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AUVAsicher - Wirtschaftsnachrichten

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GZ 02Z033423 M | P.B.B. | Verlagsort 8010 Graz | € 2,50 | Foto: Jupiter Images (Montage)<br />

UNABHÄNGIGES WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR OBERÖSTERREICH, NIEDERÖSTERREICH, WIEN & NORDBURGENLAND FEBRUAR 2011<br />

Eine Region<br />

im Steigflug<br />

Wirtschaftsstandort Donauraum als<br />

treibende Kraft der heimischen Wirtschaft<br />

VERLÄSSLICHER PARTNER<br />

Erste Group Immorent – alle Immobilien-Services aus einer Hand<br />

STIFTEN GEHEN<br />

Was es bringt, für wen es sich lohnt<br />

WERTANLAGE<br />

Wein manchmal so sicher wie Gold


IMPRESSUM<br />

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz<br />

Medieninhaber (Verleger): <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong><br />

Zeitschriften Verlagsgesellschaft m.b.H.,<br />

8010 Graz, Stempfergasse 3, Telefon 0316/834020,<br />

Telefax 0316/834020-10, office@euromedien.at,<br />

www.wn-online.at, www.wirtschafts-nachrichten.com<br />

Unternehmensgegenstand: Herausgabe des<br />

Mediums <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong><br />

Herausgeber & GF: Wolfgang Hasenhütl<br />

Co-Herausgeber & Verlags leitung: Josef Lipp<br />

Blattlinie: Die <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong> Donauraum<br />

sind das unabhängige regionale Wirtschaftsmagazin<br />

für die Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich,<br />

Wien und Nordburgenland. Themenschwerpunke<br />

sind wirtschaftliche Entwicklungen in Österreich und<br />

international, Wirtschaftspolitik, Finanzen und Service<br />

für Unternehmer und Manager. Die <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong><br />

sind in ihrer Blattlinie liberal, demokratisch<br />

und unabhängig von politischen Parteien, Interessensverbänden<br />

und Reli gionsgemeinschaften.<br />

Standort Oberösterreich: 4020 Linz, Lederergasse<br />

32, Telefon 0732/781282, Telefax DW 4,<br />

ooe@euromedien.at<br />

Standort leitung: Mag. Hans Graf<br />

Standort Niederösterreich, Wien & Burgenland:<br />

1020 Wien, Gredler straße 3, Telefon 01/2127440,<br />

Telefax DW 4, noe@euromedien.at,<br />

wien@euromedien.at, burgenland@euromedien.at<br />

Verlagsvertretung Slowenien: Business Media d.o.o.,<br />

Kotnikova ulica 30, 1000 Ljubljana, Telefon/Telefax<br />

+386/1/5181125, info@bmslovenia.si<br />

Verlagsvertretung Kroatien: Business Media Croatia<br />

d.o.o., Bosutska 9, 10000 Zagreb, Telefon +385/1/6311-<br />

800, Telefax DW 810, info@bmcroatia.hr<br />

Erscheinungsort: Graz<br />

Chef redakteurin: Dr. Marie-Theres Ehrendorff<br />

Chefin vom Dienst: Mag. Michaela Falkenberg<br />

Redaktion: Dr. Marie-Theres Ehrendorff, Mag. Sabrina<br />

Naseradsky, Jürgen Philipp, Mag. Clemens Rosenkranz<br />

Fotos: Falls nicht anders angegeben:<br />

Symbol Pictures, Archiv<br />

Layout und Produktion: Hermann Knappitsch,<br />

Hans Obersteiner, Lisa Rath<br />

Inserentenbetreuung: Mag. Hans Graf<br />

Druck: Leykam – Let’s Print<br />

Erscheinungsweise 2011: 10 x jährlich<br />

Anzeigenpreise: lt. aktuellem An zeigentarif. Es gelten<br />

die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Österreichischen<br />

Zeitungsherausgeberverbandes.<br />

Bezugspreis: € 2,50/Ausgabe; Jahresabonnement Inland<br />

€ 25,–, Ausland auf Anfrage. Das Abonnement ist<br />

jederzeit schriftlich kündbar. Wird es bis zum Bestelltag<br />

nicht gekündigt, verlängert es sich automatisch um<br />

ein weiteres Jahr.<br />

Allgemeines: Alle Rechte, auch die Übernahme von<br />

Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechts gesetz,<br />

sind vorbehalten.<br />

FN 257766v; UID-Nr.: ATU61454508<br />

Verlagskonto: BKS, BLZ 17000,<br />

Kontonummer 180-038949<br />

Gerichtsstand ist das für Graz örtlich und sachlich zuständige<br />

Gericht.<br />

Wie die Zeit vergeht …<br />

Seit nunmehr fünf Jahren gibt es uns, die<br />

„<strong>Wirtschaftsnachrichten</strong> Donauraum“.<br />

Grund genug, um in „neuem Outfit“ mit<br />

schickem Layout für noch größere Übersichtlichkeit<br />

und Aufmerksamkeit zu sorgen.<br />

Das sind wir unseren Leserinnen und Lesern<br />

schuldig als Österreichs einziges Magazin,<br />

das dem Wirtschaftsstandort Donauraum<br />

jene Aufmerksamkeit schenkt, die ihm gebührt.<br />

Jetzt sind wir auch im Web neu gestylt<br />

und außerdem auf iPad, damit das Vernetzen<br />

der <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong>-Community<br />

noch einfacher wird.<br />

Der Puls der heimischen Wirtschaft schlägt<br />

in den Bundesländern Wien, Oberösterreich,<br />

Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland<br />

und schafft rund 60 Prozent des gesamtösterreichischen<br />

BIPs. Wenn auch die<br />

Krise das ökonomische Wachstum der Region<br />

gebremst hat, so blicken Industrie und<br />

Gewerbetreibende neuerdings wieder optimistisch<br />

in die Zukunft. Kein Wunder, prognostizieren<br />

die heimischen Wirtschaftsforscher<br />

doch allesamt Wachstumsraten jenseits<br />

der zwei Prozent-Marke für den Donauraum.<br />

Der Standort Donauraum ist also der wesentliche<br />

Garant für ökonomische Stabilität und<br />

wirtschaftlichen Aufschwung im Lande.<br />

Letztendlich aber auch dafür, dass der Flieger<br />

„Made in Austria“ seine Runden unge-<br />

EDITORIAL<br />

hindert in der benachbarten CEE-Region<br />

drehen kann, um so das Wachstum der Exportwirtschaft<br />

anzukurbeln. Ohne diese internationale<br />

Vernetzung würde uns der nachhaltige<br />

Aufschwung nicht gelingen.<br />

Jeder wirtschaftliche Aufschwung beflügelt<br />

den Arbeitsmarkt und bringt neben ökonomischen<br />

Erfolgen auch politische Stabilität<br />

mit sich. Starke Unternehmen bedeuten sichere<br />

Arbeitsplätze, diese wiederum bringen<br />

soziale Stabilität und Kaufkraft – der Wohlstand<br />

sollte sich in der Folge ganz von selbst<br />

einstellen. Ist doch logisch – oder? Wenn<br />

nicht die Politik Chancen sausen lässt, die<br />

für unsere Zukunft von Bedeutung sind.<br />

Das Jahr mit sinnlosen Debatten über die<br />

Wehrpflicht zu vergeuden, statt grundlegende<br />

Reformen im Bundesheer und im gesamten<br />

österreichischen Verwaltungsapparat<br />

in Angriff zu nehmen sowie Maßnahmen zur<br />

Budgetsanierung einzuleiten, ist für die<br />

österreichische Wirtschaft ebenso bedrohlich,<br />

wie untätig in „Kreisky-Nostalgie“ zu<br />

verharren und von der guten alten Zeit zu<br />

träumen,<br />

meint Ihre<br />

Marie-Theres Ehrendorff<br />

Chefredakteurin<br />

BESUCHEN SIE UNS AUCH IM INTERNET<br />

WWW.WIRTSCHAFTS-NACHRICHTEN.COM<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 3


INHALT<br />

INHALT<br />

Coverstory<br />

Jetzt aktuell<br />

Transport, Logistik &<br />

Infrastruktur<br />

Der umfassende Branchenüberblick.<br />

Sollten Sie diese<br />

Beilage nicht in Ihrem<br />

Heft finden, wenden Sie<br />

sich bitte an unsere<br />

Telefon-Hotline:<br />

+43(0)316/834020<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

4<br />

Zuverlässiger Partner der Wirtschaft 22<br />

In der Krise hat sich gezeigt, ob die Be -<br />

ziehung zwischen Hausbank und Unternehmen<br />

„hält“. Die <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong><br />

sprachen mit Raiffeisenlandesbank<br />

Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien)<br />

Generaldirektor Erwin Hameseder und<br />

dem Kommerzkunden-Vorstandsdirektor<br />

Reinhard Karl über den Wert langfristiger<br />

Kundenbeziehungen in einem schwierigen<br />

Umfeld, Finanzierungsangebote für KMU<br />

und die Auswirkungen von Basel III.<br />

Es geht wieder aufwärts… 25<br />

… das ist der Grundtenor zur Konjunkturentwicklung<br />

im österreichischen Donauraum.<br />

Wenn das kein gutes Zeichen ist?<br />

Die Konjunktur ist derzeit<br />

noch ein zartes Pflänzchen 27<br />

Die heimischen Wirtschaftsforscher erwarten<br />

zwar für die nächsten zwei Jahre österreichweit<br />

ein stabiles reales Wachstum von<br />

zumindest zwei Prozent, warnen jedoch vor<br />

Gefahren für die Konjunktur durch Probleme<br />

in mehreren Euro-Ländern.<br />

Umfassende Leistungen<br />

für Immobilienprojekte 32<br />

Seit Jahrzehnten ist die Immorent als<br />

kompetenter Partner in allen Belangen<br />

rund um die Immobilie bekannt. Durch die<br />

Bündelung der Kompetenzen der Immobilienspezialisten<br />

der Erste Group – Immorent<br />

und Group Real Estate – konnte das<br />

Leistungsspektrum noch einmal erweitert<br />

und speziell für große Immobilienprojekte<br />

optimiert werden.<br />

Informationssicherheit für KMU 46<br />

Den internationalen Security-Standard ISO<br />

27001 schlank umsetzen: Viele kleine bis<br />

mittlere Unternehmen verfügen bereits<br />

über Basis-Strukturen, auf denen ein zertifiziertes<br />

Sicherheitsmanagement relativ<br />

leicht aufgebaut werden kann.<br />

Integration auf dem Prüfstand 54<br />

Zuwanderung gibt es seit vielen Jahrzehnten<br />

in Österreich. Das Management von<br />

Integration wird jedoch erst seit rund zehn<br />

Jahren zum Thema gemacht. Die Wirtschaft<br />

mit ihrem nüchternen Zugang nach<br />

geeignetem und fachlich qualifiziertem<br />

Wirtschaftsregion Donauraum:<br />

Wirtschaftsleistung im Steigflug begriffen … 8<br />

Wirtschaftsstandorte sind meist geografisch und<br />

historisch bedingt. Der Donauraum von Oberösterreich<br />

über Niederösterreich und Wien ist<br />

langsam, aber stetig gewachsen - bereits unter<br />

den Römern hat sich sowohl diesseits als auch<br />

jenseits der römischen Außengrenze ein prosperierendes<br />

Merkantilsystem entwickelt, das bis in<br />

unsere Zeit nachwirkt.<br />

Personal, zerbricht sich, sobald der Bedarf<br />

gedeckt ist, auch selten den Kopf<br />

über die gesellschaftspolitischen Aus -<br />

wirkungen von Immigration.<br />

„Es geht um Österreich…“ 60<br />

Der Industrielle und ehemalige österreichische<br />

Finanzminister Hannes Androsch<br />

hat sich in den Kopf gesetzt, mit dem<br />

„Volksbegehren Bildungsinitiative“, Österreich<br />

wieder auf Überholspur zu bringen,<br />

denn die Zeit läuft uns davon. Wie er das<br />

umsetzten will, erklärt er Marie-Theres<br />

Ehrendorff für die <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong>.<br />

Arbeitsmarkt im Blickpunkt 74<br />

Die Wirtschaft erholt sich wieder von ihrer<br />

größten Krise, die sie nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg heimgesucht hat.<br />

Die Guten ins Kröpfchen 86<br />

Ein neuer Tarifrechner soll auch dem<br />

Gewerbe, das sich bisher manchmal als<br />

Stiefkind der Liberalisierung gefühlt hat,<br />

ab März mehr Transparenz, bessere Wahlmöglichkeiten<br />

und in der besten aller Welten<br />

auch niedrigere Energiepreise bescheren:<br />

Diese Erwartung von Optimisten gilt<br />

sowohl für Strom als auch für Gas.<br />

Wertanlage Wein – Top oder Flop? 102<br />

Der Trend lässt sich nicht leugnen: Galt die<br />

Investition in die kostbarsten Tropfen eines<br />

Jahrgangs lange Zeit als Privatvergnügen<br />

elitärer Kreise, parken inzwischen auch<br />

mittelständische Weinliebhaber ihre Spargroschen<br />

im Weinkeller oder in Weinfonds.<br />

Star belebt die Wirtschaft 108<br />

200 Jahre nach seiner Geburt im ehemaligen<br />

Meierhof im burgenländischen Raiding,<br />

das damals zu Ungarn gehörte, gedenkt<br />

halb Europa dem Genius Franz Liszt<br />

in zahlreichen Konzerten und Ausstellungen<br />

von London bis Venedig.<br />

Ein Land im fünf-Viertel Takt 110<br />

Die Symbiose zwischen Wirtschafts- und<br />

Tourismusland ergibt sich in Oberösterreich<br />

nicht zuletzt durch die steigende Anzahl<br />

ausländischer Fach- und Führungskräfte.<br />

Die Expatriates sind Multiplikatoren<br />

für das „Lebensgefühl“ Oberösterreich.<br />

Impressum 3


6<br />

MENSCHEN & MÄRKTE<br />

VKB-Generaldirektor<br />

Dr.<br />

Albert Wagner<br />

Foto: vkb-bank /<br />

rubra<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Gutes Geschäftsjahr<br />

Die VKB-Bank kann sich im vergangenen Geschäftsjahr<br />

über sehr gute Zahlen freuen. Das EGT ist 2010 mit einem<br />

Plus von 19 Prozent stark angewachsen. Als Folge<br />

der Kreditoffensive gibt es bei den Investitionskrediten<br />

wieder ein überdurchschnittlich hohes Wachstum von 13<br />

Prozent, sowie insbesondere bei den Firmen-Investitionskrediten<br />

mit sogar 15 Prozent. Die VKB-Bank hat es<br />

nicht nur geschafft, ihre Kernkapitalquote bereits jetzt<br />

auf Basel-III-Niveau zu bringen, sondern verfügt mit 13,6<br />

Prozent „hartem Kernkapital“ über den rund doppelten<br />

Wert der künftigen internationalen Vorschriften. Ü<br />

Eröffnung<br />

Drei neue Kundenzentren stehen<br />

den Kunden von Würth ab sofort<br />

zur Verfügung.<br />

Foto: Würth<br />

Drei neue Kundenzentren konnte der Montageprofi Würth in diesem<br />

Jahr bereits eröffnen. Nach den Standorten Wien-Bailoc Nordbahn<br />

und Freistadt öffnete Anfang Februar das neue Kundenzentrum in<br />

Wien-Penzing seine Pforten. „Die Entwicklung der Kundenzentren<br />

ist mehr als positiv. Letztes Jahr konnten wir vier neue Standorte eröffnen.<br />

Der Thekenumsatz ist um 17 Prozent auf über 16 Millionen<br />

Euro gewachsen“, so Mario Schindlmayr, Leitung Marketing Vertrieb.<br />

Der Ausbau des Kundenzentren-Netzes wird 2011 noch stärker<br />

als bisher gefördert. Ü


8<br />

COVERSTORY<br />

Wirtschaftsregion Donauraum:<br />

Wirtschaftsleistung<br />

im Steigflug begriffen …<br />

Wirtschaftsstandorte sind meist geografisch und historisch bedingt. Der Donauraum von Oberöster-<br />

reich über Niederösterreich bis Wien ist langsam, aber stetig gewachsen – bereits unter den Römern<br />

hat sich sowohl diesseits als auch jenseits der römischen Außengrenze ein prosperierendes Merkan-<br />

tilsystem entwickelt, das bis in unsere Zeit nachwirkt. Von Marie-Theres Ehrendorff<br />

Europaweit sind zwei große Wachstumsregionen<br />

zu beobachten. Die Zone der<br />

sogenannten „Banane“, weil sie<br />

geografisch die<br />

Form der<br />

be-<br />

liebten Südfrucht darstellt, erstreckt<br />

sich von London über Berlin,<br />

Paris bis Mailand und ist bereits<br />

seit Jahrzehnten Fixpunkt im Top-Standort-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Ranking. Die neu hinzugekommene Wachstumsregion<br />

ist Zentraleuropa. „Der Donauraum<br />

befindet sich im Kernpunkt jener Region,<br />

die von Prag, Wien, Bratislava über<br />

Budapest in Richtung Balkan führt“, erklärt<br />

Florian Schwillinsky, Geschäftsführer des<br />

„Internationalen Central Europa Instituts“<br />

(icei) mit Sitz in Wien, das Führungskräfte<br />

aus Wirtschaft und Politik in Entscheidungsprozessen<br />

berät. Der „Standort-Radar“, den<br />

das Institut heuer bereits zum siebenten<br />

Mal entwickelt, gibt punktgenaue Auskunft<br />

darüber, in welcher Region Österreichs<br />

der investierte Euro am meisten<br />

wert ist.<br />

Unangefochtener Platzhirsch in der Pole-<br />

Position des Radars ist und bleibt Oberösterreich.<br />

„In allen Faktoren wie Wachstum,<br />

Wohlstand und Quasi-Vollbeschäftigung<br />

führt Oberösterreich das heimische<br />

Ranking an“, interpretiert Schwillinsky die<br />

aktuellen Daten. Oberösterreich ist nicht nur<br />

die führende Industrieregion Österreichs,<br />

sondern zählt auch zu den stärksten Wirtschaftsräumen<br />

Europas. Ein Viertel der heimischen<br />

Industrieproduktion und der Exporte<br />

kommt aus diesem Bundesland. Einige<br />

Unternehmen sind sogar weltweit Marktführer<br />

in ihren Bereichen. Die österreichweit<br />

höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung<br />

machen sich langfristig eben bezahlt.<br />

„Die Erhöhung der Forschungsprämie von<br />

acht auf zehn Prozent ist eine der positivsten<br />

Maßnahmen, die im Rahmen der Budgetbegleitgesetze<br />

beschlossen wurden“, sieht<br />

Wirtschaftskammer-Präsident Rudolf Trauner<br />

eine langjährige Forderung der WKOÖ<br />

nun endlich erfüllt. „Für die Weiterentwick-<br />

lung des Forschungs- und Technologiestandortes<br />

Oberösterreich ist die Erhöhung der<br />

Forschungsprämie aber nur ein erster Schritt.<br />

Auch die direkte Forschungsförderung und<br />

die F&E-Ressourcen an den Universitäten<br />

müssen weiter ausgebaut werden.“<br />

Ein Rekord-Investment von 1,51 Milliarden<br />

Euro bis 2013 in den Wirtschafts- und Forschungsstandort<br />

wird durch das laufende<br />

strategische Programm „Innovatives Österreich<br />

2010plus“ derzeit umgesetzt. Allein 62<br />

Prozent des Programmvolumens werden für<br />

F&E verwendet. „Nur so können wir bestehende<br />

Arbeitsplätze sichern und vor allem<br />

neue schaffen und damit die Basis für Wohlstand<br />

im Land legen“, erklärt Forschungs-<br />

Landesrätin Doris Hummer, die innerhalb<br />

des strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogramms<br />

für die Themenfelder<br />

„Forschung und Entwicklung“ und „Bildung<br />

und Karriere“ verantwortlich zeichnet.<br />

„Dort, wo es hohe Beschäftigungszahlen<br />

gibt, ist Industrie zu finden“, meint Florian<br />

Schwillinsky, „denn in der Wissensindustrie<br />

gibt es derzeit viel weniger Jobs. Im Moment<br />

leben die großen Wirtschaftsregionen noch<br />

von der Industrialisierung, aber tendenziell


Fotos: Jupiter Images<br />

wird es dort zu einem Rückgang an Arbeitsplätzen<br />

kommen. BMW in Oberösterreich<br />

denkt daran, die Produktion einzelner Fahrzeuge<br />

nach Amerika zu verlagern, weil das<br />

wesentlich günstiger wäre. Das heißt, die<br />

Wertschöpfungsketten sind heute nicht mehr<br />

nur im eigenen Unternehmen, sondern bereits<br />

über die gesamte Welt verteilt. Österreichische<br />

Unternehmen arbeiten mit Vorprodukten,<br />

die aus China kommen – täten sie<br />

das nicht, wären sie nicht mehr konkurrenzfähig.<br />

Und nur jene Unternehmen, die diese<br />

komplette Wertschöpfungskette gut steuern<br />

können, werden sich in Zukunft auf dem<br />

Weltmarkt behaupten.“<br />

Niederösterreich schafft Mehrwert<br />

Als ausgezeichnetes Pflaster für Investitionen<br />

behauptet sich seit Jahren das Bundesland<br />

Niederösterreich mit dem soliden 2.<br />

Platz im Standort-Radar. In der Kategorie<br />

„Wirtschaftsfreundlichkeit“, die das besondere<br />

Eingehen der Verwaltung auf Probleme<br />

der Unternehmer bewertet, kann dem Land<br />

unter der Enns kein anderes Bundesland das<br />

Wasser reichen. Ebenso im Bereich „Wissen<br />

als Standortfaktor“, der sich aus der Beurteilung<br />

des regionalen Forschungsstandorts,<br />

der Weiterbildung und des Fachkräftepotenzials<br />

zusammensetzt.<br />

Für dieses Ergebnis wurde auch einiges unternommen.<br />

So hat das Land Niederösterreich<br />

gemeinsam mit der Wirtschaftskammer<br />

vier Konjunkturpakete mit einem Gesamtvolumen<br />

von rund 880 Millionen Euro geschnürt,<br />

die zur Stabilisierung der Wirtschaftslage<br />

bis Ende 2012 verlängert wurden.<br />

Neue Wege werden derzeit in puncto<br />

Eigenkapital beschritten, da es durch den Beschluss<br />

von Basel III (Banken müssen strengere<br />

Eigenkapital- und Liquiditätsregeln erfüllen)<br />

in Zukunft für KMUs schwieriger<br />

sein wird, für klassische Finanzierungsanlässe<br />

Kredite zu erhalten. Das am 1. Jänner<br />

2011 gestartete NÖ-Eigenkapitalsicherungsmodell<br />

ist österreichweit in seiner Art einzigartig<br />

und soll die Wettbewerbschancen<br />

von Kleinunternehmern steigern. „Mit diesem<br />

Instrument stärken wir auf effiziente und<br />

unbürokratische Weise die Eigenkapitaldarstellung<br />

unserer Klein- und Mittelunternehmen<br />

und verbessern so nachhaltig ihre Sta-<br />

COVERSTORY<br />

bilität und ihre Chancen im Wettbewerb“, ist<br />

Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav überzeugt.<br />

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Ankurbelung<br />

der Konjunktur war die Verlängerung<br />

der Schwellenwert-Verordnung bis<br />

Ende 2011. Damit soll vor allem die lokale<br />

Bauwirtschaft gezielt unterstützt werden.<br />

Grundlage für alle Initiativen von Seiten des<br />

Landes bildet die „Wirtschaftsstrategie<br />

2015“, die Unternehmen bei ihren Projekten<br />

unterstützt und diese für zukunftsträchtige<br />

Ideen und Initiativen motiviert. Sechs Segmente<br />

stehen dabei besonders im Vordergrund:<br />

Innovation und Technologie, Qualifikation,<br />

Kooperation, Markterschließung,<br />

Unternehmensgründung und Nachhaltigkeit.<br />

„Wir wollen damit das höchste Wirtschaftswachstum<br />

in Ost-Österreich erreichen, hochwertige<br />

Arbeitsplätze absichern und ausbauen<br />

sowie Niederösterreich als nachhaltigen<br />

und attraktiven Wirtschaftsstandort positionieren“,<br />

so Bohuslavs hochgesteckte<br />

Ziele.<br />

Experten des IHS rechnen für das Jahr 2011<br />

aus derzeitiger Sicht mit einem Wirtschaftswachstum<br />

von rund 2,3 Prozent, was über<br />

dem erwarteten Österreichschnitt von rund<br />

zwei Prozent liegt.<br />

„NÖ hat ähnlich wie OÖ eine geografisch<br />

interessante Stellung, wobei Betriebe angelockt<br />

werden können, die einen günstigen<br />

Standort suchen, und auch solche, die sich<br />

in der Nähe von Wirtschaftsmetropolen zu<br />

günstigeren Kosten ansiedeln, um nahe dem<br />

Zentrum zu sein“, resümiert Florian Schwillinsky.<br />

„Das Land profitiert von seiner Doppelstrategie:<br />

günstige Regionen, aber auch<br />

Top-Regionen rund um Wien sowie günstigere<br />

Fach- und Arbeitskräfte in Randgebieten,<br />

die einfachere Tätigkeiten übernehmen<br />

können, und top-ausgebildete Leute rund um<br />

Wien.“<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 9


10<br />

COVERSTORY<br />

Auch die Infrastruktur spielt beim Standort<br />

nach wie vor eine wesentliche Rolle. „Dort,<br />

wo die Donau in unseren Breiten fließt, befinden<br />

sich auch fast immer die Hauptstädte,<br />

was als besonderes Asset für den Wachstumsraum<br />

zu werten ist“, meint Schwillinsky.<br />

„Die Westautobahn hat sich parallel zur<br />

Donau entwickelt und die quer über den<br />

Kontinent laufenden europäischen Korridore<br />

gehen zielgenau durch die Wachstumsregion.<br />

Daher ist der Zentralbahnhof Wien für<br />

die Wirtschaft von Bedeutung, um vom<br />

Kopfbahnhof zum Transitbahnhof zu mutieren<br />

und die transeuropäischen Züge durch<br />

Wien zu lenken.“ Die Standortfaktoren haben<br />

sich jedoch im Laufe der Zeit verändert.<br />

War es während der industriellen Revolution<br />

für die Betriebe interessant, sich dort anzusiedeln,<br />

wo Industrie bereits vorhanden war,<br />

so sind in unserer derzeitigen Übergangsphase<br />

Richtung Wissensgesellschaft andere<br />

Einflüsse ausschlaggebend. „Zum Beispiel<br />

weiß man, dass Kreativarbeiter sich eher dort<br />

ansiedeln wollen, wo auch andere Kreative<br />

zu finden sind“, erkennt Schwillinsky einen<br />

nahenden Verstädterungsprozess. „Dieses<br />

Beispiel können wir gut im Großraum London<br />

mit dem stärksten Wirtschaftswachstum<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Europas beobachten. Besonders durch das<br />

derzeitige Boomen der unternehmensnahen<br />

Dienstleistungen, die ein Wachstumskennzeichen<br />

von Regionen bedeuten, welche gerade<br />

den Übergang von der Industrie- zur<br />

Wissensgesellschaft vollziehen.“<br />

Wien punktet mit Lebensqualität<br />

Der Consulting-Konzern Mercer hat auch<br />

2010 auf Grund seiner Studie „Quality of Living<br />

Survey“ unserer Bundeshauptstadt –<br />

übrigens schon zum<br />

zweiten Mal – die<br />

„Goldmedaille“ für<br />

höchste Lebensqualität<br />

verliehen. Somit<br />

rangiert Wien<br />

unangefochten vor<br />

Zürich, Genf, Vancouver,<br />

Auckland,<br />

Düsseldorf, Frankfurt,<br />

München, Bern<br />

und Sydney in<br />

Front. Wirtschaftlich<br />

gesehen hat die<br />

Stadt an der blauen<br />

Donau, jedoch keineswegs<br />

die Nase<br />

vorn, verliert sie doch bereits seit Jahren an<br />

Wirtschaftskompetenz. Im Standort-Radar<br />

nur mehr auf Platz acht gereiht, wurde Wien<br />

in fünf der sieben Teilbereiche erneut<br />

schlechter als im Vorjahr bewertet. Lediglich<br />

in den Kategorien Wohlstand und Wachstum<br />

konnte Wien zulegen. In Summe aller Teilbereiche<br />

verliert Wien jedoch weiter gegenüber<br />

2009.<br />

„Wien ist in puncto Wohlstand top, allerdings<br />

rangiert es beim Thema Arbeitsmarkt<br />

Bruttoregionalprodukt der Bundesländer (2007)<br />

STELLUNG ÖSTLICHER DONAURAUM IN DER REGION CENTROPE – JULI 2010<br />

Mio. € %-Verteilung BIP/Kopf in €<br />

Wien 72.288 26,7 43.300<br />

Oberösterreich 44.748 16,5 31.800<br />

Niederösterreich 42.303 15,6 26.600<br />

Steiermark 33.909 12,5 28.200<br />

Tirol 23.866 8,8 34.200<br />

Salzburg 19.618 7,2 37.300<br />

Kärnten 15.563 5,7 27.800<br />

Vorarlberg 12.429 4,6 34.000<br />

Burgenland 6.059 2,2 21.600<br />

Österreich 270.782 100,0 32.600<br />

Quelle: Statistik Austria (2010)<br />

Region Bevölkerung (01/2009) BIP/Kopf (KKS; 2007) BIP (Mio. Euro; 2007) Größe (km²)<br />

Wien 1.687.271 40.600 72.288 415<br />

Niederösterreich 1.605.122 24.900 42.303 19.186<br />

Burgenland 283.118 20.300 6.058 3.962<br />

Kreis Bratislava/Bratislavský kraj 616.578 39.900 14.668 2.053<br />

Kreis Trnava/Trnavský kraj 559.934 20.400 6.849 4.147<br />

Region Südböhmen/Jihočeský kraj 636.328 17.100 6.687 10.057<br />

Region Südmähren/Jihomoravský kraj 1.147.146 18.300 12.872 7.196<br />

Komitat Vas 260.950 14.600 2.479 3.336<br />

Komitat Györ-Moson-Sopron 447.033 17.500 5.008 4.208<br />

Centrope 7.243.480 26.748 169.211 54.560<br />

Quellen: Eurostat, Statistik Austria, regionale Statistikämter


an letzter Stelle. Wissen wird trotz aller Universitäten<br />

und Forschungseinrichtungen nur<br />

knapp über den Durchschnitt gereiht, die<br />

Standortkosten sind die höchsten von ganz<br />

Österreich, hinsichtlich Wirtschaftsfreundlichkeit<br />

wird Wien auch kein besonders gutes<br />

Zeugnis ausgestellt, weil unter dem Durchschnitt<br />

bewertet. Dafür wird den weichen<br />

Standortfaktoren wieder ein überdurchschnittlicher<br />

Platz eingeräumt. Wien ist zwar<br />

ein erstklassiger Standort, doch der Schritt<br />

ins günstigere Niederösterreich ist leicht getan“,<br />

so der Standort-Experte Florian<br />

Schwillinsky.<br />

Ein idealer Standort ist Schnee von gestern.<br />

Heute zählen Spezialisierung, Verdichten<br />

von Angeboten und Bündeln von Kompetenzen<br />

als Niederlassungsfrage. Darin sieht<br />

auch die Bundeshauptstadt ihre Chance.<br />

„Die Schwerpunkte der Wiener Wirtschaftsförderung<br />

liegen auch in diesem Jahr bei den<br />

Life Sciences, der IKT, der Kreativwirtschaft,<br />

der automotiven Industrie, der Medien-<br />

und Contentwirtschaft sowie den Umwelttechnologien“,<br />

erklärt Wirtschaftsstadträtin<br />

Renate Brauner, die in diesen wissensund<br />

technologiebasierten Branchen ebenso<br />

die Zukunft des Wirtschaftsstandortes sieht.<br />

„Wissensarbeiter wollen lieber in Städten leben“,<br />

sagt Schwillinsky, „das heißt, die<br />

Großraumraumregionen wie Wien, Bratislava<br />

oder Budapest können davon profitieren,<br />

wenn sie Lebensqualität bieten und die<br />

Politik geschickte Rahmenbedingungen<br />

setzt. Berlin oder London sind gelungene<br />

Beispiele dafür, denn dort passt das Umfeld<br />

perfekt. Mit Förderungen allein wird man<br />

den Personenkreis der Kreativen allerdings<br />

nicht in die Stadt ziehen können, da sie zu<br />

mobil sind.“<br />

Burgenland setzt auf Technologie<br />

Das Burgenland ist fast das Spiegelbild zu<br />

Oberösterreich. Es gibt im Burgenland nur<br />

einen einzigen wettbewerbsfähigen Faktor,<br />

nämlich die Standortkosten. Die übrigen<br />

sechs Kriterien befinden sind im unteren<br />

Drittel der Standort-Radar-Bewertungsskala.<br />

Das Hauptproblem des Standorts Burgen-<br />

KAUFKRAFT/EINWOHNER<br />

Kaufkraftindex je EinwohnerIn in<br />

den Bundesländern (2009)<br />

Wien 106,2<br />

Niederösterreich 102,5<br />

Vorarlberg 99,4<br />

Salzburg 99,4<br />

Oberösterreich 98,8<br />

Burgenland 96,6<br />

Steiermark 95,7<br />

Tirol 95,1<br />

Kärnten 95,1<br />

Österreich 100<br />

Quelle: KMU Forschung Austria<br />

land ist die Stagnation des Wirtschaftswachstums<br />

bei einem im Vergleich zu den übrigen<br />

Bundesländern geringen Wohlstand. Durch<br />

das schwache Wachstum will auch der regionale<br />

Arbeitsmarkt nicht so richtig in<br />

Schwung kommen. In Gegenüberstellung<br />

zum Vorjahr konnte sich das Burgenland im<br />

Gesamtergebnis aber leicht verbessern und<br />

den Abstand zum Bundesdurchschnitt sogar<br />

etwas verkleinern. Trotzdem reicht das Ergebnis<br />

nur für den neunten Platz in der Rangliste<br />

der österreichischen Bundesländer. Wie<br />

schon im vergangenen Ranking ist das Burgenland<br />

das einzige Bundesland im „roten<br />

Gefahrenbereich“ des Standort-Radars, was<br />

bedeutet, dass der Abstand zum Durchschnitt<br />

aller Bundesländer bereits über der Standardabweichung<br />

liegt.<br />

Laut Schwillinsky profitiert das Land „aus<br />

den Ziel-1-Förderungen, die jedoch nach deren<br />

Auslaufen noch nicht optimal genutzt<br />

sind. Die Herausforderung für das Burgenland<br />

wird darin bestehen, den Unternehmen<br />

entsprechende Angebote zu machen, um<br />

diese langfristig in der Region halten zu können.“<br />

„Vier neue Technologiezentren in Güssing,<br />

Jennersdorf, Neutal und Neusiedl am See<br />

sind in der vergangenen Zeit zu den bereits<br />

bestehenden in Eisenstadt und Pinkafeld hinzugekommen“,<br />

setzt Landeshauptmann<br />

Hans Niessl auf Innovation als Standortförderung.<br />

Durch geschicktes Lobbying war es<br />

auch möglich, nach Auslaufen der zweiten<br />

Ziel-1-Periode von Seiten der EU attraktive<br />

Förderungen in Form des Phasing-Out-Programms<br />

für 2007 bis 2013 für das Burgenland<br />

zugesprochen zu bekommen. Damit erzielt<br />

das Burgenland nach wie vor die besten<br />

Fördermöglichkeiten aller Bundesländer.<br />

Im internationalen Standort-Radar des<br />

„icei“, wo rund 260 europäische Regionen<br />

auf Wirtschaftsleistung und Demografie untersucht<br />

werden, schneiden die an Österreich<br />

angrenzenden Regionen, wie die Schweiz<br />

oder Bayern, wesentlich besser ab als die<br />

österreichischen. „Wobei daraus auch ganz<br />

LEBENSQUALITÄT<br />

Lebensqualität im<br />

weltweiten Vergleich<br />

Indexpunkte<br />

Wien 108,6<br />

Zürich 108,0<br />

Genf 107,9<br />

Vancouver 107,4<br />

Auckland 107,4<br />

Düsseldorf 107,2<br />

München 107,0<br />

Frankfurt 106,8<br />

Bern 106,5<br />

Sydney 106,3<br />

New York 100,0<br />

Quelle: Mercer Human Resource Consulting 2009<br />

COVERSTORY<br />

deutlich zu ersehen ist, dass die Donau nach<br />

wie vor als Lebensader der Wirtschaft fungiert,<br />

weil alle europäischen Regionen mit<br />

überdurchschnittlicher Wirtschaftsleistung<br />

und höherem Wachstum hier zu finden sind.“<br />

Die Standortpolitik der nächsten Jahre wird<br />

sich daran messen, die Stärken der einzelnen<br />

Regionen zu erkennen, sie zu verstärken und<br />

auszubauen. Denn internationale Konzerne,<br />

die neue Standorte suchen, stellen heute globale<br />

Bedingungen. Für diese Unternehmen<br />

gibt es keinen österreichischen, sondern nur<br />

einen europäischen Standort. Da spielt es<br />

keine Rolle, ob die Region Bratislava, Budapest<br />

oder Wien heißt. „Wenn es der Donauraum<br />

schafft, was ihm mit der Industrialisierung<br />

als Standort gelungen ist, auf die Wissensgesellschaft<br />

zu übertragen, dann ist diese<br />

Region in Europa ein Wachstumsraum, für<br />

den es sonst keine vergleichbaren Möglichkeiten<br />

gibt“, ist Schwillinsky überzeugt. Ü<br />

STANDORT-RADAR<br />

„Standort-Radar“-Methode:<br />

Das Analyse-Modell wurde vom Internationalen<br />

Central Europa Institut<br />

entwickelt, orientiert sich an bereits<br />

erfolgreichen Systemen, z.B. an dem<br />

der Bertelsmann Stiftung, dem des<br />

Institutes der deutschen Wirtschaft<br />

IW, dem Internationalen Institut für<br />

Management-Entwicklung IMD Lausanne<br />

Schweiz oder dem der Deutschen<br />

Gesellschaft für Wirtschaftliche<br />

Strukturforschung. In das Modell<br />

des Erfolgsindex fließen makroökonomische<br />

Indikatoren (STATISTIK<br />

AUSTRIA, Arbeitsmarktservice AMS,<br />

Wirtschaftskammer Österreich<br />

WKO) und Ergebnisse aus einer vom<br />

Internationalen Central Europa Institut<br />

(icei) 2009 durchgeführten Entscheidungsträgerbefragung<br />

ein, die<br />

insgesamt 26 Teilindizes ergeben.<br />

Diese sieben Faktoren bestimmen<br />

den Standort-Index:<br />

n Wachstum<br />

n Wohlstand<br />

n Beschäftigung<br />

n Wissen als Rohstoff<br />

n Standortkosten<br />

n Wirtschaftsfreundlichkeit<br />

n Weiche Standortfaktoren<br />

Österreich-Ranking (2009)<br />

OÖ<br />

NÖ<br />

Tirol<br />

Salzburg/Vorarlberg<br />

österreichischer Durchschnitt<br />

Steiermark<br />

Kärnten<br />

Wien<br />

Burgenland<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 11


12<br />

WIRTSCHAFTT & POLITIK<br />

Technologie in<br />

Niederösterreich<br />

Im Jahr 2000 wurde das Technologiekonzept Niederösterreich erst-<br />

mals vorgestellt. Die Vision war: Niederösterreich, ein Land mit Le-<br />

bensqualität im Herzen Europas, hat den Anspruch, sich zu einem<br />

führenden Technologie- und Wirtschaftsstandort zu entwickeln.<br />

Technologie ist dabei Wegbereiter für eine moderne, weltoffene<br />

Gesellschaft.<br />

Seit 2000 verfolgt die niederösterreichische<br />

Technologiepolitik konsequent<br />

diese Vision. Die Strategie dazu wurde<br />

Schritt für Schritt in den Förderinstrumenten<br />

und durch die Gründung der N.vest (ehemals<br />

tecnet) sowie die Initiierung des Technopolprogramms<br />

2004 im Rahmen der ecoplus<br />

umgesetzt.<br />

Auch im Zuge der neuen „Wirtschaftsstrategie<br />

Niederösterreich 2015“ wurde Innovation<br />

& Technologie als wesentliche Stoßrichtung<br />

definiert.<br />

Dabei geht es vor allem um den weiteren<br />

Ausbau der Technopolstandorte, eine bessere<br />

Verwertung und Nutzung von Forschungsergebnissen<br />

sowie unter anderem um die<br />

Kommunikationsoffensive Technologie.<br />

Wissenschaftliche Forschung auf höchstem Niveau –<br />

das Institute of Science and Technology Austria in Klosterneuburg<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Technopole in Niederösterreich<br />

Die Technopole in Krems, Tulln und Wiener<br />

Neustadt haben wesentlich zur Dynamisierung<br />

in der niederösterreichischen Wirtschaft<br />

beigetragen. Im Rahmen dieses Programms<br />

geht es darum, Standorte mit einer hohen<br />

Dichte an F&E-Einrichtungen, forschungsintensiven<br />

Betrieben sowie spezifischen Ausund<br />

Weiterbildungsstätten als Orte „technologieorientierten<br />

Wirtschaftens“ mit Konsequenz<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Innovative Produkte auf höchstem Niveau<br />

wurden in den letzten fünf Jahren an den<br />

Technopolstandorten Krems, Tulln und Wiener<br />

Neustadt entwickelt und neue Arbeitsplätze<br />

geschaffen. Zudem erfahren junge<br />

Menschen an den Technopolen eine exzel-<br />

Fotos: NLK<br />

LH Dr. Erwin Pröll<br />

überzeugt sich von der<br />

Forschungsarbeit an<br />

den Technopolen in NÖ.<br />

lente Ausbildung – von großem Wert für die<br />

heimische Wirtschaft!<br />

Technopol Krems<br />

Forschungsschwerpunkt: Biotechnologie<br />

und Regenerative Medizin, Visual Computing<br />

und Bauforschung<br />

n BTZ – Biotechnologiezentrum Krems<br />

inkl. RIZ NÖ Nord<br />

n Donau Universität Krems als Bildungsund<br />

Forschungseinrichtung<br />

n IMC Fachhochschule, speziell im Bereich<br />

Biotechnologie.<br />

Technopol Tulln<br />

Forschungsschwerpunkt: Agrar- und Umweltbiotechnologie,<br />

Bioanalytik, Lebensund<br />

Futtermittelsicherheit<br />

n TZT – Technologiezentrum Tulln<br />

n IFA Tulln, Department der Universität<br />

für Bodenkultur als Forschungseinrichtung<br />

n FH Wiener Neustadt am Campus Tulln<br />

mit dem Schwerpunkt biotechnische Verfahren<br />

n ab 2011 Universitäts- und Forschungszentrum<br />

Tulln (Boku und AIT)<br />

n Christian Doppler Laboratorien am IFA<br />

Tulln:<br />

• 2002 - 2009 „Mykotoxinforschung“,<br />

Leitung: Prof. Dr. Rudolf Krska<br />

• 2007 - 2014 „Analytik allergener Lebensmittelkontaminanten“,<br />

Leitung:<br />

Prof. Dr. Sabine Baumgartner<br />

• 2011 - 2018 „Mykotoxinmetabolismus“<br />

Leitung: Univ. Ass. Dr. Franz<br />

Berthiller.<br />

Technopol Wiener Neustadt<br />

Forschungsschwerpunkte: Materialien,<br />

Verfahrens- und Prozesstechnologien, Medizin-Technik,<br />

Sensorik-Aktorik und Oberflächen<br />

n TFZ – Technologie- und Forschungszentrum<br />

WN<br />

n FH Wiener Neustadt als Forschungs- und<br />

Bildungseinrichtung<br />

n Leitprojekte: OFI – Österreichisches Forschungsinstitut,<br />

FISS – Forschungsstelle<br />

für Integrierte Sensorsysteme der Österreichische<br />

Akademie der Wissenschaften.<br />

Insbesondere wissensintensive, industrienahe<br />

Dienstleistungen und wertschöpfungs-


intensive Kompetenzen haben sich an den<br />

Technopolstandorten rascher als an den Vergleichsstandorten<br />

und im Landesdurchschnitt<br />

entwickelt.<br />

Technopol Studie des Economica Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung<br />

Diese positive Entwicklung der Technopolstandorte<br />

und die Impulse für den Wirtschaftsstandort<br />

Niederösterreich belegt eine<br />

Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

von IV-Chefökonom Dr.<br />

Christian Helmenstein.<br />

An den Technopolen beträgt der totale Bruttowertschöpfungseffekt<br />

allein im Jahr 2009<br />

rund 190 Millionen Euro. Von diesem Gesamteffekt<br />

werden mit rund 120 Millionen<br />

Euro fast zwei Drittel (62,4%) in Niederösterreich<br />

wirksam. Der direkte Beschäftigungseffekt<br />

in den Technopolen beläuft sich<br />

auf insgesamt 1.386 Personen im Jahr 2009.<br />

Auch die Betriebsansiedlungsynamik ist in<br />

den Technopolbezirken höher als in Vergleichsregionen.<br />

Während im Zeitraum zwischen 2004 bis<br />

2009 in Niederösterreich bei den Ansiedlungen<br />

ein Plus von 15,8 Prozent verzeichnet<br />

wurde, liegt der Wert in den Technopolbezirken<br />

bei 18,3 Prozent.<br />

Damit ist klar: Technopole stärken regionale<br />

Wertschöpfungsketten und -netzwerke,<br />

Technopole unterstützen den Strukturwandel<br />

in der niederösterreichischen Wirtschaft, und<br />

Technopole fördern die Entstehung einer<br />

wissensintensiven Wirtschaft.<br />

Wir sind stolz auf die Entwicklung, die Niederösterreich<br />

genommen hat. Wir haben seit<br />

Beginn der Technologieoffensive im Jahr<br />

2000 ein tragfähiges Fundament für die Zukunft<br />

geschaffen. Niederösterreich hat sich<br />

LH Pröll: ISTA in Kloster -<br />

neuburg wächst weiter<br />

Die NÖ Landesregierung hat in ihrer letzten<br />

Sitzung im Jahr 2010 die Bauaufsicht<br />

für das 2. Laborgebäude am Campus<br />

des Institute of Science and Technology<br />

Austria, kurz IST Austria, in Klosterneuburg<br />

vergeben.<br />

„Das Institute of Science and Technology<br />

Austria ist die Speerspitze der wissenschaftlichen<br />

Forschung in Niederösterreich. Die<br />

Investitionen des Landes für die Infrastruktur<br />

und den Bau sind ein fundamentaler Baustein<br />

der zukünftigen Entwicklung im Bundesland“,<br />

erklärt Landeshauptmann Dr. Erwin<br />

Pröll. Bisher hat das Land Niederösterreich<br />

90 Millionen Euro in die bauliche Entwicklung<br />

des Campus investiert.<br />

Mit Jahresende 2010 werden am Campus des<br />

IST Austria unter der Leitung von Präsident<br />

Prof. Tom Henzinger 120 Forscher und Mitarbeiter,<br />

davon zwölf Professoren, 60 Studenten<br />

und 48 sonstige Mitarbeiter tätig sein.<br />

Die Forscher gehören 25 Nationalitäten an.<br />

Die Forschungsschwerpunkte am Institut<br />

sind:<br />

n Computerwissenschaften<br />

n Neurowissenschaften<br />

n Zellbiologie/Biophysik<br />

n Evolutionsbiologie<br />

Nach der Fertigstellung des 1. Laborgebäudes<br />

sind seit Oktober 2010 auch bereits experimentelle<br />

Forschungsgruppen am IST<br />

Austria aktiv. Die Bauarbeiten für das 2. Laborgebäude<br />

haben bereits begonnen, damit<br />

es im Herbst 2012 in Betrieb gehen kann.<br />

Für Prof. Henzinger liegt der Arbeitsschwer-<br />

Schritt für Schritt von einem Agrar- und Industrieland<br />

zu einem Wirtschafts- und Wissenschaftsland<br />

entwickelt und sich als Wissenschaftsstandort<br />

positioniert.<br />

Die niederösterreichische Wissenschaftsachse<br />

reicht mittlerweile von Krems über<br />

Tulln und Klosterneuburg (ISTA) bis nach<br />

Wiener Neustadt (MedAustron).<br />

Ein weiterer Beweis, dass der Wissenschaftsstandort<br />

Niederösterreich am Vormarsch ist,<br />

ist die Unterzeichnung der Vereinbarung<br />

über die Errichtung einer privaten Gesundheits-Universität<br />

in Krems!<br />

Kommunikationsoffensive Technologie<br />

Damit diese Anstrengungen auch in der Bevölkerung<br />

sichtbar werden, startete das Land<br />

Niederösterreich eine Kommunikationsof-<br />

LH Pröll: „Die Zukunft<br />

liegt in rauchenden Köpfen,<br />

nicht in rauchenden Schloten.“<br />

LH Erwin Pröll: „NÖ setzt auf<br />

Forschung, denn wo geforscht wird,<br />

ist Zukunft zuhause.“<br />

punkt 2011 in der Evaluierung der bisherigen<br />

Tätigkeit von IST Austria durch ein renommiertes<br />

und internationales Komitee sowie<br />

in der Akquisition von weiteren drei bis fünf<br />

naturwissenschaftlichen Top-Forschern. Im<br />

Jahr 2011 soll der Personalstand von Forschern<br />

und Mitarbeitern auf 160 gesteigert<br />

werden.<br />

Das Land Niederösterreich wird im Jahr<br />

2011 neben dem Bau des 2. Laborgebäudes<br />

die Planung der Spin-off-Area zur Ansiedelung<br />

von Betrieben vorantreiben.<br />

fensive für die Bürgerinnen und Bürger. Wir<br />

wollen zeigen, warum Investitionen in die<br />

Technologie wichtig sind und wie jeder Einzelne<br />

von den Leistungen der Spitzenforscher<br />

profitiert.<br />

Daher lautet das bereits erwähnte Motto unserer<br />

Offensive: „Im Auftrag der Zukunft.<br />

Im Dienst der Menschen.“ Seit 2010 wird<br />

das Kommunikationskonzept Technologie<br />

für das Land Niederösterreich mit einigen<br />

bereits erfolgreich absolvierten Veranstaltungen<br />

umgesetzt (z.B. Zukunftsempfang, Fotowettbewerb<br />

Technoblick, MS Wissenschaft,<br />

Lange Nacht der Forschung). Im Jahr<br />

2011 wird dieses Konzept weiter fortgesetzt,<br />

um das Thema Technologie noch näher an<br />

die Bürgerinnen und Bürger zu bringen. Einerseits<br />

geht es darum, den Nutzen, den die<br />

Technologie bringt, aufzuzeigen, andererseits<br />

wird dadurch der Standort Niederösterreich<br />

noch interessanter für die Ansiedlung<br />

von (Technologie-) Unternehmen. Ü<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 13


14<br />

WIRTSCHAFTT & POLITIK<br />

Oberösterreich setzt einmal mehr auf<br />

strategische Wirtschafts- und Forschungspolitik.<br />

Insgesamt wurden mit<br />

dem strategischen Programm „2000+“, dem<br />

„Innovativen OÖ 2010“ und dem aktuellen<br />

„Innovativen OÖ 2010plus“ seit 1998 insgesamt<br />

mehr als eine Milliarde Euro in den<br />

Standort Oberösterreich investiert. Weitere<br />

450 Millionen – davon 150 Millionen allein<br />

vom Land OÖ – folgen jetzt bis zum Jahr<br />

2013. „Das ist ein Rekord-Investment, von<br />

dem eine große Anzahl von Unternehmen,<br />

Forschungseinrichtungen, aber auch Jugendliche,<br />

Facharbeiter/-innen und Studierende<br />

deutlich profitieren“, betont Wirtschaftslandesrat<br />

Viktor Sigl. Dazu Forschungslandesrätin<br />

Mag. a Doris Hummer: „Insgesamt gesehen<br />

legen wir mit 62 Prozent des 450 Millionen<br />

Euro starken Programms einen klaren<br />

Fokus auf Forschung und Entwicklung.“<br />

Mit Strategie zum Erfolg<br />

In den fünf bewährten Bereichen „Forschung<br />

und Entwicklung“, „Bildung und Karriere“,<br />

„Netzwerke“, dem „Wirtschafts- und Technologiestandort<br />

OÖ“ und „EU-Networking“<br />

wurden in Zusammenarbeit mit anerkannten<br />

Expertinnen und Experten 14 Strategien und<br />

37 Maßnahmen definiert, die jetzt zur Umsetzung<br />

kommen.<br />

Durch diesen umfassenden strategischen Ansatz<br />

entsteht ein produktives Klima, in dem<br />

Forschungsaktivitäten, Kooperationen und<br />

Investitionen um vieles leichter werden.<br />

Oberösterreich konzentriert sich weiter auf<br />

seine Stärkefelder und baut diese aus, setzt<br />

aber auch gezielt neue Schwerpunkte wie<br />

etwa im Bereich „Energie“.<br />

Und: Die bereits enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Wirtschaft, Forschung und Bildungseinrichtungen<br />

wird noch weiter intensiviert<br />

und verstärkt.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

450 Millionen Euro<br />

für Wirtschaft und Forschung<br />

Wirtschaftslandesrat KommR Viktor Sigl und Forschungslandesrätin Mag. a Doris Hummer haben ein<br />

immens starkes Programm für die Zukunft geschnürt: Das strategische Wirtschafts- und Forschungs-<br />

programm „Innovatives OÖ 2010plus“ stärkt mit 37 Maßnahmen den Wirtschafts- und Innovationsstandort<br />

Oberösterreich und wird dafür sorgen, dass sich OÖ einen guten Platz innerhalb der EU-Regionen sichert.<br />

Web-Tipp: www.oe2010plus.at.<br />

LR KommR Viktor Sigl und LRin Mag. a Doris Hummer: „Es ist uns gelungen, die Bereiche Wirtschaft,<br />

Forschung, Bildung und Technologie noch stärker als bisher miteinander zu vernetzen.<br />

Das bringt Oberösterreich Arbeitsplätze, Wachstum und deutliche Vorteile im nationalen und<br />

internationalen Wettbewerb!“ Foto: Land Oberösterreich<br />

Konkrete Antworten<br />

„Innovation ist der treibende Faktor hinter<br />

langfristigem Wachstum. Um nachhaltige<br />

Wertschöpfung sicherzustellen, setzt Oberösterreich<br />

auf die intensive Zusammenarbeit<br />

von Wissenschaft und Wirtschaft“, betont<br />

Forschungslandesrätin Hummer. Und darum<br />

geht’s konkret: Der Mechatronikstandort<br />

OÖ – heute schon top – soll national, aber<br />

auch international weiter an Sichtbarkeit zulegen.<br />

Die OÖ-Forschungsförderung, die gemeinsam<br />

mit dem Bund vergeben wird, steigert<br />

die F&E-Aktivitäten und ergänzt sich<br />

perfekt mit der Direktförderung von innovativen<br />

Kooperationsprojekten, die über die oö.<br />

Cluster initiiert werden. Weiters wichtig: Die<br />

Auslandsaufenthalte der Studierenden an<br />

Universität und Fachhochschule zu steigern,<br />

die Kreativwirtschaft zu forcieren, an attraktiven<br />

Standortbedingungen für Fachkräfte in<br />

OÖ zu arbeiten. Last but not least will man<br />

durch den Vergleich mit führenden Ländern<br />

– dem so genannten Innovationsbenchmarking<br />

– noch besser werden und auch in der<br />

EU-Hauptstadt Brüssel die oö. Positionen<br />

stark einbringen und Verbesserungen vor Ort<br />

erreichen. Ü<br />

DIE FAKTEN<br />

„Innovatives OÖ 2010plus“<br />

n 14 Strategien und 37 Maßnahmen<br />

wurden in fünf Themenfeldern<br />

unter Einbindung zahlreicher<br />

Experten/innen definiert.<br />

n Die Basis bilden die strategischen<br />

Leitlinien des Rates für Forschung<br />

und Technologie für OÖ.<br />

n „Innovatives OÖ 2010plus“ ist seit<br />

dem 1. Juli 2010 in Umsetzung<br />

und läuft bis zum Jahr 2013.<br />

n Das Programmvolumen beträgt<br />

450 Millionen Euro, 150 Millionen<br />

werden vom Land OÖ bereitgestellt.<br />

n Von 1998 bis 2013 wird so ein Rekord-Investment<br />

von 1,51 Milliarden<br />

Euro für den Wirtschafts- und<br />

Forschungsstandort OÖ. getätigt.<br />

n Zuständig sind das Wirtschaftsund<br />

das Forschungsressort des<br />

Landes OÖ, die Koordination und<br />

Umsetzungsbegleitung liegt bei<br />

der TMG.


16<br />

WIRTSCHAFTT & POLITIK<br />

Wie kaum eine andere Region Mitteleuropas hat sich Niederöster-<br />

reich in den letzten Jahren als Wirtschafts- und Technologiestand-<br />

ort etabliert. Im Jahre 2000 fiel der Startschuss für den Umbau des<br />

Agrarlandes in einen attraktiven Wirtschaftsstandort der Zukunft.<br />

Rund 300 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren<br />

investiert. An den NÖ-Technopolstandorten wurden 95 Forschungs-<br />

projekte ermöglicht und mehr als 330 Arbeitsplätze im Hochtech-<br />

nologiebereich geschaffen.<br />

Marie-Theres Ehrendorff sprach mit<br />

Mag. Helmut Miernicki, Geschäftsführer<br />

der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur<br />

„ecoplus“, über boomende<br />

Betriebsansiedlungen in Zeiten der Wirtschaftsflaute<br />

und ehrgeizige Zukunftspläne<br />

im Bereich der Standortinnovation von<br />

Österreichs größtem Bundesland.<br />

n Herr Mag. Miernicki, langfristige<br />

Standortpolitik scheint sich in Zeiten<br />

der Krise bezahlt zu machen?<br />

Wir haben bereits vor zehn Jahren die Technologie-Offensive<br />

Niederösterreich gestartet,<br />

wo auch der ehemalige Cosmonaut<br />

Franz Viehböck als Leiter eines Think-Tanks<br />

am Technopol-Programm 2004 mitgearbeitet<br />

hat, das die „ecoplus“ umsetzt. Forschung<br />

und Wissenschaft werden dabei nicht nach<br />

dem Gießkannenprinzip gefördert, sondern<br />

punktgenau jene Standorte, die drei wesentliche<br />

Voraussetzungen erfüllen – nämlich:<br />

Ausbildung, Wissenschaft und bereits bestehende<br />

Unternehmen. Diese Voraussetzungen<br />

erfüllen Krems, Tulln und Wiener Neustadt<br />

mit ihren Ausbildungseinrichtungen und Unternehmen<br />

zur Gänze.<br />

n Das klingt nach Innovation in vielfältigen<br />

Bereichen. Wo liegen jedoch die<br />

Schwerpunkte?<br />

In den einzelnen Technopolzentren setzen<br />

wir wiederum auf spezifische Themenfelder<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

für Projekte und Partnerschaften. In Krems<br />

ist der Schwerpunkt medizinische Biotechnologie.<br />

Knorpelersatz, künstliche Organe,<br />

wie Leber und Niere, werden dort hergestellt<br />

und internationale Spitzenforschung zur<br />

weltweiten Blutreinigung wird in Krems angesiedelt<br />

werden. In Tulln kommen internationale<br />

Maßstäbe in puncto Agrar- und Umweltbiotechnologie<br />

zum Einsatz, d.h. von der<br />

Schimmelpilzforschung bis zu Untersuchungen<br />

von Allergien durch Lebensmittel. Der<br />

dritte Standort ist Wiener Neustadt mit dem<br />

Schwerpunkt „Moderne industrielle Technologien“,<br />

mit Mikrosystemtechnik und Nanosystemtechnik<br />

bis zu „kratzresistenten Autolacken“<br />

sowie Medizintechnik, wo mehr<br />

Etabliertes und Neues unter einen Hut bringen:<br />

Gezielte Betriebsansiedlungen und Spitzenforschung<br />

„Made in NÖ“<br />

als 860 Mitarbeiter in den Technologiefeldern,<br />

davon wieder mehr als 350 Wissenschaftler<br />

aus 20 Ländern, arbeiten. Auch die<br />

Fachhochschule mit knapp 3.000 Studentinnen<br />

und Studenten aus mehr als 55 Ländern<br />

schafft ebenso Impulse für Forschung und<br />

Wirtschaft wie das in unmittelbarer Nähe im<br />

Bau befindliche Krebsforschungs- und Behandlungszentrum<br />

MedAustron und der<br />

Neubau des Krankenhauses.<br />

n Der Ende vorigen Jahres hinzugekommene<br />

Standort Wieselburg ist sozusagen<br />

Ihr jüngstes „Baby“ …<br />

… aber auch ein ganz wichtiges, wenn auch<br />

noch kein vollwertiges Technopol, da die<br />

Ausbildung derzeit nicht in diesem Ausmaß<br />

vorhanden ist, wie es erforderlich wäre. Im<br />

Bereich der Bioenergie hat Niederösterreich<br />

eine Vorreiterrolle inne. Die Forschungsschwerpunkte<br />

dieses Kompetenzzentrums<br />

aus der COMET-Spitzenforschungsklasse<br />

sind F&E auf dem Gebiet der Biomassefeuerungen,<br />

der Kraft-Wärmekopplung für Einund<br />

Mehrfamilienhäuser sowie die Entwicklung<br />

von Biobrennstoffen, wie z.B. Pellets.<br />

n Sie pumpen aber nach wie vor „frisches“<br />

Geld in die Standorte?<br />

In allen vier Standorten gibt es Technologiezentren,<br />

also Infrastrukturen, die von „ecoplus“<br />

gebaut werden, wo wir in den vergangenen<br />

Jahren 68 Millionen Euro investiert haben.<br />

Wir entwickeln die Standorte jedoch


nachhaltig. In Wr. Neustadt haben wir beispielsweise<br />

seit der Errichtung des Technologie-<br />

und Forschungszentrums (TFZ) im<br />

Jahr 1994 insgesamt 31,6 Millionen Euro verbaut.<br />

Mit dem Spatenstich für die vierte Ausbaustufe<br />

werden weitere 22 Millionen Euro<br />

in den nächsten Jahren investiert. Das heißt,<br />

am Standort Wiener Neustadt findet man eine<br />

Infrastruktur, die internationale Maßstäbe<br />

setzt und einen attraktiven Standplatz für Unternehmen<br />

aus aller Welt darstellt.<br />

n Wie behauptet sich NÖ im Vergleich<br />

zu anderen Bundesländern in puncto<br />

Betriebsansiedlungen?<br />

Seit Jahresbeginn wurden in Niederösterreich<br />

rund 80 Ansiedlungs- und Erweiterungsprojekte<br />

von „ecoplus“ erfolgreich abgeschlossen.<br />

Rund 2010 Arbeitsplätze wurden<br />

damit geschaffen und gesichert. Im vergangenen<br />

Jahr durften wir 73 Ansiedlungsund<br />

Erweiterungsprojekte mit rund 1.200 gesicherten<br />

bzw. neu geschaffenen Arbeitsplätzen<br />

betreuen. Auch die 17 „ecoplus“-Wirtschaftsparks<br />

(acht eigene, neun Beteiligungen)<br />

boomen. Dort haben sich mittlerweile<br />

rund 750 Betriebe mit mehr als 17.800 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern angesiedelt.<br />

Ganz besonders stolz sind wir auf die Ansiedlung<br />

der Modine Austria im ecoplus“-<br />

Beteiligungspark Craft Center Kottingbrunn.<br />

Modine Austria konzipiert, konstruiert, erprobt<br />

und fertigt Produkte im Bereich der<br />

„Unser Schwerpunkt liegt derzeit unter anderem<br />

auf der Ansiedlung forschungsintensiver<br />

Betriebe und der Errichtung von Forschungszentren“,<br />

gibt Mag. Helmut Miernicki,<br />

Geschäftsführer von „ecoplus“, die Richtung<br />

vor. Foto: ecoplus<br />

Wärmeübertragung. Produziert werden z.B.<br />

Wärmetauscher für Klimaanlagen für Pkw<br />

und Lkw, Ölkühler und Klimakondensatoren,<br />

auch für die Haustechnik. Mit einer eigenen<br />

F&E-Abteilung gehört das weltweit<br />

tätige Unternehmen auch zu den Top-Patententwicklern:<br />

Immerhin wurden mehr als<br />

2.400 Patente in der über 90-jährigen Betriebsgeschichte<br />

bisher verwertet.<br />

n Ist eine Fokussierung auf bestimmte<br />

Branchen überhaupt sinnvoll?<br />

Unser Schwerpunkt liegt derzeit auf der Fokussierung<br />

forschungsintensiver Betriebe<br />

und Forschungszentralen, was auch für bereits<br />

in Niederösterreich angesiedelte Unternehmen<br />

eine Reihe von Vorteilen bringt. Mit<br />

der Übersiedlung der Forschungsabteilung<br />

der Fresenius Medical Care aus Deutschland<br />

an den Technopolstandort Krems konnten<br />

zusätzliche Arbeitsplätze im Hochtechnologiebereich<br />

geschaffen werden. Dieses<br />

Hightech-Unternehmen ist bereits seit Juli<br />

2000 im RIZ Nord/ Gründerzentrum Krems<br />

angesiedelt und baut derzeit seine Forschungsaktivitäten<br />

im Bereich Adsorbertechnologie<br />

in Krems kontinuierlich aus.<br />

n Welche Standorte boomen?<br />

Mit innovativen Strategien versuchen wir<br />

seit Jahren, uns als Hightech-Region einen<br />

Namen zu machen, und so wird es für viele<br />

Unternehmen zunehmend attraktiver, sich in<br />

Niederösterreich anzusiedeln. Ein gutes Beispiel<br />

dafür ist der „ecoplus Wirtschaftspark<br />

IZ NÖ-Süd“. Über 300 Betriebe haben schon<br />

im mit 280 ha Fläche größten Wirtschaftspark<br />

Österreichs ihren Unternehmenssitz<br />

und bieten über 10.500 Menschen einen Arbeitsplatz.<br />

Das sind bereits Dimensionen, die<br />

man mit einer kleinen Stadt vergleichen<br />

kann. Ein weiterer Top-Standort ist der Wirtschaftspark<br />

Wolkersdorf. Dort haben sich<br />

bisher 34 Unternehmen angesiedelt, darunter<br />

namhafte wie Kotanyi, Manner, Ölz, Velux<br />

oder Herz Austria. Die verkehrsgünstige<br />

Lage, das große Angebot an qualifizierten<br />

Arbeitskräften und die erstklassige Infrastruktur<br />

sind nur einige Vorteile dieses Wirtschaftsparks.<br />

n Und welche Rolle spielt die Infrastruktur<br />

dabei?<br />

Wir haben acht eigene Wirtschaftsparks, an<br />

acht weiteren ist „ecoplus“ beteiligt. Die Unternehmen<br />

finden dort eine voll erschlossene<br />

Infrastruktur vor, was sicherlich bei der Entscheidung<br />

für einen Standort eine große<br />

Rolle spielt. Das Investitionsvolumen für die<br />

WIRTSCHAFTT & POLITIK<br />

„ONE-STOP-SHOP“<br />

„ecoplus“ ist die „One-Stop-Shop“-<br />

Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich<br />

und somit Schnittund<br />

Servicestelle zwischen Wirtschaft<br />

und Politik, Unternehmen und<br />

Verwaltung, Investoren und Initiatoren<br />

regionaler Projekte auf nationaler<br />

und internationaler Ebene. Die<br />

Agentur mit privatwirtschaftlichen<br />

Strukturen unterstützt und begleitet<br />

Unternehmen unterschiedlicher<br />

Branchen vom ersten Kontakt bis<br />

zur erfolgreichen Ansiedlung oder<br />

Betriebserweiterung. Zu ihren Leistungen<br />

zählen unter anderem die<br />

Bereitstellung attraktiver Unternehmensstandorte,<br />

die Förderung von<br />

wichtigen regionalen Projekten, die<br />

Initiativen der Netzwerke und Cluster<br />

und die Unterstützung bei Exportbestrebungen<br />

in die Märkte des<br />

neuen Europa.<br />

Jahre 2008-2010 beträgt rund 35 Millionen<br />

Euro, wobei rund 22 Millionen Euro in infrastrukturelle<br />

Maßnahmen wie etwa Verkehrsleitsysteme<br />

oder thermische Sanierung<br />

von Miethallen fließen. Weitere 12,5 Millionen<br />

Euro sind für Erweiterungen bestehender<br />

Wirtschaftsparks bzw. für neue Wirtschaftsparks<br />

vorgesehen.<br />

n Gibt es bereits einen „Ansiedlungstourismus“<br />

in NÖ?<br />

Ein ganz aktuelles Beispiel ist die Übersiedlung<br />

des Hochtechnologie-Unternehmens<br />

„Polymun Scientific Immunbiologische Forschung<br />

GmbH“ von Wien nach Klosterneuburg.<br />

Seit über 15 Jahren entwickelt Polymun<br />

Produkte für die Pharmaindustrie, zu<br />

deren Aufgaben die Entwicklung und Produktion<br />

von Biopharmazeutika gehören, die<br />

zum Beispiel für die Behandlung von Krebs<br />

benötigt werden. Ü<br />

ANGEBOT<br />

Seit dem Jahr 2004 setzt „ecoplus“<br />

das gesamte Technopol-Programm<br />

des Landes Niederösterreich um, wo<br />

an drei Standorten international anerkannte<br />

Spitzenforschung in unterschiedlichen<br />

Disziplinen betrieben<br />

wird. Das Technopol Krems genießt<br />

weltweit höchste Anerkennung für<br />

„Medizinische Biotechnologie“, das<br />

Technopol Tulln für „Agrar- und Umweltbiotechnologie“<br />

und das Technopol<br />

Wiener Neustadt für „Moderne<br />

Industrielle Technologien“. Über 95<br />

Forschungsprojekte konnten bereits<br />

umgesetzt werden und weit über 330<br />

Arbeitsplätze wurden im Hochtechnologiebereich<br />

geschaffen.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 17


18<br />

WIRTSCHAFT & POLITIK<br />

Karl-Heinz Grasser bringt Stif-<br />

tungen gerade einmal wieder<br />

kräftig in Verruf. Wen wun-<br />

dert’s, dass die Neugründungen<br />

hierzulande deutlich zurückge-<br />

hen. Neiddebatten sowie stän-<br />

dig neue Regelungen und Steu-<br />

eränderungen machen es den<br />

Interessenten auch tatsächlich<br />

nicht leicht. Viele wissen zudem<br />

gar nicht genau, für wen eine<br />

Stiftung geeignet ist und wo die<br />

Vorteile liegen. Dabei ist sie ein<br />

attraktives Modell, um Unter-<br />

nehmen zu sichern.<br />

Von Ute Dorau<br />

STIFTUNGSRECHT<br />

Eine Privatstiftung gibt einen<br />

Rechtsrahmen vor. Der Stifter bringt<br />

Vermögen in eine Privatstiftung ein<br />

und legt einen Zweck der Stiftung<br />

vor. Für diesen Zweck wird nur der<br />

Ertrag aus der Vermögensverwaltung<br />

verwendet – das Vermögen der<br />

Stiftung bleibt dauerhaft erhalten.<br />

1993 wurde mit dem Privatstiftungsgesetz<br />

die rechtliche Grundlage für<br />

die Errichtung von Privatstiftungen<br />

in Österreich geschaffen. Ziel des<br />

Privatstiftungsgesetzes war die<br />

Schaffung eines rechtlichen Rahmens,<br />

der dem Abfluss österreichischen<br />

Vermögens in ausländische<br />

Stiftungen entgegenwirkt, Anreize<br />

für das Verbringen ausländischen<br />

Vermögens nach Österreich<br />

schafft und Arbeitsplätze in Österreich<br />

sichert. Ein weiterer wesentlicher<br />

Grund der Schaffung von Privatstiftungen<br />

war, dass Stiftungen<br />

die Möglichkeit bieten, erwirtschaftetes<br />

Vermögen für nachfolgende<br />

Generationen ohne die bei Vererbungen<br />

zumeist unvermeidliche Zersplitterung<br />

und Auszehrung durch<br />

Mehrfachbesteuerung zu erhalten.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Stiften gehen<br />

Stiftungen haben sich besonders in der Nachfolgeregelung von Familienbetrieben als hoch<br />

wirksam erwiesen – und schon so manche Streithähne wieder an einen Tisch gebracht.<br />

Foto: Jupiterimage<br />

So sollte es eben nicht sein: Diversen<br />

Presseberichten zufolge ermitteln<br />

Staatsanwaltschaft und Finanzamt in einem<br />

Firmengeflecht um Karl-Heinz Grassers<br />

Stiftungen „Silverland“ und „Waterland“ in<br />

Liechtenstein, da der Verdacht bestehe, dass<br />

er sich selber aus Stiftungsvermögen einen<br />

günstigen Millionenkredit zur Finanzierung<br />

seines Wiener Penthouse gewährt – und nicht<br />

versteuert – habe. Der frühere Finanzminister<br />

hat alle Vorwürfe der Steuerhinterziehung<br />

entschieden zurückgewiesen.<br />

Schon werden wieder überall Stimmen laut,<br />

dass Stiftungen viel gründlicher geprüft,<br />

überwacht, besteuert und vielleicht überhaupt<br />

gleich abgeschafft werden sollen. Es<br />

gibt kaum einen Bereich, der so unterschiedliche<br />

Reaktionen hervorruft wie das Thema<br />

Privatstiftungen. „Den Superreichen vorbehalten“<br />

und „Steuerschlupflöcher für Großverdiener“<br />

schimpfen die Gegner. „Instrument<br />

zur Unternehmenssicherung“, „Sozialund<br />

Kulturförderer par excellence“ loben die<br />

Befürworter.<br />

Solides Firmenvermögen vorausgesetzt<br />

Vorab: Superreich muss man nicht sein, um<br />

sich als Stifter zu betätigen. Für mittelgroße<br />

Unternehmen liegt die finanzielle Hürde<br />

niedriger, als oftmals erwartet, zumindest in<br />

der Theorie. „Per Gesetz beträgt die Mindestkapital-Erfordernis<br />

für die Errichtung einer<br />

Privatstiftung 70.000 Euro“, sagt Christoph<br />

Kraus, Generalsekretär des österreichischen<br />

Privatstiftungsverbandes VPÖ. Doch auch er<br />

bestätigt, was Finanzexperten eigentlich immer<br />

raten: „Eine Stiftung macht erst richtig<br />

Sinn mit einem Vermögen ab 20 bis 30 Millionen<br />

Euro.“ Nach oben sind natürlich keine<br />

Grenzen gesetzt. Schließlich sind die Kosten<br />

für die Posten Buchhaltung und Vorstand sowie<br />

die Eingangssteuer in Höhe von 2,5 Prozent<br />

nicht zu unterschätzen.<br />

In Österreich sind derzeit rund 80 Milliarden<br />

Euro in den ca. 3.400 Privatstiftungen geparkt,<br />

zum größten Teil (60%) in Form von<br />

Unternehmensbeteiligungen. „80 der 100<br />

größten Unternehmen Österreichs sind zumindest<br />

teilweise im Eigentum von Privatstiftungen“,<br />

erklärt Kraus. Was aber beileibe<br />

nicht heißen soll, dass das Thema Großkonzernen<br />

vorbehalten ist. „Im Gegenteil“, wendet<br />

Kraus ein. „Gerade in mittelständischen<br />

und familiengeführten Unternehmen ist ja<br />

das Thema Unternehmensnachfolge ganz<br />

entscheidend wichtig.“ Gerade in dem Be-<br />

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eich liegen – neben Steuervorteilen und der<br />

Tatsache, dass man sich als Förderer von<br />

Wissenschaft, Kunst und/oder Kultur einen<br />

hervorragenden Namen schaffen kann – die<br />

größten Vorteile einer Stiftung.<br />

Vorteile für Unternehmer<br />

Das Vermögen bleibt in der Stiftung gebunden<br />

(siehe Kasten): Der Stifter überträgt sein<br />

Vermögen der „juristischen Person“ Stiftung,<br />

die dann von einem Stiftungsvorstand<br />

geführt wird. Allerdings gibt es für den Stifter<br />

die Möglichkeit, über gewisse Beträge<br />

aus der Stiftung zu verfügen, je nach Formulierung<br />

der Stiftungsurkunde. Auch nach der<br />

aktuellen Verdoppelung der Zwischensteuer<br />

von 12,5 Prozent auf 25 Prozent (seit 1. Jänner<br />

2011) bleibt für die Begünstigten bei einer<br />

Ausschüttung ein beachtlicher Zinsvorteil,<br />

weil diese oft erst nach Jahren oder Jahrzehnten<br />

erfolgt. Vor allem aber schafft die<br />

Stiftung Klarheit, wenn es keinen, viele oder<br />

gar zerstrittene Unternehmensnachfolger in<br />

einem Familienbetrieb gibt. Denn niemand<br />

der Begünstigten kann den Betrieb dadurch<br />

gefährden, dass er sich einfach „auszahlen“<br />

lässt. Das hat schon so manchem Traditionsunternehmen<br />

die Existenz gerettet und<br />

machte Stiftungen lange Zeit so attraktiv für<br />

Wirtschaftstreibende. Auch und besonders<br />

für Betriebsansiedelungswillige aus dem<br />

Ausland, die zu Tausenden ins Land strömten<br />

und Arbeitsplätze schufen. Fast zwei<br />

Drittel der eingangs erwähnten 80 Milliarden<br />

Euro, die in Stiftungen gebunden sind, stammen<br />

von ausländischen Stiftern.<br />

Doch die Ende letzten Jahres beschlossene<br />

Stiftungsneubesteuerung (s.o.) verunsicherte<br />

auch über Österreichs Grenzen hinaus viele<br />

mögliche Stifter. Die damit eingehende Diskussion<br />

über „böse“ Stiftungen hat ein Übriges<br />

getan, um das Klima zu verschlechtern.<br />

„Das Motto ‚eat the rich‘ ist derzeit sehr populär“,<br />

konnte IV-Chef Veit Sorger, der auch<br />

Präsident des Privatstiftungsverbandes ist,<br />

nur den Kopf schütteln. Hinzu kommt, dass<br />

alte Benachteiligungen auch im neuen Recht<br />

nicht abgeschafft wurden: Obwohl die<br />

Schenkungssteuer wegfiel, werden bei Stiftungen<br />

25 Prozent KESt als „Schenkungssteuerersatz“<br />

fällig, wenn Vermögen aus der<br />

Stiftung entnommen wird. Das sei nie geändert<br />

worden, obwohl laut Veit Sorger „die<br />

steuerlichen Rahmenbedingungen seit Einführung<br />

des Privatstiftungsgesetzes in 1994<br />

schon 14 Mal geändert“ wurden.<br />

Kontraproduktive Neiddebatte<br />

VPÖ-Präsident Sorger weiter: „Die Neiddebatte<br />

und die Rechtsunsicherheit haben in<br />

den letzten Monaten potenzielle Stifter abgeschreckt!“<br />

Das zeigt sich auch in den aktuellen<br />

Zahlen. Lag die Zahl der Neugründungen<br />

zwischen 2001 und 2009 bei jährlich<br />

rund 140 bis 200, waren es in 2010 nur noch<br />

etwas mehr als 60. Nach Grassers mutmaßlichem<br />

Stiftungscoup dürfte die Zahl jetzt<br />

erst mal noch weiter sinken.<br />

Bleibt zu hoffen, dass sich die Gemüter wieder<br />

beruhigen. Denn diversen Umfragen zufolge<br />

hat sich die Verdoppelung der Zwischensteuer<br />

bislang noch auf keine bestehende<br />

Stiftung negativ ausgewirkt und Unredlichkeiten<br />

sind keineswegs die Regel. Im<br />

Gegenteil. Um Alt-Bundeskanzler Wolfgang<br />

Schüssel im Jahr 2004 zu zitieren: „Die Stiftungspolitik<br />

der letzten Jahre – begonnen von<br />

Ferdinand Lacina und Johannes Ditz – erwies<br />

sich als exzellenter Vorteil für Österreich. Wir<br />

haben das damals nicht aus karitativen Überlegungen<br />

gemacht oder, wie manche meinen,<br />

um den ‚Superreichen‘ Privilegien zuzuschanzen,<br />

sondern um ganz bewusst den<br />

Standort Österreich zu pflegen.“ Ü<br />

WIRTSCHAFT & POLITIK<br />

MEINUNG<br />

Kritik des Stiftungsverbandes<br />

Insgesamt beklagt der Privatiftungsverband,<br />

dass vor allem die Ende<br />

letzten Jahres geführte populistische<br />

Diskussion<br />

um die Stiftungsbesteuerung<br />

zu<br />

großer Verunsicherung<br />

bei bestehenden<br />

und<br />

potenziellen inundausländischen<br />

Stiftern<br />

geführt und je-<br />

denfalls eine geringere<br />

Zahl von<br />

Stiftungs-Neugründungenverursacht<br />

hat. Der<br />

österreichische<br />

Stiftungsverband<br />

Experte in Stiftungsfragen:<br />

VPÖ-<br />

Generalsekretär<br />

Christoph Kraus.<br />

Foto: VPÖ<br />

hatte im Zuge der Steuerreformdebatte<br />

vergeblich dafür plädiert, dass<br />

die Mehreinnahmen aus der Erhöhung<br />

der Zwischensteuer gemeinnützigen<br />

Zwecken zufließen sollten<br />

und von Stiftungen getätigte Zuwendungen<br />

für gemeinnützige Zwecke<br />

als steuerlicher Aufwand anerkannt<br />

würden. „Dies hätte das Aufkommen<br />

für wohltätige Zwecke stark erhöht“,<br />

sagte VPÖ-Generalsekretär Christoph<br />

Kraus. „Weder die Stiftungsbesteuerung<br />

noch die Bankensteuer<br />

erreichen jene Dimensionen, die<br />

eine Steueramnestie für geschätzte<br />

3.000 bis 6.000 Stiftungen von Österreichern<br />

in der Schweiz und Liechtenstein<br />

gebracht hätte. Damit wäre<br />

ein wesentlich höheres Steueraufkommen<br />

erzielt worden.“


20<br />

WIRTSCHAFT & POLITIK<br />

Forderung nach Strukturreformen<br />

Auch im neuen Jahr bekräftigt die IV OÖ ihre Forderung nach Reformen. Nach guter Defensivleistung<br />

jetzt Offensivarbeit leisten, lautet daher das Motto.<br />

Fitness der öffentlichen Verwaltung ist ein<br />

maßgeblicher Faktor für die Standortattraktivität<br />

und somit Kernanliegen der<br />

Industrie – Budgetprobleme des Landes und<br />

der Gemeinden sind mit „Business as usual“<br />

nicht in den Griff zu bekommen – Grundlegende<br />

Reformen sind nur mit Mut zu Tabubrüchen<br />

und Ausklammerung parteipolitischer<br />

Interessen möglich. „Die Schulden des<br />

Landes Oberösterreich und der Gemeinden<br />

können der Bevölkerung und auch der oberösterreichischen<br />

Industrie nicht egal sein.<br />

Gleichzeitig ist diese Herausforderung mit<br />

einem Warten auf einen Anstieg der Steuereinnahmen<br />

nicht zu bewältigen“, bekräftigt<br />

Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer<br />

der Industriellenvereinigung Oberösterreich<br />

(IV OÖ) die Forderungen von IV-OÖ-<br />

Präsident DI Klaus Pöttinger nach Strukturreformen<br />

im Bereich des öffentlichen Sektors.<br />

Diese seien maßgebliche Voraussetzung<br />

für die Erhöhung der Standortattraktivität<br />

und somit ein Kernanliegen der Industrie.<br />

Aus der Defensive in die Offensive<br />

Dass die Landespolitik mit ihrem Maßnahmenpaket<br />

viel dazu beigetragen hat, die Auswirkungen<br />

der internationalen Finanz- und<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Fordern rasche Strukturreformen:<br />

IV-OÖ-Präsident Klaus Pöttinger (l.)<br />

und IV-OÖ-Geschäftsführer<br />

Joachim Haindl-Grutsch.<br />

Foto: IV-OÖ<br />

Wirtschaftskrise auf die Betriebe und ihre<br />

Mitarbeiter einzudämmen, steht für die IV<br />

OÖ außer Frage. „Die Landesregierung hat<br />

hervorragende Defensivarbeit geleistet und<br />

wir bedanken uns ausdrücklich dafür. Jetzt<br />

ist es an der Zeit, in die Offensive zu gehen<br />

und den Standort zukunftsfit zu machen“, erklärt<br />

Haindl-Grutsch. Es ist daher unverzichtbar,<br />

die Strukturen der öffentlichen Verwaltung<br />

zu reformieren, schlanker zu gestalten<br />

und die Schulden von Bund, Land und<br />

Gemeinden abzubauen. „70 Prozent der<br />

oberösterreichischen Kommunen können ihren<br />

ordentlichen Haushalt nicht mehr ausgleichen.<br />

Der einzig logische Schritt ist, Gemeinden<br />

und derenVerwaltungsaufgaben unter<br />

Einbindung der Bevölkerung zusammenzulegen.“<br />

Gleiches gilt für die Einrichtung<br />

von fünf Regionalhauptmannschaften mit<br />

dezentralen Servicestellen an den Standorten<br />

der bisherigen Bezirkshauptmannschaften:<br />

„Die heutigen Strukturen stammen aus der<br />

k.u.k.-Monarchie, wurden anders als in<br />

Deutschland bei uns nie reformiert und entsprechen<br />

in Zeiten des E-Governments nicht<br />

mehr den Anforderungen eines modernen<br />

Verwaltungsapparats“, so Haindl-Grutsch.<br />

Insgesamt stellt sich für den IV OÖ-Geschäftsführer<br />

die Frage, was neben einer Verschlechterung<br />

der Budgetsituation und einem<br />

desaströsen PISA-Ergebnis noch passieren<br />

muss, um einen ernsthaften Diskussionsprozess<br />

mit der Bevölkerung über Verwaltungs-<br />

und Bildungsreformen in Gang zu<br />

bringen. „Tausende Mitarbeiter aus der Privatwirtschaft<br />

haben zuletzt mit Gehaltsverzicht<br />

und Kurzarbeit den Auswirkungen der<br />

Krise Tribut gezollt. Sie stehen hinter unserer<br />

Forderung, dass nun auch der öffentliche<br />

Dienst mit seiner 100-prozentigen Job-Sicherheit<br />

und regelmäßigen Biennalsprüngen<br />

einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten<br />

solle“, so IV-OÖ-Geschäftsführer Dr.<br />

Joachim Haindl-Grutsch, der abschließend<br />

erklärt: „Da sich ein aktiver, dynamischer<br />

Wirtschaftsstandort auch durch seine Gesprächskultur<br />

auszeichnet, laden wir noch<br />

heute den Landtagsabgeordneten Peter Csar<br />

zu einer Diskussion über unsere unterschiedlichen<br />

Positionen ein!“ Ü


WIRTSCHAFT & POLITIK<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 21


22<br />

GELD & FINANZEN<br />

Zuverlässiger Partner<br />

der Wirtschaft<br />

In der Krise hat sich gezeigt, ob die Beziehung zwischen Hausbank und Unternehmen „hält“. Die Wirt-<br />

schaftsnachrichten sprachen mit Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien) Generaldirektor<br />

Erwin Hameseder und dem Kommerzkunden-Vorstandsdirektor Reinhard Karl über den Wert langfristiger<br />

Kundenbeziehungen in einem schwierigen Umfeld, Finanzierungsangebote für KMU und die Auswir -<br />

kungen von Basel III.<br />

n Welche Bedeutung hat die KMU-<br />

Finanzierung in Ihrem Haus<br />

ge messen am Gesamt-Portfolio?<br />

Hameseder: Diese hat eine ganz wesent -<br />

liche Bedeutung – Raiffeisen ist traditionell<br />

ein starker Partner für die lokale Wirtschaft.<br />

Es gehört zu den Kernpunkten unseres<br />

Selbstverständnisses, dass wir für die mittelständische<br />

Wirtschaft ein zuverlässiger und<br />

sicherer Partner sind.<br />

Generaldirektor Erwin<br />

Hameseder positioniert<br />

die Raiffeisenlandesbank<br />

Niederösterreich-Wien<br />

als zuverlässigen und<br />

sicheren Partner der<br />

regionalen Wirtschaft.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Wir sind eine klar auf Nachhaltigkeit orientierte<br />

Regionalbank und bekennen uns zum<br />

Universalbankenmodell. Wir haben das Risiko<br />

im Griff, die Kosten optimiert und unsere<br />

Effizienz gesteigert.<br />

n Wie hat sich das Volumen der KMU-<br />

Finanzierung in den letzten zwei<br />

Jahren entwickelt und was erwarten<br />

Sie für 2011?<br />

Karl: Bereits 2009 konnte die RLB NÖ-<br />

Wien im Kommerzgeschäft einen Kundenzuwachs<br />

von mehr als fünf Prozent und ein<br />

Kreditwachstum von 7,3 Prozent in Wien<br />

sowie zwei Prozent in Wien und Nieder -<br />

österreich erreichen. Das Neukreditvolumen<br />

der RLB NÖ-Wien liegt bei mehr als einer<br />

Milliarde Euro – trotz allgemein deutlich<br />

geringerer Investitionsbereitschaft der<br />

Unternehmen. Wir punkten durch regionale<br />

Stärke, kurze Entscheidungswege und<br />

unsere Beratungskompetenz.<br />

Die Konjunkturerholung 2010 und die nachhaltige<br />

Geschäftspolitik in unserem Kommerzgeschäft<br />

zeigen sich in der stark gewachsenen<br />

Kreditnachfrage bei Unternehmen.<br />

Die Kredite sind im vergangenen Jahr<br />

um über zehn Prozent gewachsen. Damit<br />

haben wir nach 2009 auch 2010 deutlich<br />

Marktanteile gewonnen. 2011 nehmen wir<br />

zusätzlich neue Mitarbeiter auf, weil wir<br />

durch Weiterempfehlung am Markt weiter<br />

wachsen werden und wollen.<br />

ZUR PERSON<br />

Mag. ERWIN HAMESEDER, seit 2001<br />

Generaldirektor der Raiffeisen-<br />

Holding NÖ-Wien und seit 1. Juli<br />

2007 auch Generaldirektor der RLB<br />

NÖ-Wien; geboren 1956, ab 1975 Offiziersausbildung<br />

beim österreichischen<br />

Bundesheer / Studium der<br />

Rechtswissenschaften an der Universität<br />

Wien / Wechsel vom Bundesheer<br />

in die Privatwirtschaft,<br />

1987 Eintritt in die RLB NÖ-Wien.


n Wo ist der Engpass: Risikobedingt<br />

bei den Finanzierungsmitteln oder<br />

konjunkturbedingt bei der Nachfrage?<br />

Hat sich das 2010 verändert?<br />

Hameseder: Wir haben weder 2009 noch im<br />

vergangenen Jahr die Gerüchte von der Kreditklemme<br />

bestätigen können. Unsere Kunden<br />

fragen nach Finanzierungen, wir geben<br />

Kredite, und das gilt für den KMU Bereich<br />

genauso wie für Großkunden. Die Investi -<br />

tionsbereitschaft der Unternehmen war 2010<br />

noch zurückhaltend, dennoch hatten wir z.B.<br />

bei unseren Handel- und Gewerbekunden in<br />

Wien einen deutlichen Zuwachs im Kreditgeschäft.<br />

Wir konnten um rund 30 Prozent<br />

mehr an Kreditmitteln für Wiener KMU bereitstellen<br />

als im Jahr zuvor.<br />

n Welche Zinsentwicklung erwarten Sie?<br />

Hameseder: In der Eurozone bilden sich immer<br />

mehr Divergenzen heraus. Während<br />

Staaten wie Deutschland und Österreich 2010<br />

sehr erfreuliche Wachstumsraten lieferten,<br />

blieben die Pheripheriestaaten im Hinter -<br />

treffen. Griechenland und Irland kamen 2010<br />

aus der Rezession nicht heraus. Die makroökonomischen<br />

Unterschiede beziehen sich<br />

allerdings nicht nur auf den Wachstumsausblick,<br />

sondern auch auf die Preisentwicklung<br />

und den weiteren Budgetkonsolidierungspfad.<br />

In diesen unterschiedlichen Szenarien<br />

gefangen, ist es für die Europäische Zentralbank<br />

keine leichte Aufgabe, über die weitere<br />

Zinspolitik zu entscheiden. Eine erste Zinsanhebung<br />

dürfte nicht vor dem Herbst 2011<br />

möglich sein, bis dahin bleibt der Leitzins auf<br />

historisch niedrigem Niveau von einem Prozent.<br />

Höhere Rohstoffpreise und eine daraus<br />

resultierende anziehende Inflationsrate lassen<br />

den zehnjährigen europäischen Kapitalmarktsatz<br />

bis Dezember auf rund 3,80<br />

Prozent ansteigen.<br />

n Welche speziellen Finanzierungsangebote<br />

haben Sie derzeit im Port -<br />

ZUR PERSON<br />

folio, wie werden diese genutzt und<br />

wird es heuer weitere Schwerpunktaktionen<br />

für KMU geben?<br />

Hameseder: Wir bieten seit 2005 mit der<br />

Grätzelmillion den günstigsten nicht geförderten<br />

Euro Investitionskredit. Auch im Beobachtungszeitraum<br />

Jänner 2010 bis jetzt ist<br />

dieser Kredit speziell für Handel- und Gewerbebetriebe<br />

in Wien ein gern genutztes<br />

Produkt. Wir punkten auch mit unserem Wissen<br />

über zusätzliche Förderungen.<br />

Karl: Die RLB NÖ-Wien hat die Rahmenbedingungen<br />

für ihr Kommerzgeschäft weiter<br />

verstärkt. Der Firmenkunde bevorzugt<br />

heute eine Bank, die ihn versteht und bei der<br />

er die Entscheidungsträger persönlich kennt.<br />

Er will sicher gehen, dass ihn seine Bank<br />

auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten<br />

unterstützt, weil sie Verantwortung für<br />

die Wirtschaft und damit für die Arbeitsplätze<br />

in der Region übernimmt. Das Geschäftsmodell<br />

der RLB NÖ-Wien hat sich<br />

hier bestens bewährt. Dieses garantiert Stabilität<br />

und Nachhaltigkeit.<br />

n Welche Auswirkungen wird Basel III<br />

haben?<br />

Hameseder: Wirtschaftsexperten schätzen,<br />

dass sich das Wirtschaftswachstum mit jedem<br />

Prozentpunkt zusätzlichen Eigenkapitalbedarfs<br />

um 0,2 Prozent pro Jahr reduziert,<br />

Bankenverbände rechnen sogar mit noch<br />

DIE RLB IN ZAHLEN<br />

GELD & FINANZEN<br />

Im 1. Halbjahr 2010 konnte die RLB<br />

NÖ-Wien ihre Bilanzsumme von 30,0<br />

auf 32,9 Milliarden Euro steigern.<br />

Der Konzernüberschuss nach<br />

Steuern und Fremdanteilen wurde<br />

mehr als verdoppelt. Er stieg von<br />

62,4 Millionen Euro auf 131,9 Millionen<br />

Euro. Trotz der schwierigen<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

stieg auch das Betriebsergebnis<br />

von 74,3 auf 147,0 Millionen Euro.<br />

deutlicheren BIP-Rückgängen in den nächsten<br />

fünf Jahren. Die Bank-Konditionen bestimmt<br />

der Markt und wir sind Marktführer<br />

in Niederösterreich. Raiffeisen wird alles<br />

tun, um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein.<br />

Wir werden auch in schwierigen Zeiten so<br />

wie bisher verlässlicher Partner unserer Kunden<br />

sein.<br />

n Verändern sich die Anforderungen<br />

an Rechenwerke und Businesspläne<br />

der zu finanzierenden Unternehmen?<br />

Hameseder: Es wird Unternehmen wie bisher<br />

geraten, besonderes Augenmerk auf ihre<br />

Businesspläne zu legen. Exakte Planungsrechnungen<br />

helfen der Bank, zu einer fundierten<br />

Risikoeinschätzung zu gelangen. Ü<br />

Vorstandsdirektor<br />

Reinhard Karl ist in<br />

der RLB NÖ-Wien<br />

für die Kommerzkunden<br />

zuständig und kann<br />

berichten, dass die<br />

Finanzierung der<br />

Wirtschaft nie ab -<br />

gerissen ist.<br />

Mag. REINHARD KARL, seit 1. Mai<br />

2009 Vorstandsdirektor der RLB NÖ-<br />

Wien, Geschäftsgruppe Kommerzkunden,<br />

geboren 1964, Universität<br />

Salzburg (Rechtswissenschaften) /<br />

Universität Linz (Betriebswirtschaft),<br />

ab 1996 verschiedene Leitungsfunktionen<br />

in der Salzburger Sparkasse<br />

Bank AG und bei der Erste Bank der<br />

österreichischen Sparkassen AG,<br />

zuletzt Bereichsleiter Großkunden. Fotos: RLB NÖ-Wien<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 23


Ausbau<br />

Nach einem klaren Fokus auf das Privatkundengeschäft in den vergangenen Jahren – die Erste Bank konnte ihren Kundenanteil<br />

seit 2005 beispielsweise in Wien von 18 auf 25 Prozent steigern – hat sich das neue Führungsteam der Erste Bank der österreichischen<br />

Sparkassen AG (Erste Bank Oesterreich) einen deutlichen Wachstumskurs im Firmenkundengeschäft vorgenommen:<br />

Die Erste Bank möchte in den nächsten drei Jahren den Hauptkundenanteil im KMU-Bereich auf 33 Prozent steigern (derzeit<br />

hat die Erste Bank einen Anteil von rund 24 Prozent). „Wir verfügen als Sparkasse über eine beneidenswerte Finanzstruktur.<br />

Wir haben durch die Spareinlagen eine hervorragende Liquiditätsbasis für das geplante Kreditwachstum“, erklärt Thomas Uher,<br />

Vorstandssprecher der Erste Bank<br />

Österreich die Ausgangsposition. Ü<br />

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KONJUNKTUR<br />

Es geht wieder aufwärts …<br />

… das ist der Grundtenor zur Konjunkturentwicklung im österreichischen Donauraum. So viel Einig-<br />

keit gibt es selten unter den Wirtschaftskapitänen der ökonomisch führenden Region der Republik.<br />

Wenn das kein gutes Zeichen sein soll?<br />

Foto: Florian Wieser<br />

Brigitte Jank, Präsidentin Wirtschaftskammer<br />

Wien: „In der wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeit der vergangenen Jahre haben es<br />

Wiens Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

geschafft, mit neuen Ideen durchzustarten.<br />

Sie haben dabei viel Kreativität, Anpassungsfähigkeit<br />

und Mut bewiesen – der Einsatz<br />

wurde belohnt: Die Zeichen stehen erneut<br />

auf Wachstum.<br />

Diese gute Entwicklung spiegelt sich auch<br />

in der aktuellen Stimmungslage unter Wiens<br />

Unternehmen wider. Betriebe mit gutem Geschäftsgang<br />

zählen wieder zur Mehrheit.<br />

Auch die Investitionsbereitschaft zieht an,<br />

vor allem die Investitionen in neue Technologien<br />

steigen rapide. Diese positive Dynamik<br />

ist daher aufzugreifen und weiter zu unterstützen,<br />

denn Investitionen sind ein<br />

Schlüsselfaktor für einen anhaltenden wirtschaftlichen<br />

Aufschwung. Jetzt gilt es, unsere<br />

Talente, Begabungen, den Ideenreichtum<br />

und den Unternehmergeist als unsere<br />

Stärken zu nutzen und uns im internationalen<br />

Wettbewerb ganz vorne zu positionieren.<br />

Und es gilt, mit Offenheit und Kreativität jenen<br />

Schwächen zu begegnen, die da und dort<br />

im eigenen Betrieb, aber auch in unserer Republik<br />

vorhanden sind – etwa bei den ausständigen<br />

Reformen.“<br />

Foto: APA/Günter P. Artinger<br />

Mag. Erwin Hameseder, Generaldirektor<br />

der Raiffeisen-Holding und der Raiffeisenlandesbank<br />

NÖ-Wien: „Die Wirtschaft in<br />

Österreich und Deutschland hat sich schneller<br />

von den Auswirkungen der weltweiten<br />

Krise erholt als der Durchschnitt der übrigen<br />

EU-Staaten. Der Aufschwung in der Wirtschaft<br />

und am Arbeitsmarkt setzt sich fort,<br />

2011 wird das Wirtschaftswachstum in<br />

Österreich 2,2 Prozent betragen. Wesentlich<br />

dafür ist allerdings die Konsolidierung des<br />

Budgets. Sie ist Basis für die weitere positive<br />

Entwicklung. Die Raiffeisen-Bankengruppe<br />

NÖ-Wien hat sich zeitgerecht für die herausfordernde<br />

wirtschaftliche Situation gerüstet,<br />

ist substanzstark und gut aufgestellt. Sowohl<br />

die Raiffeisenlandesbank als auch die Raiffeisen-Holding<br />

NÖ-Wien setzen auf gesundes<br />

und solides Wachstum sowie nachhaltiges<br />

Wirtschaften. Damit werden wir auch im<br />

neuen Jahr gute Ergebnisse erwirtschaften.“<br />

Dr. Wolfgang Eder, Generaldirektor der Voestalpine:<br />

„Die Voestalpine sieht in allen für<br />

uns wichtigen Sektoren eine zumindest solide<br />

Konjunkturentwicklung. Dies gilt besonders<br />

für die Bereiche Energiewirtschaft,<br />

Mobilität und beim Maschinenbau. Die Per-<br />

Foto: voestalpine<br />

spektive, das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr<br />

im Vergleich zum Vorjahr zu verdoppeln,<br />

ist nach wie vor aufrecht. Weltweit<br />

erwarten wir ein Mengenwachstum bei der<br />

Roh-Stahl-Erzeugung von gut fünf Prozent,<br />

wobei Europa überdurchschnittlich, China<br />

hingegen unserer Einschätzung nach schwächer<br />

zulegen wird. Entscheidend ist, dass das<br />

Wachstum nachhaltig ist und nicht zu einer<br />

Überhitzung führt, so wie dies vor der Konjunkturkrise<br />

2008 der Fall gewesen ist. Um<br />

dies für die Voestalpine zu sichern, stehen<br />

neben Qualität und Flexibilität auch heuer<br />

wieder Innovationen sowie Forschung und<br />

Entwicklung im Zentrum der Unternehmensführung.“<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 25


26<br />

KONJUNKTUR<br />

Foto: Niederösterreichische Versicherung<br />

Dr. Hubert Schultes, Generaldirektor der<br />

Niederösterreichischen Versicherung: „Die<br />

Niederösterreichische Versicherung bietet<br />

Dinge des täglichen Lebens an, auf die man<br />

schwer verzichten kann. Daher hatten wir<br />

auch in den Krisenjahren 2008/2009 eine relativ<br />

stabile Umsatzentwicklung mit einem<br />

verflachten Wachstum, das jedoch keine<br />

Frage der Krise, sondern vielmehr eine des<br />

Wettbewerbs war.<br />

Gespürt hat sowohl die Niederösterreichische<br />

Versicherung – bei der jedes 3. Haus<br />

im Land versichert ist – als auch die gesamte<br />

Branche den Konjunktureinbruch im Bereich<br />

der Lebensversicherung, wo die Arbeitsplatzangst<br />

voll durchgeschlagen hat, und<br />

auch als Finanzanleger, weil für uns Aktienrückgänge<br />

schlagend geworden sind. Ich<br />

gehe von einer Erholung der Volkswirtschaft<br />

Österreichs sowie der europäischen Wirtschaft<br />

aus, daher zähle ich auf ein wachsendes<br />

BIP, wo Vermögenswerte geschaffen<br />

werden, die wir versichern können. Auch der<br />

Anstieg von Arbeitsplätzen bringt uns im Bereich<br />

der Letztversicherungen Zuwachsraten,<br />

und ein moderater Anstieg des Verbraucherpreis-Index<br />

belebt den Umsatz, weil fast<br />

alle unserer Produkte indexgebunden sind,<br />

was sowohl Versicherungswerte als auch<br />

Prämien ansteigen lässt.“<br />

Dr. Leo Windtner, Generaldirektor der Energie<br />

AG Oberösterreich: „Nach zwei herausfordernden<br />

Jahren der Wirtschaftskrise haben<br />

sich 2010 die Sturmböen gelegt, und im<br />

Laufe des Jahres hat sich die wirtschaftliche<br />

Entwicklung normalisiert. Gerade in der<br />

Energiebranche spüren wir, dass die Nachfrage<br />

nach Energie wieder anzieht. Jetzt gilt<br />

es, die Weichen für die Zukunft zu stellen,<br />

um den kommenden Energiebedarf bedienen<br />

zu können – wir investieren in den Ausbau<br />

der Leitungsnetze und in den flexiblen Erzeugungsmix<br />

von erneuerbaren und thermischen<br />

Anlagen, um die Versorgungssicherheit<br />

auch in Zukunft gewährleisten zu kön-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Foto: Energie AG Oberösterreich<br />

nen. Das Thema Effizienz wird ein Schwerpunkt<br />

in der Energiepolitik werden. 2011<br />

wird daher im Zeichen der Innovationen für<br />

die zukünftigen Generationen stehen.“<br />

Mag. Klaudia Tanner, Direktorin NÖ-Bauernbund:<br />

„Die Landwirtschaft hat ein sehr<br />

schwieriges Jahr hinter sich. Noch nie waren<br />

agrarische Rohstoffe auf den internationalen<br />

Märkten so heftigen Spekulationen unterworfen<br />

wie 2010. Spekulationsgeschäfte und<br />

Volatilität der Agrarmärkte haben gravierende<br />

Auswirkungen gehabt – auf die Konsumenten<br />

und auf die Produzenten in der<br />

Landwirtschaft. Die Lebensmittelpreise stiegen,<br />

wofür die Bauern verantwortlich gemacht<br />

wurden, was überhaupt nicht stimmt,<br />

für uns aber ein weiteres Problem wurde. Wir<br />

werden, so befürchte ich, auch in Zukunft<br />

mit unruhigen Märkten und schwankenden<br />

Preisen leben müssen. Das sind Rahmenbedingungen,<br />

die längerfristige betriebliche<br />

Planungen, etwa was Investitionen betrifft,<br />

natürlich erheblich erschweren. Dennoch bin<br />

Foto: NÖ Bauernbund<br />

ich zuversichtlich für das heurige Jahr. Die<br />

österreichische Landwirtschaft wird die Herausforderungen<br />

annehmen, wie sie das immer<br />

getan hat. In einem wirtschaftlichen<br />

Wettbewerb, der auch für uns immer härter<br />

wird, geht es vor allem eines – um höchste<br />

Qualität. Diese liefern wir mit unseren regionalen<br />

und naturbelassenen Produkten,<br />

und davon müssen wir auch die Konsumenten<br />

überzeugen.“<br />

Johannes Gutmann, Geschäftsführer Sonnentor:<br />

„Bio-Produkte und der gesamte Bio-<br />

Markt sind weiterhin im Wachstum begriffen.<br />

Die Nachfrage der Konsumenten nach<br />

hochwertigen biologischen Produkten<br />

nimmt weiter zu – vor allem in unserer<br />

Kernzielgruppe – der nachhaltigen, qualitäts-<br />

und umweltbewussten Kunden. So können<br />

wir auch 2011 unseren stetigen Wachstumskurs<br />

fortsetzen. Sonnentor wächst seit<br />

seiner Gründung zwischen zehn bis 20 Prozent<br />

jährlich. Auch im Vorjahr konnten wir<br />

mit Produktinnovationen punkten, die zum<br />

Wachstum der gesamten Produktpalette beigetragen<br />

haben. Unsere Exportmärkte entwickelten<br />

sich im Vorjahr glänzend. In Italien<br />

und Frankreich konnten wir beispielsweise<br />

ein 30- bis 40-prozentiges Wachstum<br />

verzeichnen. Zum echten Wachstumstreiber<br />

ist mittlerweile auch die tschechische Sonnentor-Tochter<br />

geworden. Die Kunden wünschen<br />

sich zu 80 Prozent das, was sie gewohnt<br />

sind, aber 20 Prozent ist immer Potenzial<br />

für Neues vorhanden. Das ist der Motor<br />

der Wirtschaft: Innovation schafft Wachstum.<br />

Wir bringen jährlich rund 20 Produktinnovationen<br />

auf den Markt. So konnten wir<br />

im Tee- und Gewürzsortiment – unserer<br />

Kernkompetenz – auch im Vorjahr weiter zulegen.“<br />

Ü<br />

Foto: Sonnentor HT


Die Konjunktur ist<br />

derzeit noch ein<br />

zartes Pflänzchen<br />

Dr. Herbert Buchinger, AMS: „Sowohl die<br />

Wirtschaftsleistung als auch die Beschäftigung<br />

in Österreich wird 2011 spürbar steigen.<br />

Einziger möglicher Wermutstropfen:<br />

Die Arbeitslosigkeit steigt ebenfalls. Das<br />

Steigen der Arbeitslosigkeit wird aber nicht<br />

durch Schrumpfen der Nachfrage nach Arbeitskräften<br />

ausgelöst, sondern durch eine<br />

kräftige Ausweitung des Arbeitskräftepotenzials.<br />

Dafür gibt es drei Ursachen: zum einen<br />

die steigende Zahl der Wohnbevölkerung im<br />

erwerbsfähigen Alter, das Fallen der letzten<br />

Zugangsbeschränkungen für Polen, Tschechen,<br />

Ungarn, Slowenen usw. zum österreichischen<br />

Arbeitsmarkt sowie eine steigende<br />

Erwerbsneigung der Frauen und Jugendlichen.<br />

Die Sondereffekte bei der Entwicklung<br />

des Arbeitskräftepotenzials werden allerdings<br />

nicht über das Jahr 2012 hinaus anhalten.<br />

Bereits 2012 rechnen wir wieder mit einer<br />

sinkenden Arbeitslosigkeit.“<br />

KONJUNKTUR<br />

Die heimischen Wirtschaftsforscher erwarten zwar für die nächsten zwei Jahre österreichweit ein sta-<br />

biles reales Wachstum von zumindest zwei Prozent, warnen jedoch vor Gefahren für die Konjunktur<br />

durch Probleme in mehreren Euro-Ländern. Grund zur Euphorie ist das also noch lange nicht, denn so-<br />

wohl Arbeitsmarkt als auch Finanzwirtschaft beeinflussen die KMU-geprägte österreichische Unter-<br />

nehmenslandschaft nicht unwesentlich.<br />

Foto: AMS/Schneider<br />

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WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 27


28<br />

KONJUNKTUR<br />

Foto: Telekom Austria<br />

Dr. Hannes Ametsreiter, Generaldirektor<br />

der Telekom Austria Group: „Für 2011 gehen<br />

die Wirtschaftsforscher davon aus, dass<br />

die Konjunktur weiter in Fahrt kommen<br />

wird. In diesem Zusammenhang wurde von<br />

den Experten bemängelt, dass es seitens der<br />

heimischen Politik ein zu geringes Augenmerk<br />

für die wichtigen Infrastrukturthemen<br />

gebe. Als Österreichs führender Telekommunikations-Anbieter<br />

investieren wir jährlich<br />

über 400 Millionen Euro in neueste Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien,<br />

um unsere Netze – Stichwort Breitband<br />

- noch leistungsfähiger zu machen. Mit dem<br />

Infrastrukturausbau erhöhen wir nicht nur<br />

die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes<br />

Österreich, sondern steigern das Innovationspotenzial<br />

für die digitale, wissensbasierte<br />

Gesellschaft. Für Ost- und Südosteuropa,<br />

den Wachstumsmotor der österreichischen<br />

Wirtschaft in den Jahren vor der Krise, verdichten<br />

sich die Hinweise auf eine mittelfristige<br />

Erholung – ein gutes Zeichen für Österreich<br />

und die Telekom Austria Group, die in<br />

dieser Region tätig ist.“<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Willibald Cernko, Vorstandsvorsitzender<br />

Bank Austria: „Obwohl die konjunkturellen<br />

Vorzeichen eine weitere Erholung der Wirtschaft<br />

anzeigen, bleiben wesentliche Unsicherheitsfaktoren<br />

bestehen – Stichworte wie<br />

Staatsverschuldung, Schuldenkrise, globale<br />

Ungleichgewichte im Außenhandel und<br />

Sparpakete werden die Wirtschaft noch über<br />

2011 hinaus begleiten und Privatpersonen<br />

wie Unternehmen auf eine nicht immer einfache<br />

Probe stellen. Als ertrags- und eigenkapitalstärkste<br />

Großbank Österreichs stehen<br />

wir der österreichischen Wirtschaft und unseren<br />

Kunden nicht nur in Schönwetterphasen,<br />

sondern insbesondere in bewegten Zeiten<br />

als verlässlicher Partner zur Seite. 2011<br />

konzentrieren wir uns noch stärker auf die<br />

mittelständische Wirtschaft und haben beispielsweise<br />

österreichweit die Zahl der Spezialfilialen<br />

für Klein- und Mittelbetriebe von<br />

22 auf knapp 60 deutlich erhöht.“<br />

Foto: Bank Austria<br />

DI. Wolfgang Anzengruber, Vorstandsvorsitzender<br />

Verbund AG: „2011 wird zeigen,<br />

ob sich die Wirtschaft tatsächlich im Erholungsstadium<br />

befindet und der Aufschwung<br />

trotz europaweiter Sparpakete und schwieriger<br />

Währungssituation anhält. Verbund<br />

trägt zur Konjunkturbelebung mit großen Investitionen<br />

in Kraftwerke – z.B. Reißeck II<br />

und Mellach – und in das Übertragungsnetz<br />

bei. Motor des Aufschwungs werden Innovationen<br />

sein, wie die Vorstellung der ers-<br />

Foto: Verbund<br />

ten Serien von E-Autos, von denen wir einen<br />

spürbaren Schub für die E-Mobilität erwarten.<br />

Unsere Herausforderung ist<br />

weiterhin, das System der intelligenten, sicheren<br />

und klimascho nen den Stromversorgung<br />

zu gestalten.<br />

Dr. Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer<br />

Österreich (WKO): „Die<br />

österreichische Wirtschaft wird sich 2011 gut<br />

entwickeln, hat aber gleichzeitig auch viele<br />

Fragezeichen zu bewältigen“, prognostiziert<br />

Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer<br />

Österreich (WKO), die Situation der<br />

heimischen Wirtschaft. „Das aktuelle Wirtschaftsbarometer,<br />

eine halbjährliche Unternehmensbefragung<br />

unter WKO-Mitgliedern<br />

zeigt, dass sich die Zeichen der Konjunkturerholung<br />

mehren. Ähnlich wie OECD und<br />

Nationalbank geht auch die WKO von einem<br />

Wirtschaftswachstum 2011 aus, das sich auf<br />

rund zwei Prozent einpendeln wird.<br />

Was die Gesamteinschätzung der österreichischen<br />

Unternehmen betrifft, so sind wir<br />

auf Vor-Krisenniveau gelandet. Das heißt:<br />

Die Betriebe schauen wieder zuversichtlich<br />

in die Zukunft, was auch damit zusammenhängt,<br />

dass das vergangene Jahr besser gelaufen<br />

ist, als von manchem befürchtet. Bei<br />

der Beschäftigungszahl konnte im vorigen<br />

November ein Rekordwert erreicht, und die<br />

für 2010 angepeilte Grenze von 100 Milliarden<br />

Exportvolumen sogar deutlich übersprungen<br />

werden. Außerdem ist es im Herbst


Foto: WKO<br />

gelungen, durch moderate und durchdachte<br />

Kollektivvertragsabschlüsse die Kaufkraft<br />

im Inland anzukurbeln.<br />

Da sich für 2011 die Unternehmen vor allem<br />

im Bezug auf die Umsatzerlöse optimistisch<br />

zeigen, ist auch in diesem Jahr eine weitere<br />

Exportsteigerung zu erwarten. Schwachpunkt<br />

ist aber nach wie vor die schwache Investitionsentwicklung,<br />

die mit einem Minus<br />

von circa 13 Prozent deutlich hinterherhinkt.<br />

Eine Besserung ist auch im nächsten Jahr<br />

nicht in Sicht. Dringend notwendig wäre es<br />

daher, dass die Bundesregierung 2011 eine<br />

Prämie für zusätzliche Investitionen als Anreiz<br />

schafft.<br />

Laut WKO-Wirtschaftsbarometer sehen die<br />

heimischen Unternehmen im gerade wieder<br />

aufkeimenden Fachkräfte-Engpass ein großes<br />

Risiko. Bereits rund 70 Prozent der befragten<br />

Betriebe haben zumindest teilweise<br />

ein Problem bei der Besetzung offener Stellen.<br />

Rund 40.000 Fachkräfte fehlen uns. Das<br />

bedeutet, dass Betriebe Aufträge, die sie<br />

sonst zu bewältigen im Stande wären, nicht<br />

annehmen können. Dazu gibt es drei wirksame<br />

Hebel, um dem Fachkräftemangel gegenzusteuern:<br />

Erstens muss die Höherqualifizierung<br />

von heimischen Arbeitnehmern<br />

bzw. Arbeitssuchenden rasch vorangetrieben<br />

werden. Zweitens wird Österreich von der<br />

Rot-Weiß-Rot-Card als Instrument der kriteriengesteuerten<br />

Zuwanderung profitieren<br />

und ein dritter, ganz wesentlicher Punkt ergibt<br />

sich aus dem demografischen Wandel.<br />

Allein die Hälfte der Fachkräfte-Lücke<br />

könnten wir dadurch schließen, dass die Lebensarbeitszeit<br />

um zwei Jahre verlängert<br />

wird.<br />

Erfahrene und in den Betrieben ausgezeichnet<br />

eingearbeitete Kräfte sollten länger im<br />

Arbeitsprozess bleiben. Um dies attraktiv zu<br />

machen, schlage ich eine auf fehlende Fachkräfte<br />

fokussierte Form des von mir in Alpbach<br />

vorgeschlagenen Anreizmodells vor:<br />

Wenn eine Fachkraft bereits Anspruch auf<br />

Pension hat und dennoch im Job bleibt, soll<br />

er oder sie 25 Prozent des Pensionsanspruchs<br />

zusätzlich zum weiterlaufenden Lohn erhalten.<br />

Gleichzeitig bekommt der Arbeitgeber<br />

25 Prozent des Pensionsanspruchs als Lohnunterstützung.<br />

Der Pensionsversicherungsträger<br />

erspart sich dadurch 50 Prozent der<br />

Pensionszahlung.<br />

Die Botschaft für 2011 muss heißen: Erneuern,<br />

um zu wachsen, womit ich auch einmal<br />

mehr auf jene Bereiche mit gewichtigem<br />

Einsparungspotenzial, wie Gesundheitswesen,<br />

Bildung und öffentliche Verwaltung,<br />

verweise und an den Bundeskanzler appelliere,<br />

Reformen endlich einzuleiten.“<br />

Dr. Veit Sorger, Präsident der Industriellenvereinigung<br />

Österreichs (IV): „Die Erholung<br />

des Jahres 2010 setzt sich, wenngleich mit<br />

einer geringeren Dynamik, auch 2011 fort“,<br />

schätzt Veit Sorger, Präsident der Industriellenvereinigung<br />

Österreichs (IV) das laufende<br />

Wirtschaftsjahr ein. „Wir rechnen mit einem<br />

Zuwachs der Industrieproduktion in einer<br />

Größenordnung von fünf Prozent. Allerdings<br />

steht diese Prognose unter einem wesentlichen<br />

Vorbehalt: dass die mit an Sicherheit<br />

grenzender Wahrscheinlichkeit zu erwartenden<br />

Turbulenzen auf den Finanzmärkten, solange<br />

das Problem der Staatsverschuldung<br />

Foto: BIG SHOT<br />

KONJUNKTUR<br />

nicht nachhaltig gelöst erscheint, sich nicht<br />

erneut auf die Realwirtschaft durchschlagen.<br />

In diesem Fall droht ein erneuter Rückfall in<br />

die Rezession.<br />

Gesamtwirtschaftlich gesehen wird das Vor-<br />

Krisen-Niveau in Österreich voraussichtlich<br />

erst zum Jahreswechsel 2011/2012 wieder<br />

erreicht werden, zudem sind große Unterschiede<br />

in der Erholungsdynamik zwischen<br />

den Branchen, sogar innerhalb verschiedener<br />

Geschäftsfelder desselben Unternehmens, zu<br />

beobachten. Während es in weiten Teilen der<br />

Automobilzulieferindustrie etwa wieder<br />

,rund‘ läuft, ist der Vor-Krisen-Ausstoß im<br />

Nutzfahrzeugsektor sogar mittelfristig unerreichbar.<br />

Das primäre Risiko für diesen Konjunkturausblick<br />

liegt aus derzeitiger Sicht in der<br />

Zahlungsunfähigkeit eines großen Mitgliedstaates<br />

der Eurozone, welche auf die Finanzierung<br />

der Realwirtschaft durchschlagen<br />

könnte. Abseits dieses Hauptrisikos besteht<br />

somit trotz der nach wie vor getrübten konjunkturellen<br />

Aussichten in den USA die<br />

Chance, dass Deutschland 2011 ein Wachstum<br />

in der Größenordnung von 2,5 Prozent,<br />

Österreich von gut abgesicherten zwei Prozent<br />

erreichen wird. Beide Länder werden<br />

somit auch im Jahr 2011 rascher als der<br />

Durchschnitt der Eurozone wachsen.<br />

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist – vor<br />

allem infolge der guten Konjunkturdaten aus<br />

Deutschland – eine entgegen einigen Befürchtungen<br />

tendenziell positive. Wir sind<br />

bei der Beschäftigungslage derzeit die<br />

Zweitbesten in Europa. Aus Umfragen wissen<br />

wir, dass die Betriebe ihren internen Weiterbildungsbedarf<br />

massiv erhöhen müssen,<br />

da der Fachkräftemarkt in vielen Branchen<br />

ausgetrocknet ist.<br />

Damit aus der exportgetriebenen Erholung<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 29


30<br />

KONJUNKTUR<br />

ein sich selbst tragender Aufschwung wird,<br />

bräuchte es vor allem eines: Investitionen.<br />

Um Investitionen anzukurbeln, hat die Politik<br />

zwei Möglichkeiten: Sie kann entweder<br />

selbst mehr investieren. Das hat aber weniger<br />

Hebel und ist angesichts der Budgetlage<br />

nicht dauerhaft möglich. Oder sie kann die<br />

privaten Unternehmen dazu animieren, mehr<br />

zu investieren. Nur das hat große Hebelwirkung,<br />

wenn man Investitionen der Unternehmen<br />

von 55 Milliarden Euro mit jenen Investitionen<br />

des Staates von knapp drei Unternehmen<br />

Euro vergleicht.<br />

Da in den kommenden zwei Jahren keine<br />

größeren Landes- oder Bundeswahlen anstehen,<br />

müssen wir uns politisch prioritär der<br />

Gestaltung der Zukunft widmen. Stichwort:<br />

„Jahr der Strukturreformen 2011“. Die öffentlichen<br />

Budgets müssen wieder stärker investitionsorientierte<br />

Zukunftsbudgets werden,<br />

statt gegenwartsbezogene Transferbudgets<br />

zu sein. Noch haben wir in Österreich<br />

eine weitaus bessere Ausgangsposition als<br />

Länder wie Irland oder Griechenland, Italien<br />

oder Spanien. Wenn selbst ohne Strukturreformen<br />

ein maastrichtkonformes Budget im<br />

Jahr 2012 erreichbar ist, dann ließe sich das<br />

Land mit Strukturreformen und den dadurch<br />

freizusetzenden Investitionsmitteln in Verbindung<br />

mit zusätzlichen Privatisierungserlösen<br />

auf einen erneuerten Prosperitätskurs<br />

führen. Diese Chance darf die Politik im Jahr<br />

2011 nicht vergeben.“<br />

Byron Haynes, CEO der BAWAG P.S.K.:<br />

„Österreich hat es dank einer umsichtigen<br />

und klugen Wirtschaftspolitik geschafft, die<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise erfolgreich zu<br />

Foto: Nikolaus Formanek<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

meistern. Nicht umsonst weist Österreich<br />

heute eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten<br />

in Europa auf. Natürlich bin ich bezüglich<br />

der Ansteckungsgefahr, die von der öffentlichen<br />

Schuldenproblematik einiger<br />

hoch defizitärer Länder ausgeht, besorgt. Die<br />

Finanzmärkte werden jedenfalls volatil bleiben,<br />

was auf die Realwirtschaft nicht ohne<br />

Auswirkungen bleiben wird. Dennoch erweist<br />

sich die heimische Konjunktur vor diesem<br />

Hintergrund vergleichsweise robust. Einerseits<br />

profitiert die exportorientierte Industrie<br />

vom kräftigen Aufschwung unseres<br />

wichtigsten Handelspartners Deutschland,<br />

andererseits gewinnt die inländische Nachfrage<br />

zusehends an Dynamik. Aus der Sicht<br />

der Bank ist natürlich zu hoffen, dass der<br />

gute Konjunkturverlauf auch positive Impulse<br />

für das Kreditgeschäft mit sich bringt.<br />

Bei Wohnbaukrediten zeichnet sich eine raschere<br />

Expansion bereits ab; die Unternehmen<br />

agieren allerdings bei ihren Investitionsentscheidungen<br />

noch eher zurückhaltend.<br />

Insgesamt bin ich jedenfalls zuversichtlich,<br />

dass 2011 sowohl für die österreichische<br />

Wirtschaft als auch für die Bawag P.S.K. ein<br />

erfolgreiches Jahr wird.“<br />

Dr. Günter Geyer, CEO Vienna Insurance<br />

Group: „Die Vienna Insurance Group wird<br />

ihren positiven Kurs fortsetzen und ihre Produktpalette<br />

in CEE ausbauen. Genau in dieser<br />

Region erwarten wir weiterhin dynamische<br />

Nachfrage an Versicherungslösungen,<br />

und sie wird der Wachstumsmotor unseres<br />

Konzerns sein. Dennoch wird das Jahr 2011<br />

anspruchsvoll werden. Speziell in Österreich<br />

rechnen wir bei den Prämien mit einer ge-<br />

Foto: Udo Titz<br />

dämpften Entwicklung, während wir in CEE<br />

ein klares, einstelliges Prämienplus erwarten.<br />

Insgesamt wollen wir das Ergebnis vor<br />

Steuern erneut um rund zehn Prozent steigern.<br />

Die breite geografische Diversifizierung<br />

der Vienna Insurance Group sichert unseren<br />

Wachstumskurs ab. Darüber hinaus<br />

können wir durch unsere neue Konzernstruktur<br />

jetzt noch schneller und flexibler auf die<br />

unterschiedlichen Marktgegebenheiten eingehen.<br />

Auch nach Abschluss unseres kostenorientierten<br />

Aktionsprogramms arbeiten wir<br />

weiter an der zukunftsorientierten Optimierung<br />

unseres Konzerns.“<br />

Mag. Gerald Wenzel, Generaldirektor<br />

Österreichische Volksbanken-AG: „In den<br />

Kernländern der Eurozone hat die Industriekonjunktur<br />

im Vorjahr spürbar an Schwung<br />

gewonnen. Die robuste internationale Nachfrage<br />

bot den wettbewerbsfähigen Exporteuren<br />

aus Österreich, Deutschland und den<br />

angrenzenden CEE-Staaten gute Expansionsbedingungen.<br />

Im Gegenzug sind stark<br />

verschuldete, teils von eigenen Immobilienkrisen<br />

belastete Staaten im vergangenen Jahr<br />

auf dem Kapitalmarkt unter Druck gekommen.<br />

Im laufenden Jahr bleibt das Risiko<br />

neuer Wellen der Euro-Staatsschuldenkrise<br />

aber hoch. Noch längst nicht alle Segmente<br />

des Finanzmarktes haben wieder zu ihrem<br />

Normalzustand zurückgefunden. Die Kreditvergabe<br />

an Unternehmen reichte im November<br />

2010 noch kaum an ihren Vorjahreswert<br />

heran, während jene an private Haushalte<br />

schon seit einiger Zeit wieder wächst.<br />

Für 2011 rechnen wir mit einer Fortsetzung<br />

des Normalisierungstrends und einem mo-<br />

Foto: ÖVAG/Robert Polster<br />

derat positiven Wirtschaftswachstum. Die<br />

Kreditwirtschaft wird das Ihre dazu beitragen<br />

und zählt darauf, dass bei der intensivierten<br />

Regulierung (Stichwort Basel III) mit<br />

so viel Augenmaß vorgegangen wird, dass<br />

die ,Produktionskosten‘ für Kredite im Rahmen<br />

bleiben.“ Ü


Kultur- und Geschäftszentrum<br />

Weiz (Projektentwicklung<br />

AT)<br />

Fotos: IMMORENT<br />

Umfassende Leistungen<br />

für Immobilienprojekte<br />

Seit Jahrzehnten ist die Immorent als kompetenter Partner in allen Belangen rund um die Immobilie<br />

bekannt. Durch die Bündelung der Kompetenzen der Immobilienspezialisten der Erste Group – Immo-<br />

rent und Group Real Estate – konnte das Leistungsspektrum noch einmal erweitert und speziell für<br />

große Immobilienprojekte optimiert werden. Unter der Marke Erste Group Immorent werden somit<br />

seit Beginn des Jahres 2011 alle Immobilien-Services entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus<br />

einer Hand angeboten.<br />

Die Erste Group Immorent ist eine neue<br />

funktionale Einheit, die alle Immobiliendienstleistungen<br />

der bisherigen Immorent<br />

AG, der Erste Group Bank AG und<br />

deren jeweiligen Tochtergesellschaften in<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

32<br />

CEE/SEE unter einem Dach zusammenführt.<br />

Die neue Organisation bietet ihren<br />

Kunden einen Ansprechpartner, der die gesamte<br />

Wertschöpfungskette im Bereich Immobilien<br />

für Gewerbe-, Wohnbau- und Ge-<br />

meindeprojekte abdeckt: Kredit, Leasing, Investment,<br />

Projektentwicklung, Baudienstleistungen<br />

sowie Infrastrukturprojekte. Die<br />

Erste Group Immorent ermöglicht nun Projektentwicklern,<br />

Unternehmen und der öf-


Der Vorstand der Erste Group Immorent: Gerald Antonitsch, Peter Tichatschek<br />

und Richard Wilkinson (v.l.n.r.)<br />

Bina Istra (Infrastrukturfinanzierung, HR)<br />

faBricks (Immobilieninvestment, AT)<br />

fentlichen Hand den Zugang zu einem umfassenden<br />

Angebot an Immobilien-Dienstleistungen<br />

und Experten über eine zentrale<br />

Schnittstelle – vor Ort in zwölf Ländern.<br />

Dazu Peter Tichatschek, CFO/COO/CRO<br />

der Erste Group Immorent AG: „Durch die<br />

Verbindung der Geschäftstätigkeiten der<br />

ehemaligen Immorent AG und der Erste<br />

Group maximieren wir die Synergien unserer<br />

beiden Unternehmen für unsere Kunden<br />

und können nun unsere Fachkompetenz für<br />

Immobilien- und Infrastrukturprojekte aus<br />

einer Hand anbieten. Die neue Einheit hat<br />

sich auf dem Markt als Anbieter aller wesentlichen<br />

Finanzierungsformen positioniert:<br />

Somit haben unsere Kunden einen zentralen<br />

Partner, der ihre Immobilienprojekte auf lokaler<br />

Ebene und grenzüberschreitend umfassend<br />

verwaltet.“<br />

Das Leistungsspektrum der Erste Group<br />

Immorent umfasst unter anderem Immobilienkredite,<br />

Immobilienleasing, Immobilienbeteiligungen,<br />

Infrastrukturfinanzierungen<br />

und Public-Private-Partnership-Beratung,<br />

Projektentwicklung und Baudienstleistungen.<br />

Richard Wilkinson, Vorstandsmitglied<br />

und verantwortlich für Kreditvergabe und<br />

Leasing, fügt hinzu: „Unsere 40-jährige Er-<br />

Koruni Dvur (Immobilienkredit, CZ)<br />

Galvaniho Business Center<br />

(Immobilienleasing, SK)<br />

fahrung und mehr als 10.000 Projekte belegen<br />

unser umfassendes Know-how in der<br />

Region gegenüber Immobilieninvestoren,<br />

Entwicklern, Großkunden oder KMUs sowie<br />

der öffentlichen Hand.“<br />

Neues Angebot<br />

Das neue Dienstleistungsangebot der Erste<br />

Group Immorent umfasst insbesondere die<br />

Aktivitäten der Erste Group für die öffentliche<br />

Hand. So werden sämtliche Fachkenntnisse<br />

im Bereich Infrastruktur gebündelt.<br />

Damit sind auch die optimale Beratung und<br />

individuell zugeschnittene Finanzierungs -<br />

AUF EINEN BLICK<br />

Das Portfolio<br />

der Erste Group Immorent<br />

GELD & FINANZEN<br />

n Kreditfinanzierung: Ermöglicht<br />

maßgeschneiderte Lösungen für<br />

die Finanzierung von Immobilien.<br />

n Immobilienleasing: Steht für die<br />

Verbindung der Vorteile von Miete<br />

und Eigentum ohne Belastung der<br />

Kreditlinie des Kunden oder<br />

langfristige Kapitalbindung.<br />

n Real Estate Investment: Bedeutet<br />

eine Beteiligung an aller Art<br />

von Immobilien.<br />

n Infrastrukturfinanzierung: Mit<br />

der Beratung von Regierungen,<br />

lokalen Behörden und staatlichen<br />

Einrichtungen sowie dem privaten<br />

Sektor engagiert sich die Erste<br />

Group Immorent für das nachhaltige<br />

Wachstum und die Moder -<br />

nisierung von Gemeinden.<br />

n Projektentwicklung & Baudienst -<br />

leistungen: Die Entwicklung und<br />

Realisierung von anspruchsvollen<br />

Immobilienprojekten in Zentral-,<br />

Ost- und Südosteuropa ist auch<br />

eine der zentralen Leistungen.<br />

lösung garantiert. Ergänzende Dienstleistungen<br />

und internationale Public-Private-Partnership-Experten<br />

runden das Angebot ab.<br />

„Was bisher ausschließlich für unsere Leasingnehmer<br />

galt, gilt nun auch für alle Finanzierungsformen<br />

der Erste Group für Immobilien-<br />

und Infrastrukturprojekte. Wir bieten<br />

unseren Kunden nun eine noch breitere<br />

Palette an Dienstleistungen für Immobilienprojekte<br />

an: von der Standortauswahl bis zur<br />

Planung und vom Bau bis zur begleitenden<br />

Bauaufsicht oder Verwertung eines Projekts<br />

– auf diese Weise entlasten wir den Bauherren<br />

und stellen eine erstklassige Qualität sowie<br />

die Einhaltung der Projektbudgets und<br />

Liefertermine sicher“, erklärt Gerald Antonitsch,<br />

Vorstandsmitglied der Erste Group<br />

Immorent AG, verantwortlich für Projektentwicklung<br />

und Infrastruktur.<br />

Durch die lokalen Banken der Erste Group<br />

sowie Niederlassungen in insgesamt zwölf<br />

Ländern verfügt die Erste Group Immorent<br />

über ein dichtes Netzwerk an Experten, von<br />

dem die Kunden direkt profitieren. Ü<br />

FACTS<br />

Die Erste Group Immorent umfasst<br />

in Österreich und CEE/SEE rund 900<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

und betreut ein Portfolio von 13 Milliarden<br />

Euro. Die Erste Group Immorent<br />

AG ist eine 100%-Tochter der<br />

Erste Group Bank AG.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 33


34<br />

GELD 6 FINANZEN<br />

Die ganze Welt<br />

aus einer Hand<br />

KNOW-HOW: Die Bank Austria ist in Sachen Außenhandels -<br />

finan zierung klarer Marktführer in Österreich und begleitet<br />

Unternehmenskunden als strategischer Finanzpartner bei<br />

der internatio nalen Expansion.<br />

Wer erfolgreich Geschäfte machen<br />

möchte, braucht einen Partner, der finanzielle<br />

Schranken öffnet. Die Bank<br />

Austria ist die langjährige Nummer eins bei<br />

grenzüberschreitenden Geschäften und die<br />

erste Adresse in Österreich für internationale<br />

Exportfinanzierung. Unternehmenskunden<br />

profitieren vom profunden Know-how, der<br />

langjährigen Erfahrung und hohen Beratungs-<br />

und Problemlösungsqualität speziell<br />

geschulter Firmenkundenbetreuerinnen und<br />

-betreuer.<br />

Als Mitglied der UniCredit, einer der größten<br />

europäischen Bankengruppen mit globaler<br />

Reichweite, bietet die Bank Austria ihren<br />

Unternehmenskunden national und international<br />

maßgeschneiderte Lösungen und<br />

hochwertiges Service. Sie ist in nahezu 50<br />

Ländern präsent, mit bankeigenen Niederlassungen<br />

in Zentral- und Osteuropa sowie<br />

Repräsentanzen auf den wichtigsten Finanz-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

plätzen der Welt. Hinzu kommen etwa 4.000<br />

Korrespondenzbanken, mit denen die Bank<br />

Austria weltweit eng zusammenarbeitet.<br />

Neben einer innovativen Produkt- und Servicepalette<br />

umfasst das Angebot der Bank<br />

Austria ausgezeichnete Kontakte zu nationalen<br />

und internationalen Förderstellen sowie<br />

umfassende Expertise im privaten Exportkreditversicherungsbereich.<br />

Research- und Marktforschungsspezialisten<br />

der UniCredit verfügen über ein besonders<br />

fundiertes Wissen über die lokalen Gegebenheiten<br />

und Geschäftspraktiken weltweit.<br />

Dieses Wissen wird kontinuierlich in Publikationen,<br />

Veranstaltungen und im persönlichen<br />

Gespräch mit<br />

Kunden weitergeben<br />

und leistet vielen<br />

Unternehmern<br />

wertvolle Entscheidungshilfe.<br />

ÖSTERREICHISCHE EXPORTE UND IMPORTE<br />

Die saisonbereinigte Entwicklung der österreichischen<br />

Exporte und Importe zeigt eine hohe Dynamik: Das durchschnittliche<br />

monatliche Exportvolumen ist per September<br />

2010 auf rund 9,5 Mrd. Euro bzw. 94 Prozent des Höchststandes<br />

vom März 2008 angewachsen. Damit sind die Exporte<br />

seit dem Tiefststand im Frühjahr 2009 um rund 25<br />

Prozent, die Importe um 19 Prozent gestiegen.<br />

Für ihre Leistungen in der Außenhandelsfinanzierung<br />

wurde die Bank Austria von renommierten<br />

internationalen Fachmagazinen<br />

wie „Global Finance“ und „Euromoney“ bereits<br />

mehrfach ausgezeichnet. Ü<br />

GUT ZU WISSEN<br />

Die Bank Austria bietet via Internet<br />

unter www.bankaustria.at und E-<br />

Mail-Bestellservice an pub@unicreditgroup.at<br />

eine Vielzahl von Studien,<br />

Konjunkturprognosen und aktuellen<br />

Wirtschaftsinformationen<br />

kostenlos an. Zu außenhandelsrelevanten<br />

Themen empfehlen sich insbesondere<br />

folgende Publikationen:<br />

„Report“: quartalsweise Zusammenstellung<br />

der wichtigsten Wirtschaftsthemen,<br />

Fakten und Zahlen<br />

mit Schwerpunkt Österreich<br />

„CEE Quarterly“: vierteljährlicher<br />

Überblick zur Konjunktur in Zentralund<br />

Osteuropa<br />

„Freitagspapier“: wöchentlicher internationaler<br />

Wirtschafts- und Währungsausblick,<br />

zu finden unter<br />

www.hvb.de > Research<br />

WEITERE INFOS...<br />

...erhalten Sie bei Ihrer Firmenkundenbetreuerin<br />

bzw. Ihrem Firmenkundenbetreuer<br />

oder unter<br />

www.bankaustria.at – Firmenkunden.<br />

LOKAL, GLOBAL, INTERNATIONAL<br />

Österreichische Unternehmen genießen auf den Exportmärkten<br />

der Welt hohes Ansehen. Sie haben ihren geografischen<br />

Spielraum in den vergangenen Jahren kräftig erweitert.<br />

Vor allem die Länder Zentral- und Osteuropas haben<br />

an Bedeutung gewonnen. Über 20 Prozent der heimischen<br />

Exporte gehen bereits in diese Region.<br />

Hoch in der Gunst von Exporteuren stehen auch Asien,<br />

Lateinamerika und Afrika. Die nachstehende Tabelle zeigt,<br />

wie sich die wichtigsten außereuropäischen Ausfuhrmärkte<br />

2011 entwickeln und wo sich Chancen für österreichische<br />

Unternehmen bieten:<br />

Land<br />

Wirtschaftswachstum<br />

in Prozent* Geschäftschancen<br />

Brasilien 4,1 Infrastruktur, Erdölförderung und<br />

-verarbeitung, Tourismus<br />

China 9,6 Infrastruktur, Hochtechnologie,<br />

Maschinen- und Anlagenbau, Energie,<br />

Umweltschutz<br />

Südafrika 4,2 Infrastruktur, Ausrüstungen für Bergbau-,<br />

Gewerbe- und Industriebetriebe,<br />

Energie- und Umweltbereich<br />

USA 2,0 Gesundheitsbereich, Infrastruktur,<br />

energiesparende und umweltfreund -<br />

liche Technologien<br />

*) Prognose Quellen: UniCredit Research, WKO/Außenwirtschaft Österreich


Außenhandel:<br />

am besten mit der<br />

Bank Austria<br />

INTERVIEW: Bank Austria-Vorstand Helmut<br />

Bernkopf über die Kraft, die Österreichs<br />

Wirtschaft antreibt, und die Bank, die vieles<br />

dafür möglich macht.<br />

n Ist die Wirtschaftskrise vorüber?<br />

Was erwarten Sie für 2011?<br />

Helmut Bernkopf, Bank Austria Vorstand<br />

Corporates & Investment Banking: Nach der<br />

wirtschaftlich angespannten Situation der<br />

vergangenen zwei Jahre ist tendenziell Beruhigung<br />

zu erkennen. Für 2011 wird für Österreich<br />

ein etwas höheres Wirtschaftswachstum<br />

von rund zwei Prozent prognostiziert. Die<br />

Triebfeder für die Wirtschaftsdynamik wird<br />

dabei eindeutig der Außenhandel sein.<br />

n Welche Rolle spielt der Außenhandel<br />

für Österreich?<br />

Bernkopf: Mit einem Exportplus von erwarteten<br />

15 Prozent nominell hat das Exportvolumen<br />

Österreichs 2010 die 100-Milliardenmarke<br />

wieder deutlich überschritten. Österreich<br />

erwirtschaftet mehr als die Hälfte seiner<br />

Wirtschaftsleistung durch grenzüberschreitende<br />

Geschäfte und zählt weltweit –<br />

gemessen an den Ausfuhren von rund 13.400<br />

Euro pro Kopf – zu den Top-Exportnationen.<br />

n Welche Bedeutung hat der Außen -<br />

handel für die Bank Austria?<br />

Bernkopf: Exportfinanzierungen gehören zu<br />

unserer Kernkompetenz. Als erfahrener, strategischer<br />

Finanzpartner für Firmenkunden<br />

unterstützen wir die Mehrheit der exportierenden<br />

Unternehmen in Österreich bei ihren<br />

grenzüberschreitenden Geschäften. Im Bereich<br />

Außenhandel ist die Bank Austria damit<br />

die unumstrittene Nummer eins.<br />

n Was ist das Prinzip Ihrer Kunden -<br />

betreuung im grenzüberschreitenden<br />

Geschäft?<br />

Bernkopf: Unser Grundsatz lautet „alles aus<br />

einer Hand“. Dazu stellt der persönliche Firmenkundenbetreuer<br />

ein individuell auf die<br />

Bedürfnisse des Kunden abgestimmtes Team<br />

von Spezialisten zusammen und koordiniert<br />

grenzüberschreitende Aktivitäten des Unternehmens.<br />

Helmut Bernkopf,<br />

Vorstand der<br />

Bank Austria für<br />

Corporate und<br />

Investment Banking<br />

Foto: Bank Austria<br />

Der Kunde hat damit einen Ansprechpartner<br />

für alle Belange und alle Länder und profitiert<br />

vom Know-how einer weltweit agierenden<br />

Bankengruppe sowie von international<br />

erprobten Finanzkonzepten. Sei es bei der<br />

maßgeschneiderten Finanzierung, Förderung<br />

oder im Bereich der Absicherung von grenzüberschreitenden<br />

Geschäften.<br />

n Können Ihre Kunden österreich -<br />

weit und flächendeckend von diesem<br />

Betreuungsprinzip Gebrauch<br />

machen?<br />

Bernkopf: Selbstverständlich. In der Bank<br />

Austria stehen österreichweit speziell ausgebildete<br />

Firmenkundenbetreuerinnen und<br />

-betreuer in unseren RegionalCentern zur<br />

Verfügung und nehmen sich der Anliegen<br />

unserer Kunden an. Intern arbeiten sie mit<br />

speziell geschulten Kolleginnen und Kollegen<br />

unserer Tochterbanken in Zentral- und<br />

Osteuropa sowie unseren Repräsentanten an<br />

allen wichtigen Finanzplätzen der Welt zusammen.<br />

Darüber hinaus kooperieren wir<br />

weltweit mit rund 4.000 Korrespondenz -<br />

banken.<br />

Die Bank Austria kümmert sich sozusagen<br />

um die komplette Betreuung eines geplanten<br />

Auslandsgeschäftes des Kunden und unterstützt<br />

z. B. bei sprachlichen und kulturellen<br />

Barrieren, mit der Expertise betreffend lokaler<br />

gesetzliche und steuerrechtliche Rahmenbedingungen<br />

u.v.m. – und das „alles aus<br />

einer Hand“.<br />

n Welche Schwerpunkte setzt die Bank<br />

Austria in der Außenhandelsfinan -<br />

zierung?<br />

Bernkopf: Wir bieten sämtliche auslandsgeschäftsrelevante<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

an – vom grenzüberschreitenden<br />

Zahlungsverkehr bis zu Cash-Management-<br />

Lösungen, von der Strukturierung und Finanzierung<br />

von Exporten bzw. Importen inklusive<br />

Förderungsberatung und Versicherung<br />

bis zum Dokumenten- und Garantiegeschäft<br />

und zur Absicherung von Zins- und<br />

Währungsrisiken.<br />

n Besonders häufig nachgefragt werden<br />

Exportfinanzierungen. Was bietet die<br />

Bank Austria dazu konkret an?<br />

Bernkopf: Unsere Produktpalette reicht vom<br />

einfachen Forderungsankauf bis zu komplexen<br />

strukturierten Finanzierungen und Softloans.<br />

Unser Angebot ist sehr umfassend und<br />

wird je nach Bedarf individuell zugeschnitten.<br />

n Keine Finanzierung gleicht also der<br />

anderen?<br />

Bernkopf: Das ist unser Leistungsversprechen<br />

an unsere Kunden. Die Bank Austria<br />

kann dank ihrer global aufgestellten Produkteinheiten<br />

international erprobte Finanzkonzepte<br />

marktaktuell zur Verfügung stellen.<br />

In der konkreten Umsetzung für den Kunden<br />

erfolgt aber immer eine individuelle Ausgestaltung<br />

– ganz nach Bedarf und Art des<br />

Projekts. Ü<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 35


36<br />

GELD 6 FINANZEN<br />

Wie in jedem Unternehmen, kommt es<br />

auch in einer Bank darauf an, mit den<br />

Ressourcen hauszuhalten und diese<br />

gewinnbringend einzusetzen. Die Ressourcen<br />

der Banken sind Liquidität und Kapital,<br />

genauer gesagt: Eigenkapital. Die Anforderungen<br />

an diese Ressourcen, den Eigenkapitaleinsatz<br />

und die damit einhergehende Eigenmittelquote<br />

bzw. die Liquiditätsvorratshaltung,<br />

werden sich drastisch verändern.<br />

Als Konsequenz der Krise gab es eine Fülle<br />

von Initiativen, die den Bankensektor der<br />

Zukunft robuster machen sollten. Ein zentraler<br />

Bestandteil sind die neuen Kapital- und<br />

Liquiditätsbestimmungen für Banken, die<br />

vom Basler Bankenausschuss erarbeitet und<br />

als „Basel III“ bekannt wurden. Banken<br />

müssen zukünftig mehr Liquidität und Kapital<br />

vorhalten, und das in höchster Qualität.<br />

Damit soll der mögliche Leverage bei Banken<br />

aufsichtsrechtlich limitiert werden und<br />

somit Finanzkrisen und der damit verbundene<br />

wirtschaftliche Schrumpfungsprozess<br />

künftig vermieden bzw. abgemildert werden.<br />

Nur, diese erhöhte Vorratshaltung hat erhebliche<br />

Kosten. Dies betrifft insbesondere die<br />

„Herstellungskosten“ für den klassischen Investitionskredit,<br />

der im KMU-dominierten<br />

Österreich noch immer die mit Abstand<br />

wichtigste Fremdkapitalquelle darstellt.<br />

Kapitalmarktfähige Unternehmen können<br />

diese neuen, zusätzlichen Kosten durch eigene<br />

Anleiheemissionen vermeiden. Hier<br />

treffen sich der Fremdkapitalbedarf des Unternehmens<br />

und die Veranlagungsnotwendigkeit<br />

von Investoren. Die Bank ist in der<br />

Rolle des Intermediär, des Arrangeurs der<br />

Anleihe, übernimmt die Platzierung, sie ist<br />

aber nicht in der Rolle des Risikonehmers.<br />

Aber welche Mittel stehen Klein- und Mittelbetrieben<br />

zur Verfügung?<br />

Gerade die Volksbanken und die Volksbank<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

KMU-Finanzierung<br />

nach Basel III<br />

Die Realwirtschaft und die Banken – seit der Finanzkrise wird auf diese Unter -<br />

scheidung, so als ob Banken nicht real wären, viel Wert gelegt. Diese Unterschei-<br />

dung ist aber schlichtweg falsch. Wenn man meint, Basel III hat keine Auswirkungen<br />

auf die sogenannte Realwirtschaft, dann irrt man. Banken sind Dienstleister und<br />

Lieferanten.<br />

AG – Investkredit haben Erfahrung damit,<br />

nicht kapitalmarktfähigen Unternehmen zu<br />

marktnahen Konditionen Fremdkapital zu<br />

verschaffen. Schon lang vor Basel III hat die<br />

Volksbank AG – Investkredit als Bank für<br />

Unternehmen mit dem Mittelstandsbond<br />

oder dem Schuldscheindarlehen taugliche<br />

Instrumente für die Finanzierung von KMU<br />

entwickelt. Die Investorenbasis ist breit gestreut,<br />

von regionalen bis zu internationalen<br />

Investoren.<br />

Die Bank als Intermediär zwischen Investoren<br />

und Klein- und Mittelbetrieben, ein zukunftstauglicher<br />

Weg!<br />

Vorstandsdirektor Martin<br />

Fuchsbauer, MBA (Ressortleitung<br />

Financial Markets)<br />

Foto: ÖVAG<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.volksbank.com<br />

Vorteile:<br />

n Die Volksbank AG – Investkredit erschließt<br />

Unternehmen den Zugang zum<br />

Kapitalmarkt und setzt ihre Wertpapierkompetenz<br />

im Fremdmittelbereich um.<br />

n Als Bank für Unternehmen wird sie als<br />

erfahrener Bankpartner bei Unternehmensanleihen<br />

von ihren Kunden geschätzt.<br />

n Mittelstandsbonds und Schuldscheindarlehen<br />

als attraktive Finanzierungsalternativen:<br />

für einen Finanzbedarf von EUR<br />

drei Millionen bis EUR 50 Millionen die<br />

Chancen des Kapitalmarktes zu nutzen. Ü


Foto: kwt<br />

n Warum haben Sie sich nicht für eine große Kanzlei,<br />

sondern für die Zusammenarbeit mit einem Bilanzbuchhalter<br />

entschieden?<br />

Wir sind ein Betrieb der mittelständischen Wirtschaft. In den großen<br />

Kanzleien wird man schnell zur anonymen Nummer. Die<br />

Bilanzbuchhalter kennen unsere Probleme und sprechen<br />

unsere Sprache. Unser Bilanzbuchhalter hat uns auf unserem<br />

Wachstumskurs bisher vorbildlich begleitet.<br />

n Welche Leistungen nehmen Sie im Wesentlichen<br />

in Anspruch?<br />

Zuerst einmal natürlich die gesamte Palette des Rechnungswesens,<br />

das sind Buchhaltung, Personalverrechnung<br />

und Kostenrechnung. Aber die Leistungen gehen<br />

inzwischen weit darüber hinaus. Unser Bilanzbuchhalter<br />

ist zu einem umfassenden Berater geworden. Er ist Ansprechpartner<br />

in sämtlichen wirtschaftlichen Angelegenheiten.<br />

n Kann es da nicht zu Situationen kommen, dass<br />

das nötige Know-how für Spezialgebiete nicht<br />

vorhanden ist?<br />

Nein. Unser Bilanzbuchhalter arbeitet mit externen Experten<br />

zusammen, die bisher jedes Problem lösen konnten.<br />

Das ist sogar ein Vorteil, weil man jederzeit auf das<br />

beste am Markt verfügbare Know-how zurückgreifen<br />

kann.<br />

n Die daraus abzuleitenden strategischen Entscheidungen<br />

treffen Sie aber allein?<br />

Die Strategie ist Aufgabe der Unernehmensführung, aber<br />

auch dabei arbeiten wir eng mit unserem Bilanzbuchhalter<br />

zusammen. Dabei geht es nicht nur um die Erstellung<br />

der Bilanz, sondern um die Analyse der Zahlen, und besonders<br />

wichtig sind die Branchenvergleiche, die uns unser<br />

Bilanzbuchhalter jährlich liefert. Nicht zu vergessen:<br />

Er ist die Ansprechperson für die Wirtschaftsprüfung.<br />

n Und im täglichen Geschäft?<br />

Unser Bilanzbuchhalter kümmert sich um viele operative<br />

GELD 6 FINANZEN<br />

Bilanzbuchhalter: Umfassende<br />

Beratung in höchster Qualität<br />

speziell für kleine und mittelständische Unternehmen<br />

Ingenieur Karl Weiß ist Geschäftsführer und Eigentümer des Bau-<br />

und Zimmermeisterbetriebes Johann Fuchs GmbH.<br />

Der Unternehmer aus dem niederösterreichischen Lanzenkirchen<br />

setzt seit vielen Jahren auf die Zusammenarbeit mit einem selbst-<br />

ständigen Bilanzbuchhalter und erläutert im Interview mit den<br />

<strong>Wirtschaftsnachrichten</strong> die Gründe dafür.<br />

Kleinigkeiten, die in Summe sehr wichtig sind und viel Geld bringen.<br />

Das reicht vom optimalen Ausnützen von Skonti bis zu den Verhandlungen<br />

um Kreditkonditionen. Insgesamt kann ich aus meiner Erfahrung<br />

nur raten: Lernen Sie Bilanzbuchhalter kennen. Ü<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 37


38<br />

GELD 6 FINANZEN<br />

LeasePlan Excellence Award!<br />

Jährlich werden unter Hunderten von Werkstätten die Besten der Besten ermittelt. Eine begehrte<br />

Auszeichnung für Kfz-Markenwerkstätten.<br />

Supplier of the Year 2010: Hertz International Franchise<br />

Rienhoff GmbH aus Wien<br />

Qualität und Kundenorientierung werden<br />

bei LeasePlan Österreich großgeschrieben.<br />

Auch bei der Auswahl der Markenwerkstätten<br />

wird größter Wert auf hohe Qualität<br />

und Service am Kunden gelegt. Deshalb<br />

wurden heuer bereits zum 14. Mal die besten<br />

Markenwerkstätten Österreichs mit dem<br />

LeasePlan Excellence Award ausgezeichnet.<br />

Die Kriterien sind streng, daher freuen sich<br />

die Sieger ganz besonders, unter Hunderten<br />

getesteten Werkstätten ausgewählt zu werden.<br />

Zur Bewertung wurden in diesem Jahr<br />

rund 102.000 Werkstattaufenthalte herangezogen.<br />

Am 27. Jänner 2011 prämierte Österreichs<br />

größter markenunabhängiger Fuhrparkmanager<br />

besonders kundenorientierte<br />

Markenwerkstätten für deren exzellente<br />

Leistungen im vergangenen Jahr.<br />

Was gibt LeasePlan die Kompetenz,<br />

sagen zu können, wer die besten Markenwerkstätten<br />

in Österreich sind?<br />

Seit 28 Jahren ist LeasePlan Österreich als<br />

Fuhrparkmanager am Markt tätig. Aktuell<br />

managt LeasePlan einen Bestand von ca.<br />

23.500 Fahrzeugen, die 2010 in Summe rund<br />

811 Millionen km zurückgelegt haben.<br />

Um die 23.500 Fahrzeuge einsatzbereit zu<br />

halten, hat LeasePlan im vergangenen Jahr<br />

technische Wartungen, Instandsetzungen<br />

und Karosseriereparaturen im Wert von über<br />

45,5 Millionen Euro abgewickelt bzw. über<br />

102.000 Rechnungen bearbeitet.<br />

Die von LeasePlan gemanagten Fahrzeuge<br />

sind durchschnittlich 34.700 km pro Jahr unterwegs.<br />

Damit sie dies stets im verkehrssicheren<br />

Zustand tun, muss jeder Wagen<br />

durchschnittlich dreimal pro Jahr in eine<br />

Werkstatt – zu Wartungs- oder Reparaturarbeiten<br />

– und einmal pro Jahr zu einer<br />

Karosseriere paratur. Diese Fahrzeuglenker<br />

sind mit gutem Recht besonders anspruchsvolle<br />

Werkstattkunden. Für sie ist ihr Auto<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

zu wesentlichen Teilen ihrer Dienstzeit ihr<br />

Arbeitsplatz. Für sie sind kompetente Betreuung,<br />

rasche Abwicklung, hohe fachliche<br />

Qualität der Werkstatt sowie eine möglichst<br />

kurze Nutzungsunterbrechung von entscheidender<br />

Bedeutung.<br />

Wie erfolgt die Bewertung?<br />

Im Unterschied zu üblichen Werkstättentests,<br />

bei denen durch eine einzige oder einige<br />

wenige Stichproben die Qualität einer<br />

Werkstatt beurteilt wird, hat LeasePlan rund<br />

102.000 Werkstattaufenthalte bewertet. Aus<br />

Hunderten Markenwerkstätten werden in einem<br />

mehrstufigen Verfahren die besten in<br />

ganz Österreich ermittelt. Es fließen die Bewertungen<br />

aus den laufenden Aufzeichnungen<br />

und Erfahrungen der LeasePlan Fachabteilungen<br />

genauso mit ein wie auch die Ergebnisse<br />

einer Online-Umfrage bei den<br />

Fahrzeugnutzern.<br />

Ermittelt wurde unter anderem:<br />

n Kunden-/Fahrerzufriedenheit (telefonische<br />

Erreichbarkeit, Wartezeiten etc.)<br />

n Engagement bei Garantie- und Kulanz -<br />

abwicklungen<br />

n hat sich die Werkstatt um die Mobilität<br />

gekümmert (Ersatzfahrzeug, Taxi gerufen...)<br />

n die Modalitäten bei der Übernahme des<br />

reparierten Fahrzeuges<br />

n Abwicklung von Versicherungsschäden<br />

n Kosten<br />

Zum Schluss stehen sie dann fest –<br />

die Besten der Besten!<br />

Die diesjährigen LeasePlan Excellence<br />

Award Preisträger sind:<br />

n AUDI: Porsche Inter Auto GmbH & Co<br />

KG, Wiener Neudorf (NÖ)<br />

n BMW: Frey Autohaus Gesellschaft<br />

m.b.H., Salzburg (S)<br />

Die diesjährigen LeasePlan Excellence Award Preisträger<br />

freuen sich über ihre Auszeichnung. Fotos: LeasePlan<br />

n FIAT: Denzel Wolfgang Kraftfahrzeuge<br />

AG, Graz (Stmk)<br />

n FORD: Autohaus Danner GmbH,<br />

Schlüßlberg (OÖ)<br />

n MERCEDES: Konrad Wittwar<br />

Ges.m.b.H., Graz (Stmk)<br />

n OPEL: Autohaus Ebner GmbH, Baden-<br />

Oeynhausen (NÖ)<br />

n PEUGEOT: Gundacker GesmbH,<br />

Krems (NÖ)<br />

n RENAULT: Anton Cserna Handels- und<br />

Service-Ges.m.b.H., Wien (W)<br />

n SKODA: Autohaus Ing. F. Kuss Gesellschaft<br />

m.b.H., Graz (Stmk)<br />

n VOLVO: Spes GmbH, Graz (Stmk)<br />

n VW: Porsche Inter Auto GmbH & Co<br />

KG, Wien, Prager Str. (W)<br />

Eine solche Beurteilung kann kein anderes<br />

Unternehmen in Österreich abgeben, denn<br />

nur LeasePlan hat den entsprechenden Marken-Mix<br />

und die nötige Größe. LeasePlan<br />

Österreich ist Bestandteil einer großen<br />

Gruppe, vertreten in 30 Ländern, die weltweit<br />

mit 6.000 Mitarbeitern rund 1,35 Millionen<br />

Fahrzeuge managt, und das schon seit<br />

über 47 Jahren. Ü<br />

LEASEPLAN IN ÖSTERREICH<br />

LeasePlan Österreich Fuhrparkmanagement<br />

GmbH, eine 100%ige<br />

Tochter der LeasePlan Corporation<br />

N.V., agiert bereits seit 27 Jahren als<br />

der mit Abstand größte markenunabhängige<br />

Fuhrparkmanager am<br />

heimischen Markt. Rund 23.500<br />

Fahrzeuge werden in Österreich von<br />

110 MitarbeiterInnen gemanagt.<br />

Global werden derzeit durch Lease-<br />

Plan Unternehmen in 30 Ländern,<br />

1,35 Millionen Fahrzeuge durch<br />

6.000 MitarbeiterInnen betreut.


40<br />

GELD 6 FINANZEN<br />

Kreditsteuer ade:<br />

Factoring attraktiver denn je<br />

Die VB Factoring Bank, eine 100%-Tochter der<br />

Volksbanken AG, feierte gerade ihr 30-<br />

jähriges Firmenjubiläum.<br />

Das auf Factoring spezialisierte<br />

Bankinstitut hat im Jubiläums-<br />

jahr 2010 beim Umsatz erstmals<br />

einen Meilenstein überschritten.<br />

Für 2011 erwartet es weitere Zuwächse.<br />

Schon seit mehr als 30 Jahren begleitet<br />

die VB Factoring Bank Unternehmer bei<br />

der Finanzierung ihrer Vorhaben – sei es<br />

nun die Geschäftserweiterung, Investitionen<br />

oder die Übernahme eines weiteren Betriebes.<br />

Denn für all diese Pläne benötigt man<br />

schnelle und sichere Liquidität. Wie erfolgreich<br />

das Modell der VB Factoring Bank dabei<br />

ist, zeigt die Umsatzentwicklung: Das<br />

Unternehmen hat seine gesetzten Ziele im<br />

vergangenen Jahr übertroffen. „Erwarteten<br />

wir zur Jahresmitte noch eine Steigerung<br />

zum Vorjahr von fünf bis acht Prozent, so<br />

sind es aufgrund des guten Neugeschäftes<br />

und der Umsatzzuwächse der Bestandskunden<br />

nun doch knapp über zwölf Prozent geworden.<br />

2010 wurden Forderungen im Ausmaß<br />

von 1,096 Milliarden Euro angekauft“,<br />

so VB Factoring-Vorstand Auer.<br />

Selbstverständlich sind auch die vergangenen<br />

zwei Jahre, in denen die Wirtschaft stark<br />

in Mitleidenschaft gezogen wurde, nicht<br />

spurlos an den Finanzierungsexperten vorbei<br />

gegangen. „Die Finanzkrise hat sich zwar<br />

auch auf das Geschäftsmodell Factoring<br />

leicht bremsend ausgewirkt, dennoch sind<br />

wir in Anbetracht der Wirtschaftslage mit unserem<br />

Wachstum sehr zufrieden“, betont<br />

Vorstand Dr. Gerhard Ebner. Jetzt, in der<br />

konjunkturellen Erholungsphase und im<br />

Das Vorstandsteam: Herbert Auer<br />

und Dr. Gerhard Ebner Foto: VB Factoring<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Foto: Jupiterimage<br />

Hinblick auf das Wegfallen der Kreditsteuer,<br />

erwartet die VB Factoring Bank weitere Zuwächse.<br />

Nicht zuletzt durch Basel III auf der<br />

einen und die neue Lust am Investieren durch<br />

die Unternehmen auf der anderen Seite wird<br />

das Instrument Factoring eine weiterhin zunehmende<br />

Rolle in den Betrieben spielen.<br />

Schnelle Liquidität für KMU<br />

Flexibilität und individuelle Lösungen gehören<br />

laut Auer zum Erfolgsrezept der Bank:<br />

„Factoring ist ein ausgezeichnetes Instrument<br />

zur Wachstumsfinanzierung, der Rahmen<br />

passt sich dem Geschäftsverlauf des<br />

Kunden an. Der größte Vorteil für den Kunden<br />

ist einfach die schnelle Liquidität.“<br />

Wie beim Leasing ergibt sich beim Factoring<br />

der zusätzliche Vorteil, dass Factoring zu einer<br />

Bilanzverkürzung führt. Auer weiter:<br />

„Das wirkt sich unmittelbar auf die Eigenkapitalquote<br />

unserer Kunden aus, und es<br />

kann damit das Rating bei der Hausbank, das<br />

künftig für die Kreditvergabe und die Konditionen<br />

noch entscheidender sein wird, positiv<br />

beein flussen.“<br />

Vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen<br />

sind darüber hinaus die Vorteile gefragt,<br />

die Factoring gegenüber „unintelligenten“<br />

Lösungen wie dem üblichen Zessionskredit<br />

hat. So kann die VB Factoring ihren<br />

Kunden etwa das komplette Forderungsmanagement<br />

inklusive Mahnwesen und Kundenbuchhaltung<br />

als Ergänzung zur dynamischen<br />

Finanzierung anbieten.<br />

Das bringt Entlastung und auch Einsparungen<br />

mit sich. Zu beachten ist, dass Factoring<br />

nicht für jedes Unternehmen passt. Manche<br />

Branchen – wie das Baugewerbe – sind ausgeschlossen.<br />

„Daher gilt es, jeden Kunden<br />

individuell und auf seine Ist-Situation abgestimmt<br />

zu beraten“, betont VB-Factoring-<br />

Vorstand Auer. Ü<br />

INFO-POINT<br />

VB Factoring auf einen Blick<br />

Die VB Factoring Bank mit Sitz in<br />

Salzburg wurde 1980 vom Bankhaus<br />

Berger & Comp. (heute Vontobel)<br />

und Walter E. Heller Overseas Corporation<br />

(USA) gegründet. 1989 stieg<br />

die Österreichische Volksbanken AG<br />

(ÖVAG) mit 50 Prozent ein, 1996<br />

übernahm sie die übrigen Anteile<br />

und wurde einziger Aktionär.<br />

Die VB Factoring Bank positioniert<br />

sich schon seit damals als Komplettanbieter<br />

rund um die Kundenforderungen.<br />

Vor 20 Jahren wurde<br />

daher auch ein eigenes Inkassobüro<br />

– die Eurincasso GmbH – gegründet.<br />

Der Geschäftsbereich Factoring ist<br />

stark gewachsen: 1981, im ersten<br />

vollen Geschäftsjahr, belief sich der<br />

Umsatz auf 16 Millionen Euro.<br />

Mit 1,096 Milliarden Euro im Jahr<br />

2010 erreichte man den bisherigen<br />

Rekordwert.<br />

Argumente für das Factoring<br />

n Liquidität: VB Factoring kauft Forderungen<br />

von Unternehmen, die<br />

diese an ihre Kunden haben. Das<br />

Geld fließt sofort - und nicht erst,<br />

wenn der Abnehmer die Rechnung<br />

bezahlt.<br />

n Entlastung: VB Factoring übernimmt<br />

die Debitorenverwaltung,<br />

das Mahnwesen und den Forderungseinzug.<br />

n Sicherheit: VB Factoring übernimmt<br />

mit dem Kauf der Forderungen<br />

das Ausfallsrisiko. Wird<br />

der Abnehmer zahlungsunfähig,<br />

springen wir im Rahmen der<br />

vereinbarten Limits ein.<br />

FACTORING<br />

Finanzierungsmodell mit Tradition<br />

Die Bezeichnung Factoring lässt sich<br />

weit bis vor das Mittelalter, bis zu<br />

den Babyloniern, zurückverfolgen:<br />

Die Handelshäuser der Fugger und<br />

Welser setzen in ihren Niederlassungen<br />

sogenannte „Factors“ ein.<br />

Im 19. Jahrhundert entstanden in<br />

Nordamerika erste „Factoring-Houses“,<br />

die Klienten u.a. Forderungseintreibung<br />

und Übernahme des<br />

Ausfallrisikos anboten. Factoring hat<br />

im letzten Jahrzehnt besonders in<br />

Europa sprunghaft zugelegt. Über<br />

500 Factoringgesellschaften/-banken<br />

bewegen hier ein Volumen von<br />

rund 900 Milliarden Euro. Das entspricht<br />

ca. 68 Prozent des gesamten<br />

Factoring-Weltmarktes. (Quelle: FCI).


Die AUVA stellt<br />

für kleine und<br />

mittlere Unternehmen<br />

(KMU)<br />

ein besonders attraktives<br />

Angebot<br />

zur Verfügung. Unter<br />

der Marke<br />

<strong>AUVAsicher</strong> wird<br />

die sicherheitstechnische<br />

und arbeitsmedizinischeBetreuung<br />

von Arbeitsstätten<br />

mit bis<br />

zu 50 Beschäftigten abgewickelt. Diese Betreuung<br />

erfolgt kostenlos, da vor allem kleinere<br />

Unternehmen bei der Prävention auf externe<br />

Unterstützung angewiesen sind.<br />

Seit bereits mehr als zehn Jahren stellt die<br />

AUVA dieses Service über die <strong>AUVAsicher</strong>-<br />

Präventionszentren bereit. Diese sind mittlerweile<br />

zu einer anerkannten Einrichtung<br />

für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie<br />

für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

gewachsen und europaweit in dieser Form<br />

einzigartig. Die betreuten Unternehmen sind<br />

dabei laut Umfragen mit dem Leistungsangebot<br />

sehr zufrieden, mittlerweile erreicht<br />

die AUVA über <strong>AUVAsicher</strong> zwei Drittel al-<br />

ler betreubaren Beschäftigten. Die Präventionsarbeit<br />

über <strong>AUVAsicher</strong> hilft nicht nur<br />

menschliches Leid zu verhindern, sondern<br />

trägt aus Unternehmersicht auch dazu bei,<br />

Ausfallzeiten im Betrieb zu verringern – eine<br />

Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.<br />

<strong>AUVAsicher</strong> ist ein Programm der AUVA<br />

gemeinsam mit freiberuflichen Ärzten, Sicherheitsfachkräften<br />

und privaten Beratungszentren<br />

zur Hebung der Arbeitssicherheit.<br />

Konkret ist <strong>AUVAsicher</strong> Ansprechpartner<br />

für Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

in allen Fragen der Sicherheit und Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz. Die Berater sind speziell<br />

ausgebildete Fachkräfte und<br />

SERVICE<br />

<strong>AUVAsicher</strong> – die kostenlose Betreuung für Klein- und Mittelbetriebe<br />

Foto: AUVA<br />

n informieren über alle Vorschriften, die im<br />

Betrieb gelten,<br />

n beraten und unterstützen<br />

• bei der Erfüllung von gesetzlichen Verpflichtungen,<br />

• im Umgang mit Behörden,<br />

• bei Investitionen in den Arbeitsschutz<br />

sowie<br />

• bei der Erstellung oder Aktualisierung<br />

der Evaluierung.<br />

Die Inhalte des Basisprogramms werden dabei<br />

kontinuierlich mit Schwerpunktberatungen<br />

ergänzt.<br />

Goldene Securitas Award<br />

Um der Bedeutung der KMUs Rechnung zu<br />

tragen, wird seitens der AUVA gemeinsam mit<br />

der WKO alle zwei Jahre ein Sicherheitspreis<br />

– die Goldene Securitas – verliehen. Es geht<br />

dabei darum, die besten Ideen zur Steigerung<br />

der Arbeitssicherheit bzw. Maßnahmen für altersgerechtes<br />

Arbeiten in KMUs zu prämieren.<br />

Im Herbst 2012 haben Klein- und Mittelbetriebe<br />

erneut die Möglichkeit, ihre hervorragenden<br />

Projekte prämieren zu lassen.<br />

Falls Sie sich für die kostenlose Betreuung<br />

durch <strong>AUVAsicher</strong> interessieren, finden Sie<br />

nähere Information dazu unter:<br />

www.auva.at/auvasicher. Ü


42<br />

SERVICE<br />

75 Jahre tesa<br />

Von der Klebefilmrolle zum Technologiekonzern<br />

Ein Marken-Klassiker feiert 75. Geburtstag: 1936 kam der erste transparente Tesa®-Klebefilm auf<br />

den Markt, der ab 1941 unter dem Namen tesafilm® Berühmtheit erlangte. Laut Hochrechnungen<br />

wurden seitdem etwa 50 Milliarden Meter verkauft. Damit ließe sich die Erde am Äquator entlang etwa<br />

1250-mal umwickeln. Heute ist der tesafilm® Teil einer Produktfamilie mit etwa 7000 Klebeband -<br />

lösungen für Industrie, Gewerbe und Konsumenten.<br />

Weltweit nah an den Kunden<br />

Als global aufgestelltes Unternehmen erzielt tesa über zwei Drittel<br />

seines Gesamtumsatzes (2010: 872 Millionen Euro; noch nicht testierte<br />

Zahl) im internationalen Geschäft. Schwerpunkt ist Europa,<br />

gefolgt von den Regionen Asien, Afrika, Australien und Amerika.<br />

Der Rest entfällt auf den Heimatstandort Deutschland. Für die Nähe<br />

zu den Kunden sorgen insgesamt etwa 3700 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in der Hamburger Zentrale und mehr als 50 Tochtergesellschaften<br />

– darunter Forschungs- und Entwicklungslabore in<br />

Deutschland, den USA, Japan, Singapur und China sowie neun internationale<br />

Produktionsstandorte.<br />

Teil des täglichen Lebens<br />

In vielen Ländern dieser Welt helfen<br />

tesa Klebeband-Anwendungen Verbrauchern<br />

beim Befestigen (z. B.<br />

tesa Powerstrips®), Renovieren (z.<br />

B. tesakrepp®), Reparieren, Isolieren<br />

und beim Schutz vor Insekten,<br />

Staub und Zugluft (tesamoll®). Was<br />

nur wenige Menschen wissen: tesa<br />

ist auch in vielen Industrieprodukten<br />

Teil des täglichen Lebens. So werden<br />

Mobiltelefone, Digitalkameras,<br />

Flachbildschirme, Note- oder Netbooks<br />

dank tesa immer kleiner, flacher<br />

und leichter. Im 21. Jahrhundert<br />

ersetzen technologisch anspruchsvolle<br />

Klebebänder herkömmliche<br />

Fügetechniken wie Löten, Schweißen<br />

oder Schrauben.<br />

Systemlösungen für<br />

die Automobilindustrie<br />

Seit dem ersten Tesa®-Klebekrepp<br />

(1936) zum Abdecken bei Lackierarbeiten<br />

zählt die Automobilbranche<br />

zu den Kerngeschäftsfeldern. Als<br />

Weltmarktführer sorgt tesa seit Ende<br />

der 1960er Jahre für die Bündelung<br />

von zwei bis fünf Kilometern Kabel,<br />

die in einem Auto verlaufen. Andere<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Produkte sind beispielsweise selbstklebende Folien zur Emblem-<br />

Verklebung oder zum Schutz von Oberflächen bei Transporten.<br />

Optimierung von Produktionsprozessen<br />

Auch in der Druck- und Papierindustrie ermöglicht tesa seinen Kunden<br />

eine Optimierung der Herstellungsprozesse. Das tesa Easy -<br />

Splice® Sortiment revolutionierte die Automatisierung im Zeitungsund<br />

Magazindruck. Dank einer sicheren Ansatzverklebung (Splice)<br />

lassen sich die tonnenschweren Papierrollen endlos und abrisssicher<br />

miteinander verbinden – ohne Drosselung der Produktionsgeschwindigkeit.<br />

In diesem Segment ist tesa heute Weltmarkt- und Technologieführer.<br />

Hightech-Klebefolien aus<br />

dem Reinraum<br />

2010 nahm das Hamburger tesa<br />

Werk eine moderne Reinraumeinheit<br />

in Betrieb. 1000-mal sauberer<br />

als im Gebirge ist die Luft, in der für<br />

die Elektronikindustrie beispielsweise<br />

25 Mikrometer dünne Klebefolien<br />

entstehen – dünner als ein<br />

Menschenhaar. Gemeinsam mit seiner<br />

2008 akquirierten 100-prozentigen<br />

Tochtergesellschaft Labtec stellt<br />

tesa außerdem für die Pharmabranche<br />

wirkstoffhaltige Pflaster her, die<br />

eine regelmäßige und richtig dosierte<br />

Medikation gewährleisten.<br />

Als aktuelle Innovation für Endverbraucher<br />

werden zum April 2011<br />

transparente Selbstklebe-Folien zum<br />

Schutz vor Kratzern auf Autolacken<br />

an gefährdeten Stellen eingeführt.<br />

Glänzende Aussichten im Jubiläumsjahr<br />

eines Technologiekonzerns, der<br />

vor 75 Jahren seinen Anfang mit einer<br />

kleinen Klebefilmrolle nahm. Ü<br />

tesa-Werbung 1954


Föderalismusfalle<br />

„Weniger Gemeinden = weniger<br />

Schulden“ wäre wohl eine logi-<br />

sche mathematische Gleichung.<br />

Ob sie allerdings im Falle der<br />

Dauerdiskussion über die Zu-<br />

sammenlegung von sehr klei-<br />

nen defizitären österrei-<br />

chischen Gemeinden aufgeht,<br />

steht in den Sternen.<br />

Von Marie-Theres Ehrendorff<br />

Ich habe es satt, dass dauernd irgendwer<br />

der Illusion nachläuft, dass mit der Zusammenlegung<br />

von Gemeinden hunderte Millionen<br />

in der Verwaltung einzusparen sind“,<br />

empört sich Gemeindebundpräsident Helmut<br />

Mödlhammer bei der Präsentation des aktuellen<br />

Gemeindefinanzberichts, um dann<br />

noch eins draufzulegen: „Diese Annahme ist<br />

blanker Unsinn und durch Zahlen nicht belegbar.“<br />

Faktum ist laut Finanzbericht, dass in Gemeinden<br />

unter 2.500 Einwohnern durchschnittlich<br />

acht Mitarbeiter pro 1.000 Einwohner<br />

beschäftigt sind. In Gemeinden zwischen<br />

5.000 und 10.000 Einwohnern sind es<br />

bereits zwölf und in Gemeinden zwischen<br />

20.000 und 50.000 Einwohnern beträgt der<br />

durchschnittliche Personalstand immerhin<br />

18 Personen. Demnach muss jeder Einwohner<br />

einer kleinen Gemeinde jährlich 316<br />

Euro für das Verwaltungspersonal berappen,<br />

wobei in Gemeinden zwischen 20.000 und<br />

50.000 Einwohnern dem Bürger bereits<br />

mehr als das Doppelte, nämlich 776 Euro<br />

pro Jahr, abgenommen wird. Auch der Verwaltungs-<br />

und Betriebsaufwand nimmt mit<br />

der Größe einer Gemeinde deutlich zu. Während<br />

in kleinen Gemeinden der Aufwand bei<br />

durchschnittlich 445 Euro pro Einwohner<br />

und Jahr liegt, sind es in größeren Städten<br />

bereits mehr als 700 Euro.<br />

Als Gründe für den zunehmenden Finanzdruck<br />

in größeren Gemeinden gibt<br />

Mödlhammer an, dass ab einer gewissen<br />

Mitarbeiterzahl auch eine zweite Managementebene<br />

existiert, die jedoch in kleinen<br />

Gemeinden nicht benötigt wird. Städtebund<br />

Generalsekretär Thomas Weninger wertet<br />

Mödlhammers Aussagen als unverständliche<br />

Fehlinterpretation ab. „Wer weniger anbiete,<br />

hat weniger Kosten. Daraus allerdings zu<br />

schließen, kleine Gemeinden seien effizienter,<br />

hieße Äpfel mit Birnen vergleichen“.<br />

Auch das Land Steiermark erarbeitet in einer<br />

neu gegründeten Gemeindereformgruppe<br />

Lösungen, die von einer Strukturreform in<br />

den Kommunen bis zur Fusionsmöglichkeit<br />

fertig gestellt werden sollen. Die Lage ist<br />

ernst, immerhin schrieb mehr als die Hälfte<br />

der 2.356 österreichischen Gemeinden (ohne<br />

Wien) im Vorjahr rote Zahlen. Der Grund dafür<br />

dürfte in der späten Ausgliederung der<br />

Gemeinden als Spitalserhalter an das Land<br />

NÖ zu finden sein. Bereits 2007 hatten rund<br />

40 Prozent der heimischen Bürgermeister<br />

mit einem Budgetdefizit zu kämpfen, wobei<br />

die pro Kopf Verschuldung vieler Kommunen<br />

bereits bedenklich ist.<br />

Wenn sich auch bei der Frage der Zusammenlegung<br />

von kleinen Gemeinden die Geister<br />

scheiden, bei den Preistreibern sind sich<br />

die Kommunalvertreter einig. „Die größte finanzielle<br />

Belastung für Kleingemeinden sind<br />

jene Kosten, die Kommunen auf sich selbst<br />

gestellt, nicht beeinflussen können. Die<br />

Pflege- und Gesundheitskosten führen dazu,<br />

dass viele Gemeinden sich finanziell nicht<br />

Entwicklung der freien Finanzmittel der<br />

Geimeinden 2005-2011 Foto: APA/ Martin Hirsch<br />

mehr rühren können. Wenn es hier nicht<br />

schnell zu einer tragfähigen Lösung für die<br />

nächsten Jahre kommt, dann werden noch<br />

mehr Gemeinden ihre Budgets nicht ausgleichen<br />

können.“ Die Krankenhausumlage und<br />

die Sozialhilfeumlage werden laut KDZ, einem<br />

auf Gemeinden spezialisierten Verwaltungsforschungszentrum,<br />

bis 2013 um 10<br />

Prozent auf 4,3 Mrd. angewachsen sein und<br />

damit zum größten Ausgabenposten der<br />

österreichischen Gemeinden mutieren. Damit<br />

nehmen sich Verwaltungs- und Betriebsaufwand<br />

von rund 3,8 Mrd. Euro und Personalkosten<br />

von 3,2 Mrd. Euro direkt bescheiden<br />

aus. Föderalismus hat seinen Preis. Die Frage<br />

ist nur, wollen wir uns das leisten? Ü<br />

KOMMENTAR<br />

SERVICE<br />

Mit Mut und Phantasie statt<br />

Stillstand und Bürokratie<br />

Der Wirtschaftsstandort Österreich<br />

unterliegt einem ständigen Wettbewerb.<br />

Gute Standortpolitik fordert<br />

alle politischen Ebenen laufend zu<br />

modifizieren und Schritt zu halten.<br />

Das ist in der politischen Arbeit, die<br />

immer mehr von medialen Schlagzeilen<br />

und Populismus geprägt ist,<br />

nicht einfacher geworden.<br />

Trotzdem sollten wir mit Mut und<br />

Phantasie statt Stillstand und Bürokratie<br />

dabei agieren. Standort stärken<br />

heißt, die Steuerbelastung so<br />

niedrig als möglich zu halten und öffentliche<br />

Leistungen besser und<br />

günstiger zu erbringen.<br />

Das hat Priorität gegenüber einer<br />

Mehrbelastung der Wirtschaft durch<br />

Steuern und damit Gefährdung von<br />

Arbeitsplätzen. Die Globalisierung<br />

ist ein Faktum. Aber es liegen die<br />

nachhaltigen Wettbewerbsvorteile<br />

einer globalen Wirtschaft in regionalen<br />

und lokalen Gegebenheiten.<br />

Unsere regionalen Klein- und Mittelbetriebe<br />

bieten eine gute Arbeitsumwelt,<br />

die Wissen fördert, Beziehungen<br />

lebt und die Motivation der Mitarbeiter<br />

stärkt.<br />

Die Unternehmen müssen wir aber<br />

bei der Entwicklung ihrer Innovationskraft<br />

durch Netzwerk- und Clusterbildung<br />

ganz kräftig unterstützen.<br />

Dabei braucht es eine enge Zusammenarbeit<br />

von Politik, Verwaltung,<br />

Forschung, Bildung und Wirtschaft.<br />

Gelingt uns das, wird Österreich vom<br />

„Innovation Follower“ zum „Innovation<br />

Leader“ werden.<br />

Abg.z.NR Peter Haubner<br />

Generalsekretär des Österreichischen<br />

Wirtschaftsbundes<br />

p.haubner@wirtschaftsbund.at<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 45


KOMMUNIKATION & IT<br />

Informationssicherheit<br />

für KMU<br />

Den internationalen Security-Standard ISO 27001 schlank umset-<br />

zen: Viele kleine bis mittlere Unternehmen verfügen bereits über<br />

Basis-Strukturen, auf denen ein zertifiziertes Sicherheitsmanage-<br />

ment relativ leicht aufgebaut werden kann. Anwender nutzen Sy-<br />

nergien mit Qualitätsmanagement, der US-Richtlinie Sarbanes Ox-<br />

ley und Branchen-Standards. Von Frank Homeister<br />

Datensicherheit: Die steigende Zahl<br />

der Vorfälle von Datenverlust und<br />

Wirtschaftskriminalität lässt die Nachfrage<br />

nach Security-Zertifizierungen<br />

wie ISO 27001 steigen. Zudem fordern<br />

immer mehr Auftraggeber Nachweise<br />

für Datenschutz, IT- und Informationssicherheit<br />

– auch von KMU.<br />

Foto: Jupiterimage<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

46<br />

Nachweise für Datenschutz, IT- und Informationssicherheit<br />

werden von Auftraggebern<br />

immer öfter explizit gefordert.<br />

Nicht nur von Großunternehmen, sondern<br />

zunehmend auch von KMU, die in sensiblen<br />

Branchen wie Telekommunikation,<br />

Software, Health oder Automotive tätig sind.<br />

Die steigende Zahl der Vorfälle von Datenverlust<br />

und Wirtschaftskriminalität lässt die<br />

Nachfrage nach Security-Zertifizierungen<br />

steigen: Der 2005 veröffentlichte internatio-


nale Standard für Informationssicherheit ISO<br />

27001 zählt mittlerweile mehr als 12.000<br />

zertifizierte Unternehmen weltweit.<br />

„Informationssicherheit nach ISO 27001 ist<br />

auch für KMU geeignet, da der Standard<br />

branchen- und größenunabhängig anwendbar<br />

ist“, erklärt Erich Scheiber, Geschäftsführer<br />

der Zertifizierungsorganisation CIS in<br />

Wien. „Mittels Risikoanalyse ergibt sich der<br />

individuelle Handlungsbedarf. So profitieren<br />

KMU von einem schlanken System.“ Ein<br />

strukturiertes Managementsystem habe gegenüber<br />

technischen Einzelmaßnahmen den<br />

Vorteil, dass kein Schlupfloch übersehen und<br />

kein wichtiges Update vergessen werde, so<br />

Scheiber.<br />

Security & Quality<br />

Viele kleine und mittlere Unternehmen verfügen<br />

bereits über betriebliche Strukturen<br />

für eine ISO-27001-Einführung, weil sie<br />

schon inhaltlich verwandte Systeme betreiben.<br />

So sind derzeit mehr als 4.200 Unternehmen<br />

österreichweit nach ISO 9001 für<br />

Qualitätsmanagement zertifiziert. „Die ISO-<br />

Standards für Qualität, Umwelt oder IT-Service-Management<br />

weisen ähnliche Strukturen<br />

auf, so dass Synergien bei einer ISO-<br />

27001-Integration genutzt werden“, erklärt<br />

der CIS-Chef.<br />

So konnte Fabasoft, Hersteller von Standardsoftware<br />

für Electronic Government und<br />

Content Applications, Informationssicherheit<br />

nahtlos in sein Qualitätsmanagement integrieren.<br />

„IT-Security-Prozesse waren teilweise<br />

bereits definiert. Daher konnten wir<br />

das gesamte System ohne Berater innerhalb<br />

von acht Monaten implementieren und zertifizieren<br />

lassen“, berichtet Quality- und<br />

Information-Security-Manager Karen Daghofer.<br />

Risiko braucht Management<br />

Neben Security-relevanten Ergänzungen von<br />

Dokumentation und Handbuch mussten<br />

Punkte wie Riskmanagement und Mitarbeiter-Awareness<br />

neu erarbeitet werden. Es galt,<br />

Risiken und Maßnahmen zusammenzuführen<br />

– also die vorhandenen „Puzzleteile“ systematisch<br />

zu einem Gesamtüberblick zu erfassen.<br />

Fabasoft setzt das ISO-27001-Zerti-<br />

Informationssicherheit nahtlos<br />

in das Qualitätsmanagement<br />

integrieren: Laut Karen Daghofer,<br />

Quality- und Information-<br />

Security-Manager bei Fabasoft,<br />

ging das sogar ohne Berater<br />

vonstatten. Beim Hersteller<br />

von Standardsoftware für<br />

Electronic Government und<br />

Content Applications konnte<br />

das Informationssicherheitssystem<br />

innerhalb von acht Monaten<br />

integriert und zertifiziert<br />

werden.<br />

Foto: Fabasoft<br />

fikat seither gezielt als Wettbewerbsvorteil<br />

bei Ausschreibungen, auf der Homepage und<br />

auf Kundenevents ein.<br />

„Leichter als erwartet“<br />

Viele Unternehmen verfügen auch aufgrund<br />

von Branchen-Standards oder Richtlinien<br />

über definierte Prozesse, die die Einführung<br />

von Informationssicherheit erleichtern. Synergien<br />

mit der US-Richtlinie Sarbanes Oxley<br />

nutzte Selected Services/Pool4tool, ein<br />

Spezialist für elektronische Beschaffung als<br />

Saas (Software as a Service) mit über 50 Mitarbeitern:<br />

„Die ISO-27001-Einführung gestaltete<br />

sich leichter als erwartet“, berichtet<br />

Chief Technical Officer Michael Rösch.<br />

„Aufgrund unserer US-Geschäfte hatten wir<br />

SOX-konforme Prozesse im Haus. Da sich<br />

die IT-Security-Anforderungen beider Regelwerke<br />

überschneiden, konnten wir auf<br />

dem Vorhandenen aufsetzen.<br />

Schneller beim Kunden<br />

Die seither lückenlose Prozess-Dokumentation<br />

schaffte Transparenz im Unternehmen.<br />

Michael Rösch: „Durch Incident Management<br />

nach ISO 27001 konnten wir Support-<br />

Prozesse, Workflows und den Einsatz von<br />

Trouble Tickets optimieren. Unsere Kunden<br />

spüren dies in Form verkürzter Reaktionsund<br />

Durchlaufzeiten.“<br />

Haftung<br />

minimieren<br />

Auch der Standard<br />

für Provider im Online-Zahlungsverkehr<br />

„Payment Card<br />

Industry Certification“<br />

weist inhaltliche<br />

Parallelen mit<br />

dem Thema Informationssicherheit<br />

auf. So ist die bwin-<br />

Tochter CQR Payment<br />

Solutions mit<br />

90 Mitarbeitern bereits<br />

seit zwei Jahren<br />

nach ISO 27001<br />

zertifiziert: „Während<br />

PCI technisch<br />

„Die ISO-<br />

27001-Einführung<br />

gestaltete<br />

sich leichter als<br />

erwartet“,<br />

berichtet Chief<br />

Technical<br />

Officer Michael<br />

Rösch vom<br />

Anwender -<br />

unternehmen<br />

Selected<br />

Services.<br />

Foto: Selected<br />

Services<br />

INFO-POINT<br />

KOMMUNIKATION & IT<br />

ausgerichtet ist, profitieren wir durch ISO<br />

27001 von Awareness-Maßnahmen und Security-Prozessen<br />

für sämtliche sensiblen Informationen“,<br />

so Oliver Eckel, Head of Internal<br />

Audit and Corporate Security bei<br />

bwin. Zusätzlich sieht er Vorteile für die Umsetzung<br />

von Euro-SOX: Die IT-Security-Aspekte<br />

der 8. EU-Richtlinie könne man direkt<br />

aus ISO 27001 ableiten. Zudem würden Haftungsrisiken<br />

aufgrund der geprüften Dokumentation<br />

minimiert.<br />

Change Management<br />

„Bei einer ISO-27001-Zertifizierung handelt<br />

es sich um Anforderungen, die man früher<br />

oder später ohnehin umsetzen sollte“, meint<br />

Eckel. Viele Prozesse waren bei CQR schon<br />

definiert. Aber durch die Einführung des Managementsystems<br />

wurden diese in einer einheitlichen<br />

Struktur abgebildet. Vom User bis<br />

zur Software werden Änderungsprozesse<br />

nun nachvollziehbar durch Change und Configuration<br />

Management geregelt. Als Tipp<br />

für eine effiziente Implementierung fasst<br />

CIS-Geschäftsführer Erich Scheiber zusammen:<br />

„Zeitpuffer einplanen und immer wieder<br />

einen Schritt zurückzugehen, um die Gesamtheit<br />

zu betrachten. Das System muss<br />

schlank und effektiv sein. Dann ist es wirtschaftlich<br />

und bietet höchstmöglichen<br />

Schutz nach dem Stand der Technik.“ Ü<br />

ISO 27001: ganzheitliche Informationssicherheit<br />

Der internationale Standard für Informationssicherheit ISO<br />

27001 umfasst neben einem strukturierten Vorgehen bei ITtechnischen<br />

Fragen je nach den individuellen Anforderungen<br />

auch Organisation, Mitarbeiter-Awareness, Risk-Management<br />

oder physische Sicherheit wie Gebäudeschutz.<br />

Die Umsetzung erfolgt mittels Daten-Klassifizierung, Policies<br />

und Maßnahmenkontrolle nach dem Prozessverbesserungsansatz<br />

Plan-Do-Check-Act. Damit bietet ISO 27001 ein<br />

systematisches Management-Framework zum ganzheitlichen<br />

Schutz von Informationen. Gemäß dem gesetzlich geforderten<br />

Sorgfaltsgrundsatz reduziert eine ISO-27001-Zertifizierung<br />

das Haftungsrisiko bei Datenschutzklagen.<br />

Die akkreditierte Zertifizierungsorganisation für Österreich<br />

ist die CIS - Certification & Information Security Services<br />

GmbH. www.cis-cert.com<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 47


MENSCHEN & MÄRKTE<br />

Kompetenz<br />

ausgebaut<br />

Das ACR-Netzwerk holt sich<br />

das Welser Forschungsinstitut<br />

ASiC (Austria Solar Innovation<br />

Center) ins Boot – und baut so<br />

die Kompetenz im Bereich „Erneuerbare<br />

Energien“ weiter aus.<br />

„Das Leistungsspektrum von<br />

ASiC mit dem Bereich Solartechnik<br />

ist die optimale Ergänzung<br />

der bereits im ACR-Netzwerk<br />

bestehenden Kompetenzen<br />

für erneuerbare Energie-technologien.<br />

Wir rechnen mit neuen<br />

Impulsen, von denen vor allem<br />

jene KMU profitieren werden,<br />

die sich für Sonnenenergie und<br />

thermische Speichertechnik interessieren“<br />

freut sich DI Dr. Johann<br />

Jäger, ACR-Geschäftsführer<br />

über das neue Mitglied. Mit<br />

dem ASiC umfasst die ACR somit<br />

sechzehn österreichische ko-<br />

Krankenstände steigen an<br />

Den oberösterreichischen Unternehmen<br />

sind in den letzten vier Jahren<br />

durch den Anstieg der Krankenstände<br />

zusätzlich Mehrkosten von<br />

90 Millionen Euro entstanden. Für<br />

WK-Präsident Rudolf Trauner besteht<br />

angesichts dieser Zahlen akuter<br />

Handlungsbedarf: „Jeder erkrankte<br />

Mitarbeiter muss die bestmögliche<br />

medizinische Behandlung<br />

und die notwendige Zeit zur Genesung<br />

bekommen. Wer seinen Krankenstand<br />

hingegen mit verschuldet<br />

oder missbräuchlich herbeiführt<br />

und dadurch die Firma, seine Kollegen<br />

und den Sozialstaat schädigt,<br />

operative Forschungsinstitute. High-Tech Fonds<br />

WK-Präsident Rudolf Trauner sieht bei den<br />

Zahlen der Krankenstände Handlungsbedarf<br />

Foto: WKOÖ<br />

muss Konsequenzen erleben!“ Laut WKOÖ werden immer mehr Krankenstände<br />

durch eigenes Fehlverhalten mit verursacht oder sogar der Krankenstand bewusst<br />

missbräuchlich in Anspruch genommen. Man bleibt aus „persönlichen Gründen“<br />

zu Hause, ohne krank zu sein. Gerade hier muss man ansetzen, um Krankenstände<br />

nachhaltig zu senken.<br />

Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich wird für junge, innovative Unternehmen<br />

um einen starken Eckpfeiler reicher: Auf Initiative von Wirtschaftslandesrat Viktor<br />

Sigl haben das Wirtschaftsressort des Landes OÖ und oberösterreichische<br />

Banken mit Unterstützung der Europäischen Union (EFRE-Mittel) einen neuen<br />

OÖ-HighTech-Fonds geschaffen. Dieser ist für Start up-Finanzierungen innovativer<br />

Gründer vorgesehen. Mehr als 11 Millionen Euro stehen zur Verfügung.<br />

Ziel ist es, damit absolute HighTech-Gründer zu unterstützen und sie in Oberösterreich<br />

zu halten und begleiten:<br />

vielleicht bringt zum Beispiel<br />

der Softwarepark Hagenberg<br />

ja schon demnächst ein<br />

neues oö. Microsoft oder Apple<br />

oder als Produkt ein Mühlviertler<br />

I-Pad oder I-Phone hervor.<br />

Dr. Friedrich Filzmoser, Geschäftsführer<br />

Sparte Bank und Versicherung<br />

der WKO OÖ, LR Viktor Sigl und<br />

Dr. Franz Gasselsberger, MBA, Obmann<br />

Sparte Bank und Versicherung<br />

der WKO OÖ Foto: Land Oberösterreich


Das Internet der Dinge<br />

Anfang der 90er Jahre formulierte Mark<br />

Weiser in der Arbeit „The Computer of<br />

the 21st Century“ seine Vision von „Ubiquitous<br />

Computing“: „Die grundlegendsten<br />

Technologien sind jene, die verschwinden.<br />

Sie gehen mit der Struktur des Alltagslebens<br />

eine Verbindung ein, die sie schließlich von<br />

diesem ununterscheidbar macht.“ Seiner Ansicht<br />

nach müssen dafür drei Voraussetzungen<br />

gegeben sein: billige, energie-effiziente<br />

Computer mit geeigneten Displays, ein<br />

Netzwerk, sie alle zu verbinden, sowie Software-Systeme<br />

für verteilte Applikationen.<br />

Mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich<br />

Foto: © evolaris next level/Christian Sahin<br />

der Mobilfunktechnik<br />

erfüllt sich diese<br />

Vision mehr und<br />

mehr. Insbesondere<br />

die Integration von<br />

NFC (Near Field<br />

Communication), einer<br />

Technologie zur<br />

funkbasierten Datenübertragung<br />

in<br />

Handys, ist ein weiterer<br />

wesentlicher<br />

Schritt in diese Richtung: In Zukunft werden<br />

sehr viele Objekte des alltäglichen Lebens<br />

mit kleinen Chips („Tags“)<br />

ausgestattet sein, die durch<br />

das In-die-Nähe-Bringen von<br />

NFC-Mobiltelefonen aktiviert<br />

und ausgelesen werden<br />

können. Damit werden zahlreiche<br />

Informationen zu diesen<br />

Objekten auf Knopfdruck<br />

verfügbar sein. „Nexus S“,<br />

das neueste Handy von Google,<br />

ist bereits mit der NFC<br />

Technologie ausgestattet.<br />

Aktuell laufen Versuche in<br />

Portland, USA, bei denen auf<br />

Foto: © iStockphoto.com/Vasiliy Yakobchuk<br />

KOMMUNIKATION & IT<br />

Türen und Fenstern von Restaurants und<br />

Shops Tags angebracht werden, die mit diesem<br />

Mobiltelefon ausgelesen und mit deren<br />

Hilfe einfach Zusatzinformationen wie etwa<br />

Angebote oder Kundenrezensionen abgerufen<br />

werden können. Mit evolaris, dem Grazer<br />

Kompetenzzentrum für Mobile Technologien,<br />

untersucht eine österreichische Forschungseinrichtung,<br />

welche weiteren Anwendungsfälle<br />

der NFC-Technologie, beispielsweise<br />

im Bereich der Zutrittskontrolle<br />

oder dem Bezahlen per Handy, entstehen und<br />

welche das Potenzial haben, entsprechend<br />

Weisers Vision ununterscheidbar in unser<br />

Alltagsleben intergiert zu werden. Ü<br />

www.evolaris.net


KOMMUNIKATION & IT<br />

„Smarter Cities“ – die Zukunft der Städte und Regionen<br />

Sichere Stadtviertel, funktionierender<br />

Verkehr,<br />

erstklassige Schulen,<br />

günstige Wohnungen – all das<br />

ist möglich – und noch mehr<br />

in der Stadt der Zukunft. Konzipiert<br />

und gestaltet wird ein<br />

entsprechendes Modell<br />

(„Smarter Cities“) von den Visionären<br />

und Praktikern bei<br />

IBM. „Eine Stadt – und die Herausforderung,<br />

die sie uns Menschen stellt – endet<br />

nicht an der Stadtgrenze, sondern sie erstreckt<br />

sich über den ganzen Bereich, in dem<br />

oft Zigtausende Pendler täglich unterwegs<br />

sind, wo Leitungen verlaufen, Strom, Energie<br />

und Informationen fließen“, sagt Michael<br />

Schramm, Business Development Executive<br />

bei IBM Österreich. Das Ziel: Eine gesunde<br />

Wirtschaft und den Wohlstand für die Bürger<br />

zu unterstützen, indem die physische, die<br />

computergestützte, die soziale und die geschäftliche<br />

Infrastruktur miteinander sinnvoll<br />

verbunden werden. „Es gilt dabei, die<br />

kollektive Intelligenz einer Region zu nutzen“,<br />

beschreibt Schramm.<br />

Daher startete IBM nun ihre auf drei Jahre<br />

ausgelegte „Smarter Cities Challenge“, in<br />

die der Konzern insgesamt 35 Millionen<br />

„Es gilt, die kollektive Intelligenz<br />

einer Region zu nutzen“,<br />

sagt Michael Schramm, Business<br />

Development Executive<br />

bei IBM Österreich.<br />

Foto: IBM<br />

Euro investiert. Weltweit sollen<br />

100 Städte fit für die Zukunft<br />

gemacht werden. „Jeder Stadt kommen<br />

dabei Leistungen in Form von Technologien<br />

und Know-how im Wert zwischen 190.000<br />

und 300.000 Euro zu“, kündigt Schramm an.<br />

Erste eindrucksvolle Beispiele gibt es bereits.<br />

In Stockholm helfen smarte Verkehrssysteme,<br />

Staus zu verhindern und Emissionen<br />

zu reduzieren. Ebenso in Singapur und<br />

Brisbane. In São Paulo verbessert ein smartes<br />

Wasser-Management die Qualität des<br />

Trinkwassers. Auf Malta spart man durch intelligent<br />

vernetzte Versorgungssysteme zugleich<br />

Wasser und Strom. Auch unter sozialen<br />

und umweltorientierten Aspekten profitieren<br />

die Menschen in den Städten von intelligenten<br />

Lösungen. Informationen über<br />

Bewerbungsmodalitäten und -voraussetzungen<br />

finden sich auf der Homepage des Unternehmens<br />

(www.ibm.at). Ü<br />

NEUE GENERALDIREKTORIN<br />

IBMs First Lady in Österreich<br />

Seit Anfang des Jahres zeichnet Tatjana<br />

Oppitz als neue Generaldirektorin<br />

der IBM Österreich verantwortlich.<br />

Die 1962 in Kalkutta (Indien) geborene<br />

Diplomatentochter, die ihre<br />

Ausbildung sowie ihr Wirtschaftsstudium<br />

in Wien absolvierte, begann<br />

ihre IBM-Karriere als Direktorin des<br />

Softwarebereichs. Nach einigen internationalen<br />

Stationen (u.a. Paris)<br />

kehrte sie nun nach Wien zurück,<br />

um die Leitung des Konzerns zu<br />

übernehmen. Mehr zu Tatjana Oppitz<br />

lesen Sie in einer der kommenden<br />

Ausgaben.<br />

Tatjana Oppitz, die<br />

neue Generaldirektorin<br />

von IBM<br />

Österreich, blickt<br />

auf eine steile internationaleKarriere<br />

im Konzern<br />

zurück.<br />

Foto: IBM


52<br />

KOMMUNIKATION & IT<br />

Mit UPC Business in die Cloud<br />

UPC Business bietet sowohl in-<br />

ternationalen Konzernen, als<br />

auch regionalen Unternehmen<br />

Cloud- und Hosted-Services für<br />

mehr Flexibilität und Effizienz.<br />

Cloud Service:<br />

„Office 365“ für Businesskunden<br />

Weltweit ist UPC Business einer der<br />

ersten Partner von Microsoft, der die<br />

neue Cloud Service Lösung „Office<br />

365“ anbieten wird. Cloud Services ermöglichen<br />

den bequemen und mobilen<br />

Zugriff auf Software und Unternehmensdaten,<br />

einfach online über einen<br />

Webbrowser. „Office 365“ bietet Exchange<br />

Server, SharePoint Funktionalität<br />

sowie Lync (Audio/Videokonferenzen,<br />

Instant Messaging und Presence),<br />

optional mit Office Professional mit z.<br />

B. Word oder Excel, in einer einzigen<br />

Cloud Service-Lösung. „Mit dieser<br />

Partnerschaft können wir zukunftsorientierte<br />

und kosteneffiziente Pakete anbieten und vor<br />

allem KMU mit One-Stop-Shop Lösungen<br />

ausstatten“, sagt Peter Ronge, Vice President<br />

bei UPC Austria, verantwortlich für Geschäftskunden.<br />

Hosted Exchange:<br />

mobiler Zugriff auf alle Daten<br />

Für große Firmen längst schon Standard,<br />

jetzt auch für KMU und Freiberufler: UPC<br />

stellt Businesskunden Exchange Server<br />

Funktionalität mit E-Mail-Postfächern und<br />

(Kein) Mangel an Ideen<br />

Nachhaltige Innovationsimpulse werden<br />

in Zukunft verstärkt über Vernetzung,<br />

gegenseitige Befruchtung und enge Zusammenarbeit<br />

erzielt werden. Dem trägt die<br />

von 3M initiierte Kreativ-Plattform www.zukunft-innovation.com<br />

Rechnung. Die Open-<br />

Innovation-Plattform,<br />

die innovationsfreudigeUnternehmen<br />

und kreative<br />

Denker vernetzt,<br />

will einen<br />

Beitrag zur Förderung<br />

der Innovationskultur<br />

leisten. Profitieren<br />

sollen Unternehmen<br />

und Organisationen,<br />

die effizienten<br />

Zugang zu „Crowd Intelligence“<br />

suchen,<br />

ebenso wie die Mitglieder<br />

dieser Community, die für<br />

die Entwicklung von Ideen<br />

und Lösungsvorschlägen honoriert<br />

werden. „Nicht wo und wie<br />

neues Wissen entsteht, ist bedeutend – die<br />

wesentliche Frage ist, durch wen und wie<br />

schnell die Idee umgesetzt wird und eine<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Neuerung auf dem Markt eingeführt werden<br />

kann“, erklärt Felix Thun-Hohenstein, Managing<br />

Director 3M Österreich und Schweiz,<br />

den Ansatz. „Grundsätzlich geht es um die<br />

Möglichkeit, Ideen zu sammeln und einer<br />

möglichen Realisierung zuzuführen – Ideen,<br />

die sonst wahrscheinlich<br />

niemals die Chance auf<br />

Umsetzung gehabt hätten<br />

und somit verloren<br />

wären.“ Als internationalerTechnologiekonzern<br />

sehe man es<br />

als Aufgabe, Innovationskultur<br />

und<br />

Innovationsbereitschaft<br />

zu<br />

Peter Ronge, Vice President bei UPC Austria<br />

Fotos: UPC Austria<br />

Speicherplatz zur Verfügung. Damit ist<br />

der Zugriff auf E-Mails, Kontakte und<br />

die Aufgabenverwaltung von überall<br />

möglich. Somit wird vernetzte Kommunikation<br />

mit mobilem Zugriff auf alle<br />

Daten auch für kleine Unternehmen zu<br />

einem hervorragendem Preis-/Leistungsverhältnis<br />

möglich. Das Service<br />

gibt’s bei UPC Business bereits ab €<br />

6,90 monatlich (exkl. USt.).<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.upcbusiness.at oder unter 059<br />

999 4444.<br />

forcieren – und Unternehmen ein interdisziplinäres<br />

und branchenübergreifendes Arbeits-Tool<br />

zu bieten. Von Vorteil erweist sich<br />

dabei, dass die Kreativ-Plattform – als Erste<br />

ihrer Art – punktgenau auf die Bedürfnisse<br />

des deutschsprachigen Wirtschaftsraums zugeschnitten<br />

ist. Bis dato hat die Internet-<br />

Community – 905 registrierte Innovatoren –<br />

zu 18 Fragen insgesamt 2.490 Ideen geliefert.<br />

Die Fragestellungen reichten dabei von<br />

neuen Dienstleistungs-Angeboten am Bankomat<br />

über die (Re-)Positionierung der<br />

Forschungsförderung bis zu<br />

kreativen Give-Aways oder die<br />

Web-Nutzung in der Tourismus-<br />

Kommunikation. Namhafte Unternehmen<br />

wie Siemens, IBM, SIX Multipay<br />

oder WienTourismus haben Zukunft-Innovation<br />

bereits zur Ideenfindung genutzt. Ü<br />

www.zukunft-innovation.com<br />

Fotos: 3M


Österreichisches Know-How für E-Fahrzeug mit Brennstoffzelle<br />

Probefahrt mit Elektro-Auto in Graz<br />

Das Ziel der internationalen Automobilindustrie liegt langfristig in<br />

einer umweltverträglichen, nachhaltigen Mobilität, die durch CO 2-<br />

neutrale Energieträger erreicht werden soll. Dazu zählen neben<br />

Wasserstoff auch Bio-Treibstoffe sowie „grüner“ Strom als Teil ei-<br />

nes zukünftigen Energiesektors. Als zuverlässiger Partner der Au-<br />

tomobilindustrie unterstützt der Grazer Entwickler für die unter-<br />

schiedlichsten Antriebssysteme AVL dieses Vorhaben durch die Ent-<br />

wicklung hocheffizienter Antriebe, die diese Energieträger nutzen.<br />

Der AVL Fuel Cell Commuter (AVL<br />

FCC), ein Elektroauto mit Brennstoffzellen-Range<br />

Extender, wurde auf der<br />

Weltausstellung in Shanghai bei der „Austrian<br />

Tec Week“, wo sich Österreich als<br />

Technologieland präsentierte, vorgestellt. In<br />

China kann man in den Großstädten bereits<br />

Tausende Elektrofahrräder im Verkehr ausnehmen,<br />

was sich ganz im Sinne von Chinas<br />

E-Politik entwickelt. Die Regierung hat das<br />

Ziel proklamiert, bis zum Jahr 2030 rund 80<br />

Prozent aller weltweiten Elektroautos in<br />

China zu produzieren.<br />

Nun tummeln sich in Chinas Großstädten<br />

lautlose Elektromopeds und sogenannte Pedelecs<br />

auf den Straßen, das sind mit Elektromotor<br />

ausgestattete Fahrräder, die als Vorstufe<br />

des mit heuer startenden Fünf-Jahres-<br />

Plans der chinesischen KP zur Förderung<br />

von Elektrofahrzeugen gelten. Österreich<br />

will von diesen ehrgeizigen Plänen der chinesischen<br />

Wirtschaft profitieren, und so unterstützen<br />

Verkehrsministerium, das Austrian<br />

Institute of Technology (AIT) sowie die Außenwirtschaft<br />

Österreich heimische Unternehmen,<br />

die auf Elektromobilität setzen.<br />

„Was die Herstellung von Lithium-Ionen-<br />

Batterien betrifft, führt an Asien derzeit kein<br />

Weg vorbei“, meint Franz Pirker, Leiter des<br />

Mobility Departments des AIT, der auf Aufträge<br />

aus China hofft. Die Nachfrage nach<br />

Elektrifizierung von Fahrzeugen ist in China<br />

groß. Im AVL Shanghai Tech Center wurde<br />

kürzlich ein modernes Batterie-Labor mit<br />

Testgeräten, Simulatoren und dazugehörigen<br />

Automatisierungssystemen eröffnet. Damit<br />

setzt AVL im Bereich der Batterieentwicklung<br />

einen weiteren Schritt in Richtung Elektrifizierung<br />

des Antriebsstranges.<br />

Der wesentliche Vorteil des AVL FCC, der<br />

Ausgestattet ist das AVL FCC mit einer bereits<br />

zur Serienreife entwickelten Diagnosetechnik.<br />

Diese analysiert permanent den Zustand<br />

der Brennstoffzelle und behebt Fehler<br />

umgehend, was die Lebensdauer der Brennstoffzelle<br />

deutlich erhöht. Fotos: AVL<br />

frappant an ein Golfwagerl erinnert, liegt in<br />

seiner kontinuierlichen Verfügbarkeit durch<br />

die deutlich verkürzte Ladezeit: Das Tanken<br />

von Wasserstoff dauert nur wenige Minuten,<br />

im Vergleich dazu benötigt das Aufladen einer<br />

Batterie ein paar Stunden. Möglich<br />

macht diese Zeitersparnis eine kleine Brennstoffzelle<br />

im Range Extender. Dadurch können<br />

Batterien im Auto kleiner dimensioniert<br />

SERVICE<br />

werden. Bei einer mittleren Geschwindigkeit<br />

von rund 20 Stundenkilometern soll eine<br />

Reichweite von 150 Kilometer möglich sein.<br />

Das AVL FCC ist ein Zero Emission Vehicle,<br />

das durch die luftgekühlte Brennstoffzelle<br />

ausschließlich Wasserdampf emittiert. Das<br />

eingebaute Diagnosetool, das ständig den<br />

Zustand der Brennstoffzelle analysiert und<br />

Fehler sofort behebt, wurde ebenso in der<br />

Steiermark entwickelt wie der Wasserstofftank<br />

am Heck des Wagens. Diese zukunftsweisende<br />

Technologie im AVL FCC ist das<br />

Ergebnis eines gemeinsam mit der Tongji<br />

Universität durchgeführten Forschungsprojekts,<br />

das aus Mitteln des Klimafonds unterstützt<br />

wird.<br />

Wenn auch das AVL FCC nicht für den öffentlichen<br />

Bereich gedacht ist, im März wird<br />

das Fahrzeug nach Graz überstellt und bis<br />

Ende des Jahres für den Versuchsbetrieb im<br />

Einsatz stehen, bevor es der Tongji Universität<br />

in Shanghai für studentische Forschungsarbeiten<br />

zur Verfügung gestellt wird<br />

und 2015 in Serie gehen soll. Ü<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 53


54<br />

INTEGRATION<br />

Zuwanderung gibt es seit vielen Jahrzehnten in<br />

Österreich. Das Management von Integration wird<br />

jedoch erst seit rund zehn Jahren zum Thema<br />

gemacht. Die Wirtschaft mit ihrem nüchternen Zu-<br />

gang nach geeignetem und fachlich qualifiziertem<br />

Personal zerbricht sich, sobald der Bedarf gedeckt<br />

ist, auch selten den Kopf über die gesellschafts -<br />

politischen Auswirkungen von Immigration.<br />

Integration auf dem Prüfstand:<br />

Zwischen Vorurteilen<br />

und Wirtschaftsaufschwung<br />

Faktum ist: In Österreich leben rund 815.000 Personen mit ausländischem<br />

Pass, das sind 9,8 Prozent unserer Bevölkerung. Die<br />

Zahl jener Menschen in unserer Heimat, die im Ausland geboren<br />

sind, beläuft sich auf rund eine Million. 17 Prozent der österreichischen<br />

Bevölkerung hat Migrationshintergrund. In Wien ist es mehr<br />

als ein Drittel, d.h. es handelt sich um Personengruppen, die große<br />

Bedeutung für die Zusammensetzung der Gesellschaft haben.<br />

Waren es Anfang der 1960er Jahre Italiener, die zur Behebung des<br />

Arbeitskräftemangels für die Bauwirtschaft angeworben wurden, so<br />

waren es in der Folge Arbeitskräfte aus dem ehemaligen Jugoslawien<br />

und aus der Türkei. Das „Gastarbeiter-System“ funktionierte allerdings<br />

nur bedingt, denn wie ursprünglich als Gäste geplant, ließen<br />

sich bereits in den 1970er Jahren viele von ihnen dauerhaft in Österreich<br />

nieder. „Zusammenfügen zu etwas Neuem“ kann man im Le-<br />

ENTWICKLUNGSGESCHICHTE<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Von Marie-Theres Ehrendorff<br />

xikon unter dem Stichwort „Integration“ finden. Zuwanderung findet<br />

statt, doch die Rahmenbedingungen zu schaffen, um Integration zum<br />

Mehrwert für Österreich zu machen, ist Aufgabe der Politik.<br />

Mit einer Arbeitslosenquote von durchschnittlich 10,4 Prozent im<br />

Vorjahr lag die Beschäftigungslosigkeit bei Menschen ausländischer<br />

Staatsbürgerschaft deutlich über jener von Österreichern mit 6,9 Prozent.<br />

Was auch darauf zurückzuführen ist, dass viele Neuzuwanderer<br />

ihre im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen zum Schaden<br />

für die heimische Wirtschaftsleistung nicht einsetzen können.<br />

Eine zentrale Frage ist in diesem Zusammenhang zweifelsohne die<br />

Anerkennung von Ausbildungen. „Die Nostrifikation ist in Österreich<br />

ein sehr komplexes und zähes Verfahren“, seufzt Integrationsstadträtin<br />

Sandra Frauenberger, „das muss vereinfacht werden, damit wir<br />

im Wettbewerb um die besten ,Hände und Köpfe‘ bestehen können.“


„Das Miteinander beginnt<br />

in den Köpfen der Menschen“,<br />

ist sich Mag. Arzu Sedef bewusst,<br />

die auch bei ihren Auslands -<br />

aufenthalten immer das<br />

Gemeinsame sucht.<br />

Foto: privat<br />

Um sich im „Dschungel“ Nostrifikation<br />

auszukennen, hat sie ein<br />

Kompetenzzentrum für Beratung bei<br />

Nostrifikationen im Wiener ArbeitnehmerInnen<br />

Förderungsfonds<br />

(WAFF) geschaffen, wo jene über 60<br />

Prozent von Neuzuwanderern in<br />

Wien, die sehr gut ausgebildet sind,<br />

beraten werden. Denn „das Nostrifikationsverfahren<br />

gleicht derzeit einer<br />

8000er Bergbesteigung ohne<br />

Sauerstoffgerät, und ich werde mich<br />

auch für die Errichtung von dezentralen,<br />

unabhängigen Validierungszentren<br />

als Bundeseinrichtung stark<br />

machen“, verspricht sie. Außerdem<br />

wird ab nächstem Jahr eine Gesamtevaluierung<br />

der Deutschkursmaßnahmen<br />

stattfinden, denn Bildung ist<br />

auch Sprachkompetenz. In dieses<br />

Horn stößt auch Wirtschaftskammer-Wien-Präsidentin<br />

Brigitte Jank,<br />

wenn sie meint, „Wiens Wirtschaft spricht alle Sprachen. Migrantische<br />

Unternehmer aus über 100 Ländern prägen unsere Wirtschaft<br />

ganz entscheidend. Sie tragen zu jenem ausdifferenzierten Angebot<br />

bei, das die Qualität des Standortes ausmacht und eröffnen durch<br />

ihre interkulturellen Kompetenzen der Wiener Wirtschaft neue Perspektiven<br />

im Außenhandel.“<br />

Diese Chancen nützte auch der Wiener Unternehmer Davor Sertic.<br />

Vor 44 Jahren in Kroatien geboren und mit zwei Monaten nach Wien<br />

übersiedelt worden, hatte er nach der HTL-Matura in Hochbau mit<br />

einem Magister in Betriebswirtschaftslehre sein Studium abgeschlossen.<br />

Nach einem Job bei LKW-Walter ist der Gastarbeitersohn, dessen<br />

Eltern – gelernte Kaufleute, die im Gastgewerbe gejobbt haben,<br />

aber bald ihr eigenes Lokal führten – in der Transportbranche hängengeblieben.<br />

Nun leitet er sein eigenes Unternehmen „unitcargo“,<br />

wo er als LKW-Ladungsspediteur Komplettlösungen anbietet und<br />

seine Laster quer durch Europa, die Türkei und den Orient schickt.<br />

Mit zehn Mitarbeitern, die aus den unterschiedlichsten Ländern kommen,<br />

setzt er jährlich über sechs Millionen Euro um. „Unsere Unternehmenssprache<br />

ist Deutsch, aber ohne die Kenntnis der diversen<br />

süd-osteuropäischen Sprachen und Türkisch wäre unser Unternehmen<br />

sicherlich nicht so erfolgreich“, bekennt Sertic, der bereits 2005<br />

ein Büro in Istanbul und 2006 eines in der Slowakei eröffnet hat. Der<br />

Blick über den Tellerrand ist ganz im Sinne von Davor Sertic, wenn<br />

er meint, „schließlich war mein Ur-Großvater bereits Soldat in der<br />

österreichisch-ungarischen Monarchie, und so schließt sich der Kreis<br />

wieder“.<br />

Graz setzt auf Arbeitsmöglichkeit<br />

Rund 38.000 Menschen, das sind rund 14,9 Prozent aus 156 Nationen,<br />

leben in der steirischen Landeshauptstadt Graz. 1,2 Millionen<br />

Euro investiert die Stadt an der Mur in Integrationspolitik, da der<br />

Anteil von Zuwanderern seit Jahren kontinuierlich steigt. Das Problem<br />

der Ghettoisierung sowie überfüllter Pflichtschulen mit hohem<br />

Anteil an nicht ausreichend Deutsch sprechenden Schülern, geht<br />

auch an Österreichs zweitgrößter Stadt nicht spurlos vorüber. „Es<br />

wird zu oft schwarz-weiß gezeichnet und damit am Leben vorbeigemalt“,<br />

relativiert Bürgermeister Siegfried Nagl, „denn Integration<br />

ist nichts anderes als Akzeptanz von beiden Seiten.“ Graz hat nun<br />

ein Integrationskonzept erarbeitet, in dem festgeschrieben ist, wie<br />

gelungene Integration als gleichberechtigte Teilhabe der „neuen Grazer<br />

und Grazerinnen“ am gesellschaftlichen Leben der Stadt funktionieren<br />

soll. Ein zentraler Bestandteil ist die Arbeitsmöglichkeit<br />

aller in Österreich lebenden Personen. Graz war Vorreiter in Österreich<br />

bei der Anstellung von Asylwerbern. „Wir sollen nicht nur Pro-<br />

INTEGRATION IN ÖSTERREICH<br />

Österreichischer Integrationsfonds (ÖIF)<br />

INTEGRATION<br />

Vor mehr als 50 Jahren ins Leben gerufen, um eine Einrichtung<br />

für Flüchtlinge, die damals vornehmlich aus Ungarn<br />

kamen, zu gründen, hat sich der Österreichische Integrationsfonds<br />

(ÖIF) als professionelle Einrichtung etabliert, die<br />

heute als Ansprechpartnerin für Flüchtlinge, Zuwanderer<br />

sowie die einheimische Bevölkerung fungiert. „Wir glauben,<br />

dass Integration nur dann funktionieren kann, wenn auch<br />

die österreichische Mehrheitsgesellschaft Faktenwissen<br />

hat, sich auskennt, sich orientieren kann, die Realitäten<br />

sieht, die Probleme und Herausforderungen erkennt, diese<br />

punktgenau benennt und auf dieser Basis<br />

versucht, entsprechende Strategien zu entwickeln“,<br />

gibt Alexander Janda, Geschäftsführer<br />

des Integrationsfonds, die Zielrichtung<br />

vor.<br />

Alexander Janda,<br />

Geschäftsführer des<br />

Österreichischen Integrationsfonds<br />

Foto: Helmreich<br />

Aufgaben des Integrationsfonds:<br />

Neben der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans<br />

für Integration des Innenministeriums<br />

setzt der Integrationsfonds Schwerpunkte<br />

im Bereich der Sprachvermittlung,<br />

der Bildung und beruflichen Qualifizierung sowie der Integration<br />

in den Arbeitsmarkt. „In Zusammenarbeit und<br />

ergänzend mit dem AMS entwickeln wir spezifische Bildungsangebote<br />

für bestimmte Zielgruppen, von denen wir<br />

glauben, dass sie den Interessen und Fähigkeiten dieser<br />

Menschen entsprechen und arbeitsmarktrelevant sind.<br />

Das sind Nischen, die wir projektorientiert betreuen, wie<br />

zum Beispiel im Pflegebereich, wo es großen Bedarf an<br />

Pflegehelfern gibt und wir Zuwanderer oder Flüchtlinge<br />

sprachlich und inhaltlich auf diese Aufgabe vorbereiten<br />

können“, verknüpft Janda praxisnah die Interessen von<br />

Wirtschaft und Integration.<br />

Migranten haben es nach wie vor deutlich schwerer, am<br />

Arbeitsmarkt Fuß zu fassen als ihre österreichischen Kollegen.<br />

„Die Gründe dafür sind vielfältig“, kennt Alexander<br />

Janda die Probleme ausländischer Staatsbürger.<br />

„Neben mangelnden Sprachkenntnissen und der oftmals<br />

lücken haften Anerkennung von im Ausland erworbenen<br />

Qualifikationen ist bei qualifizierten Migranten das Fehlen<br />

persönlicher Netzwerke und informeller Kenntnisse über<br />

den Arbeitsmarkt Ursache für die geringe Arbeitsmarktintegration.“<br />

Das vor zwei Jahren gestartete und im deutschen<br />

Raum einzigartige Projekt „Mentoring für MigrantInnen“<br />

will Abhilfe schaffen. „Durch die Hilfe von engagierten<br />

Mentorinnen und Mentoren aus der heimischen Wirtschaft<br />

gelingt es oftmals, qualifizierten Migrantinnen und Migranten<br />

eine rasche Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen“,<br />

erklärt Alexander Janda die von der EU als<br />

Best-Practice-Beispiel geführte Initiative, die gemeinsam<br />

mit dem AMS und der Wirtschaftskammer durchgeführt<br />

wird. Und die Bilanz darf sich sehen lassen: Mehr als 300<br />

Mentoring-Paare werden österreichweit betreut, 80 Prozent<br />

der Mentorinnen bzw. Mentoren betonen, dass auch sie von<br />

der Partnerschaft profitiert haben, und jedem dritten Mentee<br />

gelang es, bereits während der Mentorenschaft eine<br />

Arbeit zu finden.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 55


56<br />

INTEGRATION<br />

bleme sehen“, bemerkt der für Integration zuständige<br />

Grazer Gemeinderat Thomas Rajakovics,<br />

„sondern auch die Chancen erkennen. Die Märkte<br />

gehen im Osten auf, da ist es unumgänglich diese<br />

betreffenden Sprachen zu beherrschen.“ Dies ist<br />

auch Siegfried Nagl ein Anliegen. „Die Stadt Graz<br />

wendet 250.000 Euro jährlich freiwillig auf, um in Kindergärten mit<br />

einem Anteil von mindestens 70 Prozent Kindern nicht-deutscher<br />

Muttersprache Integrationsassistenten zu entsenden. Außerdem investieren<br />

wir zusätzliche 100.000 Euro für das Projekt „Spielerisch<br />

Deutsch lernen“, und wir brauchen Assistenten verpflichtend für alle<br />

Kindergartengruppen mit mehr als 50 Prozent Kindern nicht-deutscher<br />

Muttersprache.<br />

Linz setzt auf Sprach- und Lernförderung<br />

In der drittgrößten Stadt Österreichs, in Linz, leben 189.680 Menschen,<br />

wovon 28.034 oder 14,8 Prozent der Gesamtbevölkerung keine<br />

österreichische Staatsbürgerschaft vorweisen können. Der Ausländeranteil<br />

ist auch in dieser Großstadt ungleich auf die einzelnen<br />

Wohnbezirke verteilt und reicht von 4,8 Prozent im Stadtteil Spallerhof<br />

bis zu einem Anteil von 27,2 Prozent im Makartviertel. „Je<br />

besser die Integration Fremder und Zugewanderter funktioniert, desto<br />

höher ist die Zufriedenheit der gesamten Bevölkerung“, folgert der<br />

Linzer Vizebürgermeister Klaus Luger, der auch für das Integrationsressortverantwortlich<br />

zeichnet. Unter dem Motto „Für den besseren<br />

Zusammenhalt unserer Gesellschaft“ wurde ein Maßnahmenpaket<br />

mit 21 Projekten zu neun Themenbereichen geschnürt, „die<br />

nun der Reihe nach in die Tat umgesetzt werden“. 101.700 Euro investiert<br />

die Stadt in intensive Sprach- und Lernförderung, wobei 40<br />

Prozent der Kosten einzelner Projekte vom Land Oberösterreich mitfinanziert<br />

werden. „Ohne Sprache wird es keine Integration geben“,<br />

so Luger, der für eine frühzeitige Förderung von Kindern aus Migrantenfamilien<br />

plädiert. „Das Projekt ,Förderung der Mehrsprachigkeit<br />

im Kindergarten‘ zielt darauf ab, Migranten- und Flüchtlingskinder,<br />

die sprachliche Defizite aufweisen und bald die Volksschule<br />

besuchen werden, gezielt zu fördern. Durch Stärkung der Erstsprache<br />

und gezielte Förderung der Zweitsprache, sollen die sprachlichen<br />

Ausdrucksmöglichkeiten der Kinder entsprechend entwickelt werden.“<br />

Tirol will fordern und fördern<br />

Das für 2011 vorliegende Jahrbuch „Politik in Tirol“ weist einen 17prozentigen<br />

Anteil der Tiroler Bevölkerung – das sind 119.000 Menschen<br />

mit Migrationshintergrund – aus. In der Landeshauptstadt Innsbruck<br />

haben von den 141.405 Einwohnern 27.449 keinen österreichischen<br />

Pass. Grund genug für Bürgermeisterin Christine Oppitz-<br />

Plörer, die auch die Agenden der Integration innehat, zu handeln. Sie<br />

hält von latenten Polit-Populismus in der Migrationsdebatte anscheinend<br />

wenig, wenn sie mutig erklärt: „Zu oft kommt für mich in der<br />

politischen wie auch veröffentlichten Meinung die Sündenbock-<br />

Theorie zur Anwendung. Ich verbiege mich auch nicht wegen Wählerstimmen.“<br />

Fordern und Fördern ist die Devise in Tirol.<br />

Wie eng der Bereich der sprachlichen Förderung mit dem des städtischen<br />

Wohnbaus verknüpft ist, zeigt die Debatte, die monatelang<br />

über die Deutschpflicht bei der Vergabe von städtischen Wohnungen<br />

in Wörgl stattgefunden hat. „Wohnbau ist gerade für eine Stadt im<br />

wirtschaftlichen Wettbewerb ein ebenso zentrales Thema wie bei Immobilien<br />

die Lage. Davon profitieren wir in Innsbruck, weil der Zu-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Bei „unitcargo“, der Firma des<br />

erfolgreichen Transportunternehmers<br />

Mag. Davor Sertic, ist Deutsch die<br />

Unternehmenssprache,<br />

ohne Ostsprachen und Türkisch<br />

läuft allerdings gar nichts.<br />

Foto: unitcargo<br />

zug in die Stadt Gott sei Dank wieder attraktiv wird. Für unsere Unternehmen<br />

ist die Urbanisierung von qualifizierten Arbeitskräften<br />

sehr willkommen, wir brauchen Mitarbeiter vom Akademiker bis hin<br />

zu den Pflegeberufen.“<br />

„Das Miteinander beginnt in den Köpfen der Menschen“, bringt es<br />

die in Wien geborene Arzu Sedef auf den Punkt. „Es ist augenscheinlich,<br />

dass in den vergangenen 40 Jahren auf beiden Seiten Fehler gemacht<br />

wurden, aber es ist jetzt an der Zeit, diese zu beheben und<br />

praktikable Lösungen zu finden.“ Die Rechtsanwaltsanwärterin, deren<br />

Eltern als eine der ersten Gastarbeiter in den frühen 1960er Jahren<br />

aus der Türkei zugewandert sind, hat ihr Jusstudium unter der Mindestzeit<br />

abgeschlossen und ihr Postgraduate-Studium in Deutschland<br />

und Belgien absolviert. Das Miteinander hat sie auch als WU-Assistentin<br />

erfolgreich gelebt, ist doch wissenschaftliche Forschung auf<br />

internationale Vernetzung angewiesen. Ü<br />

WORTSPIELE<br />

Die gebräuchlichsten Begriffe<br />

n Asylwerber/innen<br />

Asylwerber/innen beantragen in einem fremden Land<br />

Aufnahme und Schutz vor politischer, religiöser, ethnischer<br />

oder geschlechtsspezifischer Verfolgung in ihrer<br />

Heimat. In einem rechtsstaatlichen Verfahren wird überprüft,<br />

ob sie unter den Schutz des Asylrechtes fallen oder<br />

nicht. Trifft dies zu, wird aus einer/einem Asylwerber/in<br />

ein/e Asylberechtigte/r (siehe „Flüchtling“).<br />

n Flüchtling<br />

Flüchtlinge sind Menschen, die im Sinn der Genfer<br />

Flüchtlingskonvention aus begründeter Furcht vor Verfolgung<br />

wegen Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit<br />

zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer<br />

politischen Überzeugung fliehen und nicht zurück in ihr<br />

Herkunftsland können. Asylberechtigte sind gesetzlich<br />

anerkannte Flüchtlinge.<br />

n Migrationshintergrund<br />

Als Personen mit Migrationshintergrund werden Menschen<br />

bezeichnet, deren Eltern im Ausland geboren wurden.<br />

Es wird zwischen Migrant/innen der ersten Generation<br />

(Personen, die selbst im Ausland geboren wurden)<br />

und Zuwanderer/innen der zweiten Generation (Kinder<br />

von zugewanderten Personen, die aber selbst im Inland<br />

zur Welt gekommen sind) unterschieden.<br />

n Migrant/innen<br />

Migrant/innen sind Personen, die nicht aufgrund von Verfolgung,<br />

sondern aus anderen Motiven (z.B. Arbeit, Familie)<br />

ihr Land verlassen haben und nach Österreich gekommen<br />

sind.<br />

n Subsidiär Schutzberechtigte<br />

Der Status des subsidiär Schutzberechtigten ist ein vor -<br />

übergehendes, verlängerbares Einreise- und Aufenthaltsrecht.<br />

Subsidiär Schutzberechtigte sind Personen, deren<br />

Antrag auf Asyl zwar abgewiesen wurde, eine Abschiebung<br />

in das Herkunftsland jedoch eine ernsthafte Bedrohung<br />

des Lebens infolge willkürlicher Gewalt im Rahmen<br />

eines internationalen oder innerstaatlichen Konfliktes mit<br />

sich bringen würde. Subsidiär Schutzberechtigte sind daher<br />

weder Asylwerber/innen noch Asylberechtigte. Subsidiärer<br />

Schutz wird in den meisten Fällen mit einer Befristung<br />

von einem Jahr gewährt und je nach Entwicklung<br />

der Lage im Herkunftsland verlängert. Quelle: OIF


58<br />

SERVICE<br />

Personalentwicklung und Zeitarbeit –<br />

Widerspruch oder Realität?<br />

Sie sind beides Instrumente zur Erhaltung der Wettbewerbsfähig-<br />

keit. Auch auf ihre dynamische Umwelt müssen sie adäquat, flexi-<br />

bel und innovativ reagieren. Personalentwicklung und Zeitarbeit –<br />

sind das zwei Begriffe der Arbeitswelt, die nichts miteinander zu<br />

tun haben?<br />

Nein“ sagt Georg Karner, Geschäftsführer<br />

der APSGROUP. Der innovativ denkende<br />

Zeitarbeitsprofi hat in seiner Unternehmensgruppe<br />

neue Aktivitäten ins Leben<br />

gerufen, die den Spagat zwischen Per-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

sonalentwicklung und Zeitarbeit zukünftig<br />

optimal verbinden. In der Praxis sieht das<br />

konkret so aus: Die Zeitarbeitsfirma unterstützt<br />

die Personalabteilungen ihrer Aufraggeber<br />

bei der Entwicklung von Qualifizie-<br />

APS GF Georg Karner schafft innovative<br />

Synergie zwischen Personalentwicklung<br />

und Zeitarbeit.<br />

Fotos: APS<br />

rungsprogrammen von ZeitarbeitnehmerInnen<br />

und setzen die Schulungen auch in der<br />

Praxis um. Potenzielle Zeitarbeitnehmer, die<br />

schon über einen längeren Zeitraum Erfahrung<br />

sammeln konnten, werden in Vorbereitung<br />

auf ihre bevorstehenden neuen Leitungsaufgaben<br />

vorbereitet und beim Einsatz<br />

in der Praxis unterstützt. In Abstimmung mit<br />

den Partnerbetrieben werden von der Zeitarbeitsfirma<br />

Ressourcen, Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

systematisch erhoben und im<br />

Sinne der Gesamtorganisation eingesetzt.<br />

Dieses neue Modell soll nachhaltige Synergieeffekte<br />

schaffen und Motivation, Arbeitszufriedenheit<br />

und vor allem die Identifikation<br />

der ZeitarbeitnehmerInnen mit ihrem<br />

Betrieb erhöhen.<br />

Manfred H. ist gelernter Anlagentechniker<br />

aus Graz. Über den Personaldienstleister<br />

APS kam er zunächst als Zeitarbeiter in die<br />

Abteilung für Mess-und Regeltechnik eines<br />

Grazer Anlagenbauers. Nach zweijähriger<br />

Tätigkeit und zahlreichen speziellen Weiterbildungen<br />

bekam er aufgrund einer Pensionierung<br />

die Chance, seine Abteilung als Leiter<br />

zu übernehmen. Manfred schaffte mit<br />

Hilfe der begleitenden Unterstützung von<br />

APS den Sprung zum Abteilungsleiter.<br />

„Das ist nur eines von vielen Beispielen aus<br />

der Praxis“, meint Georg Karner, der mit<br />

Stolz darauf verweist, dass die Zeitarbeit als<br />

Drehscheibe am Arbeitsmarktes nicht nur im<br />

klassischen Sinn Auftragsspitzen, saisonalen<br />

Bedarf oder Projektarbeiten abdeckt, sondern<br />

auch neue firmenübergreifende innovative<br />

Ideen entwickelt und mitgestaltet. Im<br />

konkreten Fall, bei dem die Anforderungen<br />

des Arbeitsumfeldes und die Fähigkeiten der<br />

MitarbeiterInnen übereinstimmen müssen,<br />

bedeutet dies einen wichtigen Beitrag zur Sicherung<br />

der Beschäftigungsfähigkeit.<br />

Die Personalentwicklung hat also auch in der<br />

Zeitarbeit einen Verstärker gefunden. Ein<br />

neues Tandem am Arbeitsmarkt. Ü<br />

Zeitarbeit – wichtige Drehscheibe<br />

am Arbeitsmarkt


60<br />

BILDUNG<br />

„Es geht um Österreich – und Österreich darf<br />

nicht sitzen bleiben“<br />

Der Industrielle und ehemalige<br />

österreichische Finanzminister<br />

Hannes Androsch hat sich in den<br />

Kopf gesetzt, mit dem „Volksbe-<br />

gehren Bildungsinitiative“<br />

Österreich wieder auf Überhol-<br />

spur zu bringen, denn die Zeit<br />

läuft uns davon. Wie er das um-<br />

setzen will, erklärt er Marie-<br />

Theres Ehrendorff für die Wirt-<br />

schaftsnachrichten.<br />

n Herr Dr. Androsch, Sie haben im vergangenen<br />

November Ihre Initiative angekündigt,<br />

sammeln derzeit Unterstützungserklärungen<br />

– mindestens 8.032<br />

sind nötig, um ein Volksbegehren<br />

durchführen zu können – und bereits<br />

im Frühling könnte es zum Unterschreiben<br />

in den magistratischen Bezirksämtern<br />

aufliegen. Was wollen Sie<br />

erreichen?<br />

Das Grundziel ist die Hebung des Bildungsniveaus<br />

auf allen Ebenen – ausgehend vom<br />

Vorschuljahr über Pflichtschulen, weiterführende<br />

Schulen, Universitäten sowie die Weiter-<br />

und Fortbildung Erwachsener. Neuralgische<br />

Punkte sind dabei die Schnittstellen,<br />

wie der Übergang vom Kindergarten oder<br />

Vorschuljahr in die Volksschule und am anderen<br />

Ende auch das Verhältnis von Fachhochschulen<br />

und Universitäten, was nicht<br />

eindeutig definiert ist. Auch die frühzeitige<br />

Entscheidung mit zehn Jahren für einen richtungsweisenden<br />

Bildungsweg ist zu überdenken.<br />

n Welche Vorteile bringt eine Hebung<br />

des Bildungsniveaus in Österreich?<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

„Wir müssen jetzt handeln“,<br />

appelliert Dr.<br />

Hannes Androsch. Wir<br />

sind auf die Kriechspur<br />

zurückgefallen, und<br />

die anderen fahren an<br />

uns vorbei. Das bemerkt<br />

man zuerst<br />

nicht. Erst über längere<br />

Strecken entdeckt<br />

man, dass man abgehängt<br />

wurde. Foto: AIC<br />

Das Talent, die Fähigkeiten<br />

und Möglichkeiten<br />

der jungen<br />

Leute sind unser<br />

wichtigster Rohstoff.<br />

Und hier entscheidet<br />

sich für jeden Einzelnen,<br />

welche Ausbildung<br />

er erlangt, welche<br />

Qualifikationen<br />

er erreicht und wie sein Lebensweg verlaufen<br />

wird. Das ist schicksalhaft für junge Menschen,<br />

aber auch für unsere Gesellschaft und<br />

Wirtschaft, weil sich hier entscheidet, wie die<br />

Zukunft gewonnen oder verloren wird.<br />

n Österreich zählte doch lange Jahre als<br />

Vorbild in der Schulbildung?<br />

Wir sind radikal abgestürzt. Es sind nicht nur<br />

die Skandinavier, allen voran die Finnen,<br />

oder die Schweizer, die uns weit überholt haben,<br />

auch die Deutschen haben sich in den<br />

vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert.<br />

Ganz zu schweigen von den Südkoreanern,<br />

von den Shanghainesen oder von den<br />

Singapurnesen, die inzwischen bei den Amerikaner<br />

die Alarmglocken läuten lassen.<br />

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WWW.WIRTSCHAFTS-NACHRICHTEN.COM<br />

n Was halten Sie vom amerikanischen<br />

Aufreger und Bestseller „Warum chinesische<br />

Mütter überlegen sind“ von<br />

der chinesischstämmigen US-Autorin<br />

und Havard-Professorin Amy Chua,<br />

die derzeit mit rigiden Erziehungsmethoden<br />

als „Tigermutter“ international<br />

Debatten entzündet?<br />

Man muss nicht alles eins zu eins übernehmen,<br />

dabei kann die Kreativität leiden. Aber


unser derzeitiger Zustand besteht darin, dass<br />

viele Eltern meinen, mit der Erziehung sollen<br />

sich die Lehrer herumschlagen. Im Halbtagsunterricht<br />

müssten diese die Erziehungsaufgaben<br />

der Eltern übernehmen und auch<br />

den Bildungsauftrag erfüllen. Das ist unmöglich<br />

– Kinder und Lehrinhalte bleiben somit<br />

auf der Strecke. Der Beweis dafür ist der<br />

boomende Nachhilfemarkt.<br />

n Wer ist Zielgruppe eines gesamtheitlichen<br />

Bildungskonzepts?<br />

Gewisse Schichten brauchen ein neues Bildungskonzept<br />

dringender als andere, wie seinerzeit<br />

beim „Mutter-Kind-Pass“, der den<br />

einkommensschwächeren Schichten geholfen<br />

hat. Wenn keine Großeltern vorhanden<br />

sind, die sich um das Kind einer alleinerziehenden<br />

Mutter kümmern, wird’s ohne Ganztagsbetreuung<br />

nicht gehen. In anderen Ländern<br />

ist das ganz selbstverständlich. Ich bin<br />

1947 in Brüssel in eine katholische Schule<br />

gegangen, das war eine Ganztagsschule. Wir<br />

brauchen das Rad gar nicht neu zu erfinden,<br />

sondern endlich den Rückstand beseitigen<br />

und nach unseren Bedürfnissen adjustieren.<br />

n Sie fordern die bürokratischen Strukturen<br />

einheitlich beim Bund zu bündeln,<br />

jedoch Autonomie für die Schulleitung<br />

sowie für die Lehrer – ist das<br />

möglich?<br />

Für die Kindergärten sind die Gemeinden,<br />

für die Pflichtschulen die Länder und für den<br />

Rest das Unterrichtsministerium zuständig.<br />

Kann man sich vorstellen, dass in Bayern,<br />

das so wie wir neun Bundesländer, neun<br />

Landkreise hat, jemand auf die Idee kommt,<br />

in jedem Landkreis eine unterschiedliche<br />

Kompetenz einzurichtet. Wenn Sie das in<br />

München vorschlagen, landen Sie möglicherweise<br />

in der Psychiatrie. Aber das betreiben<br />

wir – und so schaut’s auch aus.<br />

n Die Staatsfinanzen schauen nach diversen<br />

Konjunkturpaketen krisenbedingt<br />

ja nicht unbedingt rosig aus.<br />

Sind Ihre Ideen überhaupt finanzierbar?<br />

Selbstverständlich, denn in den vergangenen<br />

zehn Jahren sind im Pflichtschulbereich die<br />

Kosten um 35 Prozent gestiegen und die<br />

Zahl der Schüler um 15 Prozent zurückgegangen.<br />

Wir haben eines der teuersten Schulsysteme<br />

mit einem der schlechtesten Ergebnisse.<br />

Und ich gebe Wirtschaftskammerpräsident<br />

Christoph Leitl völlig recht, wenn er<br />

meint: Von zwei Euro, die wir in das Bildungssystem<br />

einzahlen, kommt bloß einer<br />

im Unterricht an. Natürlich muss man zuerst<br />

in die Infrastruktur investieren, damit die Voraussetzungen<br />

für eine Ganztagsschule überhaupt<br />

geschaffen werden. Das wird nicht mit<br />

einem Schwertstreich zu erreichen sein, die<br />

Finnen lassen uns wissen, sie haben zehn bis<br />

15 Jahre dazu gebraucht. Aber wenn man<br />

den Prozess nicht in Gang setzt, wird man<br />

nie dahin kommen.<br />

n Ist das in allen Unterrichtsbereichen<br />

so?<br />

Für alle im Bildungsbereich Tätigen brauchen<br />

wir eine hinreichende pädagogische<br />

Ausbildung, denn man muss nicht nur Fachwissen<br />

vermitteln können, sondern ebenso<br />

die Zusammenhänge interdisziplinär kennen,<br />

und vor allem muss man die pädagogischen<br />

und didaktischen Voraussetzungen haben,<br />

um den Jugendlichen nicht nur Lehrstoff,<br />

sondern auch Freude zu vermitteln.<br />

Ziel sind glückliche Kinder, glückliche Lehrer<br />

und zufriedene Eltern. Wenn die Bildung<br />

das Wichtigste ist, ist der Lehrberuf der<br />

wichtigste Beruf überhaupt. Dementsprechend<br />

müssen Lehrer ausgewählt und pädagogisch<br />

ausgebildet sein und ein breites Angebot<br />

von Ganztagsunterricht hat zur Verfü-<br />

BILDUNG<br />

gung zu stehen. Auch Eltern, die den Nachmittagsunterricht<br />

selbst übernehmen wollen,<br />

sollen die Wahlmöglichkeit dazu bekommen.<br />

Entscheidend ist der breite Weg, dazu<br />

braucht man Flexibilität und mehr Autonomie<br />

der Schulen und Lehrer, denn es ist jede<br />

Klasse individuell zu behandeln. Und das<br />

muss bereits im Vorschulalter beginnen.<br />

n Bildung ist für Forschung und Entwicklung<br />

in Großbetrieben von immenser<br />

Bedeutung. Aber welchen<br />

Wert hat höhere Bildung eines Arbeitnehmers<br />

für einen mittelständischen<br />

Unternehmer?<br />

Das beginnt zuerst bei geeigneten Lehrlingen.<br />

Was macht ein Installateur, Zimmermann<br />

etc., der hinreichend qualifizierte Mitarbeiter<br />

braucht? Er benötigt Lehrlinge, die<br />

nach dem Pflichtschulabschluss eine entsprechende<br />

weiterführende Ausbildung und<br />

vor allem eine praktische Lehre haben, was<br />

auch eine lehrlingsausbildende Matura sein<br />

könnte. Wenn jedoch ein großer Teil der<br />

Pflichtschulabgänger zumindest funktionale,<br />

wenn nicht de facto Analphabeten sind, dann<br />

sind sie nicht lehrfähig.<br />

n Es gibt keinen so verparteipolitisierten<br />

Bereich wie die Bildung – orientieren<br />

Sie sich an einer Richtung?<br />

Parteipolitik interessiert mich dabei überhaupt<br />

nicht. Es gibt keine schwarze, orange,<br />

grüne, blaue oder rote Bildung, sondern nur<br />

eine gute oder schlechte. Das Bildungsvolksbegehren<br />

ist keine Initiative gegen etwas wie<br />

die bisherigen Referenden, sondern ausschließlich<br />

für etwas: für die Zukunft Österreichs.<br />

Es geht um Österreich, und Österreich<br />

darf nicht sitzen bleiben. Ü<br />

www.vbbi.at


62<br />

INNOVATION<br />

„Duo**Stars“ als europäischer<br />

Leuchtturm für Innovation<br />

Die beiden Regionen Niederösterreich und das<br />

slowakische Trnava bilden den Kern eines dyna-<br />

mischen Entwicklungsraumes der Europäischen<br />

Union mit großem Zukunftspotenzial.<br />

Veit Schmid-Schmidsfelden, Obmann der NÖ Maschinen- und Metallwarenindustrie,<br />

WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl und IHS-Chef Prof.<br />

Bernhard Felderer präsentieren das grenzüberschreitende Projekt<br />

„Duo**Stars“, ein praxisgerechtes europäisches Innovationsprojekt.<br />

Foto: WKNÖ<br />

In diesem geografischen Raum haben sich bereits Unternehmensstrukturen<br />

herausgebildet, die in Hochtechnologiefeldern weltweit<br />

Nischen in führender Position besetzen. Die überwiegend kleinund<br />

mittelständischen Unternehmen produzieren mit ihren hochqualifizierten<br />

Mitarbeitern hauptsächlich für den Export in alle Welt.<br />

Mittelfristig will WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl das Projekt zum<br />

„Leuchtturm“ für die gesamte Region machen. „Der ostösterreichische<br />

Raum mit Niederösterreich, Wien und dem Burgenland soll<br />

gemeinsam mit der Slowakei und Tschechien zu einem der wirtschaftlich<br />

dynamischsten Gebiete innerhalb der gesamten Europäischen<br />

Union werden.“<br />

Bernhard Felderer, Direktor des renommierten Instituts für höhere<br />

Studien (IHS), hat diesen ostösterreichischen Raum sowie die benachbarten<br />

slowakischen Gebiete, die durch ihre hohen Wachstumsraten<br />

hervorstechen, einer umfassenden Standortanalyse unterzogen.<br />

So weist der Kreis Trnava, gemessen an Kaufkraftstandards, zwischen<br />

2002 und 2007 ein nominelles Wachstum von jährlich 10,8 Prozent<br />

auf und der Kreis Bratislava 9,6 Prozent. Zum Vergleich: Der<br />

Norden des Wiener Umlands kommt auf 4,4 Prozent, St. Pölten auf<br />

4,1, Niederösterreich-Süd auf 3,6 und der Raum Mostviertel-Eisenwurzen<br />

auf 3,4 Prozent.<br />

In Summe weist die Slowakei in diesem Zeitraum ein nominelles<br />

Wachstum von 8,4 Prozent auf. Österreich kommt auf 3,4 Prozent<br />

und liegt damit über den EU-15 (3,2 Prozent). Beim Anteil der Industrie<br />

an der Bruttowertschöpfung liegt der Kreis Trnava unter den<br />

untersuchten Regionen mit 55,1 Prozent vorne, gefolgt vom Raum<br />

Mostviertel-Eisenwurzen (44,1 Prozent), Niederösterreich-Süd<br />

(39,6 Prozent) und dem Nordteil des Wiener Umlandes (37,6 Prozent).<br />

Auch hier wieder zum Vergleich: In der gesamten Slowakei<br />

beträgt der Industrieanteil 38,8 Prozent, in Österreich 30,4.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Stimmen aus der Praxis<br />

Die CIS-Lehrgänge nach ISO 27001 vermitteln Informationssicherheit<br />

auf internationalem Niveau: ISO 27001 fachgerecht<br />

einführen, betreiben und verbessern, lauten die Ausbildungsinhalte.<br />

Teilnehmer bestätigen: Informationssicherheit,<br />

Datenschutz, Riskmanagement und Notfallplanung zählen heute<br />

zu den „Business-Enablern“. IT-Security-Verantwortliche, Berater<br />

sowie Qualitätsmanager und -auditoren können durch diesen<br />

CIS-Lehrgang ihre Karriere in Richtung Gesamtsystem-Verantwortung<br />

ausbauen.<br />

Ing. Dietmar Fink, CIO der Duropack-<br />

Gruppe und zertifizierter IS-Manager:<br />

„Meine Aufgabe bei Duropack war es, für den<br />

Konzern mit 12 Standorten eine Security-Policy<br />

zu implementieren. In dieser Position<br />

musste ich sämtliche Normanforderungen kennen<br />

und ihre Relevanz für den Betrieb beurteilen. Generell ist<br />

der CIS-Lehrgang für alle interessant, die mit organisatorischen<br />

Fragen der Informationssicherheit betraut sind.“<br />

Martin Lechner, zert. IS-Manager,<br />

AirPlus Travel Card:<br />

„Der CIS-Lehrgang zum zertifizierten IS-Manager<br />

hat mir einen guten Einblick in rechtliche<br />

und psychologische Fragen gegeben. Auch<br />

abstrakte Themen wie Riskmanagement und<br />

Notfallplanung wurden plastischer. Aus diesem<br />

Wissen konnte ich einiges an direktem Verbesserungspotenzial<br />

für unseren Betrieb mitnehmen.“<br />

Gezielte Maßnahmen für F&E<br />

An dem Ausbau eines „Schneeball-Netzwerks Innovation“ wird derzeit<br />

eifrig gearbeitet. Das ist eine Internet-Plattform, die innovative<br />

Unternehmen untereinander sowie mit innovationsunterstützenden<br />

öffentlichen Einrichtungen verknüpft, um auf diese Weise Innovationsprozesse<br />

zu erleichtern und zu beschleunigen. Auch die Förderung<br />

für sogenannte „Innovationsassistenten“ wurde bereits ausgebaut.<br />

Bisher wurden KMUs, die noch wenig Innovations-Erfahrungen haben<br />

und einen Jungakademiker oder eine Jungakademikerin zur<br />

Durchführung von Innovationsprojekten aufnehmen, vom Land Niederösterreich<br />

mit einer Forscherprämie finanziell unterstützt. Diese<br />

Unterstützung wird jetzt auch auf größere Betriebe ausgeweitet, wenn<br />

diese zum Beispiel ein neues Technologie- bzw. Forschungsfeld aufbauen,<br />

neue Produkte entwickeln oder neue Märkte erschließen. Außerdem<br />

gibt es diese Prämie nun nicht mehr nur für Jungakademiker,<br />

sondern auch für erfahrene Forscherinnen und Forscher, wenn diese<br />

mindestens zwei Jahre in einer Forschungseinrichtung tätig waren<br />

und vom Betrieb direkt von dort übernommen werden.<br />

„Für konkrete Vernetzungsaktivitäten und als Ansprechpartner für<br />

interessierte Betriebe wurde bei ,Duo**Stars‘ mit Johan Elliason ein<br />

eigener Vernetzungscoach eingesetzt“, sagt Veit Schmid-Schmidsfelden,<br />

Obmann der NÖ Maschinen- und Metallwarenindustrie. „Damit<br />

sollen den Betrieben in diesem dynamischen Wirtschaftsraum<br />

zusätzliche Möglichkeiten auf dem Weltmarkt eröffnet werden. Eine<br />

deutsche wie auch eine US-amerikanische Beschaffungsplattform<br />

sind bereits mit an Bord.“<br />

Eine besondere Chance sieht Sonja Zwazl in der Nutzung des Twin<br />

City Ballungsraums Wien – Bratislava mit drei Millionen Menschen:<br />

„Wir müssen heute darauf vorbereitet sein, bei den technologischen<br />

Entwicklungen von morgen, etwa bei der E-Mobilität, der Umweltoder<br />

der Medizintechnik, europaweit mitzuspielen.“ Ü<br />

Foto: Duropack<br />

Foto: AirPlus


Weiterbildung: Karriere<br />

als „Information-Security-Manager“<br />

CIS-Lehrgang vermittelt Informations -<br />

sicherheit auf internationalem Niveau:<br />

ISO 27001 fach gerecht einführen,<br />

betreiben und verbessern.<br />

Die steigenden Anforderungen in der ITund<br />

Informationssicherheit verlangen<br />

heute zusätzliche Qualifikationen: Der<br />

Information-Security-Standard ISO 27001<br />

ist international im Vormarsch und ermöglicht<br />

ein „wasserdichtes“ Sicherheitssytem<br />

– mit strukturiertem Prozess- und Riskmanagement,<br />

gezielter Maßnahmenplanung<br />

und Erfolgskontrolle.<br />

Für KMU und Konzerne<br />

Die Security-Norm ist branchenunabhängig<br />

und wird auch in KMU erfolgreich eingesetzt.<br />

Ende 2010 gab es weltweit bereits<br />

mehr als 12.000 Unternehmen mit einer<br />

ISO-27001-Zertifizierung.<br />

Als strategischen Schachzug für die Karriere<br />

wählen daher immer mehr IT-Fachleute oder<br />

Qualitätsbeauftragte eine spezifische Weiterbildung<br />

in diese Richtung.<br />

Mehr als 320 IS-Manager<br />

Die akkreditierte Zertifizierungsgesellschaft<br />

CIS – Certification & Information Security<br />

Services GmbH bietet in Österreich den<br />

normkonformen viertägigen Lehrgang zum<br />

"Information-Security-Manager nach ISO<br />

27001“ sowie den dreitägigen Aufbaulehrgang<br />

„Information Security Auditor nach<br />

ISO 27001“ und vermittelt international anerkanntes<br />

Fachwissen: Implementieren,<br />

steuern und optimieren von standardisierten<br />

Managementsystemen für umfassende Informationssicherheit.<br />

„Insgesamt blickt die CIS<br />

auf eine steigende Zahl an Absolventen. In<br />

Österreich sind es derzeit rund 320 zertifizierte<br />

IS-Manager und fast 110 IS-Auditoren“,<br />

erklärt CIS-Geschäftsführer Erich<br />

Scheiber.<br />

Inhalt: 3 Module<br />

„Information-Security-Manager nach ISO<br />

27001“ nehmen mit ihrer Kombination aus<br />

Führungs- und Technologiekompetenz eine<br />

zentrale Position im Unternehmen ein. Entsprechend<br />

weit ist der Bogen der Ausbil-<br />

CIS-Geschäfts führer<br />

Erich Scheiber<br />

Foto: CIS<br />

INNOVATION<br />

dungsinhalte gespannt. Der CIS-Lehrgang<br />

umfasst drei Module, die unabhängig voneinander<br />

besucht werden können:<br />

n Die Normen ISO 27001 / 27002<br />

n Psychologische Grundlagen<br />

n Rechtsgrundlagen<br />

Strategisches Zeugnis<br />

Der Lehrgang zum „Information-Security-<br />

Manager nach ISO 27001“ schließt aufgrund<br />

der CIS-Akkreditierung mit einem staatlich<br />

und international anerkanntem Zertifikat ab.<br />

Zielgruppen sind IT-Security-Verantwort -<br />

liche, Berater sowie Qualitätsmanager und<br />

-auditoren, die ihre Karriere in Richtung<br />

Gesamtsystem-Verantwortung ausbauen<br />

wollen.<br />

Information & Anmeldung<br />

www.cis-cert.com<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 63


64<br />

INNOVATION<br />

Alles Grün<br />

Von der Küche bis zum Auto – kaum ein Produkt, in dem die innovative<br />

Technologie von Bosch keine Rolle spielt. Vor allem die grünen Tech-<br />

nologien sind es, mit denen das Unternehmen immer wieder globaler<br />

Vorreiter ist.<br />

Vor 125 Jahren gründete Robert Bosch in<br />

Stuttgart seine „Werkstätte für Feinmechanik<br />

und Elektrotechnik“. Mittlerweile<br />

arbeiten weltweit mehr als 283 000<br />

Menschen in über 150 Ländern für Bosch.<br />

2010 erzielte Bosch nach vorläufigen Zahlen<br />

einen Umsatz von 47,3 Milliarden Euro.<br />

„Technik fürs Leben“ - unter diesem strategischen<br />

Motto entwickelt Bosch innovative<br />

und nutzbringende Produkte, Technologien<br />

und Dienstleistungen, die die Lebensqualität<br />

der Menschen steigern. „Dabei ist der Aspekt<br />

der verbesserten Energieeffizienz bei all unseren<br />

Produkten der wichtigste Hebel, um<br />

zur Erreichung der weltweiten CO2-Ziele<br />

beizutragen.“, sagt Dr. Karl Strobel, Alleinvorstand<br />

der Robert Bosch AG Wien und Repräsentant<br />

der Bosch-Gruppe in Österreich.<br />

Im Jahr 2010 hat Bosch weltweit rund 4 Milliarden<br />

Euro für Forschung und Entwicklung<br />

ausgegeben. Davon wurde fast jeder zweite<br />

Euro für neue ressourcen- und<br />

umweltschonende Produkte und<br />

Dienstleistungen eingesetzt.<br />

Ausgezeichnet<br />

Gerade diese innovative Kraft<br />

von Bosch wird immer wieder national<br />

und international ausgezeichnet.<br />

Die Parallel-Vollhybrid-<br />

Technologie erhielt 2010 die Auszeichnung<br />

„Innovation Award“<br />

auf der Automechanika 2010. In<br />

Österreich erhielt das Unternehmen<br />

für die Entwicklung einer<br />

neuen Common Rail Injektor-Generation<br />

den Innovationspreis des<br />

Landes Oberösterreich und wurde<br />

mit der Nominierung zum Staatspreis<br />

für Innovation gewürdigt.<br />

Die Entwicklung des Common<br />

Rail Injektors für Nutzfahrzeuge<br />

ist ein Meilenstein: Erstmals<br />

wurde ein Einspritzdruck von<br />

2200 bar erreicht. Dies führt zu<br />

einer weiteren Reduzierung des<br />

Kraftstoffverbrauches und der<br />

Schadstoffemissionen.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

CO2-Reduzierung<br />

Die Elektromobilität ist ein zentraler Punkt<br />

bei Bosch. Im Jahr werden rund 400 Millionen<br />

Euro investiert und etwa 800 Mitarbeiter<br />

arbeiten in der Forschung und Entwicklung<br />

für die Hybrid- und Elektrofahrzeug-Technologie.<br />

Doch die Entwicklung stoppt nicht<br />

beim Auto. Mit der heutigen Bosch Thermotechnik<br />

ist das Energie-Plus-Haus, das mehr<br />

Energie erzeugt als es braucht, machbar.<br />

Bosch sieht in der Möglichkeit der Energieeinsparung<br />

das Leitmotiv für die Zukunft.<br />

Denn ein sparsamer und intelligenter Umgang<br />

mit Energie ist die größte wirtschaftlich<br />

zu erschließende Energiequelle der Zukunft.<br />

Das Unternehmen selbst will seinen Kohlendioxidausstoß<br />

an seinen Fertigungsstandorten<br />

bis 2020 um mindestens 20 Prozent reduzieren.<br />

Zudem hat Bosch an allen Standorten<br />

ein Umweltschutz-Managementsystem<br />

nach internationalen Standards eingeführt.<br />

Für rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge entwickelt Bosch eine Vielzahl<br />

von Komponenten und Systemen.<br />

1907: Bosch-Direktoren auf Probefahrt.<br />

Gustav Klein, Gottlob Honold, Ernst Ulmer<br />

und Arnold Zähringer (v.l.n.r.). Fotos: Bosch<br />

Technik fürs Leben-Preis<br />

Eine Besonderheit hält Bosch in Österreich für<br />

den Techniker-Nachwuchs bereit. Jährlich verleiht<br />

das Unternehmen den „Technik fürs Leben-Preis“.<br />

Mit diesem Preis würdigt die<br />

Bosch-Gruppe die herausragenden Leistungen<br />

des Nachwuchses. SchülerInnen der Höheren<br />

Technischen Lehranstalten können ihre Diplomarbeiten<br />

einreichen. Diese werden dann<br />

von einer namhaften Fachexperten-Jury bewertet.<br />

Auf die Gewinner wartet ein sechsmonatiges<br />

Praktikum bei Bosch. „Wo immer in der<br />

Welt unser Nachwuchs zum Einsatz kommt,<br />

wird er schnell spüren, wie sehr sich seine Kolleginnen<br />

und Kollegen mit dem Unternehmen<br />

identifizieren – ein Unternehmen, das sich<br />

langfristig orientiert, auch an Werten wie Fairness<br />

und Vertrauen.“, so Dr. Karl Strobel, „So<br />

versteht sich Bosch als ein Unternehmen, das<br />

aus seiner Vergangenheit Kraft zieht, um in Gegenwart<br />

und Zukunft dynamisch zu agieren.“


AT&S profitiert vom globalen Aufschwung<br />

n Herr Gerstenmayer, die Entwicklung<br />

der AT&S war in den vergangenen<br />

Monaten insgesamt sehr positiv. Wird<br />

es so weitergehen?<br />

Kurzfristig bin ich mir sicher, dass wir die<br />

an den Finanzmarkt kommunizierten Erwartungen<br />

erfüllen werden. So werden wir, was<br />

die Nettoumsätze betrifft, innerhalb der angegebenen<br />

Bandbreite von 470 bis 500 Millionen<br />

Euro zum Liegen kommen, zumal das<br />

4. Quartal auf Grund der Feiertage in China<br />

traditionell am umsatzschwächsten ist. Mittelfristig<br />

sind jedoch einige Herausforderungen<br />

zu erwarten, denen wir uns stellen müssen.<br />

So sehe ich auf allen Märkten – sei es<br />

im Mobilfunkbereich, in der Autozulieferindustrie<br />

oder in der Medizintechnik – einen<br />

hohen Bedarf an hochwertigen Leiterplatten.<br />

Bei der Nachfrage rechnen wir mit bis zu<br />

zehn Prozent Wachstumsraten in den nächsten<br />

24 Monaten. Deshalb evaluieren wir gerade<br />

verschiedene mögliche Standorte für<br />

ein neues Werk in Asien.<br />

n Spiegeln die aktuellen Ergebnisse auch<br />

den generell kolportierten Wirtschaftsaufschwung<br />

wider?<br />

Das gute Weihnachtsgeschäft im Smart -<br />

phone- und Tablet-Bereich sowie die starke<br />

Nachfrage seitens der Automobilzulieferindustrie<br />

bestätigen den weltweiten Wirtschaftsaufschwung.<br />

Davon profitieren natürlich<br />

auch die AT&S-Werke, die weiterhin<br />

eine sehr hohe Auslastung fahren. Zusätzlich<br />

geht der weitere Kapazitätsausbau in China<br />

– im Oktober wurde die elfte neue, hochwertige<br />

HDI Linie eröffnet – zügig voran. Insgesamt<br />

haben sich die ersten neun Monate<br />

damit wesentlich besser entwickelt als erwartet.<br />

Zwar sind die Nettoerlöse im Dezember<br />

auf Grund der Feiertage leicht rückläufig,<br />

dennoch liegen die kumulierten Umsätze mit<br />

rund 365 Millionen Umsatz klar über den internen<br />

Erwartungen.<br />

Da die enorme Nachfrage nach hochwertigen<br />

Leiterplatten im Mobilfunksegment<br />

nach wie vor nicht vollständig bedient wer-<br />

INNOVATION<br />

Mit einem sehr positiven Ergebnis der ersten neun Monate macht AT&S einmal mehr auf sich aufmerk-<br />

sam. Die Prognosen für die Zukunft stimmen optimistisch, auch wenn durchaus Herausforderungen zu<br />

erwarten sind. CEO Andreas Gerstenmayer im Interview über die Entwicklung der vergangenen neun<br />

Monate und die Zukunft von AT&S.<br />

den kann, läuft der weitere Kapazitätsausbau<br />

in Shanghai mit höchster Priorität. Erfreulich<br />

ist aber auch die weltweite Erholung bei den<br />

Autozulieferern und in der Industrie, was zu<br />

zusätzlichen Aufträgen in Indien und Österreich<br />

geführt hat.<br />

n Wie wirkt sich dabei der nach wie vor<br />

stärker werdende Preisdruck bei den<br />

Rohstoffen aus?<br />

Diesen Preisdruck bekommen wir natürlich<br />

ebenso zu spüren wie die noch immer hohe<br />

Verunsicherung auf den Währungsmärkten.<br />

Außerdem musste für den Abgang von Vorstand<br />

Steen Hansen eine Rückstellung in der<br />

Höhe von rund 1,9 Millionen Euro gebildet<br />

werden. Damit summieren sich die außergewöhnlichen<br />

Belastungen in den ersten neun<br />

Monaten auf rund 2,7 Millionen Euro, dennoch<br />

konnte die EBIT Margin kumuliert bei<br />

10,3 Prozent gehalten werden. Ein Ergebnis,<br />

auf das wir durchaus stolz sein können.<br />

n AT&S wurde nun auch in das Ranking<br />

der TOP-500-Wachstumsunternehmen<br />

aufgenommen?<br />

Wir haben im Dezember vom Präsidenten der<br />

Europe’s 500 erfahren, dass wir zu den TOP-<br />

500-Wachstumsunternehmen in Europa zählen.<br />

Bereits seit 1996 wählt Europe’s 500 die<br />

Liste der Top-Wachstumsunternehmen in<br />

Europa aus, dieses Mal ist AT&S mit dabei.<br />

Diese Auszeichnung unterstreicht unsere<br />

konsequente Ausrichtung auf nachhaltiges<br />

und profitables Wachstum. Ü<br />

Kapazitätsausbau in Shanghai Fotos: AT&S<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 65


66<br />

INNOVATION<br />

Ein Sensor liefert einem sich bewegenden Roboter nur eine unvollständige<br />

Beschreibung eines Innenraumes. Mit neu entwickelten<br />

Algorithmen werden jedoch auch Tiefeninformationen aufgenommen,<br />

und der Roboter kann seinen Auftrag vollständig wahrnehmen.<br />

Research Studios Austria<br />

Das Wirtschaftsministerium startet im Rahmen der „Energiestrategie<br />

Österreich“ die Ausschreibung neuer „Research Studios Austria“ mit<br />

einem Budget von 10,4 Millionen Euro. Den Schwerpunkt bilden Ener-<br />

gietechnologien und der Know-how-Transfer von Forschungseinrich-<br />

tungen zu Wirtschaftsunternehmen.<br />

Der Erfolg der Research Studios wird<br />

durch die zahlreichen direkten Forschungsaufträge<br />

aus der Wirtschaft und<br />

weiterführenden Kooperationen mit Unternehmen<br />

sichtbar“, so Mag. Edmund Müller,<br />

Geschäftsführer der JOANNEUM RE-<br />

SEARCH. Denn das steirische Forschungsunternehmen<br />

hat sich bereits bei diesem<br />

2008 ins Leben gerufene Förderprogramm<br />

erfolgreich engagiert.<br />

Von den derzeit 14 Research Studios Austria<br />

stehen zwei unter der Leitung von JOAN-<br />

NEUM RESEARCH:<br />

Beim Projekt MVM² – Machine Vision<br />

Meets Mobility (Projektvolumen 796.000<br />

Euro) aus dem Bereich JOANNEUM RE-<br />

SEARCH DIGITAL geht es um den Einsatz<br />

von Kameras als Sensoren für Roboter, die<br />

sich als „autonome Fahrzeuge“ bewegen und<br />

Aufgaben in der Logistik übernehmen.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Fotos: Joanneum Research<br />

Hier geht es vor allem darum, Algorithmen<br />

zu entwickeln, die auch in realen und<br />

schwierigen Umgebungen wie z. B. Industriehallen<br />

robust funktionieren. Und natürlich<br />

sind solche Technologien prinzipiell<br />

auch auf Personenfahrzeuge übertragbar.<br />

Das zweite „Research Studio“-Projekt ist mit<br />

einem Projektvolumen von 808.000 Euro bei<br />

JOANNEUM RESEARCH HEALTH angesiedelt:<br />

CASE befasst sich mit der Entwicklung<br />

eines minimal-invasiven Katheters und<br />

einer kleinen tragbaren Pumpe, die als Gesamtsystem<br />

zur Durchführung von klinischen<br />

Studien in der dermatologischen Arzneimittelentwicklung<br />

verwendet werden.<br />

Prototypen können bereits jetzt für derartige<br />

Studien an klinischen Forschungszentren<br />

verwendet werden. Als nächster Schritt ist<br />

die Zertifizierung des Katheters und der<br />

Pumpe nach Medizinprodukte-Richtlinien<br />

geplant, wodurch eine noch professionellere<br />

Durchführung derartiger Auftragsstudien für<br />

die Pharmaindustrie möglich wird.<br />

Bei einem weiteren Studio ist JOANNEUM<br />

RESEARCH MATERIALS in Kooperation<br />

mit der Montanuniversität Leoben engagiert.<br />

Bei „Surface Engineering“ geht es um die<br />

Umsetzung von Oberflächentechnologien<br />

zum Verschleiß-, Korrosions- oder Oxidationsschutz<br />

und zur Realisierung von funktionalen<br />

Oberflächen durch plasma- und laserunterstützte<br />

Dünn- und Dickschichttechnik.<br />

Die Anwendungen liegen dabei z.B. in der<br />

Medizintechnik und Optik. Wesentlich ist<br />

die Weiterentwicklung aufgrund der Feedbacks<br />

der Industriepartner aus anwendungsorientierten<br />

Einsatztests. Das Projektvo -<br />

lumen beträgt hier 1,3 Mllionen Euro, der<br />

Anteil der JOANNEUM RESEARCH<br />

610.000 Euro.<br />

„Die Zwischenevaluierungen der Research<br />

Studios zeigen, dass die Forschungsergebnisse<br />

durch die guten Kooperationen rascher<br />

in neue Produkte und Dienstleistungen umgesetzt<br />

werden“, so Hon.-Prof. Dr. Bernhard<br />

Pelzl, wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />

der JOANNEUM RESEARCH: „Das bestehende<br />

Grundlagenwissen wird ausgebaut<br />

und zu konkreten Anwendungen weiterentwickelt.<br />

Der Nutzen für die Wirtschaft ist<br />

enorm.“ Ü


Neue Styria Sambucus<br />

Naturkosmetikprodukte<br />

Erfolgreicher Fortsetzung der<br />

Forschungskooperation mit<br />

dem Steirischen Thermenland.<br />

In Kooperation mit dem Steirischen Thermenland<br />

ist es JOANNEUM RESEARCH<br />

– RESOURCES, Forschungsgruppe „Chemisch-Technische<br />

Pflanzennutzung“ gelungen,<br />

zwei weitere Naturkosmetikprodukte<br />

auf den Markt zu bringen. Die STYRIA<br />

SAMBUCUS Holunder-Naturkosmetiklinie<br />

ist rein pflanzlich aufgebaut, übertrifft allerhöchste<br />

Qualitätsansprüche und vereint erstmals<br />

in dieser Form die Kraft des Holunder-<br />

v.l.nr.: Herbert Böchzelt, Angela Pfleger, Sepp Porta, Gernot Deutsch<br />

Ethik in Forschung und Technik<br />

Die JOANNEUM RESEARCH ist das<br />

einzige anwendungsorientierte F&E-<br />

Unternehmen Österreichs, das sich<br />

systematisch institutionalisiert mit<br />

der Frage der Ethik in der Forschung<br />

und Technik beschäftigt. Und<br />

ist damit auch in diesem Bereich Impulsgeberin<br />

für die österreichische<br />

außeruniversitäre Forschungslandschaft.<br />

So fand im Jänner auch der jährliche<br />

„Mariazeller Dialog“ statt, der diesmal<br />

der „Ethik der Informationswissenschaften“<br />

mit hochkarätigen Referenten<br />

aus dem In- und Ausland<br />

gewidmet war.<br />

samenöls mit dem Duft und der Wirkung der<br />

Holunderblüte.<br />

Die Präsentation der Gesichtspflege- und einer<br />

Gesichtspeelingcreme fand im Rahmen<br />

einer gemeinsamen Presskonferenz am 15.<br />

Dezember 2010 in Graz statt. Präsentiert<br />

wurden die neuen Produkte vom Obmann<br />

des Steirischen Thermenlands, Gernot<br />

Deutsch, dem Geschäftsführer des Steirischen<br />

Thermenlands, DI Franz Rauchenberger,<br />

der Leiterin des STYRIAN SPA der<br />

Heiltherme Bad Waltersdorf, Gerti Krobath,<br />

sowie von Frau Angela Pfleger und Dr.<br />

Herbert Böchzelt (beide JOANNEUM<br />

RESEARCH). Die einführenden Worte zum<br />

Thema Holunder kamen vom bekannten steirischen<br />

Stressforscher Prof. Dr. Sepp Porta.<br />

Die gesamte STYRIA SAMBUCUS Pro-<br />

INNOVATION<br />

duktlinie ist ab sofort über die teilnehmenden<br />

steirischen Thermen, ausgewählte Thermenhotels<br />

und das Steirische Thermenland zu<br />

beziehen. Ü<br />

Verkaufsinformation:<br />

http://www.thermenland.at/<br />

Kontakt JOANNEUM RESEARCH:<br />

http://www.joanneum.at/Resources/ctp<br />

Buchpräsentation<br />

Das jahrelange Engagement der JOANNEUM RESEARCH im Bereich Ethik hat auch<br />

Spuren hinterlassen. Höhepunkt des Programms ist deshalb die Präsentation des<br />

Buches „Ethik in Forschung und Technik. Annäherungen“, das im Böhlau Verlag erschienen<br />

ist. Gerade für ein Forschungsunternehmen<br />

ein aktuelles Thema:<br />

„Ethisch korrektes, ethisch bewusstes<br />

Forschen dient auch der weiteren Verbesserung<br />

der Qualität der Forschung<br />

und stellt damit einen Mehrwert dar, der<br />

die Forschungstätigkeit der JOANNEUM<br />

RESEARCH für Auftraggeber und Kunden<br />

noch attraktiver macht“, so JR-Geschäftsführer<br />

Dr. Bernhard Pelzl.<br />

Dr. Birgit Strimitzer Riedler und Dr. Bernhard<br />

Pelzl blättern in der Neuerscheinung.<br />

STYRIA SAMBUCUS Gesichts- und Peelingcreme<br />

Fotos: Photoatelier R. Frankl<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 67


In jeder Hinsicht<br />

einzigartig<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

68<br />

Die Montanuniversität nimmt eine Sonderstellung unter Österreichs Hohen<br />

Schulen ein: Die angebotenen Studienrichtungen können in dieser Form<br />

nur in Leoben belegt werden – mit dem Erfolg, dass die Absolventen tradi-<br />

tionell zu den begehrtesten Akademikern zählen. Optimale Infrastruktur<br />

und Betreuungsverhältnisse machen die Montanuniversität zudem zu<br />

Österreichs „bester“ Universität mit den zufriedensten Studierenden, wie<br />

jüngste Umfragen ergaben.


In einer vom Wochenmagazin „Format“ in<br />

Auftrag gegebenen Online-Umfrage haben<br />

im Frühjahr 2010 mehr als 100 Personalchefs<br />

österreichischer Unternehmen und<br />

professionelle Personalberater die Montanuniversität<br />

zur Top-Universität gekürt: Die<br />

Leobener Universität wurde von 56 Prozent<br />

der Befragten mit der Note „Sehr gut“ bewertet.<br />

Die Ergebnisse einer jährlich durchgeführten<br />

und repräsentativen Studentenstudie des Beratungsunternehmens<br />

„Universum Communications“<br />

mit Stammsitz in Stockholm bestätigten<br />

fast zeitgleich, dass sich die zufriedensten<br />

Universitätsstudenten Österreichs in<br />

Leoben finden. Ähnlich herausragende Noten<br />

erhält die Montanuniversität beim<br />

Schlussreport des „trendence Graduate Barometer<br />

2010“, einer Umfrage des „trendence<br />

Instituts“ aus Hamburg.<br />

„Massenuniversität“ als Fremdwort<br />

Als eine der kleinsten Universitäten profitiert<br />

die Montanuniversität von ihrer überschaubaren<br />

Größe: Der intensive Kontakt zwischen<br />

Studierenden und Lehrenden ermöglicht<br />

es, Probleme schneller und erfolgreicher<br />

zu lösen. „Massenuniversität“ ist in Leoben<br />

ein Fremdwort.<br />

Die Studien orientieren sich entlang der<br />

Wertschöpfungskette von den Rohstoffen<br />

über die Werkstoffe bis hin zum fertigen Produkt<br />

und schließen mit dem Titel „Diplomingenieur“<br />

ab. Abgerundet wird das Angebot<br />

durch fächerübergreifende Studien wie Industrieller<br />

Umweltschutz und Industrielogistik.<br />

Der Anschluss eines Doktoratsstudiums<br />

ist in allen Fächern möglich.<br />

Gemeinsames erstes Studienjahr<br />

und Tutoriumsprojekt<br />

Auch in der Gestaltung des Studienalltags<br />

unterscheidet sich die Montanuniversität von<br />

vielen anderen Hochschulen: Das erste Stu-<br />

dienjahr ist als Eingangsphase für alle gleich<br />

und bringt die Studienanfänger aus den verschiedenen<br />

Schultypen auf ein einheitliches<br />

Niveau in den Grundlagenfächern. Am Ende<br />

des ersten Jahres könnte so bei Bedarf problemlos<br />

und ohne „Zeitverlust“ die Studienrichtung<br />

noch einmal gewechselt werden.<br />

Dieses gemeinsame Studienjahr hat wesentlich<br />

dazu beigetragen, die durchschnittliche<br />

Studiendauer zu verkürzen.<br />

Von Anfang an wird an der Montanuniversität<br />

Wert auf eine persönliche Betreuung gelegt.<br />

Um den Studienanfängern den Start ins<br />

Unileben zu erleichtern, werden sie im Rahmen<br />

des Tutoriumsprojekts von älteren Studierenden<br />

betreut, die ihnen bei Fragen und<br />

Problemen in der Studieneingangsphase zur<br />

Seite stehen.<br />

Beste Berufsaussichten<br />

Die Montanuniversität Leoben ist seit jeher<br />

eng mit Industrie und Wirtschaft verbunden.<br />

INNOVATION<br />

Alle Studierenden müssen während ihrer<br />

Ausbildung ein sechsmonatiges Pflichtpraktikum<br />

in einem einschlägigen Unternehmen<br />

absolvieren. Dank zahlreicher Projekte der<br />

Uni mit Unternehmen sind die Studierenden<br />

zudem schon sehr früh in ein Netzwerk eingebunden,<br />

das ihnen später den Berufseinstieg<br />

vereinfacht. Durch praxisnahen Unterricht<br />

sind die Studierenden immer auf dem<br />

neuesten Stand der Technik und finden sich<br />

im Beruf schnell zurecht.<br />

Auch auf dem internationalen Bildungsmarkt<br />

nimmt die Montanuniversität mit ihrer<br />

einzigartigen Ausbildung eine Sonderstellung<br />

ein. Absolventen aus Leoben sind gefragt<br />

wie selten zuvor, und die Wirtschaft<br />

verlangt sogar nach noch mehr Abgängern.<br />

Zahlen und Fakten<br />

In 170 Jahren hat sich die Montanuniversität<br />

Leoben von der Gründungsidee als „Steiermärkisch-ständische<br />

montanistische Lehranstalt“<br />

zu einer technischen Universität mit<br />

einem österreichweit einzigartigen Profil<br />

entwickelt. Mit 3.001 Hörern verzeichnet die<br />

Montanuni im laufenden Wintersemester<br />

2010/11 einen historischen Höchststand an<br />

Studierenden. Auch der Gesamtanteil weiblicher<br />

Studierender stieg weiter an und liegt<br />

nun bei 23,1 Prozent.<br />

In Leoben belegt werden können die Studienrichtungen<br />

Angewandte Geowissenschaften,<br />

Rohstoffingenieurwesen, Petroleum Engineering,<br />

Werkstoffwissenschaften, Metallurgie,<br />

Kunststofftechnik, Montanmaschinenwesen,<br />

Industrieller Umweltschutz, Industrielogistik<br />

und Industrielle Energietechnik<br />

(Masterstudium). Ergänzt wird das Studienangebot<br />

durch neun Universitätslehrgänge.<br />

Info-Tage<br />

Ausführliche Informationen und detaillierte<br />

Einblicke in das Studienangebot der Montanuniversität<br />

sind an den sogenannten<br />

Info-Tagen direkt am Leobener<br />

Campus erhältlich. Die<br />

nächsten Termine finden am 11.<br />

März, 6. Mai und 30. Juni 2011<br />

statt. Nähere Auskünfte dazu sowie<br />

Informationsmaterial über die Montanuniversität<br />

sind unter der Telefonnummer<br />

03842/402-7221, per<br />

E-Mail an info@unileoben.ac.at sowie<br />

im Internet unter www.unileoben.ac.at<br />

erhältlich. Ü<br />

Zahlreiche Studenten nutzen das<br />

einzigartige Angebot der Montanuniversität<br />

Leoben.<br />

Fotos: Montanuniversität Leoben<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 69


70<br />

INNOVATION<br />

Bekenntnis zur Heimat<br />

Auch in wirtschaftlich schwieri-<br />

gen Zeiten bekennen sich im-<br />

mer mehr heimische Unterneh-<br />

men zu ihren Wurzeln. So auch<br />

die Christof Group: Firmenchef<br />

Hans Christof formuliert ein<br />

sehr klares Ja zur Steiermark<br />

als Headquarter der internatio-<br />

nal agierenden Christof Group.<br />

Verlässlichkeit, Flexibilität und Innovation<br />

– darauf legt der rund 2.000 Mitarbeiter<br />

zählende Konzern großen Wert.<br />

Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten will<br />

das Unternehmen auch in den kommenden<br />

Jahren vor allem im Kerngeschäft weiter<br />

wachsen. Neben Österreich und einem bestehenden<br />

Standbein in Rumänien sieht die<br />

Christof Group vor allem in den übrigen<br />

CEE Staaten, Russland und dem arabischen<br />

Raum ihren Zukunftsmarkt. Ursprung des<br />

Konzerns ist ein von Johann Christof sen.<br />

1966 gegründetes Ein-Mann-Unternehmen,<br />

das sich aus der Spezialisierung im Rohbau<br />

zu einem umfassenden Anbieter von Turnkey<br />

Solutions und Systemintegration im Anlagen-<br />

und Apparatbau entwickelt hat. Durch<br />

die Konzentration auf die individuellen Bedürfnisse<br />

und die Notwendigkeit, auf die<br />

Kundenwünsche einzugehen, hat die Gruppe<br />

eine zusätzliche Spezialisierung entwickelt.<br />

Mehr als 1.100 Großprojekte wurden bisher<br />

erfolgreich abgeschlossen. Aktuell existieren<br />

26 Servicepartnerschaften und daas Unternehmen<br />

ist kontinuierlich gewachsen: Die<br />

Übernahme der apb Apparatebau Schweiß-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Johann Christof, Vorstandsvorsitzender, Johann Christof sen., Aufsichtsratsvorsitzender,<br />

Mag. Gernot Schieszler, Vorstand, Günter Dörflinger, MBA, Vorstand (v.l.n.r.)<br />

technik GmbH Kapfenberg im Sommer des<br />

vergangenen Jahres war ein weiterer konsequenter<br />

Schritt in Richtung Wachstum. Mit<br />

einem Umsatz von knapp 300 Mio. Euro<br />

zählt das Unternehmen im Anlagenbau auch<br />

international zu den großen Playern. Neben<br />

dem Kerngeschäft des Anlagenbaus für 18<br />

verschiedene Industriezweige bietet die<br />

Christof Group Servicierungs- und Wartungsarbeiten<br />

sowie Revamps in höchster<br />

Qualität und Präzision an. Seit rund 2 Jahren<br />

beschäftigt sich die Christof Group auch intensiv<br />

mit erneuerbarer Energie, ein Forschungs-<br />

und Entwicklungsprojekt zum<br />

Thema Holzvergaser ist im Laufen. Mit der<br />

Übernahme der Fa. Greentech Energiesysteme<br />

bietet die Christof Group nun auch<br />

Hackschnitzel- und Pelletsöfen an.<br />

Steirisches Industriejuwel<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich gezeigt,<br />

dass der Anlagenbauer Christof Group zu<br />

den steirischen Industriejuwelen zählt. Nicht<br />

nur, seit sich das Unternehmen als Käufer<br />

für die Maschinenbautochter der AE&E ins<br />

Spiel brachte. Johann Christof, Vorstands-<br />

Einer der Schwerpunkte der Christof Group ist auf die Lehrlingsausbildung gerichtet. Hier befindet<br />

sich eine kleine „Abordnung“ bei der Staatswappenverleihung durch Herrn Minister<br />

Reinhold Mitterlehner. Fotos: Christof Group<br />

vorsitzender der Christof Group präzisiert:<br />

„Im Mittelpunkt unserer Unternehmensphilosophie<br />

steht ganz einfach, dass wir unseren<br />

Kunden individuell gestaltete Lösungen auf<br />

höchstem technischen Niveau bei gleichzeitig<br />

bester Qualität und Verlässlichkeit anbieten<br />

wollen. Daraus haben sich auch die<br />

Wachstumsschritte der Christof Group ergeben.“<br />

Erstaunlich, auf welche einfache Formel<br />

man Erfolg reduzieren kann. Doch in<br />

Wahrheit steckt ganz große Manpower dahinter,<br />

gepaart mit Fleiß, Energie und dem<br />

Wissen um die Machbarkeit. In einer aktuellen<br />

Umfrage unter Wirtschaftsexperten –<br />

großes Ranking der 250 wichtigsten Industriebetriebe<br />

des Landes – hat die Christof<br />

Group hat den Sprung in die Topplatzierungen<br />

geschafft und rangiert aktuell auf Platz<br />

113! Das lässt noch Großes erwarten. Ü<br />

DATEN & FAKTEN<br />

Die 3 Kernkompetenzen<br />

der Christof Group:<br />

n Turnkey Solutions / System Integration<br />

n Apparatebau und Modulleistungen<br />

des Anlagenbaues<br />

n Integrated Industrial Services<br />

Die Christof Group ist in folgenden<br />

Märkten vertreten:<br />

Chemische und Petrochemische Industrie,<br />

Düngemittelindustrie,<br />

Pharma-Industrie und Medizintechnik,<br />

Lebensmittelindustrie, Eisen- &<br />

Stahlindustrie, Textil- & Kunststoffindustrie,<br />

Energie- und Umwelttechnik,<br />

Papier-, Zellstoff- und Holzindustrie,<br />

Baustoffindustrie


72<br />

SERVICE<br />

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat gut lachen: Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hat die Kündigung der Mitgliedschaft<br />

bei der Tourismuswerbung zurückgezogen. Fotos: APA<br />

Die Schützen von Hornberg<br />

Der Streit um die Zukunft der Tourismuswerbung ist beendet. Ergebnis: Es bleibt fast alles beim Alten.<br />

Die Wirtschaftskammer, der die ÖW zu<br />

einem Viertel gehört, zieht ihre „prophylaktische<br />

Kündigung“ per Ende 2011<br />

zurück. Ihr Finanzierungsanteil von insgesamt<br />

rund acht Millionen Euro bleibt somit<br />

aufrecht. 24 Millionen Euro stellt das Wirtschaftsministerium<br />

bereit, das drei Viertel an<br />

der ÖW hält.<br />

Die ÖW wird künftig auch Märkte bearbeiten,<br />

die derzeit noch einen geringen Ankünfte-<br />

und Nächtigungsanteil in Österreich<br />

haben. Die Tourismuswerber können sich<br />

dabei (weiterhin) der Büros der Handelsdelegierten<br />

der Außenwirtschaftsorganisation<br />

der Wirtschaftskammer bedienen. Als weiteren<br />

wesentlichen Punkt der Einigung mit<br />

dem Wirtschaftsminister sieht WKÖ-Präsident<br />

Christoph Leitl das Bekenntnis zu mehr<br />

Inlandswerbung.<br />

Parallel zu den Auslandsaktivitäten soll auch<br />

der Inlandsmarkt intensiver beackert werden,<br />

damit mehr Österreicher Urlaub in der Heimat<br />

machen. Zum einen soll die Abstim-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

mung mit der Tourismuswirtschaft verstärkt<br />

und – bei Bedarf – auch eine Inlandskampagne<br />

durchgeführt werden, was ein zentrales<br />

Anliegen der Kammer bei ihrer Austrittsdrohung<br />

war. Alleine dafür werden vom Mitgliedsbeitrag<br />

der Kammer und aus ÖW-Mitteln<br />

je 300.000 Euro pro Jahr zur Verfügung<br />

gestellt. Wirtschafts- und Tourismusminister<br />

Reinhold Mitterlehner begrüßt den Wiedereintritt<br />

der Wirtschaftskammer Österreich in<br />

die Österreich Werbung. „In der jetzt erzielten<br />

Einigung wurde die alleinige Zuständigkeit<br />

der Österreich Werbung für das nationale<br />

Tourismusmarketing im In- und Ausland<br />

gemeinsam festgehalten. Alle unsere<br />

Tourismusmarketingaktivitäten weltweit erfolgen<br />

ab jetzt im Auftrag und unter der Strategie<br />

und der Dachmarke der ÖW“, betonte<br />

Mitterlehner.<br />

Die Wirtschaftskammer werde wie bisher einen<br />

jährlichen Mitgliedsbeitrag in Höhe von<br />

acht Millionen Euro leisten. 1,7 Millionen<br />

Euro davon werden von der Außenwirt-<br />

schaftsorganisation durch Sachleistungen in<br />

Form von Marketingaktivitäten erbracht, die<br />

von der ÖW in Auftrag gegeben werden. Das<br />

Wirtschaftsministerium zahle die bereits zugesagten<br />

24 Millionen Euro. Insgesamt stehen<br />

der Österreich Werbung – seit Jahren nahezu<br />

unverändert – rund 50 Millionen Euro<br />

zur Verfügung. 20 Millionen Euro lukriert<br />

die ÖW aus dem Verkauf von Dienstleistungen.<br />

Ü


74<br />

SERVICE<br />

Die Wirtschaft erholt sich wieder von ihrer größten Krise, die sie<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg heimgesucht hat. Mit dem Einbruch des<br />

Brutto Inlandsprodukts (BIP) von minus 3,9 Prozent im Jahr 2009<br />

hatte wahrlich niemand gerechnet, war doch Österreich seit 1945 -<br />

bis auf zwei marginale Ausnahmen in den 1970er Jahren - mit einer<br />

steigenden Wirtschaftsleistung gesegnet.<br />

Dr. Johannes Kopf, LL.M., Vorstandsmitglied des AMS Österreich,<br />

sprach mit Marie-Theres Ehrendorff über Trends, Chancen und Ris-<br />

ken am österreichischen Arbeitsmarkt.<br />

Eine Rekordbeschäftigung und die meisten<br />

Jobs, die es je gegeben hat, ließen<br />

Ende 2010 viele aufhorchen, ist doch<br />

eine Erholung des heimischen Arbeitsmarkts<br />

in diesem rasanten Tempo ungewöhnlich.<br />

„Die Unternehmen haben rund zwei Drittel<br />

jener Arbeit, die sie im Abschwung zur Verfügung<br />

hatten, nicht durch Freisetzungen am<br />

Arbeitsmarkt, sondern durch Arbeitsreduktion<br />

in den Betrieben wettgemacht“, erklärt<br />

Johannes Kopf, Vorstand des AMS Öster-<br />

reich. „Und das wiederum nur zu einem kleinen<br />

Teil durch Kurzarbeit und dem überwiegenden<br />

Teil durch Abbau von Überstunden<br />

bzw. Aufbrauchen von Urlauben oder der<br />

Reduktion von Zeitguthaben etc.“ Möglich<br />

gemacht haben das die enormen Zeitgbudgets<br />

von Angestellten, die in den vergangenen<br />

drei Jahren bei boomender Wirtschaft<br />

aufgebaut und 2010 in Anspruch genommen<br />

werden konnten. „Dieser kollektive Abbau<br />

der Zeitguthaben erklärt auch das enorme<br />

Minus von 3,9 Prozent bei der Wirtschaftsleistung<br />

in Relation zum wesentlich geringeren<br />

Minus von 1,4 Prozent an Beschäftigten“,<br />

meint Johannes Kopf.<br />

Arbeitsmarkt dreht sich<br />

„So unerwartet und so heftig uns die Krise<br />

getroffen hat, so rasch ist sie wieder verschwunden“,<br />

bemerkt Kopf. Die Konjunktur<br />

ist angesprungen, der Arbeitsmarkt hat sofort<br />

reagiert, und seit Mitte des Vorjahres sind die<br />

Arbeitslosenzahlen rückläufig. „Ende Dezember<br />

hatten wir 10.500 weniger Arbeitslose<br />

als im Vergleichsmonat des Jahres 2009<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

und gleichzeitig auch 7.500 Personen weniger<br />

in Schulungen des AMS. Das sind in<br />

Summe zirka 18.000 Personen. Betrachtet<br />

man jedoch das gesamte Vorjahr, war nur ein<br />

leichter Rückgang zu beobachten, weil in der<br />

ersten Hälfte die Arbeitslosigkeit noch angestiegen<br />

ist.“<br />

Die AMS-Zahlen im Bereich Beschäftigung<br />

verraten auch einiges über den sehr volatilen<br />

Beschäftigungsmarkt. „Wir haben im Jahr<br />

2009 46.000 Beschäftigte verloren, konnten<br />

Arbeitsmarkt im B<br />

allerdings über das Jahres 2010 rund 20.000<br />

dazugewinnen.“ Nach Adam Riese wäre somit<br />

die „halbe Krise“ wieder überwunden.<br />

„Mehr noch“, korrigiert Johannes Kopf,<br />

„denn wenn man die Dezemberzahlen 2009<br />

mit jenen von Dezember 2010 vergleicht,<br />

wird man bemerken, dass bereits die gesamte<br />

Krise wieder aufgeholt wurde. Aber: Es ist<br />

zwar nur die Hälfte all jener verlorener Jobs,<br />

die in der Industrie oder im Gewerbe wieder<br />

zur Verfügung steht, erneut am Markt, jedoch<br />

werden andere, neue Jobs angeboten.<br />

Gerade in den Bereichen Erziehung, Gesundheit<br />

und Pflege sowie in der Arbeits -<br />

kräfteüberlassung gibt es entsprechende<br />

Stellen.“<br />

„Die Arbeit wird uns nicht ausgehen, aber die<br />

Wirtschaft kann sich bereits jetzt auf einen<br />

Mangel an qualifizierten Facharbeitern einstellen“,<br />

prognostiziert Dr. Johannes Kopf, LL.M.,<br />

Vorstandsmitglied des AMS Österreich, die Zukunft<br />

des heimischen Arbeitsmarkts.<br />

Foto: Saulich AMS


Zukunftsaussichten langfristig erfreulich<br />

Zukunftsprognosen bescheren uns auch im<br />

laufenden und nächsten Jahr ein Wirtschaftswachstum<br />

von über zwei Prozent. Das bedeutet<br />

für 2011 und 2012 ein weiteres Beschäftigungswachstum<br />

von plus 26.400 auf<br />

3.315.800 und 2012 ein Plus von 29.200 auf<br />

3.345.000 Beschäftigte.<br />

„Dieses Beschäftigungswachstum ist jedoch<br />

zu gering, um den gleichzeitigen Anstieg des<br />

Arbeitskräfteangebotes in den Jahren 2011<br />

und 2012 auszugleichen. Die Arbeitslosigkeit<br />

wird daher voraussichtlich wieder leicht steigen“,<br />

meint Johannes Kopf. „Im Jahr 2011<br />

mit einem geschätzten Plus von 7.000 auf<br />

257.500 und 2012 mit einem Plus von 1.200<br />

auf 258.700 Personen.“ Somit wird die Registerarbeitslosenquote<br />

2011 und 2012 bei<br />

sieben Prozent liegen. „Grund für den Anstieg<br />

des Arbeitskräfteangebotes sind Rückstaueffekte<br />

aus der Wirtschaftskrise. Durch die steigenden<br />

Beschäftigungsaussichten drängen<br />

beispielsweise wieder mehr Jugendliche, die<br />

während der Krise in Ausbildung waren, oder<br />

Frauen, die aufgrund des verringerten Arbeitsplatzangebotes<br />

den geplanten Wiedereinstieg<br />

verschoben haben und während der<br />

Krise länger bei ihren Kindern zuhause geblieben<br />

sind, auf den Arbeitsmarkt. Zudem<br />

werden durch die Ost-Öffnung ab Mai zusätzliche<br />

Arbeitskräfte aus den neuen EU-Län-<br />

dern erwartet“, analysiert Johannes Kopf, der<br />

trotz der hohen Arbeitslosenquote von einer<br />

insgesamt spürbaren Erholung der Wirtschaft<br />

spricht. „Der Einzelne wird rascher einen Job<br />

finden und auch die durchschnittliche Dauer<br />

von Arbeitslosigkeit wird sinken.“<br />

Die Betriebe werden in Zukunft mehr Stellen<br />

anbieten können, und es gibt derzeit noch<br />

genug Potenzial an Arbeitskräften. „Wir sind<br />

im klassischen Sinn noch nicht im Fachkräftemangel,<br />

wenn auch in einzelnen Bereichen,<br />

wie qualifizierte Techniker, Fleischer,<br />

Dachdecker und Köche, die Nachfrage das<br />

Angebot übersteigt.“<br />

Arbeitslosenquote sinkt erst 2013<br />

In den Jahren 2013 und 2014 wird das reale<br />

BIP-Wachstum mit 3,2 Prozent bzw. 2,9 Prozent<br />

wieder kräftiger ausfallen (im Vergleich:<br />

2011: 2,1 Prozent, 2012: 2,4 Prozent). Durch<br />

die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen<br />

wächst die Aktivbeschäftigung weiter (2013:<br />

plus 44.600 auf 3.389.600 und 2014: plus<br />

42.300 auf 3.431.900) und übersteigt das Angebot<br />

an Arbeitskräften. Damit soll die Ar-<br />

beitslosigkeit in den<br />

Jahren 2013 und<br />

2014 zurückgehen<br />

(2013: minus 12.900<br />

auf 245.800 und<br />

2014: minus 16.500<br />

auf 229.300). Die<br />

Arbeitslosenquote<br />

nach österreichischerBerechnung<br />

wird im Jahr<br />

2013 auf 6,6 Prozent<br />

und 2014 auf 6,1<br />

Prozent sinken.<br />

lickpunkt<br />

Wer profitiert am<br />

Arbeitsmarkt?<br />

Die Krise am Arbeitsmarkt war eine Krise<br />

des produzierenden Gewerbes – vor allem<br />

der Industrie –, denn dort sind die Jobs verloren<br />

gegangen. Männer sind die größten<br />

Profiteure der Entspannung am Arbeitsmarkt<br />

und damit auch jene Personengruppe, die die<br />

Krise am härtesten getroffen hat. „Der Rückgang<br />

der Arbeitslosigkeit ist zu 80 Prozent<br />

männlich“, so Kopf. „Bei Frauen geht die<br />

Arbeitslosigkeit nicht so eklatant zurück,<br />

weil weibliche Arbeitnehmer dazukommen,<br />

die krisenbedingt länger bei ihren Kindern<br />

geblieben sind bzw. im Haushalt gearbeitet<br />

haben.“ Qualifikation ist nach wie vor ein<br />

probates Mittel gegen Arbeitslosigkeit. „Die<br />

Arbeitslosenquote liegt bei Personen – egal<br />

welchen Studiums – im Schnitt bei 2,5 Prozent,<br />

bei AHS-Maturanten oder Absolventen<br />

von vergleichbaren berufsbildenen Schulen<br />

liegt die aktuelle Quote bei 3,5 Prozent. Bei<br />

Personen mit abgeschlossener Lehre liegt sie<br />

bei fünf Prozent und bei ungelernten mit<br />

bzw. ohne Pflichtschule bei 16 Prozent.“<br />

Das Thema Bildung wird auch für den Ar-<br />

Wirtschaftsentwicklung (BIP) bis 2014<br />

Quelle: AMS<br />

Arbeitsmarktprognose für 2011<br />

Dezember 2010<br />

SERVICE<br />

Veränderungen<br />

gegenüber Vorjahr,<br />

Synthesis Forschung,<br />

Dezember 2010<br />

beitsmarkt eines der bestimmenden Themen<br />

der Zukunft sein. Zusätzliche Qualifikationen<br />

werden in den „normalen“ Jobs immer<br />

häufiger nachgefragt. „Der Installateur, der<br />

bisher für Gas und Wasser zuständig war,<br />

muss plötzlich Erdwärme und Solarzellen<br />

beherrschen. D.h. dass in konventionellen<br />

Branchen derzeit Green-Technologie sowie<br />

Abfallrecycling unumgänglich ist und Fachkräfte<br />

dafür neues Know-how durch Zusatzausbildungen<br />

erwerben müssen“, meint<br />

Kopf.<br />

Im Langzeitvergleich von 20 Jahren ist die<br />

Arbeitslosenquote von Personen mit Lehre,<br />

Matura oder Akademikern in etwa gleich geblieben,<br />

hingegen hat sich die der Pflichtschulabsolventen<br />

fast verdoppelt. „Das bedeutet,<br />

dass vor 20 Jahren Pflichtschul-Abgänger<br />

bei neun Prozent Arbeitslosigkeit<br />

noch halbwegs vernünftige Chancen am Arbeitsplatz<br />

hatten, während heute 16 Prozent<br />

dieser Gruppe ohne Arbeit ist. Das heißt,<br />

dass Jobs für Menschen ohne Ausbildung<br />

verschwinden.“ Ü<br />

2009 2010 2011<br />

AMS WIFO IHS<br />

Wirtschaftswachstum -3,9% 2,0 - 2,5% 2,1% 2,2% 2,1%<br />

reale Veränderung des BIP (in %)<br />

Unselbstständig<br />

Aktivbeschäftigte -44.818 +30.200 +26.400 +21.200 +29.604<br />

Veränderung zum Vorjahr absolut<br />

Arbeitslosigkeit +48.056 -9.500 +7.000 +/-0 -6.912<br />

Veränderung zum Vorjahr absolut Quelle: AMS<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 75


76<br />

SERVICE<br />

Medaillenregen für Österreichs Lehrlinge<br />

30 Euroskills Teilnehmer von Fischer und Leitl geehrt<br />

Zwanzig Medaillen konnten die 30 österreichischen<br />

Teilnehmer der zweiten Berufs-Europameisterschaft<br />

Euroskills aus<br />

Lissabon mit nach Hause bringen. Zwölf davon<br />

glänzen sogar in Gold.<br />

„Der Erfolg in Portugal ist die positive Antwort<br />

der österreichischen Berufsausbildung<br />

auf den Pisa-Schock“, freute sich WKÖ-<br />

Präsident Christoph Leitl, ehe es zur feier -<br />

lichen Ehrung durch den Bundespräsidenten<br />

in die Wiener Hofburg ging.<br />

„Auf die Anzahl der Medaillen, die nach<br />

Österreich gegangen sind, kann man zu<br />

Recht stolz sein. Ich gratuliere jedem einzelnen<br />

und bedanke mich für die wertvolle Arbeit,<br />

die Sie für unser Land leisten“, betonte<br />

Bundespräsident Fischer, der allen Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern alles Gute auf<br />

dem weiteren Berufsweg wünscht.<br />

Als Vertreter der österreichischen Unternehmen<br />

bedankte sich Christoph Leitl bei allen<br />

Lehrlingen persönlich und verbarg keineswegs,<br />

„dass ich mächtig stolz auf euch bin,<br />

weil Österreich, im Verhältnis zur Mann-<br />

FACTS<br />

Die Wirtschaftskammer Österreich<br />

(WKÖ) ist seit 1958 Mitglied von<br />

Worldskills International und entsendet<br />

seit 1961 regelmäßig Teilnehmer<br />

zu Berufsweltmeisterschaften.<br />

Die Bilanz der bisher 26 Beteiligungen<br />

österreichischer Teams bei<br />

Worldskills kann sich sehen lassen:<br />

Drei Mal war Österreich Sieger der<br />

Nationenwertung (1995, 1997, 1999),<br />

zwei Mal unter den Top 3 (2001,<br />

2003), und die österreichischen Teilnehmer<br />

gewannen insgesamt 170<br />

Medaillen, davon 58 Goldene und<br />

137 Leistungsdiplome.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

schaftsgröße, das erfolgreichste Team aller<br />

teilnehmenden Nationen gebildet hatte. Das<br />

Ergebnis zeigt, dass die Begabungsorientierung<br />

und Leistungsförderung, die im österreichischen<br />

Schulwesen noch fehlt, im Berufsleben<br />

und im dualen Ausbildungssystem<br />

bereits umgesetzt wird.“<br />

DIE GEWINNER<br />

Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und WKÖ-<br />

Präsident Dr. Christoph Leitl ehrten das erfolgreiche<br />

Euroskills-Team, das für Österreich 20<br />

Medaillen holte. Foto: WKO Dragan Tatic<br />

Anders als in den Schulen führe das dazu,<br />

dass Österreichs Lehrlinge Höchstleistungen<br />

in ihren Bereichen bringen.<br />

„Außerdem ist der Erfolg bei Euroskills eine<br />

Bestätigung für die Leistungsfähigkeit der<br />

heimischen Ausbildungsbetriebe und der berufsbildenden<br />

Schulen bei der Heranbildung<br />

qualifizierter Fachkräfte in Österreich“, so<br />

Leitls Dank an die beteiligten Betriebe. „Sie<br />

haben uns hiermit beeindruckend vor Augen<br />

geführt, dass sie die Talente und Begabungen<br />

der Lehrlinge zielgenau fördern und mit qualifizierten<br />

und motivierten Ausbildnern zu<br />

Spitzenleistungen führen.“ Weiters weist der<br />

WKO-Präsident auf die im EU-Vergleich<br />

hohe Beschäftigungsquote der Jugend hin,<br />

wo Österreich Europa-Spitze ist.<br />

Leitl: „Sorgen wir dafür, dass jetzt auch die<br />

Bildungsdiskussion dazu führt, dass wir<br />

ebenso im Schulbereich die Besten in<br />

Europa werden.“ Ü<br />

Die österreichischen Medaillengewinner bei Euroskills 2010 in Einzelbewerben<br />

Gold: Anlagetechniker Johannes Innreiter (voestalpine Stahl GmbH, OÖ), Elektriker<br />

Matthias Klaunzer (fiegl+spielberger GmbH, Tirol), Sanitärinstallateur Bernhard<br />

Senn (Lucian Bouvier Haustechnik & Fliesen GmbH, Tirol), Maurer Michael Krauskopf<br />

(Leyrer + Graf BaugesmbH, NÖ), Spengler Anton Josef Matlas (Spitzer<br />

GesmbH, NÖ), Maler Bernhard Holzer (Fischer GmbH, Steiermark), Köchin Sarah<br />

Geser (Hotel Schwanen Bizau, Vorarlberg), Restaurantfachfrau Kathrin Nußbaumer<br />

(Seehotel Werzer Wallerwirt GmbH, Kärnten), KFZ-Techniker Daniel Weigl (Wiesinger<br />

GesmbH, NÖ), Landschaftsgärtner Bernhard Gierlinger und Martin Höfler (Garten<br />

Zauner GmbH & Co KG, OÖ)<br />

Silber: Kälteanlagentechniker Thomas Fasching (Carrier Kältetechnik Austria<br />

GmbH, Steiermark), Grafik-Designerin Julia Holer (Kolleg an der Höheren Graphischen<br />

Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, Wien), Supervisor Christopher Schilcher<br />

(Wiener Wohnen Haus- & Außenbetreuung GmbH, Wien), Gebäudereiniger Vicky<br />

Fetai (STRABAG Property und Facility Services GmbH, Wien) und Daniel Todorovic<br />

(Blitz Blank Reinigung Dienstleistungsunternehmen GmbH, Wien), Fliesenleger<br />

Christian Enenkel jun. (Huber & Huber Creativ Ceramic, Tirol)<br />

Bronze: Hufschmied Philipp Häusler (Die Hufschmiede Günther Socker, NÖ)<br />

Die erfolgreichen österreichischen Teams bei Euroskills 2010<br />

Gold: Koch und Restaurantservice: Sarah Geser (Hotel Schwanen Bizau, Voralberg)<br />

und Kathrin Nußbaumer (Seehotel Werzer Wallerwirt GmbH, Kärnten), Installations -<br />

technik: Matthias Klaunzer (fiegl+spielberger GmbH, Tirol), Bernhard Senn (Lucian<br />

Bouvier Haustechnik & Fliesen GmbH, Tirol) und Thomas Fasching (Carrier Kältetechnik<br />

Austria GmbH, Steiermark)<br />

Silber: Gebäudereinigung: Vicky Fetai (STRABAG Property und Facility Services<br />

GmbH, Wien), Daniel Todorovic (Blitz Blank Reinigung Dienstleistungsunternehmen<br />

GmbH) und Christopher Schilcher (Wiener Wohnen Haus- & Außenbetruung GmbH,<br />

Wien), Landschaftsgärtner und Landschaftsdesign: Bernhard Gierlinger, Martin<br />

Höfler (Garten Zauner GmbH & Co KG, OÖ) und Stefan Streicher (Wiener Stadt -<br />

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80<br />

AUTO & MOTOR<br />

„Erkaufter“ Rekord?<br />

Noch nie wurden in Österreich so viele Autos zuge-<br />

lassen wie 2010, doch der Rekord hat einen Beige-<br />

schmack. Es gab auch noch nie so viele Tageszu-<br />

lassungen. Die Statistik scheint „erkauft“ zu sein,<br />

viele in Österreich zugelassene Autos haben das<br />

Land nie „befahren“.<br />

Hyundai-KIA in Österreich<br />

hatte 2010 jeden<br />

Grund zum Jubeln. Mit<br />

einem Plus von knapp 30 Prozent<br />

war der südkoreanische<br />

Autobauer 2010 der „Abräumer“<br />

am österreichischen Automarkt.<br />

Doch ein zweiter<br />

Blick genügt, um das mysteriöse<br />

Wachstum zu relativieren.<br />

Ein Drittel aller Hyundais<br />

und KIAs in Österreich waren<br />

Tageszulassungen. Tageszulassungen<br />

– also Kurzzulassungen bis maximal<br />

120 Tage – haben zwei Effekte, zum einen<br />

können sie dem Endkunden mit höheren<br />

Rabatten angeboten werden, zum anderen<br />

werden viele für nur einen Tag zugelassene<br />

Autos auch wieder exportiert. Laut KommR<br />

Burkhard Ernst, Bundesgremialomann des<br />

Fahrzeughandels in der WKO, wurden rund<br />

76.500 Fahrzeuge auf diese Art und Weise<br />

zugelassen. „Wie hoch der Anteil der in<br />

Österreich verbliebenen Fahrzeuge ist, lässt<br />

sich nicht nachvollziehen. Da fehlen die Statistiken.“<br />

Rekord der Statistiker<br />

328.563 PKW wurden 2010 neu zugelassen.<br />

Damit wurde der Rekord von 1992 um rund<br />

8.000 Fahrzeuge überboten. Doch Autohandels-Sprecher<br />

Josef Schirak kann dem Rekordjahr<br />

nicht nur Positives entlocken. Der<br />

brutale Kampf um Marktanteile und der damit<br />

verbundene Verdrängungswettbewerb<br />

haben die Ertragslage der Händler trotz vermehrten<br />

Verkäufen kaum verbessert. Dem<br />

pflichtet auch Werner Blum bei. Der Präsident<br />

des FORD-Händlerverbandes kann der<br />

Jubelstimmung nicht viel abgewinnen: „Wir<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Bei 300.000 jährlich verschrotteten<br />

Autos relativiert<br />

sich der Rekord.<br />

Foto: Peugeot<br />

Rabatte, Marketingaktionen<br />

und Kurzzulassungen verfälschen<br />

laut FORD-Händlerverbandspräsident<br />

Werner Blum<br />

die Statistik. Foto: privat<br />

haben zum einen die Tagszulassungen,<br />

wo Autos oft gar<br />

nicht das Land Österreich sehen,<br />

sondern irgendwo zwischen<br />

Rumänien und Weißrussland<br />

landen. Dazu kommen die Marketingaktivitäten<br />

der Hersteller und die Rabattschlachten.“<br />

Das alles ist der Ertragslage der<br />

Händler nicht gerade förderlich. Für Blum<br />

ist das Ergebnis 2010 daher verfälscht, und<br />

das bestätigen auch andere Händler. „Die<br />

Verschrottungsrate in Österreich beträgt<br />

300.000 Autos pro Jahr. Will man den Bestand<br />

gleich halten, ist also Potenzial für<br />

300.000 Neuwagen.“ Die 358.000 sind daher<br />

für Blum keine Sensation. Exportfahrzeuge<br />

mit Tageszulassung sind für den niederösterreichischen<br />

FORD-Händler tabu. Ähnlich<br />

sieht dies Gerhard Maiböck, Geschäftsleiter<br />

von Peugeot Linz: „Wir betreiben keine Tageszulassungen<br />

im großen Stil.“ Maiböck ist<br />

dennoch zufrieden, nicht zuletzt bei den Zuwächsen<br />

bei Kleintransportern im B2B-Bereich.<br />

„Der Anteil an den Gesamtverkäufen<br />

beträgt derzeit rund 27 Prozent. Unser Ziel<br />

ist, es das B2B-Geschäft in den nächsten Jahren<br />

auf 50 Prozent zu steigern.“ Für Maiböck<br />

interessant war der Trend im PKW-Sektor.<br />

„2009 waren durch die Ökoprämie vor allem<br />

kleinere Modelle gefragt. 2010 hatten wir<br />

die größten Erfolge im oberen Segment.“<br />

Burkhard Ernst erklärt sich das so: „Indem<br />

viele Konsumenten Geld möglicherweise<br />

nicht mehr an der Börse investiert, sondern<br />

sich dafür ein neues Auto gekauft haben“.<br />

Verbrauch wird Faktor Nummer eins<br />

Selbst wenn nicht bei der Anschaffung gespart<br />

wurde, der Treibstoffverbrauch ist zum<br />

Killerkriterium geworden. Ganz dem Trend<br />

entsprechend, zeigt die Zulassungsstatistik<br />

eine „Ökologisierung“ des Kaufverhaltens.<br />

Fahrzeuge mit CO 2-Emissionswerten über<br />

140g/km waren weit weniger gefragt. Klare<br />

Gewinner waren Autos unter 140g/km.<br />

Christian Spreitzhofer von Renault Wien<br />

kann das bestätigen: „61 Prozent unserer<br />

PKW-Modelle verbrauchen weniger als<br />

140g/km. Wir erwarten daher auch für 2011<br />

eine verstärkte Nachfrage nach verbrauchs-<br />

Neuzulassungen 2010:<br />

358.000 gesamt<br />

76.500 Tages -<br />

zulassungen<br />

Zieht man die Tageszulassungen ab,<br />

bleiben gerade einmal 281.500 zugelassene<br />

Fahrzeuge übrig.


und emissionsarmen Fahrzeugen.“ Ein<br />

Trend, dem die erhöhte Mineralölsteuer<br />

in die Hände spielt. Bei Renault setzt man<br />

daher auf „Downsizing“. „Der Begriff beschreibt<br />

den Einsatz kleinerer, aufgeladener<br />

Treibwerke, die weniger CO 2 emittieren<br />

und trotzdem hohe Ansprüche an<br />

Leistung und Drehmoment erfüllen.“ Ob<br />

man künftig ganz emissionsfrei unterwegs<br />

sein wird, lässt sich nur erahnen.<br />

Glaubt man den „Gurus“ der Branche,<br />

wie „Autopapst“ Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer<br />

von der Universität Essen, ist<br />

der Verbrennungsmotor noch lange nicht<br />

tot: „In den nächsten 20 Jahren werden<br />

Peugeot-Linz-Chef Gerhard<br />

Maiböck will das<br />

B2B-Geschäft in den<br />

nächsten Jahren auf 50<br />

Prozent steigern.<br />

Foto: Jupiterimages<br />

drei Viertel der Neuzulassungen Hybrid-Autos sein und nur jedes<br />

fünfte Fahrzeug ein reines Elektroauto.“ Werner Blum sieht das ähnlich:<br />

„Aufgrund der modernen Möglichkeiten der Erdölförderung<br />

wird es noch lange Verbrennungsmotoren geben.“<br />

E-Mobilität – Hype oder Flop?<br />

Dennoch setzen fast alle namhaften Hersteller von Großserienfahrzeugen<br />

auf reine E-Modelle. Peugeot präsentiert 2011 den iOn und<br />

der neue FORD Fokus wurde in den USA bereits als E-Modell vorgestellt.<br />

Renault folgt mit Fluence Z.E. (zero emission) und Kangoo<br />

Z.E. Die Reichweiten von derzeit maximal 150 Kilometer scheinen<br />

aber die Käufer noch abzuschrecken. Für Spreitzhofer ist hier die<br />

Politik gefordert: „Der Trend in den nächsten Jahren ist abhängig<br />

von staatlichen Förderungen und einer flächendeckenden Infrastruktur.“<br />

Mobilität auf Zeit könnte ebenso ein Trend sein, der sich durchsetzen<br />

könnte. Peugeot startet Mitte 2011 in Wien damit, sich Mobilität<br />

per Wertkarte zu kaufen. „Das ist sicher ein Konzept, weg vom<br />

Besitz, hin zur Miete“, meint Gerhard Maiböck. Damit hat man je<br />

nach Bedarf Zugang vom Cityflitzer hin zum schweren SUV. Doch<br />

ob Herr und Frau Österreicher auf ihren „Besitz“ verzichten wollen,<br />

steht noch in den Sternen, ebenso wie sich das Jahr 2011 entwickeln<br />

wird. „Der Erfolg unseres Geschäftes wird von der Kaufkraft, also<br />

der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, abhängen“, gibt sich<br />

Christian Spreitzhofer vorsichtig. Ü<br />

Passagierrekord<br />

Im Jahr 2010 waren insgesamt 33.593.010 Gäste im<br />

Streckennetz von airberlin unterwegs (inklusive übernommener<br />

NIKI-Strecken). Das entspricht einer Steigerung<br />

von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2009<br />

waren es 32.375.531 Passagiere inklusive übernommener<br />

NIKI-Strecken).<br />

Damit bestätigt airberlin die im Frühjahr gemachte<br />

Prognose bezüglich der Passagierentwicklung, trotz des<br />

von unerwarteten externen Einflüssen geprägten Jahres<br />

2010. Allein im Dezember 2010 sind wetterbedingt<br />

rund 800 Flüge ausgefallen. Die Auslastung der Flugzeuge<br />

in 2010 sank im Jahresvergleich um 0,7 Prozentpunkte<br />

von 77,5 auf 76,8 Prozent bei einer gleichzeitigen<br />

Erhöhung der kumulierten Kapazität um 4,7 Prozent.


Silvia Trummer, Mario Pritz, Sonja Haingartner, Daniel Gerstl,<br />

Claudia Kapeller (GF) (v.l.n.r.) Foto: RehaDruck<br />

TOP-Druck-Qualität<br />

zu fairem Preis<br />

RehaDruck auf erfolgreichem<br />

Digitaldruck-Kurs<br />

Im September 2010 wurde das Digitaldruck – Equipment der gemeinnützigen<br />

Druckerei RehaDruck im Norden von Graz mit einem<br />

professionellen Drucksystem, der imagePRESS C 6000 von<br />

Canon verstärkt. „Es war ein wirtschaftlich entscheidender Schritt<br />

für uns als Kleinunternehmen mit 25 MitarbeiterInnen“, berichtet<br />

Claudia Kapeller, Geschäftsführerin der gemeinnützigen RehaGmbH,<br />

die die innovative Druckerei „RehaDruck“ in Graz-Gösting<br />

betreibt. „Mit den bisherigen Geräten waren wir bereits am Limit<br />

unserer Kapazitäten. Die langjährige Kooperation mit Canon war<br />

hier sehr hilfreich“, so Kapeller. Ihr Resümee nach vier Monaten:<br />

„Wir sehen heute schon, dass es eine strategisch kluge Entscheidung<br />

war. Die Druckqualität ist ausgezeichnet und das Auftragsvolumen<br />

im Digitaldruck konnte in kürzester Zeit verdoppelt werden. Die<br />

Bauweise des Geräts ist auch umweltbewusst und ermöglicht modulartig<br />

eine bedarfsgerechte Erweiterung. „Sozialfair“ ist der Leitgedanke<br />

der Druckerei. „Sozial“ steht für die Lehrausbildung von<br />

jungen Menschen mit Behinderung und der Beschäftigung von Fachkräften<br />

mit Behinderung in der Drucktechnik, Druckvorstufe und<br />

Buchbinderei, dank der Unterstützung des Bundessozialamts Landesstelle<br />

Steiermark sowie der Stadt Graz und Land Steiermark.<br />

„Fair“, weil diese Druckerei sich der persönlichen Beratung und optimalen<br />

Qualität von Pri-<br />

vat- wie Geschäftsdrucksorten(Visitenkarten<br />

bis Broschüren, Geschäftspapieren<br />

und Roll<br />

Ups) zu fairen Preisen<br />

als Ziel verschrieben<br />

hat; zunächst im Offsetdruck,<br />

seit 2007 auch als<br />

zweites Standbein im<br />

Digitaldruck.<br />

INFORMATIONEN<br />

RehaDruck sozialfair<br />

Gestaltung Offset–Digitaldruck<br />

Fertigung<br />

Viktor Franz Straße 9, 8051 Graz<br />

Tel. 0316/685255-0<br />

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84<br />

MENSCHEN & MÄRKTE<br />

Neues Leaseurope-<br />

Vorstandsmitglied<br />

Alexander Schmidecker, 44, Geschäftsführer der<br />

BAWAG P.S.K. Leasing, wurde ins Board von<br />

Leaseurope bestellt. Schmidecker ist damit für zwei Jahre<br />

im Vorstand der Dachorganisation<br />

der europäischen nationalen Leasingverbände.<br />

„Leasing spielt in<br />

unserem modernen Wirtschaftssystem<br />

eine wichtige Rolle“, sagt<br />

Schmidecker. „In meiner neuen,<br />

ehrenamtlichen Funktion werde<br />

ich mich dafür einsetzen, dass<br />

diese Finanzierungsform ihren<br />

vollen Beitrag zu einer positiven<br />

Entwicklung der gesamten Wirtschaft leisten kann und<br />

entsprechendes Gehör bei europäischen Institutionen findet.“<br />

Leaseurope vertritt die Interessen von 45 Verbänden<br />

aus 32 Ländern in den Bereichen Leasing und Autovermietung.<br />

Ü<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

LeasePlan Österreich: Bernd<br />

Spiess Vertriebsdirektor und<br />

Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Bernd Spiess (38) wurde im Jänner<br />

2011 zum Vertriebsdirektor<br />

und Mitglied der Geschäftsleitung<br />

bei LeasePlan Österreich bestellt.<br />

„In seiner bisherigen Funktion<br />

als Verkaufsleiter trug Herr<br />

Spiess maßgeblich zum Unternehmenserfolg<br />

der vergangenen<br />

Jahre bei“, erklärt LeasePlan-Geschäftsführer<br />

Nigel Storny. „Für<br />

uns war es daher der logische<br />

nächste Schritt, ihn in die Geschäftsleitung<br />

zu integrieren.“<br />

Der 38-jährige Vater zweier Kinder<br />

ist seit 2004 bei LeasePlan<br />

Österreich tätig. In seiner erweiterten<br />

Funktion wird Bernd<br />

Spiess nun federführend beim<br />

Ausbau und der Entwicklung von<br />

neuen Vertriebswegen sein und sich für die stetige Weiterentwicklung<br />

von Produkten sowie die Prozessoptimierung von vertriebsrelevanten<br />

Themen engagieren. Zusätzlich verantwortet er das Österreich betreffende<br />

internationale Geschäft des LeasePlan-Konzerns. Aufgabe<br />

dieses Bereiches ist es, internationale Kunden grenzüberschreitend<br />

mit gleichen Produkten und Dienstleistungen in 30 Ländern bedienen<br />

zu können. Ü


86<br />

Die Guten<br />

ins Kröpfchen<br />

Das bringt große Verbesserungen für die<br />

heimischen KMU, denn erstmals müssen<br />

alle Energie-Unternehmen ihre Tarife<br />

für ihre Gewerbekunden auch im Online-Kalkulator<br />

veröffentlichen. Das heißt,<br />

ab März können sich gewerbliche Kunden<br />

erstmals mit einem einzigen Mausklick einen<br />

Überblick über Preise und Angebote verschaffen“,<br />

schildert Johannes Mayer, der<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Ein neuer Tarifrechner soll auch dem Gewerbe, das sich bisher<br />

manchmal als Stiefkind der Liberalisierung gefühlt hat, ab März<br />

mehr Transparenz, bessere Wahlmöglichkeiten und in der Besten<br />

aller Welten auch niedrigere Energiepreise bescheren: Diese Er-<br />

wartung von Optimisten gilt sowohl für Strom als auch für Gas.


Wer zu unüblichen Zeiten viel Strom braucht,<br />

wird seinem Lieferanten künftig noch leichter<br />

einen besseren Preis abringen können.<br />

Foto: Paul-Georg-Meister_pixelio.de<br />

Chefvolkswirt der Regulierungsbehörde E-<br />

Control im Gespräch mit den <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong>.<br />

„Wir erwarten, dass jene Energieversorger,<br />

die besonders hohe Preise für<br />

KMU-Kunden haben, diese in Anbetracht<br />

der neuen Transparenz stark zurückziehen<br />

werden. Seitens vieler EVUs kann man diese<br />

Prognose nicht ganz nachvollziehen, jeder<br />

sieht sich schon heute als billigster bzw. bester<br />

Anbieter.<br />

Konkret wird der neue Tarifrechner den gewerblichen<br />

Usern in zwei Etappen mittels<br />

Internet zur Verfügung gestellt: Im März<br />

kommt der erster Teile für kleinere Gewerbekunden<br />

(beim Strom bis zu 100.000 Kilowattstunden<br />

und beim Gas bis zu 400.000<br />

kWh), vermutlich noch vor dem Sommer<br />

wird der zweite Teil online sein, er wendet<br />

sich an die größeren Betriebe über der magischen<br />

Schwelle von 100.000 Kilowattstunden.<br />

Beim Branchenverband Oesterreichs<br />

Energie weiß man schon mehr über das als<br />

Erstes zur Verfügung stehende Tool: Es wird<br />

ähnlich gestaltet sein wie der Tarifkalkulator<br />

für Haushaltkunden und dazu noch weitere<br />

Funktionalitäten umfassen.<br />

Für größere Gewerbekunden werde es keinen<br />

Kalkulator im eigentlichen Sinn geben,<br />

sondern ein Art Vergleichsmöglichkeit, wobei<br />

Unternehmen den derzeitigen Tarif eingeben<br />

könnten und dann einen Vergleich mit<br />

dem aktuellen Durchschnittstarif erhalten<br />

würden. Das Hauptziel dieses Tool ist es, den<br />

größeren Gewerbekunden eine Hilfestellung<br />

bei den Tarifverhandlungen in die Hand zu<br />

geben.<br />

ENERGIE & UMWELT<br />

Konkret schaue das Procedere im Vorfeld so<br />

aus, erläuterte Ernst Brandstetter, Pressesprecher<br />

von Oesterreichs Energie: Die E-<br />

Wirtschaft wird die Datensätze für Kunden<br />

bis zu 100.000 kWh an die E-Control melden.<br />

Über Kunden, die mehr verbrauchen,<br />

gibt es de facto keine Daten, sprich keine<br />

Standardprodukte, denn bei hohen Verbräuchen<br />

würden Stromverträge individuell verhandelt.<br />

Vergleichswerte für höhere Tarife<br />

würden daher wahrscheinlich aus der Preiserhebung<br />

für Industrie und Gewerbe stammen.<br />

Zahlenmäßig umfasst das Gewerbe insgesamt<br />

1,5 bis 1,6 Millionen Zählpunkte, das<br />

entspricht rund 17 Prozent des österreichischen<br />

Stromverbrauchs. Interessantes Detail<br />

am Rande: Der Durchschnittsverbrauch<br />

des Gewerbes beläuft sich laut Oesterreichs<br />

Energie auf 6300 kWh, das entspricht nur<br />

dem Doppeltem der Abnahmemenge eines<br />

08/15-Haushalts und belegt die These, dass<br />

gerade Kleinbetriebe das Rückgrat der österreichischen<br />

Wirtschaft sind. Auf ganz andere<br />

Zahlen kommt Mayer von der E-Control.<br />

Unter den Schwellenwert, für den es schon<br />

ab März den neuen Kalkulator geben wird,<br />

fallen 90 Prozent aller rot-weiß-roten Gewerbebetriebe.<br />

Der oberste Ökonom der Regulierungsbehörde<br />

beschreibt das Dilemma<br />

vieler heimischer KMU-Kunden folgendermaßen:<br />

Gerade für Unternehmen, bei denen<br />

entweder Energie kaum ein Kostenfaktor bei<br />

der Produktion ist oder die nicht viel Strom<br />

brauchen, zahlt es sich nicht aus, eine Ausschreibung<br />

zu machen. Laut Mayer bis dato<br />

die einzige Möglichkeit zu einer Reduktion<br />

der Ausgaben für Strom und Gas. Vom neuen<br />

System würden vor allem jene Unternehmen<br />

profitieren, die Lastprofile haben, die alles<br />

andere als 08/15 sind, sprich entweder mehr<br />

in der Nacht arbeiten oder ohne Lastspitzen<br />

auskommen würden. So könnten Bäcker, die


88<br />

ENERGIE & UMWELT<br />

FACTS<br />

Frische und gebrauchte Scheine<br />

Auch wenn das Leben der Strombosse<br />

dank vollzogener bzw. erhoffter<br />

Kapitalerhöhungen ein noch ruhigerer<br />

Fluss werden könnte: Die<br />

großen Player forcieren beim Ausbau<br />

ihrer Produktionskapazitäten<br />

dank der druckfrischen Euro-<br />

Scheine von ihren Aktionären ihre<br />

Investitionspläne. Dies gilt besonders<br />

für jene Projekte, wo erneuerbare<br />

Quellen im Spiel sind. Denn bei<br />

diesen spielt die Entwicklung der<br />

globalen Energiepreise genau null<br />

Rolle. Beim Branchenprimus Verbund<br />

feiert das Motto „Hey big spender“<br />

dank der Milliarde an frischem<br />

Kapital fröhliche Urstände.<br />

So meint Verbund-Generaldirektor<br />

Wolfgang Anzengruber: „2011 wird<br />

zeigen, ob sich die Wirtschaft tatsächlich<br />

im Erholungsstadium befindet<br />

und der Aufschwung trotz europaweiter<br />

Sparpakete und schwieriger<br />

Währungssituation anhält. Motor<br />

des Aufschwungs werden Innovationen<br />

sein, wie die Vorstellung der<br />

ersten Serien von E-Autos, von denen<br />

wir einen spürbaren Schub für<br />

die E-Mobilität erwarten. Unsere<br />

Herausforderung ist es weiterhin,<br />

das System der intelligenten, sicheren<br />

und klimaschonenden Stromversorgung<br />

zu gestalten.“<br />

Bei der Wien Energie sind die Optimisten<br />

noch viel leiser. Wenig euphorischer<br />

Befund: Wegen der in<br />

ganz Europa anhaltend schwachen<br />

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />

wird auch die Stromnachfrage in<br />

Österreich in den nächsten ein bis<br />

zwei Jahren auf einem niedrigen Niveau<br />

bleiben. Dieser Nachfragerückgang<br />

in Verbindung mit höheren<br />

Wechselraten wird alle Energieunternehmen<br />

stark fordern. Resümee:<br />

Auf die Branche kommen arbeitsreiche<br />

Zeiten zu, denn frisches Geld allein<br />

macht am Markt höchstens<br />

giga-, aber nicht mega-glücklich.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

genau dann produzieren, wenn der Rest der<br />

Republik fast keinen Strom benötigt, künftig<br />

auf besonders günstige Tarife hoffen, kann<br />

sich der Experte der E-Control mehr als gut<br />

vorstellen.<br />

Kaum etwas anfangen mit Fragen zum neuen<br />

Tarifrechner kann die niederösterreichische<br />

EVN. Man habe schon heute mit dem Tarif<br />

Optima ein Preismodell im Portfolio, bei<br />

dem die Kunden eins zu eins von den Bewegungen<br />

am Markt profitieren könnten, egal<br />

welches Volumen sie abnehmen würden.<br />

Leider werde dieses Tarifmodell im bestehenden<br />

Kalkulator der Regulierungsbehörde<br />

für die Haushalte und gewerblichen Kleinkunden<br />

nicht abgebildet, beklagt EVN-Sprecher<br />

Stefan Zach. Er geht nicht davon aus,<br />

dass es ab März durch den neuen elektronischen<br />

Tarifrechner zu spürbaren Bewegungen<br />

bei den Preisen kommen wird. „Aber<br />

vielleicht gelingt es bei den Kalkulatoren,<br />

unsere neuen Tarife abzubilden“, so die hinsichtlich<br />

der Ankündigungen der E-Control<br />

äußerst skeptische Aussage von Zach. Um<br />

sein Statement ins rechte Licht zu rücken:<br />

Der niederösterreichische Energieriese liegt<br />

seit Jahren im kräftigen Infight mit der Regulierungsbehörde<br />

und hofft, den unbequemen<br />

E-Control-Chef Walter Boltz anlässlich<br />

der Neuausschreibung für eine Doppelspitze<br />

bei der Anstalt loszuwerden. So sagen es zumindest<br />

Kenner der Verhältnisse.<br />

Viel mehr Ruhe als bei der anstehenden Neubestellung<br />

des Chefs der E-Control herrscht<br />

anders als in Deutschland auf der Preisfront,<br />

ergab ein Rundruf unter führenden heimischen<br />

Energieversorgern. „Wir gehen davon<br />

aus, dass vor uns ein Jahr der Preisstabilität<br />

liegt. Ähnlich schaut es bei den Forwards für<br />

die Jahre 2012 und 2013 aus“, sagt Johann<br />

Zeinhofer, der Chef von Enamo, der frischgebackenen<br />

gemeinsamen Vertriebsgesellschaft<br />

von Energie AG Oberösterreich und<br />

Im Frühling könnten<br />

dank des Gewerbe-<br />

Kalkulators bis dato<br />

festgefrorene Preisniveaus<br />

abschmelzen.<br />

Foto: Energie AG Oberösterreich<br />

Linz AG. Als Grund für die Stabilität auf<br />

dem Großhandelsmarkt (derzeit kostet<br />

Grundlast auf der Börse zwischen 50 und 55<br />

Euro pro Megawattstunde) nennt der stellvertretende<br />

Branchensprecher von Oesterreichs<br />

Energie für den Bereich Handel &<br />

Vertrieb die massiven krisenbedingten Absatzeinbrüche,<br />

die die Industrie weder in<br />

Österreich noch in Europa bisher aufgeholt<br />

habe. Auch die EVN sieht bei Preisen nichts<br />

Johannes Mayer von der E-Control erwartet<br />

positive Auswirkungen der Transparenz auf<br />

die Preise.<br />

Foto: E-Control<br />

Neues. „In den nächsten Monaten gibt es aus<br />

heutiger Sicht keinen Anpassungsbedarf. Die<br />

Preise sollten stabil bleiben“, resümiert Zach<br />

nach einem Blick in die Kristallkugel.<br />

Auch Mayer von der E-Control sieht bei den<br />

Preisen für heuer keinerlei Verwerfungen.<br />

„Das Einzige, was uns ein bisschen Sorgen<br />

macht, ist die deutliche Verteuerung von<br />

Kohle von 100 auf rund 130 Dollar pro<br />

Tonne, was zur Folge haben könnte, dass der<br />

Primärenergiebedarf der deutschen Stein-


90<br />

Klein- und Mittelbetriebe im Land am Strom hoffen auf deutlich niedrigere Energiepreise.<br />

Foto: Schweizerisches Institut für Unternehmerschulung<br />

kohlekraftwerke teurer wird.“ Gewisse<br />

Häme kommt bei Mayer anlässlich der Einkaufspolitik<br />

so mancher heimischer EVU<br />

auf. „Einige waren besonders schlau, in den<br />

besonders teuren Zeiten extrem lange Verträge<br />

abzuschließen, wobei sie das Risiko in<br />

letzter Konsequenz nicht selber getragen haben,<br />

sondern auf die Kunden überwälzt haben.“<br />

Eines wird durch die Bank prognostiziert.<br />

Die für 2011 weiter steigenden Mehrkosten<br />

für den Ökostrom werden (noch)<br />

nicht – anders als in Deutschland – auf die<br />

Tarife aufgeschlagen, die Unternehmen werden<br />

die höheren Aufwendungen wohl schlucken,<br />

auch wenn das manchen einen dicken<br />

Hals bescheren könnte.<br />

Unabhängig aller vorausschauenden (im<br />

Nachhinein floppenden) Einkaufspolitik der<br />

EVU ortet Mayer einen extrem schwachen<br />

Wechselwillen: „Die Kunden sind relativ<br />

wenig aktiv am Markt. Sie werden von den<br />

EVU dabei unterstützt, dass sie nicht aktiv<br />

werden, wobei die Intransparenz der Tarife<br />

als Zaun gegen Verbilligungen wirkt.“ Aussagen,<br />

bei denen sich wohl die Vorstände von<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Versorgern, die noch immer zu viel Monopol-Saft<br />

zu trinken bekommen, schmerzhaft<br />

krümmen und verrenken würden.<br />

Auch wenn keine genauen Zahlen bekannt<br />

gegeben werden, welcher Landesversorger<br />

außerhalb seines angestammten Marktes erfolgreich<br />

um Kunden wildern und wer wem<br />

welche Volumina abspenstig machen konnte,<br />

hört man es dennoch zwischen den Masten<br />

surren. Besonders die Kärntner Kelag ist hier<br />

gut unterwegs. „Wir verkaufen an Gewerbeund<br />

Industriekunden außerhalb Kärntens<br />

dank unserer Gesamtdienstleistung mit 1,4<br />

Milliarden Kilowattstunden gleich viel<br />

Strom wie auf unserem angestammten<br />

Markt“, berichtet Kelag-Vorstand Hermann<br />

Egger. Dennoch würden die Wechselbäume<br />

alles anders als in den Himmel wachsen.<br />

„Die Bilanz zwischen neuen Kunden und jenen,<br />

die von uns gegangen sind, hält sich in<br />

etwa die Waage“, schildert Egger.<br />

Der Chef des Kärntner Landesunternehmens<br />

(mit an Bord ist der deutsche Stromgigant<br />

RWE) glaubt den Schalmeienklängen – Gewerbe-Tarifkalkulator<br />

lässt Preise nach unten<br />

rattern – nicht so<br />

recht. Denn all jene<br />

Kunden, für die<br />

Strom ein Kostenfaktor<br />

in der Produktion<br />

ist, haben sich schon<br />

bis dato darum gekümmert,<br />

ihren Verbrauch<br />

zu minimieren<br />

und den Energie-<br />

Einsatz durch ein<br />

Mehr an Effizienz zu<br />

Die Kelag geht angesichts<br />

der Kleinheit<br />

des Heimmarkts außerhalb<br />

Kärntens auf<br />

Kundenpirsch.<br />

Foto: Kelag<br />

reduzieren. Dann erst spielt der Preis eine<br />

Rolle. Egger spinnt seine Argumentationskette<br />

noch weiter. Beim Gewinnen neuer<br />

Kunden spiele nämlich weniger der Cent-<br />

Betrag pro Kilowattstunde die Schlüsselrolle,<br />

sondern das angebotene Gesamtpaket<br />

an Energiedienstleistungen. Und nur wer<br />

gleichwertige Services angeboten bekomme,<br />

entscheide rein nach dem nackten Strombzw.<br />

Gaspreis, so der Chef der Kärntner Kelag.<br />

Ü<br />

ÖSTERREICHISCHE E-WIRTSCHAFT<br />

Messlatte locker übersprungen<br />

Österreichs E-Wirtschaft klopft sich<br />

selber auf die Klimaschutz-Schultern:<br />

Denn während Österreich dem<br />

Kyoto-Ziel zur Reduktion der Treibhausgasemissionen<br />

im Vorjahr erneut<br />

nicht näher gekommen ist, liegt<br />

die Energieaufbringung unter dem in<br />

der österreichischen Klimastrategie<br />

angepeilten Ziel, freut sich Barbara<br />

Schmidt, die Generalsekretärin des<br />

Branchenverbandes Oesterreichs<br />

Energie: „Damit haben wir eine<br />

sichtbare Entkoppelung der Stromund<br />

Wärmeproduktion von der Emissionsentwicklung<br />

geschafft.“ Jener<br />

Teil des Sektors, der dem Emissionshandel<br />

unterliegt und zu dem<br />

auch die E-Wirtschaft gehört, emittiere<br />

inzwischen weniger Treibhausgase<br />

als der Sektor Raumwärme<br />

und sonstiger Kleinverbrauch.<br />

Laut den jüngsten Zahlen des Umweltbundesamts<br />

seien die Emissionen<br />

der Energiewirtschaft zwischen<br />

1990 und 2009 kumuliert um knapp<br />

acht Prozent gesunken, trotz einer<br />

Steigerung der Stromproduktion um<br />

31 Prozent und der Wärmeproduktion<br />

um 145 Prozent. Damit habe<br />

sich der Anteil der Emissionen des<br />

Sektors am österreichischen Gesamtausstoß<br />

deutlich verringert.<br />

Was dazu kommt: Mit nur noch 155<br />

Gramm CO 2-Emissionen pro kWh<br />

liegt die E-Wirtschaft laut Berechnungen<br />

des Verbands im europäischen<br />

Spitzenfeld bei der umweltfreundlichen<br />

Stromerzeugung. Lediglich<br />

Frankreich und Schweden,<br />

die beide Strom aus Atomkraft erzeugen,<br />

hätten niedrigere spezifische<br />

CO 2-Emissionen als das Land<br />

am Strome. Die meisten Treibhausgase<br />

pro Kilowattstunde emittiert<br />

derzeit Estland mit 1079 Gramm CO 2<br />

pro Kilowattstunde vor Griechenland.<br />

In Deutschland liegen die CO 2-<br />

Emissionen pro Kilowattstunde mit<br />

468 Gramm dreimal so hoch wie in<br />

Österreich.


LINZ AG setzt auf E-Mobilität<br />

Die LINZ AG hat als innovatives<br />

Infrastrukturunternehmen ein<br />

Gesamtkonzept entwickelt, das<br />

neben dem Ausbau des öffentlichen<br />

Nahverkehrs auch den emissionsfreien<br />

städtischen Individualverkehr<br />

beinhaltet. Die Elektromobilität stellt<br />

dabei eine große Zukunftschance<br />

dar, insbesondere wenn sie mit einer<br />

auf Effizienz und Nachhaltigkeit basierenden<br />

Energieversorgung verbunden<br />

wird.<br />

E-Mobilitätsstrategie<br />

Die LINZ AG möchte die E-Mobilität mittels<br />

einer Vier-Punkte-Strategie vorantreiben:<br />

n Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung<br />

zur Marktdurchdringung<br />

n Entwicklung und Ausbau der erforderlichen<br />

E-Tankstellen-Infrastruktur<br />

n Förderung von Mobilitätskonzepten für<br />

umweltfreundlichen Verkehr<br />

n Forcierung CO 2-freier Antriebe mit erneuerbarem<br />

Naturstrom<br />

Erster Elektro-Smart Oberösterreichs<br />

Wenn ein Auto auf den Elektroantrieb gewartet<br />

hat, dann ist es der Smart fortwo aus<br />

Der erste Smart fortwo electricdrive Oberösterreichs<br />

im Fuhrpark der LINZ AG.<br />

dem Hause Daimler. Anfang Jänner wurde<br />

der erste serienmäßig gefertigte Smart mit<br />

Elektroantrieb an die LINZ AG übergeben,<br />

die diesen für Fahrten im innerstädtischen<br />

Verkehr einsetzen wird.<br />

Öffentliche E-Tankstellen<br />

E-Tankstellen sind dort gefragt, wo Fahrzeuge<br />

länger stehen: in Wohnanlagen, am<br />

Arbeitsplatz, in Tiefgaragen oder vor Shopping<br />

Centern. Die LINZ AG hat im Linzer<br />

Stadtgebiet daher bereits an 36 zentralen<br />

Standorten 196 Elektro-Ladespots errichtet.<br />

Sie ist somit führender Anbieter von öffent-<br />

ENERGIE & UMWELT<br />

lichen E-Ladestationen in Österreich und<br />

leistet damit einen wichtigen Beitrag zur<br />

Marktdurchdringung der neuen Technologie.<br />

Das Aufladen der E-Fahrzeuge an den öffentlichen<br />

E-Ladestationen der LINZ AG ist derzeit<br />

für die Kunden kostenlos. Ü<br />

LINZ-AG-Generaldirektor Froschauer: „E-<br />

Mobilität ist nachgewiesen die umweltfreundlichste<br />

Form des Individualverkehrs.<br />

Die LINZ AG ist einer der führenden österreichischen<br />

Energieversorger in diesem Bereich.“<br />

Fotos: LINZ AG


92<br />

BILDUNG<br />

Unangefochten behauptet sich Oberösterreich als<br />

Lehrlingshochburg Nummer eins im österrei-<br />

chischen Bundesländer-Ranking in der Ausbildung<br />

von jungen Menschen. Mit 21,3 Prozent aller Lehr-<br />

verträge, die bundesweit abgeschlossen wurden,<br />

präsentiert sich „das Land ob der Enns“, das mit ei-<br />

nem Gesamtbevölkerungsanteil von 16,87 Prozent<br />

zum viertgrößten Bundesland Österreichs zählt.<br />

Oberösterreich:<br />

Eldorado der Lehrlingsausbildung<br />

Volle Auftragsbücher bedingen bestqualifizierte<br />

Fachkräfte, daher wird Oberösterreichs<br />

Wirtschaft auch heuer wieder<br />

kräftig in die bewährte Lehrlings-Ausbildung<br />

investieren. Bedenkt man, dass die Anforderungen<br />

in den vergangenen Jahren in<br />

allen Berufen rasant gestiegen sind, so ist die<br />

Förderung von „Österreichs Rohstoff Nummer<br />

eins“, und das sind helle Köpfe und geschickte<br />

Hände seiner Menschen, sowie deren<br />

Ausbildung von höchster Bedeutung.<br />

Zum Jahreswechsel 2010/2011 wurden insgesamt<br />

27.591 junge Menschen ausgebildet,<br />

womit sich der ansehnliche Lehrlingsstand<br />

auf annähernd gleichem Niveau wie 2007,<br />

einem der Hochkonjunkturjahre, mit 27.691<br />

Lehrlingen befindet.<br />

Einzelhandelskaufmann ist nach wie vor der<br />

Traumberuf der jungen Oberösterreicherinnen<br />

und Oberösterreicher. 3030 Jugendliche<br />

– 2316 Mädchen und 714 Burschen –<br />

haben diesen Beruf gewählt, das sind 10,98<br />

Prozent aller Lehrlinge. An zweiter Stelle in<br />

der Beliebtheitsskala rangiert der Bürokauf-<br />

LEHRBERUFE: ZAHLEN & FAKTEN<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

mann, gefolgt vom Kraftfahrzeugtechniker.<br />

Obwohl Hunderte Lehrberufe angeboten<br />

werden, kommen für Mädchen nur einige<br />

wenige in die engere Wahl.<br />

Bevorzugt erlernen sie nach wie vor Einzelhandelskauffrau,<br />

Friseurin oder Perückenmacherin<br />

mit einem Anteil von 50,67 Prozent.<br />

Burschen hingegen bevorzugen die<br />

Lehrberufe des Kraftfahrzeugtechnikers,<br />

Maschinenbautechnikers bzw. Elektrotechnikers<br />

mit immerhin 43,18 Prozent. 66,08<br />

Prozent aller Lehrlinge sind männlich, 33,92<br />

Prozent weiblich.<br />

In der Sparte Gewerbe und Handwerk bilden<br />

4.113 Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

12.674 Lehrlinge aus. Mit 45,94 Prozent aller<br />

Lehrlinge sind sie damit die mit Abstand<br />

ausbildungsfreundlichsten Wirtschaftstreibenden<br />

Oberösterreichs. 369 Mitglieder der<br />

Sparte Industrie bilden 4878 Lehrlinge zu<br />

Fachkräften aus und im Bereich Handel werden<br />

3.887 Lehrlinge ausgebildet. Im „Landesranking“<br />

belegt der Handel somit Platz<br />

drei, gefolgt von Tourismus und Freizeitwirt-<br />

Hitliste der Lehrberufe Lehrlinge nach Sparten<br />

schaft, Transport und Verkehr, Information<br />

und Consulting sowie von Banken und Versicherungen.<br />

Die meisten Lehrlinge (5.569<br />

bzw. 20,18 Prozent) werden übrigens in der<br />

Landeshauptstadt Linz ausgebildet. Die<br />

höchsten Zuwächse verzeichnet jedoch mit<br />

3,45 Prozent Wels Stadt.<br />

Lehrlingsausbildung ist international<br />

5,74 Prozent aller Lehrlinge in Oberösterreich<br />

besitzen keine österreichische Staatsbürgerschaft<br />

und kommen aus insgesamt 62<br />

Nationen. Angeführt wird die „Nationenwertung“<br />

von Bosnien-Herzegowina, gefolgt<br />

von Deutschland und Kroatien.<br />

Förmlich explodiert ist die Nachfrage der Jugend<br />

nach „Lehre mit Matura“, einem Modell,<br />

das besonders in Kombination mit einer<br />

Meisterprüfung, die als Maturagegenstand<br />

anerkannt wird, immer mehr an Attraktivität<br />

gewinnt. Kein Wunder, ergab doch eine<br />

Schweizer Untersuchung, dass es genug<br />

Lehrlinge gibt, die mit einem IQ von über<br />

130 als hochbegabt gelten. Ü<br />

46,63 Prozent aller Lehrlinge finden sich in zehn Lehrberufen – 53,37 Prozent in 196 weiteren Lehrberufen.<br />

Foto: pixelio.de


94<br />

BILDUNG<br />

WIFI Oberösterreich auf Erfolgskurs:<br />

48 Millionen Umsatz ist<br />

Das Geschäftsjahr 2009/2010 war mit 48 Millionen Euro Umsatz das<br />

bisher erfolgreichste Wirtschaftsjahr in der 64-jährigen Geschichte<br />

des WIFI Oberösterreich. Auch der kürzlich gemessene Bekanntheits-<br />

grad von 99,1 Prozent in der Bevölkerung lässt Jubelstimmung mit<br />

Berechtigung aufkommen. Mit 77.800 Kunden und 7.300 Kursen ist<br />

das WIFI OÖ die größte berufliche Bildungseinrichtung in Österreich<br />

und eine der bedeutendsten in Europa.<br />

Branche der beruflichen Weiterbildung ist als deutlich antizyklisch<br />

zu betrachten“, kennt WIFI-Kurator Georg Spiegelfeld<br />

„Die<br />

die Besonderheiten der Branche und meint: „Gerade in einem<br />

schwierigen wirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen Umfeld<br />

boomt Fortbildung generell.“ Ausschlaggebend für dieses „historische<br />

Rekordergebnis“ in der Geschichte des Wirtschaftsförderungsinstituts<br />

der Wirtschaftskammer OÖ sind jedoch auch die langjährigen Bemühungen<br />

im Bereich der Kostenoptimierung.<br />

Mit einer baulichen Erweiterung des Standorts WIFI Linz bietet Oberösterreichs<br />

führendes Institut in Sachen „Lebensbegleitendes Lernen“<br />

jetzt noch mehr Platz für Bildungswillige. Durch eine Steigerung von<br />

Kursen und Teilnehmern ist es in den letzten Jahren immer wieder notwendig<br />

geworden, Kurse außerhalb des WIFI in Schulen zu verlagern,<br />

die jedoch nicht erwachsenengerecht ausgestattet sind.<br />

„Nach eineinhalbjähriger Bauzeit ist der WIFI-Erweiterungsbau nun<br />

abgeschlossen und die neu gewonnenen Kurs- und Seminarräume konnten<br />

Anfang Jänner 2011 in Betrieb genommen werden“, zeigt sich<br />

WKOÖ-Präsident Rudolf Trauner sichtlich stolz ob des vielgelobten<br />

Projekts. Insgesamt sind im Neubau 23 Seminarräume und ein großer<br />

Veranstaltungssaal, der 300 Personen fasst, untergebracht. Im 3. Ober-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

FACT-BOX<br />

Zahlen & Fakten<br />

geschoß befindet sich das Zentrum für Sprachen<br />

mit 17 Seminarräumen, in dem jetzt das<br />

sehr umfangreiche Sprachenprogramm konzentriert<br />

abgewickelt werden kann. Im 4.<br />

Obergeschoß gibt es sechs größere Kursräume,<br />

wo speziell die Kurse zur Vorbereitung<br />

auf die Berufsreifeprüfung und „Lehre<br />

mit Matura“ abgehalten werden. „Im Sinne<br />

der Energieoptimierung und des Umweltschutzes<br />

wurde der gesamte Gebäudeteil<br />

energietechnisch und thermisch saniert und<br />

eine ca. 290 m² große Photovoltaik-Anlage<br />

installiert“, setzt Trauner auf nachhaltige<br />

Bauweise. Die veranschlagten Baukosten<br />

von 7,9 Millionen Euro wurden übrigens eingehalten<br />

und kamen überwiegend der heimischen<br />

Wirtschaft zugute.<br />

OÖ investiert in Bildung<br />

„Mit dem Start des WIFI-Erweiterungsbaus<br />

gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />

hat Oberösterreich einen weiteren nachhaltigen<br />

Impuls gesetzt und leistet mit einem<br />

Anteil von 1.422.000 Euro seinen finanziellen<br />

Beitrag an den Gesamtkosten“, deponiert<br />

Landeshauptmann Josef Pühringer sein<br />

Credo für Wissensvorsprung als treibende<br />

Kraft für eine innovations- und investitionsstarke<br />

Wirtschaft. Das Land Oberösterreich<br />

hat auch heuer wieder seine Schwerpunkte<br />

in den Zukunftsbereichen Bildung, Forschung<br />

und Wissenschaft: „Es gibt keine<br />

Kürzungen in den wichtigen Bereichen Arbeitsmarkt,<br />

Bildung, Forschung und Entwicklung.<br />

Unsere Investitionsquote liegt zu-


BILDUNG<br />

historisches Rekordergebnis<br />

dem weiterhin über dem internationalen<br />

Durchschnitt. Das ist eine klare Ansage unserer<br />

Prioritäten“, versichert Pühringer.<br />

WIFI OÖ setzt auf Kostentransparenz<br />

Bis zum Jahr 1998 war das WIFI auf erhebliche<br />

Zuschüsse seitens der Wirtschaftskammer<br />

angewiesen, was sich ab 1999 grundlegend<br />

änderte und damit zusätzliche Zahlungen<br />

nicht mehr erforderlich machte. Das Ergebnis<br />

von langjährigen Bemühungen im Bereich der<br />

Kostenoptimierung sehr erfolgreicher Marketingaktivitäten<br />

und der damit verbundenen<br />

Ausschöpfung der Marktchancen am oö. Weiterbildungsmarkt<br />

schlägt sich im<br />

abgelaufenen Geschäftsjahr mit<br />

einem Umsatz von 48 Millionen<br />

Euro zu Buche.<br />

„Besonders positiv auf die Geschäftsentwicklung<br />

wirkten sich<br />

auch die Aktion Bildungskarenz<br />

plus von Land OÖ und AMS sowie<br />

die Individualförderungen<br />

des AMS aus. Die Aktion Bildungskarenz<br />

plus wirkte sich<br />

auch sehr belebend auf das Auftragsvolumen<br />

des Firmen Intern<br />

Trainings (FIT) aus“, erklärt<br />

Georg Spiegelfeld. Die Weiterbildungs-Förderung<br />

in Ober-<br />

österreich ist vor allem durch<br />

das Bildungskonto des Landes<br />

OÖ. vorbildhaft für ganz Österreich<br />

und tatsächlich besser als<br />

in den anderen Bundesländern.<br />

Umsatzentwicklung WIFI OÖ – Weiterbildung<br />

(GmbH + UAK + Q-Net) 1990 bis 2010 in Mio. Euro<br />

Geänderte Rahmenbedingungen<br />

Die große Herausforderung im laufenden<br />

Kursjahr 2010/2011 werden für das WIFI die<br />

erheblich geänderten Rahmenbedingungen<br />

darstellen.<br />

Das AMS hat sein Budget für Qualifizierungsmaßnahmen<br />

dramatisch gekürzt, wodurch<br />

es seit Sommer keine individualgeförderten<br />

Kursbesuche mehr gibt.<br />

Bildungskarenz-plus-Förderungen werden<br />

kaum mehr in Anspruch genommen, da sich<br />

derzeit aufgrund der anspringenden Konjunktur<br />

nur mehr wenige Personen in Bildungskarenz<br />

befinden. Firmenfinanzierte<br />

WIFI-Institutsleiter Harald Wolfslehner, WKOÖ-Direktor Christian Hofer,<br />

LH Josef Pühringer, Bildungslandesrätin Doris Hummer, WKOÖ-Präsident<br />

Rudolf Trauner und WIFI-Kurator Georg Spiegelfeld, freuen sich auf<br />

weitere intensive Jahre im WIFI OÖ.<br />

Kurse und Seminare werden hingegen wieder<br />

verstärkt nachgefragt. Auch wenn das<br />

einmalige Rekordergebnis von 48 Millionen<br />

Euro Umsatz nicht mehr so bald zu erreichen<br />

sein wird.<br />

Einen weiteren Rekord vermeldet das größte<br />

berufliche Weiterbildungsinstitut des Landes<br />

heuer in puncto Kundenzufriedenheit, die<br />

seit 2001 im Abstand von drei Jahren abgefragt<br />

wird. „Mit 400 befragten Personen im<br />

erwerbsfähigen Alter aus Oberösterreich ist<br />

diese Umfrage repräsentativ für das Bundesland“,<br />

erklärt WIFI-Institutsleiter Harald<br />

Wolfslehner.<br />

Immerhin haben 64 Prozent der<br />

Oberösterreicher schon einmal<br />

einen WIFI-Kurs besucht. Im<br />

Fotos: WKOÖ<br />

Entwicklung Zuschussbedarf und Rückfluss<br />

des WIFI OÖ in Mio. Euro<br />

Ergebnis dieser Studie kam<br />

auch zum Ausdruck, dass der<br />

Großteil der Befragten, wenn<br />

sie sich beruflich weiterbilden<br />

wollen, einen WIFI-Kurs besucht.<br />

Außerdem empfehlen<br />

Arbeitgeber, Kurse im Wirtschaftsförderungsinstitut<br />

zu buchen.<br />

Abschlüsse und Zeugnisse desselben<br />

werden in der Praxis anerkannt,<br />

und WIFI-Kurs-Absolventen<br />

haben im Beruf bessere<br />

Aufstiegschancen. Dass<br />

die Trainer aus der Praxis kommen,<br />

wird übrigens von allen<br />

Befragten positiv bewertet. Ü<br />

Quelle: WIFI Oberösterreich<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 95


96<br />

SERVICE<br />

70 Prozent Quarzsand, 14 Prozent Soda, 14 Prozent Kalk – eine Formel, die schon vor Jahrhunderten gefunden wurde und heute in modernen<br />

Formen ihre Ausprägung findet. Fotos: Vetropack<br />

„Gläserne“ Fabrik<br />

Die beiden Vetropack-Werke in<br />

Kremsmünster und Pöchlarn<br />

produzieren pro Jahr 1,4 Milli-<br />

arden Glasverpackungen. Ein<br />

Produkt, das im Trend liegt,<br />

schließlich handelt es sich um<br />

ein Naturprodukt mit Tradition.<br />

Lust auf ein interessantes Rechenbeispiel?<br />

1,4 Milliarden Flaschen für acht Millionen<br />

Bürger, ergibt 175 Flaschen pro<br />

Österreicher vom Baby bis zum Greis. Anders<br />

ausgedrückt: Jeden zweiten Tag hält jeder<br />

Österreicher ein Produkt von Vetropack<br />

in Händen. Unvorstellbare Mengen, die<br />

selbst Geschäftsführer Ing. Johann Reiter<br />

erst einmal fassen muss. Reiter ist seit drei<br />

Monaten in der Glasbranche, kommt aus der<br />

Stahlindustrie. „Das sind andere Dimensionen.<br />

In meinem alten Job produzierten wir<br />

150.000 Tonnen Edelstahl, nun 330.000 Tonnen<br />

Glas, also doppelt so viel.“ 40 Prozent<br />

dieser Menge geht in den Export. Glas ist ein<br />

Produkt, das schon rund 3.600 Jahre auf dem<br />

„Buckel“ hat und zu 98 Prozent aus drei natürlichen<br />

Grundrohstoffen besteht. „Es wird<br />

aus ca. 70 Prozent Quarzsand, 14 Prozent<br />

Soda, 14 Prozent Kalk gewonnen. Der Rest<br />

sind Sekundärwerkstoffe, die etwa zum Einfärben<br />

verwendet werden.“ Unbestechlicher<br />

Vorteil ist die Geschmacksneutralität. Es besteht<br />

keine Wechselwirkung zwischen Inhalt<br />

und Verpackung.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Ing. Johann Reiter in Anbetracht von 1,4 Milliarden<br />

Flaschen, die Vetropack Österreich<br />

jährlich produziert: „Das sind andere Dimensionen.“<br />

Schönheit kommt von außen<br />

Dabei unterliegen selbst so „uralte“ Produkte<br />

wie Glas einem ständigen Wandel, in erster<br />

Linie im Design. „Wir entwickeln gemeinsam<br />

mit den Kunden individuelle Lösungen.<br />

Ein Trend, der sich in den letzten Jahren immer<br />

stärker zeigt.“ Alleine an der Flasche erkennt<br />

der Kunde, um welche Marke es sich<br />

handelt. Ästhetik wird zum Killerkriterium.<br />

„Man sieht es an sich selbst, wenn man in<br />

ein Restaurant geht, will man sein Mineralwasser<br />

nicht aus der PET-Flasche serviert<br />

bekommen.“ Das Standardprogramm ist damit<br />

eher ein Auslaufmodell, große Ausnahmen<br />

sind die Bierflaschen. Doch selbst da<br />

werden die Brauereien immer kreativer.<br />

Scherben bringen Glück<br />

Dazu kommt der Umweltaspekt. Glas ist recycelbar<br />

und das ohne, dass Masse verlorengeht.<br />

„Aus einem Kilogramm Scherben be-<br />

komme ich ein Kilogramm Glas, ohne Verluste.“<br />

Glas ist damit der einzige Stoff mit<br />

dem dies möglich ist. Zwischen 60 Prozent<br />

und 70 Prozent des Rohmaterials in den beiden<br />

Vetropack-Werken in Pöchlarn und<br />

Kremsmünster ist Altglas. Das muss speziell<br />

aufbereitet werden. Alureste oder sonstige<br />

Verschmutzungen werden gelöst, dabei fallen<br />

unglaubliche 8.000 Tonnen an Fremdstoffen<br />

an. Der Anteil an Recyclingmaterial<br />

könnte aber höher sein, doch die Österreicher<br />

liegen hier hinter den Schweizern, die<br />

rund 90 Prozent wieder verwerten. Die<br />

Schweiz ist schließlich das Heimatland der<br />

Vetropack. 1911 gegründet, beschäftigt die<br />

gesamte Gruppe 3.000 Mitarbeiter in den Alpenländern<br />

und Osteuropa. In Österreich arbeiten<br />

617 Menschen für Vetropack. Eine<br />

Globalisierung des Glasmarktes ist dabei<br />

nicht zu erwarten. Die Logistikkosten rechnen<br />

sich nur bis ca. 400 Kilometer Radius.<br />

Qualitätsansprüche steigen<br />

Nach einer kleinen Delle im Jahr 2009, das<br />

man ohne Kurzarbeit oder Kündigungen<br />

durchbrachte, zeigt das Jahr 2010 in etwa<br />

gleiche Werte wie 2008. „Auf diesem Niveau<br />

werden wir auch 2011 bleiben.“ Heuer stehen<br />

allerdings einige wichtige Investitionen<br />

an, wie eine neue Glaswanne. Glaswannen<br />

müssen alle zehn Jahre erneuert werden. „Da<br />

Energie in der Glasherstellung ein wichtiger<br />

Faktor ist, versuchen wir bei allen Projekten<br />

alle energiesparenden Möglichkeiten auszuschöpfen.“<br />

Dazu kommen erhöhte Investitionen<br />

in Prüftechnik und Qualitätssicherung.<br />

„Da gehen wir mit dem Trend. Die Ansprüche<br />

in puncto Qualität werden weiter<br />

stark steigen.“ Ü


Windräder<br />

Die Vorteile von (relativ kleinen) Windrädern auf<br />

Gebäudedächern liegen auf der Hand: Grüne<br />

Stromgewinnung, verbesserte Energiebilanz,<br />

Kostenersparnis. Was in der Zukunft wahrschein-<br />

lich gang und gäbe sein wird, steckt in so man-<br />

chem Bereich aber noch in den Kinderschuhen.<br />

Diese Erfahrung teilt auch Gerhard Schenk, der als Geschäftsführer<br />

von HSG Zander den Markt und den derzeitigen Entwicklungsstand<br />

der Technologie in- und auswendig kennt. „In der<br />

jetzigen Phase ist es für uns entscheidend, dass wir bei diesem wichtigen<br />

Thema praktisch für unsere Kunden Erfahrungen sammeln“,<br />

erklärt der Profi im Bereich Facility Management. „Denn es gibt einiges,<br />

was hier im Vorfeld bedacht werden muss.“<br />

Ein Beispiel: Für ein innovatives Projekt hatte Schenk Anbieter sondiert<br />

und ein Produkt ausgewählt. Aus Investitionskosten von rund<br />

28.000 Euro und einer Amortisationszeit von zehn bis 15 Jahren wurden<br />

im konkreten Angebot plötzlich 68.000 Euro und 28 Jahre. „Das<br />

sind genau die Erfahrungen, die ich unseren Kunden ersparen will“,<br />

sagt Schenk.<br />

SERVICE<br />

Denn es gibt derzeit nur eine limitierte<br />

Anzahl an seriösen Anbietern.<br />

Selbst anerkannte Größen geben<br />

zu, dass die meisten Anbieter unseriös<br />

sind. Leider gibt es in Österreich<br />

noch keine Zertifizierung, so<br />

wie z.B. in Großbritannien. Dabei<br />

erfreut sich die umweltfreundliche<br />

Art der Energiegewinnung bei den<br />

Österreichern zumindest theoretisch<br />

sehr großer Beliebtheit.<br />

Doch noch mehr Erfahrungswerte<br />

werden nötig sein, um den attraktiven<br />

Markt professionell und seriös<br />

zu erschließen. Schenk will solche<br />

Werte und Daten liefern. Mit seinen Produkten und Konzepten ist er<br />

auch schon bis in den chinesischen Markt vorgedrungen, wo er gerade<br />

im Bereich Windkraft riesiges Potenzial sieht. „Doch hier wie dort<br />

gilt, dass noch viele Faktoren genau zu prüfen sind. Die Palette reicht<br />

von der Standortauswahl über den Bezug der Komponenten bis hin<br />

zu den Wartungs- und Reinigungskosten“, weiß der HSG-Zander-<br />

Geschäftsführer. Dann allerdings, so ist Schenk überzeugt, werden<br />

die Räder auch in Österreich bald nicht mehr still stehen. Ü<br />

Foto: pixelio.de<br />

HSG ZANDER GMBH, AUSTRIA<br />

Die HSG Zander GmbH, Austria betreut den österreichischen<br />

FM (Facility Management) Markt seit 1991. In diesem<br />

Zeitraum konnten viele treue Kunden gewonnen werden.<br />

Viele von ihnen stehen bereits seit über zehn Jahren in<br />

Vertragsbeziehungen zum Unternehmen. Zudem zählt HSG<br />

Zander unter die Top drei der österreichischen FM-Anbieter.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 97


98<br />

SERVICE<br />

Besser vernetzt mit der Fachgruppe Werbung<br />

und Marktkommunikation:<br />

Schnittstelle Zukunft<br />

Im Einsatz für ihre Mitglieder: Die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der WKO Oberöster-<br />

reich betreut rund 2.700 Mitgliedsbetriebe, vom Spezialisten bis hin zum Fullservice-Unternehmen.<br />

Der Fachgruppen-Vorstand:<br />

Gernot Fellinger, MBA,<br />

Mag. Angelika Sery-Froschauer,<br />

Mag. Lisa Pill, Dr. Christof<br />

Schumacher<br />

Foto: WKO Oberösterreich<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Die Fachgruppe ist für ihre Mitglieder die<br />

„Schnittstelle:Zukunft“ und somit Dialogplattform,<br />

Interessensvertreter und Partner für Service<br />

und rechtliche Fragen. „Wir bieten unseren<br />

Mitgliedern einen Wissensvorsprung, helfen ihnen<br />

dabei, im Wettbewerb zu reüssieren, und setzen uns<br />

für unseren starken Kreativstandort Oberösterreich<br />

ein“, bringt Fachgruppen-Obfrau Angelika Sery-<br />

Froschauer die Bandbreite an Dienstleistungen auf<br />

den Punkt.<br />

Neben den jährlichen Veranstaltungs-Highlights<br />

Caesar und Caesarino, die als Leistungsschau für<br />

die oberösterreichische Kreativwirtschaft und den<br />

Kreativnachwuchs dienen, werden im Rahmen der<br />

IC-Akademie branchenspezifische Fachseminare<br />

angeboten. Networking, Wissensaustausch und<br />

Qualifikation sind wesentliche Merkmale die Branche,<br />

die aktuell als viertgrößte Gruppe innerhalb der<br />

Wirtschaftskammer zu einem der dynamischsten<br />

Wirtschaftszweige in OÖ zählt. „Das sich ständig<br />

ändernde Kommunikationsverhalten und die erweiterten<br />

Kommunikationsräume verlangen professionellen<br />

Umgang mit der Marke. Unsere Aufgabe ist<br />

es, unsere Kunden zum Erfolg zu begleiten. Das<br />

geht nur durch Professionalität, Kompetenz und<br />

damit, ständig am Puls der Zeit zu sein“, so Sery-<br />

Froschauer weiter. Kreativität wird als Standortfaktor<br />

immer entscheidender. Daher arbeitet die Fachgruppe<br />

eng mit führenden heimischen Bildungsinstitutionen<br />

zusammen, um entsprechende Aus- und<br />

Weiterbildungsangebote und qualifiziertes Schlüsselpersonal<br />

vor Ort zu sichern.<br />

Doch nicht nur für die Anforderungen der Zukunft,<br />

auch im Daily Business steht die Fachgruppe ihren<br />

Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite. „Beratung<br />

und Unterstützung in der täglichen Arbeit für unsere<br />

Mitglieder hat bei uns oberste Priorität – vor allem<br />

in rechtlichen Belangen wird unser Know-how<br />

gerne in Anspruch genommen. Auch bei Neu- oder<br />

Umgründungen oder bei Ausschreibungen stehen<br />

wir unseren Mitgliedern unterstützend zur Seite“,<br />

so Fachgruppen-Geschäftsführer Gernot Fellinger.<br />

„Die Fachgruppe ist die zentrale Anlaufstelle in<br />

Oberösterreich, wenn es um Markterfolg, Karrierechancen<br />

oder Networking geht.“<br />

Für weitere Informationen rund um das Angebot<br />

der Fachgruppe und die Schnittstelle Zukunft besuchen<br />

Sie www.werbung-ooe.at. Ü


Werbung<br />

Transportgewerbe mahnt Politik<br />

zu mehr Sachlichkeit<br />

„Vom Primat der Politik war in den letzten Tagen oft zu hören, im<br />

Bereich der OÖ Verkehrspolitik wird dies leider mehr und mehr<br />

zum Primat gegenüber Sachargumenten“, zeigt sich KommR Franz<br />

Wolfsgruber, Fachgruppenobmann für das Güterbeförderungsge-<br />

werbe in der WKOÖ, von der zunehmend auf Zurufe reagierenden<br />

OÖ Verkehrspolitik enttäuscht.<br />

So hat VerkehrslandesratKepplinger<br />

kürzlich im<br />

Verkehrsausschuss<br />

des OÖ<br />

Landtags ein<br />

LKW-Fahrverbot<br />

auf der B145<br />

Salzkammergut-<br />

Bundesstraße im<br />

Bereich Pötschenpass<br />

sowie<br />

über den Koppenpass<br />

für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, ausgenommen<br />

Ziel- und Quellverkehr, angekündigt<br />

und erweckt damit kurz nach dem Aus<br />

für den LKW-Verkehr auf der B148 den Eindruck,<br />

dass sich jede Region ihre Fahrverbote<br />

nur zu wünschen braucht, und schon<br />

werden diese auch verordnet. Für die B145<br />

begründet Kepplinger seine Fahrverbotspläne<br />

damit, den das Salzkammergut durchquerenden<br />

Mautausweichverkehr bzw. lokalen<br />

Umgehungsverkehr verhindern zu wollen.<br />

Pläne für LKW-Beschränkungen im<br />

Salzkammergut gibt es auch im Bundesland<br />

Salzburg. Während man dort auf der B320<br />

Ennstal- Bundesstraße kraft Verordnung aber<br />

nur den zahlenmäßig absolut untergeordneten<br />

ausländischen LKW-Transit von der<br />

Bundesstraße verbannen will, sind die Pläne<br />

des OÖ Verkehrsreferenten doch wesentlich<br />

weitreichender und würden LKW aus Regionen<br />

außerhalb einer nach den Plänen relativ<br />

eng definierten Zone für Ziel- und Quellverkehre<br />

dann mit erheblichen Umwegfahrten<br />

zu rechnen haben. Anlass für die angekündigten<br />

Fahrverbotspläne in OÖ ist aber wohl<br />

auch eine Bürgerinitiative, deren Sprecher<br />

seit etwa eineinhalb Jahren im Salzkammergut<br />

massiv Angst schürt und vor einer Transitlawine<br />

und unzähligen Mautflüchtlingen<br />

auf dieser Route warnt. Tatsächlich zeigen<br />

die von Landesrat Kepplinger selbst veröffentlichten<br />

Zahlen über die Verkehrsentwicklung<br />

auf der B145, dass der LKW-Verkehr<br />

dort in den letzten fünf Jahren konstant bei<br />

etwa acht Prozent liegt, was im Bundesstraßenvergleich<br />

keinesfalls überhöht und dabei<br />

kaum Durchzugsverkehr gegeben ist. Was<br />

das vom Sprecher der Bürgerinitiative geprägte<br />

Märchen von den mautflüchtigen<br />

LKWs betrifft, so wurde dieses bereits im<br />

letzten Jahr vom Gmundener Bezirkshauptmann<br />

anhand von der Behörde durchgeführter<br />

Verkehrszählungen eindeutig widerlegt.<br />

Aktuelle Zähldaten der ASFINAG bestätigen<br />

dies klar. Demnach liegt der Anteil möglicher<br />

LKW-Ausweichverkehre in dieser Region<br />

bei durchschnittlich etwa einem Prozent.<br />

Schwarzbuch<br />

Doch damit nicht genug: Mit der Veröffentlichung<br />

ihres schon traditionellen Schwarzbuches<br />

hat sich die AKOÖ kürzlich wieder<br />

einmal betroffen über gravierende arbeitsrechtliche<br />

Missstände in vielen OÖ Unternehmen<br />

gezeigt und so mit einer Hitliste von<br />

zehn Betrieben, die darin besonders angeprangert<br />

werden, ein Pauschalurteil über die<br />

OÖ Wirtschaft mit über 70.000 Betrieben gefällt.<br />

„Fehler kann man nirgendwo zu hundert<br />

Prozent ausschließen, ob auf Unterneh-<br />

SERVICE<br />

KommR Franz Wolfsgruber, Obmann des Güterbeförderungsgewerbes<br />

in der WKOÖ<br />

Foto: WKOÖ<br />

mer- oder auf Arbeitnehmerseite,<br />

da und dort wird<br />

leider immer<br />

wieder einmal<br />

eine Laus im<br />

Pelz zu finden<br />

sein, aber einen<br />

sachlicheren<br />

Umgang könnte<br />

man sich von<br />

Spitzen der gesetzlichenArbeitnehmervertretung<br />

schon erwarten“, betont KommR<br />

Franz Wolfsgruber, Obmann des Güterbeförderungsgewerbes<br />

in der WKOÖ, einer<br />

Branche, die von der AK in diesem Zusammenhang<br />

einen schwarzen Punkt verliehen<br />

erhielt. Unerträglich wird es aber dann –, wie<br />

passiert – wenn die AK in diesem Schwarzbuch<br />

an dritter Stelle ihrer dort enthaltenen<br />

Watchlist ein mittelständisches Logistikunternehmen<br />

anführt. Dieser Betrieb hat nachweislich<br />

aufgrund eines Irrtums über die Anwendung<br />

eines Kollektivvertrags Fehler bei<br />

Lohnabrechnungen gemacht. Als ein Experte<br />

der AK das Unternehmen darauf aufmerksam<br />

machte, korrigierte das Unternehmen<br />

anstandslos alle Abrechnungen und<br />

zahlte dafür sogar mehr, als laut Kollektivvertrag<br />

notwendig war, aus. Vom Experten<br />

der AK erhielt das Unternehmen ein dickes<br />

Lob, von den Granden der AK allerdings<br />

eine Eintrittskarte ins Schwarzbuch.<br />

„Natürlich distanzieren wir uns als Transportbranche<br />

von systematischen Gesetzesübertretungen“,<br />

stellt Wolfsgruber klar. Ü<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 99


102<br />

SERVICE<br />

Wertanlage Wein – Top oder F<br />

LAGERUNG<br />

Fass- und Flaschenreife<br />

Nur Weine, die nicht zum unmittelbaren<br />

Konsum bestimmt sind, werden<br />

gelagert. Während seiner Flaschenreifung<br />

entwickelt der Wein<br />

allmählich seine geschmackliche<br />

Komplexität und die Genussreife. Ist<br />

dieser Höhepunkt überschritten,<br />

verliert er langsam seine geschmacklichen<br />

und farblichen Reize.<br />

Während des Lagerungsprozesses<br />

werden organische Bestandteile des<br />

Weins wie Farbpigmente und Hefe<br />

durch Polymerisation und Ausfällen<br />

gebildet und sammeln sich als Bodensatz<br />

bzw. Depot in der Flasche.<br />

Je älter ein Rotwein ist, desto mehr<br />

Depot hat er gebildet. Ob es bei diesem<br />

biochemischen Nachreifungsprozess<br />

in der Flasche zu einer Verbesserung<br />

der Weinqualität kommt,<br />

ist unter anderem abhängig von Parametern<br />

wie Traubenqualität, Ertragshöhe<br />

und der Art der Weinbereitung<br />

und des Ausbaus. Ein Rotwein<br />

von Wert kann über Jahre,<br />

manchmal sogar Jahrzehnte gelagert<br />

werden.<br />

Konsumweine müssen nicht gelagert<br />

werden, sie werden in der Regel<br />

trinkfertig abgefüllt und erfahren<br />

keine Qualitätsverbesserung durch<br />

die Lagerung.<br />

Für eine gute Weinlagerung sollten<br />

Temperatur und Luftfeuchtigkeit<br />

stimmen. Die ideale Temperatur beträgt<br />

10 bis 13 Grad Celsius bei hoher<br />

Luftfeuchtigkeit und sollte so<br />

wenig wie möglich schwanken.<br />

Ebenso wirkt sich Licht negativ auf<br />

die Entwicklung des Weines aus.<br />

Dieser idealen Voraussetzung entsprechen<br />

Keller, die sich möglichst<br />

weit unter der Erdoberfläche befinden<br />

und mit Naturboden versehen<br />

sind, oder spezielle, künstlich klimatisierte<br />

Weinlagerschränke. Zu beachten<br />

ist dabei, dass der Wein möglichst<br />

ruhig und liegend gelagert<br />

werden sollte, da Erschütterungen<br />

seine Qualität beeinträchtigen.<br />

Quelle: Text aus Wikipedia, gekürzt.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Der Trend lässt sich nicht leugnen: Galt die Investition in die kost-<br />

barsten Tropfen eines Jahrgangs lange Zeit als Privatvergnügen<br />

elitärer Kreise, parken inzwischen auch mittelständische Weinlieb-<br />

haber ihre Spargroschen im Weinkeller oder in Weinfonds. Das hat<br />

sich in den letzten Jahren mehr als bewährt. Aber wie zukunftssi-<br />

cher sind solche Anlagen – und für wen eignen sie sich?<br />

Von Ute Dorau<br />

„Im Wein liegt Wahrheit – der<br />

Schwindel liegt im Etikett.”<br />

Quelle: Volksmund<br />

Einem waschechten Österreicher braucht<br />

niemand zu erzählen, wie herrlich ein<br />

guter Wein sein kann. Allerdings geht<br />

hierzulande besonders seit der Krise eher der<br />

Trend zum günstigen Flascherl im Regal –<br />

zumindest, wenn es um den eigenen Konsum<br />

geht.<br />

Ganz anders sieht die Situation bei den professionellen<br />

Anlegern aus. Hier dreht sich<br />

auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten<br />

alles um gute Jahrgangstropfen, die mit der<br />

Zeit noch besser – und damit teurer – werden.<br />

Gerade die Klientel, die sonst gerne in<br />

Edelmetall investiert, hat oftmals auch ein<br />

Faible für das Weininvestment. Da Gold inzwischen<br />

nahezu jeden Anleger interessiert<br />

(bislang ja auch mit gutem Recht), in den<br />

Augen vieler aber fast ausgereizt ist, könnte<br />

„Wein als alternative Form der Kapitalanlage<br />

ist sicherer und weniger volatil als andere<br />

Anlageformen – und hat sich darüber<br />

hinaus als ertragsreicher erwiesen“, fand<br />

Doris Neureiter im Rahmen einer umfangreichen<br />

wissenschaftlichen Recherche für ihre<br />

Master Thesis an der Donau-Universität<br />

Krems heraus. Foto: privat


lop?<br />

Es gibt viele Faktoren, die über den Wert eines<br />

Spitzenweines entscheiden – von der<br />

Herkunft über die Ernte, die Marke, die Reifung<br />

oder die Bewertung durch Experten. Sicher<br />

ist allerdings, dass die Marktentwicklung<br />

derzeit spektakulär ist.<br />

Foto: APA<br />

auch der Wein neue Investorenkreise erobern.<br />

Denn dieser Markt hat sich – trotz eines<br />

kurzen Einbruchs 2008 – über die Jahre<br />

kontinuierlich gut entwickelt. Allein seit<br />

2009 sind die Preise für einen Spitzentropfen<br />

beispielsweise um sage und schreibe 100<br />

Prozent gestiegen.<br />

Sehr zur Freude zahlreicher Neueinsteiger,<br />

die den vormals sehr abgegrenzten und eli-<br />

Foto: Jupiterimages<br />

tären Zirkel der<br />

Weininvestoren für<br />

sich erobert haben<br />

(siehe Kasten<br />

„Trends“). Noch<br />

1985 schienen die<br />

Grenzen unüberwindlich.<br />

Damals<br />

wurde im Londoner<br />

Auktionshaus Christie’s<br />

eine Flasche des<br />

edlen 1787 Lafite-<br />

Rothschild (angeblich<br />

aus dem Keller<br />

des US-Präsidenten<br />

Thomas Jefferson)<br />

für sage und schreibe<br />

207.000 US-Dollar<br />

versteigert.<br />

Doch so viel muss<br />

nicht investiert werden,<br />

um wertbeständige<br />

oder gar renditestarke<br />

Weine horten<br />

zu dürfen. Experten<br />

raten dazu, junge und<br />

hochwerte Bordeaux-Rotweineeinzulagern,<br />

die es<br />

schon zu Preisen<br />

zwischen 50 und 350<br />

ARGUMENT<br />

Investieren in Wein<br />

n Gute Jahrgänge sind nicht unbegrenzt<br />

verfügbar und vermehrbar.<br />

Im Gegenteil: Da<br />

gute Weine gerne getrunken<br />

werden, nimmt die verfügbare<br />

Menge kontinuierlich ab. Das<br />

erhöht – nach einer gewissen<br />

Weile – den Preis.<br />

n Die Anlage in hervorragende<br />

Weine genießt – krisenunabhängig<br />

– ein hohes Prestige<br />

bei kaufkräftiger Klientel.<br />

n Der Markt hat sich in den vergangenen<br />

Jahren als verlässlich<br />

erwiesen (Ausnahme Krisenjahr<br />

2008).<br />

n Durch zunehmende Publikationen<br />

und seriöse Markt-<br />

Euro pro Flasche gibt. Nach einer Einlagerungszeit<br />

von fünf bis zehn Jahren steigt hier<br />

der Wert nach den bisherigen Erfahrungen<br />

deutlicher, als das beispielsweise im Aktiengeschäft<br />

die Regel ist. Ein Beispiel, das in<br />

Weinkenner-Kreisen immer wieder zitiert<br />

wird: Vor rund 25 Jahren kostete eine Kiste<br />

(12 Flaschen) Chateau Lafite Jahrgang 1982<br />

rund 325 britische Pfund. Genau diese Kiste<br />

war vor etwas mehr als einem Jahr bereits<br />

25.000 Pfund wert!<br />

Das ist natürlich keinesfalls die Regel – aber<br />

immerhin möglich. Unbedingt aber sollte<br />

man sich im Vorfeld ganz genau über Jahrgang,<br />

Marke, Reifung und Bewertungen erkundigen.<br />

Auch das Weingut selber ist entscheidend.<br />

Denn nicht jedes findet Zugang<br />

zum erlauchten Kreis der Spitzenanbieter.<br />

„Weltweit werden jährlich rund 35 Milliarden<br />

Flaschen Wein von mehreren hunderttausend<br />

Winzern erzeugt“, weiß Doris Neureiter.<br />

„Davon schaffen es nur rund 250 Betriebe,<br />

so genannte Investmentweine herzustellen.“<br />

Die Absolventin des Danube Professional<br />

MBA Finance, die ihre Master Thesis<br />

an der Donau-Universität Krems zum<br />

Thema „Wein als Wertanlage“ geschrieben<br />

hat, wollte im Rahmen dieser Arbeit prüfen,<br />

ob man Wein als sicher alternative Kapitalanlageform<br />

betrachten kann. Ihre Antwort<br />

ist ein eindeutiges Ja: „Diese Form der alternativen<br />

Kapitalanlage ist sicherer und weniger<br />

volatil als andere Anlageformen und hat<br />

sich darüber hinaus als ertragsreicher erwiesen.“<br />

In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass<br />

SERVICE<br />

Natürlich gibt es viele<br />

gute Gründe, einen guten<br />

Wein zu trinken. Finanziell<br />

ist es sicher<br />

lohnender, ihn einige<br />

Jahre zu lagern. Die<br />

Renditen können sich<br />

sehen lassen.<br />

Foto: Jupiterimage<br />

plätze wächst das Interesse der Anleger. Außerdem sind<br />

Käufer aus China und Japan seit relativ kurzer Zeit auf<br />

den Geschmack gekommen und erwerben in großen<br />

Mengen. Kurz: Die Nachfrage steigt deutlich – und damit<br />

der Wert.<br />

n Guter Wein wird mit den Jahren immer besser (allerdings<br />

nicht unbegrenzt).<br />

n Sollte der Wein doch entscheidend an Wert verlieren,<br />

kann ihn der Käufer wenigstens zum Trost noch trinken …<br />

Sammlerweine während der Wirtschaftskrise<br />

zwar durchaus auch an Wert verloren haben,<br />

sich jedoch – verglichen mit anderen Anlageformen<br />

– wieder rasch erholt haben.<br />

„Diese Werteentwicklung lässt sich am besten<br />

anhand des Liv-ex Fine Wine Index nachvollziehen:<br />

er befindet sich derzeit auf einem<br />

Allzeithoch“, beschreibt Neureiter den aktuellen<br />

Stand (Januar 2011).<br />

Derzeit gilt hauptsächlich London als Zentrum<br />

für den Handel mit „Fine Wine“ am Sekundärmarkt,<br />

der Umsatz in diesem Weinhandelssegment<br />

liegt laut Neureiter bei jährlich<br />

gut über drei Milliarden Dollar. Hauptgrund<br />

für die starke aktuelle Preisentwicklung<br />

ist die seit geraumer Zeit anhaltende<br />

starke Nachfrage aus China – sowie die<br />

starke Medienpräsenz, die das Thema in letzter<br />

Zeit genossen hat. Ü<br />

Interessante Internetadressen<br />

www.liv-ex.com<br />

www.uvine.com<br />

www.vinaria.at<br />

www.rotwein-weisswein.at<br />

www.weininvestment.de<br />

www.weinvestment.de<br />

www.weincollect.eu/weininvestment.html<br />

www.wikipedia, Stichwort „Wein“.<br />

Achtung: Vieles, was sich im Internet<br />

„Wein Börse“ oder ähnlich<br />

nennt, entpuppt sich schnell als<br />

Weinhändler.<br />

Foto: Jupiterimage<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 103


104<br />

KULTUR<br />

„Lisztomania“<br />

in Europa<br />

200 Jahre nach seiner Geburt im ehemaligen Meierhof im burgen-<br />

ländischen Raiding, das damals zu Ungarn gehörte – gedenkt halb<br />

Europa des Genius Franz Liszt in zahlreichen Konzerten und Aus-<br />

stellungen von London bis Venedig.<br />

Als einer der prominentesten Klaviervirtuosen<br />

und einer der produktivsten Komponisten<br />

des 19. Jahrhunderts hat Franz<br />

Liszt Musikgeschichte weit über die Grenzen<br />

der damaligen österreichisch-ungarischen<br />

Monarchie geschrieben. Liszt galt als<br />

Meister des Klavierspiels: Seine Solostücke<br />

und Konzerte waren virtuos, er pflegte ein<br />

LISZT IM BURGENLAND<br />

Zahlreiche Veranstaltungen und<br />

Projekte bereichern das Jubiläumsjahr<br />

im ganzen Burgenland. „Hör<br />

das Licht… sieh’ den Klang“, ein<br />

Projekt des eu-art-networks, geht<br />

mit zeitgenössischen Kunstwerken,<br />

die in der Cselley Mühle Oslip entstanden<br />

sind, auf Europatournee.<br />

Gerhard Krammer wird anhand historischer<br />

Quellen erstmals Notenmaterial<br />

für Liszts einzige Oper<br />

„Don Sanche“ editieren. Die Wiener<br />

Akademie unter Martin Haselböck<br />

wird die Jubiläums-CD „The Weimar<br />

Sound of Raiding“ mit dem gesamten<br />

Orchesterwerk Liszts, gespielt<br />

auf Originalinstrumenten, produzieren.<br />

Das musikwissenschaftliche Institut<br />

Oberschützen zeigt den „unbekannten<br />

Liszt“ in einem Symposion.<br />

Siegmund Kleinl publiziert ein Buch<br />

mit dem Titel „Liszts Hände“. Eine<br />

Franz Liszt Gedenkmedaille in Silber<br />

sowie eine Sonderbriefmarke wird<br />

es auch geben. Selbstverständlich<br />

runden touristische Angebote das<br />

Kulturprogramm ab: Kulinarik, Wein<br />

und Natur sind Stärken des Burgenlandes,<br />

die auch im Liszt-Jahr in Erscheinung<br />

treten.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

exzentrisches Gehabe auf der Bühne, absolvierte<br />

vielbejubelte Auftritte in ganz Europa<br />

und verstand es wie kein anderer, sein Publikum<br />

zu Begeisterungsstürmen hinzureißen.<br />

Der Dichter Heinrich Heine prägte den<br />

Begriff „Lisztomania“ bereits 1841/42 im<br />

Rahmen einer umjubelten Konzerttournee<br />

Franz Liszts, der vor allem von der Damenwelt<br />

beinahe hysterisch verehrt wurde. Die<br />

Verehrung galt hierbei einem Mann, dessen<br />

Leben von Höhenflügen bereits in frühester<br />

Jugend, triumphalen Tourneen, spirituellen<br />

Krisen, schöpferischen Meisterleistungen<br />

und nicht zuletzt bewegten Liebesgeschichten<br />

geprägt war. Mit Fürstin Carolyne von<br />

Sayn-Wittgenstein lebte er in wilder Ehe und<br />

führte in Weimar in der Altenburg einen Salon<br />

als intellektuelles Zentrum und gesellschaftlichen<br />

Gegenentwurf zum höfischen<br />

Leben.<br />

In seiner Weimarer Zeit schuf er die „Symphonische<br />

Dichtung“, mit der er an die Goldene<br />

Zeit Goethes und Schillers anknüpfen<br />

wollte. Doch auch die Religion hinterließ in<br />

ihm tiefe Lebensspuren und führte zur<br />

Schöpfung geistlicher Werke. Über 800, darunter<br />

die h-Moll-Sonate, hat er als Komponist<br />

geschaffen, die noch heute die Menschen<br />

begeistern. Der Klaviervirtuose entwickelte<br />

sich zu einem wahren Europäer, der<br />

in Wien, Budapest, Paris, London, Weimar,<br />

Bayreuth und Rom zu Hause war. Er pflegte<br />

regen Austausch mit Künstlern wie Richard<br />

Wagner, Frédéric Chopin, Hector Berlioz<br />

und den Intellektuellen seiner Zeit. Franz<br />

Liszt präsentierte sich nicht nur als Komponist,<br />

Klaviervirtuose, Dirigent, Pädagoge<br />

und Schriftsteller, sondern war auch ein mitfühlender,<br />

humanistischer Mensch, der oft<br />

für wohltätige Zwecke spielte, eine tolerante<br />

Persönlichkeit sowie ein geistreicher Gesprächspartner.<br />

Franz Liszt wurde am 22. Oktober 1811 im<br />

burgenländischen Raiding als Sohn eines Verwaltungsbeamten<br />

geboren. Schon sehr früh<br />

entdeckte der Vater das Talent seines musikalischen<br />

Sohnes. Foto: LMB<br />

Kindheit im Burgenland<br />

Das Geburtshaus Franz Liszts ist im heurigen<br />

Jubiläumsjahr unter dem Motto „Le petit<br />

Litz – Wurzel eines Genies“ mehrteiligen<br />

Ausstellungen über das Wunderkind aus dem<br />

Burgenland gewidmet. Hier werden Liszts<br />

Herkunft und seine frühen<br />

Jahre als Künstler thematisiert.<br />

38.000 Euro wurden<br />

bereits investiert, um die<br />

Geburtsstätte, die auch als<br />

Liszt Museum fungiert, zu<br />

adaptieren und zu sanieren.<br />

Die Investitionen rund um das Liszt-Jahr sollen<br />

sich langfristig rechnen, so das Ziel der<br />

politisch Verantwortlichen. Nach dem<br />

Haydn-Jahr 2009 sehen die Touristiker wieder<br />

die Möglichkeit, sich europaweit ins kulturtouristische<br />

Schaufenster zu stellen. Dem<br />

Raidinger Bürgermeister, Markus Landauer,<br />

ist es wichtig, die Bevölkerung für das<br />

„Liszt-Jahr“ zu sensibilisieren, um im Jubiläumsjahr<br />

eine Chance zu sehen, den Bekanntheitsgrad<br />

von Raiding zu erhöhen. In<br />

Raiding setzt man daher verstärkt auf Tagestouristen<br />

und versucht, diese in den Ortskern<br />

zu bringen. „Die Zufahrt zum Liszt-Zentrum<br />

liegt nämlich mehr oder weniger hinter der<br />

Gemeinde“, beklagt Landauer die geografischen<br />

Gegebenheiten. „Mittels ,Liszt-Pfad‘<br />

wollen wir die Besucher ins Ortszentrum locken,<br />

was aber nicht nur die eingefleischten<br />

Kulturfreaks, sondern auch ganz besonders<br />

die Jugend ansprechen soll.“<br />

Die gesamte Region Oberpullendorf wird<br />

von den Feierlichkeiten rund um Franz Liszt<br />

während des Jahres profitieren, was sicher-


Auszug aus dem Taufregister Raiding<br />

Foto: Diözesanarchiv<br />

lich nicht nur ein frommer Wunsch ist, verfügt doch der Ort Raiding<br />

lediglich über 20 bis 25 Gästebetten, die bereits jetzt schon fast vollständig<br />

ausgebucht sind. „Nachhaltigkeit“ ist das Zauberwort, das<br />

nun im Burgenland immer mehr an Bedeutung gewinnt. „Wir wollen<br />

auch nach dem heurigen Jahr das touristische Niveau halten“, gibt<br />

Bürgermeister Markus Landauer die Linie vor. „Es wird in Zukunft<br />

in Raiding mehr Frühstückspensionen geben und außerdem sind wir<br />

in Verhandlung mit japanischen Architekten, die kleine Wohneinheiten,<br />

sogenannte ,Wohnwürfel‘ für 60 Gäste, in Raiding entwerfen.“<br />

Der Burgenland Tourismus bietet auch spezielle Packages mit Kultur,<br />

Kulinarik und Wellness an, die zur Belebung der Region beitragen<br />

sollen.<br />

Mit einem gigantischen Musik- und Ausstellungsprogramm und einem<br />

interessanten Kinderprogramm werden mehr als 200 Konzerte<br />

allein in Österreich dafür sorgen, dass Franz Liszt, der Gigant der<br />

„Schönen Künste“ auch in den nächsten 200 Jahren nicht vergessen<br />

sein wird.<br />

Das Konzert- und Musikprogramm<br />

Das Liszt Festival Raiding präsentiert ein umfassendes Konzertprogramm,<br />

das mit verschiedenen Zyklen einzelne Schwerpunkte setzt:<br />

Ein Klavierzyklus, ein Orchesterzyklus, ein Lied- und Vokalzyklus<br />

sowie Gedenkkonzerte bis hin zu grenzüberschreitenden Konzerten,<br />

die sich mit Uraufführungen und Improvisationen auf schöpferischinnovative<br />

Art mit dem Werk von Franz Liszt auseinandersetzen, sollen<br />

in vier Jahreszeiten-<br />

Blöcken aufgeführt werden. So wird den Festivalbesuchern die einmalige<br />

Möglichkeit geboten, hochkarätige Konzerte im neuen Konzertsaal<br />

direkt neben dem Geburtshaus von Franz Liszt mit den besten<br />

Interpreten der Welt zu erleben.<br />

Die Ausstellungen<br />

An mehreren Schauplätzen in Eisenstadt und dem Mittelburgenland<br />

– teils unverwechselbaren Originalschauplätzen – widmet man sich<br />

TERMINVORSCHAU<br />

Liszt Tour d‘Europe 2011<br />

Budapest, Budapest Galéria, 18. März – 3. April<br />

Bayreuth, Galerie im Neuen Rathaus, 6. April – 20. April<br />

Weimar, Altenburg, 25. April – Mai<br />

Bratislava, Galerie Umelecka Beseda, Mai – Juni<br />

Leipzig, Forum Lipinski, 10. Juni – 9. Juli<br />

Raiding, Lisztzentrum, 13. Juni – 11.November<br />

Luxemburg, Forum Art Contemporain, 14. Juli – 23. Juli<br />

London, Österreichisches Kulturforum, 25. Juli – 31. August<br />

Venedig, Palazzo Albrizzi, 10. September – 31. Oktober<br />

www.eu-art-network.eu<br />

KULTUR<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 105


KULTUR<br />

Im Concertsaale:<br />

Liszt in der Berliner<br />

Singakademie<br />

1842 Foto: bpk<br />

im Jubiläumsjahr dem Leben und Wirken<br />

des großen Komponisten. In ihrer Gesamtheit<br />

vermitteln die Ausstellungen ein Bild<br />

von wesentlichen Lebensabschnitten Liszts<br />

und werfen einen Blick auf eine schillernde,<br />

facettenreiche Persönlichkeit: Wunderkind<br />

und Klaviervirtuose, Bühnenstar und Frauenschwarm,<br />

Komponist und Erneuerer der<br />

Musik, Europäer, Freigeist und Geistlicher.<br />

Das Kinder-Kulturprogramm<br />

Mitmach-Führungen, Kreativ-Workshops<br />

und Kinderfeste werden auch den jungen<br />

und jugendlichen MuseumsbesucherInnen<br />

und Schulklassen das Phänomen Franz Liszt<br />

auf spannende Weise näherbringen. Die „geheimen<br />

Tagebücher“, interaktives Mitmachtheater<br />

im KUZ, Kulturveranstaltungen der<br />

Pädagogischen Hochschule, der Schülerwettbewerb<br />

„LISZT DIGITAL“ und kindergerechte<br />

Musikangebote bei ORGELockenhaus<br />

runden die Lisztomania ab. Ü<br />

Informationen:<br />

Kultur-Service Burgenland, Glorietteallee 1,<br />

A-7000 Eisenstadt, Burgenland, Telefon:<br />

+43-2682-719-3112, Fax: DW 3113, office@kulturservice-burgenland.at,www.kultur-burgenland.at,<br />

www.lisztomania.at<br />

INFOS:<br />

Liszt Festival Raiding<br />

Büro-Öffnungszeiten:<br />

Mo – Do 8:00 – 15:00<br />

Fr 8:00 – 12:00 Uhr<br />

Öffnungszeiten Geburtshaus:<br />

Mo – So 9.00 – 12:00 & 13:00 – 17:00<br />

vor Konzerten von 18:00 – 19:30 Uhr<br />

A-7321 Raiding, Lisztstraße 46,<br />

Tel: +43 (0)2619-51047,<br />

Fax: +43 (0)2619-51047-22,<br />

raiding@lisztzentrum.at, www.lisztfestival.at,<br />

www.lisztomania.at


108<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

Mega-Investition<br />

Eine positive Entwicklung zeigt<br />

sich am Wirtschaftsstandort<br />

St. Pölten: Investitionen von<br />

1.000.000.000 Euro werden<br />

getätigt.<br />

St. Pölten feiert in diesem Jahr das 25jährige<br />

Bestehen als Landeshauptstadt<br />

von Niederösterreich. Die Stadt hat in<br />

dieser Zeit eine Entwicklung erfahren wie<br />

wohl noch nie zuvor in der langen Stadtgeschichte.<br />

Aus Anlass des Neujahrsempfanges<br />

für die Wirtschaftstreibenden in St. Pölten<br />

gibt Bürgermeister Mag. Matthias Stadler<br />

die neuesten Wirtschaftsdaten für den Standort<br />

bekannt und erstellt einen Ausblick auf<br />

die Entwicklungsmöglichkeiten des Wirtschaftsstandortes<br />

St. Pölten.<br />

Grundlagen schaffen und fördern<br />

„Die St. Pöltner Wirtschaftstreibenden zeichnen<br />

sich durch Pioniergeist, umsichtiges unternehmerisches<br />

Vorgehen, hohes Verantwortungsbewusstsein<br />

gegenüber den Mitarbeitern<br />

und Zielstrebigkeit aus. Die Stadt St.<br />

Pölten unterstützt die Unternehmer durch<br />

nachhaltige Investitionspolitik, gezielte Förderungen,<br />

Schaffung des Wirtschaftsservice<br />

der Stadt ecopoint, Erstellung von bestmöglichen<br />

Rahmenbedingungen – etwa durch<br />

deutlich beschleunigte Verwaltungsverfahren<br />

und Verbesserung der Infrastruktur – und<br />

die Vorgabe von klaren Zielen für die Stadtund<br />

Standortentwicklung. Gemeinsam ist es<br />

daher trotz der allgemeinen Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise gelungen, den Wirtschaftsmotor<br />

in St. Pölten nicht nur auf Touren zu<br />

halten, sondern sogar einen Gang höher zu<br />

schalten. Der rasante Aufschwung St. Pöltens<br />

ist unter anderem an der regen Bautätigkeit<br />

und den hohen Investitionssummen<br />

deutlich abzulesen“, stellt Bürgermeister<br />

Mag. Matthias Stadler fest.<br />

Dynamische Entwicklung mit Investitionen<br />

von einer Milliade Euro<br />

Die enorme Kraft und die Dynamik des Wirtschaftsstandortes<br />

St. Pölten wird durch die Investitionssummen<br />

des Jahres 2011 verdeutlicht.<br />

Private Investoren, Wirtschaftstreibende,<br />

die Stadt St. Pölten sowie andere öffentliche<br />

Körperschaften und Institutionen investieren<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Christoph Schwarz, ecopoint, Dir. Friedrich Schmidl, Austrian Business Agency, Monika<br />

Schulz-Strelow, Austrian Business Agency Büro Berlin, Bürgermeister Mag. Matthias Stadler<br />

und GF Ing. Franz Schmitzberger, Sunpor, freuen sich über die positiven Wirtschaftszahlen.<br />

Foto: ecopoint St. Pölten<br />

fast einer Milliade Euro im Stadtgebiet.<br />

„Das ist eine Summe in wirklich astronomischer<br />

Höhe. Wir haben alle größeren Projekte,<br />

die sich derzeit in Umsetzung befinden,<br />

bei denen Vorleistungen in der Planung<br />

erbracht werden oder im heurigen Jahr begonnen<br />

werden, erhoben und zusammengerechnet.<br />

Der Aufschwung ist also enorm. Regelmäßig<br />

werden uns im Rathaus neue Projekte<br />

und Investitionen bekanntgegeben“,<br />

zeigt sich St. Pölten Bürgermeister von der<br />

Entwicklungsdynamik beeindruckt.<br />

Im Wesentlichen verteilt sich dieses enorme<br />

Investitionsvolumen auf sechs Bereiche:<br />

n Wirtschaft: Hier sind vor allem die folgenden<br />

Projekte maßgebend: Cityhotel<br />

D&C, Weichenwerke Wörth, L&S Recycling,<br />

Sunpor, Fritz Egger GmbH (Brauerei<br />

und Spanplattenwerk), Voith, XXX-Lutz,<br />

Büro- und Wohnhaus Alpenland, Hypo NÖ<br />

Landeszentrale, Wiener Städtische, VAZ-Attraktivierung,<br />

Geschäfts- und Bürohaus am<br />

Linzer Tor (LTEINS), Vergabe von Baurechtsgründen<br />

für Gewerbebetriebe, ...<br />

n Öffentlicher Verkehr, Infrastruktur<br />

und Sicherheit: Eine positive Stadtentwicklung<br />

braucht eine umfassende Infrastruktur,<br />

deshalb wird gebaut: P&R-Anlage beim<br />

Hauptbahnhof St. Pölten, Fertigstellung des<br />

Bahnhof-Umbaus/Neubaus, 4-gleisiger Ausbau<br />

der Westbahn (Hochleistungsstrecke),<br />

Lückenschluss Loosdorf-St. Pölten (GZU),<br />

Ausbau der Tullnerbahn (Gleisanschlüsse für<br />

Unterradlberg), Traisental-Schnellstraße, Sa-<br />

nierung der Schnellstraße S33, LUP, Radwegenetzausbau,<br />

Stattersdorfer Steg, Hochwasserschutz,<br />

Stadion-Neubau mit Lise Prokop<br />

Allee, ...<br />

n Wohnen: Die Sicherung der Wohnraumqualität<br />

ist die Voraussetzung für eine positive<br />

Stadtentwicklung: Wohnbauprojekte der<br />

allgemeinen gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft<br />

St. Pölten, Städtische Immobilien<br />

GesmbH, Baurechtsgründe für die Familien,<br />

betreutes Wohnen (Alpenland), Living<br />

City GmbH, ...<br />

n Gesundheit und Zentralklinikum: St.<br />

Pölten ist der Gesundheitsstandort Niederösterreichs:<br />

Neubau Blutbank und Neubau<br />

eines Logistikzentrums für die Versorgung<br />

von Landeskliniken, Projekt der FH „St. Pölten<br />

auf gesundem Weg“, ...<br />

n Bildung: Sämtliche höhere Schulen der<br />

Stadt St. Pölten sind im Ausbauprogramm<br />

des Bundes: HAK, HTL, BAKIP, Gymnasium<br />

Josefstraße, Institut der englischen<br />

Fräulein, BORGL (Neubau), dazu noch Ausbau<br />

der ÖBB Lehrwerkstätte, Sanierung von<br />

Pflichtschulen, ...<br />

n Innenstadt und Domplatz: Ein Hauptanliegen<br />

des Visionsprozesses 2020 und des<br />

Masterplanes ist die Innenstadtentwicklung:<br />

insbesondere Innenstadt-Marketing, Verein<br />

Plattform St. Pölten 2020, Neugestaltung<br />

Domplatz und archäologische Grabungen,<br />

Erweiterung der Fußgängerzone (Brunngasse/Franziskanergasse),<br />

Förderaktion „Innenstadtwohnen“,<br />

NV Center (Innenstadtpassage),<br />

... Ü


110<br />

OBERÖSTERREICH<br />

Nur mehr sein Name verrät die Herkunft<br />

von Frank McKinley. Der IT-Spezialist<br />

stammt aus Cleveland, Ohio, spricht<br />

perfekt Deutsch und ist seit zwei Jahren mit<br />

einer Innviertlerin verheiratet.<br />

Doch das war so nicht geplant. Für zwei<br />

Jahre wollte er für die oberösterreichische<br />

Industrie arbeiten – projektbezogen – und<br />

dann wieder zurück in die Staaten. „Es kam<br />

ganz anders, ich hab mich verliebt, zuerst in<br />

das Land und dann in meine Frau“, schmunzelt<br />

der heute 43-jährige. So wie Frank kommen<br />

immer mehr hochqualifizierte Men-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Von den sanften Hügeln<br />

des Mühlviertels …<br />

Foto: OÖ Tourismus/Erber<br />

Die Symbiose zwischen<br />

Wirtschafts- und Tourismusland<br />

ergibt sich in Oberösterreich<br />

nicht zuletzt durch die<br />

steigende Anzahl ausländischer<br />

Fach- und Führungskräfte.<br />

Die Expatriates sind Multi -<br />

plikatoren für das „Lebens -<br />

gefühl“ Oberösterreich.<br />

Ein Land im Fünf-Viertel-Takt<br />

So kennt man Oberösterreich auch in Japan:<br />

Die UNESCO-Welterberegion Hallstatt.<br />

Foto: OÖ Tourismus/Weissenbrunner<br />

schen nach Oberösterreich, denn die Wirtschaft<br />

braucht sie. „Wie viele Expatriates es<br />

bei uns gibt, können wir nicht sagen. Wir<br />

wissen nur, dass wir sie brauchen und uns<br />

um sie bemühen“, erzählt Karin Schachinger<br />

von der TMG. Alleine Kunststoffriese Borealis<br />

beschäftigt in seinem weltweiten Forschungszentrum<br />

in Linz 350 Mitarbeiter aus<br />

30 Ländern. „Kunden aus Frankreich denken<br />

und handeln anders als Kunden aus China“,<br />

erklärt Dr. Alfred Stern, Senior Vice President<br />

Innovation & Technology bei Borealis.<br />

„Damit wir Produkte entwickeln können, die<br />

verschiedene Anforderungen<br />

erfüllen, müssen<br />

wir verstehen, was<br />

unsere Kunden denken.<br />

Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter aus anderen<br />

Ländern und Kulturen,<br />

die lokale Märkte<br />

und Unterschiede kennen,<br />

im Team zu haben,<br />

ist natürlich ein<br />

riesiger Vorteil.“<br />

Wettbewerb der Lebensqualität<br />

Dazu kommt der globale<br />

Wettbewerb um<br />

die besten Köpfe, den<br />

man nicht mehr alleine mit attraktiven Jobs<br />

und guten Gehältern gewinnen kann. „Was<br />

immer mehr zählt, ist die Lebensqualität, und<br />

diese zu verkaufen ist unser Job“, erklärt<br />

Mag. Karl Pramendorfer, Chef des Tourismusverbandes<br />

Oberösterreich. Kein Wunder,<br />

wenn immer mehr Headhunter bei Pramendorfer<br />

anklopfen und Informationsmaterial<br />

anfordern.<br />

Die Symbiose aus Wirtschaft und Tourismus<br />

ist im Land „ob der Enns“ eine fordernde<br />

Aufgabe. „Wir sind als Wirtschaftsland bekannt.<br />

Tirol hingegen ist ein reines Tourismusland.<br />

Das Spannende ist nun, diese beiden<br />

Bereiche zu vereinen.“ Für Pramendorfer<br />

ist es schlichtweg ein Traumjob, das Bundesland<br />

touristisch vermarkten zu dürfen:<br />

„Wir verkaufen Spaß und Freude. Was kann<br />

es Schöneres geben?“<br />

Expatriates als Multiplikatoren<br />

Und das gelingt immer besser, nicht zuletzt<br />

wegen der „Neo-Oberösterreicher“ aus aller<br />

Welt. „Sie sind Multiplikatoren. Wenn sie in<br />

ihr Heimatland zurückkehren, erzählen sie<br />

schließlich von uns, etwa dass man sich<br />

nachts ohne Probleme frei bewegen kann,<br />

oder sich das Wasser aus der Leitung bedenkenlos<br />

trinken lässt. Dinge, die anderswo<br />

weniger selbstverständlich sind. Kurzum:<br />

,Ober‘österreich – eine größere Steigerung<br />

von Österreich gibt es nicht mehr“, meint der<br />

Touristiker schmunzelnd.<br />

Dazu kommen kurze Distanzen. „Man ist<br />

von Linz aus in einer Stunde im Mühlviertler<br />

Hügelland oder ebenso schnell in den Bergen.<br />

Oberösterreich ist eine Art ,Miniöster-


… bis zum 3004 Meter<br />

hohen Dachstein.<br />

Oberösterreich ist ein<br />

topografisches<br />

„Miniösterreich“.<br />

Foto: OÖ Werbung/Himsl<br />

Cheftouristiker Mag. Karl Pramendorfer:<br />

„,Ober‘österreich – eine größere Steigerung<br />

von Österreich gibt es nicht mehr.“<br />

Foto: OÖ Tourismus/Formanek<br />

reich‘.“ Die Kulturangebote der Städte, die<br />

sanfte Landschaft des Mühlviertels und mit<br />

dem Dachstein einen 3000er: Wer etwa in<br />

New York oder London eine Stunde aus der<br />

Stadt fährt, ist noch immer in der Stadt.<br />

Kurzurlaube oder Erholungstrips müssen<br />

dort besser und langfristiger geplant werden.<br />

Für Pramendorfer ist das einer der zentralen<br />

Vorteile des Bundeslandes.<br />

„Wir haben Jahrhunderte Tradition beim Gesundheitstourismus,<br />

haben mit Bad Ischl, wo<br />

schon der Kaiser kurte, Bad Schallerbach<br />

und Bad Hall eine perfekte Infrastruktur. Nirgendwo<br />

sonst kann man billiger Kurzurlaub<br />

machen. Man fährt in der Früh hin und am<br />

Abend aufgetankt wieder zurück.“ Ein Angebot,<br />

das auch viele Expatriates zu schätzen<br />

wissen.<br />

14 Prozent BRP-Anteil des Tourismus<br />

Dieses Ausbrechen aus dem Alltag fordert natürlich<br />

auch die Tourismusbetriebe im Land.<br />

OBERÖSTERREICH<br />

Mit knapp sieben Milliarden Euro Umsatz,<br />

das sind über 14 Prozent des BRP’s, stieg der<br />

Anteil der direkten und indirekten Wertschöpfung<br />

von 2003 auf 2010 um 25 Prozent.<br />

Der Professionalisierungsschub der Betriebe<br />

wird auch vom Verband unterstützt. Freundlichkeit<br />

lässt sich zwar nicht verordnen,<br />

doch: „Wer gut zu seinen Gästen ist, bekommt<br />

auch viel zurück. Gäste wollen weg<br />

vom Alltag, da wollen sie sich nicht die Probleme<br />

über Steuern oder ausbleibende Touristen<br />

anhören.“<br />

Musterbetriebe, die es mit originellen Konzepten<br />

geschafft haben, wie das Romantikhotel<br />

Guglwald oder das Single-Ressort<br />

Aviva, sind in einem Teil des Mühlviertels<br />

angesiedelt, der bis vor weniger Jahren noch<br />

als tot galt. Die touristische Perle des Landes<br />

ist aber sicher das Salzkammergut, das auch<br />

in der Werbung immer wieder hervorgehoben<br />

wird. „Wir hatten das Glück, dass die<br />

Entwicklung der Region sanfter vonstatten<br />

ging als etwa in Spanien oder der Türkei.“<br />

Es sind familiäre Betriebe, die das Bild prägen<br />

und die den „Wohlfühleffekt“ authentischer<br />

verkaufen können als anonyme Bettenburgen.<br />

Der Wohlfühlfaktor ist es auch,<br />

der es den Expatriates angetan hat, und so<br />

finden immer mehr Führungs- und Fachkräfte<br />

ihre Heimat in Oberösterreich, so wie<br />

Frank McKinley: „Im Herzen bin ich schon<br />

ein Oberöster reicher.“ Ü<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 111


Mit „Linzer Augen“ sehen<br />

Der Slogan der Stadt „Linz verändert“ könnte leicht in „Linz hat<br />

sich verändert“ umgewandelt werden. Die Stadt wandelte sich vom<br />

grauen Mauerblümchen zur weltoffenen Stadt der Arbeit und<br />

Kultur.<br />

Heute Abend sollen<br />

wir nach Linz kommen,<br />

von dessen<br />

Schönheit die ganze Welt<br />

gehört hat“, meinte die<br />

Romanautorin und Reiseschriftstellerin<br />

Frances<br />

Trollope 1836. Von<br />

Schönheit war im 20.<br />

Jahrhundert in Zusammenhang<br />

mit der Stadt<br />

nicht mehr viel zu hören.<br />

Im Gegenteil: Linz wurde<br />

mit Helmut Qualtingers satirischem Ausspruch<br />

„In Linz müsste man sein“ zum Inbegriff<br />

von Provinzialismus. Das befand<br />

auch Thomas Bernhard in seinem Stück Heldenplatz:<br />

„In Linz geboren, alleine das ist<br />

schon ein fürchterlicher Gedanke.“ Zehn<br />

Jahre später bezeichnete Gangsterrapper<br />

Bushido die Stadt sogar als den „Arsch der<br />

Welt“. Für die Berliner Kunststudentin<br />

Heike Krämer, die seit gut fünf Jahren von<br />

der Spree an die Donau gewechselt ist, zeugen<br />

diese Aussagen von Kurzsichtigkeit:<br />

„Linz ist eine Schönheit auf den zweiten<br />

Blick. Die Stadt kann man nicht im kurzen<br />

Durchfahren begreifen. Alleine was sich in<br />

den letzten Jahren getan hat, zeigt von dem<br />

Elan und dem Geist in dieser Stadt.“<br />

Für den Obmann von Linz Tourismus,<br />

KommRat Manfred Grubauer, eine Metamorphose,<br />

die lange schon vor dem Ritterschlag<br />

„europäische Kulturhauptstadt 2009“<br />

begonnen hat. „Die Entwicklung hat mit der<br />

Ära Dobusch begonnen, dessen erstes Projekt<br />

kein Sozialprojekt war, wie man es von<br />

einem roten Bürgermeister erwartet hätte,<br />

sondern der Bau des Designcenters.“ Damit<br />

entstand Anfang der 90er Jahre ein ganzer<br />

Stadtteil neu. Das Ars Electronica Center<br />

und das Lentos folgten. Das Musiktheater<br />

wird diesen Weg konsequent fortsetzen. Meilensteine<br />

in der kulturellen Entwicklung und<br />

die heute wohl beliebtesten „Fotomodelle“<br />

der Stadt. Die „Stahlstadt“, die in den 70er<br />

und 80er Jahren in erster Linie mit einer<br />

Smogwolke assoziiert wurde, konnte sich zu<br />

einer der saubersten Städte Österreichs mausern.<br />

Alleine das zeigt schon das Interesse<br />

der Großindustrie an der Stadt. „Es geht um<br />

Lebensqualität, und da hat Linz in fast allen<br />

Bereichen die Nase vorn.“ Die zweitniedrigsten<br />

Mieten etwa und die im Vergleich ex-<br />

Der Vorsitzende des Linzer<br />

Tourismusverbandes Komm-<br />

Rat Manfred Grubauer konnte<br />

den „Spirit“ nach dem Kulturhauptstadtjahr<br />

mitnehmen.<br />

Fotos: Linz Tourismus<br />

trem niedrige Kriminalität,<br />

das breite Kulturangebot und<br />

die Versorgung an Kindergärten<br />

und Schulen – alles Faktoren,<br />

die eine Stadt nicht nur für Touristen<br />

interessant machen. Vor allem die international<br />

aufgestellte Industrie kann so immer<br />

mehr ausländische Spitzenkräfte mit ihren<br />

Familien in die Stadt locken.<br />

Für Manfred Grubauer, der 1.600 Tourismusbetriebe<br />

in der Stadt vertritt, zählen aber die<br />

harten Fakten, wie etwa Nächtigungen und<br />

Tagesbesucher. „Wir haben mit 700.000<br />

Nächtigungen im Jahre 2010 nur um etwa<br />

40.000 weniger als im Kulturhauptstadtjahr.<br />

Das zeigt, dass der Prozess nachhaltig war.“<br />

Dazu wird die Stadt neben der Donau und<br />

dem Salzkammergut als eine von drei Marken<br />

in der Oberösterreich-Werbung positioniert.<br />

Für Grubauer ergeben sich aber noch<br />

viele weitere Potenziale. „Wir könnten etwa<br />

den Linzer Flughafen als regionalen Hub ausbauen.“<br />

Ein guter Gedanke, wenn man bedenkt,<br />

dass Linz die geografische Mitte des<br />

Raumes Wien, Prag, München und Salzburg<br />

bildet. Das will man auch bei der Schifffahrt<br />

nutzen. „Man kann von Linz etwa per Schiff<br />

nach Berlin fahren. Wir wollen Linz dabei als<br />

Ausgangspunkt etablieren und somit ein<br />

neues Produkt auf den Markt bringen.“ Mit<br />

einem ausgeklügelten Marketingkonzept soll<br />

somit die Aufbruchstimmung in der Stadt<br />

verlängert werden. „Das Selbstbewusstsein<br />

der Linzerinnen und Linzer ist in den letzten<br />

Jahren enorm gestiegen, man ist stolz auf die<br />

Stadt und zeigt sie gerne her.“ Als Vorteil<br />

sieht Grubauer dabei, dass man kein „historisches<br />

Erbe“ vermarkten muss. „Wir haben<br />

Gott, eben keinen Mozart.“ Das ebnet Chancen<br />

für neue Wege ohne Scheuklappen. „Das<br />

bekannteste Bild, das man mit Linz verbindet,<br />

ist die Linzer Torte, sonst hat man kein<br />

breites Image, und das sorgt bei unseren Besuchern<br />

für einen Aha-Effekt, weil man mehr<br />

bekommt, als man erwartet.“ Ü


114<br />

BURGENLAND<br />

Viel ist inzwischen geschehen, und vom<br />

einstigen Armenhaus Österreichs zum<br />

Vorreiter in vielen Bereichen war es ein<br />

langer Weg, dessen Bewältigung etlichen<br />

Generationen zu verdanken ist. Mit neuen<br />

Ideen wollen nun die Jungen punkten. Unter<br />

dem Motto „Wer die Wünsche und Ziele der<br />

Jugend nicht kennt, verpasst die Zukunft“<br />

diskutierte LH Hans Niessl mit den Obleuten<br />

der burgenländischen Jugendorganisationen<br />

bei einem „Jugendfrühstück“ über die Parteigrenzen<br />

hinweg. „Das war erst der Anfang“,<br />

stellten die Jugendlichen selbstbewusst<br />

und unternehmungslustig fest. Anregungen,<br />

Ideen und Wünsche zu wichtigen<br />

Themen standen auf der Tagesordnung, wie<br />

z.B. Bildung, Arbeitsmarkt, Mobilität oder<br />

Jugendschutz.<br />

„Die früheren Generationen, die ihre Träume<br />

und Ziele hatten und diese auch verfolgten,<br />

sind für mich Auftrag, mit der jetzigen Generation<br />

für den weiteren Fortschritt des<br />

Landes zu sorgen“, sagt Hans Niessl. Im ersten<br />

Halbjahr 2011 wird deshalb eine Enquete<br />

im Burgenländischen Landtag abgehalten<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />

Im Dialog: 90 Jahre Burgenland<br />

Jugendfrühstück im Landhaus<br />

Vor exakt 90 Jahren kam Österreichs „jüngstes“ Bundesland zur Alpenrepublik. Das<br />

östlichste und an seiner Einwohnerzahl gemessen kleinste Bundesland gehörte einst<br />

zum Königreich Ungarn, das nach dem Ersten Weltkrieg im Vertrag von Trianon ver-<br />

pflichtet wurde, das damalige „Deutsch-Westungarn“ an die neu gegründete Repu-<br />

blik Österreich abzutreten. Dieser Vertrag wurde großteils erfüllt und unser öst-<br />

lichster Teil in Burgenland umbenannt.<br />

werden, wobei die Vertreter des Jugendlandtages<br />

sowie die des Seniorenbeirates als Organisatoren<br />

fungieren werden.<br />

„Wir werden aber auch weitere Maßnahmen<br />

zum Thema Integration und Rassismus eingehend<br />

diskutieren und versuchen, viele der<br />

eingebrachten Ideen – beginnend bei der<br />

sprachlichen Integration auf kommunaler<br />

Ebene, aber auch über den Landesschulrat<br />

in den Bildungseinrichtungen entsprechend<br />

umzusetzen. Durch Motivation, Einbindung<br />

und Kommunikation fördern wir eine gelebte<br />

und lebendige Demokratie“, ist Landeshauptmann<br />

Niessl überzeugt.<br />

Ausbildung und Qualifikation im Fokus<br />

Im gesamten Burgenland werden heuer Jugendevents<br />

mit dem Landeshauptmann stattfinden.<br />

Dabei sollen Aufstiegs-Chancen für<br />

alle jungen Burgenländerinnen und Burgenländer<br />

erörtert werden. Denn: „Wir setzen die<br />

Ausbildungsgarantie um, was bedeutet, dass<br />

jeder die Chance auf einen Job oder eine Ausbildung<br />

bekommen muss.“ Außerdem will<br />

Niessl mit der Bildungsgarantie jeder Bur-<br />

LH Hans Niessl mit Vertretern der einzelnen<br />

Jugendorganisationen im Landhaus.<br />

Foto: Bgld. Landesmedienservice<br />

genländerin und jedem Burgenländer einen<br />

Ausbildungs-Abschluss sichern. Das heißt,<br />

jeder Jugendliche soll sich nach der 9. Schulstufe<br />

auf einen weiterführenden Schul-, Ausbildungs-<br />

oder Arbeitsplatz verlassen können.<br />

„Das Burgenland soll seine Position als Bundesland<br />

mit der höchsten MaturantInnenquote<br />

ausbauen.“<br />

Die Aktion „Lehre mit Matura“ startet am 4.<br />

Februar in allen Bezirken, wobei bis dato<br />

bereits 94 Jugendliche die Chance zum Mitmachen<br />

ergriffen haben. Ebenso bietet „Matura<br />

mit Lehre“ eine Möglichkeit für eine<br />

umfassende Ausbildung im Sinne der Qualifizierung<br />

am Arbeitsplatz. Das Gewerbegymnasium<br />

Güssing ist hierbei Schauplatz<br />

des Pilotprojektes.<br />

Auch beim Thema „Jugendarbeitslosigkeit“<br />

soll der Hebel weiterhin angezogen werden.<br />

Mit neun Millionen Euro wurde im Vorjahr<br />

ein Jugendbeschäftigungspaket gemeinsam<br />

mit den Sozialpartnern, dem AMS und dem<br />

Arbeitsministerium geschnürt, das bereits<br />

ganz wesentlich zum Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit<br />

im Burgenland beigetragen<br />

hat. Lediglich 101 Jugendliche unter 24 Jahren<br />

waren im vergangenen Jahr arbeitslos,<br />

was sich im heurigen Jahr noch verbessern<br />

soll. Durch erweiterte Ausbildungsgarantien<br />

und geförderte Dauerarbeitsplätze für Jugendliche,<br />

die auf dem primären Arbeitsmarkt<br />

chancenlos sind, sollen Perspektiven<br />

für alle jungen Burgenländerinnen und Burgenländer<br />

geschaffen werden. Auf seiner Facebook-Seite<br />

oder via E-Mail, so der Landeshauptmann,<br />

können ihn die Jugendlichen<br />

jederzeit kontaktieren sowie weitere innovative<br />

Ideen äußern oder Projekte anregen. Ü

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