Chor im Gespräch FOLGE 60
Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet
Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1 CHOR IM GESPRÄCH<br />
CHOR IM GESPRÄCH<br />
Seniorenchor „Spätlese“ Köln (Foto: privat)<br />
<strong>60</strong>. Folge
2 CHOR IM GESPRÄCH<br />
VORWORT<br />
Diese Betrachtung soll ein Bekenntnis zum hiesigen<br />
<strong>Chor</strong>gesang sein, der nicht nur die Menschen <strong>im</strong>mer<br />
wieder erfreut, sondern auch ein Stück gelebte He<strong>im</strong>at<br />
ist. Das zeigt nicht nur die Tradition der Chöre<br />
und <strong>Chor</strong>gemeinschaften, sondern auch die vielfältigen<br />
Aktivitäten, die sich zwangsläufig aus dem <strong>Chor</strong>und<br />
Vereinsleben ergeben. Das gilt für die zahlreichen<br />
Auftritte, Konzerte und anderweitigen Veranstaltungen.<br />
Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis, dass das Singen<br />
auch den Sängerinnen und Sängern viel Spaß bereitet.<br />
Dass das Singen zudem eine gesellige und soziale<br />
Komponente hat, müsste eigentlich allen Menschen<br />
bekannt sein! Darum liegt es eigentlich auf der Hand,<br />
dass man sich für dieses Metier wirklich interessieren<br />
sollte. Das ganze Umfeld soll deshalb einmal intensiv<br />
betrachtet und auch denen nähergebracht werden,<br />
die sich eigentlich dessen nicht so bewusst sind. Außer-dem<br />
hat es für den Verfasser den weiteren Grund,<br />
dass sich damit für ihn ein stiller Wunsch erfüllt. Es<br />
ist für ihn interessant, das vielfältige Geschehen zu<br />
erleben und zu dokumentieren. Nicht nur der hiesige<br />
<strong>Chor</strong>gesang erlebt eine Zeit, in der die Sängerinnen<br />
und Sänger nachhaltig beweisen können und müssen,<br />
was ihnen das musikalische Erbe wert ist, das es zu<br />
bewahren gilt. Wir sollten uns nicht nur bei Jubiläumsfeiern<br />
daran erinnern. Doch ist leichter gesagt als<br />
getan. Denn es verlangt einen ausgeprägten Gemeinsinn<br />
und die überzeugte Freude am Singen!<br />
Walter Dohr<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
02 Vorwort<br />
02 Inhaltsverzeichnis<br />
03 Singen und Körpersprache<br />
05 Fauré-Requiem als <strong>Chor</strong>projekt<br />
06 Liebe zur Mundart<br />
07 Kirchenmusik in der Hennefer Stadtkirche<br />
09 <strong>Chor</strong>jubiläum in Bonn<br />
11 Voller Hoffnung und Zuversicht<br />
13 Sinnfälliges Motto<br />
15 Mit viel Leidenschaft<br />
18 Aus dem Archiv<br />
21 Exquisiter <strong>Chor</strong>klang<br />
22 Projekt-Singen <strong>im</strong> Bröltal<br />
23 Der fröhliche <strong>Chor</strong> am Rhein<br />
24 Seelenwanderung am Karfreitag<br />
27 Gemeinsames Konzert<br />
29 Fröhlicher <strong>Chor</strong>ausflug<br />
31 Gehaltvolles Singen<br />
32 Pure Lebensfreude<br />
34 Mit oder ohne Noten?<br />
37 Abschied von der Krippe<br />
39 <strong>Chor</strong>jubiläum in Oberpleis<br />
41 Ausgesuchte Werke von Gabriel Fauré<br />
MUSIKZITATE<br />
Die Musik hat eine wunderbare Kraft,<br />
in einer unbest<strong>im</strong>mten Art und Weise die starken<br />
Gemütserregungen in uns wieder wach zu rufen,<br />
welche vor langer Zeit gefühlt wurden.<br />
Charles Darwin<br />
*<br />
Alle Musik wird geboren <strong>im</strong> Herzen der Menschen.<br />
*<br />
Musik und Kunst sind Lichter,<br />
die die Welt lenken.<br />
Pablo Picasso<br />
*<br />
Musik kann man durch nichts aufwiegen.<br />
Man wird man doch durch sie berührt.<br />
Paavo Järvi<br />
*<br />
IMPRESSUM<br />
Autor und Herausgeber:<br />
Walter Dohr<br />
Assistenz: Erik Breidenbach<br />
Redaktion: walterdohr@musik-kompendium.de
3 CHOR IM GESPRÄCH<br />
DIE KÖRPERSPRACHE
4 CHOR IM GESPRÄCH<br />
ist daher gut beraten, die Körpersprache möglichst<br />
subtil zu spiegeln. Denn nur dies schafft eine angenehme<br />
Atmosphäre und eine entspannte und lockere<br />
Haltung. Dasselbe gilt auch für das Singen und das<br />
Musikzieren. Doch damit das alles gelingt, ist der<br />
Fotos: privat<br />
Die Körpersprache be<strong>im</strong> Singen ist für das Publikum<br />
wie der Erzähler, der aus einem Buch rezitiert und<br />
spielt eine sehr wichtige Rolle bei den Auftritten und<br />
Konzerten von Chören und <strong>Chor</strong>gemeinschaften,<br />
wozu auch die <strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“ Siegburg<br />
zählt. Für den Kenner der <strong>Chor</strong>szene ist die Körpersprache<br />
wie ein offenes Buch, das viel über die Gefühle<br />
und Gedanken derjenigen ausdrücken, die auf<br />
der Bühne singen und nicht nur die richtigen Töne<br />
treffen wollen. Aber wie be<strong>im</strong> Umgang mit einem<br />
Buch, braucht es zur Beurteilung der Körpersprache<br />
<strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“ Siegburg<br />
die Fähigkeit, um diese auch wie ein Buch zu lesen!<br />
So signalisieren viele Zeichen und Gesten, ob der<br />
<strong>Chor</strong> abgelenkt, gestresst oder unsicher ist, was sich<br />
deutlich auf das Singen auswirkt! Angespannte Gesichtsausdrücke,<br />
eine gesunkene Körperhaltung und<br />
wenig Augenkontakt verstärken den Eindruck der Unsicherheit<br />
und der Schüchternheit. Diese negativen<br />
Aspekte der Körpersprache haben be<strong>im</strong> Singen nichts<br />
zu suchen, da sie die Präsenz und die Ausdruckskraft<br />
beeinträchtigen. Es ist wie bei einer Begegnung, bei<br />
der der erste Eindruck zählt! Mit anderen Worten: Es<br />
Musikdirektor FDB Stefan Wurm<br />
die <strong>Chor</strong>leiterin bzw. der der <strong>Chor</strong>leiter gefragt. Auch<br />
deren Körpersprache ist <strong>im</strong>mer wieder vonnöten!
5 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
REQUIEM ALS PROJEKT<br />
Seit dem Jahre 2024 fungiert Henrik Hasenberg als<br />
neuer <strong>Chor</strong>leiter des „Deutsch-Französischen <strong>Chor</strong>es<br />
Bonn“. Dieser absolvierte ein Bachelor-Studium in<br />
Kirchenmusik an der Kölner Musikhochschule. Im<br />
Jahre 2024 hat er ein Masterstudium in <strong>Chor</strong>leitung<br />
bei Prof. Martin Berger an der Robert-Schumann-Musikhochschule<br />
in Düsseldorf sowie ein Masterstudium<br />
in Kirchenmusik an der Kölner Musikhochschule begonnen.<br />
Unterrichtet wurde bis zum Jahre 2024 von<br />
Prof. Thierry Mechler, Otto Maria Krämer und dem<br />
Kölner Domorganisten Prof. Dr. Winfried Bönig. Neben<br />
seinem Studium war Hasenberg bis Ende 2024<br />
Kirchenmusiker an der Stiftskirche Bonn. Dort über-<br />
nahm er die Leitung der Singschule und des Stifts-<br />
<strong>Chor</strong>es und leitete den Kammerchor Neuwied und ist<br />
als <strong>Chor</strong>leitungsassistent des Kölner Oratorienchores<br />
tätig. Seine <strong>Chor</strong>leitung prägen Prof. Robert Göstl,<br />
Prof. Christopher Brauckmann, Barnaby Smith und<br />
Stephen Layton. Durch die Leitung des Kammerchores<br />
Neuwied sammelte er viel Erfahrung mit anspruchsvoller<br />
A Cappella-<strong>Chor</strong>literatur. Weitere Inspirationen<br />
an der Orgel erhielt er zudem durch den Unterricht<br />
bei Lukas Stollhof und Thomas Sorger. Darüber<br />
hinaus vertiefte er seine Orgelstudien durch<br />
Meisterkurse bei Ludger Lohmann, Guy Bovet und<br />
Vincent Dubois. Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis, dass die<br />
Musik die Deutsch-Französischen Chöre diesseits und<br />
jenseits des Rheines verbindet. In ihnen treffen sich<br />
Leute, die durch gemeinsames Musizieren die Völkerverständigung<br />
vorantreiben wollen. Der „Deutsch-<br />
Französische <strong>Chor</strong> Bonn“ (einer von 18 Deutsch-Französischen<br />
Chören in Frankreich und Deutschland, die<br />
sich auch gemeinsamen <strong>Chor</strong>projekten zusammenfinden.<br />
Ein Beispiel dafür ist die Aufführung des Requiems<br />
von Gabriel Fauré in Bonn und Bremen <strong>im</strong> Jahre<br />
2024, das die Deutsch-Französischen Chöre Bonn und<br />
Bremen als <strong>Chor</strong>gemeinschaft zu Gehör brachten.<br />
Eine wundervolle musikalische Völkerverständigung!<br />
Es ist <strong>im</strong>mer wieder erstaunlich, wie man ohne große<br />
Kenntnisse der anderen Sprache nach wenigen Proben<br />
ein großartiges Konzert entsteht. Dabei hat jeder<br />
der Chöre sein eigenes Profil, das sich in regelmäßigen<br />
A Cappella-Konzerten niederschlägt. So gehört<br />
das Adventskonzert des „Deutsch-Französischen <strong>Chor</strong>es<br />
Bonn“ in der Schlosskirche der Universität fast zur<br />
Bonner Tradition. Das Repertoire umfasst nahezu alle<br />
Stilepochen und Stilrichtungen.
6 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Foto: privat<br />
VIEL LIEBE ZUR MUNDART<br />
Dem <strong>Chor</strong> St. Joseph Thomasberg gehören etwa vierzig<br />
Sängerinnen und Sänger aus der Pfarreiengemeinschaft<br />
an. Im Jahre 2024 feierte man in der katholischen<br />
Pfarrkirche St. Joseph in Thomasberg<br />
(Stadt Königswinter) eine Jubiläumsmesse, die von<br />
Edgar Zens geleitet wurde. Der pensionierte Schulrektor,<br />
Pianist, Organist und Arrangeur leitet den<br />
<strong>Chor</strong> seit 30 Jahren und hat damit die <strong>60</strong>-jährige<br />
<strong>Chor</strong>geschichte entscheidend mitgetragen. Im virtuellen<br />
Museum Thomasberg-Heisterbacherrott kann<br />
man sich ausführlich über das Wesen und Werden des<br />
<strong>Chor</strong>es informieren. Das Repertoire des <strong>Chor</strong>es umfasst<br />
klassische und zeitgenössischer Werke der Kirchenmusik<br />
sowie ein breites Spektrum weltlicher<br />
Mundart-Konzert des <strong>Chor</strong>es St. Joseph Thomasberg<br />
<strong>Chor</strong>musik mit besonderer Liebe zur rheinischen<br />
Mundart. Das <strong>Chor</strong>leben in Thomasberg wird geprägt<br />
von den Kirchenfesten sowie kirchlichen und geselligen<br />
Anlässen mit Ausflügen und Festen, zu denen<br />
auch der Karneval gehört. Es geht mit der Gestaltung<br />
der Christmette und oft auch mit den Mundart-Konzerten<br />
„Petersberger Plätzchen“ (inzwischen: „Strücher<br />
Plätzchen“) veranstaltet, zu Ende.
7 CHOR IM GESPRÄCH<br />
OSTERMESSE IN HENNEF
8 CHOR IM GESPRÄCH<br />
an St. S<strong>im</strong>on und Judas zu! Der überzeugende Kirchenmusiker<br />
hat die Hennefer Stadtpfarrkirche längst<br />
zu einer He<strong>im</strong>stätte der Kirchenmusik und des Orgelspiels<br />
gemacht und kann auf seine musikalische Arbeit<br />
wirklich stolz sein! Norbert Schmitz-Witter wurde<br />
<strong>im</strong> Jahre 1962 in Neunkirchen-Wolperath geboren<br />
und absolvierte nach dem Abitur ein Kirchenmusikstudium<br />
an der Kölner Musikhochschule, dass er mit<br />
dem A-Examen abschloss. Er erhielt Orgelunterricht<br />
Michael Schneider und Klavierunterricht bei Vera von<br />
Fotos: privat<br />
Zum Osterfest 2024 führte der traditionsreiche Kirchenchor<br />
St. S<strong>im</strong>on und Judas Hennef die „Spatzenmesse“<br />
von Mozart sowie das unsterbliche „Alleluja“<br />
aus dem Messias-Oratorium von Händel auf und erfreute<br />
damit die Gläubigen, da die ausgezeichneten<br />
Singst<strong>im</strong>men, dem Osterjubel über die Auferstehung<br />
des Heilands den rechten musikalischen Ausdruck<br />
verliehen. Der <strong>Chor</strong> tat dies unter der bewährten<br />
Leitung des langjährigen Hennefer Kirchenmusikers<br />
und Regionalkantors Norbert Schmitz-Witter. Er hat<br />
sich in vielen Jahren auf überzeugende Weise für die<br />
Kirchenmusik in der Hennefer Stadtpfarrkirche St. S<strong>im</strong>on<br />
und Judas mit seinen engagierten Sängerinnen<br />
und Sänger eingebracht und einen hervorragenden<br />
Ruf eingebracht. Das trifft auf die ambitionierte musikalische<br />
Gestaltung der Festliturgie und ebenfalls<br />
auf die in höchsten Tönen gelobten Kirchenkonzerte<br />
Schnitzler-Ebel. Seit dem Jahre 1985 ist er in Hennef<br />
tätig und begründete die <strong>Chor</strong>- und Orgelkonzertreihe,<br />
ehe er <strong>im</strong> Jahre 1993 zum Regionalkantor für<br />
den Rhein-Sieg-Kreis rechtsrheinisch berufen wurde.<br />
Damit ist eine breit gefächerte Lehrtätigkeit in der<br />
Aus- und Weiterbildung verbunden. Unter seiner Initiative<br />
wurde das Hennefer Orgelbauprojekt an St. S<strong>im</strong>on<br />
und Judas <strong>im</strong> Jahre 2006 fertiggestellt. Seit dem<br />
Jahre 2008 ist er als Regionalkantor zuständig für den<br />
Bereich Orgel/Orgelbau <strong>im</strong> Erzbistum Köln.
9 CHOR IM GESPRÄCH<br />
CHORJUBILÄUM
10 CHOR IM GESPRÄCH<br />
man inzwischen die Programme "Herzensglück & Liebesleid",<br />
"Tierlieder", "Irgendwo auf der Welt", "Gute<br />
Zeiten - Schlechte Zeiten", "Schön schräg", "Großes<br />
Theater", "Outer Space" oder "Trotz alledem" einstu-<br />
Fotos: privat<br />
Der Gemischte <strong>Chor</strong> „d´acchord“ Bonn feierte <strong>im</strong><br />
Jahre 2024 sein 20-jähriges Jubiläum unter der bewährten<br />
Leitung des Gründungsdirigenten Jan Groth.<br />
Er und seine engagierten Sängerinnen und Sänger taten<br />
dies mit dem 10. Motto-Konzert (!), die dafür <strong>im</strong><br />
Laufe der Jahre gesorgt haben, dass man sich ein<br />
vielfältiges, originelles und nicht alltägliches Repertoire<br />
angeeignet, dass dem Publikum <strong>im</strong>mer wieder<br />
Gefallen hat und gefällt. Was lag also näher, als aus<br />
dem reichen Fundus der besagten Motto-Konzerte ein<br />
Jubiläumsprogramm zu erstellen, um die erfolgreichen<br />
und erfüllten Jahre Revue passieren zu lassen!<br />
Ein Blick auf die Konzerte, in denen vorwiegend weltliche<br />
<strong>Chor</strong>musik aller Stilepochen auftauchen, finden<br />
sich unterschiedliche <strong>Chor</strong>lieder, die unter einem best<strong>im</strong>mten<br />
Thema zusammengestellt sind und nach einer<br />
längeren Probezeit aufgeführt werden. So hat<br />
diert und in der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei lässt<br />
es sich <strong>Chor</strong>leiter nicht nehmen, das eine oder andere<br />
<strong>Chor</strong>arrangement zu schreiben, was die Motto-Konzerte<br />
<strong>im</strong>mer wieder bereichert und nuanciert! Einmal<br />
<strong>im</strong> Jahr veranstaltet man ein <strong>Chor</strong>wochenende. Zum<br />
intensiven Proben und gemütlichen Zusammensein<br />
sucht man sich ein Tagungshaus oder eine Jugendherberge<br />
aus. Jan Groth absolvierte Musikwissenschaftsstudium<br />
und leitet mehrere linksrheinische<br />
Chöre sowie den Seniorenchor der Stadt Bonn (rechtes<br />
Foto). Außerdem ist er als Organist an katholischen<br />
Pfarrgemeinden in Bonn und Bornhe<strong>im</strong> tätig.
11 CHOR IM GESPRÄCH<br />
VOLLER ZUVERSICHT<br />
Margareta Neunkirchen) und Angela Scharf (Pfarrerin<br />
der evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen)<br />
Schubert unter dem Titel „Gott meine Zuversicht“<br />
vertont hat und von den Männerchören diesseits und<br />
jenseits des Rheins gern gesungen wird. Aus dessen<br />
Feder entstammt auch die volkstümliche „Deutsche<br />
Messe“, aus der das Eingangslied „Wohin soll ich mich<br />
wenden“ von der Orgelempore in bewegender Weise<br />
erklang. Diese Zuversicht und der Glaube an die<br />
ewige h<strong>im</strong>mlische He<strong>im</strong>at, war die tröstliche Max<strong>im</strong>e<br />
dieses berührenden Trauergottesdienstes. "Wohin<br />
soll ich mich wenden" ist ein Text von Johann Philipp<br />
Neumann und beginnt mit der Frage "Wohin soll ich<br />
mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken?"<br />
und endet mit der verheißungsvollen Aussage<br />
"Zu dir, zu dir, o Vater, komm ich in Freud und Leiden,<br />
du sendest ja die Freuden, du heilest jeden Schmerz".<br />
Dieser Trost galt Klaus Lüdke und seiner Familie in<br />
besonderer Weise, die Anni Lüdke auf ihrem letzten<br />
Weg begleiteten. Die Redaktion von „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“<br />
möchte an dieser Stelle ihr tiefes Beileid zum<br />
Ausdruck bringen.<br />
Fotos: Bewegte Kommunikation St. Augustin<br />
In der Karwoche 2024 versammelte sich eine große<br />
Trauergemeinde zum ökumenischen Trauergottesdienst<br />
in der katholischen Pfarrkirche St. Margareta<br />
Neunkirchen, der von Antanas Karciauskas aus Litauen<br />
(Kaplan der katholischen Kirchengemeinde St.<br />
gehalten wurde. Beide spendeten mitfühlenden Trost<br />
und erinnerten in beredten Worten an die Heilsgewissheit<br />
und an die Liebe zu Gott und unter den Menschen.<br />
So rezitierte man das unsterbliche „Hohelied<br />
der Liebe“ aus dem Korintherbrief des Apostels Paulus<br />
und dem 23. Psalm vom guten Hirten, den bekanntlich<br />
der Wiener <strong>Chor</strong>- und Liedkomponist Franz<br />
*<br />
Dass nur ein Gast ich bin auf dieser Erde,<br />
es will mir mehr und mehr zum Troste werden.<br />
*<br />
Der katholische Geistliche ließ das Leben der Eheleute<br />
Anni und Klaus Lüdke lebendig werden und erwähnte<br />
in ausgewählten Worten von einer erfüllten und gegenseitigen<br />
Liebe, die das Leben in mehr als <strong>60</strong> Jahren<br />
geprägt und getragen haben. Dabei haben sie sich
12 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Diamantene Hochzeit 2021: Anni und Klaus Lüdke<br />
Männerchor der <strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“ Siegburg<br />
(Leitung: Musikdirektor FDB Stefan Wurm)<br />
Die Liebe zueinander, zur Familie, zum schmucken<br />
und von Klaus Lüdke entworfenen und gebauten Bungalow<br />
(„Anni´s Klause“) und zum <strong>Chor</strong>gesang haben<br />
die Eheleute von ganzem Herzen geteilt. Der gebürtige<br />
Stettiner Witwer tut das heute noch als geschätzter<br />
<strong>Chor</strong>sänger und Solist („Bergischer Troubadour)<br />
be<strong>im</strong> Männerchor der <strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“<br />
Siegburg und als Sänger und Vizechorleiter be<strong>im</strong> MGV<br />
„Gemütlichkeit“ Söntgerath (Gemeinde Neunkirchen-<br />
Seelscheid). Die Verstorbene, die ebenso naturver-<br />
bunden gewesen ist wie ihr Ehemann, hat viele Jahre<br />
<strong>im</strong> Frauenchor Birkenfeld (Gemeinde Neunkirchen-<br />
Seelscheid) gesungen, der sich inzwischen aufgelöst<br />
hat; wie so viele Traditionschöre an Rhein und Sieg!<br />
Die beiden genannten Männerchöre, die sich unter ihren<br />
<strong>Chor</strong>leitern Stefan Wurm und Johannes Götz auf<br />
der Orgelbühne postiert hatten, griffen in besinnlichen<br />
<strong>Chor</strong>werken den zuversichtlichen Duktus des<br />
Trauergottesdienstes auf und beschworen die glaubensfrohe<br />
Geborgenheit, die der Glauben an Gott mit<br />
sich bringt. So ergaben sich Augenblicke einer inneren<br />
Stille, die mit dem vertrauten „Näher mein Gott<br />
zur Dir“, dem afrikanisch-amerikanischen Spiritual „<br />
"Swing low, sweet chariot", einem deutschsprachigen<br />
„Vaterunser“ oder aber von dem sehnsuchtsvollen „O<br />
Herr, gib Frieden“. Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski.<br />
hat den Liedtext aus er altrussischen Liturgie vertont,<br />
der vom Männerchor aus der Kreisstadt in deutscher<br />
Sprache intoniert wurde. Mit diesem Friedensruf kann<br />
man auch assoziieren, dass der Herr den Frieden<br />
schenkt, den die Menschen nicht beherzigen. Diesen<br />
göttlichen Frieden hat die Verstorbene nun gefunden!<br />
Johannes Götz begleitete den einen oder anderen<br />
<strong>Chor</strong>satz auf der Orgel und begleitete die Wechselgesänge<br />
„Möge uns die Straße zusammenführen“ (Segenslied<br />
aus Irland) und „Von guten Mächten wunderbar<br />
geborgen“ (Bekenntnislied von Dietrich Bonhoeffer)<br />
von <strong>Chor</strong> und Trauergemeinde. Walter Dohr
13 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SINNFÄLLIGES MOTTO
14 CHOR IM GESPRÄCH<br />
das hymnische Gospel „Lord forgive us this day“ sowie<br />
afrikanischer Musik. „Tune Up“ ist ein Vocal-Jazz-<br />
Ensemble unter der Leitung von Rainer Stemmermann,<br />
das vor allem durch seine rhythmische Intensität<br />
und die ausgeprägte Emotionalität seiner Songs<br />
besticht. Das zeigten die ambitionierten Sängerinnen<br />
und Sänger in den virtuosen <strong>Chor</strong>arrangements. Zu<br />
den Highlights ihres aktuellen Programms gehören Titel<br />
wie „Still crazy after all these years“, Viva La Vida“,<br />
„Die Gedanken sind frei“, „Fix you“ oder „Der Mond<br />
ist aufgegangen“.<br />
Fotos: privat<br />
Der Bonner „Jazz- und Gospelchor „Swinging Rainbow“<br />
präsentierte unter der künstlerischen Gesamtleitun<br />
von Liane Pleuser <strong>im</strong> Jahre 2023 in der evangelischen<br />
Apostelkirche in Bonn-Tannenbusch ein begeisterndes<br />
Konzert, das man Song-Titel „If you want<br />
to sing out, sing out“ von Cat Stevens überschrieben<br />
hatte. Das Ganze war eine musikalische Reise durch<br />
die Welt der Gospel-, Pop- und Jazzmusik. Und erstmals<br />
trat man dabei mit dem <strong>Chor</strong> „Tune Up“ auf! Auf<br />
dem vielfältigen Programm standen u.a. Songs von<br />
Cat Stevens, Sting, Elton John und Michael Jackson,
15 CHOR IM GESPRÄCH<br />
MIT VIEL LEIDENSCHAFT<br />
Fotos: privat<br />
In der Spielzeit 2023/2024 feierte der „Kinder- und<br />
Jugendchor des Theater Bonn“ sein 30-jähriges Bestehen<br />
mit einem grandiosen Jubiläumskonzert <strong>im</strong><br />
Bonner Opernhaus auf großer. Seit seiner Gründung<br />
in der Spielzeit 1992/93 übern<strong>im</strong>mt der <strong>Chor</strong> traditionell<br />
Kinderchor- und Kindersolopartien in Opernund<br />
Musicalproduktionen. Aber er produziert auch eigene<br />
Produktionen, wie „Winterreise“, „Brundibär“,<br />
„Faust“ oder die „Arabische Nachtmusik“. Darüber<br />
hinaus stellt man <strong>im</strong>mer wieder die Vielseitigkeit mit<br />
zahlreichen Konzerten und innovativen Projekten<br />
nachhaltig unter Beweis.
16 CHOR IM GESPRÄCH
17 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Stücken bis hin zu Rock- und Popmusik. Seit 15 Jahren<br />
leitet Ekaterina Klewitz den <strong>Chor</strong> mit viel Leidenschaft.<br />
Am Freitag wurde in der Lokalzeit ein Beitrag<br />
über das <strong>Chor</strong>jubiläum gesendet, inklusive Live-Interview<br />
mit der <strong>Chor</strong>sängerin und <strong>Chor</strong>eografin des Konzerts<br />
Delphine Eudora. Seit seiner Gründung in der<br />
Spielzeit 1992/93 ist der Kinderchor eine feste Größe<br />
<strong>im</strong> Bonner Theaterleben. Der <strong>Chor</strong> ist nach Altersstufen<br />
in den Vor-, Haupt- und Jugendchor aufgeteilt und<br />
zählt mittlerweile über 130 Mitglieder. Im Herbst<br />
2019 wurde der Kinder- und Jugendchor für »Den<br />
besten <strong>Chor</strong> <strong>im</strong> Westen«, den größten <strong>Chor</strong>-Wettbewerb<br />
in Nordrhein-Westfalen, nominiert. Ekaterina<br />
Klewitz und 46 ihrer <strong>Chor</strong>mitglieder gelangten <strong>im</strong><br />
Jahre 2019 erfolgreich ins Halbfinale. Übertragen<br />
wurden die Auftritte <strong>im</strong> WDR-Fernsehen. Im Jahre<br />
2020 erhielt der <strong>Chor</strong> den mit 3.000 € dotierten Förderpreis<br />
des „Vereins der Opernfreunde Bonn“.<br />
Überreicht wurde er <strong>im</strong> Rahmen der Premiere von<br />
„Faust“. Mit dem Preis würdigten die Opernfreunde<br />
»das außergewöhnliche künstlerische und gesellschaftliche<br />
Engagement des Kinder- und Jugendchors.<br />
Das Theater Bonn ermöglicht Schulkindern ab<br />
dem 6. Lebensjahr einen vorbildlichen und lebenswerten<br />
Einstieg in die Welt der Musik. Die jüngsten<br />
Kinder, die <strong>im</strong> Vor-<strong>Chor</strong> singen, sind gerade sechs<br />
Jahre alt, die ältesten sind zum Teil schon in der Ausbildung<br />
oder <strong>im</strong> Studium und kommen trotzdem <strong>im</strong>mer<br />
wieder. Das Singen in dem <strong>Chor</strong> ist für viele mehr<br />
als nur ein Hobby. Die Kinder und Jugendlichen bilden<br />
unter sich eine starke Gemeinschaft, viele haben dort<br />
Freunde gefunden. Da einige auch bei den Produktionen<br />
der Oper mitsingen und mal die Knaben in „Die<br />
Zauberflöte“ von Mozart sind, eine Horde Kinder in<br />
„Carmen“ von Georges Bizet in Aufstieg und Fall der<br />
Stadt Mahagonny“ von Kurt Weill, sind sie auch eng<br />
verbunden mit den Sängerinnen und Sängern des Ensembles,<br />
kennen die Inspizienz, die Bühnentechniker<br />
sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der<br />
Kostümabteilung, die ihnen schon so manches Kostüm<br />
genäht und nach jedem Wachstumsschub verlängert<br />
haben. Sie kennen die vielen Gänge und Türen<br />
<strong>im</strong> Opernhaus, kennen Lampenfieber und Premierenparties.<br />
*<br />
Musik ist von gehe<strong>im</strong>nisvollem Geist und Wesen.<br />
Jean Giono
18 CHOR IM GESPRÄCH<br />
AUS DEM ARCHIV
19 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Hans-Josef Bargon, Ehrenvorsitzender der <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />
GERMANIA Siegburg hat sich schon <strong>im</strong>mer<br />
mit viel Fleiß und Akribie für die Dokumentation der<br />
mehr als 130-jährigen Vereinsgeschichte gekümmert.<br />
So hat er in der Karwoche 2024 eine weitere Abhandlung<br />
befasst, die von der Redaktion von „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“<br />
unter der Rubrik „Aus dem Archiv“ aufgegriffen<br />
worden ist. So schreibt denn Hans-Josef Bargon:<br />
„Obwohl die <strong>Chor</strong>gemeinschaft GERMANIA Siegburg<br />
ein weltlicher <strong>Chor</strong> ist, hat sie sich seit ihrer Gründung<br />
<strong>im</strong> Jahre 1892 auch dem musikalischen Lobe Gottes<br />
verschrieben. Zu Hause, aber auch auf ihren zahlreichen<br />
<strong>Chor</strong>reisen, hat sie <strong>im</strong>mer wieder in Gotteshäusern<br />
zur Ehre Gottes gesungen. Bereits 1958 war es<br />
den Sängern vergönnt, eine heilige Messe <strong>im</strong> Wiener<br />
Stephansdom zu gestalten. 1963 durfte der <strong>Chor</strong> als<br />
Geste der Versöhnung in der Kathedrale von Coventry<br />
(England) singen, die von den Deutschen <strong>im</strong> 2. Weltkrieg<br />
zerstört, erst ein Jahr zuvor wieder aufgebaut<br />
worden war. In der Matthiaskirche in Budapest, der<br />
Krönungskirche der ungarischen Könige, gestaltete<br />
der <strong>Chor</strong> 1993 eine weitere Messe. Im Verlauf dieser<br />
Reise trat der <strong>Chor</strong> auch <strong>im</strong> Dom von Passau auf.<br />
1994 standen die Sänger der GERMANIA unter der<br />
70m hohen Kuppel des Berliner Domes und gestalteten<br />
die Domvesper. Auf seiner Skandinavien-Reise<br />
2005 sang der <strong>Chor</strong> <strong>im</strong> Dom von Turku, dem finnischen<br />
Nationalheiligtum, <strong>im</strong> Dom in Estlands Hauptstadt<br />
Tallinn, in Helsinkis Felsenkirche sowie in der<br />
Uspenski-Kathedrale. Auf der <strong>Chor</strong>reise nach Mexico<br />
2003 wurde die GERMANIA eingeladen, in der Wall-<br />
Auftritt in Sant´Ignazio (Ltg: Stefan Wurm)<br />
fahrtsbasilika von Guadelupe aufzutreten, in der <strong>im</strong><br />
Jahre 2002 der Hl. Vater Johannes Paul II. den Indio<br />
Juan Diego heiliggesprochen hatte. Sie ist das wichtigste<br />
Heiligtum Mexikos und eines der bedeutendsten<br />
Marienheiligtümer der Welt. Sie hat 10.000 Sitz-<br />
plätze und fasst 40.000 Menschen. 2008 erhielt der<br />
<strong>Chor</strong> die Möglichkeit, <strong>im</strong> Dom von Salzburg eine Heilige<br />
Messe musikalisch auszuschmücken. Mit seiner<br />
prächtigen Fassade und der mächtigen Kuppel präsentiert<br />
sich dieses 10.000 Menschen fassende Gotteshaus<br />
als eindrucksvoller Monumentalbau des
20 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
Frühbarock diesseits der Alpen. Unvergesslich für die<br />
Sänger sind auch die Auftritte in der Geburtskirche in<br />
Bethlehem, in der Verkündigungskirche von Nazareth<br />
sowie in der Abtei San Dormitio in Jerusalem bei der<br />
Konzertreise ins Heilige Land <strong>im</strong> Jahre 1986. Aber<br />
auch bei den <strong>Chor</strong>reisen nach Kanada, in die USA,<br />
nach Namibia und in die damalige UdSSR trat der<br />
<strong>Chor</strong> regelmäßig in Gotteshäusern auf. Vom 27. März<br />
bis 1. April 2010 führte eine Konzertreise die GERMA-<br />
NIA in die Ewige Stadt. Hier gab der <strong>Chor</strong> ein Konzert<br />
in der Kirche Sant´Ignazio, unter den Basiliken Roms<br />
mit ihrem klassizistisch-barocken Baustil wohl eine<br />
der schönsten. Aber auch in den Papstkirchen St. Paul<br />
vor den Mauern und Santa Maria Maggiore sang der<br />
<strong>Chor</strong> zum Lobe Gottes. Höhepunkt der <strong>Chor</strong>reise war<br />
die Gestaltung einer heiligen Messe <strong>im</strong> Petersdom,<br />
dem Zentrum der Christenheit und Ziel von Pilgern<br />
aus aller Welt. Der Petersdom fasst 20.000 Personen<br />
und ist mit einer überbauten Fläche von 15.1<strong>60</strong> m²<br />
eines der größten Kirchengebäude der Welt. Bei der<br />
Papstaudienz von Papst Benedikt XVI. hat die GER-<br />
MANIA vor einer riesigen Pilgerschar mit vielen Gläubigen<br />
aus aller Herren Länder Pilger auf dem Petersplatz<br />
die "Siegburg-Hymne" gesungen.“ Mit diesem<br />
von Joseph Mohr vertonten Hymnus "Ein Haus voll<br />
Glorie schauet" ist nicht der Petersdom gemeint. Damit<br />
ist aber nicht der Petersdom gemeint, sondern die<br />
Benediktiner-Abteikirche St. Michael, die so majestätisch<br />
auf der Michaelsberg über Siegburg thront!<br />
*<br />
Die Basilika Sankt Peter <strong>im</strong> Vatikan in Rom wird <strong>im</strong><br />
deutschsprachigen Raum wegen ihrer Größe und Bedeutung<br />
gemeinhin Petersdom genannt. Dieser ist die<br />
Memorialkirche des Apostels S<strong>im</strong>on Petrus, eine der<br />
sieben römischen Pilgerkirchen, die größte der<br />
päpstlichen Basiliken und eine der bedeutendsten Kirchengebäude<br />
der Welt. Die Vorgängerkirche der heutigen<br />
Petersbasilika wurde um das Jahr 324 von Konstantin<br />
dem Großen über dem vermuteten Grab des<br />
hl. Petrus errichtet. Mit dem heutigen Petersdom hat<br />
man <strong>im</strong> Jahre 1506 begonnen, der <strong>im</strong> Jahre 1626<br />
weitgehend vollendet war. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts<br />
war die gewaltige Kathedrale zudem die Patriarchalbasilika<br />
des lateinischen Patriarchen von Konstantinopel.<br />
Nach der Auflösung des Patriarchats <strong>im</strong><br />
Jahre 1964 wurde dieser Titel weitergeführt. Seitdem<br />
Papst Benedikt XVI. <strong>im</strong> Jahre 2006 den Titel des Patriarchen<br />
des Abendlandes niedergelegt hat, wird St.<br />
Peter als Papstbasilika bezeichnet. Seit Ende des 14.<br />
Jahrhunderts residieren die Päpste nahe dem Petersdom.<br />
Dieser ist jedoch weder die Kathedrale des Bistums<br />
Rom noch der ranghöchste römisch-katholische<br />
Kirchenbau. Beide Funktionen hat die Lateranbasilika<br />
in der ewigen Stadt inne. Bei Ausgrabungen <strong>im</strong> Auftrag<br />
Papst Pius’ XII. in den fünfziger Jahren fand man<br />
unter dem Petersdom eine antike Gräberstraße.<br />
Diese war zu Beginn des 4. Jahrhunderts für den Bau<br />
von Alt-St. Peter zugeschüttet worden. Es wurden in<br />
dieser Zeit einige römische Mausoleen freigelegt, die<br />
teilweise mit Wandmalereien und Mosaiken ausgestattet<br />
waren. Außerdem wurden <strong>im</strong> Kontext des vermutlichen<br />
Petrus-Grabes Gebeine gefunden. Die historische<br />
Betrachtung, dass die Reliquien bei den letzten<br />
schweren Christenverfolgungen unter dem römischen<br />
Kaiser Konstantin beigesetzt worden sind, will<br />
aber nicht alle überzeugen. (Wikipedia)
21 CHOR IM GESPRÄCH<br />
EXQUISITER CHORKLANG<br />
Seit dem Jahre 2004 singt der Kölner <strong>Chor</strong> „R(h)einklang“<br />
in kleiner st<strong>im</strong>mlicher Besetzung mehrst<strong>im</strong>mige<br />
geistliche und weltliche <strong>Chor</strong>stücke sowie <strong>Chor</strong>lieder<br />
aus der ganzen Welt und <strong>Chor</strong>arrangements<br />
der beliebten Kölner Lieder. Das in der St<strong>im</strong>mbesetzung<br />
ausgewogene Ensemble pflegt mit seinen jungen<br />
St<strong>im</strong>men be<strong>im</strong> Singen einen exquisiten und ausgereiften<br />
<strong>Chor</strong>klang, der in der Domstadt und darüber<br />
hinaus zurecht gern gehört wird.
22 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SINGEN IM BRÖLTAL<br />
um den Gospelgesang in seiner vielfältigen musikalischen<br />
Ausprägung sowie um das Einstudieren von<br />
und faszinierender Manier ausübt und damit die Singst<strong>im</strong>men<br />
und das Publikum <strong>im</strong>mer wieder begeistert.<br />
Foto: privat<br />
Judith und Niko Schlenker hatten <strong>im</strong> Jahre 2024 zu<br />
einem weiteren Workshop eingeladen, an dem sich<br />
alle interessierten Sängerinnen und Sänger aus Ruppichteroth,<br />
dem Bröltal und dem ganzen Rhein-Sieg-<br />
Kreis beteiligen konnten. Dabei ging es einmal mehr<br />
Lobpreisliedern und Soulsongs. Niko Schlenker leitet<br />
seit vielen Jahren mit Herzblut und Leidenschaft<br />
Gospelworkshops in Deutschland und <strong>im</strong> Ausland. Er<br />
komponiert eigene Gospelsongs und hat auch schon<br />
eigene CD-Produktionen fabriziert. Seine Ehefrau Judith<br />
Kaufmann-Schlenker ist für die organisatorischen<br />
Dinge und das Dirigieren zuständig, das sie mit echter<br />
Ihr leidenschaftlicher und ausgeprägter Dirigierstil<br />
überrascht die Zuhörer und spornt darüber hinaus die<br />
<strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men an. Zum Abschluss des zwe<strong>im</strong>onatigen<br />
Workshops wurde in bewährter Weise das erarbeitete<br />
Repertoire be<strong>im</strong> traditionelle Gemeindefest der evangelischen<br />
Kirchengemeinde Ruppichteroth lebendig<br />
und engagiert präsentiert.
23 CHOR IM GESPRÄCH<br />
DER FRÖHLICHE CHOR<br />
gebunden. Die künstlerische Leitung hat seit dem<br />
Jahre 2023 die famose Stella Louise Goecke inne, die<br />
und Sänger in den quicklebendigen <strong>Chor</strong> zu integrieren.<br />
Hin und wieder tritt man auch mit anderen<br />
Foto: privat<br />
Der Gemischte <strong>Chor</strong> „<strong>Chor</strong>lonia“ Köln-Nippes singt<br />
seit mehreren Jahrzehnten und betrachtet sich selbst<br />
als eine singfreudige, lebensfrohe, gesellige und fröhliche<br />
<strong>Chor</strong>gemeinschaft, bei der das Herz für den<br />
<strong>Chor</strong>gesang und die Domstadt schlägt. Man singt<br />
klassische <strong>Chor</strong>werke, Popsongs alles, was Spaß<br />
macht und womit man be<strong>im</strong> Publikum am Rhein punkten<br />
kann! Das <strong>Chor</strong>ensemble arbeitet und tritt in Eigenregie<br />
auf und ist an eine Kirchengemeinde<br />
Den engagierten Singst<strong>im</strong>men die rechten Töne beibringt.<br />
Im Repertoire finden sich ausgesuchte <strong>Chor</strong>stücke<br />
von Anton Bruckner über Mozart bis Felix Mendelssohn-Bartholdy.<br />
Man singt auch geistliche <strong>Chor</strong>musik<br />
und Volkslieder in vielen Die Vielseitigkeit von<br />
„<strong>Chor</strong>lonia“ zeigt sich auch be<strong>im</strong> breiten Spektrum,<br />
das Popsongs, Jazzstücke und andere moderne <strong>Chor</strong>literatur<br />
enthält. Geprobt wird wöchentlich <strong>im</strong> Gemeindesaal<br />
der Kulturkirche in Köln-Nippes und ist<br />
nicht abgeneigt weitere interessierte Sängerinnen<br />
Ensembles und Chören auf. Die neue <strong>Chor</strong>leiterin<br />
bringt frischen Wind in die <strong>Chor</strong>proben und ist eine<br />
erfahrene und kompetente Persönlichkeit. Sie sprüht<br />
vor Energie und überrascht <strong>im</strong>mer wieder mit ihrer<br />
Palette an gesanglichen Techniken und Methoden, um<br />
das st<strong>im</strong>mliche Potenzial in jeder erdenklichen Weise<br />
zu fördern! Dabei überträgt sich ihre Empathie auf<br />
den <strong>Chor</strong>, der zwe<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Jahr für ein Wochenende in<br />
Klausur geht. Dort wird ausgiebig an den Tönen geschliffen,<br />
an der Aussprache und den Tempi gefeilt.
24 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SEELENWANDERUNG
25 CHOR IM GESPRÄCH<br />
angelsächsischen He<strong>im</strong>at hochgeschätzten und populären<br />
Komponisten. Elgar hatte zuvor mit den Kantaten<br />
„The Black Knight“ (1893) und „Carastacus“<br />
(1898), dem Oratorium „Lux Christi“ (1896) sowie<br />
den „Enigma Variationen“ (1899) seine wachsende<br />
Reputation nachdrücklich unter Beweis gestellt! Der<br />
Fotos: privat<br />
Be<strong>im</strong> Karfreitagskonzert 2024 hatte man sich <strong>im</strong> Bonner<br />
Opernhaus dem bezwingenden Oratorium „The<br />
Dream of Gerontius“ (op. 38) des englischen Komponisten<br />
Edward Elgar (1857-1934) verschrieben. Als<br />
bravouröse Mitwirkende präsentierten sich bei der<br />
faszinierenden Seelenwanderung unter der künstlerischen<br />
Gesamtleitung des Dirigenten und des Generalmusikdirektors<br />
der Frankfurter Oper, Thomas<br />
Guggeis, der Philharmonische <strong>Chor</strong> der Stadt Bonn<br />
und die Kartäuserkantorei Köln (Einstudierung: Paul<br />
Krämer), Dshamilja Kaiser (Mezzosopran), Toby<br />
Spence (Tenor). Carl Rumstadt (Bariton) sowie das<br />
Beethoven-Orchester Bonn und bescherte dem Publikum<br />
ein nicht alltägliches Musikerlebnis. Das besagte<br />
Oratorium wurde <strong>im</strong> Jahre 1900 be<strong>im</strong> Musikfest <strong>im</strong><br />
mittelenglischen Birmingham uraufgeführt und gehört<br />
zu den exponierten Kompositionen des in seiner<br />
Greift bei dem das zweiteilige Oratorium ein Gedicht<br />
des <strong>im</strong> Jahre 2019 heiliggesprochenen englischen<br />
Konvertiten und Kardinals John Henry Newman zurück.<br />
Elgar, der selbst Katholik war, hat das inspirierte<br />
Poem wesentlich gekürzt, das in einer höchst<br />
beeindruckenden Weise in lyrischen und dramatischen<br />
Episoden den Weg einer Seele nach Verlassen<br />
des Leichnams. Laut den Lehren und Dogmen der katholischen<br />
Kirche gelangt die Seele durch das Jenseits<br />
und am Fegefeuer vorbei, wobei sie von einem<br />
Schutzengel geleitet wird, um letztlich die Herrlichkeit<br />
Gottes zu schauen. Der erste Teil des Oratoriums
26 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Engel begegnet die Seele auch den klagenden Seelen<br />
<strong>im</strong> Fegefeuer. Zuletzt gelangt sie doch zu Gott und<br />
wird auf Fürsprache des Todesengels gerichtet, ehe<br />
sie nach der Reinigung <strong>im</strong> Fegefeuer in den hehren<br />
Kreis der gerechten Seelen aufgenommen wird.<br />
handelt von der Todesstunde des alten Mannes Gerontius<br />
(griech. Greis), wobei der Tenor den Seelenzustand<br />
des leidgeplagten Menschen auf dem Sterbelager<br />
durch Gebete ausschmückt. Umgeben ist der<br />
Sterbende von seinen Freunden, die ein Kyrie anst<strong>im</strong>men<br />
und für die Errettung seiner Seele durch Gott<br />
inbrünstig beten. Unterstützt werden sie von einem<br />
Priester (Bass), der feierlich den letzten Segen spendet.<br />
Im zweiten Teil trifft die Seele des Verstorbenen<br />
zunächst auf ihren Schutzengel (Mezzosopran). Vorbei<br />
an Dämonen, die um die Seelen der Toten streiten.<br />
Auf dem weiteren Weg und unter dem Schutz der
27 CHOR IM GESPRÄCH<br />
GEMEINSAMES KONZERT
28 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Golgotha-Kirche in Berlin, <strong>im</strong> Konzerthaus Wernigerode<br />
und in Bonn aufgeführt. Mitwirkende waren<br />
unter der künstlerischen Gesamtleitung von Thomas<br />
Busch der Jugendkonzertchor Bonn, das Ensemble<br />
Fotos: privat<br />
Im Jahre 2023 feierte der von Thomas Busch dirigierte<br />
„Jugendkonzertchor Bonn“ das 30-jährige Jubiläum<br />
und veranstaltete ein Adventskonzert junger<br />
Chöre in der evangelischen Christuskirche in Bad<br />
Godesberg, an dem sich außer dem Jubiläumschor<br />
auch der Kodály-<strong>Chor</strong> und der Unterstufenchor des<br />
Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums Bonn beteiligten. Der<br />
Dirigent und die Singst<strong>im</strong>men ließen in dem gelungenen<br />
Konzert auf st<strong>im</strong>mungsreiche Weise die besinnliche<br />
und friedliche Vorweihnachtszeit lebendig werden.<br />
Die drei jungen Chöre präsentierten dabei Vokal-<br />
musik in hebräischer, arabischer und deutscher Sprache,<br />
wobei der Frieden besonders in den musikalischen<br />
Fokus geriet. Das instruktive Programm verknüpfte<br />
dabei Vertrautes mit weniger Bekanntes, wobei<br />
auch Traditionelles <strong>im</strong> neuen Gewand offeriert<br />
wurde. So war für einen schönen Abend gesorgt, der<br />
nachdenklich, besinnlich, aber auch unterhaltsam<br />
war, wobei auch mitgesungen werden durfte. Die<br />
Spende wurde zur Unterstützung der jungen Chöre<br />
verwendet. Der Jugendkonzertchor hatte <strong>im</strong> Jubiläumsjahr<br />
zudem die populäre Tango-Messe ”Misa a<br />
Buenos Aires“ von Martin Palmeri (*1965) in der<br />
„SonorTango!“, Rocco Heins (Bandoneon), Sarah-<br />
Léna Winterberg (Mezzosopran) und Nicklas John<br />
(Klavier). Seit dem Gründungsjahr 2013 hat man u.a.<br />
das Messias-Oratorium von Händel gemeinsam mit<br />
dem Ensemble Cornu Copiae in Krakau und in Bonn<br />
aufgeführt sowie die „Missa“ des schottischen Komponisten<br />
und Geigers Richard Gwilt (*1958), die<br />
„Missa in Jazz“ von Peter Schindler (*19<strong>60</strong>), sakrale<br />
und säkulare <strong>Chor</strong>musik aus vier Jahrhunderten,<br />
Beethovens „Neunte“ <strong>im</strong> Rahmen des Campuskonzerts<br />
be<strong>im</strong> Beethovenfest zu Gehör gebracht sowie an<br />
der Barockoper “Dido and Aeneas“ von Henry Purcell<br />
an der Oper Bonn mitgewirkt. Der Jugendkonzertchor<br />
ist Mitglied <strong>im</strong> Netzwerk Ludwig van B.
29 CHOR IM GESPRÄCH<br />
FRÖHLICHER AUSFLUG
30 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat / Wikipedia<br />
Im Jahre 2024 führte die traditionelle <strong>Chor</strong>fahrt den<br />
von Barbara Wingenfeld dirigierten Kinder- und Jugendchor<br />
Lohmar in die historische und vielbesuchte<br />
Stadt Koblenz, die bekanntlich am Zusammenfluss<br />
von Mosel und Rhein gelegen ist. Mit einem Bus<br />
machte sich die erwartungsvolle Gesellschaft mit 22<br />
Kindern und Jugendlichen <strong>im</strong> Alter zwischen 7 und 14<br />
Jahren, der <strong>Chor</strong>leiterin und ihrem Sprössling Justus<br />
auf die Reise, wobei drei <strong>Chor</strong>eltern als Begleiter fungierten.<br />
Das Ziel war die geschichtsträchtige Festung<br />
Ehrenbreitstein zur dortigen Jugendherberge. Von der<br />
Festung aus bot sich ein <strong>im</strong>posanter Ausblick auf den<br />
Blick auf die majestätische Festung Ehrenbreitstein<br />
Rhein, die Mosel und auf Koblenz. Den Abend nach<br />
der Anreise verbrachte man mit lustigen Spielen zum<br />
gegenseitigen Kennenlernen. Am nächsten Tag traf<br />
man sich zu einer Gesangsprobe, um neue Kirchenlieder<br />
für die Auftritte zur Kommunion einzuüben. Danach<br />
gondelte die muntere Truppe mit der Seilbahn<br />
hoch über dem Rhein zum Deutschen Eck. Ein einmaliges<br />
Erlebnis! Das Deutsche Eck ist historischer Platz,<br />
wo die Mosel in den Rhein mündet. An Ort und Stelle<br />
erfuhren die Kinder und Jugendlichen und ihre Begleiter<br />
Interessante über die geschichtlichen Hintergründe<br />
das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Das Monument<br />
Blick auf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal<br />
mit einer Höhe von 44 Metern wurde als Symbol für<br />
die Einigung Deutschlands von 1895 bis 1897 erbaut<br />
und zeigt ein Reiterstandbild vor einer Kolonnade, das<br />
den deutschen Monarchen Wilhelm I. und eine Viktoriafigur<br />
darstellt. Danach trat der beliebte <strong>Chor</strong> in der<br />
Koblenzer Innenstadt auf. Die Passanten freuten sich<br />
darüber und spendete viel Kleingeld für ein Eis. Danach<br />
unternahm man eine Rallye auf dem Koblenzer<br />
Marktplatz, bei der es knifflige Aufgaben zu bewältigen<br />
galt. In einer Nachtwanderung wurde die Festung<br />
erkundet, ehe vor der Rückfahrt eine weitere <strong>Chor</strong>probe<br />
auf die Singst<strong>im</strong>men wartete.
31 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Foto: privat<br />
GEHALTVOLLES SINGEN<br />
Dem Kirchenchor St. Sebastian Bonn-Poppelsdorf gehören<br />
etwa drei Dutzend engagierter Sängerinnen<br />
und Sänger an, die von Kantor Christoph Hamm dirigiert<br />
werden. Der <strong>Chor</strong> gestaltet vor allem musikalisch<br />
die Gottesdienste und das insbesondere an<br />
kirchlichen Feiertagen. Daneben veranstaltet der<br />
<strong>Chor</strong> auch Konzerte, die a cappella gesungen oder instrumental<br />
sowie solistisch begleitet werden. Im Rahmen<br />
des „Poppelsdorfer Orgelsommer“ wirkt bei einem<br />
extra für diesen Anlass zusammengestellten Projektchor<br />
(in der Regel mit der Kantorei der benach-<br />
barten evangelischen Luthergemeinde mit. Dabei<br />
kommen auch weltliche Werke zur Aufführung. Hierbei<br />
dominiert der Spaß am Singen sowie an der Erarbeitung<br />
und Darbietung anspruchsvoller Kirchenmusik.<br />
Neben der nachhaltigen <strong>Chor</strong>arbeit und den Auftritten<br />
kommt auch die Geselligkeit nicht zu kurz.<br />
<strong>Chor</strong>leiter Christoph Hamm (rechtes Foto) ist seit<br />
dem Jahre 1995 Organist und Kantor an St. Sebastian.<br />
Mittlerweile ist er für den Seelsorgebereich<br />
Bonn-Melbtal zuständig. Er studierte Kirchenmusik<br />
und <strong>Chor</strong>leitung an der Musikhochschule Köln bei Peter<br />
Neumann, Henning Frederichs und Marcus Cred<br />
sowie Orgel an der Musikhochschule Stuttgart bei Jon<br />
Laukvik. Er ist Preisträger mehrerer internationaler<br />
Orgelwettbewerbe.
32 CHOR IM GESPRÄCH<br />
PURE LEBENSFREUDE
33 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
Der Gospelchor „Joy´n Glory“ Swisttal hat <strong>im</strong> Vorgebirge<br />
seine angestammte musikalische He<strong>im</strong>at. Die<br />
engagierten Sängerinnen und Sänger offerieren unter<br />
der inspirierten Leiter Monica Schneider-Henseler<br />
ausgeprägte Emotionen und eine ausgesprochene<br />
Singfreude. Seit der Gründung <strong>im</strong> Jahre 2000 beschäftigt<br />
man sich intensiv mit der traditionellen<br />
Gospelmusik, christliche Lieder und Modern Gospel<br />
von Komponisten wie Kirk Franklin, Kurt Karr, Fred<br />
Hammond, Richard Smallwood etc. Unser Repertoire<br />
und afrikanische Gesänge in den Originalsprachen.<br />
Die drei Dutzend motivierte Singst<strong>im</strong>men singen ohne<br />
Notenblätter. So können sie auf mitreißende und authentische<br />
Weise die Musik besonders und überzeugend<br />
ausleben. Begleitet wird der Gospelchor von einem<br />
Pianisten und Percussion-Klängen, die das<br />
Tempo und das Temperament der Musik akzentuieren.<br />
Die Dirigentin gibt nicht nur den Ton vor und<br />
lenkt alles in die klanglichen Bahnen; sie sorgt auch<br />
<strong>im</strong>mer wieder dafür, dass die Sängerinnen und Sänger<br />
aus sich herausgehen. In den <strong>Chor</strong>proben legt sie<br />
besonderen Wert auf St<strong>im</strong>m- und Gehörbildung,<br />
Rhythmusübungen, <strong>Chor</strong>eografie und Improvisation.<br />
Auch auf regelmäßigen <strong>Chor</strong>fahrten wird an der Gesangstechnik<br />
und an der Interpretation geschliffen.<br />
Darüber hinaus finden stets Coachings und Workshops<br />
statt, die den <strong>Chor</strong> weiterentwickeln. Man singt<br />
mit Intensität bei Auftritten auf großen und kleinen<br />
Bühnen, bei Gottesdiensten und bei allen möglichen<br />
Feiern und Veranstaltungen. Besonders stolz ist man<br />
über eine in die berühmte Carnegie Hall in New York<br />
<strong>im</strong> Jahre 2019. Dort trat man mit 250 Sängerinnen<br />
und Sängern aus aller Welt sowie einem großen Orchester<br />
auf. 2.000 begeisterte Besucher lauschten<br />
dabei der „Gospel Mass“ von Robert Ray. Die quicklebendige<br />
<strong>Chor</strong>leiterin ist staatlich geprüfte Atem-,<br />
Sprech- und St<strong>im</strong>mlehrerin der Schule Schlaffhorst-<br />
Andersen. Sie erweiterte ihr Können durch den Lehrgang<br />
der Landesmusikakademie NRW und Fortbildungen<br />
in Gospelchorleitung/ Black Contemporary Gospel<br />
bei der Gospel-Expertin Angelika Rehaag.
34 CHOR IM GESPRÄCH<br />
MIT ODER OHNE NOTEN?
35 CHOR IM GESPRÄCH<br />
man nicht unterschätzen, da es eine gewisse Sicherheit<br />
be<strong>im</strong> Singen gibt. Das Einstudieren eines neuen<br />
<strong>Chor</strong>stückes ist mit Notenblättern für den Einstudie-<br />
Fotos: privat<br />
In den meisten Chören diesseits und jenseits des<br />
Rheins wird die <strong>Chor</strong>literatur zumeist <strong>im</strong> Sitzen und<br />
mit den Notenblättern in den Händen einstudiert und<br />
mehr oder weniger auch auf diese Weise bei Auftritten<br />
und Konzerten aufgeführt. Bei populärem Repertoire<br />
singt man hin und wieder auswendig. Die Frage, ob<br />
mit oder ohne Noten gesungen werden soll, ist und<br />
bleibt auch heutzutage aktuell. Eine kluge <strong>Chor</strong>pädagogin<br />
vertritt die Auffassung, dass man be<strong>im</strong> Singen<br />
mit Noten mit Lesen beschäftigt sei. Das Argument ist<br />
nicht zu entkräften! Die Notenblätter binden bei den<br />
<strong>Chor</strong>proben und den Auftritten die nötige Aufmerk-<br />
Gem. <strong>Chor</strong> „Swingphonie“ (<strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“<br />
Siegburg) – Ltg: Musikdirektor Stefan Wurm<br />
samkeit. Doch um lebendig und überzeugend zu singen,<br />
bietet sich das Singen ohne Noten geradezu an!<br />
Natürlich hat die Arbeit mit Noten seine Vorteile, die<br />
sich nicht vom Tisch wischen lassen, da sie für Orientierung<br />
sorgen. Der Singende hat so die Möglichkeit,<br />
sich einen Überblick über das <strong>Chor</strong>stück zu verschaffen.<br />
Man hält nämlich Ablauf in den Händen, sieht wo<br />
die eigenen Einsätze und die Einsätze der anderen<br />
St<strong>im</strong>men sind und hat den Text unmittelbar vor Augen.<br />
Mit anderen Worten: Derjenige, der singt, hat<br />
etwas in der Hand, an dem sie sich sozusagen festhalten<br />
kann. Dieses psychologische Momentum sollte<br />
renden recht unkompliziert, da sie die Kommunikation<br />
zwischen ihm und den Singst<strong>im</strong>men wesentlich<br />
erleichtern. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass<br />
die Sängerinnen und Sänger sich in den Noten zurechtfinden,<br />
was in Laienchören (wie bereits erwähnt)<br />
nicht so selbstverständlich ist. Der Blick konzentriert<br />
sich mehr auf das Notenblatt als auf das eigentliche<br />
Geschehen, dass das Singen stets begleitet. Die <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men<br />
sind be<strong>im</strong> Singen nach Noten nicht nur mit<br />
Singen beschäftigt, sondern auch damit, sich in den<br />
Partituren zurechtzufinden. Das Singen ohne Noten<br />
ist für viele <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men eine ungewohnte Erfahrung,<br />
die oft mit Orientierungslosigkeit verbunden ist.
36 CHOR IM GESPRÄCH<br />
vor den Auftritten und den Konzerten. Es sollte in diesem<br />
Kontext auch erwähnt werden, dass der st<strong>im</strong>mliche<br />
und chorische Zusammenklang be<strong>im</strong> Singen<br />
ohne Noten ein interessantes Erlebnis ist und die Be-<br />
Dennoch lohnt es sich, die Programmstücke ohne Noten<br />
einzuüben. Die Sängerinnen und Sänger sind auf<br />
diese Weise mit allen Sinnen be<strong>im</strong> Singen bei der Sache,<br />
was sich <strong>im</strong> Laufe der Zeit in klingender Münze<br />
auszahlt. Das intensive Hören be<strong>im</strong> Singen bezieht<br />
sich nicht nur auf die eigene St<strong>im</strong>me, sondern auch<br />
auf die anderen <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men. Das muss in Fleisch<br />
und Blut übergehen und muss zum Selbstverständnis<br />
be<strong>im</strong> Singen werden und bleiben. Ohne Noten zu sin-<br />
gen dauert manchmal länger. Aber wenn die St<strong>im</strong>men<br />
zueinanderfinden, ist die Intonation viel sauberer und<br />
die Tonspannung wird prägnanter und klarer erlebt.<br />
Das jeweilige <strong>Chor</strong>stück wird nachhaltiger und einprägsamer.<br />
Damit ein <strong>Chor</strong> klanglich und musikalisch<br />
zusammenfindet ist das Verständnis für das Ganze<br />
unerlässlich. Wenn das <strong>Chor</strong>lied bereits bei der <strong>Chor</strong>probe<br />
auswendig einstudiert wird, erübrigt sich das<br />
mühsame und oft stressige Auswendiglernen vor dem<br />
geisterung be<strong>im</strong> Singen befördern kann. Abgesehen<br />
davon, dass die Sängerinnen und Sänger sich freier<br />
und besser bewegen, sich gegenseitig und den Dirigierenden<br />
anschauen können. Kurzum: Der Klang jeder<br />
einzelnen St<strong>im</strong>me profitiert vom Singen ohne Noten<br />
und weckt noch mehr Freude.<br />
Walter Dohr<br />
*<br />
Musik muss man fühlen.<br />
Arthur Rubinstein
37 CHOR IM GESPRÄCH<br />
KRIPPENKONZERT
38 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Buch Genesis. Mit diesen beiden exponierten <strong>Chor</strong>stücken<br />
Werken apostrophierte der Figuralchor die Menschwerdung<br />
Gottes. Eine wichtige Rolle n<strong>im</strong>mt dabei<br />
das Licht ein, das zu Beginn allen Lebens steht. Damit<br />
befassten sich auf nachhaltige Weise<br />
Fotos: privat<br />
Der „Figuralchor Bonn“ gestaltete unter der Leitung<br />
von Markus Michael unmittelbar zum Jahresbeginn<br />
2024 in der katholischen Pfarrkirche St. Hippolytus in<br />
Troisdorf ein nachweihnachtliches Konzert an der <strong>im</strong>ponierenden<br />
Wurzelkrippe mit ausgesuchten <strong>Chor</strong>werken<br />
verschiedener Stilepochen. Das Programm<br />
beschäftigte sich dem Leben, das man <strong>im</strong>mer wieder<br />
als ein Geschenk verstehen und begreifen muss. So<br />
Wurzelkrippe in der St. Hippolytus-Kirche Troisdorf<br />
heißt es <strong>im</strong> Johannes-Evangeliums, dass <strong>im</strong> Anfang<br />
das Wort und in ihm das Leben war. Und dass das<br />
Leben das Licht der Menschen gewesen ist. Orlando<br />
di Lasso komponierte vor über vier Jahrhunderten<br />
eine dreiteilige Motette über diesen biblischen Prolog.<br />
Im Jahre 1947 vertonte der amerikanische Komponist<br />
Aaron Copland das <strong>Chor</strong>werk „In the beginning“ auf<br />
lebendige Weise die Entstehung der Welt nach dem<br />
auch die Motetten Heinrich von Herzogenberg, Morton<br />
Lauridsen, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Max Reger,<br />
Thomas Tallis, Will Todd und Melchior Vulpius. Der Figuralchor<br />
wurde <strong>im</strong> Jahre 1982 ins Leben gerufen und<br />
rekrutiert sich aus mehr als drei Dutzend ambitionierten<br />
Sängerinnen und Sängern. Der <strong>Chor</strong> hat sich <strong>im</strong><br />
Laufe der Jahre vor allem mit der vorbildlichen Aufführung<br />
selten gehörter Werke und ungewöhnlicher<br />
Programme einen ausgezeichneten Ruf erworben. Die<br />
Troisdorfer Wurzelkrippe ist die größte ihrer Art <strong>im</strong><br />
Rheinland. Der unermüdliche Krippenbauer Norbert<br />
Quadt baut sie Jahr für Jahr auf und arrangiert dabei<br />
1.700 Wurzelstücke, um die Betrachter zu entzücken.
39 CHOR IM GESPRÄCH<br />
JUBILÄUM IN OBERPLEIS
40 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
Den Auftakt zum 50-jährigen Bestehen des „Kammerchores<br />
Oberpleis (Stadt Königswinter) bildete die Aufführung<br />
der Messe "Caritas et Amor" von Anton<br />
Viskow (*1965), die in der Fastenzeit 2024 in der<br />
evangelischen Emmauskirche in Heisterbacherrott<br />
(Stadt Königswinter). Die Messe des russischen Komponisten<br />
war dabei ein Bestandteil des sonntäglichen<br />
Gottesdienstes, die <strong>im</strong> Jahre 2023 vom Kammerchor<br />
Oberpleis unter der Leitung von Pavel Brochin die<br />
Konzert des Kammerchores Oberpleis und des<br />
Schedrik-<strong>Chor</strong>es Königswinter (Ltg: Pavel Brochin)<br />
Uraufführung erlebte. Der Kammerchor wurde <strong>im</strong><br />
Jahre 1974 ins Leben gerufen und entwickelte sich<br />
schon bald zu einer festen kulturellen Größe in der<br />
Stadt Königswinter und darüber hinaus. Bis auf den<br />
heutigen Tag ist das auch so geblieben, was die beliebte<br />
und anspruchsvolle der Konzertreihe „Forum<br />
Musicum“ dokumentiert. Im Jahre 1996 übernahm<br />
Pavel Brochin die Leitung des Kammerchores, der<br />
längst von dessen gezielter und akribischer<br />
<strong>Chor</strong>arbeit und der intensiven St<strong>im</strong>mbildung profitiert.<br />
Unter diesem Aspekt hat der Jubiläumschor dem<br />
langjährigen und engagierten <strong>Chor</strong>leiter viel zu verdanken!<br />
Das Repertoire umfasst die großen Werke<br />
der <strong>Chor</strong>literatur. Regelmäßige Konzerte <strong>im</strong> Bonner<br />
Raum sind ein deutliches Indiz für die rege und erfolgreiche<br />
Konzerttätigkeit. Unvergessene Gastspielreisen<br />
führten den Kammerchor u.a. nach Russland,<br />
Polen, Belgien, Frankreich, England sowie nach Thüringen,<br />
wo man seine musikalische Visitenkarte präsentierte.<br />
Als beeindruckende Gemeinschaftsprojekte<br />
führte man mit anderen Chören und Orchestern <strong>im</strong><br />
Jahre 2017 Brahms` "Ein deutsches Requiem" und <strong>im</strong><br />
Jahre 2018 Beethovens unsterbliche 9. Sinfonie auf.<br />
Ein für das Jahr 2020 geplantes Open-Air-Konzert <strong>im</strong><br />
Rahmen der Veranstaltungsreihe „BTHVN 2020“ mit<br />
Beethovens „Die Ruinen von Athen“ und „Christus am<br />
Ölberge“ wurde wegen Corona verschoben und <strong>im</strong><br />
Jahre 2021 in verkleinerter Formation zu Gehör gebracht.<br />
Der Kammerchor ist inzwischen Mitglied <strong>im</strong><br />
Verband Deutscher Konzertchöre und hat dadurch<br />
seine Reputation deutlich verbessert. Die letzte und<br />
gelungene Veranstaltung des Kammerchores vor dem<br />
Jubiläumsjahr war das Adventskonzert in der Aula der<br />
Christophorus-Schule in Königswinter in der Vorweihnachtszeit<br />
2023, der den Besuchern wiederum sehr<br />
gefallen hat. Daher ist es kein Wunder, dass der Kammerchor<br />
eine erkleckliche Fangemeinde hat. Und das<br />
ist gut so! Die Sängerinnen und Sänger diesseits und<br />
jenseits des Rheins sind auch eine solche Unterstützung<br />
besonders in der heutigen Zeit angewiesen.
41 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
AUSGESUCHTE WERKE<br />
Im Jahre 2024 führte der traditionsreiche <strong>Chor</strong> St.<br />
Matthäus Alfter gemeinsam mit der <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />
St. Maria Magdalena Bonn-Endenich in der katholischen<br />
Alfter Pfarrkirche St. Matthäus das „Requiem“<br />
von Gabriel Fauré sowie dessen „Cantique de<br />
Jean Racine“ auf. Das Ganze war als <strong>Chor</strong>projekt<br />
gedacht und ausgeführt und bot den Kirchenbesuchern<br />
<strong>im</strong> Vorgebirge wunderschöne Stücke des französischen<br />
Komponisten, der in den beiden ausgesuchten<br />
Werken seinen ausgeprägten Spürsinn für<br />
eine fließende Harmonik unter Beweis stellt. Für die<br />
engagierten Sängerinnen und Sänger der beiden<br />
Chöre, die jenseits des Rheins ihre musikalische He<strong>im</strong>at<br />
haben, sowie den Kantor Constantin Scholl war<br />
das Konzert eine Herausforderung und eine dankbare<br />
Kantor Constantin Scholl an der Orgel<br />
musikalische Aufgabe zugleich! Der Komponist vertonte<br />
das Requiem zwischen dem Tod seines Vaters<br />
(1885) und dem seiner Mutter (1887). Das Werk<br />
wurde <strong>im</strong> Jahre 1888 in der Pariser Kirche La Madeleine<br />
zur Jahresgedächtnisfeier des Architekten Joseph-Michel<br />
Le Soufaché uraufgeführt. Faure fügte<br />
der Totenmesse das „In paradisum“ aus den Exequien<br />
hinzu, das auf dem Weg zum Friedhof erklingt.