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Bote aus der Buckligen Welt Jänner 2024 - Nr. 250

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Die Jugend hat das Kommando<br />

Sebastian Woltron ist <strong>der</strong><br />

jüngste Kommandant in <strong>der</strong><br />

Geschichte <strong>der</strong> FF Brunn an <strong>der</strong><br />

Pitten. Das Feuerwehr-Gen hat<br />

ihm die Familie mitgegeben, das<br />

Vertrauen seiner Kollegen hat<br />

sich <strong>der</strong> 22-Jährige erarbeitet.<br />

Sicher unterwegs in <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> des Internets<br />

Spätestens wenn <strong>der</strong> Nachwuchs<br />

das eigene Smartphone<br />

in Händen hält, eröffnet sich damit<br />

eine digitale <strong>Welt</strong>, die nicht<br />

nur viel Wissen, Aust<strong>aus</strong>ch und<br />

Informations-Vielfalt bereit hält,<br />

son<strong>der</strong>n auch viele weniger erfreuliche<br />

Nebenerscheinungen.<br />

Eine Tatsache, die vielen Eltern<br />

berechtigte Sorgen bereitet. Wie<br />

geht man also damit um und<br />

wie kann man seinen Kin<strong>der</strong>n<br />

ein sicheres Online-Umfeld ermöglichen?<br />

Diesen und vielen<br />

weiteren Fragen ging Daniela<br />

Reisner (Saferinternet.at-Trainerin,<br />

Kommunikationsagentur<br />

reDaRei) im Rahmen einer elfteiligen<br />

Vortragsreihe von „Bildung<br />

wächst“ auf den Grund.<br />

An verschiedenen Terminen in<br />

<strong>der</strong> ganzen Region informierte<br />

sie Eltern und Pädagogen<br />

über essentielle Themen wie<br />

Bernadette Pichler-Holzer<br />

hat mit ihrem Kommando eine<br />

Entscheidung getroffen: „Mein<br />

Stellvertreter hat sein Amt <strong>aus</strong><br />

persönlichen Gründen zurückgelegt.<br />

Da war klar, dass auch<br />

ich meine Funktion zur Verfügung<br />

stelle“, erklärt die nunmehr<br />

ehemalige Kommandantin <strong>der</strong><br />

FF Brunn. Drei Jahre hat sie die<br />

Geschicke <strong>der</strong> Florianis in <strong>der</strong><br />

Bad Erlacher Katastralgemeinde<br />

geleitet. Jetzt hat sie den Weg<br />

für die junge Riege frei gemacht<br />

– und damit für ihren 22-jährigen<br />

Sohn Sebastian.<br />

Der „<strong>Bote</strong>“ trifft die beiden in<br />

Schwarzau am Steinfeld, in dem<br />

H<strong>aus</strong>, in dem Sebastian aufgewachsen<br />

ist und Bernadette ihre<br />

Praxis für Physiotherapie führt.<br />

Für den Termin haben sich beide<br />

in die blaue Feuerwehruniform<br />

geschmissen. Beim Eintreffen<br />

sind Mutter und Sohn bereits<br />

beim fachlichen Aust<strong>aus</strong>ch. Der<br />

22-Jährige schmunzelt: „Wir telefonieren<br />

jetzt auch fast mehr<br />

als zuvor, als ich noch Verwalter<br />

war.“ Seine neue Funktion hat<br />

<strong>der</strong> Student für Forstwirtschaft<br />

nicht leichtfertig angetreten.<br />

„Ich habe viele Gespräche geführt,<br />

um die Frage zu beantworten:<br />

Was macht einen Kommandanten<br />

<strong>aus</strong>?“, erklärt er. Der<br />

Vorschlag, dass er sich <strong>der</strong> Wahl<br />

stellt, kam <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Mannschaft.<br />

Immerhin hat <strong>der</strong> 22-Jährige in<br />

den vergangenen Jahren als<br />

Verwalter sowohl in Brunn<br />

als auch auf Abschnittsebene<br />

wichtige Erfahrungen<br />

gesammelt und er kennt die<br />

Feuerwehrstrukturen von<br />

Kindesbeinen an. Nicht nur<br />

seine Großeltern, Eltern und<br />

Geschwister waren beziehungsweise<br />

sind bei einer Feuerwehr<br />

aktiv, auch er selbst fing früh an.<br />

Unter an<strong>der</strong>em war er schon mit<br />

zwölf Jahren als Reporter beim<br />

Landeslager dabei.<br />

Altersschnitt unter 30<br />

Das Ergebnis war dementsprechend<br />

eindeutig: 23 von 25<br />

anwesenden Stimmen wählten<br />

ihn zum neuen Mann an <strong>der</strong><br />

Spitze. Das Kommando komplettieren<br />

mit Manuel Gregor<br />

und Elisabeth Berger ebenfalls<br />

zwei „Jungspunde“ mit<br />

Erfahrung. Auch sie haben in<br />

<strong>der</strong> Brunner Feuerwehrjugend<br />

angefangen, die heuer ihr 30.<br />

Bestehen feiert. Das spiegelt<br />

sich auch in <strong>der</strong> Mannschaft<br />

wi<strong>der</strong>. Die 55 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> FF<br />

Brunn sind überwiegend unter<br />

30 Jahre alt. Etwa 70 Prozent<br />

davon wohnen nicht direkt in<br />

Brunn. Die Wehr im Grenzgebiet<br />

<strong>der</strong> Bezirke Neunkirchen<br />

und Wiener Neustadt ist zwar<br />

für ein vergleichsweise kleines<br />

Gebiet zuständig, das aber mit<br />

viel Waldfläche sowie Pflege-<br />

Im Rahmen von „Bildung wächst“ gab Expertin Daniela Reisner Eltern und<br />

Pädagogen in elf Vorträgen praktische Tipps im Umgang ihrer Kin<strong>der</strong> mit<br />

dem Internet und Sozialen Medien / Foto: Rigler/Regionsbüro<br />

Cybermobbing, den Umgang<br />

mit dem ersten Handy, digitale<br />

Balance, Fake News, Social<br />

Media o<strong>der</strong> digitale Spiele. Die<br />

Vorträge waren sehr praxisnah<br />

gestaltet, um den Gästen einen<br />

soliden Grundstein mitzugeben.<br />

Erfahrenere Teilnehmer erhielten<br />

auch tiefere Einblicke in das<br />

Sebastian<br />

Woltron mit seiner<br />

Mutter Bernadette Pichler-Holzer<br />

Foto: Schwendenwein<br />

einrichtungen beson<strong>der</strong>s her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>nd<br />

ist. Für das neue<br />

Team gibt es daher vieles zu<br />

überblicken. Dazu hilft es auch,<br />

sich in <strong>der</strong> Familie <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen<br />

zu können. Pichler-Holzer hat<br />

zehn Jahre lang Führungstätigkeiten<br />

bei <strong>der</strong> Feuerwehr <strong>aus</strong>geübt.<br />

Manuel Gregors Vater war<br />

ebenfalls bereits einmal Kommandant.<br />

Für den Nachwuchs<br />

haben sie den Weg bereitet –<br />

jetzt stehen sie mit ihrem Rat<br />

zur Verfügung o<strong>der</strong> wie Pichler-<br />

Holzer erklärt: „Wir geben <strong>der</strong><br />

Jugend das Vertrauen. Wir haben<br />

uns 2018 ein klares Ziel gesetzt:<br />

in die Jugend investieren,<br />

damit sie übernehmen kann. Ich<br />

würde sagen: Ziel erreicht“.<br />

Victoria Schwendenwein<br />

Thema. „Mit diesem Format ist<br />

es uns gelungen, in die digitale<br />

Bildung und Sicherheit in unserer<br />

Gemeinschaft zu investieren.<br />

Ein sinnvolles Investment<br />

in unsere Zukunft und in die unserer<br />

Kin<strong>der</strong>“, so Regionsobfrau<br />

Michaela Walla.<br />

Cornelia Rehberger<br />

UND GENUSS<br />

KULTUR<br />

GEDANKEN<br />

von Roman Josef<br />

Schwendt<br />

Foto: Seidl<br />

Groß und artig<br />

In einer <strong>Welt</strong> voller Leistungsdruck<br />

geht es in erster Linie<br />

darum, besser und größer zu<br />

sein als jemand an<strong>der</strong>er. Evolutionsbedingt<br />

ist das vollkommen<br />

nachvollziehbar, denn schließlich<br />

wird man als Schlechterer einfach<br />

gefressen. Dieser innere Trieb hat<br />

sich offenbar nicht mit allen an<strong>der</strong>en<br />

Errungenschaften mitentwickelt,<br />

weswegen <strong>der</strong> Mensch<br />

noch immer dem Darwin’schen<br />

Gesetz frönt. Aber woran orientiere<br />

ich mich, wenn ich besser<br />

sein will? Ein Beispiel: Der Einzige,<br />

<strong>der</strong> besser ist als jemand,<br />

<strong>der</strong> das teuerste Auto hat, ist <strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> das teuerste Auto billiger bekommen<br />

hat. Ein Paradoxon. Besser<br />

ist man auch, wenn man artig<br />

gewisse Normen erfüllt, unabhängig<br />

von den Magengeschwüren,<br />

die man als Geschenk fürs „Nicht<br />

auf sich selbst“-Horchen gratis<br />

dazubekommt. Wo ist das gesunde<br />

Bauchgefühl hingekommen?<br />

Warum orientiert man sich woan<strong>der</strong>s<br />

und nicht an sich selbst?<br />

Jede Blume blüht neben T<strong>aus</strong>enden<br />

an<strong>der</strong>en schönen Blumen.<br />

Einfach. Für sich. So gut sie kann.<br />

In <strong>der</strong> Entwicklung sollte man<br />

sich an sich selbst orientieren,<br />

morgen besser als heute zu sein,<br />

in kleinen regelmäßigen Schritten.<br />

Denn auch die Selbstoptimierung<br />

ist keine Modeerscheinung, son<strong>der</strong>n<br />

ein innerer Trieb, dem viele<br />

vielfach unterworfen sind. Aber:<br />

Morgen noch genau <strong>der</strong>selbe zu<br />

sein, ist auch voll okay.<br />

Ja natürlich gibt es Standards,<br />

an denen man sich orientieren<br />

soll / muss / kann. Wenn man das<br />

will. Philharmoniker zum Beispiel.<br />

Da muss man „all in“ gehen und<br />

durch<strong>aus</strong> artig sein, um groß zu<br />

werden. Vergessen wir aber nicht,<br />

dass es dazwischen auch immer<br />

individuelle Wege gibt. Liebe Eltern<br />

und pädagogische Kollegen,<br />

das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl.<br />

Es ist etwas an<strong>der</strong>es, die<br />

eigene Großartigkeit anzustreben,<br />

als danach zu streben, besser als<br />

jemand an<strong>der</strong>s zu sein. Was das<br />

mit Kunst zu tun hat? Alles.<br />

Ein zufriedenes neues Jahr<br />

wünscht herzlichst,<br />

Roman Josef Schwendt<br />

brief @ romanjosefschwendt.com<br />

<strong>Bote</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Buckligen</strong> <strong>Welt</strong> | <strong>Jänner</strong> <strong>2024</strong><br />

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