Familiengeschichte Johner OHG Kapitel 1: Auf und Ab ... - con-texte

das bloß geschafft hat. Auch ein Fernsehfilm hat sich in
den 80er Jahren mit dieser Frage auseinander gesetzt.
Er hat freilich die Wiesbacher und die Heuberger gewaltig
geärgert, weil er ausgiebig mit folkloristischen Elementen
arbeitete – wortkarge Männer mit Stoppelbärten zeigte
und Frauen mit schwarzen Kopftüchern, die man heute am
Heuberg wohl lange suchen müsste. Da war das Klischee
vom lustfeindlichen, verschrobenen und sich selbst
ausbeutenden Schwaben nicht weit, der als Autodidakt
in seiner Klitsche schuftet und dann reich stirbt, ohne je
richtig gelebt zu haben.
Der Wiesbacher Wohlstand ist nicht bloß entstanden durch
Geiz und Schufterei – so einfach geht das nicht. Not allein
bringt noch keine Perspektiven hervor. Sogar ein
Neuseeländer Wirtschaftswissenschaftler, der Professor
Franklin, hat sich die Frage gestellt, wie »the Mercedes
Village« es schaffte und hat eine kleine Studie erstellt.
Er meint, die Sozialstruktur sei wesentlich gewesen:
Allen ging es gleich schlecht, es gab keine wohlhabende
Schicht, die die Initiative der anderen dämpfen konnte.
Ganz wichtig ist auch, dass es bei aller geographischen
Abgelegenheit viel Kontakt nach außen gab – nicht nur
nach Tuttlingen und Rottweil, sondern auch nach
Frankreich und in die Schweiz. Dafür sorgten die
Wanderarbeiter, die sich im Sommer auswärts verdingten,
und das wohl schon vor dem 19. Jahrhundert.
Bernhardin Johner ist auch so zu seinen Kenntnissen der
Uhrmacherei gekommen. Ihn verschlug es Anfang des 19.
Jahrhunderts mit seiner Familie ins 40 Kilometer entfernte
Königsfeld, eine Hutterer-Gemeinde, die hochadlige und