HIM MAGAZINE No.27

Lifestyle
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dass schwule Männer, die bewusst ein
Leben als Single bevorzugen, minderwertig
sind oder eben irgendwie »nicht
vollständig« oder primitiv oberflächlich.
Dieses Klischee geistert indes immer wieder
durch die Gay-Community, teilweise
getragen durch Männer, die sich tatsächlich
eine Beziehung wünschen und nicht
den »perfekten« Partner finden, den sie
sich vorstellen, teilweise aber auch durch
die gemeinschaftliche Herabsetzung von
anderen schwulen Männern, die selbstbestimmt
und sexpositiv ihr Leben gestalten.
Es ist schon erstaunlich, dass sich in
den letzten Jahren in gewissen Kreisen
in der Gay-Community die Meinung
etablieren konnte, schwule Männer mit
einem vielseitigen Sexleben seien nicht
gleichwertig, triebgesteuert eben. Das
ist nicht nur inhaltlich eine unsinnige
Negativierung, die darauf beruht, Sex,
wenn er denn öfters auftritt, als solches
als schlecht herabzusetzen, nein, es offenbart
auch, dass der Umgang mit unseren
Trieben noch immer stellenweise dem
Anschein nach als etwas Schlimmes angesehen
wird, etwas, das es zu überwinden
gilt. Warum eigentlich? Platzt sonst der
Traum vom ewigen Glück in trauter Zweisamkeit
samt Hund und Kind?
Unsere Triebe – Lust oder Frust?
Warum hat sich in der Gay-Community
in gewissen Teilen eine so große Abneigung
zu unseren Instinkten, zu unseren
Trieben, zu unserem animalischen
Selbst herausgebildet? Ausgerechnet bei
schwulen Männern, die geschichtlich
betrachtet erst seit sehr kurzer Zeit offen
miteinander agieren, flirten und sich zeigen
können, ohne verfolgt, verhaftet oder
totgeschlagen zu werden – und selbst
dieses Privileg können wir nur in einem
noch immer sehr kleinen Teil dieser Welt
ausleben, im weitaus größeren Teil sind
Homosexuelle »bestenfalls« noch immer
minderwertig, schlimmstenfalls Abartige,
die es zu ermorden gilt. Schwule Männer
hierzulande hätten indes die Freiheit, mit
erhobenem Haupt auch ihre animalische,
lustvolle Sexualität zu zeigen und zu erleben
– und sich nicht dafür schämen zu
müssen. Das mag nicht immer perfekt ins
Klischeebild einer Paarbeziehung passen,
ist aber weitaus ehrlicher und wahrhaftiger,
als ein Leben lang für sich oder andere
eine Lüge leben zu wollen. Dabei kann
es problemlos gelingen, seine sexuelle
Lust sowohl in einer Partnerschaft wie
auch als Single auszuleben – eine Beziehung
muss kein goldenes Gefängnis sein,
außer, wir begeben uns freiwillig hinein,
um den Wünschen einer moralinsauren