Die Zeitschrift "monat" 3/2023
Staatenprüfung Österreichs
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Medien<br />
Ausgabe 3/<strong>2023</strong><br />
Menschen mit Behinderungen<br />
medial wenig sichtbar<br />
Obwohl in den letzten Jahren zunehmend über die Anliegen von Menschen mit Behinderungen<br />
berichtet wird, bleiben die Themen Inklusion und Behinderung in österreichischen Massenmedien<br />
nach wie vor tabuisierte Randthemen. So entsteht kein Abbild der Realität, sondern eine<br />
verzerrte Konstruktion und Teilwirklichkeit, die umfassender Inklusion im Weg stehen kann.<br />
<strong>Die</strong> Berichterstattung über Menschen mit Behinderungen<br />
dreht sich meist um sportliche Ereignisse<br />
oder Charity-Events, wobei letztere klischeehafte<br />
Inszenierungen von Menschen mit Behinderungen als<br />
Bittsteller*innen oder mitleiderregende Opfer begünstigen.<br />
<strong>Die</strong> alltagsnahe Darstellung und Teilhabe „gewöhnlicher“<br />
Menschen mit Behinderungen kommt daneben zu<br />
kurz. Zu diesem Ergebnis gelangte eine aktuelle Studie<br />
der Medienanalyse-Agentur MediaAffairs zum Thema<br />
„Inklusion und Behinderung“.<br />
Social Media<br />
Während in traditionellen Medien Charity-Aktionen<br />
populär und präsent sind, zeigt sich in sozialen Netzwerken<br />
ein Gegentrend: Kanäle wie beispielsweise Instagram,<br />
Facebook, Twitter und TikTok werden zunehmend<br />
genützt, um auf persönliche Anliegen aufmerksam zu<br />
machen. Menschen mit Behinderungen inszenieren<br />
sich auf Social Media fast nie in der Opferrolle, sondern<br />
treten meist selbstbewusst und fordernd auf. Studienautorin<br />
Maria Pernegger zufolge ist der große Unterschied<br />
zwischen der medial immer noch teils sehr klischeebehafteten<br />
Außensicht auf der einen und der Selbstdarstellung<br />
von Menschen mit Behinderungen auf der anderen<br />
Seite ein klarer Beleg für die verzerrte Darstellung von<br />
Menschen mit Behinderungen in der Öffentlichkeit.<br />
Bewusstseinsbildung<br />
In Relation zur Jahresstudie 2015/2016 über die mediale<br />
Darstellung, Sichtbarkeit und Inszenierung von<br />
Menschen mit Behinderungen werden in der <strong>2023</strong><br />
veröffentlichten Untersuchung über den Berichtszeitraum<br />
2021/2022 in Tageszeitungen und via Social Media<br />
verstärkt Beiträge über positive Projekte und Rollenvorbilder<br />
publiziert. Darüber wird der Selbstbestimmung<br />
von Menschen mit Behinderungen mehr Raum gegeben,<br />
etwa mit Beiträgen über Barrierefreiheit oder Persönliche<br />
Assistenz. Zudem werden Menschen mit Behinderungen<br />
im beruflichen Umfeld verstärkt dargestellt.<br />
Foto: Canva<br />
Diskriminierung und<br />
Klischees<br />
Jeder vierte der analysierten Beiträge über Menschen<br />
mit Behinderungen widerspricht der UN-Konvention über<br />
die Rechte von Menschen mit Behinderungen. So werden<br />
beispielsweise diskriminierende Begriffe verwendet und<br />
Klischees inszeniert. Auch hier ist eine positive Entwicklung<br />
zu verzeichnen: In den Jahren 2015 und 2016<br />
enthielt noch beinahe jede zweite Medienbeitrag problematische<br />
Aspekte. Dabei zeigt sich Pernegger zufolge<br />
ein großes Qualitätsgefälle zwischen unterschiedlichen<br />
Massenmedien: Boulevardblätter schneiden deutlich<br />
schlechter ab. •<br />
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