28.12.2012 Aufrufe

160 Zeichen Literatur - Freitagsspiel

160 Zeichen Literatur - Freitagsspiel

160 Zeichen Literatur - Freitagsspiel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Geschichte, bei der kein Wort fehlt. In der beinahe simpel anmutenden<br />

Wiedergabe des Handlungsstranges und der abschließenden<br />

Bewertung vermitteln sich Sachverhalt, Geschichte und Emotion<br />

aussagestark und passend zum Medium, dessen nüchterne Kälte<br />

als tragendes Medium der Nachricht fungieren kann.<br />

Ein Glücksfall, der in seiner dichterischen Intensität auch<br />

in diesem Wettbewerb einzig war. Wer die drei Bücher zu den<br />

Kategorien <strong>Literatur</strong>, Liebe und Spass liest, in denen der Uzzi ®Verlag<br />

das Ergebnis des Wettbewerbs dokumentiert, findet viele Texte, die<br />

an die Graffitis der 70er Jahre erinnern. Sie machen Vergnügen,<br />

regen zum Nachdenken an und haben durchaus literarische<br />

Qualitäten. Vieles ist eine Bestandsaufnahme, ein Schnappschuss<br />

einer Kommunikationssituation. Und hier lassen sich denn<br />

auch deutliche Unterschiede zur Wand- und Plakatliteratur –<br />

ob gedruckt, gesprüht oder einfach geschrieben – erkennen:<br />

Während sich Graffitis an Passanten wenden, adressieren Texte<br />

im SMS-Stil den Einzelnen. Im Gegensatz zu Graffitis bedienen<br />

sie sich nicht der Öffentlichkeit und lassen sich nicht en passant<br />

aufnehmen. Elektronische Kurznachrichten versuchen den<br />

Empfänger in seiner Privatsphäre zu erreichen, und – gleichgültig<br />

ob hierin ein Moment der Absicht zu erkennen ist oder das<br />

Medium es einfach vorgibt – sie konzentrieren seinen Blick,<br />

bevor er sie aufnehmen kann. Graffitis hingegen werden allein<br />

schon durchs Schweifen des Blickes wahrgenommen.<br />

Doch für noch eine Bestandsaufnahme sind die vorliegenden<br />

Texte ein schönes Reservoir: Sie zeigen, wer Lyrik und Prosa und<br />

die unspezifizierten Übergänge von Graffiti bis SMS prägte. Immer<br />

wieder stößt der aufmerksame Leser auf Texte Gernhardt’scher<br />

Tradition. Sicherlich ist bei aller Wertschätzung, die Robert<br />

Gernhardt, aber auch F.W. Bernstein und Friedrich Karl Waechter<br />

bislang erfahren haben, noch längst nicht gewürdigt, welche<br />

Weichenstellungen für die <strong>Literatur</strong>rezeption und Produktion<br />

des 21. Jahrhunderts ihre „Besternte Ernte“ und die Folgen<br />

hatten. Hierfür stehen nicht nur Texte wie das Rosinen- und das<br />

Sockengedicht, beides Preisträger in der Kategorie Spass.<br />

An anderer Stelle zeigt sich wiederum, wie stark das poetische<br />

Werk von Ernst Jandl in den Sprachgebrauch des moder-<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!