Chor im Gespräch FOLGE 33
Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet
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1 CHOR IM GESPRÄCH<br />
CHOR IM GESPRÄCH<br />
Junger <strong>Chor</strong> „Navicula“ Wachtberg-Niederbachem<br />
<strong>33</strong>. Folge (2024)<br />
Betrachtung von Chören an Rhein und Sieg
2 CHOR IM GESPRÄCH<br />
VORWORT<br />
Diese Betrachtung soll ein Bekenntnis zum hiesigen<br />
<strong>Chor</strong>gesang sein, der nicht nur die Menschen <strong>im</strong>mer<br />
wieder erfreut, sondern auch ein Stück gelebte He<strong>im</strong>at<br />
ist. Das zeigt nicht nur die Tradition der Chöre<br />
und <strong>Chor</strong>gemeinschaften, sondern auch die vielfältigen<br />
Aktivitäten, die sich zwangs-läufig aus dem <strong>Chor</strong>und<br />
Vereinsleben ergeben. Das gilt für die zahlreichen<br />
Auftritte, Konzerte und anderweitigen Veranstaltungen.<br />
Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis, dass das Singen<br />
auch den Sängerinnen und Sängern viel Spaß bereitet.<br />
Dass das Singen zudem eine gesellige und soziale<br />
Komponente hat, müsste eigentlich allen Menschen<br />
bekannt sein! Darum liegt es eigentlich auf der Hand,<br />
dass man sich für dieses Metier wirklich interessieren<br />
sollte. Das ganze Umfeld soll deshalb einmal intensiv<br />
betrachtet und auch denen nähergebracht werden,<br />
die sich eigentlich dessen nicht so bewusst sind. Außer-dem<br />
hat es für den Verfasser den weiteren Grund,<br />
dass sich damit für ihn ein stiller Wunsch erfüllt. Es<br />
ist für ihn interessant, das ganze und vielfältige Geschehen<br />
zu erleben und zu dokumentieren. Nicht nur<br />
der hiesige <strong>Chor</strong>gesang erlebt eine Zeit, in der die<br />
Sängerinnen und Sänger nachhaltig beweisen können<br />
und müssen, was ihnen das musikalische Erbe wert<br />
ist, das es zu bewahren gilt. Wir sollten uns nicht nur<br />
bei Jubiläumsfeiern daran erinnern. Doch ist leichter<br />
gesagt als getan. Denn es verlangt einen ausgeprägten<br />
Gemeinsinn und die überzeugte Freude am Singen!<br />
Walter Dohr<br />
INHALTSVERZEICHIS<br />
03 Ganze Jahrgänge verloren<br />
05 Singen mit viel Spaß<br />
06 Neue Gesichter <strong>im</strong> <strong>Chor</strong><br />
07 Inspirierter Kammerchor<br />
08 Ein Weltkulturerbe<br />
11 Gebet an Intonatius<br />
12 Für die Seele singen<br />
13 Freudige Gemeinsamkeit<br />
14 Adventskonzert in Herchen<br />
15 Keine musikalische Stilblüte<br />
16 Kinder lieben das Singen<br />
17 Eine ganz fidele Truppe<br />
18 In Utrecht gastiert<br />
19 Deutsches <strong>Chor</strong>festival<br />
21 Eine Erfolgsgeschichte<br />
23 Maitradition <strong>im</strong> Oberhau<br />
24 Viele Messen gesungen<br />
25 Schöne <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men in Heisterbacherrott<br />
26 <strong>Chor</strong>arbeit und Vergnügen<br />
27 Voller Zuversicht<br />
28 Inspiriertes Singen<br />
29 Unglaubliche Präsenz<br />
30 Die Seele atmet durch<br />
31 Sängeraustausch in Siegburg<br />
32 Gelungenes <strong>Chor</strong>fest in Stoßdorf<br />
36 Vielfältige <strong>Chor</strong>musik<br />
37 Gelebte <strong>Chor</strong>freundschaft<br />
38 Ein motivierter <strong>Chor</strong><br />
39 Interview (Hennefer SIEGfoniker)<br />
40 Geboren, um zu singen<br />
41 Frühlingsfest der Künste in Troisdorf<br />
42 Bunt und vielfältig<br />
*<br />
Bei manchen Völkern wird der Reichtum<br />
eines Menschen daran bemessen,<br />
wieviel Lieder er <strong>im</strong> Herzen trägt.<br />
*<br />
IMPRESSUM<br />
Autor und Herausgeber: Walter Dohr<br />
Assistenz: Josef Göbel, Udo Füsser<br />
Webmaster: Erik Breidenbach<br />
Redaktion: walterdohr@musik-kompendium.de<br />
*<br />
Wie süß das Mondlicht auf dem Hügel schläft! Wir<br />
sitzen und lassen die Musik zum Ohre schlüpfen.<br />
William Shakespeare
3 CHOR IM GESPRÄCH<br />
JAHRGÄNGE VERLOREN<br />
Immer wieder mussten <strong>Chor</strong>proben in den vergangenen<br />
zwei Jahren wegen der Corona-Pandemie ausfallen.<br />
Welche Auswirkungen das auf die Kirchenmusik<br />
hat, erklärte der Vorsitzende des Verbands katholischer<br />
Kirchenmusikerinnen und Kirchnmusiker <strong>im</strong> Januar<br />
2022 in einem Interview mit DOMRADIO.de<br />
DOMRADIO.DE: Manche Chöre haben wegen der O-<br />
mikron-Variante vor Weihnachten schon das Singen<br />
eingestellt. Einige Chöre pausieren nun wegen des<br />
Schulstarts. Andere fangen gerade wieder an. Wie<br />
einheitlich gehen die <strong>Chor</strong>leiter <strong>im</strong> Erzbistum Köln mit<br />
der Corona-Pandemie um?<br />
Johannes Koop (Vorsitzender des Verbands katholischer<br />
Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker <strong>im</strong><br />
Erzbistum Köln): Tatsächlich sehr uneinheitlich, weil<br />
vieles von der Situation vor Ort abhängt, zum Beispiel,<br />
ob die <strong>Chor</strong>leiter die Möglichkeit haben in großen<br />
Räumen zu proben. Viele gehen in die Kirchen,<br />
um mit Abständen zu proben, weil Pfarrhe<strong>im</strong>e zu klein<br />
sind. Manche Chöre versuchen jetzt auch wieder online<br />
zu arbeiten, weil Proben in Präsenz zu gefährlich<br />
sind. Die Umsetzung hängt wiederum davon ab, ob<br />
die Kirchenmusiker die Möglichkeit haben, mit dienstlichen<br />
Geräten entsprechend arbeiten zu können.<br />
Viele <strong>Chor</strong>mitglieder sind sehr vorsichtig und sagen<br />
von sich aus, dass sie nicht zu den Proben gehen wollen.<br />
Es wird also sehr unterschiedlich gehandhabt.<br />
DOMRADIO.DE: Singen <strong>im</strong> <strong>Chor</strong> ist zurzeit noch erlaubt.<br />
Es ist aber mit umfangreichen Auflagen wie<br />
Tests verbunden, vor allem, wenn ohne Maske gesungen<br />
werden soll. Wie kommt das an?<br />
Koop: Die meisten Sängerinnen und Sänger möchten<br />
gerne ohne Maske proben, weil das Singen mit Maske<br />
sehr anstrengend ist. Von daher befürchte ich, dass<br />
bei der Testpflicht viele sagen werden: “Das ist mir zu<br />
viel Aufwand, deswegen komme ich erstmal nicht”.<br />
Ich hoffe, dass das Bistum die Möglichkeit aufn<strong>im</strong>mt,<br />
zumindest Geboosterte ohne Test zu den Proben zuzulassen.<br />
Da warten wir noch auf Reaktion des Generalvikariats<br />
auf die neuen Best<strong>im</strong>mungen des Landes.<br />
DOMRADIO.DE: Im vergangenen Jahr waren über<br />
Monate keine Proben in großer Besetzung möglich.<br />
Wie sehr hat diese Pause den Chören geschadet?<br />
Koop: Vor allem den Kinderchören hat es <strong>im</strong>mens geschadet.<br />
Wir befürchten da ganze Jahrgänge verloren<br />
zu haben. Bei den Erwachsenenchören habe ich den<br />
Eindruck, dass wir weniger Sängerinnen und Sänger<br />
verlieren werden. Momentan kommt gut ein Drittel<br />
der Sänger nicht zu den <strong>Chor</strong>proben. Aber die Erwachsenen<br />
wissen um das tolle Hobby und möchten<br />
wiederkommen, wenn die Situation es aus ihren Augen<br />
wieder zulässt.<br />
DOMRADIO.DE: Warum haben Sie bei den Kindern<br />
ganze Jahrgänge verloren? Die könnten doch genauso<br />
gut wiederkommen.<br />
Koop: Die Kinder sind dann in einem Alter, in dem es<br />
schwierig wird, den Anschluss zu halten. Viele Kolleginnen<br />
und Kollegen arbeiten mit Grundschulen zusammen.<br />
Wenn die Kinder in die weiterführenden<br />
Schulen kommen, verliert man sich aus den Augen.<br />
Ich selbst arbeite auch mit einer Grundschule zusammen<br />
und weiß, dass ich best<strong>im</strong>mte Jahrgänge nicht<br />
mehr wiedersehen werde. Momentan erlaubt die<br />
Schule keine <strong>Chor</strong>arbeit. Den tatsächlichen Verlust<br />
muss man abwarten.<br />
DOMRADIO.DE: Normalerweise muss <strong>im</strong> Bereich der<br />
Kirchenmusik sehr viel für Konzerte und Gottesdienste<br />
organisiert werden. Hinzu kommen die <strong>Chor</strong>proben.<br />
Inwiefern hat sich die Arbeit für Ihre Kolleginnen<br />
und Kollegen durch Corona verändert?
4 CHOR IM GESPRÄCH<br />
viele Hoffnungen geknüpft. Es gab viele Kolleginnen<br />
und Kollegen, die sich da mit Herzblut eingebracht<br />
haben. Momentan hat aber Stillstand eingesetzt. Man<br />
weiß nicht wirklich, wie es weitergeht. Und auch am<br />
Rückgang der Gottesdienstbesucher merkt man, dass<br />
viele die Kirche verlassen haben. Das betrifft auch<br />
den inneren Kern von Ehrenamtlichen. Das spüren wir<br />
Kirchenmusikerinnen und -musiker natürlich auch.<br />
DOMRADIO.DE: Bei all diesen schwierigen Vorzeichen:<br />
Wie erhalten Sie sich die Freude an Ihrem musikalischen<br />
Tun?<br />
Koop: Durch das Musizieren an sich. Ich habe für<br />
mich zum Beispiel die Orgel wiederentdeckt. Vorher<br />
hatte ich nicht so die Möglichkeit, mich so intensiv mit<br />
der Orgelmusik zu beschäftigen. Aber auch die Arbeit<br />
mit den Menschen in Kleingruppen bringt sehr viel.<br />
Diejenigen, die jetzt kommen, tun das mit innerer<br />
Überzeugung und viel Motivation. Das hilft auch über<br />
diese Zeit hinweg.<br />
Interview: Heike Sicconi.<br />
Koop: Wir sind eine Berufsgruppe, die eigentlich sehr<br />
viel <strong>im</strong> Voraus planen muss. Gerade kann man aber<br />
nur auf Sicht arbeiten. Das war anfangs sehr schwierig<br />
und ungewohnt. Vor allem weil es jetzt schon so<br />
lange geht, ist es auch <strong>im</strong>mer mehr bedrückend. Auf<br />
der anderen Seite hatte man jetzt mal die Zeit, über<br />
andere Formen nachzudenken. Ich weiß von vielen<br />
Kolleginnen und Kollegen, die sehr kreativ damit umgegangen<br />
sind und die beispielsweise Streaming-Angebote<br />
für kleine Konzerte oder best<strong>im</strong>mte Wortgottesdienste<br />
genutzt haben. Neu ist auch die Arbeit mit<br />
Kleingruppen. Viele Chöre haben sich zum Proben<br />
aufgeteilt. Das ist ein neues, sehr intensives Arbeiten.<br />
Es gibt also auch viele positive Ansätze, die man in<br />
die Zeit nach der Pandemie vermutlich mitn<strong>im</strong>mt.<br />
DOMRADIO.DE: Jetzt hat nicht nur die Corona-Pandemie<br />
den Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern<br />
zugesetzt. Das Erzbistum Köln kämpft mit einer<br />
Vertrauenskrise und steigenden Austrittszahlen. Spüren<br />
Sie das bei Ihrer Arbeit? Wie gehen Ihre Kolleginnen<br />
und Kollegen damit um?<br />
Koop: Wir spüren es durch die Äußerungen von <strong>Chor</strong>mitgliedern.<br />
Manche sagen, dass sie das nicht mehr<br />
mittragen können und verlassen die Chöre tatsächlich<br />
auch. Wie viele das sein werden, verschleiert die Pandemie<br />
momentan ein bisschen. Auch die Kirchenmusikerinnen<br />
und -musiker müssen mit dieser Situation<br />
Kirchenmusiker umgehen können. Ich nenne als Beispiel<br />
mal den Pastoralen Zukunftsweg. Daran waren
5 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SINGEN MIT VIEL SPASS<br />
„SwingHigh“ ist ein Gemischter <strong>Chor</strong>, der in Köln<br />
seine musikalische He<strong>im</strong>at hat und das Singen mit<br />
viel Spaß ausübt. Dafür sorgt <strong>Chor</strong>leiter Sebastian<br />
Dahmen, der mit den engagierten Sängerinnen und<br />
Sängern nicht nur eine bunte Mischung aus Pop,<br />
Swing und <strong>Chor</strong>liedern einstudiert, sondern auch oft<br />
eigene Arrangements schreibt. Deshalb kann man<br />
viele Klassiker für Chöre oder auch ganz neue Lieder<br />
in dieser Art bei diesem ambitionierten <strong>Chor</strong> hören.<br />
Notenkenntnisse sind bei diesem sympathischen <strong>Chor</strong>ensemble<br />
nun kein Problem! Alle <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men werden<br />
eingespielt und liegen als Download vor. So kann<br />
man sich <strong>im</strong>mer wieder in aller Ruhe das Eingeübte<br />
oder Einzuübende zu Gemüte führen und erleichtert<br />
auch neuen Mitgliedern den Einstieg!
6 CHOR IM GESPRÄCH<br />
NEUE GESICHTER IM CHOR<br />
Zulauf. Im Jahre 2022 haben sich vereinzelt neue<br />
Sängerinnen und Sänger dazu gekommen, so waren<br />
der be<strong>im</strong> Konzert 2023 <strong>im</strong> Bürgerzentrum Birk die<br />
musikalische Feuertaufe bei der Singgemeinschaft erlebte.<br />
Interessierten und neuen Sängerinnen und<br />
Sängern wird der Anfang erleichtert. Das geschieht<br />
Fotos: privat<br />
Eine Erfolgsmeldung vom achtfachen Meisterchor<br />
„Singgemeinschaft“: Der seit vielen Jahren musikalisch<br />
und menschlich von Musikdirektor FDB Rolf<br />
Pohle in vorbildlicher Weise dirigierten Sängerinnen<br />
und Sänger freuen sich zurecht über einen regen<br />
es allein vor Ostern 2023 letzten Wochen vier neue<br />
Sängerinnen und Sänger, die den Sopran und den Tenor<br />
st<strong>im</strong>mlich verstärken. Dabei sollte erwähnt werden,<br />
dass die neuen Gesichter allesamt gesangliche<br />
Erfahrung bei der Singgemeinschaft einbringen können.<br />
Für den <strong>Chor</strong> ist dies natürlich ein schönes Geschenk,<br />
wenn so unerwarteter Nachwuchs auftaucht,<br />
dadurch, dass außer der ausgesprochen freundlichen<br />
Atmosphäre, über den <strong>Chor</strong> umfassend informiert<br />
wird und eine persönliche Betreuung stattfindet, die<br />
die Singgemeinschaft gerne gewährt.<br />
*<br />
Singe, so lernst du singen.<br />
Volksmund
7 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Foto: privat<br />
INSPIRIERTER CHOR<br />
Der Kammerchor CONSONO aus Köln wurde <strong>im</strong> Jahr<br />
2001 von Harald Jers gegründet, der das Ensemble<br />
auch leitet und musikalisch inspiriert. Inzwischen haben<br />
er und seine hochmotivierten Sängerinnen und<br />
Sänger viele nationale und internationale <strong>Chor</strong>wettbewerbe<br />
gewonnen und sich unterdessen als einer<br />
der besten deutschen Kammerchöre etabliert und einen<br />
hervorragenden Ruf erworben hat! Regelmäßige<br />
Rundfunk- und Fernsehauftritte, CD-Einspielungen<br />
und Einladungen zu renommierten <strong>Chor</strong>festivals unterstreichen<br />
die hohe chorische Qualität des Ensembles<br />
und des internationale Ansehens. Das Repertoire<br />
reicht von Musik der Renaissance- und Barockzeit<br />
über die Romantik bis hin zur <strong>Chor</strong>musik der Gegenwart.<br />
Der exponierte Kammerchor Konzerte erarbeitet<br />
sich intensiv <strong>Chor</strong>musik aus unterschiedlichsten<br />
Stilepochen und Ländern. Ein musikalischer Fokus<br />
liegt auf der Erarbeitung bisher weitgehend unbekannter,<br />
anspruchsvoller A-cappella-Literatur sowie<br />
deren jeweils stilistisch authentischer Aufführungsweise.<br />
Der homogene <strong>Chor</strong>klang und die Transparenz<br />
der <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men finden in der Presse und der Öffentlichkeit<br />
<strong>im</strong>mer wieder höchste Zust<strong>im</strong>mung und Bewunderung.<br />
Dabei sind ausdrücklich die akustischmusikwissenschaftlichen<br />
Forschungen und die intensive<br />
Beschäftigung mit der musikalischen Akustik von<br />
Harald Jers besonders zu erwähnen, die unmittelbar<br />
in die Proben- und Konzertarbeit einfließen. Der Dirigent<br />
ist Professor für <strong>Chor</strong>leitung an der Musikhochschule<br />
Mannhe<strong>im</strong>, Dozent an mehreren europäischen<br />
Musikhochschulen, Leiter internationaler Dirigierkurse<br />
und Workshops, Juror bei <strong>Chor</strong>- und Kompositionswettbewerben<br />
und Referent an internationalen<br />
Musikakademien und bei Symposien. Das profunde<br />
Wissen über <strong>Chor</strong>- und Raumakustik nutzt er für eine<br />
qualitativen Verbesserung des <strong>Chor</strong>klangs, eine effektivere<br />
Probenmethodik und opt<strong>im</strong>ierte Orchesterund<br />
<strong>Chor</strong>aufstellung. Konzertreisen als Gastdirigent<br />
von Chören und Orchestern führten ihn durch Europa,<br />
Asien und in die USA. Er erhielt den 1. Preis der „Acoustical<br />
Society of America“ und den Dirigentenpreis<br />
be<strong>im</strong> internationalen <strong>Chor</strong>wettbewerb in Debrecen.
8 CHOR IM GESPRÄCH<br />
EIN WELTKULTURERBE<br />
<strong>Chor</strong>gesang erfreut sich weiter steigender Beliebtheit,<br />
nur die Gattung Männerchöre scheint dabei irgendwann<br />
und irgendwie den Anschluss verpasst zu haben,<br />
wenn man von rühmlichen Ausnahmen absieht!<br />
Besonders prekär ist das inzwischen auch in der Männerchor-Landschaft<br />
an Rhein und Sieg. Autor Hartmut<br />
Lutschewitz, der schon seit Jahren in der <strong>Chor</strong>szene<br />
kein Unbekannter ist, hat ein Buch unter dem Titel<br />
„Vereinsmarketing – was Gesangvereine erfolgreich<br />
macht“ geschrieben, das zufällig vor dem Ausbruch<br />
der Corona-Krise erschienen ist. Er stellt sich darin<br />
die frage, ob die Männerchöre ist ein Auslaufmodell<br />
ohne Zukunft wären. Vom <strong>Chor</strong>sterben sei ja schon<br />
viele Jahre die Rede, wovon die Männerchöre besonders<br />
betroffen sind. Die Statistik besagt, dass die Zahl<br />
der Chöre <strong>im</strong> Deutschen <strong>Chor</strong>verband von 2002 bis<br />
2018 konstant geblieben ist. Lutschewitz bringt die<br />
typischen Probleme zur Sprache, auch das, dass viele<br />
Männerchöre keine Neuerungen ins Vereins- und<br />
<strong>Chor</strong>leben bringen würden. So erwähnt er die verpönten<br />
Einsingübungen, Maßnahmen zur St<strong>im</strong>mbildung,<br />
konservative Vereinsstrukturen und unzeitgemäße<br />
Führungsstile und die Auswahl der <strong>Chor</strong>literatur. Das<br />
würde potenzielle Neumitglieder abschrecken. Bis die<br />
richtigen Rettungsmaßnahmen ergriffen würden,<br />
wäre ist es oft bereits zu spät. Häufig fehlt es neben<br />
aktiven und zu Neuerungen bereiten Vereinsvorständen<br />
auch am nötigen Rückhalt durch die Mitglieder.<br />
Da jammern aber bekanntlich nur selten nützlich ist,<br />
Fotos: privat<br />
MGV Seelscheid<br />
widmet sich der Autor der Erarbeitung eines Konzepts<br />
für eine Erneuerung des Männerchores. Am Anfang<br />
steht eine Vorstandssitzung mit einem einzigen Tagesordnungspunkt:<br />
Zur Zukunft des Vereins. Darauf<br />
aufbauend wird die aktuelle Situation <strong>im</strong> Verein erfasst<br />
und Ziele festgesetzt, wie die Attraktivität des<br />
Vereins zu erhöhen ist und neue Mitglieder gewonnen<br />
werden können. Dazu liefert er nicht nur graue Theorie,<br />
sondern liefert auch direkt umsetzbare Checklisten<br />
mit. Wichtig sei eine gesunde Selbstreflexion und<br />
Kritikfähigkeit. St<strong>im</strong>mt das Leistungsangebot des<br />
Vereins, wie steht es um die finanziellen Mittel und<br />
Möglichkeiten und tritt man mit einem einheitlichen<br />
Erscheinungsbild auf? Lutschewitz beschreibt sehr
9 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Jahren, einen jüngeren <strong>Chor</strong>stand gewählt haben sind<br />
das allerbeste Beispiel dafür. Sie haben sich mit dem<br />
Dirigenten Mark Rosenthal für einen ehrgeizigen und<br />
äusserst gewieften <strong>Chor</strong>pädagogen entschieden und<br />
<strong>im</strong> neuen <strong>Chor</strong>vorstand mit Norbert Tondl (kleines<br />
Foto: 1.v.l.) an der Spitze ein effektives und zukunftsträchtiges<br />
<strong>Chor</strong>modell beraten und erarbeitet, das<br />
schön längst seine Früchte trägt. So hat man sich für<br />
das 200-jährige <strong>Chor</strong>jubiläum gewappnet und präsentiert<br />
sich <strong>im</strong>mer wieder als eine verschworene Gemeinschaft,<br />
die liebt, was sie tut! Und das ist nun einmal<br />
das Singen. Die Seelscheider Sänger haben<br />
längst begriffen, das Singen Fleiß und Hingabe verlangt.<br />
Man muss sich vor Augen führen, dass die UN-<br />
ESCO den deutschen <strong>Chor</strong>gesang <strong>im</strong> Jahre 2014 zum<br />
<strong>im</strong>materiellen Weltkulturerbe ausgerufen hat. Das<br />
müsste eigentlich eine Verpflichtung sein, dem hiesigen<br />
<strong>Chor</strong>gesang neue Impulse zu geben!<br />
beschreibt anschaulich, wie die aktuellen Probleme<br />
traditioneller Männerchöre entstanden und gewachsen<br />
sind und gibt auch Tipps, wie sich die Situation<br />
verbessern lassen kann. Ob diese Tipps verwendet<br />
werden, ist sicherlich von der aktuellen Situation des<br />
<strong>Chor</strong>es abhängig. Das Buch empfiehlt sich als Inspiration<br />
für Vereinsvorstände, um dem alternden <strong>Chor</strong><br />
auf modernere Wege zu helfen. Es erscheint „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>Gespräch</strong>“ als wenn der traditionsreiche MGV Seelscheid<br />
bei diesem Buch sozusagen Pate gestanden<br />
hätte. Die Sänger, die ganz erfolgreich vor mehreren<br />
Scheckübergabe für Flutkatastrophe <strong>im</strong> Ahrtal
10 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Es hat auch eine Zeit be<strong>im</strong> MGV Seelscheid eine Zeit<br />
gegeben, wo an Sängern fehlte. Doch man hat nicht<br />
gezögert und nicht gezaudert, und hat eine <strong>Chor</strong>werbung<br />
quasi von Tür zu Tür durchgeführt, nachdem<br />
man sich die Ärmel aufgekrempelt hat! Einer derjenigen,<br />
der mit gutem Beispiel vorangegangen ist und in<br />
überzeugender Manier angepackt hat, war der langjährige<br />
<strong>Chor</strong>vorsitzende Klaus Hebekeuser, der inzwi-<br />
schen als <strong>Chor</strong>chronist und belesener Moderator bei<br />
den beliebten Frühjahrs- und Adventskonzerten des<br />
MGV Seelscheid in der unmittelbaren He<strong>im</strong>at fungiert.<br />
Doch der rührige <strong>Chor</strong>stratege und <strong>Chor</strong>sänger hat es<br />
nicht bei der besagten und erfolgreichen <strong>Chor</strong>werbung<br />
belassen, sondern mit dem <strong>Chor</strong>vorstand eine<br />
durchdachte, nachhaltige und zukunftsträchtige Strategie<br />
ausgetüftelt, wobei auch der erwähnte Dirigentenwechsel<br />
eine wesentliche Rolle gespielt hat. Der<br />
Deutsche <strong>Chor</strong>verband hat über die vorbildliche Initiative<br />
einen wohlwollenden und zust<strong>im</strong>menden Artikel<br />
dazu verfasst. Fazit von „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“: Man<br />
muss für das, was man liebt, <strong>im</strong>mer kämpfen! Für den<br />
Männerchor ist der <strong>Chor</strong>gesang in der unmittelbaren<br />
He<strong>im</strong>at wert, ihn mit viel Herzblut zu bewahren! Doch<br />
das ist nicht nur in Seelscheid so, sondern auch <strong>im</strong><br />
Nutscheid, wo der traditionsreiche MGV „Sangeslust“<br />
Winterscheid (Gemeinde Ruppichteroth) seine angestammte<br />
musikalische He<strong>im</strong>stätte hat! Auch <strong>im</strong> preisgekrönten<br />
Winterscheid blieben vor Jahren Sänger<br />
MGV „Sangeslust“ Winterscheid<br />
aus. Das ließ einige couragierte Sänger nicht ruhen,<br />
alles zu tun, um den Fortbestand der „Sangeslust“<br />
nach besten Kräften zu sichern. Das ist längst gelungen<br />
und zahlt sich unter der Leitung des beliebten<br />
<strong>Chor</strong>leiters Ulrich Stommel in klingender Münze aus,<br />
wie die Auftritte und Konzerte deutlich zeigen!
11 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Das Repertoire ist breit gefächert, abwechslungsreich,<br />
ausgefallen und enthält auch <strong>Chor</strong>stücke in den<br />
Originalsprachen. Wenn das eine oder andere <strong>Chor</strong>stück<br />
eine besondere st<strong>im</strong>mliche Herausforderung<br />
darstellt, schickt man schon einmal ein stilles Stoßgebet<br />
an den heiligen Intonius, was hin und wieder hilft<br />
und Wirkung zeigt. Welch ein humorvoller Einfall!<br />
Fotos: privat<br />
EIN STOSSGEBET<br />
Der Kölner <strong>Chor</strong> „Vocal inTakt“ hat es sich zum Ziel<br />
gesetzt, nur das zu singen alles, was schön ist. Das<br />
geschieht <strong>im</strong>mer wieder mit viel Spaß und Liebe zum<br />
Gesang, mit st<strong>im</strong>mlichem Anspruch und Schwung.<br />
Eine Philosophie, die von der Geburtsstunde des<br />
<strong>Chor</strong>es <strong>im</strong> Jahre 1997 an. An dieser Attitüde der mehr<br />
als zwei Dutzend Sängerinnen und Sänger hat sich bis<br />
auf den heutigen Tag nichts geändert! Die engagierten<br />
Singst<strong>im</strong>men aus dem ganzen Kölner Stadtgebiet<br />
und werden von Norman-Eric Kunz seit dem Jahre<br />
2004 dirigiert. Er sorgt für die musikalische Qualität,<br />
für Spontaneität, und versorgt den <strong>Chor</strong> mit eigenen<br />
Kompositionen und Arrangements. Musikalische Vorschläge<br />
er <strong>Chor</strong>mitglieder sind <strong>im</strong>mer gewünscht.<br />
Das trifft bei klassischer und moderner, geistlicher Literatur,<br />
lateinischen Messegesängen, Gospels, Spirituals<br />
und russisch-orthodoxer Liturgie, Madrigalen,<br />
Weltmusik, Mundartstücken, Popsongs, Jazzstandards,<br />
afrikanischen Liedern und modernen Sprechgesängen<br />
zu. Außerdem veranstaltet jährlich zwei<br />
<strong>Chor</strong>wochenenden und eigene Konzerte.
12 CHOR IM GESPRÄCH<br />
FÜR DIE SEELE SINGEN<br />
Foto; privat<br />
In den ersten drei Lutherlieder-Konzerten der Kantorei<br />
der evangelischen Kirchengemeinde Bonn-Hardtberg<br />
konnte man <strong>im</strong> Jahre 2017 be<strong>im</strong> zehnjährigen<br />
<strong>Chor</strong>jubiläum der Kantorei erleben, wie die <strong>Chor</strong>äle<br />
des Reformators durch die Jahrhunderte in den unterschiedlichen<br />
Vertonungen der jeweiligen Stilepochen<br />
Eingang gefunden haben. In dem vierten Konzert<br />
rückte das seltene Weihnachtsoratorium „Die Kinder<br />
Jesu“ des Bachsohnes Johann Christoph Friedrich in<br />
den musikalischen Fokus. Im Jahre 2007 gab es noch<br />
keinen Kirchenchor in der evangelischen Gemeinde,<br />
bis die Kantorin Lea Marie Lenart die Kantorei gründete<br />
und dirigierte. Das erwähnte Weihnachtsoratorium<br />
wurde in der evangelischen Mathäikirche in Bon-<br />
Lengsdorf unter der Mitwirkung Frauke Link (Sopran),<br />
Anna Lautwein (Alt), Johannes Gsänger (Bass), Adam<br />
Lenart (Orgel) und der Bonner Barock-Compagney<br />
aufgeführt. Die <strong>Chor</strong>leiterin blickt heute selbstkritisch<br />
auf die erste <strong>Chor</strong>arbeit zurück. Vor einem Jahrzehnt<br />
hatte sie die anspruchsvolle Bach-Kantate „H<strong>im</strong>melskönig,<br />
sei willkommen“ einstudiert, die mit ihren<br />
schwierigen Koloraturen nicht unbedingt für einen<br />
neuen Gemeindechor geeignet war. Doch die Kantorin<br />
ist sich sicher, dass jeder, der einen Ton finden kann,<br />
auch singen kann. Sie wären <strong>im</strong>mer besser geworden,<br />
pflichtet eine <strong>Chor</strong>sängerin der Kantorin bei. Der Spaß<br />
am Singen und an der gesungenen Verkündigung des<br />
Wortes Gottes ist das eigentliche Anliegen.
13 CHOR IM GESPRÄCH<br />
<strong>Chor</strong>es auf die Fahnen geschrieben, dass die Musik<br />
stets ein gemeinsames Erlebnis sein soll. Man singt<br />
die Konzerte auswendig, wobei Dirk Eisenack durch<br />
seine abwechslungsreiche, zielführende Probenarbeit<br />
alles in die richtigen Bahnen lenkt. Der<br />
Fotos: privat<br />
FROHE GEMEINSAMKEIT<br />
Der Gemischte <strong>Chor</strong> „Gemeinsang“ rekrutiert sich aus<br />
frohen und gemeinsam singenden Personen, die in<br />
Bonn und Umgebung zuhause sind. Die engagierten<br />
Sängerinnen und Sänger verbindet seit dem Jahre<br />
2014 die Freude am Singen. Man ist stolz darauf,<br />
miteinander zu singen. Das ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl<br />
habe geholfen, auch die Corona-Krise<br />
wohlbehalten zu meistern. Man tritt bei den Veranstaltungen<br />
als A-cappella-<strong>Chor</strong> auf und führt jährlich<br />
ein oder zwei Konzerte auf. Darauf bereitet man sich<br />
zielstrebig bei den wöchentlichen <strong>Chor</strong>proben und an<br />
<strong>Chor</strong>wochenenden vor. Außerdem finden zur musikalischen<br />
Weiterentwicklung hin und wieder <strong>Chor</strong>-<br />
Coachings statt. Man hat sich seit der Gründung des<br />
<strong>Chor</strong> gibt nicht nur Konzerte, sondern pflegt auch die<br />
Zusammenarbeit mit anderen Chören und Musikensembles.<br />
Dirk Eisenack gehörte zu den ersten Absolventen<br />
der <strong>im</strong> Jahre 2007 ins Leben gerufenen Ausbildung<br />
"Jazz- und Popchorleitung Stufe B" an der<br />
Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel.<br />
Seit über 20 Jahren singt er in klassischen und populär<br />
orientierten Chören und leitet seit dem Jahre 1999<br />
selbst Chöre und Ensembles. Er ist Mitglied <strong>im</strong> "Bonner<br />
Jazzchor" und hat die Vokal<strong>im</strong>provisationsgruppe<br />
"Bonner Improvisorium" gegründet.
14 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Foto: privat<br />
VON MENSCH ZU MENSCH<br />
Weihnachtliche Konzerte haben bei den Chören an<br />
Rhein und Sieg eine liebenswerte Tradition, was auch<br />
auf den „Quartettverein Herchen“ (Gemeinde Windeck)<br />
zutrifft. Vor der Corona-Krise hatten die <strong>Chor</strong>-<br />
sänger und Dirigentin Katrin Waldraff in der besinnlichen<br />
Adventszeit in die überfüllte evangelische Kirche<br />
in Herchen eingeladen. Die <strong>Chor</strong>leiterin hatte das gelungene<br />
Konzert unter das sinnfällige Motto „Von<br />
Mensch zu Mensch“ gestellt. Diese musikalische Losung<br />
lässt gleich zwei Auslegungen zu! Einmal die,<br />
dass der Gottessohn Mensch geworden ist und zu den<br />
Menschen gekommen ist, um die Menschheit zu<br />
erretten. Eine zweite Deutung ist keine gläubige, sondern<br />
eine musikalische Auslegung. Diese bezieht sich<br />
darauf, dass die Menschen über das Erscheinen des<br />
Menschensohnes jubeln und das weihnachtliche Gehe<strong>im</strong>nis<br />
in vielen Tönen preisen. Das taten die musikalischen<br />
Akteure <strong>im</strong> Herchener Gotteshaus! Dabei<br />
erklangen auf eindrucksvolle Weise das Orgelspiel<br />
von Mechtild Wiethege die Evangelische Kirche in Herchen<br />
und die Solostücke der Sopranistin Doris Kahn<br />
und des Tenorsängers Sven Peter Moldovany. Auch<br />
die Sänger des Quartettverein beschworen die besinnliche<br />
Vorweihnachtszeit mit sinnfälligen <strong>Chor</strong>sätzen<br />
und dem populären Song „We are the world“ von<br />
Michael Jackson. In diesem unsterblichen Ohrwurm<br />
geht es wiederum um die Menschen, die alle auf einer<br />
Welt sind und miteinander leben. Die <strong>Chor</strong>leiterin gesellte<br />
sich als dritte Solost<strong>im</strong>men zu den erwähnten<br />
Solost<strong>im</strong>men, die als Gesangstrio „Blaue Blume“ firmieren<br />
und für eine echte Bereicherung des Programms<br />
sorgten. Ihr harmonischer Zusammenklang<br />
zeigte sich be<strong>im</strong> Spiritual „Soon it will be done“ und<br />
deutschen Klassiker folgten. Das gilt ebenso für den<br />
Song „Somewhere out there“ aus dem Film „Feivel,<br />
der Mauswanderer“ sowie das begeisternd-opt<strong>im</strong>istische<br />
„You raise me up“. Der Quartettverein intonierte<br />
zudem den Welthit „Merry Christmas“ von John<br />
Lennon. Das Kölner Mundartlied „Engk un Anfang“<br />
läutete das Finale ein, ehe man sich bei den Besuchern<br />
mit dem entzückenden Trommellied bedankte,<br />
das längst auch Kult <strong>im</strong> Windecker Ländchen geworden<br />
ist!
15 CHOR IM GESPRÄCH<br />
KEINE STILBLÜTE<br />
Foto: privat / Repro: Erik Breidenbach<br />
Man glaubt seinen Augen nicht zu trauen! Doch es ist<br />
keine musikalische Stilblüte. Gemeint ist damit das<br />
Erinnerungsfoto des Eitorfer MGV aus dem Jahre<br />
1973, in dem der historische Männerchor sein 100-<br />
jähriges Bestehen feierte. Das taten die vielen Sänger,<br />
die sich vor der Corona-Krise mit dem Eitorfer<br />
Frauenchor zum Eitorfer Gesangverein unter der Leitung<br />
von Musikdirektor FDB Rolf Pohle formiert haben,<br />
um in der Zukunft chorisch besser gerüstet zu<br />
sein, mit einem beachtlichen Jubiläumskonzert in einem<br />
großen Festzelt auf dem Eitorfer Marktplatz.<br />
Dazu hatte man sage und schreibe, die weltberühmte<br />
farbige Sopranistin Felicitas Weathers nach Eitorf locken<br />
können! Opernbühne trifft Marktplatz! Eine einmalige<br />
Episode in der <strong>Chor</strong>tradition! Der Weltstar kam<br />
<strong>im</strong> Jahre 1961 nach Europa und trat zunächst in Kiel<br />
auf und war bis zum Jahre 1970 Mitglied der Hamburger<br />
Oper. Sie trat in München, Wien, Mailand, London,<br />
Chicago und New York auf, wo sie große Erfolge als<br />
Madama Butterfly, Salome und Aida feierte. Darüber<br />
hinaus war auch eine gefeierte Konzertsängerin und<br />
gastierte in Zürich, Wien, Berlin, Hamburg, Paris,<br />
Oslo, Kopenhagen und Stockholm. Einer ihrer Förderer<br />
war Herbert von Karajan. Da ging es be<strong>im</strong> Jubiläumskonzert<br />
2023 zum 150-jährigen Bestehen des<br />
Eitorfer Gesangvereis <strong>im</strong> „Theater am Park“ in Eitorf<br />
doch viel bescheidener zu. Auch ein Indiz dafür, dass<br />
sich die hiesige <strong>Chor</strong>landschaft gewandelt hat!
16 CHOR IM GESPRÄCH<br />
KINDER SINGEN GERN<br />
Foto: privat<br />
Kinder haben <strong>im</strong>mer wieder ihren Spaß be<strong>im</strong> Singen,<br />
wovon sich Erwachsenenchöre hin und wieder eine<br />
Scheibe von abschneiden können! Die St<strong>im</strong>me ist ein<br />
natürliches Instrument, bei dem nichts den Körper<br />
vom Klang trennt. Die Verbindung zwischen dem<br />
Höreindruck der eigenen St<strong>im</strong>me be<strong>im</strong> Sprechen und<br />
Singen und dem inneren körperlichen Erleben ist so<br />
Kinderchor Lohmar und Rolf Zuckowski<br />
miteinander verwoben, dass sich körperliche und<br />
emotionale Bewegungen auf unmittelbare Weise äußern.<br />
Die St<strong>im</strong>me in ihrer Ausdrucksfähigkeit zu sensibilisieren<br />
und zu trainieren ist ein wichtiges Ziel in<br />
der Musikpädagogik und die entscheidende Grundlage<br />
für das Singen mit Kindern. Dabei muss der Körper<br />
wie ein Instrument in Haltung und Bewegung in gewisser<br />
Weise gest<strong>im</strong>mt werden. Das alles beginnt eigentlich<br />
<strong>im</strong> Kindesalter. Daher liegt es nahe, dass<br />
Körperwahrnehmung und Körperschulung bei Kindern<br />
als Mittelpunkt der musikpädagogischen Arbeit zu begreifen<br />
sind. In der praktischen Umsetzung mit Kindern<br />
zeigt sich dabei die beeindruckende wechselseitige<br />
Wirkungsweise von Körperarbeit und St<strong>im</strong>mtraining.<br />
Ganz spielerisch erleben die Kinder wie sich Haltung<br />
und Atmung verändern können und spüren wie<br />
sich Spannungsveränderungen <strong>im</strong> Körper auf Klang,<br />
St<strong>im</strong>mfärbung und St<strong>im</strong>mhöhe auswirken. Die Kinder<br />
erfahren so, wie man die St<strong>im</strong>me gezielt als unmittelbares<br />
Instrument einsetzen und beeinflussen kann. In<br />
der musikalischen Arbeit mit Kindern steht das gemeinsame<br />
Erleben gleichberechtigt mit dem Singen<br />
<strong>im</strong> Fokus. Daher sollten parallel zum gemeinsamen<br />
Singen auch Möglichkeiten der Begegnung geschaffen<br />
werden. So kommen alle Kinder in Kontakt und es<br />
entwickelt sich eine offene und belebende gegenseitige<br />
Kommunikation. Diese ermöglicht Nähe und fördert<br />
das soziale Miteinander durch verbalen und nonverbalen<br />
Austausch und gegenseitiges Vertrauen. Dabei<br />
entwickelt sich der "<strong>Chor</strong>" <strong>im</strong>mer mehr zu gemeinsamem<br />
Singen und Klang. Diese Erfahrungen sollten<br />
auch für ein generationsübergreifendes Singen genutzt<br />
werden. Kindergärten bieten hierfür Chancen,<br />
da sich Kinder, Jugendliche, Eltern und Großeltern zu<br />
neuen musikalischen Begegnungen treffen und das ist<br />
entscheidend.
17 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
EIN GANZ FIDELE TRUPPE<br />
Der Kölner Frauen-Shanty-<strong>Chor</strong> „Die Brausen“ ist<br />
eine ganz fidele Truppe an singfreudigen und unternehmungslustigen<br />
Sängerinnen, die nicht nur die<br />
<strong>Chor</strong>szene in der Kölner Südstadt bereichern, wo sie<br />
längst eine Institution sind! Die „Brausen“ titulieren<br />
sich selbst als den wohl berühmt-berüchtigtsten<br />
Frauen-Shanty-<strong>Chor</strong> auf allen sieben Weltmeeren.<br />
Der <strong>Chor</strong> selbst strahlt eine unvergleichliche Faszination<br />
aus und ist wie die traditionellen Shanty-Chöre<br />
st<strong>im</strong>mlich mit allen Wassern gewaschen! Die quicklebendigen<br />
Sängerinnen haben selbstredend viele Stücke<br />
<strong>im</strong> Seesack, bei denen es um Seefahrt, Fernweh,<br />
He<strong>im</strong>weh, Kopfweh und andere Begleiterscheinungen<br />
der Liebe und der Freiheit geht. Darunter „brausige“<br />
Interpretationen von Klassikern wie „Sie hieß Mary<br />
Ann“, „Capri Fischer“, „Ein Schiff wird kommen“, aber<br />
auch Cover-Versionen von Nina Hagen oder Element<br />
of Cr<strong>im</strong>e. Mit anderen Worten: „Die Brausen“ (oder<br />
auch „Shanteusen“ sind ein wahrer und verlockender<br />
Augen- und Ohrenschmaus. Das „Kombüsen-Orchester“<br />
aus Geige, Akkordeon, Ukulelen, Flöten und<br />
Trommel sorgt ebenfalls dafür, dass die Auftritte in<br />
Kneipen und Sälen, auf Schiffen, Weihnachtsmärkten,<br />
Karnevalssitzungen und Straßenfesten sowie Betriebsfeiern<br />
und Hochzeiten nie langweilig werden und<br />
die weibliche Crew <strong>im</strong>mer wieder lautstark umjubelt<br />
wird! Die weiblichen Akteure sehen sich als musikalisches<br />
Treibgut an, das sich in den frechen Accessoires<br />
und charmanten <strong>Chor</strong>eografien so richtig wohlfühlt.
18 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Foto: privat<br />
IN UTRECHT GASTIERT<br />
Der Gemischte Kölner <strong>Chor</strong> „Linie 18“, der <strong>im</strong> Jahre<br />
2008 ins Leben gerufen wurde, verdankt seinen Namen<br />
der Vorgebirgsbahn und deren gleichnamigen<br />
Haltestelle, wo die 30 engagierten und von der <strong>Chor</strong>leiterin,<br />
Sängerin und Gesangspädagogin Lisa Glatz<br />
dirigierten Sängerinnen und Sänger ein Jahrzehnt am<br />
Eifelwall probten. Seit dem Jahre 2019, in dem sich<br />
der ambitionierte <strong>Chor</strong> ganz vorzüglich be<strong>im</strong> Internationalen<br />
<strong>Chor</strong>fest <strong>im</strong> holländischen Utrecht präsentierte,<br />
finden die <strong>Chor</strong>proben <strong>im</strong> "Singbüdchen" statt.<br />
Man hat sich unter der erfahrenen Dirigentin inzwischen<br />
ein breites und vielfältiges Repertoire an Stücken<br />
aus den Genres Pop, Rock, Jazz, Swing und Musical<br />
erarbeitet, zu denen auch Folksongs gehören.<br />
Lisa Glatz ist gebürtige Kölnerin mit ungarischen Wurzeln,<br />
die klassischen Gesang und Gesangspädagogik<br />
an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf<br />
studiert und Meisterkurse bei Jessica Cash, Janina<br />
Stano, Ingeborg Reichelt, Cornelius Reed und Richard<br />
Miller, sowie Gesangstudien bei Lia Montoya-Palmen<br />
absolviert hat. Sie ist freiberufliche Konzertsängerin,<br />
Gesangspädagogin und <strong>Chor</strong>leiterin, wobei ihre besondere<br />
Liebe Oper und Operette gilt. Seit Oktober<br />
2021 ist die Bühnenfigur der Erzsébet (Trio Paprika)<br />
in den Sozialen Medien zu sehen und zu hören- In der<br />
Spielzeit 2008/09 war sie als Gast in „Parsifal“ <strong>im</strong> Kölner<br />
Schaus“ Ruhr-Triiienale“ musikalische Leiterindes<br />
Gesangsensembles bei dem Theaterstück „The Future<br />
of Sex“ von und mit Arnon Grünberg sowie dem<br />
Schauspielkollektiv „Wunderbaum“. Seit dem Jahre<br />
2010 ist sie als Gesangsdozentin an der Theaterakademie<br />
in Köln tätig. Darüber hinaus hat sich Lisa Glatz<br />
<strong>im</strong> Popgesang an der Bundesakademie Trossingen<br />
weitergebildet und hat seit dem Jahre 2020 hat sie<br />
auch einen Lehrauftrag für Gesang an der Städtischen<br />
Humperdinck-Musikschule in Siegburg. Darüber hinaus<br />
schreibt sie musikalischen Arrangements schreibt<br />
und tritt regelmäßige bei Konzerten auf den Kölner<br />
Kleinkunstbühnen auf, die von ihr organisiert und<br />
produziert. Durch ihre vielfältige <strong>Chor</strong>- und Theatertätigkeit<br />
wird sie bei der Leitung von „Flashmobchören“<br />
engagiert. So für die „Kölner Musiknacht“ und für<br />
eine Folge in SOKO Köln „Flashmob mit Mord“, die <strong>im</strong><br />
Herbst 2017 ausgestrahlt worden ist.
19 CHOR IM GESPRÄCH<br />
DEUTSCHES CHORFESTVAL<br />
Bundeschorfest ist <strong>im</strong> Jahre 2022 in Leipzig ausgetragen<br />
worden. In diesem Kontext muss man konstatier-<br />
musikalischen Event einzuladen. Zu den ausgesuchten<br />
musikalischen Akteuren in Lübeck zählten auch<br />
Dirigent Pavel Brochin und der von ihm erfolgreich dirigierte<br />
AUDIENDA-<strong>Chor</strong> Krefeld. Brochin ist in der<br />
<strong>Chor</strong>region an Rhein und Sieg seit vielen Jahren kein<br />
Unbekannter. Mit dem Krefelder Kammerchor und<br />
dem Schedrik-<strong>Chor</strong> Königswinter hat er zwei renommierte<br />
<strong>Chor</strong>ensembles unter seine Fittiche genommen,<br />
die über ihre He<strong>im</strong>at hinaus einen hervorragenden<br />
Ruf genießen. Das besagte <strong>Chor</strong>festival, bei dem<br />
Das 20. <strong>Chor</strong>festival wurde <strong>im</strong> Jahre 2023 in der historischen<br />
Hansestadt Lübeck unter dem Motto „Alles<br />
fließt“ findet vom „Verband Deutscher KonzertChöre“<br />
veranstaltet. An dieser Stelle sollte wohl erwähnt werden,<br />
das dieses hochkarätige <strong>Chor</strong>festival nichts mit<br />
dem Bundeschorfest gemeinsam hat, das der Deutsche<br />
<strong>Chor</strong>verband ausrichtet. Das letzte<br />
Foto: privat<br />
AUDIENDA-<strong>Chor</strong> Krefeld<br />
ren, dass Lübeck und Leipzig eine musikhistorische<br />
Bedeutung haben: Leipzig ist die Bach-Stadt und<br />
Lübeck die Buxtehude-Stadt. Es gehört von jeher zur<br />
langjährigen Tradition des „Verbandes Deutscher<br />
KonzertChöre“ Mitgliedschöre zum diesem einmaligen<br />
Foto: WIKIPEDIA<br />
Das besagte <strong>Chor</strong>festival, bei dem man die <strong>Chor</strong>musik<br />
in vielfältiger und intensiver erleben kann (was Chöre<br />
und Publikum gleichermaßen anbetrifft!), hat Lübeck<br />
an der Ostsee zu einem klingenden Festivalort voller<br />
Konzerte und Veranstaltungen werden lassen.
20 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Foto: WIKIPEDIA<br />
Das aus der griechischen Antike herrührende Festivalmotto<br />
„Alles fließt“ stand dabei nicht nur für eine<br />
lebendige und anspruchsvolle <strong>Chor</strong>musik in Bewegung,<br />
sondern auch für ein Spannungsfeld zwischen<br />
den historischen und musikalischen Wendepunkten.<br />
Es galt die reiche Musikkultur zu erforschen und in<br />
den zahlreichen attraktiven Konzertstätten und Kirchen<br />
sowie <strong>im</strong> öffentlichen Raum die <strong>Chor</strong>musik zum<br />
Klingen zu bringen. Der Ministerpräsident des Landes<br />
Schleswig-Holstein, Daniel Günther, hatte in dankenswerter<br />
Weise die Schirmherrschaft für dieses<br />
<strong>Chor</strong>festival übernommen. Im Jahre 1683 als eine der<br />
gerühmten „Lübecker Abendmusiken“ das Oratorium<br />
„Wacht! Euch zum Streit gefasset macht!“ von Dietrich<br />
Buxtehude in der Marienkirche erklungen. Danach<br />
geriet das Oratorium mehr oder weniger in Vergessenheit.<br />
In einem Sonderkonzert wurde es daher<br />
in der Lübecker Probsteikirche Herz Jesu aufgeführt,<br />
wobei ein herausragendes Solistenensemble, der<br />
Kammerchor der Singakademie Cottbus und das Bach<br />
Consort Cottbus überzeugend mitwirkten, um das seltene<br />
Werk zum Leben erwecken. Das <strong>Chor</strong>festival bot<br />
gleich mehrfach die Gelegenheit, voneinander lernen.<br />
Dafür sorgten eigene Workshopveranstaltungen. An<br />
die Sängerinnen und Sänger, die sich in der Jazz- und<br />
Pop-Stilistik Anregungen holen wollen, richtete sich<br />
der Workshop „Königskinder“. Im Dirigieratelier von<br />
Prof. Johannes Knecht stand die Werkinterpretation<br />
von Joh. S. Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy-<br />
Werken <strong>im</strong> Mittelpunkt. Das 20. <strong>Chor</strong>festival war<br />
ebenso wie das erwähnte Bundeschorfest in Leipzig<br />
wegen Corona um zwei Jahre verschoben worden. Die<br />
Konzertprogramme faszinierten die vielen Besucher<br />
<strong>im</strong> Europäische Hansemuseum, <strong>im</strong> Kolosseum, <strong>im</strong> Hafenschuppen<br />
und besonders in den beeindruckenden<br />
spätgotischen Backsteinkirchen in der Innenstadt<br />
Lübecks. Sie waren allesamt ein wunderbarer Rahmen<br />
für die Präsentation der renommierten Chöre.<br />
Singen gehört zur Natur des Menschen<br />
wie der Wind zu Wolken und Meer.<br />
Karl Adamek
21 CHOR IM GESPRÄCH<br />
ERFOLGSGESCHICHTE<br />
verdanken. Dem beliebten Ensemble gehören etwa<br />
90 engagierte Sängerinnen und Sänger <strong>im</strong> Alter von<br />
Gesicht gegeben. Seit den neunziger Jahren wird die<br />
unglaubliche Erfolgsgeschichte geschrieben! Das beweisen<br />
die eigenen Konzerten <strong>im</strong> Kölner Opernhaus,<br />
in der Kölner Philharmonie, <strong>im</strong> Musical Dome, der<br />
Sartory-Saal und in der Lanxess-Arena, die bis zu<br />
10.000 Besucher anlocken und <strong>im</strong>mer wieder hellauf<br />
Fotos: privat<br />
Das eigentliche Erfolgsrezept, mit dem der Kölner Jugendchor<br />
St. Stephan seit drei Jahrzehnten auf der<br />
Bühne steht, ist die musikalische Vielseitigkeit, die<br />
sich von der Geburtsstunde des erfolgreichen und<br />
weit über die Domstadt hinaus bekannten <strong>Chor</strong>es <strong>im</strong>mer<br />
wieder bewährt hat! Das ist in erster Linie dem<br />
künstlerischen <strong>Chor</strong>leiter Michael Kokott zu<br />
von 16 bis 29 Jahren, die dafür sorgen, dass der Jugendchor<br />
zu den größten und erfolgreichsten kirchlichen<br />
Jugendchören Deutschlands zählt. Auftritte mit<br />
den Bühnengrößen Unheilig, Manowar, P.O.D., Us5,<br />
dem argentinischen Starkomponisten Lalo Schifrin,<br />
Comedystar Anke Engelke und den kölschen Kultbands<br />
Bläck Fööss und Höhner haben dem <strong>Chor</strong> inzwischen<br />
ein unverwechselbares musikalisches<br />
begeistert sind! Eines der vielen Höhepunkte war<br />
wohl der legendäre Weltjugendtag 2005 in Köln. Das<br />
Repertoire des <strong>Chor</strong>es reicht von Gospel, Pop, Comedy<br />
und kölschen Tönen bis zu Klassik und Jazz.<br />
Berühmtestes <strong>Chor</strong>mitglied war Bill Clinton, der be<strong>im</strong><br />
Kölner G8-Gipfel <strong>im</strong> Jahre 1999 so begeistert war,<br />
dass er mit dem <strong>Chor</strong> das unsterblich "Oh Happy Day"<br />
gesungen hat. Viele Fernseh- und Rundfunksendungen<br />
haben wesentlich zum überregionalen Bekanntheitsgrad<br />
beigetragen. So trat man beispielsweise bei<br />
Stefan Raabs "TV total", der Bambi-Verleihung in<br />
Potsdam, der ARD-Late-Night-Show "Harald Schmidt"
22 CHOR IM GESPRÄCH<br />
2010 in Südafrika veröffentlichte der Jugendchor mit<br />
"Ganz weit vorne" einen eigenen WM-Song und ein<br />
Musikvideo. Viele Songs sind eigens für den <strong>Chor</strong> geschrieben<br />
worden. Dazu zählen auch <strong>Chor</strong>arrangements<br />
vom Kölner Produzenten und Gitarrist der Kölner<br />
Band Kasalla, Flo Peil. Seit dem Jahre 1990 sind<br />
und der RTL-Chartshow auf. Ein millionenfach angeklicktes<br />
Facebook-Video mit dem a cappella gesungenen<br />
Brings-Lied "Kölsche Jung" <strong>im</strong> Hamburger Elbtunnel<br />
sorgte für bundesweites Medieninteresse. Eine besondere<br />
Aufmerksamkeit erlebten die Sängerinnen<br />
und Sänger als man einen <strong>Chor</strong>auftritt be<strong>im</strong> Straßenfest<br />
zum Kölner Christopher-Street-Day 2002 absagen<br />
musste. Im Jahre 2012 trat der <strong>Chor</strong> zum ersten<br />
Mal bei der Kölner Aids-Gala und <strong>im</strong> Jahre 2014 be<strong>im</strong><br />
Kölner CSD auf, ehe man ein Jahr später die Klassik-<br />
Rock-Version von Beethovens "Ode an die Freude"<br />
zur Filmmusik des deutschen Kinohits "Fack ju Göthe<br />
2" beisteuerte. Zum Charterfolg "Geboren um zu leben"<br />
von „Unheilig“ sang der Jugendchor mit den<br />
„Lucky Kids“ der Rheinischen Musikschule Köln <strong>im</strong><br />
Jahre 2010 den <strong>Chor</strong>partie und wurde dafür <strong>im</strong> Jahre<br />
2011 mit einer 3-fach-Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.<br />
Eine 4-fach-Platin-Auszeichnung erhielten<br />
die Chöre für die Mitwirkung be<strong>im</strong> Unheilig-Album<br />
"Lichter der Stadt" aus dem Jahre 2013. Auch zum<br />
Jupiter Jones-Charthit "Rennen+Stolpern" lieferte der<br />
Jugendchor die Gesänge. Zur Fußball-WM <strong>im</strong> Jahre<br />
zahlreiche eigene CD-Aufnahmen erschienen. Der<br />
<strong>Chor</strong> arbeitete inzwischen mit dem dem Kölner Produzenten<br />
Christian Cluxen für WDR-Produtionen zusammen.<br />
Der frühere <strong>Chor</strong>sänger Christoph Watrin<br />
war Sänger der Boyband Us5, die mit mehreren CDs<br />
die deutschen Charts stürmten. Auslandsreisen führten<br />
nach Prag, Paris, Wien, Salzburg, Monaco, Rom,<br />
Barcelona, Kärnten, Amsterdam und London. Im Rahmen<br />
der Kölner Städtepartnerschaften reiste der <strong>Chor</strong><br />
zudem nach Lüttich, Tunis, Tel Aviv und Bethlehem.
23 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Foto: privat<br />
SCHÖNE TRADITION<br />
Der traditionsreiche „Männerchor Quirrenbach“ (Stadt<br />
Königswinter) hatte zum traditionellen Maiansingen<br />
auf die Pfarrwiese in Eudenbach (Stadt Königswinter)<br />
gebeten. Dabei präsentierte sich der Gemischte <strong>Chor</strong><br />
“VokalMix Oberhau”, der zuvor bei einer außerordentlichen<br />
Mitgliederversammlung 2023 offiziell ausgerufen<br />
worden war. Die 30 st<strong>im</strong>mlich gutaufgelegten<br />
30 Sängerinnen und Sänger waren für den Auftritt<br />
von <strong>Chor</strong>leiter Pavel Brochin sorgfältig eingest<strong>im</strong>mt<br />
worden. <strong>Chor</strong>vorsitzender Dieter Reichelt erläuterte<br />
nach seiner Begrüßung die neue Vereinsgründung,<br />
der zukünftig unter „Oberhauer Klänge e.V.“ firmiert,<br />
wobei der Gemischte <strong>Chor</strong> einen recht positiven Eindruck<br />
hinterließ. Unter den zahlreichen Gästen befanden<br />
sich auch die Staatssekretärin Andrea Milz, die<br />
Stadtratsmitglieder Cora und Michael Ridder und das<br />
amtierende Prinzenpaar aus dem Oberhau. Zu den<br />
Gästen gehörten ebenfalls die seit vielen Jahren<br />
treuen Radfahrer des Radclubs „Heißer Reifen“ aus<br />
Heisterbacherrott (Stadt Königswinter). Das Publikum<br />
st<strong>im</strong>mte ebenso in die Frühlingslieder ein, während<br />
die Sonne vom H<strong>im</strong>mel schien. Der Premiere-<strong>Chor</strong><br />
hatte zuvor die besinnlichen Lieder “Die Rose”, “Wach<br />
auf meins Herzens Schöne” und “Kuckuck, Kuckuck,<br />
ruft aus dem Wald” (als Calypso arrangiert!) Liedern.<br />
Während des gelungenen Maiansingens ehrte man<br />
Hans Theo Hombeuel für dessen seine 70-jährige (!)<br />
<strong>Chor</strong>treue, den man vor einigen Jahren zum Ehrenmitglied<br />
des „Männerchores Quirrenbach“ ernannt<br />
hatte. Das Ehrenzeichen in Gold mit Urkunde des<br />
Deutschen <strong>Chor</strong>verbandes überreichte dem gerührten<br />
Jubilar Wolfgang Kwoczalla. Das Maiansingen war<br />
nach mehr als drei Jahrzehnten vom Eudenbacher<br />
Marktplatz hinter das katholische Pfarrhe<strong>im</strong> verlegt<br />
worden, was auf einhellige Zust<strong>im</strong>mung stieß. Für das<br />
leibliche Wohl war bestens gesorgt. Es wurden die<br />
traditionelle Maibowle, süße Waffeln, eine leckere<br />
Erbsensuppe sowie Kuchen und Torten angeboten,<br />
die alsbald ausverkauft waren und von Sängerinnen<br />
und Sängerfrauen gebacken worden waren. Die Tanzmäuse<br />
des TUS Eudenbach und ihre Trainerinnen Monika<br />
Albrandt und Denise Hönsch sorgten für beste<br />
Unterhaltung und erhielten viel Applaus.
24 CHOR IM GESPRÄCH<br />
VIELE MESSEN GESUNGEN<br />
Foto: privat<br />
Der Kölner <strong>Chor</strong>gemeinschaft „Musica Sacra“ singt<br />
klassische und moderne <strong>Chor</strong>musik von Händel,<br />
Haydn, Mozart, Schubert, Schumann, Bruckner, Liszt,<br />
Vierne, Gretschaninoff, Kaufhold und anderen Komponisten.<br />
Die 40 engagierten Sängerinnen und Sänger<br />
werden seit dem Jahre 2003 von Josef Nedzvetski<br />
dirigiert. Die Proben, die bewusst die St<strong>im</strong>mbildung<br />
und das Einsingen in den musikalischen Fokus rücken,<br />
finden <strong>im</strong> Pfarrsaal der Basilika St. Maria <strong>im</strong> Kapitol<br />
statt. Ein- oder zwe<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Jahr werden Probenwochenenden<br />
veranstaltet, die der intensiven Probenarbeit<br />
sowie der Pflege freundschaftlicher und sozialer<br />
Kontakte dienen. Die <strong>Chor</strong>gemeinschaft ist <strong>im</strong> Jahre<br />
1982 von <strong>Chor</strong>direktor Eberhard Schneider gegründet<br />
und zwei Jahrzehnte von ihm erfolgreich mit großer<br />
Leidenschaft geleitet worden. Während dieser fruchtbaren<br />
Zeit hat man mehr als zwei Dutzend Messen<br />
aus vier Jahrhunderten einstudiert und A cappella<br />
oder mit Orgel- oder Orchesterbegleitung aufgeführt.<br />
Darüber hinaus Hinzu kamen zahlreiche Kantaten,<br />
Motetten und geistliche Lieder. Konzertreisen führten<br />
die <strong>Chor</strong>gemeinschaft durch ganz Deutschland und<br />
nach Venedig, Wien und Budapest. Einer der Höhepunkte<br />
der <strong>Chor</strong>geschichte war die musikalische Gestaltung<br />
der Festgottesdienste zur Eröffnung und zum<br />
Abschluss des Jahres der Romanischen Kirchen Kölns<br />
<strong>im</strong> Jahre 1985, bei der die D-Dur-Messe von Antonin<br />
Dvorak, Chöre aus dem Messias-Oratorium von Händel<br />
sowie die Krönungsmesse von Mozart aufgeführt<br />
worden sind. Gemeinsam mit dem international anerkannten<br />
Monteverdi-<strong>Chor</strong> aus Budapest intonierte<br />
man <strong>im</strong> Jahre 1994 <strong>im</strong> Altenberger Dom und in St.<br />
Maria <strong>im</strong> Kapitol die Es-Dur-Messe von Schubert aufgeführt.<br />
Die „Cäcilienmesse“ von Charles Gounod, die<br />
Messe „On me la dit“ von Orlando di Lasso, die Motetten<br />
„Locus iste“ und „Ave Maria“ von Anton Bruckner<br />
sowie die „Leinefelder Orgelmesse“ des zeitgenössischen<br />
Kölner Komponisten Karl Kaufhold sind Belege<br />
dafür, dass die <strong>Chor</strong>gemeinschaft die wertbeständige<br />
Kirchenmusik <strong>im</strong>mer wieder gepflegt hat. Ein besonderes<br />
Erlebnis ist seit Jahren die musikalische Gestaltung<br />
der Christmette in der Kirche St. Maria <strong>im</strong> Kapitol,<br />
wobei <strong>Chor</strong>, Gemeinde und Orchester den Auftakt<br />
zum Weihnachtsfest sorgen. Unter Nedzvetski hat<br />
man diese liebenswerte Tradition fortgesetzt und dabei<br />
die Missa brevis“ in D-Dur (KV 194) von Mozart,<br />
die „Missa brevis“ in F-Dur von Joseph Haydn und die<br />
Messe in G-Dur von Schubert zu Gehör gebracht.
25 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SCHÖNE CHORSTIMMEN<br />
Eines der anspruchsvollen Weihnachtskonzerte <strong>im</strong><br />
Siebengebirge hat der Kulturverein „Lebensart“<br />
Thomasberg vor längerer Zeit in der evangelischen<br />
Emmaus-Kirche in Heisterbacherrott (Stadt Königswinter)<br />
veranstaltet und damit viele Besucher in das<br />
Foto: privat<br />
lichte Gotteshaus gelockt, die ihr Kommen nicht zu<br />
bereuten! Der von Irina und Pavel Brochin betreute<br />
Schedrik-<strong>Chor</strong> Königswinter begeisterte dabei mit<br />
ausgesuchten Stücken wie „Cantate Domino“ (Nancy<br />
Hill Cobbs), „We Three Kings“ (John Hopkins), „Hebe<br />
deine Augen auf“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy,<br />
„Sussex Carol“ (Bob Chilcott) und dem ukrainischen<br />
Volkslied „Schedrik“. Das überaus gelungene Konzert<br />
lebte zudem vom Auftritt des „Bonner Workshopchores“,<br />
den <strong>Chor</strong>leiterin Irina Brochin <strong>im</strong> Jahre 2016<br />
gründete. Dieser <strong>Chor</strong> überzeugte mit Weihnachtsliedern<br />
aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen.
26 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SINGEN UND VERGNÜGEN<br />
Der Gemischte <strong>Chor</strong> „KlangGut“, der in Köln behe<strong>im</strong>atet<br />
ist, wurde <strong>im</strong> Jahre 2013 gegründet und wird von<br />
Anna Rizzi geleitet. Die Max<strong>im</strong>e des engagierten <strong>Chor</strong>es<br />
verknüpft eine zielstrebige <strong>Chor</strong>arbeit und das<br />
Vergnügen in der Gemeinschaft auf sinnfällige Weise<br />
Foto: privat<br />
Das gelingt vorzüglich in den <strong>Chor</strong>proben, <strong>Chor</strong>auftritten<br />
und Konzerten. Das Repertoire des A cappella<br />
agierenden Ensembles umfasst heitere und besinnliche<br />
<strong>Chor</strong>lieder, <strong>Chor</strong>arrangements und Songs aus<br />
verschiedenen Genres wie Jazz und Pop, mit denen<br />
man das Publikum <strong>im</strong>mer wieder in der Domstadt<br />
und der Kölner Umgebung erfreut. Dafür sorgt vor allem<br />
die motivierte <strong>Chor</strong>leiterin, die auch bei den<br />
<strong>Chor</strong>wochenenden um sich schart und mit den Sängerinnen<br />
und Sängern fleißig an der Intonation und<br />
am St<strong>im</strong>mausdruck feilt. Dabei kommt auch der Spaß<br />
miteinander nicht zu kurz, der bekanntlich den Zusammenhalt<br />
fördert!
27 CHOR IM GESPRÄCH<br />
bestätigt. Der <strong>Chor</strong> ist glücklich darüber, mit Karsten<br />
Rentzsch (Fotos) den absoluten Wunschkandidaten<br />
gefunden habe, hieß es weiter in der <strong>Chor</strong>mitteilung.<br />
Die „Constantia“ hat sich vorgenommen, sich mit ihm<br />
neu zu formieren. Seit Jahresanfang 2023 probe man<br />
völlig anderes Liedrepertoire ein und freue sich über<br />
neue Sänger. Man darf sich also auf neue Songs<br />
freuen. In erster Linie stehe die Werbung für unser<br />
schönstes Hobby „Singen <strong>im</strong> <strong>Chor</strong>“. Man versuche,<br />
durch kreative und innovative <strong>Chor</strong>auftritte neue,<br />
junge Sänger zu gewinnen.<br />
Fotos: privat<br />
VOLLER ZUVERSICHT<br />
Auch das <strong>Chor</strong>leben des Männerchores „Constantia“<br />
Weingartsgasse wurde durch die pandemiebedingten<br />
Einschränkungen der letzten beiden Jahre beeinträchtigt.<br />
Die <strong>Chor</strong>proben mussten daher zeitweise ein-<br />
gestellt werden. Das berichtete die traditionsreiche<br />
„Constantia“, die zum Jahresanfang 2023 mit dem<br />
neuen <strong>Chor</strong>leiter Karsten Rentzsch die <strong>Chor</strong>proben <strong>im</strong><br />
historischen Vereinslokal „Sieglinde“ in Weingartsgasse,<br />
wobei man besonderen Wert darauflegt, dass<br />
der Männerchor weiterhin seine Eigenständigkeit behält.<br />
Dies wurde in der Mitgliederversammlung 2023<br />
unter reger Beteiligung der Anwesenden einst<strong>im</strong>mig<br />
ist nichts für mich oder ich kann nicht singen, so liegen<br />
Sie völlig falsch. Wir glauben, das wäre schon etwas<br />
für Sie und laden Sie zu einer unverbindlichen,<br />
kurzweiligen <strong>Chor</strong>probe ein. Mit unserem qualifizierten<br />
und engagierten <strong>Chor</strong>leiter wird es Ihnen sicherlich<br />
viel Spaß machen. Wir proben montags in der Zeit
28 CHOR IM GESPRÄCH<br />
sollen außer dem schönen und dezidierten mehrst<strong>im</strong>migen<br />
<strong>Chor</strong>gesang Texte, Moderationen, Kurioses,<br />
Witziges oder Nachdenkliches zum jeweiligen Moto<br />
auf originelle und fantasievolle Weise dargeboten<br />
werden. Das Repertoire des Frauenchores reicht von<br />
Fotos: privat<br />
INSPIRIERTES SINGEN<br />
Der Kölner Frauenchor „Sirenen“ gehört seit vier Jahrzehnten<br />
zum Kulturleben der musikalisch sehr lebendigen<br />
Domstadt. Das originäre Markenzeichen und Erkennungsmerkmal<br />
waren lange Zeit eigene freche<br />
Revuen, mit denen die quicklebendigen Sängerinnen<br />
sie singend, tanzend und schauspielernd auf Kleinkunstbühnen<br />
aufgetreten sind. Im Jahre 2022 hat<br />
sich der ambitionierte Frauenchor, der von der inspirierten<br />
Sopranistin und Gesangspädagogin Lisa Glatz<br />
geleitet wird, vorgenommen, mit einem neuen Profil<br />
aufzuwarten. Das soll in Form von themenbezogenen<br />
Konzerten und <strong>Chor</strong>auftritten geschehen. Dabei<br />
Jazz, Pop, Rock bis zur Klassik. Man sucht noch Verstärkung<br />
mit <strong>Chor</strong>erfahrung und Kreativität!<br />
*<br />
Schläft ein Lied in allen Dingen,<br />
die da träumen fort und fort. Und die Welt hebt an<br />
zu singen,<br />
triffst du nur das Zauberwort.<br />
Joseph von Eichendorff
29 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Frauenst<strong>im</strong>men bewundern, die das berückende Werk<br />
des zeitgenössischen englischen Komponisten regelrecht<br />
faszinierte. Das linke <strong>Chor</strong>foto zeigt die präsenten<br />
und ambitionierten Sängerinnen, die Bours zum<br />
bei einer <strong>Chor</strong>probe, wobei der inspirierte Dirigent inmitten<br />
der Singst<strong>im</strong>men gestenreich zum bewussten<br />
Fotos: privat<br />
UNGLAUBLICHE PRÄSENZ<br />
Georg Bours steckt voller Kreativität und hat sich mit<br />
seinen ausgezeichneten Chören, den „Forum Vocale<br />
Rhein-Sieg“ und dem „Konzertchor Rhein-Sieg“ seit<br />
dem Jahre 2022 aufgemacht, das musikalische Ge-<br />
schehen an Rhein und Sieg und auch darüber hinaus<br />
zu bereichern. Das geschieht mit einer unglaublichen<br />
Präsenz. Bei der Aufführung des berauschenden Zyklus<br />
„A Ceremony of Carols“ von Benjamin Britten vor<br />
Weihnachten 2022 das „Konzertchores Rhein-Sieg“ in<br />
der Siegburger Pfarrkirche St. Anno, konnte man die<br />
Singen anhält! Warum sollten man nicht auch andere<br />
<strong>Chor</strong>aufstellungen praktizieren. Es fördert den st<strong>im</strong>mlichen<br />
Zusammenhalt und die St<strong>im</strong>msicherheit allemal.<br />
Zudem hat sich der exper<strong>im</strong>entierfreudige Dirigent<br />
bekanntlich auf die Fahnen geschrieben, die<br />
Klanglichkeit und die Klangästhetik zu fördern und stilistisch<br />
auszuformen. Er hat sich noch nie vor neuen<br />
und innovativen Wegen gescheut, wovon der Besucher<br />
der hochkarätigen Konzerte in vollen Zügen profitiert!
30 CHOR IM GESPRÄCH<br />
DIE SEELE ATMET DURCH<br />
Fotos: privat<br />
Man kann es <strong>im</strong>mer wieder lesen, hören und erleben:<br />
Das Singen tut Körper und Seele gut. Der Alltagsstress<br />
ist vergessen, der Kopf wird frei, der Körper<br />
entspannt und die Seele atmet durch. Zudem lernt<br />
man <strong>im</strong>mer wieder neue und nette Menschen kennen,<br />
die mit Lust und Hingabe musizieren. Der Gemischte<br />
<strong>Chor</strong> „Vocapella Colonia“, der in Köln behe<strong>im</strong>atet ist<br />
und <strong>im</strong> Jahre 2023 das 25-jährige Jubiläum feierte,<br />
hat das <strong>im</strong>mer wieder erlebt und erlebt es <strong>im</strong>mer<br />
noch. Wer singt, der ist ein glücklicher Mensch unter<br />
glücklichen Menschen. ist Die Gestaltung der<br />
Programme ist stets bunt und vielfältig, wobei die<br />
Stilepochen und Stilrichtungen miteinander abwechseln.<br />
So pflegt der engagierte <strong>Chor</strong> unter der bewährten<br />
Leitung von Eckart Egel geistliche und weltliche<br />
<strong>Chor</strong>musik, <strong>Chor</strong>arrangements aus Folklore, Jazzund<br />
Popmusik, die man bei den wöchentlichen Proben<br />
und an den <strong>Chor</strong>wochenenden in der Voreifel konzentriert<br />
einstudiert und dabei auch viel Spaß hat. Ein<br />
exemplarischer Blick auf das Repertoire zeigt die musikalische<br />
Vielfältigkeit und die Auswahl. Das dokumentieren<br />
geistliche Kompositionen des zeitgenössischen<br />
Komponisten Riccardo Gnudi, Messen von Josef<br />
Gabriel Rheinberger und Claudio Monteverdi, <strong>Chor</strong>lieder<br />
von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Rheinberger,<br />
Kölner Lieder aus dem 16. Jahrhundert bis heute,<br />
Weihnachtslieder von Henry Purcell und Benjamin<br />
Britten, das Requiem von Gabriel Faure, die „Sacred<br />
Songs“ von Karl Jenkins, Motetten von Knut Nystedt,<br />
nostalgische und unvergessene Lieder der „Comedian<br />
Harmonists“ aus den dreißiger Jahren und aus der<br />
„Dreigroschenoper“ von Kurt Weill. Man erinnert sich<br />
an das Jubiläumskonzert <strong>im</strong> Jahre 2023 in der Kölner<br />
Kartäuserkirche, wo man eine gelungene internationalen<br />
Musikreise mit den französischen Chören "Méli<br />
Mélo" und "Velles Canto" aus der Région Centre-Val<br />
de Loire (Leitung: Valéry Jugy) präsentierte.<br />
Singen ist die eigentliche Muttersprache<br />
des Menschen.<br />
Yehudi Menuhin
31 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SÄNGERAUSTAUSCH<br />
sinnvollen Sängeraustausch verbunden! Die Sänger<br />
der „Swingphonie“ und des Männerchores verstärken<br />
<strong>Chor</strong>auftritt 2023 <strong>im</strong> ev. Altenhe<strong>im</strong> in Siegburg<br />
dass sich eines Tages der besagte Sängeraustausch<br />
ergeben und vollziehen würde.<br />
Fotos: Bewegte Kommunikation St. Augustin<br />
Die Gründung des Gemischten <strong>Chor</strong>es „Swingphonie“,<br />
einer der beiden von Musikdirektor FDB Stefan Wurm<br />
dirigierten Chöre der <strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“<br />
Siegburg, <strong>im</strong> Jahre 2015 gegründet, ist mit einem<br />
<strong>Chor</strong>auftritt 2023 in St. Hedwig Siegburg-Zange<br />
Damit greifen sie sich st<strong>im</strong>mlich sozusagen unter die<br />
Arme! Als die „Swingphonie“ sich <strong>im</strong> Laufe der Zeit<br />
vor und nach der Corona-Krise etablierte, hat sich der<br />
Vorsitzende Hans-Josef Bargon wohl nicht träumen
32 CHOR IM GESPRÄCH<br />
VOLLER SINGFREUDE<br />
bereits vor dem Corona-Dilemma ein <strong>Chor</strong>treffen veranstaltet,<br />
das auf fruchtbaren musikalischen Boden<br />
der Corona-Krise nicht hat unterkriegen lassen. Das<br />
dürfte auch Willy Göbel als Vorsitzender des „Stadtverbandes<br />
Hennefer Chöre“ so gesehen haben. Den<br />
Ein <strong>Chor</strong>fest voller Singfreude präsentierten die Sänger<br />
des MGV „Eintracht“ Stoßdorf“ <strong>im</strong> Mai 2023 <strong>im</strong><br />
Bürgerhaus in Stoßdorf. Der <strong>Chor</strong>vorstand um den<br />
Vorsitzenden und Moderator, Peter Pütz, der am Mikrofon<br />
von Alexander Goerg unterstützt wurde, hatten<br />
gefallen war. So war es auch be<strong>im</strong> zweiten <strong>Chor</strong>fest,<br />
zu dem die frohgest<strong>im</strong>mten Sängerinnen und Sänger<br />
wirklich gerne nach Stoßdorf gekommen waren. Es<br />
war deutlich zu spüren, dass man darauf freute, miteinander<br />
zu singen und zu zeigen, dass man sich von<br />
überaus verheißungsvollen Auftakt absolvierten die<br />
st<strong>im</strong>mlich bestens disponierten Sängerinnen und<br />
Sänger des Hennefer Frauenchores „Ton in Ton“ bzw.<br />
die Männerchor-Gemeinschaft aus <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />
Hennef und Männerchor Geistingen sowie der Gemischte<br />
<strong>Chor</strong>, bestehend aus der Männerchor-Gemeinschaft<br />
und dem Frauenchor. Allen drei <strong>Chor</strong>formationen<br />
war die musikalische Handschrift des ge-
<strong>33</strong> CHOR IM GESPRÄCH<br />
meinsamen Dirigenten Pavel Brochin anzuhören, der<br />
für seine sorgfältige und vorbildliche <strong>Chor</strong>arbeit zurecht<br />
allerorten gelobt wird. Doch er hatte es in mehreren<br />
Wochen nicht nur bewerkstelligt, die Singst<strong>im</strong>men<br />
auf seine Vorstellungen einzust<strong>im</strong>men, sondern<br />
zudem die Arrangements für den Ohrwürmer „Steh<br />
auf“ (Tote Hosen) und „Unser Stammbaum“ (Bläck<br />
Fööss) sowie für die legendären Schlager „Wir zwei<br />
fahren irgendwo hin“ und „Du passt so gut zu mir“<br />
geschrieben. Das balladenhafte „Freunde lasst uns<br />
trinken“ von Reinhard Mey <strong>im</strong> Satz von Pasquale Thibaut,<br />
schmeichelte sich die Gehörgänge ein, was<br />
ebenfalls für die zarten Melismen und verträumten<br />
Romantizismen in „Die Rose“ von Armanda Mc Broom<br />
und „Lady Sunshine und Mister Moon“ von Heinz Gietz<br />
zutrifft. Bleibt noch nachzutragen, dass die beiden<br />
Männerchöre vom Männerchor Quirrenbach (ebenfalls<br />
von Brichin dirigiert) st<strong>im</strong>mlich unterstützt wurden.<br />
Eine wahrlich überzeugende Premiere der weiteren<br />
Brochin-Chöre, die das Hennefer <strong>Chor</strong>leben bereichern<br />
werden. Das tut auch der von Sebastian Rodriguez<br />
geleitete Pop- und Musicalchor „Music of Mine“,<br />
der den „Hennefer SIEGfonikern“ angegliedert ist.<br />
Der Dirigent, der zudem eine Programmlücke mit<br />
mehreren unterhaltsamen Musikstücken füllte, begleitete<br />
wie seine Kollegen „Music of Mine“ gekonnt<br />
auf dem E-Piano. Auch er setzte wie Brochin auf verträumte<br />
Songs wie das klangsensible „The sound of<br />
silence“ des unsterblichen amerikanischen Folk-Rock-<br />
Duos S<strong>im</strong>on & Garfunkel und „Make you feel my<br />
love“ von Bob Dylan, dem der beharrliche agierende<br />
Klangverwalter Rodriguez das schmissige „Twist and<br />
Shout“ gegenüberstellte. Beide <strong>Chor</strong>leiter, Brochin<br />
und Rodriguez, sorgten mit ihren Singst<strong>im</strong>men dafür,<br />
dass das Publikum mitklatschte, pfiff und Bravo rief.<br />
Das geschah ebenfalls bei den von Karsten Rentzsch<br />
betreuten Sängern der „Hennefer SIEGfonikern“ und<br />
dem oberbergischen Konzertchor „Bielsteiner Männerchor“.<br />
Rentzsch hatte ein musikalisches He<strong>im</strong>spiel<br />
und wusste seinen He<strong>im</strong>vorteil durchaus zu nutzen!<br />
Das äußerte sich darin, dass er seinen Sängern offensichtlich<br />
einge<strong>im</strong>pft hat, Blickkontakt zu ihm hatten,
34 CHOR IM GESPRÄCH<br />
eine deutliche Artikulation zu pflegen und eine lebendige<br />
Tongebung und St<strong>im</strong>mfärbung zu praktizieren.<br />
Beide Chöre taten dies mit Überzeugung und ohne<br />
Notenhefte! Das gilt für den klangfrischen Auftritt der<br />
Gastgeber mit melodiösen Muntermachern „Musik ist<br />
Trumpf“ (Heinz Gietz), „Jetzt ist Sommer“ (Wise<br />
Guys) mit sommerlicher Maskerade und „Gute Nacht<br />
Freunde“ (Reinhard Mey) und die wirklich umwerfende<br />
Präsenz der musikalischen Gäste aus dem benachbarten<br />
Kreis. Diese haben den berühmten Vogel<br />
<strong>im</strong> Bürgerhaus fürwahr abgeschossen! Diese ausgefuchsten<br />
Sänger ließen ihr melodisches He<strong>im</strong>atlied<br />
aus dem „Bielsteiner Land“ erklingen und vertieften<br />
sich danach in einer pfiffige harmonisch-rhythmische<br />
Neuvertonung der vertrauten Volksweise „Auf einem<br />
Baum ein Kuckuck“. Das muss erst einmal so gesungen<br />
werden, wie das unter den Händen von Karsten<br />
Rentzsch geschehen ist! Hut ab! Auch vor dem beschwörenden<br />
„Rock my soul“ (Lee Gilliam) und dem<br />
dezidiert intonierten Weinlied „Aus der Traube in die<br />
Tonne“ (Kurt Lissmann) sowie dem zugegebenen und<br />
beliebten <strong>Chor</strong>satz „Am kühlenden Morgen“ (Rudolf<br />
Pracht), den Rentzsch auf wunderbare Weise regelrecht<br />
erblühen ließ. Der von Valery Kashlyaev ge-<br />
führte Frauenchor „ConCertanten“ Allner, der st<strong>im</strong>mlich<br />
und gesellig besten miteinander harmoniert. Da<br />
darf man getrost der unermüdlichen Vorsitzenden<br />
Marita Klein-Henseler, die seit 39 Jahren das Amt der<br />
Vorsitzenden ausübt und ausfüllt, durchaus Glauben<br />
schenken. Warum auch nicht? Wer die Sängerinnen<br />
bei ihrem glänzenden Auftritt mit den Evergreens<br />
„Aber bitte mit Sahne“ (Udo Jürgens/arrangiert von<br />
Herbert Grunwald), dem schottischen Folklorelied<br />
„Sky Boat Song“ und dem temperamentvollen Calipso<br />
„Rum and Coca Cola“. Als st<strong>im</strong>mungsvolle Zugabe intonierte<br />
man ein Lied an den MGV Stoßdorf, bei dem
35 CHOR IM GESPRÄCH<br />
<strong>Chor</strong>leiter Kashlyeav den Notensatz nach der populären<br />
Melodie „Minsche wie mir“ (Text: <strong>Chor</strong>sängerin<br />
Marianne Schmitz) geschrieben und der nach der beklatschten<br />
Premiere an Peter Pütz überreicht wurde.<br />
Dieser beschenkte die <strong>Chor</strong>vorstände während des<br />
<strong>Chor</strong>festes mit einem kräftigen Tropfen! Viel Vergnügen<br />
hatte man an den jungen St<strong>im</strong>men der Kinderchöre<br />
der Musikschule der Stadt Hennef und der<br />
Grundschule Hennef-Uckerath unter der Leitung des<br />
ehemaligen Musikschulleiters und jetzigen Musikdozenten<br />
Thomas Gerstner, der mit den Kinderst<strong>im</strong>men<br />
seit Jahren für große Begeisterung. Auch be<strong>im</strong> <strong>Chor</strong>-<br />
fest sangen sich die Herzen von Groß und Klein. Es ist<br />
faszinierend, wie sich Kinderchöre von den Melodien<br />
der Kindermusicals motivieren und st<strong>im</strong>ulieren lassen.<br />
Das macht Gerstner, der selbst Kindermusicals<br />
und Märchen vertont, so schnell keiner nach! Von den<br />
6- bis 10-Jährigen traute sich sogar eine begabte<br />
Singst<strong>im</strong>me ans Mikrofon. Man hatte vorzüglich für<br />
das leibliche Wohl gesorgt und konnte letztlich mit<br />
dem <strong>Chor</strong>fest sehr zufrieden sein. Das geballte Finale<br />
blieb letztendlich dem „musikalischen Fünfkämpfer“<br />
Karsten Rentzsch vorbehalten. Denn nachdem die<br />
Kinderchöre das Feld geräumt und ihren berechtigten<br />
erhalten hatten, zogen nacheinander der Männerchor<br />
„Eintracht“ Blankenberg, der MGV Merten und der<br />
Pop- und Gospelchor „Living Colours“ ins Bürgerhaus<br />
ein. Nach deren Auftritten, versammelte der fleißige<br />
Dirigent die Sänger aus dem Burgstädtchen, Merten<br />
und Stoßdorf unter seine Fittiche, um das eigentliche<br />
Finale zu gestalten.<br />
Walter Dohr<br />
*<br />
Wer singt, verscheucht sein Unglück.<br />
Sprichwort aus Spanien
36 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Foto: privat<br />
VIELFÄLTIGE CHORMUSIK<br />
Der gemischte <strong>Chor</strong> „Voice“ Rodenkirchen besteht<br />
aus etwa 30 engagierten und ambitionierten Sängerinnen<br />
und Sängern, die von Yeow Hoay Aw. Das Repertoire<br />
umfasst deutsche und fremdsprachige Lieder<br />
von der Renaissance bis zur Gegenwart, in a cappella<br />
und mit Instrumentalbegleitung. Yeow Hoay Aw ist in<br />
Malaysia als Sohn chinesischer Eltern aufgewachsen<br />
und ist studierter Diplom-Musikpädagoge, Opernsänger<br />
mit internationalen Engagements und erfahrener<br />
Leiter des Kulturerhaltungszentrums in der Domstadt.<br />
Er möchte die klassische Musik in Rodenkirchen noch<br />
stärker etablieren. Das soll <strong>im</strong> schuleigenen Kammermusiksaal<br />
geschehen, wo er auch der <strong>Chor</strong> probt.<br />
Die Konzerte sollen bei freiem Eintritt stattfinden. Ihm<br />
schwebt zudem eine <strong>Chor</strong>schule für alle Altersstufen<br />
vor, die sich mit weltlicher <strong>Chor</strong>literatur befassen<br />
würde und nicht nur Pop oder Kirchenmusik singen.<br />
Er glaubt, dass es in Rodenkirchen genügend Talente<br />
gibt, die seinen Vorstellungen folgen würden. Die Musikkultur<br />
und der <strong>Chor</strong>gesang leben von solchen<br />
Kunstschaffenden!
37 CHOR IM GESPRÄCH<br />
unsäglichen Corona-Krise vielen Chören schon zum<br />
zweiten Mal ein Forum geboten, be<strong>im</strong> das interessierte<br />
Publikum wahrlich auf seine Kosten kam! Das<br />
freute den überglücklichen Vorsitzenden Peter Pütz<br />
(MGV „Eintracht“ Stoßdorf) ganz offensichtlich. Und<br />
das zurecht! Solche <strong>Chor</strong>- und Sängerfeste hatten vor<br />
Jahren noch einen anderen Stellenwert. Die Chöre besuchten<br />
sich gegenseitig und praktizierten damit eine<br />
echte und gelebte <strong>Chor</strong>freundschaft. Auch die beliebten<br />
Feste wie das Wiesenfest am idyllischen Siegufer<br />
in Weingartsgasse oder andere gesellige Veranstaltungen,<br />
bei den die Chöre <strong>im</strong>mer wieder gerne auftraten,<br />
gehören leider der Vergangenheit an. Doch zu<br />
welchem unsäglichen Preis? Darum ist es schön, dass<br />
sich <strong>im</strong>mer wieder Chöre finden, die dem Ganzen entgegenwirken.<br />
CHORFREUNDSCHAFT<br />
Das <strong>Chor</strong>fest am ersten Maisonntag 2023 <strong>im</strong> gemütlichen<br />
Stoßdorfer Bürgerhaus beschwor einmal mehr<br />
die <strong>Chor</strong>freundschaft. Der MGV „Eintracht“ Stoßdorf<br />
hatte sich damit in dankenswerter Weise nach der
38 CHOR IM GESPRÄCH<br />
EIN MOTIVIERTER CHOR<br />
und beschäftigen sich intensiv und nachhaltig der<br />
Pop- und Jazzliteratur. Dabei werden die <strong>Chor</strong>proben<br />
auch ein Vokalist und Produzent. Er ist als A-cappella-<br />
Sänger präsent und veranstaltet Workshops für viele<br />
musikalische Themen ab. In den Jahren 2013 bis l<br />
2016 sang er die Bassst<strong>im</strong>me bei den „Wise Guys“.<br />
Figallo, der für den <strong>Chor</strong> ein wahrer Glücksfall ist, studierte<br />
Musik und Schauspiel an der Universität Bologna,<br />
ehe er sich den „Flying Pickets“ (britische A<br />
cappella-Formation) anschloss und bis zum Jahre<br />
2012 Mitglied gewesen ist. Zudem hat er das Studio-<br />
Fotos: privat<br />
Der Gemischte Kölner a cappella-<strong>Chor</strong> UNPLUGGED,<br />
hat ebenfalls viel Freude und Spaß. Die engagierten<br />
Sängerinnen sind neugierig, motiviert und offen für<br />
moderne und neue Strömungen und innovative Ideen<br />
in Köln-Deutz von einem jährlichen Probenwochenende<br />
auf sinnfällige und konstruktive Weise flankiert.<br />
Andrea Figallo, der aus der italienischen Gemeinde<br />
Gorizia stammt, ist nicht nur ein ausgezeichneter und<br />
prädestinierter <strong>Chor</strong>leiter und Vokalcoach, sondern<br />
Ensemble „The Ghost Files“ und war der künstlerische<br />
Leiter des „Don Camillo <strong>Chor</strong>es in München. Seit dem<br />
Jahre 2020 fungiert Figallo auch <strong>Chor</strong>leiter des überaus<br />
renommierten „Bonner Jazzchores. Das alles<br />
zeigt, dass er den A cappella Gesang in all seinen<br />
st<strong>im</strong>mlichen Schattierungen und klanglichen Nuancen<br />
und Facetten aus dem Eff-Eff beherrscht.
39 CHOR IM GESPRÄCH<br />
INTERVIEW<br />
„<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ gibt den Wortlaut eines Interviews<br />
der „Hennefer SIEGfoniker“ wieder, das man<br />
mit einem der neuen Sänger geführt hat!<br />
Wolfgang, du singst seit Ende März letzten Jahres in<br />
unserem <strong>Chor</strong>. Hast du vorher auch schon gesungen?<br />
Wolfgang Lindlar: Ich habe <strong>im</strong>mer gerne gesungen.<br />
Das fing schon in der Schule durch einen Musikunterricht,<br />
der Spaß machte, an. In einen <strong>Chor</strong> bin ich erst<br />
vor ca. 20 Jahren eingetreten, weil regelmäßige wöchentliche<br />
Proben mit Beruf und Familie schwer zu<br />
vereinbaren waren. Erst nach einem beruflichen<br />
Wechsel habe ich <strong>im</strong> MGV Westerhausen mit dem<br />
<strong>Chor</strong>gesang begonnen. Leider konnte der Rückgang<br />
der Zahl bei den aktiven Sängern, wie bei vielen anderen<br />
Chören aus dem Stadtgebiet auch, nicht gestoppt<br />
werden. Eine Fusion mit einem benachbarten<br />
<strong>Chor</strong> hat das Ende nur um 5 Jahre verzögert. Auch<br />
die Wandlung in einen gemischten <strong>Chor</strong> führte nicht<br />
zum Erfolg. Nach dem Ende des <strong>Chor</strong>s habe ich eine<br />
neue sängerische He<strong>im</strong>at gesucht.<br />
Wie bist Du auf die Siegfoniker innerhalb des MGV<br />
Stoßdorf aufmerksam geworden?<br />
Mir war der MGV Stoßdorf bereits von einigen gemeinsamen<br />
Veranstaltungen bekannt. Die Siegfoniker sind<br />
zudem in der Berichterstattung der lokalen Presse <strong>im</strong>mer<br />
wieder präsent. So las ich Anfang des vergangenen<br />
Jahres einen Artikel, in dem sich der <strong>Chor</strong> <strong>im</strong> Hennefer<br />
Stadtecho präsentierte und seine Ziele, sein Repertoire<br />
und seinen <strong>Chor</strong>leiter vorstellte. Nachdem<br />
das Ende meines „alten“ <strong>Chor</strong>es beschlossen war,<br />
habe ich an einer Schnupperprobe der Siegfoniker<br />
teilgenommen und bin geblieben.<br />
Was gefällt dir bei den Siegfonikern und was hat dich<br />
zum Bleiben veranlasst?<br />
Ich wurde, auch als „Nicht-Stoßdorfer“, von den Sängern<br />
sehr gut aufgenommen und voll integriert. Das<br />
Repertoire mit modernen, zeitgemäßen Liedern liegt<br />
total auf meiner Wellenlänge. Unser junger <strong>Chor</strong>leiter<br />
Karsten Rentzsch versteht es mit seiner mitreißenden<br />
Art die Sänger zu motivieren und die Leistungen stetig<br />
zu verbessern. Auch sein Engagement während<br />
der Coronapause ist bemerkenswert. Alle Lieder wurden,<br />
für die Sänger <strong>im</strong> Internet aufrufbar, mit Noten<br />
und Audiodateien hinterlegt, so dass der Gesang auch<br />
in der Coronapause – wenn auch allein vor dem PC –<br />
möglich war und die Verbindung zum <strong>Chor</strong> erhalten<br />
blieb. Davon profitiere ich als „neuer“ Sänger heute,<br />
weil ich alle Stücke, die der <strong>Chor</strong> schon kennt, zu<br />
Hause anhören und üben kann. Als letztendlich entscheidenden<br />
Faktor für mich war das Gefühl des Zusammenhalts<br />
und das gesellige Beisammensein nach<br />
und auch außerhalb der Proben. Nach der Probe lässt<br />
man den Abend an der „Theke“ des Bürgerhauses<br />
Stoßdorf mit einem netten <strong>Gespräch</strong> ausklingen.<br />
Events, wie das Sparschweinfest oder einen Neujahrsempfang<br />
haben mich begeistert. Bei meinen bisherigen<br />
Auftritten mit dem <strong>Chor</strong> sprang der Funke<br />
durch den Spaß, den wir be<strong>im</strong> Singen haben auf das<br />
Publikum über.
40 CHOR IM GESPRÄCH<br />
GEBOREN UM ZU SINGEN<br />
Der Kinderchor „Lucky Kids“ der Rheinischen Musikschule<br />
Köln wirbt auf der Homepage mit dem sinnfälligen<br />
Motto „Geboren, um zu singen“. Damit hat man<br />
einen Liedtitel von Sänger und Songschreiber Graf<br />
und dessen Band „Unheilig“ umgemünzt. Gemeint iist<br />
damit Charts-Titel „Geboren, um zu leben“. <strong>Chor</strong>leiter<br />
Michael Kokott verknüpfen und sein <strong>Chor</strong> verknüpfen<br />
mit dem melancholischen Song, die musikalische Auffassung,<br />
zum Singen geboren zu sein. Mit anderen<br />
Worten: Die Kinder und ihr künstlerischer und engagierter<br />
Leiter, haben sich dem <strong>Chor</strong>gesang und der<br />
Singfreude ganz und gar verschrieben! Der <strong>Chor</strong>, in<br />
dem Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 17 Jahren<br />
singen, wurde <strong>im</strong> Jahre 1998 von Michael Kokott<br />
aus der Taufe gehoben. Durch Fernsehauftritte erlangte<br />
der <strong>Chor</strong> bundesweite Popularität. Der trat in<br />
der Vergangenheit be<strong>im</strong> ARD-Jahresrückblick, bei der<br />
„RTL ChartShow“, bei „X Factor“, bei der „Maus-<br />
Show“, bei der TV-Sendung „Nur die Liebe zählt“, bei<br />
der ZDF-Weihnachtsgala, bei der Bambi-Verleihung,<br />
der der TV-Sendung „Willkommen“ bei Carmen Nebel,<br />
be<strong>im</strong> „RTL-Spendenmarathon“ und be<strong>im</strong> „ZDF-Fernsehgarten“<br />
auf. Die „Lucky Kids“ schafften es sogar in<br />
die Charts bei den Hits von „Unheilig“ (Geboren, um<br />
zu leben) und Revolverheld (Spinner). Für die Mitwirkung<br />
bei "Geboren, um zu leben" wurde man <strong>im</strong> Jahre<br />
2011 mit einer 3-facheGoldenen Schallplatte und <strong>im</strong><br />
Jahre 2013 mit der 4-fache Platin-Platte ausgezeichnet.<br />
Die Lucky Kids wirkten auch <strong>im</strong> Kinofilm „Der<br />
Foto: privat<br />
König tanzt" mit und präsentierten sich Kölner Opernhaus<br />
traten die Lucky Kids in den Opern "Die tote<br />
Stadt" von Erich Wolfgang Korngold und "Pagliacci"<br />
von Leoncavallo auf. Auch in der Kölner „Lanxess-<br />
Arena“ und in der Kölner Philharmonie bei den beliebten<br />
Weihnachtskonzerten des Kölner Jugendchores<br />
St. Stephan zu hören. Zudem war den Produktionen<br />
der CD-Alben „Aff un zo (BAP), „Große Freiheit“ von<br />
„Unheilig“, "So gewollt" (Thomas Godoj) und "In<br />
Farbe" (Revolverheld) mit von der Partie. Dass sich<br />
der Kölner Kinder- und Jugendchor „Lucky Kids“ in<br />
vielen Bereichen des Kulturlebens und in der Unterhaltungsbranche<br />
so nachdrücklich etabliert hat, ist<br />
nicht zuletzt das Verdienst von <strong>Chor</strong>leiter Michael Kokott,<br />
der unter anderem auch als Leiter des bekannten<br />
Kölner Jugendchores St. Stephan seit vielen Jahren<br />
sehr erfolgreich ist.
41 CHOR IM GESPRÄCH<br />
FRÜHLINGSFEST<br />
bunter Kleidung, Bilder und Skulpturen, die teilweise<br />
als sozialkritische Exponate ausgeführt waren. Auch<br />
Troisdorf-Sieglar ins Leben gerufen. Mittlerweile haben<br />
viele ehemaligen <strong>Chor</strong>mitglieder nicht mehr die<br />
unmittelbare Beziehung zur Europaschule, aber die<br />
enge Verbundenheit bleibt. Seit dem Jahre 2020 leitet<br />
Musiklehrer Martin Kraft den <strong>Chor</strong> engagiert und mit<br />
viel Musikverstand, der mittwochs von 18.00-19.30<br />
Uhr <strong>im</strong> Probenraum der Schule die Probe abhält.<br />
Fotos: privat<br />
Der musikalische Auftakt 2023 des ELSch-<strong>Chor</strong>es der<br />
Europaschule in Troisdorf-Sieglar fand be<strong>im</strong> „Frühlingsfest<br />
der Künste“ <strong>im</strong> Foyer der Europaschule in<br />
Troisdorf-Sieglar statt, wobei man sich über viel Publikumszuspruch<br />
freuen konnte. Die Schülerinnen und<br />
Schüler dieser Schule stellten die kreativen Ergebnisse<br />
ihres schulischen Lebens vor. Junge Leute in<br />
für das leibliche Wohl war Sorge getragen worden.<br />
Die Sängerinnen und Sänger (inzwischen durch neue<br />
<strong>Chor</strong>mitglieder verstärkt!) freuten sich auf den Auftritt<br />
ebenso wie die jungen und älteren Besucher. Man<br />
gab eine gelungene und unterhaltsame Kostprobe aus<br />
dem vielfältigen Repertoire. Der Eltern-Lehrer-Schülerchor<br />
(genannt: ELSch-<strong>Chor</strong>) wurde vor mehr als<br />
drei Jahrzehnten als Schulchor der Europaschule<br />
Im Karneval singt man närrische Lieder, zur Weihnachtszeit<br />
besinnliche Lieder und hat zudem deutsche<br />
oder ausländische Liedtitel, Gospelgesänge und<br />
Schlagermelodien <strong>im</strong> Repertoire. Es wird alles gesungen,<br />
was Spaß be<strong>im</strong> Hören und Singen macht!<br />
*<br />
Ich singe, was ich nicht sagen kann.<br />
Volksmund
42 CHOR IM GESPRÄCH<br />
BUNT UND VIELFÄLTIG<br />
Foto: privat<br />
Im renommierten Kölner <strong>Chor</strong> „Die Zauberflöten“ singen<br />
schwule Männer, die ihr Publikum mit ihren ausgefeilten<br />
Bühnenprogrammen, die auf sehr kreative<br />
Weise Gesang, <strong>Chor</strong>eografie, eigene Texte und Moderation<br />
verknüpfen. Die Sänger, die inzwischen von<br />
Jürgen Terhag dirigiert werden, treten <strong>im</strong>mer wieder<br />
ironisch, lustig, besinnlich oder auch romantischvor<br />
das Publikum und wissen es über die Domstadt hinaus<br />
musikalisch, tänzerisch und m<strong>im</strong>isch zu fesseln und<br />
zu begeistern! Das Repertoire ist bunt, vielfältig und<br />
recht abwechslungsreich und spiegelt so das wahre<br />
Leben wider. Man präsentiert Musicalsongs, Evergreens,<br />
Schlagermelodien und Popstücke, die neu<br />
aufbereitet in mehrst<strong>im</strong>migen Arrangements, A cappella<br />
oder mit Klavierbegleitung in den Konzerten und<br />
<strong>Chor</strong>auftritten intoniert und inszeniert werden. Alle<br />
vier Jahre trifft man sich mit europäischen Chören<br />
und feiert gemeinsam das <strong>Chor</strong>festival „Various<br />
Voices“ <strong>im</strong> italienischen Bologna. Die letzte Teilnahme<br />
geht auf das Jahr 2023 zurück. Dort trafen sich mehr<br />
als 100 Chöre aus 19 europäischen Ländern. Gemeinsam<br />
mit den Sängern von „Homophon“ aus Münster<br />
und den „Mainsirenen“ aus Frankfurt am Main, die<br />
ebenfalls zum besagten Festival gereist sind, haben<br />
die „Zauberflöten“ vor ihrem Abflug nach Bologna gezeigt,<br />
welche Lieder sie <strong>im</strong> Reisegepäck hatten. Die<br />
drei Chöre traten dazu <strong>im</strong> Großen Saal des Bürgerhauses<br />
Köln-Kalk auf, um einmal mehr das Publikum<br />
zu begeistern und zu berühren.