Standpunkt 571, 19. Januar 2024
Eine Publikation der Wirtschaftskammer Baselland
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<strong>19.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2024</strong> INTERVIEW <strong>Standpunkt</strong> der Wirtschaft | 7<br />
HDW BUSINESS CLUB – Seit Mai 2021 sind der Baselbieter Philippe Gerber und der Luzerner Marco Thomann das Morgenduo<br />
auf Radio SRF3. Die beiden sind aber nicht nur im Studio ein eingespieltes Team – sie harmonieren auch im Fernsehen bestens.<br />
«Wir können beide über so vieles lachen»<br />
<strong>Standpunkt</strong>: Waren Sie schon<br />
immer Morgenmenschen oder<br />
wird man das erst, wenn man<br />
beim Radio die Morgenshow<br />
moderiert?<br />
Gerber: Oh ja, ich denke man muss<br />
schon so ein «Mor-Gen» haben,<br />
sprich den Morgen gern mögen. Für<br />
lange Anlaufphasen und Morgenmuffelei<br />
reicht die Zeit vor der Sendung<br />
schlicht nicht. Wir haben beide<br />
über die letzten 20 Jahre schon<br />
in vielen Morgenshows gearbeitet<br />
und haben viele Kolleginnen und<br />
Kollegen erlebt, die zwar sehr gute<br />
Redaktoren – aber einfach keine<br />
Morgenmenschen waren. Das hält<br />
man dann nicht so lange durch. Es<br />
braucht auch im Morgen-Team die<br />
Energie, dass aus jedem Morgen der<br />
beste Tag resultieren kann.<br />
Thomann: Schon immer habe ich den<br />
Morgen geliebt. Alles ist frisch, noch<br />
unangetastet, bei Schnee zieht man<br />
die ersten Spuren, kein Verkehr und<br />
eine spezielle Atmosphäre. Wenn<br />
man eine Morgensendung moderieren<br />
will, muss man zwingend ein<br />
Morgenmensch sein.<br />
Ihr sagt über euch, dass ihr ein<br />
gut funktionierendes Team seid<br />
und euch extrem gut ergänzt.<br />
Wer hat welche Stärken?<br />
Thomann: Die Stärke ist sicher, dass<br />
wir uns so akzeptieren, wie wir sind.<br />
Und wir nehmen uns im positiven<br />
Sinne auch nicht zu wichtig. In der<br />
Sorgfalt für die gute Morgenunterhaltung<br />
sind wir aber beide sehr perfektionistisch.<br />
Wir sind beide sehr kreative,<br />
schnelldenkende Typen und finden<br />
bei aktuellen Themen rasch den<br />
etwas anderen «witzigen» Ansatz.<br />
Gerber: Ich bin dann manchmal etwas<br />
chaotisch in der Strukturierung<br />
und kann mich zwischen guten<br />
Ideen nicht so schnell entscheiden.<br />
Marco ist da zum Glück, nebst seiner<br />
unglaublich blühenden Fantasie,<br />
auch noch derjenige, der alles kurz<br />
und knackig, radiotauglich, runterbricht.<br />
Zum Beispiel hat er am Morgen<br />
nach der Wahl von Beat Jans in<br />
den Bundesrat noch kurzerhand<br />
einen Schnitzelbangg-Vers gebrünzelt,<br />
der tatsächlich auf jeder Fasnachtsbühne<br />
funktionieren würde.<br />
Und das alles morgens knapp vor<br />
der Sendung um 4.45 Uhr – und auf<br />
Baseldeutsch (lacht).<br />
Eine Sendung muss gut vorbereitet<br />
sein. Wie hält ihr euch auf<br />
dem Laufenden – insbesondere<br />
bei politischen Themen?<br />
Gerber: Durch Online-Portale der<br />
Schweizer Tageszeitungen, SRF-<br />
News-Seite, internationale Seiten<br />
wie FAZ, Bild, BBC, CNN usw., und<br />
natürlich auch über Social Media.<br />
Thomann: Unsere eigenen SRF-Kanäle<br />
reichen mir sicherlich für die<br />
schweizerischen und europäischen<br />
Politthemen. International bediene<br />
ich mich gerne bei CNN oder BBC.<br />
Ihr beglückt täglich frühmorgens<br />
hunderttausende Menschen mit<br />
eurer Morgenshow auf SRF3.<br />
Was braucht es, damit ihr mit<br />
der Sendung zufrieden seid?<br />
Gerber: Es braucht eine gute Mischung<br />
aus spannenden, tagesrelevanten<br />
Themen, guter Musik, guten<br />
Geschichten oder Reaktionen der<br />
Hörerinnen und Hörer und vor allem<br />
braucht es die Spontanität, den Freiraum,<br />
dass immer etwas Überraschendes,<br />
Unvorhersehbares geschehen<br />
könnte.<br />
Thomann: Es ist der Mix, der stimmen<br />
muss: Tiefgründige, aber immer<br />
noch sehr unterhaltsame Themen,<br />
gute Musik und ein paar Schmunzler<br />
reichen für eine tolle Sendung.<br />
Marco Thomann (links) und Philippe Gerber moderieren die Morgenshow auf SRF3 und erreichen täglich rund eine Million Hörerinnen und Hörer:<br />
«In der Sorgfalt für die gute Morgenunterhaltung sind wir beide sehr perfektionistisch», sagt Thomann.<br />
Bild: SRF<br />
Wenn dann noch entsprechende<br />
Feedbacks aus der Hörerschaft kommen,<br />
ist das super.<br />
Wer von euch beiden hat den<br />
besseren Humor?<br />
Gerber: Wir können beide über so<br />
vieles Lachen, aber ich lache bei niemandem<br />
so viel, wie bei Marco. Er<br />
überrascht mich immer wieder. Also<br />
von dem her, hat er sicher den grösseren<br />
Humor.<br />
Thomann: Schwierige Frage, da sind<br />
wir sicherlich beide ähnlich talentiert.<br />
Was mir hilft, ist meine Tätigkeit<br />
als Comedy-Autor. Ich habe<br />
unter anderem mit Jonny und Manu<br />
von Divertimento ihr Programm<br />
«Sabbatical» geschrieben.<br />
Geht ihr euch nie auf die Nerven<br />
oder habt Meinungsverschiedenheiten?<br />
Spätestens bei der Fasnacht<br />
hört doch der Spass auf...<br />
Gerber: Ich kann Marco leider in Sachen<br />
Fasnacht nicht zickeln, ich kenne<br />
wenige Menschen, die so ein<br />
grosses Fasnachtsherz haben. Er<br />
liebt auch die Basler Fasnacht. Gut,<br />
wenn ich jeden Morgen Piccolo spielen<br />
würde, hätte er wohl nicht so<br />
Freude.<br />
Thomann: Aber im Ernst, es ist erstaunlich,<br />
dass wir noch nie so richtig<br />
aneinandergeraten sind. Natürlich<br />
gibt es auch mal eine Meinungsverschiedenheit,<br />
oder man ist mal etwas<br />
dünnhäutig, aber das ist normal.<br />
Unterschiede gibt es auch in<br />
Sachen Freizeit und Hobbys ...<br />
Gerber: Ich bin ein absoluter Bewegungsmensch.<br />
Ich erhole mich in der<br />
Aktion, beim Gravel - und Mountainbiken<br />
und allgemein beim Sport in<br />
der Natur oder im Fitness-Center. Im<br />
Sommer geht’s mit der Familie auf<br />
die Surfbretter, im Winter auf die Piste.<br />
Ich spiele wieder in einer Band<br />
und übe das Mixen auf der DJ-Konsole<br />
und unternehme gerne Sachen<br />
mit den Kids und am liebsten mache<br />
ich alles gleichzeitig. Marco ist da etwas<br />
gemütlicher, fokussierter unterwegs,<br />
aber nicht weniger spannend.<br />
Thomann: Reisen ist auf der eins! Da<br />
meine Partnerin bei der Swiss arbeitet,<br />
bin ich sehr oft am Reisen. Ich<br />
sage immer: Wenn ich Zeit und Geld<br />
habe, geht es los, und das machen wir<br />
auch. Das kann aber auch gut und<br />
gern in der Schweiz oder im nahen<br />
Ausland sein.<br />
Das Morgenquiz «ABC-SRF3» hat<br />
mittlerweile Kultstatus. Wer von<br />
euch würde im Duell gewinnen?<br />
Gerber: Spannende Frage, das müsste<br />
man mal testen. Wir sind mittlerweile<br />
beide sackstark. Ich denke ich (lacht).<br />
Thomann: Da wir seit Jahren das<br />
«ABC-SRF3» neu schreiben müssen,<br />
kennen wir sämtliche Fragen. Wenn<br />
wir uns die selber vorlesen würden,<br />
dann hätte Philippe mehr Punkte,<br />
weil der Luzerner Dialekt viel besser<br />
verständlich ist als sein Baaaasler<br />
Dialekt (schmunzelt).<br />
Kürzlich habt ihr das Quiz auch<br />
im Fernsehen moderiert. Man hat<br />
gesehen, wie viel Spass euch das<br />
gemacht hat. Schreit das nicht<br />
nach einer TV-Karriere als Quizmaster-Duo?<br />
Gerber: Wir wären zu haben.<br />
Thomann: Eventuell tut sich da ja<br />
bereits was, aber da setze ich den<br />
Joker.<br />
Offenbar habt ihr eure Berufung<br />
gefunden. Wenn ihr nicht im<br />
Radio tätig wärt – wo würdet ihr<br />
sonst arbeiten?<br />
Gerber: Wahrscheinlich immer noch<br />
irgendwo in einer Physiotherapie.<br />
Oder ich hätte doch noch meinen<br />
absolut liebsten Handwerksberuf<br />
gewählt und würde als Zimmermann<br />
arbeiten.<br />
Thomann: Ich wäre in der Erwachsenenbildung.<br />
Ich gebe Auftritt- und<br />
Rhetorikkurse, das macht unglaublich<br />
Spass. Würde für das auch in<br />
eure Region reisen (lacht).<br />
Welchen Bezug habt ihr eigentlich<br />
zur KMU-Welt?<br />
Gerber: Ich durfte einige Jahre beim<br />
SEF in Interlaken moderieren und habe<br />
dort einen grossen Einblick in die<br />
KMU-Welt genossen und gespürt, was<br />
für einen entscheidenden Beitrag sie<br />
für die Schweizer Wirtschaft leistet.<br />
Thomann: Auch bei unseren Moderationen<br />
von Firmenanlässen, oder in<br />
meinen Kommunikationskursen<br />
spüre ich jeweils die Vielfalt und<br />
die Innovationskraft der verschiedenen<br />
Unternehmen. Zudem war<br />
ich mal aktiver KMUler und habe<br />
Fasnachtslarven aus dem 3D-Drucker<br />
hergestellt. Die intensive Radiomorgenzeit<br />
lässt es leider nicht<br />
mehr zu, die Firma gibt es allerdings<br />
noch und ist erfolgreich.<br />
In einem Podcast habt ihr erzählt,<br />
dass das Älterwerden nicht<br />
einfach ist. Philippe zum Beispiel<br />
muss eine Brille tragen, hin und<br />
wieder zwickt der Rücken. Wie<br />
findet ihr Älterwerden im Job?<br />
Gerber: Solange man nicht als bemühter<br />
Berufsjugendlicher rüberkommt,<br />
ist Älterwerden im Job etwas<br />
sehr Schönes.<br />
Thomann: Ich sage immer, man kann<br />
so die Asse, die man sich in den Ärmel<br />
gesteckt hat, zum richtigen Zeitpunkt<br />
lässig ausspielen. Aber dafür<br />
muss man sie sich auch erst mal vorgängig<br />
eingesteckt haben. Sprich die<br />
langjährige Erfahrung zahlt sich aus,<br />
gerade im Radio, in Livesituationen<br />
ist die Erfahrung extrem wertvoll.<br />
Gerber: Und unsere Zielgruppe liegt<br />
altersmässig bei 48 Jahren. Von<br />
dem her ist alles absolut im grünen<br />
Bereich.<br />
Gibt es noch etwas, wovon ihr<br />
beide träumt?<br />
Gerber: Ich wünsche mir, dass uns<br />
diese Arbeit um diese Uhrzeit noch<br />
lange motiviert und Spass macht.<br />
Und sonst träume ich von einer intelligenten,<br />
unterhaltsamen Art<br />
Reise sendung mit Marco.<br />
Thomann: Ich möchte irgendwann<br />
mal mit Philippe gemeinsam den<br />
Pensionsapéro organisieren und<br />
mit ihm den letzten Arbeitstag beschreiten.<br />
Zum Schluss noch eine Frage an<br />
Philippe Gerber. Sie sind im Baselbiet<br />
aufgewachsen, zogen dann in<br />
den Kanton Aargau und arbeiten<br />
in Zürich. Was haben Sie aktuell<br />
für einen Bezug zum Baselbiet?<br />
Gerber: Ganz ehrlich, ich fühle mich<br />
auch nach 15 Jahren In Rheinfelden<br />
noch immer als Voll-Baselbieter. Mei-<br />
ne Orientierung war privat immer<br />
rheinabwärts. Meine Kinder gingen in<br />
Pratteln zur Schule, und für den Sport<br />
in den TV Muttenz. Mein Sohn arbeitet<br />
jetzt auf einer Bank im Baselbiet<br />
und in diesem Jahr bauen wir<br />
in meinem Heimatdorf Allschwil. Es<br />
geht zurück in die alte Heimat. Darauf<br />
freuen wir uns als Familie sehr.<br />
Die Zeit im Fricktal ist und war aber<br />
natürlich auch super. <br />
<br />
Interview: Adrian Jäggi<br />
PHILIPPE GERBER<br />
Schon als Bub wusste Philippe Gerber,<br />
dass er einen Beruf lernen möchte, bei<br />
dem er mit Menschen zu tun hat. Er<br />
absolvierte die Ausbildung zum Bewegungstherapeuten<br />
und arbeitete in<br />
einer Physiotherapie-Praxis. «Der Zufall<br />
wollte es, dass mein Leutnant im Militär<br />
bei einem Privatradio arbeitete.» So<br />
begann Philippe Gerber 1996 bei Radio<br />
Edelweiss als freier Mitarbeiter. Er<br />
arbeitete bei verschiedenen Stationen,<br />
bis er 2008 bei Radio SRF3 (damals<br />
DRS3) anfing. Vorwiegend Morgensendungen<br />
moderiert er seit Anfang<br />
2015. Seit 2021 ist er fixer Morgenmoderator<br />
zusammen mit dem Co Host<br />
Marco Thomann. Er lebt mit seiner<br />
Familie in Rheinfelden.<br />
MARCO THOMANN<br />
In Marco Thomann’s Brust schlagen<br />
zwei Herzen. Das eine ist die Luzerner<br />
Fasnacht, bei der er nun aber nach<br />
37 Jahren deutlich kürzergetreten ist.<br />
Hat er doch über 20 Jahre für SRF den<br />
Fasnachtsumzug kommentiert oder diverse<br />
Guggenmusigen gegründet, geprägt<br />
und eigene Fasnachtsveranstaltungen<br />
organisiert. Die frei gewordene<br />
Zeit verwendet er nun endlich für sich<br />
und seine Partnerin, dies vor allem fürs<br />
gemeinsame Reisen. Das andere Herz<br />
gehört dem Radio. Da ist er seit 24<br />
Jahren aktiv in Liechtenstein, Schweiz<br />
oder Deutschland. Da war er zwei Jahre<br />
als Schweizer in der Morningshow<br />
von 105.5 Spreeradio in Berlin. Seit<br />
2021 ist er im fixen Morgenteam mit<br />
Philippe Gerber.