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Chor im Gespräch FOLGE 16

Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet

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1 CHOR IM GESPRÄCH<br />

CHOR IM GESPRÄCH<br />

<strong>16</strong>. Folge (2022)<br />

Im Wesen der Musik liegt es,<br />

Freude zu bereiten.<br />

Aristoteles<br />

Frauenchöre „Concertanten“ Allner und „La bella<br />

musica“ Bröl be<strong>im</strong> “Singen für den Frieden“


2 CHOR IM GESPRÄCH<br />

VORWORT<br />

Diese Betrachtung soll ein Bekenntnis zum hiesigen<br />

<strong>Chor</strong>gesang sein, der nicht nur die Menschen <strong>im</strong>mer<br />

wieder erfreut, sondern auch ein Stück gelebte He<strong>im</strong>at<br />

ist. Das zeigt nicht nur die Tradition der Chöre<br />

und <strong>Chor</strong>gemeinschaften, sondern auch die vielfältigen<br />

Aktivitäten, die sich zwangsläufig aus dem <strong>Chor</strong>und<br />

Vereinsleben ergeben. Das gilt für die zahlreichen<br />

Auftritte, Konzerte und anderweitigen Veranstaltungen.<br />

Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis, dass das Singen<br />

auch den Sängerinnen und Sängern viel Spaß bereitet.<br />

Dass das Singen zudem eine ausgeprägte gesellige<br />

und soziale Komponente hat, müsste eigentlich<br />

allen Menschen bekannt sein! Darum liegt es eigentlich<br />

auf der Hand, dass man sich für dieses Metier<br />

wirklich interessieren sollte. Das ganze Umfeld soll<br />

deshalb einmal intensiv betrachtet und auch denen<br />

nähergebracht werden, die sich eigentlich dessen<br />

nicht so bewusst sind. Außerdem hat es für den Verfasser<br />

den weiteren Grund, dass sich damit für ihn ein<br />

stiller Wunsch erfüllt. Es ist für ihn interessant, das<br />

ganze und vielfältige Geschehen zu erleben und zu<br />

dokumentieren. Nicht nur der hiesige <strong>Chor</strong>gesang erlebt<br />

eine Zeit, in der die Sängerinnen und Sänger<br />

nachhaltig beweisen können und müssen, was ihnen<br />

das musikalische Erbe wert ist, das es zu bewahren<br />

gilt. Wir sollten uns nicht nur bei Jubiläumsfeiern daran<br />

erinnern.<br />

Swingphonie Siegburg (Leitung: Stefan Wurm)


3 CHOR IM GESPRÄCH<br />

INHALTSVERZEICHIS<br />

04 Ausgeprägte St<strong>im</strong>mfülle<br />

06 Für eine gute Sache<br />

07 Ein Gipfelstürmer<br />

09 Der unsterbliche Beethoven<br />

10 Singen trotz Corona<br />

11 Ich liebe das Singen<br />

12 Wir sind der <strong>Chor</strong><br />

13 Neuer Dirigent in Rauschendorf<br />

14 Kribbeln auf der Haut<br />

15 Gospel Inspiration St. Augustin<br />

<strong>16</strong> Lebensgeister geweckt<br />

18 Singen und beten<br />

19 Vokales Singen<br />

20 St<strong>im</strong>mung in Müllekoven<br />

21 Der Schatzgräber<br />

22 Der Namenspatron<br />

23 Crossover-Konzert in der Meys Fabrik<br />

25 Richtig vorbildlich betreut<br />

26 <strong>Chor</strong>fahrt ins Bergische Land<br />

27 Reinerlös für die Ukraine<br />

28 Mit oder ohne Noten<br />

29 Ein faszinierendes Konzert<br />

31 Gemeindefest in Kaldauen<br />

32 Ein musikalisches Fanal<br />

33 Abschied von der Krippe<br />

34 Er ist der Dirigent<br />

35 Es ist wirklich ein Jammer<br />

36 Mehr st<strong>im</strong>mlicher Glanz<br />

37 Echte Bewunderung<br />

38 Ein wahrer Husarenritt<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

45<br />

IMPRESSUM<br />

Der Hennefer Verfasser, Dipl. Ing. Walter Dohr<br />

(*1946), berichtet als <strong>Chor</strong>redakteur und He<strong>im</strong>atchronist<br />

seit Jahrzehnten <strong>im</strong> Rhein-Sieg-Kreis. Texte<br />

und eigene Fotos können für choreigene Zwecke unter<br />

Nennung des Verfassers verwendet werden.<br />

walterdohr@musik-kompendium.de<br />

Digitale Assistenz: Erik Breidenbach<br />

„<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ hat ein Komponisten-Verzeichnis<br />

erstellt. WIKIPEDIA: John Rutter (*1945)<br />

ZUSCHRIFT<br />

Vielen Dank für die Kostprobe von „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“<br />

- ein schöner Einblick in die weiterhin lebendige<br />

<strong>Chor</strong>welt ist das, den Sie da zusammenstellen<br />

und wir freuen uns, dass Sie auch auf uns gestoßen<br />

sind. Gerne dürfen Sie, falls es sich anbietet, auch erwähnen,<br />

dass wir noch männlichen Zuwachs suchen.<br />

Aber wir werden uns ja sicher persönlich sprechen,<br />

wenn Sie vorbeischauen.<br />

Lisa Meißner, <strong>Chor</strong> „KlangFarben“ Eitorf<br />

SÄNGERSUCHE<br />

Auch „KlangFarben“ Eitorf sucht weitere Sänger (natürlich<br />

auch Sängerinnen!). Das Problem haben viele<br />

der Chöre und <strong>Chor</strong>gemeinschaften an Rhein und<br />

Sieg. Letztlich geht nichts über eine paritätische<br />

St<strong>im</strong>mbesetzung!


4 CHOR IM GESPRÄCH<br />

STIMMFÜLLE<br />

<strong>Chor</strong>vorsitzender Heinz Weiss hob bei der Begrüßung<br />

des vom Männerchor „Constantia“ Weingartsgasse in<br />

der Meys Fabrik vor dem Tode des Dirigenten Bernd<br />

Radoch das Motto „Zeitlos...in der Gegenwart“ hervor.<br />

Dieses hatte man mit dem stets motivierten Dirigenten<br />

Bernd Radoch ausgetüftelt, um der Musik<br />

das zeitlose Gebaren die nötige Reverenz zu bezeugen.<br />

Und das tat das drei Dutzend <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men mit<br />

ausgeprägter Ausdruckskraft und eindrucksvoller<br />

St<strong>im</strong>mfülle, von der sich auch Magdalene Kappes<br />

recht angetan zeigte. Sie hat schon vor dem Tode ihres<br />

so plötzlich verstorbenen Gatten, <strong>Chor</strong>dirigenten,<br />

Kreischorleiters und Kirchenmusikers Karl-Josef Kappes<br />

vor mehr als einem Jahrzehnt in den ersten Stuhlreihen<br />

in der Aula der Kopernikus-Realschule und in<br />

der Meys Fabrik gesessen und miterlebt, wie der unvergessene<br />

<strong>Chor</strong>stratege aus Lohmar die Jahreskonzerte<br />

der „Constantia“ ins Leben gerufen hat. Diese<br />

begeisternde Tradition hat Radoch sehr gerne und<br />

ambitioniert übernommen, wie man be<strong>im</strong> jüngsten<br />

Konzert konstatieren durfte! Damit ist das Wesentliche<br />

gesagt und auch darüber, dass die gebührende<br />

Reverenz an die Musik (die den Zeitgeist nie aus den<br />

Augen verlieren sollte), die bekanntlich bis in die Gegenwart<br />

reicht. Radoch hatte sein Konzertprogramm<br />

sorgfältig konzipiert und dabei die Genres Oper, Operette,<br />

Musical, Schlager, Folklore und Mundart geschickt<br />

miteinander verknüpft. Dabei verlangte er von<br />

den drei Dutzend Sängern Präsenz, Blickkontakt, Beharrlichkeit<br />

und st<strong>im</strong>mliche Geschmeidigkeit und Geschlossenheit<br />

in allen St<strong>im</strong>mregistern. Das gelang<br />

war bei der aufrüttelnden „Allmacht“ (Franz Schubert),<br />

dem leidenschaftlichen „Jerusalem“ (Fritz<br />

Ihlau) und dem majestätischen „Klänge der Freude“<br />

(Edward Elgar/Willy Trapp) wie be<strong>im</strong> „Pilgerchor“ aus<br />

„Tannhäuser“ von Richard Wagner sowie „Du hohe<br />

H<strong>im</strong>melskönigin“ aus „Die Macht des Schicksals“ und<br />

das „Trinklied“ aus „Ernani“ von Guiseppe Verdi auf<br />

ganz vorzügliche Weise. So gerüstet, konnten sich die<br />

<strong>Chor</strong>isten be<strong>im</strong> Potpourri der beliebten und unverwüstlichen<br />

Revue-Operette „Maske in Blau“ (Fred Raymond/Willy<br />

Parten) mit Bravour in die unsterblichen<br />

Ohrwürmer vertiefen! Edgar Zens (Klavier) und <strong>Chor</strong>solist<br />

Dieter Holz (Bassbariton) sind schon seit vielen<br />

Jahren bewährte und unverzichtbare Akteure und erfreuen<br />

das begeisterte Publikum <strong>im</strong>mer wieder mit


5 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ihrer sinnfälligen Musikalität. Das zeigte sich in der<br />

Meys Fabrik einmal mehr bei der ausgeklügelten<br />

<strong>Chor</strong>- und Liedbegleitung des Pianisten und in den<br />

Duetten („Maske in Blau“) von Dieter Holz mit der<br />

graziösen Sopranistin Jana Heryánová-Ryklovà und in<br />

dessen präsenten Solopartien („Jerusalem“). Die Solistin,<br />

die in der Schubert-Hymne, „Macht des Schicksals“<br />

und „Maske in Blau“ <strong>im</strong> Benehmen mit den <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men<br />

eine wirkliche vorbildliche Rolle spielte, entfaltete<br />

in Frederick Chopins „In mir klingt ein Lied“<br />

und <strong>im</strong> kecken Operettenlied „Mein Herr Marquis“ aus<br />

der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß ein<br />

echtes Gespür für den Duktus beider Stücke. An den<br />

ausgefeilten Koloraturen hätte der Wiener Operettenkönig<br />

best<strong>im</strong>mt seine helle Freude gehabt. Nach der<br />

Konzertpause brachten die Protagonisten beispielsweise<br />

Schönes aus den Musicals „My Fair Lady“ (Frederick<br />

Loewe) und „West Side Story“ (Leonard Bernstein)<br />

und der Operette „Die lustige Witwe“ (Franz<br />

Léhar) sowie Arrangements von „The Lion Sleeps<br />

Tonight“ und „Amazing Grace“ und kölsche Mundartlieder<br />

zu Gehör.<br />

NACHRUF<br />

Die Sänger des Männerchores „Constantia“ Weingartsgasse<br />

trauern um den bis zuletzt aktiven <strong>Chor</strong>leiter<br />

<strong>Chor</strong>direktor FDB Bernd Radoch, der am 9. Dezember<br />

2018 mit 59 Jahren viel zu früh verstorben<br />

ist, dessen Lebensmotto. „Music was my first love“'<br />

gewesen ist. Er war ein Dirigent voller Phantasie und<br />

ein Glücksfall für die Musikszene. Im Jahre 2003 hatte<br />

die erste <strong>Chor</strong>probe in Weingartsgasse und bewies ein<br />

enormes Engagement und mitreißenden und unermüdlichen<br />

Elan. Er war ein Vollblutmusiker mit Leidenschaft<br />

und Tiefgang und war vor allem ein großer<br />

Romantiker mit ausdrucksstarker St<strong>im</strong>me. Sein Motto<br />

lautete, dass man mit Freude singen und das dem<br />

interessierten Zuhörer auch zu zeigen', gelang ihm<br />

exzellent. Immer<br />

der begeisterte er das Publikum und den <strong>Chor</strong>, wenn<br />

er mit markanter Gestik die Sänger zu enormen Leistungen<br />

antrieb. Viele Reisen und gemeinsame Erlebnisse<br />

haben uns mit ihm verbunden. Wir sind stolz,<br />

dass wir mit Bernd Radoch verbunden. Die „Constantia“<br />

ist stolz darauf, einen Teil seines Lebensweges<br />

mit ihm gegangen zu sein und dankt diese unverveßliche<br />

Zeit mit Bernd Radoch erlebt zu haben. Er wird<br />

uns <strong>im</strong>mer in guter Erinnerung bleiben.


6 CHOR IM GESPRÄCH<br />

FÜR EINE GUTE SACHE<br />

Selbst die Nothilfe „Ärzte für Äthiopien“ und die „Hennefer<br />

Tafel“ partizipierten auch vpn den traditionellen<br />

Adventsskonzerten des Männerchores Geistingen unter<br />

der bewährten Leitung von <strong>Chor</strong>leiter Pavel<br />

Brochin. Vor der Corona-Krise erhielten sie jeweils einen<br />

Scheck in Höhe von 1.000 Euro. Diese noble<br />

Geste begrüßt auch „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ und gratuliert<br />

dem Vorsitzenden und Konzertmoderator Markus Linden<br />

für die Großherzigkeit, mit der der Männerchor<br />

schon seit Jahren zu Werke geht und sich <strong>im</strong>mer wieder<br />

in den Dienst der Mithilfe und Solidarität begibt.<br />

Man konnte in der zweijährigen Corona-Misere leider<br />

kein Adventskonzert veranstalten, das nicht nur in<br />

Geistingen musikalisches Interesse finden! Für das<br />

Ganze hat man festgelegt, dass eine der betroffenen<br />

Organisationen überregional agieren soll und ihren<br />

Sitz dennoch in der Umgebung von Geistingen hat,<br />

während die andere dagegen eine regionale Organisation<br />

sein soll. Wie der <strong>Chor</strong>vorstand berichtet, hat<br />

der Verein „Ärzte für Äthiopien“ seinen Sitz in St. Augustin.<br />

In einem Krankenhaus in Yirgalem, einer<br />

Stadt <strong>im</strong> Süden von Äthiopien, hat der Verein bereits<br />

eine Mutter- und Neugeborenen-Abteilung errichten<br />

lassen. Diese soll mit sehr hohen Hygienestandards<br />

eingerichtet werden. Dafür haben die Mitglieder einen<br />

Container losgeschickt, in dem sich die Grundausstattung<br />

für eine solche Krankenhausabteilung befindet.<br />

Dazu gehören Betten, Rollatoren, Ultraschallgeräte<br />

und weiteres medizinisches Equipment. „Wir haben<br />

sehr gute Erfahrungen mit dem Krankenhaus in Äthiopien<br />

gemacht. Die Mitarbeiter haben unsere Ideen<br />

und Vorschläge angenommen und umgesetzt“, freut<br />

sich Michael Elberfeld, Vorstandsmitglied von „Ärzte<br />

in Äthiopien“. Das Geld aus dem besagten Adventskonzert<br />

will man für die Anschaffung und den Transport<br />

weiterer Geräte verwenden. Bernd Reetz, Leiter<br />

der Hennefer Tafel, der den zweiten Scheck in Höhe<br />

von 1.000 Euro erhielt, erklärte, die „Hennefer Tafel“<br />

wolle die Spende in die Infrastruktur und Betriebskosten<br />

des Vereins investieren. Die „Hennefer Tafel“ hilft<br />

bedürftigen Menschen mit lebensnotwendigen Dingen,<br />

di ein Supermarkt zur Verfügung stellt.


7 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Fotos: privat<br />

EIN GIPFELSTÜRMER<br />

Georg Bours ist ein musikalischer Gipfelstürmer wie<br />

er <strong>im</strong> Buche steht, da beißt keine Maus den Faden ab!<br />

Dabei muss man wissen, dass sich der ambitionierte<br />

Dirigent und <strong>Chor</strong>stratege <strong>im</strong> zweiten Corona-Jahr in<br />

den verdienten Ruhestand begeben hat. Damit verbunden<br />

war auxh eine Neuausrichtung und Umbenennung<br />

des Kammerchores des Rhein-Sieg-Gymnasiums<br />

St. Augustin, mit dem Georg Bours viele Jahre<br />

sehr erfolgreich gewesen ist. Dieser <strong>Chor</strong> fungiert nun<br />

als Konzertchor Rhein-Sieg und dürfte die <strong>Chor</strong>szene<br />

An Rhein und Sieg ganz gewiss bereichern. Ein vielversprechender<br />

Anfang (will man der hiesigen Presse<br />

folgen) wurde vor den Sommerferien <strong>im</strong> Jahre 2022<br />

in der St. Anno-Kirche in Siegburg gemacht! Dazu<br />

gratuliert „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ dem unermüdlichen Dirigenten<br />

und allen musikalischen Akteuren, die sich<br />

dem gelungenen Konzert, das mit „Händel meets<br />

Beethoven“ apostrophiert war. Georg Bours ist es ge-


8 CHOR IM GESPRÄCH<br />

„Dettinger Te Deum“ in D-Dur von Georg Friedrich<br />

Händel und die „Missa in C-Dur“ von Ludwig van<br />

Beethoven entschieden. Damit wurde dem Bonner Jubiläumskomponisten<br />

eine durch Corona verspätete<br />

Reverenz zuteil! Beide anspruchsvollen Werke huldigen<br />

Gott. Und das auf verschiedenartige Weise: Während<br />

das „Te Deum“ Gott dafür preist, dass die<br />

Schlacht siegreich geschlagen ist, bricht sich in der<br />

Messe der Jubel über die Herrlichkeit Gottes seine<br />

Bahn. Die Mitwirkenden waren unter der Gesamtleitung<br />

von Georg Bours, Antje Bischof (Sopran), Bettina<br />

Schaeffer (Alt), Max<strong>im</strong>ilian Fieth (Tenor), Gustav<br />

Muthmann (Bass), das Kammerorchester Rhein-Sieg<br />

und der Konzertchor Rhein-Sieg.<br />

wöhnt die musikalische Messlatte sehr hoch anzulegen.<br />

Er sucht <strong>im</strong>mer wieder die musikalische Herausforderung,<br />

woran letztlich seine engagierten und motivierten<br />

Sängerinnen und Sänger gewachsen sind<br />

und dies auch in der Zukunft tun werden! Das zeigt<br />

die grandiose Präsentation in der St. Anno-Kirche.<br />

Der <strong>Chor</strong>leiter hatte sich be<strong>im</strong> mit Bravour bestandenen<br />

„Premierekonzert“ für die Aufführungen des


9 CHOR IM GESPRÄCH<br />

MEISTER BEETHOVEN<br />

einen virtuellen Besuch durch das Beethovenhaus<br />

entdeckt. Man kann sich auf der Homepage des<br />

Thonasberger<br />

Kirchenchores in Beethovens Wohn- und Arbeitsz<strong>im</strong>mer<br />

klicken. Das Beethoven-Haus Das Geburtshaus<br />

Repro: Kirchenchor Sankt Joseph Thomasberg<br />

Eigentlich wollten die Sängerinnen und Sänger des<br />

traditionellen Kirchenchores St. Joseph Thomasberg<br />

<strong>im</strong> Beethovenjahr 2020 das Beethoven-Haus in Bonn<br />

besichtigen. Der Bonner Musensohn und Weltbürger<br />

hat bekanntlich vor 250 Jahren das Licht der Welt erblickt.<br />

Doch wie der Chronist des von Edgar Zens seit<br />

mehr als 20 Jahren dirigierten Kirchenchor, der <strong>im</strong><br />

Siebengebirge seine musikalische He<strong>im</strong>at hat, berichtet,<br />

hat Corona dem Kirchenchor einen ganz dicken<br />

Strich durch die Rechnung gemacht. Denn besagte<br />

das Beethovenhaus (rechtes Foto) blieb geschlossen.<br />

Doch der Chronist hatte keine Ruhe gefunden und<br />

Beethovens, das in unmittelbarer Nähe des Bonner<br />

Marktplatzes und des Bonner Münsters liegt, ist ein<br />

Wahrzeichen Bonns und zieht <strong>im</strong>mer wieder die interessierten<br />

und musikliebenden Menschen aus aller<br />

Welt an. Das Museum <strong>im</strong> Beethoven-Haus beherbergt<br />

die größte Beethoven-Sammlung weltweit, während<br />

<strong>im</strong> Kammermusiksaal das Beethoven-Hauss beachtliche<br />

Akzente <strong>im</strong> Konzertleben der Stadt. Der unsterbliche<br />

Komponist du Pianist (getauft am 17. Dezember<br />

1770 in Bonn, Kurköln; † 26. März 1827 in Wien, Kaisertum<br />

Österreich) führte die Wiener Klassik zu ihrer<br />

höchsten Entwicklung und bereitete der Musik der<br />

Romantik den Weg.


10 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Foto: privat<br />

SINGEN TROTZ CORONA<br />

Der vom pensionierten Lehrer und langjährigen <strong>Chor</strong>leiter<br />

Friedhelm L<strong>im</strong>bach dirigierte und vor einem<br />

Jahrzehnt gegründete Gemischte <strong>Chor</strong> CHORios der<br />

Musik- und Kunstschule Lohmar hat sich auch von der<br />

Corona-Pandemie nicht vom Singen abhalten lassen.<br />

Der Dirigent hatte zunächst mit den verschiedenen<br />

St<strong>im</strong>men einzelne Proben absolviert. Aber da die Sängerinnen<br />

und Sänger gemeinsam singen wollten, verlegte<br />

man die <strong>Chor</strong>proben ins Freie, wobei sich niemand<br />

angesteckt hat. Eines ist sicher: Das regelmäßige<br />

Singen und Zusammensein hat den <strong>Chor</strong>mitgliedern<br />

ein wöchentliches Highlight in den doch recht<br />

einsamen Zeiten des Lockdowns beschert und die<br />

Corona-Krise besser überstehen zu helfen! Seit der<br />

Seit der Gründung singt sich der engagierte und vergnügte<br />

<strong>Chor</strong> mit viel Spaß, Freude und Begeisterung<br />

durch ein abwechslungsreiches Repertoire, dass von<br />

der Renaissance- bis hin zur Popmusik reicht. Man engagiert<br />

sich gelegentlich auch gerne auf der Bühne,<br />

obwohl es vordringlich um die Freude am Singen bei<br />

der Probe und nicht zuletzt um das menschliche Miteinander<br />

geht, das sich auf die Sängerinnen und Sänger<br />

jeden Alters bezieht.


11 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ICH LIEB DAS SINGEN<br />

Repros: Katrin Wissemann/Erik Breidenbach<br />

Da hat sich die versierte und engagierte Kirchenmusikerin<br />

Katrin Wissemann der evangelischen Kirchengemeinde<br />

Siegburg doch wirklich übertroffen! Welch<br />

eine wunderschöne Idee, sich und den Menschen eine<br />

Freude zu machen. So lässt sich Corona für einige Augenblicke<br />

wahrlich vergessen. Und das ist gut so!<br />

„<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ ist jedenfalls von dem gelungen<br />

Video-Clip sehr angetan von der Kreativität und dem<br />

Engement der Kantorin, die sich mit ihren Sängerinnen<br />

und Sänger ganz gewiss darauf freut, wieder Auftritte<br />

zu haben und Konzerte zu geben, die seit vielen<br />

Jahren nicht nur das Musikleben in der erwähnten<br />

evangelischen Kirchengemeinde bereichern!


12 CHOR IM GESPRÄCH<br />

WIR SIND DER CHOR<br />

<strong>Chor</strong>isten schier zu verzweifeln schienen. Doch man<br />

hat gemeinsam die schwere Prüfung bestanden und<br />

zeigen die zum Weltkulturerbe gehörenden Sängerfeste<br />

in den baltischen Ländern, die heute noch von<br />

der He<strong>im</strong>atliebe und der Freiheit geprägt sind. Die<br />

neue Sängerin hat bereits mit dem swingenden mehrst<strong>im</strong>migen<br />

<strong>Chor</strong>satz „Wir sind der <strong>Chor</strong>“ Tuchfühlung<br />

aufgenommen und hat sich damit in die Schar der<br />

Sängerinnen und Sänger eingereiht, die dem pointier-<br />

Video-Clip/Foto: privat/Repro: Erik Breidenbach<br />

Angela Recino, Pressebeauftragte und zweite Vorsitzende<br />

der <strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“ Siegburg,<br />

<strong>Chor</strong>vorsitzender Helmut Bargon, <strong>Chor</strong>leiter und Musikdirektor<br />

Stefan Wurm und nicht zuletzt die Sängerinnen<br />

und Sänger des Männerchores und der „Swingphonie“<br />

können aufatmen und wieder st<strong>im</strong>mlich und<br />

gesellschaftlich in die Zukunft gucken! Es war aber<br />

auch eine verflixte Zeit, in der den singbegeisterten<br />

nie den Mut verloren. Denn das wäre das Letzte was<br />

man verlieren darf! Man hat sich stets Mut miteinander<br />

gemacht, wobei der Dirigent und der <strong>Chor</strong>vorstand<br />

<strong>im</strong>mer wieder mit dem besten Beispiel vorangegangen<br />

sind. Inzwischen hat sich der „Swingphonie“<br />

die Ukrainerin Alina Urupa (rechtes Foto in der<br />

Bildmitte) zugesellt, wobei ihr „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ einen<br />

guten Start wünscht. Das Singen hat in den osteuropäischen<br />

Ländern einen hohen Stellenwert. Das<br />

ten Song verschieben haben. Dem Liedscheiber ist<br />

damit ein guter Wurf gelungen und fordert von den<br />

Chören ein ausgeprägtes St<strong>im</strong>m- und Rhythmusgefühl,<br />

das von Stefan Wurm unermüdlich und überzeugend<br />

beschworen wird! Schließlich haben sich die engagierten<br />

Sängerinnen und Sänger nicht ohne Grund<br />

den Namen „Swingphonie“ gegeben. Der besagte<br />

Liedtitel kommt dieser musikalischen Absicht geradezu<br />

entgegen. Das Lied kling und schwingt wenn so<br />

gesungen wird wie es geschrieben ist.


13 CHOR IM GESPRÄCH<br />

NEUER DIRIGENT<br />

Sänger den <strong>Chor</strong>leiter Christian Reckendrees, der<br />

während des gelungenen Konzertes den Taktstock<br />

sich hat. Natürlich stand be<strong>im</strong> Abschiedskonzert die<br />

Musik <strong>im</strong> Fokus. Der Jubelchor hatte dabei die „Happy<br />

Singers" zur Mitwirkung überreden können. Dadurch<br />

erhielt das Jubiläumskonzert eine weiter st<strong>im</strong>mliche<br />

Note, über die sich das Publikum in besonderer Weise<br />

freute. Das Konzert beendete die furchtbare Zeit der<br />

Corona-Einschränkungen. Reckendrees hatte mit<br />

Fotos: privat<br />

Der traditionsreiche MGV „Gemütlichkeit“ Rauschendorf<br />

(Stadt Königswinter) feierte <strong>im</strong> Jahre 2022 sein<br />

140-jähriges Jubiläum (!) mit einem Jubiläumskonzert<br />

in der Pfarrkirche St. Margareta in Stieldorf<br />

(Stadt Königswinter). Dabei verabschiedeten die<br />

an Hagen Anselm Fritzsche weitergab. Doch der neue<br />

Dirigent erhielt zudem eine blaue Vereinsschürze zelebriert<br />

wurde, was für Erheiterung be<strong>im</strong> Publikum<br />

sorgte und auch Fritzsche ein Lächeln ins Gesicht zauberte.<br />

„<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ will an dieser Stelle nicht<br />

ergründen, was es mit dieser Schürze eigentlich auf<br />

beiden Chören, Leo Z<strong>im</strong>mer (Waldhorn) sowie Hagen<br />

Anselm Fritzsche (Klavier und Orgel ein buntes Programm<br />

konzipiert, das von Ingeborg Haas-Esser und<br />

Theo Schäfer moderiert wurde. Darunter das vom Jubelchor<br />

intonierte <strong>Chor</strong>lied ,Die launige Forelle“ von<br />

Franz Schöggl, während die „Happy Singers" u.a. „So<br />

soll es bleiben" von Annette Humpe zu Gehör brachten.<br />

Zum Finale erklang das vom Ex-<strong>Chor</strong>sänger Robert<br />

S<strong>im</strong>on getextete „Rauschendorf mein He<strong>im</strong>atdorf"<br />

nach der Melodie der der irischen Weise “Möge<br />

die Straße uns zusammenführen“.


14 CHOR IM GESPRÄCH<br />

KRIBBELN AUF DER HAUT<br />

Foto: Bewegte Kommunikation St. Augsutin<br />

Be<strong>im</strong> bewussten Singen ist <strong>im</strong>mer wieder die Rede<br />

von der inneren und der äußeren Gestalt. Dabei bezieht<br />

sich das äußere Erscheinungsbild auf die körperliche<br />

und musikalische Präsenz mit all ihren Faktoren<br />

und Parametern wie Intonation, St<strong>im</strong>mgebung, Diktion,<br />

Rhythmik, Phrasierung, St<strong>im</strong>mfärbung und andere<br />

Dinge mehr! Natürlich gehören die Gestik, die<br />

Überzeugungskraft und die Körpersprache ebenfalls<br />

dazu. Darüber wird viel gesprochen und diskutiert<br />

und das ist gewiss auch gut so! Ein Paradebeispiel war<br />

in diesem Zusammenhang war als das „anderes<br />

Weihnachtskonzert“ apostrophierte Crossover-Konzert.<br />

Das unvergessliche Event <strong>im</strong> Siegburger Rhein-<br />

Sieg-Forum, das die <strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“<br />

Siegburg gemeinsam mit dem hochkarätigen Ensemble<br />

„Baroque in Blue“ unter der künstlerischen Gesamtleitung<br />

von Musikdirektor Stefan Wurm (FDB)<br />

vor der Corona-Krise veranstaltete, weckte ganz gewiss<br />

viele Gefühle <strong>im</strong> Publikum. Und damit ist man bei<br />

der originären Gretchenfrage, wobei es pr<strong>im</strong>är um die<br />

innere Gestalt be<strong>im</strong> Singen und Musizieren gehen soll.<br />

Das Publikum soll <strong>im</strong>mer wieder berührt werden und<br />

wird es ja hin und wieder auch. Man darf nicht vergessen,<br />

dass in jedem Lied und jedem Musikstück<br />

eine eigene Seele innewohnt, die das Publikum mehr<br />

oder weniger spürt. Doch was geschieht be<strong>im</strong> Singen<br />

und Musizieren? Haben die Akteure auch eine Gänsehaut<br />

und das nicht nur be<strong>im</strong> Applaus.


15 CHOR IM GESPRÄCH<br />

GOSPEL INSPIRATION<br />

Verstärkung in den Bass- und Tenorst<strong>im</strong>men zu arbeiten.<br />

Doch es braucht in den gemischten Chören für<br />

Sänger bewusst und überzeugend um eine weitere<br />

St<strong>im</strong>mverstärkung! Eine geraume Zeit vor dem Aus-<br />

Foto: privat<br />

Der Gospelchor Gospel Inspiration“ ist ein durchaus<br />

stattlicher <strong>Chor</strong>, der in der evangelischen Kirchengemeinde<br />

Sankt Augustin Niederpleis und Mülldorf seine<br />

musikalische He<strong>im</strong>at und Best<strong>im</strong>mung hat. Die mehr<br />

als 50 engagierten Sängerinnen und Sänger treffen<br />

sich <strong>im</strong> Turnus von zwei Wochen unter der Leitung<br />

der Kantorin Barbara Dünne zur <strong>Chor</strong>probe, um vornehmlich<br />

Gospels und Spirituals für verschiedenste<br />

Veranstaltungen einstudieren. Doch ein leistungsfähiger<br />

ist nicht davor gefeit, an der st<strong>im</strong>mlichen<br />

St<strong>im</strong>mausgleich nun einmal ein mehr oder weniger<br />

ausgewogenes St<strong>im</strong>menverhältmis. Das Problem ist<br />

aber nicht nur St. Augustin vertraut; das zieht sich<br />

wie ein roter Faden durch die <strong>Chor</strong>szene an Rhein und<br />

Sieg. Dass Singen die Gesundheit und die Intelligenz<br />

fördert ist eine Binsenweisheit und ist auch dem<br />

Gospelchor und seiner Dirigentin in Fleisch und Blut<br />

übergegangen. Es ist auch bekannt, dass das Singen<br />

die Konzentration die Hormone senkt, die aggressiv<br />

und stressanfällig machen und verbessert die soziale<br />

Bindungsfähigkeit. Daher bitten die Sängerinnen und<br />

bruch der Corona-Krise hat man 2.300 Euro für die<br />

SOS-Kinderdörfer in Syrien nach der hauptstadt Damaskus<br />

ersungen. Unter dem sinnfälligen Motto Titel<br />

„You are my home“ gab der Gospelchor der evangelischen<br />

Kirchengemeinde Sankt Augustin Niederpleis<br />

und Mülldorf zwei Benefizkonzerte in der evangelischen<br />

Emmaus-Kirche in Bonn und in derr He<strong>im</strong>atgemeinde<br />

in Sankt Augustin. Der begeisterungsfähige<br />

<strong>Chor</strong> wurde dabei von einer aus Cello, Gitarre, Bass<br />

und Schlagzeug bestehenden Combo und von <strong>Chor</strong>leiter<br />

Eun Sup Jang am Keyboard begleitet.


<strong>16</strong> CHOR IM GESPRÄCH<br />

LEBENSGEISTER<br />

die musikalischen Lebensgeister in besonderer Weise<br />

weckte, konnte man sich einen Einblick verschaffen,<br />

wieder einzufangen! Obwohl ist sich in diesem Falle<br />

nicht um die eigentliche <strong>Chor</strong>arbeit handelte, konnte<br />

der Griff in die Notenkiste durchaus hören lassen.<br />

Doch die blieb an diesem Probeabend weitgehend<br />

verschont, da die Gestik auch zu ihrem Recht kam.<br />

Alles ist wieder eitel Sonnenschein für den Dirigenten<br />

Stefan Wurm und seine motivierten Sängerinnen und<br />

Sänger. Das zeigte sich <strong>im</strong> Juni 2022 bei einer der<br />

ersten <strong>Chor</strong>proben nach Corona in der Siegburger<br />

Brückberg-Kaserne. Da ein Auftritt der „Swingphonie“<br />

wie der respektable <strong>Chor</strong> die mehr als zweijährige Karenzzeit<br />

bewältigt hat. Um es auf den Punkt zu bringen:<br />

Der <strong>Chor</strong> hat nichts von seiner Singfreude und<br />

Begeisterungsfähigkeit eingebüßt. Im Gegenteil! Stefan<br />

Wurm hatte seine liebe Not, seine Zöglinge <strong>im</strong>mer<br />

Wenn es be<strong>im</strong> Einüben manchmal etwas trocken zugeht,<br />

was nicht die wertvolle <strong>Chor</strong>arbeit des Dirigenten<br />

schmälern soll, so ist das Singen vertrauter <strong>Chor</strong>literatur<br />

doch lebendiger und sinnfälliger. Da die<br />

„Swingphonie“ die Singfreude nachhaltig beschwor,<br />

war Stefan Wurm gefordert, st<strong>im</strong>mlich die Zügel anzuziehen,<br />

während er in beharrlicher Manier die Tempobehandlung,<br />

die st<strong>im</strong>mliche Geschmeidigkeit und<br />

Ausdruckskraft korrigiert. So gesehen, unterschied<br />

sich die „Generalprobe“ keineswegs von der üblichen


17 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Alina Urupa (2.v.r.) und Lucy James (ganz rechts)<br />

<strong>Chor</strong>probe, wo es auch zu feilen und st<strong>im</strong>mlich zu gestalten<br />

gilt. Wer aufgehört hat, besser zu werden, hat<br />

aufgehört zu singen! Ein Anliegen lag dem <strong>Chor</strong>leiter<br />

ganz besonders auf der Seele: Die bewusste st<strong>im</strong>mliche<br />

Gestaltung, die Tonspannung und letztlich die<br />

überzeugende St<strong>im</strong>mgebung. Die beiden <strong>Chor</strong>- und<br />

Solosängerinnen Lucy James und Rabea Steffen zogen<br />

sich bei dem rhythmisch pointierten Liedsatz<br />

(„Wir sind der <strong>Chor</strong>“), dem verträumten „Only t<strong>im</strong>e“<br />

von „Enya“ und dem unverwüstlichen Ohr „Thank you<br />

for the music“ von Abba. Solche St<strong>im</strong>mperlen muss<br />

Rabea Steffen<br />

man hegen und pflegen, da sie mit Geld nicht zu bezahlen<br />

sind! Beide sind vorzüglich singende Nymphen,<br />

die mit Leidenschaft und Herzblut bei der Sache<br />

sind. Es ist ein großes Glück, dass man solche aufgeschlossenen<br />

und st<strong>im</strong>mbewussten Protagonistinnen<br />

zum st<strong>im</strong>mlichen und menschlichen Inventar zählen<br />

darf! Außerdem freut man sich bei der „Swingphonie“<br />

über die singbegeisterte Ukrainerin Alina Urupa. Der<br />

junge <strong>Chor</strong>, der <strong>im</strong> Jahre 2015 aus der Wiege gehoben<br />

worden ist, sind zwei Jahre gestohlen worden;<br />

doch man den Mut nicht verloren. Warum auch?


18 CHOR IM GESPRÄCH<br />

SINGEN UND BETEN<br />

Die erste Sakramentsprozession in Bayern fand 1273<br />

in Benediktbeuern statt, in Köln wurde das Fest erst-<br />

Fronleichnamsprozessionen auch eine lange christliche<br />

Tradition und stellen einen der Höhepunkte in der<br />

Liturgie dar. Auch in Hennef sind Fronleichnamsprozessionen<br />

bis auf den heutigen Tag lebendig geblieben.<br />

Im Zuge der Pastoralreform des Kölner Erzbistums<br />

haben sich Pfarrverbände und Pfarreiengemein-<br />

Fronleichnamsprozession in Hennef-Warth (privat)<br />

Fronleichnamsprozession in Hennef-Bödingen (privat)<br />

Das Fronleichnamsfest wird als Fest der leiblichen Gegenwart<br />

Christi in der Eucharistie seit dem Jahre 1247<br />

<strong>im</strong> Bistum Lüttich in der Basilika St. Martin gefeiert,<br />

ehe es <strong>im</strong> Jahre 1264 von Papst Urban IV. zum Fest<br />

der römisch-katholischen Kirche erhoben wurde.<br />

als <strong>im</strong> Jahre 1279 mit einer Prozession begangen. Ihren<br />

Höhepunkt an festlicher Gestaltung erreichte die<br />

Fronleichnamsprozession <strong>im</strong> 17. und 18. Jahrhundert.<br />

In München zog die Prozession zwischen den Stadtmauern<br />

hin, und die vier Evangelien wurden an den<br />

vier Stadttoren Schwabinger Tor, Isartor, Sendlinger<br />

Tor und Karlstor verlesen. Im Rheinland haben die<br />

schaften gegründet. So gestalten die Pfarreien St. Michael<br />

Geistingen und St. S<strong>im</strong>on und Judas Hennef<br />

eine gemeinsame Fronleichnamsprozession, die mit<br />

einer feierlichen Messe auf dem Hennefer Marktplatz<br />

beginnt und <strong>im</strong> jährlichen Wechsel zu den erwähnten<br />

Kirchen führt. Diese Messe wird von den Kirchenchören<br />

St. Michael Geistingen (Leitung: Dr. Dietmar Hofmann)<br />

und St. S<strong>im</strong>on und Judas Hennef (Leitung:<br />

Norbert Schmitz-Witter) musikalisch gestaltet.


19 CHOR IM GESPRÄCH<br />

<strong>Chor</strong> „KlangFarben“ Eitorf (Foto: privat)<br />

VOKALES SINGEN<br />

Die <strong>Chor</strong>landschaft an Rhein und Sieg wird durch die<br />

Chöre „KlangArt“ Siegburg und „KlangFarben“ durch<br />

Auftritte und Konzerte <strong>im</strong>mer mehr bereichert. Dabei<br />

<strong>Chor</strong> „KlangArt“ Siegburg (Foto: privat)<br />

tragen diese die deutliche musikalische Handschrift<br />

des diplomierten <strong>Chor</strong>- und Musikpädagogen und<br />

Sängers. Er bevorzugt das vokale Singen, das auf die<br />

eigentlichen Wurzeln des Singens zurückgeht und tut<br />

alles, um die Sängerinnen und Sänger zu begeistern.


20 CHOR IM GESPRÄCH<br />

STIMMUNG IN MÜLLKOVEN<br />

Foto: privat<br />

Vor der Corona-Krise veranstalteten der Frauenchor<br />

Müllekoven und die <strong>Chor</strong>gemeinschaft der Männerchöre<br />

„Con Amore“ Müllekoven und „Concordia“ Berghe<strong>im</strong>,<br />

die allesamt <strong>im</strong> Troisdorfer Stadtgebiet ihre angestammte<br />

sängerische He<strong>im</strong>at haben, ihr gemeinsames,<br />

beliebtes und traditionelles Weihnachtskonzert<br />

in der schön geschmückten Mehrzweckhalle<br />

„Krähenhorst“ in Müllekoven. Als Überraschung präsentierte<br />

sich Frauenchordirigent Sebastian Sottong<br />

mit Zylinder als „Frosty“, der Schneeman. So, als<br />

wolle er wie ein afrikanischer Regenmacher den<br />

Schnee hebei zaubern. Doch die Mühe konnte sich der<br />

engagierte <strong>Chor</strong>leiter durchaus sparen. Doch es war<br />

dennoch ein verblüffener Hingucker. Die vorweihnachtliche<br />

St<strong>im</strong>mung wurde mit dem von Thomas<br />

Gabriel komponierten „Gott hat mir längst einen Engel<br />

gesandt“ eingeläutet, ehe der Vorsitzende der<br />

<strong>Chor</strong>gemeinschaft, Paul Banischeweski, aus dem<br />

Weihnachtsbrief des von den Nazis ermordeten Theologen<br />

Dietrrich Bonhoeffer an seine Eltern zitierte.<br />

Die engagierten Sängerinnen gaben dem erwähnten<br />

Schneemann unter der souveränen Leitung von Sebastian<br />

Sottong klingende Gestalt, die sie auch den<br />

besinnlichen Weisen „Hört, es klingt vom H<strong>im</strong>melszelt“,<br />

„Fröhliche Weihnacht überall“ und „Adeste fidelis“<br />

gaben, wobei der letztgenannten Weise mehrere<br />

<strong>Chor</strong>bearbeitungen existieren. Der Lohmarer Dirigent<br />

Rudolf Wingenfeld, der schon seit einigen Jahren die<br />

Mannerchorgemeinschaft umsichtig und erfolgreich<br />

leitet, punktete mit den Sängern mit den <strong>Chor</strong>stücken<br />

„Weihnacht naht“, dem spiritualhaften Weihnachtslied<br />

„Geh, ruf es von den Bergen“ und dem mehrst<strong>im</strong>migen<br />

<strong>Chor</strong>satz „Es ist für uns eine Zeit angekommen“.<br />

Das Müllekovener Akkordeon-Orchester präsentierte<br />

unter dem versierten Dirigenten Stephan<br />

Weidenbrück Arrangements der Ohrwürmer „Der<br />

weiße Winterwald“ und „Sleigh ride“ sowie „Heal the<br />

world“ von Michael Jackson und das unverwüstliche<br />

„White Christmas“ von Bing Crosby und nicht zuletzt<br />

für Akkordeon-Orchester umgeschriebene populäre<br />

„La Montanara“. Natürlich gab es lebhaften Beifall und<br />

Brvorufe, die auch den jungen Musikerinnen Daphne<br />

Bauer (Querflöte) und Elena Kohlwey (Piano) galten.<br />

Einige Tage nach dem gelungenen Weihnachtslonzert<br />

traf man sich wieder in der Mehrzweckhalle, wo die<br />

besagte <strong>Chor</strong>gemeinschaft und der Frauenchor sowie<br />

das Lohmarer Blasorchester bei selbstgebackenem<br />

Kuchen und Gesängen auf das Fest einst<strong>im</strong>men.


21 CHOR IM GESPRÄCH<br />

DER SCHATZGRÄBER<br />

Digitale Assistenz: Hans-Peter Schmitt<br />

<strong>Chor</strong>bruder Dieter Schmitt aus Heisterschoss ist auf<br />

eine musikalische Goldgrube gestoßen, über die er<br />

wirklich sehr glücklich ist! Seit geraumer Zeit werkelt<br />

er mit seinem medienerfahrenen Sohn Hans-Peter<br />

Schmitt an einem Archiv, das <strong>im</strong>mer weiter anwächst.<br />

Und das ist gut so! Denn der passionierte <strong>Chor</strong>- und<br />

Solosänger liebt den Gesang von ganzem Herzen! Ein<br />

kluger Zeitgenosse hat einmal verbreitet, dass ein Leben<br />

nicht für die Musik ausreicht. Wie wahr! Dieter<br />

Schmitt dürfte dieser Zusage wohl zust<strong>im</strong>men. Irgendwann<br />

hat dieser nostalgische Tonaufnehmen aus<br />

den achtziger und neunziger Jahren entdeckt und so<br />

hat es sich ergeben, dass er das Ganze nach und nach<br />

unter der Obhut seines Sohnes digitalisiert hat. Jetzt<br />

kann er sich auf authentische Weise auf die Zeit besinnen,<br />

wo der mit dem Quartettverein Heisterschoss<br />

(Leitung: Angela Schmitt) und dem Siegburger Madrigalchor<br />

(Leitung: Peter-Josef Eich) viele Auftritte<br />

und Konzerte absolviert hat. Was dabei verwundert<br />

ist die Erinnerung daran, die Dieter Schmitt bis auf<br />

den heutigen Tag wachgehalten hat. Auch das ist gut<br />

so! Denn der <strong>Chor</strong>gesang war nicht ein gutes Stück<br />

Lebensfreude; sondern ist es heute noch. Wer seine<br />

Augen strahlen sieht, der muss es glauben! Zumal er<br />

unerwartet die Tonaufnahmen der Meisterchorsingen<br />

der erwähnten Chöre gefunden, die sich <strong>im</strong> Jahre<br />

1990 <strong>im</strong> westfälischen Werl den Fachjuroren mit Bravour<br />

gestellt habe.


22 CHOR IM GESPRÄCH<br />

DER NAMENSPATRON<br />

Repros: WIKIPEDIA<br />

Franz Schubert gilt zurecht als Inbegriff der Biedermeierzeit<br />

und wurde schon <strong>im</strong>mer als hochromantischer<br />

<strong>Chor</strong>- und Liedschöpfer erkannt und verehrt.<br />

Dieter Schmitt aus Heisterschoss ist ein Schubertkenner<br />

wie auch Schubertbekenner und macht gegenüber<br />

„<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ aus seinem seinem Herzen<br />

keine Mördergrube! Warum sollte er das auch tun?<br />

Darum freut er sich besonders darüber, dass ihm zwei<br />

Langspielplatten aus den siebziger und achtziger Jahren<br />

in die Hände gefallen sind. Es handelt sich dabei<br />

um Produktionen des Schubertchores Eitorf (Leitung:<br />

Peter Sonntag) und des Schubertbundes Siegburg<br />

(Leitung: Heinz-Rolf Fliersbach), die den Schubertjüngern<br />

viel Anerkennung über ihre He<strong>im</strong>at hinaus<br />

eingebracht hat. Der Schubertbund Siegburg hat eine<br />

vielfältige Palette von schlichten und schwierigen<br />

<strong>Chor</strong>sätzen unter Mitwirkung von Elmar C. Adler<br />

(Bassbariton) und Emil Gerhardt (Klavier) aufgenommen.<br />

Dagegen kann man auf der historisch interessanten<br />

Tonaufnahme weitere <strong>Chor</strong>perlen von Schubert<br />

und beschwingte <strong>Chor</strong>lieder unter der Beteiligung<br />

der <strong>Chor</strong>solisten Reinhold Schiefen, Robert Rösgen,<br />

Heinz Vendel und Bernd Dieter Kolf sowie Georg<br />

Gatz (Klavier) und des Mandolinenensembles Niederkassel<br />

(Leitung: Richard Neff). Für das digitalisierte<br />

Tonarchiv von Dieter Schnitt zwei weitere Schätzchen,<br />

bei der <strong>Chor</strong>patron Schubert zurecht aufgenommen<br />

worden ist. Inzwischen ist der Schubertgesang<br />

verklungen, worüber der längst verstorbene<br />

<strong>Chor</strong>gründer Peter Sonntag wohl sehr betrübt wäre.<br />

Heinz-Rolf Fliersbach hat die Leitung des Schubertbundes<br />

Siegburg nach mehr als 40-jährigem Dirigat<br />

aus Altersgründen vor einigen Jahren an Hans-Theo<br />

Schneider weitergegeben. Dieser hatte zuvor den<br />

Schubertchor Eitorf betreut. Beide Schubertchöre haben<br />

unter seiner bewährten Leitung Konzerte und<br />

Auftritte absolviert. Doch letztlich war der musikalischen<br />

Leben kein dauerhaftes Glück beschieden. Für<br />

den Schubertbund Siegburg hat sich die Verpflichtung<br />

des jetzigen Dirigenten längst ausgezahlt, da er den<br />

guten Ruf weiter gefestigt hat.


23 CHOR IM GESPRÄCH<br />

CROSSOVER-KONZERT<br />

schöne und vielfältige Crossover-Konzert hatte man<br />

sich <strong>im</strong> Frühsommer 2022 für das repräsemtative<br />

existiert und bei seinen beiden Auftritten seine musikalische<br />

Visitenkarte präsentiert. Die versierten und<br />

sympathischen Gitarristen (Hundholz singt auch <strong>im</strong><br />

Vokalensemble) verstehen sich wirklich blind und bewiesen<br />

mit ihrem poetisch angehauchten Stil viel<br />

Verve, wobei sie schöne und aparte Klangbilder aus<br />

dem Hut zauberten. Den Anfang hatten die beiden<br />

Musiker und Sänger mit dem legendären Titel „Don´t<br />

stop“ des unvergessenen Gipfelstürmers Fleetwood<br />

Mac. In den Programmen der begeisternden Protagonisten<br />

findet sich alles was Rang und Namen hat, wie<br />

Das Vokalensemble Hennef der Musikschule der Stadt<br />

Hennef, das sich inzwischen dem Stadtverband Hennefer<br />

Chöre angeschlossen, drängte es nach langer<br />

Corona.Pandemie wieder auf die <strong>Chor</strong>bühne. Für das<br />

Ambiente der Hennefer Meys Fabrik entschieden und<br />

sich als famose Mitgestalter das Hennefer Akustik-<br />

Duo Tom-Tom (Thomas Scheltkamp und Thomas<br />

Hundsalz) ausgesucht, das seit einigen Jahren<br />

Amy Winehouse, Bruce Springsteen, Coldplay, Daniel<br />

Boone, David Bowie, Everly Brothers, Santana, Supertramp,<br />

Tears For Fears, The Beatles, The Police<br />

oder auch T-Rex. Alle sist vorbildlich in Szene gesetzt


24 CHOR IM GESPRÄCH<br />

und in bestechender Manier arrangiert. Kein Wunder,<br />

dass es für den glänzenden Ausritt des Duos kräftigen<br />

und verdienten Beifall gab. Auch dem dritten Musiker<br />

<strong>im</strong> Bunde, <strong>Chor</strong>begleiter Sergey Markin, gebührt ein<br />

dickes Lob für sein ausgeprägtes und feinziseliertes<br />

Klavierspiel in „Make you feel my love“ von Bob<br />

Dylan, „Perfect“ von Ed Sheeran, „True Colors“ von<br />

Steinberg/Kelly und „Skyfall“ von Adele Atkins. Das<br />

Vokalensemble machte be<strong>im</strong> intensiven Einsingen<br />

wirklich Lust nach mehr und man wurde nicht enttäuscht!<br />

Die unwiderstehliche Dirigentin, die den <strong>Chor</strong><br />

seit 15 Jahren vorbildlich führt und inspiriert, ver-<br />

körpert auf ursächliche Weise, dass es be<strong>im</strong> Singen<br />

um die richtige innere und äußere Haltung geht. Das<br />

lebt sie vor und hat sie längst den Sängerinnen und<br />

Sängern nahegebracht. Es war der reinste Genuss,<br />

Lynn Lin und dem <strong>Chor</strong> zuzusehen und zuzuhören. So<br />

gerieten auch die packenden und anrührenden Arrangements<br />

und <strong>Chor</strong>stücke „Nette Begegnung“ von Oliver<br />

Gies), Du hast`n Freund in mir“ von Randy<br />

Newman/Kaus Lage, „Engel“ von Rammstein zu beseelten<br />

Streicheleneinheiten. „Crocodile Rock“ und<br />

„Your Song“ von Elton John/ Bernie Taupin. In sehr<br />

beeindruckender Manier beherrschte man die recht<br />

schwierigen und exponierten St<strong>im</strong>mgänge und zeigte<br />

<strong>im</strong>mer wieder deutlich, dass man das Singen liebt und<br />

auf der Bühne auslebt. Die Dirigentin spornte an, wo<br />

es vonnöten war, und betonte den St<strong>im</strong>mwitz und die<br />

erstaunliche Präsenz in all seinen klanglichen und<br />

harmonischen Facetten und Finessen! Ein Feuerwerk<br />

für die Sinne. Nur Felix Mendelssohn-Bartholdy hätte<br />

sich gewundert, wie sein genialer Wurf „Abschied“ in<br />

dieses zauberhafte Crossoover-Konzert geraten ist!<br />

Doch auch bei Lynn Lin gilt: Ad libitum! Auch Heinz<br />

Diedenhofen trug mit seiner fesselnden Moderation<br />

zum Gelingen unvergesslichen Abends bei!


25 CHOR IM GESPRÄCH<br />

VORBILDLICH BETREUT<br />

Der Virus ist gekommen, um zu bleiben. Und die<br />

„Swingphonie“ der <strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“<br />

Siegburg hat sich gegründet, um zu singen. Das haben<br />

sich seit vielen der unsäglichen Monate <strong>Chor</strong>dirigent<br />

Stefan Wurm, der <strong>Chor</strong>vorstand um den Vorsitzenden<br />

Hans-Josef Bargon und die 2. Vorsitzende Angela<br />

Recino auf vorbildliche Weise auf die Fahne geschrieben.<br />

Sie haben selbstverständlich keine Mühen<br />

gescheut, die <strong>Chor</strong>gemeinschaft (was natürlich auch<br />

den Männerchor „Germania“ betrifft!) beispielhaft zu<br />

betreuen und bei Laune zu halten. Das ist aller Ehren<br />

wert und so zahlte es die „Swingphonie“ bei der<br />

jüngsten Präsenzprobe in der Siegburger St. Anno-<br />

Kirche wortwörtlich mit klingender Münze zurück.<br />

Dem <strong>Chor</strong>leiter blieb das natürlich nicht verborgen,<br />

der die vielen konzentrierten <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men mit Vokalismen<br />

und Sprechübungen recht sinnfällig und sinnvoll<br />

auf das eigentliche Singen präparierte. Da auch<br />

dieser sympathische und st<strong>im</strong>mlich stets präsente<br />

<strong>Chor</strong> wohl über die Herden<strong>im</strong>munität verfügen sollte,<br />

wurde die 3-G-Regel eingehalten und die großzügige<br />

Verteilung der Singst<strong>im</strong>men war wirklich mustergültig.<br />

Viele Dirigent forcieren <strong>im</strong>mer wieder die kompakte<br />

<strong>Chor</strong>aufstellung. Aber man kann auch einer<br />

räumlich aufgelockerten Position durchaus einen positiven<br />

Effekt abgewinnen. Man kann sich zwar nicht<br />

mit den anderen St<strong>im</strong>men in vertrauter Manier einlassen;<br />

aber das Bewusstsein für das Singen wird auf<br />

jeden Fall gesteigert. Stefan Wurm meinte nicht ohne<br />

Foto: Bewegte Kommunikation St. Augustin<br />

Grund, dass sich Groove und Rhythmusgefühl ohne<br />

Notenblätter überzeugender und authentischer bewirken<br />

ließen. Das würde auch das Publikum letztlich honorieren.<br />

Das hat nichts damit zu tun, dass der <strong>Chor</strong><br />

einen schönen und wohltuenden Klang praktiziert,<br />

wobei Lucy James und Rabea Steffen über wahrlich<br />

vorzügliche Solost<strong>im</strong>men verfügen. Sie geben dem<br />

Dirigenten <strong>im</strong>mer wieder die Möglichkeit bei den Pro-<br />

grammen entsprechend zu disponieren. Natürlich<br />

mahnte der Dirigent korrigierte Kleinigkeiten bei der<br />

Intonation, St<strong>im</strong>mfärbung, Interpretation und Diktion.<br />

Dennoch waren die überaus gelungenen Wiedergaben<br />

von „Thank you for the music“ in einer Bearbeitung<br />

des amerikanischen Vokalpädagogen, Arrangeurs<br />

und Komponisten Jerry Estes und „Only t<strong>im</strong>e“<br />

von der irischen New-Age-Sängerin Enya wahrhaftig<br />

vorbildlich.


26 CHOR IM GESPRÄCH<br />

CHORFAHRT<br />

„Sängerkreis“ nannte. Im Jahre 1919 fusionierten der<br />

MGV „Cäcilia“ und der „Quartettverein Eitorf“ zum<br />

26Sänger dem klassischen <strong>Chor</strong>gesang an der Sieg.<br />

Im Jahre 1999 entschied sich der Eitorfer MGV auf<br />

<strong>Chor</strong>fahrt ins Bergische Land (Foto-Collage: privat)<br />

Der Eitorfer MGV besteht seit dem Jahre 1873 und ist<br />

der zweitälteste Verein der Gemeinde Eitorf. Die<br />

Gründung des traditionsreichen <strong>Chor</strong>es erlebten damas<br />

drei Dutzend Sänger, wobei sich der MGV<br />

„Eitorfer Männer-Gesang-Verein“. Zu Beginn des 19.<br />

Jahrhunderts erlebte der Verein mit 114 aktiven Sängern<br />

seine Blütezeit, ehe die Sängerzahl be<strong>im</strong> 100-<br />

jährigen Bestehen <strong>im</strong> Jahre 1973 auf etwa 50 Sänger<br />

schmolz. Im Jahre 20<strong>16</strong> verschrieben sich nur noch<br />

Vorschlag des <strong>Chor</strong>rsitzenden Horst Welteroth, einen<br />

Frauenchor zu gründen, der mit drei Dutzend Sängerinnen<br />

die Tat umgesetzt wurde. Im Jahre 2017 fusionierten<br />

und werden seit Jahren von Musikdirektor<br />

FDB Rolf Pohle erfolgreich dirigiert.


27 CHOR IM GESPRÄCH<br />

REINERLÖS FÜR UKRAINE<br />

Das Vokalensemble der Musikschule der Stadt Hennef,<br />

das für das Singen Hennefer Chöre (Foto) auf<br />

dem Hennefer Marktplatz ausgerufen war, hatte auf<br />

das Mitsingen verzichtet. Deshalb muss man an dieser<br />

Stelle ausdrücklich erwähnen, dass man den Reinerlös<br />

des überaus gelungenen <strong>Chor</strong>konzert einige<br />

Tage in der Hennefer Meys Fabrik dazu nutzte, die<br />

gute Sache auf diese Weise zu unterstützen. Die<br />

Stadt: Hennef<br />

präsente und quicklebendige <strong>Chor</strong>leiter Lynn Lin hatte<br />

zu diesem Konzert das Motto „Hallo, wie geht’s ausgegeben,<br />

be<strong>im</strong> klangfrischem ong „Nette Begegnung“<br />

des niedersächsischen Liedschreibers und Arrangeurs<br />

Oliver Gies. Dieser humorige Liedtitel zaubert ein Lächeln<br />

hervor. Man trifft sich überraschend und plaudert<br />

auf eine recht unverbindliche Art und Weise miteinander.<br />

Dabei muss sich der <strong>Chor</strong> auf eine verzwickt-pointierte<br />

Persiflage einlassen, was von Lynn<br />

Lin und den <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men toll gelöst worden ist!


28 CHOR IM GESPRÄCH<br />

MIT ODER OHNE NOTEN<br />

gemacht! Vor Jahren gehörten die Notenmappem<br />

zum Erscheinungsbild bei den Chören und <strong>Chor</strong>ge-<br />

betonten <strong>Chor</strong>werke und <strong>Chor</strong>arrangements rückt die<br />

Körpersprache noch mehr in den Fokus und das Mische<br />

und Gestische wird apostrophiert. Das von der<br />

Chinesin Lynn Lin Vokalensemble der Musikschule der<br />

Stadt Hennef, ein zierliches Energiebündel erster<br />

Güte, hat da eine gute Alternative gefunden, wobei<br />

man auf ganz praktische Weise mit Notenpulten ar-<br />

Es wird <strong>im</strong>mer wieder die leidige Debatte geführt, ob<br />

man mit Notenmappen auftreten sollte. Doch da hat<br />

man den offenbar die Rechnung ohne den Wirt<br />

meinschaften an Rhein und Sieg einfach dazu; und<br />

kein Hahn hat danach gekräht. Doch die Zeiten haben<br />

sich geändert. Durch die pointierten und rhythmisch<br />

beitet, die unauffällig in die <strong>Chor</strong>aufstellung integriert<br />

sind. Damit hat die Körperfreiheit, die die Gestik verlangt<br />

und der Blick zur Dirigentin ist in keiner Weise<br />

getrübt! Da der <strong>Chor</strong> als ausgewiesenes Vokalensemble<br />

agiert, kommt diese Lösung den Sängerinnen und<br />

Sängern jedenfalls entgegen.


29 CHOR IM GESPRÄCH<br />

FASZINATION<br />

Die Mitglieder und Gäste der evangelischen Kirchengemeinde<br />

Kaldauen hatten die Sängerinnen und Sänger<br />

der „Swingphonie“ Siegburg und ihren engagierten<br />

Dirigenten Stefan Wurm nicht vergessen!<br />

<strong>Chor</strong>moderator Frank Lange erinnerte be<strong>im</strong> Konzert<br />

anlässlich des Gemeindefestes in der evangelischen<br />

Friedenskirche <strong>im</strong> Juni 2022 an den Auftritt der <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />

„Germania“ Siegburg zugunsten der<br />

Flutkatastrophe <strong>im</strong> Ahrtal. Die „Swingphonie“ hatte<br />

auf Notenmappen verzichtet und waren so ganz<br />

unmittelbar <strong>im</strong> Blickfeld des Dirigenten, der seine<br />

hochmotivierte Sängerschar vom Klavier aus mit seinem<br />

Mienenspiel, kleinen Gesten und vor allem den<br />

Augen über alle Hindernisse brachte. Genauso wie<br />

das ein passionierter Jockey auch tut! Es war ein faszinierendes<br />

Konzert und ein weiterer musikalischer<br />

Meilenstein, bei der kein Hindernis gerissen wurde,<br />

um in der Reitersprache zu bleiben! Das verlangte natürlich<br />

viel Fingerspitzengefühl, Beharrlichkeit und<br />

vor allem Inspiration von beiden Seiten. Die überaus<br />

zahlreichen Besucher, die aufgrund der instruktiven<br />

Moderation bestens durch das ambitionierte Programm<br />

geleitet wurden, waren bereits be<strong>im</strong> spanischen<br />

Folklorelied „Cantar!“ und be<strong>im</strong> „10.000<br />

reasons“ (Bless the Lord“) von Matt Redman vom ersten<br />

Augenblick wie hypnotisiert und geizten nicht mit<br />

Beifall und Bravorufen! Das gilt ebenso für den seelenvollen<br />

Popsong „A groovy kind of love“ von Phil<br />

Collins und „Fly me to the moon” von Frank Sinatra.<br />

Der Moderator plauderte dabei aus dem Nähkästchen<br />

und meinte, dass Musikdirektor Stefan Wurm FDB bei<br />

dem legendären Sinatra-Hit vom herrlichen Gefühl<br />

des Schwebens fabuliert habe. Aber es ist wie <strong>im</strong> richtigen<br />

Leben: ein Körnchen Wahrheit ist <strong>im</strong>mer dabei!<br />

Gemeint ist damit der Schwebeklang, den viele Chöre<br />

anstreben. Da sind die „Swingphonie“ und ihr Dirigent<br />

ganz eindeutig auf dem richtigen Weg. Ein Indiz dafür<br />

ist die St<strong>im</strong>mkraft in den exponierten Tonlagen, die<br />

nicht nur bei Sinatra gefährlich offenliegen. Pfarrer<br />

Martin Kutzschbach und sogar die vielen jüngeren Zuhörer<br />

ließen sich bereitwillig von den Tönen in den


30 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Rabea Steffen (links), Lucy James (rechts)<br />

Arm nehmen und <strong>im</strong>mer wieder bezaubern. Das war<br />

bei den gefühlsbetonten und betörenden Ohrwürmern<br />

„Only t<strong>im</strong>e“ von Enya und „Hallelujah“ von Leonard<br />

Cohen auch der Fall. Die Lead-Sängerin des mehrfach<br />

gekürten Bonner Barbershop-<strong>Chor</strong>es „Klangküsse“,<br />

Rabea Steffen, krönte Abba-Hit „Thank you fort he<br />

music“ mit einem faszinierenden Altsolo. Doch die eigentliche<br />

Faszination, die einer einzigen Offenbarung<br />

gleichzusetzen ist, war die mit Nachdruck geforderte<br />

Zugabe. Der Dirigent hatte einen wirklich schwierigen<br />

<strong>Chor</strong>satz einstudiert, den Lorenz Maierhofer-Song<br />

„Wir sind der <strong>Chor</strong>“. Dabei schreckt er Komponist und<br />

Arrangeur überhaupt nicht davor zurück, die Sängerinnen<br />

und Sänger hochgradig zu fordern. Die<br />

„Swingphonie“ bestand die st<strong>im</strong>mliche und m<strong>im</strong>ische<br />

Herausforderung mitBravou; allen voran die Solisten<br />

Lucy James (Foto links). Was wäre der <strong>Chor</strong> ohne die<br />

beiden Solistinnen? Die Ukrainerin Alina Urupa singt<br />

inzwischen auch in der „Swingphonie“, worüber sich<br />

die zweite <strong>Chor</strong>vorsitzende Angela Recino und der<br />

<strong>Chor</strong>vorsitzende Hans-Josef Bargon freuten; wie auch<br />

die standing ovations der Besucher, die schier aus<br />

dem Häuschen waren. Die erwähnte Sängerin aus der<br />

Ukraine hatte gleich ihre Tochter mitgebracht. Beide<br />

zeigten stolz die „Sing mit!!“-Plaketten, die wie der<br />

gleichlautende Aufkleber aus der Medienwerkstatt<br />

von Angela Recino entstammen. Bei Alina Urupa und<br />

ihrer Tochter hat die besagte Plakette ein Wir-Gefühl<br />

geweckt. Und das ist gut so! Denn: Wer nicht wirbt,<br />

wird vergessen.


31 CHOR IM GESPRÄCH<br />

GEMEINDEFEST<br />

Kirchenmusiker in Birgit Schaboltas und der Begleitung<br />

am E-Piano durch Kantor Bernd Schaboltas prä-<br />

Ganzen einen tieferen Sinn. Eine Friedensbotschaft,<br />

die sich wie ein roter Faden durch den gelungenen<br />

Auftritt zog. Die Kaldauer Kindergartenkinder hüpften<br />

und tanzten zu der Melodie eines munteren Bienenliedes,<br />

wobei der kleinen Akteure als Bienen kostümiert<br />

waren. Eine von der Jugendleiterin und Diakonin<br />

Beate Gehrmann betreute Gruppe zeigte ihr<br />

Auf dem Gemeindefest der evangelischen Kirchengemeinde<br />

Kaldauen trat auch der benachbarte Kinderund<br />

Jugendchor „Lichtblick“ der katholischen St. Liebfrauen-Kirchengemeinde<br />

auf. Unter der Leitung der<br />

sentierten die jungen Sängerinnen und Sänger Friedenslieder.<br />

Der Auftritt auf der Pfarrwiese wurde<br />

durch selbstgemalte Bilder und selbstverfasse Texte<br />

auf sinnfällige Weise pointiert und gaben so dem<br />

sportliches Talent. Der von Pfarrer Martin Kutzschbach<br />

zelebrierte Sonntagsgottesdienst hatte die Freiheit<br />

zum Thema, die <strong>im</strong>mer wieder auf erfrischende<br />

Weise besungen und ganz bewusst in den Fokus des<br />

Gottesdienstes gerückt. Die Diakonin freute sich zudem<br />

mit den Konfirmanden/innen auf eine schöne<br />

Zeit. Man hatte dafür Fragen formuliert, auf die man<br />

Antworten suchen will!


32 CHOR IM GESPRÄCH<br />

NICHT NUR EIN FANAL<br />

Ein begeistertes Fanal setzten die allerbestens eingest<strong>im</strong>mte<br />

„Swingphonie“ (der andere <strong>Chor</strong> der <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />

„Germania“ Siegburg) be<strong>im</strong> Gemeindefest-Konzert<br />

in der evangelischen Friedenskirche in<br />

Siegburg-Kaldauen vor den Sommerferien 2022.<br />

Selbst die kritische <strong>Chor</strong>sängerin, Pressebeauftragte<br />

und zweite Vorsitzende der <strong>Chor</strong>gemeinschaft, Angela<br />

Recino, kann der bejubelten Zugabe inzwischen etwas<br />

Positives abgewinnen. Und das will schon etwas heißen!<br />

So meinte sie gegenüber „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“:<br />

„Auch wenn sie die Zugabe (dabei handelt es um das<br />

„marktschreiende“ <strong>Chor</strong>lied „Wir sind der <strong>Chor</strong>“ von<br />

Lorenz Meierhofer) eigenartig anmutet, sich als <strong>Chor</strong><br />

so in den Vordergrund zu spielen und sich als "DEN<br />

CHOR" zu verkaufen, überzeuge sie doch der Dialog<br />

mit den einzelnen St<strong>im</strong>men und der Solistin und die<br />

Dynamik, die der fetzige Song nicht nur auf Publikum<br />

mache,“ Das ist eine Meinung, die man akzeptieren<br />

kann, aber nicht unbedingt muss! Was würde wohl<br />

der anerkannte und beliebte Komponist und Arrangeur<br />

Lorenz Meierhofer aus der Steiermark dazu sagen.<br />

Er hat den vermeintlich „reißerischen und draufgängerischen“<br />

Song wohl bewusst so geschrieben. Jedenfalls<br />

kann und darf sich jeder <strong>Chor</strong> ruhig damit<br />

brüsten, dass er sich (<strong>im</strong> positiven Sinne) mit Haut<br />

und Haaren dem <strong>Chor</strong>gesang verschreibt. Und was<br />

Meierhofer dem <strong>Chor</strong> abverlangt, wissen Dirigent Stefan<br />

Wurm, die Solistin Lucy James und die „Swingphonie“<br />

wohl am besten. Und das Publikum auch!<br />

Logo: Bewegte Kommunikation St. Augustin


33 CHOR IM GESPRÄCH<br />

KLINGENDER ABSCHIED<br />

Fotos: privat<br />

Die nachweihnachtliche Zeit ist auch am Rhein und <strong>im</strong><br />

Siebengebirge bis auf den heutigen Tag lebendig geblieben!<br />

Vor der Corona-Krise hatte der Pavel Brochin<br />

dirigierte Männerchor Quirrenbach (Stadt Königswinter)<br />

zum dritten Mal das Publikum recht sinnfällig zum<br />

dritten Mal beendete der Männerchor mit seinem Repertoire<br />

die Weihnachtszeit in der evangelischen Kirche<br />

in Oberpleis, die mit ihrer denkmalgeschützten<br />

Holzkonstruktion eine besond<br />

weihnachtlichen Ausklang in die evangelische Kirche<br />

in Oberpleis eingeladen. <strong>Chor</strong>chronist Josef Göbel berichtet<br />

darüber, dass das denkmalgeschützte Gotteshaus<br />

mit seinem hölzernen Interieur eine wohlige<br />

Atmosphäre verbreitet. Für den engagierten <strong>Chor</strong>leiter<br />

und seine Sänger aus dem Oberhau war es natürlich<br />

ein inneres Vergnügen be<strong>im</strong> „Abschied von der<br />

Krippe“ aufzutreten und sich dabei in die mehrst<strong>im</strong>mige<br />

lateinische Messe des elsässischen Komponisten<br />

Martin Vogt zu vertiefen und so der Gemeinde eine<br />

besondere Freude zu bereiten. Das trifft auch für den<br />

Pfarrer Heiko Schmitz zu, der inzwischen mit einem<br />

feierlichen Open-Air-Gottesdienst entpflichtet worden<br />

ist. Josef Göbel schreibt, dass Geistliche sehr angetan<br />

von den lateinischen Gesängen gewesen sei, die in<br />

der Abendmahlsfeier der evangelischen Kirchen überhaupt<br />

nicht zu hören sind. Unter diesem Aspekt sollte<br />

man noch mehr und bewusster die Ökumene hegen<br />

und pflegen. Daher ist dem Dirigenten und seinen<br />

Mannen zu danken, dass sie das vorbildlich tun! Deshalb<br />

ist es nicht verwunderlich, dass sich Heiko<br />

Schmitz wünschte, den schönen Brauch des nachweihnachtlichen<br />

Singens möglichst fortzusetzen. Den<br />

Beifall der Kirchenbesucher kann man durchaus als<br />

wohlwollende Bestätigung deuten! Die Messe wurde<br />

von besinnlichen <strong>Chor</strong>liedern begleitet; wie ein angelsächsischer<br />

Engelgesang in deutscher Sprache oder<br />

das englische Gloria aus der Feder von Georg Händel,<br />

der England bekanntlich zu seiner He<strong>im</strong>at auserkoren<br />

und dort sogar das unsterbliche Messias-Oratorium<br />

vertont hat. Den Jubelruf hatte man in in kölnischer<br />

Mundart unterlegt. Auch ein ebenfalls aus dem anglikanischen<br />

Raum stammender Engelsruf mit deutschem<br />

Text und das beschwingte „Feliz Navidad“ von<br />

José Feliciano aus Puerto Rico berührten das Gemüt!


34 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ER IST DER DIRIGENT<br />

Fotos: privat<br />

„<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ wartet auf den Augenblick, dass<br />

der zeitgenössische <strong>Chor</strong>komponist und Arrangeur,<br />

der <strong>im</strong>mer wieder den Chören knifflige Aufgaben offeriert,<br />

auch den Dirigentinnen und Dirigenten ein<br />

musikalisches Denkmal baut. Da er es noch nicht<br />

getan hat, soll hiermit Musikdirektor (FDB) Stefan<br />

Wurm ganz bewusst in den Fokus gerückt werden.<br />

„Du bist der Dirigent“ hat man vor geraumer Zeit in<br />

liebenswerter Weise über ihn geschrieben. Die Frage,<br />

ob das auch alle Singst<strong>im</strong>men verinnerlicht haben und<br />

sich danach ausrichten; diese Frage kann nur Stefan<br />

Wurm selbst beantworten. Er geht jedenfalls auch<br />

vorbildlich mit der „Swingphonie“ (<strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />

„Germania“ Siegburg) um. Selst der unvergessene<br />

Theo Breuer würde dem unermüdlichen Dirigenten<br />

Beifall zollen. Wie das früher bei Breuer geschehen<br />

ist, als er mit der „Germania“ grosse Erfolge in aller<br />

Welt gefeiert hat. Stefan Wurm, das muss man ohne<br />

Neid anerkennen, hat die „Swingphonie“ seit dem<br />

Jahre 2015 (!) geformt und zu dem gemacht, was<br />

be<strong>im</strong> Gemeindefest in Kaldauen zu hören gewesen ist.<br />

Stefan Wurm, du bist der Dirigent und letztlich der<br />

gute Geist, der das alles überzeugend bewirkt!


35 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ES IST EIN JAMMER<br />

Aserbaidschan dirigierte A-cappella-<strong>Chor</strong> „KlangFarben“<br />

Eitorf sein Konzert in Alten- und Pflegehe<strong>im</strong><br />

und He<strong>im</strong>bewohner, die nach der schrecklichen<br />

Corona-Zeit eine seelische Beglückung durchaus verdient.<br />

Aber der schl<strong>im</strong>me Corona-Geist schwebt wohl<br />

noch <strong>im</strong>mer mehr oder weniger he<strong>im</strong>lich durch die<br />

Lande und übt sein böses Handwerk aus. So muss<br />

sich „KlangFarben“ und der künstlerische Leiter Ruslan<br />

Aliyev bis nach den Sommerferien 2022 trösten.<br />

Dann trifft man in der Kabelmetal-Halle in Schladern<br />

Foto: privat<br />

Es iat wirklich jammerschade, dass der vom diplomierten<br />

<strong>Chor</strong>- und Musikpädagoge Ruslan Aliyev aus<br />

Schloss Merten (Stadt Eitorf) <strong>im</strong> Juni 2022 nicht zu<br />

Gehör bringen konnte. Das ist ein wahrer Jammer, für<br />

den Dirigenten, seine motivierten Sängerinnen und<br />

Sänger und letztlich auch für die He<strong>im</strong>bewohnerinnen<br />

auf die Gruppe "Saitomortale", Sollte das Corona-Virus<br />

dann endlich ein Einsehen haben, so kann man<br />

sich auf einen musikalischen Leckerbissen freuen.<br />

Erste Kontakte haben der Eitorfer <strong>Chor</strong> und das Ensemble<br />

(rechtes Foto) inzwischen <strong>im</strong> Eitorfer Sängerhe<strong>im</strong><br />

gehabt und freuen sich ebenfalls auf das Konzert<br />

an der idyllischen Sieg!


36 CHOR IM GESPRÄCH<br />

STIMMLICHER GLANZ<br />

„<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ beobachtet <strong>im</strong>mer wieder, dass<br />

man in der <strong>Chor</strong>landschaft an Rhein und Sieg wohl am<br />

Ton arbeitet und sich mehr oder weniger der Ton- und<br />

Körperspannung befleißigt, doch es fehlt hin und wieder<br />

der allerletzte st<strong>im</strong>mliche Glanz. Gemeint ist damit,<br />

dass die dynamische Ausgestaltung nicht unbedingt<br />

die Priorität hat, die ihr eigentlich zukommt! Die<br />

Diktion und die Intonation ist die die eine Sache; doch<br />

die Phrasierung, St<strong>im</strong>mfärbung und vor allem die bewussten<br />

Lautstärkenwechsel eine ganz andere! Das<br />

kann man am besten bei den Meisterchören und mehr<br />

noch bei den Meisterchorsingen des <strong>Chor</strong>verbandes<br />

NRW hören. An Rhein und Sieg vermisst man schon<br />

seit Jahren solche Vorzeigechöre, die musikalisch den<br />

Weg weisen könnten. Zurzeit halten nur der Frauenchor<br />

„Cantus Cantabilis Rhein Sieg“ (Ltg.: <strong>Chor</strong>direktor<br />

Artur Rivo) und die „Singgemeinschaft Birk“ (Ltg.:<br />

Musikdirektor Rolf Pohle) die Fahne hoch. Da wird<br />

eine erquickliche Musiksprache beherzigt. Da hilft alles<br />

nichts, daran muss man ernsthaft arbeiten. Das<br />

sich be<strong>im</strong> Singen vieles nur <strong>im</strong> Dunstkreis von Mezzoforte<br />

bis zum Fortiss<strong>im</strong>o bewegen soll, ist nun wirklich<br />

der Weisheit letzter Schluß. Das zu erkennen und<br />

st<strong>im</strong>mlich umzusetzen ist das Gebot der Stunde!<br />

Nicht mehr, aber auch nicht weniger.<br />

Walter Dohr<br />

Collage von „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ von Josef Göbel


37 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ECHTE BEWUNDERUNG<br />

Stefan Wurm vertreten. Wie die Pressesprecherin und<br />

2. <strong>Chor</strong>vorsitzende, Angela Recino, meint, hat sich<br />

Kirchengemeinde Kaldauen in der Friedenskirche auf<br />

den Schultern von Stefan Wurm ruhte, wo sie bestes<br />

aufgehoben war. Die beiden liebeswerten und ausgeprägten<br />

Protagonistinnen werden das Kind schon<br />

schaukeln!<br />

Angela Recino (1. Reihe links), Rabea Steffen (2.<br />

Reihe links) und Lucy James (1. Reihe Mitte)<br />

Angela Recino verkündet auf der Facebook-Seite der<br />

<strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“ Siegburg voller Stolz,<br />

dass die beiden „Singenden Amazonen“ Lucy James<br />

und Rabea Steffen den angestammten <strong>Chor</strong>leiter<br />

Fotos: privat<br />

der rührige und zielstrebige Dirigent auch diesen<br />

Sommerurlaub redlich zurück. Vor allem, da die wirklich<br />

großartige Präsentation der „Swingphonie“ (der<br />

jüngere der beiden Germania-Chöre) be<strong>im</strong> überaus<br />

gelungenen Gemeindefest der evangelischen<br />

Musikdirektor FDR Stefan Wurm


38 CHOR IM GESPRÄCH<br />

EIN HUSARENRITT<br />

Foto: Privat<br />

Was sich seit dem Gründungsjahr 2015 (!) mit den<br />

von Musikdirektor FDB Stefan Wurm mit Verve und<br />

Beharrlichkeit dirigierten Sängerinnen und Sängern<br />

der „Swingphonie“ die sich gemäß einer vom Vorsitzenden<br />

Hans-Josef Bargon ausgearbeiteten Satzung<br />

der <strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“ Siegburg angegliedert<br />

haben, vollzogen hat, ist wirklich ein musikalischer<br />

Husarenritt. Das muss man erst mal einer nachmachen.<br />

Ein Projektchor aus dem Nichts, zu dem<br />

auch der ehemalige Vorstandskollege von Hans-Josef<br />

Bargon, Uwe Rösen, ein gerütteltes Maß beigetragen<br />

hat. Dabei hat der Dirigent keinen Augenblick gezögert,<br />

auch den zweiten <strong>Chor</strong> der „Germania“ zu übernehmen<br />

und die <strong>Chor</strong>gemeinschaft in eine recht verheißungsvolle<br />

Zukunft zu führen. Die frappierende Erfolgsgeschichte,<br />

die sich wirklich keiner in dieser<br />

Weise erträumen konnte (auch „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“<br />

nicht), hat sich inzwischen in unvergessenen Konzerten<br />

und Auftritten in überzeugender Weise in die<br />

Gunst des Publikums gesungen und die Herzen erreicht.<br />

Das vorläufige Ausrufezeichen, dem ganz gewiss<br />

noch viele folgen, war das erste grandiose Konzert<br />

anlässlich des Gemeindefest der evangelischen<br />

Kirchengemeinde Kaldauen. Wer hätte schon geahnt,<br />

dass der Stefan Wurm so hervorragend betreute <strong>Chor</strong><br />

einen solchen furiosen musikalischen Start nach der<br />

Corona-Krise hätte. Dieser <strong>Chor</strong> ist zurecht <strong>im</strong>mer<br />

mehr <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong> (nicht <strong>im</strong> Gerede!) und wird die<br />

hiesige <strong>Chor</strong>szene weiterhin nachhaltig beleben!


39 CHOR IM GESPRÄCH

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