />

ordentlich hoch. Ach, das<br />

mag ich. Denn in Leder avanciere ich zum<br />

perversen »Daddy«. Zu dem Mann, der<br />

die ganzen schmutzigen, sexuellen Spiele<br />

mit einem macht und sich aufgrund der<br />

altersbedingten Sicherheit nimmt, was er<br />

braucht. Ein Daddy, der wie ich reif und<br />

ruhig dasteht, verspricht, dass er beim<br />

Sex sicher und klar führt. Ich bediene die<br />

Vorstellung, dass man sich einfach nur<br />

hingeben kann, sich benutzen und mit<br />

großer Sicherheit ordentlich penetrieren<br />

lässt. Die Blicke, die ich an diesem Abend<br />

bekomme, sind devoter Natur. Ich sehe<br />

das Weiße im Auge, sehe Pos, die gezielt<br />

in meinem Sichtfeld positioniert und zur<br />

Geltung gebracht werden.<br />

Aber warum ist das so? Warum sehen wir<br />

in einem reiferen, großen Mann immer<br />

den Top? Achtung, es folgen nun viele<br />

Klischees und Schubladendenken. Bitte<br />

erspart mir Emails mit »aber ich kenne<br />

ganz viele, die anders sind« oder schlimmer<br />

noch »aber ich bin nicht so…«. Dass<br />

Sexualität vielschichtig und vielseitig ist,<br />

ist mir als Sexarbeiter durchaus bewusst.<br />

Ich trage hier meine persönlichen Beobachtungen<br />

vor.<br />

Die Fickrichtungen<br />

Ich stelle fest, dass wir bestimmte<br />

Schemata in uns tragen und diese auch<br />

reproduzieren, also uns und unsere Sexualpartner<br />

sowie unsere Umwelt immer<br />

wieder in ebenjene Denkmuster einfügen.<br />

Interessanterweise haben die Schwulen<br />

das mit der Heterowelt gemeinsam. Und<br />

so sehen diese Schemata aus:<br />

1. Alt penetriert Jung<br />

2. Groß penetriert Klein<br />

3. Männlich penetriert Weiblich<br />

4. Stark penetriert Schwach<br />

In heterosexuellen Beziehungen<br />

Wie oft sehen wir quasi automatisch in<br />

einer jungen Frau eher eine passive, eine<br />

annehmende Person oder sogar (zuweilen<br />

vorschnell) ein Opfer? Wenn sie zudem<br />

klein und dünn ist, steigert sich dieses<br />

Empfinden weiter. Gibt sie sich auch noch<br />

betont feminin und ein kleines bisschen<br />

hilfsbedürftig, kann sie sich der aktiven<br />

Anmache durch die meisten Männer des<br />

Abends sicher sein. Es werden allerdings<br />

kaum devote Männer auf sie zukommen.<br />

Hingegen beklagen die Frauen beim<br />

Älterwerden den nachlassenden Zuspruch<br />

von Männern generell. Auch im<br />

Film wird eine Frau »auf jung getrimmt«,<br />

während der Mann in Ruhe altern darf.<br />

Außer die Frau kombiniert das Alter mit<br />

dominanter Kleidung und einem sicheren<br />

Auftreten. Wird sie dann zur gefühlten<br />

Domina und ist zufälligerweise noch<br />

etwas größer, dann liegen ihr wiederum<br />

Männer zu Füßen. Demzufolge wird auch<br />

im Bett die Führungsrolle von der Frau<br />

erwartet. Ich erlebe es im Domina-Studio<br />

non-stop, dass die Herrschaften gern von<br />

den starken Damen anal penetriert werden.<br />

Die große Dame sollte spätestens im<br />

Alter also zum waschechten Top mutieren<br />

(kleiner Scherz).<br />

Das mag extrem klingen, aber ich habe in<br />

meinem Leben zu oft von größeren Frauen<br />

Beschwerden gehört, weil sie immer in<br />

die Domina-Rolle gebracht werden, eben<br />

weil sie groß und stark wirken. Sie selbst<br />

wollen keine kleinen Männer. Denn auch<br />

sie haben das Bild verinnerlicht, dass der<br />

Mann größer sein muss, wenn er sie penetrieren<br />

soll. Auch betrachtet man hier die<br />

Außenwirkung: Eine Frau mit einem 20<br />

Zentimeter kleineren Mann? Das wären<br />

»komische Zustände«. Denn die Fickrichtung<br />

ist von außen bereits geklärt (Mann<br />

bumst Frau), doch wenn er nicht über die<br />

entsprechende körperliche Überlegenheit<br />

verfügt, fangen wir reflexartig an zu<br />

Schmunzeln. »Groß« soll bitte eben immer<br />

schön »Klein« bumsen.<br />

In männlich-homosexuellen Beziehungen<br />

Theoretisch sind wir Schwulen im<br />

Vorteil. Denn bei zwei Männern ist es<br />

letztendlich egal, ob einer kleiner, stärker<br />

oder weiblicher ist. Das sieht auf den<br />

ersten Blick nicht ulkig aus, denn die<br />

Fickrichtung ist nicht immer äußerlich<br />

definiert. Und selbst wenn das auf den<br />

ersten Blick so wirkt, weil vielleicht einer<br />

etwas weiblicher auftritt, dann kann es in<br />

der Realität ganz anders sein. Zwar haben<br />

auch wir die »Fickrichtungen« vermutlich<br />

im Blut, aber wir alle haben schon<br />

unsere Portion Diskriminierung im Leben<br />

erhalten, sodass sich der schwule Daddy<br />

im Alter beruhigt von seinem kleinen<br />

Knaben wegflanken lassen kann.<br />

»Ein Daddy, der wie ich reif und<br />

ruhig dasteht, verspricht, dass er<br />

beim Sex sicher und klar führt.<br />

Ich bediene die Vorstellung, dass<br />

man sich einfach nur hingeben<br />

kann.


Fetisch<br />

54<br />

Homosexuelle Menschen haben grundsätzlich<br />

ein höheres Maß an sexueller<br />

Selbstreflektion – das haben wir nämlich<br />

als Teenies lernen müssen. Jedoch leben<br />

die schematischen Werte auch in uns.<br />

Selbst wenn wir Schwulen den besagten<br />

Daddy mit seinem Knaben auf der Straße<br />

sehen, dann sehen wir automatisch, dass<br />

er den Knaben penetrieren wird. Aus<br />

diesem Reflex kommen wir, homo oder<br />

hetero, nicht raus. Egal, wie oft wir das<br />

Gegenteil erlebt haben. In Filmen sehen<br />

wir ebenso regelmäßig den großen Mann,<br />

wie er eine kleine, zarte und vor allem<br />

hilflose Frau aus dem brennenden Haus<br />

rettet – zur Belohnung darf er natürlich<br />

fein reinhalten. Auch wenn ein kleiner<br />

Mann das alles technisch ebenfalls hinbekommen<br />

würde, bevorzugt unser inneres<br />

Auge dieses Klischee. Natürlich sieht die<br />

Realität nicht nur bei der Feuerwehr ganz<br />

anders aus.<br />

Aber warum wirkt das Schema so<br />

zuverlässig?<br />

Warum bringen wir ein größeres Gegenüber<br />

so reflexartig in die Top-Rolle? Gibt<br />

es dafür evolutionäre Gründe? Geht es<br />

darum, dass der Große den kleinen Nachwuchs<br />

besser schützen kann? Dass seine<br />

Reife dafürspricht, dass er eine gute Portion<br />

Lebenserfahrung an den Nachwuchs<br />

weitergeben kann? Dass er bestenfalls<br />

sogar über ordentlich Geld verfügt, das im<br />

Alter häufiger anzutreffen ist? Dann wären<br />

wir Gays, sobald wir in den Bottom-<br />

Mode einkehren, doch wieder Frauen, die<br />

einen »imaginären Nachwuchs« schützen<br />

wollen? Meine Antwort ist: Ja. Wir leben<br />

in einer patriarchischen Welt und haben<br />

solche Werte unbewusst verinnerlicht.<br />

So albern sie in der heutigen Welt und<br />

insbesondere bei zwei Männern auch sein<br />

mögen. Allerdings sind sich die Schwulen<br />

häufiger der Rollen bewusst und genießen<br />

zum Beispiel eine Opferrolle oder versuchen,<br />

einem hypermaskulinen Bild zu<br />

entsprechen (siehe Ledermänner). Wir<br />

haben es auf dem größten deutschen Gay-<br />

Portal »Romeo« auch hinbekommen, dass<br />

wir zwischen »Penetration« und »Rolle«<br />

trennen. Man kann ja wählen zwischen<br />

»Top – Bottom« sowie »aktiv – passiv«. Leider<br />

wird es wenig verwendet oder man<br />

möchte nicht sagen, dass man sich als Top<br />

auch penetrieren lässt oder als Bottom<br />

gern aktiv ist, denn ein paar Blicke genügen<br />

und man sieht, dass, obwohl es die<br />

Technik zulassen würde, die Tops immer<br />

aktiv und die Bottoms immer passiv sind.<br />

In der schwulen Welt legen wir sexuellen<br />

Wert auf das »Behaviour«, also das Verhalten,<br />

das sogenannte »Straight Acting«.<br />

Ich verwende übrigens lieber das Wort<br />

»maskulin« als »heterolike«.<br />

Was bedeutet »maskulines Verhalten«<br />

für die Schwulen?<br />

In der Heterowelt darf eine Frau ruhig<br />

mal etwas männlicher sein. Und auch<br />

wenn der weibliche<br />

Mann schnell belächelt<br />

wird, sehen wir<br />

vor unserem inneren<br />

Auge beim Hetero-<br />

Sex eines solchen<br />

Paares trotzdem die<br />

Fickrichtung »Mann<br />

penetriert Frau«. Bei<br />

Schwulen sieht das<br />

anders aus. Wenn<br />

bei einem Paar einer<br />

ein bisschen weiblicher<br />

auftritt, dann<br />

hat der gefälligst ein<br />

waschechter Bottom<br />

zu sein – denn das<br />

Weibliche muss ja<br />

vom Männlichen penetriert<br />

werden. Noch<br />

deutlicher wird es bei<br />

schwulen Switchern.<br />

Scrollen wir durch die<br />

Gay-quick-Sex-App<br />

»Grindr«, lesen wir<br />

von Jungs, die selber<br />

nur toppen, wenn der<br />

Andere kleiner ist,<br />

und es wird häufig ein<br />

»Maximalalter« angegeben.<br />

Ihre eigene<br />

Top-Suche hat dann<br />

wiederum die entsprechenden<br />

Parameter:<br />

der Top muss<br />

größer oder älter sein.<br />

»<br />

Wenn<br />

»<br />

Homosexuelle Menschen haben<br />

grundsätzlich ein höheres Maß<br />

an sexueller Selbstreflektion<br />

– das haben wir nämlich als<br />

Teenies lernen müssen.<br />

wir Schwulen den Daddy mit seinem<br />

Knaben auf der Straße sehen, dann sehen wir<br />

automatisch, dass er den Knaben penetrieren<br />

wird. Aus diesem Reflex kommen wir nicht raus.<br />

Egal, wie oft wir das Gegenteil erlebt haben.


55 Fetisch<br />

Die Rolle des Alters und der physischen<br />

Attraktivität<br />

Aber warum ist es so, dass wir kleinere<br />

Menschen wie selbstverständlich in die<br />

Bottom-Rolle stecken? Nun, ein kleinerer<br />

Körper kann von einem größeren leichter<br />

kontrolliert und beherrscht werden.<br />

Da steckt das Wort »Herr« ja schon drin<br />

und da haben wir die Rollen wieder. So<br />

sollte der Herr seiner »herrlichen« Rolle<br />

der Führung fein gerecht werden – quasi<br />

durch seine körperliche Überlegenheit.<br />

Warum ein Bottom für einen Top wiederum<br />

möglichst jung sein muss, lässt sich<br />

wiederum mit der Evolution erklären.<br />

Denn innerlich sehen wir dort wieder die<br />

Reproduktion. Es mag für Schwule paradox<br />

scheinen, aber offenbar übernehmen<br />

selbst wir die männlich-reproduktiven<br />

Triebe der Heterokollegen: Jugendliche<br />

Körper sind in reproduktiver Hinsicht erfolgsversprechender<br />

als ältere. Ich erlaube<br />

hiermit ein kollektives Ablachen über<br />

unser Unterbewusstsein.<br />

Okay, ich höre schon Stimmen, die ihre<br />

sexuelle Motivation an der Optik festmachen,<br />

à la »ich mag nur straffe Popos«.<br />

Dabei müssen wir bedenken, dass das<br />

Straffe und Glatte eben genau diese<br />

»Jung-Signale« aussendet, die unser<br />

Unterbewusstsein entsprechend verwertet.<br />

Unser Unterbewusstsein hat<br />

viel mehr Kontrolle über uns, als wir es<br />

wollen. Es erklärt uns, warum wir jeden<br />

»weiblichen« Schwulen instinktiv in die<br />

Bottom-Rolle stecken, und, wenn derjenige<br />

genau andersrum empfindet, uns<br />

darüber amüsieren oder schlimmer noch,<br />

anfangen, ihn zu diskriminieren. Im Falle<br />

von Beschimpfungen: Shame on you!<br />

Woher kommen diese Schemata<br />

also?<br />

Und damit ist es an der Zeit, uns zu fragen:<br />

Was war eher da? Haben sich der Bottom<br />

und der Top in ihre Rollen eingefügt, weil<br />

sie ihnen von der Natur in die Wiege gelegt<br />

wurden? Oder haben sie ihre Rollen<br />

durch das Soziale erst gelernt? Darauf<br />

haben wir noch keine klaren oder einfachen<br />

Antworten. Vielleicht erfahren<br />

wir es, wenn wir irgendwann wissen, wie<br />

Sexualität grundsätzlich entsteht. Bisher<br />

gehen wir von einer Mischung aus genetischen<br />

sowie erlernten Faktoren aus. Ich<br />

will auch unser Unterbewusstsein und<br />

unsere daraus resultierenden verinnerlichten<br />

Fickrichtungen nicht kritisieren.<br />

Ich glaube, dass wir solche Rollenbilder<br />

schön in viele Spiele einbauen<br />

können.<br />

Wir können sie auch positiv nutzen, zum<br />

Beispiel bei Schamspielen. Es ist nicht<br />

notwendig, dass wir uns grundsätzlich<br />

ändern, nur weil diese Instinkte heute ja<br />

immer wieder mal nicht den Gegebenheiten<br />

entsprechen. Wir brauchen schließlich<br />

nicht immer einen großen Mann,<br />

der uns beschützt. Und Schwule zeugen<br />

biologisch sowieso selten Kinder. Durch<br />

die schematischen Rollenbegehrlichkeiten<br />

entstehen allerdings auch Ungleichgewichte,<br />

die das Ausleben der Sexualität<br />

erschweren. Wenn zum Beispiel der<br />

ältere, muskulöse, starke Mann in keiner<br />

Weise für eine Bottom-Rolle begehrlich<br />

ist. Das gilt wieder für die männliche<br />

Homosexualität sowie für die Heterosexualität.<br />

Was tun wir also mit diesen Schemata?<br />

Ich bin dafür, dass aus derartigen Erkenntnissen<br />

über unser Unterbewusstsein kein<br />

Shaming (Stichwort: Bottom-Shaming)<br />

entstehen darf. Political Correctness ist<br />

hier für den Umgang miteinander ein<br />

großer Vorteil und sorgt fürs Wohlfühlen.<br />

Lasst uns alle in Ruhe unsere Schemata<br />

genießen und ein positives Lebensgefühl<br />

entwickeln. Aber es schadet nicht, wenn<br />

wir uns den unbewussten Steuerungen<br />

bewusst werden. Wenn wir diese Rollenbilder<br />

als ein Element unserer Sexualität<br />

oder die der Anderen verstehen, können<br />

wir sie vielleicht auch mal ausblenden,<br />

um bei der Partnerwahl, beim Clubbing,<br />

auf der Dating-Plattform oder schlicht bei<br />

der nächsten Nummer einen Vorteil für<br />

uns selber zu gewinnen.<br />

Ich hörte von großen und beleibten<br />

Frauen, die vor Knaben knieten und<br />

dabei klatschnass wurden, von Transvestiten,<br />

die Muskelhengste wegballern<br />

und von schüchternen Nerds, die trotz<br />

Stottern und Ängsten den Mega-Dom im<br />

Bett gegeben haben. Und wenn das dann<br />

trotzdem nicht funzt, wird die Bedeutung<br />

der Sexarbeit für eine freie Gesellschaft<br />

deutlicher. Dazu in der nächsten Kolumne<br />

mehr. (dm)<br />

Der Dominus (47) ist der erfolgreichste<br />

Dominus in Deutschland,<br />

Schweiz und Österreich (www.dominus.berlin).<br />

Der gebürtige Rheinländer<br />

arbeitet seit Jahren als Dominus<br />

in den bekanntesten Dominastudios<br />

sowie ebenfalls als Dozent für<br />

Themen rund um BDSM. Er ist zudem<br />

Sprecher für den Berufsverband für<br />

erotische und sexuelle Dienstleistungen<br />

(BesD).<br />

fb.me/DominusAndreBerlin<br />

Dominus_Berlin<br />

dominusberlin


Lifestyle Fetisch<br />

56<br />

Die wilde Mischung von<br />

Popsänger und Pornostar Queen Sir JET<br />

HARTE MUSKELN,<br />

SCHWULE PORNOS<br />

UND WEIBLICHKEIT<br />

Mann, Frau – oder was genau?<br />

Vielleicht schlicht »Male Femininity«?<br />

Der genderfluide schwule<br />

Muscle-Fem-Pop-Sänger, Bodybuilder<br />

und Gay-Pornostar<br />

Queen Sir JET aus Los Angeles<br />

hofft, dass seine neue, energiegeladene<br />

Dance-Single »Male<br />

Femininity« darauf Antworten<br />

gibt und die Hörer zudem dazu<br />

inspiriert, sich mehr von den<br />

klaren Erwartungen der Gesellschaft<br />

zu lösen und schlicht ihr<br />

wahres Selbst zu akzeptieren.<br />

»Meine Eltern hatten nie ein<br />

Problem damit, dass ihr Sohn<br />

homosexuell war, aber sie hatten<br />

ein riesiges Problem damit, dass<br />

er geschlechtsneutral war.«<br />

Ähnliche Probleme erlebte Sir JET in der Musik- sowie jüngst<br />

auch in der Pornoindustrie: »Mir wurde immer wieder gesagt,<br />

dass mein Image für das Publikum nicht nachvollziehbar sei.«<br />

Genau so kam dann die Idee zur »Male Femininity« erst auf, wie<br />

der Künstler uns weiter verrät: »Ich kann nicht kontrollieren,<br />

wie die Leute sich fühlen. Ich kann sie nicht zwingen, mich zu<br />

mögen. Ich muss mich akzeptieren und glücklich sein mit dem,<br />

was ich bin: ein sanftmütiger, femininer Mann, der gerne Dessous<br />

und Kleider über seinen verrückten, großen Muskeln trägt.«<br />

Allerdings befürchtet JET, dass er im Gay-Hardcore-Business<br />

inzwischen auf der schwarzen Liste gelandet sein könnte – bei<br />

über 300.000 Fans allein auf Instagram und Twitter und einem<br />

florierenden OnlyFans-Account dürfte das, falls es stimmt, verschmerzbar<br />

sein.


57 Lifestyle<br />

Kampf ums Selbstvertrauen<br />

Ein Großteil der Musik von Queen Sir JET handelt heute von<br />

seinem langen Weg, sich selbst so zu lieben, wie man ist: »Meine<br />

Songs handeln meist von meinem Kampf mit dem Selbstvertrauen.<br />

Ich neige dazu, jede Entscheidung, die ich treffe, anzuzweifeln<br />

und mich ständig zu fragen, ob meine Entscheidungen<br />

richtig sind. Wird die Zukunft mich glücklich machen oder bin<br />

ich dazu bestimmt, nie das volle Potenzial meines Lebens auszuschöpfen?«<br />

Queen Sir JET wuchs in einem Vorort von Chicago und später<br />

in Scottsdale, Arizona, mit seinen Eltern und seiner älteren<br />

Schwester auf. Die Jugend war geprägt von vielen Selbstzweifeln<br />

und Depressionen. »Erst als ich 28 war und allein in Hollywood<br />

lebte, begriff ich, dass ich mich nicht mehr verstecken musste.«<br />

Queen Sir JET modelte für einige exzentrische Designer, die<br />

ihn ermutigten, auch als Mann einmal feminine Kleidung zu<br />

tragen oder sich die Haare extravagant zu färben. 2012 folgte<br />

die erste EP; Regie beim Video zum Titelsong führte Madonnas<br />

ehemaliger Back-up-Tänzer Carlton Wilburn. Acht Jahre später<br />

im Jahr 2020 erfolgte die Veröffentlichung des ersten Albums<br />

»Empowered Bottom« – wie sich der Titel erklären lässt, überlassen<br />

wir eurer Fantasie. Es folgten bis heute weitere Singles und<br />

die Zusammenarbeit mit einigen namhaften Produzenten wie<br />

Velvet Code – jetzt soll der große Durchbruch auch in der Musikbranche<br />

gelingen.<br />

Ein männliches Pin-up-Girl und ein schwuler Bottom-<br />

Kerl<br />

Das Musikvideo zu »Male Femininity« im schwarzen Gothic-<br />

Look wurde von Joey Arrigo inszeniert und choreographiert. Sir<br />

JET liebt es dabei, für einige Kerle zu einer Art von Pin-up-Girl<br />

zu werden. »Ich nehme mir diese Frauen zum Vorbild, aber mit<br />

den Muskeln eines Männerkörpers. Ich liebe es, meine Sanduhrfigur<br />

mit all den erstaunlichen Kreationen zu schmücken, die<br />

normalerweise weiblichen Körpern vorbehalten sind, die meine<br />

Liebe zum Hyperfeminismus mit dem Hypermaskulinen verbinden<br />

und mir erlauben, mein wahres Ich zu leben.« Oder, wie<br />

es ein Fan so passend erklärte: »JET, du bist einfach ein wirklich<br />

hübsches Mädchen im Körper eines heißen Kerls.« Wer übrigens<br />

mehr Interesse daran hat, was für eine Figur die männliche<br />

Queen als äußerst empfangsbereiter Bottom macht, dem sei das<br />

X-Profil ans Herz gelegt – hier lebt JET sehr klar seine schwule<br />

Seite aus. (jh)<br />

Queen Sir JET: Male Femininity<br />

Erhältlich auf Apple Music, Spotify und allen<br />

digitalen Plattformen<br />

Instagram @ iamqueensirjet<br />

TikTok @ queensirjet,<br />

Harte Tatsachen: X + OnlyFans @ iamsirjet<br />

Fotos @ James Franklin


Lifestyle 58<br />

Russland ist nicht erst seit dem Ausbruch<br />

des Ukraine-Krieges kein wirklich sonniges<br />

Plätzchen mehr, gerade auch nicht für<br />

Homosexuelle. 2013 wurde das berühmtberüchtigte<br />

Anti-Homosexuellen-Gesetz<br />

erlassen, Ende 2022 verschärfte Präsident<br />

Wladimir Putin die Richtlinien noch einmal,<br />

sodass spätestens seitdem jedwede<br />

Diskussionen oder Informationen über<br />

Schwule und Lesben landesweit verboten<br />

sind – an Schulen, in den Medien und<br />

selbst in der Kultur, beispielsweise in Büchern,<br />

Kinofilmen oder auch Theaterstücken.<br />

Das nahm seitdem immer absurdere<br />

Formen an – so strich das weltberühmte<br />

Moskauer Bolschoi-Theater im letzten<br />

Jahr das Ballett über den einstigen Weltstar-Tänzer<br />

Rudolf Nurejew, weil dieser<br />

schwul gewesen war. Die Story sei damit<br />

ganz klar als verbotene Homosexuellen-<br />

Propaganda zu werten. Wohlgemerkt,<br />

Nurejew starb an Aids, wie Werbung<br />

klingt das nicht gerade.<br />

Soweit der normale Irrsinn im Land des<br />

Bären – nicht der Gay-Bears, wohlgemerkt.<br />

Ein feiner, aber wichtiger Unterschied.<br />

Anfang dieses Jahres nun trat ein<br />

neues Gesetz in Kraft, das die LGBT-Bewegung<br />

insgesamt als »extremistisch«<br />

einstuft, sodass sie sich künftig nicht nur<br />

verfolgen lässt, sondern sie ähnlich einer<br />

Terrororganisation auch verurteilt werden<br />

kann. Es dauerte nicht lange, da folgten<br />

deswegen bereits die ersten neuen Angriffe<br />

– seitdem kommt es immer wieder<br />

zu brutalen Razzien in den letzten, verbliebenen<br />

Treffpunkten und Gay-Clubs<br />

von Schwulen in den großen Städten des<br />

Landes, allen voran in Moskau. Die Namen<br />

aller Gäste werden dabei notiert, einige<br />

Männer sollen auch inhaftiert worden<br />

sein. Das Perfide am neuen Gesetz: Es ist<br />

so schwammig formuliert, dass nicht nur<br />

LGBT-Organisationen ins Fadenkreuz<br />

geraten, sondern auch jede Einzelperson<br />

zum Opfer werden kann. Der erste Prozess<br />

läuft bereits, angeklagt ist eine junge<br />

lesbische Frau, die auf ihren Social-Media-Kanälen<br />

eine Regenbogenfahne zeigte.<br />

Ihr droht eine Haftstrafe von bis zu vier<br />

Jahren. Das russische Justizministerium<br />

erklärte indes inzwischen, rund 40 LGBT-<br />

Vereine sowie mehrere hundert Gay-<br />

Aktivisten aktuell zu überwachen. Die<br />

Regierung machte zuvor außerdem klar,<br />

man wolle gegen alle Homosexuellen vorgehen<br />

– einziger Ausweg könne es dann<br />

noch sein, schwule Männer meldeten sich<br />

»freiwillig« zum Dienst an der Waffe im<br />

Ukraine-Krieg. Das ist nicht nur widerlich,<br />

sondern schlicht das Letzte! (ms)


IMPRESSUM<br />

Queere Medien<br />

Inhaber Martin Damerius<br />

Baumschulenstr. 23, 12437 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)30. 2332190-50<br />

Fax: +49 (0)30. 2332190-59<br />

info@queeremedien.de<br />

www.him-magazine.de<br />

Verleger<br />

Martin Damerius (V.i.S.d.P)<br />

Michael Schmucker (V.i.s.d.P)<br />

Geschäftsführer<br />

Martin Damerius<br />

martin.damerius@queeremedien.de<br />

News<br />

Berichte<br />

Reportagen<br />

Wir halten Dich auf<br />

dem Laufenden.<br />

queeremedien.eu<br />

✃<br />

FETISCH ∙ LIFESTYLE ∙ EROTIK — Hol‘s Dir nach Hause!<br />

Redaktion<br />

Joe Heinrich (jh)<br />

Veit Georg Schmidt (vgs)<br />

Daniel Call (dc)<br />

Marie Miro (mm)<br />

Dan A. Monocero (dm)<br />

Skip Sheffield (ss)<br />

Robbie Todoro (rt)<br />

Mike Bahr (mb)<br />

Master Dominus (db)<br />

Michael Woodcock (mw)<br />

Mario Vogelsteller (mv)<br />

Zacker (za)<br />

Florian Greller (fg)<br />

German Rubberboy (gr)<br />

Tom Tietjen (tt)<br />

Slave Phil (sp)<br />

Mark Dawson<br />

Clemens Altmann-Pfeiffer (ca)<br />

Jacob Brennan<br />

Nina Queer<br />

redaktion@queeremedien.de<br />

Social Media Redaktion<br />

Tobias Schenk<br />

tobias.schenk@queeremedien.de<br />

Chefredakteur<br />

Michael Soze (ms)<br />

michael.soze@queeremedien.de<br />

Anzeigen- und Mediaberatung<br />

sales@queeremedien.de<br />

2<br />

Ausgaben<br />

geschenkt<br />

+ Welcomepresent<br />

Hiermit bestelle ich das angekreuzte<br />

Abonnement ab der nächsten Ausgabe.<br />

Wiederufsrecht: Die Vertragserklärung<br />

kann innerhalb von zwei<br />

Wochen ohne Angabe von Gründen<br />

in Textform wiederufen werden.Das<br />

Abonnement ist auf 12 Monate begrenzt<br />

und verlängert sich nicht automatisch.<br />

<strong>HIM</strong> Magazine - 12 Monate<br />

(12 Ausgaben)<br />

First Gay Love (16+) - 12 Monate<br />

(6 Ausgaben)<br />

Double Trouble (16+) - 12 Monate<br />

(12 Ausgaben <strong>HIM</strong> Magazine,<br />

6 Ausgaben First Gay Love)<br />

99,00 €<br />

50,00 €<br />

149,00 €<br />

Einfach das Formular ausfüllen und zurückschicken oder den<br />

QR-Code Scanen<br />

Vorname:<br />

Nachname:<br />

Adresse:<br />

PLZ:<br />

Geburtsdatum:<br />

E-Mail:<br />

Datum/Unterschrift<br />

Stadt:<br />

Telefon:<br />

Per Mail: service@queeremedien.de<br />

Per Post: Queere Medien, Baumschulenstr. 23,<br />

12437 Berlin<br />

Anzeigenleitung<br />

Martin Damerius<br />

martin.damerius@queeremedien.de<br />

Lektorat<br />

Joe Heinrich<br />

Grafik<br />

Markus Biemann<br />

Copyright Bilder<br />

Cockyboys (4-7,10-12,14-22,38-39,46-47,54)<br />

Pixabay (7, 36-37,39,47,51,58)<br />

Helix Studios (8-9,12)<br />

KinkMen (24-27)<br />

PupKirk (28-35)<br />

Querverlag (37)<br />

Salzgeber (42)<br />

Netflix (42)<br />

Tom Garratt (42)<br />

John Jai (43)<br />

Lukasz Majcher / Paul Winck / Damals (44)<br />

Mario Vogelstetter (47,48-51)<br />

Dominus (52-53,55)<br />

Queen Sir Jet (56-57)


OT

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!