XPLR Magazin 04/2023
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KI-STUDIE<br />
KI-STUDIE<br />
Wo liegen die<br />
Chancen von KI?<br />
DARIN SIND SICH DIE EXPERT:INNEN EINIG:<br />
Von künstlicher Intelligenz gestützte Werkzeuge erlauben es Medienschaffenden, ihre Arbeit effizienter<br />
zu gestalten. Sprachmodelle können als digitale Co-Autor:innen fungieren – und dadurch angehende Autor:innen<br />
unterstützen und erfahrenen Autor:innen fokussiertes Arbeiten erlauben. KI kann helfen, Ideen<br />
zu generieren, Fakten und Formulierungen zu finden und Texte anzupassen. Ebenso können KI-Werkzeuge<br />
neue Zielgruppen für bestehende Inhalte erschließen, indem sie in andere Sprachen oder andere<br />
Formate, zum Beispiel Audio- und Videoformate, übertragen werden. Medienhäuser können so neue<br />
Geschäftsmodelle erschließen. In einer weiteren Phase der KI-Entwicklung könnten sich Möglichkeiten<br />
der Personalisierung von Inhalten ergeben, die ebenfalls neue Monetarisierungsoptionen bereitstellen.<br />
Aber auch im Marketing- und im Sales-Bereich sowie im Backoffice entstehen neue Wege, die bestehenden<br />
Prozesse zu beschleunigen und zu verschlanken.<br />
Welche Risiken<br />
bringt KI mit sich?<br />
DARIN SIND SICH DIE EXPERT:INNEN EINIG:<br />
Die Nutzung von künstlicher Intelligenz im medialen und redaktionellen Kontext ist nicht ohne Risiko.<br />
Komplett von Sprachmodellen generierte Texte sind selten frei von Fehlern und Unschärfen. Das<br />
unkontrollierte und unlektorierte Veröffentlichen derartiger Artikel und die Übertragung in andere Medienformate<br />
können das Vertrauen von Leser:innen nachhaltig schädigen und sogar rechtliche Folgen<br />
haben. Ebenso werden KI-Werkzeuge wie Sprachmodelle und Bildgeneratoren von Bad Actors für die<br />
Produktion von Fake News und gezielten Desinformationskampagnen genutzt. Deren Erkennung wird<br />
aufgrund der rasanten Entwicklung von generativen KI-Tools zunehmend schwieriger. Das Verständnis<br />
der Fähigkeiten von KI-Technologien muss also für Medienschaffende zum Standard werden. Auch<br />
wird KI immer häufiger für die Kuratierung von Medieninhalten eingesetzt, zum Beispiel in Apps und<br />
Suchmaschinen. Die Sichtbarkeit von Medien durch einzigartige und kreative Inhalte wird dadurch<br />
wesentlich – und in einer möglichen Flut von KI-generiertem Content zunehmend schwieriger. Zudem<br />
besteht die Gefahr, dass der eigentliche Effizienzgewinn durch KI überschätzt wird und dadurch<br />
andere wichtige Prozesse, zum Beispiel in der Digitalisierung der Infrastruktur, verzögert werden.<br />
„Ich kann mir sehr gut vorstellen,<br />
CHRISTIAN SCHIFFER,<br />
Journalist,<br />
Bayerischer Rundfunk<br />
dass insbesondere deutsche Medienunternehmen<br />
massiv profitieren<br />
werden, wenn sie KI-Tools nutzen,<br />
um die Sprachbarriere durchlässiger<br />
zu machen. Wenn sie sie nutzen,<br />
um Texte, Podcasts und Radiobeiträge<br />
einem internationalen<br />
Markt zu öffnen.“<br />
„Die zweite Phase von generativer KI wird eine Phase der Hyperpersonalisierung<br />
sein, in der du Storys und Artikel definieren<br />
kannst und die KI dir deine ganz eigene Version davon produziert<br />
– mit deinen ganz persönlichen Aspekten.“<br />
ANDREAS BRAUN,<br />
zum Interviewzeitpunkt<br />
CTO Microsoft Deutschland<br />
(jetzt Managing Director<br />
and Partner Boston<br />
Consulting Group)<br />
FOTOS: MICHAEL FÖRTSCH, BOSTON CONSULTING GROUP, PRIVAT, DON AILINGER<br />
CECILE SCHNEIDER,<br />
Product Lead AI +<br />
Automation Lab,<br />
Bayerischer Rundfunk<br />
HANNES MUNZINGER,<br />
Investigativjournalist,<br />
München<br />
„Wer künstliche Intelligenz jetzt überstürzt und unreflektiert nutzt,<br />
einfach unbedacht irgendwelche Sachen veröffentlicht, der riskiert<br />
seinen guten Ruf. Wir müssen die Technologie kennenlernen,<br />
testen, nachschauen, was damit funktioniert und was nicht. Daher<br />
sollte man nun auch irgendwie Expertise im Haus haben – und<br />
Leute, die Lust darauf haben. Wenn man das noch nicht hat, muss<br />
man sich jetzt darum kümmern.“<br />
„Eines der größten und<br />
am meisten unterschätzten<br />
Probleme der KI im<br />
Journalismus wird sein,<br />
dass es ein großes<br />
Misstrauen gegenüber<br />
journalistischen Informationen<br />
geben wird<br />
– sobald erste sichtbare<br />
Fehler geschehen. Deshalb<br />
müssen Unternehmen<br />
wahnsinnig<br />
vorsichtig sein, wenn sie<br />
KI einsetzen.“<br />
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