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ROTWEISSROT Ausgabe I/2006 - Auslandsösterreicher-Weltbund

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<strong>ROTWEISSROT</strong>Auslandsösterreicher Journal 1/<strong>2006</strong> € 3,–EU-Präsidentschaft


Inhalt/Editorial6–104–5 <strong>ROTWEISSROT</strong>Eine Wegsuche zwischen Tradition und ModerneVorwort6–7 Europas Ziele neu definierenDie wichtigsten Themen zur EU-Ratspräsidentschaft8–10 Österreichs RatsvorsitzEin wichtiger Beitrag zur Zukunft EuropasGünter DürieglChefredakteur152411–14 Aus den BundesländernInitiativen und Aktivitäten der Länder15 PräsidentenkonferenzThemen und Termine. Vorschau: <strong>Weltbund</strong>-Tagung16–20 Österreicher in aller WeltNeues aus dem 10. Bundesland21 WirtschaftHannes Androsch über die Bedeutung der EU22–23 KunstraubÜber den Aufsehen erregenden Saliera-Diebstahl24–26 Rückgabe der Klimt-BilderRestitution von Klimts Landschaftsbildern und Porträts27 Fritz MoldenHohe Auszeichnung für ein Lebenswerk28 EsskulturRowena Habeck im Gespräch mit Johann LaferWenn es unbestritten allemal gute Gründegibt, anzuhalten und Rechenschaft zugeben über sich und sein Sein, seinSosein im Hier und Jetzt, sein Tun undsein Wollen, dann trifft das geradezuzwingend zu, wenn man eine neue Aufgabeübernimmt. Erst recht trifft es zu,wenn das Neue im Vordergrund steht, dasNeue als unglaublich Vielschichtiges, wiedie Redaktion einer Zeitschrift eben, wieinsbesondere der unsrigen, die wenigVergleichbares kennt.Gerne bekenne ich: Ich bin neu in diesemMetier, das Gestalten des Mediums„Zeitung“ oder „Zeitschrift“ ist mir neu,nicht aber der geübte Umgang mitMedien, die auf die interessierte Aufmerksamkeitder Öffentlichkeit abzielen,einer Zeitung, einer Zeitschrift nicht unvergleichbar.Wenn ich bekenne, in dieserTätigkeit neu zu sein, dann soll ein zweitesfolgen, das das Neue geradezu programmatischenthält: Ich bin neugierig!Neugierde ist wohl eine bestimmendeEigenschaft des Journalisten; sie ist, undso will ich sie verstehen, der leidenschaftlicheWunsch nach Information, nachVerstehen, nach Wissen.322929 AÖWB InternInteressantes Internetforum für Auslandsösterreicher29 AÖWB InternDanksagung an Inge Dalma30–31 RechtDas neue österreichische Staatsbürgerschaftsrecht32 SchmankerleckeRezept von Johann Lafer: Wiener Schnitzel33–34 BuchbesprechungFür Sie gelesen: Interessante Neuerscheinungen34 ImpressumAber nicht um seiner selbst willen soll dieserWunsch erfüllt werden, denn, so meineich, Erfüllung soll er erst in der Informationfür andere finden. Danach will ich meineArbeit bestimmen.Aber neugierig bin ich auch, wie Sie, sehrverehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,die Veränderung unseres <strong>ROTWEISSROT</strong>vom „Magazin für Auslandsösterreicher“zum „Auslandsösterreicher Journal“ aufnehmenwerden. Mit behutsamer Bedachtsamkeit,mit großem und überzeugtemRespekt vor dem Gewordenen bringenwir die Änderungen an unserem<strong>ROTWEISSROT</strong> an. Deutlich erfahrbarwerden die Änderungen insofern, als abnun, ab der Nummer eins des Jahrgangs<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at3


EditorialForsetzung Vorwort <strong>2006</strong>, jede <strong>Ausgabe</strong> unter einHauptthema gestellt wird, von dem wirüberzeugt sind, dass Sie, die Sie im Auslandleben, daran besonderes Interessehaben. Von diesem Ansatz ausgehend,wollen wir aber auch solchen Ereignissen,welche Ursache sie auch immer habenmögen, Raum geben, die aufgrund ihrerAktualität Ihnen mitzuteilen sind.Daher stellen wir in dieser Nummer diePräsidentschaft in der EuropäischenUnion, die Österreich im ersten Halbjahr<strong>2006</strong> ausübt, in den Mittelpunkt unsererInformationen. Österreichfragen erweisensich als Europafragen, europäische Herausforderungensind in gleicher Weiseösterreichische: Offene, verständnisvolle,aber auch selbstbewusste Anteilnahmeam Projekt Europa führen uns in dieZukunft des 21. Jahrhunderts.Zweifellos Aktuelles greifen die folgendenThemen auf. Aus dem 20. Jahrhundert,dem „Jahrhundert der Extreme“, wie EricHobsbawm, recht eigentlich auch ein Auslandsösterreicher,es genannt hat, stammtdas unsägliche Erbe des jahrzehntelangenunrechtmäßigen Besitzanspruchs anfünf Spitzenwerken des Malers GustavKlimt. Wir berichten ab Seite 24.Bericht geben wir auch über den „FallSaliera“, das Ende des Raubes des wohlkostbarsten Salzfasses, eines erlesenenhöfischen Kunstwerks aus einer Zeit, daÖsterreich sich im Nationalen nicht fassenließ. Aber nach wie vor werden Siedas Ihnen Vertraute und Liebgewordenefinden, auch wenn das Erscheinungsbildgeändert und manches gestrafft wurde.Auch Neues wie die „Schmankerlecke“bieten wir an.Österreich, Österreichisches, steht imMittelpunkt unserer Informationen. Daswar so im „Magazin für Auslandsösterreicher“,das gilt unverändert für das„Auslandsösterreicher Journal“. Wir freuenuns, wenn Sie unser <strong>ROTWEISSROT</strong>,das Ihnen vertraute Magazin in neuerAusrichtung als Journal, mit gewohntemInteresse annehmen.Günter DürieglChefredakteurDie Gratwanderung<strong>ROTWEISSROT</strong>: Eine Wegsuche zwischen Tradition undErneuerung. Präsident des Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong>es Gustav Chlestil„<strong>ROTWEISSROT</strong> und Internetforum –zwei moderne Medien im Diensteder Auslandsösterreicher.“Es ist schon eigenartig. Das einzigwirklich Beständige in der Welt ist diepermanente Veränderung. Und dies obwohlsich natürliches Beharrungsvermögenund übliche Trägheit grundsätzlichdagegenstemmen. Ist man sich dieserTatsache erst bewusst, wird deutlich,dass Erneuerung im Leben ein notwendigerProzess ist, der am besten so zeitgerechtin Angriff genommen wird, dassVersäumnisse für die Zukunft gar nichterst entstehen. Umso besser, wenn mandabei auf einer guten und soliden Basisaus der Vergangenheit aufbauen kannund die daraus entstehende Weiterentwicklungnahtlos in eine Erfolg versprechendeZukunft führt.Die in Ihren Händen befindliche <strong>Ausgabe</strong>1/<strong>2006</strong> unseres Journals <strong>ROTWEISSROT</strong>stellt eine weit gehende Überarbeitungund Neugestaltung des über zehn Jahrebestehenden „Magazins für Auslandsösterreicher“dar. Nach Zusammenführungder beiden großen Auslandsösterreicher-Organisationenim Jahr 2003 undderen praktischer Umsetzung stellte dieNeustrukturierung dieser Zeitschrift fürdie Zukunftsorientierung des AÖWB einesder wichtigsten Projekte dar. Viele Überlegungenwurden angestellt, unsere Leserbefragt, ein Workshop innerhalb derPräsidentenkonferenz abgehalten undInformationen über vergleichbare Veröffentlichungeneingeholt. Die schwierigeAufgabe lautete, einerseits bei aller Erneuerungim Inhalt liebenswert Gewohnteswieder zu finden, andererseits beinotwendiger Modernisierung Traditionnicht verloren gehen zu lassen. Wirhoffen, dass uns dies gelungen ist.© Montage CPG/GFUmsetzung und ErgebnisDie Zeitschrift heißt natürlich weiterhin<strong>ROTWEISSROT</strong>. Eine neu entworfeneTitelseite gibt uns durch die neue grafischeGestaltung mit Einschluss unseresLogos nun die Möglichkeit, dieses Erscheinungsbildals Wort-Bild-Marke anzumeldenund für uns schützen zu lassen.Über eine Überprüfung der Inhaltsstruktur,ein neues Layout und die Modernisierung4 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


Editorialder Vertriebskonzeption führte der Wegbis zur Neuausschreibung der VerlagsundDruckleistung sowie Einrichtung einersystematischen Inseratenpolitik.Da die langjährige Chefredakteurin bat,sie nicht mehr mit der gesamten Umstrukturierungzu belasten, musste ab Beginndieses Jahres auch ein neuer Chefredakteurgesucht werden. Nach öffentlicherAusschreibung und Bearbeitung dernahezu 50 Bewerbungen entschiedschließlich das Präsidium, die ChefredaktionHofrat Dr. Günter Düriegl zuübertragen. Der geborene Wiener studiertean der Universität Wien u. a. Geschichteund Anglistik und rundete seine Ausbildungin London und Cambridge ab. Diemaßgeblichsten Jahre seines Berufslebenswurden durch seine Tätigkeit imKulturbereich geprägt, wobei er davon16 Jahre Direktor der Museen der StadtWien war. Nach diversen Sonderaufgabenim Kulturbereich beendete er seineTätigkeit im Kulturamt der Stadt Wien undübernahm nun die Position des Chefredakteursbeim AÖWB. Erwähnt seinoch, dass er auch als Kurator und wissenschaftlicherBerater unsere in Produktionbefindliche Ausstellung „Daszehnte Bundesland – die Auslandsösterreicherin aller Welt“ betreut, die imApril dieses Jahres im Parlament eröffnetwerden wird. Herr Düriegl ist Träger desEhrenkreuzes für Wissenschaft und KunstErster Klasse sowie des Großen SilbernenEhrenzeichens für Verdienste um dasLand Wien.<strong>ROTWEISSROT</strong> wird ab <strong>2006</strong> wiederviermal pro Jahr erscheinen. Die fixiertenDruck- und Versandtermine wurden sogewählt, dass Vereinigungen die Möglichkeiterhalten, die Exemplare vor derSommerpause und vor dem Jahresendezeitgerecht an ihre Mitglieder aussendenzu können. In jedem Heft wird es einSchwerpunktthema geben. Die wichtigstenInhaltsrubriken blieben erhalten, aberes wurden auch neue hinzugefügt. Außerder traditionellen Gruppe der Auslandsösterreicher,der Botschaften, Konsulate,Außenhandelsstellen etc. sollen aberauch verstärkt öffentliche und privateInstitutionen und Organisationen in Österreichselbst unser Journal erhalten, um imInland das Bewusstsein über die großeGruppe der Auslandsösterreicher undderen Bedeutung für das Land zu stärken.<strong>ROTWEISSROT</strong> wird – zusammen mitunserem Internetforum – auch in Zukunftdie Basis für eine moderne Vernetzungder vielen im Ausland lebenden Österreichersein. Es wird uns damit auch dieChance geben, mit nicht in Vereinigungenorganisierten Landsleuten im Auslandinformativen Kontakt zu halten, wobei wirhierbei vor allem an die Jugend denken.Abschließend möchte ich an dieser Stelleunserem Ehrenpräsidenten Prof. FritzMolden für die jahrelang getrageneVerantwortung für <strong>ROTWEISSROT</strong> dankenund hier gleichzeitig auch Inge Dalmaeinschließen, die dieses Magazin alsChefredakteurin so lange voll Engagementgestaltet hat.Aber nun lesen Sie in aller Ruhe „Ihr“„Auslandsösterreicher Journal“. Wenn Siees gut finden, sagen Sie es Ihren Freunden.Gibt es Anregungen oder Kritik,sagen Sie es mir. Aber warum eigentlichmir? Wozu haben wir seit Beginn diesesJahres einen neuen Chefredakteur?! ❍<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at5


Schwerpunkt-ThemaEuropas Ziele neu definierenDie wichtigsten Themen zuÖsterreichs Ratspräsidentschaftim ersten Halbjahr <strong>2006</strong>.Bundeskanzler Wolfgang SchüsselZum zweiten Mal seit unserem EU-Beitritthat Österreich im ersten Halbjahr<strong>2006</strong> den EU-Vorsitz übernommen. DieseAufgabe ist vor allem eine Dienstleistungan Europa und seine Bürger. Wir möchtenEuropa neuen Schwung geben und dasVertrauen der Bürger in das europäischeProjekt stärken.Viele Menschen in Europa haben Sorgen,die wir ernst nehmen müssen. Sie befürchtenden Verlust ihres Arbeitsplatzes,sie sorgen sich darum, ihre nationaleIdentität zu verlieren. Europa kann vieldazu beitragen, um die Bürger zu schützenund um ihnen zu nützen. Die Antwortmuss heißen: Keine Angst vor der Angst.Europa ist Teil der Lösung und nicht Teildes Problems.Dieser Zugang soll auch durch das österreichischePräsidentschaftslogo, das vomniederländischen Designer Rem Koolhaasentworfen wurde, verdeutlicht werden: Esspiegelt die Vielfalt und Buntheit Europaswider, indem es die Flaggenfarben allerEU-Mitglieder aneinander reiht und darausein neues buntes Bild entstehenlässt. Gleichzeitig bleibt die Identität jedeseinzelnen Landes gewahrt.Europa und die Welt verändern sich. KeinLand kann sich der Globalisierung entziehen.Wir haben die Möglichkeit, denProzess der Globalisierung mit unsereneuropäischen Werten, mit unseren Grundsätzenund mit unserem europäischenLebensstil zu gestalten.Wir müssen lernen, mit diesen Veränderungenumzugehen. Europa darf nicht aufeine rein ökonomische Idee reduziert werden.Europa muss mehr sein. Es mussseine kulturelle Identität finden, es musssich besinnen auf das, was uns zusammenhält.Es muss wissen, wo seineGrenzen und seine Ziele sind. Es mussseinen Realitäts- und MöglichkeitssinnBundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel, Vorsitzender des Europäischen Rates.entwickeln. Europa braucht nicht nur einegemeinsame Währung, sondern auch eingemeinsames Ziel und gemeinsameProjekte.Wir neigen im Alltag oft dazu, zu vergessen,welche politische und wirtschaftlicheErfolgsgeschichte dieses Europa ist:„Europa darf nicht auf eine reinökonomische Idee reduziert werden.Europa muss mehr sein. Es mussseine kulturelle Identität finden.“Aufgebaut aus den Trümmern des ZweitenWeltkrieges, geteilt im Kalten Krieg,15 Jahre nach dem Fall des EisernenVorhangs wiedervereint im gemeinsamenEuropa. Die EU ist weltweit das einzigeModell, das bewusst eine Balance zwischenwirtschaftlichem Wohlstand undsozialem Zusammenhalt, verbunden mitUmweltschutz und Nachhaltigkeit, anstrebtund verwirklicht.Die Kluft zwischen den Bürgern und denInstitutionen hat sich vergrößert. DiesesUnbehagen soll an- und ausgesprochenwerden, die Bürgerinnen und Bürger sollensagen, was sie denken, auch wenn esnicht immer angenehm ist. In Österreichhaben wir daher die Initiative „Europa hörtzu“ ins Leben gerufen. Zuerst müssen wirden Bürgern zuhören, dann können wirbewerten, welche konkreten Antwortenwir geben können.Beim EU-Gipfel im Juni 2005 haben dieeuropäischen Regierungschefs beschlossen,dass über die Zukunft Europas eineReflexionsphase eingeleitet werden soll.Die Frage der Europäischen Verfassungist ein Teil davon, nämlich ein Teil derzentralen Frage, wie wir morgen lebenwollen. Das ist die eigentliche Essenz derZukunft-Europa-Diskussion.„The Sound of Europe“In dieser Nachdenkpause soll eine möglichstbreite Debatte geführt werden überdas, was Europa leisten kann und leistensoll, aber auch über die Grenzen desMachbaren. An einem symbolträchtigenTag hat dazu eine zweitägige Konferenz„The Sound of Europe“ in Salzburg stattgefunden:Am 27. Jänner <strong>2006</strong> jährte sichder Geburtstag des österreichischen© HBK6 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


Schwerpunkt-ThemaMusikers und Komponisten WolfgangAmadeus Mozart zum 250. Mal.Bei dieser Konferenz wurden grundlegendeFragen der Zukunft Europas, der europäischenWerte, Identität und Kultur erörtert.Mehr als 300 Persönlichkeiten ausPolitik, Wissenschaft, Kunst und Medienberieten über Perspektiven und Möglichkeiten,wie sich das europäische Projektangesichts globaler Herausforderungenvoranbringen lässt.Auf dieser Konferenz wurden eine Reihevon Problemen und Sorgen der Bürgeridentifiziert. Nun müssen wir an derenLösung arbeiten. Europa kann nur dannseinen Mehrwert entfalten, wenn es unsgelingt, den Nutzen Europas auch sichtbarzu machen. Das erwarten sich auchdie Bürger: keine nächtelangen Streitereienüber Quoten, Prozente, Ausnahmebestimmungenund bürokratische Skurrilitäten,sondern mehr Europa, wo wir gemeinsammehr erreichen können undmehr nationale Verantwortlichkeit finden,wo lokale Regelungen sinnvoller sind.Daher wird die österreichische Präsidentschaftam 18. und 19. April eine Subsidiaritätskonferenzin St. Pölten abhalten,bei der Fragen der Kompetenzaufteilungzwischen der EU und den Mitgliedstaatenaufgeworfen werden, um zu effizienterenund transparenteren Strukturen zu finden.Sämtliche Überlegungen und Anregungen,die während dieser Reflexionsphaseeingebracht werden, dienen natürlichauch als Ideen-Pool für den Juni-Gipfel,bei dem die Zukunft Europas auf derTagesordnung stehen wird.Wirtschaft- und WissensgemeinschaftMir ist sehr wichtig, dass wir das europäischeZukunftsmodell gemeinsam mit derKommission und dem Parlament mit Lebenerfüllen. Wir haben uns vorgenommen,während der österreichischen Präsidentschafteng und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.Es macht keinen Sinn,wenn sich die Institutionen gegeneinanderzu profilieren versuchen; wir müssengemeinsam konkrete Schritte setzen, umEuropa besser zu machen.Beim EU-Gipfel im März in Brüssel wirdetwa die Frage, wie wir Wachstum undBeschäftigung in Europa stärken können,das Hauptthema sein. Europa muss undkann hier mehr tun. Wir werden im Bereichder Förderung von Klein- und Mittelbetriebeneinen besonderen Schwerpunktsetzen. Wir müssen dem Thema Forschungund Entwicklung größte Aufmerksamkeitwidmen, denn nur wenn Europaeine echte Wissensgesellschaft ist, könnenwir mit dem internationalen Wettbewerbmithalten. Wir müssen uns auch um jenekümmern, die ungünstigere Ausgangspositionenhaben und sich schwerer tun,einen Job zu finden. Man kann von Europanicht alles erwarten, aber wenn alle 25Mitgliedsstaaten in die gleiche Richtungarbeiten, kann viel erreicht werden.„Man kann von Europa nichtalles erwarten, aber wenn alle25 Mitgliedstaaten in die gleicheRichtung arbeiten, kann vielerreicht werden. Eine Einigungist von großer Bedeutung.“Unter der britischen EU-Ratspräsidentschaftist eine Einigung der Staats- undRegierungschefs über das künftigeBudgetprogramm für die Jahre 2007 bis2013 gelungen. Diese Einigung ist vongroßer Bedeutung: Erstmals einigten sich25 Mitgliedstaaten auf ein gemeinsamesBudget für 27 Staaten. Damit kann dieeuropäische Wiedervereinigung, zu derwir uns verpflichtet haben, finanziert werden.Das jährliche Fördervolumen vonfast 40 Milliarden Euro zugunsten derneuen Mitgliedstaaten setzt ein enormesAufbauprogramm fort, von dem auch die„alten“ Mitgliedstaaten profitieren werden.Gleichzeitig bewahren wir damit auchunser spezifisch europäisches Lebensmodell,indem auf Agrarförderungen undZuschüsse für die ländlichen Regionennicht verzichtet wird und unsere Bürgerauch in Zukunft in den Genuss gesunder,sicherer und genießbarer Lebensmittelund einer gepflegten Landschaft kommen.In Summe hat sich die <strong>Ausgabe</strong>nobergrenzezwar auf 862 Milliarden Euroerhöht, aber es ist insgesamt ein sparsamesund vertretbares Budget. Aufgabeder österreichischen Präsidentschaft istes nun, gemeinsam mit dem EuropäischenParlament und der EuropäischenKommission dieses EU-Budget zu finalisierenund die notwendigen Schritte zusetzen, damit konkrete Zahlungen auchgetätigt werden können.Im Forschungsbereich wird sich die österreichischePräsidentschaft bemühen,einen Abschluss des 7. Forschungsrahmenprogrammsin Zusammenarbeit mitdem Europäischen Parlament zu erreichen.Die Förderung der europäischenForschung ist wesentlicher Bestandteilder Wachstums- und Beschäftigungsstrategie.Allein die konsequente Umsetzungdes gemeinsam beschlossenen Ziels, inallen Mitgliedstaaten bis 2010 drei Prozentdes Bruttoinlandprodukts (BIP) inForschung zu investieren, würde einenImpuls von 100 Milliarden Euro zusätzlichfür die europäische Forschung bedeuten.EU-ErweiterungEin weiterer Punkt auf der Agenda derösterreichischen EU-Ratspräsidentschaftwerden die Erweiterungsverhandlungenmit Kroatien und der Türkei sein. Währendunserer Präsidentschaft werden nach demScreening-Verfahren der EuropäischenKommission die ersten Verhandlungskapitelmit Kroatien und der Türkei eröffnetwerden. Ebenso wird eine Entscheidungüber ein konkretes Beitrittsdatum fürBulgarien und Rumänien nach Vorlageeines Evaluierungsberichts der EuropäischenKommission zu treffen sein.Europa muss schützen und nützen. Dieserreichen wir nur durch verstärkteZusammenarbeit im Inneren und durchPartnerschaften mit den Ländern an dereuropäischen Außengrenze. Die EuropäischeUnion unterhält auf dem Balkan, imNahen Osten und in Afrika bereits 14 Friedensmissionen.Es liegt im Interesse derEU, Sicherheit und Stabilität zu exportieren.Ich bin davon überzeugt, dass dieEuropäische Union eine positiv gestaltendeund sogar eine recht sympathischeKraft auf der Weltbühne sein kann.Dies sind nur einige Schwerpunkte ausder breiten Themenpalette, die im erstenSemester des Jahres <strong>2006</strong> zu behandelnsein wird. Österreich wird sich bemühen,eine gute Präsidentschaft für Europa,seine Mitglieder und seine Bürgerinnenund Bürger zu leisten. Gemeinsam könnenwir Europa neuen Schwung geben. ❍<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at7


Schwerpunkt-ThemaÖsterreichischer Ratsvorsitz alsBeitrag zur Zukunft EuropasEuropa soll ein verlässlicherPartner in der Welt sein.Bundesministerin Ursula PlassnikAm 1. Jänner hat Österreich den Vorsitzin der Europäischen Union übernommen.Schon in den ersten Wochenhaben uns internationale politische Ereignissewie die Gaskrise zwischen Russlandund der Ukraine, die Situation imNahen Osten nach den Wahlen in denpalästinensischen Autonomiegebietenoder die politischen Entwicklungen im Iranmit der anspruchsvollen und vielschichtigenAufgabenstellung der Vorsitzführungkonfrontiert: Diplomatisches Fingerspitzengefühl,Vermittlungsgeschick und harteArbeit sind erforderlich, um die komplexenInteressenlagen in Europa und in derWelt unter einen Hut zu bringen.Österreich hat sich intensiv auf den EU-Vorsitz vorbereitet und packt in Absprachemit den europäischen Partnern jeneThemen an, die den Bürgerinnen undBürgern Europas im Alltag wichtig sind:Arbeitsplätze und Wachstum, die Sicherungund Weiterentwicklung des spezifischeneuropäischen Lebensmodells unddie Stärkung des Vertrauens der Bürgerinnenund Bürger in das europäischeProjekt. Europa soll ein starker und verlässlicherPartner in der Welt sein.Keine einfache AusgangslageDie Ausgangslage ist trotz aller professionellund umsichtig erledigten Vorbereitungsarbeitenkeine einfache: Die jüngstenEurobarometer-Umfragen zeigen inganz Europa, dass die Europäische Unionderzeit nicht jene Zustimmung in derÖffentlichkeit hat, die diesem faszinierendenFriedensprojekt zustehen würde. Esgibt Vertrauensstörungen, die auch dasErgebnis eines europäischen Dürrejahres2005 sind: zwei negative Referenden zurEU-Verfassung in Frankreich und in denAußenministerin Dr. Ursula Plassnik beweist in vielschichtigen EU-Fragen diplomatisches Geschick.Niederlanden, ein langwieriger und mühsamerVerhandlungsprozess rund um dieErstellung des neuen EU-Finanzrahmens2007 bis 2013 und die Sorgen derMenschen um den Arbeitsplatz.Wir sind keine „Zauberkünstler“ oder„Kreativdirektoren“. Es wäre verfehlt zuglauben, Österreich könne während seinesVorsitzes alle offenen Fragen klärenund alle Baustellen fertig stellen. Wir müssenrealistisch sein und mit den Füßenam Boden bleiben. Wir müssen mit kleinenSchritten das jetzt Machbare in Angriffnehmen und umsetzen.1. Das Vertrauen der Bürger in das europäischeProjekt zurückgewinnen undstärken. Einmal indem wir unser Informationsangebotbesser auf die Informationsbedürfnisseabstimmen. Ich bin überzeugtdavon, dass es viel und qualitativ anspruchsvollesInformationsmaterial gibt.Der Punkt ist eher der: Sprechen dieseInformationsangebote auch die Sprachejener, deren Interesse nach einem arbeits-© Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten8 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


Schwerpunkt-Themareichen Alltag erreicht werden sollte? Indiesem Bereich hat EU-KommissarinWallström im Sommer letzten Jahresbegonnen, wertvolle Initiativen zu setzen,die wir unterstützen und die es fortzusetzengilt.Wir haben mit Initiativen wie z. B. „Europahört zu“ Dialogforen geschaffen, die daraufabzielen, über Internet, Telefon undFernsehen in Kontakt mit den Österreichernzu kommen. Das Vertrauen derBürgerinnen und Bürger können wir dannzurückgewinnen, wenn durch das aufgestellteeuropäische Ohr Anregungen,Zweifel und Sorgen ernst genommen werdenund in der politischen EntscheidungNiederschlag finden.Ich möchte auf zwei Beispiele nähereingehen: die EU-Budgeteinigung imDezember 2005 und den Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei undKroatien im Oktober 2005.Warum? Beide Beispiele zeigen, dassengagierter Verhandlungseinsatz aufeuropäischer Ebene einen Interessenausgleichzulässt, wo auch die Interessender Österreicherinnen und ÖsterreicherBerücksichtigung finden. In der Türkei-Frage ist es gelungen, das Verhandlungskorsetteng zu schüren, mehrfach Sicherungenzu verankern, klare Vorgaben zumachen punkto fairen Lastenausgleichsund vor allem den Punkt „Aufnahmefähigkeit“der Europäischen Union zu verankern.Bei den EU-Budgetverhandlungen konntenwir erreichen, dass die Unterstützungfür den ländlichen Raum und für dieGrenzregionen annähernd gleich gebliebenist, und zwar bei drei Milliarden Euro.Der ländliche Raum und die Grenzregionensind für Österreich besonders bedeutend,hier geht es um die Arbeitsplatzsicherungin der Landwirtschaft und imTourismus, hier geht es darum, auch dernachkommenden Generation Perspektivenzu ermöglichen.Bürgernähe kann nur dann entstehen,wenn sich die europäische Gesetzgebungauf das Wesentliche konzentriertund dort einen Mehrwert bringt. Dinge,die besser von nationalen oder lokalenEinheiten wahrgenommen werden können,sollten nicht von der EU geregeltwerden. Wir wollen auch diese Schnittstellezwischen besserer Gesetzgebungund Subsidiarität untersuchen. EineKonferenz zu diesem Thema wird im Aprilin St. Pölten stattfinden.2. Die Sicherung des spezifischen europäischenLebensmodells. Was meine ichdamit? Wofür Europa steht, ist in denersten Artikeln des Verfassungsvertragskurz und prägnant zusammengefasst: fürWerte wie Pluralismus, Nichtdiskriminierung,Toleranz, Gerechtigkeit und dieGleichheit von Frauen und Männern.Europa bedeutet auch das Bekenntnis zunachhaltiger Entwicklung, zu sozialerMarktwirtschaft, zum Ziel der Vollbeschäftigung,zu Umweltschutz und dem Kampfgegen soziale Ausgrenzung.Das europäische Lebensmodell ist keineWorthülse, sondern verkörpert das, wasin den letzten sechs Jahrzehnten dieErfolgsgeschichte unseres Kontinents„Es wäre verfehlt zu glauben,Österreich könne während seinesVorsitzes alle offenen Fragen klärenund alle Baustellen fertig stellen.“ausgemacht hat. Der Ausgleich zwischenwirtschaftlicher Prosperität und sozialerGerechtigkeit beruht auf den gemeinsamenWerten und Traditionen, die unserLebensmodell ausmachen – Solidarität,Chancengleichheit und sozialer Dialog.Wir dürfen nicht den Fehler machen, unsauf diesen Errungenschaften auszuruhen.Denn heute gilt: Wer stehen bleibt, fälltbald zurück. Wir müssen deshalb dafürsorgen, dass dieses europäische Lebensmodellfit für die Zukunft gemacht wird undEuropa seinen Modernitätsvorsprung auchbehält. Impulse dazu hat auch die Konferenz„Sound of Europe“ in Salzburg EndeJänner, zum 250. Geburtstag von Mozart,gegeben. Über 300 Persönlichkeiten ausden Bereichen Politik, Wissenschaft, Kunstund Medien haben dort über die GrundlagenEuropas, europäische Werte undeuropäische Identität diskutiert.Im europäischen Orchester kann es nichtnur Solisten geben. Aus der Spannungzwischen Solisten und dem Erforderniseiner Gesamtharmonie entspringt derspezielle Klang Europas, sein spezifischesLebensmodell.3. Arbeitsplätze und Wachstum zu fördernist derzeit die wohl vordringlichste Aufgabeeuropäischer Politik. Der Frühjahrsgipfelder Staats- und Regierungschefswird genau diesem Thema gewidmetsein. Die Europäische Union und ihreMitgliedstaaten müssen alles unternehmen,um den arbeitslosen MenschenHoffnung, Perspektiven und letztlich auchWürde zurückzugeben. Hier geht es umdie Schicksale vieler Menschen, dieAufgabe und Einkommen verloren haben,die oft vor der Ausweglosigkeit stehen. ImBereich der Jugendbeschäftigung undauch im Bereich der Gleichbehandlungvon Frauen und Männern am Arbeitsmarktmüssen konkrete Resultate erzieltwerden. Wir müssen aber auch dieWahrheit sagen. Und zwar, dass dieEuropäische Union als solche keineArbeitsplätze schaffen kann. Wir, dieEuropäische Union und die Mitgliedstaaten,müssen uns aber gemeinsambemühen, die Rahmenbedingungen fürdie Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzenzu verbessern. Das tun wir aufeuropäischer Ebene im Rahmen desLissabon-Prozesses, im Rahmen derStrukturpolitik und im Rahmen der Politikfür den ländlichen Raum. Auch das neueEU-Budget ist mit plus zehn MilliardenEuro für den Bereich Forschung undEntwicklung zukunftsweisend.Diese Bemühungen müssen Hand inHand mit einer Entrümpelung des gemeinsamenRechtsbestands der EU gehen.Die von Kommissionspräsident ManuelBarroso in Gang gesetzte Initiative, dasEU-Regelungsgeflecht auf den Prüfstandzu stellen und zu vereinfachen, ist einwichtiger Schritt in die richtige Richtungfür die Wirtschaft, den Österreich wesentlichmit unterstützen wird. Der EU-Regelungsapparatdarf keine Hürde sein, sondernmuss dem Bürger Schutz undSicherheit bieten.4. In den Außenbeziehungen werden wiruns für eine Stärkung der globalen Rolleder EU engagieren und den Dialog mitunseren Partnern fördern, insbesondereauch anlässlich der Gipfeltreffen in Österreichmit den USA und den StaatenLateinamerikas und der Karibik. Nebenden globalen Themen werden wir besonderesAugenmerk auf unsere <strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at9


Schwerpunkt-ThemaDie EU-Tagung „Sound of Europe“ fand im Jänner <strong>2006</strong> im Kongresszentrum Salzburg statt. unmittelbare Nachbarschaft legen.Unser aller Ziel ist es, eine gemeinsameZone des Friedens, der Sicherheit und desWohlstands mit den Nachbarn Osteuropasund des Mittelmeerraums zu schaffen.Unsere prioritäre Aufmerksamkeit gilthierbei den Staaten des Westbalkans.Denn eine friedliche Entwicklung undStabilität in dieser Region ist Teil vonFrieden und Stabilität in ganz Europa. Wirtun unser Möglichstes, um den Länderndieser Region Schritt für Schritt, nachMaßgabe ihrer eigenen Reformbemühungen,die Annäherung an die EuropäischeUnion zu ermöglichen und sie dabei zuunterstützen.Dabei geht es nicht darum, jetzt konkreteDaten für einen Beitritt zu vereinbarenoder gar Beitrittsverhandlungen aufzunehmen.Worum es geht, ist diesenStaaten, die integraler Bestandteil unsererGeschichte und unseres Kontinentssind, eine klare europäische Perspektivezu geben.Es gilt zu verhindern, dass zwischenItalien, Slowenien und Griechenland wiedereine Zone der Instabilität und derUnsicherheit entsteht.<strong>2006</strong> wird auch im Hinblick auf dieErweiterung der EU ein entscheidendesJahr sein. Die Beitrittsverhandlungen mitder Türkei und Kroatien wurden imOktober 2005 eröffnet. Im derzeitigenScreening-Prozess gleicht die EuropäischeKommission die Rechtsbestände„Ziel ist es, in den sechs Monatenunseres Vorsitzes zu prüfen,ob wir gemeinsam mit unseren24 EU-Partnern nächste Schrittefestlegen und uns auf eineChoreographie einigen können,die in die Zukunft weist.“der Beitrittskandidaten mit jenem der EUab. Die ersten Verhandlungskapitel könnenvoraussichtlich noch während des österreichischenVorsitzes begonnen werden.Rumänien und Bulgarien sind bereits imEndspurt zu ihrer EU-Mitgliedschaft. DieEuropäische Kommission wird im Frühjahreinen Bericht zu den Fortschritten derbeiden Länder vorlegen, auf dessenGrundlage der Rat über den endgültigen© Land Salzburg / Franz NeumayrBeitrittstermin entscheiden wird. Ich hoffe,dass Rumänien und Bulgarien die nochnötigen Reformschritte rechtzeitig undentschlossen setzen werden, so dass dergeplante Beitrittstermin Anfang 2007 eingehaltenwerden kann.5. Die europäische Zukunftsdebatte unddie Frage, wie es nach den zwei gescheitertenReferenden zum Verfassungsvertragweitergehen soll, werden uns alleintensiv beschäftigen. Im Juni 2005 habendie Staats- und Regierungschefs beschlossen,unter österreichischem Ratsvorsitzwieder zusammenzukommen, „umeine Bewertung aller einzelstaatlichenDiskussionen vorzunehmen und den weiterenFortgang des Ratifizierungsprozesseszu vereinbaren“. Wesentlich ist esjetzt, diese Reflexionsphase mit Leben zuerfüllen und zu dynamisieren. EigeneAkzente setzen wir während unseresVorsitzes mit der Konferenz „Sound ofEurope“ in Salzburg und der Subsidiaritätskonferenzin St. Pölten im April.Die Ausgangslage, in der wir uns befinden,ist zweifellos schwierig. Es ist klar,dass in dieser Frage keine Lösungerzwungen werden kann. Mein Ziel ist es,in den sechs Monaten unseres Vorsitzeszu prüfen, ob wir gemeinsam mit unseren24 EU-Partnern nächste Schritte festlegenund uns auf eine Choreographie einigenkönnen, die in die Zukunft weist.Dabei ist das juristische Schicksal desVerfassungsvertrags nur ein Teil derProblemstellung.Wir müssen die Reflexionsphase nützen,um uns den Fragen zuzuwenden, die dieBürgerinnen und Bürger Europas tatsächlichbeschäftigen. Letztlich geht es in derZukunftsdebatte darum, wie wir unseregemeinsame Zukunft in Europa gestaltenwollen und wo die Grenzen der europäischenIntegration liegen. Wir werden dennotwendigen Klimawandel nicht durchjuristische Kunstgriffe oder kosmetischeRetuschen, sondern nur durch konkretesHandeln erzielen.Der EU-Ratsvorsitz stellt für uns ein intensivesund arbeitsreiches Halbjahr dar. Wirtun unser Möglichstes, um mit dem Blickfürs Machbare, geduldiger Arbeit und präziserKreativität einen Beitrag für EuropasZukunft zu leisten.❍10 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


Österreich regionalAus den BundesländernKoordination: Günter DürieglWien: Hauptstadt der EUWien ist seit 1. Jänner <strong>2006</strong> Hauptstadtder Europäischen Union. Diesist für uns Auszeichnung und Auftragzugleich. Wenn dieses bedeutendste Friedensprojektunserer Geschichte erfolgreichsein soll, dann ist unsere wichtigsteAufgabe, ein Mehr an Integration zu erreichen– und damit meine ich nicht nurökonomische Integration. Will die EuropäischeUnion die Identifikation ihrer Bürgerinnenund Bürger stärken, dann sinddie Themen sozialer Zusammenhalt undNachhaltigkeit zentral. Jeremy Rifkin hatdies 2004 in seinem Buch „Der europäischeTraum. Die Vision einer leisenSupermacht“ beeindruckend dargestellt.Er schreibt: „Die wirkliche Herausforderungfür die Europäische Union in denkommenden Jahren lautet, ihre ungeheurennatürlichen und menschlichen Ressourcenzu nutzen und eine leistungsfähigekontinentale Wirtschaft aufzubauen,ohne die soziale Gerechtigkeit und wirtschaftlicheChancengleichheit ihrer Bürgerzu vernachlässigen.“Dieser „europäische Traum“ wird wesentlichin den Städten Europas entschieden.Europäische Geschichte ist vor allemStadtgeschichte. Was wäre Europa ohneseine Städte? Europa ist der urbansteKontinent. Demokratie und Rechtsstaatlichkeitsind in den Städten entstanden,Wirtschaftsentwicklung ist ohne städtischeDynamik undenkbar. Und gesellschaftlicheEntwicklung, Aufklärung undSäkularisierung sind ohne urbanes Lebensgefühlnicht vorstellbar.Die zentrale Herausforderung für die StadtWien ist es heute daher, das erreichtehohe Niveau an Lebensqualität, den sozialenZusammenhalt und unsere ökonomischeStärke angesichts der neuen Rahmenbedingungen– insbesondere derwissensbasierten Ökonomie – weiter auszubauen.Wien ist mit 1. Mai 2004 geografischvon einer Stadt der europäischenPeripherie ins Zentrum gerückt. Es istwieder die urbane Mitte Zentraleuropasund übt eine starke Anziehungskraft aufdie mobilen und dynamischen Segmenteder mitteleuropäischen Gesellschaft aus.Heute gilt es daher für uns, Visionen undMarkierungen für die Zukunft zu entwickeln.Visionen von einer sozial gerechtenUnion, die sich einer nachhaltigen Entwicklungverpflichtet fühlt – für dieses Ziel werdeich nicht nur als Wiener Bürgermeister,sondern auch als überzeugter Europäermit aller Kraft weiterhin arbeiten. ❍Dr. Michael HäuplLandeshauptmann von WienNiederösterreich: Bürgernähe als Chance für EuropaÖsterreichs Vorsitz fällt in eine Zeit, daUngewissheit, Skepsis und mancherortsauch Unzufriedenheit überEuropa spürbar sind. Für die österreichischePräsidentschaft ist das keineleichte Aufgabe. Umso wichtiger ist es,einen Staatsmann von Format und derErfahrung eines Wolfgang Schüssel ander Spitze zu haben.Er ist jemand, der sich trittsicher auf internationalerEbene bewegt, der geschätztwird und mit Umsicht an die Dinge herangeht.Nicht zuletzt deshalb glaube ich,dass Wolfgang Schüssel die richtigenAkzente setzen wird, um Europa Schwungzu geben, etwa bei Beschäftigung undWirtschaft, im Sozialbereich und in derBürgernähe. Denn gerade diese Nähe zuden Bürgern ist entscheidend für dieZukunft Europas. Nur wenn sich die Bürgerverstanden, akzeptiert und eingebundenfühlen, dann hat Europa eine Chance.Ich freue mich daher, dass BundeskanzlerSchüssel das Thema „Bürgernähe, Subsidiaritätund Regionen“ zu einem Schwerpunktder österreichischen Präsidentschaftgemacht hat. Aus diesem Grund ist zwischendem Bundeskanzler und mir vereinbart,dass im April eine große europäischeKonferenz zum Thema „Subsidiarität undRegionen“ in St. Pölten stattfindet, in derenRahmen die Rolle und der Stellenwert derRegionen betont werden sollen. Mit demEnde Mai in Krems stattfindenden Treffender EU-Landwirtschaftsminister wird Niederösterreichdamit zweimal Austragungsortprominenter Konferenzen im Rahmender österreichischen EU-Präsidentschaftsein. Damit rückt Niederösterreich einmalmehr ins internationale Blickfeld. Und wirkönnen einen Schritt weiter setzen, umHerzstück im neuen Europa zu werden.Für Niederösterreich ist das ein erklärtesZiel: als Region mit prosperierender Wirtschaftund gleichzeitig hoher Lebensqualitätzu einem Modell für Europa zu werden.Als Region, die nicht nur für Bürgernähesteht, sondern diese Nähe auch pflegt –und zwar sowohl zu den Bürgern im Landals auch zu jenen, die im Ausland einezweite Heimat gefunden haben. ❍Dr. Erwin PröllLandeshauptmann von Niederösterreich<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at11


Österreich regionalSalzburg: Bündnis mit den „europäischen BürgerInnen“Für AuslandsösterreicherInnen ist dasJahr <strong>2006</strong> wohl eines der Jahre, indem sie – auch über die internationalenMedien – besonders oft an ihre alteHeimat erinnert werden. Sie gestatten,dass ich eingangs auf ein besonderserfreuliches Thema zu sprechen komme:Noch nie war eine österreichische olympischeMannschaft so erfolgreich wie beiden Olympischen Winterspielen in Turin<strong>2006</strong>. 23 Medaillen sind von den österreichischenSportlerInnen errungen worden,und als Salzburger Landeshauptfraufreue ich mich ganz besonders, dassallein die Salzburger AthletInnen elfMedaillen gewonnen haben. Nachdemsich Salzburg für die Olympischen Winterspiele2014 beworben hat, erhoffen wiruns auch, dass die strahlenden Siegerinnenund Sieger die besten Botschafterfür die Salzburger Olympia-Bewerbungsein werden. Diese Salzburger Bewerbung2014 ist ein nationales österreichischesAnliegen. Es würde mich freuen,wenn Sie als Auslandsösterreicherinnenund Auslandsösterreicher – immerhinleben 500.000 österreichische StaatsbürgerInnenals „Botschafter“ außerhalbder Heimat – die Bewerbung mit Sympathieverfolgen und sie vielleicht auchunterstützen könnten.Aber auch über die österreichische EU-Ratspräsidentschaft wird bis in die entferntestenWinkel der Welt berichtet. Für sechsMonate schaut die Weltöffentlichkeit aufÖsterreich, auch Salzburg war Gastgeber:Vom 28. bis 29. Jänner hat – unmittelbarnach dem 250. Geburtstag von WolfgangAmadeus Mozart – in der Landeshauptstadtdie Großveranstaltung „Sound ofEurope“ stattgefunden. Dabei hatten derPräsident der EU-Kommission, JoséManuel Barroso, und der Präsident desEuropäischen Parlaments, Josep Borrellund ich Gelegenheit, mit SchülerInnen undLehrerInnen von verschiedenen Schulenaus Stadt und Land Salzburg über dieZukunft Europas zu diskutieren. Darausund auch aus vielen anderen Gesprächenhabe ich mitgenommen, dass die Voraussetzungfür die Entwicklung eines europäischenBeitrags zu einer humanen und ökologischenGlobalisierung und für dessenErfolg in der Umsetzung zuerst einmal dasBündnis mit den „europäischen Bürgerinnenund Bürgern“ sein muss. Das ist vielfachnoch eine Vision, der erst Leben eingehauchtwerden muss. Es würde michfreuen, wenn Sie als Auslandsösterreicherund Europäer auch diesen Prozess mitWohlwollen verfolgen und aus der Fernestolz auf Ihr „kleines“ Österreich und seineRolle in der Europäischen Union seinkönnten.❍Mag. Gabi BurgstallerLandeshauptfrau von SalzburgTirol: Entscheidungen nicht nur auf europäischer, sondern auch auf österreichischer EbeneDie österreichische Bundesregierungvertritt während der EU-Ratspräsidentschaftvor allem europäischeInteressen. Die Präsidentschaft ist primärein Dienst an der Gemeinschaft und gibtwenig Spielraum für nationale oder regionaleWünsche. Nichtsdestotrotz müssenneben den wichtigen inhaltlichen Entscheidungenauf europäischer Ebeneauch österreichische Anliegen angesprochenwerden.Wichtigstes Thema aus Tiroler Sicht istsicherlich der Baubeginn für den Probestollendes Brenner Basistunnels, der nochim ersten Halbjahr <strong>2006</strong> erfolgen soll. Fürdie Finanzierung dieses Probestollens, derein Kostenvolumen von rund 430 MillionenEuro umfasst, hat die EU ja bereits einenBeitrag von 50 Prozent zugesagt.Ein weiteres wichtiges Tiroler Anliegen istdie Ratifizierung der Protokolle derAlpenkonvention durch die EU. Die EU istVertragspartei der Alpenkonvention, hataber deren Protokolle immer noch nichtratifiziert. Vor allem die Ratifikation desVerkehrsprotokolls, auf dessen Basis verstärktRegelungen zur Erhaltung dernatürlichen Lebensgrundlagen der Menschenerlassen werden können, muss einvordringliches Anliegen sein.Eine der wichtigsten Aufgaben ist dieDiskussion über die Europäische Verfassung.Den Ländern und Gemeindenals unmittelbaren Ansprechpartnern derBürgerinnen und Bürger kommt dabeieine besondere Funktion zu, die aber nurbei Einräumung entsprechender Kompetenzenwahrgenommen werden kann. Diederzeitige Nachdenkphase der EU mussdaher genützt werden, um starke Mitwirkungs-und Mitentscheidungsrechte derRegionen und Gemeinden zu erreichen.Ich hoffe, dass die österreichischePräsidentschaft auch dazu beitragen kann,die vorherrschende Skepsis und Ablehnungzu minimieren und die Stimmungin der österreichischen Bevölkerung gegenüberder Europäischen Union zu verbessern.Als Mitglied des Präsidiums desKongresses der Gemeinden und Regionendes Europarates und als Vizepräsident desAusschusses der Regionen freut es mich,dass wir in Tirol im Rahmen der österreichischenEU-Präsidentschaft mit demVerteidigungsministerrat, dem EuropäischenGemeindetag und einer Präsidiumssitzungdes AdR Gastgeber für dreiGroßkonferenzen sind.❍DDr. Herwig van StaaLandeshauptmann von Tirol12 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


Österreich regionalSteiermark: Neuer SchwungDie österreichische EU-Präsidentschaftsteht vor großen Herausforderungen.Die ersten Wochen habenaber bereits aufgezeigt, dass die Bundesregierunggut gerüstet ist und mitEngagement, Fachwissen und auch demnotwendigen Geschick große Aufgabenzu lösen bereit ist: die Neuordnung derFinanzen, die Neuregelung der Strukturfondsförderungen,die Gewährleistungder Sicherheit der Energieversorgung, dieSteiermark nützt die Zeit der EU-Ratspräsidentschaft sowohl auf politischerund kultureller Ebene als auch fürdie Kommunikation seiner Anliegen nachinnen und nach außen.Ende April <strong>2006</strong> findet ein informellesTreffen der Wirtschafts- und Wettbewerbsministeraus den Mitgliedsstaatenstatt. Auch ein Treffen der Generaldirektorenfür öffentliche Sicherheit aus den 25EU-Mitgliedsstaaten ist geplant. Bereitsjetzt laufen die Vorbereitungen für eineVeranstaltung vom 15. bis 17. November<strong>2006</strong> zum Thema „Weiterentwicklung desStrukturfonds“.Weitere Schwerpunktveranstaltungen betreffenvor allem die Jugend: Im AprilVeranstaltungen zu „Pakt für die Jugend“,Literaturwettbewerb „Braucht die Jugendeine EU?“, Jugend-Expertenworkshop imMai im Rahmen des EU-Projekts „MA-TRIOSCA“, in dem 16 Partnerregionender „Europaregionen Adria-Alpe-Pannonia“aus sechs Staaten zusammenarbeitenu. v. a. m. Dabei wird u. a. eine interregionaleEuropa-Jugendveranstaltungfür Herbst vorbereitet.Um unseren Landsleuten, die im Auslandleben, einen intensiveren Kontakt mit ihrerHeimat zu bieten, habe ich bereits vorBeginn der Ratspräsidentschaft das Bürofür Auslandssteirer/Auslandsösterreicherins Leben gerufen. Denn sie bereichernunser Heimatland mit ihren Erfahrungenund Initiativen auf vielfältige Weise undsind so ein Abbild unseres gemeinsamenHauses Europa.❍Mag. Franz VovesLandeshauptmann der SteiermarkVorarlberg: Regionale Spielräume – starke RegionenSchaffung von Wachstum und Arbeitsplätzen– das Thema des Frühjahrsgipfelsder Staats- und Regierungschefs, dieZukunft der Europäischen Verfassung,um nur einige davon zu nennen. Ausunserer Sicht ist ein „Europa derRegionen“ mit einem gut ausgewogenenVerhältnis von Handlungsfähigkeit der EUund Identität mit Entwicklungschancengewachsener Strukturen von großerBedeutung. Europa soll sich dabei vorwiegendum die Rahmenbedingungen kümmernund den Regionen Spielräume lassen,um auf wichtige regionale und lokaleGegebenheiten Rücksicht nehmen zukönnen. Bürgernähe und breite Akzeptanzwerden schließlich in der Politik überallnur dann erreicht, wenn die Ziele unddas Handeln nachvollziehbar sind und dieZuständigkeiten nahe bei den betroffenenMenschen liegen.❍Dr. Herbert SausgruberLandeshauptmann von VorarlbergBurgenland: Ziel-1-GelderMithilfe der Ziel-1-Gelder ist uns inden vergangenen elf Jahren einetief greifende Modernisierung der wirtschaftlichenStrukturen gelungen. DieAnerkennung zum Ziel-1-Gebiet war eineInitialzündung für diesen enormen Aufholprozess.Das Burgenland befindet sichnun im letzten Ziel-1-Jahr. Wir haben dieZiel-1-Fördergelder der EU sehr gut genutzt.Damit die Nachhaltigkeit diesesStrukturwandels gegeben ist, brauchenwir auch nach <strong>2006</strong> gute Fördermöglichkeitenim Land. Und es ist ein großerErfolg, dass das Burgenland nach <strong>2006</strong>den besser dotierten Phasing-out-Statushaben wird. Das bedeutet, dass die EUfür den Zeitraum 2007 bis 2013 160 MillionenEuro zur Verfügung stellt. Mit diesenGeldern werden wir die Modernisierungdes Landes fortsetzen.Für die EU-Präsidentschaft Österreichs istdie Zukunft der EU-Verfassung ein ganzwichtiges Thema. Und in dieser Frageerwarte ich mir von der Bundesregierung,dass sie die notwendigen Impulse setzt.Ein zweiter Punkt ist die Wirtschafts- undArbeitsmarktpolitik. Wir müssen weg vomneoliberalen Weg, bei dem es nur umGewinnmaximierung geht. Wir braucheneinen aktiven Kampf gegen die Arbeitslosigkeit.Hier brauchen wir in der EU –ebenso wie in Österreich – einen Kurswechsel.Ein dritter Punkt ist die Frage derErweiterung. Am 1. Mai 2004 gab es dengrößten Erweiterungsschritt in der Geschichteder Europäischen Union. Unddieser Schritt muss erst einmal verkraftetwerden. Daher muss das Tempo derErweiterung gedrosselt werden. Auch indieser Frage ist die Bundesregierunggefordert.❍Hans NiesslLandeshauptmann des Burgenlandes<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at13


Österreich regionalKärnten: Für ein Europa, das die Menschen mitbestimmenDie Europäische Union steht angesichtsihrer tiefen Identitätskrise vormassiven Aufgaben und Herausforderungen.Es ist zu hoffen, dass es derösterreichischen Präsidentschaft gelingt,aufgeschobene Anliegen zu bewältigenund auch wichtige Impulse für Lösungenzustande zu bringen. Die Menschen wollenein Europa der Bürger und Regionen.Bürokraten, deren Arbeit sich in derständigen Produktion neuer Richtlinienerschöpft und die dabei die gewachseneVielfalt Europas mehr und mehr ignorieren,sind nicht gefragt. Europa kann nurvon unten wachsen in einem Prozess, derden Menschen echte Mitbestimmungermöglicht – nur so kann ein europäischesSelbstbewusstsein entstehen, das im globalenWettbewerb so notwendig wäre.Kärnten war im Rahmen der österreichischenPräsidentschaft Tagungsort einesinformellen Treffens jener EU-Minister,welche die für die weitere europäischeEntwicklung wohl entscheidendsten Ressortsinne haben: Beschäftigung undSoziales. Von Villach aus wollten dieMinister die Botschaft an die BürgerEuropas senden, dass soziale Sicherheitim Zusammenhang mit Wirtschaft undBeschäftigung ein ganz wichtiger Bausteinist. Europa ein „soziales Gesicht“ zugeben, nannten sie als ihr zentralesAnliegen.Angesichts der unvorstellbaren Zahl vonrund 30 Millionen Arbeitslosen in Europasind zielgerichtete, koordinierte Tatenauch rasch und dringend notwendig. DieEU muss sich mehr darum bemühen, deneigenen Wirtschaftsraum zu schützen,und darf nicht weiter tatenlos zusehen,wie Billigstimporte und Abwanderung inBilligstlohnstandorte die eigene Wirtschaft,vor allem die Struktur der KleinundMittelbetriebe, nach und nach vernichten.Ein weiterer wesentlicher Punkt ist dieForderung nach einem Erweiterungsstopp.Bis der Kurs der EU klarer wird,sollte es keine Aufnahme weiterer Staatengeben. Wie uns die Unruhen in Frankreichdrastisch vor Augen geführt haben, ist esfür die Länder außerdem eine sozialeÜberlebensfrage, die schwierige Aufgabeder Integration ernst zu nehmen.Kärnten appelliert an die österreichischePräsidentschaft, einen nachhaltigen Lösungsprozessfür diese Themen einzuleiten.Vor allem in unserem Land ist diePolitik nahe am Menschen und kann soviel Positives für Europa bewirken. ❍Dr. Jörg HaiderLandeshauptmann von KärntenOberösterreich: Österreichische Präsidentschaft für neue europäische Impulse nützenÖsterreich muss aus meiner Sicht dieEU-Ratspräsidentschaft im erstenHalbjahr dieses Jahres für zwei Dinge nützen:einerseits um für unser Land in Europaeine besondere Visitenkarte einzulegen.Hier wird auch das Bundesland Oberösterreichseinen Beitrag leisten. Wirhaben eine Reihe europäischer Entscheidungsträgerzu Gast, unter anderem dieKonferenz der EU-Jugendminister von29. bis 31. März <strong>2006</strong> in Bad Ischl.Wir wollen aber auch die Präsidentschaftnützen, um Europa selbst neue Impulse zugeben. Ganz oben auf der Agenda: Arbeitsichern und Arbeit schaffen durch Wachstum,das ist unsere Aufgabe in Europa undin Österreich.Ich begrüße daher die Entscheidung vonWolfgang Schüssel als Ratspräsident derEU, dem so genannten Lissabon-Prozess –also der Wachstums- und Beschäftigungsstrategieder Europäischen Union – neuenSchwung geben zu wollen. Diese Entscheidungwar tausendprozentig richtig. UnsereAufgabe muss es sein, mit Nachdruck dafürzu sorgen, dass die vereinbarten Zeitpläneund Initiativen tatsächlich eingehalten unddurchgeführt werden. Europa muss sichder Kernsorge der Menschen, der Sorgeum Arbeit, annehmen. Wenn das für jedenin der Union spür- und erlebbar wird, dannwerden wir den Bürgerinnen und BürgernEuropa auch wieder näher bringen können,dann wird das Vertrauen in das europäischeProjekt gestärkt. Das ist enorm wichtig.Denn Europa ist das größte Friedensprojektdes 20. Jahrhunderts. Wer sonst alsdie Europäische Union ist in der Lage, auchim 21. Jahrhundert das friedliche Zusammenlebender Völker auf dem europäischenKontinent zu sichern? Zu oft stelltsich Europa als ein Europa der kühlenRechner mit Zahlen, Fakten, Richtlinienoder bürokratischen Vorschriften dar. Ichbestreite nicht, dass das wichtig ist, für eineeuropäische Identität ist es aber zu wenig.Umso wichtiger daher die österreichischeInitiative, dem Lissabon-Prozess mit einergemeinsamen Zukunftsinitiative neuenSchwung zu geben. Das Ziel ist, alle EU-Staaten dazu zu bringen, die <strong>Ausgabe</strong>n inden Bereichen Forschung und Entwicklungbis 2013 auf drei Prozent des Bruttoinlandsproduktszu steigern. Das würde eingigantisches Investitionsvolumen von 700Milliarden Euro bedeuten und wichtigeImpulse auch für den gesamteuropäischenArbeitsmarkt bringen. Oberösterreich wirddarüber hinaus das Jahr <strong>2006</strong> für zahlreicheKontakte auf regionaler Ebene mitanderen EU-Mitgliedstaaten nützen. ❍Dr. Josef PühringerLandeshauptmann von Oberösterreich14 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


AÖWB InternPräsidentenkonferenzDie Präsidentenkonferenz <strong>2006</strong> findet am 29. April <strong>2006</strong> um9 Uhr in der Schoeller-Bank im Palais Rothschild, in Wien 1,Renngasse 3, statt.Irmgard HelperstorferDiese Konferenz wird, wie bereits inden vergangenen Jahren, als Arbeitskonferenzabgehalten und ist ausschließlichfür Vereinspräsidenten beziehungsweisederen namentlich nominierteVertreter oder Delegierte vorgesehen.Die Veranstaltung wird unter das Thema„Zukunftsherausforderungen“ gestellt.Neben den aktuellen Informationen desAußenministeriums beziehungsweise des<strong>Weltbund</strong>es sowie der Diskussionsrundeüber Anregungen der Präsidenten für denAÖWB ist auch ein sehr interessanterVortrag mit anschließendem Workshopgeplant. Als Sprecher und Leiter desWorkshops konnten wir Mitarbeiter desExpertenteams „Brand Strategy Consultants“aus Nürnberg verpflichten.Der Vortrag mit dem Titel „Megatrends –Wie wir in Zukunft leben werden“ soll alsEinleitung sowie Einstimmung zum nachfolgendenWorkshop mit dem Thema„Zukunftsherausforderungen für den<strong>Weltbund</strong>“ dienen. Drei Gruppen werdenim Anschluss verschiedene Themenbearbeiten.Aus aktuellem Anlass wird in diesem Jahrdie Präsidentenkonferenz durch zwei besondereBezugspunkte – unsere Ausstellung„Das 10. Bundesland – Die Auslandsösterreicherin aller Welt“ und dasMozartjahr – umrahmt sein.Am Freitag, dem 28. 4. <strong>2006</strong>, ist für allebereits anwesenden Präsidenten, um17.15 Uhr eine Führung durch dieAusstellung im Parlament vorgesehen.Anschließend soll ein gemütliches Beisammenseinden Tag ausklingen lassen.Am Abend nach der Präsidentenkonferenz,d. h. am 29. 4. <strong>2006</strong>, wird eineFührung durch das neu gestaltete Mozarthausmit einem Mozartkonzert,gefolgt von einem Imbiss, die Präsidentenkonferenzabschließen.Bei den Abendprogrammen ist dieTeilnahme der anwesenden Partner vorgesehen.❍Das neue Stiegenhaus wurde vom repräsentativenArchitektenteam Jabornegg/Palffyentworfen.© Schöllerbank (3)<strong>Weltbund</strong>-Tagung <strong>2006</strong> in Klagenfurt vom 7. bis 10. September <strong>2006</strong>Die diesjährige <strong>Weltbund</strong>tagung wird vom 7. bis 10. September <strong>2006</strong> in Kärnten stattfinden. Neben dem offiziellen Teil und derGeneralversammlung (dieses Jahr mit Vorstandswahl) wird auch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten werden.Detaillierte Einladungen werden zeitgerecht an alle Vereinigungen versandt. Das genaue Programm finden Sie außerdem imRWR 2/<strong>2006</strong>.Wichtiger Hinweis: Die jeweils aktuelle Gesamtausgabe unseres Auslandsösterreicher-Journals <strong>ROTWEISSROT</strong> kann über dieHomepage des AÖWB unter www.weltbund.at im Internet abgerufen werden!<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at15


Österreicher in aller WeltDas 10. BundeslandRedaktion: Rowena HabeckNeue redaktionelle Leitung der Rubrik „Österreicher in aller Welt“ – Das 10. BundeslandRowena HabeckRedaktionelleLeitung „Österreicherin aller Welt“Anfang 1997 übernahm Dr. Wilhelmine Jungraithmayrdie selbstständige Redaktion derRubrik „10. Bundesland“ und wählte von daan mit viel Geduld und Mühe aus denumfangreichen Einsendungen aus aller Weltdie interessantesten Beiträge zur Veröffentlichungaus.Wilhelmine Jungraithmayr wurde in Niederösterreichgeboren, sie studierte Volkskundeund Kunstgeschichte in Wien und legteaußerdem die Hauptschullehrerprüfung fürEnglisch ab. Nach ihrer Heirat folgte sie ihremGatten nach Kairo und lehrte Deutsch an derSprachenhochschule. Drei Jahre später übersiedeltesie nach Hamburg, wo sie als wissenschaftlicheDozentin im Museum fürHamburgische Geschichte beschäftigt war.Zwischen 1977 und 1992 leitete Frau Dr.Jungraithmayr mit großem Erfolg ein Hotel inCoronado, USA. 1993 kehrte sie – nunmehrpensioniert – zusammen mit ihrem zweitenEhemann, einem Amerikaner, nach Österreichzurück.Die letzten zehn Jahre arbeitete sie mit an derGestaltung des <strong>ROTWEISSROT</strong> in Form vonArtikeln, Berichten, Buchbesprechungen undKorrekturen, seit neun Jahren führte sie dieRedaktion der Rubrik „10. Bundesland“, diesie nun an Rowena Habeck, Vorstandsmitglieddes AÖWB, weitergibt.Die geborene Wienerin Rowena Habeck ging1984 nach Belgien. Sie heiratete einen flämischenArzt, hat zwei Söhne und lebt inAntwerpen. Nach dem Beitritt Österreichs zurEuropäischen Union 1995 war sie bei derStändigen Vertretung Österreichs in Brüsselbeschäftigt. Seit 1998 ist sie für die EuropäischeKommission tätig. Fast zehn Jahrewar sie als Vorstandsmitglied der ÖsterreichischenVereinigung in Belgien für derenDr. WilhelmineJungraithmayrBisherigeRedaktionelleLeitungSekretariat und Buchhaltung verantwortlich.1999 wurde Rowena Habeck in den Vorstanddes Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong>es gewählt.Seit vielen Jahren ist sie im <strong>ROTWEISSROT</strong>für die Berichterstattung über die Präsidentenkonferenzenund <strong>Weltbund</strong>tagungen zuständig.Ab der vorliegenden <strong>Ausgabe</strong> übernimmtsie nun auch die Redaktion der Rubrik„10. Bundesland“ und die Koordination dergastronomischen Schmankerlecke mit MeisterkochJohann Lafer.Der Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong> dankt Dr.Wilhelmine Jungraithmayr für ihre jahrelangeengagierte Tätigkeit und wünscht ihr für dieZukunft weiterhin das Allerbeste.Präsident Luis Lang und die Sieger.Arbon – „Wer wirdSchnapskönig?“Beim traditionellen 4er-Schnapsen mitanschließendem Herbstfest des ÖV-Arbon im Hotel Krone wünschte PräsidentLuis Lang den Spielern gute Karten. Kurzdanach kämpften 60 Schnapser aus zehnVereinen um den Sieg im Einzel sowieauch in der Mannschaft. Am Abend spieltedas Steirerland-Duo zum Herbstfestauf. Mit ihrem breiten Musikprogramm warfür jeden Besucher etwas dabei, um dasTanzbein zu schwingen.❍Los Angeles – „Austrian-American Day“Unter dem Titel „From Liberation toLiberty“ wurde am 25. September2005 in Los Angeles vom Austrian-AmericanCouncil West in Zusammenarbeitmit dem Konsulat der Austrian-AmericanDay gefeiert. Im Rahmen einer Ausstellungdes mit vielen Preisen dekoriertenFotografen Erich Lessing, der alsZeitzeuge ein Porträt der Zeitgeschichteins Bild setzte, spannte sich der fotografischeBogen beeindruckend von 1945 bis1955. Anlässlich des festlichen Empfangswurde dem langjährigen Vorstandsmitgliedund Schatzmeister Fred R. Reineltdurch Generalkonsul Mag. Martin Weissauf Beschluss des BundespräsidentenDr. Heinz Fischer das „Goldene Ehrenzeichenfür Verdienste um die RepublikÖsterreich“ verliehen.❍Fred R. Reinelt und Generalkonsul Mag.Martin Weiss.16 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


Österreicher in aller WeltFrankfurt – „Staatsfeiertag mit einem besonderen Gast“Mit Fritz Molden als Ehrengast undFestredner wurde die traditionelleFeststunde der ÖGF zum Nationalfeiertagim heurigen Gedenkjahr zu einem besonderenEreignis für die zahlreichen Gästeund Honoratioren, an der Spitze KonsulLhota und Stadtverordneten-VorsteherBührmann. Der Konsul äußerte großeFreude darüber, Fritz Molden als Ehrenpräsidentendes AÖWB und als „hautnahenZeitzeugen“ einer wechselhaftenund ereignisreichen Epoche persönlichkennen lernen zu können. Mit seinerFestrede „Österreich 1938–1945, Untergangund Wiedergeburt“ stimmte Moldendurch Rückblicke auf Ereignisse ab derMachtergreifung durch die Nazis in Österreichund in seiner Heimatstadt Wiennachdenklich. Präsident Rudolf Neuholddankte dem Österreichischen KulturforumBerlin für die Unterstützung, durch diediese Feierstunde möglich wurde, undsprach aus, was die Zuhörer empfanden:Der Besuch Fritz Moldens war für dieÖGF eine große Ehre, eine besondereFreude, eine Begegnung von intensiverNachhaltigkeit.❍Haifa – „MusikalischeRevue und gegensätzlicheFotos“Die Israelisch-Österreichische Gesellschaftberichtet von zwei herausragendenkulturellen Veranstaltungen. Am 5.Jänner <strong>2006</strong> präsentierte Topsy Küppersihr Programm „Alle Träume führen nachWien“. Topsy Küppers ist eine über ÖsterreichsGrenzen hinaus berühmte Schauspielerin,Autorin, vor allem aber Chansonnière.In ihren musikalisch-literarischenRevuen kämpft sie gegen Frauenfeindlichkeit,Antisemitismus und Faschismus.Weiters fand eine Fotoausstellung unterdem Titel DUO statt. Armand Beraru(Mitglied der Israelisch-ÖsterreichischenGesellschaft) zeigte Fotos von Tiroler Landschaften(„Tirol in Farben“), der SalzburgerLothar Schörg wiederum Fotos zum Thema„Israel in Schwarz-Weiß-Bildern“. ❍Hamburg – „Wechselam Konsulat“Im Dezember 2005 beendete der österreichischeGeneralkonsul in Hamburg,Adolf Klement, seine fünfjährige Amtszeit.Der geborene Wiener hat in seiner Amtszeitdie guten Beziehungen zwischen Hamburgund Österreich erfolgreich gepflegt und warein in Hamburg äußerst beliebter VertreterÖsterreichs. Der Verein der Österreicher inHamburg sieht mit Bedauern einen gutenFreund und großen Gönner scheiden. Am25. Jänner <strong>2006</strong> wurde im Rathaus Hamburgder neue Generalkonsul LeopoldKöllner von Bürgermeister Ole von Beustfeierlich angelobt.❍Staatspräsident Papoulias, Frau Dr. Damalasund Dr. Em.Athen – „Heiteres ausÖsterreich“Der Vizepräsident des Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong>es,Dr. JürgenEm, besuchte die Vereinigung der Österreicherin Griechenland und überreichtePräsidentin Dr. Damalas feierlich eine<strong>Weltbund</strong>fahne, die in Zukunft neben dergriechischen und österreichischen Flaggedie Bühne des Kulturzentrums von Kifissiain Athen schmücken wird.Dr. Em kam in Begleitung von MonikaMüksch, die gemeinsam mit ihm undbegleitet von Otto Kundelas am Klavier„Heiteres aus Österreich“ vortrug.Begeisterter Applaus – trotz der entstandenenLachfalten – belohnte dieKünstler.Anlässlich seines Besuchs wurde Dr. Emauf Vermittlung des österreichischenBotschafters Dr. Herbert Kröll vomgriechischen Staatspräsidenten Dr.Karolos Papoulias in seiner Residenzempfangen.❍Honolulu – „ÖsterreichischerNationalfeiertag“In Zusammenarbeit mit der AustrianAssociation of Hawaii veranstaltete dasÖsterreichische Konsulat in Honolulu am26. 10. 2005 eine Feier zum Staatsfeiertagim rotweißrot dekorierten Waialae-Saaldes Kabala Mandarin Oriental Hotels. BeiTafelspitz und Germknödeln genossen diezahlreichen Gäste fasziniert die Darbietungzweier kleiner Mädchen, 10 und 11Jahre alt, die in überraschender PerfektionStücke von Mozart und Chopin, Rimsky-Korsakow und Bizet zum Besten gaben.❍Bogota – „ÖsterreichischeWeinverkostung inKolumbien“Die Asociación Austriaca de Columbiaveranstaltete am 18. November 2005das traditionelle Weinfest, an dem mehr als100 Österreicher und Freunde unseresLandes teilnahmen und im Rahmen einesfestlichen Diners österreichische Weineverkosteten. Der Reinerlös dieser Veranstaltungfließt von der Österreichervereinigungin Zusammenarbeit mit der österreichischenBotschaft unterstützten Projektenzu, die im Wesentlichen den Unterhalt unddie Ausbildung von Kindern aus denElendsvierteln zum Ziel haben. ❍<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at17


Österreicher in aller WeltMünchen – 86 Debütantenpaare beim „Rendezvous der Walzerträume“Am 3. 2. <strong>2006</strong> fand der Kaiserball imfeierlich geschmückten großen Ballsaaldes Internationalen Congress Centersin München-Riem statt. Mit demFiaker fuhren die Gäste zum roten Teppichvor, wo sie von livrierten Lakaien begrüßtwurden. Im Ballsaal wurden 10.000 Nelkenaus San Remo in den österreichischenNationalfarben als bunte Blumenbouquetsarrangiert. Sie zauberten einetraumhaft schöne Ballatmosphäre für dieGäste aus dem ganzen Bundesgebiet. DieEröffnungszeremonie tanzten diesmal 86Debütantenpaare. Sie kamen aus ganzDeutschland, sogar aus Dänemark undEngland, traditionell leitete die Eröffnungdie Tanzschule Willy Elmayer aus Wien.Prächtige Abendroben an schönen Damenund elegante Herren in Frack und Uniform– der edelste Ball Münchens. Grundgenug für das bayerische Fernsehen, amKaiserball eine Sendung zum Thema „EleganteBallmode“ zu drehen. Im prunkvollmit Maria-Theresia-Kristalllustern geschmücktenBallsaal schwebten dann1.600 Gäste bis in die frühen Morgenstundenzu Walzerklängen des Wiener-Hofburg Ballstreichorchesters übers Parkett.Auf der traditionell österreichischenSpeisekarte standen nur k. u. k. Schmankerlnund Weine aus Krems, die von denBallgästen sehr goutiert wurden. WienerFlair in der bayerischen Landeshauptstadt– unter den vielen Ehrengästen begrüßtePräsident Carl Paul Wieland u. a. denLeiter der Bayerischen Staatskanzlei,Minister Eberhard Sinner, LandtagspräsidentAlois Glück, die bayerische FamilienministerinEmilia Müller, die österreichischeGeneralkonsulin in München, SentaWessely-Steiner, und <strong>Weltbund</strong>präsidentGustav Chlestil mit Gattin Ingrid. ❍Luxemburg – „50-jähriges Jubiläum“Zum 50-jährigen Jubiläum der Vereinigung„Amis de l’Autriche“ fand imFestsaal des „Mamer Schlass“ eine akademischeSitzung statt, zu der sich vieleGäste eingefunden hatten. René Federspiel,Präsident der „Amis de l’Autriche“,bedankte sich besonders bei den GründernPaul Spang, J.-P. Koltz, EdouardWeber, Michel Raus und Victor Duhr. Derösterreichische Botschafter Dr. WalterHagg hob die ausgezeichneten Beziehungenzwischen den beiden Ländern ineinem Europa ohne Grenzen und in eineraufrechten Völkerverbundenheit hervor.Die Feier wurde musikalisch und gesanglichvom Holzbläserquintett der luxemburgischenMilitärmusik und dem Männerchor„D’Heiligenstoana“ aus Gaflenz gekrönt. ❍50-Jahr-Feier „Amis de l’Autriche“, Luxemburg.18 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


Österreicher in aller WeltNürnberg – „Vernissageund Heiteres“Die Österreichisch-Fränkische Gesellschaftberichtet von der Eröffnungeiner Ausstellung des Malers Prof. Dr. SeppSteiner am 23. November 2005. SeppSteiner wurde 1915 in Hallein geboren,studierte an der Wiener Kunstakademieund war Schüler von Oskar Kokoschka. Fürsein Wirken wurde er vielfach geehrt, seineWerke befinden sich nicht nur in privatenSammlungen, sondern auch in Museen inSalzburg und Wien. Zur Ausstellungseröffnunglas Wolf-Egon Baron von Schilgen-Arnsberg, ebenfalls mehrfach ausgezeichneterund in Salzburg lebenderKünstler, aus seinen 1993 erschienenenSatiren „Was kostet die Venus“. Der 1917 inMünster geborene Schilgen trug mitmimisch-gestischer Perfektion pointenreicheKurzepisoden vor.❍Oregon – „Austrian-American Day“Auch in Oregon wurde der Austrian-American Day elegant und beeindruckendgefeiert. Unter den anwesendenFestgästen befanden sich der österreichischeKonsul, Dr. Christopher Hermann,der deutsche Konsul für Oregon, GüntherHoffmann, der schwedische Konsul, Dr.V.l.n.r.: Konsul Dr. Christopher Hermann,Waltraut Kindler-Goertzen, Walter Kolouch.Vogelquist, sowie Freunde und Mitgliederder österreichischen Kolonie in Oregon.Nach der Begrüßung und geschichtlichenEinführung des Austrian-American Daydurch die Präsidentin des Austrian-American Council North West, WaltrautKindler-Goertzen war der Festvortragdem Gedenken des 50-jährigen Jubiläumsdes österreichischen Staatsvertragesgewidmet. Mit der Verlesungder Proklamation des Austrian-AmericanDay von Präsident William Clinton unddem Absingen der amerikanischen undösterreichischen Bundeshymnen fanddas offizielle Festprogramm seinenAusklang. Die junge ZiehharmonikaspielerinVroni Lammer ließ die schönstenösterreichischen Weisen erklingen undunterstrich damit die Bedeutung diesesgroßen Tages.❍Mailand – „Wiener Ball“In den prunkvollen Sälen des PalazzoSpinola, dem Sitz des exklusiven MailänderHerrenclubs „Società del Giardino“,fand am 21. Jänner <strong>2006</strong> der große Wien-Ball des Austria Italia Clubs statt. Dieunter dem Ehrenschutz der Bundesministerinfür Auswärtige Angelegenheiten,des Bürgermeisters der StadtWien, des österreichischen Botschaftersin Italien, der österreichischen Generalkonsulinin Mailand sowie unter derPatronanz der Stadt Mailand stehendeVeranstaltung feierte ihr 25-jährigesBestehen, wie Präsidentin Vanna Caputiin ihrer Begrüßungsrede hervorhob.Ballpräsidentin Ingrid de Marinis undihrem Team Evi Gamba und ChristlPausch wurde für die langjährige Organisationaufrichtig gedankt. Mit der Fächerpolonaisevon Karl Michael Ziehrer undder Fledermausquadrille von JohannStrauß, gespielt vom Orchester unter derLeitung von Prof. Franz Bileck, eröffneten22 Debütantenpaare im großen Tanzsaalden Ball. Am Ball nahmen auch der Vizebürgermeisterder Stadt Wien Dr. SeppRieder und Gattin teil sowie BotschafterDr. Alfons Kloss und Gemahlin, dieV. l. n. r.: Botschafter Dr. Alfons Kloss undGemahlin, Generalkonsulin Dr. Eva MariaZiegler, Frau Dr. Rieder, VizebürgermeisterDr. Sepp Rieder, Vanna Caputi-Mallmann,Ingrid de Marinis.Generalkonsulin in Mailand, Dr. Eva MariaZiegler, die Chefetage vieler österreichischerund italienischer Unternehmen sowiezahlreiche Mitglieder und Freundedes Austria Italia Clubs.Ein herrliches Galadiner des WienerChefkochs Gottfried Gansterer verwöhntedie 500 anwesenden Gäste. Der Reinerlösder mit vielen wertvollen Preisenausgestatteten Tombola dient zur Fertigstellungdes Kindergartens und derKrankenstation im Dorf Hambantota (SriLanka).❍Rom – „Spaziergang imGarten des Papstes“Die päpstliche Sternwarte „SpecolaVaticana“, eines der ältesten astronomischenInstitute der Welt, hat ihrenSitz in der päpstlichen Sommerresidenzin Castel Gandolfo, 30 Kilometer südlichvon Rom.Papst Gregor XIII. hatte bereits 1578 imVatikan den „Turm der Winde“ erbauenlassen, der astronomische Forschungenermöglichte.Der österreichische Pater J. G. Hagenüberzeugte 1935 Papst Pius XI. infolgeder zunehmenden elektrischen Beleuchtungder Stadt Rom, die Sternwarte nachCastel Gandolfo zu verlegen.Noch heute ist die Sternwarte aktiv, vorallem als Archiv und Museum. PaterSabino Maffeo, technischer Leiter derWarte, führte Ende Oktober die Mitgliederder Vereinigung der Österreicher in Rom,darunter Botschafter A. Kloss und Gattin,in die Geschichte der Sternwarte ein undöffnete ihnen anschließend die wunderbarenGärten der päpstlichen Sommerresidenz.❍<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at19


Österreicher in aller WeltParis – „Jubiläumsball“Die Association Autrichienne à Parisfeiert im Jahr <strong>2006</strong> ihr 50-jährigesBestehen und leitete dieses Geburtstagsfestam 21. Jänner <strong>2006</strong> mit einemJubiläumsball ein. Den würdigen Rahmenbot dieses Jahr das Grand Hotel Inter-Continental, dessen Saal Opéra im prunkvollenStil Napoleon III. sicher denschönsten Ballsaal der Seinemetropoledarstellt und dem auch ein ausverkauftesHaus beschert war. Unter den Ehrengästendurfte Präsident Dr. Peter Ernstden österreichischen Botschafter in Paris,Dr. Anton Prohaska, sowie den Präsidentendes Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong>es,Dkfm. Ing. Gustav Chlestil, begrüßen.Die Mitternachtseinlage bestritt derPhoenix – „20-jährigesJubiläum“Die Austrian Society of Arizona feierteim Rahmen ihrer Generalversammlunganlässlich der Christmas Partyam 11. 12. 2005 ihr 20-jähriges Bestehen.Anwesend waren auch die drei GründungsmitgliederProf. Peter Horwath,Wolfgang Klien und Maria Kendall. ❍in Paris ansässige österreichische MalerSeverin Krön, der vor dem Ballpublikumzu Livemusik ein Gemälde schuf. Die festlichgestimmten Gäste feierten Wien inParis mit Champagner bis zum leider wieimmer viel zu frühen Ende.❍Portland, Oregon –„Österr. Brauchtum“Die Kinder mit dem österreichischenBrauchtum vertraut machen, das istder Austrian-American Society of Oregonein großes Anliegen. Zur Nikolausfeierspielten die Kinder, bastelten, sangen österreichischeWeihnachtslieder und naschtenselbst gebackene Kekse und Kuchen. ❍San Diego – „ZeitgenössischeösterreichischeKomponisten“Am 17. September 2005 fand inSolana Beach, Kalifornien, einemVorort von San Diego, ein Kammerkonzertunter dem Ehrenschutz des österreichischenGeneralkonsuls in LosAngeles, Mag. Martin Weiss, statt.„An Evening of Austrian Music“ stellteKompositionen von in Kalifornien lebendenösterreichischen Komponisten vor. So kamenWerke von Gerhard Track und WernerEugen Lardy zur Aufführung, die vor allemvon der Sopranistin Camilla Arnold sowieeinem Streicherensemble, dem HornistenRyan Beard und der Pianistin FontaineLaing dargeboten wurden.Die beiden in Wien geborenen Komponistenstellten sich auch als Pianistenvor und begleiteten einige ihrer Kompositionen.Gerhard Track spielte auchein Lied seines Vaters Ernst Track, dereinst in Österreich ein beliebter Conferencierund Interpret von WienerLiedern war.Das ausgezeichnet besuchte Konzertwar der Start für eine neu gegründete„Austrian-Californian Music Society“. ❍Thun – „Kegelabend“Am 5. November 2005 fand das 42.VÖS-Kegeln im Rahmen des alljährlichenUnterhaltungsabends des Österreicher-VereinsThun statt. Es nahmen zehnVereine mit insgesamt 96 Keglerinnen undKeglern aus der ganzen Schweiz an dieserVeranstaltung teil, die unter dem Patronatdes AÖWB-Präsidenten Gustav Chlestilstand. Wie bereits im letzten Jahr erreichteder Österreicher-Verein Kriens den erstenPlatz bei der Mannschaftswertung, vorArbon und St. Gallen. Der Unterhaltungsabendstand unter dem Motto„Oberösterreich grüßt Thun“, es gab einegroße Tombola und das „Granstein-Echo“sorgte bis in die frühen Morgenstunden fürTanzmusik. Für die zahlreichen Gäste, darunterauch VÖS-Präsident Karl Nöst undEhrenpräsident Robert Jungmair, war esein gelungener und gemütlicher Abend. ❍Triest – „Ein Danke anden Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong>“Der Verein der Österreicher in Triesthat sich beim Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong> mit herzlichen Worten für dieals Weihnachtsaufmerksamkeit an alleVereine gesendete <strong>Weltbund</strong>fahnebedankt und auch bereits ein Foto derTriester Weihnachtsfeier mit Fahnegeschickt.❍VISP – „10-jährigesJubiläum“Der Österreicher-Verein Oberwallis hatam 19. 11. 2005 sein zehnjährigesJubiläum gefeiert. Zu diesem Anlass wurdeFrau Hilde Dellenbach eine Ehrenurkundeüberreicht. Der Präsident dankteihr für ihre Mithilfe bei der Vereinsgründung,die ohne sie nicht zustande gekommenwäre, und würdigte sie für ihre uneingeschränkteUnterstützung.❍20 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


WirtschaftHannes Androsch über die EUDas Europa von heute präsentiert sich als ein Kontinent des Friedens, der Freiheit, desmateriellen Wohlstands, des sozialen Ausgleichs und der kulturellen Blüte. Damit hat sichein Menschheitstraum erfüllt.Hannes AndroschNoch im 20. Jahrhundert war Europaein „dunkler Kontinent“, in dem diebeiden furchtbaren Weltkriege, Vernichtungund barbarische Verbrechen wie dieShoa ihren Ausgang nahmen und dieIdeologie des Kalten Krieges seine Teilungbewirkte. In der Folge hat Europa seineBedeutung als Weltmacht eingebüßt.Die wirtschaftliche Integration, die zunächstals Versöhnungsstrategie zwischenFrankreich und Deutschland ihrenAusgang genommen hatte und nach derImplosion der Sowjetunion und demZerschneiden des Eisernen Vorhangs aufdas gesamte Haus Europa ausgedehntwerden konnte, hat die EU mit einemMarkt von 453 Millionen Menschen zueiner bedeutenden Wirtschaftsmacht werdenlassen. Dennoch findet Europa in derWelt nicht in dem Maße Gehör, wie esseiner Stärke entsprechen würde. Wirtschaftlichpräsentiert sich Europa heuteals ein Riese, politisch als ein Zwerg undmilitärisch als ein Wurm.Das 19. Jahrhundert war das europäische,das 20. Jahrhundert das amerikanische,das 21. Jahrhundert wird bereitsals das asiatische bezeichnet. Asien istdabei, einen 500 Jahre langen Zyklus derRückständigkeit, Armut und Unterwerfunghinter sich zu lassen.Die boomenden asiatischen Staaten nehmenan der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilungteil, treten zunehmend internationalals kraftvolle Mitbewerber auf und bildeneinen riesigen neuen Markt.Diese Entwicklungslinien bilden auch dieGrundlagen für die wirtschaftliche Globalisierung.Diese setzt neue Maßstäbe,eröffnet aber auch neue Chancen, die eszu nutzen gilt.Versuche, sich den Umwälzungen undden damit verbundenen Gefahren durchProtektionismus, das Verschanzen in einerWagenburg oder die Forderung nach einerEU-Festung und einem „Europa derKathedralen“ zu entziehen, sind unweigerlichzum Scheitern verurteilt. Die ärmstenLänder der Welt, wie Nordkorea, Kubaoder Simbabwe, leiden nicht unter denAuswirkungen der Globalisierung, sondernan mangelnder Einbindung und dervon den dortigen Machthabern betriebenenAbschottungspolitik.Dr. Hannes Androsch: „Mut zu Europa“.Krämergesinnung, Souveränitätsillusionen,aber auch ein Mangel an Optimismus,Zuversicht und Gestaltungswillensind wesentliche Gründe dafür, warumEuropas Wirtschaft der boomendenWeltwirtschaft hinterherhinkt. Dies trifftauch auf Österreich zu, obwohl unserLand zu den größten Nutznießern derOstöffnung und der EU-Erweiterung zählt,womit einiges kompensiert wird.Die aufsummierte nationale Egozentrikkonterkariert auch die Weiterführung derIntegration: Ein unvereintes Europa vermagseine Möglichkeiten, aber auch dieChancen der Globalisierung nicht annäherndauszuschöpfen.Europa verspielt sein wirtschaftliches undpolitisches Potenzial, wenn es nicht endlichseine Kräfte bündelt. Wir verbauen© HAuns unsere Zukunft, wenn wir die Zielepolitische Union, gemeinsame AußenundSicherheitspolitik und gemeinsameWirtschaftspolitik nicht vorantreiben.Eine Währungsunion bedarf auch einerWirtschaftsunion. Sonst verkommt Europazu einem zahnlosen Tiger. Basispfeilereiner europäischen Wirtschaftspolitikmüssen der Ausbau der Infrastruktur, dieForcierung von Bildung und Wissenschaft,von Forschung samt Generierungvon mehr Innovationen, aber auch dievolle Liberalisierung des Marktes fürDienstleistungen sein.Die Vision eines europäischen Binnenmarktesohne Beschränkungen ruht aufder Überzeugung, dass freie Märkte mehrWohlstand für alle bringen, als der einzelnewomöglich verliert. Mit fortdauerndenBeschränkungen der Dienstleistungsfreiheitist niemandem gedient. Am Ende hatder Verbraucher das Nachsehen.Ähnlich kurzsichtig handelt Europa beiseiner Einwanderungspolitik. Während dieWeltbevölkerung wächst, ist Europa zunehmendmit dem Problem einerschrumpfenden Bevölkerung und derUmwandlung der Alterspyramide in eineAltersbirne konfrontiert. Europa brauchtaufgrund der demografischen Entwicklungdaher dringend Zuwanderung in einemabsorbierbaren Ausmaß. Europa abermauert sich ein, obwohl es für viele Menschenein begehrtes Migrationsziel ist.Die Aufrechterhaltung des Status quo istweder für die Europäische Union noch fürÖsterreich eine Perspektive für die Zukunft.Zukunftsprogramme gibt es genug,was fehlt, ist der Mut zur Umsetzung. Vorallem aber brauchen wir auf nationalerund europäischer Ebene eine abgestimmteWirtschaftspolitik samt einer radikalenEntbürokratisierungspolitik zugunsten vonWachstum und Beschäftigung. Vor allemaber benötigen wir Mut zu Europa undMut zur Gestaltung unserer Zukunft. ❍<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at21


KulturDer Raub der Saliera© KHM WienEines der bedeutendsten Museen der Welt, das Kunsthistorische Museum in Wien, wurdeberaubt.Günter DürieglDie „Saliera“ (Salzfass: 26 cm hoch;35,5 cm breit), die einzig erhaltene,gesicherte Goldschmiedearbeit des Bildhauersund Goldschmiedes BenvenutoCellini (Florenz, 1500–1571) entstandwährend seines Aufenthalts in Paris(1540–1543) im Auftrag des französischenKönigs Franz I. König Karl IX.schenkte sie 1570 Erzherzog Ferdinand II.von Tirol, der den König bei dessenHochzeit mit Erzherzogin Elisabeth vertretenhatte. So kam die Saliera in habsburgischen,letztlich kaiserlichen Besitz.Diese kaiserlichen Sammlungen bildennun den einzigartigen Bestand des KunsthistorischenMuseums in Wien.Das aus Goldblech freihändig getriebene,teilweise emallierte und auf einem Sockelaus Ebenholz ruhende Tafelgerät ist aucheine allegorische Darstellung des PlanetenErde. Cellini selbst führte aus: „… umzu zeigen, wie das Meer sich mit der Erdeverbindet, machte ich zwei Figuren einenguten Palm groß, die mit verschränktenFüßen gegeneinander saßen, so wie mandie Arme des Meeres in die Erde hineinlaufensieht. Das Meer, als Mann gebildet,hielt ein reich gearbeitetes Schiff, welchesSalz genug fassen konnte, darunter hatteich vier Seepferde angebracht und derFigur in die rechte Hand den Dreizackgegeben; die Erde hatte ich weiblichgebildet, von so schöner Gestalt und soanmutig, als ich nur wusste und konnte.Ich hatte neben sie einen reichen, verziertenTempel auf den Boden gestellt, der22 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


Kulturden Pfeffer enthalten sollte …“ Dieseserlesene Kunstwerk wurde nun in derNacht vom 10. auf den 11. Mai 2003 ausdem Kunsthistorischen Museum in Wiengeraubt. Der mutmaßliche Täter, Besitzereiner Wiener Firma für Alarmanlagen,stieg über ein nicht alarmgesichertesBaugerüst, das zur Renovierung derAußenfassade errichtet worden war, zueinem der Fenster des Raffael-Saals imersten Stock des Museums hinauf, in dessenMitte die Saliera in einer Einzelvitrinepräsentiert wurde.„Auf eine Objektsicherungder Saliera selbst hatteman verzichtet.“Bei einem Museumsbesuch wenige Tagevor der Tat hatte der Räuber Schwachstellenin der Sicherung dieses Saalserkannt: Die Videoüberwachung desRaums war nicht mit Infrarotgeräten ausgestattet;um wirksam zu sein, bedurftesie der Raumbeleuchtung, die aber währendder Nachtstunden ausgeschaltet war.Im Fokus der drei Ultraschallbewegungsmelderlag zwar die Saliera, und als dermutmaßliche Täter das Vitrinenglas zerschlugund das Salzfass raubte, gabensie auch Alarm, den Einstiegsbereich desRäubers erfassten sie jedoch nicht. Aufeine Objektsicherung der Saliera selbsthatte man verzichtet.Das kunsthistorische Museum in Wien.Wege eines SalzfassesDer Tatverdächtige konnte schließlich ungesehenentkommen, da das Wachpersonalden Alarm, den die Bewegungsmelderausgelöst hatten, als Fehlalarm interpretierte,dessen Ursache herauszufindensich nicht lohnte. Am nächsten Morgenerst wurde die Katastrophe entdeckt.Das weitere Schicksal der Saliera liestsich nicht wie ein Kriminalroman, esähnelt eher einer der boshaft-skurrilenaltösterreichischen Erzählungen vonHerzmanovsky-Orlando.Glaubt man den Aussagen des mutmaßlicheTäters, so will er in panisches Entsetzengeraten sein, als er aus denMedienberichten erfuhr, welch einmaligeKostbarkeit er da in seinen Besitz gebrachthatte. So versteckte er die Salierazunächst zwei Jahre lang in einem Koffer,den er unter sein Bett schob, und hoffteseinen Angaben zufolge, eine für ihnsichere Möglichkeit zur Rückgabe zu finden.Dazu passt aber nicht ganz, dass erzweimal versuchte, von der VersicherungGeld für die Übergabe des Kunstwerks zuerhalten.Auch der zweite Versuch scheiterte, weiler wie der erste vom mutmaßlichen Täterselbst abgebrochen wurde; er führte aberletztlich zu dessen Entdeckung.Der Polizei gelang es, ihn über die bei diesenAktionen versendeten SMS, die SIM-Karte des dabei verwendeten Mobiltelefonsund schließlich das Geschäft, in demdiese gekauft worden war, auszuforschen.In diesem Geschäft war nun der Spezialistfür Überwachungseinrichtungen selbst indie Falle einer Überwachungskamerageraten, die Polizei hatte sein Bild.Um eine mögliche Gefährdung der Salierazu vermeiden, zögerte die Polizei zunächstnoch mit der Veröffentlichung, daaber Zeitungen davon wussten und ihrerseitseine baldige Veröffentlichung inAussicht stellten, wurden die Videoaufnahmendes Tatverdächtigen gezeigt. VonBekannten und Freunden erkannt, stelltesich der Mann und führte die Polizei am21. Jänner <strong>2006</strong> zum letzten Versteck derSaliera:Im Waldviertel, im Dorf Brand in der Nähevon Zwettl, lag in einem Wald zwischenvier mit Kreuzen gekennzeichneten Bäumendie einzig erhaltene GoldschmiedearbeitBenvenuto Cellinis vergraben.Die Saliera ist ins Kunsthistorische Museumzurückgekehrt.❍© KHM Wien<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at23


KulturDie Rückgabe der Klimt-BilderDrei Landschaftsbilder und zwei Porträts der Adele Bloch-Bauer wurden an die Erben nachFerdinand Bloch-Bauer restituiert.Günter DürieglNach jahrelangem Rechtsstreit zwischender in den USA lebendenErbin nach Ferdinand Bloch-Bauer, MariaAltmann, die auch die Miterben vertritt,und der Republik Österreich, entschieddas Schiedsgericht, dessen Spruch injedem Fall zu folgen beide Streitparteienvereinbart hatten, am 17. Jänner <strong>2006</strong> fürdie Rückgabe der Klimt-Gemälde.Fünf Spitzenwerke von Gustav Klimt,Glanzstücke der Österreichischen GalerieBelvedere in Wien, werden restituiert:Die Restitution der Gemälde erfolgt aufder Grundlage des österreichischenKunstrückgabegesetzes des Jahres 1998.Dieses ermächtigt die Republik Österreichzur Rückgabe jener Kunst- undKulturgegenstände an die seinerzeitigen„Die Restitution der Gemäldeerfolgt auf der Grundlage desösterreichischen Kunstrückgabegesetzesdes Jahres 1998.“Adele Bloch-Bauer II, um 1912.Besitzer oder deren rechtmäßige Erben,die in der Zeit der nationalsozialistischenHerrschaft in Österreich (1938–1945)durch Raub, Diebstahl, Erpressung oderandere Unrechtshandlungen auf direktemoder indirektem Wege in den Besitz vonheutigen Bundessammlungen (Museen,Bibliotheken, Archive etc.) gelangt sind.Diese Ermächtigung gilt auch für jeneKunst- und Kulturgegenstände, die nachdem Ende des Nationalsozialismus zwarauf Grundlage der sofort erklärtenNichtigkeit aller nationalsozialistischenRechtsgeschäfte und der daraus erwachsenenRestitutionsgesetze restituiert,aber unter Berufung auf das Ausfuhrverbotsgesetzin Österreich zurückgehaltenwurden.Für die nach dem Kunstrückgabegesetzdes Jahres 1998 zu restituierenden KunstundKulturgegenstände wurde das Aus-24 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


Kultur© Österreichische Galerie Belvedere, Wien; restituiert am 17. Jänner <strong>2006</strong> an die Erben nach Ferdinand Bloch-Bauer (5)Adele Bloch-Bauer I, 1907.fuhrverbotsgesetz außer Kraft gesetzt.Der Anspruch auf den rechtmäßigenBesitz dieser fünf Gemälde war aber keineswegsso eindeutig definiert, dass eineRückgabe an die Erben sogleich hätteerfolgen können, als Maria Altmann 1999ihre Rechte geltend machte.In der Ausstellung „Das Neue Österreich“,die 2005 im Belvedere in Wien gezeigtwurde, stellte Monika Mayer, die Restitutionsbeauftragteder ÖsterreichischenGalerie Belvedere in der Katalognummer3.111 fest: „1907 entstand Klimts erstesPorträt der Adele Bloch-Bauer, nebendem ,Kuss‘ das bedeutendste Werk seinesso genannten ,Goldenen Stils‘.Die enge Verbundenheit Adele Bloch-Bauers (1881–1925) mit Gustav Klimt beweisenjene sechs Gemälde des Künstlersaus ihrer Sammlung, die sich heuteim Bestand der Österreichischen <strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at25


Kultur Galerie Belvedere befinden unddie seit 1999 Gegenstand eines laufendenRestitutionsverfahrens gegen die RepublikÖsterreich sind: vier Landschaftsbilderund die beiden Porträts der Adele Bloch-Bauer aus den Jahren 1907 und 1912.Bereits 1919 waren die sechs Bilder ,ausdem Besitze der Frau Bloch-Bauer‘ (…) indas Depot der Österreichischen Staatsgaleriein Verwahrung genommen worden.In ihrem Testament vom 19. Jänner 1923formulierte Adele an ihren EhemannFerdinand die Bitte, nach dessen Tod dieGemälde ,der österr. Staats-Galerie inWien […] zu hinterlassen‘. Nach demplötzlichen Ableben Adeles im Jahr 1925erklärte sich Ferdinand Bloch-Bauer bereit,dieser Bitte nachzukommen; die Gemäldeverblieben dem Wunsch Adeles entsprechendim Palais in der Wiener Elisabethstraße(das Landschaftsbild ,SchloßKammer am Attersee III‘ wurde 1936 alsWidmung dem Museum übergeben).Nach dem ,Anschluss‘ im März 1938 warFerdinand Bloch-Bauer den Repressionendes NS-Regimes in Österreichausgesetzt. Zur Abdeckung angeblicher,Steuerschulden‘ erfolgten die Liquidationdes Vermögens und die Verwertung derKunstsammlung durch den RechtsanwaltDr. Erich Führer. 1941 übergab dieser dieGemälde ,Adele Bloch-Bauer I‘ und ,ApfelbaumI‘ an die Österreichische Galerie,in Vollzug der szt. letztwilligen Verfügungder Frau Adele Bloch-Bauer‘; 1943 erwarbdas Museum von Dr. Führer das Porträt,Adele Bloch-Bauer II‘.Häuser in Unterach am Attersee, um 1916.„Die Art, wie die ÖsterreichischeGalerie Belvedere seinerzeitdie fünf Klimt-Bilder erworbenhatte, erfüllt die Kriterien desKunstrückgabegesetzes von 1998.“Birkenwald (Buchenwald), 1903 Apfelbaum I, um 1912.Die EntscheidungFerdinand Bloch-Bauer, der aus rassistischenGründen in das Exil in die Schweizvertrieben wurde, wo er im November1945 starb, äußerte in einem Brief anOskar Kokoschka 1941 die Hoffnung,dass er nach der Beraubung durch dasNS-Regime zumindest ,die Porträts seinerarmen Frau‘ von Klimt zurückbekomme.Im Jahr 1948 erklärten sich die Erbennach Ferdinand Bloch-Bauer bereit, die,sechs in der Sammlung Bloch-Bauerbefindlichen Klimt-Gemälde […] demLetzten Willen Ferdinand und Adele Bloch-Bauer’s gemäss, der ÖsterreichischenGalerie als Legat zufallen‘ zu lassen. Nachder Entscheidung von Frau BundesministerinElisabeth Gehrer im Juni 1999,die Klimt-Gemälde der ÖsterreichischenGalerie Belvedere aus der SammlungBloch-Bauer nicht an die RechtsnachfolgerFerdinand Bloch-Bauers zu restituieren,reichten diese eine Klage in denUSA gegen die Republik Österreich aufHerausgabe der Bilder ein.“Das hier genannte sechste Bild, „SchloßKammer am Attersee III“ fällt nicht unterdie Bestimmungen des Kunstrückgabegesetzes,weil es 1936, also vor derHerrschaft der Nationalsozialisten, rechtmäßigdurch Widmung in den Besitz derÖsterreichischen Galerie Belvedere kam.Nachdem im Jahr 2005 im Auftrag derGerichte der österreichische HistorikerDieter Binder einen Vermittlungsversuchzwischen den Streitparteien unternahm,wurde insofern eine Einigung erzielt, alsman sich darauf einigte, das Gerichtsverfahrenin den USA zu beenden und sicheinem Schiedsverfahren in Österreich zuunterwerfen und dessen Entscheidung injedem Fall anzuerkennen.Peter Rummel (Universität Linz), WalterRechberger (Universität Wien) und derAnwalt Andreas Nödl entschieden denRechtsstreit insofern, als sie in der 50Seiten umfassenden Urteilsbegründungfeststellten, dass die Art, wie die ÖsterreichischeGalerie Belvedere seinerzeitdie fünf Klimt-Bilder erworben hatte, dieKriterien des Kunstrückgabegesetzes von1998 sehr wohl erfüllt. Somit war dieBundesministerin für Bildung, Wissenschaftund Kultur, Elisabeth Gehrer, zurRückgabe ermächtigt.Maria Altmann und die Miterben räumtender Republik Österreich ein Vorkaufsrechtan den Gemälden ein. Im Hinblickauf den geforderten Preis von 248 MillionenEuro verzichtete Österreich jedochauf einen Kauf der Klimt-Bilder. Dazu seiangemerkt, dass sich eine Mehrheit von77,7 Prozent der österreichischen Bevölkerunggegen einen Rückkauf der Gemäldeausspricht.Es ist jedenfalls sehr zu hoffen, dasswohin immer diese Glanzstücke österreichischerKunst um die Jahrhundertwendenach ihrer Rückgabe kommen werden, sieder Öffentlichkeit zugänglich bleiben. ❍26 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


PorträtFritz Molden – Hohe Auszeichnungund Ehrung für ein LebenswerkEin Leben für Österreich,ein Leben für Europa auseigenem Wollen.Günter Düriegl© ORFDie <strong>Weltbund</strong>-Tagung im September2005 in Baden bei Wien war rechterAnlass und richtiger Rahmen, Fritz Moldenzum Ehrenpräsidenten des Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong>eszu ernennen.Fritz Molden steht für jenes Österreich,das wir in die Welt hinaustragen, für daswir in der Welt einstehen, weil es, wie wirmeinen, dem Menschsein im hohen Maßeverpflichtet ist. Denn, wie Ernst Marboe1948 schrieb: „Diese Erde erwerben unddoch nicht dem Erdgeist verfallen, siebesitzen und dennoch besitzlos zu bleiben,von den Himmeln eine Ahnung herabzaubernund doch nicht zum Utopistenwerden, das alles zusammen klug zu verbindenund die Stunden des Lebensdamit zu füllen, kurzum, die Kunst, alsMensch menschlich zu leben, das ist inseinem tiefsten Gehalt Österreich.“Dafür steht der am 8. April 1924 als Sohndes Historikers und Journalisten Dr. ErnstMolden und der Dichterin Paula vonPreradovic-Molden, der Verfasserin unsererBundeshymne, geborene Fritz Molden.Als Häftling in Gestapo-Kerkern, als Soldatin einem Strafbataillon der DeutschenWehrmacht, als Verwundeter, als Partisanin Italien, als Verbindungsoffizier zwischender österreichischen Widerstandsbewegungund den Alliierten, als Untergrundkämpferim nationalsozialistischenÖsterreich und Norditalien erlebte unddurchlebte er die grausamsten Jahre des20. Jahrhunderts, jene Zeit, die MartinBuber die „Gottesfinsternis“ nannte. FritzMoldens Widerstand gegen den Nationalsozialismusvon Anfang an war ein nichtzu bestreitender Beitrag zur WiedergeburtÖsterreichs 1945.Fritz Molden leistete einen wesentlichen Beitrag zur Wiedergeburt Österreichs 1945.Seine Arbeit für Österreich, das befreitaber nicht frei war, ging weiter: Als Sekretärdes Außenministers Karl Gruber,als Diplomat in den Vereinigten Staatenvon Amerika, als Redakteur, Chefredakteurund Herausgeber von Zeitungen trater für ein Österreich ein, das für Europaunverzichtbar ist.Dieser Wille leitete ihn auch nach dem solange ersehnten Abschluss des österreichischenStaatsvertrags vom 15. Mai 1955.Auch weiterhin galt seine Leidenschaftden Zeitungen, hinzu kamen sein Buchverlagund seine publizistische Tätigkeit.In Wien wirkte er als Lehrer an der Universitätund der Diplomatischen Akademie.So erscheint es geradezu folgerichtig,dass Fritz Molden die Präsidentschaft des„Auslandsösterreicherwerkes“ von 1976bis 2002 und die Präsidentschaft des„Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong>es“ vom1. Jänner 2003 bis zum 30. Juni 2004ausübte.Mit vielen Preise und Auszeichnungenwurde Fritz Molden geehrt, zuletzt verliehihm der Bundespräsident den Titel „Professor“.Die Professio des Professors FritzMolden ist das weit Ausgreifende, dasUmfassende, das Umspannende desÖsterreichischen, das sich im Nationalenallein nicht fassen lässt, denn Österreichist zutiefst eine Idee.❍<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at27


RechtDAS NEUE ÖSTERREICHISCHESTAATSBÜRGERSCHAFTSRECHT …… aus der Sicht der Auslandsösterreicher – von Dr. Georg J. Schoiswohl, Mitglied desVorstandes des AÖWB.Georg J. SchoiswohlSeit geraumer Zeit hat der AÖWBdurch seinen Vorstand eine Reihevon Wünschen gegenüber den politischenInstitutionen Österreichs geäußert.In Gesprächen mit Vertretern aller im Nationalratvertretenen Parteien und auchbei der Vorstellung der Pläne des AÖWBin der Plenarsitzung des Österreichkonvents(siehe auch <strong>ROTWEISSROT</strong> 1/2004,Seite 21) wurden vor allem drei wesentlicheZielbereiche der Bemühungen dargestellt,die im Interesse der Auslandsösterreichervon großer Bedeutung sind:❍ Verbesserung des Wahlrechts – unteranderem mit der Einrichtung einer echtenBriefwahl❍ Institutionalisierung der Vertretung derAuslandsösterreicher im Bundes- undNationalrat❍ Verbesserungen im Staatsbürgerschaftsrecht,vor allem in den Bereichender Erleichterung der Beibehaltungund bei der Wiedererlangungder österreichischen Staatsbürgerschaft.In unseren Bestrebungen und Kontaktenmit den politischen Kräften haben wirimmer versucht, eine Verbesserung derKommunikation zwischen diesen und denAuslandsösterreichern über den AÖWBzu bewirken – vor allem mit der Argumentation,dass es wichtig wäre, beiGesetzesvorhaben, die in irgendeinerForm mit Auslandsösterreicherbelangenzu tun haben, eine automatische Einbindungin das Begutachtungsverfahrenzu erreichen.Für uns als Vertreter der Auslandsösterreicherwar es in diesen Kontaktenmit der Politik immer wichtig, dass dieBeibehaltung der österreichischenStaatsbürgerschaft auch bei Erwerb einerBundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel mitProf. Fritz Molden und Dr. Georg J. Schoiswohlanderen relativ einfach möglich sein sollbeziehungsweise die Gründe einerGenehmigung in allen Bundesländerngleichartig gehandhabt und die in derNovelle des Staatsbürgerschaftsrechts1998 eingeführten persönlichen Gründebewerberfreundlich gehalten werdensollen. Gleichzeitig war und ist es unswichtig, dass ehemalige österreichischeStaatsbürger wesentlich einfachere undnichtrestriktive Abläufe bei der Antragstellungzum Wiedererwerb der Staatsbürgerschaftzugesichert erhalten.Wir wurden im Spätsommer 2005 von denPlänen der Regierung zur Veränderungdes Staatsbürgerschaftsrechts informiert,von Plänen, die eigentlich eine Verschärfungdes geltenden Rechts zum Ziel hatten.Dabei war angedacht, den Erwerb derösterreichischen Staatsbürgerschaft fürFremde, und in diesem Sinne sind ehemaligeÖsterreicher auch Fremde, unterschwierigere Voraussetzungen zu stellen.Vor Ablauf der Begutachtungsfrist am17. 10. 2005 haben wir in Abstimmung mitUniv.-Prof. Mag. Dr. Dieter Kolonovits,M.C.J., Universität Wien, Institut fürStaats- und Verwaltungsrecht, den zuständigenStellen des Innenministeriums eineStellungnahme übergeben, die unsereVerbesserungsvorschläge zum Entwurf imoben dargestellten Sinne beinhaltete. In© HBF/Kalmbacher, Archivdiesem Zusammenhang muss man aberdarauf hinweisen, dass schon der Regierungsentwurfeinige unserer Forderungen,die in den politischen Gesprächen formuliertwaren, übernommen hatte.Am 6. 12. 2005 wurde der Regierungsentwurfzur Änderung des Staatsbürgerschaftsgesetzes1985 im Nationalrat indritter Lesung angenommen, und am9. 12. 2005 wurde der Beschluss demBundesrat übermittelt.Diese Novellierung hat laut Vorblatt desRegierungsentwurfs den folgenden Inhalt:❍ Einschränkung der Möglichkeit einervorzeitigen Einbürgerung vor Ablaufvon 10 Jahren❍ Keine Ausweitung von Doppelstaatsbürgerschaften❍ Erleichterung der Beibehaltung undWiedererlangung der österreichischenStaatsbürgerschaft❍ Grundsätzliches Abgehen von derVoraussetzung des Bestehens einesHauptwohnsitzes zugunsten desBestehens eines Aufenthalts- oderNiederlassungsrechts❍ Vereinheitlichung der Fristen des zurErlangung der Staatsbürgerschaft notwendigenrechtmäßigen Aufenthalts❍ Erhöhung des zur Einbürgerungnotwendigen Deutschniveaus undSchaffung der Notwendigkeit vonGrundkenntnissen der demokratischenOrdnung sowie der GeschichteÖsterreichs und des jeweiligen Bundeslandes❍ Klarstellung, dass Staatsbürgerschaftswerbern,die extremistischen oder terroristischenGruppen nahe stehen, dieStaatsbürgerschaft nicht verliehenwerden darf❍ Erleichterte Wiedereinbürgerung vonehemaligen Staatsbürgern, die die30 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


RechtStaatsbürgerschaft anders als durchEntziehung verloren haben, u. a.Was bedeuten die neuen Bestimmungenfür uns Auslandsösterreicher?Ich möchte hier nur auf die Bestimmungeneingehen, die in der Novelle jeneÖsterreicher betreffen, die ihre Staatsbürgerschaftbeim geplanten Erwerb einerausländischen nicht verlieren möchten,und auf diejenigen ehemaligen Österreicher,die die österreichische Staatsbürgerschaftwiedererwerben wollen.Schon in der StbG-Novelle des Jahres1998 wurde ein Passus eingeführt, derdie Beibehaltung der österreichischenStaatsbürgerschaft ermöglicht, wenn„in ihrem Privat- oder Familienlebenein für die Beibehaltung besondersberücksichtigungswürdigerGrund vorliegt“. Diese Regelungist auch im neuen Gesetzunverändert erhalten, derAÖWB hat aber in Schreibenan die Landeshauptleute, diefür die Abwicklung des Verfahrenszuständig sind, aufdie Notwendigkeit der Vereinheitlichungund Transparenzder berücksichtigungswürdigenGründe hingewiesen,da die Vollzugspraxisder Länder diese sehr unterschiedlichauslegt.Auf jeden Fall ist es wichtig für dieÖsterreicher, die die österreichischeStaatsbürgerschaft bei Erwerb einer ausländischenbehalten wollen, den Antragvor dem Erwerb der ausländischen zustellen. Der AÖWB hat in den erwähntenSchreiben an die Landeshauptleute umInformation über die in ihrem Lande gängigePraxis gebeten und diese imAnschluss auch teilweise erhalten. Wirkönnen also Interessenten vor demAntrag mit Hinweisen auf die entsprechendenErfahrungen dienlich sein.Neu ist in dieser Novelle hinsichtlich derBeibehaltung der Staatsbürgerschaft,dass die Zustimmung zur Beibehaltungdurch den Staat, dessen Staatsbürgerschafterworben wird, nur noch dann entscheidendsein soll, wenn zwischenÖsterreich und diesem Staat in diesemPunkt Gegenseitigkeit besteht.Eine wesentliche Neuerung der Novelleaus dem Blickwinkel der Auslandsösterreicherliegt darin, dass die österreichischeStaatsbürgerschaft ehemaligen Österreichern,die 10 Jahre ununterbrochen dieösterreichische Staatsbürgerschaft besessenund auf andere Weise als durchEntziehung verloren haben (§ 10 Abs. 4)und die sich im Bundesgebiet aufhalten(es muss aber nicht der Hauptwohnsitzsein) die österreichische Staatsbürgerschaftohne die besonderen Voraussetzungenfür andere Fremde (z. B. Nachweisder Kenntnis der deutschen Sprache,Nachweis der Kenntnis der österreichischenGeschichte) verliehen wird –Wiedererlangung der österreichischenStaatsbürgerschaft. Besonders erwähnenswertist, dass jetzt für die Auslandsösterreicherein vorhergegangenerVerzicht auf die österreichische Staatsbürgerschaftkein Verleihungshindernismehr darstellt. Das Verleihungshindernisnach § 10 Abs. 2 Z 2 (Vorstrafen wegenschwerwiegender Verwaltungsübertretungen,insbesondere der Straßenverkehrsordnung),das in dieser Novelle zumerschwerten Erwerb der österreichichenStaatsbürgerschaft für Fremde neu eingerichtetwurde, gilt für ehemalige Österreichernicht. Außerdem fiel die frühereWartefrist von einem Jahr.Weiters ist anzumerken, dass die besondereStellung der „Altösterreicher“ (alsoPersonen und deren Angehörige, dieStaatsangehörige eines Nachfolgestaatesder österreichisch-ungarischen Monarchieoder staatenlos waren und vor ihrer Vertreibungden Wohnsitz in Österreich hatten)beibehalten wurde (kurz gesagt könnendiese Personengruppen die österreichischeStaatsbürgerschaft wiedererwerben,auch wenn sie nicht in Österreichwohnhaft sind), aber nunmehr vom Nachweisder Kenntnis der deutschen Spracheabgesehen wird und es auch nicht mehrerforderlich ist, die fremde Staatsbürgerschaftzurückzugeben.Diese kurze Abhandlung zumThema Staatsbürgerschaftsrechtsnovelle2005 erhebt natürlichkeinen Anspruch aufVollständigkeit und gilt auchnicht als Rechtsgutachten.Es sollte hier zunächst aufdie Tatsachen der neuenRechtslage aufmerksam gemachtwerden und wir schlagenvor, im konkreten Fall aufprofessionellen Rechtsbeistandnicht zu verzichten.Die Einbindung des AÖWBin das Begutachtungsverfahren undvor allem die Berücksichtigung derWünsche der Auslandsösterreicher indiesem Verfahren erscheinen uns alswichtiger Schritt und Meilenstein in derEntwicklung der positiven Beziehung derAuslandsösterreicher zu den politischVerantwortlichen in Österreich, das zeigtdie steigende Aufmerksamkeit, die dieAuslandsösterreicher im Inland erhalten.Es wäre vielleicht etwas vorschnell, zudenken, dass diese Novelle ausschließlichdurch die Interventionen des Vorstandesdes AÖWB die für Auslandsösterreicherrelevanten Verbesserungen erhaltenhat. Fakt ist aber, dass der ursprünglicheRegierungsentwurf nach unsererStellungnahme zum Teil in unseremSinne geändert wurde. Es muss aberauch gesagt werden, dass manche unsererWünsche noch offen sind. Wir habenalso noch einiges zu tun.❍© Archiv<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at31


Esskultur© Johann Lafervon Johann LaferDas Wiener Schnitzel ist für viele ein sehr banales Gericht, für mich die absolute Leibspeise, denn es ist das, was ich als Kind schätzenund lieben gelernt habe und was ich heute nach wie vor als mein Lieblingsgericht bezeichnen kann. Voraussetzung jedochsind mehrere Dinge: Erstens erstklassiges Kalbfleisch, das gut abgelagert sein muss, Fleisch von einem richtig jungen Kalb, zweitensmuss das Schnitzel gut geklopft werden, es darf nicht zu dick sein, zu der Panade muss ein bisschen geschlagenes Schlagobers beigefügtwerden, damit sie schön locker wird. Zum Backen muss man so viel Butterschmalz* verwenden, dass es ständig über dasSchnitzel schwappt, damit die Panier nachher schön wellig wird.*Butterschmalz erhält man, indem man frische Butter auslässt, das heißt, man erwärmt die Butter, ohne sie zu bräunen, undlässt sie dann wieder erkalten. Durch diesen Vorgang lässt sich die Butter dann stark erhitzen, ohne schwarz zu werden.Wiener Schnitzel mit steirischem Erdäpfel-Gurken-Salat (Rezept für vier Personen)Zutaten:4 Schnitzel vom jungen Kalb1 EL SpeiseölSalzfrisch gemahlener Pfeffer2 Eier3 EL Schlagobers50 g Weizenmehl150 g Semmelbrösel250 g Butterschmalz8 Zitronenspalten4 Stängel Petersil© ArchivFür den Salat:900 g Salaterdäpfel1/2 TL Kümmel, Salz, 1/2 Salatgurke3 EL Schalottenwürfel1 EL Butter2 EL Speck, fein gewürfeltca. 5 EL Weinessig200 ml Fleischbrühe1 EL Dijonsenf5–6 EL Sonnenblumenöl50 ml Kürbiskernöl1 EL SchnittlauchröllchenDie Kalbsschnitzel unter fließend kaltem Wasser waschen und trockentupfen. Zwei Stück Klarsichtfolie mit etwas Speiseölbestreichen. Die Kalbsschnitzel zwischen den Folien dünn ausklopfen, die Schnitzel aus der Folie nehmen, mit Salz und Pfefferwürzen. Die Eier mit dem steif geschlagenen Schlagobers in eine Schüssel geben, mit einer Gabel verschlagen. Die Schnitzel inMehl wenden, überschüssiges Mehl abklopfen. Dann durch die Ei-Schlagobers-Mischung ziehen, anschließend in denSemmelbröseln panieren. Die Panier fest andrücken. Das Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen, die Schnitzel darin von beidenSeiten etwa 3 Minuten goldgelb braten. Die fertigen Schnitzel auf Küchenpapier abtropfen lassen und auf Tellern mit zweiZitronenspalten und etwas Petersil anrichten.Die Erdäpfel waschen und in Salzwasser mit Kümmel nicht zu weich kochen, abkühlen lassen, schälen und in gleichmäßigeScheiben schneiden. Die Gurke schälen, der Länge nach halbieren und mit einem Löffel das Kerngehäuse entfernen.Anschließend in Scheiben schneiden und zu den Erdäpfeln geben. Schalottenwürfel in der Pfanne in Butter anschwitzen, Speckdazugeben und mitbraten. Mit Weißweinessig ablöschen und mit Brühe aufgießen. Etwas einkochen lassen. Dijonsenf einrührenund mit Salz und Pfeffer abschmecken. Anschließend die heiße Marinade und das Salatöl auf die Erdäpfel- und Gurkenscheibengeben, gut durchmischen und eine halbe Stunde ziehen lassen. Schließlich mit steirischem Kürbiskernöl verfeinern und mitSchnittlauchröllchen vollenden.Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr32 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


BuchbesprechungMOZARTSein Leben und seine ZeitBrigitte HamannVerlag Carl Ueberreuter, Wien <strong>2006</strong>240 Seiten, unzählige Abbildungen.29,95 EuroISBN 3-8000-7132-0Gerade rechtzeitig zu Wolfgang AmadeusMozarts 250. Geburtstag istBrigitte Hamanns „Mozart“-Buch imUeberreuter Verlag erschienen.In diesem reich illustrierten, repräsentativenWerk dokumentiert die Historikerin undBestseller-Autorin die LebensstationenMozarts und schildert das Alltagsleben im18. Jahrhundert anhand historischer Aufzeichnungenund Überlieferungen.„Wolfgangerl“ wurde am 27. Jänner 1756als siebentes Kind von Anna Maria undLeopold Mozart, dem fürsterzbischöflichenHofviolonisten und Hofkompositeur,in Salzburg geboren. Der Beruf desVaters brachte es mit sich, dass dieersten Eindrücke, die das Ohr seinesSohnes auffasste, Harmonien und Gesangwaren. Die ersten Schritte führtenihn zum Klavier. Er hämmerte aber nichteinfach auf dem Instrument herum, sondernsuchte sich eifrig bestimmte Tonfolgenzusammen: die Terzen. Er sangdazu und strahlte vor Glück und Stolz. DieEltern und seine vier Jahre ältereSchwester schauten verdutzt – und lachten.Bald entdeckte der Vater LeopoldMozart die außergewöhnliche Begabungseines Sohnes und fühlte sich verpflichtet,„der Welt ein Wunder zu verkündigen,welches Gott in Salzburg hat lassen geborenwerden“.© Ueberreuter Verlag (2)Schon bald prägten Reisen quer durchEuropa das Leben der Familie Mozart. AlsWunderkind verdiente Wolfgang mit seinenaußerordentlichen Fähigkeiten alsPianist, Geiger und Komponist viel Geld,und sein Genie verschaffte ihm Zutritt undApplaus an den größten FürstenhöfenEuropas (z.B. bei Kurfürst Maximilian III.Joseph in München, Kaiserin MariaTheresia und ihrer Familie am Wiener Hof,bei Ludwig XV. und dem englischenKönigspaar) Papst Clemens XIV. verliehdem 14-jährigen Wolfgang Mozart denOrden vom Goldenen Sporn. Damit wurdeaus Wolfgang Amadeus Mozart der „Rittervon Mozart“. Auf seinen Reisen lernte erdie besten Musiker seiner Zeit und derenneueste Kompositionen kennen und bildetesich auf diese Art rasch weiter.Dr. phil. Brigitte Hamann ist Historikerinund Autorin. Von ihr stammen Bestsellerwie: „Kronprinz Rudolf, ein Leben“,„Elisabeth, Kaiserin wider Willen“, „HitlersWien“, „Winifried Wagner oder HitlersBayreuth“, „Der Erste Weltkrieg“ und vielemehr. Ihre Bücher wurden in zahlreicheSprachen übersetzt, auch Chinesisch undJapanisch. Für alle, die Mozart neu fürsich entdecken wollen, ist BrigitteHamanns Buch perfekt zum vergnüglichenEinstieg. ma❍Die sieben Todsünden der EUMichel Reimon / Helmut WeixlerVom Ausverkauf einer großen Idee. Miteinem Vorwort von Daniel Cohn-Bendit.Verlag Carl Ueberreuter, Wien <strong>2006</strong>192 Seiten19,95 EuroISBN 3-8000-7146-0Zwei als Kenner der EuropäischenUnion ausgewiesene Autoren –Michel Reimon, Journalist, Autor undLehrbeauftragter der Universität Wien fürpolitische Kommunikation, und HelmutWeixler, Pressesprecher der GrünenFraktion im Europäischen Parlament inBrüssel – nehmen den Schockzustandder europäischen Politik nach demScheitern der Referenden über denVerfassungsvertrag in Frankreich und denNiederlanden zum Anlass, eine schonungsloseAnalyse vorzulegen.Sie präsentieren die schwerwiegendstenFehlentscheidungen der EuropäischenUnion und ihre Ursachen. Sie sprechendavon, dass sein gemeinsames HausEuropa versprochen wurde, das Frieden,Freiheit und Wohlstand bietet, sie stellenfest, dass diese Zusage durch kurzfristigesWachstum um jeden Preis ersetztwurde. Sie scheuen sich nicht, die begangenenFehler, die dazu geführt haben,dass wir statt des Versprechens, uns inder großen Idee Europa zu finden, bloß ineinen Supermarkt geraten sind, in dem esLeistung gegen Geld gibt, Todsünden zunennen.Sieben Todsünden konstatieren sie:Undurchschaubarkeit, Überforderung,Sturheit, Egoismus, Zügellosigkeit, Kaltherzigkeit,Kurzsichtigkeit.Doch dieses Buch ist ein Befund und keinUrteil, schon gar kein endgültiges. Sostellen die Autoren fest: „Wir haben aberauch Tugenden gefunden, die Europa rettenkönnen. Denn die Idee dahinter ist zuschön, um nicht wahr zu werden. Undjedes Ende ist ein neuer Anfang.“ Sie sindüberzeugt, dass dieser Anfang von denTugenden Leidenschaft, Engagement,Solidarität, Kooperation, Nachhaltigkeit,Gestaltungswille und Zähigkeit bestimmtsein muss, wenn das Neue, das dieEuropäische Union unbestritten nun einmalist, das Vertrauen der Menschenuneingeschränkt gewinnen soll.Denn noch trifft auf die Europäische Unionzu, was Antonio Gramsci, der große italienischeTheoretiker des Sozialismus, einepolitische Krise nannte: „Eine politischeKrise haben wir, wenn das Alte sich aufzulösenbeginnt und wir das Neue noch nichthaben; denn das Neue kann dann das Altenoch nicht ersetzen.“ gd❍<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at33


Buchbesprechung/Impressum<strong>ROTWEISSROT</strong> – Auslandsösterreicher JournalImpressumHerausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND.Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Hofrat Dr. Günter DÜRIEGL. Produktion undKonzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), Strozzigasse 10/EG, A-1080Wien, Tel.: +43/1/405 46 40-0, Fax: +43/1/405 46 40-700, E-Mail: b.krapfenbauer@cpg.at.Projektleitung: CPG / Mag. Beate Krapfenbauer. Artdirektion: CPG / Gerald Fröhlich. Lektorat:CPG / Susanne Drexler. Anzeigenkontakt: CPG / Oliver Olbrich, Tel.: +43/664/825 07 62,E-Mail: o.olbrich@cpg.at. Druck: Druckerei Leykam, A-7201 NeudörflDie Informationen in diesem Magazin entsprechen dem Stand zum Zeitpunktder Drucklegung. Druck- und Satzfehler vorbehalten.© AmaltheaUnsere Welt ist klein gewordenDie Globalisierung der PolitikOtto von HabsburgAmalthea Signum Verlag, Wien <strong>2006</strong>283 Seiten21,90 EuroISBN 3-85002-539-XIm Konzert der Stimmen, die sich zu denimmer drängender werdenden Fragender Globalisierung erheben, sollten wirauch jene von Otto Habsburg nicht überhören.Sein Blick auf die Welt ist konservativgeprägt. Daraus resultieren einerseitsStellungnahmen wie jene zur Familie,wie er sie im letzten Kapitel vorträgt, dienicht bei allen Lesern Zustimmung findenwerden, andererseits aber eine überzeugendüberzeugte Ablehnung jeder Formvon menschenverachtendem Totalitarismus,die jeden auszeichnet, der sich ihranschließt. Weil ihn das Vielfältige nichtbloß reizt, sondern zutiefst anspricht,spannt Otto Habsburg einen weitenBogen: Europa steht im Zentrum, aberauch die USA, Asien und Afrika werdenangesprochen, die Konfliktpotenziale nichtverschwiegen. Über den „Krieg derKulturen“ denkt Otto Habsburg nach, diesenvorschnell als Auseinandersetzungvon Gut und Böse zu deuten, lehnt er ab.Es sollte nicht schwer fallen, ihm dabei zufolgen, der Manichäismus ist schon langeüberwunden. Otto Habsburg fordert unsauf, die Welt als ein Geflecht von Politik,Kultur und Gesellschaft zu verstehen, indas wir eng verwoben sind. Ereignisse, woimmer sie auch stattfinden, betreffen unsund machen uns betroffen, denn: „UnsereWelt ist klein geworden.“ gd❍Offenlegung nach § 25 Mediengesetz:Herausgeber, Medieninhaber und Verleger:Auslandsösterreicher-<strong>Weltbund</strong> (AÖWB),A-1010 Wien, Postgasse 6/1/2, Tel.: +43/1/533 52 24, Fax: +43/1/533 52 249, E-Mail:rotweissrot@weltbund.at, www.weltbund.at.Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL.Grundlegende Richtung und Blattlinie:<strong>ROTWEISSROT</strong>, das AuslandsösterreicherJournal, informiert seine Leser im In- undAusland über österreichrelevante Themenzu Politik, Wirtschaft, Kultur, Aktuellem etc.Auflage: 20.000 Stück. Erscheinungsart:<strong>ROTWEISSROT</strong> erscheint viermal jährlich.Herausgeber, Medieninhaber und Verleger:AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDPräsident:Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL,Antwerpen/BelgienVizepräsident Innenressort:Dr. Walter DUJMOVITS, GüssingVizepräsident Außenressort:Dr. Jürgen EM, Bonn/DeutschlandVorstandsmitglieder:Juliana G. BELCSAK, New York/USADr. Margarete BERNAVA-BAMBAS,Rom/ItalienObSenRat Dr. Peter BRAND, WienGes. Dr. Thomas BUCHSBAUM, WienDr. Peter ERNST, Paris/FrankreichRowena HABECK, Antwerpen/BelgienBotsch. i.R. Dr. Georg HOHENBERG, WienRobert JUNGMAIR, Basel/SchweizDr. Walter KOREN, WienProf. Fritz P. MOLDEN, WienIng. Rudolf NEUHOLD,Frankfurt/M./DeutschlandRoland K. PIRKER, Ottawa/CanadaDr. Laszlo SCHMIDT, Pecs/UngarnDr. Georg SCHOISWOHL, Prag /Tschechische RepublikIng. Paul STRITZ, St. Gallen / SchweizDr. Erika WALKER-WERNER, WienKooptierte Vorstandsmitglieder:Dr. Georg HOHENBERG, WienDr. Walter KOREN, WienGeneralsekretär:Dr. Irmgard HELPERSTORFER, WienStv. Generalsekretär:Dipl.-Ing. Alban VIGELIUS, GrazChefredakteur:Hofrat Dr. Günter DÜRIEGLEhrenschutz:Frau Bundesminister fürauswärtige Angelegenheiten:Dr. Ursula PLASSNIKund die Landeshauptleute derösterreichischen Bundesländer:Mag. Gabi BURGSTALLER, SalzburgDr. Jörg HAIDER, KärntenDr. Michael HÄUPL, WienHans NIESSL, BurgenlandDr. Erwin PRÖLL, NiederösterreichDr. Josef PÜHRINGER, OberösterreichDr. Herbert SAUSGRUBER, VorarlbergDDr. Herwig VAN STAA, TirolMag. Franz VOVES, SteiermarkCover:Im Jänner<strong>2006</strong> fand dieEU-Veranstaltung„Sound of Europe“im SalzburgCongress statt.Bild: SalzburgCongress34 www.weltbund.at<strong>ROTWEISSROT</strong>


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