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»Bach in (E) Motion« | 15 Jahre Landesjugendchor Sachsen

Die sechs großen Bach’schen Motetten (BWV 225 – 230) gehören zweifelsohne zu den Meilensteinen der mitteldeutschen Chor-Literatur. Die Meisterwerke aus der Feder des großen Thomaskantors sind hochkomplexe Trauer- und Huldigungsmusiken, vielfältig, farbenreich und emotional. Johann Sebastian Bachs vier- bis achtstimmige Motetten sind anspruchsvoll in Ton und Sprache. Sich mit dieser Intensität der barocken Musikkultur auseinanderzusetzen – dieser Herausforderung möchten sich die 40 jungen Sängerinnen und Sänger des Landesjugendchores Sachsen stellen. Für das 15-jährige Jubiläum ihres Ensembles haben sie das Konzept »BACH in (E)Motion« (Bach in Bewegung/Bach emotional erleben) entwickelt. Gemeinsam mit der Leipziger Choreografin Irina Pauls und drei Tänzern/innen wollen sie die Motetten für sich und das Publikum in einer »dreidimensionalen« Aufführung auf die Bühne erlebbar machen. Dreidimensionalität bedeutet in diesem Fall, dass der Tanz als weitere Ausdrucksform Musik und Text ergänzt. Dabei spielen theologische und weltanschauliche Ansätze ebenso eine Rolle, wie die Betrachtung der Inhalte aus heutiger Sicht. Der Tanz soll die Emotionalität der Musik verstärken, verständlicher machen und inhaltliche Brücken bauen über 300 Jahre (1723-2023). Anders als bei vielen Oratorien und Passionen Johann Sebastian Bachs, bei denen es einen durchgezogenen textlichen Faden oder gar eine Handlung gibt, die sich von Natur aus gut inszenieren lässt, muss man jede der Motetten neu interpretieren, Zusammenhänge und Gegensätze nutzen, um ein großes Gesamtkunstwerk entstehen zu lassen. Eva Thielken (Tanz/Leipzig) Marlen Schumann (Tanz/Leipzig) Rodolfo Pfitscher da Silva (Tanz/Berlin) Irina Pauls (Choreografie/Leipzig) Landesjugendchor Sachsen Instrumentalist*innen aus den sächs. Jugendorchestern Ron-Dirk Entleutner (musikalische Leitung) - - - - - - - Der Landesjugendchor Sachsen ist ein Projekt des Sächsischen Chorverbands e.V.. Das Projekt wird unterstützt vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK). Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes. "Bach in (E) Motion" wird gefördert von der Ostsächsischen Sparkassen-Stiftung (mit Hilfe des PS-Lotterie-Sparens).

Die sechs großen Bach’schen Motetten (BWV 225 – 230) gehören zweifelsohne zu den Meilensteinen der mitteldeutschen Chor-Literatur. Die Meisterwerke aus der Feder des großen Thomaskantors sind hochkomplexe Trauer- und Huldigungsmusiken, vielfältig, farbenreich und emotional. Johann Sebastian Bachs vier- bis achtstimmige Motetten sind anspruchsvoll in Ton und Sprache. Sich mit dieser Intensität der barocken Musikkultur auseinanderzusetzen – dieser Herausforderung möchten sich die 40 jungen Sängerinnen und Sänger des Landesjugendchores Sachsen stellen.

Für das 15-jährige Jubiläum ihres Ensembles haben sie das Konzept »BACH in (E)Motion« (Bach in Bewegung/Bach emotional erleben) entwickelt. Gemeinsam mit der Leipziger Choreografin Irina Pauls und drei Tänzern/innen wollen sie die Motetten für sich und das Publikum in einer »dreidimensionalen« Aufführung auf die Bühne erlebbar machen. Dreidimensionalität bedeutet in diesem Fall, dass der Tanz als weitere Ausdrucksform Musik und Text ergänzt. Dabei spielen theologische und weltanschauliche Ansätze ebenso eine Rolle, wie die Betrachtung der Inhalte aus heutiger Sicht.

Der Tanz soll die Emotionalität der Musik verstärken, verständlicher machen und inhaltliche Brücken bauen über 300 Jahre (1723-2023). Anders als bei vielen Oratorien und Passionen Johann Sebastian Bachs, bei denen es einen durchgezogenen textlichen Faden oder gar eine Handlung gibt, die sich von Natur aus gut inszenieren lässt, muss man jede der Motetten neu interpretieren, Zusammenhänge und Gegensätze nutzen, um ein großes Gesamtkunstwerk entstehen zu lassen.

Eva Thielken (Tanz/Leipzig)
Marlen Schumann (Tanz/Leipzig)
Rodolfo Pfitscher da Silva (Tanz/Berlin)

Irina Pauls (Choreografie/Leipzig)

Landesjugendchor Sachsen
Instrumentalist*innen aus den sächs. Jugendorchestern

Ron-Dirk Entleutner (musikalische Leitung)

- - - - - - -

Der Landesjugendchor Sachsen ist ein Projekt des Sächsischen Chorverbands e.V..

Das Projekt wird unterstützt vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK). Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.

"Bach in (E) Motion" wird gefördert von der Ostsächsischen Sparkassen-Stiftung (mit Hilfe des PS-Lotterie-Sparens).

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<strong>15</strong> Werke<strong>in</strong>führung<br />

aber naheliegend. Her<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>er der wichtigsten Berl<strong>in</strong>er Überlieferer Bachscher Werke. Er<br />

hat sehr viele se<strong>in</strong>er Abschriften für Aufführungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> hergestellt und aufführungspraktisch<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. E<strong>in</strong>e weitere Partiturabschrift der Motette befand sich im Besitz von Bachs<br />

Schüler Johann Philipp Kirnberger. Wir können also fest davon ausgehen, dass die Motette<br />

nach 1756 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> erklang, wahrsche<strong>in</strong>lich sogar mehrmalig. Zu welchem konkreten Anlass<br />

Bach das Werk komponiert hat, entzieht sich unserer Kenntnis. E<strong>in</strong>e Aufführung anlässlich<br />

e<strong>in</strong>er Beerdigung oder e<strong>in</strong>es Gedächtnisgottesdienstes ist wahrsche<strong>in</strong>lich. Die simultane<br />

Verwendung von Bibelwort und Choral ist traditionell <strong>in</strong> Kompositionen Thür<strong>in</strong>ger Ursprungs<br />

zu f<strong>in</strong>den – etwa <strong>in</strong> den Motetten von Bachs Eisenacher Großonkel Johann Christoph Bach.<br />

Bezüglich ihrer Anlage ist das Werk mit der älteren Motette »Ich lasse dich nicht, du segnest<br />

mich denn« (BWV 1165) verwandt. Dieses Werk stammt neueren Forschungen zufolge auch<br />

aus Bachs Feder. Der Entstehungsanlass der Sterbemotette<br />

»Komm, Jesu, komm« (BWV 229)<br />

ist unbekannt. Die Komposition basiert auf e<strong>in</strong>em Text des Leipziger Poeten Paul Thymlich.<br />

Sie entstand spätestens 1731/1732. Schon Bachs zweiter Amtsvorgänger Johann Schelle<br />

verwendete die Dichtung für e<strong>in</strong>e Sterbearie von fünf Strophen. Diese entstand 1684 zum<br />

Begräbnis des Thomasschulrektors und Universitätsprofessors Jacob Thomasius. Bach<br />

vertonte von der Dichtung Paul Tymlichs jedoch nur die erste und letzte Strophe. Se<strong>in</strong>e anrührende<br />

Komposition umfasst e<strong>in</strong>en doppelchörigen, schwer gewichtigen Kopfsatz und e<strong>in</strong>e<br />

daran anschließende <strong>in</strong>nige Liedarie. Möglicherweise erklang das Werk zum Begräbnis des<br />

Thomaskantors Johann Friedrich Doles am 12. Februar 1797. Dessen Beisetzung erfolgte an jenem<br />

Tage unter Teilnahme aller Thomasalumnen auf dem Leipziger Johannisfriedhof. Die Motette<br />

»Lobet den Herrn, alle Heiden« (BWV 230)<br />

stellt uns vor ungelöste Rätsel. Besetzt ist das Werk für vierstimmigen Chor und Basso<br />

cont<strong>in</strong>uo. Nach e<strong>in</strong>er These von Klaus Hofmann handelt es sich hierbei um die Bearbeitung<br />

e<strong>in</strong>er ursprünglich anders textierten Komposition. Möglicherweise war der Motettensatz<br />

Teil e<strong>in</strong>es größeren Werkes mit late<strong>in</strong>ischer Textgrundlage. Dies jedenfalls würde manche<br />

Ungereimtheiten <strong>in</strong> der Textunterlegung erklären. Vielleicht erklang das Werk <strong>in</strong> der Leipziger<br />

Universitätskirche, wo Bach <strong>in</strong> der Regel late<strong>in</strong>ische Kompositionen zur Aufführung brachte.<br />

Die Motette ist ausschließlich <strong>in</strong> Quellen des frühen 19. Jahrhunderts überliefert und <strong>in</strong> ihrer<br />

Echtheit umstritten. Trotz aller Kritik ist e<strong>in</strong>e musikalische Kernsubstanz vorhanden, die sich<br />

nur schwer mit e<strong>in</strong>em anderen Komponisten als mit Johann Sebastian Bach <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

br<strong>in</strong>gen ließe. Das Rätsel um diese Komposition wird sich wohl erst durch neue Quellenfunde<br />

auflösen lassen.

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