13.07.2015 Aufrufe

ROTWEISSROT Ausgabe I/2006 - Auslandsösterreicher-Weltbund

ROTWEISSROT Ausgabe I/2006 - Auslandsösterreicher-Weltbund

ROTWEISSROT Ausgabe I/2006 - Auslandsösterreicher-Weltbund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kulturden Pfeffer enthalten sollte …“ Dieseserlesene Kunstwerk wurde nun in derNacht vom 10. auf den 11. Mai 2003 ausdem Kunsthistorischen Museum in Wiengeraubt. Der mutmaßliche Täter, Besitzereiner Wiener Firma für Alarmanlagen,stieg über ein nicht alarmgesichertesBaugerüst, das zur Renovierung derAußenfassade errichtet worden war, zueinem der Fenster des Raffael-Saals imersten Stock des Museums hinauf, in dessenMitte die Saliera in einer Einzelvitrinepräsentiert wurde.„Auf eine Objektsicherungder Saliera selbst hatteman verzichtet.“Bei einem Museumsbesuch wenige Tagevor der Tat hatte der Räuber Schwachstellenin der Sicherung dieses Saalserkannt: Die Videoüberwachung desRaums war nicht mit Infrarotgeräten ausgestattet;um wirksam zu sein, bedurftesie der Raumbeleuchtung, die aber währendder Nachtstunden ausgeschaltet war.Im Fokus der drei Ultraschallbewegungsmelderlag zwar die Saliera, und als dermutmaßliche Täter das Vitrinenglas zerschlugund das Salzfass raubte, gabensie auch Alarm, den Einstiegsbereich desRäubers erfassten sie jedoch nicht. Aufeine Objektsicherung der Saliera selbsthatte man verzichtet.Das kunsthistorische Museum in Wien.Wege eines SalzfassesDer Tatverdächtige konnte schließlich ungesehenentkommen, da das Wachpersonalden Alarm, den die Bewegungsmelderausgelöst hatten, als Fehlalarm interpretierte,dessen Ursache herauszufindensich nicht lohnte. Am nächsten Morgenerst wurde die Katastrophe entdeckt.Das weitere Schicksal der Saliera liestsich nicht wie ein Kriminalroman, esähnelt eher einer der boshaft-skurrilenaltösterreichischen Erzählungen vonHerzmanovsky-Orlando.Glaubt man den Aussagen des mutmaßlicheTäters, so will er in panisches Entsetzengeraten sein, als er aus denMedienberichten erfuhr, welch einmaligeKostbarkeit er da in seinen Besitz gebrachthatte. So versteckte er die Salierazunächst zwei Jahre lang in einem Koffer,den er unter sein Bett schob, und hoffteseinen Angaben zufolge, eine für ihnsichere Möglichkeit zur Rückgabe zu finden.Dazu passt aber nicht ganz, dass erzweimal versuchte, von der VersicherungGeld für die Übergabe des Kunstwerks zuerhalten.Auch der zweite Versuch scheiterte, weiler wie der erste vom mutmaßlichen Täterselbst abgebrochen wurde; er führte aberletztlich zu dessen Entdeckung.Der Polizei gelang es, ihn über die bei diesenAktionen versendeten SMS, die SIM-Karte des dabei verwendeten Mobiltelefonsund schließlich das Geschäft, in demdiese gekauft worden war, auszuforschen.In diesem Geschäft war nun der Spezialistfür Überwachungseinrichtungen selbst indie Falle einer Überwachungskamerageraten, die Polizei hatte sein Bild.Um eine mögliche Gefährdung der Salierazu vermeiden, zögerte die Polizei zunächstnoch mit der Veröffentlichung, daaber Zeitungen davon wussten und ihrerseitseine baldige Veröffentlichung inAussicht stellten, wurden die Videoaufnahmendes Tatverdächtigen gezeigt. VonBekannten und Freunden erkannt, stelltesich der Mann und führte die Polizei am21. Jänner <strong>2006</strong> zum letzten Versteck derSaliera:Im Waldviertel, im Dorf Brand in der Nähevon Zwettl, lag in einem Wald zwischenvier mit Kreuzen gekennzeichneten Bäumendie einzig erhaltene GoldschmiedearbeitBenvenuto Cellinis vergraben.Die Saliera ist ins Kunsthistorische Museumzurückgekehrt.❍© KHM Wien<strong>ROTWEISSROT</strong> www.weltbund.at23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!