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Helmstedter Sonntag vom 01.10.23

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1. Oktober 2023<br />

Landkreis Börde 19<br />

Katja Weber-Diedrich<br />

Eine Geschichte, die das echte Leben schrieb<br />

1967 flogen Bierflaschen über die Grenze zwischen Hötensleben und Schöningen - heute sind zwei frühere „Kontrahenten“ Freunde<br />

Hötensleben/Schöningen.<br />

Hermann Pröhl erzählte seine<br />

Fluchtgeschichte vor fünf Jahren<br />

dem HELMSTEDTER SONNTAG,<br />

als er am Grenzdenkmal in Hötensleben<br />

den 50. Jahrestag seiner<br />

Flucht aus der DDR beging.<br />

2018 berichtete der heute in<br />

Berlin lebende und frühere Ost-<br />

Grenzer Pröhl auch von besonderen<br />

„Begegnungen“ im Sperrgebiet.<br />

Einer davon gedenkt der frühere<br />

Grenzer jährlich gemeinsam mit<br />

dem ehemaligen West-Zöllner<br />

Peter Jordan.<br />

Die seinerzeit an der Grenze<br />

zwischen Schöningen und Hötensleben<br />

Stationierten geben<br />

sich bei ihren Treffen heute die<br />

Hand - früher konnten sie das<br />

nur im Geiste.<br />

Oder sie prosteten sich mit einer<br />

Flasche Bier zu. Wie in der Begegnung<br />

Pröhls und Jordans, die<br />

die beiden anlässlich ihres 56.<br />

Jahrestages erzählen.<br />

An der Grenze zwischen Hötensleben<br />

versahen an einem sonnigen<br />

Sonnabendnachmittag 1967<br />

zwei bundesdeutsche Zollbeamte<br />

ihren Dienst im Bereich „Altes<br />

Fährhaus“ entlang der Schöninger<br />

Aue. Sie waren erstaunt über<br />

laute Geräusche am Bahndamm,<br />

denen sie auf den Grund gingen.<br />

Als sie gute Sicht erreicht hatten,<br />

„sahen sie zwei Postenpaare der<br />

Grenztruppe. Zu dieser Tageszeit<br />

war dies schon etwas Seltsames.<br />

Die Soldaten lagen auf dem Erdboden<br />

und unterhielten sich und<br />

lachten miteinander“, schildern<br />

Pröhl und Jordan in ihrem persönlichen<br />

Bericht.<br />

Diesmal winkten die<br />

NVA-Grenzer zurück<br />

Mit Ferngläsern konnten die<br />

Westdeutschen erkennen, dass<br />

es sich um „einfache“ Soldate<br />

handelte, die öfter schon mit<br />

Handzeichen gegrüßt wurden.<br />

Bis zu diesem Nachmittag gab es<br />

allerdings keine Gegenreaktion.<br />

Die NVA-Grenzer waren gut gelaunt<br />

und winkten zurück, standen<br />

sogar auf und kamen bis an<br />

den sechs Meter breiten Kontrollstreifen.<br />

Die bundesdeutschen<br />

Zöllnern gingen darauf<br />

zurück zum „Alten Fährhaus“,<br />

kündigten aber an, gleich wiederzukommen.<br />

Die NVA-Soldaten nutzten die<br />

Zeit für einen Schluck aus ihren<br />

Bierflaschen am Postenplatz in<br />

der Nähe <strong>vom</strong> Beobachtungsturm<br />

und steckten sich zwei Flaschen<br />

zusätzlich in ihre Uniform.<br />

Zum Jahrestag ihrer besonderen Begegnung an der Grenze trafen<br />

sich der Ost-Grenzer Hermann Pröhl (links) und der West-Zöllner<br />

Peter Jordan am früheren Kompanie-Gebäudetor „Am Rahl“, heute<br />

ein Wohnkomplex „Pension zur Kaserne“.<br />

Foto: privat<br />

„Die Stimmung war ausgelassen<br />

gut und so entstanden viele verbotene<br />

Bilder <strong>vom</strong> Grenzgebiet“,<br />

schildert Pröhl und ergänzt:<br />

„Den Fotoapparat und den Alkohol<br />

hatte zu Beginn des Grenzdienstes,<br />

die Freundin und spätere<br />

Ehefrau eines Gefreiten an<br />

den Postenplatz gebracht.“<br />

Als die westdeutschen Zöllner<br />

zurückkamen, warfen sie kurzerhand<br />

vier Bierflaschen über<br />

die Schöninger Aue und über<br />

den Hundelaufzaun hinweg gen<br />

Osten zu den vier Grenzern.<br />

Diese wiederum schenkten den<br />

Westdeutschen die zwei mitgebrachten<br />

Flaschen Bier, indem<br />

sie sie ebenfalls fliegend über<br />

den Zaun beförderten.<br />

An drei der westlichen Bierflaschen<br />

waren zusätzlich Zigarettenschachteln<br />

mit Tesaband geklebt<br />

worden, von denen eine<br />

Schachtel in den „Hundelaufbereich“<br />

fiel.<br />

Alle Beteiligten machten sich<br />

darüber aber erst später Sorgen.<br />

Zunächst tranken sie gemeinsam<br />

ihre Bierflaschen aus und verabschiedeten<br />

sich freudestrahlend.<br />

2023<br />

Waghalsige Bergung Kundenname:<br />

Sehwerkstatt_Ganselweit<br />

einer Zigarettenschachtel<br />

Erscheinungsdatum: <strong>01.10.23</strong><br />

Die Ost-Grenzer mussten sich<br />

freilich noch um die Bergung Farben: der<br />

4c<br />

Zigarettenschachtel kümmern.<br />

Anzeigengröße: Das Foto wurde 1967 220 aus / 3einer „Bierlaune heraus“ aus Richtung<br />

Hötensleben aufgenommen: Im Hintergrund zwei bundesdeutsche<br />

Zöllner, dazwischen die Schöninger Aue als Trennungsstelle zwischen<br />

West und Ost. Dann der 3,20 Meter hohe Metallgitterzaun.<br />

Dann in einem Abstand von etwa 1,50 Meter der Hundelaufbereich<br />

Denn wenn die tägliche Kontrollstreife<br />

am nächsten Morgen die<br />

Schachtel im Hundelaufzaun gesehen<br />

hätte, hätte es viel Ärger<br />

gegeben.<br />

Ein Gefreiter nahm seine Waffe<br />

und beschäftigte den Hund,<br />

lenkte ihn ab und fort von der<br />

Zigarettenschachtel. Ein Soldat<br />

bildete mit seinen Händen eine<br />

Räuberleiter, der Dritte kletterte<br />

auf ihn und beugte sich so weit<br />

wie möglich nach unten. Der am<br />

Boden liegende vierte Soldat<br />

stocherte so lange mit dem Reinigungsstab<br />

der Kalaschnikow,<br />

bis er die Schachtel aufpicken<br />

und nach oben zum Mann auf<br />

der Räuberleiter manövrieren<br />

konnte. „Ende gut, alles gut“, beenden<br />

Hermann Pröhl und Peter<br />

Jordan die Schilderung ihres unvergessenen<br />

Ereignisses im Kalten<br />

Krieg.<br />

Durch puren Zufall traf Pröhl im<br />

Jahr 2014 einen der westdeutschen<br />

Zöllner wieder - Peter Jordan.<br />

Einmal im Jahr treffen sich<br />

die früheren „Kontrahenten“<br />

Seitdem begehen die beiden ihren<br />

ganz persönlichen Jahrestag<br />

am Hötensleber Bahndamm.<br />

Beim diesjährigen Treffen sprachen<br />

die beiden zwei Menschen<br />

ihren besonderen Dank aus:<br />

Achim Walther, der frühere Vorsitzende<br />

des Grenzdenkmalsvereins<br />

Hötensleben, und dem ehemaligen<br />

Hötensleber Bürgermeister<br />

Dieter Buchwald.<br />

„Beide sind einen beschwerlichen<br />

Weg gegangen für die Erhaltung<br />

der Geschichte als<br />

Mahnmal der Grenzanlagen in<br />

Hötensleben“, bedanken sie sich<br />

für das Engagement.<br />

Denn eigentlich wollten die beiden<br />

drei Tage lang die ehemalige<br />

Grenze an verschiedenen Orten<br />

besuchen. „Hautnah“ möglich<br />

war dies aber nur noch in Marienborn<br />

und Hötensleben.<br />

mit einem Metallgitterzaun in einer Höhe von etwa 1,70 Meter. Im<br />

Vordergrund folgen die NVA-Grenzer.<br />

Foto: privat<br />

Feldbahnfahrten<br />

zum Erntedank<br />

Schlanstedt. Zum Jahresabschluss<br />

fährt die Feldeisenbahn<br />

auf den schmalen Gleisen der alten<br />

Rübenbahn in Schlanstedt<br />

am Sonnabend, 30. September<br />

und <strong>Sonntag</strong>, 1. Oktober, von 10<br />

bis 17 Uhr. Am Sonnabend gibt<br />

es einen Kuchenbasar in der Heimatstube<br />

und am <strong>Sonntag</strong> auf<br />

dem Feldbahnhof.<br />

Festliches Konzert in<br />

Harbker Kirche<br />

Harbke. Der Forstchor Flechtingen<br />

und die Jagdhornbläser der<br />

Jägerschaft Haldensleben laden<br />

am <strong>Sonntag</strong>, 8. Oktober, um 16<br />

Uhr zum Konzert zu Ehren des<br />

Heiligen Hubertus in die<br />

Schlosskirche St. Levin in Harbke<br />

ein. Zu hören sind bekannte<br />

Volks- und Jagdlieder sowie traditionelle<br />

Jagdsignale und Bläserstücke.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

Erntedank wird auf<br />

Plattdeutsch gefeiert<br />

Badeleben. Zum 20. FaxMal wird<br />

das Erntedankfest im Völpker<br />

Ortsteil Badeleben am <strong>Sonntag</strong>,<br />

8. Oktober, um 14 Uhr Mail in der St.<br />

Petri-Kirche „op Platt“ begangen.<br />

Die musikalische Gestaltung<br />

übernimmt Organistin frei Elisabeth<br />

Laidler aus Schöningen. Die<br />

plattdeutsche Predigt hält Ruhestandspfarrer<br />

Dr. Eckehart<br />

Beichler aus Sommersdorf.<br />

Im Anschluss ist Klönstunde mit<br />

Kaffee und Kuchen in der Kirche.<br />

H<br />

M<br />

Großes „Fest der Begegnung“<br />

Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn lädt am 3. Oktober zu sich ein<br />

Marienborn. Die Gedenkstätte<br />

Deutsche Teilung Marienborn<br />

feiert mit verschiedenen Veranstaltungen<br />

den 33. Jahrestag der<br />

Deutschen Einheit.<br />

Den Auftakt bildet ab 11 Uhr der<br />

traditionelle Bittgottesdienst. In<br />

diesem Jahr steht er unter dem<br />

Motto „Verliere nicht den Mut“.<br />

Die Predigt hält Pastor Moritz<br />

Allersmeier von der Christuskirche<br />

Schöningen.<br />

An den Gottesdienst schließt<br />

sich ab der Mittagszeit ein vielfältiges<br />

Programm an: Um 12.30<br />

Uhr wird im Besucherzentrum<br />

die Ausstellung „Teilung – Streben<br />

nach Einheit – Frieden. Zur<br />

innerdeutschen und innerkoreanischen<br />

Grenze“ des Deutsch-<br />

Deutschen Museums Mödlareuth<br />

eröffnet.<br />

Ebenfalls im Besucherzentrum<br />

bieten um 14 Uhr Rüdiger Paul<br />

und Wilfried Helck mit einer<br />

musikalischen Lesung zum<br />

Schelmenroman „Absitzen“ einen<br />

anderen Blick auf die DDR<br />

und den Dienst in der Nationalen<br />

Volksarmee.<br />

Um 15.30 Uhr berichtet am gleichen<br />

Ort ein Zeitzeuge über seine<br />

Flucht über die innerdeutsche<br />

Grenze und seine Zeit als<br />

Fluchthelfer.<br />

Ab 12 Uhr präsentieren sich die<br />

Außenstelle Magdeburg des Stasi-Unterlagen-Archivs<br />

und die<br />

Landesbeauftragte zur Aufarbeitung<br />

der SED-Dikatur an ihren<br />

Infoständen.<br />

Der Verband der Funkamateure<br />

Nord-Elm im VFDB Ortsverband<br />

Rostock (Z89) bietet einen Einblick<br />

in die Ausstellung „Kontrollieren<br />

und Kommunizieren –<br />

Kommunikations- und Überwachungstechnik<br />

auf der ehemaligen<br />

Grenzübergangsstelle Marienborn“.<br />

Zudem zeigt die Gedenkstätte<br />

drei im Rahmen des<br />

Projektes „Mocom: Motion Comic<br />

als Erinnerungsarbeit“ entstandene<br />

Kurzfilme.<br />

Für ein Kinderprogramm sorgen<br />

unter anderem die Freiwilligen<br />

Feuerwehren Marienborn und<br />

Völpke.<br />

Um 10 Uhr findet ein öffentlicher<br />

Rundgang statt. Treffpunkt<br />

ist Info-Stele Nummer zwölf. Zudem<br />

sind zwischen 12 und 16<br />

Uhr der ehemalige Kommandantenturm,<br />

eine Baracke der Passkontrolle<br />

und die Notstromturbinen<br />

in der Trafo-Station für<br />

Gäste geöffnet.<br />

An Familienführungen können<br />

Interessierte um 13.15 Uhr und<br />

15.30 Uhr teilnehmen. Der<br />

Rundgang ist für Kinder zwischen<br />

acht und zwölf Jahren geeignet.<br />

Treffpunkt ist Info-Stele<br />

Nummer zwölf.<br />

Um 13.30 Uhr und um 16 Uhr<br />

können Gäste im Rahmen einer<br />

Sonderführung historische Fahrzeuge<br />

der DDR-Grenztruppen<br />

besichtigen. Treffpunkt ist Info-<br />

Stele Nummer 24.<br />

Um 11, um 13 und um 15 Uhr<br />

werden Rundgänge über das<br />

Grenzdenkmal Hötensleben angeboten.<br />

Treffpunkt ist der Parkplatz<br />

am Grenzdenkmal.<br />

Für die musikalische Unterhaltung<br />

sorgen von 14 bis 17 Uhr DJ<br />

Commander und die Haldenslebener<br />

Band „Kiepengold“. Die<br />

sechs Musikerinnen und Musiker<br />

spielen ein abwechslungsreiches<br />

Live-Programm aus Rock,<br />

Pop, Oldies und Schlager.<br />

Der Eintritt für alle Veranstaltungen<br />

und für die Führungen<br />

ist frei.

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