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Zermatt Magazin 2024

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Patrouille des Glaciers | <strong>Zermatt</strong> <strong>Magazin</strong><br />

21<br />

Christian Sieber, haben Sie die Patrouille des Glaciers<br />

eigentlich schon mal gemacht?<br />

Nein, noch nie. Ich war einmal als Ersatzläufer vorgesehen,<br />

aber es brauchte mich dann doch nicht.<br />

Müsste ein Chef nicht mindestens einmal<br />

unterwegs gewesen sein?<br />

Das wäre bestimmt eine gute Sache, aber mein Job ist vor<br />

allem eine strategische Aufgabe. Wenn ich das Kommando<br />

eines Tages abgebe, werde ich an den Start gehen. Aber heute<br />

kann ich nicht gut Reglementsentscheide fällen und gleichzeitig<br />

am Rennen teilnehmen, selbst wenn ich bestimmt nicht<br />

gewinnen würde (lacht).<br />

Fit wären Sie, oder?<br />

Das ist so. Ich komme vom Taekwondo (Red. koreanische<br />

Kampfkunst) her, und jedes Jahr nehme ich beispielsweise<br />

am Niesentreppenlauf teil. Das sind 11’674 Stufen bergauf.<br />

Die Besten machen das in fünfzig Minuten, ich brauche dafür<br />

etwa zwei Stunden, was auch nicht schlecht ist. Wo ich an<br />

der PdG aber Hilfe benötigen würde, wäre im bergsteigerischen<br />

Bereich.<br />

Was ist für Sie persönlich der faszinierendste<br />

Moment der PdG?<br />

Ich übernehme das Kommando das erste Mal. Wenn ich<br />

aber daran denke, wie ich bei der Übergabe die Augen meines<br />

Vorgängers Roger Schwery leuchten sah, als er über die<br />

Startzeremonie in der Kirche von <strong>Zermatt</strong> sprach, so wird<br />

das bestimmt ein sehr emotionaler Augenblick werden. Diese<br />

feierliche Handlung im Gotteshaus, die auch auf den Kirchenvorplatz<br />

übertragen wird, ist eine aufregende Mischung<br />

aus Reglementen, Spannung und Demut. Ich werde dort<br />

eine halbe Stunde reden. Das traditionelle Grundgerüst mit<br />

Briefing und Messe steht, aber es wird bestimmt Platz für<br />

eine persönliche Note geben. Schliesslich ist das der Moment<br />

des Kommandanten. Das ist seine Zeremonie.<br />

Was spielen eigentlich die Berge<br />

für eine Rolle in Ihrem Leben?<br />

Auch wenn ich ein Unterländer aus dem Bieler Seeland bin,<br />

waren wir mit den Eltern oft am Wandern. Ich erinnere mich<br />

an die Ausflüge ins Lötschental oder in die Aletschregion.<br />

Zuletzt war ich mit meiner Partnerin in Schottland in den<br />

Ferien, wo wir sehr viel gelaufen sind.<br />

Bekommen Sie zuweilen Reaktionen<br />

auf die PdG seitens ausländischer Armeen?<br />

Anlässlich einer Verbandsübung lernte ich einen Oberst der<br />

Gebirgstruppen der französischen Armee kennen. Nachdem<br />

ich ihm von der PdG erzählte, spürte ich seinen Respekt<br />

und die Achtung uns gegenüber. Es gibt auch kleinere Detachements<br />

der Armeen aus Deutschland, Italien, Frankreich<br />

und Österreich, die uns unterstützen. Daraus ergibt sich ein<br />

Christian Sieber, Kommandant der Patrouille des Glaciers.<br />

wertvoller Austausch. Denn die PdG ist ja nicht bloss ein unverwechselbarer<br />

Wettkampf, sondern erhöht gleichzeitig unser<br />

Fachwissen. Zudem ist sie eine grosse militärische Übung<br />

mit verschiedenen Waffengattungen. Es ist nämlich eine Fähigkeit,<br />

Menschen und Material in schwierigem Gelände<br />

sicher verschieben zu können. Die PdG ist sozusagen eine<br />

Win-win-Situation. Schliesslich benötigen wir für die Durchführung<br />

rund 250 Tonnen Material, dazu werden bis zu 1600<br />

Armeeangehörige eingesetzt.<br />

Haben Sie ein konkretes Beispiel,<br />

was die Erhöhung Ihres Know-how betrifft?<br />

Früher hatten wir Teile der Funkkommunikation und das<br />

Catering für die Patrouillen an strategischen Orten wie in<br />

Arolla oder in Sitten an externe, zivile Partner ausgelagert.<br />

Diese Aufgaben wird die Armee nun wieder selber übernehmen.<br />

So wird <strong>2024</strong> zum ersten Mal unser neues Küchensystem<br />

zum Zuge kommen, womit wir die Verpflegung in<br />

Arolla sicherstellen.<br />

Was macht die Patrouille des Glaciers besonders aus?<br />

Bei intellektuellen Fähigkeiten kann der Mensch tricksen, was<br />

er ja auch zuweilen tut. Fakes gibt es bei der Patrouille des<br />

Glaciers hingegen nicht. Da sind Werte wie Disziplin,<br />

Professionalität und Teamgeist die Triebfedern. Der Berg<br />

lässt sich nicht überlisten.<br />

Befeuern die sehr bekannten touristischen Ortsnamen<br />

wie <strong>Zermatt</strong> und Verbier den Mythos PdG zusätzlich?<br />

Beides sind natürlich eigene starke Marken im Herzen der<br />

Alpen. Ich denke, die PdG profitiert von <strong>Zermatt</strong> wie Verbier,<br />

aber die beiden profitieren ihrerseits auch von der Patrouille<br />

des Glaciers. Für mich ist die PdG unter anderem ein schöner,<br />

wenn auch vielleicht bloss symbolischer Brückenschlag

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