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WIR ONLINE MAGAZIN vom 19. Februar 2024 (Reminderausgabe)

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UNTERHALTUNG<br />

Arnulf Steiner war stolz auf seine Villa. Es war ein<br />

hundert Jahre altes Gebäude, an dessen Fassade<br />

sich Efeu hochrankte. Dass es immer irgendwo<br />

im Haus knackte, daran hatte er sich gewöhnt.<br />

Das Geräusch allerdings, das er aus der ersten<br />

Etage hörte, als er an diesem Abend gegen neun<br />

aus dem Golfklub kam, kannte er nicht. Ein leises<br />

Klappern in seinem Arbeitszimmer. Steiner zog<br />

behutsam ein Neunereisen aus seinem Golfbeutel<br />

und hastete nach oben.<br />

Knastblüten<br />

Harry Hartmann lungerte jetzt schon seit einer<br />

Stunde vor „Dannys Kneipe“ herum in der Hoffnung,<br />

dass irgendein bekanntes Gesicht auftauchte.<br />

Er hatte nur noch zwei Euro in der<br />

Tasche und wusste noch immer nicht, wie er sein<br />

Pensionszimmer für die nächste Nacht bezahlen<br />

sollte. Wenn er nicht bald einen alten Kumpel<br />

fand, den er anpumpen konnte, würde er unter<br />

der Brücke schlafen müssen. Als Robert Redder<br />

auf die Kneipe zusteuerte, erwachte so etwas<br />

wie Hoffnung in ihm. „Hartmann!“, rief Robert<br />

ihm zu und hielt die Kneipentür auf. „Trinken wir<br />

einen. Ich hab da was.“ Bingo! In der Kneipe zog<br />

Redder Hartmann an einen Tisch in der hintersten<br />

Ecke. „Willst du dir leichte hundert Euro verdienen?“<br />

–„Erzähl“, sagte Hartmann, „was soll ich<br />

machen?“ – „Eigentlich nichts“, meinte Redder –<br />

der Kerl lebte nicht schlecht von den Villeneinbrüchen,<br />

auf die er sich spezialisiert hatte –,<br />

„wenn man dich fragen sollte, musst du bloß<br />

antworten, dass wir beide uns heute Abend zwischen<br />

acht und elf in meiner Wohnung ein Video<br />

angesehen haben.“ – „Kein Problem“, sagte Hartmann,<br />

„ich war also von acht bis elf bei dir. Wir<br />

haben uns ,Conan’ angesehen.“ – „Lieber ,Spider-<br />

Man’“, sagte Redder, „der gefällt mir besser.“ Er<br />

schob Hartmann einen klein gefalteten Hunderter<br />

hin. „Aber schmeiß nicht gleich alles zum<br />

Fenster raus!“<br />

Er kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen,<br />

wie sich ein Mann aus dem Fenster schwang.<br />

Geschickt wie ein Eichhörnchen hangelte sich<br />

die Gestalt am Efeuspalier zum Garagendach<br />

hinunter und verschwand mit einem Sprung in<br />

den Garten. Dann wandte Steiner sich um. „O<br />

nein!“, stöhnte er. – „Meine Ikonen!“, berichtete<br />

er später Kommissar Becker. „Drei Stück, spätes<br />

16. Jahrhundert.<br />

Meisterwerke! Im Gesamtwert von über 50000<br />

Euro!“ Verwertbare Spuren hatten sie keine<br />

gefunden, es schien ein Profi gewesen zu sein.<br />

„Der Kerl war klein,<br />

etwa 1,60“, erinnerte sich Steiner, „er ist wie ein<br />

Eichhörnchen auf die Garage hinuntergeklettert.“<br />

Kommissar Becker schnippte mit den Fingern.<br />

„Sie sagen es: wie ein Eichhörnchen!“<br />

Robert Redder lehnte sich gelassen zurück, als<br />

Kommissar Becker ins Verhörzimmer kam. „Das<br />

ist ja wohl ein Missverständnis“, sagte er, „Ihre<br />

Männer holen mich ab wie einen Verbrecher.“ –<br />

„Gestern gegen neun Uhr, wo warst du da?“,<br />

wollte Becker wissen. Robert seufzte. „Das<br />

haben mich Ihre Leute auch schon gefragt: Ich<br />

hab mir zusammen mit einem alten Kumpel ,Spider-Man’<br />

angesehen.“ – „,Spider-Man’? Wie passend“,<br />

meinte Becker, „deswegen bin ich auf dich<br />

gekommen. Bankdirektor Steiner, aus dessen<br />

Villa du gestern drei Ikonen gestohlen hast, sagte<br />

nämlich: ,wie ein Eichhörnchen’! – „Ikonen?“<br />

Robert schüttelte den Kopf. „Eine Villa? Alles<br />

Unsinn. Ich war gestern um neun mit Harry Hartmann<br />

zusammen.“ – „Warst du nicht!“ Becker<br />

holte eine Plastikhülle mit einem Hunderter<br />

darin aus seiner Manteltasche. „Hartmann ist<br />

gestern um neun in einer Pension verhaftet worden,<br />

als er das Zimmer mit einem falschen Hunderter<br />

bezahlen wollte...“<br />

Jahn/DEIKE<br />

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