Chor im Gespräch FOLGE 60

36 CHOR IM GESPRÄCH
vor den Auftritten und den Konzerten. Es sollte in diesem
Kontext auch erwähnt werden, dass der stimmliche
und chorische Zusammenklang beim Singen
ohne Noten ein interessantes Erlebnis ist und die Be-
Dennoch lohnt es sich, die Programmstücke ohne Noten
einzuüben. Die Sängerinnen und Sänger sind auf
diese Weise mit allen Sinnen beim Singen bei der Sache,
was sich im Laufe der Zeit in klingender Münze
auszahlt. Das intensive Hören beim Singen bezieht
sich nicht nur auf die eigene Stimme, sondern auch
auf die anderen Chorstimmen. Das muss in Fleisch
und Blut übergehen und muss zum Selbstverständnis
beim Singen werden und bleiben. Ohne Noten zu sin-
gen dauert manchmal länger. Aber wenn die Stimmen
zueinanderfinden, ist die Intonation viel sauberer und
die Tonspannung wird prägnanter und klarer erlebt.
Das jeweilige Chorstück wird nachhaltiger und einprägsamer.
Damit ein Chor klanglich und musikalisch
zusammenfindet ist das Verständnis für das Ganze
unerlässlich. Wenn das Chorlied bereits bei der Chorprobe
auswendig einstudiert wird, erübrigt sich das
mühsame und oft stressige Auswendiglernen vor dem
geisterung beim Singen befördern kann. Abgesehen
davon, dass die Sängerinnen und Sänger sich freier
und besser bewegen, sich gegenseitig und den Dirigierenden
anschauen können. Kurzum: Der Klang jeder
einzelnen Stimme profitiert vom Singen ohne Noten
und weckt noch mehr Freude.
Walter Dohr
*
Musik muss man fühlen.
Arthur Rubinstein