160 Zeichen Literatur - Freitagsspiel

für weit mehr als den reinen Informationsaustausch genutzt
wird. Liebeserklärungen werden per Kurznachricht gemacht,
Beziehungen aufrecht erhalten und – auch wieder gelöst. Kleine
und große Nachrichten, Unwichtiges, Witziges, viel Alltägliches
und manchmal auch höchst Dramatisches. Kurz: Das Leben hat
Einzug gehalten in die Welt der 160 Zeichen.
Der Uzzi ®Verlag wollte dieser „Kultur der Kurznachricht“
Rechnung tragen. Schon 1998 entstand so die Idee zu einem
Literaturwettbewerb, der den Umgang mit der formalen Beschränkung
der SMS zur zentralen Aufgabe machen sollte. Aus den
verschiedensten Gründen verzögerte sich dann allerdings die
Umsetzung. Im Nachhinein betrachtet wohl eher eine glückliche
Fügung, denn erst in den folgenden Jahren sollte SMS zu
einem wirklich populären Thema werden – bis schließlich zu
Weihnachten 2000 sogar die SMS-Netze zusammenbrachen,
wohingegen über die zuvor immer überlasteten Handynetze
noch telefoniert werden konnte.
Mit zwei Jahren Verspätung also – und doch zufällig so rechtzeitig
wie es nicht planbar gewesen wäre – begann am 1.1.2001
endlich der Wettbewerb:
160 Zeichen.
SMS – Literatur auf kleinstem Raum.
Drei Kategorien standen zur Wahl: Literatur, Liebe und Spass.
Neben den letzteren, eindeutigen Kategorien war Literatur der
freie Wettbewerb – ohne thematische Einschränkung. Für alle
aber galt: maximal 160 Zeichen.
Kann man sich wirklich so kurz fassen, wenn man etwas zu
sagen hat? Große Literatur braucht dicke Wälzer, Slammer nur
fünf Minuten. Und Songs enden radiogerecht nach drei Minuten.
Selbst alte Weisheiten verlieren ihre Fülle mit den Jahren, auch
von den Großen bleiben oft nur Kernsätze hängen. Was aber
geht in 160 Zeichen?
Das wollten wir herausfinden; die vorliegende Anthologie
zeigt nun die besten Beiträge der Kategorie Literatur – ausgewählt
aus 8.215 Einsendungen. Was in 160 Zeichen geht? Machen Sie
sich selbst ein Bild.
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