XPLR Magazin 04/2023
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HERO STORY<br />
HERO STORY<br />
„Wir wollen uns<br />
nicht alleine<br />
auf einen<br />
Algorithmus<br />
verlassen.“<br />
JOHANNES OTT<br />
DIE KI TEXTET,<br />
SPRICHT UND<br />
PRO DUZIERT DEN<br />
WERBEBEITRAG<br />
Die Handhabung des<br />
RadioADMakers ist denkbar<br />
einfach: Werbetreibende geben<br />
an, was sie bewerben wollen<br />
– zum Beispiel „Sechs Weißwürste<br />
zum Preis von vier. Nur<br />
an diesem Samstag bei Metzger<br />
Moser“ – und die KI liefert aus den<br />
Kerninformationen mehrere Textvorschläge.<br />
Dabei kommt ChatGPT zum<br />
Einsatz. Dann wählen Kund:innen aus<br />
verschiedenen Stimmen und Musik die<br />
passende Kombination aus und das Programm<br />
produziert mithilfe synthetischer<br />
Stimmen den fertigen Spot. Buchende<br />
können angeben, in welcher Region die<br />
Werbung ausgestrahlt werden soll – ob<br />
München, Freising, Starnberg oder auch<br />
im Bundesgebiet. Der Preis richtet sich<br />
nach der gewünschten Reichweite (Tausenderkontaktpreis<br />
TKP), gezahlt wird<br />
direkt auf der Plattform, zum Beispiel per<br />
Paypal oder Kreditkarte.<br />
DIE KI-BASIERTEN SPOTS DÜRFEN<br />
NICHT GLEICH INS HAUPTPROGRAMM<br />
Noch hört man den Spots an, dass sie<br />
von synthetischen Stimmen gesprochen<br />
werden. „Die Sprachsynthese ist noch nicht<br />
auf dem Niveau, das wir gerne hätten“,<br />
räumt Ott ein. Deshalb sind die KI-Spots<br />
bislang nur als sogenannte Pre-Streams zu<br />
buchen. Das heißt, sie laufen nicht auf dem<br />
UKW-Sender Radio Gong, sondern werden<br />
ausschließlich in den Webradio-Angeboten<br />
vor Start des Programms platziert. „Wir<br />
gehen jedoch davon aus, dass in spätestens<br />
einem Jahr kein Unterschied mehr<br />
zu hören sein wird“, sagt der Radiomanager.<br />
Perspektivisch sollen dann auch die<br />
hochwertigen Werbeeinblendungen mit<br />
maschineller Unterstützung produziert<br />
werden. Aber eben erst, wenn die Stimmqualität<br />
wirklich passt. Bislang kann die KI<br />
nur Hochdeutsch. In naher Zukunft soll es<br />
aber auch möglich sein, Spots in unterschiedlichen<br />
Dialekten auszuspielen.<br />
Worauf Ott und sein Sales-Team Wert<br />
legen: Jede Audiowerbung wird vor der<br />
Ausstrahlung von Mitarbeitenden geprüft.<br />
„Wir wollen uns nicht alleine auf einen Algorithmus<br />
verlassen“, so der Geschäftsführer.<br />
Der interne Prüfprozess gewährleistet,<br />
dass die Inhalte den Werberichtlinien<br />
entsprechen.<br />
„Dieses Angebot ist vor allem für kleine<br />
Betriebe reizvoll, die ohne großen Aufwand<br />
und ohne lange Vorlaufzeiten ihre<br />
Angebote platzieren möchten“, sagt Ott.<br />
Schlüsseldienste, Vereine oder ein Airbnb-<br />
Anbieter am Tegernsee gehören zum neu<br />
erschlossenen Kundenkreis. Sie profitieren<br />
von den – im Vergleich zu einem nicht<br />
KI-basierten Spot – deutlich niedrigeren<br />
Kosten. Ein Spot kostet 140 Euro pro 1.000<br />
Kontakte, inklusive Text, Moderation und<br />
Produktion. Je mehr Kontakte man bucht,<br />
desto günstiger wird es. Bei einer klassischen<br />
Buchung kostet allein die Produktion<br />
des Spots schon rund 500 Euro.<br />
KEINE ZUSÄTZLICHEN PERSONAL-<br />
KOSTEN IM SALES-BEREICH<br />
Radio Gong ist mit dem ADMaker Innovationsführer.<br />
Das neue Vermarktungstool<br />
„made in Munich“ kann auch von anderen<br />
Radiostationen genutzt werden. Ott zufolge<br />
klopfen Sender aus ganz Europa in<br />
München an. Sogar Anfragen eines großen<br />
Radio-Networks aus den USA gebe es.<br />
„Inzwischen haben wir den ADMaker AT<br />
mit Antenne Vorarlberg gestartet. Außerdem<br />
ist Audiotainment Südwest mit RPR1<br />
an Bord sowie 107,7 Stuttgart, Radio Ton,<br />
KulthitRADIO NRW, die Funkhäuser Würzburg<br />
und Aschaffenburg“, freut sich Ott<br />
über das Interesse im Markt. Die Branche<br />
begeistert sich für das Tool, das neue<br />
Kund:innen erschließt und dabei keine<br />
weiteren Personalkosten verursacht.<br />
MODERATIONEN OHNE MENSCHEN?<br />
FÜR OTT KEIN THEMA<br />
Ott hat mit dem RadioADMaker als einer<br />
der Ersten vorgemacht, wie KI-Tools eingesetzt<br />
werden können. Unterdessen ist<br />
die gesamte Branche elektrisiert von den<br />
vielen neuen Spielfeldern, die KI eröffnet.<br />
Bei den Lokalrundfunktagen in Nürnberg<br />
standen bei den Panels, in denen es um<br />
dessen Einsatz im Radiobusiness ging, die<br />
Besucher:innen bis vor die Türen. „Der Vorstoß<br />
von Radio Gong zeigt Unternehmergeist<br />
und eine ‚Erst mal machen‘-Mentalität,<br />
die in Zukunft noch stärker gefragt<br />
sein wird“, sagt Audiounternehmer und<br />
Radioberater Martin Liss, der auch Teil<br />
der Programmgruppe der Radiodays<br />
Europe ist.<br />
„Erst mal machen“, das hat sich<br />
auch das Medienhaus Audiotainment<br />
Südwest vorgenommen,<br />
zu dem die Sender BigFM und<br />
RPR1 gehören. Es plant ein neues<br />
Radioprogramm mit maschineller<br />
Unterstützung, das auf<br />
echte Moderator:innen verzichtet<br />
und trotzdem moderiert ist.<br />
Sender, die völlig ohne Moderator:innen<br />
auskommen,<br />
wie es von der Branche auf<br />
den Radiodays auch diskutiert<br />
wurde, schließt<br />
Ott für sein Haus erst<br />
einmal aus. „Ich kann<br />
mir nicht vorstellen,<br />
In nur drei Minuten<br />
zum fertigen Radiospot<br />
– das verspricht der<br />
RadioADMaker.<br />
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