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TREFFPUNKT<br />
HEISSES EISEN<br />
A gmahnte Wies’<br />
NEIN, DER NACHFOLGENDE INHALT BEZIEHT SICH NICHT AUF DAS EHEMALIGE BEINAHE-MONOPOL DER PARTEI BEI WAHLEN.<br />
Es geht auch nicht um die in Südtirol<br />
beliebten Handmähwettbewerbe, bei denen,<br />
hätten im Oktober welche stattgefunden,<br />
wahrscheinlich Politiker aller Couleur aufgetreten<br />
wären. Auch solche, die das bäuerliche<br />
Handwerk nicht, den Stallgeruch aber sehr<br />
wohl von ihrer politischen Tätigkeit kennen.<br />
Aber schweifen wir nicht weiter ab und<br />
lüften das Geheimnis: Es geht um Süßigkeiten!<br />
Was haben nun Süßigkeiten mit dem<br />
demokratischsten aller Instrumente zu tun,<br />
werden Sie sich fragen. Eben gar nichts, denn<br />
die Folgen davon sind häufig eher bitter. Und<br />
dabei liegt zurzeit Süßes in aller Munde, und<br />
zwar gar nicht nur im übertragenen Sinn.<br />
DAS SÜDTIROLER<br />
BETTHUPFERL IST DA!<br />
Südtirols Konditoren haben die erste<br />
echte Südtiroler Praline geschaffen. Es war,<br />
glaubt man der Presseaussendung, höchste<br />
Zeit, denn man hat lange darauf gewartet. Ich<br />
könnte mich zwar nicht daran erinnern, aber<br />
egal. Auch Pressemails sind eben geduldig,<br />
nicht nur Papier.<br />
Aber was ist eigentlich eine Praline und<br />
wie kommt sie zu ihrem Namen? Einen<br />
Schokoladeanteil von wenigstens 25 Prozent<br />
muss sie haben und mundgerecht muss sie<br />
sein. Mit dem urtypischen Südtiroler Apfelstrudel<br />
kriegt man das auch wirklich schwer<br />
hin. Erfunden haben soll sie der Koch des<br />
französischen Edelmanns und Ministers<br />
Ludwig des XIV. César de Choiseul, Comte<br />
de Plessis-Praslin, und weil man das nasal<br />
„Pralä“ ausspricht, wissen wir nun Bescheid.<br />
Nach Mandeln und Zucker soll sie<br />
geschmeckt haben, die erste Praline. Langweilig.<br />
<strong>Die</strong> Südtiroler Konditoren haben<br />
sich da etwas Kreativeres einfallen lassen.<br />
Nachdem Apfelstrudel und Schwarzwälder-Kirsch<br />
ja mittlerweile out sind. <strong>Die</strong><br />
erste Südtiroler Praline soll nach frisch<br />
gemähter Wiese schmecken – hoffentlich<br />
bevor die Kühe darauf gegrast haben. Hier<br />
bekommt der Ausspruch „ins Gras beißen“<br />
eine völlig andere Note! „Dololine“,<br />
so heißt die Kreation, ein Kunstwort aus<br />
Dolomiten und Praline. Wieso eigentlich<br />
nicht „Praliten“? Damit hätte jeder Werbeguru<br />
assoziative Reime gestalten können,<br />
die zwar anrüchige Formen angenommen,<br />
aber sich in den Köpfen festgesetzt hätten.<br />
So wie beim aus der Polonäse Blankenese*<br />
bekannten Erwin und den großen Schritten…<br />
Was macht nun diese Praline so südtirolerisch?<br />
Hauptzutaten der genormten<br />
Süßigkeit müssen, bei aller künstlerischer<br />
Freiheit, Bergwiesenkräuter und Südtiroler<br />
Sahne sein. Weil Heu nicht nur in der Viehzucht<br />
Anwendung findet, sondern auch<br />
sonst im Trend ist. In Südtirol besonders<br />
im Hinblick auf Geld.<br />
JEDEM SEINE WIESE<br />
Dass man Speck und Käse mit Heu<br />
verfeinert, ist ein alter Hut, aber dass sich<br />
nach dem Haar in der Suppe, jetzt auch der<br />
Grashalm in der Schokolade finden lässt, ist<br />
zumindest überraschend.<br />
Geht es nach dem lokalen Konditorhandwerk,<br />
soll die Dololine ein „Must have“<br />
unter den Mitbringseln werden, irgendwie<br />
die Südtiroler Mozartkugel. Keiner verlässt<br />
Salzburg ohne Mozartkugel, keiner Südtirol<br />
ohne Bergwiese in Happenform! Wobei,<br />
Mozartkugel klingt poetisch verspielt, wie<br />
eben Mozart war. Unabhängig von der<br />
Tatsache, dass Dololine eine Marke von<br />
Alu-Profilen eines indischen Herstellers<br />
mit Sitz in Bangalore ist, denkt man bei<br />
Dololine unwillkürlich an Medizin, genauer<br />
an ein Medikament gegen Schmerzen. Aber<br />
vielleicht will man ja die Apotheken als<br />
Absatzkanal gewinnen. Man stelle sich das<br />
marktlückenfüllende Angebot vor: Dololine<br />
mit Kamille und Baldrian zur Beruhigung<br />
(macht bei einem Betthupferl auch Sinn),<br />
Dololine mit Sennesblättern bei Verstopfung.<br />
Und vielleicht Mary Poppins als Testimonial,<br />
die singt „Wenn ein Löffelchen<br />
voll Zucker, bittre Medizin versüßt…“.<br />
Dann könnte man jedenfalls auch stolze<br />
Preise für das Heupappele verlangen und<br />
rechtfertigen. Solange, bis Gras darüber<br />
gewachsen ist.<br />
*Deutscher Schlager von Gottlieb Wendehals aus den 80ern<br />
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