160 Zeichen Literatur - Freitagsspiel

Pfad zwischen Sentiment und Kitsch, zwischen Alltagsbetrachtung
und Trivialität wird nicht breiter durch eine neue Formensprache.
Doch es gibt durchaus Zeilen, die lyrisch über sich und die reine
Attitüde des Zeichenspiels hinausweisen:
1t +terten sich
die s@ze auf
wie geile tauben [...]
Dieser Gedichtanfang fordert den Leser. Er muss umdenken, um
die gesetzten Zeichen zu verstehen, um dann auf der Wortebene
die Tiefe des Textes zu öffnen. Wenn der Text in seinem zweiten
Teil die Beschränkung auf 160 Zeichen thematisiert, spricht er
zwar einen wesentlichen technischen Aspekt des Wettbewerbs
an, hält aber nicht seine poetische Verknappung.
[...] nun ()n wir uns
im =klang
an 60 zeichen [...]
Die Thematisierung der technischen Begrenzung genügt nicht,
um Inhalte zu schaffen, auch wenn sie mitunter attraktiv in Szene
gesetzt wird. So scheitert der Text
Es ist net
easy aus 160 Zeichen
Ob die reichen?
1 Sonett [...]
am Ende leider nicht nur formal an seiner Beschränkung. Dass es
genau dieser feste Rahmen ist, der sich dicht füllen lässt, also den
Autor zur Verdichtung zwingt, zeigt meines Erachtens deutlich
der erste Preisträger in der Kategorie Literatur:
Ich traf ihn in einer Bar. Er sei Geschäftsmann. Wie mein Vater.
Ich ging mit auf sein Zimmer. Er fickte mich. Wie mein Vater. Aber
für 100 DM. Ein Fortschritt.
Nur marginal von Bedeutung ist, dass dieser Text die Bandbreite
der 160 Zeichen bis zum Letzten auslotet. Entscheidend erscheint,
dass er die Länge vergessen macht. Er erzählt einfach eine
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