meckpomm Magazin 02/2023
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Reisemagazin für Mecklenburg-Vorpommern Nr. <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
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INHALT 03<br />
04 07<br />
UNSER URLAUBSPORTAL<br />
Titelfoto: Marcus Taschke<br />
10<br />
Titelgeschichte<br />
Rügens fürstliche Residenzstadt 04–06<br />
Natur<br />
Aalbude –kleiner Ort mit einzigartiger<br />
Natur und Geschichte ....................... 07<br />
<strong>meckpomm</strong>.de<br />
Urlaub in MV ist Erholung und<br />
Genuss pur .................................. 08–09<br />
INHALT<br />
14<br />
Technik<br />
VonPumpen, Motoren und<br />
DDR-Fahrzeugen ......................... 10–12<br />
Ausflug<br />
Im Doppeldecker rund um den<br />
Plauer See .......................................... 13<br />
Geschichte<br />
Das große Grauen von Penzlin......... 14<br />
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Vorpommern. Über Meckpomm-Tipps,<br />
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04 TITELGESCHICHTE<br />
Der Ortsteil Lauterbach liegt direkt an der Ostsee.<br />
Rügens fürstliche<br />
Residenzstadt<br />
Noch heute stehen in Putbus viele<br />
klassizistische Gebäude. Errichten ließ sie<br />
einst Fürst Wilhelm Malte I. Aber auch im<br />
Ortsteil Lauterbach hat sich der Adlige<br />
verewigt.<br />
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Putbus. Die neue Plattform<br />
über dem Königsstuhl, die<br />
Seebäder Binz und Sellin<br />
mit ihren Seebrücken, das<br />
Kap Arkona: Das sind nur<br />
einige Sehenswürdigkeiten<br />
auf Deutschlands größter<br />
Insel Rügen. Wer sich etwas<br />
ansehen möchte, wo<br />
zumeist weniger Urlauber<br />
unterwegs sind, sollte nach<br />
Putbus fahren. Dort erfährt<br />
man einiges über die<br />
Geschichte der Stadt, hat<br />
mit dem Ortsteil LauterbachZugang<br />
zur Ostsee und<br />
kann mit dem Museumszug<br />
„Rasender Roland“ über den<br />
südlichen Teil der Insel fahren.<br />
Inmitten der Stadt liegt<br />
der sogenannte „Circus“.<br />
Das ist ein runder Platz, in<br />
dessen Mitte ein 21 Meter<br />
hoher Obelisk steht. Dieser<br />
soll an die Ortsgründung<br />
im Jahr 1810 erinnern, wie<br />
auf der Infotafel vor dem<br />
Bauwerk nachzulesen ist.<br />
Zu dem Obelisken führen<br />
acht Wege,die wie ein Stern<br />
angeordnet sind. Zwischen<br />
den Wegen liegen keilförmige<br />
Wiesensegmente, die<br />
von Hecken oder Eichen mit<br />
einer kugelförmigen Krone<br />
begrenzt werden. Diese<br />
Eichen haben einst die Pappeln<br />
ersetzt, die zuvor von<br />
einer Sturmflut entwurzelt<br />
worden waren.<br />
Um den Platz mit dem Obelisken<br />
führt eine Rundstraße,<br />
ander weiße Häuser in<br />
klassizistischem Baustil<br />
stehen. Zu nennen sind hier
TITELGESCHICHTE 05<br />
unter anderem das Kronprinzenpalais<br />
sowie die<br />
ehemalige Knabenschule,<br />
das Pädagogium. Auch am<br />
Markt gibt es solche Gebäude,wie<br />
das Theater oder das<br />
Rathaus.<br />
Diese Architektur lässt erahnen,<br />
dass Adlige einst<br />
ihre Finger im Spiel hatten.<br />
Wilhelm Malte I., Fürst<br />
zu Putbus, sorgte damals<br />
für das klassizistische Erscheinungsbild<br />
der Residenzstadt,<br />
wie in einer<br />
Infobroschüre der Stadt<br />
beschrieben steht. Genauso<br />
wurde auch das einstige<br />
Schloss der Stadt von ihm<br />
umgestaltet, das jedoch<br />
kurz darauf –imJahr 1865<br />
–niederbrannte. Esist daraufhin<br />
im Stil des Historismus<br />
wieder aufgebaut<br />
worden, bevor es schließlich<br />
vom DDR-Regime in den<br />
1960er-Jahren gesprengt<br />
So sehen die klassizistischen Häuser am „Circus“ aus.<br />
und abgetragen wurde.<br />
Noch erhalten ist hingegen<br />
der Schlosspark mit einigen<br />
historischen Gebäuden wie<br />
dem Marstall, der Orangerie<br />
und der Schlosskirche.<br />
Die Anlage, die ungefähr 75<br />
Hektar groß ist, kann auch<br />
mit pflanzlichen Exoten<br />
aufwarten, wie einem Ginkgobaum,<br />
Zedern und Mammutbäumen.<br />
Südlich vom Park liegen die<br />
Ortsteile Neuendorf und<br />
Lauterbach, die direkt an<br />
die Ostsee grenzen. Lauterbach<br />
war einst ein eigenständiges<br />
Fischerdorf, das<br />
heute eine Hafenpromenade<br />
mit einem kleinen Leuchtturm<br />
und Gaststätten und<br />
Cafés hat.<br />
Direkt vor Lauterbach liegt<br />
die Insel Vilm, die einen Urwald<br />
hat. Besucher können<br />
sich dort sowohl alte Eichen<br />
mit bizarren Ausbuchtungen<br />
als auch Kliffe und<br />
auch kleine Ferienhäuser<br />
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06 TITELGESCHICHTE<br />
Die Insel Vilm liegt direkt vor Lauterbach.<br />
Fotos (4): M. Taschke<br />
Der „Rasende Roland“ fährt in den Bahnhof von Putbus ein.<br />
führende Köpfe der ehemaligen<br />
DDR ihren Urlaub<br />
verbracht haben. Zur Insel<br />
fährt das Schiff „Julchen“,<br />
das von März bis Oktober<br />
täglich um10Uhr vom Lauterbacher<br />
Hafen aus losfährt.<br />
Auch in Lauterbach selbst<br />
gibt es einen naturgeschützten<br />
Wald mit Feuchtgebieten<br />
und einigen Naturdenkmälern,<br />
wie eine etwa<br />
600-jährige Schirmeiche.<br />
Am Rand des Waldes liegt<br />
das „Badehaus Goor“, das<br />
ebenfalls von Wilhelm Malte<br />
I. errichtet wurde. Keine<br />
Geringeren als Fürst Otto<br />
von Bismarck und Alexander<br />
von Humboldt waren in<br />
dem weißen Haus mit dem<br />
markanten Säulengang im<br />
19. Jahrhundert zu Gast.<br />
Ende jenes Jahrhunderts<br />
wurde auchdie Schmalspurbahn<br />
von Lauterbach Mole<br />
nach Göhren eröffnet, auf<br />
der bis heute der „Rasende<br />
Roland“ unterwegs ist. Der<br />
Museumszug besteht aus<br />
einer Dampflokomotive,historischen<br />
Personenwaggons,<br />
einem Aussichtswagen im<br />
Sommer und einem Fahrradwagen.<br />
Im Zweistundentakt<br />
geht es nach Göhren,<br />
vorbei an weiten Feldern,<br />
dem Jagdschloss Granitz<br />
und den Seebädern Binz,<br />
Sellin und Baabe.<br />
Putbus eignet sichalso auch<br />
wunderbar als Ausgangspunkt<br />
für verschiedene<br />
Routen über die Insel. Auch<br />
Bergen und Sassnitz lassen<br />
sich bequem mit Regionalzügen<br />
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NATUR 07<br />
Aalbude –kleiner Ort mit einzigartiger<br />
Natur und Geschichte<br />
In dem Ortsteil von Dargun am Kummerower See können Rohrdommeln<br />
und mehrere Adlerarten beobachtet werden.<br />
Die Beutelmeise lebt hier mit zwei<br />
Brutpaaren. Aus ihren Nestern wurden<br />
einst Filzpantoffeln hergestellt.<br />
Aalbude. Gleich bei der Ankunft in<br />
„Aalbude“, einem Ortsteil von Dargun<br />
am Auslauf des Kummerower Sees in<br />
die Peene, kann esmitunter schaurig<br />
werden. Zu hören sind dort mitunter<br />
einige Moorochsen. Die weithin hörbaren,<br />
tiefen Brummtöne klingen wie<br />
„ü-prump“. Manche meinen, ein Nebelhorn<br />
zu hören. Dieser Tonlässt sich<br />
aber auch gut nachahmen, wenn man<br />
in eine leere Flasche bläst. Darum werden<br />
Rohrdommeln, wie sie eigentlich<br />
heißen, auch „Moorochsen“ genannt.<br />
Diese Vögel kommen sogar in der Literatur<br />
vor. Sowird in dem Roman „Der<br />
Hund von Baskerville“ von Arthur<br />
Conan Doyle erzählt, dass Dr. Watson<br />
und Mr. Stapleton einen höchst merkwürdigen<br />
Schrei aus dem Moor vernehmen.<br />
Da der Naturforscher Stapleton<br />
nicht an den viel beschworenen<br />
Geisterhund glaubt, kombiniert er,<br />
dass es sich eindeutig um eine Rohrdommel<br />
handeln muss.Trotz ihrer gewaltigen<br />
Stimme bekommt man die<br />
reihergroßen Wasservögel kaum zu sehen,<br />
denn das dichte Schilf am Seeufer<br />
bietet einen sehr guten Schutz. Bei<br />
Gefahr wird die „Pfahlstellung“ eingenommen.<br />
Die Rohrdommel macht sich<br />
hierbei recht lang und reckt Kopf und<br />
Schnabel in die Höhe.Zudem simuliert<br />
sie durch leichtes Hin- und Herwiegen<br />
den Wind im Schilf und verschmilzt<br />
perfekt mit der Umgebung. Grandios<br />
passt sich der Langschnäbler mit seinem<br />
braunen Gefieder der Umgebung<br />
an. Die flachen Nester befinden sich<br />
im knietiefen Wasser im Röhricht. Die<br />
Rohrdommel ernährt sich nicht nur<br />
von kleinen Fischen, zum Nahrungsspektrum<br />
zählen auchBlutegel und im<br />
Winter Mäuse.<br />
Dochnicht nur Rohrdommeln, sondern<br />
auch andereVögel lassen sich sehr gut<br />
in Aalbude beobachten. Zu nennen<br />
sind hier See-, Schrei- und Fischadler,<br />
Rohr- und Wiesenweihe, Mäusebussard,<br />
Rot- und Schwarzmilan sowie<br />
Turm- und Wanderfalken. Einige kommen<br />
dort jedoch nur zu bestimmten<br />
Zeiten vor. Wenn langgezogene, sehr<br />
hohe „zieh-zieh-zieh“-Rufe am Ufer ertönen,<br />
dann fliegt ein kleiner bunter<br />
Singvogel in eine Weide an ein dort<br />
schwebendes, birnenförmiges Nest. Es<br />
handelt sich umeine Beutelmeise, die<br />
hier einen Prachtbau an einen hängenden<br />
Ast gewoben hat. Heute steht<br />
dieser osteuropäische Einwanderer<br />
unter Naturschutz, doch früher arbeitete<br />
man seine Nester zu Filzpantoffeln<br />
um.<br />
Aalbude ist jedoch nicht nur wegen<br />
seiner Naturvielfalt, sondern auch<br />
wegen seiner Geschichte interessant.<br />
Noch im14. Jahrhundert lag der Ort<br />
auf einer Insel, die westlich von der<br />
heute zugeschütteten und verlandeten<br />
Achterpeene umflossen wurde.<br />
Diejenigen, die dort wohnten, wurden<br />
als Aalfischer bezeichnet. Diese bewirtschafteten<br />
die an der Peene direkt<br />
zum Einfluss an den Kummerower See<br />
angelegten Aalwehre. Diese gewaltigen<br />
Fanganlagen mussten immer für<br />
durchfahrende Schiffe geöffnet werden.<br />
1697 erschien erstmals die Bezeichnung<br />
Aalbude.<br />
Die Große Rohrdommel, auch Moorochse<br />
genannt, ruft rund um den<br />
Kummerower See. Fotos (2): Norbert Warmbier<br />
Die Peene bildete hier die Grenze zwischen<br />
Mecklenburg und Vorpommern.<br />
Neben der Fähre gab es eine Zollstation.<br />
Bis ins 19. Jahrhundert wurde<br />
für alle Waren eine Abgabe erhoben.<br />
1893 errichtete man das erste Fährhaus.<br />
Da Kontrolleure dort den Gesundheitszustand<br />
der Durchreisenden<br />
überprüften, bekam es den Namen<br />
Cholera-Haus. 1904 setzte man eine<br />
Prahmfähre ein. Damit war die Passage<br />
leichter Fuhrwerke möglich. Nach<br />
der Wiedervereinigung wurde dort<br />
1997 ein Wanderrastplatz eingerichtet.<br />
Radfahrer und Wanderer haben<br />
von Mai bis Oktober die Möglichkeit,<br />
mit der Fähre überzusetzen. Heute<br />
wird der Ort von Anglern aus ganz<br />
Deutschland genutzt.<br />
Der weltgrößte Aal war übrigens ein<br />
echtes Monsterwesen von 4,35 Kilogramm.<br />
Ein Aal besitzt zudem zwei<br />
Herzen. Das eine befindet sich hinter<br />
seinen Vorderflossen und das andere<br />
im hinteren Teil des Schwanzes. NK
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das drittgrößte Klassikfestival in ganz Deutschland<br />
und Landschaften mit Tier- und Pflanzenarten, die anderswo<br />
längst verschwunden sind. Hier findet sich eine einzigartige<br />
Mischung aus Natur, Kultur und urbanem Flair bei gerade<br />
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In Vorpommern gibt es zwei kleinere Museen<br />
über Trabis und die Entwicklung der Feuerwehr.<br />
Zu sehen sind dort Autos und Anhänger aus<br />
dem vergangenen Jahrhundert –und einige<br />
Exoten.<br />
Jens Rüberg leitet die drei Vereine, denen die Fahrzeughalle<br />
in Quilow gehört. Seinem Sohn Erik zeigt er, wie ein Trabant<br />
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Dort gibt es zwei überschaubare,<br />
aber sehr sehenswerte<br />
Museen, die von wenig Personen<br />
mit viel Herzblut betrieben<br />
werden. Das eine<br />
steht in dem kleinen Ort<br />
Quilow zwischen Anklam<br />
und Gützkow und das andere<br />
in Pasewalk.<br />
DIE FAHRZEUGHALLE<br />
IN QUILOW<br />
Wer wissen möchte, wie<br />
fünf Trabis aussehen, die<br />
zu einem einzigen Fahrzeug<br />
zusammengebaut wurden,<br />
sollte sich die große Fahrzeughalle<br />
des „Trabbi-Buggy-Clubs“<br />
in Quilow bei Anklam<br />
einmal ansehen. Dort<br />
steht dieses ungefähr acht<br />
Meter lange Unikat neben<br />
42 weiteren Trabis, die von<br />
den Vereinsmitgliedern<br />
gepflegt, auseinandergeschraubt,<br />
poliert, umgebaut<br />
und teilweise auch gefahren<br />
werden.<br />
Den Verein leitet Jens Rüberg,<br />
der auch das große<br />
Trabitreffen organisiert,<br />
das jedes Jahr am Himmelfahrts-Wochenende<br />
auf<br />
dem Anklamer Flugplatz<br />
über die Bühne geht. Dieses<br />
Jahr standen dort mehr als<br />
600 Trabis. „Viele Besucher<br />
fühlen sich an ihre eigene<br />
Kindheit erinnert. Deswegen<br />
interessieren sich so<br />
viele für die Autos“, versucht<br />
er die Faszination für<br />
die Zwei-Takt-Fahrzeuge<br />
zu erklären. Die Trabis in<br />
der Quilower Fahrzeughalle<br />
können das ganze Jahr über<br />
besichtigt werden.<br />
Auf einer Seite der Halle<br />
steht ein großes Schwerlastregal,<br />
auf dem mehrere<br />
Trabis chronologisch angeordnet<br />
sind. Zu sehen sind<br />
dort unter anderem mehrere<br />
Fahrzeuge der Vorgängerreihen<br />
P 50 und P 60.<br />
„Als wir den Verein gegründet<br />
haben, waren sehr viele<br />
Autos für wenig Geld zu haben.<br />
Nur deshalb konnten<br />
wir uns überhaupt so viele<br />
Wagen leisten“, erzählt Jens<br />
Rüberg,der selbst neun Trabis<br />
besitzt.<br />
Ein echter Hingucker in der<br />
Halle ist abgesehen von der<br />
Stretch-Limousine noch ein<br />
Trabi-Wohnmobil in weißer<br />
Farbe. Doch nicht nur Trabis,<br />
sondern auch andere<br />
Fahrzeuge sind in der Halle<br />
ausgestellt. Das Gebäude ist<br />
nämlich das Domizil dreier<br />
Vereine: des „Trabbi-Buggy-Clubs“,<br />
der „IFA-Sammlung-Quilow“<br />
und der „IFA-<br />
Gören“.
TECHNIK<br />
11<br />
52 DDR-Fahrzeuge, darunter 43 Trabis, sind ausgestellt.<br />
Einige sind noch fahrbereit.<br />
Ein Hingucker im Pasewalker Museum ist diese<br />
Handdruckspritze aus dem Jahr 1911.<br />
„IFA“ ist dabei die Abkürzung<br />
für „Industrieverband<br />
Fahrzeugbau“. Unter diesem<br />
Namen waren mehrere<br />
Unternehmen in der<br />
früheren DDR zusammengeschlossen,<br />
die Fahrzeuge<br />
produziert haben. Wartburgs<br />
und Schwalben können<br />
in Quilow also ebenso<br />
begutachtet werden.<br />
An einer Schwalbe bastelt<br />
momentan Jens Rübergs<br />
Sohn Erik herum. Er ist ein<br />
Mitglied der Gruppe „IFA-<br />
Gören“, zu der derzeit 34<br />
Kinder und Jugendliche<br />
zwischen sechs und 18 Jahrengehören.<br />
„Ichhabeschon<br />
Kerzen gewechselt und die<br />
Zündung eingestellt“, erzählt<br />
der 16-Jährige, der<br />
später auch einen Trabant<br />
fahren möchte.<br />
Im Laufe des Jahres gibt es<br />
mehrere Termine, bei denen<br />
die Schüler in Quilow zusammenkommen.<br />
Im Juli<br />
stand beispielsweise ein<br />
Ferienlager auf dem Programm<br />
und Ende Oktober<br />
werden die Fahrzeuge auf<br />
die Winterruhe vorbereitet.<br />
Wer sich die Fahrzeughalle<br />
mit der eigenen Werkstatt<br />
anschauen möchte,<br />
kann sich bei Jens Rüberg<br />
unter der Telefonnummer<br />
0171 9503<strong>02</strong>4 melden.<br />
FEUERWEHRMUSEUM<br />
IN PASEWALK<br />
Man muss schon etwas Fantasiehaben,<br />
um das Gefährt<br />
mit den großen Rädern, der<br />
Glocke, den langen Holzstäben<br />
und dem grünen Unterbau<br />
einer Feuerwehr zuordnen<br />
zu können. Lediglich<br />
der aufgewickelte Schlauch<br />
gibt einen Hinweis darauf.<br />
Begutachten lässt sich diese<br />
sogenannte Handdruckspritze<br />
im Feuerwehrmuseum<br />
in Pasewalk. Dort sind<br />
auf einer Ausstellungsfläche<br />
von 560 Quadratmetern<br />
weitere Fahrzeuge, Utensilien,<br />
Schläuche, Uniformen,<br />
aber auch Vitrinen mit Zeitungsartikeln<br />
rund um die<br />
Feuerwehrgeschichte Pasewalks<br />
und der näheren Umgebung<br />
ausgestellt.<br />
„Vor die Handdruckspritze<br />
aus dem Jahr 1911 wurden<br />
Pferde gespannt.<br />
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12 TECHNIK<br />
Das Wasser musste noch<br />
per Hand gepumpt werden.<br />
Dazu sind die langen Holzstäbe<br />
da, die vorne und<br />
hinten auf die Gabeln der<br />
Pumpe gelegt wurden. Das<br />
Pumpen war ein echter<br />
Knochenjob“, erzählt Eckhard<br />
Nase, der Leiter des<br />
Museums. Ergehört zu den<br />
insgesamt zwölf Kameraden<br />
der „Arbeitsgemeinschaft<br />
Feuerwehrhistorik Pasewalk“,<br />
die die Einrichtung<br />
betreiben. Unterstützt werden<br />
sie vom Landkreis Vorpommern-Greifswald,<br />
der<br />
Stadtverwaltung, der Freiwilligen<br />
Feuerwehr sowie<br />
dem Kreisfeuerwehrverband.<br />
Das Museum gibt es<br />
seit 1998, wobei die Feuerwehrfreunde<br />
schon zu DDR-<br />
Zeiten mit dem Sammeln<br />
begonnen haben.<br />
„Die Exponate sind chronologisch<br />
angeordnet. Nach<br />
der Handdruckspritze kommen<br />
bald die motorisierten<br />
Pumpen und auch ein<br />
Löschgruppenfahrzeug“,<br />
erklärt Eckhard Nase. Es<br />
schließt sich der Nachbau<br />
eines ländlichen Feuerwehrgerätehauses<br />
aus den<br />
1950er-Jahren an. Zu sehen<br />
sind dort mehrere enge<br />
Holzspinde sowie ein roter<br />
einachsiger Anhänger, der<br />
hinter einen Traktor gespannt<br />
werden konnte. Zu<br />
diesem Anhänger gehören<br />
Schläuche, Leitern und eine<br />
benzinbetriebene Pumpe.<br />
„In einigen Dörfern kamen<br />
solche Anhänger noch teilweise<br />
bis zur Wende zum<br />
Einsatz.“<br />
Für größere Städte waren<br />
hingegen Löschfahrzeuge<br />
typisch, wie das ebenfalls<br />
ausgestellte „LF 15“. Auch<br />
ein roter Wartburg, der für<br />
den Einsatzleiter vorgesehen<br />
war, sowie mehrere<br />
Geräte, die Löschschaum<br />
produzieren können, gehören<br />
zum Museum. Zu sehen<br />
gibt es also viel in der Einrichtung<br />
in der Torgelower<br />
Straße, die bis einschließlich<br />
Oktober sonntags zwischen<br />
14 und 18 Uhr geöffnet<br />
ist.<br />
MT<br />
In der ehemaligen DDR war das rechte Löschfahrzeug mit<br />
der Bezeichnung „LF 15“ bei vielen größeren Feuerwehren<br />
im Einsatz.<br />
Fotos (4): Marcus Taschke<br />
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AUSFLUG 13<br />
Im Doppeldecker<br />
rund um den<br />
Plauer See<br />
Wie inLondon geht es in der<br />
Mecklenburgischen Seenplatte zu. In einem<br />
roten Bus kann eine Rundstrecke abgefahren<br />
werden. Mehrere Sehenswürdigkeiten liegen<br />
entlang der Strecke.<br />
Der Doppeldecker passiert die bekannte Malchower<br />
Drehbrücke.<br />
Fotos (2): Hartmut Nieswandt<br />
Plau am See. Sightseeing<br />
im knallroten Doppelstockbus<br />
–genau so etwas unternimmt<br />
man in London. Und<br />
am Plauer See mitten in der<br />
Mecklenburgischen Seenplatte.<br />
Tatsächlich! Denn<br />
dort dreht seit Jahren schon<br />
ein Rundbus von Mai bis<br />
September seine Runden.<br />
So ist es auf sehr originelle<br />
Art möglich, die schöne Umgebung<br />
des 38,4 Quadratkilometer<br />
großen Sees mit<br />
den angrenzenden Städten<br />
Plau und Malchow sowie den<br />
beiden Besuchermagneten<br />
„Agroneum“ in Alt Schwerin<br />
und den „Bärenwald Müritz“<br />
in Bad Stuer zu erleben.<br />
Also: Egal, ob Bärenwald,<br />
Tal der Eisvögel, Kloster<br />
Malchow oder Stadtbummel<br />
in Plau am See –wer<br />
sich eine Tageskarte für den<br />
Rundbus kauft, kann den<br />
ganzen Tag lang all diese<br />
Der DDR-Traktor „Pionier“<br />
lädt in Alt Schwerin zum<br />
Besuch des „Agroneums“ ein.<br />
Sehenswürdigkeiten besuchen<br />
– ohne zeitraubende<br />
Planungen und nervige<br />
Parkplatzsuchen. Die Rundstrecke<br />
führt im Uhrzeigersinn<br />
und der rote Bus fährt<br />
alle zwei Stunden.<br />
Wie schon erwähnt, der<br />
Rundbus ist ein Doppeldecker,<br />
der sogar oben ohne<br />
fährt: Bei schönem Wetter<br />
wird das Cabrioverdeck geöffnet<br />
und die Fahrgäste<br />
haben freie Sicht auf die<br />
Natur, Dörfer und Städte.<br />
Es gibt insgesamt mehr als<br />
20 Haltestellen, darunter<br />
mehrere in Plau am See,um<br />
das dortige Burgmuseum<br />
mit Burgturm, die Hubbrücke<br />
oder den Leuchtturm<br />
besuchen zu können. Gehalten<br />
wird auch amagrarhistorischen<br />
Museum „Agroneum“<br />
in Alt Schwerin, an<br />
der Sommerrodelbahn, am<br />
Affenwald Malchow, imbeliebten<br />
Badeort Zislow oder<br />
am „Bärenwald Müritz“, der<br />
nicht an der Müritz, sondern<br />
an der Südspitze des<br />
Plauer Sees liegt.<br />
Während der Fahrt mit<br />
einer Reisegeschwindigkeit<br />
von gemächlichen 30 bis<br />
40 Kilometern pro Stunde<br />
werden alle Fahrgäste<br />
unterhalten. Für die gesamte<br />
Strecke gibt es Erläuterungen<br />
–sowohl zu den Sehenswürdigkeiten<br />
als auch<br />
zur Natur und Geschichte<br />
der Dörfer und Städte. Individuelle<br />
Fahrten, egal zu<br />
welchem Anlass, sind eben-<br />
falls zu jeder Zeit außerhalb<br />
des Fahrplans möglich. So<br />
könnte man zum Beispiel<br />
bei einer Hochzeit dem Sonnenuntergang<br />
entgegenfahren<br />
oder eine Geburtstagsfeier<br />
abrunden ... NIES<br />
Nach Plau am See oder<br />
Malchow kommt man gut<br />
über die Autobahn A19,<br />
Abfahrt Röbel/Müritz oder<br />
Müritzpalais Aparthotel<br />
Malchow. Inder Hauptsaison<br />
vom 1. Mai bis zum<br />
30. September 2<strong>02</strong>3<br />
verkehrt der Rundbus<br />
täglich mit fünf Fahrten.<br />
Weitere Informationen<br />
gibt es telefonisch bei der<br />
kostenlosen Hotline<br />
0800 1323330 oder<br />
im Internet unter<br />
www.rundbus.de.<br />
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ihnen komfortable Urlaubstage<br />
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14 GESCHICHTE<br />
Das große Grauen von Penzlin<br />
Im Hexenmuseum kann ein Verlies besichtigt werden, in dem einst viele Frauen gefoltert wurden.<br />
Untergebracht ist die Einrichtung in einer Burg, in der es noch mehr zu sehen gibt.<br />
Penzlin. Die meisten fahren<br />
auf der Umgehungsstraße<br />
einfach an Penzlin,<br />
einer kleinen Stadt mit<br />
großer Kirche, vorbei. Warum<br />
sollte man auch dort,<br />
an der Bundesstraße B192<br />
zwischen Waren (Müritz)<br />
und Neubrandenburg, auch<br />
anhalten? Zum Beispiel<br />
wegen Benigna Schultzen,<br />
die im 17. Jahrhundert in<br />
Penzlin geboren und dort<br />
1711 sieben Meter unter<br />
der Erde zu Tode gefoltert<br />
wurde. Todesfolter in Penzlin,<br />
einem so unscheinbaren<br />
Städtchen? Ja, denn dort<br />
wurde 1560 ein sogenannter<br />
Hexenkeller gebaut – ein<br />
Folterverlies, sieben Meter<br />
unter der Erde, indem unzählige<br />
Personen gequält<br />
wurden. Europa erlebte damals<br />
den grausamen Höhepunkt<br />
des Hexenwahns. Allein<br />
in Mecklenburg und im<br />
angrenzenden Vorpommern<br />
wurden von 1336 bis 1777<br />
schätzungsweise 4000 Prozesse<br />
geführt, 2000 Betroffene<br />
verurteilte man zum<br />
Tode. Eine von ihnen war<br />
Benigna Schultzen.<br />
Ein weiterer Grund, in<br />
Penzlin anzuhalten, ist die<br />
Burg. Denn nicht nur im<br />
Rheinland, wo sich hoch<br />
über dem Strom eine Feste<br />
an die nächste reiht, son-<br />
Blick in den Penzliner Folterkeller.<br />
dern auch inder Mecklenburgischen<br />
Seenplatte gibt<br />
es ein schönes Exemplar. In<br />
Penzlin thront die Burg auf<br />
einem Hügel über der Stadt.<br />
Und genau dort, in der heute<br />
bestens gepflegten Anlage,<br />
erfährt der Besucher Interessantes,<br />
Erschütterndes,<br />
Grausames über Benigna<br />
Schultzen und ihre Leidensund<br />
Todesgefährten. Mitten<br />
im Mecklenburg steht diese<br />
alte Burg für ein düsteres<br />
Kapitel der Geschichte, das<br />
unzähligen Menschen, vor<br />
allem Frauen, Leid und Tod<br />
brachte.Tief unter der Erde<br />
der Penzliner Burg konnte<br />
niemand die Schreie der gepeinigten<br />
Seelen hören. Der<br />
Prozess, in dem Benigna<br />
Schultzen der Hexerei beschuldigt<br />
wurde, soll zwölf<br />
Foto: Gerd Wiese<br />
Jahre, von 1699 bis 1711,<br />
gedauert haben.<br />
Die Burg Penzlin stammt<br />
aus dem 13. Jahrhundert.<br />
In der ansehnlichen Anlage<br />
aus rotem Backstein gibt es<br />
heute das Hexenmuseum.<br />
Das Verlies unter der Burg<br />
ist gut erhalten, genauso<br />
wie der Palas, die ehemalige<br />
Toranlage, der Burghof,<br />
Teile der Ringmauer, der<br />
Graben und Teile der Vorburg.<br />
Heute beherbergt der<br />
Hauptbau das Museum.<br />
Neben vollständig restaurierten<br />
Räumen, wie der<br />
mittelalterlichen Küche<br />
(Schwarzküche, „Hexenküche“),<br />
gibt es die Möglichkeit,<br />
Folterkammer und<br />
Hexenkeller anzusehen.<br />
Das ist nichts für schwache<br />
Nerven – und auch nicht<br />
unbedingt etwas für Kinder.<br />
Folterkammer und Hexenkeller<br />
waren Schauplatz<br />
grausamer Gewalttaten im<br />
Namen des Glaubens, genau<br />
dort wurden Menschen<br />
gequält und getötet.<br />
In diesen Kellern erwarten<br />
den Besucher Themen wie<br />
„Nur die im Dunkeln sieht<br />
man nicht. Geheimversteck<br />
der Hexentiere“, „Der<br />
Fall Benigna Schultzen<br />
aus Penzlin (1699-1711)“,<br />
Hexenwandverliese und<br />
Nachrichten des Penzliner<br />
Chronisten Danneil. Und im<br />
Obergeschoss des Museums<br />
geht es zum Beispiel um<br />
Hexenjustiz, Hexenfurcht,<br />
Gerüchteküche, Penzliner<br />
Hexenprozesse, Anklagen<br />
und Prozessfolgen, Mecklenburgische<br />
Sagen, Brunnen<br />
und Herd, Kunst- und<br />
Ideengeschichte vom 16.<br />
bis zum 20. Jahrhundert,<br />
Hexenwelten des Künstlers<br />
Ernst Barlach (1870 bis<br />
1938) und erzählte Hexenprozesse.<br />
NIES<br />
Weitere Informationen sind<br />
unter der Telefonnummer<br />
03962 210494 erhältlich sowie<br />
im Internet unter folgender<br />
Adresse<br />
www.alte-burg.amtpenzliner-land.de<br />
IMPRESSUM<br />
Verleger<br />
Nordkurier Mediengruppe GmbH &Co. KG<br />
Friedrich-Engels-Ring 29, 17033 Neubrandenburg<br />
Komplementärin:<br />
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