00 Info 80 - Freundschaftskreis Mainz-Dijon e. V.
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gebaut. Besonders erwähnen will ich, dass hier eine<br />
Silbermannorgel (von 1709), die Familie stammt aus<br />
Sachsen, steht, eine von nur noch 17 Instrumenten im<br />
Elsass,die sich durch einen besonders reinen, hellen<br />
Ottonische Vorhalle von St. Gangolf in Lautenbach<br />
Klang auszeichnen. Es gibt Hinweise, dass die Westfassade<br />
des Straßburger Münsters in ähnlicher Form<br />
bestand, bevor es sein heutiges Aussehen erhielt.<br />
In einem bewaldeten Seitental der Lauch finden wir<br />
eines der großartigsten romanischen Bauwerke des<br />
Elsass, die Klosterkirche von Murbach. Es sind die<br />
Reste einer der bedeutensten Abteien des Oberrheins.<br />
Sie besaß Grundbesitz in mehr als 2<strong>00</strong> Dörfern und<br />
Städten, von Worms bis Luzern. Ihr Abt hatte Stimmrecht<br />
im Reichstag. Die einstige Kirche war eine flach<br />
gedeckte Basilika mit Seitenschiffen, deren Langhaus<br />
im 18. Jh. abgetragen wurde. Zu sehen ist noch der<br />
Chor mit den Querschiffen. Über den Querschiffen erheben<br />
sich mächtige Vierecktürme, die erst in den obersten<br />
Geschossen Fenster aufweisen. Das in rotem<br />
Sandstein errichtete Mauerwerk wird durch Farbwechsel<br />
in den romanischen Fensterbögen belebt. Es herrschen<br />
schlichte Schmuckformen vor: Lisenen und zwei<br />
Reihen Rundbogenfenster, einzelne plastische Abbildungen,<br />
die die Phantasie des Betrachters anregen<br />
(z.B. das Thema der verkehrten Welt: Hasen, die Jäger<br />
töten; Hund beim Spielen eines Instruments usw.).<br />
Wenige Kilometer weiter steht im Ort Laufenbach die<br />
ehem. Stiftskirche, St. Gangolf/St. Gengoulp. In hervorragender<br />
Quadertechnik aus rötlichem Sandstein ist<br />
eine basilikale Anlage mit einer romanischen Doppelturmfassade<br />
im Westen gebaut worden. Ihre heutige<br />
Gestalt erhielt sie 1862. Man führte den linken Turm bis<br />
zur vollen Höhe aus. Die ottonische Vorhalle, das Paradies,<br />
ist dreijochig, durch zwei Mittelsäulen unterteilt<br />
und mit kräftigen Kreuzrippen überwölbt. Der Fassadenschmuck<br />
ist wieder schlicht, man ahnt das Vorbild<br />
von Murbach: Die Gliederungselemente sind Lisenen<br />
und Blendarkaden. Beim Heraustreten aus der Kirche<br />
hatte H. Jäger noch eine Überraschung parat: Jedem<br />
von uns schenkte er den Roman ’Die Linden von Lautenbach’<br />
von Jean Egen (Rororo 2<strong>00</strong>7). Der Elsässer<br />
erzählt die bewegte Geschichte seiner Familie aus der<br />
Sicht des Enkels. Inzwischen wurde der Roman mit<br />
Mario Adorf verfilmt. Uns wird die Lektüre noch lange<br />
an diese Reise erinnern.<br />
Um die Landschaft der nördlichen Vogesen zu beschreiben<br />
versetzen Sie sich bitte in den Pfälzerwald.<br />
Die Waldschläge an den steilen Hängen und die gleichen<br />
verwitterten Buntsandsteinfelsen finden Sie in den<br />
nördlichen Vogesen. Wir besuchen Hochbarr/Haut-Barr,<br />
5 km von Zabern/Saverne entfernt. Die Anlage, die für<br />
Friedrich I., Barbarossa, auf drei roten Sandsteinfelsen<br />
(die Festung bildet fast eine natürliche Einheit mit dem<br />
Fels) errichtet wurde, ist zwar nach dem Dreißigjährigen<br />
Krieg geschleift worden, zeigt aber auch als Ruine noch<br />
heute, dass einstmals eine mächtige Familie in ihr<br />
wohnte. Vom Staufischen Palas ist noch eine Gruppe<br />
mit gekuppelten Bogenfenstern erhalten. Auf den<br />
umgebenden Bergrücken entstanden weitere Burgen<br />
(heute Ruinen). Von den hergerichteten Plattformen der<br />
Haut-Barr hat man eine überwältigende Sicht in die Vogesen<br />
mit dem Zorntal, ins Rheintal und bis zum<br />
schlanken Münsterturm von Straßburg: Man spricht<br />
auch vom „Auge des Elsass“.<br />
Eingang zur Bergfestung Haut-Barr von Friedrich I.<br />
Auch das Kloster Odilienberg/St. Odile liegt auf einem<br />
bewaldeten Bergrücken, 764 m hoch, von der Rheinebene<br />
aus können wir es schon sehen. Die Bebauung<br />
des Hügels reicht bis in die früheste Keltenzeit zurück.<br />
Sie bauten eine ca. 10 km lange und durchschnittlich<br />
1,<strong>80</strong> m dicke Mauer aus großen Sandsteinquadern um<br />
die Bergkuppe, um einen sicheren Platz zu schaffen.<br />
Die z.T. tonnenschweren Brocken wurden bearbeitet,<br />
fast nahtlos aneinandergefügt und mit Holzkeilen, sog.<br />
Schwalbenschwänzen, gegeneinander gesichert. In der<br />
Frankenzeit wurde das Felsplateau zur Burg ausgebaut.<br />
Herzog Attich (oder Eticho) schenkte im 7. Jh. die Burg<br />
seiner Tochter Odilia, die damit ein Kloster gründete.<br />
Odilia wurden einige Wunder zugeschrieben, so dass<br />
das Kloster schon bald zu einem viel besuchten Wallfahrtsort<br />
wurde. Im frühen 12. Jh. verwüstet, wurde es<br />
um 1155 von Friedrich Barbarossa wieder aufgebaut.<br />
Mitglieder seiner Familie erhielten die Leitung des<br />
Frauenklosters und entwickelten es zu einem geistigen<br />
Zentrum. Hier entstand das ‚Hortus deliciarum’, dass<br />
das damalige Wissen der christlichen Welt festhielt.<br />
Teile sind heute nur noch in Kopien erhalten. Uns erstaunte<br />
die Weitläufigkeit der Anlage, gebaut aus rotem<br />
Sandstein, durch die uns Herr Jäger führte. Die romanische<br />
Kreuzkapelle ist der älteste noch erhaltene Teil<br />
der Klosteranlage (11.Jh.). Die vier Kreuzgradgewölbe<br />
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