ROTWEISSROT Ausgabe IV/2012 - Auslandsösterreicher-Weltbund
ROTWEISSROT Ausgabe IV/2012 - Auslandsösterreicher-Weltbund
ROTWEISSROT Ausgabe IV/2012 - Auslandsösterreicher-Weltbund
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RotweissRot<br />
Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal 4/<strong>2012</strong> € 3,–<br />
Klöster &<br />
Kirchen<br />
orden, Architektur,<br />
Musik und Kulinarik<br />
NAchbeRicht<br />
weltbuNdtAguNg <strong>2012</strong><br />
AÖwb AKtuell<br />
wAhliNfoRMAtioN<br />
schMANKeRlecKe<br />
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References<br />
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ARGE Hauptbahnhof Wien |<br />
Auslands österreicher-<strong>Weltbund</strong> |<br />
AWO der Wirt schafts kammer Österreich |<br />
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Cash Flow (Ungarn) | DELTABLOC | Designbau |<br />
Europa-Abgeordnete Karin Resetarits | Gilat |<br />
Golf club Leopoldsdorf | Green Business Guide |<br />
IKEA | Inode | M&A PrivatBank | Nestlé |<br />
Novomatic | Österreichisches Siedlungswerk |<br />
Österreich Werbung | Österreichischer Wirtschaftbund |<br />
Peugeot | Post & Telekom Immobilien |<br />
Raiffeisenlandesbank Oberösterreich | REHAU |<br />
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© Foto-Video Studio Leo Vodicka<br />
Marianne Klicka überreicht Gustav Chlestil das Ehrenzeichen.<br />
04 AÖWB intern<br />
Wien ehrt AÖWB-Präsident Gustav Chlestil<br />
05 AÖWB Jubiläum<br />
60 Jahre AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND<br />
06 AÖWB intern<br />
Rückblick auf die <strong>Weltbund</strong>tagung in Graz<br />
10 AÖWB Meinungspanel<br />
Studie zur Entwicklung Österreichs<br />
12 AÖWB online<br />
Plattform: Gruppennetzwerke<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Vorwort<br />
Günter Düriegl<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt/Editorial<br />
Die letzte, die vierte Jahresausgabe unseres <strong>ROTWEISSROT</strong> ist stets<br />
Rückblick und Rechenschaft, aber auch Vorschau, Hinweis auf Kommendes.<br />
So hat es gute Tradition, über die jährlich stattfindende <strong>Weltbund</strong>tagung<br />
zu berichten: Es stand dafür, die erste Septemberwoche<br />
in Graz, in der „Königin der Herzen“, zu erleben. Der September galt<br />
aber nicht nur dem <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Treffen, er galt auch der Erinnerung<br />
daran, dass der <strong>Weltbund</strong> vor 60 Jahren gegründet wurde,<br />
als Österreich die alles andere als willkommene Rolle eines Frontstaates<br />
im Kalten Krieg spielte. Wir berichten darüber. Wir geben Rechenschaft<br />
über die Ergebnisse des Meinungspanels <strong>2012</strong>, die nachdenken<br />
lassen und wir informieren über die permanente Weiterentwicklung<br />
unserer Online-Plattform www.austrians.org.<br />
Dkfm. Ing. Gustav Chlestil wurde mit dem „Goldenen Ehrenzeichen<br />
für Verdienste um das Land Wien“ ausgezeichnet: Wir gratulieren ihm<br />
von ganzem Herzen als einem Präsidenten des AUSLANDSÖSTER-<br />
REICHER-WELTBUNDES dessen Wirken für die Wünsche, Anliegen<br />
und Interessen der <strong>Auslandsösterreicher</strong> auch für die Österreicher<br />
im Inland erheblich ist.<br />
Am 20. Jänner 2013 findet die Volksbefragung über die Zukunft des<br />
13 Jubiläum<br />
österreichischen Bundesheeres statt. Es soll entschieden werden,<br />
30 Jahre Austrian-American Council<br />
ob die allgemeine Wehrpflicht beibehalten oder die Landesverteidigung<br />
14 AÖWB informiert<br />
durch ein Berufsheer sichergestellt werden soll. Das Recht der Teil-<br />
Volksbefragung in Österreich<br />
nahme sollten Sie als demokratiepolitische Pflicht erkennen. Im Februar<br />
17 Informationen aus dem BMeiA<br />
Über die Medienarbeit des Außenministeriums<br />
2013 werden wir die Ski-Weltmeisterschaft in Schladming erleben;<br />
der Bericht darüber könnte zu einem Winterurlaub einladen.<br />
Auch in dieser <strong>Ausgabe</strong> lassen die Österreich News über vielfältige<br />
18 Schwerpunkt-Thema<br />
österreichische Errungenschaften aus Wissenschaft, Bildung, Tech-<br />
Klöster & Kirchen<br />
nik und Kultur staunen. Sie halten internationalem Vergleich stand.<br />
30 Aus den Bundesländern<br />
Zu staunender Stille allemal, vielleicht auch zu ein wenig Einkehr lädt<br />
Die Länder berichten über aktuelle Themen<br />
das Schwerpunkt-Thema ein: „Kirchen & Klöster“. Mauern voll Demut<br />
36 Sport<br />
Schladming 2013: Alles über die Alpine Ski-WM<br />
berichten von jenem Österreich, das – unabhängig davon, ob wir nun<br />
glauben oder nicht glauben – ein wesentlicher Teil unserer Identität<br />
ist. Es steht dafür, vom „Klösterreich“ zu wissen.<br />
40 Österreich News<br />
Interessante Neuigkeiten und Chronik aus Österreich<br />
Da das Jahresende naht, wüsche ich Ihnen im Namen des Vorstandes<br />
44 Österreicher in aller Welt<br />
und im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Generalsekre-<br />
Aktivitätsberichte aus dem 10. Bundesland<br />
tariat, aber auch im eigenen Namen gesegnete Weihnachten und ein<br />
48 Schmankerlecke<br />
Rezept von Johann Lafer: Zwetschkenparfait<br />
glückliches neues Jahr.<br />
49 Buchbesprechungen<br />
Neuerscheinungen und ein Spieltipp<br />
50 Impressum Günter Düriegl, Chefredakteur<br />
3
AÖWB intern<br />
wien ehrt gustav chlestil<br />
Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land für den Präsidenten des AÖWB. Günter Düriegl<br />
Am 25. Oktober <strong>2012</strong> wurde Dkfm. Ing.<br />
Gustav Chlestil, der Präsident des<br />
AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />
BUNDES (AÖWB), „unser Präsident“, mit<br />
dem „Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste<br />
um das Land Wien“ ausgezeichnet.<br />
Die Dritte Präsidentin des Wiener<br />
Landtages, Marianne Klicka, überreichte<br />
namens des Landeshauptmanns von<br />
Wien die hohe Auszeichnung im Stadtsenatssitzungssaal<br />
des Wiener Rathauses.<br />
Bewegend würdig war die Feier, die vom<br />
ASAG-Quartett unter der Leitung von Sybille<br />
Häusle musikalisch umrahmt wurde.<br />
Das „Divertimento in B-Dur, Allegro di<br />
molto“ von Wolfgang Amadeus Mozart<br />
stimmte auf die Feier ein, mit dem populären<br />
Tango „Por una Cabeza“ von Carlos<br />
Gardel, dessen einprägsamster Teil Mozarts<br />
Rondo für Violine und Orchester (KV<br />
373) entstammt, fand sie ihren Ausklang.<br />
Studium und Karriere<br />
Marianna Klicka skizzierte Biografie und<br />
Werk des Geehrten: Der am 26. April<br />
1938 in Wien geborene Gustav Chlestil<br />
absolvierte eine Höhere Technische Lehranstalt<br />
in Salzburg und absolvierte die<br />
Wirtschaftsuniversität Wien als Diplomkaufmann.<br />
Anschließend daran war er 33<br />
Jahre in der Mineralölwirtschaft bei der<br />
Firma ARAL AG in Salzburg, Klagenfurt,<br />
Innsbruck, Bochum, Wien und Antwerpen<br />
tätig. Nach siebenjähriger Vorstandstätigkeit<br />
in der österreichischen Organisation<br />
übernahm er 1977 die belgische ARAL<br />
AG in Kooperation mit Burmah/Castrol als<br />
Generaldirektor und später Vorsitzender<br />
des Aufsichtsrates, bis zu seinem Ruhestand<br />
ab 1997.<br />
Im Dienste der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte<br />
sich Gustav Chlestil für die „Österreichische<br />
Vereinigung in Belgien“, deren<br />
Präsident er von 1991 bis 2002 war. Von<br />
1995 bis 1997 war er Vorstandsmitglied<br />
Gustav Chlestil und Marianne Klicka.<br />
des „<strong>Weltbund</strong>es der Österreicher im Ausland“,<br />
von 1997 bis 2002 dessen Präsident.<br />
Nachdem 2003 aus der Vereinigung<br />
des „<strong>Auslandsösterreicher</strong>werks“ und des<br />
„<strong>Weltbund</strong>es der Österreicher im Ausland“<br />
der AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />
BUND hervorgegangen war, übernahm<br />
Chlestil die Funktion des Vizepräsidenten.<br />
Ab 2004 wurde er Präsident des WELT-<br />
BUNDES und 2006 und 2010 für jeweils<br />
weitere vier Jahre in dieser Funktion wiedergewählt.<br />
Ganz besonders hob Präsidentin<br />
Klicka hervor, dass Gustav Chlestil<br />
nicht müde wurde, den österreichischen<br />
Auslandsbürgern das Briefwahlrecht zu<br />
erstreiten. Gerade daran zeigt sich, wie<br />
sehr die Interessen der <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
untrennbar mit den Anliegen aller Österreicher<br />
verbunden sind: Vom AUSLANDS-<br />
ÖSTERREICHER-WELTBUND erkämpft,<br />
wurde die Briefwahl zum demokratisch<br />
wahrnehmbaren Recht aller Österreicher.<br />
Zwischen Österreich und der Welt<br />
Mit der Verleihung des „Goldenen Ehrenzeichens<br />
für Verdienste um das Land<br />
Wien“ würdigten Wien die Leistungen<br />
Gustav Chlestils für die <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong>, deren<br />
Verdienst Michael Häupl, der Landeshauptmann<br />
des Landes Wien 2011 überzeugend<br />
dargestellt hatte: „Sie haben ein<br />
Stück der Welt nach Wien gebracht – genauso<br />
wie die <strong>Auslandsösterreicher</strong> ein<br />
Stück Österreich und Wien in die Welt tragen.<br />
Besonders dankbar bin ich dabei für<br />
Ihren Teil, denn der Österreicher neigt ab<br />
und zu ein wenig zu einer austrozentrierten<br />
Sicht der Dinge, und so kann so mancher<br />
Blick über die nationalen Grenzen<br />
ganz hilfreich sein. Zur Ideenfindung und<br />
auch zur wiederholten Erlangung der Gewissheit,<br />
dass Österreich immer noch ein<br />
Land mit besonderer Qualität ist.“<br />
Alle Österreicher im Blick<br />
Nach diesem wechselseitigen Austausch<br />
im Dienste der österreichischen Heimat<br />
hatte Gustav Chlestil seine Arbeit im AUS-<br />
LANDSÖSTERREICHER-WELTBUND<br />
immer ausgerichtet.<br />
„Erfolg ist einmal mehr<br />
aufstehen als hinfallen.“<br />
Gustav Chlestil<br />
Auch in seiner Dankesrede, in der er zwischen<br />
Preis und Wert sehr überzeugend<br />
unterschied, da er in der ihm eben widerfahrenen<br />
Auszeichnung einen unbezahlbaren<br />
Wert, der durch keinen Preis zu definieren<br />
ist, sieht, ließ er keinen Zweifel,<br />
dass auslandsösterreichische Interessen<br />
auch immer gesamtösterreichische Interessen<br />
sind.<br />
Stolz beglückwünscht der AUSLANDS-<br />
ÖSTERREICHER-WELTBUND seinen<br />
Präsidenten Dkfm. Ing. Gustav Chlestil zu<br />
dieser hohen Auszeichnung des Landes<br />
Wien und will sein Schlusswort gerne beherzigen:<br />
„Erfolg ist einmal mehr aufstehen<br />
als hinfallen.“ ❍<br />
4 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Foto-Video Studio Leo Vodicka
© Orig. Amt der Stadt Dornbirn, Abt. Öffentlichkeit / Alexandra Pinter<br />
Jubiläum: 60 Jahre AÖwb<br />
Ein historischer Rückblick auf die Gründung des WELTBUNDES. Günter Düriegl<br />
Am 27. April 1945, zu einem Zeitpunkt,<br />
da auf österreichischem Staatsgebiet<br />
noch gegen die deutsche Wehrmacht gekämpft<br />
wurde, erfolgte die Ausrufung der<br />
Unabhängigkeit Österreichs. Aber frei war<br />
unser Land, dessen Lage erbärmlich war,<br />
nicht. „Wir sind Bettler geworden und<br />
müssen von Grund auf neu beginnen“, bekannte<br />
der österreichische Bundeskanzler<br />
noch am 22. Dezember 1945. War es die<br />
entscheidende Aufgabe der politisch Verantwortlichen,<br />
die grausame Not der Menschen<br />
nicht nur zu lindern, sondern für alle<br />
Zukunft zu beheben, so stand es außer<br />
Streit, dass das von den Siegermächten<br />
des Zweiten Weltkriegs viergeteilte und<br />
besetzte Land die volle Souveränität erlangen<br />
musste.<br />
Sorge um die Zukunft<br />
Ein ganzes Jahrzehnt der Ungewissheit,<br />
dessen alles dominierende politische<br />
Herausforderung der Abzug der Besatzungstruppen<br />
und der Abschluss des<br />
österreichischen Staatsvertrages waren,<br />
musste zugewartet werden, bis Österreich<br />
am 15. Mai 1955 frei wurde.<br />
Diese unerwartet lange Periode eines<br />
ganzen Jahrzehnts erklärt sich aus der<br />
immer ernster werdenden Konfrontation<br />
zwischen der Sowjetunion und dem Westen.<br />
Nachdem auch die beiden Nachbarländer<br />
Ungarn und Tschechoslowakei<br />
1947 beziehungsweise 1948 kommunistisch<br />
geworden waren, erfüllte Österreich<br />
die alles andere als willkommene Rolle<br />
eines Frontstaates im Kalten Krieg zwischen<br />
den Machtblöcken. Der Westen,<br />
insbesondere die USA, waren zudem in<br />
Sorge, ob Österreich nach Abzug der Besatzungsmächte<br />
stabil genug wäre, eine<br />
mögliche kommunistische Machtübernahme<br />
abzuwehren. Dem begegnete Österreich<br />
mit einer Remilitarisierung durch den<br />
Aufbau der B-Gendarmerie auf westlichem<br />
Bundesgebiet. Den Sorgen des<br />
Westens entsprach das sowjetische Trau-<br />
ma eines „Anschlusses“ an Deutschland,<br />
zumal aus dieser Sicht die österreichische<br />
mit der deutschen Frage zunächst untrennbar<br />
verknüpft erschien. Der Tod Stalins<br />
im Jahr 1953 leitete die Wende ein,<br />
die Sowjetunion war an einer Entspannung<br />
interessiert.<br />
So gab es gute Gründe, als 1952 der<br />
„Zentralverband der österreichischen Vereine<br />
im Ausland“, der Vorläufer des AUS -<br />
LANDS ÖSTERREICHER-WELT BUN DES<br />
(AÖWB), in Dornbirn gegründet wurde und<br />
seinen Hauptsitz in der Schweiz etablierte.<br />
Man wusste um das Gewicht, das österreichische<br />
Stimmen im Ausland hatten: So<br />
hatten politische Bemühungen von Österreichern<br />
in Brasilien während des Krieges<br />
und nach Kriegsende dazu beigetragen,<br />
dass Brasilien das erste Land war, das bei<br />
den Vereinten Nationen seine Stimme für<br />
die Freiheit Österreichs erhoben hat.<br />
Andererseits war gerade die Schweiz für<br />
seine vorbildlichen Auslands-Schweizer-<br />
Vereinigungen bekannt. Der österreichi-<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
AÖWB intern<br />
An dieser Stelle, im ehemaligen Hotel Weißes Kreuz in Dornbirn, wurde der AÖWB gegründet.<br />
sche Gesandte in Bern, Carl Wildmann,<br />
wusste um deren Gewicht für die Schweiz<br />
und vertrat geradezu leidenschaftlich die<br />
Idee, Vergleichbares für Österreich ins Leben<br />
zu rufen. Und so berief auf Anregung<br />
der „Vereinigung der Österreicher in der<br />
Schweiz und Liechtenstein“ der österreichische<br />
Außenminister Karl Gruber eine<br />
„Delegierten-Tagung der Auslands österreicher“<br />
für die Zeit vom 11. bis 13. September<br />
1952 in Dornbirn ein. Der „Zentralverband<br />
der österreichischen Vereine im<br />
Ausland“ wurde gegründet. Die Gründung<br />
erfolgte auf österreichischem Boden nahe<br />
der Schweizer Grenze. Unter Bedachtnahme<br />
auf das von den vier Alliierten besetzte<br />
Österreich wurde der Hauptsitz des<br />
Zentralverbandes nach Zürich verlegt: In<br />
der Freiheit der Schweiz wurde für die<br />
Freiheit Österreichs eingestanden.<br />
Nach Abschluss des Staatsvertrags am<br />
15. Mai 1955 war es dann folgerichtig, den<br />
Sitz des <strong>Weltbund</strong>es endgültig nach Wien<br />
zu verlegen. ❍<br />
5
AÖWB intern<br />
der weltbund tagte in graz<br />
Das Treffen des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES (AÖWB) fand in diesem Jahr vom<br />
6. bis 9. September <strong>2012</strong> in der Steiermark statt. Günter Düriegl<br />
Gesandte Dr. Brigitta Blaha. Dr. Rudolf Wyder, ASO. Gustav Chlestil begrüßt Michael Spindelegger.<br />
Jedes Jahr veranstaltet der AÖWB für<br />
seine Mitglieder und deren Freunde<br />
ein großes internationales Treffen in<br />
Öster reich, die „<strong>Weltbund</strong>tagung“, die immer<br />
auch Anlass für die Generalversammlung<br />
ist. Dieses Mal trafen sich die aus<br />
aller Welt angereisten <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong> in<br />
Graz. Aus Australien, Belgien, Dänemark,<br />
Deutschland, Frankreich, Griechenland,<br />
Großbritannien, Italien, Kanada, dem Kosovo,<br />
Kroatien, Mexiko, den Niederlanden,<br />
Norwegen, Portugal, Schweden, der<br />
Schweiz, Spanien, Südafrika, Ungarn und<br />
den Vereinigten Staaten von Amerika angereist,<br />
erlebten an die 500 <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong>,<br />
wie recht der Journalist der mexikanischen<br />
„Rutas del Mundo“ hat, wenn er<br />
Graz „die Königin der Herzen“ nennt.<br />
Pressekonferenz<br />
Am Vormittag des 6. September luden das<br />
Präsidium des AÖWB, das Land Steiermark<br />
und die Stadt Graz zu einer gemeinsamen<br />
Pressekonferenz in das Media<br />
Center des Rathauses ein. Der Bürgermeister<br />
von Graz, Mag. Siegfried Nagl,<br />
betonte in seiner Begrüßung der überaus<br />
zahlreich erschienenen Journalistinnen<br />
und Journalisten, wie bedeutend das Wirken<br />
der im Ausland lebenden Staatsbürger<br />
für Österreich ist. Wiss. OR Dr. Renate<br />
Metlar vom Büro für Auslandssteirer<br />
des Landes Steiermark wies darauf hin,<br />
wie beachtenswert der kulturelle und wirtschaftliche<br />
Austausch ist, für den die<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
stehen. Präsident Dkfm. Ing.<br />
Gustav Chlestil und die Vizepräsidenten<br />
Dr. Jürgen Em und Werner Götz stellten<br />
die Themen der Pressekonferenz vor:<br />
» Vorstellung des AÖWB<br />
» Politische Anliegen: Vertretung der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
im Parlament, Beteiligung<br />
der <strong>Auslandsösterreicher</strong> an den<br />
Wahlen in Österreich im Jahr 2013<br />
» Das Jubiläum: 60 Jahre AÖWB<br />
» Die Online-Plattform des AÖWB:<br />
www.austrians.org<br />
» Die Ergebnisse des Meinungspanels<br />
des AÖWB: <strong>Auslandsösterreicher</strong> sehen<br />
Optimierungspotenzial in den Bereichen<br />
Politik, Umwelt und Sicherheit<br />
» Der <strong>Auslandsösterreicher</strong> des Jahres<br />
<strong>2012</strong>, der Spitzenkoch Johann Lafer<br />
Ferner stellten sich zwei Auslandssteirer<br />
den Medienvertretern: Doris Maninger, die<br />
Leiterin einer privaten Kunstuniversität in<br />
Florenz, und Univ.-Doz. Dr. Rudolf<br />
Schmidt, der Generalinspektor der ESA,<br />
der Europäischen Weltraumbehörde.<br />
Die Begrüßungsworte des Grazer Bürgermeisters:<br />
„Diese Zugvögel, im Gegensatz<br />
zu uns Nesthockern, heiße ich herzlich<br />
willkommen“ griff die „Kleine Zeitung“ auf<br />
und brachte ihren Bericht über die Tagung<br />
mit dem Titel „Von Zugvögeln und Nesthockern“.<br />
Am Abend waren die Tagungsteilnehmer<br />
zum Empfang des Landeshauptmanns<br />
der Steiermark in die Alte<br />
Universität eingeladen. Die Nachmittage<br />
des 7. und 8. September waren der Generalversammlung<br />
vorbehalten. Präsident<br />
Gustav Chlestil begrüßte die zahlreich<br />
erschienenen Teilnehmer. Im Anschluss<br />
daran wurde der verstorbenen <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong>n<br />
in würdiger Weise gedacht.<br />
Heimat<br />
Die Leiterin der <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innenabteilung<br />
im Bundesministerium für<br />
europäische und internationale Angele-<br />
6 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Roland Pirker, Erna Weimann, Michael Mössmer
genheiten (Außenministerium), Gesandte<br />
Dr. Brigitta Blaha, stellte „Heimat und<br />
Österreich im Wandel“ in das Zentrum<br />
ihrer Ausführungen.<br />
Aber so wie die <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong> die Kultur<br />
in anderen Ländern mit österreichischen<br />
Werten und Traditionen bereichern, so<br />
wird auch die österreichische Kultur durch<br />
neue Österreicherinnen und Österreicher<br />
geprägt. Die Kulturlandschaft in Österreich<br />
ist etwas Lebendiges, eine Landschaft,<br />
die von verschiedenen Kulturkreisen<br />
beeinflusst wird und dadurch weiter<br />
wächst, ganz im Sinne eines treffenden<br />
Zitates von Gustav Mahler: „Tradition ist<br />
die Weitergabe des Feuers und nicht die<br />
Anbetung der Asche.“<br />
Die Weitergabe des Feuers, die Bewahrung<br />
des „Österreichischen“ im Ausland,<br />
ist eine unwillkürlich übernommene Aufgabe<br />
der <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>, der Repräsentanten<br />
der österreichischen Kultur, die nicht<br />
unterschätzt werden darf. Sie leisten ihren<br />
unverzichtbaren zivilgesellschaftlichen<br />
Beitrag zum Auslandskulturkonzept, das<br />
seit dem Jahr 2011 gilt.<br />
Der Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft,<br />
Hofrat Dr. Walter Dujmovits,<br />
legte in seinen Ausführungen dar, dass<br />
anders als der AÖWB die Gemeinschaft<br />
kein Dachverband, sondern eine Vereinigung<br />
von Einzelmitgliedern ist. Auch wenn<br />
jedes Jahr das Auslandsburgenländertreffen<br />
stattfindet, ist nicht zu übersehen,<br />
dass viele Mitglieder der Gemeinschaft oft<br />
schon der dritten Generation der seinerzeit<br />
Ausgewanderten angehören und Englisch<br />
ihre Muttersprache ist. Der „Burgenland<br />
Bunch“, wiewohl englisch kommunizierend,<br />
hält aber die Verbindung mit dem<br />
Burgenland, der Heimat der Eltern und<br />
Großeltern, ungebrochen aufrecht. Präsident<br />
Gustav Chlestil wies die Generalversammlung<br />
auf entscheidende Ergebnisse<br />
der Arbeit des Vorstandes hin. Detailreicher<br />
als in <strong>ROTWEISSROT</strong> 3/<strong>2012</strong> dargestellt,<br />
berichtete er über die Gespräche<br />
mit den Spitzenpolitikern der im Nationalrat<br />
vertretenen Parteien über die Forderung<br />
des AÖWB, eine Vertretung der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
im Parlament zu institutionalisieren.<br />
Da der Erfolg des AÖWB in<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Johann Lafer, <strong>Auslandsösterreicher</strong> <strong>2012</strong>, erhielt von Gustav Chlestil die Auszeichnung.<br />
dieser Frage entscheidend davon abhängt,<br />
wie sehr die <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong> am politischen<br />
Geschehen in Österreich teilnehmen,<br />
appellierte Chlestil einmal mehr sehr<br />
eindringlich an die Anwesenden, ihr Wahlrecht<br />
nicht bloß als Recht, sondern als<br />
eine der demokratischen Grundhaltung<br />
innewohnende Verpflichtung zu sehen.<br />
„Es muss möglich sein, dass spätestens<br />
in drei Jahren 100.000 <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong> in<br />
der Wählerevidenz eingetragen sind“,<br />
meinte Vizepräsident Dr. Jürgen Em.<br />
Dann stellen sie jenes Potenzial dar, dessen<br />
Gewicht die österreichische Politik<br />
nicht länger übersehen kann. Einen ernstzunehmenden<br />
Hinweis darauf stellen die<br />
Ergebnisse des jährlich in aller Welt erhobenen<br />
Meinungspanels des AÖWB dar.<br />
Präsident Gustav Chlestil verwies auch<br />
dieses Mal auf das größte zukunftsweisende<br />
Projekt des AÖWB, auf die Plattform<br />
www.austrians.org, die in vielem ein<br />
Mehr an elektronischer Kommuni kation<br />
möglich macht, als von anderen<br />
Plattformen geboten wird. Ferner nannte<br />
er den Anwesenden den Spitzenkoch<br />
AÖWB intern<br />
Johann Lafer als die vom Vorstand des<br />
AÖWB zum <strong>Auslandsösterreicher</strong> des<br />
Jahres <strong>2012</strong> gewählte Persönlichkeit.<br />
Nach dem Bericht der Generalsekretärin<br />
Dr. Irmgard Helperstorfer und der Rechnungsprüfer<br />
erfolgte die einstimmige Entlastung<br />
des Vorstandes durch das Plenum<br />
der Generalversammlung. Ein unbestrittener<br />
Höhepunkt der Generalversammlung<br />
war der Vortrag von Dr. Rudolf Wyder,<br />
Direktor der Auslandschweizer-Organisation<br />
(ASO), der westlichen Nachbarorganisation<br />
des AÖWB mit Sitz in Bern:<br />
Gleich eingangs stellte Rudolf Wyder fest,<br />
dass die Parallelen zwischen beiden Auslandsbürgerorganisationen<br />
recht augenfällig<br />
sind. Die Schweiz hat mit gut 700.000<br />
Auslandsbürgern eine quantitativ und<br />
qualitativ bedeutende Diaspora. Im internationalen<br />
Vergleich dürfte es prozentual<br />
eine der größten sein. Ein Zehntel des<br />
Schweizer Volkes lebt außerhalb der Landesgrenzen.<br />
Die sogenannte „Fünfte<br />
Schweiz“ ist mit dem viersprachigen Herkunftsland<br />
eng verbunden: Die Kommunikation<br />
ist intensiv, die Diaspora ist ein gewichtiger<br />
ökonomischer Faktor, und viele<br />
Auslandsschweizer nehmen ihre ausge-<br />
7
AÖWB intern<br />
Dem Festakt gab das Meran-Quartett die feierliche musikalische Umrahmung.<br />
dehnten politischen Rechte im Herkunftsland<br />
wahr. Dennoch wird der 27. Kanton,<br />
der Kanton „Ausland“, im Inland wenig<br />
wahrgenommen. Die Zuhausegebliebenen<br />
sind mehrheitlich auf die Zuwanderung<br />
fixiert. Migration wird ohne Nachdenken<br />
mit Immigration gleichgesetzt.<br />
Emigration liegt im toten Winkel. Schweizer<br />
Bürger im Ausland haben seit bald 100<br />
Jahren eine Interessenorganisation, eine<br />
Fürsprecherin in der Heimat. Die Auslandschweizer-Organisation<br />
ist privaten Ursprungs<br />
und hat als privatrechtliche Stiftung<br />
NGO-Status.<br />
Zum Bewegendsten jeder Generalversammlung<br />
zählt die Auszeichnung von<br />
Persönlichkeiten, die sich durch unermüdlichen<br />
Einsatz zum Wohle der <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
verdient gemacht haben. Präsident<br />
Gustav Chlestil nahm die Ehrungen vor.<br />
Das Silberne Ehrenzeichen erhielten<br />
Michaela Jäger, Madrid, Maria Cristina<br />
Pirelli, Mailand, Renate Pischel, Bonn,<br />
und Marianne Schiffer-Good, Zürich.<br />
Mit dem Goldenen Ehrenzeichen wurden<br />
ausgezeichnet: Hans-Jürgen Anacker,<br />
Hannover, Dr. Margarethe Pöchmüller,<br />
München, Helmut Scherret, Frankfurt/M.,<br />
und Hans Heinrich Hugo Ockermüller,<br />
Alberta. Am Abend des 7. September lud<br />
der Bürgermeister von Graz zu einem<br />
Empfang in den Congress Graz. Dabei erfolgte<br />
auch die Eröffnung der Ausstellung<br />
„Yearning: Sehnsucht“, die von Oskar Stocker<br />
gemalte Porträts von <strong>Auslandsösterreicher</strong>n<br />
zeigte.<br />
Der feierliche Höhepunkt der Tagung<br />
war der Festakt mit der Auszeichnung<br />
des <strong>Auslandsösterreicher</strong>s des Jahres<br />
<strong>2012</strong>. Besondere Auszeichnung erfuhr<br />
der Festakt durch die Teilnahme des Vizekanzlers<br />
und Bundesministers für europäische<br />
und internationale Angelegenheiten<br />
Empfang des Bürgermeisters: Markus Schirmer & Friends präsentierten ihr Programm „Scurdia“.<br />
Dr. Michael Spindelegger, den Präsident<br />
Gustav Chlestil als ersten der zahlreich<br />
erschienenen Ehrengäste begrüßte. Ferner<br />
hieß er die hohen Vertreter aus Politik,<br />
Kultur und Verwaltung des Bundes, des<br />
Landes Steiermark und der Landeshauptstadt<br />
Graz persönlich willkommen und<br />
begrüßte mit herzlichen Worten alle,<br />
wenngleich nicht persönlich genannten,<br />
aus aller Welt angereisten Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer an der Tagung.<br />
Chlestil erinnerte in seiner Festansprache<br />
eingangs an die staatspolitisch motivierte<br />
Gründung des „Zentralverbandes der<br />
österreichischen Vereine im Ausland“, des<br />
Vorläufers des AÖWB, vor 60 Jahren.<br />
Politisch, aber nicht parteipolitisch versteht<br />
der AÖWB seine Arbeit im Dienste<br />
der <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und <strong>Auslandsösterreicher</strong>.<br />
In diesem Sinne hat der<br />
<strong>Weltbund</strong> mit großem Nachdruck und<br />
zäher Ausdauer das Wahlrecht für die<br />
österreichischen Auslandsbürger durch<br />
Briefwahl betrieben und auch zum großen<br />
Teil errungen. An Landtagswahlen dürfen<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und Auslands-<br />
„Es muss möglich sein, dass in<br />
drei Jahren 100.000 <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
in der Wählerevidenz<br />
eingetragen sind.“<br />
österreicher nur in Niederösterreich, Tirol<br />
und Vorarlberg teilnehmen, die anderen<br />
Bundesländer stehen noch aus. Chlestil<br />
wandte sich daher direkt an die anwesenden<br />
Politiker der Steiermark mit der Frage,<br />
wann auch dieses Bundesland seinen<br />
Auslandsbürgern das Wahlrecht einräumen<br />
wird.<br />
Als größtes Ziel sprach Präsident Chlestil<br />
die ständige parlamentarische Vertretung<br />
der <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
im Nationalrat an. Im<br />
Rahmen der in Österreich diskutierten<br />
Demokratiereform hat eine unter Führung<br />
des Präsidenten stehende Arbeitsgruppe<br />
Gespräche mit den für dieses Anliegen<br />
zuständigen höchsten politischen Vertretern<br />
geführt. Diese erkannten geradezu<br />
unisono die Berechtigung des Wunsches<br />
8 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Roland Pirker, Erna Weimann, Michael Mössmer
Der Festakt fand im Stefaniesaal des Congress Graz statt.<br />
und bekundeten Verständnis für die Forderung.<br />
Nur ein Politiker erwiderte die<br />
Vorstellungen des <strong>Weltbund</strong>es mit der<br />
brüsken Zurückweisung: „Es hat sie ja keiner<br />
gezwungen, ins Ausland zu gehen.“<br />
Chlestil wandte sich direkt an den Außenminister<br />
mit der Bitte, diese Zielvorstellungen<br />
des AÖWB mit den ihm zur Verfügung<br />
stehenden Mitteln zu unterstützen. Es war<br />
nur folgerichtig, dass Präsident Chlestil<br />
dann den eindringlichen Appell an die<br />
Anwesenden richtete, sich doch in die<br />
Wählerevidenz eintragen zu lassen und<br />
auch andere zu überzeugen, diese Maßnahme<br />
ebenfalls zu setzen. Es darf nicht<br />
sein, dass von 265.000 wahlberechtigten<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und <strong>Auslandsösterreicher</strong>n<br />
nur 48.000 in der Wählerevidenz<br />
verzeichnet sind.<br />
Nachdem Chlestil auf die Internetplattform<br />
des <strong>Weltbund</strong>es hingewiesen hatte,<br />
wandte er sich abschließend dem Meinungspanel<br />
zu. Mit dem Verweis darauf,<br />
dass 95 Prozent der Befragten angaben,<br />
die Aufrechterhaltung des Kontaktes mit<br />
der Heimat spiele eine sehr große Rolle<br />
für sie, sprach er die Anwesenden direkt an:<br />
„Sie leben in aller Welt – und doch kommen<br />
Sie zurück in Ihre Heimat, mit der Sie<br />
immer noch ein starkes Band verbindet.<br />
Ihr Denken ist oft stärker rotweißrot geprägt,<br />
als dies bei vielen im Inland lebenden<br />
Bürgern der Fall ist. Sie sind es, die<br />
Österreich in der Welt repräsentieren, die<br />
das Bild dieses Landes in aller Welt zeichnen.<br />
Sie SIND Österreich! Vergessen Sie<br />
das nie.“ Hofrat Dr. Walter Dujmovits<br />
nahm Bezug auf das Gründungsjahr des<br />
<strong>Weltbund</strong>es. Nach den Grußworten von<br />
Gemeinderat HR Peter Piffl-Percevic, der<br />
in Vertretung des Grazer Bürgermeisters<br />
sprach, und der Dritten Präsidentin des<br />
Steirischen Landtages, Ursula Lackner,<br />
die die Vertretung von Landeshauptmann<br />
Mag. Franz Voves wahrnahm, erfolgte die<br />
Auszeichnung Johann Lafers zum <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
des Jahres <strong>2012</strong> durch<br />
Gustav Chlestil.<br />
Der in Deutschland lebende und wirkende,<br />
vielfach ausgezeichnete Spitzenkoch<br />
Johann Lafer wurde am 27. September<br />
1957 in Graz geboren. Er wurde durch seine<br />
Kochsendungen und seine zahlreichen<br />
Kochbücher einem breiten Publikum<br />
bekannt. Er lehrt auch als Dozent an der<br />
Hochschule Fulda im Fachbereich Ökotrophologie.<br />
Seit der <strong>Ausgabe</strong> 1/2006 veröffentlicht<br />
er im <strong>Auslandsösterreicher</strong>-<br />
„Sie SIND Österreich.<br />
Vergessen Sie das nie.“<br />
Gustav Chlestil<br />
Journal <strong>ROTWEISSROT</strong> unter „Schmankerlecke“<br />
jeweils eines seiner Kochrezepte.<br />
Johann Lafer stellt seine Arbeit unter das<br />
Motto „Ein Leben für den guten Geschmack“.<br />
Als letzter Redner ergriff Außenminister<br />
Dr. Michael Spindelegger das<br />
Wort. Er unterstrich die wichtige Rolle, die<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
AÖWB intern<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
als Vermittler unseres Landes,<br />
unserer Kultur und unserer Traditionen in<br />
der Welt spielen. Daher ist es eine der<br />
vorrangigen Aufgaben des Außenministeriums,<br />
die Rahmenbedingungen der im<br />
Ausland lebenden Mitbürger ständig zu<br />
verbessern. Ferner liegt das Augenmerk<br />
auch auf der optimalen Betreuung bei der<br />
Ausübung der demokratischen Rechte der<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und <strong>Auslandsösterreicher</strong>:<br />
„Die Beteiligung und aktive<br />
Mitgestaltung des politischen Geschehens,<br />
auch von Österreichern im Ausland,<br />
ist für mich ein unverzichtbarer Faktor einer<br />
Demokratie. Dabei geht es nicht nur um<br />
das Wahlrecht, sondern auch um die direkte<br />
Vertretung in Österreich. Ich unterstütze<br />
daher das Anliegen des Welt bundes nach<br />
einer eigenen parlamenta rischen Vertretung<br />
für die Auslands ös ter reicher.“<br />
Im Anschluss traf man sich zum Festessen<br />
auf Einladung des Bundesministers<br />
für europäische und internationale Angelegenheiten.<br />
Am Nachmittag wurde die<br />
Generalversammlung fortgesetzt. Johann<br />
Lafer sprach davon, dass seine in armen<br />
Verhältnissen verbrachte steirische Kindheit<br />
seine Lebens- und Kochphilosophie<br />
tief geprägt hat, zur Online-Plattform<br />
wurde die Statusinformation ausführlich<br />
dargelegt.<br />
Am Abend wurde der Abschlussball des<br />
AÖWB im Stefaniesaal und angrenzenden<br />
Sälen des Congress Graz gefeiert.<br />
Auch in Graz bestach das von Generalsekretärin<br />
Dr. Irmgard Helperstorfer zusammengestellte<br />
und organisierte Rahmenprogramm.<br />
Am Vormittag des 9. September<br />
wurden der evangelische und der<br />
katholische Gottesdienst gefeiert. Mit dem<br />
darauf folgenden Abschlussmittagessen<br />
endete die <strong>Weltbund</strong>tagung <strong>2012</strong>.<br />
Dank sagt der AÖWB dem Bundesland<br />
Steiermark und der Stadt Graz für den<br />
herzlichen Empfang und die Unterstützung,<br />
die auch vom Bundesministerium<br />
für europäische und internationale Angelegenheiten<br />
gewährt wurde.<br />
Vielen Teilnehmern an der <strong>Weltbund</strong>tagung<br />
<strong>2012</strong> wird es wohl schwer gefallen<br />
sein, Graz, eine der schönsten, kulturell<br />
reichsten und liebenswertesten Städte<br />
Österreichs, verlassen zu müssen. ❍<br />
9
AÖWB Studie<br />
Meinungspanel<br />
Trotz positiver Einstellung zum Heimatland sehen <strong>Auslandsösterreicher</strong> Optimierungspotenzial<br />
in den Bereichen Politik, Umwelt und Sicherheit. Irmgard Helperstorfer<br />
74 % der Befragten ordnen den Begriff „Heimat“ ihrem Herkunftsland Österreich zu.<br />
Der WELTBUND hat gemeinsam mit<br />
Karmasin Motivforschung GesmbH<br />
eine Studie zur Entwicklung Österreichs<br />
im Hinblick auf unterschiedliche Themen<br />
(Politik, Heimat, Medien, Umwelt, Sicherheit)<br />
durchgeführt. Dabei wurde erhoben,<br />
wie Österreich in Bezug auf diese Themen<br />
aktuell von den Auslandösterreicherinnen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong>n wahrgenommen<br />
wird, und auch die Erwartungen an<br />
die Zukunft wurden analysiert.<br />
Bei der Untersuchung handelt es sich um<br />
eine Paper-Pencil-(PAPI-)Befragung, die<br />
von Mai bis Juli <strong>2012</strong> mit Österreichern,<br />
die in Top-Positionen im Ausland tätig sind,<br />
durchgeführt wurde.<br />
Ein Drittel fordert eine stärkere<br />
Stellung Österreichs in der EU<br />
Mehr als die Hälfte der Befragten (54 %)<br />
bewertet die Stellung Österreichs im<br />
Verhältnis zur Größe des Landes als<br />
ausreichend. Allerdings ist knapp ein<br />
Drittel (29 %) der Meinung, dass diese zu<br />
gering ist. 38 % wünschen sich daher,<br />
dass sich die österreichischen Politiker<br />
vermehrt mit EU-Fragen auseinandersetzen.<br />
34 % wünschen sich einen stärke-<br />
ren Einsatz für die Interessen Österreichs<br />
in der EU.<br />
Weniger Korruption und stärkere<br />
Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema Bildung als Appell an die<br />
österreichische Politik<br />
Etwas mehr als ein Drittel (37 %) gibt an,<br />
durch die Korruptionsfälle in der Politik<br />
eine Imageveränderung Österreichs im<br />
Ausland wahrgenommen zu haben. 70 %<br />
fordern daher eine Reduktion der Korruption<br />
und des Fehlverhaltens von Politikern.<br />
Zudem wünschen sich die <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
eine stärkere Auseinandersetzung mit<br />
wesentlichen Themen, in erster Linie mit<br />
dem Bildungswesen (69 %) und der Wirtschaftslage<br />
(62 %).<br />
Hohes Interesse an österreichischen<br />
Medienberichten, speziell in den<br />
Bereichen Wirtschaft und Politik<br />
Für 74 % der Befragten haben österreichische<br />
Medien einen (sehr) wichtigen Stellenwert.<br />
Nur 4 % geben an, dass diese für<br />
sie (eher) unwichtig sind. Hauptsächlich<br />
informiert man sich über die Themen Wirt-<br />
schaft und Politik. Das geringste Interesse<br />
wecken Society-Themen.<br />
Um sich über Politik in Österreich zu informieren,<br />
nützt man vorrangig das Inter net,<br />
gefolgt von österreichischen TV-Sendern.<br />
Österreichische Magazine werden dazu<br />
am seltensten genutzt.<br />
Heimat – ein Begriff, geprägt von<br />
positiven Assoziationen<br />
Obwohl fast 90 % der Befragten schon<br />
länger als zehn Jahre im Ausland tätig<br />
sind, geben 74 % an, dass sie Österreich<br />
und nicht den aktuellen Wohnort als Heimat<br />
bezeichnen. Der Begriff „Heimat“ wird<br />
demnach auch von zwei Dritteln als Ort,<br />
an dem man aufgewachsen ist, bezeichnet.<br />
Heimat wird primär mit sozialer Verwurzelung<br />
(74 %), Geborgenheit (60 %)<br />
und Erholung (43 %) assoziiert. Für 39 %<br />
stellt die Heimat auch eine Rückzugsmöglichkeit<br />
dar. Einhergehend mit den positiven<br />
Verbindungen nimmt Österreich für<br />
91 % einen (sehr) hohen Stellenwert ein.<br />
Man schätzt an Österreich spontan besonders<br />
die Natur und die Landschaft,<br />
aber auch das kulturelle Angebot. Die<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und Auslands-<br />
10 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Österreich Werbung/Popp Hackner
Bildungspolitik<br />
Wirtschaftslage<br />
Arbeitsmarkt<br />
Umwelt, Klima<br />
Bildung, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Umwelt als am stärksten<br />
geforderte Handlungsbereiche für die Politik<br />
Mit welchen Themen sollte sich die Politik am stärksten beschäftigen? (Mehrfachnennung)<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Ausländerpolitik<br />
27<br />
Gesundheit<br />
25<br />
Kriminalität, Sicherheit<br />
24<br />
Pensionen<br />
16<br />
Andere Themen<br />
7<br />
Keine Angabe/weiß nicht<br />
2<br />
österreicher sind stolz auf Leistungen<br />
Österreichs im Bereich Kunst und Kultur<br />
(87 %). Negativ bewertet man hingegen<br />
Korruption (25 %), engstirniges Denken<br />
(16 %) sowie Fremdenfeindlichkeit (13 %).<br />
95 % geben an, dass für sie die Aufrechterhaltung<br />
des Kontakts zu ihrem Heimat-<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
36<br />
42<br />
Schuldenkrise/Budgetkonsolidierung 3<br />
Alternative Energien 1<br />
Migration 1<br />
Verbesserung des Umweltstandards 1<br />
Alternativen zum Wirtschaftswachstum 1<br />
land eine große Rolle spielt. 87 % statten<br />
Österreich daher regelmäßige Besuche<br />
ab. 85 % versuchen den Kontakt telefonisch<br />
aufrechtzuerhalten. Die Hälfte der<br />
Befragten sieht auch im Magazin ROT-<br />
WEISSROT eine Möglichkeit, in Kontakt<br />
mit ihrer Heimat zu bleiben.<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
62<br />
69<br />
%-Werte<br />
n = 102<br />
Österreichische Medien sind für 74 % der im Ausland lebenden<br />
Befragten wichtig<br />
Wie wichtig sind österreichische Medien für Sie im Ausland?<br />
30<br />
74%<br />
44<br />
mean = 2,0<br />
20<br />
1 2 3 4 5<br />
%-Werte<br />
n = 102<br />
Sehr wichtig Sehr unwichtig<br />
3<br />
1<br />
AÖWB Studie<br />
Nur durchschnittliche Zufriedenheit<br />
mit der Umweltpolitik in Österreich,<br />
Erwartungen an die Zukunft sind<br />
jedoch hoch<br />
Klima- und Energiefragen nehmen für<br />
79 % einen wichtigen Stellenwert ein. Die<br />
bisherige Umweltpolitik in Österreich wird<br />
aber nur von 48 % positiv bewertet. Allerdings<br />
sind 30 % der Meinung, dass sich<br />
die Umweltsituation in den nächsten drei<br />
Jahren in Österreich verbessern wird. Von<br />
der Politik erwartet man speziell Maßnahmen<br />
in den Bereichen Wasserenergie<br />
(58 %), Photovoltaik (54 %) und Windenergie<br />
(53 %). Maßnahmen gegen Atomenergie<br />
werden nur von einem Viertel der<br />
Befragten erwartet.<br />
40 % meinen, dass Umweltschutz in<br />
Österreich gleich wichtig wie in anderen<br />
Ländern ist, und 45 %, dass dieses Thema<br />
in Österreich ernster genommen wird<br />
als anderswo.<br />
Der Großteil der <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong> (84 %) ist<br />
der Auffassung, dass in zehn Jahren bewusster<br />
mit Ressourcen umgegangen<br />
werden wird. Auch Verpackungen aus<br />
nachwachsenden Rohstoffen sehen 62 %<br />
in Zukunft als Bestandteil des Alltags. An<br />
die Etablierung von Elektrofahrzeugen<br />
glauben jedoch nur 39 %.<br />
Österreich als sicheres Land, aber die<br />
Öffnung der Grenzen in der EU<br />
schränkt für ein Drittel der Befragten<br />
das Sicherheitsgefühl ein<br />
Das Sicherheitsgefühl ist für die <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und Auslandsöster reicher<br />
in Österreich höher als im Land, in<br />
dem diese wohnen. 96 % fühlen sich (sehr)<br />
sicher in Österreich. Vom Land, in dem<br />
man wohnt, behaupten dies nur 78 %.<br />
Ein Drittel gibt an, dass die Öffnung der<br />
Grenzen in der EU allerdings dazu führt,<br />
dass man sich in Österreich unsicherer<br />
fühlt. Eine verstärkte Sicherung der EU-<br />
Außengrenzen könnte für 43 % das<br />
Sicherheitsgefühl steigern.<br />
Um die Sicherheit generell zu fördern,<br />
sprechen sich 61 % für eine bewusstere<br />
Auswahl der zuziehenden Ausländer aus,<br />
aber auch für bessere Integration (44 %)<br />
und mehr gemeinsame Projekte mit zugezogenen<br />
Menschen (41 %). ❍<br />
11
AÖWB online<br />
gruppennetzwerke auf<br />
www.austrians.org<br />
Finden Sie Gleichgesinnte im globalen Netzwerk für Österreicher und Österreicherinnen und<br />
schließen Sie sich einer der zahlreichen gerade entstehenden Gruppen an.<br />
Gruppen Profile auf www.austrians.org können je nach Bedarf mit Informationen befüllt werden.<br />
Länder-, Städte- oder thematische<br />
Gruppen – einen Überblick über die<br />
Gruppen findet man unter dem Menüfeld<br />
„Gruppen/Alle Gruppen“ auf www.austrians.org.<br />
Hier kann – nach erfolgter Registrierung<br />
und Anmeldung unter dem<br />
Menüfeld – nach Stichworten oder Ländern<br />
gesucht werden. Unter dem Button<br />
„Gruppen in der Nähe“ können Gruppen in<br />
der eigenen Region gefunden werden<br />
oder der Radius auf ein größeres Umfeld<br />
erweitert werden. Finden Sie noch nicht<br />
die für Sie passende Gruppe, sind Sie<br />
herzlich eingeladen, unter dem Feld<br />
„Gruppen/Neue Gruppe erstellen“ eine<br />
solche zu eröffnen. Bitte beschreiben Sie<br />
im Gruppenprofil auch die grundlegenden<br />
Gruppenziele, da diese Texte über die<br />
Suchfunktion zusätz liche Userinnen und<br />
User zu der Gruppe führen können.<br />
Um Mitglieder für Ihre Gruppe zu finden,<br />
können Sie auch unter dem Menüfeld „Benutzer/Benutzer<br />
in der Nähe“ Personen<br />
suchen und diese zu der Gruppe einladen.<br />
Falls es sich um eine thematische Gruppe<br />
handelt, empfiehlt es sich, unter „Benutzer/Alle<br />
Benutzer“ nach Stichworten zu<br />
suchen. Sind die zukünftigen Mitglieder Ihrer<br />
Gruppe noch nicht auf der Plattform<br />
registriert, können Sie diese mittels der<br />
Einladungsfunktion („Benutzer/Freunde<br />
einladen“) per E-Mail-Formular oder mittels<br />
eines bereits bestehenden Facebook-<br />
Accounts zur Plattform einladen.<br />
Wir freuen uns über zahlreiche neue<br />
Userinnen und User! ❍<br />
12 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong>
© Privat<br />
Vor 30 Jahren hatte der prominente<br />
Österreicher Prof. Fritz Molden, Autor,<br />
Geschäftsmann und Präsident des <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Werkes<br />
in Wien, die<br />
Idee, die vielen Ősterreicherklubs in Nordamerika<br />
unter ein gemeinsames Dach zu<br />
bringen, um ihnen damit ein größeres<br />
Forum zu bieten und ihre tiefen öster rei -<br />
chischen Wurzeln zu verstärken. Diese<br />
neue Vereinigung, als Vertreter Ös ter -<br />
reichs in den amerikanischen Städten und<br />
Regionen, wo immer sie ihre neue Heimat<br />
aufgebaut hatten, planten Projekte, die<br />
das Leben vieler Menschen erleichterten.<br />
So entstanden die „Austrian-American<br />
Councils of North America“.<br />
Vorteile der Vernetzung<br />
Diese Vernetzung und Zusammenarbeit<br />
der Austrian-American Councils (AAC)<br />
bot vielen österreichischen Kϋnstlern,<br />
Professoren, Geschäftsleuten und Medizinern<br />
ein Forum, das es ihnen erlaubte,<br />
sich – oft zum ersten Mal – in den USA<br />
vorzustellen, und gab vielen Studenten<br />
und Professoren die Möglichkeit, zum Teil<br />
mithilfe hoher Stipendien Austauschbesuche<br />
zwischen amerikanischen und österreichischen<br />
Universitäten zu arrangieren.<br />
Zusätzlich hat AAC prompte humanitäre<br />
Hilfe geleistet, wo immer es notwending<br />
war. Wir gaben zum Beispiel großzϋgige<br />
Spenden fϋr Opfer des grausamen Terroristenangriffs<br />
am 11. September 2001 in<br />
New York und haben Geld, Kleider und<br />
Lebensmittel für die Einwohner von Louisiana<br />
nach der Verwϋstung der Stadt<br />
durch den Sturm Katrina zur Verfügung<br />
gestellt. Kϋrzlich initiierten wir eine neue<br />
Spendenaktion für die Opfer des verheerenden<br />
Erdbebens in Japan. Zusammen<br />
mit anderen Freiwilligenorga nisationen<br />
konnten wir etliche schwerkranke Kinder<br />
für lebensrettende Herzoperationen nach<br />
Amerika bringen.<br />
Hilfeleistungen in den USA<br />
Vom Norden bis in den Sϋden, von der<br />
Ostkϋste bis zum Westen konnten die<br />
Councils immer wieder vielgeschätzte<br />
Beiträge leisten, etwa einen Teil der Finanzierung<br />
eines Heims für misshandelte<br />
Frauen und Kinder, den Kauf eines Transport-Minivans<br />
fϋr behinderte Kinder oder<br />
den Anbau eines Schulhauses in einem<br />
Indianerreservat. Mithilfe vieler pflanzten<br />
wir zahllose Bäume und renovierten Parkanlagen.<br />
AAC ermöglichte es, eine wunderschöne<br />
Friedens glocke in Österreich<br />
gießen zu lassen und diese damals am<br />
Heiligen Abend als Geschenk in das vom<br />
Krieg verwϋstete Gornje Dubica in Bosnien<br />
zu bringen. Der Klang der Glocke<br />
gab den in Ruinen lebenden Menschen<br />
neue Hoffnung. AAC unterstϋtzt das „Kids<br />
Space Museum“ in Kalifornien sowie die<br />
SOS Kinderdörfer. Wir öffnen unsere<br />
Arme in Freundschaft durch ein lang bestehendes<br />
„People to People“-Programm<br />
und eng verbundene Schwesternstadtbeziehungen<br />
wie z. B. Newberg/Oregon mit<br />
Poysdorf oder Julian/Kalifornien mit Heiligenblut<br />
und Montclair / New Jersey mit<br />
Graz und viele andere. Die Mitglieder unseres<br />
„Grassroots“-Unternehmens sind<br />
positive Botschafter Österreichs und werden<br />
als diese als „Österreicher mit dem<br />
großen Herzen“ gesehen.<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Jubiläum<br />
30 Jahre Austrian-American council<br />
Zum 30. Jubiläum der Austrian-American Councils of North America (AAC). Juliana Belcsak<br />
Juliana Belcsak, National Chair Austrian<br />
American Council NA.<br />
Austrian-American-Freundschaftstag<br />
Wir sammelten im Lauf der Jahre Millionen<br />
von Dollars und gaben diese weiter<br />
an Mitmenschen in Not. Vor 15 Jahren<br />
grϋndeten wir den „Austrian-American<br />
Day“, und zur ersten Feier dieses Jubiläums<br />
wurde das Empire State Building in<br />
New York rot-weiß-rot beleuchtet! Der<br />
US-Präsident Bill Clinton bemerkte dazu:<br />
„Amerikaner aus österreichischer Abstammung<br />
haben großartig dazu beigetragen,<br />
die Bande der Freundschaft und<br />
Verbundenheit zwischen unseren beiden<br />
Ländern fest zu stärken und haben mit<br />
ihrer unermϋdlichen Arbeit enorm zu<br />
Wachstum und Sicherheit in den USA<br />
bei getragen.“ AAC hat auch ein enges<br />
Freundschaftsverhältnis mit unseren<br />
Kollegen in Kanada und Mexiko. In enger<br />
Verbundenheit feiern wir nun 30 Jahre<br />
gut gelungene Arbeit und hoffen, auch<br />
in den nächsten 30 Jahren mit neuen<br />
Ideen und gutem Willen weiterarbeiten zu<br />
können. ❍<br />
Vizekanzler Michael Spindelegger.<br />
13
AÖWB informiert<br />
Volksbefragung 2013<br />
Auslandösterreicherinnen und <strong>Auslandsösterreicher</strong> können (sollen)<br />
direkt demokratisch bei der Volksbefragung in Österreich 2013 entscheiden.<br />
Ministerialrat Mag. Robert Stein, Leiter der Abteilung für Wahlangelegenheiten<br />
im Bundesministerium für Inneres und stellvertretender Bundeswahlleiter<br />
Es war im Jahr 2007, als die österreichische<br />
Bundesverfassung dahingehend<br />
geändert wurde, dass <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong> an<br />
Volksbefragungen teilnehmen können.<br />
Themen<br />
Auf Initiative der Bundesregierung sollen<br />
die Österreicherinnen und Österreicher<br />
am 20. Jänner 2013 gefragt werden, ob<br />
sie für die Einführung eines Berufsheeres<br />
und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres<br />
sind oder ob sie für die Beibehaltung<br />
der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes<br />
eintreten (voraussichtlicher Wortlaut<br />
der Befragung siehe Kasten). In technischer<br />
Hinsicht läuft eine Volksbefragung<br />
völlig gleich ab wie eine bundesweit stattfindende<br />
Wahl. Die Befragung findet in<br />
Wahllokalen statt.<br />
Es gibt die Möglichkeit der Stimmabgabe<br />
im Wahllokal mittels Stimmkarte (= Wahlkarte<br />
bei Wahlen), die Möglichkeit der<br />
Stimmabgabe vor einer fliegenden Wahlkommission,<br />
auch die Stimmabgabe mittels<br />
Briefwahl ist vorgesehen. Seit einer<br />
Änderung der Bundesverfassung im Jahr<br />
2007 sind auch <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und Auslands österreicher bei Volksbefragungen<br />
stimmberechtigt.<br />
Mitbestimmung<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
müssen, um bei der für den<br />
20. Jänner 2013 geplanten Volksbefragung<br />
mitstimmen zu können, in die Wählerevidenz<br />
einer österreichischen Gemeinde<br />
eingetragen sein. Die Eintragung<br />
berechtigt sie dann bei allen bundesweiten<br />
Wahlereignissen in den darauffolgenden<br />
zehn Jahren zu einer Teilnahme (für<br />
die Teilnahme bei Europawahlen ist eine<br />
separate Willenserklärung erforderlich).<br />
Anders als bei Landtagswahlen – sofern<br />
Blick auf die Fassade des Parlamentsgebäudes an der Ringstraße von der Schmerlingplatzseite.<br />
die Teilnahme von <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong>n in einer<br />
Landesverfassung vorgesehen ist (was<br />
bislang auf die Länder Niederösterreich,<br />
Tirol und Vorarlberg zutrifft) – ist die Eintragung<br />
beliebig oft verlängerbar. <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und Auslands-<br />
Fragestellungen<br />
Voraussichtliche Fragestellung bei der<br />
Volksbefragung am 20. Jänner 2013:<br />
A. Sind Sie für die Einführung eines<br />
Berufsheeres und eines bezahlten<br />
freiwilligen Sozialjahres<br />
oder<br />
B. sind Sie für die Beibehaltung der<br />
allgemeinen Wehrpflicht und des<br />
Zivildienstes?<br />
österreicher müssen bezüglich der für<br />
20. Jänner 2013 vorgesehenen Volksbefragung<br />
beachten, dass sie bis zum (geplanten)<br />
Stichtag am 28. November <strong>2012</strong><br />
in die Wählerevidenz einer österreichischen<br />
Gemeinde eingetragen sein müssen.<br />
Anders als bei Wahlen gibt es keine<br />
14 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong>
© Parlamentsdirektion / Christian Hikade, Fotolia<br />
Möglichkeit, nach diesem Zeitpunkt im<br />
Rahmen eines Reklamationsverfahrens in<br />
die Stimmlisten eingetragen zu werden.<br />
Neu bei dieser Volksbefragung und auch<br />
bei allen anderen bundesweiten Wahlereignissen<br />
ist, dass auch <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
die Stimmkarte von ihrer Gemeinde obligat<br />
eingeschrieben übermittelt bekommen.<br />
Ausgenommen hiervon sind Personen,<br />
die die Stimmkarte entweder mittels<br />
digitaler Signatur elektronisch beantragt<br />
haben, oder Personen, die bei Beantragung<br />
der Eintragung in die Wählerevidenz<br />
das sogenannte „Abo“ mitbeantragt haben,<br />
mit dem bewirkt wird, dass ihnen alle<br />
Wahlkarten oder Stimmkarten zu bundesweiten<br />
Wahlen übermittelt werden. Haben<br />
Sie ein „Abo“ beantragt, so wird Ihnen für<br />
die Volksbefragung am 20. Jänner 2013<br />
die Stimmkarte automatisch übermittelt.<br />
Neu ist weiters, dass die Wahlkarte de<br />
iure am Befragungstag um 17.00 Uhr, de<br />
facto aber bereits am Freitag vor diesem<br />
Tag bei der zuständigen Bezirkswahlbehörde<br />
eingelangt sein muss. Österreichische<br />
Vertretungsbehörden im EWR-<br />
Raum nehmen Stimmkarten für eine<br />
rechtzeitige Weiterleitung an die zuständigen<br />
Bezirkswahlbehörden bis am Montag<br />
vor dem Befragungstag entgegen, bei allen<br />
übrigen Vertretungsbehörden können<br />
Stimmkarten bis zum 9. Tag vor dem Befragungstag<br />
zur Weiterleitung an zuständige<br />
Bezirkswahlbehörden abgegeben<br />
werden. Im BM.I hofft man, dass die<br />
Stimmkarten bis Mitte Dezember flächendeckend<br />
zur Verfügung stehen und versendet<br />
werden können.<br />
Befragungsinstrumente<br />
In der österreichischen Bundesverfassung<br />
sind – für die nationale Ebene – drei<br />
verschiedene Instrumente der direkten<br />
Demokratie verankert:<br />
» Volksabstimmung<br />
» Volksbefragung<br />
» Volksbegehren<br />
Beim letztgenannten Instrument handelt<br />
es sich um eine durch Unterstützungsunterschriften<br />
vorangetriebene Initiative. Die<br />
Teilnahme ist kraft Verfassung – bislang –<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Volksabstimmung Volksbefragung<br />
AÖWB informiert<br />
Volksabstimmung und Volksbefragung werden durch Entschließung des Bundespräsidenten<br />
angeordnet; den Tag der Volksabstimmung/-befragung sowie den Stichtag bestimmen die<br />
Bundesregierung durch Verordnung. Es können zwei oder mehrere Volksabstimmungen/<br />
-befragungen angeordnet werden.<br />
Gegenstand der Volksabstimmung ist ein<br />
vom Parlament beschlossenes Gesetz oder<br />
die von der Bundesversammlung (das ist ein<br />
Gremium, bestehend aus Nationalrat und<br />
Bundesrat) gestellte Frage nach der<br />
Absetzung des Bundespräsidenten.<br />
Der Ausgang der Volksabstimmung<br />
ist bindend.<br />
Gefragt wird, ob ein Gesetzesbeschluss<br />
des Nationalrates Gesetzeskraft erlangen soll,<br />
oder ob der Bundespräsident abgesetzt<br />
werden soll; die Frage wird mit Ankreuzen<br />
eines Ja-Feldes oder eines Nein-Feldes<br />
beantwortet.<br />
für Österreicherinnen und Österreicher<br />
mit Hauptwohnsitz im Inland vorgesehen.<br />
Volksabstimmung und Volksbefragung<br />
haben gemeinsam, dass Bürgerinnen und<br />
Bürger eine an sie gestellte Frage mit „Ja“<br />
oder „Nein“ beantworten können. Bei<br />
Volksbefragungen gibt es zusätzlich die<br />
Möglichkeit, dass Bürgerinnen und Bürger<br />
sich für eine von zwei Lösungsmöglichkeiten<br />
(A oder B) entscheiden können. Während<br />
bei der Volksabstimmung über das<br />
Inkrafttreten eines bereits vom Parlament<br />
beschlossenen Gesetzes abgestimmt<br />
wird und das Ergebnis jedenfalls bindend<br />
ist, wird bei der Volksbefragung aufgrund<br />
einer Entscheidung des Parlaments<br />
gleichsam eine Frage im Vorhinein als<br />
Hinweis von Ministerialrat Mag. Robert Stein<br />
Bei einer Volksbefragung wird die<br />
Haltung der österreichischen Bevölkerung<br />
zu einer Angelegenheit von grundsätzlicher<br />
und gesamtösterreichischer Bedeutung<br />
erforscht.<br />
Der Ausgang der Volksbefragung<br />
ist nicht bindend.<br />
Es wird eine mit Ja oder Nein zu<br />
beantwortende Frage gestellt,<br />
oder es werden zwei alternative<br />
Lösungsvorschläge zur Auswahl<br />
vorgegeben.<br />
Entscheidungshilfe für den Gesetzgeber<br />
gestellt. Die durch die Bevölkerung getroffene<br />
Entscheidung ist nicht bindend. Den<br />
Parteien bleibt es aber unbenommen, sich<br />
an das Ergebnis politisch gebunden zu<br />
fühlen, wie dies bei der geplanten Volksbefragung<br />
der Fall zu sein scheint.<br />
In der Geschichte der Zweiten Republik<br />
haben bislang zwei Volksabstimmungen<br />
stattgefunden – im Jahr 1975 eine Abstimmung<br />
über die friedliche Nutzung der<br />
Kernenergie und im Jahr 1994 über den<br />
Beitritt Österreichs zur Europäischen<br />
Union. Eine österreichweite Volksbefragung<br />
hat es bislang nicht gegeben, obwohl<br />
die Möglichkeit zur Abhaltung einer<br />
solchen seit 1989 besteht. ❍<br />
Beachten Sie bitte besonders:<br />
» Sorgen Sie bitte rechtzeitig dafür, dass Sie in der Wählerevidenz einer österreichischen<br />
Gemeinde eingetragen sind.<br />
» Kreuzen Sie bei der Beantragung der Eintragung – wenn für Sie möglich – die Möglichkeit<br />
der amtswegigen Übermittlung der Wahl- bzw. der Stimmkarten an, um sich die Übermittlung<br />
eingeschriebener Sendungen zu ersparen und um sich auch für alle weiteren Wahlereignisse<br />
in den nächsten zehn Jahren die automatische Zusendung der Wahlkarten zu sichern.<br />
» Machen Sie rechtzeitig von der Möglichkeit der Stimmabgabe mittels Briefwahl Gebrauch,<br />
damit Ihre Stimme auch tatsächlich in die Ergebnisermittlung miteinbezogen werden kann.<br />
15
Platzieren sie ihr inserat<br />
im Mitgliedermagazin des<br />
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<strong>Ausgabe</strong> 2: 15. Mai<br />
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<strong>Ausgabe</strong> 3: 14. August<br />
Freizeit und Sport<br />
<strong>Ausgabe</strong> 4: 15. November<br />
Wirtschaft und Politik<br />
Anzeigenkontakt<br />
Mag. Beate Krapfenbauer<br />
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<strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal 4/<strong>2012</strong> € 3,–<br />
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RWR_01<strong>2012</strong>_gfL.indd 1 06.02.<strong>2012</strong> 10:05:04
© BMeiA<br />
Medienarbeit<br />
Ein Tag in der Presseabteilung des Außenministeriums.<br />
Das Logo des Außenministeriums?“ –<br />
Parallel zum Telefonat wird bereits die<br />
angeforderte Datei im Computer gesucht.<br />
8.30 Uhr: Spätestens jetzt sind alle Mitarbeiter/innen<br />
der Presseabteilung im Büro.<br />
Auslandspresseschau<br />
Die Entstehung der täglichen Auslandspresseschau<br />
ist bereits voll im Gange.<br />
Dazu werden die Homepages ausgesuchter<br />
Medien im Ausland aufgerufen und die<br />
wichtigsten internationalen Schlagzeilen in<br />
unser Dokument übernommen. Noch ein,<br />
zwei Kommentare eingefügt, und schon<br />
wird das Dokument auf virtuellen Autobahnen<br />
an die österreichischen Vertretungsbehörden<br />
im Ausland geschickt.<br />
Nebenbei verändert auf dem Bildschirm<br />
das Fenster der Österreichischen Presse<br />
Aufgaben der Presseabteilung sind vielfältig.<br />
Agentur (APA) kontinuierlich seine Oberfläche.<br />
Neue Nachrichten scheinen im<br />
Minu tentakt auf und werden auf ihre Relevanz<br />
hin geprüft. Durch drei Schichten wird<br />
sichergestellt, dass in 24 Stunden keine<br />
wichtige APA-Meldung ungesehen bleibt.<br />
Aufgaben der Presseabteilung<br />
Das Telefon läutet. Die Pressekonferenz<br />
mit dem österreichischen Außenminister<br />
Spindelegger und dem deutschen Außenminister<br />
Westerwelle steht an. Sobald die<br />
Einladung über die APA ausgesendet ist,<br />
laufen die Kommunikationskanäle heiß.<br />
Ob Herr Spindelegger im Anschluss denn<br />
noch Zeit für ein Interview hätte? Wir lei-<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten<br />
ten Anfragen weiter, koordinieren zeitliche<br />
Abfolgen und kümmern uns um einen reibungslosen<br />
Ablauf.<br />
Pünktlich um 13 Uhr kommt das E-Mail mit<br />
den aktuellen Meldungen der Austria Presse<br />
Agentur. In Nepal ist eine Lawine abgegangen,<br />
und wie sich herausstellt, sind<br />
auch Österreicher/innen betroffen. Sobald<br />
Österreicher/innen im Ausland in Schwierigkeiten<br />
geraten, ist das Außenministerium<br />
bemüht, so schnell und effektiv wie<br />
möglich zu helfen. Unmittelbar nach dem<br />
Ereignis rufen in der Presseabteilung des<br />
Außenministeriums viele Journalist/innen<br />
an, die immer sehr schnell über Krisen<br />
und Katastrophen Bescheid wissen. Um<br />
ihre Beiträge so exakt wie möglich verfassen<br />
zu können, sind sie auf genaue<br />
Informationen angewiesen und hoffen,<br />
von uns mehr zu erfahren. Die Presseabteilung<br />
ist natürlich bemüht, engen Kontakt<br />
zu Journalist/innen zu halten, ist jedoch<br />
gleichzeitig in vielen Fällen zur Verschwiegenheit<br />
verpflichtet – zum Schutz<br />
der Österreicher/innen in Not.<br />
Um Aussendungen, Einladungen und Reisewarnungen<br />
möglichst vielen Menschen<br />
zugänglich zu machen, bedient die Presseabteilung<br />
auch die sogenannten Neuen<br />
Medien. Sobald wir Informationen zu Ereignissen<br />
haben, stellen wir sie nicht nur auf<br />
die Homepage, sondern „twittern“ sie auch.<br />
Ganz ruhig wird es nie<br />
Wieder läutet das Telefon. Ein paar Klicks<br />
genügen, und die Anfrage ist erledigt. Ein<br />
paar Klicks mehr und auch die angeforderten<br />
Informationen für eine Schülergruppe<br />
gehen hinaus. Aus dem Nachbarbüro hallt<br />
noch der Livestream einer Rede aus dem<br />
Europäischen Parlament. Sobald am späten<br />
Nachmittag die Redaktionssitzungen der<br />
meisten österreichischen Medien im Gange<br />
sind, kehrt langsam Ruhe ein. Ganz ruhig<br />
wird es freilich nie, denn bei einem weltweiten<br />
Netz von über 100 Vertretungsbehörden<br />
ist immer irgendwo gerade Morgen … ❍<br />
Aktuelles aus Österreich<br />
Gesandte<br />
Dr. Brigitta Blaha,<br />
Leiterin der <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen- <br />
Abteilung im BMeiA.<br />
Bundesweite Volksbefragung<br />
Wie Sie vielleicht bereits den Medien ent-<br />
nommen haben, wird am 20. Jänner 2013<br />
eine Volksbefragung zu einem wichtigen<br />
ge sellschaftspolitischen Thema stattfinden,<br />
nämlich über die Beibehaltung der allge-<br />
meinen Wehrpflicht. Es ist dies die erste<br />
bundesweite Volksbefragung in Österreich.<br />
Stimmberechtigt sind alle Österreicher/innen,<br />
die am Befragungstag das 16. Lebensjahr<br />
vollendet haben. Auch <strong>Auslandsösterreicher</strong>/innen<br />
können an der Volksbefragung<br />
teilnehmen; Voraussetzung dafür ist jedoch<br />
die Eintragung in die Wählerevidenz. Der<br />
diesbezügliche Antrag muss bis zum 28. November<br />
<strong>2012</strong> von der jeweiligen Wählerevidenzgemeinde<br />
bearbeitet worden sein.<br />
Wer bereits ein Wahlkarten-Abo bestellt hat,<br />
bekommt seine Stimmkarte automatisch<br />
zugesandt. Wie bereits bei vergangenen<br />
Wahlen übernimmt Österreich die Kosten<br />
für die Rücksendung der Stimmkarten mit<br />
der öffentlichen Post. Nähere Informationen<br />
werden noch über die österreichischen Vertretungsbehörden<br />
versandt.<br />
Personelle Veränderung im BMeiA<br />
Eine personelle Veränderung im BMeiA<br />
möch te ich Ihnen nicht vorenthalten: Staats-<br />
sekretär Dr. Wolfgang Waldner (siehe Por-<br />
trät im RWR 3/2011) wechselte als Landes-<br />
rat in sein Heimatbundesland Kärnten. Zu<br />
seinem Nachfolger wurde Dr. Reinhold<br />
Lopatka ernannt, der auf Jahre politischer<br />
Expertise im In- und Ausland zurückgreifen<br />
kann. Er war außenpolitischer Sprecher<br />
der ÖVP, Staatssekretär im Finanzministerium,<br />
Staatssekretär für Sport und<br />
Nationalratsabgeordneter. Er unterstützt<br />
Vizekanzler und Außenminister Michael<br />
Spindelegger in allen außen- und europapolitischen<br />
Agenden.<br />
17
Schwerpunkt-Thema<br />
Rotweißrot im Kapitelsaal<br />
Stift Heiligenkreuz im Wienerwald: Babenberger-Grablege, Theologische Hochschule,<br />
Welterfolg mit Choralgesang, Youtube-Kanal. Hans Haider<br />
Abfolge der Baustile: romanische Westfront der Kirche, barocker Stiftshof, Dreifaltigkeitssäule.<br />
Im Wienerwald, in eine Senke zwischen<br />
grüne Hügel geduckt, versteckt sich die<br />
Abtei Heiligenkreuz. Kein „Kaiserstift“ wie<br />
Klosterneuburg, Melk, St. Florian mit ihren<br />
herrschaftlich-barocken Prunkfassaden,<br />
doch heute das allererste Kloster in Österreich,<br />
wenn die Rede kommt auf lebendiges<br />
Mönchtum mit Ausstrahlung, Offenheit und<br />
Modernität. Junge Mönche schwirren durch<br />
die vorbildlich restaurierten alten Gemäuer:<br />
Studierende aus aller Welt in der schon<br />
1802 gegründeten hauseigenen Theologischen<br />
Hochschule, der größten im deutschen<br />
Sprachraum. „Wir leben aus der Tradition,<br />
aus den Wurzeln“, sagt der junge<br />
Pater Johannes Paul. „Und gleichzeitig sind<br />
wir Menschen des 21. Jahrhunderts, die mit<br />
den Mitteln der Kommunikation unserer Zeit<br />
dem Glauben Aktualität geben wollen.“<br />
Eine Facebook-Gemeinde wie Heiligenkreuz<br />
mit über 6.000 Friends hat in Österreich<br />
nicht jede politische Partei. Auf dem<br />
eigenen Kanal Youtube.com/ocist33 präsentiert<br />
sich Heiligenkreuz aktiv und kontemplativ,<br />
fromm, wertebewusst und zukunftsorientiert.<br />
Das Hochschulgebäude<br />
ist in den letzten Jahren zu klein geworden.<br />
Der nächste Zubau ist darum angesagt, die<br />
Lehranstalt will aus Eigenem und mit Spendengeldern<br />
weiter wachsen.<br />
Abt Gregors Aufbauwerk<br />
Der Zisterzienserorden, gegründet 1119 in<br />
Cîteaux, ist für Bescheidenheit, ja Askese<br />
bekannt. Damals galt es, die Ordensregel<br />
des Heiligen Benedikt mit neuem Geist zu<br />
füllen und das vielerorten üppig gewordene<br />
Klosterleben buchstäblich abzuspecken.<br />
Der Orden vom Goldenen Vlies 2006 in Heiligenkreuz:<br />
Abt Gregor Henckel-Donnersmarck,<br />
Otto von Habsburg-Lothringen (†), Großherzog<br />
Henri von Luxemburg (1. Reihe v. l.).<br />
Schon bald 900 Jahre lang wird hier, knapp<br />
20 Kilometer von Wien entfernt, um- und<br />
zugebaut. Gotik, Renaissance und Barock<br />
schmiegen sich maßvoll an das stimmungsvoll-schlichte<br />
romanische Langhaus. Die<br />
heutige Größe von Heiligenkreuz überblickt<br />
man nur auf Luftbildern.<br />
Kein Prunktor vor einer Gruft verrät, dass<br />
die erste Herrscherdynastie in Österreich,<br />
die Babenberger, Stift Heiligenkreuz zur<br />
Grablege bestimmt hat. Die Gebeine ruhen<br />
im Kapitelsaal, wo alles Wichtige beschlossen<br />
wird. Der letzte Herzog, Friedrich II. der<br />
Streitbare (1211–1246), bekam mitten im<br />
Saal ein Hochgrab, auf dem sein Abbild in<br />
Stein ruht wie auf einer Bahre. Auch Farbreste<br />
vom Babenberger Wappen, dem Bindenschild,<br />
sind auf der Figur zu erkennen –<br />
rotweißrot. Im Kaisersaal hängt ein Gemälde<br />
von der Schlacht gegen die Osmanen<br />
am Kahlenberg 1683. Brandschatzung,<br />
Plünderung, Mord und Totschlag: Auch<br />
Heiligenkreuz hat die Türkeninvasion arg<br />
zugesetzt. 2006 feierten in Heiligenkreuz<br />
die Ritter vom Goldenen Vlies mit Otto und<br />
Karl von Habsburg-Lothringen an der Spitze<br />
ihren Ordenstag – den ersten halb öffentlichen<br />
seit 1853. Auf seiner Österreich-<br />
Reise 2007 zeichnete Papst Benedikt XVI.<br />
die Mönchsgemeinschaft und Theologenschmiede<br />
mit einer Visite aus.<br />
Der Neuaufstieg im theologischen, seelsorgerischen<br />
und ökonomischen Fach verdankt<br />
das Kloster einem außerordentlich<br />
tüchtigen Abt: Ulrich Maria Karl Graf Henckel-Donnersmarck,<br />
mit seinen Eltern aus<br />
Schlesien vertrieben, studierte in Wien<br />
Welthandel und hatten einen guten Posten<br />
in der Wirtschaft, ehe er sich 1977 berufen<br />
wusste, in Heiligenkreuz einzutreten, und<br />
den Namen Gregor annahm. 1999 wählten<br />
ihn die Brüder zum 67. Abt.<br />
Wie volkstümlich, leutselig er ist, beweist<br />
nichts besser als ein Buch mit Anekdoten<br />
aus dem Klosterleben. Es trägt den Titel<br />
„Wandelnde Zebrastreifen“. Denn der Habit<br />
18 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong>
© Hans Haider, Stift Heiligenkreuz<br />
der Zisterzienser ist weiß-schwarz. Der<br />
Neffe des Abtes, Florian Henckel-Donnersmarck,<br />
gewann mit dem Spielfilm „Das<br />
Leben der Anderen“ 2007 den Oscar für<br />
den besten ausländischen Film. Graf<br />
Florian hat sich für seine Drehvorbereitungen<br />
immer wieder nach Heiligenkreuz<br />
zurückgezogen. 2011 gab Abt Gregor, der<br />
nach der nächsten Wahl schon die Pensionsgrenze<br />
überschritten hätte, sein Amt<br />
an einen Jüngeren ab: an Maximilian Heim.<br />
Der Konvent ist gewachsen<br />
Ohne jede Unterbrechung hat das Kloster<br />
Bestand seit 1133. Der Sachse Lothar III.<br />
wurde damals Kaiser, der Babenberger<br />
Markgraf Leopold III. der Heilige regierte<br />
die Mark Österreich. Weit und breit nichts<br />
als Wald. Baden bekam erst 1490 das<br />
Stadtrecht, Mödling gar erst 1875. Von ihrer<br />
stillen Insel des Kultes und der Kultur aus<br />
gründeten die Heiligenkreuzer Mönche<br />
bald weitere Stifte: Zwettl und Lilienfeld.<br />
Nicht alles gelingt: Die für die wertvolle<br />
Kreuzreliquie 1982 errichtete Kreuzkapelle<br />
wurde ein kalter pseudogotischer Skelettbau.<br />
In vielen Klöstern in Österreich werden<br />
die Mönche weniger. Nicht in Heiligenkreuz.<br />
Hier zählt der Konvent 79 Häupter –<br />
der höchste Stand seit 1802. 17 Pfarren<br />
werden betreut. Darunter Stift Neukloster<br />
in Wiener Neustadt, bis 1881 ein eigenes<br />
Zisterzienserkloster. Eleonore von Portugal,<br />
die Frau Kaiser Friedrichs III., liegt hier<br />
begraben. Neukloster ist ein Priorat, das<br />
sich vor allem der Stadtseelsorge widmet.<br />
Ein zweites Priorat ist ein Kloster im Bochumer<br />
Stadtteil Stiepel im Ruhrgebiet,<br />
dort bekannt als Marienwallfahrtsort. Bei<br />
Mönchhof im Burgenland, bekannt für seine<br />
von Zisterzienserinnen betreute Kuranstalt,<br />
hat das Stift ein großes Landgut<br />
zur Bewirtschaftung.<br />
Choral und „heilige Stille“<br />
In Wien besitzt Heiligenkreuz seit dem<br />
12./13. Jahrhundert eine Dependance.<br />
Man nennt diesen Heiligenkreuzerhof auch<br />
„das älteste Zinshaus von Wien“. Die Universität<br />
für angewandte Kunst hat sich<br />
dorthin verbreitert. Nahe beim Stift, im<br />
Jagdschloss Mayerling, kam es 1889 zur<br />
bekannten Tragödie. Erst drei Jahr zuvor<br />
hatte Kronprinz Rudolf das Haus den Hei-<br />
Wegweiser für jeden Bedarf: 200.000 Besucher kommen in jedem Jahr.<br />
ligenkreuzern abgekauft. Maria von Vetsera,<br />
seine Geliebte, liegt in Heiligenkreuz<br />
begraben. Das Schloss wurde ein Kloster<br />
der Karmeliterinnen.<br />
200.000 Besucher zählt die Abtei im Jahr,<br />
darunter viele, die bei der Besichtigung<br />
Wiens im Bus nur einen kurzen Abstecher<br />
nach Heiligenkreuz machen. Das Klostergasthaus<br />
ist bestens geführt und lockt im<br />
Sommer mit einem großen Garten. Mancher<br />
Gast fragt nach den „Singenden<br />
Mönchen“. Denn mit ihrem Chorgesang<br />
wurden die Heiligenkreuzer Zisterzienser<br />
seit 2008 weltbekannt. 1,2 Millionen CDs<br />
mit Gregorianischem Choral haben sie<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
verkauft. Heuer im Herbst kam eine dritte<br />
Scheibe heraus mit dem Titel „Stabat<br />
Mater“. Die Mönche haben damit schon<br />
alle Teilnehmer der „Paralympics“ in London<br />
beschenkt. Auftritte in Konzertsälen<br />
versagen sie sich. Ihr Chorgesang ist<br />
Kirchendienst. In „heiliger Stille“, so die<br />
Bedingung für die Gäste, heißt es ausharren,<br />
wenn man den mehrmals täglich in<br />
der romanisch-gotischen Kirche gesungenen<br />
Lobpreisungen Gottes lauschen will.<br />
„Dass wir unserer Berufung entsprechen<br />
können“: Diesem Auftrag eines jeden<br />
Mönchs an sich selbst will auch Pater<br />
Johannes Paul folgen. ❍<br />
Die „Singenden Mönche“ wurden weltbekannt. Soeben haben sie ihre dritte CD vollendet.<br />
19
Schwerpunkt-Thema<br />
Österreich ist Klösterreich<br />
Österreich ist klösterreich, so ein weit verbreitetes Sprichwort aus dem Ausland.<br />
Tatsächlich gibt es in unserem kleinen Land relativ viele Klöster und Stifte. Hanna Ronzheimer<br />
Die am meisten verbreiteten Orden, die<br />
Benediktiner, Zisterzienser und<br />
Augustiner-Chorherren/-frauen, zählen<br />
36, insgesamt sind es weit über 100. Die<br />
meisten davon sind in Niederösterreich zu<br />
finden. Klosterbesuche sind meist verbunden<br />
mit Spaziergängen in Kräutergärten,<br />
Kontemplation und Essen im klostereigenen<br />
Restaurant. Neben dem Glauben ist<br />
es vor allem die spürbare Geschichte, die<br />
Besucher hierher zieht. Vom Lebensalltag<br />
der Mönche bekommen Touristen kaum<br />
etwas mit.<br />
Keine Museen<br />
Klöster jedoch sind lebendige Organismen<br />
und keine Museen, betont etwa die<br />
Erzabtei Stift St. Peter in Salzburg der<br />
Benediktiner. Das älteste noch aktiv<br />
bestehende Kloster in Österreich und im<br />
gesamten deutschen Sprachraum wurde<br />
696 gegründet und beinhaltet auch die<br />
älteste Bibliothek Österreichs.<br />
Handschriften, Drucke, zum Teil Inkunabeln<br />
(Wiegendrucke), zeugen vom religiösen<br />
und kulturellen Wirken der Mönche. Im<br />
Mittelalter besaß St. Peter eine renommierte<br />
Schreibschule. Ab dem 18. Jahrhundert<br />
begannen Mönche mit einer Mineraliensammlung,<br />
die seit 2011 wieder zugänglich<br />
und zu einer der bedeutendsten ihrer Art in<br />
Österreich herangewachsen ist.<br />
Kräutergärten in Seitenstetten.<br />
Sift Altenburg: das Barockjuwel des Waldviertels in Niederösterreich.<br />
Orte der Wissenschaft<br />
Wissenschaft war neben Handwerk und<br />
Spiritualität eine maßgebliche Beschäftigung<br />
in Klöstern. Karl der Große (ca. 747–<br />
814) verordnete Klöstern einen Bildungsauftrag<br />
und übertrug ihnen gesellschaftliche<br />
und kulturelle Verantwortung. Fortan<br />
musste in jedem Kloster eine Schule eingerichtet<br />
werden.<br />
Das 777 gegründete Kremsmünster besitzt<br />
sogar eine Sternwarte in seinem<br />
„mathematischen Turm“, auch bekannt als<br />
„Österreichs erstes Hochhaus“. Der Dichter<br />
Adalbert Stifter und der Soziologe<br />
Roland Girtler gehörten zu den Schülern<br />
des noch heute bestehenden Stiftsgymnasiums.<br />
Erwähnt werden muss allerdings,<br />
dass es auch hier, wie in vielen<br />
anderen Klosterschulen, in den letzten<br />
Jahren zu schweren Missbrauchsvorwürfen<br />
gekommen ist.<br />
Viele der heute bekannten österreichischen<br />
Klöster entstanden nach Reformen<br />
im 11.Jahrhundert, so zum Beispiel Göttweig<br />
im Jahr 1083, Melk 1089 und Klosterneuburg<br />
um 1100. Auch das älteste<br />
heute noch existierende Zisterzienserkloster<br />
der Welt, Stift Rein (1129), steht in<br />
Österreich.<br />
Barockblüte<br />
Im Barock blühten viele Kloster erneut<br />
auf. Einen direkten Vergleich zwischen<br />
Mittelalter und Barock kann man im<br />
„Barockjuwel des Waldviertels“, dem Stift<br />
Altenburg, bekommen: Das „Kloster unter<br />
dem Kloster“ zeigt eine freigelegte mittelalterliche<br />
Klosteranlage unter den barocken<br />
Gebäuden. Hier bietet sich die einmalige<br />
Gelegenheit, zwei Klosteranlagen<br />
übereinander im direkten Vergleich betrachten<br />
zu können. Weitere mittelalterliche<br />
Räumlichkeiten wurden bereits ergraben<br />
und werden in den nächsten Jahren<br />
für den Ausstellungsbetrieb adaptiert.<br />
Stift Melk gehört mit seinem Barockbau<br />
aus den Jahren 1702–1746 zum Weltkulturerbe<br />
der UNESCO. 2008 kürte es<br />
das „National Geographic Traveller Magazine“<br />
gemeinsam mit der Wachau zur<br />
„Best Historic Destination of the World“.<br />
Ein beeindruckendes Zeugnis des Spät-<br />
20 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong>
© www.kloesterreich.at, Stift Geras<br />
barock ist auch die Klosterbibliothek im<br />
steirischen Stift Admont. Der 1776 vollendete<br />
spätbarocke Bibliothekssaal wurde<br />
von Abt Matthäus Offner (Regierungszeit<br />
1751–1779) in Auftrag gegeben und vom<br />
Grazer Baumeister Josef Hueber (1715–<br />
1787) erbaut. Hueber war den Ideen der<br />
Aufklärung verpflichtet: „Wie den Verstand<br />
soll auch den Raum Licht erfüllen.“<br />
Niedergang durch Stadt<br />
Nachdem Klöster bis ins späte Mittelalter<br />
Zentren des Wissens waren, das sich<br />
nicht nur in riesigen Bibliotheken (95 existieren<br />
heute noch) und dem Monopol auf<br />
die Vermittlung von Lese- und Schreibtechniken<br />
abbildete, sondern auch im<br />
Wissen um Handwerk, Gartenbau und<br />
anderen Künsten, verloren sie mit dem<br />
Aufkommen der Städte rasch an Bedeutung<br />
und Einfluss. Unter Joseph II. wurden<br />
schließlich viele Klöster aufgelassen.<br />
Verschlossener Ort<br />
Heute sind Klöster, sofern sie nicht mitten<br />
in der Stadt gebaut wurden wie beispielweise<br />
das Wiener Schottenstift, zu Orten<br />
der Entschleunigung geworden. Während<br />
für die Reisenden des Mittelalters die<br />
Klosterherbergen oft die einzige Nächtigungsmöglichkeit<br />
waren, suchen sich<br />
Manager, Ex-Politiker oder andere stressgeplagte<br />
Menschen diese Herbergen<br />
explizit aus. Die Klöster haben sich mit<br />
Angeboten wie „Kloster auf Zeit“ und<br />
„Ein Kloster ohne Bücher ist wie<br />
eine Burg ohne Waffen.“<br />
Mittelalterliches Sprichwort<br />
„Urlaub im Kloster“ der Nachfrage angepasst.<br />
Sie gestalten Hofgärten zu Regenerationsarealen<br />
um und bieten Gästezimmer<br />
mit Vollpension an. So wirbt etwa<br />
das barocke Stift Seitenstetten im niederösterreichischen<br />
Mostviertel mit Konzerten<br />
in den barocken Sälen des Stiftes,<br />
Weinverkostungen und ein Klosterladen<br />
runden den Aufenthalt ab. „Die Gäste sind<br />
eingeladen, an unseren Aktivitäten teilzunehmen,<br />
sei es am Mittags- oder Chorge-<br />
bet, bei den Mahlzeiten, oder einfach nur<br />
um ihrem Bedürfnis nach Stille und Ruhe<br />
nachzugehen“, erklärt Abt Haidinger vom<br />
Stift Altenburg.<br />
Klöster werden weder durch die Kirchensteuer<br />
erhalten noch durch Gelder aus<br />
dem Vatikan. Sie müssen ihre finanziellen<br />
Belange selbst regeln. Der Tourismus ist<br />
zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig<br />
herangewachsen. Viele Klöster präsen -<br />
tieren sich aktiv nach außen und überbieten<br />
sich gegenseitig mit den verschiedensten<br />
Angeboten. Qigong im burgenländischen<br />
Marienkron, Ruheseminare im<br />
steirischen St. Lambrecht, Fastenprogramme<br />
in Stift Göttweig.<br />
Die Einnahmen der Klöster resultieren<br />
aber auch aus dem Ertrag ihrer Land- und<br />
Forstwirtschaft und der Herstellung traditionsreicher<br />
Produkte wie Wein, Schnaps,<br />
Kräuter, Getreide, Käse und Fisch – seit<br />
jeher ein wichtiges Kennzeichen eines<br />
lebensfähigen Klosters. Es sind moderne<br />
Betriebe geworden, die zahlreichen Menschen<br />
in ihrer Umgebung einen gesicherten<br />
Arbeitsplatz bieten.<br />
Zeitgemäß kommentiert das auch das<br />
Zisterzienserstift Heiligenkreuz im Wienerwald,<br />
das als Wallfahrtsort am Rande von<br />
Wien ganz besonders frequentiert wird, mit<br />
seiner Internetpräsenz. Die Menschen<br />
inter essierten sich oft gar nicht für die Spiritualität<br />
seiner Bewohner, beklagt sich das<br />
Stift. „Sie sehen im Stift nur den Arbeit geber,<br />
den Grundbesitzer, den Kulturproduzenten!<br />
Den Kern des Klosterlebens kennen<br />
sie nicht: Unser Chorgebet, unsere uralten<br />
Traditionen, unsere gelebte Spiri -<br />
tualität!“ Man habe das Gefühl, die Leute<br />
interessierten sich oft mehr für die exotischen<br />
Körperhaltungen von bud dhis ti schen<br />
Mönchen als für die jahrhundertealte<br />
Gebets- und Meditationspraxis im christlichen<br />
Stift „gleich nebenan“, heißt es weiter.<br />
Doch Gäste zu empfangen und willkommen<br />
zu heißen gehört zu den grundlegenden<br />
Aufgaben eines Klosters. Und so ist<br />
auch Heiligenkreuz, das nebenbei gesagt<br />
einen der berühmtesten Chöre besitzt,<br />
Teil des Programms „Kloster auf Zeit“, bei<br />
dem sich Gäste, oft kostenfrei, eine Zeitlang<br />
in das Klosterleben einfügen dürfen.<br />
Kein Tourismus also, sondern eher so<br />
etwas wie Feldforschung. ❍<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
Kurhaus und Kloster Marienkron.<br />
Bibliothek in Kremsmünster.<br />
Der weltälteste Zisterzienserstift steht in Rein.<br />
Das Pauluszimmer in der Prälatur Geras.<br />
21
Schwerpunkt-Thema<br />
ein Kirchgang durch das land<br />
Architektur, Ideen und Spiritualität fanden schon in den frühchristlichen Sakralbauten des<br />
ausgehenden Altertums eine Form der Umsetzung für das Wort Gottes. Adrian Ortner<br />
Schied schon damals die Geister: die Kirche „Zur heiligen Dreifaltigkeit“ von Fritz Wotruba.<br />
Bereits seit Jahrhunderten drücken<br />
Kirchen als Zeugnisse christlicher<br />
Überzeugung und himmelwärts strebende<br />
Kunstwerke heimischen Ortsbildern den<br />
Stempel auf – in urbanen wie ländlichen<br />
Räumen. Die seit rund 1.700 Jahren in<br />
Europa errichteten christlichen Bauten<br />
könnten aber unterschiedlicher nicht sein.<br />
Geschuldet ist diese Divergenz den verschiedenen<br />
Baustilen und ihren z. B. romanischen,<br />
gotischen, barocken Akzentuierungen.<br />
Dabei galt es im Kirchenbau<br />
stets, die biblische Symbolik in sakral-<br />
architektonische Leistungen zu transformieren,<br />
sich dem Schöpfer zu nähern und<br />
den Reisenden Folgendes deutlich zu<br />
machen: Hier geht es christlich zu!<br />
So zog der Stilwandel – gepaart mit der<br />
sich ausbreitenden ethnischen Vielfalt – in<br />
Land und Städten eine Mannigfaltigkeit<br />
nach sich, die uns z. B. die natürliche Bescheidenheit<br />
der Romanik, einen bereits<br />
aus weiter Ferne auszumachenden gotischen<br />
Dom, die komplexe barocke Verspieltheit<br />
und manches mehr gebracht hat.<br />
mächtigen grünen Bäumen. Im Außenbau<br />
sind in der Anlage und im Mauerwerk<br />
romanische Elemente in Form der gegliederten<br />
Rundbögen zu erkennen. Besucher<br />
erwarten im Inneren, das eine abwechslungsreiche<br />
Geschichte erlebt hat,<br />
freigelegte römische Inschriftensteine sowie<br />
eine römische Ofenanlage. Berühmt<br />
ist auch die Nachbildung des Volto-Santo-<br />
Kruzifixes von Lucca, eines Gnadenbildes<br />
aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.<br />
Auch gotische Spuren lassen sich<br />
vereinzelt finden.<br />
Einem äußerst ungewöhnlichen Sakralbau<br />
begegnet man wiederum im Liesertal<br />
im Kärntner Oberland. Die „Geteilte Kirche<br />
am Kreuzbichl“ – auch „Kreuzbichlkapelle“<br />
genannt – ist eine weltweit einzigartige<br />
Erscheinung, verläuft durch sie doch<br />
eine befahrene Straße. Während sich auf<br />
der einen Seite der Altarraum befindet,<br />
können die Kirchenbesucher auf der anderen<br />
Straßenseite in einer zweigeschoßigen<br />
Galerie der Predigt aus dem Altarraum<br />
lauschen. Dieses architektonische<br />
Unikum geht mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
auf ein Marterl namens „Kreuz am Bichl“<br />
aus dem 15. Jahrhundert zurück, woraus<br />
im Jahr 1588 dann eine Kapelle entstand.<br />
Heute noch finden dort Prozessionen zum<br />
Kreuzbichl sowie Heilige Messen statt.<br />
Anstaltskirche für psychisch Kranke<br />
Auch inzwischen seit mehr als einem<br />
Jahrhundert zelebriert man Heilige Messen<br />
in der Otto-Wagner-Kirche „Am Steinhof“,<br />
im größten Sakralkunstwerk des<br />
Jugendstils. Dieses entstand im Rahmen<br />
der 1907 fertiggestellten und zu dieser<br />
Zeit modernsten psychiatrischen Anstalt<br />
Ewald<br />
Alt und geteilt<br />
Europas. Die Kirche zum „Hl. Leopold“<br />
Die vielleicht älteste noch bestehende thront auf den Hängen des Gallitzin berges<br />
Kirche Österreichs ist die erstmals im Jahr und wurde in den Jahren 1904 bis 1907 wikipedia, for<br />
799 urkundlich erwähnte Martinskirche errichtet. Als Anstaltskirche für psychisch<br />
auf dem Römerberg in Linz. Fast beschei- Kranke hatte Wagner hier vieles zu be-<br />
ninanuri<br />
Die „Hundertwasserkirche“ in Bärnbach. den verbirgt sich der Kirchenbau hinter achten. In unzähligen Gesprächen mit ©<br />
22 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong>
© Welleschick, Popie, Gerhard Anzinger<br />
Ärzten, Pflegern und Co. machte er sämtliche<br />
Anforderungen an das zu planende<br />
Bauwerk aus, weshalb in weiterer Folge<br />
u. a. ein eigenes Arztzimmer, Toiletten und<br />
Notausgänge, aber auch Kirchenstühle<br />
ohne scharfe Kanten, um die Verletzungsgefahr<br />
zu minimieren, eingeplant wurden.<br />
Am 8. Oktober 1907 wurde das Bauwerk<br />
von Erzherzog Franz Ferdinand, der gemeinhin<br />
nicht als Freund des Jugendstils<br />
galt und mit Wagner im Vorfeld gestalterische<br />
Konflikte austrug, eröffnet – wobei<br />
der Architekt im Zuge der Eröffnungsrede<br />
nicht einmal Erwähnung fand. Die „Neue<br />
Freie Presse“ hingegen schrieb an diesem<br />
Tag: „Und ist es nicht eine hübsche Ironie<br />
des Schicksals, dass so ziemlich das<br />
erste vernünftige sezessionistische Gebäude<br />
großen Stils in Wien für die Irrsinnigen<br />
gebaut worden ist?“<br />
Das Werk des „Doktors“<br />
Ein extrem buntes und fröhliches Gotteshaus<br />
ist die von Friedensreich Hundertwasser<br />
umgestaltete „Sankt Barbara Kirche“<br />
im steirischen Bärnbach. Die Pfarrkirche<br />
wurde im Jahr 1948 bis 1950 nach<br />
„Die gerade Linie ist<br />
gottlos und unmoralisch.“<br />
Friedensreich Hundertwasser<br />
den Plänen von Architekt Karl Lebwohl als<br />
Nachkriegskirche in einem strengen Stil<br />
erbaut und knapp 40 Jahre später von<br />
Hundertwasser adaptiert. „Die gerade<br />
Linie ist gottlos und unmoralisch“, war<br />
eine Maxime des Künstlers, der er auch<br />
bei der Gestaltung der „Sankt Barbara<br />
Kirche“ treu geblieben ist. Denn mit der<br />
Adaption der Kirche setzte der selbsternannte<br />
Architekturdoktor einen massiven<br />
Kontrapunkt zum ursprünglichen Stil. Die<br />
Adaption manifestierte sich durch kunstvolle<br />
Keramikmosaike, farbig abgesetzte<br />
Putzflächen, ein bunt gestaltetes Ziegeldach<br />
mit vergoldeten Kuppeln sowie einen<br />
ebenso goldenen Zwiebelturm.<br />
Weniger Architektur-Doktor, sondern wohl<br />
mehr bedeutendster Sakralarchitekt seiner<br />
Zeit sowie Begründer der monumentalen<br />
Moderne war Clemens Holzmeister.<br />
Dessen Œuvre, das über 650 Objekte umfasst<br />
– darunter natürlich auch unzählige<br />
Profanbauten wie das Festspielhaus in<br />
Salzburg oder das Funkhaus in der Wiener<br />
Argentinierstraße –, war geprägt von<br />
Facettenreichtum. Im Sakralbau war Holzmeister<br />
stets auf der Suche nach neuen<br />
Raumlösungen, die die Gläubigen stärker<br />
integrieren sollten. Holzmeister erschuf<br />
z. B. die Kirchen Mariahilf in Bre genz, St.<br />
Georg in Innsbruck, Krim in Wien-Döbling,<br />
St. Erhard in Wien-Mauer, die Christkönigskirche<br />
in Gloggnitz und viele, viele<br />
mehr.<br />
In den Nachkriegsjahren traten im Sakralbau<br />
neben alten Meistern plötzlich auch<br />
einige junge Baumeister mit Projekten<br />
hervor. Ganz besonders in den 60er und<br />
frühen 70er Jahren führte der Diskurs zu<br />
den Richtlinien des Zweiten Vatikanums<br />
zu experimentelleren Lösungen und Bauten.<br />
Unter anderem auch zu der von Fritz<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Auch an der Innenausstattung seiner Kirche „Am Steinhof“ wirkte Otto Wagner mit.<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
Wotruba, der an sich Bildhauer war, entworfenen<br />
Kirche „Zur heiligen Dreifaltigkeit“<br />
in Wien Mauer. Bis zur Realisierung<br />
des ungewöhnlichen Bauwerks war es<br />
jedoch ein sprichwörtlich steiniger Weg,<br />
da zahlreiche einflussreiche Persönlichkeiten<br />
gegen den „Stanahaufen“ Wotrubas<br />
wetterten. Der imposante Bau besteht<br />
aus über 150 riesigen Betonblöcken, die<br />
verschieden groß und waagrecht, senkrecht<br />
und sogar schräg gestellt sind, aber<br />
nur auf den ersten Blick Chaos, Zerrissenheit<br />
und Pluralismus repräsentieren. Denn<br />
Wotruba betrachtete seine Kirche als<br />
„Skulptur, in der Landschaft, Architektur<br />
und Stadt zu einem Ganzen werden“. Eine<br />
Betrachtung, die perfekt zur Heiligen Dreifaltigkeit<br />
passte. Leider starb Fritz Wotruba<br />
bereits am 28. August 1975, weshalb<br />
er die vollendete Umsetzung seiner Pläne<br />
nicht mehr erleben durfte. Die Kirche wurde<br />
Ende 1976 geweiht. ❍<br />
Die „Kreuzbichlkapelle“ im Liesertal (links) und die Martinskirche am Linzer Römerberg.<br />
23
Schwerpunkt-Thema<br />
Nicht von dieser welt<br />
Die Gärten in Klöstern, wo bereits vor Hunderten von Jahren Kräuter und Nutzpflanzen kultiviert<br />
wurden, sind nicht nur überirdisch köstlich, sondern oft auch heilsam. Iris Wagnsonner<br />
Die Zisterzienser des Stiftes Zwettl im<br />
niederösterreichischen Waldviertel<br />
waren Vorreiter für die goldenen Säfte aus<br />
vergorenem Hopfen: „Als 1708 die heutige<br />
Privatbrauerei Zwettl gegründet wird, kann<br />
die Stadt bereits auf eine beachtliche bierkulturelle<br />
Tradition zurückblicken. Zuvorderst<br />
ist dies ein Verdienst der Mönche im<br />
nahen Zisterzienserstift, die sich damals<br />
neben ihrer seelsorgerischen Tätigkeit<br />
auch mit großer und demutsvoller Hingabe<br />
als Braumeister betätigen. Ab etwa 1500<br />
können sie beim Tischgebet im Refektorium<br />
dem Herrn nicht nur für die feinen<br />
Weine aus den eigenen Rieden, sondern<br />
auch für die würzigen Biere aus der hauseigenen<br />
Brauerei Lob und Dank sagen“,<br />
berichtet die Geschichte der Zwettler Privatbrauerei<br />
(www.zwettler.at/die-brauerei).<br />
Dem Vorbild der Mönche folgten bald weltliche<br />
Versuche, woraus sich in der Region<br />
In einer Klosterküche muss praktisch,<br />
handfest, gesund und gut gekocht<br />
werden. Die Autorin hat persönlich bei<br />
vielen klösterlichen Küchenmeistern und<br />
Stiftsköchinnen (vgl. Zitat oben MItte) in<br />
die Töpfe geschaut und auch praktische<br />
Tipps ihrer Tante Käthe, die selbst in einer<br />
Konviktküche tätig war, einfließen lassen.<br />
ISBN: 978-3-86214-035-0<br />
um 1.600 zahlreiche Haus- und Genossenschaftsbrauereien<br />
entwickelten. Diese<br />
Entwicklung zeichnete sich in vielen<br />
europäischen Regionen ab. Das Interesse<br />
der Kirche an der Förderung des Weinbaus<br />
war im Mittelalter sehr groß. Der Klerus<br />
hatte beständigen Bedarf an Mess-<br />
„Sie wissen aber schon, dass wir<br />
im Kloster nichts anderes essen als<br />
die Menschen draußen auch?“<br />
Prior Benedikt, Stift Geras<br />
wein, wenn auch in geringer Menge, der in<br />
Eigenproduktion gedeckt wurde. Es entstand<br />
nicht nur Wissen um die Veredelung<br />
der Trauben zum Getränk. Aufgrund der<br />
besonderen Bedeutung des Messweins<br />
für die katholische Kirche legte sie auch<br />
Die Autorin, Apothekerin und Spezialistin<br />
für Heilpflanzen entschlüsselt in dieser<br />
umfassenden Kräuterkunde so manches<br />
Geheimnis der Natur. Leicht verständlich<br />
und übersichtlich präsentiert sie Wissenswertes<br />
über Hausmittel und Kräuter. Sie<br />
gibt praktische Tipps zum Sammeln, die<br />
Lagerung bis hin zu Anwendungsformen.<br />
ISBN: 978-3-86214-004-6<br />
den Grundstein für Qualitätsrichtlinien:<br />
Die Herstellung erfolgt nach bestimmten,<br />
von der Kirche festgelegten Vorschriften<br />
der natürlichen Reinheit und Unverfälschtheit.<br />
Diese werden heute von den gesetzlichen<br />
Regelungen und Bestimmungen<br />
des Weinrechtes bei Prädikatsweinen<br />
erfüllt. Dass sich die Getränke auch zum<br />
Kochen hervorragend eignen, schlägt sich<br />
in Gerichten wie „Bierknödel“ nieder.<br />
Altes Wissen um Heilkräfte<br />
Tüpfelchen auf dem i der Küche sind die<br />
Kräuter, die den Geschmack der Gerichte<br />
erst vollenden. Die Kräuterkunde lag den<br />
Klöstern und Stiften schon immer am Herzen,<br />
nicht nur ihrer kulinarischen Vorzüge,<br />
sondern auch ihrer Heilkräfte wegen. Der<br />
durch Österreichs Medien bekannt gewordene<br />
Kräuterpfarrer Weidinger war nicht<br />
der Erste, der sich um die Publikation der<br />
Buchtipp: Bildband Buchtipp: Kräuterwissen Buchtipp: Rezeptsammlung<br />
Christiane Holler<br />
Geheimnisse der<br />
Klosterküchen<br />
Allpart Media<br />
Lizenzausgabe, 2011<br />
Preis: 20,60 Euro<br />
Dr. Ulrike Rehberger<br />
Gesund durch<br />
Heilkräuter<br />
Allpart Media<br />
Klosterneuburg, 1999<br />
Preis: 10,30 Euro<br />
Ingrid Haslinger<br />
Kloster-Kulinarium<br />
Leinen, 270 Seiten<br />
mandelbaum verlag<br />
Wien, 2011<br />
Preis: 24,90 Euro<br />
Das Stifts-Kochbuch aus dem Jahr 1899<br />
stammt vom Zisterzienserstift Lilienfeld in<br />
Niederösterreich. Es überliefert Rezepte<br />
und gibt wertvolle Einblicke in Lebenskultur<br />
und kulinarische Gepflogenheiten<br />
eines Klosters. Das Buch erzählt u. a. den<br />
Einfluss des Fastens auf den Speiseplan<br />
oder die Organisation des Haushalts.<br />
ISBN: 978-3-85476-374-1<br />
24 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong>
© Verlage (3), Rottapharm<br />
gesundheitlichen Seite der Gewächse angenommen<br />
hat. Viele, etwa sein Nachfolger<br />
Bendedikt, Prior des Prämonstratenserstiftes,<br />
bemühen sich um die Erhaltung<br />
des Wissens und die praktische Anwendbarkeit<br />
für alltägliche Zwecke.<br />
Es war eine Benediktinerin, die sich schon<br />
vor fast einem Millennium sehr viel Heilwissen<br />
angeeignet hat: Hildegard von<br />
Bingens Erkenntnisse sind mittlerweile<br />
Gegenstand zahlreicher Kochbücher,<br />
Gesundheitsfibeln und Kräuterlexika. Ihr<br />
Name steht als Etikett auf Keksverpackungen,<br />
Weinen, Körpercremes bis<br />
hin zu Diäten, Wellnesswochen, Spezialkuren<br />
und so weiter. Von Bingen gilt als<br />
erste Naturforscherin und Ärztin, sie war<br />
auch Dichterin und Komponistin und galt<br />
als eine der größten Mystikerinnen des<br />
Mittelalters. Ihr Heilwissen hat sie in eigenen<br />
Werken zwischen 1151 und 1158 niedergeschrieben.<br />
Infos findet man im Internet:<br />
www.hildegard-gesellschaft.org.<br />
Moderner Naturgeschmack<br />
Ein moderner weltlicher Vertreter, der die<br />
Natur auf den Teller bringt, ist Johann Reisinger.<br />
Seine Küche ist Natur pur, Blüten<br />
und Kräuter sind essenzielle Ingredienzien<br />
der Gerichte und zugleich auch deren<br />
Dekor. Das Auge isst schließlich mit. „Meine<br />
Küche verwendet nur ursprüngliche<br />
und unverfälschte Elemente – Lebensmittel,<br />
bei denen nichts hinzugefügt, er-<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
Anbau der das Immunsystem stärkenden Pflanze Echinacin, die in der Homöopatie z. B. in Form des Echinacin ® -Saftes von Madaus zum Einsatz kommt.<br />
The taste of Austria!<br />
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Produkte weltweit!<br />
zwungen oder korrigiert worden ist“, so<br />
die Philosophie von Reisinger (www.<br />
johann-reisinger.at). Der Purist ist Mitbegründer<br />
der Schönbrunner Seminare<br />
zur Erhaltung traditioneller Gemüsesorten,<br />
Mitglied der führenden Netzwerke<br />
zum Thema natürlicher Genuss, beispielsweise<br />
Arche Noah (Österreich) und<br />
Slow Food (weltweit). Seit dem Vorjahr ist<br />
der Steirer Mitglied der Arche-Kommission<br />
zur Erhaltung und Vermehrung aussterbender<br />
Produkte. Und Reisinger<br />
nimmt damit heute eine Vorreiterrolle ein,<br />
wie sie vielleicht die Mönche und Nonnen<br />
seinerzeit mit der Entdeckung und dem<br />
sorgfältigen Einsatz essbarer, heilender<br />
Pflanzen innehatten. ❍<br />
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25
Schwerpunkt-Thema<br />
heilige Musik<br />
Kirchenmusik war eine tragende Säule bei der Entstehung von Pop- und Rockmusik.<br />
Umgekehrt hat die Kirche bisher kaum neue musikalische Ideen aufgegriffen. Hanna Ronzheimer<br />
Treten in Kirchen, Konzertsälen und im Fernsehen auf: die Longfield Gospel Singers.<br />
Wenn man Gospelmusik singt, dann<br />
wird man mit diesen Inhalten einfach<br />
eins. Das kann man jetzt religiös<br />
betrachten, das Schöne ist aber, dass es<br />
der Musik innewohnt, ohne dass da ein<br />
Missionarsstempel drauf ist.<br />
Georg Weilguny ist Gründer und Leiter der<br />
Wiener Longfield Gospel Singers, die in<br />
mittlerweile vier Chören mit insgesamt<br />
400 Sängerinnen und Sängern an der<br />
Volkshochschule Meidling proben und bereits<br />
internationale Bekanntheit erlangt<br />
haben. Dabei fing alles sehr klein an. Der<br />
studierte Musiker, Komponist und Theaterwissenschaftler<br />
entdeckte Gospel bei<br />
einem Aufenthalt in den USA für sich. „Mir<br />
ist aufgefallen, dass dieser emotionale<br />
Gesang, der bei uns nicht so verbreitet ist,<br />
etwas in uns auslöst, wo mehr drinsteckt.“<br />
Er habe in Gospelchören mitgesungen,<br />
„und dann hat der Komponist in mir hinterfragt,<br />
wie die das machen und wie das<br />
arrangementtechnisch ausschaut. Ich<br />
habe dann angefangen, selber Stücke zu<br />
arrangieren und zu komponieren“.<br />
Pop der Christen<br />
1998 bot er den ersten Gospelkurs an der<br />
VHS Meidling an – mit überraschend großem<br />
Zulauf. CD-Aufnahmen, Tourneen<br />
und internationale Wettbewerbe folgten.<br />
Als Papst Benedikt XVI. 2007 nach Wien<br />
kommt, bittet die katholische Kirche den<br />
Gospelchor um ein Open-Air-Konzert auf<br />
dem Stephansplatz. „Die Kirche sucht<br />
hierzulande auch nach Wegen, um diese<br />
Musik einzubauen“, ist Weilguny überzeugt.<br />
Die europäische Kirchenmusik<br />
habe sich lange Zeit geweigert, Hand in<br />
Hand mit der Weiterentwicklung der<br />
Popularmusik zu gehen.<br />
Dass Kirchenmusik hierzulande dringend<br />
etwas aufzuholen hat, darüber sind sich<br />
Musikwissenschaftler fast einig.<br />
„Glaube und Religion sind nicht rational<br />
und folglich nicht allein durch rationale<br />
Worte auszudrücken“, meint Roland<br />
Eberlein, Musikwissenschaftler und Privatdozent<br />
an der Universität Köln. Glaube<br />
sei eine Empfindung, die eher durch Musik<br />
dargestellt und kommuniziert werden<br />
könne als durch rationale Gedanken und<br />
Worte. Und doch fordert er: „Wir brauchen<br />
eine neue Kirchenmusik.“<br />
In den letzten 60 Jahren konzentrierten<br />
sich Kirchenmusiker auf die historische<br />
Kirchenmusik und weigerten sich strikt,<br />
Weiterentwicklungen zur Kenntnis zu<br />
nehmen oder gar Popularmusik für die<br />
Kirche aufzugreifen. Einzelne Versuche<br />
in den 70er Jahren, etwa Jazzmessen abzuhalten,<br />
konnten sich nicht etablieren.<br />
Die Folge: Die heutige Generation unter<br />
40 Jahren sieht die Kirchenmusik nicht<br />
als Ausdruck ihres heutigen Lebensgefühls<br />
und ihrer eigenen Empfindungen,<br />
sondern als Ausdruck einer früheren Zeit.<br />
Sie fühlt sich nicht angesprochen. Für die<br />
Zukunft der Kirche findet Roland Eberlein<br />
das bedenklich.<br />
Gospel stelle zwar eine Annäherung an<br />
die jüngere Generation dar, meint er, doch<br />
bleibe es ein kulturell fremder Musikimport,<br />
dessen Ausdruck „fremde Gedanken<br />
und Gefühle“ seien. Veränderung<br />
müsse aus der eigenen Kultur heraus entstehen.<br />
Vor allem die Orgel, als typisches<br />
Instrument der Kirche, müsse aus ebendieser<br />
herausgetragen werden und in der<br />
weltlichen Musik mehr Platz finden.<br />
Tragt die Orgel aus der Kirche!<br />
Dabei war die Orgel ursprünglich kein<br />
Instrument der Kirche. Erfunden um<br />
250 vor Christus in der Antike, war sie<br />
im Theater, im Zirkus und bei öffentlichen<br />
Wettbewerben zu finden. Im Tempel oder<br />
in frühen christlichen Kirchen gab es<br />
keine Orgel, sondern ausschließlich den<br />
Chorgesang. Das änderte sich erst ab<br />
1000 nach Christus. Langsam wanderte<br />
die Orgel in die Kirche hinein, zunächst<br />
gegen große Widerstände der kirchlichen<br />
Obrigkeiten.<br />
Ein besonderer Liebhaber der Orgel ist<br />
Wolfgang Kreuzhuber. Als Leiter des Zentrums<br />
für Orgelforschung am Institut für<br />
26 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Longfield Gospel Chor, Rieger
Die Vorfertigung findet im Werk von Rieger statt. Die fertige Orgel ist in der Slowakischen Philharmonie in Bratislava zu sehen.<br />
Orgel, Orgelforschung und Kirchenmusik<br />
der Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst Wien ist er in Forschung, Lehre und<br />
Beratung gleichermaßen involviert. „Wir<br />
haben mehr als 7.000 Orgeln in Österreich<br />
und dokumentieren diese Geschichte und<br />
Vielfältigkeit“, so Kreuzhuber. Ein aktuelles<br />
Projekt, an dem er beratend beteiligt ist: die<br />
privat erstellte Orgeldatenbank ODB im<br />
Internet. Hier soll sich bald eine vollständige<br />
Kategorisierung von Informationen zu<br />
Orgeln in Österreich finden lassen.<br />
Die älteste Orgel Österreichs ist die<br />
Ebertsorgel in der Innsbrucker Hofkirche<br />
von 1558, erzählt Kreuzhuber. Wien hat in<br />
der Franziskanerkirche die älteste Orgel<br />
aus dem Jahr 1642, zugleich eine der<br />
sehenswertesten. Für ihre Restaurierung<br />
haben Kreuzhuber und sein Team entscheidende<br />
Beratertätigkeit geleistet.<br />
Über 60 Prozent der österreichischen<br />
Orgeln sind allerdings Neubauten, die vor<br />
allem nach 1947 errichtet wurden.<br />
Orgelexport aus Österreich<br />
Von den zirka 35 Orgelbaufirmen, die es<br />
in Österreich gibt, ist das Vorarlberger<br />
Unternehmen Rieger eines der 20 weltweit<br />
bekanntesten. Seit 1845 baut und liefert<br />
Rieger, das bislang größte Werk steht<br />
im Hongkong Cultural Centre. Bis zu zwei<br />
Millionen Euro werden für ein Großprojekt<br />
veranschlagt. Aktuell stehen Aufträge in<br />
Seoul, Johannesburg und Nazareth auf<br />
dem Plan. Bis auf den arabischen und<br />
südamerikanischen Raum hat Rieger<br />
schon alles beliefert. Von schwindendem<br />
Interesse also keine Spur?<br />
Dass die traditionelle Kirchenmusik bei<br />
jungen Menschen verpönt sei, bezweifelt<br />
auch Johannes Ebenbauer, Vertragslehrer<br />
am Institut für Orgel, Orgelforschung<br />
und Kirchenmusik in Wien mit Schwerpunkt<br />
Improvisation und liturgisches Orgelspiel.<br />
„Es gibt sehr viele junge Leute,<br />
die sich für die sakrale Musik interessieren“,<br />
meint er. Ebenbauer, der neben der<br />
Lehre auch kompositorisch und musikalisch<br />
tätig und seit 2011 verantwortlich für<br />
die wöchentlichen Orgelpräsentationen<br />
der erwähnten Wöckherl-Orgel in der<br />
Wiener Franziskanerkirche ist, möchte<br />
lieber von Musica Sacra sprechen als von<br />
Kirchenmusik. „Die Wurzeln der mitteleuropäischen<br />
abendländischen Musik<br />
liegen mindestens zu 50 Prozent in kirchenmusikalischer<br />
Tradition“, meint er.<br />
Der christliche Einfluss gehe also weit<br />
über das rein Kirchliche hinaus.<br />
„Musica Sacra“, so heißt auch Österreichs<br />
bedeutendstes und zugleich in novativstes<br />
Festival für Sakralmusik in<br />
St. Pölten und Umgebung. Seit über zwei<br />
Jahrzehnten schlägt es musikalische<br />
Brücken zwischen Tradition und Moderne.<br />
Wie nah muss die Kirche der aktuellen<br />
Musik kommen? Gestritten wird, ob man<br />
so weit gehen muss wie Dechant Josef<br />
Reisenhofer im steirischen Hartberg, der<br />
einen Gottesdienst am Halloweenabend<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
in einer Disco ausrichtete. Vielleicht kann<br />
auch hier Gospel als der „Pop der Christen“<br />
eine Erkenntnis bieten. „Von der amerikanischen<br />
Entstehungsgeschichte her<br />
war das immer Popmusik. Die Leute<br />
haben Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
begonnen, ihre eigene Kirchenmusik zu<br />
schreiben, und das war genau die Musik,<br />
zu der sie am Samtagabend getanzt haben.<br />
Die wollten sie auch am Sonntag in<br />
der Kirche hören. Nur die Inhalte waren<br />
anders“, so Weilguny. Ein Tipp für alle<br />
Gospelfans ist übrigens auch der Gastauftritt<br />
des Ensembles „American Christmas<br />
Gospel“ mit der international bekannten<br />
Sängerin Stella Jones – zu sehen und<br />
zu hören im No vember und Dezember in<br />
der Wiener Votivkirche. ❍<br />
Linktipps<br />
■ Longfield Gospel Singers<br />
www.longfield.at/lgs/index.htm<br />
■ Österreichische Orgeldatenbank (ODB)<br />
www.odb.at/<br />
■ Festival Musica Sacra St. Pölten<br />
www.festival-musica-sacra.at/<br />
■ Votivkirche Wien<br />
www.votivkirche.at/<br />
■ Institut für Orgel, Orgelforschung und<br />
Kirchenmusik der Universität für Musik<br />
und Darstellende Kunst Wien<br />
www.mdw.ac.at/iof/<br />
27
Schwerpunkt-Thema<br />
Vom Krampus zur Krippe<br />
Österreich hat unzählige Bräuche rund um die Advent- und Weihnachtszeit.<br />
Ein unvollständiger Überblick über Altes und Neuaufgelegtes. Hanna Ronzheimer<br />
Das Jungdamen- und Jungherrenkomitee bei der feierlichen Eröffnung des Wiener Kathreintanzes.<br />
Weihnachten und Advent sind eine<br />
Zeit, in der alte Bräuche hochgehalten<br />
werden. Doch nicht alles ist so fest in<br />
der österreichischen Geschichte verankert,<br />
wie es auf den ersten Blick scheint.<br />
Kreativität, Improvisation und Offenheit für<br />
Neues erhalten eine Volkskultur schließlich<br />
lebendig.<br />
Improvisiert hatten zum Beispiel der Lehrer<br />
Franz Gruber und der Pfarrer Josef Mohr<br />
Musik am Wiener Kathreintanz <strong>2012</strong> im<br />
Arkadenhof des Palais Ferstel.<br />
im salzburgischen Oberndorf. Ihnen ging<br />
gerade zu Weihnachten im Jahr 1818 die<br />
Orgel kaputt. Gruber komponierte daraufhin<br />
das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“,<br />
Pfarrer Mohr dichtete den Text. Heute wird<br />
das Lied in über 300 Sprachen und Dialekten<br />
gesungen – begleitet von der Orgel.<br />
Kathreintanz<br />
Was ist typisch für die österreichische<br />
Weihnachtszeit? Am Beginn steht der<br />
Kathreintanz am letzten Sonntag vor dem<br />
ersten Advent. Er leitet die kommende<br />
tanzfreie Adventzeit ein. Daran hält sich<br />
heute zwar eigentlich niemand mehr, doch<br />
der Wiener Kathreintanz ist eine riesige<br />
Volkstanzveranstaltung, die seit dem<br />
Brand des ursprünglichen Veranstaltungsortes,<br />
den Sofiensälen, örtlich wechselnd<br />
stattfindet und meist mehr als 1.000 Besucher<br />
hat. Der Brauch ist uralt, in Wien aber<br />
neu aufgelegt: Die Arbeitsgemeinschaft<br />
für Wiener Volkstanzgruppen organisiert<br />
die Veranstaltung seit 1950.<br />
Advent<br />
Der Adventskranz ist eine Erfindung aus<br />
Norddeutschland und heißt in Österreich<br />
nur mehr Adventkranz. 1839 erfand der<br />
evangelische Theologe Johann Wichern<br />
(1808–1881) in Hamburg den Kranz mit<br />
vier großen weißen und 18 bis 24 kleinen<br />
roten Kerzen. In dem von ihm errichteten<br />
Waisenhaus wurde ab 1851 der Holzreif<br />
erstmals mit grünen Tannenzweigen als<br />
Zeichen für das Leben geschmückt. Seinen<br />
Weg in die österreichischen Wohnzimmer<br />
fand der Kranz erst allmählich, als<br />
richtig verbreitet galt er erstmals zwischen<br />
1945 und 1960. Ähnlich wie im benachbarten<br />
Bayern ist hierzulande der Kranz<br />
traditionell in den liturgischen Farben –<br />
mit drei lila und einer rosa Kerze – geschmückt.<br />
Die rosa Kerze wird am dritten<br />
Adventsonntag entzündet, der auch<br />
„Gaudete“ („Freuet euch“) genannt wird.<br />
Dabei gab es einen interessanten Vorläufer,<br />
der heute mancherorts wieder in<br />
den Schulen gebastelt wird: den österreichisch-altbairischen<br />
Paradeisl. Vier rote<br />
Äpfel werden mit bemalten oder verzierten<br />
Stöcken zu einer Dreieckspyramide<br />
verbunden. Auf jedem Apfel ist eine Kerze<br />
angebracht. Am vierten Adventsonntag<br />
leuchtet die Kerze auf der Spitze der Pyramide.<br />
Der Paradeisl steht oft auf einem mit<br />
Weihnachtsgebäck, Nüssen oder Äpfeln<br />
geschmückten Teller.<br />
Barbarazweige, Luzehln und Schiffchen<br />
Am 4. Dezember werden zu Ehren der<br />
Heiligen Barbara einige Kirschzweige<br />
geschnitten. Blühen sie zu Weihnachten<br />
in der Vase auf, kündigt sich damit das<br />
Frühjahr und – je nach Region – eine<br />
Hochzeit oder Taufe an.<br />
Der 12. Dezember ist der Tag der weißen<br />
Luzehln: Im burgenländischen Unterwart<br />
wird ein alter Brauch von der ungarischstämmigen<br />
Bevölkerung gepflegt. Die<br />
„weißen Luzehln mit dem Kochlöffel“ zie-<br />
28 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong>
© Hans Schröpfer, Judith Ziegler, Krippenmuseum Fuplmes<br />
hen an diesem Tag, dem Vortag des Festes<br />
der heiligen Lucia, in Gruppen von<br />
Haus zu Haus, um Grüße und gute Wünsche<br />
zu erbeten.<br />
Im steirischen Mariazell dagegen werden<br />
von den Kindern um den 5. Dezember<br />
bunte Papierschifferln gebastelt, mit Sprüchen<br />
versehen und bei Bekannten heimlich<br />
vor die Tür gestellt. Am nächsten Tag<br />
wird das Schifflein, das nun mit Süßigkeiten<br />
gefüllt sein sollte, dann abgeholt.<br />
Krampusjagd<br />
Eine maßgebliche Rolle, die auch in vielen<br />
unterschiedlichen lokalen Bräuchen<br />
verankert ist, spielt in Österreich der<br />
Krampus.<br />
Am Krampustag, dem 5. Dezember,<br />
manchmal aber auch am Nikolaustag, dem<br />
Tag danach, treiben die verkleideten Teufelsgestalten<br />
mit Weidenrute und Kuhglocke<br />
ausgestattet beim Krampuslauf ihr<br />
Unwesen. Ursprünglich war der Brauch in<br />
ganz Öster reich verbreitet, bis er von der<br />
Inquisition verboten wurde und sich nur in<br />
„Zweige schneiden zu St. Barbara,<br />
Blüten sind bis Weihnachten da.“<br />
Bauernregel<br />
abgelegenen Gebieten halten konnte. Vor<br />
allem im Salzburger Land hat der Krampus<br />
große Tradition: Neben dem Gasteiner<br />
Krampuslauf gibt es eine seit 1949 neu aufgelegte<br />
Form der „Wilden Jagd von Untersberg“,<br />
einen uralten Perchtenlauf, der um<br />
1900 eingestellt wurde und erst nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg wieder aufkam.<br />
Christbaum<br />
Nicht nur der Adventkranz, auch der Christbaum<br />
ist eigentlich eine evangelische Erfindung<br />
(wenn auch unter dem Namen<br />
Weihnachtsbaum), die es zum Beispiel in<br />
Salzburg erst seit etwa den 1820er Jahren<br />
gibt. Der erste Weihnachtsbaum in Wien<br />
soll 1814 von der jüdischen Berlinerin<br />
Fanny Arnstein aufgestellt worden sein.<br />
Die Gattin eines der bedeutendsten und<br />
reichsten Wiener war eine der schillerndsten<br />
Figuren der jüdischen Emanzipation in<br />
Wien. Ihr Salon, in dem sie nach französi-<br />
schem Vorbild Intellektuelle, Schriftsteller<br />
und Gelehrte versammelte, war zeitweise<br />
der wichtigste der Stadt. Kein Wunder also,<br />
dass sich der Weihnachtsbaum bald verbreitete.<br />
Zu den Arbeitern und zur bäuerlichen<br />
Bevölkerung gelangte der Baum<br />
allerdings erst im 20. Jahrhundert.<br />
Krippen<br />
Eine weitreichendere Tradition als Christbäume<br />
haben in Österreich die Krippen.<br />
Vor allem Tirol ist bekannt für seine kreativen<br />
Nachbauten des Stalls von Maria<br />
und Joseph.<br />
Schon der Mönch Franz von Assisi stellte<br />
in einer Felsgrotte mit seinen Brüdern und<br />
Schwestern die Szene von Bethlehem<br />
nach. Im 17. Jahrhundert verbreiteten sie<br />
sich in den Kirchen, in Innsbruck vor allem<br />
über die Franziskaner. Die Krippe wurde –<br />
lange vor dem Christbaum – zum Weihnachtsschmuck<br />
der privaten Häuser und<br />
behauptet ihren Platz bis heute.<br />
Die zentrale Szene der Geburt Christi<br />
wurde früher oft an die eigenen regionalen<br />
Lebenswelten angepasst, und so<br />
tummelten sich in den Tiroler Krippen<br />
auch Figuren in Trachten vor Tiroler Häusern<br />
zwischen den biblischen Gestalten.<br />
Ein eigenes Museum ist dem Handwerk<br />
und Bau der Fasten- und Ganzjahreskrippen<br />
in Tirol gewidmet. Hier gibt es<br />
auch Guckloch-Krippen, die das Heilige<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Das Tiroler Krippenmuseum in Fulpmes zeigt u. a. auch begehbare Krippen.<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
geheim halten, und begehbare Krippen.<br />
Sehenswert ist auch das oberösterreichische<br />
„Steyrer Kripperl“ von 1850, eines<br />
der letzten noch bespielten Stabpuppentheater<br />
im deutschen Sprachraum. Es<br />
werden dort 455 Figuren bewegt. Vom<br />
24. Dezember bis zum 5.Jänner gibt es<br />
dann die immer noch verbreiteten Raunächte.<br />
Der Begriff „Raunacht“ leitet sich<br />
vom „Ausräuchern des Hauses“ ab. Damit,<br />
so glaubte man im Spätmittelalter,<br />
würden Geister und Dämonen abgewehrt.<br />
In einer Pfanne legt man Weihrauch, Teile<br />
des am Palmsonntag geweihten Palmbesens<br />
oder andere geweihte Kräuter auf<br />
etwas Glut. Betend zieht man mit der Pfanne<br />
durch das Haus. Hinter dem Vorbeter<br />
mit der Rauchpfanne segnet eine zweite<br />
Person mit Weihwasser jedes Zimmer.<br />
Aber Vorsicht: Zu dieser Zeit sind auch gerade<br />
die Sternsinger unterwegs! ❍<br />
Interessante Links<br />
1. Tiroler Krippenmuseum<br />
www.krippenmuseum.at/<br />
2. Kathreintanz Wien – <strong>2012</strong><br />
www.wienerkathreintanz.at/<br />
3. Silvester <strong>2012</strong>: Kaiserball in Wien<br />
www.legrandbal.at/<br />
4. Christkindlmarkt Salzburg<br />
www.christkindlmarkt.co.at/index.html<br />
29
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
Kärnten<br />
LH Gerhard Dörfler konnte auch „Skikaiser“ Franz Klammer als einen der<br />
zahlreichen Tester des E-Cell gewinnen.<br />
Kärnten gibt Vollgas mit strom<br />
217.475 Kilometer haben die 15 elektrobetriebenen A-Klasse<br />
E-Cell bisher heruntergespult, für die Kärnten seit rund zwei<br />
Jahren offizielle Testregion von Mercedes-Benz ist. 21.747,50<br />
Kilogramm CO2 konnten dadurch eingespart werden. In der<br />
„Sonnenstadt“ St. Veit erzeugen fünf Photovoltaikkraftwerke in<br />
der Innenstadt insgesamt 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom,<br />
das reicht für 450 bis 500 Haushalte. Mit der Initiative „Lebensland<br />
Kärnten“ ist das Bundesland Vorreiter bei Elektromobilität<br />
und erneuerbaren Energien.<br />
„Mit dem ‚Lebensland Kärnten‘ haben wir ein allumfassendes<br />
Konzept, das nicht nur die Förderung der Elektromobilität und<br />
ein E-Tankstellennetz beinhaltet, sondern auch Bewusstseinsbildung<br />
und die umweltfreundliche Erzeugung der für die Elektrofahrzeuge<br />
benötigten Energie“, erklärt Landeshauptmann<br />
Gerhard Dörfler. St. Veit, wo bei Untermühlbach auch eines von<br />
Österreichs größten Photovoltaikkraftwerken steht, bezeichnet<br />
er als „Großtankstelle Kärntens für die Elektromobilität“. In der<br />
Herzogstadt sollen sogar noch weitere Sonnenkraftwerke<br />
errichtet werden, so ist auf einer ehemaligen Mülldeponie eine<br />
Zwei-Megawatt-Anlage in Planung. Spannend und umfassend<br />
informiert die multimediale Ausstellung „Erlebnis Energie“ im<br />
Fuchspalast über das wichtige Zukunftsthema.<br />
Eine internationale und erfolgreiche Plattform ist auch die<br />
„Lebensland Kärnten“-Messe in Klagenfurt. Sie ist Österreichs<br />
größte Elektromobilitätsmesse und findet wieder vom 5. bis 7.<br />
April 2013 statt. ❍<br />
Infos unter: www.lebensland.com<br />
und www.erlebnis-energie.com<br />
Salzburg<br />
unterstützung für die Renovierung<br />
von sakralbauten<br />
Das Flair von Salzburg ist nicht zuletzt auch durch seine zahlreichen<br />
Kirchen geprägt. Nicht umsonst gilt Salzburg auch als Rom<br />
des Nordens. Das von Türmen und sakralen Bauten beherrschte<br />
Stadtbild ist auch Aushängeschild und Erfolgsgarant für den Tourismus.<br />
Die Erhaltung dieser alten Bauten kostet aber eine Menge<br />
Geld. Obwohl das Land nicht Eigentümer der Kirchen und Klöster<br />
ist, beteiligt es sich immer wieder finanziell an deren Erhaltung. So<br />
wurden beispielsweise zur Sanierung der Fassade des Salzburger<br />
Doms Ende der 1990er Jahre mehr als 300.000 Euro beigesteuert<br />
und für die Renovierung der Kollegienkirche am Universitätsplatz<br />
leistete das Land einen Obolus von 120.000 Euro. Das Engagement<br />
beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Landeshauptstadt.<br />
Auch an der Sanierung und Erhaltung der zahlreichen Sakralbauten<br />
in den Landbezirken hat Salzburg größtes Interesse. Als ein<br />
Beispiel dafür sei nur die Generalsanierung der Filialkirche zum<br />
Heiligen Augustinus in St. Margareten im Lungau angeführt, für die<br />
Salzburg 65.000 Euro als Beitrag zu den Gesamtkosten von rund<br />
300.000 Euro berappt hat.<br />
Das Engagement des Landes für seine Kirchen ist die Sanierung<br />
der Wallfahrtskirche Maria Kirchental, des sogenannten Pinzgauer<br />
Domes. Salzburg hat dieses Sanierungsprojekt, das umgerechnet<br />
rund 2,5 Millionen Euro kostete, mit fast 400.000 Euro<br />
unterstützt. Salzburg hat aber auch auf dem Gebiet der Klöster<br />
und Abteien mit Besonderheiten aufzuwarten. So gibt es in Salzburg<br />
mit dem Benediktinerkloster St. Peter und dem Stift Nonnberg<br />
sowohl das älteste Männer- als auch das älteste Frauenkloster<br />
nördlich der Alpen. ❍<br />
www.salzburg.gv.at<br />
Zur Renovierung der Kollegienkirche (vorne) als auch des Domes hat das<br />
Land Salzburg Beiträge in nicht unbe trächt licher Höhe geleistet.<br />
30 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© LPD / Michael Salbrechter, Landes-Medienzentrum
© Land Tirol / Joensson, Schaub-Walzer/PID<br />
Tirol Wien<br />
LH Platter (re.) bei der Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen<br />
Österreich und Bayern über die nördliche Zulaufstrecke des Brenner<br />
Basistunnels mit (v. li.) EU-Koordinator Pat Cox und den Verkehrsministern<br />
Doris Bures sowie Peter Ramsauer.<br />
Nach zehn Jahren baustelle: Neue<br />
bahn ab 9. dezember in betrieb<br />
Nach zehnjähriger Bauzeit geht am 9. Dezember <strong>2012</strong> mit dem<br />
40 Kilometer langen Abschnitt Baumkirchen-Radfeld der erste<br />
Teil der Unterinntaltrasse in Betrieb. „Der Start einer neuen Ära<br />
in der Tiroler Verkehrspolitik: Damit leiten wir eine langfristige und<br />
nachhaltige Umleitung des Lkw-Verkehrs von der Straße auf die<br />
Schiene ein“, so LH Günther Platter zur neuen Hochleistungsstrecke<br />
der Bahn.<br />
Auch in Bayern laufen die Arbeiten für die Realisierung der nördlichen<br />
Zulaufstrecke des Brenner Basistunnels (BBT) mittlerweile<br />
auf Hochtouren. Heuer haben die Verkehrsminister Österreichs<br />
und Deutschlands eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.<br />
Konkret geht es um den weiteren Ausbau der Bahnstrecke<br />
von München über Rosenheim bis zur Staatsgrenze und weiter<br />
über Kufstein nach Kundl/Radfeld: „Zeitgerecht mit dem Brenner<br />
Basistunnel sollen auch die Zulaufstrecken fertiggestellt werden“,<br />
freut sich LH Platter über dieses klare Signal.<br />
Beim Basistunnel stehen seit diesem Frühjahr alle Baustellen auf<br />
Nordtiroler Seite in Vollbetrieb. Vor dem Sommer wurde das bisher<br />
größte Bauvolumen auf österreichischer Seite genehmigt: Insgesamt<br />
werden in den nächsten Jahren bis 2017 rund 2,5 Milliarden<br />
Euro verbaut, davon die Hälfte auf Nordtiroler Seite. „Der BBT ist<br />
damit nicht nur das größte Infrastrukturprojekt, sondern auch ein<br />
gewaltiges Konjunkturpaket für Tirol“, stellt LH Platter fest. ❍<br />
www.bbt-se.com<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
denkmalpflege in wien:<br />
otto-wagner-Kirche „Am steinhof“<br />
Die NÖ Landesheil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ war zum<br />
Zeitpunkt der Eröffnung im Jahr 1907 die größte und modernste<br />
Nervenheilanstalt Europas. Mit der Anstaltskirche zum „Hl. Leopold“<br />
errichtete der Wiener Architekt Otto Wagner von 1904 bis<br />
1907 einen der bedeutendsten Sakralbauten des Jugendstils. Als<br />
erster Kirchenbau der Moderne in Europa setzte die Otto-Wagner-<br />
Kirche nach ihrer Fertigstellung neue architektonische Maßstäbe.<br />
Mit seiner weithin sichtbaren Kuppel aus Kupfer thront das Gotteshaus<br />
über der Gesamtanlage des Psychiatrischen Krankenhauses<br />
der Stadt Wien. Auch an der Innenausstattung wirkte Otto<br />
Wagner mit vielen seiner Künstlerkollegen mit. So entstanden<br />
fantastische Kunstwerke aus Gold, Marmor, Glas und Mosaik, die<br />
bis heute nichts von ihrem Glanz verloren haben.<br />
Vor einiger Zeit wurde das Jugendstilbauwerk vom Bundesdenkmalamt<br />
generalsaniert. Im Zuge dieser Arbeiten fand man heraus,<br />
dass viele technische und bauphysikalische Details, die von Otto<br />
Wagner geplant wurden, auch nach 100 Jahren noch ihre Gültigkeit<br />
besitzen.<br />
Der Verein „Wiener Spaziergänge“ bietet Führungen zu den<br />
unter schiedlichsten Themen an, u. a. auch einen „Wiener<br />
Spaziergang“ durch das Sanatorium und durch die Otto-Wagner-<br />
Kirche „Am Steinhof“. ❍<br />
www.wienguide.at<br />
Vor der Kirche steht das Denkmal des Gründers Leopold Steiner.<br />
31
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
Steiermark Niederösterreich<br />
Alois Neuhold: „Nicht von hier“, Galerientag steirischer herbst.<br />
Kulturfestival steirischer herbst<br />
Seit 1968 ist der steirische herbst weltweit das traditionsreichste<br />
internationale Festival für zeitgenössische Kunst und geht auf<br />
eine Initiative des damaligen Landeskulturreferenten Univ.-Prof.<br />
Hanns Koren zurück.<br />
Der steirische herbst zeigt und unterstützt aktuelle künstlerische<br />
Arbeiten. Deren Präsentation ist nur der sichtbarste Programmteil.<br />
Spektakuläre Aufführungen und groß angelegte Ausstellungen<br />
sind ebenfalls Bestandteile des Festivals. Zu den besonderen<br />
Ausstellungen zählt heuer die Schau Alois Neuholds, die im<br />
culturcentrum bei den Minoriten gezeigt wird – ein poetischer Flügelschlag<br />
zur aktuellen Religionsfrage am Beginn des 21. Jahrhunderts.<br />
Die Einbeziehung und Vernetzung internationaler wie<br />
regionaler Künstler ist üblich. Die unmittelbare Nähe zu Slowenien,<br />
Kroatien und dem mittel- und osteuropäischen Raum wird<br />
produktiv genutzt. Die Veranstalter des steirischen herbstes<br />
legen großen Wert auf persönliche Betreuung und Kontinuität.<br />
Langjährige Verbindungen sollen eine hervorragende Basis für<br />
eine erfolgreiche und originelle Zusammenarbeit schaffen. Durch<br />
eine Verbindung mit dem steirischen herbst könnte man nicht nur<br />
neue Kundenkreise erreichen, sondern auch das Image des eigenen<br />
Unternehmens verbessern und gesellschaftliche Verantwortung<br />
demonstrieren. ❍<br />
www.steirischerherbst.at<br />
Auslandsniederösterreicher/innen<br />
bei der landtagswahl 2013<br />
Voraussetzungen für eine Teilnahme an der niederösterreichischen<br />
Landtagswahl 2013: Sie haben nach dem 9. Jänner 2003<br />
Ihren Wohnsitz von Niederösterreich in das Ausland verlegt und<br />
stellen einen Antrag auf Aufnahme in die NÖ Landes-Wählerevidenz.<br />
Zum Zeit punkt der Antragstellung haben Sie keinen Hauptwohnsitz<br />
in Österreich bzw. keinen Zweitwohnsitz in Niederösterreich.<br />
Wenn Sie aber bereits seit November 2007 einen solchen<br />
Antrag bei Ihrer NÖ Gemeinde gestellt haben und im Jänner 2013<br />
weniger als 10 Jahre seit Ihrer Wohnsitzverlegung in das Ausland<br />
vergangen sind, können Sie an der Landtagswahl 2013 ebenfalls<br />
teilnehmen.<br />
Bitte Antrag samt Kopie Ihres Reisepasses oder Staatsbürgerschaftsnachweises<br />
(bei E-Mail-Antrag mit Scankopie) an die NÖ<br />
Gemeinde senden, in der Sie den letzten ordentlichen Wohnsitz<br />
hatten. Das Formblatt ist unter http://www.noel.gv.at/Politik-Verwaltung/Wahlen/Landtagswahl<br />
2013.html ab Ende Oktober <strong>2012</strong><br />
abrufbar.<br />
Weitere Informationen:<br />
Die Adresse Ihrer Gemeinde finden Sie unter dem Link http://<br />
www.noel.gv.at/Politik-Verwaltung/Behoerdenwegweiser/Bezirke-und-Gemeinden.html.<br />
Bei der nächsten NÖ Landtagswahl (im 1. Halbjahr 2013) können<br />
Sie dann Ihre Stimme mittels Briefwahl abgeben (Wahlkarte<br />
schriftlich bei Ihrer Gemeinde beantragen). Wenn Sie die Wahlkarte<br />
dann erhalten, bitte sofort Ihre Stimme abgeben, Wahl karte<br />
auf der Rückseite unterschreiben, den Stimmzettel in das kleine<br />
blaue Kuvert stecken und dieses Kuvert wieder in die Wahlkarte<br />
legen, dieses auch verschließen, dann die Wahlkarte in das Überkuvert<br />
legen, verschließen und an die Gemeinde senden. Ihre<br />
Stimme muss spätestens am Wahltag, 6.30 Uhr, bei der Gemeinde<br />
einlangen, um in das Ergebnis einbezogen zu werden.<br />
Für Fragen steht Ihnen Ihr Gemeindeamt zur Verfügung. ❍<br />
18. AuslandsniederösterreicherInnen-Treffen mit Besuch der Firma Egger.<br />
32 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Michael Mössmer, Kulturzentrum bei den Minoriten / Alois Neuhold
© Bgld. Landesmedienservice, Landespressestelle Vorarlberg<br />
Burgenland Vorarlberg<br />
Landeshauptmann Hans Niessl und Bundesminister Rudolf Hundstorfer<br />
freuen sich über mehr als 100.000 Beschäftigte im Burgenland.<br />
schallmauer durchbrochen<br />
Der Aufstieg des Burgenlandes geht weiter! Erstmalig in seiner<br />
Geschichte hat das jüngste Bundesland Österreichs mehr als<br />
100.000 Beschäftigte. Geplant war dieses Ziel für das Jahr 2013.<br />
„Das ist eine großartige Leistung. Damit hat das Burgenland eine<br />
neue Schallmauer durchbrochen. Das ist ein Erfolg der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer im Land, der heimischen Wirtschaft,<br />
vor allem aber ein Verdienst der Burgenländerinnen und Burgenländer“,<br />
so Landeshauptmann Hans Niessl.<br />
Im Juli des Jahres 1950 hatte das Burgenland knapp 33.000 unselbstständig<br />
Beschäftigte. Im Sommer 1970 konnte ein Höchststand<br />
von 46.600 Beschäftigten verzeichnet werden. Im Jahr 2000<br />
waren es bereits knapp 84.000. Seither konnte die Zahl der<br />
Beschäftigten auf exakt 101.078 Personen gesteigert werden.<br />
Noch deutlicher wird diese dynamische Entwicklung, wenn sie in<br />
Relation zu den anderen Bundesländern gestellt wird, denn das<br />
Burgenland verzeichnet mit Abstand den stärksten Zuwachs aller<br />
Bundesländer: Seit 1970 gibt es um 113,7 Prozent mehr Beschäftigte.<br />
An zweiter Stelle folgt Tirol mit rund 80 Prozent. Das Burgenland<br />
hat außerdem eine doppelt so hohe Zuwachsrate wie Niederösterreich.<br />
❍<br />
www.burgenland.gv.at<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
erfolgsmodell „bürgerrat“<br />
Seit dem Start 2006 hat das Büro für Zukunftsfragen an die 40 Bürgerräte<br />
– davon 30 in Vorarlberg – organisiert oder begleitet. „Diese<br />
aktive Verbindung zwischen Politik und Bürgerinnen und Bürgern<br />
wird institutionalisiert und weiter ausgebaut“, kündigt Landeshauptmann<br />
Markus Wallner an. Das Instrument der Bürgerbeteiligung<br />
soll daher in der Landesverfassung verankert werden.<br />
Auswahl nach dem Zufallsprinzip<br />
Bürger/innenräte werden mittlerweile halbjährlich landesweit<br />
durchgeführt. Dabei spielen „ganz normale“ Bürgerinnen und Bürger<br />
die Hauptrolle: Unter Begleitung/Moderation des Zukunftsbüros<br />
erarbeiten zehn bis 15 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und<br />
Bürger einer Gemeinde oder Region an einem Wochenende<br />
Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen. Die Ergebnisse<br />
werden öffentlich präsentiert und diskutiert.<br />
Am Ende des Bürger/innenrates steht eine gemeinsam verfasste<br />
Erklärung. „Die Menschen im Land sollen noch mehr zu Beteiligten<br />
werden und sich aktiv in die Weiterentwicklung unseres Landes<br />
einbringen“, betont Landeshauptmann Wallner.<br />
Rund 360 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger haben bisher an<br />
den 30 Bürgerräten in Vorarlberg teilgenommen. Diese Form der<br />
politischen Mitbestimmung kann kommunal, regional und landesweit<br />
durchgeführt werden. Größtes Interesse zeigten die Bürgerinnen<br />
und Bürger für die Bereiche Nahversorgung, Lebensqualität,<br />
Bildung, Verkehr und bauliche Entwicklung. Die vom<br />
Bür ger/innenrat erarbeiteten Themen und Vorschläge werden in<br />
die politische Zukunftsarbeit einfließen, sichert Landeshauptmann<br />
Wallner zu. ❍<br />
www.vorarlberg.at/zukunft<br />
Landeshauptmann Wallner (r.) bei einem Bürgerrat in Hohenems.<br />
33
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
Oberösterreich<br />
Stift St. Florian soll hier stellvertretend für die Vielfalt und Reichhaltigkeit der<br />
heimischen Kirchen- und Klosterlandschaft stehen.<br />
wertvoller beitrag für die oberösterreichische<br />
Kulturlandschaft<br />
Was Oberösterreich auszeichnet, sind nicht nur gute Wirtschaftsdaten,<br />
die Infrastruktur und das hohe Niveau von Aus- und Weiterbildung.<br />
Ein entscheidender Faktor ist auch die Lebensqualität.<br />
„Lebensqualität wird wesentlich geprägt vom Umgang mit Kunst<br />
und Kultur. Das ist auch mein Credo als Kulturreferent der Landesregierung“,<br />
erklärt Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer.<br />
Zahlreiche Kultureinrichtungen vereinen unser Bundesland wie<br />
kleine Mosaiksteine zu einem bunten, vielfältigen Gemälde. Dazu<br />
gehören auch die vielen heimischen Kirchen und Klöster, die mit<br />
ihren vielfältigen Angeboten und kulturellen Schätzen einen wertvollen<br />
Beitrag für das Kulturland Oberösterreich leisten. Ein großer<br />
Erfolg ist beispielsweise die „Lange Nacht der Kirchen“, die immer<br />
wieder unzählige Besucher/innen in ihren Bann zieht. Die Kirchen<br />
werden hier zu Orten der Begegnung, des Gesprächs, der Stille,<br />
des Feierns, der Kunst, der Kultur und der Meditation. Oder auch<br />
unsere Klöster und Stifte sind nicht nur Orte der Spiritualität und<br />
des Wissens, sondern sie sind auch wichtige Veranstaltungsorte<br />
für interessante Ausstellungen oder schöne Klostermärkte. So<br />
waren einige oberösterreichische Stifte schon Schauplätze von<br />
erfolgreichen Landesausstellungen. Eine weitere aktuelle Ausstellung,<br />
an der sich 30 Orden mit über 40 Treffpunkten in ganz<br />
Oberösterreich beteiligen, ist „Treffpunkt Klosterleben“,<br />
„Diese lebendige Verbindung von Tradition und Innovation, diese<br />
Offenheit für alle Sparten und Ausdrucksformen, ist ein entscheidender<br />
Bestandteil des Selbstverständnisses unseres Landes.<br />
Dies wird auch in der Kulturstudie des Landes Oberösterreich deutlich<br />
zum Ausdruck gebracht: Kunst und Kultur gehören zum Leben<br />
in Oberösterreich. 84 Prozent der Oberösterreicher/innen sind der<br />
Meinung, dass Kunst und Kultur für unser Land ganz wichtig sind“,<br />
betont Landeshauptmann Pühringer. ❍<br />
www.noe.gv.at<br />
Kunst und Kultur<br />
sport und Kunst im iglu<br />
Haben Sie schon einmal in einem Iglu übernachtet? Das ist auch<br />
heuer wieder möglich, oberhalb von Brixen in den Kitzbüheler<br />
Alpen. Das weiße Dorf aus 18 Iglus hat an der Bergstation in<br />
Hochbrixen seinen Standort, wo es auch für Nichtskifahrer perfekt<br />
erreichbar ist.<br />
Ein Besuch lohnt sich auch ohne Übernachtung im Rahmen eines<br />
Ausflugs: Die Iceland-Ausstellung wird diesen Winter zum vierten<br />
Mal in den Kitzbüheler Alpen gezeigt. Die Ausstellungsthemen der<br />
vergangenen Jahre (Jugendstil, Märchenwelten, Kontinente und<br />
Zeitreise) waren Garant für viele tausend neugierige Gäste. Heuer<br />
wurden 160 internationale Künstler eingeladen, ihre Entwürfe zum<br />
Thema „Legenden“ einzureichen. Wenige von ihnen wurden<br />
schließlich verpflichtet und machen sich ab Mitte Dezember in<br />
unmittelbarer Nähe der Bergstation der Hochbrixenbahn an die<br />
Arbeit. Legenden aus Film, Musik und Sport besuchen das Brixental<br />
– beeindruckend in Eis und Schnee geschnitzt können Michael<br />
Schumacher, Elvis und Co. einen ganzen Winter lang in der<br />
Eisskulpturenausstellung mitten in der SkiWelt Wilder Kaiser<br />
bestaunt werden. Sie werden über die Legendenskulpturen hinaus<br />
Ausstellungs-Iglus gestalten, eine Iglu-Kirche, eine riesige Eisbar<br />
und auch ein Restaurant.<br />
Die Freude an dieser vergänglichen Kunst, die bei hohen Temperaturen<br />
dazinschmilzt, empfinden nicht nur Skifahrer, Tagestouristen<br />
oder die Kinder der örtlichen Schulen beim Gang durch den<br />
knirschenden Schnee. Auch die Künstler selbst erleben das Arbeiten<br />
im Iglu als etwas Außergewöhnliches: „Es ist einfach schön,<br />
hier draußen am Berg zu arbeiten. Das ist schon was Besonderes,<br />
was man sonst nicht macht.“ So formulierte es vergangenen Winter<br />
ein Künstler aus Nürnberg, dessen Alltag sich ansonsten als<br />
Dozent für Fotografie und Kunst im Hörsaal abspielt.<br />
Auf das aktuelle sportliche Thema darf man also schon gespannt<br />
sein. Die Ausstellung ist von Ende Dezember bis Ostern täglich von<br />
10.30 bis 15.30 Uhr geöffnet. ❍<br />
www.alpeniglu.com<br />
Erfahrene Eisbildhauer und junge Künstler gestalten das Alpeniglu-Dorf.<br />
34 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
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FIS Alpine Ski-WM 2013<br />
wirtschaftsmotor sport<br />
Der Countdown läuft: Wie die Alpine Ski-Weltmeisterschaft im Februar 2013 die Ökonomie<br />
der ganzen Dachstein-Tauern-Region ankurbelt. Paul Christian Jezek<br />
Fast am Ziel: Die Region Schladming-Dachstein ist bestens auf das Sportgroßereignis vorbereitet.<br />
Beinahe alles dreht sich schon im Spätherbst<br />
<strong>2012</strong> um Schladming. Seit der<br />
steirische Ort mit seinen rund 4.400 Einwohnern<br />
2008 im Wettbewerb mit Cortina<br />
d’Ampezzo, St. Moritz sowie Vail / Beaver<br />
Creek den Zuschlag bekommen hat, sind<br />
nicht weniger als rund 400 Millionen Euro<br />
an Gesamtinvestitionen in die Region geflossen.<br />
In der Region stehen fast 30.000<br />
Betten aller Kategorien zur Verfügung – zuletzt<br />
hinzugekommen ist ein Falkensteiner-<br />
Viersternehotel in Schladming mit 130 Zimmern.<br />
In den vergangenen Monaten wurden<br />
mit diesem und weiteren Projekten<br />
rund 1.200 neue Betten realisiert.<br />
Neben den deutlich sichtbaren Bauten wie<br />
dem neuen Zielstadion mit der Zieleinlauf-<br />
Landmarke „Skygate“, dem futuristischen<br />
Talstationszentrum „Planet Planai“, dem<br />
Medienzentrum und der „Athletic Area“ in<br />
der Unteren Klaus (dient als Volunteer- und<br />
Security-Zentrum sowie als Verkehrsleitzentrale)<br />
wurde großzügig in neue Beherbergungsbetriebe<br />
investiert.<br />
Nur das Beste für die Gäste<br />
Besonders nachgefragt werden zukünftig<br />
höherwertige Hotelbetriebe im Drei- und<br />
Viersternesektor. Dementsprechend wur de<br />
dieses Segment in der Region auch besonders<br />
ausgebaut. Das „Sport-Spa-Style“<br />
der Falkensteiner-Gruppe ist strategisch<br />
perfekt gelegen – fußläufig zur Planai-Seilbahn<br />
sowie ins Schladminger Stadtzentrum<br />
– und grenzt unmittelbar an den<br />
Feurig: Das Publikum zeigt sich begeistert.<br />
neuen „Schladming Congress“. 130 Zimmer<br />
mit fantastischer Aussicht, von Standard-<br />
über Superior-Doppelzimmer bis zu<br />
Junior- und Seniorsuiten und einer Präsidentensuite<br />
reicht das Angebot.<br />
Gleich bei der Planai-Talstation entstand<br />
das „Hotel Planai“ mit 90 Zimmern und<br />
186 Gästebetten, in Rohrmoos oberhalb<br />
von Schladming wurde aus einer Pension<br />
das Viersterne-Arx-Genusshotel. Das<br />
„Hotel Planai“ (drei Sterne) wirkt schon<br />
durch die abgerundete Bauform und seine<br />
Holzfassaden harmonisch und einladend.<br />
Es beheimatet neben Hotelzimmern und<br />
Suiten (90 Zimmer, 186 Gästebetten),<br />
einem Sauna- und Wellnessbereich auch<br />
ein Restaurant, eine Bar und mehrere<br />
Geschäfte, in der hauseigenen Tiefgarage<br />
ist für entsprechenden Parkraum gesorgt.<br />
Noch einem Trend im Wintertourismus wird<br />
die Region Schladming-Dachstein gerecht:<br />
Immer mehr Gäste wollen ihren Urlaub statt<br />
im Hotel oder in einer Pension einmal in<br />
ihrer eigenen „Skihütte“ verbringen. In der<br />
Region entstanden in den letzten Jahren<br />
über 600 Betten in „Alm- oder Hüttendörfern“<br />
direkt in Topskigebieten. Auf entsprechenden<br />
Luxus braucht auch dort niemand<br />
verzichten: Die Ausstattung am Berg reicht<br />
neben geräumigen Schlaf- und Badezimmern,<br />
großen Terrassen mit Grillstellen bis<br />
zu Sauna, Sat-TV und kostenlosem WLAN.<br />
Insgesamt haben mehr als 200 Hotels und<br />
Pensionen in der Region Zu-, Um- und Ausbauten<br />
durchgeführt, alles in allem gibt es<br />
hierorts 1.838 Zimmervermietungsbetriebe.<br />
Im Bereich Mitterhaus wurde eine<br />
neue Achter-Sesselbahn errichtet: Mit einer<br />
Förderleistung von 3.200 Personen pro<br />
Stunde ist sie die leistungsstärkste in der<br />
gesamten Steiermark.<br />
Auf der Reiteralm wurde mit dem Preuneggtal<br />
praktisch ein ganz neues Skigebiet<br />
erschlossen. Rund 13 Millionen Euro werden<br />
in den Bau neuer Pisten und die Errichtung<br />
einer neuen 2,2 Kilometer langen Ach-<br />
36 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong>
© Spiess, Jamnig, Schladming-Dachstein<br />
ter-Gondelseilbahn investiert, die Förderleistung<br />
beträgt hier stündlich 2.400<br />
Per sonen. Auf dem Hauser Kaibling wird<br />
den Pistensportlern ab Winter <strong>2012</strong>/13 ein<br />
neues Servicecenter an der Bergstation der<br />
Gondelbahn zur Verfügung stehen. Das<br />
Gebäude mit viel Holz und Glas soll die perfekte<br />
Ergänzung zur Talstation bilden. Auf<br />
1.424 Meter Seehöhe genießen die Gäste<br />
dann eine moderne Lounge mit Gratis-Internet,<br />
eine Zweigstelle der Skischule sowie<br />
ein Sportfachgeschäft mit Ski- und Snowboardverleih,<br />
Skidepot und Sportbekleidung.<br />
Eine sieben Millionen Euro teure<br />
Investition soll auch der Riesneralm neue<br />
Perspektiven eröffnen: Eine neue Panorama-Sechser-Bahn<br />
übertrifft den aktuellen<br />
Hauptaufstieg um 300 Meter und erschließt<br />
damit ein neues Höhenskigebiet zwischen<br />
„Das Finale war eine super<br />
Werbung für den Skisport – das<br />
war fast unbeschreiblich, welche<br />
Bilder uns geliefert wurden.“<br />
Marcel Hirscher, Skirennläufer<br />
1.300 und 1.820 Meter Seehöhe zum Hochsitz<br />
am Gipfel des Breitecks. Damit wird das<br />
gesamte Pistenangebot auf über 30 Kilometer<br />
und 18 Hektar Fläche erweitert, zusätzliche<br />
Beschneiungsanlagen sorgen sowohl<br />
im Frühwinter als auch in der Saisonverlängerung<br />
bis Mitte April für optimale<br />
Bedingungen beim Sonnenskilauf.<br />
Profit für viele Jahre<br />
Dabei wird „der richtige WM-Effekt erst<br />
nach der Veranstaltung eintreten“, schätzen<br />
Tourismusreferent LH-Stv. Hermann<br />
Schützenhöfer und Steiermark-Tourismus-<br />
Chef Georg Bliem. Einer Studie des Wirtschaftsministeriums<br />
zufolge rechnet man<br />
durch den Imagegewinn als WM-Ort nach<br />
der Großveranstaltung mit rund 44.000 zusätzlichen<br />
Nächtigungen, sechs Millionen<br />
Euro Umsatzplus sowie einer gesteigerten<br />
Wert schöpfung von 4,3 Millionen Euro im<br />
Jahr. „Der WM-bedingte Zuwachs wird in<br />
den kommenden Jahren zusätzlich 1,8<br />
Prozent betragen“, meint Hermann Gruber,<br />
Tourismuschef der Region Schladming-<br />
Dachstein. „Von den wirtschaftlichen Effekten<br />
dieses Großereignisses werden wir<br />
über viele Jahre profitieren.“<br />
Witzigerweise ist während der WM und in<br />
den Tagen davor und danach mit einem<br />
Nächtigungsrückgang zu rechnen, da die<br />
Veranstaltung in die üblichen An- und Abreisezyklen<br />
hineinschneide, so die Verantwortlichen.<br />
Zu 85 Prozent würden die Zimmer<br />
nur von Einzelpersonen belegt, was<br />
ebenfalls für Rückgänge sorgen werde –<br />
laut Gruber rund 50.000 Nächtigungen.<br />
Man sei jedoch mehr als zuversichtlich,<br />
dass dies in der Zeit danach und durch den<br />
Werbewert aufgewogen werde.<br />
Die Skischaukel (45 Liftanlagen, rund 150<br />
Pistenkilometer) mit dem Kernstück Planai<br />
ist durchgehend benützbar. „Viele Gäste<br />
kommen gerade wegen der Ski-WM, weil<br />
da viele Pisten so leer sind, da rund 50 Prozent<br />
der Gäste die Rennen besuchen“, so<br />
Gruber. Außerdem sind aufgrund der zahlreichen<br />
Lift- und Pistenausbauten alle vier<br />
Skiberge – Hauser Kaibling, Planai, Hochwurzen<br />
und Reiteralm – auch während der<br />
Bewerbe für alle Skifahrer benutzbar. „Wir<br />
haben außerdem in den Betrieben darum<br />
geworben, gerade in der WM-Zeit die<br />
Stammgäste besonders zu umwerben und<br />
zum Kommen aufzufordern“, sagte Gruber.<br />
Bliem und Schützenhöfer nennen auch<br />
einige Rahmenzahlen zur Alpinen Ski-WM<br />
in Schladming: Zu den elf Bewerben mit<br />
rund 650 Athleten aus 70 Nationen werden<br />
rund 400.000 Besucher erwartet, etwa<br />
3.000 Medienvertreter werden darüber<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
FIS Alpine Ski-WM 2013<br />
Skivergnügen: Abseits der Veranstaltungen bleibt genug Raum für den aktiven Sportgenuss.<br />
berichten. Abgewickelt wird die WM von<br />
den 38 Mitgliedern des Organisationskomitees,<br />
unterstützt von rund 1.000 Volunteers,<br />
260 privaten Sicherheitsleuten, 360 Polizisten<br />
und 200 Rotkreuz-Angehörigen sowie<br />
40 Bergrettern. Stets einsatzbereit sind<br />
Ski-Opening-Events<br />
Nach großen Namen wie David Guetta,<br />
Pink, OneRepublic oder 30 Seconds to<br />
Mars konn ten auch dieses Jahr wieder<br />
internationale Topstars für das Planai Ski-<br />
Opening gewonnen werden: Swedish<br />
House Mafia, drei Top-DJs aus Schweden,<br />
geben am Freitag, den 30. November<br />
<strong>2012</strong> ihr aller erstes exklusives Konzert<br />
in Ös terreich und das voraussichtlich<br />
letzte Konzert unter diesem Namen. Ihre<br />
Hits wie „One“ oder „Save the World“<br />
waren monatelang in den internationalen<br />
Charts vertreten.<br />
Mit diesem ganz speziellen Live-Auftritt<br />
der drei Schweden ist dem Planai-Team<br />
ein besonderer Coup gelungen. „Wir sind<br />
überglücklich über das Engagement und<br />
freuen uns, dass wir gemeinsam einen<br />
grandiosen Auftakt in die WM-Saison<br />
feiern können“, sagt Georg Bliem. Neben<br />
der legendären „Pressekonferenz im<br />
Schnee“ vor dem Konzert werden am<br />
Freitag, den 30. 11. exklusiv für Medienvertreter<br />
aktuelle Informationen rund um<br />
die Ski-WM 2013 präsentiert.<br />
37
FIS Alpine Ski-WM 2013<br />
Night Race in Schladming: Hier kommt das Publikum den Skistars während eines Weltcup-Rennens so nah wie nirgendwo anders.<br />
sechs Pistenärzte und zwei Notarztteams.<br />
Für privat Anreisende stehen rund 4.000<br />
Pkw-Parkplätze sowie Stellplätze für rund<br />
400 Busse zur Verfügung. Wenn man ein<br />
Event-Ticket hat, ist die Benützung der<br />
ÖBB im Umkreis von 50 Kilometern sowie<br />
der Bus-Shuttle im Großraum Schladming<br />
gratis.<br />
Schnee-Gourmets in Schladming-Dachstein.<br />
WM der kurzen Wege<br />
Während die Fans die Ski-WM wohl kaum<br />
mehr erwarten können und sich die Weltcup-Profis<br />
zum Zeitpunkt des ROTWEISS-<br />
ROT-Redaktionsschlusses bereits intensiv<br />
mit den ersten Gletscherrennen auseinandergesetzt<br />
haben, könnte das Sportspektakel<br />
„eigentlich bereits morgen beginnen,<br />
alles ist fertig“. Das sagte ÖSV-Präsident<br />
Peter Schröcksnadel beim „Sport & Business<br />
Circle“ und wies zudem ebenfalls auf<br />
die „unglaubliche Wertschöpfung“ hin, die<br />
die Ski-WM bringen werde. Denn bereits<br />
Anfang Oktober waren alle Sponsor- und<br />
Marketingpakete ausverkauft, gab der<br />
Internationale Skiverband (FIS) bekannt.<br />
Als letzter neuer Hauptsponsor wurde die<br />
Schuhfirma Deichmann präsentiert. Dazu<br />
kommen die sieben bisherigen FIS-Partner<br />
Audi, Milka, Uniqa, Vattenfall, Gösser, Halti<br />
und Longines. „Für die FIS zeigt dieser<br />
kommerzielle Erfolg unseres Titel-Events<br />
die anhaltende Attraktivität des Wintersports<br />
am internationalen Markt“, erklärte<br />
FIS-Präsident Gian Franco Kasper. „Wir<br />
freuen uns sehr auf zwei unvergessliche<br />
Rennwochen und Feierlichkeiten unter<br />
dem Motto ‚Skifest mit Herz‘ vom 4. bis<br />
17. Februar in der Steiermark!“<br />
Auch der Salzburg Airport W. A. Mozart<br />
wird als „offizieller Flughafen der Alpinen<br />
Ski-WM 2013“ von der WM profitieren. Der<br />
Flughafen erwartet sich durch die WM<br />
„einige 10.000“ zusätzliche Passagiere, so<br />
Geschäftsführer Roland Hermann. Vom<br />
Terminal aus ist man via Tauernautobahn<br />
in knapp einer Stunde im Austragungsort,<br />
„und wir haben eine WM der kurzen Wege“,<br />
sagt Michaela Reichel, Marketingleiterin<br />
des Großereignisses. Obwohl es keine<br />
Ausschreibung gegeben hatte, hatte sich<br />
die 37-Jährige beim Österreichischen<br />
Schiverband gemeldet. „Es war eine Initiativbewerbung<br />
von mir, und ich wurde genommen“,<br />
erklärt die geborene Lavant -<br />
talerin, die sich vor dem Arbeitsantritt eine<br />
lange Auszeit gönnte. „14 Jahre ging ich<br />
Tag für Tag ins Büro bei der Kärnten Werbung.<br />
Irgendwann reifte der Entschluss,<br />
jetzt machst du was anderes“, erinnert sich<br />
die studierte Hotelfachfrau an ihre vier -<br />
mona tige Weltreise.<br />
38 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong>
© Ikarus, Schladming-Dachstein<br />
Blick hinter die Sponsoring-Kulissen<br />
Beim nationalen Sponsoring wurde Mitte<br />
Oktober sehr wohl noch mit Volldampf gearbeitet:<br />
Während die internationalen Sponsoren<br />
wie oben beschrieben unter Dach<br />
und Fach waren, fehlten bei den nationalen<br />
Geldgebern noch vier. „Momentan sind in<br />
dieser zweiten, nationalen Sponsoring-<br />
Kategorie Raiffeisen und Voest dabei“, sagte<br />
Christian Pirzer, Geschäftsführer der<br />
Sport sponsoring-Vermittlungsfirma Tridem<br />
Sports. „Wir haben uns eben zuerst auf die<br />
internationalen Sponsoren, die auch im TV<br />
erscheinen, erfolgreich gekümmert. Wir<br />
wollen noch vier nationale Geldgeber dazugewinnen,<br />
zwei werden es aber wohl mindestens<br />
werden.“ Will man in der Topliga<br />
der Ski-WM-Sponsoren mitspielen, werden<br />
wie im Fall von Gösser und Uniqa laut Pirzer<br />
„zumindest zwei Millionen“ fällig. In der nationalen<br />
Kategorie rührt man ab 250.000<br />
Euro die Werbetrommel. Die dritte Sponsorenebene<br />
werde „von den Ausrüstern<br />
hauptsächlich durch Sachleistungen“, etwa<br />
in der Organisation, bekleidet. Gösser lässt<br />
sich sein Sponsoring „ein halbes Marke-<br />
tingbudget eines Normaljahres in nur zwei<br />
Wochen kosten. Eine genaue Zahl nenne<br />
ich aber nicht“, sagte Marketingchef Andreas<br />
Schieber.<br />
Begeisterung geht durch den Magen<br />
Apropos Speis und Trank. „Die Ski-WM<br />
wird auch als nachhaltiges Ereignis in<br />
Sachen Lebensmittel positioniert, damit<br />
die ganze Region von diesem einzigartigen<br />
Sportereignis profitiert“, hofft Landwirtschaftsminister<br />
Niki Berlakovich. „Die kulinarischen<br />
Botschafter der Ski-WM werden<br />
dafür sorgen, dass die Region mit saisonalen<br />
und regionalen Spezialitäten österreichische<br />
und internationale Gäste von der<br />
hervorragenden Qualität unserer heimischen<br />
Spezialitäten überzeugen wird. Entsprechend<br />
dieser Charta für Nachhaltigkeit<br />
spielt die Kulinarik eine entscheidende<br />
Rolle. Lebensmittel aus der Region werden<br />
während der WM beim Catering und für die<br />
Verpflegung eingesetzt. Die „Genuss Region<br />
Österreich“ kontrolliert bei jedem Premium-Partner,<br />
welche Produkte aus dem<br />
regionalen Warenkorb stammen und die<br />
strengen Auflagen für höchste Qualität erfüllen.<br />
Ziel der kulinarischen Nachhaltigkeitsoffensive<br />
ist es, pro Premium-Partner<br />
einen Monatsumsatz von mindestens<br />
5.000 Euro mit regionalen Produkten zu erreichen<br />
und den Umsatz jährlich um 10<br />
Prozent zu steigern, wie „Genuss Region<br />
Österreich“-Obfrau Margareta Reichsthaler<br />
erklärt: „Sowohl die Verwendung regionaler<br />
Produkte als auch das Bewusstsein<br />
der Bevölkerung für den Zusammenhang<br />
des regionalen Wirtschaftskreislaufs mit<br />
Lebensmitteln sind uns ein Anliegen. Das<br />
zeigen 50 GenussWirte, die wir in der<br />
Kernregion um Schladming betreuen. Deshalb<br />
haben wir die besten Premium-Partner<br />
der Region gewonnen, um mit unserer<br />
Initiative gemeinsam die Wertschöpfung –<br />
aber auch die Wertschätzung – einer ganzen<br />
Region zu erhöhen.“<br />
Jetzt geht es für alle Beteiligten darum, die<br />
WM zur „besten und schönsten aller Zeiten“<br />
zu machen“, zieht Reichel ihr Resümee.<br />
„Das Leitbild und die Vision haben wir<br />
schon im Kopf. Wir werden mit allen Partnern<br />
so zusammenarbeiten, dass die Titelkämpfe<br />
nicht nach der Schlusszeremonie<br />
vergessen sein werden.“ ❍<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
FIS Alpine Ski-WM 2013<br />
Daten und Fakten<br />
Die steirische Skihauptstadt Schladming<br />
ist vom 4. bis 17. 2. 2013 Austragungsort<br />
der FIS Alpinen Ski-WM.<br />
Die Wahl des Austragungsortes erfolgte<br />
am 29. Mai 2008 in Kapstadt (Südafrika)<br />
durch den 46. FIS-Kongress. Schladming<br />
setzte sich bereits im ersten Wahlgang<br />
deutlich (10 von 16 Stimmen) in der<br />
Abstimmung gegen die Bewerbungen aus<br />
Cortina d’Ampezzo (Italien), St. Moritz<br />
(Schweiz) und Vail / Beaver Creek (USA)<br />
durch.<br />
Schladming hat, gemeinsam mit Haus im<br />
Ennstal, bereits die Alpine Ski-WM 1982<br />
veranstaltet. Im Gegensatz zu damals, als<br />
Abfahrt, Slalom und Kombination der<br />
Damen im benachbarten Haus im Ennstal<br />
ausgetragen wurden, sollen 2013 sämtliche<br />
Bewerbe auf der Schladminger<br />
Planai stattfinden. Die zum Teil unter-<br />
schiedlichen Strecken werden alle im<br />
selben Zielsta dion in unmittelbarer Nähe<br />
zum Stadtzentrum enden.<br />
Raiffeisen ist als „National Sponsor“ von<br />
Schladming 2013 die offizielle WM-Bank.<br />
Extra für das Skigroßereignis wurde eine<br />
eigene WM-Kreditkarte mit dem Konterfei<br />
von Marcel Hirscher in Rennfahrerpose<br />
aufgelegt.<br />
Genuss auf einen Blick<br />
Das sind die Premium-Partner und Genuss-<br />
Wirte der GENUSS REGION ÖSTER-<br />
REICH, die im Rahmen der Ski-WM 2013<br />
als kulinarische Botschafter für regionale<br />
Lebensmittel fungieren werden:<br />
■ Krummholzhütte<br />
(1. GenussHütte Österreichs)<br />
■ Congress Schladming<br />
■ Die GenussWirte „Herrschaftstaverne“<br />
„Kirchenwirt“ und „Grafenwirt“<br />
■ C&C Eurogast Landmarkt<br />
■ Spar Landmarkt Schladming<br />
■ Christian Tasch, Premium-Partner<br />
Gewerbe<br />
39
Österreich News<br />
Krebsdiagnose wird per<br />
Software effizienter<br />
Hinter dem Schlagwort „Krebs“ verbergen<br />
sich nicht nur menschliche Schicksale, sondern<br />
auch eine Vielzahl verschiedener Ausformungen<br />
der Krankheit. Zusätzlich zu den<br />
allgemein bekannten Arten von Krebs wie<br />
zum Beispiel Brustkrebs gibt es noch eine<br />
große Anzahl von Subtypen. Derzeit sind<br />
nur wenige dieser Subtypen bekannt, was<br />
die Behandlung massiv erschwert. In einem<br />
internationalen Forschungsprojekt hat nun<br />
die Johannes Kepler Universität Linz<br />
gemeinsam mit der TU Graz, der Harvard<br />
Medical School und der Universität<br />
Rostock eine Software entwickelt, die es<br />
Biologen und Ärzten ermöglicht, eine Art<br />
„Atlas“ der Krebssubtypen zu erstellen.<br />
Interaktives Programm<br />
Die Basis für die neuartigen Methoden zur<br />
Subtyperkennung bildet das in fünfjähriger<br />
Arbeit von der TU Graz und der JKU entwickelte<br />
Programm „Caleydo“. Dabei gingen<br />
die Forscher neue Wege. „Normalerweise<br />
werden statistische Analysen voll -<br />
automatisch vom Computer ausgewertet.<br />
Dabei werden aber nur die mathematisch<br />
beweisbaren und offensichtlichen Beobachtungen<br />
gemacht. Bei unserem Ansatz<br />
geht es um interaktive Visualisierung. Damit<br />
wird auch die einzigartige Fähigkeit<br />
des Menschen einbezogen, Muster zu erkennen<br />
sowie logische Schlussfolgerungen<br />
zu ziehen. Dies erlaubt dem Benutzer,<br />
die Daten interaktiv zu erkunden“, erklärt<br />
Ass.-Prof. Marc Streit vom Institut für<br />
Computergrafik an der JKU. Die Arbeiten<br />
wurden bereits mit einem „Best Paper<br />
Award“ ausgezeichnet.<br />
Kenne deinen Feind<br />
Caleydo ermöglicht die Erkennung unterschiedlicher<br />
Tumortypen „und damit auf<br />
lange Sicht potenziell eine deutlich verbesserte<br />
und zielgenauere Behandlung“,<br />
weiß Dr. Alexander Lex von der TU Graz<br />
um die Bedeutung des neuen Programms,<br />
das von der Fachwelt bereits mit Begeisterung<br />
angenommen wird.<br />
www.caleydo.org<br />
internationale gratulanten in innsbruck<br />
Zwei herausragende Vertreter der österreichischen<br />
Quantenphysik wurden<br />
Mitte September 60 Jahre alt: o. Univ.-Prof.<br />
Dr. Rainer Blatt und o. Univ.-Prof. Dr. Peter<br />
Zoller. Am 20. und 21. September stellten<br />
sich – zu Ehren der beiden weltbekannten<br />
Wissenschaftler – mehr als 100 international<br />
führende Forscherinnen und Forscher<br />
auf dem Gebiet der Quantenoptik und<br />
Quanteninformation als Gratulanten in Innsbruck<br />
ein. Mit Eric Cornell, John Hall, William<br />
D. Phillips und Theodor Hänsch gratulierten<br />
auch vier Nobelpreisträger den beiden<br />
Jubilaren persönlich, die beiden österreichischen<br />
Spitzenwissenschaftler wurden,<br />
wie könnte es besser sein, mit einem<br />
Symposium mit dem Leitthema „Frontiers<br />
of Quantum Physics“ würdig gefeiert.<br />
Der Experimentalphysiker Blatt und der<br />
theoretische Physiker Zoller haben die<br />
Renaissance der österreichischen Quantenphysik<br />
in den vergangenen Jahren wesentlich<br />
mitgetragen und dem Wissenschaftsstandort<br />
zu großer internationaler<br />
Beachtung verholfen.<br />
Die Wege von Rainer Blatt und Peter Zoller<br />
haben sich schon als junge Forscher in<br />
den USA gekreuzt. Seit Mitte der 1990er<br />
Jahre sind sie beide als Professoren an der<br />
Michael Mössmer<br />
Zwei weltbekannte Jubilare: o. Univ.-Prof. Dr. Rainer Blatt (l.) und o. Univ.-Prof. Dr. Peter Zoller.<br />
Universität Innsbruck tätig, seit der Gründung<br />
des Instituts für Quantenoptik und<br />
Quanteninformation der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften 2003 auch<br />
als dessen wissenschaftliche Direktoren.<br />
Die beiden Spitzenforscher kooperieren<br />
seit Jahren wissenschaftlich eng miteinander.<br />
Ein von Peter Zoller und Ignacio Cirac<br />
1995 vorgeschlagenes Modell eines Quantencomputers<br />
basiert auf der Wechselwirkung<br />
von Lasern mit kalten, in einer elektromagnetischen<br />
Falle gefangenen Ionen.<br />
Rainer Blatt hat diese Idee im Labor umgesetzt<br />
und damit in den vergangenen<br />
Jahren viele Bausteine eines zukünftigen<br />
Quantencomputers erfolgreich erprobt.<br />
Auch den Aufbau der aktuell sehr erfolgreichen<br />
österreichischen Quantenphysik<br />
haben Rainer Blatt und Peter Zoller in den<br />
vergangenen Jahren wesentlich mit vorangetrieben.<br />
Dabei setzten sie sich immer für<br />
die Bündelung der Kräfte und eine breite<br />
Unterstützung des Nachwuchses ein. Ein<br />
österreichweiter Spezialforschungsbereich<br />
an den Universitäten und das erfolgreiche<br />
Akademie-Institut bilden heute den Rahmen<br />
für dieses international viel beachtete<br />
Beispiel einer Schwerpunktbildung. ❍<br />
www.uibk.ac.at<br />
40 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Universität Innsbruck/ Christian Wucherer
© Schaub-Walzer/PID 125<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Österreich News<br />
Jahre Volkshochschule wien<br />
Volkshochschulen nehmen eine wichtige Stellung in der Erwachsenenbildung ein – deren<br />
Angebot reicht vom künstlerischen Kurs bis zu populärwissenschaftlichen Vorträgen.<br />
Man schrieb das Jahr 1844, als der<br />
Däne Nikolai Frederik Severin in<br />
Südjütland die erste Volkshochschule der<br />
Welt begründete. Sein Grundgedanke<br />
war, mit Angeboten in der Erwachsenenbildung<br />
die Fähigkeiten einer möglichst<br />
breiten Zielgruppe zu fördern und soziale<br />
Grenzen zu durchbrechen – und damit<br />
den Menschen ohne Zugang zu höherer<br />
Bildung ein Chance auf ein erfüllteres und<br />
selbstbestimmteres Leben und sozialen<br />
Aufstieg zu geben.<br />
„Die Wiener VHS agiert heute an<br />
46 Standorten, beschäftigt rund<br />
650 hauptberufliche Mitarbeiter<br />
und rund 3.000 Kursleiter.“<br />
Es dauerte wohl einige Zeit, bis sich die<br />
Idee in Dänemark durchsetzte, denn<br />
„erst“ 1887 wurde die Volksbildungsarbeit<br />
in Österreich durch den von Eduard Leisching<br />
ins Leben gerufenen Wiener Volksbildungsverein<br />
in Margareten begründet.<br />
Die „Volkstümlichen Universitätsvorträge“<br />
(ab 1895), die 1897 gegründete Urania<br />
(seit 1910 am heutigen Standort) und die<br />
Veranstaltungen des Volksheims Ottakring<br />
(ab 1901) verschrieben sich ebenfalls<br />
der Bildungsarbeit im Sinne der<br />
Volkshochschulen (VHS).<br />
300.000 Kursteilnahmen<br />
Durch die folgenschweren Kriegswirren<br />
stagnierte die Expansion der Volkshochschulen<br />
bis auf wenige Ausnahmen. Nach<br />
1945 wachsen die Wiener Volkshochschulen<br />
zunehmend. In den 60er und 70er<br />
Jahren erfahren sie mit der Renovierung<br />
bereits bestehender Häuser und der<br />
Gründung verschiedener Bildungszentren,<br />
neuer Volkshochschulen sowie den<br />
Häusern der Begegnung als Veranstaltungszentren<br />
einen weiteren Wachstums-<br />
Stadtrat Christian Oxonitsch, Stadträtin Sandra Frauenberger, der Geschäftsführer der VHS Wien,<br />
Mario Rieder, und Stadtrat Dr. Michael Ludwig beim Festakt in der Urania.<br />
schub. Durch die räumliche Ausweitung<br />
können die Bildungseinrichtungen ihre Tätigkeit<br />
auf den ganzen Tag ausdehnen und<br />
weitere Zielgruppen ansprechen. Es entstehen<br />
neben den klassischen Kursbereichen<br />
neue Tätigkeitsfelder wie die integrative<br />
Bildungsarbeit mit Zuwander/innen<br />
und Langzeitarbeitslosen, emanzipierte<br />
Frauenbildung, Umweltbildung und vieles<br />
mehr.<br />
Am Ende dieser historischen Entwicklung<br />
steht die VHS als größte Erwachsenenbildungseinrichtung<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum. Nahezu 23.000 Veranstaltungen<br />
und Kurse werden pro Jahr durchgeführt,<br />
fast 300.000 Teilnahmen an Kursen und<br />
Vorträgen, und der Jahresumsatz der<br />
VHS beträgt 48,5 Millionen Euro. „Diese<br />
erfreuliche Entwicklung ist vor allem dem<br />
außergewöhnlichen Engagement der<br />
VHS-MitarbeiterInnen und der außerordentlich<br />
engen Zusammenarbeit mit der<br />
Stadt Wien zu verdanken. Die VHS bietet<br />
dort ihre Kurse an, wo sie gebraucht werden.<br />
Das betrifft nicht nur die Schwerpunkte<br />
in der Bildungsarbeit, sondern<br />
auch die Betreuung der Menschen vor Ort<br />
in allen Bezirken“, erklärte VHS-Geschäftsführer<br />
Mario Rieder anlässlich<br />
eines Festaktes zum Jubiläum, an dem<br />
Wiens Stadträtin Sandra Frauenberger<br />
sowie die Stadträte Christian Oxonitsch<br />
und Dr. Michael Ludwig als Gratulanten<br />
teilnahmen.<br />
Grundlagen der Weiterbildung<br />
Die VHS schaffen mit ihrem reichen Bildungsangebot<br />
und ihrem demokratischen<br />
Bildungszugang Grundlagen zur Weiterbildung<br />
für Menschen jeglicher Vorbildung.<br />
Mit einem Netz aus 46 Standorten<br />
in ganz Wien haben alle Menschen eine<br />
gut erreichbare VHS in ihrer Nähe ❍<br />
www.vhs.at<br />
41
Österreich News<br />
großes theater in ephesos<br />
Nach 17 Jahren Restaurierungsarbeiten wieder geöffnet – auch dank des Engagements aus<br />
Österreich – ÖAI maßgeblich an Restaurierung beteiligt.<br />
Österreich ist bereits seit 1895 eng mit<br />
der Ausgrabungsstätte Ephesos verbunden.<br />
Jährlich nehmen mehr als 200<br />
Fachleute und Spezialisten aus mehreren<br />
Ländern an der interdisziplinären Grabung<br />
teil. Ephesos wurde zu einem Besuchermagneten:<br />
Im Vorjahr besuchten erstmals<br />
mehr als zwei Millionen Menschen die antike<br />
Stadt. Österreich hat in den vergangenen<br />
zehn Jahren rund 11,5 Millionen Euro<br />
in die Forschungsaktivitäten in Ephesos<br />
investiert, davon rund sechs Millionen<br />
Euro für die Schutzüberdachung des<br />
Hanghauses 2. Weiters fließen private<br />
Mittel, u. a. von der „Ephesos Foundation“,<br />
dem Verein „Gesellschaft der Freunde von<br />
Ephesos“ und den beiden Stiftungen<br />
„American Society of Ephesus“ und „Kaplan<br />
Foundation“ in das Projekt.<br />
Das Große Theater in Ephesos öffnet nun<br />
nach 17 Jahren Restaurierungsarbeiten<br />
am 28. September mit einem Konzert der<br />
Berliner Philharmoniker im Rahmen des<br />
„Izmir-Festivals“ wieder seine Pforten, im<br />
Mai 2013 erfolgt die offizielle Eröffnung.<br />
„Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
des Österreichischen Archäologischen<br />
Institutes haben durch ihre engagierte Arbeit<br />
einen wesentlichen Beitrag geleistet<br />
und maßgeblich zur Restaurierung beigetragen<br />
– das Große Theater in Ephesos<br />
wird durch österreichisches Know-how<br />
wieder bespielbar“, erklärte Wissenschafts-<br />
und Forschungsminister Dr.<br />
Karlheinz Töchterle, der sich vergangenen<br />
Juni gemeinsam mit Bundespräsident<br />
Dr. Heinz Fischer und einer hochrangigen<br />
Delegation vor Ort von den Arbeiten unter<br />
der Grabungsleitung von Dr. Sabine Ladstätter<br />
ein Bild machen konnte. Er sieht in<br />
der Eröffnung auch „ein sichtbares Zeichen<br />
für die weitere Stärkung der wissenschaftlichen<br />
und kulturellen Zusammenarbeit<br />
beider Länder“.<br />
Michael Mössmer<br />
„Das Theater erhält damit seine ursprüngliche<br />
Funktion – als Aufführungsort von<br />
Theaterstücken und gesellschaftlicher<br />
Treffpunkt – zurück“, meint Sabine Ladstätter,<br />
Direktorin des Österreichischen<br />
Archäologischen Institutes (ÖAI) und Grabungsleiterin<br />
in Ephesos. „Nur durch eine<br />
enge Zusammenarbeit österreichischer<br />
und türkischer Behörden sowie durch die<br />
Beiträge unserer privaten Sponsoren, aber<br />
vor allem durch ein hoch motiviertes und<br />
engagiertes Team ist es gelungen, das<br />
Theater von Ephesos, das zu den größten<br />
der Antike gehört, zu revitalisieren. Die<br />
restauratorischen Eingriffe beschränkten<br />
sich auf das Notwendigste, von Rekonstruktionen<br />
wurde Abstand genommen.<br />
Der Besucher der Veranstaltungen soll<br />
das authentische Ambiente einer Ruinenstätte<br />
spüren und nicht den Eindruck einer<br />
künstlich geschaffenen Kulisse haben.“ ❍<br />
www.oeai.at<br />
Die archäologische Forschung in Österreich ist bereits seit 1895 eng mit der Ausgrabungsstätte Ephesos verbunden. Jährlich nehmen mehr als 200<br />
Fachleute und Spezialisten aus mehreren Ländern an der interdisziplinären Grabung teil.<br />
42 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Österreichisches Archäologisches Institut
© TU Wien / Uni Graz<br />
Erkennen und greifen: Um Objekte richtig anzufassen, müssen sie optisch erkannt werden.<br />
leben mit Robotern<br />
In naher Zukunft werden Roboter ein wichtiger<br />
Bestandteil unseres Alltags sein. Um<br />
uns zu Hause oder am Arbeitsplatz zu unterstützen,<br />
müssen sie sich dann aber von<br />
selbst in unseren menschlichen Lebenswelten<br />
zurechtfinden und auf selbstverständliche<br />
Weise mit Menschen interagieren. Bis<br />
dahin sind aber noch viele wissenschaftliche<br />
Probleme in unterschiedlichsten Diszi<br />
plinen zu lösen – in der Robotik, der Informatik<br />
bis hin zur Architektur. An der<br />
TU Wien haben sich daher mehrere Arbeitsgruppen<br />
zum interdisziplinären Konsortium<br />
„Kollaborierendes Roboter System“<br />
(KOROS) zusammengeschlossen. Dabei<br />
wird das gebündelte Know-how der TU<br />
Wien auf drei Themenkreise fokussiert:<br />
1. Sehen und erkennen<br />
2. Sicheres und kognitives Verhalten<br />
3. Roboter in menschlichen Lebensräumen<br />
Aufbauend auf Sehen, Erkennen, Kognition<br />
und Zuverlässigkeit sollen Roboter der Zukunft<br />
Alltagssituationen vorausschauend<br />
meistern können – ähnlich wie ein guter<br />
Autofahrer auch das Verhalten der anderen<br />
Verkehrsteilnehmer vorhersehen kann und<br />
entsprechend darauf reagiert. Entscheidend<br />
für die Alltagstauglichkeit von Robotern<br />
ist, dass sie auf vielfältige Weise mit<br />
Menschen kommunizieren können. Dazu<br />
gehört nicht nur die Steuerung durch<br />
Sprach erkennung, sondern auch das weite<br />
Feld der nonverbalen Kommunikation. Dieses<br />
ist wichtig, um Konflikte zu vermeiden<br />
und gefährliche Situationen gar nicht erst<br />
entstehen zu lassen. Zusätzlich wird die<br />
nächste Entwicklungsstufe von Roboterassistenten<br />
menschenähnliche Fähigkeiten<br />
besitzen. Maschinen müssen ein „Maschinenbewusstsein“<br />
entwickeln.<br />
Sicherheit als wichtigstes Ziel<br />
Sowohl bei großen Industrierobotern als<br />
auch beim Haushaltsroboter, der sich als<br />
„Life Assistant“ in unseren Alltag einfügt, ist<br />
Sicherheit ein wichtiges Ziel. Roboterarme<br />
sollen auf Berührung reagieren können und<br />
gleichzeitig menschliches Verhalten optisch<br />
registrieren.<br />
Robotersysteme dieser Art werden eine<br />
derart hohe Komplexität aufweisen, dass<br />
herkömmliche Fehlererkennungs- und Behandlungsmethoden<br />
nicht in der Lage sein<br />
werden, Schäden und Fehlfunktionen am<br />
Roboter sicher zu erkennen oder gar zu beheben.<br />
Ausgehend von evolutionär erprobten<br />
Immunsystemen lebender Organismen<br />
stellt die Suche nach einem künstlichen<br />
Immunsystem für Roboter eine weitere<br />
bedeutende Forschungsfrage dar, der an<br />
der TU Wien nachgegangen wird. Nur so<br />
wird es morgen möglich sein, dass Roboter<br />
sicher und „gesund“ unter uns weilen. ❍<br />
www.koros.at<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Gerüstet gegen Wind<br />
und Wetter<br />
Österreich News<br />
Extremwetterereignisse und steigende Tem-<br />
peraturen – die Folgen des Klimawandels<br />
stellen die Gesellschaft vor neue Herausforderungen.<br />
Neben Landwirtschaft, Was ser -<br />
wirtschaft und Tourismus sind auch andere<br />
Branchen und vor allem die Politik gefordert,<br />
Strategien zur Anpassung an veränderte<br />
Umweltbedingungen, aber auch zur<br />
intelligenten Emissionsminderung zu entwickeln.<br />
Unterstützt werden sie dabei vom<br />
neu eingerichteten Servicezentrum Climate<br />
Change Centre Austria (CCCA) in Graz, zu<br />
dem sich alle maßgeblichen österreichischen<br />
Forschungseinrichtungen 2011 zusammengeschlossen<br />
haben. Es wird von<br />
der Karl-Franzens-Universität, der TU Graz<br />
und Joanneum Research gemeinsam betrieben<br />
und derzeit mit Unterstützung des<br />
Bundesministeriums für Wissenschaft und<br />
Forschung getragen. „Damit haben die KlimaforscherInnen<br />
in Österreich einen im EU-<br />
Kontext einzigartigen Weg gewählt“, betonte<br />
Matthias Themeßl, Leiter des CCCA, das<br />
sich als koordinierende Anlaufstelle für Forschung,<br />
Politik, Medien und Öffentlichkeit für<br />
alle Fragen der Klimaforschung versteht.<br />
„Ziel des Servicezentrums ist es, wichtige<br />
Informationen und Daten über den Klimawandel<br />
und dessen Folgen den betroffenen<br />
EntscheiderInnen aus Wirtschaft, Politik und<br />
Gesellschaft verständlich aufbereitet verfügbar<br />
zu machen“, so Themeßl. Darüber<br />
hinaus werde das Servicezentrum u. a. An-<br />
fragen aus der Gesellschaft an die jeweils<br />
kompetentesten Fachleute der CCCA-Gemeinschaft<br />
weiterleiten.<br />
ccca.boku.ac.at<br />
Rektor Harald Kainz, Rektorin Christa<br />
Neuper, JR-Geschäftsführer Wolfgang<br />
Pribyl und der Leiter des CCCA Service-<br />
zentrums Matthias Themeßl (v. l.).<br />
43
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland<br />
Genofeva Voutaz.<br />
Verein der Österreicher<br />
in genf<br />
Genf ehrt Genofeva<br />
Vor einem Jahr bin ich, ganz spontan, dem<br />
Vorstand des VÖG beigetreten. Dieser Verein<br />
stand fast vor dem Aus & Vorbei. Ich<br />
dachte nur: „Rette, was zu retten ist“, und<br />
meldete mich, um zu helfen. Nach einem<br />
Jahr ging meine Karriere steil nach oben –<br />
jetzt bin ich zur Präsidentin „aufgestiegen“,<br />
und das hat auch Vorteile. Die Hauptsache<br />
ist aber, dass diese Beschäftigung einen<br />
Sinn hat. Als ich die Mitgliederliste durchging,<br />
stieß ich auf unsere „Doyenne“ Genofeva<br />
Voutaz. Seither sind meine Plauderstündchen<br />
bei ihr uns beiden zu einer lieben<br />
Gewohnheit geworden. Ich erfahre so<br />
manches über ihr selbstloses Leben. Über<br />
die schönen Erinnerungen freut sie sich<br />
noch heute, über die schwierigen Zeiten<br />
beklagt sie sich nicht. Ihr Langzeitgedächtnis<br />
ist klar, sie erzählt mir, wie’s damals war.<br />
Ich erzähle ihr vom Verein. Ja, ich habe<br />
eine liebe und dankbare Freundin gefunden.<br />
Klein Genofeva erblickte das Licht der<br />
Welt 1912 in Kärnten und musste schon als<br />
Kind bei Bauern arbeiten. Später war sie<br />
Haushaltshilfe bei ihrer Lehrerin. Anschließend<br />
kam sie nach Deutschland, Holland<br />
und in die Schweiz, da sie einen Walliser<br />
geheiratet hatte. Seit dem Tod ihres Ehepartners<br />
lebt sie allein und autonom, trotz<br />
ihres hohen Alters. Wohlgemut verrichtet<br />
sie selbst die täglichen Hausarbei ten wie<br />
Kochen und Sonstiges. Am 30. Dezember<br />
2011 ging ich natürlich auch zu Madame<br />
Genofeva Voutaz, um ihr zu ihrem 99. Geburtstag<br />
zu gratulieren. Heuer wird unser<br />
Muster-Mitglied 100 Jahre. Die Moral von<br />
der Geschicht – sie glaubt es selber nicht.<br />
Österreichische Vereinigung in belgien (oeVb)<br />
Gelebtes Europa in Brüssel – ein<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong> zu Gast und<br />
viele <strong>Auslandsösterreicher</strong> unterwegs<br />
Im Anschluss an die diesjährige Generalversammlung<br />
konnte ein ganz besonderer<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong> über die EU und<br />
Österreich sprechen: Dr. Johannes Hahn,<br />
Mitglied der Europäischen Kommission. Er<br />
spannte einen weiten Bogen über die wirtschaftliche,<br />
politische und kulturelle Stellung<br />
Österreichs in der EU. Insbesondere<br />
die Kommunika tion der „Experten“ in Brüssel<br />
ist sehr wichtig. Daher ist die Aktion<br />
„Europa an deiner Schule“ (österreichische<br />
Bedienstete in den europäischen Institutionen<br />
diskutieren mit Schülern in Österreich<br />
über die EU) sehr zu begrüßen.<br />
Einige Tage zuvor gab es den traditionellen<br />
Jahresausflug der Vereinigung gemeinsam<br />
mit dem Wirtschaftsforum der OeVB. Das<br />
Ziel war Rotterdam auf Einladung der Strabag,<br />
des großen österreichischen Baukonzerns.<br />
Nach einer Stärkung ging es zur<br />
Baustelle, wo die 40-köpfige Gruppe dank<br />
des Baufortschritts bereits bis auf mehr als<br />
internationaler Robert stolz club belgien<br />
Feste feiern wie sie fallen<br />
Mit nahezu 2500 Mitgliedern stellt der Internationale<br />
Robert Stolz Club (IRSC) eine der<br />
größten Vereinigungen in Flandern dar. Gegründet<br />
1965, wird 2014 ein großes Jubiläum<br />
begangen werden. Aber schon in diesem<br />
Jahr gab es Grund zu feiern: Zunächst beging<br />
Julienne Standaert-De Groof, die seit<br />
Übernahme des Kulturpreises der Stadt Me che-<br />
len <strong>2012</strong>: J. Standaert-De Groof hält die Aus-<br />
zeichnung, links von ihr Sekretär R. Van Eyken<br />
und rechts Vizepräsident R. De Brouwer.<br />
60 Meter über dem Meer den Rohbau hinauffahren<br />
konnte. Es handelt sich dabei um<br />
das größte Hochbauprojekt in Benelux mit<br />
160.000 Quadratmetern und einer Höhe<br />
von 150 Metern! Damit fügt sich ein weiterer<br />
Wolkenkratzer von bedeutenden<br />
Architekten wie Renzo Piano, Sir Norman<br />
Foster oder Rem Koolhas in diesen Stadtteil<br />
ein, der auch „Maashattan“ genannt<br />
wird. Zum Abschluss stellte der österreichische<br />
Wirtschaftsdelegierte in den<br />
Niederlanden, Dr. Karl Schmidt, seinen<br />
Tätigkeitsbereich dar, bevor der Tag mit<br />
einer Hafenrundfahrt ausklang. ❍<br />
V. l.: EU-Kommissar Hahn, Präsident Macek,<br />
Botschafter Grahammer.<br />
15 Jahren den Vorsitz unserer Vereinigung<br />
innehat, ihren 90. Geburtstag. Und dann<br />
gewann unser Club den Kulturpreis <strong>2012</strong> der<br />
Stadt Mechelen. Der Vorstand und alle<br />
Mitglieder sind ehrlich stolz darauf.<br />
Dies alles kam nicht von ungefähr. Seit<br />
mehr als 40 Jahren veranstaltet unser Club<br />
in Flandern Konzerte mit Wiener Musik.<br />
Jedes Jahr eines in Mechelen unter dem<br />
Titel „Wiener Parade“ und eines in Antwerpen<br />
unter dem Motto „Grüße aus Wien“.<br />
Dies alles wird ergänzt um die jährliche<br />
Wienreise, die jedes Mal bereits Monate<br />
davor ausgebucht ist.<br />
Da die Begeisterung unserer belgischen Mitglieder<br />
für die österreichische Kultur und hier<br />
vor allem für die Wiener Musik ungebrochen<br />
ist, wird der Vorstand des IRSC auch in den<br />
kommenden Jahren alles tun, um sein Programm<br />
in bewährter Form fortzusetzen. Einmal<br />
im Jahr wird also auch in Zukunft die<br />
Donau durch Mechelen fließen … ❍<br />
44 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Frieda Dellamaria, privat
© privat<br />
Highlights im Juli in der ÖDG<br />
Ende Juli besuchte uns eine steirische Musikergruppe<br />
auf der Rückreise ihrer Nordeuropatour<br />
– der Steirische Schwung. Ihr Präsident<br />
Bernd Prettenthaler war bereits vor ei nigen<br />
Jahren mit seiner damaligen Bläsergruppe<br />
Steirische Blas in Berlin anlässlich der<br />
Feierlichkeiten des Nationalfeiertages. Der<br />
Steirische Schwung besteht aus einer altersgemischten<br />
Gruppe von Kindern, Ju gend lichen<br />
und Erwachsenen, die gemeinsam singen,<br />
musizieren und tanzen. Am 29. Juli hatten<br />
wir noch einen ganz besonderen Anlass,<br />
den Tag festlich zu begehen: Gleich drei Botschaftsangehörige,<br />
der Direktor des Österr.<br />
Kulturforums Berlin, Mag. Willi Pfeistlinger,<br />
Austrian-American council west<br />
SOS-Kinderdorf-Präsident John Allen:<br />
„Das Wichtigste für Kinder ist Liebe“<br />
Wenn der Präsident und CEO der amerikanischen<br />
SOS-Kinderdörfer durch die Vereinigten<br />
Staaten reist, ist es eigentlich immer<br />
eine Tour des guten Willens für seine Organisation,<br />
eine Fundrising-Aktion für die Kinder<br />
in Not. Doch diesmal war es ein privater<br />
Zwischenstopp, der aber dennoch etwas<br />
mit den SOS-Kinderdörfern zu tun hatte.<br />
Sozusagen ein Dankeschön-Besuch bei<br />
Fred und Veronika Reinelt für eine großzügige<br />
Spende des Austrian American Council<br />
West. Schließlich hat ihre Non-Profit-<br />
Organisa tion eine enge Beziehung zu den<br />
SOS-Kinderdörfern. Allein bei der großen<br />
der Botschaftsattaché Josef Jungmayr und<br />
Magister Amalie Schönbaumsfeld, Leiterin<br />
der Presseabt., wurden in unserer Vereinigung<br />
verabschiedet. So konnte dieser Tag<br />
mit den musikalischen Einlagen und auch mit<br />
einer hervorragenden Persiflage unseres<br />
Kulturdirektors über André Heller wenigstens<br />
ein bisschen aufgeheitert werden, da wir mit<br />
allen drei uns lieb gewordenen Personen<br />
schöne Erinnerungen verbinden.<br />
Den Botschaftsangehörigen die besten<br />
Wünsche für ihre weitere Zukunft, ein herzliches<br />
Dankeschön für die „Steirer mit Herz“<br />
und auch unserem Präsidenten Werner<br />
Götz, der solche Treffen durch sein Engagement<br />
möglich macht. ❍<br />
Gala im vergangenen Jahr zum 30. Geburtstag<br />
des Councils of North America<br />
wurden 6.000 Dollar gespendet, dazu gab<br />
das Council West selbst noch über 4.000<br />
Dollar, sodass ein Scheck von über 10.000<br />
Dollar zusammenkam. Dafür hat sich John<br />
Allen nun persönlich bedankt.<br />
John Allen meinte, er sei ja genau richtig in<br />
einem österreichischen Hause, schließlich<br />
war es der Tiroler Medizinstudent Hermann<br />
Gmeiner, der 1949 mit Freunden bei Innsbruck<br />
den Grundstein für die SOS-Kinderdörfer<br />
legte. Es gibt inzwischen drei in den<br />
USA mit Zentrale in Washington. Das war<br />
für Council-Präsidentin Veronika Reinelt<br />
ein Stichwort. „Und wann wird es endlich in<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland<br />
Österreichisch-deutsche gesellschaft e. V. berlin-brandenburg<br />
Österreicher-Verein bern<br />
Generalversammlung<br />
Im Rahmen der alljährlichen Generalversammlung<br />
am 2. März wurde die ehemalige<br />
Präsidentin Erika Boder von ihrem Amt<br />
aus gesundheitlichen Gründen verabschiedet.<br />
Frau Boder hat den Verein fünf Jahre<br />
sehr gut geführt, und wir sind ihr für ihre<br />
geleistete Arbeit sehr zu Dank verpflichtet.<br />
Die neue Präsidentin Christel Längle mit<br />
ihrem Vorstand stellt sich der Neuwahl zur<br />
Verfügung. Die Präsidentin der Vereinigung<br />
der <strong>Auslandsösterreicher</strong> in der<br />
Schweiz und Vorstandsmitglied im AUS-<br />
LANDSÖSTERREICHER-WELTBUND,<br />
Helga Martinelli, war bei unserer Generalversammlung<br />
zu Gast und hat somit unseren<br />
Mitgliedern vieles über die VÖS und<br />
den <strong>Weltbund</strong> erklärt. Der Abend klang<br />
mit einem feinen Abendessen und gutem<br />
Wein gemütlich aus. ❍<br />
Mag. Pfeistlinger (l.) persifliert André Heller.<br />
V. l.: Schatzmeister Fred Reinelt, Präsidentin<br />
Veronika Reinelt, SOS-Kinderdorf-Präsident<br />
John Allen und Council-Vizepräsidentin Lilliana<br />
Popov-Alexander.<br />
Los Angeles ein SOS-Kinderdorf geben?<br />
Platz dafür hätten wir, und das Council<br />
würde auch helfen …“ ❍<br />
Frau Christel Längle (zweite von links – hintere<br />
Reihe) mit ihrem Vorstand und Frau Helga<br />
Martinelli (in der Mitte vordere Reihe).<br />
45
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland<br />
Austria-club tessin<br />
20 Jahre Austria-Club Tessin:<br />
6.–8. Juni <strong>2012</strong> – Tirol-Reise<br />
Um unser Jubiläum gebührend zu feiern,<br />
organisierten wir eine dreitägige Reise.<br />
Mittwoch, 6.Juni <strong>2012</strong>.<br />
Von Mendrisio über Lugano und Bellinzona<br />
ging unsere Fahrt durch das schweizerische<br />
Engadin nach Innsbruck. Im<br />
Stadtteil Wilten erwarteten uns in der<br />
Stift skirche 90 Wiltener Sängerknaben.<br />
Wir kamen in den Genuss einer einmaligen<br />
Darbietung, ein unbeschreibliches<br />
Konzert. Am späteren Nachmittag trafen<br />
wir in Brixen ein.<br />
Donnerstag, 7. Juni <strong>2012</strong> – Fronleichnam.<br />
Wir verbrachten diesen wunderschönen,<br />
sonnigen Tag in Brixen im Thale. Die<br />
schönen, mit Blumen geschmückten<br />
Bauernhöfe waren eine Augenweide.<br />
Ernst Huber, Bürgermeister von Brixen,<br />
Austrian canadian council<br />
Ehrungen in Montreal<br />
Am 23. Mai <strong>2012</strong> ehrte das Austrian Canadian<br />
Council 14 Mitglieder der Österreichischen<br />
Gesellschaft Montreal und zwei<br />
Damen vom Österreichischen Konsulat in<br />
Montreal für deren langjährige Tätigkeit in<br />
begrüßte uns <strong>Auslandsösterreicher</strong> mit<br />
herzlichen Worten und wünschte allen<br />
einen unvergesslichen Aufenthalt.<br />
Zum traditionellen Antlassritt – ein alter<br />
Brauch im Brixental – versammelten sich<br />
die 90 Reiter auf ihren herausgeputzten<br />
Pferden. In Begleitung der Musikkapellen<br />
ging es hoch zu Ross mit dem Pfarrer zur<br />
Friedenskapelle, auch Schwedenkapelle,<br />
nach Kirchberg.<br />
Freitag. 8. Juni <strong>2012</strong>.<br />
Nach dem Frühstück ging es Richtung<br />
Innsbruck zum Bergisel – Besichtigung<br />
des neuen Tirol-Panoramas, das höchst<br />
interessant war, eine Darstellung der<br />
Schlacht am Bergisel mit dem Freiheitskämpfer<br />
Andreas Hofer in Kurzfassung.<br />
In Feldkirch in der Schlosswirtschaft<br />
Schattenburg gab es das Mittagessen.<br />
Um 16.00 Uhr Weiterfahrt Richtung<br />
der österreichischen Gemeinde. Die Feierlichkeit<br />
fand im Vieux Kitzbühel statt, drei<br />
Medaillen für verstorbene Mitglieder wurden<br />
posthum verliehen, für Förderung der<br />
österreichischen Kultur und Wissenschaft.<br />
Nach dem Essen eines Wiener Schnitzels<br />
Die Musikkapelle Brixen im Thale.<br />
Buchs SG, Bernardino-Pass nach Bellinzona,<br />
Lugano und Mendrisio.<br />
Es waren drei unvergesslich schöne<br />
Tage, die uns immer gern in Erinnerung<br />
bleiben werden. ❍<br />
ganz im österreichischen Stil dankten<br />
ACC-Präsident Roland K. Pirker und<br />
ÖGM-Präsident Peter Hill den Ausgezeichneten<br />
für ihre aufopfernde Arbeit<br />
im Österreichischen Club Montreal und für<br />
den Wiener Ball. ❍<br />
V. l. sitzend: Maria Froeschl (Silber),<br />
Anita Hold (Gold), Dr. Sepp Froeschl (Gold);<br />
Elizabeth Wirth (Gold), sie übernahm auch<br />
die Goldmedaille für ihren verstorbenen Vater<br />
Dr. Manfred Wirth, und Helga Scheer (Gold),<br />
auch sie übernahm die Goldmedaille für ihren<br />
verstorbenen Gatten Dr. Herfried Scheer.<br />
V. l. stehend: Roland Pirker (Präsident ACC),<br />
Tony Hold (Silber), Manfred Pungartnik<br />
(Silber), Romana Hering übernahm die<br />
Goldmedaille für ihren verstorbenen Gatten<br />
Wolfgang Hering, Udo Stundner (Gold),<br />
Elisabeth Canisius (Honorary Vice-Consul<br />
General of Austria; Gold), Ballpräsident<br />
Harald Scheer (Silber), Pia Teichmann (Gold),<br />
Ewa Scheer (Silber), Bernard Billard nahm die<br />
Medaille für seine Gattin Ulrike Billard entgegen,<br />
(Honorary Consul General of Austria;<br />
Gold), und Peter Hill (Präsident ÖGM).<br />
46 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Roland Pirker. privat
© privat<br />
Österreichische Kegelfreunde Kriens<br />
3. April <strong>2012</strong> – Besichtigung der<br />
Sandsteinhöhle in Kaltbach<br />
24 Mitglieder trafen sich um 16 Uhr in Kaltbach.<br />
Nach einer kurzen Information über<br />
das Emmi-Imperium begann die Führung<br />
durch die labyrinthartige, 2,3 Kilometer<br />
lange Sandsteinhöhle. Bei voller Auslastung<br />
können 156.000 Käselaibe gelagert<br />
werden. Neun „Höhlen-Meister“ sind verantwortlich<br />
für die hohe Kunst der Affinage<br />
(Veredelung). Nur die besten Käse<br />
finden den Weg in die Sandsteinhöhle<br />
Kaltbach. Nach der eineinhalbstündigen<br />
Führung genossen wir kulinarische Köstlichkeiten<br />
– ein reichhaltiges Käsebuffet,<br />
Wein, Kaffee und Dessert.<br />
17.–20. 5. <strong>2012</strong> Jubiläumsreise –<br />
wir feiern 40 Jahre<br />
Donnerstag, 17. Mai: Bei wolkenlosem<br />
Him mel starteten wir mit 52 Personen unsere<br />
Jubiläumsreise. Über Feldkirch nach<br />
Stuben am Arlberg ging es weiter über<br />
den Arlberg bis nach Landeck zum Mittagessen.<br />
Am späteren Nachmittag trafen wir<br />
in Wildschönau im Mühltal im Hotel Bergkristall<br />
ein.<br />
Freitag, 18. Mai: Nach dem Frühstück war<br />
um 9.00 Uhr Abfahrt via Gerlos Richtung<br />
Schifffahrt auf dem Achensee.<br />
Zillertal. Nach dem Abendessen war Unterhaltung<br />
angesagt – mit der Folkloregruppe<br />
„D’ Sonnwendler Schuhplattler<br />
Gruppe“ aus Münster.<br />
Samstag, 19. Mai: Um 9.00 Uhr waren alle<br />
startklar zur Abfahrt nach Jenbach. Romantik<br />
pur war angesagt. Wir fuhren mit<br />
der ältesten Dampfzahnradlokomotive der<br />
Welt den steilen Berg hoch. Nach 45 Minuten<br />
und einer Länge von 6,763 Kilometern<br />
erreichten wir den Achensee. Nach<br />
Weiterfahrt mit dem Schiff auf dem größ-<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland<br />
ten Gebirgssee Tirols erreichten wir die<br />
Gaisalm. Weiter ging es zur Grameialm.<br />
Sie liegt im Karwendelgebirge am Ende<br />
des Falz thurntals. Die Grameialm muss<br />
man einfach sehen, denn sie ist mit viel<br />
Liebe und Herzblut eingerichtet. Ein erlebnisreicher<br />
Tag neigte sich dem Ende zu.<br />
Sonntag, 20. Mai: Nach dem Frühstück<br />
heißt es Abschied nehmen vom Hotel<br />
Bergkristall und seiner einmaligen Gegend.<br />
Bei herrlichem Wetter genossen wir<br />
die letzte Fahrt durch die Wildschönau. ❍<br />
Klub der Österreicherinnen und Österreicher in bulgarien (KÖb)<br />
Ausflug nach Koprivstica<br />
Nach einem sehr intensiven Vereinsjahr<br />
mit 35 Stammtischen, Fußballturnier,<br />
diversen Teilnahmen wie Wienerball, Kultur<br />
und anderen gemeinsamen Unternehmungen<br />
konnten wir noch einen gemeinsamen<br />
Ausflug ins UNESCO-Dorf Koprivstica<br />
durchführen.<br />
Nicht nur das Wetter war uns hold, neben<br />
einer Führung durch das Dorf und der<br />
Besichtigung der ältesten Druckmaschine<br />
wartete im Garten auch eine sehr gute<br />
Grillparty mit ausschließlich bulgarischen<br />
Köstlichkeiten.<br />
In diesem Rahmen wurde von unserem<br />
Präsidenten Manfred Vallaster die langjährige<br />
Schriftführerin und Gründungsmitglied<br />
Maria Tschokel verabschiedet. Maria ver-<br />
lässt nun nach bald zehn Jahren Bulgarien<br />
in Richtung unserer Heimat.<br />
Sie war nicht nur Schriftführerin, sondern<br />
einfach die Mutter unseres Klubs, organisierte<br />
und informierte die Klubmitglieder.<br />
Als Dankeschön überreichte der Präsident<br />
einen Bildband über Bulgarien, verbunden<br />
mit einer Urkunde, ausgestellt von unserem<br />
Botschafter Mag. Reiweger.<br />
Wir vom Klub wünschen unserer Maria<br />
alles Gute, viel Gesundheit und hoffentlich<br />
nur positive Erinnerungen an unsere<br />
Stammtische.<br />
Der Ausflug war zugleich auch der Abschluss<br />
unseres Vereinsjahres, somit<br />
wünschte Manfred Vallaster eine schöne<br />
Sommerzeit und verlieh der Hoffnung<br />
Ausdruck, dass alle wieder gesund und<br />
V. l.: Präsident Manfred Vallaster, Schriftführerin<br />
Maria Tschokel.<br />
munter im September an den Stammtischen<br />
und an unserem Vereinsleben teilnehmen<br />
können. ❍<br />
47
Die Schmankerlecke<br />
Parfait mit<br />
Zwetschkenkompott<br />
Ein steirischer Nachspeisenklassiker mit asiatisch-würzigem Touch.<br />
Die Zutaten<br />
Zutaten für eine Terrinenform von<br />
einem Liter Inhalt (ca. 6–8 Portionen).<br />
Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten<br />
plus ca. 8 Stunden Gefrierzeit.<br />
100 g Kürbiskerne<br />
100 g Zucker<br />
4 Eigelb<br />
50 g Staubzucker<br />
3–4 TL Wasabi-Paste<br />
400 ml Obers<br />
Staubzucker zum Bestreuen<br />
500 g reife Zwetschken<br />
50 g Butter<br />
2 Zimtstangen<br />
2 EL Vanillezucker<br />
250 ml Johannisbeersaft<br />
Saft von ½ Zitrone<br />
1 EL Speisestärke, mit etwas kaltem<br />
Wasser angerührt<br />
3–4 EL geröstete Kürbiskerne,<br />
grob gehackt<br />
Eine ungewöhnliche Zutatenkombination<br />
verwöhnt als kühles Dessert nicht<br />
nur im Spätherbst den Gourmetgaumen:<br />
Wasabi, das grüne japanische Pendant zu<br />
unserem Kren aus der Familie der Kreuzblütengewächse,<br />
kommt hier in süßer Umgebung<br />
keineswegs scharf daher. Und so<br />
bereiten Sie die Kürbisköstlichkeit zu:<br />
1. Kürbiskerne in einer heißen Pfanne unter<br />
Wenden rösten. Geröstete Kerne aus<br />
der Pfanne nehmen, Zucker in die Pfanne<br />
geben, goldbraun schmelzen lassen, Kürbiskerne<br />
untermischen. Karamellisierte<br />
Kürbiskerne auf einen Bogen Backpapier<br />
geben und auskühlen lassen. Den erkalteten<br />
Kürbiskern-Krokant zuerst in Stücke<br />
brechen, dann in einer Küchenmaschine<br />
fein hacken.<br />
2. Eigelb mit zwei Esslöffel Wasser und<br />
Staubzucker in einer Schüssel über einem<br />
leise kochenden Wasserbad schaumig<br />
steif schlagen. Anschließend vom Wasserbad<br />
nehmen und kalt schlagen. Zuerst die<br />
Wa sabi-Paste unterrühren, dann die fein<br />
gehackten Kürbiskerne untermischen.<br />
Obers steif schlagen und behutsam unterheben.<br />
Parfaitmasse in eine mit Folie ausgelegte<br />
Form füllen und für zirka sechs bis<br />
acht Stunden in das Gefrierfach geben.<br />
3. Inzwischen Zwetschken waschen, halbieren,<br />
Kern entfernen. Große Zwetschkenhälften<br />
nochmals halbieren. Zwetschken<br />
in zerlassener Butter mit Zimt in einer<br />
Pfanne kurz anbraten, mit Vanillezucker<br />
bestreuen und schmelzen lassen. Mit<br />
Johannisbeersaft ablöschen, etwas einkochen.<br />
Kompott mit etwas Zitronensaft<br />
abschmecken, mit angerührter Speisestärke<br />
leicht binden, danach etwas abkühlen<br />
lassen.<br />
4. Terrinenform kurz bis zum Rand in heißes<br />
Wasser tauchen, Parfait auf ein Brett<br />
stürzen, nach Belieben mit gehackten Kürbiskernen<br />
bestreuen und in etwa zwei bis<br />
drei Zentimeter dicke Scheiben schneiden.<br />
Dazu das Zwetschkenkompott servieren.<br />
Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr<br />
Johann Lafer<br />
Der Spezialist<br />
Johann Lafer<br />
ist ein über die<br />
Grenzen hinaus<br />
berühmter österreichischer<br />
Fernsehkoch<br />
und lebt mit seiner<br />
Familie in Deutschland.<br />
48 www.weltbund.at <strong>ROTWEISSROT</strong><br />
© Lafer / Guido Karp
Wim Wenders<br />
Places, strange<br />
and quiet<br />
Verlag Hatje Cantz<br />
25,50 Euro<br />
ISBN 978-3-77573148-5<br />
Quadratisch, praktisch, gut … und sehr<br />
schön ist der neue Bildband von Wim<br />
Wenders, der anlässlich der Ausstellungseröffnung<br />
„Places, strange and quiet“ erschienen<br />
ist. In der neuen Galerie OstLicht<br />
in der alten Ankerbrotfabrik war bis Mitte<br />
November ein Querschnitt der 40-jährigen<br />
Fototätigkeit Wim Wenders zu sehen. Im<br />
Gegensatz zu seinen filmischen Arbeiten,<br />
bei denen der Filmemacher auf neueste<br />
Techniken setzt, wählt er für seine Fotografien<br />
die altbewährte analoge Kamera. Warum<br />
das so ist, beantwortete er im Rahmen<br />
der Ausstellungseröffnung: „Finden, in Dialog<br />
treten und sich verlieren in Orten geht<br />
nicht mit neuer Technik. Sobald man aufs<br />
Display schaut, ist dieser Dialog beendet,<br />
dann sieht man schon das fertige Produkt.“<br />
Für ihn ist die „altmodische“ Fotografie<br />
keine Nostalgie, sondern pure Lust an der<br />
Wirklichkeit; und ein Arbeiten gegen ihr<br />
fortschreitendes Verschwinden.<br />
Das Finden von und Verlieren in Orten ist<br />
zentrales Thema des Bildbandes. Hier<br />
streift der Leser mit den Augen von Wenders<br />
durch menschenleere Landschaften<br />
und unbekannte Orte, die er auf seinen<br />
Reisen entdeckte – oder besser, die ihn<br />
entdeckten. Beim Festhalten dieser Entdeckungen<br />
versteht er sich als „Interpret<br />
der Orte, um sie weiter zu erzählen“. Bestes<br />
Beispiel ist die Entstehungsgeschichte<br />
des Riesenrad-Fotos, das in Armenien<br />
2008 entstand und das auch als Banderole<br />
den Einband des Buches ziert: Am ersten<br />
Tag beobachtete er spielende Kinder<br />
um das alte Riesenrad, am zweiten Tag<br />
hütete ein Hirte seine Schafe im ehemaligen<br />
Vergnügungspark der Sowjetbesatzer,<br />
erst später konnte er den Ort ohne<br />
Personen ablichten. Denn es sind menschenleere<br />
Plätze, verlassene, vergessene<br />
oder unbekannte Orte, die den Fotografen<br />
Wim Wenders anziehen. bk ❍<br />
Axel Gloger<br />
Über_Morgen<br />
Linde Verlag<br />
1. Auflage <strong>2012</strong><br />
24,90 Euro<br />
ISBN 978-3-70930381-8<br />
Was Ihr Unternehmen in Zukunft erfolgreich<br />
macht“, lautet der Untertitel<br />
des WirtschaftsWoche-Sachbuchs. Zentrale<br />
Botschaft: Wissen, was kommt.<br />
Mitarbeiter finden trotz Demografiekrise.<br />
Kunden gewinnen auf Märkten, deren Regeln<br />
das Internet neu schreibt. Kräfte der<br />
Feedback-Ökonomie für den Erfolg in<br />
Inno vation, Vertrieb und Marketing nutzen:<br />
Trendexperte Axel Gloger legt offen, wie<br />
Unternehmer und Führungskräfte den<br />
Erfolg von morgen sichern, mit welchen<br />
Methoden Kunden in Zukunft angesprochen<br />
werden, was Wissensarbeiter wirklich<br />
produktiv macht und wie die Energie der<br />
täglich wachsenden Unsicherheiten in geschäftlichen<br />
Erfolg umgewandelt werden<br />
kann. „Über_Morgen“ liefert einen umfassenden<br />
Blick in die Zukunft und konkrete<br />
Schlussfolgerungen für die Unternehmens<br />
strategie – das Werkzeug für sichere<br />
Führungsentscheidungen in turbulenten<br />
Zeiten.<br />
Gleich im ersten Kapitel nimmt der Autor<br />
auf die wohl am schnellsten wachsende<br />
Wirtschaftsmacht Bezug: China. Nicht umsonst,<br />
denn: „Ohne China geht nichts<br />
mehr“, so lautet zum Beispiel die Botschaft<br />
bei der alljährlichen Zusammenkunft der<br />
Trenddenker aus aller Welt in Berlin. Ein<br />
kleines Indiz mit weitreichenden Folgen:<br />
Ganz gleich, ob bei diesem Anlass von<br />
Konsumentenmärkten, dem Auto von<br />
morgen oder den bahnbrechenden Managementideen<br />
die Rede ist – immer prägt<br />
China das Neue.<br />
Autor Axel Gloger ist Chairman von Trend<br />
Intelligence. Diese Denkfabrik erschließt<br />
Zukunftswissen für Unternehmer und Topentscheider.<br />
In der strategischen Praxis<br />
arbeitet er als Beirat und Aufsichtsrat mehrerer<br />
Unternehmen. Der von ihm betriebene<br />
Blog ueber-morgen.net erzielt eine<br />
halbe Million Zugriffe im Jahr. bk ❍<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at<br />
Jürgen Wilke<br />
… und immer wieder<br />
von vorn. Mein Leben<br />
Amalthea Signum<br />
Verlag, Wien<br />
24,95 Euro<br />
ISBN 978-3-85002-786-1<br />
Buchbesprechung<br />
Die Lebenserinnerungen des langjährigen<br />
Burgschauspielers und mehrfach<br />
ausgezeichneten Wiener Kammerschauspielers,<br />
der zu einem der Pioniere des<br />
Niederösterreichischen Theatersommers<br />
geworden ist, schlagen einen weiten Bogen<br />
von Berlin und Königsberg über Hamburg,<br />
Oldenburg, Kiel, Düsseldorf, München und<br />
eine lange, aufregende Theatertournee in<br />
Südamerika bis nach Wien.<br />
Der „gelernte Österreicher“ eröffnet pointensicher<br />
und selbstkritisch, unterhaltsam<br />
und spannend, die Gründe und Hintergründe<br />
seines „irren“ Lebens. Er erinnert sich,<br />
auch anhand vieler persönlicher Zeugnisse<br />
von berühmten Freunden (und unveröffentlichter<br />
Briefe von Gustaf Gründgens,<br />
Oskar Werner und Romuald Pekny) an seine<br />
Begegnungen mit Größen des Thea ters<br />
und des Films wie Gustaf Gründgens,<br />
Hans Albers, Elisabeth Flickenschildt,<br />
Antje Weisgerber und Adolf Wohlbrück<br />
sowie mit legendären Kollegen wie Raoul<br />
Aslan, Werner Krauß, Paula Wessely, Attila<br />
Hörbiger, Susanne Almassy, Ernst<br />
Deutsch, Ewald Balser und Oskar Werner.<br />
Sie und viele andere haben in diesen reichhaltigen,<br />
in vielen Momenten bewegenden<br />
Memoiren ihren Auftritt.<br />
Als erfolgreicher Leiter des Tourneetheaters<br />
„Der Grüne Wagen“ und Intendant<br />
von Sommerfestspielen in Stockerau,<br />
Perchtoldsdorf und Laxenburg wurde er zu<br />
einer prägenden Persönlichkeit der österreichischen<br />
Kulturlandschaft. In seinen<br />
Memoiren gewährt er faszinierende Einblicke<br />
in die Welt des Theaters vor und<br />
hinter den Kulissen.<br />
Dankenswert, weil hilfreich für die Theater-<br />
und Filmgeschichte sind die „Zeittafeln“,<br />
das „Verzeichnis der Theaterrollen und<br />
Inszenierungen“ und das „Namensverzeichnis“.<br />
gd ❍<br />
49
Spieletipp/Impressum<br />
Ferd. Piatnik & Söhne<br />
Das Kaufmännische<br />
Talent – DKT Wien<br />
ca. 21,90 Euro<br />
www.piatnik.com<br />
An dieser Stelle statt einer Buchvorstellung<br />
einmal ein Spieltipp. Weil Weihnachten<br />
naht und es dieser Klassiker wert<br />
ist, wieder hervorgekramt zu werden: „Das<br />
Kaufmännische Talent“ (DKT). Es war heuer<br />
im Urlaub der Hit, der die Kinder – und<br />
Erwachsenen – sogar ihre Nintendos, iPads<br />
und Co. zur Seite legen ließ. Ein kleines<br />
Mitbringsel aus Österreich auf eine griechische<br />
Insel hat Begeisterungsstürme ausgelöst<br />
und den Frühstücksplatz ruckzuck in<br />
einen Spieletisch verwandelt. Es war der<br />
Wunsch eines achtjährigen Wieners, der<br />
das Hamburg-Monopoly eines Freundes<br />
kannte und sich in der Ferne fragte: „Gibt<br />
es denn nicht auch eines über Wien?“ Und<br />
tatsächlich, es gibt eines. Neben dem Klassiker,<br />
der seit 80 Jahren am Markt ist, lädt<br />
die kürzlich erschienene Wien-Edition zu<br />
einer Sightseeing-Tour durch die Hauptstadt<br />
ein. Von der Hofburg bis zum Donauturm<br />
ist für jeden etwas dabei. Wem die<br />
klassische „Touristentour“ nicht reicht, der<br />
kann sogar im Kanal eine Abkürzung durch<br />
die Wiener Unterwelt nehmen. Zusätzlich<br />
zu den Hotels baut man urige Wiener Kaffeehäuser<br />
an den exklusivsten Adressen<br />
und hofft auf viel Kundschaft. Und statt ins<br />
Gefängnis wird man beim Wiener DKT mit<br />
dem Fiaker zum Heurigen nach Grinzing<br />
gebracht. Hier hat sich Aris besonders gern<br />
aufgehalten, um in Ruhe zuzusehen, wie<br />
seine Mieteinnahmen steigen.<br />
Bleibt das erhoffte Geld am Ende aus, gibt<br />
es immer noch eine passende Lösung:<br />
Dann geht es einfach zur Freud’schen Psychoanalyse<br />
bei einem anderen Mitspieler<br />
auf die Couch. Und hat man dann doch von<br />
der Stadt genug, wechselt man bei nächster<br />
Gelegenheit zur ebenso erst erschienenen<br />
DKT-Alpen-Edition, bei der viele spannende<br />
und detailreiche neue Elemente auf<br />
die drei bis fünf Mitspieler (Altersempfehlung:<br />
acht bis 99 Jahre) warten. bk ❍<br />
<strong>ROTWEISSROT</strong> – <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Journal<br />
Impressum<br />
Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND<br />
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Perth/Westaustralien<br />
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Ing. Rudolf NEUHOLD, Frankfurt am Main /<br />
Deutschland<br />
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internationale Angelegenheiten<br />
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und die Landeshauptleute der<br />
österreichischen Bundesländer:<br />
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Gerhard DÖRFLER, Kärnten<br />
Dr. Michael HÄUPL, Wien<br />
Hans NIESSL, Burgenland<br />
Günther PLATTER, Tirol<br />
Dr. Erwin PRÖLL, Niederösterreich<br />
Dr. Josef PÜHRINGER, Oberösterreich<br />
Mag. Franz VOVES, Steiermark<br />
Mag. Markus WALLNER, Vorarlberg<br />
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Benediktinerstifts<br />
Göttweig in der<br />
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Kirchen<br />
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Musik und Kulinarik<br />
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erscheint im vierten Quartal <strong>2012</strong><br />
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