meckpomm Magazin 02/2023
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NATUR 07<br />
Aalbude –kleiner Ort mit einzigartiger<br />
Natur und Geschichte<br />
In dem Ortsteil von Dargun am Kummerower See können Rohrdommeln<br />
und mehrere Adlerarten beobachtet werden.<br />
Die Beutelmeise lebt hier mit zwei<br />
Brutpaaren. Aus ihren Nestern wurden<br />
einst Filzpantoffeln hergestellt.<br />
Aalbude. Gleich bei der Ankunft in<br />
„Aalbude“, einem Ortsteil von Dargun<br />
am Auslauf des Kummerower Sees in<br />
die Peene, kann esmitunter schaurig<br />
werden. Zu hören sind dort mitunter<br />
einige Moorochsen. Die weithin hörbaren,<br />
tiefen Brummtöne klingen wie<br />
„ü-prump“. Manche meinen, ein Nebelhorn<br />
zu hören. Dieser Tonlässt sich<br />
aber auch gut nachahmen, wenn man<br />
in eine leere Flasche bläst. Darum werden<br />
Rohrdommeln, wie sie eigentlich<br />
heißen, auch „Moorochsen“ genannt.<br />
Diese Vögel kommen sogar in der Literatur<br />
vor. Sowird in dem Roman „Der<br />
Hund von Baskerville“ von Arthur<br />
Conan Doyle erzählt, dass Dr. Watson<br />
und Mr. Stapleton einen höchst merkwürdigen<br />
Schrei aus dem Moor vernehmen.<br />
Da der Naturforscher Stapleton<br />
nicht an den viel beschworenen<br />
Geisterhund glaubt, kombiniert er,<br />
dass es sich eindeutig um eine Rohrdommel<br />
handeln muss.Trotz ihrer gewaltigen<br />
Stimme bekommt man die<br />
reihergroßen Wasservögel kaum zu sehen,<br />
denn das dichte Schilf am Seeufer<br />
bietet einen sehr guten Schutz. Bei<br />
Gefahr wird die „Pfahlstellung“ eingenommen.<br />
Die Rohrdommel macht sich<br />
hierbei recht lang und reckt Kopf und<br />
Schnabel in die Höhe.Zudem simuliert<br />
sie durch leichtes Hin- und Herwiegen<br />
den Wind im Schilf und verschmilzt<br />
perfekt mit der Umgebung. Grandios<br />
passt sich der Langschnäbler mit seinem<br />
braunen Gefieder der Umgebung<br />
an. Die flachen Nester befinden sich<br />
im knietiefen Wasser im Röhricht. Die<br />
Rohrdommel ernährt sich nicht nur<br />
von kleinen Fischen, zum Nahrungsspektrum<br />
zählen auchBlutegel und im<br />
Winter Mäuse.<br />
Dochnicht nur Rohrdommeln, sondern<br />
auch andereVögel lassen sich sehr gut<br />
in Aalbude beobachten. Zu nennen<br />
sind hier See-, Schrei- und Fischadler,<br />
Rohr- und Wiesenweihe, Mäusebussard,<br />
Rot- und Schwarzmilan sowie<br />
Turm- und Wanderfalken. Einige kommen<br />
dort jedoch nur zu bestimmten<br />
Zeiten vor. Wenn langgezogene, sehr<br />
hohe „zieh-zieh-zieh“-Rufe am Ufer ertönen,<br />
dann fliegt ein kleiner bunter<br />
Singvogel in eine Weide an ein dort<br />
schwebendes, birnenförmiges Nest. Es<br />
handelt sich umeine Beutelmeise, die<br />
hier einen Prachtbau an einen hängenden<br />
Ast gewoben hat. Heute steht<br />
dieser osteuropäische Einwanderer<br />
unter Naturschutz, doch früher arbeitete<br />
man seine Nester zu Filzpantoffeln<br />
um.<br />
Aalbude ist jedoch nicht nur wegen<br />
seiner Naturvielfalt, sondern auch<br />
wegen seiner Geschichte interessant.<br />
Noch im14. Jahrhundert lag der Ort<br />
auf einer Insel, die westlich von der<br />
heute zugeschütteten und verlandeten<br />
Achterpeene umflossen wurde.<br />
Diejenigen, die dort wohnten, wurden<br />
als Aalfischer bezeichnet. Diese bewirtschafteten<br />
die an der Peene direkt<br />
zum Einfluss an den Kummerower See<br />
angelegten Aalwehre. Diese gewaltigen<br />
Fanganlagen mussten immer für<br />
durchfahrende Schiffe geöffnet werden.<br />
1697 erschien erstmals die Bezeichnung<br />
Aalbude.<br />
Die Große Rohrdommel, auch Moorochse<br />
genannt, ruft rund um den<br />
Kummerower See. Fotos (2): Norbert Warmbier<br />
Die Peene bildete hier die Grenze zwischen<br />
Mecklenburg und Vorpommern.<br />
Neben der Fähre gab es eine Zollstation.<br />
Bis ins 19. Jahrhundert wurde<br />
für alle Waren eine Abgabe erhoben.<br />
1893 errichtete man das erste Fährhaus.<br />
Da Kontrolleure dort den Gesundheitszustand<br />
der Durchreisenden<br />
überprüften, bekam es den Namen<br />
Cholera-Haus. 1904 setzte man eine<br />
Prahmfähre ein. Damit war die Passage<br />
leichter Fuhrwerke möglich. Nach<br />
der Wiedervereinigung wurde dort<br />
1997 ein Wanderrastplatz eingerichtet.<br />
Radfahrer und Wanderer haben<br />
von Mai bis Oktober die Möglichkeit,<br />
mit der Fähre überzusetzen. Heute<br />
wird der Ort von Anglern aus ganz<br />
Deutschland genutzt.<br />
Der weltgrößte Aal war übrigens ein<br />
echtes Monsterwesen von 4,35 Kilogramm.<br />
Ein Aal besitzt zudem zwei<br />
Herzen. Das eine befindet sich hinter<br />
seinen Vorderflossen und das andere<br />
im hinteren Teil des Schwanzes. NK