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Die Weinstraße - Juli 2023

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Auf Kuschelkurs mit Hund und Katze<br />

DIE NEUE ROLLE DER HAUSTIERE: FAMILIENMITGLIED, THERAPEUT, LEBENSBEGLEITER.<br />

OB KATZE, HUND ODER HAMSTER – VIELE MENSCHEN LIEBEN HAUSTIERE. SIE SIND GUT FÜR UNSERE PSYCHE<br />

UND UNSER WOHLBEFINDEN – ABER WIE VIEL KUSCHELN IST NOCH NORMAL?<br />

„Bello komm, wir gehen Gassi“. Der<br />

Mischling springt vom Sofa, wedelt mit<br />

dem Schwanz und gehorcht seinem Frauchen<br />

Petra aufs Wort. Petra hat sich in der<br />

Coronazeit einen Hund aus dem Tierheim<br />

geholt. „Ich wollte mir schon lange ein<br />

Haustier anschaffen, dann kam Corona<br />

und ich hatte plötzlich viel zu viel Zeit“, erinnert<br />

sich Petra. Jetzt nach Corona nimmt<br />

der kleine Vierbeiner noch immer einen<br />

wichtigen Platz in ihrem Leben ein. „Bello<br />

hat mir über die Einsamkeit hinweggeholfen<br />

und ich bewege mich mehr an der frischen<br />

Luft“. So wie Petra haben sich in den<br />

letzten Jahren viele ein Tier angeschafft,<br />

das liegt im Trend: Denn Haustiere sind zu<br />

Lebensbegleitern geworden und tun dem<br />

Wohlbefinden der Menschen gut. Giovanni<br />

Lorenzi, verantwortlicher Tierarzt im<br />

Tierheim Sill, bestätigt, dass während der<br />

Pandemie die Adoptionen von Hunden<br />

und Katzen gestiegen sind. Erfreulich ist,<br />

dass es jetzt, nach Pandemieende, keine<br />

offensichtliche Zunahme an Rückgaben<br />

gibt. „Dafür sind die Verhaltenspathologien,<br />

insbesondere die Trennungsangst bei<br />

den Tieren gestiegen. Das ist von Lautäußerungen,<br />

Zerstörungen, Inkontinenz in<br />

der Wohnung und körperlichen Problemen<br />

gekennzeichnet. Hunde aber auch<br />

Katzen haben sich daran gewöhnt, jeden<br />

Moment des Tages mit Herrchen und Frauchen<br />

zu teilen. Als diese wieder an ihren<br />

Arbeitsplatz zurückgekehrt sind, hieß es<br />

für die Tiere, sich neu zurechtzufinden“,<br />

sagt Lorenzi.<br />

BEDÜRFNISSE BEFRIEDIGEN<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich die<br />

Rolle von Haustieren in unserer Gesellschaft<br />

verändert. <strong>Die</strong> Beweggründe für die<br />

Anschaffung eines Haustiers unterscheiden<br />

sich dabei stark voneinander. Vergleichbar<br />

mit der Frage, was hat ein Labrador<br />

mit einem Kanarienvogel gemeinsam. <strong>Die</strong><br />

Tiere sind unterschiedlich und dennoch<br />

gibt es Gemeinsamkeiten: Der Mensch<br />

baut zum Tier eine Beziehung auf. Oft<br />

intensiver als zu anderen Menschen. Warum<br />

ist das so? Ulrike Wiegner, Counsellor<br />

Professional und Expertin in Beziehungsfragen<br />

erklärt das so: Der Unterschied in<br />

der Beziehung zwischen Menschen und<br />

Tieren liegt grundlegend darin, dass das<br />

Tier eine andere Beziehung anbietet, eine<br />

offene, sehr treue Beziehung. Einfach weil<br />

es dankbar ist, dass der Mensch da ist. Der<br />

Mensch geht leichter auf die Bedürfnisse<br />

des Tieres ein und bekommt dabei so viel<br />

Wohlwollen zurück. „Haustiere helfen, unser<br />

Bedürfnis nach sozialer Verbundenheit<br />

zu befriedigen“, betont Wiegner.<br />

VOM NUTZTIER ZUM HAUSTIER<br />

Vor rund 15.000 Jahren wurde der erste<br />

Wolf domestiziert, vor gut 9.000 Jahren die<br />

erste Katze. Damals glaubte wohl niemand,<br />

dass hier der Grundstein für eine liebevolle<br />

Beziehung zwischen Haustier und Mensch<br />

EIN TIER IST EMOTIONAL<br />

WEITAUS STABILER UND DAHER<br />

WENIGER HERAUSFORDERND,<br />

ALS EINE PAARBEZIEHUNG.<br />

Ulrike Wiegner<br />

18 // JULI <strong>2023</strong>

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