5_2023 Leseprobe
Ausgabe 5_2023 des BIOGAS Journals, herausgegeben vom Fachverband Biogas e.V.
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Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2023</strong><br />
Abfallvergärungstag Teil 2<br />
Bioabfallpotenziale heben<br />
Vom 15. bis 17. Mai traf sich die Branche zum Abfallvergärungstag und GGG-Fachseminar<br />
in Waldenburg. Am zweiten Veranstaltungstag standen die Herausforderungen und Potenziale<br />
der Abfallvergärung im Mittelpunkt. Nach den Vorträgen fand ein intensives Netzwerken<br />
statt.<br />
Von Dipl.-Geograph Martin Frey<br />
Fremdstoffe sind weiterhin ein großes Thema<br />
für die Abfallvergärung: Mit den ab Mai<br />
2025 geltenden weiteren Regelungen der<br />
„Kleinen Novelle der Bioabfallverordnung“<br />
seien deutliche Verbesserungen für die Bioabfallvergärung<br />
zu erwarten, bilanzierte Hans-Walter<br />
Schneichel, Referatsleiter für Kreislaufwirtschaft am<br />
Mainzer Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie<br />
und Mobilität Rheinland-Pfalz. Das Gesetzeswerk<br />
ziele darauf, Fremdstoffe vor der Behandlung konsequenter<br />
zu entfernen, damit so der Eintrag von Kunststoffen<br />
in die Böden minimiert werde. Helfen sollen<br />
dabei unter anderem schärfere Eingangskontrollen,<br />
aber auch spezielle Anforderungen an Hilfsmittel, wie<br />
zum Beispiel Beutel in der Getrenntsammlung.<br />
Parallel hierzu arbeite die EU an Vorgaben für Verpackungen<br />
und deren Abbauverhalten. Schneichel<br />
erklärte, für ihn sei in diesem Zusammenhang die<br />
Diskussion um „Kaffeekapseln“ der Aufreger des<br />
Jahres. Aus Umweltsicht problematische Kaffeekapseln<br />
werden einerseits als Verpackung und andererseits<br />
als sogenannte „Brühhilfe“ und somit nicht als<br />
„Kaffeeverpackung“ gesehen. Vielleicht hätten beide<br />
Seiten ein Stück weit Recht. Aber auf diesem Wege<br />
dürften spezielle stoffliche Anforderungen und Entsorgungspflichten<br />
nicht umgangen werden können.<br />
In mehreren Arbeitsgruppen wurden aktuelle Themen besprochen und intensives Networking betrieben.<br />
Besondere Anforderungen für verpackte Lebensmittelabfälle,<br />
wie die Getrennthaltung zu anderen Bioabfällen,<br />
seien ein weiteres hilfreiches Element der<br />
Novelle der Bioabfallverordnung.<br />
Ungenutzte Bioabfallpotenziale<br />
ausschöpfen<br />
Einen Überblick über die noch ungenutzten Bioabfallpotenziale<br />
zur Vergärung in Deutschland lieferte<br />
Dr.-Ing. Michael Kern vom Witzenhausen-Institut für<br />
Abfall, Umwelt und Energie GmbH. Die Erfassung<br />
der Bioabfälle, also Biogut, aber auch des Grüngutes<br />
sei nach Bundesländern sehr unterschiedlich. Insgesamt<br />
seien erst etwa 63 Prozent der Bevölkerung an<br />
die Biotonne angeschlossen. Von den eingesammelten<br />
rund 5,3 Millionen (Mio.) Megagramm pro Jahr<br />
[(Mg/a) = (t/a)] Biogut gingen zirka 55 Prozent in die<br />
Vergärung.<br />
Auch die Grünguterfassung sei sehr unterschiedlich:<br />
So würden von etwa der gleichen Gesamtmenge<br />
Grüngut nur sehr geringe Anteile vergärt. Bei einer<br />
Anlagengröße von etwa 30.000 Tonnen Bioanfall seien<br />
etwa 40 Vergärungsanlagen denkbar. Zusammen<br />
mit dem vergärbaren Potenzial im Restabfall käme<br />
man auf ein Potenzial von etwa 100 neuen Biogutvergärungsanlagen<br />
in Deutschland.<br />
Die Bioabfallpotenziale im<br />
Rest abfall seien hierbei von besonderem<br />
Interesse: „Bis 2030<br />
soll die Hälfte davon aus dem<br />
Restabfall herausgenommen<br />
werden“, skizzierte Dr. Kern<br />
das Ziel des Gesetzgebers. In<br />
Rheinland-Pfalz gebe es dafür<br />
die strengsten Zielwerte, die<br />
noch darüber hinausgehen. Bei<br />
allem sei aber auch kritisch anzumerken:<br />
„Pro Einwohner werden<br />
jährlich Lebensmittel im<br />
Wert von 200 bis 300 Euro weggeworfen.<br />
Allein aus ethischen<br />
Gesichtspunkten dürfen wir uns<br />
einer solchen Verschwendung<br />
nicht länger hingeben“, mahnte<br />
der Forscher.<br />
Fotos: Martin Frey<br />
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