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Georg 6-2023

DER KLEINE GEORG ist eine Fachzeitschrift für den Pferdefreund, welche im Raum zwischen Harz und Heide sowie in der Umgebung und im westlichen Sachsen-Anhalt vertrieben wird. Hier wird über Pferdesport und Zucht in allen Facetten berichtet. Dabei macht die bunte Mischung aus überwiegend regionaler und überregionaler Berichterstattung sowie diversen Fachartikeln DER KLEINE GEORG so einzigartig.

DER KLEINE GEORG ist eine Fachzeitschrift für den Pferdefreund, welche im Raum zwischen Harz und Heide sowie in der Umgebung und im westlichen Sachsen-Anhalt vertrieben wird. Hier wird über Pferdesport und Zucht in allen Facetten berichtet. Dabei macht die bunte Mischung aus überwiegend regionaler und überregionaler Berichterstattung sowie diversen Fachartikeln DER KLEINE GEORG so einzigartig.

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den Rückweg an (hatten Pferd und<br />

Hund dabei), die Wölfe verschwanden<br />

im Wald, waren für uns nicht mehr<br />

sichtbar. Auf dem Weg zum Bäcker<br />

im Nachbarort morgens um 9.00 Uhr<br />

jagte ein Wolf ein Reh über die Straße,<br />

auf dem Weg zur und von der Arbeit<br />

sah mein Mann dutzende Male Wölfe.<br />

Einzeln oder im Rudel. Zweimal lief<br />

nochmals ein Einzelwolf über unseren<br />

Hof. Nach den Voraussagungen der<br />

NABU-„Wolfsexperten“ müssten wir<br />

also schon steinreich sein, denn demnach<br />

ist es leichter, im Lotto zu gewinnen, als<br />

jemals einen Wolf zu sehen.<br />

Wir haben auch diesbezüglich versucht,<br />

uns so gut es geht auf Wolfsbegegnungen<br />

vorzubereiten. Auf Spaziergängen<br />

nahmen wir nun Pfefferspray und ein<br />

Messer mit. Wir wussten lange Zeit<br />

nicht, wie viele Wölfe hier wirklich<br />

lebten - offiziell gab es hier gar keinen<br />

- aber 2 waren es ja mindestens,<br />

wie wir wussten. Hunde sind in<br />

Wolfsgebieten gefährdet, weil sie z.B.<br />

als Konkurrenten angesehen werden.<br />

Bei Soltau wurde ein Radfahrer, der<br />

seinen Hund am Rad führte, von 2<br />

Wölfen verfolgt, eine Spaziergängerin<br />

von 5 Wölfen im Gebiet der<br />

Munsteraner Wölfe - selbst der NABU<br />

empfiehlt, Hunde im Wolfsgebiet<br />

immer nah bei sich zu führen, um sie<br />

vor Wölfen zu schützen. So gingen wir<br />

also bewaffnet zu Spaziergängen los,<br />

immer die Umgebung scannend, damit<br />

wir rechtzeitig den Rückzug antreten<br />

oder uns verteidigen können. Den<br />

eigentlichen Sinn des Unternehmens<br />

- Entspannung bei einem Spaziergang<br />

mit Hunden in der Natur - verloren wir<br />

bald aus den Augen.<br />

Unsere Pferde sind an manchen Tagen<br />

nicht reitbar. Sie wittern die Wölfe -<br />

zur Zeit sind es offiziell 5 Raubtiere<br />

- und starren nur Richtung Wald. Auf<br />

unserem Reitplatz ist an solchen Tagen<br />

das Reiten gefährlich, denn die Pferde<br />

sind in Richtung Wald nur zögerlich<br />

und stockend, sind verkrampft und<br />

unwillig, in entgegengesetzter Richtung<br />

wollen sie kopflos davon stürmen.<br />

Auch wenn es nach Aussage des<br />

NABU (Phryso Feb. 2019) „nirgendwo<br />

wissenschaftlich bestätigt“ ist, dass<br />

Pferde panisch werden, sobald sie<br />

Wölfe wittern, und es in Dänemark<br />

dahin gehend Versuche gab, die diese<br />

44<br />

Aus den Vereinen / Personalien<br />

These unterstützen: Aus eigener<br />

Erfahrung im Wolfsrevier kann ich<br />

definitiv Gegenteiliges berichten.<br />

Direkt neben unserem Hof wurden<br />

schon mehrmals Rehe gerissen, wie<br />

mir unser Jäger erzählte. Einmal war<br />

ich Ohrenzeugin. Das Reh schrie<br />

eine halbe Stunde lang wie ein Kind<br />

aus dem dunklen Wald. Soviel zum<br />

vielgepriesenen, schnell tötenden<br />

Kehlbiss der Wölfe. Es war furchtbar.<br />

Ich stand mitten auf dem Hof und<br />

weinte. Unsere Pferde standen<br />

stockstarr im Nachtauslauf. Der reine<br />

Horror.<br />

Wir gehen seit 2019 nicht mehr<br />

unbewaffnet mit den Hunden spazieren,<br />

seit 2018 sind wir bis zu diesem Jahr<br />

hier nicht mehr ausgeritten. In diesem<br />

Jahr probieren wir es wieder, weil die<br />

Wölfe sich seit dem Wolfsabschuss<br />

unauffällig verhalten.<br />

2018 ging es dann richtig los: Schafe<br />

wurden im Stall des Nachbarn gerissen,<br />

weitere Tiere zwischen Wohnhäusern,<br />

auch am hellichten Tag, nur 200 m<br />

neben dem Spielplatz eines Ponyhofs,<br />

schlugen die Wölfe nachmittags um<br />

15.00 Uhr zu. Einer Fährse wurde in<br />

einer Herde von Rindern und Pferden der<br />

Schwanz abgerissen und das Hinterteil<br />

angefressen. 800 m<br />

vor unserer Haustür.<br />

Wöchentliche Risse<br />

im Umkreis von 20<br />

km.<br />

Im Herbst war es<br />

besonders schlimm.<br />

Und auch wir<br />

bekamen Besuch:<br />

Am 15.11.2018<br />

fühlte mein Mann<br />

sich bei der Arbeit<br />

auf dem Hof<br />

beobachtet und<br />

entdeckte einen<br />

Wolf, der am Zaun<br />

unserer Weide hinter<br />

dem Haus saß und<br />

ihn anstarrte. Aus<br />

der Distanz (etwa<br />

80 m) konnte er<br />

nicht ausmachen,<br />

ob es wirklich ein<br />

Wolf war, also ging<br />

er mit der Forke in<br />

der Hand auf das<br />

Tier zu. Auf der Hälfte des Weges war<br />

er sich nun sicher und verharrte. Der<br />

Wolf starrte ihm direkt in die Augen.<br />

Als mein Mann weiter auf ihn zu ging,<br />

blieb der so lange sitzen, bis die Distanz<br />

nur noch ca. 20 m betraf. Dann stand er<br />

auf und trabte gelassen in den Wald. Er<br />

war nicht verängstigt oder panisch. Er<br />

hatte einfach genug gesehen.<br />

Im Dezember wurde im Nachbarort<br />

das Fohlen einer Minishetland-Stute<br />

gerissen, die Stute selbst wurde<br />

verletzt, überlebte aber durch intensive<br />

tiermedizinische Hilfe. Die Ponys<br />

standen direkt am Hof.<br />

Im Januar wurde 15 km entfernt ein<br />

ausgewachsenes Minishetland-Pony<br />

gerissen, ein weiteres schwer verletzt.<br />

Ob es überlebt hat, weiß ich nicht.<br />

Im Februar kam der nächste Pferderiss:<br />

Diesmal wurde ein Island-Absetzer,<br />

ca. 20 km entfernt aufgefressen. Das<br />

Rodewalder Rudel kann jetzt Pferd und<br />

frisst sich langsam das Stockmaß hoch.<br />

Wenn Sie unsere Ängste und<br />

Vorsichtsmaßnahmen für überzogen<br />

halten kann ich Ihnen nur sagen: Die<br />

Betroffenheit nimmt proportional mit<br />

der Nähe zum eigenen Zuhause zu;<br />

ebenso die Angst um die eigenen Tiere.<br />

<strong>Georg</strong> 6-<strong>2023</strong>.indd 44 30.11.23 17:43

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