Doppelpass 2023_01
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AZLF<br />
«Wenn ich wieder spiele, dann zu hundert Prozent»<br />
Totalschaden am Knie: So lautete die Bilanz nach Dino Duvnjaks Unfall<br />
im März 2022. Nun steht der FC-Dietikon-Spieler kurz vor seinem Comeback.<br />
Sportphysiotherapeut Lucas Kaiser vom Ärztezentrum Limmatfeld (AZLF)<br />
hat ihn auf dem Weg dahin begleitet.<br />
Julia Guran<br />
Killian J. Kessler<br />
D<br />
er Rasen in der Dornau ist leer.<br />
Nur ein Mähroboter dreht seine<br />
Runden. Die erste Mannschaft des<br />
FC Dietikon hat an diesem Montagabend<br />
kein Training. Es ist Saisonende. Für Dino<br />
Duvnjak ist es jedoch ein Neubeginn. Nach<br />
einer schweren Knieverletzung und einem<br />
Jahr Fussballpause trainiert er seit Kurzem<br />
wieder mit dem Team. Jetzt sitzt er im<br />
Bistro des Clubs, eine handlange Narbe<br />
über dem Knie, und denkt zurück an den<br />
6. März 2022:<br />
«Passiert ist es an meinem Geburtstag.<br />
Ich blieb mit dem linken Fuss im Rasen<br />
stecken. Alle rundherum hörten, wie es<br />
knallte.» Die Bilanz: Totalschaden am linken<br />
Knie – ein Kreuzbandriss, ein abgerissener<br />
Meniskus und ein Knorpelschaden.<br />
«Beten, dass es hält»<br />
Noch vor der OP begann Duvnjak mit dem<br />
Aufbautraining. Der Sportphysiotherapeut<br />
der Mannschaft begleitete ihn dabei: Lucas<br />
Kaiser vom Ärztezentrum Limmatfeld<br />
(AZLF) steht jeden Montag auf dem Platz,<br />
behandelt die Spieler bei Schmerzen und<br />
berät sie telefonisch.<br />
Im April erhielt der Spieler ein neues<br />
Kreuzband. Dazu entnahm der Chirurg die<br />
Quadrizepssehne oberhalb des Knies – daher<br />
die Narbe. Auch fixierte er die abgesplitterten<br />
Teile des Meniskus, so gut es ging:<br />
«Bete, dass es hält», habe der Arzt Duvnjak<br />
gesagt.<br />
«Dino war mental<br />
parat, Hürden<br />
zu überwinden.»<br />
Lucas Kaiser,<br />
Sportphysiotherapeut am AZLFB<br />
Nun folgte eine schwere Zeit. «Erst dachte<br />
ich, ich steck’ den Unfall weg». Doch das<br />
ging nicht. Duvnjak konnte das Knie kaum<br />
beugen und vermisste das Spiel: «Ich bekam<br />
den Kopf nicht klar, konnte mich nicht<br />
auspowern und mit den Teamkollegen<br />
Witze reissen.» Auch dass er im Geschäft<br />
fehlte, nahm ihn mit: «Ich ärgerte mich,<br />
dass ich nicht helfen konnte.»<br />
«Die Belastungsgrenze neu<br />
ausloten»<br />
So kehrte er bereits vier Wochen nach der<br />
OP zur Arbeit zurück – zu früh, fand sein<br />
Physiotherapeut: «Sechs bis acht Wochen<br />
Pause wären ideal gewesen.» Zum Glück<br />
kam Duvnjak aber gerne in die Therapie:<br />
«Dino war mental parat, Hürden zu überwinden»,<br />
sagt Kaiser. «Schmerzen oder<br />
Schwellungen nahm er in Kauf. So machten<br />
wir Fortschritte und loteten die Belastungsgrenze<br />
immer wieder neu aus».<br />
Diese lag zu Beginn sehr tief. Kaiser<br />
bewegte Duvnjaks Knie, um die Beweglichkeit<br />
zu fördern. Dann lernte der Fussballer,<br />
die Muskeln rund ums Knie anzusteuern.<br />
Diese Fähigkeit geht durch die OP verloren.<br />
Es folgten Kraftübungen mit dem eigenen<br />
Körpergewicht und an den Geräten. Gegen<br />
Ende der Reha übte der Spieler typische<br />
Fussballbewegungen – erst im AZLF, dann<br />
auf Kunstrasen, mit und ohne Ball. Während<br />
der ganzen Reha fühlte er sich gut<br />
betreut: «Ich konnte Lucas jederzeit anrufen.»<br />
Zurück auf dem Rasen – zurück im<br />
Spiel?<br />
Inzwischen ist Duvnjak zurück auf dem<br />
Rasen – auch mental? «Vor dem Training<br />
zweifelt der Kopf», sagt er. «Aber während<br />
des Trainings bin ich voll drin und denke<br />
nicht an die Verletzung.» Mit dieser Haltung<br />
geht er auch in die Vorbereitung und<br />
entscheidet dann, ob er die Saison macht:<br />
«Wenn ich wieder spiele, dann zu hundert<br />
Prozent, auch in Zweikämpfen», sagt er,<br />
tauscht die Adiletten gegen die Fussballschuhe<br />
und joggt los, hinaus auf den einsamen<br />
Rasen.<br />
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