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Everest (Leseprobe)

Alexandra Stewart / Joe Todd-Stanton Everest – Das Abenteuer von Edmund Hillary und Tenzing Norgay 72 Seiten, Hardcover, Euro (D) 24 | Euro (A) 24.70 | CHF 30 ISBN 978-3-03876-274-4 (Midas Kinderbuch) Die faszinierende Geschichte der Everest-Bezwinger Dies ist die atemberaubende Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen, aber gleichermaßen entschlossenen Männern, die gegen eisige Temperaturen, stürzende Eisfelsen, starke Winde und gefährliche Grate ankämpften, um den höchsten Berg der Welt zu besteigen. Das brillant illustrierte Buch erzählt die Geschichte der beiden ungleichen Helden und ihres spannenden Abenteuers, zeigt aber auch auf, wie Hunderte von Männern und Frauen den beiden geholfen haben, ihr Ziel zu erreichen.

Alexandra Stewart / Joe Todd-Stanton
Everest – Das Abenteuer von Edmund Hillary und Tenzing Norgay
72 Seiten, Hardcover, Euro (D) 24 | Euro (A) 24.70 | CHF 30
ISBN 978-3-03876-274-4 (Midas Kinderbuch)

Die faszinierende Geschichte der Everest-Bezwinger

Dies ist die atemberaubende Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen, aber gleichermaßen entschlossenen Männern, die gegen eisige Temperaturen, stürzende Eisfelsen, starke Winde und gefährliche Grate ankämpften, um den höchsten Berg der Welt zu besteigen. Das brillant illustrierte Buch erzählt die Geschichte der beiden ungleichen Helden und ihres spannenden Abenteuers, zeigt aber auch auf, wie Hunderte von Männern und Frauen den beiden geholfen haben, ihr Ziel zu erreichen.

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Das Abenteuer von<br />

Edmund Hillary<br />

und Tenzing Norgay<br />

vorwort von ranulph fiennes<br />

MIDAS


EVEREST<br />

DAS ABENTEUER VON<br />

EDMUND HILLARY UND<br />

TENZING NORGAY<br />

ALEX ANDRA STEWART<br />

ILLUSTRIERT VON<br />

JOE TODD-STANTON


Für meine Eltern, Christopher und Donna Stephens – A. S.<br />

1. Auflage 2023<br />

ISBN 978-3-03876-274-4<br />

© 2023 Midas Verlag AG<br />

Übersetzung: Claudia Koch, Ilmenau<br />

Korrektorat: Petra Heubach-Erdmann, Düsseldorf<br />

Layout: Ulrich Borstelmann, Dortmund<br />

Projektleitung: Gregory C. Zäch, Zürich<br />

Texte: © Alexandra Stewart, 2019<br />

Illustrationen: © Joe Todd-Stanton, 2019<br />

Originalausgabe: © 2019 Bloomsbury Publishing Plc<br />

50 Bedford Square, London, WC1B 3DP, UK<br />

Printed in Europe<br />

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in<br />

der Deutschen Nationalbibliografie unter www.dnb.de.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und<br />

Bilder ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages<br />

urheberrechtswidrig und strafbar.<br />

Midas Verlag AG, Dunantstrasse 3, CH 8044 Zürich<br />

kontakt@midas.ch, www.midas.ch,<br />

socialmedia: midasverlag<br />

DANK DER AUTORIN<br />

Mein aufrichtiger Dank gilt: Saskia Gwinn von Bloomsbury, die mir die<br />

Möglichkeit gab, dieses Buch zu schreiben, Camilla Knight für ihre<br />

Inspiration und Ed Douglas und Jake Meyer für ihre fachkundige<br />

Beratung. Mein herzlicher Dank gilt auch Elaine Connolly<br />

und Claire Jones von Bloomsbury für ihre harte Arbeit und<br />

ihre Geduld; Joe Todd-Stanton, der die Texte mit seinen<br />

atemberaubenden Illustrationen zum Leben erweckt, und an<br />

Chris Haley, Jen Turpin und Tom Hillary für ihre Hilfe.<br />

Vor allem aber bin ich meinem Mann Jonty und unseren<br />

Kindern Flora und Jake zu Dank verpflichtet, für<br />

ihre Liebe, Unterstützung und gute Laune.


VORWORT<br />

Mount <strong>Everest</strong> – näher kommt man<br />

dem Mond zu Fuß nicht …<br />

I<br />

ch war gerade neun Jahre alt, als ich die Nachricht hörte: Sie hatten es geschafft.<br />

Mr. Hillary und sein Freund Tenzing hatten den Gipfel des <strong>Everest</strong> erreicht. Also<br />

beschloss ich: Auch ich würde ein Bergsteiger werden …<br />

Der Aufstieg auf den <strong>Everest</strong> ist keine Spielerei. Die Gefahr, auf Messers Schneide<br />

zu stehen und in den Tod zu stürzen, lauert in jeder Spalte, jedem Riss, jeder Lawine<br />

und jedem Eisfall. Mehr als 50 Jahre später und trotz Mobiltelefonen und moderner<br />

Wissenschaft kann der Sauerstoffregler versagen oder die Natur eingreifen und eine<br />

unerwartete vereiste Stiege den Sturz verursachen. Und so scheint es nur angemessen,<br />

dass Hillary für seinen legendären Triumphzug auf dem <strong>Everest</strong> in Erinnerung<br />

bleibt, als einer der beiden ersten Menschen, die den Gipfel des höchsten Berges der<br />

Welt erreicht haben.<br />

Edmund Hillary wurde als Sohn eines Imkers geboren und war ein bescheidener<br />

Mann. Als er schließlich das Dach der Welt erreichte, auf einer todesmutigen Reise,<br />

die schon 13 Bergsteigern das Leben gekostet hatte, griff er müde nach seiner Kamera,<br />

um ein Foto von seinem Bergsteigerkollegen und Freund Tenzing Norgay zu machen;<br />

es kam ihm nie in den Sinn, um ein Foto von sich selbst zu bitten. Über Hillarys<br />

anhaltende Wohltätigkeitsarbeit, deren Ergebnisse heute das Herz Nepals berühren,<br />

wird nur wenig geschrieben, und auch Tenzing ist nicht so bekannt wie Hillary -<br />

der stets furchtlose Sherpa, dessen mutige Taten, seine Entschlossenheit und seine<br />

Freundschaft Seite an Seite mit Hillary ihr Leben für immer verändern sollten.<br />

Nach zwei Versuchen und einem erfolgreichen Gipfel weiß ich aus erster Hand,<br />

dass der Weg zum <strong>Everest</strong> tückisch ist und dass es entlang der Route mehr als<br />

spannend zugeht. Diese wunderbare Geschichte erzählt nicht nur von Hillarys und<br />

Tenzings bemerkenswerter Reise, sondern auch von dem mutigen Team weiter unten<br />

am Berg, das aus Hunderten von Sherpas, Reportern, Ärzten und sogar Studenten<br />

bestand, die Hillary und Tenzing auf ihrem Weg halfen. Er erzählt die Geschichten der<br />

heldenhaften Entdecker, die vor ihnen unterwegs waren und deren tragisches Vermächtnis<br />

lebensrettende Informationen über den <strong>Everest</strong> an die Basis lieferte. Und<br />

es ist eine Geschichte, die von der Ausdauer, der Kreativität und der Hartnäckigkeit<br />

derjenigen erzählt, die vor Ort sind, von Spendensammlern und Medizinern bis zu<br />

Wissenschaftlern und Schuhherstellern - von denen die meisten noch nie einen Fuß<br />

auf diesen gigantischen Berg gesetzt haben.<br />

Du musst kein Held sein,<br />

um Spuren auf der Erde zu hinterlassen.<br />

RANULPH FIENNES


EINFUHRUNG ¨<br />

Um 11.30 Uhr am Morgen des 29. Mai 1953 gingen ein<br />

Imker und ein ehemaliger Yak-Hirte schleppend ihre<br />

letzten Schritte auf die schneebedeckte Kuppel.<br />

Müde und schwer atmend konnten sie einfach nicht mehr weitergehen – es gab nichts, wohin sie noch<br />

gehen konnten. In diesem Moment wurde Edmund Hilary und Tenzing Norgay klar, dass sie es geschafft<br />

hatten. Sie hatten das Dach der Welt bestiegen. Zufrieden – und vielleicht ein wenig überrascht – schauten die<br />

beiden hinunter auf die Erde. So hoch hatte noch nie ein Mensch vor ihnen gestanden.<br />

Die Sonne schien am strahlend blauen Himmel und es wehte eine leichte Brise. Die Götter des Mount<br />

<strong>Everest</strong> waren ihnen wohlgesonnen. Ihr unglaublicher Erfolg war das Ergebnis monatelanger sorgfältiger Vorbereitungen,<br />

jahrelangen Trainings und eines ganzen Lebens voller Ehrgeiz und Träume. Auf dem Weg dorthin<br />

hatten sie gegen gefährliche Wetterbedingungen, Krankheiten und große Angst gekämpft.<br />

Dieses Buch erzählt ihre Geschichte - die Geschichte zweier unwahrscheinlicher Helden aus bescheidenen<br />

Verhältnissen, die mit ihrem Mut, ihrer Entschlossenheit und ihrer Bescheidenheit die Herzen und die Fantasie<br />

der Welt eroberten; zwei gewöhnliche Männer, die gegen alle Widrigkeiten kämpften, um als Erste eine außergewöhnliche<br />

Leistung zu vollbringen. Doch so mutig, einfallsreich und entschlossen sie auch waren, der Erfolg,<br />

als er kam, gehörte nicht nur Hillary und Tenzing.<br />

Dies war ein hart erkämpfter Sieg, der auf der Erfahrung, dem Wissen und den Bemühungen von Hunderten<br />

von Menschen aus der ganzen Welt beruhte.<br />

Dies ist auch ihre Geschichte.<br />

4


Hillary und Tenzing bereiten sich auf<br />

ihre größte Herausforderung vor: die<br />

Bezwingung des <strong>Everest</strong>.<br />

5


WARUM DEN EVEREST BESTEIGEN?<br />

»Weil er da ist.« – George Mallory, 1923<br />

Was den Erfolg von Hillary und Tenzing noch bemerkenswerter machte, ist der Umstand,<br />

dass so viele zuvor gescheitert waren. Mehr als 30 Jahre lang hatten Bergsteiger zuvor die<br />

Bezwingung des <strong>Everest</strong> in Angriff genommen.<br />

Viel Zeit, Mühe und Geld - ganz zu schweigen vom Nationalstolz - waren in diese Versuche<br />

investiert worden. Trotzdem endete jeder mit einer Enttäuschung, einige sogar mit dem Tod.<br />

Als höchster Berg der Welt blieb der <strong>Everest</strong> die ultimative Herausforderung für Bergsteiger,<br />

bis Hillary und Tenzing 1953 als erste Menschen seinen Gipfel betraten.<br />

NEPAL<br />

MOUNT<br />

EVEREST<br />

TIBET<br />

BHUTAN<br />

INDIEN<br />

6<br />

Der <strong>Everest</strong> ist Teil des Himalaya-Gebirges und liegt an der Grenze zwischen Tibet und Nepal.


Der <strong>Everest</strong> wurde erstmals in den 1850er Jahren<br />

von der British Survey of India vermessen und mit<br />

einer Höhe von 8.840 Metern über dem Meeresspiegel<br />

als der höchste Berg der Welt eingestuft.<br />

Neuere Messungen beziffern die Höhe des <strong>Everest</strong><br />

auf 8.848 Meter (29.002 Fuß). Die Debatten<br />

über seine genaue Höhe gehen jedoch weiter.<br />

Colonel Sir George <strong>Everest</strong><br />

Der <strong>Everest</strong> ist ungefähr so<br />

hoch wie 20 übereinander<br />

gestapelte Empire State<br />

Buildings. Oder, um es<br />

anders auszudrücken, etwas<br />

niedriger als die Reiseflughöhe<br />

eines Jumbo-Jets.<br />

Diese Himalaya-Springspinne ist eines der<br />

wenigen Tiere, die hoch oben auf dem<br />

<strong>Everest</strong> überleben können, wo sie bis zu<br />

einer Höhe von 6.700 Metern vorkommt.<br />

Ihr Name Euophrys omnisuperstes<br />

bedeutet »über allem stehend«.<br />

Ringelgänse<br />

Nach ihrer ersten Vermessung benannten die<br />

Briten den Berg zu Ehren eines ehemaligen<br />

britischen Generalvermessers von Indien, eines<br />

Walisers namens Colonel Sir George <strong>Everest</strong>, der<br />

jedoch unter verschiedenen Namen bekannt war.<br />

Die Nepalesen nannten ihn Sagarmatha, was<br />

»Göttin des Himmels« bedeutet. In Tibet war er<br />

unter dem Namen Chomolungma bekannt, was<br />

für manche »Göttin der Welt« bedeutet. Für<br />

Tenzing jedoch bedeutete er: »Der Berg, der so<br />

hoch ist, dass kein Vogel darüber fliegen kann.«<br />

Wie auch immer man ihn nennen mag, eines ist sicher:<br />

Der <strong>Everest</strong> ist ein extremer Ort. An den höchsten<br />

Punkten des Berges herrschen so harte Bedingungen,<br />

dass kein Tier und keine Pflanze dort überleben kann:<br />

Die Temperaturen können bis auf -60ºC fallen, und die<br />

meiste Zeit des Jahres fegen starke Winde mit mehr als<br />

100 km/h über den Gipfel. Gleichzeitig können heftige<br />

Stürme bis zu drei Meter Schnee auf einmal abladen.<br />

Für einige Wochen im Jahr verbessern sich<br />

die Wetterbedingungen gerade so weit,<br />

dass Bergsteiger einen Aufstiegsversuch<br />

unternehmen können. Doch selbst während<br />

dieser »Wetterfenster« bleiben die Bedingungen<br />

gefährlich.<br />

Der Weg zum Gipfel ist gespickt mit Todesfallen wie Lawinen,<br />

herabstürzenden Eistürmen, Felsstürzen und scheinbar bodenlosen<br />

Gletscherspalten ... Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

bestand die größte Schwierigkeit bei der Besteigung des <strong>Everest</strong><br />

jedoch darin, überhaupt Zugang zum Gipfel zu erhalten.<br />

Der niedrige Sauerstoffgehalt<br />

und die kräftezehrenden<br />

Auswirkungen der<br />

Höhe auf den menschlichen<br />

Körper führen dazu, dass die<br />

Bergsteiger um jeden Schritt<br />

kämpfen müssen.<br />

Seine Heiligkeit, der 13. Dalai Lama von Tibet<br />

Zunächst erlaubten weder die Tibeter noch die Nepalesen<br />

Ausländern, das Gebiet zu betreten. Erst 1921 erteilte<br />

Seine Heiligkeit, der 13. Dalai Lama, einem britischen<br />

Team von Bergsteigern und Landvermessern die Erlaubnis,<br />

das Gebiet zu besuchen. Ihr Ziel war es, herauszufinden,<br />

ob eine Route zum Gipfel existierte.<br />

Das Rennen um die Besteigung<br />

des <strong>Everest</strong> hatte begonnen ...<br />

7


TEIL 1<br />

ZWEI UNTERSCHIEDLICHE KINDHEITEN<br />

Familienstammbaum von<br />

Edmund Percival Hillary<br />

Edmund Percival Hillary wurde am 20. Juli 1919 in Auckland geboren,<br />

einer Stadt auf der Nordinsel Neuseelands.<br />

Ed, wie man ihn später nannte, war das zweite von drei Kindern. Er hatte eine ältere Schwester, June, und<br />

einen jüngeren Bruder, Rex.<br />

Ihr Vater, Percy, hatte im Ersten Weltkrieg im berüchtigten Gallipoli-Feldzug gekämpft. Nachdem er einen<br />

Nasenschuss erlitten und sich die Ruhr zugezogen hatte, wurde er 1916 nach Neuseeland zurückgeschickt.<br />

Kurze Zeit später heiratete er Eds Mutter, eine Lehrerin namens Gertrude Clark.<br />

Percy gründete eine Zeitung in einer kleinen Stadt namens Tuakau. Aber er interessierte sich auch sehr für<br />

die Bienenzucht.<br />

Mit der Zeit stellte er Hunderte von Bienenstöcken auf, die literweise Honig produzierten, den er dann<br />

verkaufte. Schließlich verdiente er so viel Geld, dass er seine Stelle bei der Zeitung aufgab und sich ganz der<br />

Imkerei widmete.<br />

8


Kindheit in Tuakau<br />

Die Hügel und Felder von Tuakau waren<br />

ein idealer Spielplatz für den jungen Ed, der<br />

ein kleiner Träumer war. Inspiriert von den<br />

Abenteuergeschichten, die er so gerne las,<br />

verschwand er auf langen Spaziergängen, immer<br />

mit einem Stock als Schwert in der Hand.<br />

Eds Kindheit war jedoch alles andere als<br />

perfekt. Obwohl er tolle Geschichten aus<br />

dem Hut zaubern konnte, war sein Vater sehr<br />

streng und stellte hohe Ansprüche. Ed und sein<br />

Vater gerieten oft aneinander, was dazu führte,<br />

dass Ed einen starken und temperamentvollen<br />

Charakter entwickelte.<br />

Schulzeit<br />

Seine ersten echten Herausforderungen erlebte<br />

Eds Elternhaus inmitten von Bienenstöcken<br />

Ed in der Schule. Als kleiner Junge lief er bei jedem Wetter barfuß die halbe Meile zur Tuakau Primary School.<br />

Dank der geduldigen Nachhilfe seiner Mutter machte er in der Schule große Fortschritte und konnte ein paar<br />

Jahre überspringen. Für Ed, der mit Abstand der Jüngste in seiner Klasse war, war dies<br />

jedoch nicht unbedingt gut. Es fiel ihm schwer, Freunde zu finden, und er war ein<br />

schüchterner und stiller Schüler.<br />

Als er gerade elf Jahre alt war, schickten ihn seine Eltern auf die Auckland<br />

Grammar School. Hier waren seine Klassenkameraden ganze zwei Jahre älter als er.<br />

Natürlich hatte er Angst, und wieder einmal war er allein und ohne Freunde. In<br />

der Mittagspause flüchtete er sich in den Hinterhof der Schule, wo er saß<br />

und eine Ameisenkolonie bei der Arbeit beobachtete. Diese Ameisen -<br />

so sagte er später - waren die einzigen Freunde,<br />

die er in dieser trostlosen Zeit wirklich hatte.<br />

Dennoch ging es für Ed schließlich<br />

aufwärts. Er zeigte gute Leistungen im<br />

Unterricht und wurde größer und stärker.<br />

Im letzten Jahr der Oberstufe<br />

machte es ihm langsam Spaß.<br />

9


ED BEGINNT MIT DEM BERGSTEIGEN<br />

Zu dieser Zeit überredete Ed seinen Vater, ihn an einem Schulausflug<br />

zum neuseeländischen Mount Ruapehu teilnehmen zu lassen.<br />

Hier erlebte Ed das erste Mal in seinem Leben Schnee. Zehn Tage lang erlebte er sorglose Skiferien und<br />

kletterte auf die Berge in der Umgebung. In diese Moment entstand Eds lebenslange Leidenschaft für<br />

Schnee und Berge.<br />

Doch gerade als Ed so richtig in Schwung kam, verließ er die Schule und schrieb sich an der Universität in<br />

Auckland ein, wohin die Familie vor Kurzem gezogen war. Er war erst 16 Jahre alt, aber seine Mutter war so<br />

ehrgeizig, dass sie ihn unbedingt zum Studium drängte. Er wählte Mathematik und Naturwissenschaften, Fächer,<br />

in denen er in der Schule gute Leistungen erbracht hatte.<br />

In den Ferien half Ed in der Imkerei seines Vaters aus. Er und Rex arbeiteten sieben Tage die Woche und<br />

schleppten riesige Kisten und Dosen mit Honig über den Hof, der inzwischen 1.600 Bienenstöcke umfasste.<br />

Die Arbeit war hart und völlig unbezahlt. Sie trug jedoch dazu bei, Ed zu einem körperlich und geistig starken<br />

jungen Mann zu formen, der für weitaus größere Dinge bestimmt war.<br />

Leider setzte sich sein Erfolg in der Schule nicht an der Universität fort. Nach zwei Jahren Studium,<br />

in denen er weder Prüfungen bestanden noch Freunde gefunden hatte, beschloss Ed, die Universität<br />

zu verlassen.<br />

Ed hilft seinem Vater,<br />

einem Imker aus der<br />

Kleinstadt, den Sommer<br />

über aus.<br />

10


Währenddessen zogen weit entfernt von Neuseeland die Wolken des Krieges auf. Als Großbritannien<br />

1939 Nazideutschland den Krieg erklärte, stellte sich Neuseeland an seine Seite und<br />

mobilisierte seine Streitkräfte. Für Ed bot sich nun die einmalige Chance, sich zu entfalten.<br />

Da er schon immer auf der Suche nach Abenteuern war, bewarb er sich sofort bei der Royal<br />

New Zealand Air Force. Er war jedoch frustriert, als er erfuhr, dass er noch eine Weile<br />

warten musste, bevor er mit der Ausbildung beginnen konnte.<br />

Aufstieg zum Mount Oliver<br />

Um sich zu trösten, fuhr Ed zu einem Kurzurlaub in die neuseeländischen Süd alpen.<br />

Eines Abends sah er zwei fitte und braungebrannte junge Männer, die in das<br />

Hotel zurückkehrten, in dem er wohnte. Sie hatten gerade den Mount Cook<br />

bestiegen, den höchsten Berg Neuseelands mit einer Höhe von 3.724 Metern.<br />

Ed bewunderte ihre Leistung und sehnte sich nach einem ähnlichen Abenteuer<br />

in seinem eigenen Leben. Also heuerte er am nächsten Tag einen<br />

Bergführer an und bestieg einen viel kleineren Berg in der Nähe, den<br />

Mount Oliver. Als er schließlich den Gipfel erreichte, blickte er<br />

hinauf zum Gipfel des Mount Cook und schwor sich, dass er ihn<br />

eines Tages auch besteigen würde.<br />

Er ahnte nicht, dass er mit dieser<br />

Entschlossenheit einmal den<br />

höchsten Berg der Welt<br />

besteigen würde.<br />

Ed erklimmt den<br />

Mount Oliver und<br />

träumt davon, noch<br />

höhere Berge zu<br />

bezwingen.<br />

11


KRIEG<br />

Anfang 1944 wurde Ed zur Ausbildung bei der Royal<br />

New Zealand Air Force einberufen. Sein Ausbildungslager<br />

befand sich im neuseeländischen Wairau Valley.<br />

Da Ed nie eine Gelegenheit ausließ, nutzte er<br />

seine Wochenenden, um die umliegenden Berge<br />

zu besteigen. Vor allem einer war größer als alle<br />

anderen. Das war natürlich der, den Ed am liebsten<br />

in Angriff nehmen wollte.<br />

An einem Winterwochenende machte er sich allein auf<br />

den Weg, um den 2.885 Meter hohen Gipfel zu besteigen.<br />

Trotz der gefährlichen Witterungsverhältnisse, von<br />

denen die Einheimischen glaubten, dass sie ihn am Berg<br />

scheitern lassen würden, gelang es ihm.<br />

Unbeeindruckt von der Gefahr, in die er geraten war,<br />

freute sich Ed einfach darüber, dass er endlich einen<br />

»anständigen« Berg bestiegen hatte.<br />

Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Navigator auf Catalina-Flugbooten<br />

wurde Ed auf die Salomon-Inseln versetzt,<br />

wo er Such- und Rettungsaufgaben übernahm. Außerhalb<br />

des Dienstes verbrachte Ed seine Zeit damit, die Küstengewässer<br />

auf einem alten Motorboot zu erkunden.<br />

Eines Tages fing der Benzintank des Bootes auf dem<br />

Rückweg von einer kurzen Reise Feuer. Ed erlitt<br />

schwere Verbrennungen und war gezwungen, das brennende<br />

Boot zu verlassen und an Land zu schwimmen.<br />

Er wurde zur lebensrettenden Behandlung in ein US-Marinekrankenhaus<br />

gebracht. Fast die Hälfte seiner Haut war verbrannt<br />

und er hatte Glück, dass er noch lebte.<br />

Trotz der Schwere seiner Verletzungen erholte sich<br />

Ed schnell.<br />

12


WIEDER ZU HAUSE<br />

Inzwischen neigte sich der Krieg dem Ende zu, und Ed war<br />

fest entschlossen, nach Neuseeland zurückzukehren.<br />

Schließlich durfte Ed zurück nach Auckland fliegen. Seine beiden Ziele: zur Imkerei zurückkehren und so oft wie<br />

möglich Berge besteigen.<br />

Ed blieb seinen Ambitionen treu. Die nächsten Jahre verbrachte er im Honiggeschäft seines Vaters und nutzte seine<br />

gesamte Freizeit für das Bergsteigen. Eine zufällige Begegnung mit dem berühmten neuseeländischen Bergführer Harry<br />

Ayres war für Ed ein entscheidender Moment. Unter Harrys fachkundigem Blick entwickelte Ed seine Fähigkeiten und<br />

sein Selbstvertrauen.<br />

Ed reist in den Himalaya<br />

Ed wurde ein talentierter und sicherer Kletterer. Als sein großer Freund und Bergsteigerkollege George Lowe ihm vorschlug,<br />

mit einer Gruppe anderer erfahrener neuseeländischer Bergsteiger eine Reise in den Himalaya zu unternehmen,<br />

ergriff Ed die Chance.<br />

Die Expedition verließ Neuseeland im Mai 1951. Sie reisten per Flugzeug, Schiff, Zug und schließlich zu Fuß in den<br />

Himalaya. Dort bestiegen sie eine Reihe von hohen, schneebedeckten Gipfeln, die noch nie zuvor bestiegen worden waren.<br />

Das Klettern im Himalaya war ein bemerkenswertes neues Kapitel in Eds Bergsteigerkarriere. Doch während Ed ein<br />

Neuling auf den mächtigen Gipfeln des Himalaya war, kannte und schätzte der Mann, der seinen Erfolg am <strong>Everest</strong> mit<br />

ihm teilen sollte, diese Berge zutiefst. Als Kind des Himalaya wusste Tenzing Norgay, dass diese Berge ohne Frage sein<br />

Zuhause waren.<br />

ZUM<br />

EVEREST<br />

Ed klettert seinem größten<br />

Erfolg entgegen.<br />

13


TENZING STARTET AM EVEREST<br />

Die Expedition leitete der berühmte britische Forscher Eric Shipton.<br />

Zwar hatte Shipton bereits ein Sherpa-Team angeheuert, doch in letzter Minute nahm er zwei weitere Männer auf.<br />

Um die 20 weitere Sherpas standen wie Tenzing Schlange und boten ihre Dienste an. Shipton schrieb später, dass<br />

er Tenzing trotz seiner mangelnden Erfahrung »vor allem wegen seines attraktiven Grinsens« ausgewählt hatte. Es war<br />

ein einzigartiges und ansteckendes Grinsen, das fast 20 Jahre später in der ganzen Welt berühmt werden sollte.<br />

Obwohl die Expedition nicht sehr hoch auf den Berg vordrang, arbeitete Tenzing hart und zeigte gute Leistungen.<br />

Er gehörte zu den Sherpas, die Lasten bis zum Nordsattel (dem ersten Lager, das errichtet wird, wenn Bergsteiger<br />

den <strong>Everest</strong> von der tibetischen Seite aus über den Nordgrat besteigen) auf über 7.020 Metern Höhe trugen, bevor<br />

schlechtes Wetter sie zum Rückzug zwang. Hier, auf dem Col, wurde Tenzing klar, dass er sich von den anderen<br />

Sherpas der Expedition unterschied. Während diese froh waren, wieder abzusteigen, wollte Tenzing höher klettern.<br />

Weitere Reisen zum <strong>Everest</strong><br />

Nach der Expedition kehrte Tenzing nach Darjeeling zurück, wo Dawa Phuti ihr erstes Kind zur Welt brachte, einen<br />

Sohn namens Nima Dorje. Tenzing blieb jedoch nicht lange dort. In den nächsten drei Jahren spielte er eine Schlüsselrolle<br />

bei einer Reihe von Expeditionen - darunter zwei weitere zum <strong>Everest</strong>.<br />

Die erste, 1936, wurde durch das frühe Einsetzen des Monsuns vereitelt (eine Jahreszeit mit starkem Schneefall,<br />

die eine Besteigung des <strong>Everest</strong> nahezu unmöglich macht). Die zweite, 1938, war für Tenzing erfolgreicher. Obwohl die<br />

Versuche, den Gipfel zu erreichen, am tiefen Schnee scheiterten, übertraf Tenzing sich selbst.<br />

18<br />

Eine Reihe von Sherpas hofft auf die Teilnahme an Shiptons Expedition.


Er trug schwere Lasten auf eine Höhe von mehr als 8.230 Metern - höher, als er jemals zuvor gewesen war.<br />

Seine Bemühungen brachten ihm Anerkennung als starkes und wertvolles Teammitglied sowie das Tiger Badge<br />

ein - eine hochgeschätzte Auszeichnung, die nur an die herausragendsten Sherpas vergeben wird.<br />

Die Welt verändert sich<br />

Innerhalb von drei Jahren hatte Tenzing sein Leben verändert. Einst ein mittelloser Kuhhirte, war er nun ein<br />

respektierter und gefragter Sherpa.<br />

In der Zwischenzeit, im Winter 1938, brachte seine Frau ihr zweites Kind zur Welt, ein Mädchen namens<br />

Pem Pem. Doch gerade als sich die Dinge für Tenzing zu bessern begannen, wendeten sich die Ereignisse gegen<br />

ihn. Als im Jahr 1939 der Weltkrieg ausbrach, fanden keine groß angelegten Expeditionen in die Berge mehr<br />

statt. Tenzing fand stattdessen Arbeit bei der indischen Armee, als Assistent in einer Offiziersmesse. Später<br />

im selben Jahr ereignete sich eine Tragödie. Sein geliebter Sohn, Nima Dorje, starb an der Ruhr, nachdem er<br />

schmutziges Wasser getrunken hatte. Er war erst vier Jahre alt.<br />

Kurze Zeit später brachte Dawa Phuti das dritte Kind des Paares zur Welt, ein Mädchen namens Nima.<br />

Fünf Jahre später ereignete sich ein weiteres Unglück, als Dawa Phuti erkrankte und ebenfalls starb. Der<br />

untröstliche Tenzing blieb mit zwei kleinen Töchtern zurück, für die er sorgen musste.<br />

Er heiratete bald wieder. Seine neue Frau, Ang Lhamu, war eine Witwe, die keine eigenen Kinder haben<br />

konnte. Sie war warmherzig, klug und freundlich, und als Tenzing unmittelbar nach dem Krieg Schwierigkeiten<br />

hatte, Arbeit zu finden, unterstützte sie die Familie als Kindermädchen.<br />

Tenzings strahlendes Lächeln hob ihn von der Masse ab.<br />

19


ZURUCK ¨ ZUM EVEREST<br />

Die harten Zeiten dauerten bis 1947, als Tenzing erneut<br />

die Gelegenheit erhielt, zum <strong>Everest</strong> aufzusteigen.<br />

Das war jedoch keine gewöhnliche Expedition. Es war die Idee des<br />

kanadischen Abenteurers Earl Denman. Denman hatte einige Berge in<br />

Afrika bestiegen und hielt sich für erfahren genug, um sein Glück am <strong>Everest</strong><br />

zu versuchen. Er kam mit sehr wenig Geld und begrenzter Ausrüstung in<br />

Indien an und erhielt von den Tibetern keine Erlaubnis, den Berg zu besteigen.<br />

Er bat Tenzing, ihn zu begleiten und als Träger und Führer zu fungieren.<br />

Zwar war ihm klar, dass die Reise scheitern würde, doch die Anziehungskraft<br />

des <strong>Everest</strong> war zu stark für Tenzing. Er erklärte sich bereit, Denman zu<br />

helfen, und überredete seinen Freund und Sherpa-Kollegen Ang Dawa, ihn zu<br />

begleiten. Wie Tenzing schon vermutet hatte, war der Versuch ein totaler Fehlschlag.<br />

Das Trio kam nicht sehr weit auf den Berg, bis sie wegen der Kälte, der<br />

fehlenden Ausrüstung und der mangelnden Vorbereitung aufgeben mussten.<br />

20


Tenzing wird ein Sirdar<br />

Unbeirrt kehrte Tenzing nach Darjeeling zurück und meldete sich sofort<br />

für eine Expedition, um mit einer Gruppe von Schweizer Bergsteigern<br />

einige Berge in der indischen Garhwal-Region zu besteigen. Auf dieser<br />

Expedition nahm er zum ersten Mal die ehrenvolle Position eines Sirdar<br />

ein. Als Sirdar wird derjenige Sherpa bezeichnet, der die anderen Sherpas<br />

und Träger auf einer Expedition leitet und organisiert.<br />

Im Jahr 1948 reiste er mit dem exzentrischen italienischen Gelehrten<br />

und Forscher Giuseppe Tucci, einem Experten für tibetische und nepalesische<br />

Geschichte, nach Tibet. Auf dieser Reise traf Tenzing zum ersten<br />

Mal den Dalai Lama Tenzin Gyatso, der damals erst 13 Jahre alt war.<br />

Drei Jahre später war er Sirdar bei einer französischen Expedition zum<br />

zweithöchsten Berg Indiens, dem Nanda Devi, bei der zwei französische<br />

Bergsteiger, Roger Duplat und Gilbert Vignes, ihr Leben verloren.<br />

Es folgten weitere Himalaya-Expeditionen. Mit jeder Expedition wurde<br />

Tenzing erfahrener und entschlossener, höher zu steigen - höher, als je<br />

ein Mensch zuvor geklettert war. Doch während des Krieges wurde die<br />

Besteigung des <strong>Everest</strong> auf Eis gelegt und erst 1951 wieder ernsthaft in<br />

Angriff genommen. Und es sollte noch bis 1952 dauern, bis Tenzing an die<br />

Hänge zurückkehrte.<br />

21


TEIL 2<br />

DER WETTLAUF ZUM EVEREST<br />

Vor den 1950er-Jahren gab es insgesamt sieben große Expeditionen zur<br />

Besteigung des <strong>Everest</strong>. Daneben gab es zwei riskante Versuche, die ohne die<br />

Unterstützung eines erfahrenen Teams keine Chance auf Erfolg hatten.<br />

1921: Die erste britische <strong>Everest</strong>-Erkundungsexpedition<br />

zum Berg fand 1921 statt. Ihr Ziel<br />

war es, herauszufinden, ob es überhaupt eine<br />

begehbare Route auf den Berg gab. George<br />

Mallory war einer von zwei Bergsteigern, die den<br />

Nordsattel des <strong>Everest</strong> in einer Höhe von etwa<br />

7.020 Metern erreichten.<br />

1922: Die zweite britische <strong>Everest</strong>-Expedition<br />

zum Berg war der erste ernsthafte Versuch,<br />

den Gipfel zu erreichen. George Mallory gehörte<br />

erneut zur Gruppe der Bergsteiger. Der höchste<br />

Punkt, der von den Teammitgliedern unter<br />

Verwendung von Sauerstoff erreicht wurde, lag<br />

bei 8.320 Metern. Während dieser Expedition<br />

kamen sieben Sherpa-Bergsteiger in einer Lawine<br />

unterhalb des Nordsattels ums Leben, die ersten<br />

gemeldeten Todesfälle am <strong>Everest</strong>.<br />

1924: Bei der dritten und berüchtigtsten britischen<br />

<strong>Everest</strong>-Expedition auf den Berg stellte Edward<br />

Norton einen Rekord auf, indem er 8.570 Meter<br />

(28.126 Fuß) ohne Sauerstoff erreichte. Diese<br />

Höhe wurde 29 Jahre lang nicht mehr erreicht<br />

bzw. 54 Jahre lang nicht mehr von einem<br />

Bergsteiger ohne Sauerstoff. Bei der gleichen<br />

Expedition verschwanden George Mallory und sein<br />

Partner Andrew Irvine bei einem Gipfelversuch<br />

mit Sauerstoff. Ihr Schicksal beflügelte die<br />

internationale Besessenheit vom <strong>Everest</strong>. Mallorys<br />

Leiche wurde erst 75 Jahre später gefunden.


1933: An der vierten britischen<br />

<strong>Everest</strong>-Expedition war<br />

eine neue Generation von<br />

Bergsteigern beteiligt. Zum<br />

Team gehörte der bekannte<br />

Forscher Eric Shipton. Es<br />

wurden zwei Gipfelversuche<br />

ohne Sauerstoff unternommen,<br />

die beide scheiterten.<br />

Der höchste Punkt, der bei<br />

dieser Expedition erreicht<br />

wurde, lag bei 8.565 Metern.<br />

1934: In diesem Jahr versuchte ein Exzentriker aus<br />

Yorkshire namens Maurice Wilson, den <strong>Everest</strong> allein<br />

zu besteigen. Schlecht ausgerüstet und ohne jegliche<br />

Erfahrung im Bergsteigen glaubte Wilson, dass sein<br />

innerer Glaube ihn bis zum Gipfel führen würde. Er<br />

schlug sein Lager am Fuß des Nordsattels auf und<br />

bat seine Sherpas, zehn Tage auf seine Rückkehr zu<br />

warten, danach könnten sie aufbrechen. Als er nicht<br />

zurückkam, brachen die Sherpas nach Darjeeling auf.<br />

Wilsons Leiche wurde ein Jahr später am Fuß des<br />

Nordsattels gefunden.<br />

1935: Die fünfte britische Expedition war eine<br />

kleine Expedition unter der Leitung von Eric Shipton.<br />

Es handelte sich um eine Erkundungsexpedition,<br />

die den Weg für einen ernsthafteren Versuch im<br />

folgenden Jahr ebnete. Für Tenzing Norgay war es<br />

die erste Besteigung des Berges als junger Träger.<br />

Obwohl das Team den Nordsattel mit Vorräten für<br />

zwei Wochen erreichte, verhinderten schlechtes<br />

Wetter und die Gefahr von Lawinenabgängen einen<br />

weiteren Aufstieg.


1936: Die Expedition von 1936 bestand aus einer<br />

großen, starken und erfahrenen Gruppe. Zu ihr<br />

gehörten Eric Shipton und Tenzing Norgay, der<br />

zum zweiten Mal als Träger zurückkehrte. Das<br />

Team kam nicht weit auf den Berg, bevor die<br />

Hoffnungen, den Gipfel zu erreichen, durch den<br />

früh einsetzenden Monsun zunichte gemacht<br />

wurden, der den Aufstieg unmöglich machte.<br />

1938: Die siebte britische Expedition fand im Jahr<br />

1938 statt. Sie war kleiner und weniger kostspielig<br />

als frühere Expeditionen. Das Team errichtete ein<br />

Lager in 8.290 Metern Höhe, doch der Versuch,<br />

den Gipfel zu erreichen, scheiterte am tiefen<br />

Schnee. Dies war Tenzing Norgays dritte Expedition<br />

zum <strong>Everest</strong>.<br />

1947: Der in Kanada geborene Elektroingenieur Earl<br />

Denman versuchte zusammen mit den Sherpas Ang<br />

Dawa und Tenzing Norgay, den <strong>Everest</strong> von Norden<br />

her zu besteigen. Das Trio erreichte den Fuß des<br />

Nordsattels. Als er jedoch feststellte, dass er für die<br />

gewaltige Herausforderung völlig unzureichend ausgerüstet<br />

und unvorbereitet war, musste ein frierender,<br />

schwacher und niedergeschlagener Denman seine<br />

Niederlage eingestehen und umkehren.<br />

Einige der mutigen Bergsteiger, die sich Expeditionen zum <strong>Everest</strong> angeschlossen haben.


EIN INTERNATIONALES RENNEN<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu großen politischen<br />

Veränderungen in der Himalaya-Region.<br />

Im Jahr 1950 besetzten die Chinesen Tibet und schlossen die Grenzen. Die traditionelle Nordroute zum Mount<br />

<strong>Everest</strong> war nun unerreichbar. Aber während sich eine Tür schloss, öffnete sich eine andere.<br />

Eine friedliche Revolution in Nepal führte dazu, dass das einst geheimnisvolle und isolierte Königreich für Auswärtige<br />

geöffnet wurde. Unter der neuen Führung wurde Ausländern pro Jahr eine Genehmigung zur Besteigung des<br />

<strong>Everest</strong> erteilt. Dies bedeutete, dass nun auch andere Nationen - nicht nur die Briten - eine Chance hatten, den Gipfel<br />

zu erreichen. Der Wettlauf um die Besteigung des <strong>Everest</strong> war zu einer internationalen Herausforderung geworden.<br />

Die Briten wollten das, was ihrer Meinung nach ihnen zustand, für sich beanspruchen und kamen schnell aus<br />

den Startlöchern.<br />

Die Briten erforschen die Südroute<br />

1951 erhielt eine britische Gruppe die Genehmigung für die erste Erkundung des <strong>Everest</strong> von Süden her. Die Expedition<br />

wurde von Eric Shipton geleitet, einem Veteranen von vier Vorkriegsexpeditionen. Zum Team gehörte auch<br />

Edmund Hillary, der gerade sein erstes Himalaya-Abenteuer hinter sich hatte. Ed hatte Eric schriftlich seine Dienste<br />

angeboten. Zu seiner Überraschung sagte Shipton zu.<br />

Vom Monsunregen durchnässt und von Blutegeln angegriffen, kämpften sich die Männer über tiefe Täler und<br />

schwindelerregende Bergrücken nach oben und unten. Schließlich hörte der Regen auf und Ed sah den <strong>Everest</strong> zum<br />

ersten Mal in seiner ganzen Pracht. Später beschrieb er, wie sein Herz vor Aufregung bis zum Hals schlug.<br />

Shiptons Plan sah zunächst vor, einen nahe gelegenen Gipfel zu besteigen, um einen besseren Blick auf die unteren<br />

Hänge des <strong>Everest</strong> zu erhalten. So könnte er feststellen, ob eine Route auf den Berg existiert. Er lud Ed ein, sich ihm<br />

anzuschließen. Als die beiden von ihrem Aussichtspunkt aus nach unten blickten, stellten sie erstaunt fest, dass es<br />

tatsächlich eine Route gab. Sie würde tückisch und schwierig sein, aber sie könnte funktionieren.<br />

Eric Shipton mit seinem Erkundungsteam.<br />

Da es sich um eine reine Erkundungsexpedition handelte, war das Team leider nicht in der<br />

Lage, sehr weit auf den <strong>Everest</strong> zu steigen. Sie hatten jedoch die Zeit und das Fachwissen,<br />

um die erste Herausforderung der Route in Angriff zu nehmen: den Khumbu-Gletscher …<br />

25


DER KHUMBU-EISBRUCH<br />

Der Khumbu-Eisbruch ist einer der berüchtigtsten Teile des <strong>Everest</strong>.<br />

Er hat mehr Menschenleben gefordert als jeder andere Teil des Berges.<br />

Der Khumbu-Eisbruch ist die Abbruchkante<br />

des Khumbu-Gletschers – eines Fluses aus<br />

Eis, eine Meile breit, der mit einer Geschwindigkeit<br />

von einem Meter pro Tag den Berg hinabfließt.<br />

Oft donnern Lawinen von den Hängen<br />

herab und begraben jeden, der ihnen in<br />

die Quere kommt.<br />

Die ständige Bewegung macht das Gebiet<br />

höchst instabil und gefährlich. Es ist von<br />

erschreckend tiefen Gletscherspalten durchzogen.<br />

Einige von ihnen werden durch eine<br />

dünne Schneedecke, die sie für Bergsteiger<br />

unsichtbar macht, noch tödlicher.<br />

26


Riesige Eisblöcke von der Größe<br />

eines Hauses können ohne<br />

Vorwarnung herabstürzen.<br />

Auch turmhohe Eistürme,<br />

so genannte Seracs, sind vom<br />

plötzlichen Einsturz bedroht.<br />

Durch dieses Labyrinth<br />

aus Eis bahnten sich Ed und<br />

seine Mitstreiter vorsichtig<br />

ihren Weg. Als sie schließlich<br />

den Gipfel erreichten, war ihr Weg<br />

durch eine riesige Gletscherspalte<br />

versperrt.<br />

Sie mussten den Rückzug antreten.<br />

Sie verließen den Berg jedoch in der<br />

Zuversicht, dass sie im nächsten Jahr<br />

mit der Ausrüstung und dem Knowhow<br />

zurückkehren würden, um den<br />

Gipfel zu erklimmen. Sie ahnten nicht,<br />

dass ihnen gerade der Boden unter den<br />

Füßen weggezogen worden war …<br />

27


30<br />

Im März 1953 versammelten sich die Teammitglieder in der britischen Botschaft in Kathmandu,<br />

bereit, die große Expedition zu beginnen, die vor ihnen lag. Sie waren wahrscheinlich die am<br />

besten vorbereitete Expedition, die jemals zum <strong>Everest</strong> aufgebrochen war. Hier, im Garten des<br />

Botschafters, traf sich das gesamte Team zum ersten Mal. Dies war auch das erste Mal, dass sich<br />

Hillary und Tenzing begegneten. Hillary erinnerte sich später, dass er von Tenzings strahlendem<br />

Lächeln beeindruckt war, und schrieb, dass es »unmöglich war, nicht von seiner charmanten Art<br />

angetan zu sein«. Damals ahnte er noch nicht, dass die Namen »Hillary und Tenzing« weltweit<br />

bekannt werden würden.


Hillary und Tenzing treffen<br />

sich zum ersten Mal in der<br />

britischen Botschaft in<br />

Kathmandu.<br />

31


DER AUFSTIEG ZUM GIPFEL<br />

Das Team und eine Armee von 350 Trägern<br />

beginnen ihren Marsch zum <strong>Everest</strong>.<br />

In den folgenden 17 Tagen trugen sie 7,5 Tonnen Gepäck (so viel wiegen fünf Autos)<br />

über 240 km weit und durchquerten dabei steile Grate, enge Täler und tosende<br />

Flüsse bis zum Fuß des <strong>Everest</strong>-Massivs.<br />

Während ihrer Reise wurden die Bergsteiger fitter und ihr Körper passte sich allmählich<br />

an die größere Höhe an. Dieser wichtige Prozess wird als Akklimatisierung<br />

bezeichnet.<br />

Am 26. März kam die Expedition im Kloster Tengboche an, das auf einem hohen<br />

Bergrücken in 3.658 Metern Höhe liegt. Hier begannen sie eine Trainingsphase, in der<br />

sie ihre Umgebung, ihre Ausrüstung und vor allem einander kennenlernen konnten.<br />

Nach abgeschlossenem Training machten sie sich auf den Weg, um ihre Mission<br />

zu beginnen – jedoch nicht, bevor sie vom obersten Lama einen Segen für den Erfolg<br />

ihrer Expedition erhalten hatten. Das Team errichtete sein Basislager am Fuße des<br />

Khumbu-Eisfalls. Von hier aus würden sie ihren Angriff starten.<br />

Das Team trägt seine schwere<br />

Ausrüstung zum Tengboche-Kloster.


Der Mensch braucht Sauerstoff zum Leben. Wir erhalten ihn, indem wir die Luft um uns herum<br />

einatmen. Je höher man steigt, desto dünner wird die Luft und desto weniger Sauerstoff gibt<br />

es zum Atmen. Auf dem Gipfel des <strong>Everest</strong> liefern drei Atemzüge etwa die gleiche Menge an<br />

Sauerstoff wie ein Atemzug auf Meereshöhe, sodass man viel schwerer atmen muss, um den<br />

benötigten Sauerstoff für den Körper zu bekommen.<br />

Um mit der dünneren Luft und<br />

dem geringeren Sauerstoffgehalt<br />

in der Höhe zurechtzukommen,<br />

muss sich unser<br />

Körper anpassen. Dieser Prozess<br />

wird als Akklimatisierung<br />

bezeichnet.<br />

Um dem Körper die Möglichkeit<br />

zu geben, sich zu akklimatisieren,<br />

sollten die Bergsteiger<br />

langsam in große Höhen aufsteigen.<br />

Heute verwenden die meisten<br />

Bergsteiger eine Sauerstoffflasche,<br />

um auf den Gipfel des<br />

<strong>Everest</strong> zu gelangen. Dies hilft<br />

ihnen, die Auswirkungen der<br />

großen Höhe zu bekämpfen<br />

und ihre Leistung zu verbessern.<br />

EVEREST<br />

LEITFADEN<br />

ZUM UBERLEBEN ¨<br />

AKKLIMATISIERUNG<br />

Bergsteiger, die sich nicht<br />

richtig akklimatisieren, können<br />

an der sogenannten Akuten<br />

Höhenkrankheit (AMS) leiden.<br />

Die Symptome der AMS<br />

reichen von Kopfschmerzen,<br />

Übelkeit, Erschöpfung, Verwirrung<br />

und Schwindel bis hin<br />

zu einer lebensbedrohlichen<br />

Flüssigkeitsansammlung in der<br />

Lunge (Lungenödem) oder im<br />

Gehirn (Hirnödem).<br />

ZUSATZLICHER ¨<br />

SAUERSTOFF<br />

Zu Zeiten von Mallory und<br />

Irvine wurde jedoch heftig<br />

darüber diskutiert, ob die<br />

Verwendung von Sauerstoff<br />

notwendig oder »sportlich« sei.<br />

Erst als Hillary auf dem Gipfel<br />

des <strong>Everest</strong> sein Atemgerät<br />

abnahm, wussten die Wissenschaftler<br />

ein für alle Mal, dass<br />

Menschen auf dem Gipfel ohne<br />

zusätzlichen Sauerstoff überleben<br />

können.<br />

Selbst diejenigen, die sich<br />

akklimatisieren, spüren die<br />

Auswirkungen der Höhe. Dazu<br />

können Atemnot, ein schnellerer<br />

Herzschlag, Husten,<br />

Appetitlosigkeit und Schlafstörungen<br />

gehören.<br />

Der italienische Bergsteiger<br />

Reinhold Messner war 1978<br />

der erste Mensch, der den<br />

<strong>Everest</strong> ohne zusätzlichen<br />

Sauerstoff bestieg.


WEITERE GEFAHREN<br />

Erfrierungen: Dabei handelt es sich um das<br />

Erfrieren und Absterben von Körpergewebe. Erfrierungen<br />

treten in der Regel an Körperteilen<br />

auf, die am weitesten vom Herzen entfernt sind,<br />

wie Finger, Zehen, Nase, Ohren, Wangen und<br />

Kinn. Sie können zu einem dauerhaften Taubheitsgefühl<br />

oder zum Verlust der Funktionsfähigkeit<br />

der betroffenen Stelle führen. In den<br />

schlimmsten Fällen muss das Körperteil amputiert<br />

werden.<br />

Dehydrierung: Ohne ausreichend Wasser kann<br />

der menschliche Körper nicht richtig funktionieren.<br />

Dehydrierung liegt vor, wenn der Körper<br />

mehr Flüssigkeit verliert, als er durch das<br />

Trinken von Flüssigkeit ersetzen kann. Das Risiko<br />

einer Dehydrierung ist bei Bergsteigern größer,<br />

da unser Körper in der Höhe schneller Wasser<br />

verliert. Zu den Symptomen einer schweren Dehydrierung<br />

gehören Verwirrung und Schwäche.<br />

Unbehandelt ist die Dehydrierung tödlich.<br />

Unterkühlung: Die normale Körpertemperatur<br />

liegt bei 37 °C. Eine Unterkühlung liegt vor,<br />

wenn die Körpertemperatur unter 35 °C fällt.<br />

Bei einer so niedrigen Temperatur können das<br />

Herz, das Nervensystem und andere lebenswich-<br />

tige Organe nicht mehr richtig arbeiten. Wenn<br />

sie nicht behandelt wird, kann eine Unterküh-<br />

lung zum Tod führen. Eine Unterkühlung wird<br />

in der Regel dadurch verursacht, dass man sich<br />

lange Zeit in einer kalten Umgebung aufhält.<br />

Höhenreizhusten: Das schnelle und tiefe Einatmen<br />

kalter Luft kann dazu führen, dass die<br />

Lungenschleimhaut eines Bergsteigers austrocknet<br />

und sich entzündet. Die daraus resultierende<br />

Reizung führt dazu, dass der Bergsteiger husten<br />

muss – oft sogar ziemlich heftig. Es ist bekannt,<br />

dass sich Menschen durch den Höhenreizhusten<br />

die Rippen gebrochen haben.


DER PLAN IN AKTION<br />

Hunt wollte zwei Versuche zur Besteigung des Gipfels<br />

unternehmen, jeweils von einem Bergsteigerpaar.<br />

Hunt würde sich erst später auf die Namen der vier Gipfelkandidaten festlegen. Zuerst musste sich jedoch<br />

das gesamte Team und die helfenden Sherpas darauf konzentrieren, ihre Vorräte zum Berg zu schaffen.<br />

Vom Basislager aus bahnten sich die Mitglieder des Kletterteams einen Weg nach oben. Unterwegs würden<br />

sie acht weitere Lager errichten. In der Zwischenzeit würden die Sherpas hinterherkommen und die Vorräte<br />

von Lager zu Lager transportieren. So sollten sie sicherstellen, dass das höchste dieser Lager mit Lebensmitteln,<br />

Sauerstoff, Brennstoff und anderen wichtigen Ausrüstungsgegenständen ausgestattet war, die für den letzten<br />

Vorstoß zum Gipfel benötigt wurden.<br />

Dies war ein langsamer und mühsamer Prozess, bei dem die Bergsteiger und Sherpas Lasten von bis zu<br />

20 Kilogramm trugen und mehrmals den Berg hinauf- und wieder hinuntergingen. Unterwegs hatten sie mit<br />

tückischen Schnee- und Eisverhältnissen, schrecklichem Wetter, Magenproblemen, Halsschmerzen und Husten<br />

zu kämpfen, ganz zu schweigen von den schwächenden Auswirkungen der Höhe.<br />

Auch wenn also nur einige wenige eine Chance auf einen Spitzenplatz erhielten, bekämen sie diese Chance<br />

nur dank der Bemühungen aller.<br />

Hillary führt das Team durch den Khumbu-Eisbruch<br />

Das erste große Hindernis, das die Bergsteiger überwinden mussten, war der Khumbu-Eisfall, den Hillary 1951<br />

erfolgreich bezwungen hatte.<br />

Hillary war hocherfreut, als er ausgewählt wurde, die Führung bei der Einrichtung einer Route durch dieses<br />

gefährliche und ständig wechselnde Labyrinth aus Eis zu übernehmen. Er war begeistert, dass man ihn für den<br />

Gipfelversuch ausgewählt hatte, und nahm mit einem kleinen Team die Herausforderung mit Elan an.<br />

Ihre Bemühungen wurden durch schweren Schnee und stürzendes Eis erschwert, das ihre Spuren verwischte.<br />

Dennoch schafften sie es schließlich nach oben – bevor sie sich daran machten, die Route für die nachkommenden<br />

Sherpas sicherer und stabiler zu machen. Dazu schnitten sie mit ihren Äxten Stufen in das Eis,<br />

befestigten Seile, an denen sich die Sherpas festhalten konnten, warfen Strickleitern an senkrechten Eiswänden<br />

hinunter und benutzten Aluminium-Dachleitern, um tiefe Gletscherspalten zu überbrücken.<br />

Als die Leitern ausgingen, benutzte das Team Baumstämme aus dem nächstgelegenen Wald, der drei Tagesmärsche<br />

entfernt war.<br />

Hillary und Tenzing tun sich zusammen<br />

Einmal verlor Hillary fast sein Leben, als er versuchte, über eine Gletscherspalte zu springen. Als er auf der<br />

anderen Seite landete, brach das Eis unter ihm ab und er stürzte in die Tiefe. Doch Tenzing, der mit einem<br />

Seil an Hillary befestigt war, rettete in. In Windeseile stieß Tenzing seinen Eispickel in den Schnee und<br />

wickelte das Seil darum. Das Seil spannte sich und stoppte Hillarys Sturz. Beeindruckt von seiner<br />

Geschicklichkeit, erkannte Hillary, dass er und Tenzing das Zeug zu einem starken Gipfelteam hatten.<br />

Von da an nutzte er jede Gelegenheit, um Hunt dies zu beweisen.<br />

Aber es gab noch weitere gefährliche Hindernisse<br />

zu überwinden, bevor sie überhaupt an den Gipfel<br />

denken konnten …<br />

36<br />

Die Bergsteiger<br />

wandern über die<br />

gefährliche Route<br />

am <strong>Everest</strong>.


37


DER WEG NACH OBEN<br />

Das Expeditionsteam setzte seinen todesmutigen Aufstieg auf den<br />

<strong>Everest</strong> fort und sah sich dabei mit neuen Herausforderungen und<br />

verschiedenen Gefahren konfrontiert.<br />

Tal des Schweigens (Western Cwm)<br />

Nach dem Khumbu-Eisfall arbeiteten sich die Bergsteiger durch das sanft ansteigende<br />

»Tal des Schweigens« (Western Cwm, gesprochen Western Kuhm). Hier konnten<br />

die starken Sonnenstrahlen, die von den schneebedeckten Hängen reflektiert<br />

wurden, die Temperaturen auf bis zu 37 ºC ansteigen lassen,<br />

was die Bergsteiger einem schweren Sonnenbrand und Dehydrierung<br />

aussetzte. Doch nach Sonnenuntergang sank die<br />

Temperaturanzeige wieder unter den Gefrierpunkt.<br />

NORD-OST-<br />

GRAT<br />

Der Südsattel, 7.900 Meter:<br />

19 Sherpas erreichten den<br />

Südsattel und halfen dabei, über<br />

700 Pfund an lebenswichtiger<br />

Ausrüstung (Zelte, Sauerstoff,<br />

Lebensmittel, Brennstoff,<br />

Kocher, Kletterausrüstung) zu<br />

tragen. Der letzte Stützpunkt<br />

für den ersten der beiden<br />

Gipfelversuche.<br />

GIPFEL<br />

8.848 METER<br />

SÜDGIPFEL<br />

8.751 Meter<br />

LAGER 9<br />

8.504 Meter<br />

SÜDFLANKE<br />

BASISLAGER: Am Fuß des<br />

Khumbu-Eisfalls war es<br />

von Eisspitzen umgeben.<br />

Die Lhotse-Flanke<br />

An der Spitze des Western Cwm lag die nächste große Heraus -<br />

forderung, ein tückisch steiler Eishang, der als Lhotse-Wand bekannt ist.<br />

Damit die Vorräte sicher den 1.220 Meter hohen Hang hinaufgebracht werden<br />

konnten, verbrachte eine spezielle Gruppe von Bergsteigern und Sherpas viel Zeit<br />

damit, Stufen zu schneiden und Seile zu befestigen. Die Arbeit wurde durch Krankheit, starken<br />

Schneefall und extreme Kälte vereitelt. Vor allem aber beeinträchtigte der Sauerstoffmangel<br />

die Fähigkeit der Männer, sich zu bewegen oder klar zu denken. Einer aus dem Team, George Lowe,<br />

sagte später: »Ich dachte, es ginge mir sehr gut, in Wirklichkeit taumelte ich wie im Traum herum.« Da<br />

die Monsunzeit näherrückte, befürchtete Hunt, dass ein langsames Vorankommen an der Lhotse-Flanke<br />

die Expedition zum Scheitern bringen könnte. Doch irgendwie hat das Team einen Weg nach oben erzwungen.<br />

»Es war eine Leistung«, sagte Hunt später, »die in die Geschichte des Bergsteigens eingehen sollte.«<br />

BASISLAGER<br />

5.364 Meter<br />

38


SÜD-OST-<br />

GRAT<br />

SÜDSATTEL<br />

Lager 9: Hillary and<br />

Tenzing verbringen<br />

ihre letzte Nacht auf<br />

dieser schmalen Stufe,<br />

bevor sie zum Gipfel<br />

aufsteigen.<br />

LHOTSE<br />

8.516 METER<br />

TODESZONE<br />

NUPTSE<br />

7.861 METER<br />

LAGER 8<br />

7.895 Meter<br />

LHOTSE-FLANKE<br />

LAGER 7: Halbzeit auf<br />

dem schweren Aufstieg<br />

zwischen Lager 5 und<br />

LAGER 7<br />

7.315 Meter<br />

dem Südsattel.<br />

LAGER 6<br />

7.010 Meter<br />

TAL DES SCHWEIGENS<br />

LAGER 5<br />

6.706 Meter<br />

LAGER 2<br />

5.913 Meter<br />

Oberer Rand des<br />

Khumbu-Eisbruchs<br />

LAGER 3<br />

6.157 Meter<br />

LAGER 4<br />

6.400 Meter<br />

KHUMBU-<br />

GLETSCHER<br />

VORGESCHOBENES BASISLAGER:<br />

Bis zu 30 Männer lebten<br />

in einem Zeltdorf und<br />

versorgten die Bergsteiger.<br />

KHUMBU-EISBRUCH<br />

LAGER 2: Ein Rastplatz<br />

für diejenigen, die die<br />

Ausrüstung auf den Berg<br />

brachten. Später gab<br />

das Team dieses Lager<br />

auf, weil es wegen der<br />

heftigen Eisbewegungen zu<br />

gefährlich war.<br />

KHUMBU-EISBRUCH: D i e<br />

Sherpas trugen über drei<br />

Tonnen Gepäck durch<br />

dieses gefährliche Labyrinth<br />

aus beweglichem Eis. Der<br />

Weg musste in der Mitte<br />

des Eisbruchs verlaufen, um<br />

Lawinen zu vermeiden.<br />

Der Südsattel<br />

Als Nächstes kam der Südsattel – eine eisige, trostlose Mondlandschaft aus Fels<br />

und Eis, die ständig von heftigen Winden umweht wird, die so stark sind, dass<br />

sie für Tenzing wie »das Brüllen von tausend Tigern« klingen. In einer Höhe<br />

von 7.925 Metern hatten die Bergsteiger nun die Todeszone erreicht. In dieser<br />

Höhe ist die Sauerstoffkonzentration in der Atmosphäre so niedrig, dass nichts<br />

mehr lange überleben kann – auch nicht mit zusätzlichem Sauerstoff. Von hier aus<br />

würde nun ein kleineres Team den Gipfel in Angriff nehmen. Und dieses Team<br />

musste schnell handeln.<br />

39


Am späten Vormittag des 29. Mai 1953 schien die<br />

Sonne hell auf das Dach der Welt, eine leichte Brise<br />

wehte und zum ersten Mal waren zwei Männer dabei.<br />

Ihre Namen waren Edmund Hillary und Tenzing Norgay<br />

und sie standen auf dem Gipfel des <strong>Everest</strong>.<br />

Dies ist die atemberaubende Geschichte zweier sehr unterschiedlicher,<br />

aber gleichermaßen entschlossener Männer, die gegen Minustemperaturen,<br />

herabstürzende Eisfelsen, heftige Winde und lebensgefährliche Grate<br />

ankämpften, um den Gipfel des höchsten Berges der Welt zu erreichen. Hier<br />

erfährst du, wie das Zusammentreffen eines Kleinstadtimkers und eines<br />

ehemaligen Yakhirten die beiden weltweit zu Helden gemacht hat und wie<br />

Hunderte von Männern und Frauen dazu beigetragen haben, ihr Ziel zu erreichen.<br />

Diese einzigartige Erzählung kombiniert Alexandra Stewarts fesselnden<br />

Schreibstil mit frischen und zeitgenössischen Illustrationen von Joe Todd-<br />

Stanton und erzählt die bemerkenswerte Geschichte von Edmund Hillary und<br />

Tenzing Norgay und ihrer bahnbrechenden Erstbesteigung des Mount <strong>Everest</strong>.<br />

ISBN 978-3-03876-274-4<br />

www.midas.ch<br />

€ 24.00 | € 24.70

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