Schönbächler, Patrick - Unter-Iberg und sein Stöckmärcht (MHVSZ 2021), Schwyz 2021 (A)
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Euthal), ein weiterer Teil des Alptales sowie die ganze Altmatt<br />
rechts der Biber zugeteilt. Diese Grenzen trennen im<br />
Wesentlichen heute noch die Gebiete der beiden Bezirke<br />
<strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> Einsiedeln, wenngleich später noch Marcherneuerungen<br />
vorgenommen wurden. 22<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Teile des<br />
heutigen Gemeindegebietes von <strong>Unter</strong>iberg bereits seit Anfang<br />
des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts sowohl von Einsiedeln als auch<br />
von <strong>Schwyz</strong> her urbar gemacht <strong>und</strong> bewirtschaftet waren<br />
<strong>und</strong> während gut 150 Jahren im Brennpunkt der Au<strong>sein</strong>andersetzung<br />
mit dem Kloster Einsiedeln gestanden hatten.<br />
23<br />
Eine eigentliche Besiedlung, insbesondere eine konzentrierte,<br />
ist jedoch nicht bekannt <strong>und</strong> entsprechend unwahrscheinlich.<br />
Die Natur im Sihl-, Waag- <strong>und</strong> Minstertal blieb<br />
zu damaliger Zeit weitgehend wild, die Flüsse ungezähmt.<br />
Dokumentiert sind Überschwemmungen <strong>und</strong> Schäden.<br />
Zahlreiche Lokalnamen deuten noch auf einen hohen<br />
Wildbestand in den Wäldern hin. 24<br />
Waldrodungen, Holzlieferungen<br />
nach Zürich <strong>und</strong> Nutzungskonflikte<br />
(16.-19. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />
Die Waldbewirtschaftung oder vielmehr Holz-Ausbeute<br />
von <strong>Unter</strong>-<strong>Iberg</strong> ab dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert spielt eine wesentliche<br />
Rolle für die Entwicklung <strong>und</strong> das Verstehen von<br />
<strong>Unter</strong>-<strong>Iberg</strong>, weshalb sie nachfolgend etwas einlässlicher<br />
dargestellt wird. Die Unruhe blieb.<br />
Rückkauf des Sihltales durch das Kloster<br />
Die Talebene <strong>und</strong> die Bergabhänge im heutigen Gemeindegebiet<br />
von <strong>Unter</strong>iberg waren bis im 16.Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
noch meist mit dichten Waldungen besetzt. Ausnahmen<br />
bildeten die im Waagtal gelegenen Ortsteile Däslis, Schachen,<br />
Sonnenberg, Twingi <strong>und</strong> Weglosen sowie das<br />
Gschwend im Minstertal. 25<br />
Früheste Erwähnung fanden auch die Allmeind <strong>und</strong> das<br />
Gut «Jessenen im Münstertale», das von den Landleuten<br />
von <strong>Schwyz</strong> 1281 für 10 Pf<strong>und</strong> an Konrad Hunno verkauft<br />
worden war. 26 Als Eigentümer von Sihltalgütern<br />
werden im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert ein «Ullin an der Rüty», «Ulrich<br />
fröwler» <strong>und</strong> ein «Werni von Kalchoffen», «Jenni Switer<br />
von Berfid» <strong>und</strong> vor allem Landammann Hans Wagner<br />
genannt. 27<br />
Von Letzterem konnte das Kloster 1503 das ganze hintere<br />
Sihltal (Stagelwand [Westflanke des Fluebrig, heute<br />
Stafelwand], Ochsenboden bis Aueli <strong>und</strong> Ort [südseits des<br />
heutigen Studen]) —nachdem es dieses 150 Jahre zuvor<br />
abzutreten hatte - zurückkaufen. Ein der Verkäuferschaft<br />
während 32 Jahren eingeräumtes Rückkaufs recht verstrich<br />
ungenutzt beziehungsweise eine entsprechende Klage des<br />
mit Elisabeth Wagner verheirateten Heinrich Dettling<br />
wurde 1545 vom Neunergericht in <strong>Schwyz</strong>, weil verspätet,<br />
abgewiesen. 28 <strong>Unter</strong> Abt Konrad III. wurde das Gut vor<br />
allem als Pferdeweide <strong>und</strong> erst ab 1544 für die Viehwirtschaft<br />
genutzt. 29<br />
Danach sind weitere Güterankäufe des Klosters im Sihltal<br />
dokumentiert: die Weiden Duli (1536) <strong>und</strong> Rubenen<br />
(1544), beide ostseits der heutigen Ortschaft Studen gelegen.<br />
30 Das Kloster war als Besitzer von anstossenden Liegenschaften<br />
auch besorgt um Erhaltung von Hag <strong>und</strong><br />
March, Steg <strong>und</strong> Weg, <strong>und</strong> Herstellung von Wuhren. 31<br />
Der Holzhandel mit Zürich (1592-1814)<br />
Von einem Holzbau war bereits 1554 im <strong>Schwyz</strong>er Ratsprotokoll<br />
die Rede: «Die von Einsydlen, so im Gharen<br />
[Karren(stock)] <strong>und</strong> in der Schlamtzgruob [Schmalzgruben]<br />
hand holtz / ghowen, ist der handell den 7 empfolchen, wie sis<br />
hallten. >D<br />
22<br />
Reichlin, Oberallmende, S. 138; Dettling, Sihltalgüter, S.71, 89-93;<br />
Sablonier, Wandel, S. 244.<br />
23<br />
Dettling, Sihltalgüter, S. 66; Meyerhans, Marchenstreit, S. 145.<br />
24<br />
Dettling, Sihltalgüter, S. 65, 73-74, 87.<br />
25<br />
Dettling, Waldniederlegungen, S. 43.<br />
26<br />
Reichlin, Oberallmende, S. 84-85.<br />
27<br />
Dettling, Sihltalgüter, S. 72-80.<br />
28<br />
Dettling, Sihltalgüter, S. 74-80.<br />
29<br />
Ringholz, Pferdezucht, S. 7; Dettling, Sihltalgüter, S. 85.<br />
30<br />
Dettling, Sihltalgüter, S. 72, 81.<br />
31<br />
Dettling, Sihltalgüter, S. 87; «In der Regel lag die Pflicht des Strassenbzw.<br />
Wegunterhalts bei den lokalen Anstössern. [...] Auch die Inhaber<br />
der im Besitze des Klosters Einsiedeln sich befindlichen Schweighöfe<br />
waren zu Strassenunterhaltspflichten angehalten. [...] Ebenso war der<br />
Inhaber des Einsiedler Schweighofs auf dem Etzel 1527 zum <strong>Unter</strong>halt<br />
der dortigen Brücke verpflichtet.» (Landolt, Strassenbau, S. 43).<br />
32<br />
STASZ, HA.III.5, fol. 144r. (18.11.1554).<br />
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