Unfaire Blicke auf das Ganze - Christian Reder
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künstlerischen Aufbruchsstimmung im besonderen - eine Dynamik in Gang gesetzt<br />
worden. Sie hat sich in der Bestärkung, Neuformulierung, Erweiterung künstlerischer<br />
Klassen und in wichtigen Neugründungen niedergeschlagen (Lehrkanzel für Kulturund<br />
Geistesgeschichte / Manfred Wagner, Kunstgeschichte / Peter Gorsen,<br />
Geschichte und Theorie der Architektur / Friedrich Achleitner,<br />
Kommunikationstheorie / Roy Ascott, Kunst- und Wissenstransfer / <strong>Christian</strong> <strong>Reder</strong>,<br />
Philosophie / Rudolf Burger) und führte zu einer offensiveren Berufungspolitik. Der<br />
erste >Reformrektorin einer Zeit des schematisierten und<br />
schmalspurig verödeten Funktionalismus< (Kapfinger/Boeckl) durch signifikante,<br />
damals im Ausland bereits weit höher als daheim geschätzte Kräfte eine<br />
entscheidende Bestärkung.<br />
Oswald Oberhuber - Rektor von 1979 - 1987 und wieder ab 1991 - hat sein<br />
Prinzip der >permanenten Veränderung< auch <strong>auf</strong> den Schulalltag übertragen,<br />
durch permanente Anwesenheit, respektable Durchsetzungskünste, Medienpräsenz,<br />
politische Einflußnahmen, Ausstellungen, Sammeltätigkeit, durch eine mobile<br />
Personalpolitik und enge Studentenkontakte. Auch ironiefreie, der sonst<br />
angewandten Relativitätstheorie entgegenstehende Superlative haben Platz in<br />
diesem Konzept: Was er als Rektor geleistet hat, so Bazon Brock als Laudator,<br />
>darf rundheraus als einmalig in der euopäischen Kulturszene bewertet werden.<br />
Daß die Wiener Hochschule für angewandte Kunst heute als eines der führenden<br />
Institute seiner Art in der Welt gilt, ist nicht zuletzt Oberhuber zu verdanken< 29<br />
Wenn sich daran - keineswegs weniger konfliktreich als vorher - eine bedächtigere<br />
Phase angeschlossen hat, in der, unter der Gesamtverantwortung Wilhelm<br />
Holzbauers, vor allem eine personelle Konsolidierung und technisch-bauliche<br />
Aufrüstung (Computer Labor, Werkstättentrakt) Priorität hatten, so ist darin eine<br />
gewisse entwicklungsgeschichtliche Logik enthalten. Im übrigen wird mit der<br />
Fixierung <strong>auf</strong> Rektoratsperioden die Realität der kollegialen, letztlich bürokratischministeriell<br />
dominierten Entscheidungsfindung unterschätzt; inklusive der mit<br />
wachsender Routine drohenden Verwahrlosung der Strukturen (in der Lehre sind<br />
immerhin annähernd 300, in der dem Rektoratsdirektor Heinz Adamek unterstellten<br />
Verwaltung etwa 80 Mitarbeiter tätig). Als aktuelle, herausfordernde Problematik<br />
ergeben sich daraus Fragen nach der tatsächlichen Ausgestaltung der<br />
Hochschulautonomie (Leitungsorgane, Personal- und Budgetkompetenzen,<br />
Planungs- und Kontrollinstrumente), nach der betrieblichen und technischen<br />
Infrastruktur, nach der Zukunft des Personalsystems als solches und der Attraktivität<br />
für Kandidaten, nach Aufgabenverlagerungen (etwa im Post-graduate-Bereich),<br />
nach dem politisch-gesellschaftlichen-ökonomischen Stellenwert der künstlerischen<br />
Ausbildung. Im Streit >Meisterklasse - ja oder nein< ist nicht der Leiter, die Leiterin<br />
alleiniger Ausgangspunkt, sondern genauso die dadurch bis dato gesicherte<br />
Gruppensituation, der >MittelbauLaborMarktnähe - Marktferne< (bzw.