Monatsblatt Heilsbronn - April 2024
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NACHRICHTEN AUS DEM RATHAUS<br />
Entdecken Sie mit unseren GästeführerInnen die <strong>Heilsbronn</strong>er Ortsteile<br />
Ort: Trachenhöfstatt<br />
Beschrieben von: Jutta Gruber<br />
An einem Vorfrühlingstag von Weißenbronn<br />
aus über die geschwungene Ortsverbindungsstraße<br />
fahren und neben sich nur<br />
lichten Buchenwald und weite Felder – dazu<br />
eine himmlische Stille – und dann im Tal,<br />
von Wäldern umgeben einen ersten Blick<br />
auf Trachenhöfstatt werfen – das ist wie<br />
eine Reise in unsere Vergangenheit.<br />
Erheblich älter als das Kloster <strong>Heilsbronn</strong>,<br />
gehörte der Weiher um 800 n. Chr. zum<br />
Markt Rohr und damit zum Regenburgischen<br />
St. Emmeran. Schriftliche Nachrichten<br />
liegen seit 1245 vor, als der 9. <strong>Heilsbronn</strong>er<br />
Abt Edelwinus Besitzungen bei Watzendorf<br />
und anderen Orten gegen zwei Fronhöfe<br />
(Guts- oder Herrenhof) in „Trahsovestet“<br />
eintauscht. Sie wurden im Auftrag des<br />
Klosters bewirtschaftet, lieferten ihren<br />
Zehnt ab und konnten an die Kinder der<br />
„Grundsolden“ vererbt werden.<br />
Ab 1507 kann man die Hofgeschichte<br />
beider Anwesen genauer verfolgen. Zur<br />
landwirtschaftlichen Fläche aus Acker,<br />
„Holz“ und Wiesen gehörten noch ein<br />
jährliches Waldrecht auf acht Morgen Klosterwald<br />
(alte Maßeinheit, so viel, wie man<br />
mit einem Pferde- oder Ochsenpflug am<br />
Vormittag bearbeiten konnte, ca. ¼ ha.).<br />
Im 30-jährigen Krieg verwaisten die Höfe im<br />
Ort. Der 76-jährige Hans Ammon wagt mit<br />
seinem 15-jährigen Sohn den Neubeginn,<br />
ohne Knecht und Magd, da „keiner zu ihm<br />
in die Wildnis ziehen will“.<br />
1791 wird berichtet, dass Georg Beck ein<br />
einstöckiges Wohnhaus besitzt, halb von<br />
Stein, Scheune, Backofen (freistehend),<br />
Nebengebäude und Schor- (Gemüsegarten?)<br />
und Baumgarten.<br />
1830 wird Veit Schmidt als Hausherr<br />
genannt, gut 100 Jahre bleibt der Hof im<br />
Familienbesitz. Ein tragischer Unglücksfall<br />
kostet 1920 einem 14-jährigen Nachfahren<br />
das Leben. Beim Dungfahren wird er durch<br />
den Hufschlag des Pferdes tödlich verletzt.<br />
Heute noch erinnert ein Gedenkstein<br />
zwischen Weißenbronn und Trachenhöfstatt<br />
an dieses Geschehen.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg fanden einige<br />
heimatvertriebene Familien aus dem Sudetenland<br />
eine vorübergehende sichere Bleibe.<br />
Beim Bürgermeister Warnick z. B. lebten vier<br />
Jahre meine Großeltern mit den Töchtern.<br />
Oma schneiderte in jener Zeit die Hochzeitskleider<br />
für die Bräute und der Bürgermeister<br />
traute sie standesamtlich.<br />
Von den alten Bauernhäusern ist nicht<br />
mehr viel zu sehen, vieles wurde im Lauf<br />
der Jahrhunderte modernisiert. Auch der 5.<br />
Hof wurde abgerissen. Doch bei genauem<br />
Hinsehen entdeckt man hier noch eine alte<br />
Sandsteinmauer, dort ein krummes Dach –<br />
ein Stück fränkische Geschichte.<br />
Ziemlich in der Mitte des beschaulichen<br />
Ortes befindet sich das „Milchhäusla“ -<br />
wichtiger Umschlagplatz für Mitteilungen.<br />
Zwei namenlose Bäche vereinigen sich im<br />
„Weißenbronner Bächla“ und streben der<br />
Schwabach entgegen. Alte Flurnamen haben<br />
sich zum Teil erhalten: Betzenlohefeld –<br />
Rompelgraben – Hölle – Zipperacker.<br />
In den vier Wohnhäusern leben zur Zeit<br />
fünf Familien mit 23 Einwohnern. Zur<br />
Schule werden die Kinder heute mit<br />
Bussen gefahren, früher mussten sie über<br />
den Hügel nach Weißenbronn laufen. Der<br />
Weg in die Kirche dürfte ab 1821 weniger<br />
beschwerlich gewesen sein – vorher war<br />
Rohr „zuständig“, dann wurde nach Weißenbronn<br />
umgepfarrt. „Ohne Entschädigung<br />
des bisherigen Pfarrers und Lehrers“. Kein<br />
Wunder, dass dieser der einzige war, der<br />
mit der Neuerung nicht einverstanden war,<br />
fielen doch nun Teile der Naturalbesoldung<br />
durch die Trachenhöfstätter Bauern weg.<br />
Fast zur selben Zeit entstand die „Steuergemeinde“<br />
Trachenhöfstatt, Seitendorf und<br />
Göddeldorf, die erst mit der Eingemeindung<br />
1972 nach <strong>Heilsbronn</strong> aufgelöst wurde.<br />
Heute finden wir in den vier Höfen einen<br />
Zimmereibetrieb, Fliesenleger, die Kompostanlage<br />
und einen Mutterkuhbetrieb. Und so<br />
kann man sagen, dass Trachenhöfstatt ein<br />
sehr lebendiger Ort ist – bei aller Beschaulichkeit.<br />
Sie haben Lust auf mehr bekommen?<br />
Jutta Gruber nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise<br />
durch die Stadt oder das<br />
Münster. Unsere Führungsangebote finden<br />
Sie online unter heilsbronn.de<br />
Literatur: Festschrift der FFW 1988 Dr.<br />
Johannes Hung, Internetseite Stadt <strong>Heilsbronn</strong><br />
und herzlicher Dank auch an die<br />
Einwohner und Zeitzeugen.<br />
Foto: Jutta Gruber<br />
Angebot gültig<br />
bis 30.04.<strong>2024</strong><br />
APRIL <strong>2024</strong><br />
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