13. August 2023

13. AUGUST 2023 www.grazer.at
graz 5
➜
TOP
Weltraumtechnologie für ESA
Das von TU und Uni Graz entwickelte
Service SODA bewahrt Satelliten bei
Sonnenstürmen vor dem Absturz.
Schokoladendieb im Body
Grazer Polizisten stellten einen
46-Jährigen, der im präparierten
Body 29 Tafeln Schokolade stahl.
FLOP
➜
LESA & NASA/SOLAR ORBITER/EU, GETTY
Absage für Trainingszentrum
CHAOS. Trotz Finanzierungszusage
von Sturm
und Land unterstützt
Stadt das Zentrum für
die Sturm-Damen und
den Nachwuchs nicht.
Von Tobit Schweighofer
tobit.schweighofer@grazer.at
Das Liebenauer Stadion
war schon von Beginn
an Anstoß von heißen
Diskussionen. Bei der Eröffnung
war bereits klar, dass die
Europameisterschaft in Österreich
bevorstehen könnte und
schlussendlich einen Bogen
um Liebenau machte. Länderspiele
gibt es aufgrund fehlender
Adaptierungen schon lange
keine mehr in Graz, vorläufiger
negativer Höhepunkt ist die
Untauglichkeit der Merkur Arena
für die Champions League
(siehe Infokasten rechts) – ein
absolutes Armutszeugnis für die
zweitgrößte Stadt Österreichs
mit dem zweitgrößten und aktuell
zweitbesten Verein des Landes
Sturm Graz.
Kein Trainingszentrum
Doch damit nicht genug: Laut
einem Schreiben, das dem
„Grazer“ vorliegt, erteilt die
Stadt im Namen von Bürgermeisterin
Elke Kahr, Vizebürgermeisterin
Judith Schwentner
und SP-Klubobmann
Michael Ehmann dem geplanten
und bereits teilfinanzierten
Trainingszentrum von Sturm in
Puntigam eine Total-Absage.
Die Finanzierung durch den
Verein sowie jene des Landes
Steiermark ist bereits fix, nur
die Stadt will nicht zahlen. Das
Zentrum wäre auf dem ehemaligen
Golfplatz in Puntigam
geplant, in dem explizit für die
Damen und den Nachwuchs
bzw. die Amateure Möglichkeiten
geschaffen werden sollten.
Als Grund für die Absage
wird die Neuregelung der Sozial-
und Pflegeleistungsumlage
angegeben. Deshalb wäre es
„fahrlässig, Zusagen über nicht
gesetzlich vorgeschriebene
Leistungen und Vorhaben zu
tätigen.“
Beim SK Sturm ist man sauer.
„Wenn wir so arbeiten würden
wie die Grazer Stadtregierung,
dann würden wir gegen den
Abstieg spielen“, wetterte etwa
Manager Sport Andreas Schicker
im Podcast BlackFM (www.
blackfm.at). Die Stadt wäre nicht
einmal dazu bereit, die Betriebskosten
der Anlage zu übernehmen.
In Zeiten, in denen andere
Kommunen ihren Fußballclubs
komplett neue Stadien zu großen
Teilen sponsern, eine besonders
bittere Pille.
Das Notwendigste
Zumindest beim Stadion wird
sich bald was tun, 650.000 Euro
wurden freigegeben, um die
Mindeststandards für den Europacup
doch noch zu erfüllen. Die
Aufstockung der Medientribüne,
ohne die es kein „UEFA“-Pickerl
für Europacup-Tauglichkeit
gibt, wird bis Ende des Monats
umgesetzt. Die Eingänge zum
Auswärtssektor werden ausgetauscht,
der TV-Compound auf
tausend Quadratmeter erweitert.
Versagens-Chronologie
■ 2018: Der Grazer Gemeinderat
be schließt, in der Mer kur Are na
ein Sporttageszentrum zu errichten.
6,2 Mil lio nen Euro wer den
für das Projekt freigegeben.
■ April 2020: Das Wiener
Team SODA gewinnt den
Architektenwettbewerb.
■ September 2020: Der Rechnungshof
erteilt einem zweiten
Stadion eine Absage.
■ Februar 2022: Die neue
Rathauskoalition möchte einen
Standort für ein zweites Stadion
finden. In Liebenau stehen
die Maschinen still, die Kosten
werden immer höher.
■ Juli 2023: Die Stadt will das
Tagungszentrum umsetzen.
Allerdings würde das da mals
geplante Projekt inzwischen
13,5 Millionen Euro kosten.
■ August 2023: Die Planungen
für eine kleine Variante
plus zehn Skyboxen werden in
Auftrag gegeben, erst 2026 (!)
soll alles fertig sein.