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Auf Kuschelkurs mit Hund und Katze<br />
DIE NEUE ROLLE DER HAUSTIERE: FAMILIENMITGLIED, THERAPEUT, LEBENSBEGLEITER.<br />
OB KATZE, HUND ODER HAMSTER – VIELE MENSCHEN LIEBEN HAUSTIERE. SIE SIND GUT FÜR UNSERE PSYCHE<br />
UND UNSER WOHLBEFINDEN – ABER WIE VIEL KUSCHELN IST NOCH NORMAL?<br />
„Bello komm, wir gehen Gassi“. Der<br />
Mischling springt vom Sofa, wedelt mit<br />
dem Schwanz und gehorcht seinem Frauchen<br />
Petra aufs Wort. Petra hat sich in der<br />
Coronazeit einen Hund aus dem Tierheim<br />
geholt. „Ich wollte mir schon lange ein<br />
Haustier anschaffen, dann kam Corona<br />
und ich hatte plötzlich viel zu viel Zeit“, erinnert<br />
sich Petra. Jetzt nach Corona nimmt<br />
der kleine Vierbeiner noch immer einen<br />
wichtigen Platz in ihrem Leben ein. „Bello<br />
hat mir über die Einsamkeit hinweggeholfen<br />
und ich bewege mich mehr an der frischen<br />
Luft“. So wie Petra haben sich in den<br />
letzten Jahren viele ein Tier angeschafft,<br />
das liegt im Trend: Denn Haustiere sind zu<br />
Lebensbegleitern geworden und tun dem<br />
Wohlbefinden der Menschen gut. Giovanni<br />
Lorenzi, verantwortlicher Tierarzt im<br />
Tierheim Sill, bestätigt, dass während der<br />
Pandemie die Adoptionen von Hunden<br />
und Katzen gestiegen sind. Erfreulich ist,<br />
dass es jetzt, nach Pandemieende, keine<br />
offensichtliche Zunahme an Rückgaben<br />
gibt. „Dafür sind die Verhaltenspathologien,<br />
insbesondere die Trennungsangst bei<br />
den Tieren gestiegen. Das ist von Lautäußerungen,<br />
Zerstörungen, Inkontinenz in<br />
der Wohnung und körperlichen Problemen<br />
gekennzeichnet. Hunde aber auch<br />
Katzen haben sich daran gewöhnt, jeden<br />
Moment des Tages mit Herrchen und Frauchen<br />
zu teilen. Als diese wieder an ihren<br />
Arbeitsplatz zurückgekehrt sind, hieß es<br />
für die Tiere, sich neu zurechtzufinden“,<br />
sagt Lorenzi.<br />
BEDÜRFNISSE BEFRIEDIGEN<br />
In den letzten Jahrzehnten hat sich die<br />
Rolle von Haustieren in unserer Gesellschaft<br />
verändert. <strong>Die</strong> Beweggründe für die<br />
Anschaffung eines Haustiers unterscheiden<br />
sich dabei stark voneinander. Vergleichbar<br />
mit der Frage, was hat ein Labrador<br />
mit einem Kanarienvogel gemeinsam. <strong>Die</strong><br />
Tiere sind unterschiedlich und dennoch<br />
gibt es Gemeinsamkeiten: Der Mensch<br />
baut zum Tier eine Beziehung auf. Oft<br />
intensiver als zu anderen Menschen. Warum<br />
ist das so? Ulrike Wiegner, Counsellor<br />
Professional und Expertin in Beziehungsfragen<br />
erklärt das so: Der Unterschied in<br />
der Beziehung zwischen Menschen und<br />
Tieren liegt grundlegend darin, dass das<br />
Tier eine andere Beziehung anbietet, eine<br />
offene, sehr treue Beziehung. Einfach weil<br />
es dankbar ist, dass der Mensch da ist. Der<br />
Mensch geht leichter auf die Bedürfnisse<br />
des Tieres ein und bekommt dabei so viel<br />
Wohlwollen zurück. „Haustiere helfen, unser<br />
Bedürfnis nach sozialer Verbundenheit<br />
zu befriedigen“, betont Wiegner.<br />
VOM NUTZTIER ZUM HAUSTIER<br />
Vor rund 15.000 Jahren wurde der erste<br />
Wolf domestiziert, vor gut 9.000 Jahren die<br />
erste Katze. Damals glaubte wohl niemand,<br />
dass hier der Grundstein für eine liebevolle<br />
Beziehung zwischen Haustier und Mensch<br />
EIN TIER IST EMOTIONAL<br />
WEITAUS STABILER UND DAHER<br />
WENIGER HERAUSFORDERND,<br />
ALS EINE PAARBEZIEHUNG.<br />
Ulrike Wiegner<br />
18 // JULI <strong>2023</strong>