meckpomm Magazin 02/2023
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14 GESCHICHTE<br />
Das große Grauen von Penzlin<br />
Im Hexenmuseum kann ein Verlies besichtigt werden, in dem einst viele Frauen gefoltert wurden.<br />
Untergebracht ist die Einrichtung in einer Burg, in der es noch mehr zu sehen gibt.<br />
Penzlin. Die meisten fahren<br />
auf der Umgehungsstraße<br />
einfach an Penzlin,<br />
einer kleinen Stadt mit<br />
großer Kirche, vorbei. Warum<br />
sollte man auch dort,<br />
an der Bundesstraße B192<br />
zwischen Waren (Müritz)<br />
und Neubrandenburg, auch<br />
anhalten? Zum Beispiel<br />
wegen Benigna Schultzen,<br />
die im 17. Jahrhundert in<br />
Penzlin geboren und dort<br />
1711 sieben Meter unter<br />
der Erde zu Tode gefoltert<br />
wurde. Todesfolter in Penzlin,<br />
einem so unscheinbaren<br />
Städtchen? Ja, denn dort<br />
wurde 1560 ein sogenannter<br />
Hexenkeller gebaut – ein<br />
Folterverlies, sieben Meter<br />
unter der Erde, indem unzählige<br />
Personen gequält<br />
wurden. Europa erlebte damals<br />
den grausamen Höhepunkt<br />
des Hexenwahns. Allein<br />
in Mecklenburg und im<br />
angrenzenden Vorpommern<br />
wurden von 1336 bis 1777<br />
schätzungsweise 4000 Prozesse<br />
geführt, 2000 Betroffene<br />
verurteilte man zum<br />
Tode. Eine von ihnen war<br />
Benigna Schultzen.<br />
Ein weiterer Grund, in<br />
Penzlin anzuhalten, ist die<br />
Burg. Denn nicht nur im<br />
Rheinland, wo sich hoch<br />
über dem Strom eine Feste<br />
an die nächste reiht, son-<br />
Blick in den Penzliner Folterkeller.<br />
dern auch inder Mecklenburgischen<br />
Seenplatte gibt<br />
es ein schönes Exemplar. In<br />
Penzlin thront die Burg auf<br />
einem Hügel über der Stadt.<br />
Und genau dort, in der heute<br />
bestens gepflegten Anlage,<br />
erfährt der Besucher Interessantes,<br />
Erschütterndes,<br />
Grausames über Benigna<br />
Schultzen und ihre Leidensund<br />
Todesgefährten. Mitten<br />
im Mecklenburg steht diese<br />
alte Burg für ein düsteres<br />
Kapitel der Geschichte, das<br />
unzähligen Menschen, vor<br />
allem Frauen, Leid und Tod<br />
brachte.Tief unter der Erde<br />
der Penzliner Burg konnte<br />
niemand die Schreie der gepeinigten<br />
Seelen hören. Der<br />
Prozess, in dem Benigna<br />
Schultzen der Hexerei beschuldigt<br />
wurde, soll zwölf<br />
Foto: Gerd Wiese<br />
Jahre, von 1699 bis 1711,<br />
gedauert haben.<br />
Die Burg Penzlin stammt<br />
aus dem 13. Jahrhundert.<br />
In der ansehnlichen Anlage<br />
aus rotem Backstein gibt es<br />
heute das Hexenmuseum.<br />
Das Verlies unter der Burg<br />
ist gut erhalten, genauso<br />
wie der Palas, die ehemalige<br />
Toranlage, der Burghof,<br />
Teile der Ringmauer, der<br />
Graben und Teile der Vorburg.<br />
Heute beherbergt der<br />
Hauptbau das Museum.<br />
Neben vollständig restaurierten<br />
Räumen, wie der<br />
mittelalterlichen Küche<br />
(Schwarzküche, „Hexenküche“),<br />
gibt es die Möglichkeit,<br />
Folterkammer und<br />
Hexenkeller anzusehen.<br />
Das ist nichts für schwache<br />
Nerven – und auch nicht<br />
unbedingt etwas für Kinder.<br />
Folterkammer und Hexenkeller<br />
waren Schauplatz<br />
grausamer Gewalttaten im<br />
Namen des Glaubens, genau<br />
dort wurden Menschen<br />
gequält und getötet.<br />
In diesen Kellern erwarten<br />
den Besucher Themen wie<br />
„Nur die im Dunkeln sieht<br />
man nicht. Geheimversteck<br />
der Hexentiere“, „Der<br />
Fall Benigna Schultzen<br />
aus Penzlin (1699-1711)“,<br />
Hexenwandverliese und<br />
Nachrichten des Penzliner<br />
Chronisten Danneil. Und im<br />
Obergeschoss des Museums<br />
geht es zum Beispiel um<br />
Hexenjustiz, Hexenfurcht,<br />
Gerüchteküche, Penzliner<br />
Hexenprozesse, Anklagen<br />
und Prozessfolgen, Mecklenburgische<br />
Sagen, Brunnen<br />
und Herd, Kunst- und<br />
Ideengeschichte vom 16.<br />
bis zum 20. Jahrhundert,<br />
Hexenwelten des Künstlers<br />
Ernst Barlach (1870 bis<br />
1938) und erzählte Hexenprozesse.<br />
NIES<br />
Weitere Informationen sind<br />
unter der Telefonnummer<br />
03962 210494 erhältlich sowie<br />
im Internet unter folgender<br />
Adresse<br />
www.alte-burg.amtpenzliner-land.de<br />
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