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September 2011 - Stadtgemeinde Judenburg

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<strong>Judenburg</strong>er Stadtnachrichten - <strong>September</strong> <strong>2011</strong><br />

Die größte Siedlung der<br />

Hallstattzeit im Südostalpenraum<br />

Der Beginn<br />

Beim Bearbeiten seines Feldes<br />

und beim Einebnen der Reste<br />

eines Hügelgrabes fand der Bauer<br />

Pfeffer vlg. Trögl 1851 den einzigartigen<br />

Strettweger Kultwagen<br />

und zahlreiche Grabbeigaben, wie<br />

Prunkgeschirr, Bronzeblechschalen,<br />

Waffen, Zaumzeug etc. Man<br />

vermutete auch, dass der Tote in<br />

einer Urne bestattet worden sei<br />

und seine Frau ihm in den Tod folgen<br />

musste. Die Herstellung des<br />

Wagens datierte man auf ca. 600<br />

v.Chr., die Bestattung selbst erfolgte<br />

vielleicht um hundert Jahre<br />

später. Bereits in dieser Zeit<br />

erweckte dieser Fund natürlich<br />

großes Interesse und motivierte zu<br />

ersten Restaurierungsversuchen<br />

sowie weiteren Nachforschungen.<br />

Deutungen des Fundes im<br />

20.Jhdt.<br />

Ca. hundert Jahre nach dem Fund<br />

des Wagens gab es sehr verschiedene<br />

Meinungen über seine Bedeutungen<br />

und seine Herkunft.<br />

In erster Linie sah man in ihm einen<br />

Opferwagen, aber er wurde<br />

auch als Kalender und als eine<br />

Deutung von Leben und Tod gesehen.<br />

Umstritten war auch, ob es<br />

ein Erzeugnis der heimischen „keltischen“<br />

Kultur oder eine Importware<br />

war.<br />

Eine weitere Restaurierung<br />

Anfang der 1990er Jahre wurde<br />

der Kultwagen im römisch-germanischen<br />

Zentralmuseum in Mainz<br />

noch einmal restauriert. Der deutsche<br />

Archäologe Dr. Egg glaubte,<br />

beweisen zu können, dass auf der<br />

flachen Opferschale ein schweres<br />

Gefäß aufgenietet gewesen sein<br />

müsste. Zugleich war er der erste<br />

Wissenschafter, der – damals noch<br />

sehr umstritten- den Opferwagen<br />

einem regionalen Fürstensitz zuordnete.<br />

(siehe Bild unten)<br />

Erste <strong>Judenburg</strong>er Initiativen<br />

Etliche ältere <strong>Judenburg</strong>er sprachen-<br />

vor allem in Strettweg- noch<br />

über den „Tempel“ in der Gegend<br />

der heutigen Umfahrungsstraße.<br />

Ein Strettweger fand als Hobbyarchäologe<br />

etliche kleinere Fundstücke<br />

in seinem Garten. Diese<br />

sind teilweise im <strong>Judenburg</strong>er Museum<br />

und teilweise im Joanneum<br />

in Graz aufbewahrt. Auch ORR Dr.<br />

Otto Schinko versuchte, das Interesse<br />

des Landes für weitere Untersuchungen<br />

zu wecken, nicht zuletzt,<br />

um Raubgräbern zuvor zukommen.<br />

Seiner Initiative ist es zu<br />

verdanken, dass die Archäologen<br />

Dr. Georg Tiefengraber und seine<br />

Gattin Mag. Susanne Tiefengraber<br />

im Jahre 2004 den Falkenberg begingen,<br />

etliche Terrassen feststellten<br />

und von 2006 bis 2010 jeweils<br />

einige Wochen Grabungen durchführten.<br />

Die Finanzierung dafür erfolgte<br />

durch die <strong>Stadtgemeinde</strong> <strong>Judenburg</strong>,<br />

die Stadtwerke <strong>Judenburg</strong><br />

und private Sponsoren.<br />

Vorläufige Ergebnisse<br />

Ein Vortrag von Dr. Tiefengraber<br />

im Jahre 2010 im <strong>Judenburg</strong>er<br />

Stadtmuseum erbrachte überaus<br />

interessante Informationen: Auf<br />

ca. 40 ha lebten auf über hundert<br />

künstlich angelegten Terrassen<br />

etwa 3000 bis 4000 Menschen.<br />

Der Reichtum dieser Siedlung begründete<br />

sich auf ihrer verkehrsgünstigen<br />

Lage und ihrem Eisenerzabbau.<br />

Sie dauerte ungefähr<br />

von 750 bis 450 v. Chr. Die Bevölkerung<br />

waren Menschen der Hallstattzeit,<br />

das heißt der älteren Eisenzeit,<br />

und keine Kelten. Motiviert<br />

von diesem überaus interessanten<br />

und spannenden Vortrag<br />

bildete sich eine Gruppe von <strong>Judenburg</strong>ern,<br />

die im Rahmen des<br />

Museumsvereins einen Arbeitskreis<br />

bildeten, um Spenden für eine<br />

sechste Grabung aufzubringen.<br />

Zugleich möchte man durch<br />

eine Ausstellung im Museum und<br />

eine Publikation dieser völlig neuen<br />

Erkenntnisse, auch in <strong>Judenburg</strong><br />

und der Region das Interes-<br />

Aktuell und Wissenswert 23<br />

se für dieses Kapitel der Urgeschichte<br />

erwecken. Bei den bisherigen<br />

Grabungen konnten über 20<br />

Häusergrundrisse freigelegt, zahlreiche<br />

Funde entdeckt und in den<br />

Künetten für die Fernwärme weitere<br />

Siedlungsspuren im Raum Ritzersdorf-Waltersdorfnachgewiesen<br />

werden. Bis jetzt wurden über<br />

20.000 € an Spendengeldern aufgebracht.<br />

Damit wurde die Grabung<br />

finanziert. Es bleibt ein Restbetrag,<br />

um einen Teil einer weiteren<br />

Bodenuntersuchung begleichen<br />

zu können. Für den Rest der<br />

Geoprospektion, für die Restaurierung<br />

neuer Funde und die Publikation<br />

werden noch Mittel benötigt.<br />

Wir bitten sie daher um ihre Spende<br />

auf das Konto der Hypobank<br />

<strong>Judenburg</strong> unter Museumsverein<br />

<strong>Judenburg</strong>, Arbeitskreis Falkenberg,<br />

Kto-Nr.: 20753069756, BLZ<br />

56000. Unser besonderer Dank<br />

gilt aber allen bisherigen Spendern<br />

ohne deren Beitrag dieses spannende<br />

Kapitel der Urgeschichte in<br />

unserer Region weder gelöst noch<br />

veröffentlicht werden könnte.

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