AUVAsicher - Wirtschaftsnachrichten
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GZ 02Z033423 M | P.B.B. | Verlagsort 8010 Graz | € 2,50 | Foto: Jupiter Images (Montage)<br />
UNABHÄNGIGES WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR OBERÖSTERREICH, NIEDERÖSTERREICH, WIEN & NORDBURGENLAND FEBRUAR 2011<br />
Eine Region<br />
im Steigflug<br />
Wirtschaftsstandort Donauraum als<br />
treibende Kraft der heimischen Wirtschaft<br />
VERLÄSSLICHER PARTNER<br />
Erste Group Immorent – alle Immobilien-Services aus einer Hand<br />
STIFTEN GEHEN<br />
Was es bringt, für wen es sich lohnt<br />
WERTANLAGE<br />
Wein manchmal so sicher wie Gold
IMPRESSUM<br />
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz<br />
Medieninhaber (Verleger): <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong><br />
Zeitschriften Verlagsgesellschaft m.b.H.,<br />
8010 Graz, Stempfergasse 3, Telefon 0316/834020,<br />
Telefax 0316/834020-10, office@euromedien.at,<br />
www.wn-online.at, www.wirtschafts-nachrichten.com<br />
Unternehmensgegenstand: Herausgabe des<br />
Mediums <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong><br />
Herausgeber & GF: Wolfgang Hasenhütl<br />
Co-Herausgeber & Verlags leitung: Josef Lipp<br />
Blattlinie: Die <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong> Donauraum<br />
sind das unabhängige regionale Wirtschaftsmagazin<br />
für die Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich,<br />
Wien und Nordburgenland. Themenschwerpunke<br />
sind wirtschaftliche Entwicklungen in Österreich und<br />
international, Wirtschaftspolitik, Finanzen und Service<br />
für Unternehmer und Manager. Die <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong><br />
sind in ihrer Blattlinie liberal, demokratisch<br />
und unabhängig von politischen Parteien, Interessensverbänden<br />
und Reli gionsgemeinschaften.<br />
Standort Oberösterreich: 4020 Linz, Lederergasse<br />
32, Telefon 0732/781282, Telefax DW 4,<br />
ooe@euromedien.at<br />
Standort leitung: Mag. Hans Graf<br />
Standort Niederösterreich, Wien & Burgenland:<br />
1020 Wien, Gredler straße 3, Telefon 01/2127440,<br />
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wien@euromedien.at, burgenland@euromedien.at<br />
Verlagsvertretung Slowenien: Business Media d.o.o.,<br />
Kotnikova ulica 30, 1000 Ljubljana, Telefon/Telefax<br />
+386/1/5181125, info@bmslovenia.si<br />
Verlagsvertretung Kroatien: Business Media Croatia<br />
d.o.o., Bosutska 9, 10000 Zagreb, Telefon +385/1/6311-<br />
800, Telefax DW 810, info@bmcroatia.hr<br />
Erscheinungsort: Graz<br />
Chef redakteurin: Dr. Marie-Theres Ehrendorff<br />
Chefin vom Dienst: Mag. Michaela Falkenberg<br />
Redaktion: Dr. Marie-Theres Ehrendorff, Mag. Sabrina<br />
Naseradsky, Jürgen Philipp, Mag. Clemens Rosenkranz<br />
Fotos: Falls nicht anders angegeben:<br />
Symbol Pictures, Archiv<br />
Layout und Produktion: Hermann Knappitsch,<br />
Hans Obersteiner, Lisa Rath<br />
Inserentenbetreuung: Mag. Hans Graf<br />
Druck: Leykam – Let’s Print<br />
Erscheinungsweise 2011: 10 x jährlich<br />
Anzeigenpreise: lt. aktuellem An zeigentarif. Es gelten<br />
die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Österreichischen<br />
Zeitungsherausgeberverbandes.<br />
Bezugspreis: € 2,50/Ausgabe; Jahresabonnement Inland<br />
€ 25,–, Ausland auf Anfrage. Das Abonnement ist<br />
jederzeit schriftlich kündbar. Wird es bis zum Bestelltag<br />
nicht gekündigt, verlängert es sich automatisch um<br />
ein weiteres Jahr.<br />
Allgemeines: Alle Rechte, auch die Übernahme von<br />
Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechts gesetz,<br />
sind vorbehalten.<br />
FN 257766v; UID-Nr.: ATU61454508<br />
Verlagskonto: BKS, BLZ 17000,<br />
Kontonummer 180-038949<br />
Gerichtsstand ist das für Graz örtlich und sachlich zuständige<br />
Gericht.<br />
Wie die Zeit vergeht …<br />
Seit nunmehr fünf Jahren gibt es uns, die<br />
„<strong>Wirtschaftsnachrichten</strong> Donauraum“.<br />
Grund genug, um in „neuem Outfit“ mit<br />
schickem Layout für noch größere Übersichtlichkeit<br />
und Aufmerksamkeit zu sorgen.<br />
Das sind wir unseren Leserinnen und Lesern<br />
schuldig als Österreichs einziges Magazin,<br />
das dem Wirtschaftsstandort Donauraum<br />
jene Aufmerksamkeit schenkt, die ihm gebührt.<br />
Jetzt sind wir auch im Web neu gestylt<br />
und außerdem auf iPad, damit das Vernetzen<br />
der <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong>-Community<br />
noch einfacher wird.<br />
Der Puls der heimischen Wirtschaft schlägt<br />
in den Bundesländern Wien, Oberösterreich,<br />
Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland<br />
und schafft rund 60 Prozent des gesamtösterreichischen<br />
BIPs. Wenn auch die<br />
Krise das ökonomische Wachstum der Region<br />
gebremst hat, so blicken Industrie und<br />
Gewerbetreibende neuerdings wieder optimistisch<br />
in die Zukunft. Kein Wunder, prognostizieren<br />
die heimischen Wirtschaftsforscher<br />
doch allesamt Wachstumsraten jenseits<br />
der zwei Prozent-Marke für den Donauraum.<br />
Der Standort Donauraum ist also der wesentliche<br />
Garant für ökonomische Stabilität und<br />
wirtschaftlichen Aufschwung im Lande.<br />
Letztendlich aber auch dafür, dass der Flieger<br />
„Made in Austria“ seine Runden unge-<br />
EDITORIAL<br />
hindert in der benachbarten CEE-Region<br />
drehen kann, um so das Wachstum der Exportwirtschaft<br />
anzukurbeln. Ohne diese internationale<br />
Vernetzung würde uns der nachhaltige<br />
Aufschwung nicht gelingen.<br />
Jeder wirtschaftliche Aufschwung beflügelt<br />
den Arbeitsmarkt und bringt neben ökonomischen<br />
Erfolgen auch politische Stabilität<br />
mit sich. Starke Unternehmen bedeuten sichere<br />
Arbeitsplätze, diese wiederum bringen<br />
soziale Stabilität und Kaufkraft – der Wohlstand<br />
sollte sich in der Folge ganz von selbst<br />
einstellen. Ist doch logisch – oder? Wenn<br />
nicht die Politik Chancen sausen lässt, die<br />
für unsere Zukunft von Bedeutung sind.<br />
Das Jahr mit sinnlosen Debatten über die<br />
Wehrpflicht zu vergeuden, statt grundlegende<br />
Reformen im Bundesheer und im gesamten<br />
österreichischen Verwaltungsapparat<br />
in Angriff zu nehmen sowie Maßnahmen zur<br />
Budgetsanierung einzuleiten, ist für die<br />
österreichische Wirtschaft ebenso bedrohlich,<br />
wie untätig in „Kreisky-Nostalgie“ zu<br />
verharren und von der guten alten Zeit zu<br />
träumen,<br />
meint Ihre<br />
Marie-Theres Ehrendorff<br />
Chefredakteurin<br />
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WWW.WIRTSCHAFTS-NACHRICHTEN.COM<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 3
INHALT<br />
INHALT<br />
Coverstory<br />
Jetzt aktuell<br />
Transport, Logistik &<br />
Infrastruktur<br />
Der umfassende Branchenüberblick.<br />
Sollten Sie diese<br />
Beilage nicht in Ihrem<br />
Heft finden, wenden Sie<br />
sich bitte an unsere<br />
Telefon-Hotline:<br />
+43(0)316/834020<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
4<br />
Zuverlässiger Partner der Wirtschaft 22<br />
In der Krise hat sich gezeigt, ob die Be -<br />
ziehung zwischen Hausbank und Unternehmen<br />
„hält“. Die <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong><br />
sprachen mit Raiffeisenlandesbank<br />
Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien)<br />
Generaldirektor Erwin Hameseder und<br />
dem Kommerzkunden-Vorstandsdirektor<br />
Reinhard Karl über den Wert langfristiger<br />
Kundenbeziehungen in einem schwierigen<br />
Umfeld, Finanzierungsangebote für KMU<br />
und die Auswirkungen von Basel III.<br />
Es geht wieder aufwärts… 25<br />
… das ist der Grundtenor zur Konjunkturentwicklung<br />
im österreichischen Donauraum.<br />
Wenn das kein gutes Zeichen ist?<br />
Die Konjunktur ist derzeit<br />
noch ein zartes Pflänzchen 27<br />
Die heimischen Wirtschaftsforscher erwarten<br />
zwar für die nächsten zwei Jahre österreichweit<br />
ein stabiles reales Wachstum von<br />
zumindest zwei Prozent, warnen jedoch vor<br />
Gefahren für die Konjunktur durch Probleme<br />
in mehreren Euro-Ländern.<br />
Umfassende Leistungen<br />
für Immobilienprojekte 32<br />
Seit Jahrzehnten ist die Immorent als<br />
kompetenter Partner in allen Belangen<br />
rund um die Immobilie bekannt. Durch die<br />
Bündelung der Kompetenzen der Immobilienspezialisten<br />
der Erste Group – Immorent<br />
und Group Real Estate – konnte das<br />
Leistungsspektrum noch einmal erweitert<br />
und speziell für große Immobilienprojekte<br />
optimiert werden.<br />
Informationssicherheit für KMU 46<br />
Den internationalen Security-Standard ISO<br />
27001 schlank umsetzen: Viele kleine bis<br />
mittlere Unternehmen verfügen bereits<br />
über Basis-Strukturen, auf denen ein zertifiziertes<br />
Sicherheitsmanagement relativ<br />
leicht aufgebaut werden kann.<br />
Integration auf dem Prüfstand 54<br />
Zuwanderung gibt es seit vielen Jahrzehnten<br />
in Österreich. Das Management von<br />
Integration wird jedoch erst seit rund zehn<br />
Jahren zum Thema gemacht. Die Wirtschaft<br />
mit ihrem nüchternen Zugang nach<br />
geeignetem und fachlich qualifiziertem<br />
Wirtschaftsregion Donauraum:<br />
Wirtschaftsleistung im Steigflug begriffen … 8<br />
Wirtschaftsstandorte sind meist geografisch und<br />
historisch bedingt. Der Donauraum von Oberösterreich<br />
über Niederösterreich und Wien ist<br />
langsam, aber stetig gewachsen - bereits unter<br />
den Römern hat sich sowohl diesseits als auch<br />
jenseits der römischen Außengrenze ein prosperierendes<br />
Merkantilsystem entwickelt, das bis in<br />
unsere Zeit nachwirkt.<br />
Personal, zerbricht sich, sobald der Bedarf<br />
gedeckt ist, auch selten den Kopf<br />
über die gesellschaftspolitischen Aus -<br />
wirkungen von Immigration.<br />
„Es geht um Österreich…“ 60<br />
Der Industrielle und ehemalige österreichische<br />
Finanzminister Hannes Androsch<br />
hat sich in den Kopf gesetzt, mit dem<br />
„Volksbegehren Bildungsinitiative“, Österreich<br />
wieder auf Überholspur zu bringen,<br />
denn die Zeit läuft uns davon. Wie er das<br />
umsetzten will, erklärt er Marie-Theres<br />
Ehrendorff für die <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong>.<br />
Arbeitsmarkt im Blickpunkt 74<br />
Die Wirtschaft erholt sich wieder von ihrer<br />
größten Krise, die sie nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg heimgesucht hat.<br />
Die Guten ins Kröpfchen 86<br />
Ein neuer Tarifrechner soll auch dem<br />
Gewerbe, das sich bisher manchmal als<br />
Stiefkind der Liberalisierung gefühlt hat,<br />
ab März mehr Transparenz, bessere Wahlmöglichkeiten<br />
und in der besten aller Welten<br />
auch niedrigere Energiepreise bescheren:<br />
Diese Erwartung von Optimisten gilt<br />
sowohl für Strom als auch für Gas.<br />
Wertanlage Wein – Top oder Flop? 102<br />
Der Trend lässt sich nicht leugnen: Galt die<br />
Investition in die kostbarsten Tropfen eines<br />
Jahrgangs lange Zeit als Privatvergnügen<br />
elitärer Kreise, parken inzwischen auch<br />
mittelständische Weinliebhaber ihre Spargroschen<br />
im Weinkeller oder in Weinfonds.<br />
Star belebt die Wirtschaft 108<br />
200 Jahre nach seiner Geburt im ehemaligen<br />
Meierhof im burgenländischen Raiding,<br />
das damals zu Ungarn gehörte, gedenkt<br />
halb Europa dem Genius Franz Liszt<br />
in zahlreichen Konzerten und Ausstellungen<br />
von London bis Venedig.<br />
Ein Land im fünf-Viertel Takt 110<br />
Die Symbiose zwischen Wirtschafts- und<br />
Tourismusland ergibt sich in Oberösterreich<br />
nicht zuletzt durch die steigende Anzahl<br />
ausländischer Fach- und Führungskräfte.<br />
Die Expatriates sind Multiplikatoren<br />
für das „Lebensgefühl“ Oberösterreich.<br />
Impressum 3
6<br />
MENSCHEN & MÄRKTE<br />
VKB-Generaldirektor<br />
Dr.<br />
Albert Wagner<br />
Foto: vkb-bank /<br />
rubra<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Gutes Geschäftsjahr<br />
Die VKB-Bank kann sich im vergangenen Geschäftsjahr<br />
über sehr gute Zahlen freuen. Das EGT ist 2010 mit einem<br />
Plus von 19 Prozent stark angewachsen. Als Folge<br />
der Kreditoffensive gibt es bei den Investitionskrediten<br />
wieder ein überdurchschnittlich hohes Wachstum von 13<br />
Prozent, sowie insbesondere bei den Firmen-Investitionskrediten<br />
mit sogar 15 Prozent. Die VKB-Bank hat es<br />
nicht nur geschafft, ihre Kernkapitalquote bereits jetzt<br />
auf Basel-III-Niveau zu bringen, sondern verfügt mit 13,6<br />
Prozent „hartem Kernkapital“ über den rund doppelten<br />
Wert der künftigen internationalen Vorschriften. Ü<br />
Eröffnung<br />
Drei neue Kundenzentren stehen<br />
den Kunden von Würth ab sofort<br />
zur Verfügung.<br />
Foto: Würth<br />
Drei neue Kundenzentren konnte der Montageprofi Würth in diesem<br />
Jahr bereits eröffnen. Nach den Standorten Wien-Bailoc Nordbahn<br />
und Freistadt öffnete Anfang Februar das neue Kundenzentrum in<br />
Wien-Penzing seine Pforten. „Die Entwicklung der Kundenzentren<br />
ist mehr als positiv. Letztes Jahr konnten wir vier neue Standorte eröffnen.<br />
Der Thekenumsatz ist um 17 Prozent auf über 16 Millionen<br />
Euro gewachsen“, so Mario Schindlmayr, Leitung Marketing Vertrieb.<br />
Der Ausbau des Kundenzentren-Netzes wird 2011 noch stärker<br />
als bisher gefördert. Ü
8<br />
COVERSTORY<br />
Wirtschaftsregion Donauraum:<br />
Wirtschaftsleistung<br />
im Steigflug begriffen …<br />
Wirtschaftsstandorte sind meist geografisch und historisch bedingt. Der Donauraum von Oberöster-<br />
reich über Niederösterreich bis Wien ist langsam, aber stetig gewachsen – bereits unter den Römern<br />
hat sich sowohl diesseits als auch jenseits der römischen Außengrenze ein prosperierendes Merkan-<br />
tilsystem entwickelt, das bis in unsere Zeit nachwirkt. Von Marie-Theres Ehrendorff<br />
Europaweit sind zwei große Wachstumsregionen<br />
zu beobachten. Die Zone der<br />
sogenannten „Banane“, weil sie<br />
geografisch die<br />
Form der<br />
be-<br />
liebten Südfrucht darstellt, erstreckt<br />
sich von London über Berlin,<br />
Paris bis Mailand und ist bereits<br />
seit Jahrzehnten Fixpunkt im Top-Standort-<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Ranking. Die neu hinzugekommene Wachstumsregion<br />
ist Zentraleuropa. „Der Donauraum<br />
befindet sich im Kernpunkt jener Region,<br />
die von Prag, Wien, Bratislava über<br />
Budapest in Richtung Balkan führt“, erklärt<br />
Florian Schwillinsky, Geschäftsführer des<br />
„Internationalen Central Europa Instituts“<br />
(icei) mit Sitz in Wien, das Führungskräfte<br />
aus Wirtschaft und Politik in Entscheidungsprozessen<br />
berät. Der „Standort-Radar“, den<br />
das Institut heuer bereits zum siebenten<br />
Mal entwickelt, gibt punktgenaue Auskunft<br />
darüber, in welcher Region Österreichs<br />
der investierte Euro am meisten<br />
wert ist.<br />
Unangefochtener Platzhirsch in der Pole-<br />
Position des Radars ist und bleibt Oberösterreich.<br />
„In allen Faktoren wie Wachstum,<br />
Wohlstand und Quasi-Vollbeschäftigung<br />
führt Oberösterreich das heimische<br />
Ranking an“, interpretiert Schwillinsky die<br />
aktuellen Daten. Oberösterreich ist nicht nur<br />
die führende Industrieregion Österreichs,<br />
sondern zählt auch zu den stärksten Wirtschaftsräumen<br />
Europas. Ein Viertel der heimischen<br />
Industrieproduktion und der Exporte<br />
kommt aus diesem Bundesland. Einige<br />
Unternehmen sind sogar weltweit Marktführer<br />
in ihren Bereichen. Die österreichweit<br />
höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung<br />
machen sich langfristig eben bezahlt.<br />
„Die Erhöhung der Forschungsprämie von<br />
acht auf zehn Prozent ist eine der positivsten<br />
Maßnahmen, die im Rahmen der Budgetbegleitgesetze<br />
beschlossen wurden“, sieht<br />
Wirtschaftskammer-Präsident Rudolf Trauner<br />
eine langjährige Forderung der WKOÖ<br />
nun endlich erfüllt. „Für die Weiterentwick-<br />
lung des Forschungs- und Technologiestandortes<br />
Oberösterreich ist die Erhöhung der<br />
Forschungsprämie aber nur ein erster Schritt.<br />
Auch die direkte Forschungsförderung und<br />
die F&E-Ressourcen an den Universitäten<br />
müssen weiter ausgebaut werden.“<br />
Ein Rekord-Investment von 1,51 Milliarden<br />
Euro bis 2013 in den Wirtschafts- und Forschungsstandort<br />
wird durch das laufende<br />
strategische Programm „Innovatives Österreich<br />
2010plus“ derzeit umgesetzt. Allein 62<br />
Prozent des Programmvolumens werden für<br />
F&E verwendet. „Nur so können wir bestehende<br />
Arbeitsplätze sichern und vor allem<br />
neue schaffen und damit die Basis für Wohlstand<br />
im Land legen“, erklärt Forschungs-<br />
Landesrätin Doris Hummer, die innerhalb<br />
des strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogramms<br />
für die Themenfelder<br />
„Forschung und Entwicklung“ und „Bildung<br />
und Karriere“ verantwortlich zeichnet.<br />
„Dort, wo es hohe Beschäftigungszahlen<br />
gibt, ist Industrie zu finden“, meint Florian<br />
Schwillinsky, „denn in der Wissensindustrie<br />
gibt es derzeit viel weniger Jobs. Im Moment<br />
leben die großen Wirtschaftsregionen noch<br />
von der Industrialisierung, aber tendenziell
Fotos: Jupiter Images<br />
wird es dort zu einem Rückgang an Arbeitsplätzen<br />
kommen. BMW in Oberösterreich<br />
denkt daran, die Produktion einzelner Fahrzeuge<br />
nach Amerika zu verlagern, weil das<br />
wesentlich günstiger wäre. Das heißt, die<br />
Wertschöpfungsketten sind heute nicht mehr<br />
nur im eigenen Unternehmen, sondern bereits<br />
über die gesamte Welt verteilt. Österreichische<br />
Unternehmen arbeiten mit Vorprodukten,<br />
die aus China kommen – täten sie<br />
das nicht, wären sie nicht mehr konkurrenzfähig.<br />
Und nur jene Unternehmen, die diese<br />
komplette Wertschöpfungskette gut steuern<br />
können, werden sich in Zukunft auf dem<br />
Weltmarkt behaupten.“<br />
Niederösterreich schafft Mehrwert<br />
Als ausgezeichnetes Pflaster für Investitionen<br />
behauptet sich seit Jahren das Bundesland<br />
Niederösterreich mit dem soliden 2.<br />
Platz im Standort-Radar. In der Kategorie<br />
„Wirtschaftsfreundlichkeit“, die das besondere<br />
Eingehen der Verwaltung auf Probleme<br />
der Unternehmer bewertet, kann dem Land<br />
unter der Enns kein anderes Bundesland das<br />
Wasser reichen. Ebenso im Bereich „Wissen<br />
als Standortfaktor“, der sich aus der Beurteilung<br />
des regionalen Forschungsstandorts,<br />
der Weiterbildung und des Fachkräftepotenzials<br />
zusammensetzt.<br />
Für dieses Ergebnis wurde auch einiges unternommen.<br />
So hat das Land Niederösterreich<br />
gemeinsam mit der Wirtschaftskammer<br />
vier Konjunkturpakete mit einem Gesamtvolumen<br />
von rund 880 Millionen Euro geschnürt,<br />
die zur Stabilisierung der Wirtschaftslage<br />
bis Ende 2012 verlängert wurden.<br />
Neue Wege werden derzeit in puncto<br />
Eigenkapital beschritten, da es durch den Beschluss<br />
von Basel III (Banken müssen strengere<br />
Eigenkapital- und Liquiditätsregeln erfüllen)<br />
in Zukunft für KMUs schwieriger<br />
sein wird, für klassische Finanzierungsanlässe<br />
Kredite zu erhalten. Das am 1. Jänner<br />
2011 gestartete NÖ-Eigenkapitalsicherungsmodell<br />
ist österreichweit in seiner Art einzigartig<br />
und soll die Wettbewerbschancen<br />
von Kleinunternehmern steigern. „Mit diesem<br />
Instrument stärken wir auf effiziente und<br />
unbürokratische Weise die Eigenkapitaldarstellung<br />
unserer Klein- und Mittelunternehmen<br />
und verbessern so nachhaltig ihre Sta-<br />
COVERSTORY<br />
bilität und ihre Chancen im Wettbewerb“, ist<br />
Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav überzeugt.<br />
Ein weiterer wichtiger Schritt zur Ankurbelung<br />
der Konjunktur war die Verlängerung<br />
der Schwellenwert-Verordnung bis<br />
Ende 2011. Damit soll vor allem die lokale<br />
Bauwirtschaft gezielt unterstützt werden.<br />
Grundlage für alle Initiativen von Seiten des<br />
Landes bildet die „Wirtschaftsstrategie<br />
2015“, die Unternehmen bei ihren Projekten<br />
unterstützt und diese für zukunftsträchtige<br />
Ideen und Initiativen motiviert. Sechs Segmente<br />
stehen dabei besonders im Vordergrund:<br />
Innovation und Technologie, Qualifikation,<br />
Kooperation, Markterschließung,<br />
Unternehmensgründung und Nachhaltigkeit.<br />
„Wir wollen damit das höchste Wirtschaftswachstum<br />
in Ost-Österreich erreichen, hochwertige<br />
Arbeitsplätze absichern und ausbauen<br />
sowie Niederösterreich als nachhaltigen<br />
und attraktiven Wirtschaftsstandort positionieren“,<br />
so Bohuslavs hochgesteckte<br />
Ziele.<br />
Experten des IHS rechnen für das Jahr 2011<br />
aus derzeitiger Sicht mit einem Wirtschaftswachstum<br />
von rund 2,3 Prozent, was über<br />
dem erwarteten Österreichschnitt von rund<br />
zwei Prozent liegt.<br />
„NÖ hat ähnlich wie OÖ eine geografisch<br />
interessante Stellung, wobei Betriebe angelockt<br />
werden können, die einen günstigen<br />
Standort suchen, und auch solche, die sich<br />
in der Nähe von Wirtschaftsmetropolen zu<br />
günstigeren Kosten ansiedeln, um nahe dem<br />
Zentrum zu sein“, resümiert Florian Schwillinsky.<br />
„Das Land profitiert von seiner Doppelstrategie:<br />
günstige Regionen, aber auch<br />
Top-Regionen rund um Wien sowie günstigere<br />
Fach- und Arbeitskräfte in Randgebieten,<br />
die einfachere Tätigkeiten übernehmen<br />
können, und top-ausgebildete Leute rund um<br />
Wien.“<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 9
10<br />
COVERSTORY<br />
Auch die Infrastruktur spielt beim Standort<br />
nach wie vor eine wesentliche Rolle. „Dort,<br />
wo die Donau in unseren Breiten fließt, befinden<br />
sich auch fast immer die Hauptstädte,<br />
was als besonderes Asset für den Wachstumsraum<br />
zu werten ist“, meint Schwillinsky.<br />
„Die Westautobahn hat sich parallel zur<br />
Donau entwickelt und die quer über den<br />
Kontinent laufenden europäischen Korridore<br />
gehen zielgenau durch die Wachstumsregion.<br />
Daher ist der Zentralbahnhof Wien für<br />
die Wirtschaft von Bedeutung, um vom<br />
Kopfbahnhof zum Transitbahnhof zu mutieren<br />
und die transeuropäischen Züge durch<br />
Wien zu lenken.“ Die Standortfaktoren haben<br />
sich jedoch im Laufe der Zeit verändert.<br />
War es während der industriellen Revolution<br />
für die Betriebe interessant, sich dort anzusiedeln,<br />
wo Industrie bereits vorhanden war,<br />
so sind in unserer derzeitigen Übergangsphase<br />
Richtung Wissensgesellschaft andere<br />
Einflüsse ausschlaggebend. „Zum Beispiel<br />
weiß man, dass Kreativarbeiter sich eher dort<br />
ansiedeln wollen, wo auch andere Kreative<br />
zu finden sind“, erkennt Schwillinsky einen<br />
nahenden Verstädterungsprozess. „Dieses<br />
Beispiel können wir gut im Großraum London<br />
mit dem stärksten Wirtschaftswachstum<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Europas beobachten. Besonders durch das<br />
derzeitige Boomen der unternehmensnahen<br />
Dienstleistungen, die ein Wachstumskennzeichen<br />
von Regionen bedeuten, welche gerade<br />
den Übergang von der Industrie- zur<br />
Wissensgesellschaft vollziehen.“<br />
Wien punktet mit Lebensqualität<br />
Der Consulting-Konzern Mercer hat auch<br />
2010 auf Grund seiner Studie „Quality of Living<br />
Survey“ unserer Bundeshauptstadt –<br />
übrigens schon zum<br />
zweiten Mal – die<br />
„Goldmedaille“ für<br />
höchste Lebensqualität<br />
verliehen. Somit<br />
rangiert Wien<br />
unangefochten vor<br />
Zürich, Genf, Vancouver,<br />
Auckland,<br />
Düsseldorf, Frankfurt,<br />
München, Bern<br />
und Sydney in<br />
Front. Wirtschaftlich<br />
gesehen hat die<br />
Stadt an der blauen<br />
Donau, jedoch keineswegs<br />
die Nase<br />
vorn, verliert sie doch bereits seit Jahren an<br />
Wirtschaftskompetenz. Im Standort-Radar<br />
nur mehr auf Platz acht gereiht, wurde Wien<br />
in fünf der sieben Teilbereiche erneut<br />
schlechter als im Vorjahr bewertet. Lediglich<br />
in den Kategorien Wohlstand und Wachstum<br />
konnte Wien zulegen. In Summe aller Teilbereiche<br />
verliert Wien jedoch weiter gegenüber<br />
2009.<br />
„Wien ist in puncto Wohlstand top, allerdings<br />
rangiert es beim Thema Arbeitsmarkt<br />
Bruttoregionalprodukt der Bundesländer (2007)<br />
STELLUNG ÖSTLICHER DONAURAUM IN DER REGION CENTROPE – JULI 2010<br />
Mio. € %-Verteilung BIP/Kopf in €<br />
Wien 72.288 26,7 43.300<br />
Oberösterreich 44.748 16,5 31.800<br />
Niederösterreich 42.303 15,6 26.600<br />
Steiermark 33.909 12,5 28.200<br />
Tirol 23.866 8,8 34.200<br />
Salzburg 19.618 7,2 37.300<br />
Kärnten 15.563 5,7 27.800<br />
Vorarlberg 12.429 4,6 34.000<br />
Burgenland 6.059 2,2 21.600<br />
Österreich 270.782 100,0 32.600<br />
Quelle: Statistik Austria (2010)<br />
Region Bevölkerung (01/2009) BIP/Kopf (KKS; 2007) BIP (Mio. Euro; 2007) Größe (km²)<br />
Wien 1.687.271 40.600 72.288 415<br />
Niederösterreich 1.605.122 24.900 42.303 19.186<br />
Burgenland 283.118 20.300 6.058 3.962<br />
Kreis Bratislava/Bratislavský kraj 616.578 39.900 14.668 2.053<br />
Kreis Trnava/Trnavský kraj 559.934 20.400 6.849 4.147<br />
Region Südböhmen/Jihočeský kraj 636.328 17.100 6.687 10.057<br />
Region Südmähren/Jihomoravský kraj 1.147.146 18.300 12.872 7.196<br />
Komitat Vas 260.950 14.600 2.479 3.336<br />
Komitat Györ-Moson-Sopron 447.033 17.500 5.008 4.208<br />
Centrope 7.243.480 26.748 169.211 54.560<br />
Quellen: Eurostat, Statistik Austria, regionale Statistikämter
an letzter Stelle. Wissen wird trotz aller Universitäten<br />
und Forschungseinrichtungen nur<br />
knapp über den Durchschnitt gereiht, die<br />
Standortkosten sind die höchsten von ganz<br />
Österreich, hinsichtlich Wirtschaftsfreundlichkeit<br />
wird Wien auch kein besonders gutes<br />
Zeugnis ausgestellt, weil unter dem Durchschnitt<br />
bewertet. Dafür wird den weichen<br />
Standortfaktoren wieder ein überdurchschnittlicher<br />
Platz eingeräumt. Wien ist zwar<br />
ein erstklassiger Standort, doch der Schritt<br />
ins günstigere Niederösterreich ist leicht getan“,<br />
so der Standort-Experte Florian<br />
Schwillinsky.<br />
Ein idealer Standort ist Schnee von gestern.<br />
Heute zählen Spezialisierung, Verdichten<br />
von Angeboten und Bündeln von Kompetenzen<br />
als Niederlassungsfrage. Darin sieht<br />
auch die Bundeshauptstadt ihre Chance.<br />
„Die Schwerpunkte der Wiener Wirtschaftsförderung<br />
liegen auch in diesem Jahr bei den<br />
Life Sciences, der IKT, der Kreativwirtschaft,<br />
der automotiven Industrie, der Medien-<br />
und Contentwirtschaft sowie den Umwelttechnologien“,<br />
erklärt Wirtschaftsstadträtin<br />
Renate Brauner, die in diesen wissensund<br />
technologiebasierten Branchen ebenso<br />
die Zukunft des Wirtschaftsstandortes sieht.<br />
„Wissensarbeiter wollen lieber in Städten leben“,<br />
sagt Schwillinsky, „das heißt, die<br />
Großraumraumregionen wie Wien, Bratislava<br />
oder Budapest können davon profitieren,<br />
wenn sie Lebensqualität bieten und die<br />
Politik geschickte Rahmenbedingungen<br />
setzt. Berlin oder London sind gelungene<br />
Beispiele dafür, denn dort passt das Umfeld<br />
perfekt. Mit Förderungen allein wird man<br />
den Personenkreis der Kreativen allerdings<br />
nicht in die Stadt ziehen können, da sie zu<br />
mobil sind.“<br />
Burgenland setzt auf Technologie<br />
Das Burgenland ist fast das Spiegelbild zu<br />
Oberösterreich. Es gibt im Burgenland nur<br />
einen einzigen wettbewerbsfähigen Faktor,<br />
nämlich die Standortkosten. Die übrigen<br />
sechs Kriterien befinden sind im unteren<br />
Drittel der Standort-Radar-Bewertungsskala.<br />
Das Hauptproblem des Standorts Burgen-<br />
KAUFKRAFT/EINWOHNER<br />
Kaufkraftindex je EinwohnerIn in<br />
den Bundesländern (2009)<br />
Wien 106,2<br />
Niederösterreich 102,5<br />
Vorarlberg 99,4<br />
Salzburg 99,4<br />
Oberösterreich 98,8<br />
Burgenland 96,6<br />
Steiermark 95,7<br />
Tirol 95,1<br />
Kärnten 95,1<br />
Österreich 100<br />
Quelle: KMU Forschung Austria<br />
land ist die Stagnation des Wirtschaftswachstums<br />
bei einem im Vergleich zu den übrigen<br />
Bundesländern geringen Wohlstand. Durch<br />
das schwache Wachstum will auch der regionale<br />
Arbeitsmarkt nicht so richtig in<br />
Schwung kommen. In Gegenüberstellung<br />
zum Vorjahr konnte sich das Burgenland im<br />
Gesamtergebnis aber leicht verbessern und<br />
den Abstand zum Bundesdurchschnitt sogar<br />
etwas verkleinern. Trotzdem reicht das Ergebnis<br />
nur für den neunten Platz in der Rangliste<br />
der österreichischen Bundesländer. Wie<br />
schon im vergangenen Ranking ist das Burgenland<br />
das einzige Bundesland im „roten<br />
Gefahrenbereich“ des Standort-Radars, was<br />
bedeutet, dass der Abstand zum Durchschnitt<br />
aller Bundesländer bereits über der Standardabweichung<br />
liegt.<br />
Laut Schwillinsky profitiert das Land „aus<br />
den Ziel-1-Förderungen, die jedoch nach deren<br />
Auslaufen noch nicht optimal genutzt<br />
sind. Die Herausforderung für das Burgenland<br />
wird darin bestehen, den Unternehmen<br />
entsprechende Angebote zu machen, um<br />
diese langfristig in der Region halten zu können.“<br />
„Vier neue Technologiezentren in Güssing,<br />
Jennersdorf, Neutal und Neusiedl am See<br />
sind in der vergangenen Zeit zu den bereits<br />
bestehenden in Eisenstadt und Pinkafeld hinzugekommen“,<br />
setzt Landeshauptmann<br />
Hans Niessl auf Innovation als Standortförderung.<br />
Durch geschicktes Lobbying war es<br />
auch möglich, nach Auslaufen der zweiten<br />
Ziel-1-Periode von Seiten der EU attraktive<br />
Förderungen in Form des Phasing-Out-Programms<br />
für 2007 bis 2013 für das Burgenland<br />
zugesprochen zu bekommen. Damit erzielt<br />
das Burgenland nach wie vor die besten<br />
Fördermöglichkeiten aller Bundesländer.<br />
Im internationalen Standort-Radar des<br />
„icei“, wo rund 260 europäische Regionen<br />
auf Wirtschaftsleistung und Demografie untersucht<br />
werden, schneiden die an Österreich<br />
angrenzenden Regionen, wie die Schweiz<br />
oder Bayern, wesentlich besser ab als die<br />
österreichischen. „Wobei daraus auch ganz<br />
LEBENSQUALITÄT<br />
Lebensqualität im<br />
weltweiten Vergleich<br />
Indexpunkte<br />
Wien 108,6<br />
Zürich 108,0<br />
Genf 107,9<br />
Vancouver 107,4<br />
Auckland 107,4<br />
Düsseldorf 107,2<br />
München 107,0<br />
Frankfurt 106,8<br />
Bern 106,5<br />
Sydney 106,3<br />
New York 100,0<br />
Quelle: Mercer Human Resource Consulting 2009<br />
COVERSTORY<br />
deutlich zu ersehen ist, dass die Donau nach<br />
wie vor als Lebensader der Wirtschaft fungiert,<br />
weil alle europäischen Regionen mit<br />
überdurchschnittlicher Wirtschaftsleistung<br />
und höherem Wachstum hier zu finden sind.“<br />
Die Standortpolitik der nächsten Jahre wird<br />
sich daran messen, die Stärken der einzelnen<br />
Regionen zu erkennen, sie zu verstärken und<br />
auszubauen. Denn internationale Konzerne,<br />
die neue Standorte suchen, stellen heute globale<br />
Bedingungen. Für diese Unternehmen<br />
gibt es keinen österreichischen, sondern nur<br />
einen europäischen Standort. Da spielt es<br />
keine Rolle, ob die Region Bratislava, Budapest<br />
oder Wien heißt. „Wenn es der Donauraum<br />
schafft, was ihm mit der Industrialisierung<br />
als Standort gelungen ist, auf die Wissensgesellschaft<br />
zu übertragen, dann ist diese<br />
Region in Europa ein Wachstumsraum, für<br />
den es sonst keine vergleichbaren Möglichkeiten<br />
gibt“, ist Schwillinsky überzeugt. Ü<br />
STANDORT-RADAR<br />
„Standort-Radar“-Methode:<br />
Das Analyse-Modell wurde vom Internationalen<br />
Central Europa Institut<br />
entwickelt, orientiert sich an bereits<br />
erfolgreichen Systemen, z.B. an dem<br />
der Bertelsmann Stiftung, dem des<br />
Institutes der deutschen Wirtschaft<br />
IW, dem Internationalen Institut für<br />
Management-Entwicklung IMD Lausanne<br />
Schweiz oder dem der Deutschen<br />
Gesellschaft für Wirtschaftliche<br />
Strukturforschung. In das Modell<br />
des Erfolgsindex fließen makroökonomische<br />
Indikatoren (STATISTIK<br />
AUSTRIA, Arbeitsmarktservice AMS,<br />
Wirtschaftskammer Österreich<br />
WKO) und Ergebnisse aus einer vom<br />
Internationalen Central Europa Institut<br />
(icei) 2009 durchgeführten Entscheidungsträgerbefragung<br />
ein, die<br />
insgesamt 26 Teilindizes ergeben.<br />
Diese sieben Faktoren bestimmen<br />
den Standort-Index:<br />
n Wachstum<br />
n Wohlstand<br />
n Beschäftigung<br />
n Wissen als Rohstoff<br />
n Standortkosten<br />
n Wirtschaftsfreundlichkeit<br />
n Weiche Standortfaktoren<br />
Österreich-Ranking (2009)<br />
OÖ<br />
NÖ<br />
Tirol<br />
Salzburg/Vorarlberg<br />
österreichischer Durchschnitt<br />
Steiermark<br />
Kärnten<br />
Wien<br />
Burgenland<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 11
12<br />
WIRTSCHAFTT & POLITIK<br />
Technologie in<br />
Niederösterreich<br />
Im Jahr 2000 wurde das Technologiekonzept Niederösterreich erst-<br />
mals vorgestellt. Die Vision war: Niederösterreich, ein Land mit Le-<br />
bensqualität im Herzen Europas, hat den Anspruch, sich zu einem<br />
führenden Technologie- und Wirtschaftsstandort zu entwickeln.<br />
Technologie ist dabei Wegbereiter für eine moderne, weltoffene<br />
Gesellschaft.<br />
Seit 2000 verfolgt die niederösterreichische<br />
Technologiepolitik konsequent<br />
diese Vision. Die Strategie dazu wurde<br />
Schritt für Schritt in den Förderinstrumenten<br />
und durch die Gründung der N.vest (ehemals<br />
tecnet) sowie die Initiierung des Technopolprogramms<br />
2004 im Rahmen der ecoplus<br />
umgesetzt.<br />
Auch im Zuge der neuen „Wirtschaftsstrategie<br />
Niederösterreich 2015“ wurde Innovation<br />
& Technologie als wesentliche Stoßrichtung<br />
definiert.<br />
Dabei geht es vor allem um den weiteren<br />
Ausbau der Technopolstandorte, eine bessere<br />
Verwertung und Nutzung von Forschungsergebnissen<br />
sowie unter anderem um die<br />
Kommunikationsoffensive Technologie.<br />
Wissenschaftliche Forschung auf höchstem Niveau –<br />
das Institute of Science and Technology Austria in Klosterneuburg<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Technopole in Niederösterreich<br />
Die Technopole in Krems, Tulln und Wiener<br />
Neustadt haben wesentlich zur Dynamisierung<br />
in der niederösterreichischen Wirtschaft<br />
beigetragen. Im Rahmen dieses Programms<br />
geht es darum, Standorte mit einer hohen<br />
Dichte an F&E-Einrichtungen, forschungsintensiven<br />
Betrieben sowie spezifischen Ausund<br />
Weiterbildungsstätten als Orte „technologieorientierten<br />
Wirtschaftens“ mit Konsequenz<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Innovative Produkte auf höchstem Niveau<br />
wurden in den letzten fünf Jahren an den<br />
Technopolstandorten Krems, Tulln und Wiener<br />
Neustadt entwickelt und neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen. Zudem erfahren junge<br />
Menschen an den Technopolen eine exzel-<br />
Fotos: NLK<br />
LH Dr. Erwin Pröll<br />
überzeugt sich von der<br />
Forschungsarbeit an<br />
den Technopolen in NÖ.<br />
lente Ausbildung – von großem Wert für die<br />
heimische Wirtschaft!<br />
Technopol Krems<br />
Forschungsschwerpunkt: Biotechnologie<br />
und Regenerative Medizin, Visual Computing<br />
und Bauforschung<br />
n BTZ – Biotechnologiezentrum Krems<br />
inkl. RIZ NÖ Nord<br />
n Donau Universität Krems als Bildungsund<br />
Forschungseinrichtung<br />
n IMC Fachhochschule, speziell im Bereich<br />
Biotechnologie.<br />
Technopol Tulln<br />
Forschungsschwerpunkt: Agrar- und Umweltbiotechnologie,<br />
Bioanalytik, Lebensund<br />
Futtermittelsicherheit<br />
n TZT – Technologiezentrum Tulln<br />
n IFA Tulln, Department der Universität<br />
für Bodenkultur als Forschungseinrichtung<br />
n FH Wiener Neustadt am Campus Tulln<br />
mit dem Schwerpunkt biotechnische Verfahren<br />
n ab 2011 Universitäts- und Forschungszentrum<br />
Tulln (Boku und AIT)<br />
n Christian Doppler Laboratorien am IFA<br />
Tulln:<br />
• 2002 - 2009 „Mykotoxinforschung“,<br />
Leitung: Prof. Dr. Rudolf Krska<br />
• 2007 - 2014 „Analytik allergener Lebensmittelkontaminanten“,<br />
Leitung:<br />
Prof. Dr. Sabine Baumgartner<br />
• 2011 - 2018 „Mykotoxinmetabolismus“<br />
Leitung: Univ. Ass. Dr. Franz<br />
Berthiller.<br />
Technopol Wiener Neustadt<br />
Forschungsschwerpunkte: Materialien,<br />
Verfahrens- und Prozesstechnologien, Medizin-Technik,<br />
Sensorik-Aktorik und Oberflächen<br />
n TFZ – Technologie- und Forschungszentrum<br />
WN<br />
n FH Wiener Neustadt als Forschungs- und<br />
Bildungseinrichtung<br />
n Leitprojekte: OFI – Österreichisches Forschungsinstitut,<br />
FISS – Forschungsstelle<br />
für Integrierte Sensorsysteme der Österreichische<br />
Akademie der Wissenschaften.<br />
Insbesondere wissensintensive, industrienahe<br />
Dienstleistungen und wertschöpfungs-
intensive Kompetenzen haben sich an den<br />
Technopolstandorten rascher als an den Vergleichsstandorten<br />
und im Landesdurchschnitt<br />
entwickelt.<br />
Technopol Studie des Economica Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung<br />
Diese positive Entwicklung der Technopolstandorte<br />
und die Impulse für den Wirtschaftsstandort<br />
Niederösterreich belegt eine<br />
Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
von IV-Chefökonom Dr.<br />
Christian Helmenstein.<br />
An den Technopolen beträgt der totale Bruttowertschöpfungseffekt<br />
allein im Jahr 2009<br />
rund 190 Millionen Euro. Von diesem Gesamteffekt<br />
werden mit rund 120 Millionen<br />
Euro fast zwei Drittel (62,4%) in Niederösterreich<br />
wirksam. Der direkte Beschäftigungseffekt<br />
in den Technopolen beläuft sich<br />
auf insgesamt 1.386 Personen im Jahr 2009.<br />
Auch die Betriebsansiedlungsynamik ist in<br />
den Technopolbezirken höher als in Vergleichsregionen.<br />
Während im Zeitraum zwischen 2004 bis<br />
2009 in Niederösterreich bei den Ansiedlungen<br />
ein Plus von 15,8 Prozent verzeichnet<br />
wurde, liegt der Wert in den Technopolbezirken<br />
bei 18,3 Prozent.<br />
Damit ist klar: Technopole stärken regionale<br />
Wertschöpfungsketten und -netzwerke,<br />
Technopole unterstützen den Strukturwandel<br />
in der niederösterreichischen Wirtschaft, und<br />
Technopole fördern die Entstehung einer<br />
wissensintensiven Wirtschaft.<br />
Wir sind stolz auf die Entwicklung, die Niederösterreich<br />
genommen hat. Wir haben seit<br />
Beginn der Technologieoffensive im Jahr<br />
2000 ein tragfähiges Fundament für die Zukunft<br />
geschaffen. Niederösterreich hat sich<br />
LH Pröll: ISTA in Kloster -<br />
neuburg wächst weiter<br />
Die NÖ Landesregierung hat in ihrer letzten<br />
Sitzung im Jahr 2010 die Bauaufsicht<br />
für das 2. Laborgebäude am Campus<br />
des Institute of Science and Technology<br />
Austria, kurz IST Austria, in Klosterneuburg<br />
vergeben.<br />
„Das Institute of Science and Technology<br />
Austria ist die Speerspitze der wissenschaftlichen<br />
Forschung in Niederösterreich. Die<br />
Investitionen des Landes für die Infrastruktur<br />
und den Bau sind ein fundamentaler Baustein<br />
der zukünftigen Entwicklung im Bundesland“,<br />
erklärt Landeshauptmann Dr. Erwin<br />
Pröll. Bisher hat das Land Niederösterreich<br />
90 Millionen Euro in die bauliche Entwicklung<br />
des Campus investiert.<br />
Mit Jahresende 2010 werden am Campus des<br />
IST Austria unter der Leitung von Präsident<br />
Prof. Tom Henzinger 120 Forscher und Mitarbeiter,<br />
davon zwölf Professoren, 60 Studenten<br />
und 48 sonstige Mitarbeiter tätig sein.<br />
Die Forscher gehören 25 Nationalitäten an.<br />
Die Forschungsschwerpunkte am Institut<br />
sind:<br />
n Computerwissenschaften<br />
n Neurowissenschaften<br />
n Zellbiologie/Biophysik<br />
n Evolutionsbiologie<br />
Nach der Fertigstellung des 1. Laborgebäudes<br />
sind seit Oktober 2010 auch bereits experimentelle<br />
Forschungsgruppen am IST<br />
Austria aktiv. Die Bauarbeiten für das 2. Laborgebäude<br />
haben bereits begonnen, damit<br />
es im Herbst 2012 in Betrieb gehen kann.<br />
Für Prof. Henzinger liegt der Arbeitsschwer-<br />
Schritt für Schritt von einem Agrar- und Industrieland<br />
zu einem Wirtschafts- und Wissenschaftsland<br />
entwickelt und sich als Wissenschaftsstandort<br />
positioniert.<br />
Die niederösterreichische Wissenschaftsachse<br />
reicht mittlerweile von Krems über<br />
Tulln und Klosterneuburg (ISTA) bis nach<br />
Wiener Neustadt (MedAustron).<br />
Ein weiterer Beweis, dass der Wissenschaftsstandort<br />
Niederösterreich am Vormarsch ist,<br />
ist die Unterzeichnung der Vereinbarung<br />
über die Errichtung einer privaten Gesundheits-Universität<br />
in Krems!<br />
Kommunikationsoffensive Technologie<br />
Damit diese Anstrengungen auch in der Bevölkerung<br />
sichtbar werden, startete das Land<br />
Niederösterreich eine Kommunikationsof-<br />
LH Pröll: „Die Zukunft<br />
liegt in rauchenden Köpfen,<br />
nicht in rauchenden Schloten.“<br />
LH Erwin Pröll: „NÖ setzt auf<br />
Forschung, denn wo geforscht wird,<br />
ist Zukunft zuhause.“<br />
punkt 2011 in der Evaluierung der bisherigen<br />
Tätigkeit von IST Austria durch ein renommiertes<br />
und internationales Komitee sowie<br />
in der Akquisition von weiteren drei bis fünf<br />
naturwissenschaftlichen Top-Forschern. Im<br />
Jahr 2011 soll der Personalstand von Forschern<br />
und Mitarbeitern auf 160 gesteigert<br />
werden.<br />
Das Land Niederösterreich wird im Jahr<br />
2011 neben dem Bau des 2. Laborgebäudes<br />
die Planung der Spin-off-Area zur Ansiedelung<br />
von Betrieben vorantreiben.<br />
fensive für die Bürgerinnen und Bürger. Wir<br />
wollen zeigen, warum Investitionen in die<br />
Technologie wichtig sind und wie jeder Einzelne<br />
von den Leistungen der Spitzenforscher<br />
profitiert.<br />
Daher lautet das bereits erwähnte Motto unserer<br />
Offensive: „Im Auftrag der Zukunft.<br />
Im Dienst der Menschen.“ Seit 2010 wird<br />
das Kommunikationskonzept Technologie<br />
für das Land Niederösterreich mit einigen<br />
bereits erfolgreich absolvierten Veranstaltungen<br />
umgesetzt (z.B. Zukunftsempfang, Fotowettbewerb<br />
Technoblick, MS Wissenschaft,<br />
Lange Nacht der Forschung). Im Jahr<br />
2011 wird dieses Konzept weiter fortgesetzt,<br />
um das Thema Technologie noch näher an<br />
die Bürgerinnen und Bürger zu bringen. Einerseits<br />
geht es darum, den Nutzen, den die<br />
Technologie bringt, aufzuzeigen, andererseits<br />
wird dadurch der Standort Niederösterreich<br />
noch interessanter für die Ansiedlung<br />
von (Technologie-) Unternehmen. Ü<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 13
14<br />
WIRTSCHAFTT & POLITIK<br />
Oberösterreich setzt einmal mehr auf<br />
strategische Wirtschafts- und Forschungspolitik.<br />
Insgesamt wurden mit<br />
dem strategischen Programm „2000+“, dem<br />
„Innovativen OÖ 2010“ und dem aktuellen<br />
„Innovativen OÖ 2010plus“ seit 1998 insgesamt<br />
mehr als eine Milliarde Euro in den<br />
Standort Oberösterreich investiert. Weitere<br />
450 Millionen – davon 150 Millionen allein<br />
vom Land OÖ – folgen jetzt bis zum Jahr<br />
2013. „Das ist ein Rekord-Investment, von<br />
dem eine große Anzahl von Unternehmen,<br />
Forschungseinrichtungen, aber auch Jugendliche,<br />
Facharbeiter/-innen und Studierende<br />
deutlich profitieren“, betont Wirtschaftslandesrat<br />
Viktor Sigl. Dazu Forschungslandesrätin<br />
Mag. a Doris Hummer: „Insgesamt gesehen<br />
legen wir mit 62 Prozent des 450 Millionen<br />
Euro starken Programms einen klaren<br />
Fokus auf Forschung und Entwicklung.“<br />
Mit Strategie zum Erfolg<br />
In den fünf bewährten Bereichen „Forschung<br />
und Entwicklung“, „Bildung und Karriere“,<br />
„Netzwerke“, dem „Wirtschafts- und Technologiestandort<br />
OÖ“ und „EU-Networking“<br />
wurden in Zusammenarbeit mit anerkannten<br />
Expertinnen und Experten 14 Strategien und<br />
37 Maßnahmen definiert, die jetzt zur Umsetzung<br />
kommen.<br />
Durch diesen umfassenden strategischen Ansatz<br />
entsteht ein produktives Klima, in dem<br />
Forschungsaktivitäten, Kooperationen und<br />
Investitionen um vieles leichter werden.<br />
Oberösterreich konzentriert sich weiter auf<br />
seine Stärkefelder und baut diese aus, setzt<br />
aber auch gezielt neue Schwerpunkte wie<br />
etwa im Bereich „Energie“.<br />
Und: Die bereits enge Zusammenarbeit zwischen<br />
Wirtschaft, Forschung und Bildungseinrichtungen<br />
wird noch weiter intensiviert<br />
und verstärkt.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
450 Millionen Euro<br />
für Wirtschaft und Forschung<br />
Wirtschaftslandesrat KommR Viktor Sigl und Forschungslandesrätin Mag. a Doris Hummer haben ein<br />
immens starkes Programm für die Zukunft geschnürt: Das strategische Wirtschafts- und Forschungs-<br />
programm „Innovatives OÖ 2010plus“ stärkt mit 37 Maßnahmen den Wirtschafts- und Innovationsstandort<br />
Oberösterreich und wird dafür sorgen, dass sich OÖ einen guten Platz innerhalb der EU-Regionen sichert.<br />
Web-Tipp: www.oe2010plus.at.<br />
LR KommR Viktor Sigl und LRin Mag. a Doris Hummer: „Es ist uns gelungen, die Bereiche Wirtschaft,<br />
Forschung, Bildung und Technologie noch stärker als bisher miteinander zu vernetzen.<br />
Das bringt Oberösterreich Arbeitsplätze, Wachstum und deutliche Vorteile im nationalen und<br />
internationalen Wettbewerb!“ Foto: Land Oberösterreich<br />
Konkrete Antworten<br />
„Innovation ist der treibende Faktor hinter<br />
langfristigem Wachstum. Um nachhaltige<br />
Wertschöpfung sicherzustellen, setzt Oberösterreich<br />
auf die intensive Zusammenarbeit<br />
von Wissenschaft und Wirtschaft“, betont<br />
Forschungslandesrätin Hummer. Und darum<br />
geht’s konkret: Der Mechatronikstandort<br />
OÖ – heute schon top – soll national, aber<br />
auch international weiter an Sichtbarkeit zulegen.<br />
Die OÖ-Forschungsförderung, die gemeinsam<br />
mit dem Bund vergeben wird, steigert<br />
die F&E-Aktivitäten und ergänzt sich<br />
perfekt mit der Direktförderung von innovativen<br />
Kooperationsprojekten, die über die oö.<br />
Cluster initiiert werden. Weiters wichtig: Die<br />
Auslandsaufenthalte der Studierenden an<br />
Universität und Fachhochschule zu steigern,<br />
die Kreativwirtschaft zu forcieren, an attraktiven<br />
Standortbedingungen für Fachkräfte in<br />
OÖ zu arbeiten. Last but not least will man<br />
durch den Vergleich mit führenden Ländern<br />
– dem so genannten Innovationsbenchmarking<br />
– noch besser werden und auch in der<br />
EU-Hauptstadt Brüssel die oö. Positionen<br />
stark einbringen und Verbesserungen vor Ort<br />
erreichen. Ü<br />
DIE FAKTEN<br />
„Innovatives OÖ 2010plus“<br />
n 14 Strategien und 37 Maßnahmen<br />
wurden in fünf Themenfeldern<br />
unter Einbindung zahlreicher<br />
Experten/innen definiert.<br />
n Die Basis bilden die strategischen<br />
Leitlinien des Rates für Forschung<br />
und Technologie für OÖ.<br />
n „Innovatives OÖ 2010plus“ ist seit<br />
dem 1. Juli 2010 in Umsetzung<br />
und läuft bis zum Jahr 2013.<br />
n Das Programmvolumen beträgt<br />
450 Millionen Euro, 150 Millionen<br />
werden vom Land OÖ bereitgestellt.<br />
n Von 1998 bis 2013 wird so ein Rekord-Investment<br />
von 1,51 Milliarden<br />
Euro für den Wirtschafts- und<br />
Forschungsstandort OÖ. getätigt.<br />
n Zuständig sind das Wirtschaftsund<br />
das Forschungsressort des<br />
Landes OÖ, die Koordination und<br />
Umsetzungsbegleitung liegt bei<br />
der TMG.
16<br />
WIRTSCHAFTT & POLITIK<br />
Wie kaum eine andere Region Mitteleuropas hat sich Niederöster-<br />
reich in den letzten Jahren als Wirtschafts- und Technologiestand-<br />
ort etabliert. Im Jahre 2000 fiel der Startschuss für den Umbau des<br />
Agrarlandes in einen attraktiven Wirtschaftsstandort der Zukunft.<br />
Rund 300 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren<br />
investiert. An den NÖ-Technopolstandorten wurden 95 Forschungs-<br />
projekte ermöglicht und mehr als 330 Arbeitsplätze im Hochtech-<br />
nologiebereich geschaffen.<br />
Marie-Theres Ehrendorff sprach mit<br />
Mag. Helmut Miernicki, Geschäftsführer<br />
der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur<br />
„ecoplus“, über boomende<br />
Betriebsansiedlungen in Zeiten der Wirtschaftsflaute<br />
und ehrgeizige Zukunftspläne<br />
im Bereich der Standortinnovation von<br />
Österreichs größtem Bundesland.<br />
n Herr Mag. Miernicki, langfristige<br />
Standortpolitik scheint sich in Zeiten<br />
der Krise bezahlt zu machen?<br />
Wir haben bereits vor zehn Jahren die Technologie-Offensive<br />
Niederösterreich gestartet,<br />
wo auch der ehemalige Cosmonaut<br />
Franz Viehböck als Leiter eines Think-Tanks<br />
am Technopol-Programm 2004 mitgearbeitet<br />
hat, das die „ecoplus“ umsetzt. Forschung<br />
und Wissenschaft werden dabei nicht nach<br />
dem Gießkannenprinzip gefördert, sondern<br />
punktgenau jene Standorte, die drei wesentliche<br />
Voraussetzungen erfüllen – nämlich:<br />
Ausbildung, Wissenschaft und bereits bestehende<br />
Unternehmen. Diese Voraussetzungen<br />
erfüllen Krems, Tulln und Wiener Neustadt<br />
mit ihren Ausbildungseinrichtungen und Unternehmen<br />
zur Gänze.<br />
n Das klingt nach Innovation in vielfältigen<br />
Bereichen. Wo liegen jedoch die<br />
Schwerpunkte?<br />
In den einzelnen Technopolzentren setzen<br />
wir wiederum auf spezifische Themenfelder<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
für Projekte und Partnerschaften. In Krems<br />
ist der Schwerpunkt medizinische Biotechnologie.<br />
Knorpelersatz, künstliche Organe,<br />
wie Leber und Niere, werden dort hergestellt<br />
und internationale Spitzenforschung zur<br />
weltweiten Blutreinigung wird in Krems angesiedelt<br />
werden. In Tulln kommen internationale<br />
Maßstäbe in puncto Agrar- und Umweltbiotechnologie<br />
zum Einsatz, d.h. von der<br />
Schimmelpilzforschung bis zu Untersuchungen<br />
von Allergien durch Lebensmittel. Der<br />
dritte Standort ist Wiener Neustadt mit dem<br />
Schwerpunkt „Moderne industrielle Technologien“,<br />
mit Mikrosystemtechnik und Nanosystemtechnik<br />
bis zu „kratzresistenten Autolacken“<br />
sowie Medizintechnik, wo mehr<br />
Etabliertes und Neues unter einen Hut bringen:<br />
Gezielte Betriebsansiedlungen und Spitzenforschung<br />
„Made in NÖ“<br />
als 860 Mitarbeiter in den Technologiefeldern,<br />
davon wieder mehr als 350 Wissenschaftler<br />
aus 20 Ländern, arbeiten. Auch die<br />
Fachhochschule mit knapp 3.000 Studentinnen<br />
und Studenten aus mehr als 55 Ländern<br />
schafft ebenso Impulse für Forschung und<br />
Wirtschaft wie das in unmittelbarer Nähe im<br />
Bau befindliche Krebsforschungs- und Behandlungszentrum<br />
MedAustron und der<br />
Neubau des Krankenhauses.<br />
n Der Ende vorigen Jahres hinzugekommene<br />
Standort Wieselburg ist sozusagen<br />
Ihr jüngstes „Baby“ …<br />
… aber auch ein ganz wichtiges, wenn auch<br />
noch kein vollwertiges Technopol, da die<br />
Ausbildung derzeit nicht in diesem Ausmaß<br />
vorhanden ist, wie es erforderlich wäre. Im<br />
Bereich der Bioenergie hat Niederösterreich<br />
eine Vorreiterrolle inne. Die Forschungsschwerpunkte<br />
dieses Kompetenzzentrums<br />
aus der COMET-Spitzenforschungsklasse<br />
sind F&E auf dem Gebiet der Biomassefeuerungen,<br />
der Kraft-Wärmekopplung für Einund<br />
Mehrfamilienhäuser sowie die Entwicklung<br />
von Biobrennstoffen, wie z.B. Pellets.<br />
n Sie pumpen aber nach wie vor „frisches“<br />
Geld in die Standorte?<br />
In allen vier Standorten gibt es Technologiezentren,<br />
also Infrastrukturen, die von „ecoplus“<br />
gebaut werden, wo wir in den vergangenen<br />
Jahren 68 Millionen Euro investiert haben.<br />
Wir entwickeln die Standorte jedoch
nachhaltig. In Wr. Neustadt haben wir beispielsweise<br />
seit der Errichtung des Technologie-<br />
und Forschungszentrums (TFZ) im<br />
Jahr 1994 insgesamt 31,6 Millionen Euro verbaut.<br />
Mit dem Spatenstich für die vierte Ausbaustufe<br />
werden weitere 22 Millionen Euro<br />
in den nächsten Jahren investiert. Das heißt,<br />
am Standort Wiener Neustadt findet man eine<br />
Infrastruktur, die internationale Maßstäbe<br />
setzt und einen attraktiven Standplatz für Unternehmen<br />
aus aller Welt darstellt.<br />
n Wie behauptet sich NÖ im Vergleich<br />
zu anderen Bundesländern in puncto<br />
Betriebsansiedlungen?<br />
Seit Jahresbeginn wurden in Niederösterreich<br />
rund 80 Ansiedlungs- und Erweiterungsprojekte<br />
von „ecoplus“ erfolgreich abgeschlossen.<br />
Rund 2010 Arbeitsplätze wurden<br />
damit geschaffen und gesichert. Im vergangenen<br />
Jahr durften wir 73 Ansiedlungsund<br />
Erweiterungsprojekte mit rund 1.200 gesicherten<br />
bzw. neu geschaffenen Arbeitsplätzen<br />
betreuen. Auch die 17 „ecoplus“-Wirtschaftsparks<br />
(acht eigene, neun Beteiligungen)<br />
boomen. Dort haben sich mittlerweile<br />
rund 750 Betriebe mit mehr als 17.800 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern angesiedelt.<br />
Ganz besonders stolz sind wir auf die Ansiedlung<br />
der Modine Austria im ecoplus“-<br />
Beteiligungspark Craft Center Kottingbrunn.<br />
Modine Austria konzipiert, konstruiert, erprobt<br />
und fertigt Produkte im Bereich der<br />
„Unser Schwerpunkt liegt derzeit unter anderem<br />
auf der Ansiedlung forschungsintensiver<br />
Betriebe und der Errichtung von Forschungszentren“,<br />
gibt Mag. Helmut Miernicki,<br />
Geschäftsführer von „ecoplus“, die Richtung<br />
vor. Foto: ecoplus<br />
Wärmeübertragung. Produziert werden z.B.<br />
Wärmetauscher für Klimaanlagen für Pkw<br />
und Lkw, Ölkühler und Klimakondensatoren,<br />
auch für die Haustechnik. Mit einer eigenen<br />
F&E-Abteilung gehört das weltweit<br />
tätige Unternehmen auch zu den Top-Patententwicklern:<br />
Immerhin wurden mehr als<br />
2.400 Patente in der über 90-jährigen Betriebsgeschichte<br />
bisher verwertet.<br />
n Ist eine Fokussierung auf bestimmte<br />
Branchen überhaupt sinnvoll?<br />
Unser Schwerpunkt liegt derzeit auf der Fokussierung<br />
forschungsintensiver Betriebe<br />
und Forschungszentralen, was auch für bereits<br />
in Niederösterreich angesiedelte Unternehmen<br />
eine Reihe von Vorteilen bringt. Mit<br />
der Übersiedlung der Forschungsabteilung<br />
der Fresenius Medical Care aus Deutschland<br />
an den Technopolstandort Krems konnten<br />
zusätzliche Arbeitsplätze im Hochtechnologiebereich<br />
geschaffen werden. Dieses<br />
Hightech-Unternehmen ist bereits seit Juli<br />
2000 im RIZ Nord/ Gründerzentrum Krems<br />
angesiedelt und baut derzeit seine Forschungsaktivitäten<br />
im Bereich Adsorbertechnologie<br />
in Krems kontinuierlich aus.<br />
n Welche Standorte boomen?<br />
Mit innovativen Strategien versuchen wir<br />
seit Jahren, uns als Hightech-Region einen<br />
Namen zu machen, und so wird es für viele<br />
Unternehmen zunehmend attraktiver, sich in<br />
Niederösterreich anzusiedeln. Ein gutes Beispiel<br />
dafür ist der „ecoplus Wirtschaftspark<br />
IZ NÖ-Süd“. Über 300 Betriebe haben schon<br />
im mit 280 ha Fläche größten Wirtschaftspark<br />
Österreichs ihren Unternehmenssitz<br />
und bieten über 10.500 Menschen einen Arbeitsplatz.<br />
Das sind bereits Dimensionen, die<br />
man mit einer kleinen Stadt vergleichen<br />
kann. Ein weiterer Top-Standort ist der Wirtschaftspark<br />
Wolkersdorf. Dort haben sich<br />
bisher 34 Unternehmen angesiedelt, darunter<br />
namhafte wie Kotanyi, Manner, Ölz, Velux<br />
oder Herz Austria. Die verkehrsgünstige<br />
Lage, das große Angebot an qualifizierten<br />
Arbeitskräften und die erstklassige Infrastruktur<br />
sind nur einige Vorteile dieses Wirtschaftsparks.<br />
n Und welche Rolle spielt die Infrastruktur<br />
dabei?<br />
Wir haben acht eigene Wirtschaftsparks, an<br />
acht weiteren ist „ecoplus“ beteiligt. Die Unternehmen<br />
finden dort eine voll erschlossene<br />
Infrastruktur vor, was sicherlich bei der Entscheidung<br />
für einen Standort eine große<br />
Rolle spielt. Das Investitionsvolumen für die<br />
WIRTSCHAFTT & POLITIK<br />
„ONE-STOP-SHOP“<br />
„ecoplus“ ist die „One-Stop-Shop“-<br />
Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich<br />
und somit Schnittund<br />
Servicestelle zwischen Wirtschaft<br />
und Politik, Unternehmen und<br />
Verwaltung, Investoren und Initiatoren<br />
regionaler Projekte auf nationaler<br />
und internationaler Ebene. Die<br />
Agentur mit privatwirtschaftlichen<br />
Strukturen unterstützt und begleitet<br />
Unternehmen unterschiedlicher<br />
Branchen vom ersten Kontakt bis<br />
zur erfolgreichen Ansiedlung oder<br />
Betriebserweiterung. Zu ihren Leistungen<br />
zählen unter anderem die<br />
Bereitstellung attraktiver Unternehmensstandorte,<br />
die Förderung von<br />
wichtigen regionalen Projekten, die<br />
Initiativen der Netzwerke und Cluster<br />
und die Unterstützung bei Exportbestrebungen<br />
in die Märkte des<br />
neuen Europa.<br />
Jahre 2008-2010 beträgt rund 35 Millionen<br />
Euro, wobei rund 22 Millionen Euro in infrastrukturelle<br />
Maßnahmen wie etwa Verkehrsleitsysteme<br />
oder thermische Sanierung<br />
von Miethallen fließen. Weitere 12,5 Millionen<br />
Euro sind für Erweiterungen bestehender<br />
Wirtschaftsparks bzw. für neue Wirtschaftsparks<br />
vorgesehen.<br />
n Gibt es bereits einen „Ansiedlungstourismus“<br />
in NÖ?<br />
Ein ganz aktuelles Beispiel ist die Übersiedlung<br />
des Hochtechnologie-Unternehmens<br />
„Polymun Scientific Immunbiologische Forschung<br />
GmbH“ von Wien nach Klosterneuburg.<br />
Seit über 15 Jahren entwickelt Polymun<br />
Produkte für die Pharmaindustrie, zu<br />
deren Aufgaben die Entwicklung und Produktion<br />
von Biopharmazeutika gehören, die<br />
zum Beispiel für die Behandlung von Krebs<br />
benötigt werden. Ü<br />
ANGEBOT<br />
Seit dem Jahr 2004 setzt „ecoplus“<br />
das gesamte Technopol-Programm<br />
des Landes Niederösterreich um, wo<br />
an drei Standorten international anerkannte<br />
Spitzenforschung in unterschiedlichen<br />
Disziplinen betrieben<br />
wird. Das Technopol Krems genießt<br />
weltweit höchste Anerkennung für<br />
„Medizinische Biotechnologie“, das<br />
Technopol Tulln für „Agrar- und Umweltbiotechnologie“<br />
und das Technopol<br />
Wiener Neustadt für „Moderne<br />
Industrielle Technologien“. Über 95<br />
Forschungsprojekte konnten bereits<br />
umgesetzt werden und weit über 330<br />
Arbeitsplätze wurden im Hochtechnologiebereich<br />
geschaffen.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 17
18<br />
WIRTSCHAFT & POLITIK<br />
Karl-Heinz Grasser bringt Stif-<br />
tungen gerade einmal wieder<br />
kräftig in Verruf. Wen wun-<br />
dert’s, dass die Neugründungen<br />
hierzulande deutlich zurückge-<br />
hen. Neiddebatten sowie stän-<br />
dig neue Regelungen und Steu-<br />
eränderungen machen es den<br />
Interessenten auch tatsächlich<br />
nicht leicht. Viele wissen zudem<br />
gar nicht genau, für wen eine<br />
Stiftung geeignet ist und wo die<br />
Vorteile liegen. Dabei ist sie ein<br />
attraktives Modell, um Unter-<br />
nehmen zu sichern.<br />
Von Ute Dorau<br />
STIFTUNGSRECHT<br />
Eine Privatstiftung gibt einen<br />
Rechtsrahmen vor. Der Stifter bringt<br />
Vermögen in eine Privatstiftung ein<br />
und legt einen Zweck der Stiftung<br />
vor. Für diesen Zweck wird nur der<br />
Ertrag aus der Vermögensverwaltung<br />
verwendet – das Vermögen der<br />
Stiftung bleibt dauerhaft erhalten.<br />
1993 wurde mit dem Privatstiftungsgesetz<br />
die rechtliche Grundlage für<br />
die Errichtung von Privatstiftungen<br />
in Österreich geschaffen. Ziel des<br />
Privatstiftungsgesetzes war die<br />
Schaffung eines rechtlichen Rahmens,<br />
der dem Abfluss österreichischen<br />
Vermögens in ausländische<br />
Stiftungen entgegenwirkt, Anreize<br />
für das Verbringen ausländischen<br />
Vermögens nach Österreich<br />
schafft und Arbeitsplätze in Österreich<br />
sichert. Ein weiterer wesentlicher<br />
Grund der Schaffung von Privatstiftungen<br />
war, dass Stiftungen<br />
die Möglichkeit bieten, erwirtschaftetes<br />
Vermögen für nachfolgende<br />
Generationen ohne die bei Vererbungen<br />
zumeist unvermeidliche Zersplitterung<br />
und Auszehrung durch<br />
Mehrfachbesteuerung zu erhalten.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Stiften gehen<br />
Stiftungen haben sich besonders in der Nachfolgeregelung von Familienbetrieben als hoch<br />
wirksam erwiesen – und schon so manche Streithähne wieder an einen Tisch gebracht.<br />
Foto: Jupiterimage<br />
So sollte es eben nicht sein: Diversen<br />
Presseberichten zufolge ermitteln<br />
Staatsanwaltschaft und Finanzamt in einem<br />
Firmengeflecht um Karl-Heinz Grassers<br />
Stiftungen „Silverland“ und „Waterland“ in<br />
Liechtenstein, da der Verdacht bestehe, dass<br />
er sich selber aus Stiftungsvermögen einen<br />
günstigen Millionenkredit zur Finanzierung<br />
seines Wiener Penthouse gewährt – und nicht<br />
versteuert – habe. Der frühere Finanzminister<br />
hat alle Vorwürfe der Steuerhinterziehung<br />
entschieden zurückgewiesen.<br />
Schon werden wieder überall Stimmen laut,<br />
dass Stiftungen viel gründlicher geprüft,<br />
überwacht, besteuert und vielleicht überhaupt<br />
gleich abgeschafft werden sollen. Es<br />
gibt kaum einen Bereich, der so unterschiedliche<br />
Reaktionen hervorruft wie das Thema<br />
Privatstiftungen. „Den Superreichen vorbehalten“<br />
und „Steuerschlupflöcher für Großverdiener“<br />
schimpfen die Gegner. „Instrument<br />
zur Unternehmenssicherung“, „Sozialund<br />
Kulturförderer par excellence“ loben die<br />
Befürworter.<br />
Solides Firmenvermögen vorausgesetzt<br />
Vorab: Superreich muss man nicht sein, um<br />
sich als Stifter zu betätigen. Für mittelgroße<br />
Unternehmen liegt die finanzielle Hürde<br />
niedriger, als oftmals erwartet, zumindest in<br />
der Theorie. „Per Gesetz beträgt die Mindestkapital-Erfordernis<br />
für die Errichtung einer<br />
Privatstiftung 70.000 Euro“, sagt Christoph<br />
Kraus, Generalsekretär des österreichischen<br />
Privatstiftungsverbandes VPÖ. Doch auch er<br />
bestätigt, was Finanzexperten eigentlich immer<br />
raten: „Eine Stiftung macht erst richtig<br />
Sinn mit einem Vermögen ab 20 bis 30 Millionen<br />
Euro.“ Nach oben sind natürlich keine<br />
Grenzen gesetzt. Schließlich sind die Kosten<br />
für die Posten Buchhaltung und Vorstand sowie<br />
die Eingangssteuer in Höhe von 2,5 Prozent<br />
nicht zu unterschätzen.<br />
In Österreich sind derzeit rund 80 Milliarden<br />
Euro in den ca. 3.400 Privatstiftungen geparkt,<br />
zum größten Teil (60%) in Form von<br />
Unternehmensbeteiligungen. „80 der 100<br />
größten Unternehmen Österreichs sind zumindest<br />
teilweise im Eigentum von Privatstiftungen“,<br />
erklärt Kraus. Was aber beileibe<br />
nicht heißen soll, dass das Thema Großkonzernen<br />
vorbehalten ist. „Im Gegenteil“, wendet<br />
Kraus ein. „Gerade in mittelständischen<br />
und familiengeführten Unternehmen ist ja<br />
das Thema Unternehmensnachfolge ganz<br />
entscheidend wichtig.“ Gerade in dem Be-<br />
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eich liegen – neben Steuervorteilen und der<br />
Tatsache, dass man sich als Förderer von<br />
Wissenschaft, Kunst und/oder Kultur einen<br />
hervorragenden Namen schaffen kann – die<br />
größten Vorteile einer Stiftung.<br />
Vorteile für Unternehmer<br />
Das Vermögen bleibt in der Stiftung gebunden<br />
(siehe Kasten): Der Stifter überträgt sein<br />
Vermögen der „juristischen Person“ Stiftung,<br />
die dann von einem Stiftungsvorstand<br />
geführt wird. Allerdings gibt es für den Stifter<br />
die Möglichkeit, über gewisse Beträge<br />
aus der Stiftung zu verfügen, je nach Formulierung<br />
der Stiftungsurkunde. Auch nach der<br />
aktuellen Verdoppelung der Zwischensteuer<br />
von 12,5 Prozent auf 25 Prozent (seit 1. Jänner<br />
2011) bleibt für die Begünstigten bei einer<br />
Ausschüttung ein beachtlicher Zinsvorteil,<br />
weil diese oft erst nach Jahren oder Jahrzehnten<br />
erfolgt. Vor allem aber schafft die<br />
Stiftung Klarheit, wenn es keinen, viele oder<br />
gar zerstrittene Unternehmensnachfolger in<br />
einem Familienbetrieb gibt. Denn niemand<br />
der Begünstigten kann den Betrieb dadurch<br />
gefährden, dass er sich einfach „auszahlen“<br />
lässt. Das hat schon so manchem Traditionsunternehmen<br />
die Existenz gerettet und<br />
machte Stiftungen lange Zeit so attraktiv für<br />
Wirtschaftstreibende. Auch und besonders<br />
für Betriebsansiedelungswillige aus dem<br />
Ausland, die zu Tausenden ins Land strömten<br />
und Arbeitsplätze schufen. Fast zwei<br />
Drittel der eingangs erwähnten 80 Milliarden<br />
Euro, die in Stiftungen gebunden sind, stammen<br />
von ausländischen Stiftern.<br />
Doch die Ende letzten Jahres beschlossene<br />
Stiftungsneubesteuerung (s.o.) verunsicherte<br />
auch über Österreichs Grenzen hinaus viele<br />
mögliche Stifter. Die damit eingehende Diskussion<br />
über „böse“ Stiftungen hat ein Übriges<br />
getan, um das Klima zu verschlechtern.<br />
„Das Motto ‚eat the rich‘ ist derzeit sehr populär“,<br />
konnte IV-Chef Veit Sorger, der auch<br />
Präsident des Privatstiftungsverbandes ist,<br />
nur den Kopf schütteln. Hinzu kommt, dass<br />
alte Benachteiligungen auch im neuen Recht<br />
nicht abgeschafft wurden: Obwohl die<br />
Schenkungssteuer wegfiel, werden bei Stiftungen<br />
25 Prozent KESt als „Schenkungssteuerersatz“<br />
fällig, wenn Vermögen aus der<br />
Stiftung entnommen wird. Das sei nie geändert<br />
worden, obwohl laut Veit Sorger „die<br />
steuerlichen Rahmenbedingungen seit Einführung<br />
des Privatstiftungsgesetzes in 1994<br />
schon 14 Mal geändert“ wurden.<br />
Kontraproduktive Neiddebatte<br />
VPÖ-Präsident Sorger weiter: „Die Neiddebatte<br />
und die Rechtsunsicherheit haben in<br />
den letzten Monaten potenzielle Stifter abgeschreckt!“<br />
Das zeigt sich auch in den aktuellen<br />
Zahlen. Lag die Zahl der Neugründungen<br />
zwischen 2001 und 2009 bei jährlich<br />
rund 140 bis 200, waren es in 2010 nur noch<br />
etwas mehr als 60. Nach Grassers mutmaßlichem<br />
Stiftungscoup dürfte die Zahl jetzt<br />
erst mal noch weiter sinken.<br />
Bleibt zu hoffen, dass sich die Gemüter wieder<br />
beruhigen. Denn diversen Umfragen zufolge<br />
hat sich die Verdoppelung der Zwischensteuer<br />
bislang noch auf keine bestehende<br />
Stiftung negativ ausgewirkt und Unredlichkeiten<br />
sind keineswegs die Regel. Im<br />
Gegenteil. Um Alt-Bundeskanzler Wolfgang<br />
Schüssel im Jahr 2004 zu zitieren: „Die Stiftungspolitik<br />
der letzten Jahre – begonnen von<br />
Ferdinand Lacina und Johannes Ditz – erwies<br />
sich als exzellenter Vorteil für Österreich. Wir<br />
haben das damals nicht aus karitativen Überlegungen<br />
gemacht oder, wie manche meinen,<br />
um den ‚Superreichen‘ Privilegien zuzuschanzen,<br />
sondern um ganz bewusst den<br />
Standort Österreich zu pflegen.“ Ü<br />
WIRTSCHAFT & POLITIK<br />
MEINUNG<br />
Kritik des Stiftungsverbandes<br />
Insgesamt beklagt der Privatiftungsverband,<br />
dass vor allem die Ende<br />
letzten Jahres geführte populistische<br />
Diskussion<br />
um die Stiftungsbesteuerung<br />
zu<br />
großer Verunsicherung<br />
bei bestehenden<br />
und<br />
potenziellen inundausländischen<br />
Stiftern<br />
geführt und je-<br />
denfalls eine geringere<br />
Zahl von<br />
Stiftungs-Neugründungenverursacht<br />
hat. Der<br />
österreichische<br />
Stiftungsverband<br />
Experte in Stiftungsfragen:<br />
VPÖ-<br />
Generalsekretär<br />
Christoph Kraus.<br />
Foto: VPÖ<br />
hatte im Zuge der Steuerreformdebatte<br />
vergeblich dafür plädiert, dass<br />
die Mehreinnahmen aus der Erhöhung<br />
der Zwischensteuer gemeinnützigen<br />
Zwecken zufließen sollten<br />
und von Stiftungen getätigte Zuwendungen<br />
für gemeinnützige Zwecke<br />
als steuerlicher Aufwand anerkannt<br />
würden. „Dies hätte das Aufkommen<br />
für wohltätige Zwecke stark erhöht“,<br />
sagte VPÖ-Generalsekretär Christoph<br />
Kraus. „Weder die Stiftungsbesteuerung<br />
noch die Bankensteuer<br />
erreichen jene Dimensionen, die<br />
eine Steueramnestie für geschätzte<br />
3.000 bis 6.000 Stiftungen von Österreichern<br />
in der Schweiz und Liechtenstein<br />
gebracht hätte. Damit wäre<br />
ein wesentlich höheres Steueraufkommen<br />
erzielt worden.“
20<br />
WIRTSCHAFT & POLITIK<br />
Forderung nach Strukturreformen<br />
Auch im neuen Jahr bekräftigt die IV OÖ ihre Forderung nach Reformen. Nach guter Defensivleistung<br />
jetzt Offensivarbeit leisten, lautet daher das Motto.<br />
Fitness der öffentlichen Verwaltung ist ein<br />
maßgeblicher Faktor für die Standortattraktivität<br />
und somit Kernanliegen der<br />
Industrie – Budgetprobleme des Landes und<br />
der Gemeinden sind mit „Business as usual“<br />
nicht in den Griff zu bekommen – Grundlegende<br />
Reformen sind nur mit Mut zu Tabubrüchen<br />
und Ausklammerung parteipolitischer<br />
Interessen möglich. „Die Schulden des<br />
Landes Oberösterreich und der Gemeinden<br />
können der Bevölkerung und auch der oberösterreichischen<br />
Industrie nicht egal sein.<br />
Gleichzeitig ist diese Herausforderung mit<br />
einem Warten auf einen Anstieg der Steuereinnahmen<br />
nicht zu bewältigen“, bekräftigt<br />
Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer<br />
der Industriellenvereinigung Oberösterreich<br />
(IV OÖ) die Forderungen von IV-OÖ-<br />
Präsident DI Klaus Pöttinger nach Strukturreformen<br />
im Bereich des öffentlichen Sektors.<br />
Diese seien maßgebliche Voraussetzung<br />
für die Erhöhung der Standortattraktivität<br />
und somit ein Kernanliegen der Industrie.<br />
Aus der Defensive in die Offensive<br />
Dass die Landespolitik mit ihrem Maßnahmenpaket<br />
viel dazu beigetragen hat, die Auswirkungen<br />
der internationalen Finanz- und<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Fordern rasche Strukturreformen:<br />
IV-OÖ-Präsident Klaus Pöttinger (l.)<br />
und IV-OÖ-Geschäftsführer<br />
Joachim Haindl-Grutsch.<br />
Foto: IV-OÖ<br />
Wirtschaftskrise auf die Betriebe und ihre<br />
Mitarbeiter einzudämmen, steht für die IV<br />
OÖ außer Frage. „Die Landesregierung hat<br />
hervorragende Defensivarbeit geleistet und<br />
wir bedanken uns ausdrücklich dafür. Jetzt<br />
ist es an der Zeit, in die Offensive zu gehen<br />
und den Standort zukunftsfit zu machen“, erklärt<br />
Haindl-Grutsch. Es ist daher unverzichtbar,<br />
die Strukturen der öffentlichen Verwaltung<br />
zu reformieren, schlanker zu gestalten<br />
und die Schulden von Bund, Land und<br />
Gemeinden abzubauen. „70 Prozent der<br />
oberösterreichischen Kommunen können ihren<br />
ordentlichen Haushalt nicht mehr ausgleichen.<br />
Der einzig logische Schritt ist, Gemeinden<br />
und derenVerwaltungsaufgaben unter<br />
Einbindung der Bevölkerung zusammenzulegen.“<br />
Gleiches gilt für die Einrichtung<br />
von fünf Regionalhauptmannschaften mit<br />
dezentralen Servicestellen an den Standorten<br />
der bisherigen Bezirkshauptmannschaften:<br />
„Die heutigen Strukturen stammen aus der<br />
k.u.k.-Monarchie, wurden anders als in<br />
Deutschland bei uns nie reformiert und entsprechen<br />
in Zeiten des E-Governments nicht<br />
mehr den Anforderungen eines modernen<br />
Verwaltungsapparats“, so Haindl-Grutsch.<br />
Insgesamt stellt sich für den IV OÖ-Geschäftsführer<br />
die Frage, was neben einer Verschlechterung<br />
der Budgetsituation und einem<br />
desaströsen PISA-Ergebnis noch passieren<br />
muss, um einen ernsthaften Diskussionsprozess<br />
mit der Bevölkerung über Verwaltungs-<br />
und Bildungsreformen in Gang zu<br />
bringen. „Tausende Mitarbeiter aus der Privatwirtschaft<br />
haben zuletzt mit Gehaltsverzicht<br />
und Kurzarbeit den Auswirkungen der<br />
Krise Tribut gezollt. Sie stehen hinter unserer<br />
Forderung, dass nun auch der öffentliche<br />
Dienst mit seiner 100-prozentigen Job-Sicherheit<br />
und regelmäßigen Biennalsprüngen<br />
einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten<br />
solle“, so IV-OÖ-Geschäftsführer Dr.<br />
Joachim Haindl-Grutsch, der abschließend<br />
erklärt: „Da sich ein aktiver, dynamischer<br />
Wirtschaftsstandort auch durch seine Gesprächskultur<br />
auszeichnet, laden wir noch<br />
heute den Landtagsabgeordneten Peter Csar<br />
zu einer Diskussion über unsere unterschiedlichen<br />
Positionen ein!“ Ü
WIRTSCHAFT & POLITIK<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 21
22<br />
GELD & FINANZEN<br />
Zuverlässiger Partner<br />
der Wirtschaft<br />
In der Krise hat sich gezeigt, ob die Beziehung zwischen Hausbank und Unternehmen „hält“. Die Wirt-<br />
schaftsnachrichten sprachen mit Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien) Generaldirektor<br />
Erwin Hameseder und dem Kommerzkunden-Vorstandsdirektor Reinhard Karl über den Wert langfristiger<br />
Kundenbeziehungen in einem schwierigen Umfeld, Finanzierungsangebote für KMU und die Auswir -<br />
kungen von Basel III.<br />
n Welche Bedeutung hat die KMU-<br />
Finanzierung in Ihrem Haus<br />
ge messen am Gesamt-Portfolio?<br />
Hameseder: Diese hat eine ganz wesent -<br />
liche Bedeutung – Raiffeisen ist traditionell<br />
ein starker Partner für die lokale Wirtschaft.<br />
Es gehört zu den Kernpunkten unseres<br />
Selbstverständnisses, dass wir für die mittelständische<br />
Wirtschaft ein zuverlässiger und<br />
sicherer Partner sind.<br />
Generaldirektor Erwin<br />
Hameseder positioniert<br />
die Raiffeisenlandesbank<br />
Niederösterreich-Wien<br />
als zuverlässigen und<br />
sicheren Partner der<br />
regionalen Wirtschaft.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Wir sind eine klar auf Nachhaltigkeit orientierte<br />
Regionalbank und bekennen uns zum<br />
Universalbankenmodell. Wir haben das Risiko<br />
im Griff, die Kosten optimiert und unsere<br />
Effizienz gesteigert.<br />
n Wie hat sich das Volumen der KMU-<br />
Finanzierung in den letzten zwei<br />
Jahren entwickelt und was erwarten<br />
Sie für 2011?<br />
Karl: Bereits 2009 konnte die RLB NÖ-<br />
Wien im Kommerzgeschäft einen Kundenzuwachs<br />
von mehr als fünf Prozent und ein<br />
Kreditwachstum von 7,3 Prozent in Wien<br />
sowie zwei Prozent in Wien und Nieder -<br />
österreich erreichen. Das Neukreditvolumen<br />
der RLB NÖ-Wien liegt bei mehr als einer<br />
Milliarde Euro – trotz allgemein deutlich<br />
geringerer Investitionsbereitschaft der<br />
Unternehmen. Wir punkten durch regionale<br />
Stärke, kurze Entscheidungswege und<br />
unsere Beratungskompetenz.<br />
Die Konjunkturerholung 2010 und die nachhaltige<br />
Geschäftspolitik in unserem Kommerzgeschäft<br />
zeigen sich in der stark gewachsenen<br />
Kreditnachfrage bei Unternehmen.<br />
Die Kredite sind im vergangenen Jahr<br />
um über zehn Prozent gewachsen. Damit<br />
haben wir nach 2009 auch 2010 deutlich<br />
Marktanteile gewonnen. 2011 nehmen wir<br />
zusätzlich neue Mitarbeiter auf, weil wir<br />
durch Weiterempfehlung am Markt weiter<br />
wachsen werden und wollen.<br />
ZUR PERSON<br />
Mag. ERWIN HAMESEDER, seit 2001<br />
Generaldirektor der Raiffeisen-<br />
Holding NÖ-Wien und seit 1. Juli<br />
2007 auch Generaldirektor der RLB<br />
NÖ-Wien; geboren 1956, ab 1975 Offiziersausbildung<br />
beim österreichischen<br />
Bundesheer / Studium der<br />
Rechtswissenschaften an der Universität<br />
Wien / Wechsel vom Bundesheer<br />
in die Privatwirtschaft,<br />
1987 Eintritt in die RLB NÖ-Wien.
n Wo ist der Engpass: Risikobedingt<br />
bei den Finanzierungsmitteln oder<br />
konjunkturbedingt bei der Nachfrage?<br />
Hat sich das 2010 verändert?<br />
Hameseder: Wir haben weder 2009 noch im<br />
vergangenen Jahr die Gerüchte von der Kreditklemme<br />
bestätigen können. Unsere Kunden<br />
fragen nach Finanzierungen, wir geben<br />
Kredite, und das gilt für den KMU Bereich<br />
genauso wie für Großkunden. Die Investi -<br />
tionsbereitschaft der Unternehmen war 2010<br />
noch zurückhaltend, dennoch hatten wir z.B.<br />
bei unseren Handel- und Gewerbekunden in<br />
Wien einen deutlichen Zuwachs im Kreditgeschäft.<br />
Wir konnten um rund 30 Prozent<br />
mehr an Kreditmitteln für Wiener KMU bereitstellen<br />
als im Jahr zuvor.<br />
n Welche Zinsentwicklung erwarten Sie?<br />
Hameseder: In der Eurozone bilden sich immer<br />
mehr Divergenzen heraus. Während<br />
Staaten wie Deutschland und Österreich 2010<br />
sehr erfreuliche Wachstumsraten lieferten,<br />
blieben die Pheripheriestaaten im Hinter -<br />
treffen. Griechenland und Irland kamen 2010<br />
aus der Rezession nicht heraus. Die makroökonomischen<br />
Unterschiede beziehen sich<br />
allerdings nicht nur auf den Wachstumsausblick,<br />
sondern auch auf die Preisentwicklung<br />
und den weiteren Budgetkonsolidierungspfad.<br />
In diesen unterschiedlichen Szenarien<br />
gefangen, ist es für die Europäische Zentralbank<br />
keine leichte Aufgabe, über die weitere<br />
Zinspolitik zu entscheiden. Eine erste Zinsanhebung<br />
dürfte nicht vor dem Herbst 2011<br />
möglich sein, bis dahin bleibt der Leitzins auf<br />
historisch niedrigem Niveau von einem Prozent.<br />
Höhere Rohstoffpreise und eine daraus<br />
resultierende anziehende Inflationsrate lassen<br />
den zehnjährigen europäischen Kapitalmarktsatz<br />
bis Dezember auf rund 3,80<br />
Prozent ansteigen.<br />
n Welche speziellen Finanzierungsangebote<br />
haben Sie derzeit im Port -<br />
ZUR PERSON<br />
folio, wie werden diese genutzt und<br />
wird es heuer weitere Schwerpunktaktionen<br />
für KMU geben?<br />
Hameseder: Wir bieten seit 2005 mit der<br />
Grätzelmillion den günstigsten nicht geförderten<br />
Euro Investitionskredit. Auch im Beobachtungszeitraum<br />
Jänner 2010 bis jetzt ist<br />
dieser Kredit speziell für Handel- und Gewerbebetriebe<br />
in Wien ein gern genutztes<br />
Produkt. Wir punkten auch mit unserem Wissen<br />
über zusätzliche Förderungen.<br />
Karl: Die RLB NÖ-Wien hat die Rahmenbedingungen<br />
für ihr Kommerzgeschäft weiter<br />
verstärkt. Der Firmenkunde bevorzugt<br />
heute eine Bank, die ihn versteht und bei der<br />
er die Entscheidungsträger persönlich kennt.<br />
Er will sicher gehen, dass ihn seine Bank<br />
auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten<br />
unterstützt, weil sie Verantwortung für<br />
die Wirtschaft und damit für die Arbeitsplätze<br />
in der Region übernimmt. Das Geschäftsmodell<br />
der RLB NÖ-Wien hat sich<br />
hier bestens bewährt. Dieses garantiert Stabilität<br />
und Nachhaltigkeit.<br />
n Welche Auswirkungen wird Basel III<br />
haben?<br />
Hameseder: Wirtschaftsexperten schätzen,<br />
dass sich das Wirtschaftswachstum mit jedem<br />
Prozentpunkt zusätzlichen Eigenkapitalbedarfs<br />
um 0,2 Prozent pro Jahr reduziert,<br />
Bankenverbände rechnen sogar mit noch<br />
DIE RLB IN ZAHLEN<br />
GELD & FINANZEN<br />
Im 1. Halbjahr 2010 konnte die RLB<br />
NÖ-Wien ihre Bilanzsumme von 30,0<br />
auf 32,9 Milliarden Euro steigern.<br />
Der Konzernüberschuss nach<br />
Steuern und Fremdanteilen wurde<br />
mehr als verdoppelt. Er stieg von<br />
62,4 Millionen Euro auf 131,9 Millionen<br />
Euro. Trotz der schwierigen<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
stieg auch das Betriebsergebnis<br />
von 74,3 auf 147,0 Millionen Euro.<br />
deutlicheren BIP-Rückgängen in den nächsten<br />
fünf Jahren. Die Bank-Konditionen bestimmt<br />
der Markt und wir sind Marktführer<br />
in Niederösterreich. Raiffeisen wird alles<br />
tun, um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein.<br />
Wir werden auch in schwierigen Zeiten so<br />
wie bisher verlässlicher Partner unserer Kunden<br />
sein.<br />
n Verändern sich die Anforderungen<br />
an Rechenwerke und Businesspläne<br />
der zu finanzierenden Unternehmen?<br />
Hameseder: Es wird Unternehmen wie bisher<br />
geraten, besonderes Augenmerk auf ihre<br />
Businesspläne zu legen. Exakte Planungsrechnungen<br />
helfen der Bank, zu einer fundierten<br />
Risikoeinschätzung zu gelangen. Ü<br />
Vorstandsdirektor<br />
Reinhard Karl ist in<br />
der RLB NÖ-Wien<br />
für die Kommerzkunden<br />
zuständig und kann<br />
berichten, dass die<br />
Finanzierung der<br />
Wirtschaft nie ab -<br />
gerissen ist.<br />
Mag. REINHARD KARL, seit 1. Mai<br />
2009 Vorstandsdirektor der RLB NÖ-<br />
Wien, Geschäftsgruppe Kommerzkunden,<br />
geboren 1964, Universität<br />
Salzburg (Rechtswissenschaften) /<br />
Universität Linz (Betriebswirtschaft),<br />
ab 1996 verschiedene Leitungsfunktionen<br />
in der Salzburger Sparkasse<br />
Bank AG und bei der Erste Bank der<br />
österreichischen Sparkassen AG,<br />
zuletzt Bereichsleiter Großkunden. Fotos: RLB NÖ-Wien<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 23
Ausbau<br />
Nach einem klaren Fokus auf das Privatkundengeschäft in den vergangenen Jahren – die Erste Bank konnte ihren Kundenanteil<br />
seit 2005 beispielsweise in Wien von 18 auf 25 Prozent steigern – hat sich das neue Führungsteam der Erste Bank der österreichischen<br />
Sparkassen AG (Erste Bank Oesterreich) einen deutlichen Wachstumskurs im Firmenkundengeschäft vorgenommen:<br />
Die Erste Bank möchte in den nächsten drei Jahren den Hauptkundenanteil im KMU-Bereich auf 33 Prozent steigern (derzeit<br />
hat die Erste Bank einen Anteil von rund 24 Prozent). „Wir verfügen als Sparkasse über eine beneidenswerte Finanzstruktur.<br />
Wir haben durch die Spareinlagen eine hervorragende Liquiditätsbasis für das geplante Kreditwachstum“, erklärt Thomas Uher,<br />
Vorstandssprecher der Erste Bank<br />
Österreich die Ausgangsposition. Ü<br />
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KONJUNKTUR<br />
Es geht wieder aufwärts …<br />
… das ist der Grundtenor zur Konjunkturentwicklung im österreichischen Donauraum. So viel Einig-<br />
keit gibt es selten unter den Wirtschaftskapitänen der ökonomisch führenden Region der Republik.<br />
Wenn das kein gutes Zeichen sein soll?<br />
Foto: Florian Wieser<br />
Brigitte Jank, Präsidentin Wirtschaftskammer<br />
Wien: „In der wirtschaftlich schwierigen<br />
Zeit der vergangenen Jahre haben es<br />
Wiens Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
geschafft, mit neuen Ideen durchzustarten.<br />
Sie haben dabei viel Kreativität, Anpassungsfähigkeit<br />
und Mut bewiesen – der Einsatz<br />
wurde belohnt: Die Zeichen stehen erneut<br />
auf Wachstum.<br />
Diese gute Entwicklung spiegelt sich auch<br />
in der aktuellen Stimmungslage unter Wiens<br />
Unternehmen wider. Betriebe mit gutem Geschäftsgang<br />
zählen wieder zur Mehrheit.<br />
Auch die Investitionsbereitschaft zieht an,<br />
vor allem die Investitionen in neue Technologien<br />
steigen rapide. Diese positive Dynamik<br />
ist daher aufzugreifen und weiter zu unterstützen,<br />
denn Investitionen sind ein<br />
Schlüsselfaktor für einen anhaltenden wirtschaftlichen<br />
Aufschwung. Jetzt gilt es, unsere<br />
Talente, Begabungen, den Ideenreichtum<br />
und den Unternehmergeist als unsere<br />
Stärken zu nutzen und uns im internationalen<br />
Wettbewerb ganz vorne zu positionieren.<br />
Und es gilt, mit Offenheit und Kreativität jenen<br />
Schwächen zu begegnen, die da und dort<br />
im eigenen Betrieb, aber auch in unserer Republik<br />
vorhanden sind – etwa bei den ausständigen<br />
Reformen.“<br />
Foto: APA/Günter P. Artinger<br />
Mag. Erwin Hameseder, Generaldirektor<br />
der Raiffeisen-Holding und der Raiffeisenlandesbank<br />
NÖ-Wien: „Die Wirtschaft in<br />
Österreich und Deutschland hat sich schneller<br />
von den Auswirkungen der weltweiten<br />
Krise erholt als der Durchschnitt der übrigen<br />
EU-Staaten. Der Aufschwung in der Wirtschaft<br />
und am Arbeitsmarkt setzt sich fort,<br />
2011 wird das Wirtschaftswachstum in<br />
Österreich 2,2 Prozent betragen. Wesentlich<br />
dafür ist allerdings die Konsolidierung des<br />
Budgets. Sie ist Basis für die weitere positive<br />
Entwicklung. Die Raiffeisen-Bankengruppe<br />
NÖ-Wien hat sich zeitgerecht für die herausfordernde<br />
wirtschaftliche Situation gerüstet,<br />
ist substanzstark und gut aufgestellt. Sowohl<br />
die Raiffeisenlandesbank als auch die Raiffeisen-Holding<br />
NÖ-Wien setzen auf gesundes<br />
und solides Wachstum sowie nachhaltiges<br />
Wirtschaften. Damit werden wir auch im<br />
neuen Jahr gute Ergebnisse erwirtschaften.“<br />
Dr. Wolfgang Eder, Generaldirektor der Voestalpine:<br />
„Die Voestalpine sieht in allen für<br />
uns wichtigen Sektoren eine zumindest solide<br />
Konjunkturentwicklung. Dies gilt besonders<br />
für die Bereiche Energiewirtschaft,<br />
Mobilität und beim Maschinenbau. Die Per-<br />
Foto: voestalpine<br />
spektive, das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr<br />
im Vergleich zum Vorjahr zu verdoppeln,<br />
ist nach wie vor aufrecht. Weltweit<br />
erwarten wir ein Mengenwachstum bei der<br />
Roh-Stahl-Erzeugung von gut fünf Prozent,<br />
wobei Europa überdurchschnittlich, China<br />
hingegen unserer Einschätzung nach schwächer<br />
zulegen wird. Entscheidend ist, dass das<br />
Wachstum nachhaltig ist und nicht zu einer<br />
Überhitzung führt, so wie dies vor der Konjunkturkrise<br />
2008 der Fall gewesen ist. Um<br />
dies für die Voestalpine zu sichern, stehen<br />
neben Qualität und Flexibilität auch heuer<br />
wieder Innovationen sowie Forschung und<br />
Entwicklung im Zentrum der Unternehmensführung.“<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 25
26<br />
KONJUNKTUR<br />
Foto: Niederösterreichische Versicherung<br />
Dr. Hubert Schultes, Generaldirektor der<br />
Niederösterreichischen Versicherung: „Die<br />
Niederösterreichische Versicherung bietet<br />
Dinge des täglichen Lebens an, auf die man<br />
schwer verzichten kann. Daher hatten wir<br />
auch in den Krisenjahren 2008/2009 eine relativ<br />
stabile Umsatzentwicklung mit einem<br />
verflachten Wachstum, das jedoch keine<br />
Frage der Krise, sondern vielmehr eine des<br />
Wettbewerbs war.<br />
Gespürt hat sowohl die Niederösterreichische<br />
Versicherung – bei der jedes 3. Haus<br />
im Land versichert ist – als auch die gesamte<br />
Branche den Konjunktureinbruch im Bereich<br />
der Lebensversicherung, wo die Arbeitsplatzangst<br />
voll durchgeschlagen hat, und<br />
auch als Finanzanleger, weil für uns Aktienrückgänge<br />
schlagend geworden sind. Ich<br />
gehe von einer Erholung der Volkswirtschaft<br />
Österreichs sowie der europäischen Wirtschaft<br />
aus, daher zähle ich auf ein wachsendes<br />
BIP, wo Vermögenswerte geschaffen<br />
werden, die wir versichern können. Auch der<br />
Anstieg von Arbeitsplätzen bringt uns im Bereich<br />
der Letztversicherungen Zuwachsraten,<br />
und ein moderater Anstieg des Verbraucherpreis-Index<br />
belebt den Umsatz, weil fast<br />
alle unserer Produkte indexgebunden sind,<br />
was sowohl Versicherungswerte als auch<br />
Prämien ansteigen lässt.“<br />
Dr. Leo Windtner, Generaldirektor der Energie<br />
AG Oberösterreich: „Nach zwei herausfordernden<br />
Jahren der Wirtschaftskrise haben<br />
sich 2010 die Sturmböen gelegt, und im<br />
Laufe des Jahres hat sich die wirtschaftliche<br />
Entwicklung normalisiert. Gerade in der<br />
Energiebranche spüren wir, dass die Nachfrage<br />
nach Energie wieder anzieht. Jetzt gilt<br />
es, die Weichen für die Zukunft zu stellen,<br />
um den kommenden Energiebedarf bedienen<br />
zu können – wir investieren in den Ausbau<br />
der Leitungsnetze und in den flexiblen Erzeugungsmix<br />
von erneuerbaren und thermischen<br />
Anlagen, um die Versorgungssicherheit<br />
auch in Zukunft gewährleisten zu kön-<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Foto: Energie AG Oberösterreich<br />
nen. Das Thema Effizienz wird ein Schwerpunkt<br />
in der Energiepolitik werden. 2011<br />
wird daher im Zeichen der Innovationen für<br />
die zukünftigen Generationen stehen.“<br />
Mag. Klaudia Tanner, Direktorin NÖ-Bauernbund:<br />
„Die Landwirtschaft hat ein sehr<br />
schwieriges Jahr hinter sich. Noch nie waren<br />
agrarische Rohstoffe auf den internationalen<br />
Märkten so heftigen Spekulationen unterworfen<br />
wie 2010. Spekulationsgeschäfte und<br />
Volatilität der Agrarmärkte haben gravierende<br />
Auswirkungen gehabt – auf die Konsumenten<br />
und auf die Produzenten in der<br />
Landwirtschaft. Die Lebensmittelpreise stiegen,<br />
wofür die Bauern verantwortlich gemacht<br />
wurden, was überhaupt nicht stimmt,<br />
für uns aber ein weiteres Problem wurde. Wir<br />
werden, so befürchte ich, auch in Zukunft<br />
mit unruhigen Märkten und schwankenden<br />
Preisen leben müssen. Das sind Rahmenbedingungen,<br />
die längerfristige betriebliche<br />
Planungen, etwa was Investitionen betrifft,<br />
natürlich erheblich erschweren. Dennoch bin<br />
Foto: NÖ Bauernbund<br />
ich zuversichtlich für das heurige Jahr. Die<br />
österreichische Landwirtschaft wird die Herausforderungen<br />
annehmen, wie sie das immer<br />
getan hat. In einem wirtschaftlichen<br />
Wettbewerb, der auch für uns immer härter<br />
wird, geht es vor allem eines – um höchste<br />
Qualität. Diese liefern wir mit unseren regionalen<br />
und naturbelassenen Produkten,<br />
und davon müssen wir auch die Konsumenten<br />
überzeugen.“<br />
Johannes Gutmann, Geschäftsführer Sonnentor:<br />
„Bio-Produkte und der gesamte Bio-<br />
Markt sind weiterhin im Wachstum begriffen.<br />
Die Nachfrage der Konsumenten nach<br />
hochwertigen biologischen Produkten<br />
nimmt weiter zu – vor allem in unserer<br />
Kernzielgruppe – der nachhaltigen, qualitäts-<br />
und umweltbewussten Kunden. So können<br />
wir auch 2011 unseren stetigen Wachstumskurs<br />
fortsetzen. Sonnentor wächst seit<br />
seiner Gründung zwischen zehn bis 20 Prozent<br />
jährlich. Auch im Vorjahr konnten wir<br />
mit Produktinnovationen punkten, die zum<br />
Wachstum der gesamten Produktpalette beigetragen<br />
haben. Unsere Exportmärkte entwickelten<br />
sich im Vorjahr glänzend. In Italien<br />
und Frankreich konnten wir beispielsweise<br />
ein 30- bis 40-prozentiges Wachstum<br />
verzeichnen. Zum echten Wachstumstreiber<br />
ist mittlerweile auch die tschechische Sonnentor-Tochter<br />
geworden. Die Kunden wünschen<br />
sich zu 80 Prozent das, was sie gewohnt<br />
sind, aber 20 Prozent ist immer Potenzial<br />
für Neues vorhanden. Das ist der Motor<br />
der Wirtschaft: Innovation schafft Wachstum.<br />
Wir bringen jährlich rund 20 Produktinnovationen<br />
auf den Markt. So konnten wir<br />
im Tee- und Gewürzsortiment – unserer<br />
Kernkompetenz – auch im Vorjahr weiter zulegen.“<br />
Ü<br />
Foto: Sonnentor HT
Die Konjunktur ist<br />
derzeit noch ein<br />
zartes Pflänzchen<br />
Dr. Herbert Buchinger, AMS: „Sowohl die<br />
Wirtschaftsleistung als auch die Beschäftigung<br />
in Österreich wird 2011 spürbar steigen.<br />
Einziger möglicher Wermutstropfen:<br />
Die Arbeitslosigkeit steigt ebenfalls. Das<br />
Steigen der Arbeitslosigkeit wird aber nicht<br />
durch Schrumpfen der Nachfrage nach Arbeitskräften<br />
ausgelöst, sondern durch eine<br />
kräftige Ausweitung des Arbeitskräftepotenzials.<br />
Dafür gibt es drei Ursachen: zum einen<br />
die steigende Zahl der Wohnbevölkerung im<br />
erwerbsfähigen Alter, das Fallen der letzten<br />
Zugangsbeschränkungen für Polen, Tschechen,<br />
Ungarn, Slowenen usw. zum österreichischen<br />
Arbeitsmarkt sowie eine steigende<br />
Erwerbsneigung der Frauen und Jugendlichen.<br />
Die Sondereffekte bei der Entwicklung<br />
des Arbeitskräftepotenzials werden allerdings<br />
nicht über das Jahr 2012 hinaus anhalten.<br />
Bereits 2012 rechnen wir wieder mit einer<br />
sinkenden Arbeitslosigkeit.“<br />
KONJUNKTUR<br />
Die heimischen Wirtschaftsforscher erwarten zwar für die nächsten zwei Jahre österreichweit ein sta-<br />
biles reales Wachstum von zumindest zwei Prozent, warnen jedoch vor Gefahren für die Konjunktur<br />
durch Probleme in mehreren Euro-Ländern. Grund zur Euphorie ist das also noch lange nicht, denn so-<br />
wohl Arbeitsmarkt als auch Finanzwirtschaft beeinflussen die KMU-geprägte österreichische Unter-<br />
nehmenslandschaft nicht unwesentlich.<br />
Foto: AMS/Schneider<br />
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WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 27
28<br />
KONJUNKTUR<br />
Foto: Telekom Austria<br />
Dr. Hannes Ametsreiter, Generaldirektor<br />
der Telekom Austria Group: „Für 2011 gehen<br />
die Wirtschaftsforscher davon aus, dass<br />
die Konjunktur weiter in Fahrt kommen<br />
wird. In diesem Zusammenhang wurde von<br />
den Experten bemängelt, dass es seitens der<br />
heimischen Politik ein zu geringes Augenmerk<br />
für die wichtigen Infrastrukturthemen<br />
gebe. Als Österreichs führender Telekommunikations-Anbieter<br />
investieren wir jährlich<br />
über 400 Millionen Euro in neueste Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien,<br />
um unsere Netze – Stichwort Breitband<br />
- noch leistungsfähiger zu machen. Mit dem<br />
Infrastrukturausbau erhöhen wir nicht nur<br />
die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes<br />
Österreich, sondern steigern das Innovationspotenzial<br />
für die digitale, wissensbasierte<br />
Gesellschaft. Für Ost- und Südosteuropa,<br />
den Wachstumsmotor der österreichischen<br />
Wirtschaft in den Jahren vor der Krise, verdichten<br />
sich die Hinweise auf eine mittelfristige<br />
Erholung – ein gutes Zeichen für Österreich<br />
und die Telekom Austria Group, die in<br />
dieser Region tätig ist.“<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Willibald Cernko, Vorstandsvorsitzender<br />
Bank Austria: „Obwohl die konjunkturellen<br />
Vorzeichen eine weitere Erholung der Wirtschaft<br />
anzeigen, bleiben wesentliche Unsicherheitsfaktoren<br />
bestehen – Stichworte wie<br />
Staatsverschuldung, Schuldenkrise, globale<br />
Ungleichgewichte im Außenhandel und<br />
Sparpakete werden die Wirtschaft noch über<br />
2011 hinaus begleiten und Privatpersonen<br />
wie Unternehmen auf eine nicht immer einfache<br />
Probe stellen. Als ertrags- und eigenkapitalstärkste<br />
Großbank Österreichs stehen<br />
wir der österreichischen Wirtschaft und unseren<br />
Kunden nicht nur in Schönwetterphasen,<br />
sondern insbesondere in bewegten Zeiten<br />
als verlässlicher Partner zur Seite. 2011<br />
konzentrieren wir uns noch stärker auf die<br />
mittelständische Wirtschaft und haben beispielsweise<br />
österreichweit die Zahl der Spezialfilialen<br />
für Klein- und Mittelbetriebe von<br />
22 auf knapp 60 deutlich erhöht.“<br />
Foto: Bank Austria<br />
DI. Wolfgang Anzengruber, Vorstandsvorsitzender<br />
Verbund AG: „2011 wird zeigen,<br />
ob sich die Wirtschaft tatsächlich im Erholungsstadium<br />
befindet und der Aufschwung<br />
trotz europaweiter Sparpakete und schwieriger<br />
Währungssituation anhält. Verbund<br />
trägt zur Konjunkturbelebung mit großen Investitionen<br />
in Kraftwerke – z.B. Reißeck II<br />
und Mellach – und in das Übertragungsnetz<br />
bei. Motor des Aufschwungs werden Innovationen<br />
sein, wie die Vorstellung der ers-<br />
Foto: Verbund<br />
ten Serien von E-Autos, von denen wir einen<br />
spürbaren Schub für die E-Mobilität erwarten.<br />
Unsere Herausforderung ist<br />
weiterhin, das System der intelligenten, sicheren<br />
und klimascho nen den Stromversorgung<br />
zu gestalten.<br />
Dr. Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer<br />
Österreich (WKO): „Die<br />
österreichische Wirtschaft wird sich 2011 gut<br />
entwickeln, hat aber gleichzeitig auch viele<br />
Fragezeichen zu bewältigen“, prognostiziert<br />
Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer<br />
Österreich (WKO), die Situation der<br />
heimischen Wirtschaft. „Das aktuelle Wirtschaftsbarometer,<br />
eine halbjährliche Unternehmensbefragung<br />
unter WKO-Mitgliedern<br />
zeigt, dass sich die Zeichen der Konjunkturerholung<br />
mehren. Ähnlich wie OECD und<br />
Nationalbank geht auch die WKO von einem<br />
Wirtschaftswachstum 2011 aus, das sich auf<br />
rund zwei Prozent einpendeln wird.<br />
Was die Gesamteinschätzung der österreichischen<br />
Unternehmen betrifft, so sind wir<br />
auf Vor-Krisenniveau gelandet. Das heißt:<br />
Die Betriebe schauen wieder zuversichtlich<br />
in die Zukunft, was auch damit zusammenhängt,<br />
dass das vergangene Jahr besser gelaufen<br />
ist, als von manchem befürchtet. Bei<br />
der Beschäftigungszahl konnte im vorigen<br />
November ein Rekordwert erreicht, und die<br />
für 2010 angepeilte Grenze von 100 Milliarden<br />
Exportvolumen sogar deutlich übersprungen<br />
werden. Außerdem ist es im Herbst
Foto: WKO<br />
gelungen, durch moderate und durchdachte<br />
Kollektivvertragsabschlüsse die Kaufkraft<br />
im Inland anzukurbeln.<br />
Da sich für 2011 die Unternehmen vor allem<br />
im Bezug auf die Umsatzerlöse optimistisch<br />
zeigen, ist auch in diesem Jahr eine weitere<br />
Exportsteigerung zu erwarten. Schwachpunkt<br />
ist aber nach wie vor die schwache Investitionsentwicklung,<br />
die mit einem Minus<br />
von circa 13 Prozent deutlich hinterherhinkt.<br />
Eine Besserung ist auch im nächsten Jahr<br />
nicht in Sicht. Dringend notwendig wäre es<br />
daher, dass die Bundesregierung 2011 eine<br />
Prämie für zusätzliche Investitionen als Anreiz<br />
schafft.<br />
Laut WKO-Wirtschaftsbarometer sehen die<br />
heimischen Unternehmen im gerade wieder<br />
aufkeimenden Fachkräfte-Engpass ein großes<br />
Risiko. Bereits rund 70 Prozent der befragten<br />
Betriebe haben zumindest teilweise<br />
ein Problem bei der Besetzung offener Stellen.<br />
Rund 40.000 Fachkräfte fehlen uns. Das<br />
bedeutet, dass Betriebe Aufträge, die sie<br />
sonst zu bewältigen im Stande wären, nicht<br />
annehmen können. Dazu gibt es drei wirksame<br />
Hebel, um dem Fachkräftemangel gegenzusteuern:<br />
Erstens muss die Höherqualifizierung<br />
von heimischen Arbeitnehmern<br />
bzw. Arbeitssuchenden rasch vorangetrieben<br />
werden. Zweitens wird Österreich von der<br />
Rot-Weiß-Rot-Card als Instrument der kriteriengesteuerten<br />
Zuwanderung profitieren<br />
und ein dritter, ganz wesentlicher Punkt ergibt<br />
sich aus dem demografischen Wandel.<br />
Allein die Hälfte der Fachkräfte-Lücke<br />
könnten wir dadurch schließen, dass die Lebensarbeitszeit<br />
um zwei Jahre verlängert<br />
wird.<br />
Erfahrene und in den Betrieben ausgezeichnet<br />
eingearbeitete Kräfte sollten länger im<br />
Arbeitsprozess bleiben. Um dies attraktiv zu<br />
machen, schlage ich eine auf fehlende Fachkräfte<br />
fokussierte Form des von mir in Alpbach<br />
vorgeschlagenen Anreizmodells vor:<br />
Wenn eine Fachkraft bereits Anspruch auf<br />
Pension hat und dennoch im Job bleibt, soll<br />
er oder sie 25 Prozent des Pensionsanspruchs<br />
zusätzlich zum weiterlaufenden Lohn erhalten.<br />
Gleichzeitig bekommt der Arbeitgeber<br />
25 Prozent des Pensionsanspruchs als Lohnunterstützung.<br />
Der Pensionsversicherungsträger<br />
erspart sich dadurch 50 Prozent der<br />
Pensionszahlung.<br />
Die Botschaft für 2011 muss heißen: Erneuern,<br />
um zu wachsen, womit ich auch einmal<br />
mehr auf jene Bereiche mit gewichtigem<br />
Einsparungspotenzial, wie Gesundheitswesen,<br />
Bildung und öffentliche Verwaltung,<br />
verweise und an den Bundeskanzler appelliere,<br />
Reformen endlich einzuleiten.“<br />
Dr. Veit Sorger, Präsident der Industriellenvereinigung<br />
Österreichs (IV): „Die Erholung<br />
des Jahres 2010 setzt sich, wenngleich mit<br />
einer geringeren Dynamik, auch 2011 fort“,<br />
schätzt Veit Sorger, Präsident der Industriellenvereinigung<br />
Österreichs (IV) das laufende<br />
Wirtschaftsjahr ein. „Wir rechnen mit einem<br />
Zuwachs der Industrieproduktion in einer<br />
Größenordnung von fünf Prozent. Allerdings<br />
steht diese Prognose unter einem wesentlichen<br />
Vorbehalt: dass die mit an Sicherheit<br />
grenzender Wahrscheinlichkeit zu erwartenden<br />
Turbulenzen auf den Finanzmärkten, solange<br />
das Problem der Staatsverschuldung<br />
Foto: BIG SHOT<br />
KONJUNKTUR<br />
nicht nachhaltig gelöst erscheint, sich nicht<br />
erneut auf die Realwirtschaft durchschlagen.<br />
In diesem Fall droht ein erneuter Rückfall in<br />
die Rezession.<br />
Gesamtwirtschaftlich gesehen wird das Vor-<br />
Krisen-Niveau in Österreich voraussichtlich<br />
erst zum Jahreswechsel 2011/2012 wieder<br />
erreicht werden, zudem sind große Unterschiede<br />
in der Erholungsdynamik zwischen<br />
den Branchen, sogar innerhalb verschiedener<br />
Geschäftsfelder desselben Unternehmens, zu<br />
beobachten. Während es in weiten Teilen der<br />
Automobilzulieferindustrie etwa wieder<br />
,rund‘ läuft, ist der Vor-Krisen-Ausstoß im<br />
Nutzfahrzeugsektor sogar mittelfristig unerreichbar.<br />
Das primäre Risiko für diesen Konjunkturausblick<br />
liegt aus derzeitiger Sicht in der<br />
Zahlungsunfähigkeit eines großen Mitgliedstaates<br />
der Eurozone, welche auf die Finanzierung<br />
der Realwirtschaft durchschlagen<br />
könnte. Abseits dieses Hauptrisikos besteht<br />
somit trotz der nach wie vor getrübten konjunkturellen<br />
Aussichten in den USA die<br />
Chance, dass Deutschland 2011 ein Wachstum<br />
in der Größenordnung von 2,5 Prozent,<br />
Österreich von gut abgesicherten zwei Prozent<br />
erreichen wird. Beide Länder werden<br />
somit auch im Jahr 2011 rascher als der<br />
Durchschnitt der Eurozone wachsen.<br />
Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist – vor<br />
allem infolge der guten Konjunkturdaten aus<br />
Deutschland – eine entgegen einigen Befürchtungen<br />
tendenziell positive. Wir sind<br />
bei der Beschäftigungslage derzeit die<br />
Zweitbesten in Europa. Aus Umfragen wissen<br />
wir, dass die Betriebe ihren internen Weiterbildungsbedarf<br />
massiv erhöhen müssen,<br />
da der Fachkräftemarkt in vielen Branchen<br />
ausgetrocknet ist.<br />
Damit aus der exportgetriebenen Erholung<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 29
30<br />
KONJUNKTUR<br />
ein sich selbst tragender Aufschwung wird,<br />
bräuchte es vor allem eines: Investitionen.<br />
Um Investitionen anzukurbeln, hat die Politik<br />
zwei Möglichkeiten: Sie kann entweder<br />
selbst mehr investieren. Das hat aber weniger<br />
Hebel und ist angesichts der Budgetlage<br />
nicht dauerhaft möglich. Oder sie kann die<br />
privaten Unternehmen dazu animieren, mehr<br />
zu investieren. Nur das hat große Hebelwirkung,<br />
wenn man Investitionen der Unternehmen<br />
von 55 Milliarden Euro mit jenen Investitionen<br />
des Staates von knapp drei Unternehmen<br />
Euro vergleicht.<br />
Da in den kommenden zwei Jahren keine<br />
größeren Landes- oder Bundeswahlen anstehen,<br />
müssen wir uns politisch prioritär der<br />
Gestaltung der Zukunft widmen. Stichwort:<br />
„Jahr der Strukturreformen 2011“. Die öffentlichen<br />
Budgets müssen wieder stärker investitionsorientierte<br />
Zukunftsbudgets werden,<br />
statt gegenwartsbezogene Transferbudgets<br />
zu sein. Noch haben wir in Österreich<br />
eine weitaus bessere Ausgangsposition als<br />
Länder wie Irland oder Griechenland, Italien<br />
oder Spanien. Wenn selbst ohne Strukturreformen<br />
ein maastrichtkonformes Budget im<br />
Jahr 2012 erreichbar ist, dann ließe sich das<br />
Land mit Strukturreformen und den dadurch<br />
freizusetzenden Investitionsmitteln in Verbindung<br />
mit zusätzlichen Privatisierungserlösen<br />
auf einen erneuerten Prosperitätskurs<br />
führen. Diese Chance darf die Politik im Jahr<br />
2011 nicht vergeben.“<br />
Byron Haynes, CEO der BAWAG P.S.K.:<br />
„Österreich hat es dank einer umsichtigen<br />
und klugen Wirtschaftspolitik geschafft, die<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise erfolgreich zu<br />
Foto: Nikolaus Formanek<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
meistern. Nicht umsonst weist Österreich<br />
heute eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten<br />
in Europa auf. Natürlich bin ich bezüglich<br />
der Ansteckungsgefahr, die von der öffentlichen<br />
Schuldenproblematik einiger<br />
hoch defizitärer Länder ausgeht, besorgt. Die<br />
Finanzmärkte werden jedenfalls volatil bleiben,<br />
was auf die Realwirtschaft nicht ohne<br />
Auswirkungen bleiben wird. Dennoch erweist<br />
sich die heimische Konjunktur vor diesem<br />
Hintergrund vergleichsweise robust. Einerseits<br />
profitiert die exportorientierte Industrie<br />
vom kräftigen Aufschwung unseres<br />
wichtigsten Handelspartners Deutschland,<br />
andererseits gewinnt die inländische Nachfrage<br />
zusehends an Dynamik. Aus der Sicht<br />
der Bank ist natürlich zu hoffen, dass der<br />
gute Konjunkturverlauf auch positive Impulse<br />
für das Kreditgeschäft mit sich bringt.<br />
Bei Wohnbaukrediten zeichnet sich eine raschere<br />
Expansion bereits ab; die Unternehmen<br />
agieren allerdings bei ihren Investitionsentscheidungen<br />
noch eher zurückhaltend.<br />
Insgesamt bin ich jedenfalls zuversichtlich,<br />
dass 2011 sowohl für die österreichische<br />
Wirtschaft als auch für die Bawag P.S.K. ein<br />
erfolgreiches Jahr wird.“<br />
Dr. Günter Geyer, CEO Vienna Insurance<br />
Group: „Die Vienna Insurance Group wird<br />
ihren positiven Kurs fortsetzen und ihre Produktpalette<br />
in CEE ausbauen. Genau in dieser<br />
Region erwarten wir weiterhin dynamische<br />
Nachfrage an Versicherungslösungen,<br />
und sie wird der Wachstumsmotor unseres<br />
Konzerns sein. Dennoch wird das Jahr 2011<br />
anspruchsvoll werden. Speziell in Österreich<br />
rechnen wir bei den Prämien mit einer ge-<br />
Foto: Udo Titz<br />
dämpften Entwicklung, während wir in CEE<br />
ein klares, einstelliges Prämienplus erwarten.<br />
Insgesamt wollen wir das Ergebnis vor<br />
Steuern erneut um rund zehn Prozent steigern.<br />
Die breite geografische Diversifizierung<br />
der Vienna Insurance Group sichert unseren<br />
Wachstumskurs ab. Darüber hinaus<br />
können wir durch unsere neue Konzernstruktur<br />
jetzt noch schneller und flexibler auf die<br />
unterschiedlichen Marktgegebenheiten eingehen.<br />
Auch nach Abschluss unseres kostenorientierten<br />
Aktionsprogramms arbeiten wir<br />
weiter an der zukunftsorientierten Optimierung<br />
unseres Konzerns.“<br />
Mag. Gerald Wenzel, Generaldirektor<br />
Österreichische Volksbanken-AG: „In den<br />
Kernländern der Eurozone hat die Industriekonjunktur<br />
im Vorjahr spürbar an Schwung<br />
gewonnen. Die robuste internationale Nachfrage<br />
bot den wettbewerbsfähigen Exporteuren<br />
aus Österreich, Deutschland und den<br />
angrenzenden CEE-Staaten gute Expansionsbedingungen.<br />
Im Gegenzug sind stark<br />
verschuldete, teils von eigenen Immobilienkrisen<br />
belastete Staaten im vergangenen Jahr<br />
auf dem Kapitalmarkt unter Druck gekommen.<br />
Im laufenden Jahr bleibt das Risiko<br />
neuer Wellen der Euro-Staatsschuldenkrise<br />
aber hoch. Noch längst nicht alle Segmente<br />
des Finanzmarktes haben wieder zu ihrem<br />
Normalzustand zurückgefunden. Die Kreditvergabe<br />
an Unternehmen reichte im November<br />
2010 noch kaum an ihren Vorjahreswert<br />
heran, während jene an private Haushalte<br />
schon seit einiger Zeit wieder wächst.<br />
Für 2011 rechnen wir mit einer Fortsetzung<br />
des Normalisierungstrends und einem mo-<br />
Foto: ÖVAG/Robert Polster<br />
derat positiven Wirtschaftswachstum. Die<br />
Kreditwirtschaft wird das Ihre dazu beitragen<br />
und zählt darauf, dass bei der intensivierten<br />
Regulierung (Stichwort Basel III) mit<br />
so viel Augenmaß vorgegangen wird, dass<br />
die ,Produktionskosten‘ für Kredite im Rahmen<br />
bleiben.“ Ü
Kultur- und Geschäftszentrum<br />
Weiz (Projektentwicklung<br />
AT)<br />
Fotos: IMMORENT<br />
Umfassende Leistungen<br />
für Immobilienprojekte<br />
Seit Jahrzehnten ist die Immorent als kompetenter Partner in allen Belangen rund um die Immobilie<br />
bekannt. Durch die Bündelung der Kompetenzen der Immobilienspezialisten der Erste Group – Immo-<br />
rent und Group Real Estate – konnte das Leistungsspektrum noch einmal erweitert und speziell für<br />
große Immobilienprojekte optimiert werden. Unter der Marke Erste Group Immorent werden somit<br />
seit Beginn des Jahres 2011 alle Immobilien-Services entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus<br />
einer Hand angeboten.<br />
Die Erste Group Immorent ist eine neue<br />
funktionale Einheit, die alle Immobiliendienstleistungen<br />
der bisherigen Immorent<br />
AG, der Erste Group Bank AG und<br />
deren jeweiligen Tochtergesellschaften in<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
32<br />
CEE/SEE unter einem Dach zusammenführt.<br />
Die neue Organisation bietet ihren<br />
Kunden einen Ansprechpartner, der die gesamte<br />
Wertschöpfungskette im Bereich Immobilien<br />
für Gewerbe-, Wohnbau- und Ge-<br />
meindeprojekte abdeckt: Kredit, Leasing, Investment,<br />
Projektentwicklung, Baudienstleistungen<br />
sowie Infrastrukturprojekte. Die<br />
Erste Group Immorent ermöglicht nun Projektentwicklern,<br />
Unternehmen und der öf-
Der Vorstand der Erste Group Immorent: Gerald Antonitsch, Peter Tichatschek<br />
und Richard Wilkinson (v.l.n.r.)<br />
Bina Istra (Infrastrukturfinanzierung, HR)<br />
faBricks (Immobilieninvestment, AT)<br />
fentlichen Hand den Zugang zu einem umfassenden<br />
Angebot an Immobilien-Dienstleistungen<br />
und Experten über eine zentrale<br />
Schnittstelle – vor Ort in zwölf Ländern.<br />
Dazu Peter Tichatschek, CFO/COO/CRO<br />
der Erste Group Immorent AG: „Durch die<br />
Verbindung der Geschäftstätigkeiten der<br />
ehemaligen Immorent AG und der Erste<br />
Group maximieren wir die Synergien unserer<br />
beiden Unternehmen für unsere Kunden<br />
und können nun unsere Fachkompetenz für<br />
Immobilien- und Infrastrukturprojekte aus<br />
einer Hand anbieten. Die neue Einheit hat<br />
sich auf dem Markt als Anbieter aller wesentlichen<br />
Finanzierungsformen positioniert:<br />
Somit haben unsere Kunden einen zentralen<br />
Partner, der ihre Immobilienprojekte auf lokaler<br />
Ebene und grenzüberschreitend umfassend<br />
verwaltet.“<br />
Das Leistungsspektrum der Erste Group<br />
Immorent umfasst unter anderem Immobilienkredite,<br />
Immobilienleasing, Immobilienbeteiligungen,<br />
Infrastrukturfinanzierungen<br />
und Public-Private-Partnership-Beratung,<br />
Projektentwicklung und Baudienstleistungen.<br />
Richard Wilkinson, Vorstandsmitglied<br />
und verantwortlich für Kreditvergabe und<br />
Leasing, fügt hinzu: „Unsere 40-jährige Er-<br />
Koruni Dvur (Immobilienkredit, CZ)<br />
Galvaniho Business Center<br />
(Immobilienleasing, SK)<br />
fahrung und mehr als 10.000 Projekte belegen<br />
unser umfassendes Know-how in der<br />
Region gegenüber Immobilieninvestoren,<br />
Entwicklern, Großkunden oder KMUs sowie<br />
der öffentlichen Hand.“<br />
Neues Angebot<br />
Das neue Dienstleistungsangebot der Erste<br />
Group Immorent umfasst insbesondere die<br />
Aktivitäten der Erste Group für die öffentliche<br />
Hand. So werden sämtliche Fachkenntnisse<br />
im Bereich Infrastruktur gebündelt.<br />
Damit sind auch die optimale Beratung und<br />
individuell zugeschnittene Finanzierungs -<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Das Portfolio<br />
der Erste Group Immorent<br />
GELD & FINANZEN<br />
n Kreditfinanzierung: Ermöglicht<br />
maßgeschneiderte Lösungen für<br />
die Finanzierung von Immobilien.<br />
n Immobilienleasing: Steht für die<br />
Verbindung der Vorteile von Miete<br />
und Eigentum ohne Belastung der<br />
Kreditlinie des Kunden oder<br />
langfristige Kapitalbindung.<br />
n Real Estate Investment: Bedeutet<br />
eine Beteiligung an aller Art<br />
von Immobilien.<br />
n Infrastrukturfinanzierung: Mit<br />
der Beratung von Regierungen,<br />
lokalen Behörden und staatlichen<br />
Einrichtungen sowie dem privaten<br />
Sektor engagiert sich die Erste<br />
Group Immorent für das nachhaltige<br />
Wachstum und die Moder -<br />
nisierung von Gemeinden.<br />
n Projektentwicklung & Baudienst -<br />
leistungen: Die Entwicklung und<br />
Realisierung von anspruchsvollen<br />
Immobilienprojekten in Zentral-,<br />
Ost- und Südosteuropa ist auch<br />
eine der zentralen Leistungen.<br />
lösung garantiert. Ergänzende Dienstleistungen<br />
und internationale Public-Private-Partnership-Experten<br />
runden das Angebot ab.<br />
„Was bisher ausschließlich für unsere Leasingnehmer<br />
galt, gilt nun auch für alle Finanzierungsformen<br />
der Erste Group für Immobilien-<br />
und Infrastrukturprojekte. Wir bieten<br />
unseren Kunden nun eine noch breitere<br />
Palette an Dienstleistungen für Immobilienprojekte<br />
an: von der Standortauswahl bis zur<br />
Planung und vom Bau bis zur begleitenden<br />
Bauaufsicht oder Verwertung eines Projekts<br />
– auf diese Weise entlasten wir den Bauherren<br />
und stellen eine erstklassige Qualität sowie<br />
die Einhaltung der Projektbudgets und<br />
Liefertermine sicher“, erklärt Gerald Antonitsch,<br />
Vorstandsmitglied der Erste Group<br />
Immorent AG, verantwortlich für Projektentwicklung<br />
und Infrastruktur.<br />
Durch die lokalen Banken der Erste Group<br />
sowie Niederlassungen in insgesamt zwölf<br />
Ländern verfügt die Erste Group Immorent<br />
über ein dichtes Netzwerk an Experten, von<br />
dem die Kunden direkt profitieren. Ü<br />
FACTS<br />
Die Erste Group Immorent umfasst<br />
in Österreich und CEE/SEE rund 900<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
und betreut ein Portfolio von 13 Milliarden<br />
Euro. Die Erste Group Immorent<br />
AG ist eine 100%-Tochter der<br />
Erste Group Bank AG.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 33
34<br />
GELD 6 FINANZEN<br />
Die ganze Welt<br />
aus einer Hand<br />
KNOW-HOW: Die Bank Austria ist in Sachen Außenhandels -<br />
finan zierung klarer Marktführer in Österreich und begleitet<br />
Unternehmenskunden als strategischer Finanzpartner bei<br />
der internatio nalen Expansion.<br />
Wer erfolgreich Geschäfte machen<br />
möchte, braucht einen Partner, der finanzielle<br />
Schranken öffnet. Die Bank<br />
Austria ist die langjährige Nummer eins bei<br />
grenzüberschreitenden Geschäften und die<br />
erste Adresse in Österreich für internationale<br />
Exportfinanzierung. Unternehmenskunden<br />
profitieren vom profunden Know-how, der<br />
langjährigen Erfahrung und hohen Beratungs-<br />
und Problemlösungsqualität speziell<br />
geschulter Firmenkundenbetreuerinnen und<br />
-betreuer.<br />
Als Mitglied der UniCredit, einer der größten<br />
europäischen Bankengruppen mit globaler<br />
Reichweite, bietet die Bank Austria ihren<br />
Unternehmenskunden national und international<br />
maßgeschneiderte Lösungen und<br />
hochwertiges Service. Sie ist in nahezu 50<br />
Ländern präsent, mit bankeigenen Niederlassungen<br />
in Zentral- und Osteuropa sowie<br />
Repräsentanzen auf den wichtigsten Finanz-<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
plätzen der Welt. Hinzu kommen etwa 4.000<br />
Korrespondenzbanken, mit denen die Bank<br />
Austria weltweit eng zusammenarbeitet.<br />
Neben einer innovativen Produkt- und Servicepalette<br />
umfasst das Angebot der Bank<br />
Austria ausgezeichnete Kontakte zu nationalen<br />
und internationalen Förderstellen sowie<br />
umfassende Expertise im privaten Exportkreditversicherungsbereich.<br />
Research- und Marktforschungsspezialisten<br />
der UniCredit verfügen über ein besonders<br />
fundiertes Wissen über die lokalen Gegebenheiten<br />
und Geschäftspraktiken weltweit.<br />
Dieses Wissen wird kontinuierlich in Publikationen,<br />
Veranstaltungen und im persönlichen<br />
Gespräch mit<br />
Kunden weitergeben<br />
und leistet vielen<br />
Unternehmern<br />
wertvolle Entscheidungshilfe.<br />
ÖSTERREICHISCHE EXPORTE UND IMPORTE<br />
Die saisonbereinigte Entwicklung der österreichischen<br />
Exporte und Importe zeigt eine hohe Dynamik: Das durchschnittliche<br />
monatliche Exportvolumen ist per September<br />
2010 auf rund 9,5 Mrd. Euro bzw. 94 Prozent des Höchststandes<br />
vom März 2008 angewachsen. Damit sind die Exporte<br />
seit dem Tiefststand im Frühjahr 2009 um rund 25<br />
Prozent, die Importe um 19 Prozent gestiegen.<br />
Für ihre Leistungen in der Außenhandelsfinanzierung<br />
wurde die Bank Austria von renommierten<br />
internationalen Fachmagazinen<br />
wie „Global Finance“ und „Euromoney“ bereits<br />
mehrfach ausgezeichnet. Ü<br />
GUT ZU WISSEN<br />
Die Bank Austria bietet via Internet<br />
unter www.bankaustria.at und E-<br />
Mail-Bestellservice an pub@unicreditgroup.at<br />
eine Vielzahl von Studien,<br />
Konjunkturprognosen und aktuellen<br />
Wirtschaftsinformationen<br />
kostenlos an. Zu außenhandelsrelevanten<br />
Themen empfehlen sich insbesondere<br />
folgende Publikationen:<br />
„Report“: quartalsweise Zusammenstellung<br />
der wichtigsten Wirtschaftsthemen,<br />
Fakten und Zahlen<br />
mit Schwerpunkt Österreich<br />
„CEE Quarterly“: vierteljährlicher<br />
Überblick zur Konjunktur in Zentralund<br />
Osteuropa<br />
„Freitagspapier“: wöchentlicher internationaler<br />
Wirtschafts- und Währungsausblick,<br />
zu finden unter<br />
www.hvb.de > Research<br />
WEITERE INFOS...<br />
...erhalten Sie bei Ihrer Firmenkundenbetreuerin<br />
bzw. Ihrem Firmenkundenbetreuer<br />
oder unter<br />
www.bankaustria.at – Firmenkunden.<br />
LOKAL, GLOBAL, INTERNATIONAL<br />
Österreichische Unternehmen genießen auf den Exportmärkten<br />
der Welt hohes Ansehen. Sie haben ihren geografischen<br />
Spielraum in den vergangenen Jahren kräftig erweitert.<br />
Vor allem die Länder Zentral- und Osteuropas haben<br />
an Bedeutung gewonnen. Über 20 Prozent der heimischen<br />
Exporte gehen bereits in diese Region.<br />
Hoch in der Gunst von Exporteuren stehen auch Asien,<br />
Lateinamerika und Afrika. Die nachstehende Tabelle zeigt,<br />
wie sich die wichtigsten außereuropäischen Ausfuhrmärkte<br />
2011 entwickeln und wo sich Chancen für österreichische<br />
Unternehmen bieten:<br />
Land<br />
Wirtschaftswachstum<br />
in Prozent* Geschäftschancen<br />
Brasilien 4,1 Infrastruktur, Erdölförderung und<br />
-verarbeitung, Tourismus<br />
China 9,6 Infrastruktur, Hochtechnologie,<br />
Maschinen- und Anlagenbau, Energie,<br />
Umweltschutz<br />
Südafrika 4,2 Infrastruktur, Ausrüstungen für Bergbau-,<br />
Gewerbe- und Industriebetriebe,<br />
Energie- und Umweltbereich<br />
USA 2,0 Gesundheitsbereich, Infrastruktur,<br />
energiesparende und umweltfreund -<br />
liche Technologien<br />
*) Prognose Quellen: UniCredit Research, WKO/Außenwirtschaft Österreich
Außenhandel:<br />
am besten mit der<br />
Bank Austria<br />
INTERVIEW: Bank Austria-Vorstand Helmut<br />
Bernkopf über die Kraft, die Österreichs<br />
Wirtschaft antreibt, und die Bank, die vieles<br />
dafür möglich macht.<br />
n Ist die Wirtschaftskrise vorüber?<br />
Was erwarten Sie für 2011?<br />
Helmut Bernkopf, Bank Austria Vorstand<br />
Corporates & Investment Banking: Nach der<br />
wirtschaftlich angespannten Situation der<br />
vergangenen zwei Jahre ist tendenziell Beruhigung<br />
zu erkennen. Für 2011 wird für Österreich<br />
ein etwas höheres Wirtschaftswachstum<br />
von rund zwei Prozent prognostiziert. Die<br />
Triebfeder für die Wirtschaftsdynamik wird<br />
dabei eindeutig der Außenhandel sein.<br />
n Welche Rolle spielt der Außenhandel<br />
für Österreich?<br />
Bernkopf: Mit einem Exportplus von erwarteten<br />
15 Prozent nominell hat das Exportvolumen<br />
Österreichs 2010 die 100-Milliardenmarke<br />
wieder deutlich überschritten. Österreich<br />
erwirtschaftet mehr als die Hälfte seiner<br />
Wirtschaftsleistung durch grenzüberschreitende<br />
Geschäfte und zählt weltweit –<br />
gemessen an den Ausfuhren von rund 13.400<br />
Euro pro Kopf – zu den Top-Exportnationen.<br />
n Welche Bedeutung hat der Außen -<br />
handel für die Bank Austria?<br />
Bernkopf: Exportfinanzierungen gehören zu<br />
unserer Kernkompetenz. Als erfahrener, strategischer<br />
Finanzpartner für Firmenkunden<br />
unterstützen wir die Mehrheit der exportierenden<br />
Unternehmen in Österreich bei ihren<br />
grenzüberschreitenden Geschäften. Im Bereich<br />
Außenhandel ist die Bank Austria damit<br />
die unumstrittene Nummer eins.<br />
n Was ist das Prinzip Ihrer Kunden -<br />
betreuung im grenzüberschreitenden<br />
Geschäft?<br />
Bernkopf: Unser Grundsatz lautet „alles aus<br />
einer Hand“. Dazu stellt der persönliche Firmenkundenbetreuer<br />
ein individuell auf die<br />
Bedürfnisse des Kunden abgestimmtes Team<br />
von Spezialisten zusammen und koordiniert<br />
grenzüberschreitende Aktivitäten des Unternehmens.<br />
Helmut Bernkopf,<br />
Vorstand der<br />
Bank Austria für<br />
Corporate und<br />
Investment Banking<br />
Foto: Bank Austria<br />
Der Kunde hat damit einen Ansprechpartner<br />
für alle Belange und alle Länder und profitiert<br />
vom Know-how einer weltweit agierenden<br />
Bankengruppe sowie von international<br />
erprobten Finanzkonzepten. Sei es bei der<br />
maßgeschneiderten Finanzierung, Förderung<br />
oder im Bereich der Absicherung von grenzüberschreitenden<br />
Geschäften.<br />
n Können Ihre Kunden österreich -<br />
weit und flächendeckend von diesem<br />
Betreuungsprinzip Gebrauch<br />
machen?<br />
Bernkopf: Selbstverständlich. In der Bank<br />
Austria stehen österreichweit speziell ausgebildete<br />
Firmenkundenbetreuerinnen und<br />
-betreuer in unseren RegionalCentern zur<br />
Verfügung und nehmen sich der Anliegen<br />
unserer Kunden an. Intern arbeiten sie mit<br />
speziell geschulten Kolleginnen und Kollegen<br />
unserer Tochterbanken in Zentral- und<br />
Osteuropa sowie unseren Repräsentanten an<br />
allen wichtigen Finanzplätzen der Welt zusammen.<br />
Darüber hinaus kooperieren wir<br />
weltweit mit rund 4.000 Korrespondenz -<br />
banken.<br />
Die Bank Austria kümmert sich sozusagen<br />
um die komplette Betreuung eines geplanten<br />
Auslandsgeschäftes des Kunden und unterstützt<br />
z. B. bei sprachlichen und kulturellen<br />
Barrieren, mit der Expertise betreffend lokaler<br />
gesetzliche und steuerrechtliche Rahmenbedingungen<br />
u.v.m. – und das „alles aus<br />
einer Hand“.<br />
n Welche Schwerpunkte setzt die Bank<br />
Austria in der Außenhandelsfinan -<br />
zierung?<br />
Bernkopf: Wir bieten sämtliche auslandsgeschäftsrelevante<br />
Produkte und Dienstleistungen<br />
an – vom grenzüberschreitenden<br />
Zahlungsverkehr bis zu Cash-Management-<br />
Lösungen, von der Strukturierung und Finanzierung<br />
von Exporten bzw. Importen inklusive<br />
Förderungsberatung und Versicherung<br />
bis zum Dokumenten- und Garantiegeschäft<br />
und zur Absicherung von Zins- und<br />
Währungsrisiken.<br />
n Besonders häufig nachgefragt werden<br />
Exportfinanzierungen. Was bietet die<br />
Bank Austria dazu konkret an?<br />
Bernkopf: Unsere Produktpalette reicht vom<br />
einfachen Forderungsankauf bis zu komplexen<br />
strukturierten Finanzierungen und Softloans.<br />
Unser Angebot ist sehr umfassend und<br />
wird je nach Bedarf individuell zugeschnitten.<br />
n Keine Finanzierung gleicht also der<br />
anderen?<br />
Bernkopf: Das ist unser Leistungsversprechen<br />
an unsere Kunden. Die Bank Austria<br />
kann dank ihrer global aufgestellten Produkteinheiten<br />
international erprobte Finanzkonzepte<br />
marktaktuell zur Verfügung stellen.<br />
In der konkreten Umsetzung für den Kunden<br />
erfolgt aber immer eine individuelle Ausgestaltung<br />
– ganz nach Bedarf und Art des<br />
Projekts. Ü<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 35
36<br />
GELD 6 FINANZEN<br />
Wie in jedem Unternehmen, kommt es<br />
auch in einer Bank darauf an, mit den<br />
Ressourcen hauszuhalten und diese<br />
gewinnbringend einzusetzen. Die Ressourcen<br />
der Banken sind Liquidität und Kapital,<br />
genauer gesagt: Eigenkapital. Die Anforderungen<br />
an diese Ressourcen, den Eigenkapitaleinsatz<br />
und die damit einhergehende Eigenmittelquote<br />
bzw. die Liquiditätsvorratshaltung,<br />
werden sich drastisch verändern.<br />
Als Konsequenz der Krise gab es eine Fülle<br />
von Initiativen, die den Bankensektor der<br />
Zukunft robuster machen sollten. Ein zentraler<br />
Bestandteil sind die neuen Kapital- und<br />
Liquiditätsbestimmungen für Banken, die<br />
vom Basler Bankenausschuss erarbeitet und<br />
als „Basel III“ bekannt wurden. Banken<br />
müssen zukünftig mehr Liquidität und Kapital<br />
vorhalten, und das in höchster Qualität.<br />
Damit soll der mögliche Leverage bei Banken<br />
aufsichtsrechtlich limitiert werden und<br />
somit Finanzkrisen und der damit verbundene<br />
wirtschaftliche Schrumpfungsprozess<br />
künftig vermieden bzw. abgemildert werden.<br />
Nur, diese erhöhte Vorratshaltung hat erhebliche<br />
Kosten. Dies betrifft insbesondere die<br />
„Herstellungskosten“ für den klassischen Investitionskredit,<br />
der im KMU-dominierten<br />
Österreich noch immer die mit Abstand<br />
wichtigste Fremdkapitalquelle darstellt.<br />
Kapitalmarktfähige Unternehmen können<br />
diese neuen, zusätzlichen Kosten durch eigene<br />
Anleiheemissionen vermeiden. Hier<br />
treffen sich der Fremdkapitalbedarf des Unternehmens<br />
und die Veranlagungsnotwendigkeit<br />
von Investoren. Die Bank ist in der<br />
Rolle des Intermediär, des Arrangeurs der<br />
Anleihe, übernimmt die Platzierung, sie ist<br />
aber nicht in der Rolle des Risikonehmers.<br />
Aber welche Mittel stehen Klein- und Mittelbetrieben<br />
zur Verfügung?<br />
Gerade die Volksbanken und die Volksbank<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
KMU-Finanzierung<br />
nach Basel III<br />
Die Realwirtschaft und die Banken – seit der Finanzkrise wird auf diese Unter -<br />
scheidung, so als ob Banken nicht real wären, viel Wert gelegt. Diese Unterschei-<br />
dung ist aber schlichtweg falsch. Wenn man meint, Basel III hat keine Auswirkungen<br />
auf die sogenannte Realwirtschaft, dann irrt man. Banken sind Dienstleister und<br />
Lieferanten.<br />
AG – Investkredit haben Erfahrung damit,<br />
nicht kapitalmarktfähigen Unternehmen zu<br />
marktnahen Konditionen Fremdkapital zu<br />
verschaffen. Schon lang vor Basel III hat die<br />
Volksbank AG – Investkredit als Bank für<br />
Unternehmen mit dem Mittelstandsbond<br />
oder dem Schuldscheindarlehen taugliche<br />
Instrumente für die Finanzierung von KMU<br />
entwickelt. Die Investorenbasis ist breit gestreut,<br />
von regionalen bis zu internationalen<br />
Investoren.<br />
Die Bank als Intermediär zwischen Investoren<br />
und Klein- und Mittelbetrieben, ein zukunftstauglicher<br />
Weg!<br />
Vorstandsdirektor Martin<br />
Fuchsbauer, MBA (Ressortleitung<br />
Financial Markets)<br />
Foto: ÖVAG<br />
Nähere Informationen unter<br />
www.volksbank.com<br />
Vorteile:<br />
n Die Volksbank AG – Investkredit erschließt<br />
Unternehmen den Zugang zum<br />
Kapitalmarkt und setzt ihre Wertpapierkompetenz<br />
im Fremdmittelbereich um.<br />
n Als Bank für Unternehmen wird sie als<br />
erfahrener Bankpartner bei Unternehmensanleihen<br />
von ihren Kunden geschätzt.<br />
n Mittelstandsbonds und Schuldscheindarlehen<br />
als attraktive Finanzierungsalternativen:<br />
für einen Finanzbedarf von EUR<br />
drei Millionen bis EUR 50 Millionen die<br />
Chancen des Kapitalmarktes zu nutzen. Ü
Foto: kwt<br />
n Warum haben Sie sich nicht für eine große Kanzlei,<br />
sondern für die Zusammenarbeit mit einem Bilanzbuchhalter<br />
entschieden?<br />
Wir sind ein Betrieb der mittelständischen Wirtschaft. In den großen<br />
Kanzleien wird man schnell zur anonymen Nummer. Die<br />
Bilanzbuchhalter kennen unsere Probleme und sprechen<br />
unsere Sprache. Unser Bilanzbuchhalter hat uns auf unserem<br />
Wachstumskurs bisher vorbildlich begleitet.<br />
n Welche Leistungen nehmen Sie im Wesentlichen<br />
in Anspruch?<br />
Zuerst einmal natürlich die gesamte Palette des Rechnungswesens,<br />
das sind Buchhaltung, Personalverrechnung<br />
und Kostenrechnung. Aber die Leistungen gehen<br />
inzwischen weit darüber hinaus. Unser Bilanzbuchhalter<br />
ist zu einem umfassenden Berater geworden. Er ist Ansprechpartner<br />
in sämtlichen wirtschaftlichen Angelegenheiten.<br />
n Kann es da nicht zu Situationen kommen, dass<br />
das nötige Know-how für Spezialgebiete nicht<br />
vorhanden ist?<br />
Nein. Unser Bilanzbuchhalter arbeitet mit externen Experten<br />
zusammen, die bisher jedes Problem lösen konnten.<br />
Das ist sogar ein Vorteil, weil man jederzeit auf das<br />
beste am Markt verfügbare Know-how zurückgreifen<br />
kann.<br />
n Die daraus abzuleitenden strategischen Entscheidungen<br />
treffen Sie aber allein?<br />
Die Strategie ist Aufgabe der Unernehmensführung, aber<br />
auch dabei arbeiten wir eng mit unserem Bilanzbuchhalter<br />
zusammen. Dabei geht es nicht nur um die Erstellung<br />
der Bilanz, sondern um die Analyse der Zahlen, und besonders<br />
wichtig sind die Branchenvergleiche, die uns unser<br />
Bilanzbuchhalter jährlich liefert. Nicht zu vergessen:<br />
Er ist die Ansprechperson für die Wirtschaftsprüfung.<br />
n Und im täglichen Geschäft?<br />
Unser Bilanzbuchhalter kümmert sich um viele operative<br />
GELD 6 FINANZEN<br />
Bilanzbuchhalter: Umfassende<br />
Beratung in höchster Qualität<br />
speziell für kleine und mittelständische Unternehmen<br />
Ingenieur Karl Weiß ist Geschäftsführer und Eigentümer des Bau-<br />
und Zimmermeisterbetriebes Johann Fuchs GmbH.<br />
Der Unternehmer aus dem niederösterreichischen Lanzenkirchen<br />
setzt seit vielen Jahren auf die Zusammenarbeit mit einem selbst-<br />
ständigen Bilanzbuchhalter und erläutert im Interview mit den<br />
<strong>Wirtschaftsnachrichten</strong> die Gründe dafür.<br />
Kleinigkeiten, die in Summe sehr wichtig sind und viel Geld bringen.<br />
Das reicht vom optimalen Ausnützen von Skonti bis zu den Verhandlungen<br />
um Kreditkonditionen. Insgesamt kann ich aus meiner Erfahrung<br />
nur raten: Lernen Sie Bilanzbuchhalter kennen. Ü<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 37
38<br />
GELD 6 FINANZEN<br />
LeasePlan Excellence Award!<br />
Jährlich werden unter Hunderten von Werkstätten die Besten der Besten ermittelt. Eine begehrte<br />
Auszeichnung für Kfz-Markenwerkstätten.<br />
Supplier of the Year 2010: Hertz International Franchise<br />
Rienhoff GmbH aus Wien<br />
Qualität und Kundenorientierung werden<br />
bei LeasePlan Österreich großgeschrieben.<br />
Auch bei der Auswahl der Markenwerkstätten<br />
wird größter Wert auf hohe Qualität<br />
und Service am Kunden gelegt. Deshalb<br />
wurden heuer bereits zum 14. Mal die besten<br />
Markenwerkstätten Österreichs mit dem<br />
LeasePlan Excellence Award ausgezeichnet.<br />
Die Kriterien sind streng, daher freuen sich<br />
die Sieger ganz besonders, unter Hunderten<br />
getesteten Werkstätten ausgewählt zu werden.<br />
Zur Bewertung wurden in diesem Jahr<br />
rund 102.000 Werkstattaufenthalte herangezogen.<br />
Am 27. Jänner 2011 prämierte Österreichs<br />
größter markenunabhängiger Fuhrparkmanager<br />
besonders kundenorientierte<br />
Markenwerkstätten für deren exzellente<br />
Leistungen im vergangenen Jahr.<br />
Was gibt LeasePlan die Kompetenz,<br />
sagen zu können, wer die besten Markenwerkstätten<br />
in Österreich sind?<br />
Seit 28 Jahren ist LeasePlan Österreich als<br />
Fuhrparkmanager am Markt tätig. Aktuell<br />
managt LeasePlan einen Bestand von ca.<br />
23.500 Fahrzeugen, die 2010 in Summe rund<br />
811 Millionen km zurückgelegt haben.<br />
Um die 23.500 Fahrzeuge einsatzbereit zu<br />
halten, hat LeasePlan im vergangenen Jahr<br />
technische Wartungen, Instandsetzungen<br />
und Karosseriereparaturen im Wert von über<br />
45,5 Millionen Euro abgewickelt bzw. über<br />
102.000 Rechnungen bearbeitet.<br />
Die von LeasePlan gemanagten Fahrzeuge<br />
sind durchschnittlich 34.700 km pro Jahr unterwegs.<br />
Damit sie dies stets im verkehrssicheren<br />
Zustand tun, muss jeder Wagen<br />
durchschnittlich dreimal pro Jahr in eine<br />
Werkstatt – zu Wartungs- oder Reparaturarbeiten<br />
– und einmal pro Jahr zu einer<br />
Karosseriere paratur. Diese Fahrzeuglenker<br />
sind mit gutem Recht besonders anspruchsvolle<br />
Werkstattkunden. Für sie ist ihr Auto<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
zu wesentlichen Teilen ihrer Dienstzeit ihr<br />
Arbeitsplatz. Für sie sind kompetente Betreuung,<br />
rasche Abwicklung, hohe fachliche<br />
Qualität der Werkstatt sowie eine möglichst<br />
kurze Nutzungsunterbrechung von entscheidender<br />
Bedeutung.<br />
Wie erfolgt die Bewertung?<br />
Im Unterschied zu üblichen Werkstättentests,<br />
bei denen durch eine einzige oder einige<br />
wenige Stichproben die Qualität einer<br />
Werkstatt beurteilt wird, hat LeasePlan rund<br />
102.000 Werkstattaufenthalte bewertet. Aus<br />
Hunderten Markenwerkstätten werden in einem<br />
mehrstufigen Verfahren die besten in<br />
ganz Österreich ermittelt. Es fließen die Bewertungen<br />
aus den laufenden Aufzeichnungen<br />
und Erfahrungen der LeasePlan Fachabteilungen<br />
genauso mit ein wie auch die Ergebnisse<br />
einer Online-Umfrage bei den<br />
Fahrzeugnutzern.<br />
Ermittelt wurde unter anderem:<br />
n Kunden-/Fahrerzufriedenheit (telefonische<br />
Erreichbarkeit, Wartezeiten etc.)<br />
n Engagement bei Garantie- und Kulanz -<br />
abwicklungen<br />
n hat sich die Werkstatt um die Mobilität<br />
gekümmert (Ersatzfahrzeug, Taxi gerufen...)<br />
n die Modalitäten bei der Übernahme des<br />
reparierten Fahrzeuges<br />
n Abwicklung von Versicherungsschäden<br />
n Kosten<br />
Zum Schluss stehen sie dann fest –<br />
die Besten der Besten!<br />
Die diesjährigen LeasePlan Excellence<br />
Award Preisträger sind:<br />
n AUDI: Porsche Inter Auto GmbH & Co<br />
KG, Wiener Neudorf (NÖ)<br />
n BMW: Frey Autohaus Gesellschaft<br />
m.b.H., Salzburg (S)<br />
Die diesjährigen LeasePlan Excellence Award Preisträger<br />
freuen sich über ihre Auszeichnung. Fotos: LeasePlan<br />
n FIAT: Denzel Wolfgang Kraftfahrzeuge<br />
AG, Graz (Stmk)<br />
n FORD: Autohaus Danner GmbH,<br />
Schlüßlberg (OÖ)<br />
n MERCEDES: Konrad Wittwar<br />
Ges.m.b.H., Graz (Stmk)<br />
n OPEL: Autohaus Ebner GmbH, Baden-<br />
Oeynhausen (NÖ)<br />
n PEUGEOT: Gundacker GesmbH,<br />
Krems (NÖ)<br />
n RENAULT: Anton Cserna Handels- und<br />
Service-Ges.m.b.H., Wien (W)<br />
n SKODA: Autohaus Ing. F. Kuss Gesellschaft<br />
m.b.H., Graz (Stmk)<br />
n VOLVO: Spes GmbH, Graz (Stmk)<br />
n VW: Porsche Inter Auto GmbH & Co<br />
KG, Wien, Prager Str. (W)<br />
Eine solche Beurteilung kann kein anderes<br />
Unternehmen in Österreich abgeben, denn<br />
nur LeasePlan hat den entsprechenden Marken-Mix<br />
und die nötige Größe. LeasePlan<br />
Österreich ist Bestandteil einer großen<br />
Gruppe, vertreten in 30 Ländern, die weltweit<br />
mit 6.000 Mitarbeitern rund 1,35 Millionen<br />
Fahrzeuge managt, und das schon seit<br />
über 47 Jahren. Ü<br />
LEASEPLAN IN ÖSTERREICH<br />
LeasePlan Österreich Fuhrparkmanagement<br />
GmbH, eine 100%ige<br />
Tochter der LeasePlan Corporation<br />
N.V., agiert bereits seit 27 Jahren als<br />
der mit Abstand größte markenunabhängige<br />
Fuhrparkmanager am<br />
heimischen Markt. Rund 23.500<br />
Fahrzeuge werden in Österreich von<br />
110 MitarbeiterInnen gemanagt.<br />
Global werden derzeit durch Lease-<br />
Plan Unternehmen in 30 Ländern,<br />
1,35 Millionen Fahrzeuge durch<br />
6.000 MitarbeiterInnen betreut.
40<br />
GELD 6 FINANZEN<br />
Kreditsteuer ade:<br />
Factoring attraktiver denn je<br />
Die VB Factoring Bank, eine 100%-Tochter der<br />
Volksbanken AG, feierte gerade ihr 30-<br />
jähriges Firmenjubiläum.<br />
Das auf Factoring spezialisierte<br />
Bankinstitut hat im Jubiläums-<br />
jahr 2010 beim Umsatz erstmals<br />
einen Meilenstein überschritten.<br />
Für 2011 erwartet es weitere Zuwächse.<br />
Schon seit mehr als 30 Jahren begleitet<br />
die VB Factoring Bank Unternehmer bei<br />
der Finanzierung ihrer Vorhaben – sei es<br />
nun die Geschäftserweiterung, Investitionen<br />
oder die Übernahme eines weiteren Betriebes.<br />
Denn für all diese Pläne benötigt man<br />
schnelle und sichere Liquidität. Wie erfolgreich<br />
das Modell der VB Factoring Bank dabei<br />
ist, zeigt die Umsatzentwicklung: Das<br />
Unternehmen hat seine gesetzten Ziele im<br />
vergangenen Jahr übertroffen. „Erwarteten<br />
wir zur Jahresmitte noch eine Steigerung<br />
zum Vorjahr von fünf bis acht Prozent, so<br />
sind es aufgrund des guten Neugeschäftes<br />
und der Umsatzzuwächse der Bestandskunden<br />
nun doch knapp über zwölf Prozent geworden.<br />
2010 wurden Forderungen im Ausmaß<br />
von 1,096 Milliarden Euro angekauft“,<br />
so VB Factoring-Vorstand Auer.<br />
Selbstverständlich sind auch die vergangenen<br />
zwei Jahre, in denen die Wirtschaft stark<br />
in Mitleidenschaft gezogen wurde, nicht<br />
spurlos an den Finanzierungsexperten vorbei<br />
gegangen. „Die Finanzkrise hat sich zwar<br />
auch auf das Geschäftsmodell Factoring<br />
leicht bremsend ausgewirkt, dennoch sind<br />
wir in Anbetracht der Wirtschaftslage mit unserem<br />
Wachstum sehr zufrieden“, betont<br />
Vorstand Dr. Gerhard Ebner. Jetzt, in der<br />
konjunkturellen Erholungsphase und im<br />
Das Vorstandsteam: Herbert Auer<br />
und Dr. Gerhard Ebner Foto: VB Factoring<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Foto: Jupiterimage<br />
Hinblick auf das Wegfallen der Kreditsteuer,<br />
erwartet die VB Factoring Bank weitere Zuwächse.<br />
Nicht zuletzt durch Basel III auf der<br />
einen und die neue Lust am Investieren durch<br />
die Unternehmen auf der anderen Seite wird<br />
das Instrument Factoring eine weiterhin zunehmende<br />
Rolle in den Betrieben spielen.<br />
Schnelle Liquidität für KMU<br />
Flexibilität und individuelle Lösungen gehören<br />
laut Auer zum Erfolgsrezept der Bank:<br />
„Factoring ist ein ausgezeichnetes Instrument<br />
zur Wachstumsfinanzierung, der Rahmen<br />
passt sich dem Geschäftsverlauf des<br />
Kunden an. Der größte Vorteil für den Kunden<br />
ist einfach die schnelle Liquidität.“<br />
Wie beim Leasing ergibt sich beim Factoring<br />
der zusätzliche Vorteil, dass Factoring zu einer<br />
Bilanzverkürzung führt. Auer weiter:<br />
„Das wirkt sich unmittelbar auf die Eigenkapitalquote<br />
unserer Kunden aus, und es<br />
kann damit das Rating bei der Hausbank, das<br />
künftig für die Kreditvergabe und die Konditionen<br />
noch entscheidender sein wird, positiv<br />
beein flussen.“<br />
Vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen<br />
sind darüber hinaus die Vorteile gefragt,<br />
die Factoring gegenüber „unintelligenten“<br />
Lösungen wie dem üblichen Zessionskredit<br />
hat. So kann die VB Factoring ihren<br />
Kunden etwa das komplette Forderungsmanagement<br />
inklusive Mahnwesen und Kundenbuchhaltung<br />
als Ergänzung zur dynamischen<br />
Finanzierung anbieten.<br />
Das bringt Entlastung und auch Einsparungen<br />
mit sich. Zu beachten ist, dass Factoring<br />
nicht für jedes Unternehmen passt. Manche<br />
Branchen – wie das Baugewerbe – sind ausgeschlossen.<br />
„Daher gilt es, jeden Kunden<br />
individuell und auf seine Ist-Situation abgestimmt<br />
zu beraten“, betont VB-Factoring-<br />
Vorstand Auer. Ü<br />
INFO-POINT<br />
VB Factoring auf einen Blick<br />
Die VB Factoring Bank mit Sitz in<br />
Salzburg wurde 1980 vom Bankhaus<br />
Berger & Comp. (heute Vontobel)<br />
und Walter E. Heller Overseas Corporation<br />
(USA) gegründet. 1989 stieg<br />
die Österreichische Volksbanken AG<br />
(ÖVAG) mit 50 Prozent ein, 1996<br />
übernahm sie die übrigen Anteile<br />
und wurde einziger Aktionär.<br />
Die VB Factoring Bank positioniert<br />
sich schon seit damals als Komplettanbieter<br />
rund um die Kundenforderungen.<br />
Vor 20 Jahren wurde<br />
daher auch ein eigenes Inkassobüro<br />
– die Eurincasso GmbH – gegründet.<br />
Der Geschäftsbereich Factoring ist<br />
stark gewachsen: 1981, im ersten<br />
vollen Geschäftsjahr, belief sich der<br />
Umsatz auf 16 Millionen Euro.<br />
Mit 1,096 Milliarden Euro im Jahr<br />
2010 erreichte man den bisherigen<br />
Rekordwert.<br />
Argumente für das Factoring<br />
n Liquidität: VB Factoring kauft Forderungen<br />
von Unternehmen, die<br />
diese an ihre Kunden haben. Das<br />
Geld fließt sofort - und nicht erst,<br />
wenn der Abnehmer die Rechnung<br />
bezahlt.<br />
n Entlastung: VB Factoring übernimmt<br />
die Debitorenverwaltung,<br />
das Mahnwesen und den Forderungseinzug.<br />
n Sicherheit: VB Factoring übernimmt<br />
mit dem Kauf der Forderungen<br />
das Ausfallsrisiko. Wird<br />
der Abnehmer zahlungsunfähig,<br />
springen wir im Rahmen der<br />
vereinbarten Limits ein.<br />
FACTORING<br />
Finanzierungsmodell mit Tradition<br />
Die Bezeichnung Factoring lässt sich<br />
weit bis vor das Mittelalter, bis zu<br />
den Babyloniern, zurückverfolgen:<br />
Die Handelshäuser der Fugger und<br />
Welser setzen in ihren Niederlassungen<br />
sogenannte „Factors“ ein.<br />
Im 19. Jahrhundert entstanden in<br />
Nordamerika erste „Factoring-Houses“,<br />
die Klienten u.a. Forderungseintreibung<br />
und Übernahme des<br />
Ausfallrisikos anboten. Factoring hat<br />
im letzten Jahrzehnt besonders in<br />
Europa sprunghaft zugelegt. Über<br />
500 Factoringgesellschaften/-banken<br />
bewegen hier ein Volumen von<br />
rund 900 Milliarden Euro. Das entspricht<br />
ca. 68 Prozent des gesamten<br />
Factoring-Weltmarktes. (Quelle: FCI).
Die AUVA stellt<br />
für kleine und<br />
mittlere Unternehmen<br />
(KMU)<br />
ein besonders attraktives<br />
Angebot<br />
zur Verfügung. Unter<br />
der Marke<br />
<strong>AUVAsicher</strong> wird<br />
die sicherheitstechnische<br />
und arbeitsmedizinischeBetreuung<br />
von Arbeitsstätten<br />
mit bis<br />
zu 50 Beschäftigten abgewickelt. Diese Betreuung<br />
erfolgt kostenlos, da vor allem kleinere<br />
Unternehmen bei der Prävention auf externe<br />
Unterstützung angewiesen sind.<br />
Seit bereits mehr als zehn Jahren stellt die<br />
AUVA dieses Service über die <strong>AUVAsicher</strong>-<br />
Präventionszentren bereit. Diese sind mittlerweile<br />
zu einer anerkannten Einrichtung<br />
für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie<br />
für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
gewachsen und europaweit in dieser Form<br />
einzigartig. Die betreuten Unternehmen sind<br />
dabei laut Umfragen mit dem Leistungsangebot<br />
sehr zufrieden, mittlerweile erreicht<br />
die AUVA über <strong>AUVAsicher</strong> zwei Drittel al-<br />
ler betreubaren Beschäftigten. Die Präventionsarbeit<br />
über <strong>AUVAsicher</strong> hilft nicht nur<br />
menschliches Leid zu verhindern, sondern<br />
trägt aus Unternehmersicht auch dazu bei,<br />
Ausfallzeiten im Betrieb zu verringern – eine<br />
Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.<br />
<strong>AUVAsicher</strong> ist ein Programm der AUVA<br />
gemeinsam mit freiberuflichen Ärzten, Sicherheitsfachkräften<br />
und privaten Beratungszentren<br />
zur Hebung der Arbeitssicherheit.<br />
Konkret ist <strong>AUVAsicher</strong> Ansprechpartner<br />
für Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
in allen Fragen der Sicherheit und Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz. Die Berater sind speziell<br />
ausgebildete Fachkräfte und<br />
SERVICE<br />
<strong>AUVAsicher</strong> – die kostenlose Betreuung für Klein- und Mittelbetriebe<br />
Foto: AUVA<br />
n informieren über alle Vorschriften, die im<br />
Betrieb gelten,<br />
n beraten und unterstützen<br />
• bei der Erfüllung von gesetzlichen Verpflichtungen,<br />
• im Umgang mit Behörden,<br />
• bei Investitionen in den Arbeitsschutz<br />
sowie<br />
• bei der Erstellung oder Aktualisierung<br />
der Evaluierung.<br />
Die Inhalte des Basisprogramms werden dabei<br />
kontinuierlich mit Schwerpunktberatungen<br />
ergänzt.<br />
Goldene Securitas Award<br />
Um der Bedeutung der KMUs Rechnung zu<br />
tragen, wird seitens der AUVA gemeinsam mit<br />
der WKO alle zwei Jahre ein Sicherheitspreis<br />
– die Goldene Securitas – verliehen. Es geht<br />
dabei darum, die besten Ideen zur Steigerung<br />
der Arbeitssicherheit bzw. Maßnahmen für altersgerechtes<br />
Arbeiten in KMUs zu prämieren.<br />
Im Herbst 2012 haben Klein- und Mittelbetriebe<br />
erneut die Möglichkeit, ihre hervorragenden<br />
Projekte prämieren zu lassen.<br />
Falls Sie sich für die kostenlose Betreuung<br />
durch <strong>AUVAsicher</strong> interessieren, finden Sie<br />
nähere Information dazu unter:<br />
www.auva.at/auvasicher. Ü
42<br />
SERVICE<br />
75 Jahre tesa<br />
Von der Klebefilmrolle zum Technologiekonzern<br />
Ein Marken-Klassiker feiert 75. Geburtstag: 1936 kam der erste transparente Tesa®-Klebefilm auf<br />
den Markt, der ab 1941 unter dem Namen tesafilm® Berühmtheit erlangte. Laut Hochrechnungen<br />
wurden seitdem etwa 50 Milliarden Meter verkauft. Damit ließe sich die Erde am Äquator entlang etwa<br />
1250-mal umwickeln. Heute ist der tesafilm® Teil einer Produktfamilie mit etwa 7000 Klebeband -<br />
lösungen für Industrie, Gewerbe und Konsumenten.<br />
Weltweit nah an den Kunden<br />
Als global aufgestelltes Unternehmen erzielt tesa über zwei Drittel<br />
seines Gesamtumsatzes (2010: 872 Millionen Euro; noch nicht testierte<br />
Zahl) im internationalen Geschäft. Schwerpunkt ist Europa,<br />
gefolgt von den Regionen Asien, Afrika, Australien und Amerika.<br />
Der Rest entfällt auf den Heimatstandort Deutschland. Für die Nähe<br />
zu den Kunden sorgen insgesamt etwa 3700 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in der Hamburger Zentrale und mehr als 50 Tochtergesellschaften<br />
– darunter Forschungs- und Entwicklungslabore in<br />
Deutschland, den USA, Japan, Singapur und China sowie neun internationale<br />
Produktionsstandorte.<br />
Teil des täglichen Lebens<br />
In vielen Ländern dieser Welt helfen<br />
tesa Klebeband-Anwendungen Verbrauchern<br />
beim Befestigen (z. B.<br />
tesa Powerstrips®), Renovieren (z.<br />
B. tesakrepp®), Reparieren, Isolieren<br />
und beim Schutz vor Insekten,<br />
Staub und Zugluft (tesamoll®). Was<br />
nur wenige Menschen wissen: tesa<br />
ist auch in vielen Industrieprodukten<br />
Teil des täglichen Lebens. So werden<br />
Mobiltelefone, Digitalkameras,<br />
Flachbildschirme, Note- oder Netbooks<br />
dank tesa immer kleiner, flacher<br />
und leichter. Im 21. Jahrhundert<br />
ersetzen technologisch anspruchsvolle<br />
Klebebänder herkömmliche<br />
Fügetechniken wie Löten, Schweißen<br />
oder Schrauben.<br />
Systemlösungen für<br />
die Automobilindustrie<br />
Seit dem ersten Tesa®-Klebekrepp<br />
(1936) zum Abdecken bei Lackierarbeiten<br />
zählt die Automobilbranche<br />
zu den Kerngeschäftsfeldern. Als<br />
Weltmarktführer sorgt tesa seit Ende<br />
der 1960er Jahre für die Bündelung<br />
von zwei bis fünf Kilometern Kabel,<br />
die in einem Auto verlaufen. Andere<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Produkte sind beispielsweise selbstklebende Folien zur Emblem-<br />
Verklebung oder zum Schutz von Oberflächen bei Transporten.<br />
Optimierung von Produktionsprozessen<br />
Auch in der Druck- und Papierindustrie ermöglicht tesa seinen Kunden<br />
eine Optimierung der Herstellungsprozesse. Das tesa Easy -<br />
Splice® Sortiment revolutionierte die Automatisierung im Zeitungsund<br />
Magazindruck. Dank einer sicheren Ansatzverklebung (Splice)<br />
lassen sich die tonnenschweren Papierrollen endlos und abrisssicher<br />
miteinander verbinden – ohne Drosselung der Produktionsgeschwindigkeit.<br />
In diesem Segment ist tesa heute Weltmarkt- und Technologieführer.<br />
Hightech-Klebefolien aus<br />
dem Reinraum<br />
2010 nahm das Hamburger tesa<br />
Werk eine moderne Reinraumeinheit<br />
in Betrieb. 1000-mal sauberer<br />
als im Gebirge ist die Luft, in der für<br />
die Elektronikindustrie beispielsweise<br />
25 Mikrometer dünne Klebefolien<br />
entstehen – dünner als ein<br />
Menschenhaar. Gemeinsam mit seiner<br />
2008 akquirierten 100-prozentigen<br />
Tochtergesellschaft Labtec stellt<br />
tesa außerdem für die Pharmabranche<br />
wirkstoffhaltige Pflaster her, die<br />
eine regelmäßige und richtig dosierte<br />
Medikation gewährleisten.<br />
Als aktuelle Innovation für Endverbraucher<br />
werden zum April 2011<br />
transparente Selbstklebe-Folien zum<br />
Schutz vor Kratzern auf Autolacken<br />
an gefährdeten Stellen eingeführt.<br />
Glänzende Aussichten im Jubiläumsjahr<br />
eines Technologiekonzerns, der<br />
vor 75 Jahren seinen Anfang mit einer<br />
kleinen Klebefilmrolle nahm. Ü<br />
tesa-Werbung 1954
Föderalismusfalle<br />
„Weniger Gemeinden = weniger<br />
Schulden“ wäre wohl eine logi-<br />
sche mathematische Gleichung.<br />
Ob sie allerdings im Falle der<br />
Dauerdiskussion über die Zu-<br />
sammenlegung von sehr klei-<br />
nen defizitären österrei-<br />
chischen Gemeinden aufgeht,<br />
steht in den Sternen.<br />
Von Marie-Theres Ehrendorff<br />
Ich habe es satt, dass dauernd irgendwer<br />
der Illusion nachläuft, dass mit der Zusammenlegung<br />
von Gemeinden hunderte Millionen<br />
in der Verwaltung einzusparen sind“,<br />
empört sich Gemeindebundpräsident Helmut<br />
Mödlhammer bei der Präsentation des aktuellen<br />
Gemeindefinanzberichts, um dann<br />
noch eins draufzulegen: „Diese Annahme ist<br />
blanker Unsinn und durch Zahlen nicht belegbar.“<br />
Faktum ist laut Finanzbericht, dass in Gemeinden<br />
unter 2.500 Einwohnern durchschnittlich<br />
acht Mitarbeiter pro 1.000 Einwohner<br />
beschäftigt sind. In Gemeinden zwischen<br />
5.000 und 10.000 Einwohnern sind es<br />
bereits zwölf und in Gemeinden zwischen<br />
20.000 und 50.000 Einwohnern beträgt der<br />
durchschnittliche Personalstand immerhin<br />
18 Personen. Demnach muss jeder Einwohner<br />
einer kleinen Gemeinde jährlich 316<br />
Euro für das Verwaltungspersonal berappen,<br />
wobei in Gemeinden zwischen 20.000 und<br />
50.000 Einwohnern dem Bürger bereits<br />
mehr als das Doppelte, nämlich 776 Euro<br />
pro Jahr, abgenommen wird. Auch der Verwaltungs-<br />
und Betriebsaufwand nimmt mit<br />
der Größe einer Gemeinde deutlich zu. Während<br />
in kleinen Gemeinden der Aufwand bei<br />
durchschnittlich 445 Euro pro Einwohner<br />
und Jahr liegt, sind es in größeren Städten<br />
bereits mehr als 700 Euro.<br />
Als Gründe für den zunehmenden Finanzdruck<br />
in größeren Gemeinden gibt<br />
Mödlhammer an, dass ab einer gewissen<br />
Mitarbeiterzahl auch eine zweite Managementebene<br />
existiert, die jedoch in kleinen<br />
Gemeinden nicht benötigt wird. Städtebund<br />
Generalsekretär Thomas Weninger wertet<br />
Mödlhammers Aussagen als unverständliche<br />
Fehlinterpretation ab. „Wer weniger anbiete,<br />
hat weniger Kosten. Daraus allerdings zu<br />
schließen, kleine Gemeinden seien effizienter,<br />
hieße Äpfel mit Birnen vergleichen“.<br />
Auch das Land Steiermark erarbeitet in einer<br />
neu gegründeten Gemeindereformgruppe<br />
Lösungen, die von einer Strukturreform in<br />
den Kommunen bis zur Fusionsmöglichkeit<br />
fertig gestellt werden sollen. Die Lage ist<br />
ernst, immerhin schrieb mehr als die Hälfte<br />
der 2.356 österreichischen Gemeinden (ohne<br />
Wien) im Vorjahr rote Zahlen. Der Grund dafür<br />
dürfte in der späten Ausgliederung der<br />
Gemeinden als Spitalserhalter an das Land<br />
NÖ zu finden sein. Bereits 2007 hatten rund<br />
40 Prozent der heimischen Bürgermeister<br />
mit einem Budgetdefizit zu kämpfen, wobei<br />
die pro Kopf Verschuldung vieler Kommunen<br />
bereits bedenklich ist.<br />
Wenn sich auch bei der Frage der Zusammenlegung<br />
von kleinen Gemeinden die Geister<br />
scheiden, bei den Preistreibern sind sich<br />
die Kommunalvertreter einig. „Die größte finanzielle<br />
Belastung für Kleingemeinden sind<br />
jene Kosten, die Kommunen auf sich selbst<br />
gestellt, nicht beeinflussen können. Die<br />
Pflege- und Gesundheitskosten führen dazu,<br />
dass viele Gemeinden sich finanziell nicht<br />
Entwicklung der freien Finanzmittel der<br />
Geimeinden 2005-2011 Foto: APA/ Martin Hirsch<br />
mehr rühren können. Wenn es hier nicht<br />
schnell zu einer tragfähigen Lösung für die<br />
nächsten Jahre kommt, dann werden noch<br />
mehr Gemeinden ihre Budgets nicht ausgleichen<br />
können.“ Die Krankenhausumlage und<br />
die Sozialhilfeumlage werden laut KDZ, einem<br />
auf Gemeinden spezialisierten Verwaltungsforschungszentrum,<br />
bis 2013 um 10<br />
Prozent auf 4,3 Mrd. angewachsen sein und<br />
damit zum größten Ausgabenposten der<br />
österreichischen Gemeinden mutieren. Damit<br />
nehmen sich Verwaltungs- und Betriebsaufwand<br />
von rund 3,8 Mrd. Euro und Personalkosten<br />
von 3,2 Mrd. Euro direkt bescheiden<br />
aus. Föderalismus hat seinen Preis. Die Frage<br />
ist nur, wollen wir uns das leisten? Ü<br />
KOMMENTAR<br />
SERVICE<br />
Mit Mut und Phantasie statt<br />
Stillstand und Bürokratie<br />
Der Wirtschaftsstandort Österreich<br />
unterliegt einem ständigen Wettbewerb.<br />
Gute Standortpolitik fordert<br />
alle politischen Ebenen laufend zu<br />
modifizieren und Schritt zu halten.<br />
Das ist in der politischen Arbeit, die<br />
immer mehr von medialen Schlagzeilen<br />
und Populismus geprägt ist,<br />
nicht einfacher geworden.<br />
Trotzdem sollten wir mit Mut und<br />
Phantasie statt Stillstand und Bürokratie<br />
dabei agieren. Standort stärken<br />
heißt, die Steuerbelastung so<br />
niedrig als möglich zu halten und öffentliche<br />
Leistungen besser und<br />
günstiger zu erbringen.<br />
Das hat Priorität gegenüber einer<br />
Mehrbelastung der Wirtschaft durch<br />
Steuern und damit Gefährdung von<br />
Arbeitsplätzen. Die Globalisierung<br />
ist ein Faktum. Aber es liegen die<br />
nachhaltigen Wettbewerbsvorteile<br />
einer globalen Wirtschaft in regionalen<br />
und lokalen Gegebenheiten.<br />
Unsere regionalen Klein- und Mittelbetriebe<br />
bieten eine gute Arbeitsumwelt,<br />
die Wissen fördert, Beziehungen<br />
lebt und die Motivation der Mitarbeiter<br />
stärkt.<br />
Die Unternehmen müssen wir aber<br />
bei der Entwicklung ihrer Innovationskraft<br />
durch Netzwerk- und Clusterbildung<br />
ganz kräftig unterstützen.<br />
Dabei braucht es eine enge Zusammenarbeit<br />
von Politik, Verwaltung,<br />
Forschung, Bildung und Wirtschaft.<br />
Gelingt uns das, wird Österreich vom<br />
„Innovation Follower“ zum „Innovation<br />
Leader“ werden.<br />
Abg.z.NR Peter Haubner<br />
Generalsekretär des Österreichischen<br />
Wirtschaftsbundes<br />
p.haubner@wirtschaftsbund.at<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 45
KOMMUNIKATION & IT<br />
Informationssicherheit<br />
für KMU<br />
Den internationalen Security-Standard ISO 27001 schlank umset-<br />
zen: Viele kleine bis mittlere Unternehmen verfügen bereits über<br />
Basis-Strukturen, auf denen ein zertifiziertes Sicherheitsmanage-<br />
ment relativ leicht aufgebaut werden kann. Anwender nutzen Sy-<br />
nergien mit Qualitätsmanagement, der US-Richtlinie Sarbanes Ox-<br />
ley und Branchen-Standards. Von Frank Homeister<br />
Datensicherheit: Die steigende Zahl<br />
der Vorfälle von Datenverlust und<br />
Wirtschaftskriminalität lässt die Nachfrage<br />
nach Security-Zertifizierungen<br />
wie ISO 27001 steigen. Zudem fordern<br />
immer mehr Auftraggeber Nachweise<br />
für Datenschutz, IT- und Informationssicherheit<br />
– auch von KMU.<br />
Foto: Jupiterimage<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
46<br />
Nachweise für Datenschutz, IT- und Informationssicherheit<br />
werden von Auftraggebern<br />
immer öfter explizit gefordert.<br />
Nicht nur von Großunternehmen, sondern<br />
zunehmend auch von KMU, die in sensiblen<br />
Branchen wie Telekommunikation,<br />
Software, Health oder Automotive tätig sind.<br />
Die steigende Zahl der Vorfälle von Datenverlust<br />
und Wirtschaftskriminalität lässt die<br />
Nachfrage nach Security-Zertifizierungen<br />
steigen: Der 2005 veröffentlichte internatio-
nale Standard für Informationssicherheit ISO<br />
27001 zählt mittlerweile mehr als 12.000<br />
zertifizierte Unternehmen weltweit.<br />
„Informationssicherheit nach ISO 27001 ist<br />
auch für KMU geeignet, da der Standard<br />
branchen- und größenunabhängig anwendbar<br />
ist“, erklärt Erich Scheiber, Geschäftsführer<br />
der Zertifizierungsorganisation CIS in<br />
Wien. „Mittels Risikoanalyse ergibt sich der<br />
individuelle Handlungsbedarf. So profitieren<br />
KMU von einem schlanken System.“ Ein<br />
strukturiertes Managementsystem habe gegenüber<br />
technischen Einzelmaßnahmen den<br />
Vorteil, dass kein Schlupfloch übersehen und<br />
kein wichtiges Update vergessen werde, so<br />
Scheiber.<br />
Security & Quality<br />
Viele kleine und mittlere Unternehmen verfügen<br />
bereits über betriebliche Strukturen<br />
für eine ISO-27001-Einführung, weil sie<br />
schon inhaltlich verwandte Systeme betreiben.<br />
So sind derzeit mehr als 4.200 Unternehmen<br />
österreichweit nach ISO 9001 für<br />
Qualitätsmanagement zertifiziert. „Die ISO-<br />
Standards für Qualität, Umwelt oder IT-Service-Management<br />
weisen ähnliche Strukturen<br />
auf, so dass Synergien bei einer ISO-<br />
27001-Integration genutzt werden“, erklärt<br />
der CIS-Chef.<br />
So konnte Fabasoft, Hersteller von Standardsoftware<br />
für Electronic Government und<br />
Content Applications, Informationssicherheit<br />
nahtlos in sein Qualitätsmanagement integrieren.<br />
„IT-Security-Prozesse waren teilweise<br />
bereits definiert. Daher konnten wir<br />
das gesamte System ohne Berater innerhalb<br />
von acht Monaten implementieren und zertifizieren<br />
lassen“, berichtet Quality- und<br />
Information-Security-Manager Karen Daghofer.<br />
Risiko braucht Management<br />
Neben Security-relevanten Ergänzungen von<br />
Dokumentation und Handbuch mussten<br />
Punkte wie Riskmanagement und Mitarbeiter-Awareness<br />
neu erarbeitet werden. Es galt,<br />
Risiken und Maßnahmen zusammenzuführen<br />
– also die vorhandenen „Puzzleteile“ systematisch<br />
zu einem Gesamtüberblick zu erfassen.<br />
Fabasoft setzt das ISO-27001-Zerti-<br />
Informationssicherheit nahtlos<br />
in das Qualitätsmanagement<br />
integrieren: Laut Karen Daghofer,<br />
Quality- und Information-<br />
Security-Manager bei Fabasoft,<br />
ging das sogar ohne Berater<br />
vonstatten. Beim Hersteller<br />
von Standardsoftware für<br />
Electronic Government und<br />
Content Applications konnte<br />
das Informationssicherheitssystem<br />
innerhalb von acht Monaten<br />
integriert und zertifiziert<br />
werden.<br />
Foto: Fabasoft<br />
fikat seither gezielt als Wettbewerbsvorteil<br />
bei Ausschreibungen, auf der Homepage und<br />
auf Kundenevents ein.<br />
„Leichter als erwartet“<br />
Viele Unternehmen verfügen auch aufgrund<br />
von Branchen-Standards oder Richtlinien<br />
über definierte Prozesse, die die Einführung<br />
von Informationssicherheit erleichtern. Synergien<br />
mit der US-Richtlinie Sarbanes Oxley<br />
nutzte Selected Services/Pool4tool, ein<br />
Spezialist für elektronische Beschaffung als<br />
Saas (Software as a Service) mit über 50 Mitarbeitern:<br />
„Die ISO-27001-Einführung gestaltete<br />
sich leichter als erwartet“, berichtet<br />
Chief Technical Officer Michael Rösch.<br />
„Aufgrund unserer US-Geschäfte hatten wir<br />
SOX-konforme Prozesse im Haus. Da sich<br />
die IT-Security-Anforderungen beider Regelwerke<br />
überschneiden, konnten wir auf<br />
dem Vorhandenen aufsetzen.<br />
Schneller beim Kunden<br />
Die seither lückenlose Prozess-Dokumentation<br />
schaffte Transparenz im Unternehmen.<br />
Michael Rösch: „Durch Incident Management<br />
nach ISO 27001 konnten wir Support-<br />
Prozesse, Workflows und den Einsatz von<br />
Trouble Tickets optimieren. Unsere Kunden<br />
spüren dies in Form verkürzter Reaktionsund<br />
Durchlaufzeiten.“<br />
Haftung<br />
minimieren<br />
Auch der Standard<br />
für Provider im Online-Zahlungsverkehr<br />
„Payment Card<br />
Industry Certification“<br />
weist inhaltliche<br />
Parallelen mit<br />
dem Thema Informationssicherheit<br />
auf. So ist die bwin-<br />
Tochter CQR Payment<br />
Solutions mit<br />
90 Mitarbeitern bereits<br />
seit zwei Jahren<br />
nach ISO 27001<br />
zertifiziert: „Während<br />
PCI technisch<br />
„Die ISO-<br />
27001-Einführung<br />
gestaltete<br />
sich leichter als<br />
erwartet“,<br />
berichtet Chief<br />
Technical<br />
Officer Michael<br />
Rösch vom<br />
Anwender -<br />
unternehmen<br />
Selected<br />
Services.<br />
Foto: Selected<br />
Services<br />
INFO-POINT<br />
KOMMUNIKATION & IT<br />
ausgerichtet ist, profitieren wir durch ISO<br />
27001 von Awareness-Maßnahmen und Security-Prozessen<br />
für sämtliche sensiblen Informationen“,<br />
so Oliver Eckel, Head of Internal<br />
Audit and Corporate Security bei<br />
bwin. Zusätzlich sieht er Vorteile für die Umsetzung<br />
von Euro-SOX: Die IT-Security-Aspekte<br />
der 8. EU-Richtlinie könne man direkt<br />
aus ISO 27001 ableiten. Zudem würden Haftungsrisiken<br />
aufgrund der geprüften Dokumentation<br />
minimiert.<br />
Change Management<br />
„Bei einer ISO-27001-Zertifizierung handelt<br />
es sich um Anforderungen, die man früher<br />
oder später ohnehin umsetzen sollte“, meint<br />
Eckel. Viele Prozesse waren bei CQR schon<br />
definiert. Aber durch die Einführung des Managementsystems<br />
wurden diese in einer einheitlichen<br />
Struktur abgebildet. Vom User bis<br />
zur Software werden Änderungsprozesse<br />
nun nachvollziehbar durch Change und Configuration<br />
Management geregelt. Als Tipp<br />
für eine effiziente Implementierung fasst<br />
CIS-Geschäftsführer Erich Scheiber zusammen:<br />
„Zeitpuffer einplanen und immer wieder<br />
einen Schritt zurückzugehen, um die Gesamtheit<br />
zu betrachten. Das System muss<br />
schlank und effektiv sein. Dann ist es wirtschaftlich<br />
und bietet höchstmöglichen<br />
Schutz nach dem Stand der Technik.“ Ü<br />
ISO 27001: ganzheitliche Informationssicherheit<br />
Der internationale Standard für Informationssicherheit ISO<br />
27001 umfasst neben einem strukturierten Vorgehen bei ITtechnischen<br />
Fragen je nach den individuellen Anforderungen<br />
auch Organisation, Mitarbeiter-Awareness, Risk-Management<br />
oder physische Sicherheit wie Gebäudeschutz.<br />
Die Umsetzung erfolgt mittels Daten-Klassifizierung, Policies<br />
und Maßnahmenkontrolle nach dem Prozessverbesserungsansatz<br />
Plan-Do-Check-Act. Damit bietet ISO 27001 ein<br />
systematisches Management-Framework zum ganzheitlichen<br />
Schutz von Informationen. Gemäß dem gesetzlich geforderten<br />
Sorgfaltsgrundsatz reduziert eine ISO-27001-Zertifizierung<br />
das Haftungsrisiko bei Datenschutzklagen.<br />
Die akkreditierte Zertifizierungsorganisation für Österreich<br />
ist die CIS - Certification & Information Security Services<br />
GmbH. www.cis-cert.com<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 47
MENSCHEN & MÄRKTE<br />
Kompetenz<br />
ausgebaut<br />
Das ACR-Netzwerk holt sich<br />
das Welser Forschungsinstitut<br />
ASiC (Austria Solar Innovation<br />
Center) ins Boot – und baut so<br />
die Kompetenz im Bereich „Erneuerbare<br />
Energien“ weiter aus.<br />
„Das Leistungsspektrum von<br />
ASiC mit dem Bereich Solartechnik<br />
ist die optimale Ergänzung<br />
der bereits im ACR-Netzwerk<br />
bestehenden Kompetenzen<br />
für erneuerbare Energie-technologien.<br />
Wir rechnen mit neuen<br />
Impulsen, von denen vor allem<br />
jene KMU profitieren werden,<br />
die sich für Sonnenenergie und<br />
thermische Speichertechnik interessieren“<br />
freut sich DI Dr. Johann<br />
Jäger, ACR-Geschäftsführer<br />
über das neue Mitglied. Mit<br />
dem ASiC umfasst die ACR somit<br />
sechzehn österreichische ko-<br />
Krankenstände steigen an<br />
Den oberösterreichischen Unternehmen<br />
sind in den letzten vier Jahren<br />
durch den Anstieg der Krankenstände<br />
zusätzlich Mehrkosten von<br />
90 Millionen Euro entstanden. Für<br />
WK-Präsident Rudolf Trauner besteht<br />
angesichts dieser Zahlen akuter<br />
Handlungsbedarf: „Jeder erkrankte<br />
Mitarbeiter muss die bestmögliche<br />
medizinische Behandlung<br />
und die notwendige Zeit zur Genesung<br />
bekommen. Wer seinen Krankenstand<br />
hingegen mit verschuldet<br />
oder missbräuchlich herbeiführt<br />
und dadurch die Firma, seine Kollegen<br />
und den Sozialstaat schädigt,<br />
operative Forschungsinstitute. High-Tech Fonds<br />
WK-Präsident Rudolf Trauner sieht bei den<br />
Zahlen der Krankenstände Handlungsbedarf<br />
Foto: WKOÖ<br />
muss Konsequenzen erleben!“ Laut WKOÖ werden immer mehr Krankenstände<br />
durch eigenes Fehlverhalten mit verursacht oder sogar der Krankenstand bewusst<br />
missbräuchlich in Anspruch genommen. Man bleibt aus „persönlichen Gründen“<br />
zu Hause, ohne krank zu sein. Gerade hier muss man ansetzen, um Krankenstände<br />
nachhaltig zu senken.<br />
Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich wird für junge, innovative Unternehmen<br />
um einen starken Eckpfeiler reicher: Auf Initiative von Wirtschaftslandesrat Viktor<br />
Sigl haben das Wirtschaftsressort des Landes OÖ und oberösterreichische<br />
Banken mit Unterstützung der Europäischen Union (EFRE-Mittel) einen neuen<br />
OÖ-HighTech-Fonds geschaffen. Dieser ist für Start up-Finanzierungen innovativer<br />
Gründer vorgesehen. Mehr als 11 Millionen Euro stehen zur Verfügung.<br />
Ziel ist es, damit absolute HighTech-Gründer zu unterstützen und sie in Oberösterreich<br />
zu halten und begleiten:<br />
vielleicht bringt zum Beispiel<br />
der Softwarepark Hagenberg<br />
ja schon demnächst ein<br />
neues oö. Microsoft oder Apple<br />
oder als Produkt ein Mühlviertler<br />
I-Pad oder I-Phone hervor.<br />
Dr. Friedrich Filzmoser, Geschäftsführer<br />
Sparte Bank und Versicherung<br />
der WKO OÖ, LR Viktor Sigl und<br />
Dr. Franz Gasselsberger, MBA, Obmann<br />
Sparte Bank und Versicherung<br />
der WKO OÖ Foto: Land Oberösterreich
Das Internet der Dinge<br />
Anfang der 90er Jahre formulierte Mark<br />
Weiser in der Arbeit „The Computer of<br />
the 21st Century“ seine Vision von „Ubiquitous<br />
Computing“: „Die grundlegendsten<br />
Technologien sind jene, die verschwinden.<br />
Sie gehen mit der Struktur des Alltagslebens<br />
eine Verbindung ein, die sie schließlich von<br />
diesem ununterscheidbar macht.“ Seiner Ansicht<br />
nach müssen dafür drei Voraussetzungen<br />
gegeben sein: billige, energie-effiziente<br />
Computer mit geeigneten Displays, ein<br />
Netzwerk, sie alle zu verbinden, sowie Software-Systeme<br />
für verteilte Applikationen.<br />
Mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich<br />
Foto: © evolaris next level/Christian Sahin<br />
der Mobilfunktechnik<br />
erfüllt sich diese<br />
Vision mehr und<br />
mehr. Insbesondere<br />
die Integration von<br />
NFC (Near Field<br />
Communication), einer<br />
Technologie zur<br />
funkbasierten Datenübertragung<br />
in<br />
Handys, ist ein weiterer<br />
wesentlicher<br />
Schritt in diese Richtung: In Zukunft werden<br />
sehr viele Objekte des alltäglichen Lebens<br />
mit kleinen Chips („Tags“)<br />
ausgestattet sein, die durch<br />
das In-die-Nähe-Bringen von<br />
NFC-Mobiltelefonen aktiviert<br />
und ausgelesen werden<br />
können. Damit werden zahlreiche<br />
Informationen zu diesen<br />
Objekten auf Knopfdruck<br />
verfügbar sein. „Nexus S“,<br />
das neueste Handy von Google,<br />
ist bereits mit der NFC<br />
Technologie ausgestattet.<br />
Aktuell laufen Versuche in<br />
Portland, USA, bei denen auf<br />
Foto: © iStockphoto.com/Vasiliy Yakobchuk<br />
KOMMUNIKATION & IT<br />
Türen und Fenstern von Restaurants und<br />
Shops Tags angebracht werden, die mit diesem<br />
Mobiltelefon ausgelesen und mit deren<br />
Hilfe einfach Zusatzinformationen wie etwa<br />
Angebote oder Kundenrezensionen abgerufen<br />
werden können. Mit evolaris, dem Grazer<br />
Kompetenzzentrum für Mobile Technologien,<br />
untersucht eine österreichische Forschungseinrichtung,<br />
welche weiteren Anwendungsfälle<br />
der NFC-Technologie, beispielsweise<br />
im Bereich der Zutrittskontrolle<br />
oder dem Bezahlen per Handy, entstehen und<br />
welche das Potenzial haben, entsprechend<br />
Weisers Vision ununterscheidbar in unser<br />
Alltagsleben intergiert zu werden. Ü<br />
www.evolaris.net
KOMMUNIKATION & IT<br />
„Smarter Cities“ – die Zukunft der Städte und Regionen<br />
Sichere Stadtviertel, funktionierender<br />
Verkehr,<br />
erstklassige Schulen,<br />
günstige Wohnungen – all das<br />
ist möglich – und noch mehr<br />
in der Stadt der Zukunft. Konzipiert<br />
und gestaltet wird ein<br />
entsprechendes Modell<br />
(„Smarter Cities“) von den Visionären<br />
und Praktikern bei<br />
IBM. „Eine Stadt – und die Herausforderung,<br />
die sie uns Menschen stellt – endet<br />
nicht an der Stadtgrenze, sondern sie erstreckt<br />
sich über den ganzen Bereich, in dem<br />
oft Zigtausende Pendler täglich unterwegs<br />
sind, wo Leitungen verlaufen, Strom, Energie<br />
und Informationen fließen“, sagt Michael<br />
Schramm, Business Development Executive<br />
bei IBM Österreich. Das Ziel: Eine gesunde<br />
Wirtschaft und den Wohlstand für die Bürger<br />
zu unterstützen, indem die physische, die<br />
computergestützte, die soziale und die geschäftliche<br />
Infrastruktur miteinander sinnvoll<br />
verbunden werden. „Es gilt dabei, die<br />
kollektive Intelligenz einer Region zu nutzen“,<br />
beschreibt Schramm.<br />
Daher startete IBM nun ihre auf drei Jahre<br />
ausgelegte „Smarter Cities Challenge“, in<br />
die der Konzern insgesamt 35 Millionen<br />
„Es gilt, die kollektive Intelligenz<br />
einer Region zu nutzen“,<br />
sagt Michael Schramm, Business<br />
Development Executive<br />
bei IBM Österreich.<br />
Foto: IBM<br />
Euro investiert. Weltweit sollen<br />
100 Städte fit für die Zukunft<br />
gemacht werden. „Jeder Stadt kommen<br />
dabei Leistungen in Form von Technologien<br />
und Know-how im Wert zwischen 190.000<br />
und 300.000 Euro zu“, kündigt Schramm an.<br />
Erste eindrucksvolle Beispiele gibt es bereits.<br />
In Stockholm helfen smarte Verkehrssysteme,<br />
Staus zu verhindern und Emissionen<br />
zu reduzieren. Ebenso in Singapur und<br />
Brisbane. In São Paulo verbessert ein smartes<br />
Wasser-Management die Qualität des<br />
Trinkwassers. Auf Malta spart man durch intelligent<br />
vernetzte Versorgungssysteme zugleich<br />
Wasser und Strom. Auch unter sozialen<br />
und umweltorientierten Aspekten profitieren<br />
die Menschen in den Städten von intelligenten<br />
Lösungen. Informationen über<br />
Bewerbungsmodalitäten und -voraussetzungen<br />
finden sich auf der Homepage des Unternehmens<br />
(www.ibm.at). Ü<br />
NEUE GENERALDIREKTORIN<br />
IBMs First Lady in Österreich<br />
Seit Anfang des Jahres zeichnet Tatjana<br />
Oppitz als neue Generaldirektorin<br />
der IBM Österreich verantwortlich.<br />
Die 1962 in Kalkutta (Indien) geborene<br />
Diplomatentochter, die ihre<br />
Ausbildung sowie ihr Wirtschaftsstudium<br />
in Wien absolvierte, begann<br />
ihre IBM-Karriere als Direktorin des<br />
Softwarebereichs. Nach einigen internationalen<br />
Stationen (u.a. Paris)<br />
kehrte sie nun nach Wien zurück,<br />
um die Leitung des Konzerns zu<br />
übernehmen. Mehr zu Tatjana Oppitz<br />
lesen Sie in einer der kommenden<br />
Ausgaben.<br />
Tatjana Oppitz, die<br />
neue Generaldirektorin<br />
von IBM<br />
Österreich, blickt<br />
auf eine steile internationaleKarriere<br />
im Konzern<br />
zurück.<br />
Foto: IBM
52<br />
KOMMUNIKATION & IT<br />
Mit UPC Business in die Cloud<br />
UPC Business bietet sowohl in-<br />
ternationalen Konzernen, als<br />
auch regionalen Unternehmen<br />
Cloud- und Hosted-Services für<br />
mehr Flexibilität und Effizienz.<br />
Cloud Service:<br />
„Office 365“ für Businesskunden<br />
Weltweit ist UPC Business einer der<br />
ersten Partner von Microsoft, der die<br />
neue Cloud Service Lösung „Office<br />
365“ anbieten wird. Cloud Services ermöglichen<br />
den bequemen und mobilen<br />
Zugriff auf Software und Unternehmensdaten,<br />
einfach online über einen<br />
Webbrowser. „Office 365“ bietet Exchange<br />
Server, SharePoint Funktionalität<br />
sowie Lync (Audio/Videokonferenzen,<br />
Instant Messaging und Presence),<br />
optional mit Office Professional mit z.<br />
B. Word oder Excel, in einer einzigen<br />
Cloud Service-Lösung. „Mit dieser<br />
Partnerschaft können wir zukunftsorientierte<br />
und kosteneffiziente Pakete anbieten und vor<br />
allem KMU mit One-Stop-Shop Lösungen<br />
ausstatten“, sagt Peter Ronge, Vice President<br />
bei UPC Austria, verantwortlich für Geschäftskunden.<br />
Hosted Exchange:<br />
mobiler Zugriff auf alle Daten<br />
Für große Firmen längst schon Standard,<br />
jetzt auch für KMU und Freiberufler: UPC<br />
stellt Businesskunden Exchange Server<br />
Funktionalität mit E-Mail-Postfächern und<br />
(Kein) Mangel an Ideen<br />
Nachhaltige Innovationsimpulse werden<br />
in Zukunft verstärkt über Vernetzung,<br />
gegenseitige Befruchtung und enge Zusammenarbeit<br />
erzielt werden. Dem trägt die<br />
von 3M initiierte Kreativ-Plattform www.zukunft-innovation.com<br />
Rechnung. Die Open-<br />
Innovation-Plattform,<br />
die innovationsfreudigeUnternehmen<br />
und kreative<br />
Denker vernetzt,<br />
will einen<br />
Beitrag zur Förderung<br />
der Innovationskultur<br />
leisten. Profitieren<br />
sollen Unternehmen<br />
und Organisationen,<br />
die effizienten<br />
Zugang zu „Crowd Intelligence“<br />
suchen,<br />
ebenso wie die Mitglieder<br />
dieser Community, die für<br />
die Entwicklung von Ideen<br />
und Lösungsvorschlägen honoriert<br />
werden. „Nicht wo und wie<br />
neues Wissen entsteht, ist bedeutend – die<br />
wesentliche Frage ist, durch wen und wie<br />
schnell die Idee umgesetzt wird und eine<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Neuerung auf dem Markt eingeführt werden<br />
kann“, erklärt Felix Thun-Hohenstein, Managing<br />
Director 3M Österreich und Schweiz,<br />
den Ansatz. „Grundsätzlich geht es um die<br />
Möglichkeit, Ideen zu sammeln und einer<br />
möglichen Realisierung zuzuführen – Ideen,<br />
die sonst wahrscheinlich<br />
niemals die Chance auf<br />
Umsetzung gehabt hätten<br />
und somit verloren<br />
wären.“ Als internationalerTechnologiekonzern<br />
sehe man es<br />
als Aufgabe, Innovationskultur<br />
und<br />
Innovationsbereitschaft<br />
zu<br />
Peter Ronge, Vice President bei UPC Austria<br />
Fotos: UPC Austria<br />
Speicherplatz zur Verfügung. Damit ist<br />
der Zugriff auf E-Mails, Kontakte und<br />
die Aufgabenverwaltung von überall<br />
möglich. Somit wird vernetzte Kommunikation<br />
mit mobilem Zugriff auf alle<br />
Daten auch für kleine Unternehmen zu<br />
einem hervorragendem Preis-/Leistungsverhältnis<br />
möglich. Das Service<br />
gibt’s bei UPC Business bereits ab €<br />
6,90 monatlich (exkl. USt.).<br />
Nähere Informationen unter<br />
www.upcbusiness.at oder unter 059<br />
999 4444.<br />
forcieren – und Unternehmen ein interdisziplinäres<br />
und branchenübergreifendes Arbeits-Tool<br />
zu bieten. Von Vorteil erweist sich<br />
dabei, dass die Kreativ-Plattform – als Erste<br />
ihrer Art – punktgenau auf die Bedürfnisse<br />
des deutschsprachigen Wirtschaftsraums zugeschnitten<br />
ist. Bis dato hat die Internet-<br />
Community – 905 registrierte Innovatoren –<br />
zu 18 Fragen insgesamt 2.490 Ideen geliefert.<br />
Die Fragestellungen reichten dabei von<br />
neuen Dienstleistungs-Angeboten am Bankomat<br />
über die (Re-)Positionierung der<br />
Forschungsförderung bis zu<br />
kreativen Give-Aways oder die<br />
Web-Nutzung in der Tourismus-<br />
Kommunikation. Namhafte Unternehmen<br />
wie Siemens, IBM, SIX Multipay<br />
oder WienTourismus haben Zukunft-Innovation<br />
bereits zur Ideenfindung genutzt. Ü<br />
www.zukunft-innovation.com<br />
Fotos: 3M
Österreichisches Know-How für E-Fahrzeug mit Brennstoffzelle<br />
Probefahrt mit Elektro-Auto in Graz<br />
Das Ziel der internationalen Automobilindustrie liegt langfristig in<br />
einer umweltverträglichen, nachhaltigen Mobilität, die durch CO 2-<br />
neutrale Energieträger erreicht werden soll. Dazu zählen neben<br />
Wasserstoff auch Bio-Treibstoffe sowie „grüner“ Strom als Teil ei-<br />
nes zukünftigen Energiesektors. Als zuverlässiger Partner der Au-<br />
tomobilindustrie unterstützt der Grazer Entwickler für die unter-<br />
schiedlichsten Antriebssysteme AVL dieses Vorhaben durch die Ent-<br />
wicklung hocheffizienter Antriebe, die diese Energieträger nutzen.<br />
Der AVL Fuel Cell Commuter (AVL<br />
FCC), ein Elektroauto mit Brennstoffzellen-Range<br />
Extender, wurde auf der<br />
Weltausstellung in Shanghai bei der „Austrian<br />
Tec Week“, wo sich Österreich als<br />
Technologieland präsentierte, vorgestellt. In<br />
China kann man in den Großstädten bereits<br />
Tausende Elektrofahrräder im Verkehr ausnehmen,<br />
was sich ganz im Sinne von Chinas<br />
E-Politik entwickelt. Die Regierung hat das<br />
Ziel proklamiert, bis zum Jahr 2030 rund 80<br />
Prozent aller weltweiten Elektroautos in<br />
China zu produzieren.<br />
Nun tummeln sich in Chinas Großstädten<br />
lautlose Elektromopeds und sogenannte Pedelecs<br />
auf den Straßen, das sind mit Elektromotor<br />
ausgestattete Fahrräder, die als Vorstufe<br />
des mit heuer startenden Fünf-Jahres-<br />
Plans der chinesischen KP zur Förderung<br />
von Elektrofahrzeugen gelten. Österreich<br />
will von diesen ehrgeizigen Plänen der chinesischen<br />
Wirtschaft profitieren, und so unterstützen<br />
Verkehrsministerium, das Austrian<br />
Institute of Technology (AIT) sowie die Außenwirtschaft<br />
Österreich heimische Unternehmen,<br />
die auf Elektromobilität setzen.<br />
„Was die Herstellung von Lithium-Ionen-<br />
Batterien betrifft, führt an Asien derzeit kein<br />
Weg vorbei“, meint Franz Pirker, Leiter des<br />
Mobility Departments des AIT, der auf Aufträge<br />
aus China hofft. Die Nachfrage nach<br />
Elektrifizierung von Fahrzeugen ist in China<br />
groß. Im AVL Shanghai Tech Center wurde<br />
kürzlich ein modernes Batterie-Labor mit<br />
Testgeräten, Simulatoren und dazugehörigen<br />
Automatisierungssystemen eröffnet. Damit<br />
setzt AVL im Bereich der Batterieentwicklung<br />
einen weiteren Schritt in Richtung Elektrifizierung<br />
des Antriebsstranges.<br />
Der wesentliche Vorteil des AVL FCC, der<br />
Ausgestattet ist das AVL FCC mit einer bereits<br />
zur Serienreife entwickelten Diagnosetechnik.<br />
Diese analysiert permanent den Zustand<br />
der Brennstoffzelle und behebt Fehler<br />
umgehend, was die Lebensdauer der Brennstoffzelle<br />
deutlich erhöht. Fotos: AVL<br />
frappant an ein Golfwagerl erinnert, liegt in<br />
seiner kontinuierlichen Verfügbarkeit durch<br />
die deutlich verkürzte Ladezeit: Das Tanken<br />
von Wasserstoff dauert nur wenige Minuten,<br />
im Vergleich dazu benötigt das Aufladen einer<br />
Batterie ein paar Stunden. Möglich<br />
macht diese Zeitersparnis eine kleine Brennstoffzelle<br />
im Range Extender. Dadurch können<br />
Batterien im Auto kleiner dimensioniert<br />
SERVICE<br />
werden. Bei einer mittleren Geschwindigkeit<br />
von rund 20 Stundenkilometern soll eine<br />
Reichweite von 150 Kilometer möglich sein.<br />
Das AVL FCC ist ein Zero Emission Vehicle,<br />
das durch die luftgekühlte Brennstoffzelle<br />
ausschließlich Wasserdampf emittiert. Das<br />
eingebaute Diagnosetool, das ständig den<br />
Zustand der Brennstoffzelle analysiert und<br />
Fehler sofort behebt, wurde ebenso in der<br />
Steiermark entwickelt wie der Wasserstofftank<br />
am Heck des Wagens. Diese zukunftsweisende<br />
Technologie im AVL FCC ist das<br />
Ergebnis eines gemeinsam mit der Tongji<br />
Universität durchgeführten Forschungsprojekts,<br />
das aus Mitteln des Klimafonds unterstützt<br />
wird.<br />
Wenn auch das AVL FCC nicht für den öffentlichen<br />
Bereich gedacht ist, im März wird<br />
das Fahrzeug nach Graz überstellt und bis<br />
Ende des Jahres für den Versuchsbetrieb im<br />
Einsatz stehen, bevor es der Tongji Universität<br />
in Shanghai für studentische Forschungsarbeiten<br />
zur Verfügung gestellt wird<br />
und 2015 in Serie gehen soll. Ü<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 53
54<br />
INTEGRATION<br />
Zuwanderung gibt es seit vielen Jahrzehnten in<br />
Österreich. Das Management von Integration wird<br />
jedoch erst seit rund zehn Jahren zum Thema<br />
gemacht. Die Wirtschaft mit ihrem nüchternen Zu-<br />
gang nach geeignetem und fachlich qualifiziertem<br />
Personal zerbricht sich, sobald der Bedarf gedeckt<br />
ist, auch selten den Kopf über die gesellschafts -<br />
politischen Auswirkungen von Immigration.<br />
Integration auf dem Prüfstand:<br />
Zwischen Vorurteilen<br />
und Wirtschaftsaufschwung<br />
Faktum ist: In Österreich leben rund 815.000 Personen mit ausländischem<br />
Pass, das sind 9,8 Prozent unserer Bevölkerung. Die<br />
Zahl jener Menschen in unserer Heimat, die im Ausland geboren<br />
sind, beläuft sich auf rund eine Million. 17 Prozent der österreichischen<br />
Bevölkerung hat Migrationshintergrund. In Wien ist es mehr<br />
als ein Drittel, d.h. es handelt sich um Personengruppen, die große<br />
Bedeutung für die Zusammensetzung der Gesellschaft haben.<br />
Waren es Anfang der 1960er Jahre Italiener, die zur Behebung des<br />
Arbeitskräftemangels für die Bauwirtschaft angeworben wurden, so<br />
waren es in der Folge Arbeitskräfte aus dem ehemaligen Jugoslawien<br />
und aus der Türkei. Das „Gastarbeiter-System“ funktionierte allerdings<br />
nur bedingt, denn wie ursprünglich als Gäste geplant, ließen<br />
sich bereits in den 1970er Jahren viele von ihnen dauerhaft in Österreich<br />
nieder. „Zusammenfügen zu etwas Neuem“ kann man im Le-<br />
ENTWICKLUNGSGESCHICHTE<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Von Marie-Theres Ehrendorff<br />
xikon unter dem Stichwort „Integration“ finden. Zuwanderung findet<br />
statt, doch die Rahmenbedingungen zu schaffen, um Integration zum<br />
Mehrwert für Österreich zu machen, ist Aufgabe der Politik.<br />
Mit einer Arbeitslosenquote von durchschnittlich 10,4 Prozent im<br />
Vorjahr lag die Beschäftigungslosigkeit bei Menschen ausländischer<br />
Staatsbürgerschaft deutlich über jener von Österreichern mit 6,9 Prozent.<br />
Was auch darauf zurückzuführen ist, dass viele Neuzuwanderer<br />
ihre im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen zum Schaden<br />
für die heimische Wirtschaftsleistung nicht einsetzen können.<br />
Eine zentrale Frage ist in diesem Zusammenhang zweifelsohne die<br />
Anerkennung von Ausbildungen. „Die Nostrifikation ist in Österreich<br />
ein sehr komplexes und zähes Verfahren“, seufzt Integrationsstadträtin<br />
Sandra Frauenberger, „das muss vereinfacht werden, damit wir<br />
im Wettbewerb um die besten ,Hände und Köpfe‘ bestehen können.“
„Das Miteinander beginnt<br />
in den Köpfen der Menschen“,<br />
ist sich Mag. Arzu Sedef bewusst,<br />
die auch bei ihren Auslands -<br />
aufenthalten immer das<br />
Gemeinsame sucht.<br />
Foto: privat<br />
Um sich im „Dschungel“ Nostrifikation<br />
auszukennen, hat sie ein<br />
Kompetenzzentrum für Beratung bei<br />
Nostrifikationen im Wiener ArbeitnehmerInnen<br />
Förderungsfonds<br />
(WAFF) geschaffen, wo jene über 60<br />
Prozent von Neuzuwanderern in<br />
Wien, die sehr gut ausgebildet sind,<br />
beraten werden. Denn „das Nostrifikationsverfahren<br />
gleicht derzeit einer<br />
8000er Bergbesteigung ohne<br />
Sauerstoffgerät, und ich werde mich<br />
auch für die Errichtung von dezentralen,<br />
unabhängigen Validierungszentren<br />
als Bundeseinrichtung stark<br />
machen“, verspricht sie. Außerdem<br />
wird ab nächstem Jahr eine Gesamtevaluierung<br />
der Deutschkursmaßnahmen<br />
stattfinden, denn Bildung ist<br />
auch Sprachkompetenz. In dieses<br />
Horn stößt auch Wirtschaftskammer-Wien-Präsidentin<br />
Brigitte Jank,<br />
wenn sie meint, „Wiens Wirtschaft spricht alle Sprachen. Migrantische<br />
Unternehmer aus über 100 Ländern prägen unsere Wirtschaft<br />
ganz entscheidend. Sie tragen zu jenem ausdifferenzierten Angebot<br />
bei, das die Qualität des Standortes ausmacht und eröffnen durch<br />
ihre interkulturellen Kompetenzen der Wiener Wirtschaft neue Perspektiven<br />
im Außenhandel.“<br />
Diese Chancen nützte auch der Wiener Unternehmer Davor Sertic.<br />
Vor 44 Jahren in Kroatien geboren und mit zwei Monaten nach Wien<br />
übersiedelt worden, hatte er nach der HTL-Matura in Hochbau mit<br />
einem Magister in Betriebswirtschaftslehre sein Studium abgeschlossen.<br />
Nach einem Job bei LKW-Walter ist der Gastarbeitersohn, dessen<br />
Eltern – gelernte Kaufleute, die im Gastgewerbe gejobbt haben,<br />
aber bald ihr eigenes Lokal führten – in der Transportbranche hängengeblieben.<br />
Nun leitet er sein eigenes Unternehmen „unitcargo“,<br />
wo er als LKW-Ladungsspediteur Komplettlösungen anbietet und<br />
seine Laster quer durch Europa, die Türkei und den Orient schickt.<br />
Mit zehn Mitarbeitern, die aus den unterschiedlichsten Ländern kommen,<br />
setzt er jährlich über sechs Millionen Euro um. „Unsere Unternehmenssprache<br />
ist Deutsch, aber ohne die Kenntnis der diversen<br />
süd-osteuropäischen Sprachen und Türkisch wäre unser Unternehmen<br />
sicherlich nicht so erfolgreich“, bekennt Sertic, der bereits 2005<br />
ein Büro in Istanbul und 2006 eines in der Slowakei eröffnet hat. Der<br />
Blick über den Tellerrand ist ganz im Sinne von Davor Sertic, wenn<br />
er meint, „schließlich war mein Ur-Großvater bereits Soldat in der<br />
österreichisch-ungarischen Monarchie, und so schließt sich der Kreis<br />
wieder“.<br />
Graz setzt auf Arbeitsmöglichkeit<br />
Rund 38.000 Menschen, das sind rund 14,9 Prozent aus 156 Nationen,<br />
leben in der steirischen Landeshauptstadt Graz. 1,2 Millionen<br />
Euro investiert die Stadt an der Mur in Integrationspolitik, da der<br />
Anteil von Zuwanderern seit Jahren kontinuierlich steigt. Das Problem<br />
der Ghettoisierung sowie überfüllter Pflichtschulen mit hohem<br />
Anteil an nicht ausreichend Deutsch sprechenden Schülern, geht<br />
auch an Österreichs zweitgrößter Stadt nicht spurlos vorüber. „Es<br />
wird zu oft schwarz-weiß gezeichnet und damit am Leben vorbeigemalt“,<br />
relativiert Bürgermeister Siegfried Nagl, „denn Integration<br />
ist nichts anderes als Akzeptanz von beiden Seiten.“ Graz hat nun<br />
ein Integrationskonzept erarbeitet, in dem festgeschrieben ist, wie<br />
gelungene Integration als gleichberechtigte Teilhabe der „neuen Grazer<br />
und Grazerinnen“ am gesellschaftlichen Leben der Stadt funktionieren<br />
soll. Ein zentraler Bestandteil ist die Arbeitsmöglichkeit<br />
aller in Österreich lebenden Personen. Graz war Vorreiter in Österreich<br />
bei der Anstellung von Asylwerbern. „Wir sollen nicht nur Pro-<br />
INTEGRATION IN ÖSTERREICH<br />
Österreichischer Integrationsfonds (ÖIF)<br />
INTEGRATION<br />
Vor mehr als 50 Jahren ins Leben gerufen, um eine Einrichtung<br />
für Flüchtlinge, die damals vornehmlich aus Ungarn<br />
kamen, zu gründen, hat sich der Österreichische Integrationsfonds<br />
(ÖIF) als professionelle Einrichtung etabliert, die<br />
heute als Ansprechpartnerin für Flüchtlinge, Zuwanderer<br />
sowie die einheimische Bevölkerung fungiert. „Wir glauben,<br />
dass Integration nur dann funktionieren kann, wenn auch<br />
die österreichische Mehrheitsgesellschaft Faktenwissen<br />
hat, sich auskennt, sich orientieren kann, die Realitäten<br />
sieht, die Probleme und Herausforderungen erkennt, diese<br />
punktgenau benennt und auf dieser Basis<br />
versucht, entsprechende Strategien zu entwickeln“,<br />
gibt Alexander Janda, Geschäftsführer<br />
des Integrationsfonds, die Zielrichtung<br />
vor.<br />
Alexander Janda,<br />
Geschäftsführer des<br />
Österreichischen Integrationsfonds<br />
Foto: Helmreich<br />
Aufgaben des Integrationsfonds:<br />
Neben der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans<br />
für Integration des Innenministeriums<br />
setzt der Integrationsfonds Schwerpunkte<br />
im Bereich der Sprachvermittlung,<br />
der Bildung und beruflichen Qualifizierung sowie der Integration<br />
in den Arbeitsmarkt. „In Zusammenarbeit und<br />
ergänzend mit dem AMS entwickeln wir spezifische Bildungsangebote<br />
für bestimmte Zielgruppen, von denen wir<br />
glauben, dass sie den Interessen und Fähigkeiten dieser<br />
Menschen entsprechen und arbeitsmarktrelevant sind.<br />
Das sind Nischen, die wir projektorientiert betreuen, wie<br />
zum Beispiel im Pflegebereich, wo es großen Bedarf an<br />
Pflegehelfern gibt und wir Zuwanderer oder Flüchtlinge<br />
sprachlich und inhaltlich auf diese Aufgabe vorbereiten<br />
können“, verknüpft Janda praxisnah die Interessen von<br />
Wirtschaft und Integration.<br />
Migranten haben es nach wie vor deutlich schwerer, am<br />
Arbeitsmarkt Fuß zu fassen als ihre österreichischen Kollegen.<br />
„Die Gründe dafür sind vielfältig“, kennt Alexander<br />
Janda die Probleme ausländischer Staatsbürger.<br />
„Neben mangelnden Sprachkenntnissen und der oftmals<br />
lücken haften Anerkennung von im Ausland erworbenen<br />
Qualifikationen ist bei qualifizierten Migranten das Fehlen<br />
persönlicher Netzwerke und informeller Kenntnisse über<br />
den Arbeitsmarkt Ursache für die geringe Arbeitsmarktintegration.“<br />
Das vor zwei Jahren gestartete und im deutschen<br />
Raum einzigartige Projekt „Mentoring für MigrantInnen“<br />
will Abhilfe schaffen. „Durch die Hilfe von engagierten<br />
Mentorinnen und Mentoren aus der heimischen Wirtschaft<br />
gelingt es oftmals, qualifizierten Migrantinnen und Migranten<br />
eine rasche Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen“,<br />
erklärt Alexander Janda die von der EU als<br />
Best-Practice-Beispiel geführte Initiative, die gemeinsam<br />
mit dem AMS und der Wirtschaftskammer durchgeführt<br />
wird. Und die Bilanz darf sich sehen lassen: Mehr als 300<br />
Mentoring-Paare werden österreichweit betreut, 80 Prozent<br />
der Mentorinnen bzw. Mentoren betonen, dass auch sie von<br />
der Partnerschaft profitiert haben, und jedem dritten Mentee<br />
gelang es, bereits während der Mentorenschaft eine<br />
Arbeit zu finden.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 55
56<br />
INTEGRATION<br />
bleme sehen“, bemerkt der für Integration zuständige<br />
Grazer Gemeinderat Thomas Rajakovics,<br />
„sondern auch die Chancen erkennen. Die Märkte<br />
gehen im Osten auf, da ist es unumgänglich diese<br />
betreffenden Sprachen zu beherrschen.“ Dies ist<br />
auch Siegfried Nagl ein Anliegen. „Die Stadt Graz<br />
wendet 250.000 Euro jährlich freiwillig auf, um in Kindergärten mit<br />
einem Anteil von mindestens 70 Prozent Kindern nicht-deutscher<br />
Muttersprache Integrationsassistenten zu entsenden. Außerdem investieren<br />
wir zusätzliche 100.000 Euro für das Projekt „Spielerisch<br />
Deutsch lernen“, und wir brauchen Assistenten verpflichtend für alle<br />
Kindergartengruppen mit mehr als 50 Prozent Kindern nicht-deutscher<br />
Muttersprache.<br />
Linz setzt auf Sprach- und Lernförderung<br />
In der drittgrößten Stadt Österreichs, in Linz, leben 189.680 Menschen,<br />
wovon 28.034 oder 14,8 Prozent der Gesamtbevölkerung keine<br />
österreichische Staatsbürgerschaft vorweisen können. Der Ausländeranteil<br />
ist auch in dieser Großstadt ungleich auf die einzelnen<br />
Wohnbezirke verteilt und reicht von 4,8 Prozent im Stadtteil Spallerhof<br />
bis zu einem Anteil von 27,2 Prozent im Makartviertel. „Je<br />
besser die Integration Fremder und Zugewanderter funktioniert, desto<br />
höher ist die Zufriedenheit der gesamten Bevölkerung“, folgert der<br />
Linzer Vizebürgermeister Klaus Luger, der auch für das Integrationsressortverantwortlich<br />
zeichnet. Unter dem Motto „Für den besseren<br />
Zusammenhalt unserer Gesellschaft“ wurde ein Maßnahmenpaket<br />
mit 21 Projekten zu neun Themenbereichen geschnürt, „die<br />
nun der Reihe nach in die Tat umgesetzt werden“. 101.700 Euro investiert<br />
die Stadt in intensive Sprach- und Lernförderung, wobei 40<br />
Prozent der Kosten einzelner Projekte vom Land Oberösterreich mitfinanziert<br />
werden. „Ohne Sprache wird es keine Integration geben“,<br />
so Luger, der für eine frühzeitige Förderung von Kindern aus Migrantenfamilien<br />
plädiert. „Das Projekt ,Förderung der Mehrsprachigkeit<br />
im Kindergarten‘ zielt darauf ab, Migranten- und Flüchtlingskinder,<br />
die sprachliche Defizite aufweisen und bald die Volksschule<br />
besuchen werden, gezielt zu fördern. Durch Stärkung der Erstsprache<br />
und gezielte Förderung der Zweitsprache, sollen die sprachlichen<br />
Ausdrucksmöglichkeiten der Kinder entsprechend entwickelt werden.“<br />
Tirol will fordern und fördern<br />
Das für 2011 vorliegende Jahrbuch „Politik in Tirol“ weist einen 17prozentigen<br />
Anteil der Tiroler Bevölkerung – das sind 119.000 Menschen<br />
mit Migrationshintergrund – aus. In der Landeshauptstadt Innsbruck<br />
haben von den 141.405 Einwohnern 27.449 keinen österreichischen<br />
Pass. Grund genug für Bürgermeisterin Christine Oppitz-<br />
Plörer, die auch die Agenden der Integration innehat, zu handeln. Sie<br />
hält von latenten Polit-Populismus in der Migrationsdebatte anscheinend<br />
wenig, wenn sie mutig erklärt: „Zu oft kommt für mich in der<br />
politischen wie auch veröffentlichten Meinung die Sündenbock-<br />
Theorie zur Anwendung. Ich verbiege mich auch nicht wegen Wählerstimmen.“<br />
Fordern und Fördern ist die Devise in Tirol.<br />
Wie eng der Bereich der sprachlichen Förderung mit dem des städtischen<br />
Wohnbaus verknüpft ist, zeigt die Debatte, die monatelang<br />
über die Deutschpflicht bei der Vergabe von städtischen Wohnungen<br />
in Wörgl stattgefunden hat. „Wohnbau ist gerade für eine Stadt im<br />
wirtschaftlichen Wettbewerb ein ebenso zentrales Thema wie bei Immobilien<br />
die Lage. Davon profitieren wir in Innsbruck, weil der Zu-<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Bei „unitcargo“, der Firma des<br />
erfolgreichen Transportunternehmers<br />
Mag. Davor Sertic, ist Deutsch die<br />
Unternehmenssprache,<br />
ohne Ostsprachen und Türkisch<br />
läuft allerdings gar nichts.<br />
Foto: unitcargo<br />
zug in die Stadt Gott sei Dank wieder attraktiv wird. Für unsere Unternehmen<br />
ist die Urbanisierung von qualifizierten Arbeitskräften<br />
sehr willkommen, wir brauchen Mitarbeiter vom Akademiker bis hin<br />
zu den Pflegeberufen.“<br />
„Das Miteinander beginnt in den Köpfen der Menschen“, bringt es<br />
die in Wien geborene Arzu Sedef auf den Punkt. „Es ist augenscheinlich,<br />
dass in den vergangenen 40 Jahren auf beiden Seiten Fehler gemacht<br />
wurden, aber es ist jetzt an der Zeit, diese zu beheben und<br />
praktikable Lösungen zu finden.“ Die Rechtsanwaltsanwärterin, deren<br />
Eltern als eine der ersten Gastarbeiter in den frühen 1960er Jahren<br />
aus der Türkei zugewandert sind, hat ihr Jusstudium unter der Mindestzeit<br />
abgeschlossen und ihr Postgraduate-Studium in Deutschland<br />
und Belgien absolviert. Das Miteinander hat sie auch als WU-Assistentin<br />
erfolgreich gelebt, ist doch wissenschaftliche Forschung auf<br />
internationale Vernetzung angewiesen. Ü<br />
WORTSPIELE<br />
Die gebräuchlichsten Begriffe<br />
n Asylwerber/innen<br />
Asylwerber/innen beantragen in einem fremden Land<br />
Aufnahme und Schutz vor politischer, religiöser, ethnischer<br />
oder geschlechtsspezifischer Verfolgung in ihrer<br />
Heimat. In einem rechtsstaatlichen Verfahren wird überprüft,<br />
ob sie unter den Schutz des Asylrechtes fallen oder<br />
nicht. Trifft dies zu, wird aus einer/einem Asylwerber/in<br />
ein/e Asylberechtigte/r (siehe „Flüchtling“).<br />
n Flüchtling<br />
Flüchtlinge sind Menschen, die im Sinn der Genfer<br />
Flüchtlingskonvention aus begründeter Furcht vor Verfolgung<br />
wegen Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit<br />
zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer<br />
politischen Überzeugung fliehen und nicht zurück in ihr<br />
Herkunftsland können. Asylberechtigte sind gesetzlich<br />
anerkannte Flüchtlinge.<br />
n Migrationshintergrund<br />
Als Personen mit Migrationshintergrund werden Menschen<br />
bezeichnet, deren Eltern im Ausland geboren wurden.<br />
Es wird zwischen Migrant/innen der ersten Generation<br />
(Personen, die selbst im Ausland geboren wurden)<br />
und Zuwanderer/innen der zweiten Generation (Kinder<br />
von zugewanderten Personen, die aber selbst im Inland<br />
zur Welt gekommen sind) unterschieden.<br />
n Migrant/innen<br />
Migrant/innen sind Personen, die nicht aufgrund von Verfolgung,<br />
sondern aus anderen Motiven (z.B. Arbeit, Familie)<br />
ihr Land verlassen haben und nach Österreich gekommen<br />
sind.<br />
n Subsidiär Schutzberechtigte<br />
Der Status des subsidiär Schutzberechtigten ist ein vor -<br />
übergehendes, verlängerbares Einreise- und Aufenthaltsrecht.<br />
Subsidiär Schutzberechtigte sind Personen, deren<br />
Antrag auf Asyl zwar abgewiesen wurde, eine Abschiebung<br />
in das Herkunftsland jedoch eine ernsthafte Bedrohung<br />
des Lebens infolge willkürlicher Gewalt im Rahmen<br />
eines internationalen oder innerstaatlichen Konfliktes mit<br />
sich bringen würde. Subsidiär Schutzberechtigte sind daher<br />
weder Asylwerber/innen noch Asylberechtigte. Subsidiärer<br />
Schutz wird in den meisten Fällen mit einer Befristung<br />
von einem Jahr gewährt und je nach Entwicklung<br />
der Lage im Herkunftsland verlängert. Quelle: OIF
58<br />
SERVICE<br />
Personalentwicklung und Zeitarbeit –<br />
Widerspruch oder Realität?<br />
Sie sind beides Instrumente zur Erhaltung der Wettbewerbsfähig-<br />
keit. Auch auf ihre dynamische Umwelt müssen sie adäquat, flexi-<br />
bel und innovativ reagieren. Personalentwicklung und Zeitarbeit –<br />
sind das zwei Begriffe der Arbeitswelt, die nichts miteinander zu<br />
tun haben?<br />
Nein“ sagt Georg Karner, Geschäftsführer<br />
der APSGROUP. Der innovativ denkende<br />
Zeitarbeitsprofi hat in seiner Unternehmensgruppe<br />
neue Aktivitäten ins Leben<br />
gerufen, die den Spagat zwischen Per-<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
sonalentwicklung und Zeitarbeit zukünftig<br />
optimal verbinden. In der Praxis sieht das<br />
konkret so aus: Die Zeitarbeitsfirma unterstützt<br />
die Personalabteilungen ihrer Aufraggeber<br />
bei der Entwicklung von Qualifizie-<br />
APS GF Georg Karner schafft innovative<br />
Synergie zwischen Personalentwicklung<br />
und Zeitarbeit.<br />
Fotos: APS<br />
rungsprogrammen von ZeitarbeitnehmerInnen<br />
und setzen die Schulungen auch in der<br />
Praxis um. Potenzielle Zeitarbeitnehmer, die<br />
schon über einen längeren Zeitraum Erfahrung<br />
sammeln konnten, werden in Vorbereitung<br />
auf ihre bevorstehenden neuen Leitungsaufgaben<br />
vorbereitet und beim Einsatz<br />
in der Praxis unterstützt. In Abstimmung mit<br />
den Partnerbetrieben werden von der Zeitarbeitsfirma<br />
Ressourcen, Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
systematisch erhoben und im<br />
Sinne der Gesamtorganisation eingesetzt.<br />
Dieses neue Modell soll nachhaltige Synergieeffekte<br />
schaffen und Motivation, Arbeitszufriedenheit<br />
und vor allem die Identifikation<br />
der ZeitarbeitnehmerInnen mit ihrem<br />
Betrieb erhöhen.<br />
Manfred H. ist gelernter Anlagentechniker<br />
aus Graz. Über den Personaldienstleister<br />
APS kam er zunächst als Zeitarbeiter in die<br />
Abteilung für Mess-und Regeltechnik eines<br />
Grazer Anlagenbauers. Nach zweijähriger<br />
Tätigkeit und zahlreichen speziellen Weiterbildungen<br />
bekam er aufgrund einer Pensionierung<br />
die Chance, seine Abteilung als Leiter<br />
zu übernehmen. Manfred schaffte mit<br />
Hilfe der begleitenden Unterstützung von<br />
APS den Sprung zum Abteilungsleiter.<br />
„Das ist nur eines von vielen Beispielen aus<br />
der Praxis“, meint Georg Karner, der mit<br />
Stolz darauf verweist, dass die Zeitarbeit als<br />
Drehscheibe am Arbeitsmarktes nicht nur im<br />
klassischen Sinn Auftragsspitzen, saisonalen<br />
Bedarf oder Projektarbeiten abdeckt, sondern<br />
auch neue firmenübergreifende innovative<br />
Ideen entwickelt und mitgestaltet. Im<br />
konkreten Fall, bei dem die Anforderungen<br />
des Arbeitsumfeldes und die Fähigkeiten der<br />
MitarbeiterInnen übereinstimmen müssen,<br />
bedeutet dies einen wichtigen Beitrag zur Sicherung<br />
der Beschäftigungsfähigkeit.<br />
Die Personalentwicklung hat also auch in der<br />
Zeitarbeit einen Verstärker gefunden. Ein<br />
neues Tandem am Arbeitsmarkt. Ü<br />
Zeitarbeit – wichtige Drehscheibe<br />
am Arbeitsmarkt
60<br />
BILDUNG<br />
„Es geht um Österreich – und Österreich darf<br />
nicht sitzen bleiben“<br />
Der Industrielle und ehemalige<br />
österreichische Finanzminister<br />
Hannes Androsch hat sich in den<br />
Kopf gesetzt, mit dem „Volksbe-<br />
gehren Bildungsinitiative“<br />
Österreich wieder auf Überhol-<br />
spur zu bringen, denn die Zeit<br />
läuft uns davon. Wie er das um-<br />
setzen will, erklärt er Marie-<br />
Theres Ehrendorff für die Wirt-<br />
schaftsnachrichten.<br />
n Herr Dr. Androsch, Sie haben im vergangenen<br />
November Ihre Initiative angekündigt,<br />
sammeln derzeit Unterstützungserklärungen<br />
– mindestens 8.032<br />
sind nötig, um ein Volksbegehren<br />
durchführen zu können – und bereits<br />
im Frühling könnte es zum Unterschreiben<br />
in den magistratischen Bezirksämtern<br />
aufliegen. Was wollen Sie<br />
erreichen?<br />
Das Grundziel ist die Hebung des Bildungsniveaus<br />
auf allen Ebenen – ausgehend vom<br />
Vorschuljahr über Pflichtschulen, weiterführende<br />
Schulen, Universitäten sowie die Weiter-<br />
und Fortbildung Erwachsener. Neuralgische<br />
Punkte sind dabei die Schnittstellen,<br />
wie der Übergang vom Kindergarten oder<br />
Vorschuljahr in die Volksschule und am anderen<br />
Ende auch das Verhältnis von Fachhochschulen<br />
und Universitäten, was nicht<br />
eindeutig definiert ist. Auch die frühzeitige<br />
Entscheidung mit zehn Jahren für einen richtungsweisenden<br />
Bildungsweg ist zu überdenken.<br />
n Welche Vorteile bringt eine Hebung<br />
des Bildungsniveaus in Österreich?<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
„Wir müssen jetzt handeln“,<br />
appelliert Dr.<br />
Hannes Androsch. Wir<br />
sind auf die Kriechspur<br />
zurückgefallen, und<br />
die anderen fahren an<br />
uns vorbei. Das bemerkt<br />
man zuerst<br />
nicht. Erst über längere<br />
Strecken entdeckt<br />
man, dass man abgehängt<br />
wurde. Foto: AIC<br />
Das Talent, die Fähigkeiten<br />
und Möglichkeiten<br />
der jungen<br />
Leute sind unser<br />
wichtigster Rohstoff.<br />
Und hier entscheidet<br />
sich für jeden Einzelnen,<br />
welche Ausbildung<br />
er erlangt, welche<br />
Qualifikationen<br />
er erreicht und wie sein Lebensweg verlaufen<br />
wird. Das ist schicksalhaft für junge Menschen,<br />
aber auch für unsere Gesellschaft und<br />
Wirtschaft, weil sich hier entscheidet, wie die<br />
Zukunft gewonnen oder verloren wird.<br />
n Österreich zählte doch lange Jahre als<br />
Vorbild in der Schulbildung?<br />
Wir sind radikal abgestürzt. Es sind nicht nur<br />
die Skandinavier, allen voran die Finnen,<br />
oder die Schweizer, die uns weit überholt haben,<br />
auch die Deutschen haben sich in den<br />
vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert.<br />
Ganz zu schweigen von den Südkoreanern,<br />
von den Shanghainesen oder von den<br />
Singapurnesen, die inzwischen bei den Amerikaner<br />
die Alarmglocken läuten lassen.<br />
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n Was halten Sie vom amerikanischen<br />
Aufreger und Bestseller „Warum chinesische<br />
Mütter überlegen sind“ von<br />
der chinesischstämmigen US-Autorin<br />
und Havard-Professorin Amy Chua,<br />
die derzeit mit rigiden Erziehungsmethoden<br />
als „Tigermutter“ international<br />
Debatten entzündet?<br />
Man muss nicht alles eins zu eins übernehmen,<br />
dabei kann die Kreativität leiden. Aber
unser derzeitiger Zustand besteht darin, dass<br />
viele Eltern meinen, mit der Erziehung sollen<br />
sich die Lehrer herumschlagen. Im Halbtagsunterricht<br />
müssten diese die Erziehungsaufgaben<br />
der Eltern übernehmen und auch<br />
den Bildungsauftrag erfüllen. Das ist unmöglich<br />
– Kinder und Lehrinhalte bleiben somit<br />
auf der Strecke. Der Beweis dafür ist der<br />
boomende Nachhilfemarkt.<br />
n Wer ist Zielgruppe eines gesamtheitlichen<br />
Bildungskonzepts?<br />
Gewisse Schichten brauchen ein neues Bildungskonzept<br />
dringender als andere, wie seinerzeit<br />
beim „Mutter-Kind-Pass“, der den<br />
einkommensschwächeren Schichten geholfen<br />
hat. Wenn keine Großeltern vorhanden<br />
sind, die sich um das Kind einer alleinerziehenden<br />
Mutter kümmern, wird’s ohne Ganztagsbetreuung<br />
nicht gehen. In anderen Ländern<br />
ist das ganz selbstverständlich. Ich bin<br />
1947 in Brüssel in eine katholische Schule<br />
gegangen, das war eine Ganztagsschule. Wir<br />
brauchen das Rad gar nicht neu zu erfinden,<br />
sondern endlich den Rückstand beseitigen<br />
und nach unseren Bedürfnissen adjustieren.<br />
n Sie fordern die bürokratischen Strukturen<br />
einheitlich beim Bund zu bündeln,<br />
jedoch Autonomie für die Schulleitung<br />
sowie für die Lehrer – ist das<br />
möglich?<br />
Für die Kindergärten sind die Gemeinden,<br />
für die Pflichtschulen die Länder und für den<br />
Rest das Unterrichtsministerium zuständig.<br />
Kann man sich vorstellen, dass in Bayern,<br />
das so wie wir neun Bundesländer, neun<br />
Landkreise hat, jemand auf die Idee kommt,<br />
in jedem Landkreis eine unterschiedliche<br />
Kompetenz einzurichtet. Wenn Sie das in<br />
München vorschlagen, landen Sie möglicherweise<br />
in der Psychiatrie. Aber das betreiben<br />
wir – und so schaut’s auch aus.<br />
n Die Staatsfinanzen schauen nach diversen<br />
Konjunkturpaketen krisenbedingt<br />
ja nicht unbedingt rosig aus.<br />
Sind Ihre Ideen überhaupt finanzierbar?<br />
Selbstverständlich, denn in den vergangenen<br />
zehn Jahren sind im Pflichtschulbereich die<br />
Kosten um 35 Prozent gestiegen und die<br />
Zahl der Schüler um 15 Prozent zurückgegangen.<br />
Wir haben eines der teuersten Schulsysteme<br />
mit einem der schlechtesten Ergebnisse.<br />
Und ich gebe Wirtschaftskammerpräsident<br />
Christoph Leitl völlig recht, wenn er<br />
meint: Von zwei Euro, die wir in das Bildungssystem<br />
einzahlen, kommt bloß einer<br />
im Unterricht an. Natürlich muss man zuerst<br />
in die Infrastruktur investieren, damit die Voraussetzungen<br />
für eine Ganztagsschule überhaupt<br />
geschaffen werden. Das wird nicht mit<br />
einem Schwertstreich zu erreichen sein, die<br />
Finnen lassen uns wissen, sie haben zehn bis<br />
15 Jahre dazu gebraucht. Aber wenn man<br />
den Prozess nicht in Gang setzt, wird man<br />
nie dahin kommen.<br />
n Ist das in allen Unterrichtsbereichen<br />
so?<br />
Für alle im Bildungsbereich Tätigen brauchen<br />
wir eine hinreichende pädagogische<br />
Ausbildung, denn man muss nicht nur Fachwissen<br />
vermitteln können, sondern ebenso<br />
die Zusammenhänge interdisziplinär kennen,<br />
und vor allem muss man die pädagogischen<br />
und didaktischen Voraussetzungen haben,<br />
um den Jugendlichen nicht nur Lehrstoff,<br />
sondern auch Freude zu vermitteln.<br />
Ziel sind glückliche Kinder, glückliche Lehrer<br />
und zufriedene Eltern. Wenn die Bildung<br />
das Wichtigste ist, ist der Lehrberuf der<br />
wichtigste Beruf überhaupt. Dementsprechend<br />
müssen Lehrer ausgewählt und pädagogisch<br />
ausgebildet sein und ein breites Angebot<br />
von Ganztagsunterricht hat zur Verfü-<br />
BILDUNG<br />
gung zu stehen. Auch Eltern, die den Nachmittagsunterricht<br />
selbst übernehmen wollen,<br />
sollen die Wahlmöglichkeit dazu bekommen.<br />
Entscheidend ist der breite Weg, dazu<br />
braucht man Flexibilität und mehr Autonomie<br />
der Schulen und Lehrer, denn es ist jede<br />
Klasse individuell zu behandeln. Und das<br />
muss bereits im Vorschulalter beginnen.<br />
n Bildung ist für Forschung und Entwicklung<br />
in Großbetrieben von immenser<br />
Bedeutung. Aber welchen<br />
Wert hat höhere Bildung eines Arbeitnehmers<br />
für einen mittelständischen<br />
Unternehmer?<br />
Das beginnt zuerst bei geeigneten Lehrlingen.<br />
Was macht ein Installateur, Zimmermann<br />
etc., der hinreichend qualifizierte Mitarbeiter<br />
braucht? Er benötigt Lehrlinge, die<br />
nach dem Pflichtschulabschluss eine entsprechende<br />
weiterführende Ausbildung und<br />
vor allem eine praktische Lehre haben, was<br />
auch eine lehrlingsausbildende Matura sein<br />
könnte. Wenn jedoch ein großer Teil der<br />
Pflichtschulabgänger zumindest funktionale,<br />
wenn nicht de facto Analphabeten sind, dann<br />
sind sie nicht lehrfähig.<br />
n Es gibt keinen so verparteipolitisierten<br />
Bereich wie die Bildung – orientieren<br />
Sie sich an einer Richtung?<br />
Parteipolitik interessiert mich dabei überhaupt<br />
nicht. Es gibt keine schwarze, orange,<br />
grüne, blaue oder rote Bildung, sondern nur<br />
eine gute oder schlechte. Das Bildungsvolksbegehren<br />
ist keine Initiative gegen etwas wie<br />
die bisherigen Referenden, sondern ausschließlich<br />
für etwas: für die Zukunft Österreichs.<br />
Es geht um Österreich, und Österreich<br />
darf nicht sitzen bleiben. Ü<br />
www.vbbi.at
62<br />
INNOVATION<br />
„Duo**Stars“ als europäischer<br />
Leuchtturm für Innovation<br />
Die beiden Regionen Niederösterreich und das<br />
slowakische Trnava bilden den Kern eines dyna-<br />
mischen Entwicklungsraumes der Europäischen<br />
Union mit großem Zukunftspotenzial.<br />
Veit Schmid-Schmidsfelden, Obmann der NÖ Maschinen- und Metallwarenindustrie,<br />
WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl und IHS-Chef Prof.<br />
Bernhard Felderer präsentieren das grenzüberschreitende Projekt<br />
„Duo**Stars“, ein praxisgerechtes europäisches Innovationsprojekt.<br />
Foto: WKNÖ<br />
In diesem geografischen Raum haben sich bereits Unternehmensstrukturen<br />
herausgebildet, die in Hochtechnologiefeldern weltweit<br />
Nischen in führender Position besetzen. Die überwiegend kleinund<br />
mittelständischen Unternehmen produzieren mit ihren hochqualifizierten<br />
Mitarbeitern hauptsächlich für den Export in alle Welt.<br />
Mittelfristig will WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl das Projekt zum<br />
„Leuchtturm“ für die gesamte Region machen. „Der ostösterreichische<br />
Raum mit Niederösterreich, Wien und dem Burgenland soll<br />
gemeinsam mit der Slowakei und Tschechien zu einem der wirtschaftlich<br />
dynamischsten Gebiete innerhalb der gesamten Europäischen<br />
Union werden.“<br />
Bernhard Felderer, Direktor des renommierten Instituts für höhere<br />
Studien (IHS), hat diesen ostösterreichischen Raum sowie die benachbarten<br />
slowakischen Gebiete, die durch ihre hohen Wachstumsraten<br />
hervorstechen, einer umfassenden Standortanalyse unterzogen.<br />
So weist der Kreis Trnava, gemessen an Kaufkraftstandards, zwischen<br />
2002 und 2007 ein nominelles Wachstum von jährlich 10,8 Prozent<br />
auf und der Kreis Bratislava 9,6 Prozent. Zum Vergleich: Der<br />
Norden des Wiener Umlands kommt auf 4,4 Prozent, St. Pölten auf<br />
4,1, Niederösterreich-Süd auf 3,6 und der Raum Mostviertel-Eisenwurzen<br />
auf 3,4 Prozent.<br />
In Summe weist die Slowakei in diesem Zeitraum ein nominelles<br />
Wachstum von 8,4 Prozent auf. Österreich kommt auf 3,4 Prozent<br />
und liegt damit über den EU-15 (3,2 Prozent). Beim Anteil der Industrie<br />
an der Bruttowertschöpfung liegt der Kreis Trnava unter den<br />
untersuchten Regionen mit 55,1 Prozent vorne, gefolgt vom Raum<br />
Mostviertel-Eisenwurzen (44,1 Prozent), Niederösterreich-Süd<br />
(39,6 Prozent) und dem Nordteil des Wiener Umlandes (37,6 Prozent).<br />
Auch hier wieder zum Vergleich: In der gesamten Slowakei<br />
beträgt der Industrieanteil 38,8 Prozent, in Österreich 30,4.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Stimmen aus der Praxis<br />
Die CIS-Lehrgänge nach ISO 27001 vermitteln Informationssicherheit<br />
auf internationalem Niveau: ISO 27001 fachgerecht<br />
einführen, betreiben und verbessern, lauten die Ausbildungsinhalte.<br />
Teilnehmer bestätigen: Informationssicherheit,<br />
Datenschutz, Riskmanagement und Notfallplanung zählen heute<br />
zu den „Business-Enablern“. IT-Security-Verantwortliche, Berater<br />
sowie Qualitätsmanager und -auditoren können durch diesen<br />
CIS-Lehrgang ihre Karriere in Richtung Gesamtsystem-Verantwortung<br />
ausbauen.<br />
Ing. Dietmar Fink, CIO der Duropack-<br />
Gruppe und zertifizierter IS-Manager:<br />
„Meine Aufgabe bei Duropack war es, für den<br />
Konzern mit 12 Standorten eine Security-Policy<br />
zu implementieren. In dieser Position<br />
musste ich sämtliche Normanforderungen kennen<br />
und ihre Relevanz für den Betrieb beurteilen. Generell ist<br />
der CIS-Lehrgang für alle interessant, die mit organisatorischen<br />
Fragen der Informationssicherheit betraut sind.“<br />
Martin Lechner, zert. IS-Manager,<br />
AirPlus Travel Card:<br />
„Der CIS-Lehrgang zum zertifizierten IS-Manager<br />
hat mir einen guten Einblick in rechtliche<br />
und psychologische Fragen gegeben. Auch<br />
abstrakte Themen wie Riskmanagement und<br />
Notfallplanung wurden plastischer. Aus diesem<br />
Wissen konnte ich einiges an direktem Verbesserungspotenzial<br />
für unseren Betrieb mitnehmen.“<br />
Gezielte Maßnahmen für F&E<br />
An dem Ausbau eines „Schneeball-Netzwerks Innovation“ wird derzeit<br />
eifrig gearbeitet. Das ist eine Internet-Plattform, die innovative<br />
Unternehmen untereinander sowie mit innovationsunterstützenden<br />
öffentlichen Einrichtungen verknüpft, um auf diese Weise Innovationsprozesse<br />
zu erleichtern und zu beschleunigen. Auch die Förderung<br />
für sogenannte „Innovationsassistenten“ wurde bereits ausgebaut.<br />
Bisher wurden KMUs, die noch wenig Innovations-Erfahrungen haben<br />
und einen Jungakademiker oder eine Jungakademikerin zur<br />
Durchführung von Innovationsprojekten aufnehmen, vom Land Niederösterreich<br />
mit einer Forscherprämie finanziell unterstützt. Diese<br />
Unterstützung wird jetzt auch auf größere Betriebe ausgeweitet, wenn<br />
diese zum Beispiel ein neues Technologie- bzw. Forschungsfeld aufbauen,<br />
neue Produkte entwickeln oder neue Märkte erschließen. Außerdem<br />
gibt es diese Prämie nun nicht mehr nur für Jungakademiker,<br />
sondern auch für erfahrene Forscherinnen und Forscher, wenn diese<br />
mindestens zwei Jahre in einer Forschungseinrichtung tätig waren<br />
und vom Betrieb direkt von dort übernommen werden.<br />
„Für konkrete Vernetzungsaktivitäten und als Ansprechpartner für<br />
interessierte Betriebe wurde bei ,Duo**Stars‘ mit Johan Elliason ein<br />
eigener Vernetzungscoach eingesetzt“, sagt Veit Schmid-Schmidsfelden,<br />
Obmann der NÖ Maschinen- und Metallwarenindustrie. „Damit<br />
sollen den Betrieben in diesem dynamischen Wirtschaftsraum<br />
zusätzliche Möglichkeiten auf dem Weltmarkt eröffnet werden. Eine<br />
deutsche wie auch eine US-amerikanische Beschaffungsplattform<br />
sind bereits mit an Bord.“<br />
Eine besondere Chance sieht Sonja Zwazl in der Nutzung des Twin<br />
City Ballungsraums Wien – Bratislava mit drei Millionen Menschen:<br />
„Wir müssen heute darauf vorbereitet sein, bei den technologischen<br />
Entwicklungen von morgen, etwa bei der E-Mobilität, der Umweltoder<br />
der Medizintechnik, europaweit mitzuspielen.“ Ü<br />
Foto: Duropack<br />
Foto: AirPlus
Weiterbildung: Karriere<br />
als „Information-Security-Manager“<br />
CIS-Lehrgang vermittelt Informations -<br />
sicherheit auf internationalem Niveau:<br />
ISO 27001 fach gerecht einführen,<br />
betreiben und verbessern.<br />
Die steigenden Anforderungen in der ITund<br />
Informationssicherheit verlangen<br />
heute zusätzliche Qualifikationen: Der<br />
Information-Security-Standard ISO 27001<br />
ist international im Vormarsch und ermöglicht<br />
ein „wasserdichtes“ Sicherheitssytem<br />
– mit strukturiertem Prozess- und Riskmanagement,<br />
gezielter Maßnahmenplanung<br />
und Erfolgskontrolle.<br />
Für KMU und Konzerne<br />
Die Security-Norm ist branchenunabhängig<br />
und wird auch in KMU erfolgreich eingesetzt.<br />
Ende 2010 gab es weltweit bereits<br />
mehr als 12.000 Unternehmen mit einer<br />
ISO-27001-Zertifizierung.<br />
Als strategischen Schachzug für die Karriere<br />
wählen daher immer mehr IT-Fachleute oder<br />
Qualitätsbeauftragte eine spezifische Weiterbildung<br />
in diese Richtung.<br />
Mehr als 320 IS-Manager<br />
Die akkreditierte Zertifizierungsgesellschaft<br />
CIS – Certification & Information Security<br />
Services GmbH bietet in Österreich den<br />
normkonformen viertägigen Lehrgang zum<br />
"Information-Security-Manager nach ISO<br />
27001“ sowie den dreitägigen Aufbaulehrgang<br />
„Information Security Auditor nach<br />
ISO 27001“ und vermittelt international anerkanntes<br />
Fachwissen: Implementieren,<br />
steuern und optimieren von standardisierten<br />
Managementsystemen für umfassende Informationssicherheit.<br />
„Insgesamt blickt die CIS<br />
auf eine steigende Zahl an Absolventen. In<br />
Österreich sind es derzeit rund 320 zertifizierte<br />
IS-Manager und fast 110 IS-Auditoren“,<br />
erklärt CIS-Geschäftsführer Erich<br />
Scheiber.<br />
Inhalt: 3 Module<br />
„Information-Security-Manager nach ISO<br />
27001“ nehmen mit ihrer Kombination aus<br />
Führungs- und Technologiekompetenz eine<br />
zentrale Position im Unternehmen ein. Entsprechend<br />
weit ist der Bogen der Ausbil-<br />
CIS-Geschäfts führer<br />
Erich Scheiber<br />
Foto: CIS<br />
INNOVATION<br />
dungsinhalte gespannt. Der CIS-Lehrgang<br />
umfasst drei Module, die unabhängig voneinander<br />
besucht werden können:<br />
n Die Normen ISO 27001 / 27002<br />
n Psychologische Grundlagen<br />
n Rechtsgrundlagen<br />
Strategisches Zeugnis<br />
Der Lehrgang zum „Information-Security-<br />
Manager nach ISO 27001“ schließt aufgrund<br />
der CIS-Akkreditierung mit einem staatlich<br />
und international anerkanntem Zertifikat ab.<br />
Zielgruppen sind IT-Security-Verantwort -<br />
liche, Berater sowie Qualitätsmanager und<br />
-auditoren, die ihre Karriere in Richtung<br />
Gesamtsystem-Verantwortung ausbauen<br />
wollen.<br />
Information & Anmeldung<br />
www.cis-cert.com<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 63
64<br />
INNOVATION<br />
Alles Grün<br />
Von der Küche bis zum Auto – kaum ein Produkt, in dem die innovative<br />
Technologie von Bosch keine Rolle spielt. Vor allem die grünen Tech-<br />
nologien sind es, mit denen das Unternehmen immer wieder globaler<br />
Vorreiter ist.<br />
Vor 125 Jahren gründete Robert Bosch in<br />
Stuttgart seine „Werkstätte für Feinmechanik<br />
und Elektrotechnik“. Mittlerweile<br />
arbeiten weltweit mehr als 283 000<br />
Menschen in über 150 Ländern für Bosch.<br />
2010 erzielte Bosch nach vorläufigen Zahlen<br />
einen Umsatz von 47,3 Milliarden Euro.<br />
„Technik fürs Leben“ - unter diesem strategischen<br />
Motto entwickelt Bosch innovative<br />
und nutzbringende Produkte, Technologien<br />
und Dienstleistungen, die die Lebensqualität<br />
der Menschen steigern. „Dabei ist der Aspekt<br />
der verbesserten Energieeffizienz bei all unseren<br />
Produkten der wichtigste Hebel, um<br />
zur Erreichung der weltweiten CO2-Ziele<br />
beizutragen.“, sagt Dr. Karl Strobel, Alleinvorstand<br />
der Robert Bosch AG Wien und Repräsentant<br />
der Bosch-Gruppe in Österreich.<br />
Im Jahr 2010 hat Bosch weltweit rund 4 Milliarden<br />
Euro für Forschung und Entwicklung<br />
ausgegeben. Davon wurde fast jeder zweite<br />
Euro für neue ressourcen- und<br />
umweltschonende Produkte und<br />
Dienstleistungen eingesetzt.<br />
Ausgezeichnet<br />
Gerade diese innovative Kraft<br />
von Bosch wird immer wieder national<br />
und international ausgezeichnet.<br />
Die Parallel-Vollhybrid-<br />
Technologie erhielt 2010 die Auszeichnung<br />
„Innovation Award“<br />
auf der Automechanika 2010. In<br />
Österreich erhielt das Unternehmen<br />
für die Entwicklung einer<br />
neuen Common Rail Injektor-Generation<br />
den Innovationspreis des<br />
Landes Oberösterreich und wurde<br />
mit der Nominierung zum Staatspreis<br />
für Innovation gewürdigt.<br />
Die Entwicklung des Common<br />
Rail Injektors für Nutzfahrzeuge<br />
ist ein Meilenstein: Erstmals<br />
wurde ein Einspritzdruck von<br />
2200 bar erreicht. Dies führt zu<br />
einer weiteren Reduzierung des<br />
Kraftstoffverbrauches und der<br />
Schadstoffemissionen.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
CO2-Reduzierung<br />
Die Elektromobilität ist ein zentraler Punkt<br />
bei Bosch. Im Jahr werden rund 400 Millionen<br />
Euro investiert und etwa 800 Mitarbeiter<br />
arbeiten in der Forschung und Entwicklung<br />
für die Hybrid- und Elektrofahrzeug-Technologie.<br />
Doch die Entwicklung stoppt nicht<br />
beim Auto. Mit der heutigen Bosch Thermotechnik<br />
ist das Energie-Plus-Haus, das mehr<br />
Energie erzeugt als es braucht, machbar.<br />
Bosch sieht in der Möglichkeit der Energieeinsparung<br />
das Leitmotiv für die Zukunft.<br />
Denn ein sparsamer und intelligenter Umgang<br />
mit Energie ist die größte wirtschaftlich<br />
zu erschließende Energiequelle der Zukunft.<br />
Das Unternehmen selbst will seinen Kohlendioxidausstoß<br />
an seinen Fertigungsstandorten<br />
bis 2020 um mindestens 20 Prozent reduzieren.<br />
Zudem hat Bosch an allen Standorten<br />
ein Umweltschutz-Managementsystem<br />
nach internationalen Standards eingeführt.<br />
Für rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge entwickelt Bosch eine Vielzahl<br />
von Komponenten und Systemen.<br />
1907: Bosch-Direktoren auf Probefahrt.<br />
Gustav Klein, Gottlob Honold, Ernst Ulmer<br />
und Arnold Zähringer (v.l.n.r.). Fotos: Bosch<br />
Technik fürs Leben-Preis<br />
Eine Besonderheit hält Bosch in Österreich für<br />
den Techniker-Nachwuchs bereit. Jährlich verleiht<br />
das Unternehmen den „Technik fürs Leben-Preis“.<br />
Mit diesem Preis würdigt die<br />
Bosch-Gruppe die herausragenden Leistungen<br />
des Nachwuchses. SchülerInnen der Höheren<br />
Technischen Lehranstalten können ihre Diplomarbeiten<br />
einreichen. Diese werden dann<br />
von einer namhaften Fachexperten-Jury bewertet.<br />
Auf die Gewinner wartet ein sechsmonatiges<br />
Praktikum bei Bosch. „Wo immer in der<br />
Welt unser Nachwuchs zum Einsatz kommt,<br />
wird er schnell spüren, wie sehr sich seine Kolleginnen<br />
und Kollegen mit dem Unternehmen<br />
identifizieren – ein Unternehmen, das sich<br />
langfristig orientiert, auch an Werten wie Fairness<br />
und Vertrauen.“, so Dr. Karl Strobel, „So<br />
versteht sich Bosch als ein Unternehmen, das<br />
aus seiner Vergangenheit Kraft zieht, um in Gegenwart<br />
und Zukunft dynamisch zu agieren.“
AT&S profitiert vom globalen Aufschwung<br />
n Herr Gerstenmayer, die Entwicklung<br />
der AT&S war in den vergangenen<br />
Monaten insgesamt sehr positiv. Wird<br />
es so weitergehen?<br />
Kurzfristig bin ich mir sicher, dass wir die<br />
an den Finanzmarkt kommunizierten Erwartungen<br />
erfüllen werden. So werden wir, was<br />
die Nettoumsätze betrifft, innerhalb der angegebenen<br />
Bandbreite von 470 bis 500 Millionen<br />
Euro zum Liegen kommen, zumal das<br />
4. Quartal auf Grund der Feiertage in China<br />
traditionell am umsatzschwächsten ist. Mittelfristig<br />
sind jedoch einige Herausforderungen<br />
zu erwarten, denen wir uns stellen müssen.<br />
So sehe ich auf allen Märkten – sei es<br />
im Mobilfunkbereich, in der Autozulieferindustrie<br />
oder in der Medizintechnik – einen<br />
hohen Bedarf an hochwertigen Leiterplatten.<br />
Bei der Nachfrage rechnen wir mit bis zu<br />
zehn Prozent Wachstumsraten in den nächsten<br />
24 Monaten. Deshalb evaluieren wir gerade<br />
verschiedene mögliche Standorte für<br />
ein neues Werk in Asien.<br />
n Spiegeln die aktuellen Ergebnisse auch<br />
den generell kolportierten Wirtschaftsaufschwung<br />
wider?<br />
Das gute Weihnachtsgeschäft im Smart -<br />
phone- und Tablet-Bereich sowie die starke<br />
Nachfrage seitens der Automobilzulieferindustrie<br />
bestätigen den weltweiten Wirtschaftsaufschwung.<br />
Davon profitieren natürlich<br />
auch die AT&S-Werke, die weiterhin<br />
eine sehr hohe Auslastung fahren. Zusätzlich<br />
geht der weitere Kapazitätsausbau in China<br />
– im Oktober wurde die elfte neue, hochwertige<br />
HDI Linie eröffnet – zügig voran. Insgesamt<br />
haben sich die ersten neun Monate<br />
damit wesentlich besser entwickelt als erwartet.<br />
Zwar sind die Nettoerlöse im Dezember<br />
auf Grund der Feiertage leicht rückläufig,<br />
dennoch liegen die kumulierten Umsätze mit<br />
rund 365 Millionen Umsatz klar über den internen<br />
Erwartungen.<br />
Da die enorme Nachfrage nach hochwertigen<br />
Leiterplatten im Mobilfunksegment<br />
nach wie vor nicht vollständig bedient wer-<br />
INNOVATION<br />
Mit einem sehr positiven Ergebnis der ersten neun Monate macht AT&S einmal mehr auf sich aufmerk-<br />
sam. Die Prognosen für die Zukunft stimmen optimistisch, auch wenn durchaus Herausforderungen zu<br />
erwarten sind. CEO Andreas Gerstenmayer im Interview über die Entwicklung der vergangenen neun<br />
Monate und die Zukunft von AT&S.<br />
den kann, läuft der weitere Kapazitätsausbau<br />
in Shanghai mit höchster Priorität. Erfreulich<br />
ist aber auch die weltweite Erholung bei den<br />
Autozulieferern und in der Industrie, was zu<br />
zusätzlichen Aufträgen in Indien und Österreich<br />
geführt hat.<br />
n Wie wirkt sich dabei der nach wie vor<br />
stärker werdende Preisdruck bei den<br />
Rohstoffen aus?<br />
Diesen Preisdruck bekommen wir natürlich<br />
ebenso zu spüren wie die noch immer hohe<br />
Verunsicherung auf den Währungsmärkten.<br />
Außerdem musste für den Abgang von Vorstand<br />
Steen Hansen eine Rückstellung in der<br />
Höhe von rund 1,9 Millionen Euro gebildet<br />
werden. Damit summieren sich die außergewöhnlichen<br />
Belastungen in den ersten neun<br />
Monaten auf rund 2,7 Millionen Euro, dennoch<br />
konnte die EBIT Margin kumuliert bei<br />
10,3 Prozent gehalten werden. Ein Ergebnis,<br />
auf das wir durchaus stolz sein können.<br />
n AT&S wurde nun auch in das Ranking<br />
der TOP-500-Wachstumsunternehmen<br />
aufgenommen?<br />
Wir haben im Dezember vom Präsidenten der<br />
Europe’s 500 erfahren, dass wir zu den TOP-<br />
500-Wachstumsunternehmen in Europa zählen.<br />
Bereits seit 1996 wählt Europe’s 500 die<br />
Liste der Top-Wachstumsunternehmen in<br />
Europa aus, dieses Mal ist AT&S mit dabei.<br />
Diese Auszeichnung unterstreicht unsere<br />
konsequente Ausrichtung auf nachhaltiges<br />
und profitables Wachstum. Ü<br />
Kapazitätsausbau in Shanghai Fotos: AT&S<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 65
66<br />
INNOVATION<br />
Ein Sensor liefert einem sich bewegenden Roboter nur eine unvollständige<br />
Beschreibung eines Innenraumes. Mit neu entwickelten<br />
Algorithmen werden jedoch auch Tiefeninformationen aufgenommen,<br />
und der Roboter kann seinen Auftrag vollständig wahrnehmen.<br />
Research Studios Austria<br />
Das Wirtschaftsministerium startet im Rahmen der „Energiestrategie<br />
Österreich“ die Ausschreibung neuer „Research Studios Austria“ mit<br />
einem Budget von 10,4 Millionen Euro. Den Schwerpunkt bilden Ener-<br />
gietechnologien und der Know-how-Transfer von Forschungseinrich-<br />
tungen zu Wirtschaftsunternehmen.<br />
Der Erfolg der Research Studios wird<br />
durch die zahlreichen direkten Forschungsaufträge<br />
aus der Wirtschaft und<br />
weiterführenden Kooperationen mit Unternehmen<br />
sichtbar“, so Mag. Edmund Müller,<br />
Geschäftsführer der JOANNEUM RE-<br />
SEARCH. Denn das steirische Forschungsunternehmen<br />
hat sich bereits bei diesem<br />
2008 ins Leben gerufene Förderprogramm<br />
erfolgreich engagiert.<br />
Von den derzeit 14 Research Studios Austria<br />
stehen zwei unter der Leitung von JOAN-<br />
NEUM RESEARCH:<br />
Beim Projekt MVM² – Machine Vision<br />
Meets Mobility (Projektvolumen 796.000<br />
Euro) aus dem Bereich JOANNEUM RE-<br />
SEARCH DIGITAL geht es um den Einsatz<br />
von Kameras als Sensoren für Roboter, die<br />
sich als „autonome Fahrzeuge“ bewegen und<br />
Aufgaben in der Logistik übernehmen.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Fotos: Joanneum Research<br />
Hier geht es vor allem darum, Algorithmen<br />
zu entwickeln, die auch in realen und<br />
schwierigen Umgebungen wie z. B. Industriehallen<br />
robust funktionieren. Und natürlich<br />
sind solche Technologien prinzipiell<br />
auch auf Personenfahrzeuge übertragbar.<br />
Das zweite „Research Studio“-Projekt ist mit<br />
einem Projektvolumen von 808.000 Euro bei<br />
JOANNEUM RESEARCH HEALTH angesiedelt:<br />
CASE befasst sich mit der Entwicklung<br />
eines minimal-invasiven Katheters und<br />
einer kleinen tragbaren Pumpe, die als Gesamtsystem<br />
zur Durchführung von klinischen<br />
Studien in der dermatologischen Arzneimittelentwicklung<br />
verwendet werden.<br />
Prototypen können bereits jetzt für derartige<br />
Studien an klinischen Forschungszentren<br />
verwendet werden. Als nächster Schritt ist<br />
die Zertifizierung des Katheters und der<br />
Pumpe nach Medizinprodukte-Richtlinien<br />
geplant, wodurch eine noch professionellere<br />
Durchführung derartiger Auftragsstudien für<br />
die Pharmaindustrie möglich wird.<br />
Bei einem weiteren Studio ist JOANNEUM<br />
RESEARCH MATERIALS in Kooperation<br />
mit der Montanuniversität Leoben engagiert.<br />
Bei „Surface Engineering“ geht es um die<br />
Umsetzung von Oberflächentechnologien<br />
zum Verschleiß-, Korrosions- oder Oxidationsschutz<br />
und zur Realisierung von funktionalen<br />
Oberflächen durch plasma- und laserunterstützte<br />
Dünn- und Dickschichttechnik.<br />
Die Anwendungen liegen dabei z.B. in der<br />
Medizintechnik und Optik. Wesentlich ist<br />
die Weiterentwicklung aufgrund der Feedbacks<br />
der Industriepartner aus anwendungsorientierten<br />
Einsatztests. Das Projektvo -<br />
lumen beträgt hier 1,3 Mllionen Euro, der<br />
Anteil der JOANNEUM RESEARCH<br />
610.000 Euro.<br />
„Die Zwischenevaluierungen der Research<br />
Studios zeigen, dass die Forschungsergebnisse<br />
durch die guten Kooperationen rascher<br />
in neue Produkte und Dienstleistungen umgesetzt<br />
werden“, so Hon.-Prof. Dr. Bernhard<br />
Pelzl, wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />
der JOANNEUM RESEARCH: „Das bestehende<br />
Grundlagenwissen wird ausgebaut<br />
und zu konkreten Anwendungen weiterentwickelt.<br />
Der Nutzen für die Wirtschaft ist<br />
enorm.“ Ü
Neue Styria Sambucus<br />
Naturkosmetikprodukte<br />
Erfolgreicher Fortsetzung der<br />
Forschungskooperation mit<br />
dem Steirischen Thermenland.<br />
In Kooperation mit dem Steirischen Thermenland<br />
ist es JOANNEUM RESEARCH<br />
– RESOURCES, Forschungsgruppe „Chemisch-Technische<br />
Pflanzennutzung“ gelungen,<br />
zwei weitere Naturkosmetikprodukte<br />
auf den Markt zu bringen. Die STYRIA<br />
SAMBUCUS Holunder-Naturkosmetiklinie<br />
ist rein pflanzlich aufgebaut, übertrifft allerhöchste<br />
Qualitätsansprüche und vereint erstmals<br />
in dieser Form die Kraft des Holunder-<br />
v.l.nr.: Herbert Böchzelt, Angela Pfleger, Sepp Porta, Gernot Deutsch<br />
Ethik in Forschung und Technik<br />
Die JOANNEUM RESEARCH ist das<br />
einzige anwendungsorientierte F&E-<br />
Unternehmen Österreichs, das sich<br />
systematisch institutionalisiert mit<br />
der Frage der Ethik in der Forschung<br />
und Technik beschäftigt. Und<br />
ist damit auch in diesem Bereich Impulsgeberin<br />
für die österreichische<br />
außeruniversitäre Forschungslandschaft.<br />
So fand im Jänner auch der jährliche<br />
„Mariazeller Dialog“ statt, der diesmal<br />
der „Ethik der Informationswissenschaften“<br />
mit hochkarätigen Referenten<br />
aus dem In- und Ausland<br />
gewidmet war.<br />
samenöls mit dem Duft und der Wirkung der<br />
Holunderblüte.<br />
Die Präsentation der Gesichtspflege- und einer<br />
Gesichtspeelingcreme fand im Rahmen<br />
einer gemeinsamen Presskonferenz am 15.<br />
Dezember 2010 in Graz statt. Präsentiert<br />
wurden die neuen Produkte vom Obmann<br />
des Steirischen Thermenlands, Gernot<br />
Deutsch, dem Geschäftsführer des Steirischen<br />
Thermenlands, DI Franz Rauchenberger,<br />
der Leiterin des STYRIAN SPA der<br />
Heiltherme Bad Waltersdorf, Gerti Krobath,<br />
sowie von Frau Angela Pfleger und Dr.<br />
Herbert Böchzelt (beide JOANNEUM<br />
RESEARCH). Die einführenden Worte zum<br />
Thema Holunder kamen vom bekannten steirischen<br />
Stressforscher Prof. Dr. Sepp Porta.<br />
Die gesamte STYRIA SAMBUCUS Pro-<br />
INNOVATION<br />
duktlinie ist ab sofort über die teilnehmenden<br />
steirischen Thermen, ausgewählte Thermenhotels<br />
und das Steirische Thermenland zu<br />
beziehen. Ü<br />
Verkaufsinformation:<br />
http://www.thermenland.at/<br />
Kontakt JOANNEUM RESEARCH:<br />
http://www.joanneum.at/Resources/ctp<br />
Buchpräsentation<br />
Das jahrelange Engagement der JOANNEUM RESEARCH im Bereich Ethik hat auch<br />
Spuren hinterlassen. Höhepunkt des Programms ist deshalb die Präsentation des<br />
Buches „Ethik in Forschung und Technik. Annäherungen“, das im Böhlau Verlag erschienen<br />
ist. Gerade für ein Forschungsunternehmen<br />
ein aktuelles Thema:<br />
„Ethisch korrektes, ethisch bewusstes<br />
Forschen dient auch der weiteren Verbesserung<br />
der Qualität der Forschung<br />
und stellt damit einen Mehrwert dar, der<br />
die Forschungstätigkeit der JOANNEUM<br />
RESEARCH für Auftraggeber und Kunden<br />
noch attraktiver macht“, so JR-Geschäftsführer<br />
Dr. Bernhard Pelzl.<br />
Dr. Birgit Strimitzer Riedler und Dr. Bernhard<br />
Pelzl blättern in der Neuerscheinung.<br />
STYRIA SAMBUCUS Gesichts- und Peelingcreme<br />
Fotos: Photoatelier R. Frankl<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 67
In jeder Hinsicht<br />
einzigartig<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
68<br />
Die Montanuniversität nimmt eine Sonderstellung unter Österreichs Hohen<br />
Schulen ein: Die angebotenen Studienrichtungen können in dieser Form<br />
nur in Leoben belegt werden – mit dem Erfolg, dass die Absolventen tradi-<br />
tionell zu den begehrtesten Akademikern zählen. Optimale Infrastruktur<br />
und Betreuungsverhältnisse machen die Montanuniversität zudem zu<br />
Österreichs „bester“ Universität mit den zufriedensten Studierenden, wie<br />
jüngste Umfragen ergaben.
In einer vom Wochenmagazin „Format“ in<br />
Auftrag gegebenen Online-Umfrage haben<br />
im Frühjahr 2010 mehr als 100 Personalchefs<br />
österreichischer Unternehmen und<br />
professionelle Personalberater die Montanuniversität<br />
zur Top-Universität gekürt: Die<br />
Leobener Universität wurde von 56 Prozent<br />
der Befragten mit der Note „Sehr gut“ bewertet.<br />
Die Ergebnisse einer jährlich durchgeführten<br />
und repräsentativen Studentenstudie des Beratungsunternehmens<br />
„Universum Communications“<br />
mit Stammsitz in Stockholm bestätigten<br />
fast zeitgleich, dass sich die zufriedensten<br />
Universitätsstudenten Österreichs in<br />
Leoben finden. Ähnlich herausragende Noten<br />
erhält die Montanuniversität beim<br />
Schlussreport des „trendence Graduate Barometer<br />
2010“, einer Umfrage des „trendence<br />
Instituts“ aus Hamburg.<br />
„Massenuniversität“ als Fremdwort<br />
Als eine der kleinsten Universitäten profitiert<br />
die Montanuniversität von ihrer überschaubaren<br />
Größe: Der intensive Kontakt zwischen<br />
Studierenden und Lehrenden ermöglicht<br />
es, Probleme schneller und erfolgreicher<br />
zu lösen. „Massenuniversität“ ist in Leoben<br />
ein Fremdwort.<br />
Die Studien orientieren sich entlang der<br />
Wertschöpfungskette von den Rohstoffen<br />
über die Werkstoffe bis hin zum fertigen Produkt<br />
und schließen mit dem Titel „Diplomingenieur“<br />
ab. Abgerundet wird das Angebot<br />
durch fächerübergreifende Studien wie Industrieller<br />
Umweltschutz und Industrielogistik.<br />
Der Anschluss eines Doktoratsstudiums<br />
ist in allen Fächern möglich.<br />
Gemeinsames erstes Studienjahr<br />
und Tutoriumsprojekt<br />
Auch in der Gestaltung des Studienalltags<br />
unterscheidet sich die Montanuniversität von<br />
vielen anderen Hochschulen: Das erste Stu-<br />
dienjahr ist als Eingangsphase für alle gleich<br />
und bringt die Studienanfänger aus den verschiedenen<br />
Schultypen auf ein einheitliches<br />
Niveau in den Grundlagenfächern. Am Ende<br />
des ersten Jahres könnte so bei Bedarf problemlos<br />
und ohne „Zeitverlust“ die Studienrichtung<br />
noch einmal gewechselt werden.<br />
Dieses gemeinsame Studienjahr hat wesentlich<br />
dazu beigetragen, die durchschnittliche<br />
Studiendauer zu verkürzen.<br />
Von Anfang an wird an der Montanuniversität<br />
Wert auf eine persönliche Betreuung gelegt.<br />
Um den Studienanfängern den Start ins<br />
Unileben zu erleichtern, werden sie im Rahmen<br />
des Tutoriumsprojekts von älteren Studierenden<br />
betreut, die ihnen bei Fragen und<br />
Problemen in der Studieneingangsphase zur<br />
Seite stehen.<br />
Beste Berufsaussichten<br />
Die Montanuniversität Leoben ist seit jeher<br />
eng mit Industrie und Wirtschaft verbunden.<br />
INNOVATION<br />
Alle Studierenden müssen während ihrer<br />
Ausbildung ein sechsmonatiges Pflichtpraktikum<br />
in einem einschlägigen Unternehmen<br />
absolvieren. Dank zahlreicher Projekte der<br />
Uni mit Unternehmen sind die Studierenden<br />
zudem schon sehr früh in ein Netzwerk eingebunden,<br />
das ihnen später den Berufseinstieg<br />
vereinfacht. Durch praxisnahen Unterricht<br />
sind die Studierenden immer auf dem<br />
neuesten Stand der Technik und finden sich<br />
im Beruf schnell zurecht.<br />
Auch auf dem internationalen Bildungsmarkt<br />
nimmt die Montanuniversität mit ihrer<br />
einzigartigen Ausbildung eine Sonderstellung<br />
ein. Absolventen aus Leoben sind gefragt<br />
wie selten zuvor, und die Wirtschaft<br />
verlangt sogar nach noch mehr Abgängern.<br />
Zahlen und Fakten<br />
In 170 Jahren hat sich die Montanuniversität<br />
Leoben von der Gründungsidee als „Steiermärkisch-ständische<br />
montanistische Lehranstalt“<br />
zu einer technischen Universität mit<br />
einem österreichweit einzigartigen Profil<br />
entwickelt. Mit 3.001 Hörern verzeichnet die<br />
Montanuni im laufenden Wintersemester<br />
2010/11 einen historischen Höchststand an<br />
Studierenden. Auch der Gesamtanteil weiblicher<br />
Studierender stieg weiter an und liegt<br />
nun bei 23,1 Prozent.<br />
In Leoben belegt werden können die Studienrichtungen<br />
Angewandte Geowissenschaften,<br />
Rohstoffingenieurwesen, Petroleum Engineering,<br />
Werkstoffwissenschaften, Metallurgie,<br />
Kunststofftechnik, Montanmaschinenwesen,<br />
Industrieller Umweltschutz, Industrielogistik<br />
und Industrielle Energietechnik<br />
(Masterstudium). Ergänzt wird das Studienangebot<br />
durch neun Universitätslehrgänge.<br />
Info-Tage<br />
Ausführliche Informationen und detaillierte<br />
Einblicke in das Studienangebot der Montanuniversität<br />
sind an den sogenannten<br />
Info-Tagen direkt am Leobener<br />
Campus erhältlich. Die<br />
nächsten Termine finden am 11.<br />
März, 6. Mai und 30. Juni 2011<br />
statt. Nähere Auskünfte dazu sowie<br />
Informationsmaterial über die Montanuniversität<br />
sind unter der Telefonnummer<br />
03842/402-7221, per<br />
E-Mail an info@unileoben.ac.at sowie<br />
im Internet unter www.unileoben.ac.at<br />
erhältlich. Ü<br />
Zahlreiche Studenten nutzen das<br />
einzigartige Angebot der Montanuniversität<br />
Leoben.<br />
Fotos: Montanuniversität Leoben<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 69
70<br />
INNOVATION<br />
Bekenntnis zur Heimat<br />
Auch in wirtschaftlich schwieri-<br />
gen Zeiten bekennen sich im-<br />
mer mehr heimische Unterneh-<br />
men zu ihren Wurzeln. So auch<br />
die Christof Group: Firmenchef<br />
Hans Christof formuliert ein<br />
sehr klares Ja zur Steiermark<br />
als Headquarter der internatio-<br />
nal agierenden Christof Group.<br />
Verlässlichkeit, Flexibilität und Innovation<br />
– darauf legt der rund 2.000 Mitarbeiter<br />
zählende Konzern großen Wert.<br />
Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten will<br />
das Unternehmen auch in den kommenden<br />
Jahren vor allem im Kerngeschäft weiter<br />
wachsen. Neben Österreich und einem bestehenden<br />
Standbein in Rumänien sieht die<br />
Christof Group vor allem in den übrigen<br />
CEE Staaten, Russland und dem arabischen<br />
Raum ihren Zukunftsmarkt. Ursprung des<br />
Konzerns ist ein von Johann Christof sen.<br />
1966 gegründetes Ein-Mann-Unternehmen,<br />
das sich aus der Spezialisierung im Rohbau<br />
zu einem umfassenden Anbieter von Turnkey<br />
Solutions und Systemintegration im Anlagen-<br />
und Apparatbau entwickelt hat. Durch<br />
die Konzentration auf die individuellen Bedürfnisse<br />
und die Notwendigkeit, auf die<br />
Kundenwünsche einzugehen, hat die Gruppe<br />
eine zusätzliche Spezialisierung entwickelt.<br />
Mehr als 1.100 Großprojekte wurden bisher<br />
erfolgreich abgeschlossen. Aktuell existieren<br />
26 Servicepartnerschaften und daas Unternehmen<br />
ist kontinuierlich gewachsen: Die<br />
Übernahme der apb Apparatebau Schweiß-<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Johann Christof, Vorstandsvorsitzender, Johann Christof sen., Aufsichtsratsvorsitzender,<br />
Mag. Gernot Schieszler, Vorstand, Günter Dörflinger, MBA, Vorstand (v.l.n.r.)<br />
technik GmbH Kapfenberg im Sommer des<br />
vergangenen Jahres war ein weiterer konsequenter<br />
Schritt in Richtung Wachstum. Mit<br />
einem Umsatz von knapp 300 Mio. Euro<br />
zählt das Unternehmen im Anlagenbau auch<br />
international zu den großen Playern. Neben<br />
dem Kerngeschäft des Anlagenbaus für 18<br />
verschiedene Industriezweige bietet die<br />
Christof Group Servicierungs- und Wartungsarbeiten<br />
sowie Revamps in höchster<br />
Qualität und Präzision an. Seit rund 2 Jahren<br />
beschäftigt sich die Christof Group auch intensiv<br />
mit erneuerbarer Energie, ein Forschungs-<br />
und Entwicklungsprojekt zum<br />
Thema Holzvergaser ist im Laufen. Mit der<br />
Übernahme der Fa. Greentech Energiesysteme<br />
bietet die Christof Group nun auch<br />
Hackschnitzel- und Pelletsöfen an.<br />
Steirisches Industriejuwel<br />
In den letzten Jahrzehnten hat sich gezeigt,<br />
dass der Anlagenbauer Christof Group zu<br />
den steirischen Industriejuwelen zählt. Nicht<br />
nur, seit sich das Unternehmen als Käufer<br />
für die Maschinenbautochter der AE&E ins<br />
Spiel brachte. Johann Christof, Vorstands-<br />
Einer der Schwerpunkte der Christof Group ist auf die Lehrlingsausbildung gerichtet. Hier befindet<br />
sich eine kleine „Abordnung“ bei der Staatswappenverleihung durch Herrn Minister<br />
Reinhold Mitterlehner. Fotos: Christof Group<br />
vorsitzender der Christof Group präzisiert:<br />
„Im Mittelpunkt unserer Unternehmensphilosophie<br />
steht ganz einfach, dass wir unseren<br />
Kunden individuell gestaltete Lösungen auf<br />
höchstem technischen Niveau bei gleichzeitig<br />
bester Qualität und Verlässlichkeit anbieten<br />
wollen. Daraus haben sich auch die<br />
Wachstumsschritte der Christof Group ergeben.“<br />
Erstaunlich, auf welche einfache Formel<br />
man Erfolg reduzieren kann. Doch in<br />
Wahrheit steckt ganz große Manpower dahinter,<br />
gepaart mit Fleiß, Energie und dem<br />
Wissen um die Machbarkeit. In einer aktuellen<br />
Umfrage unter Wirtschaftsexperten –<br />
großes Ranking der 250 wichtigsten Industriebetriebe<br />
des Landes – hat die Christof<br />
Group hat den Sprung in die Topplatzierungen<br />
geschafft und rangiert aktuell auf Platz<br />
113! Das lässt noch Großes erwarten. Ü<br />
DATEN & FAKTEN<br />
Die 3 Kernkompetenzen<br />
der Christof Group:<br />
n Turnkey Solutions / System Integration<br />
n Apparatebau und Modulleistungen<br />
des Anlagenbaues<br />
n Integrated Industrial Services<br />
Die Christof Group ist in folgenden<br />
Märkten vertreten:<br />
Chemische und Petrochemische Industrie,<br />
Düngemittelindustrie,<br />
Pharma-Industrie und Medizintechnik,<br />
Lebensmittelindustrie, Eisen- &<br />
Stahlindustrie, Textil- & Kunststoffindustrie,<br />
Energie- und Umwelttechnik,<br />
Papier-, Zellstoff- und Holzindustrie,<br />
Baustoffindustrie
72<br />
SERVICE<br />
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat gut lachen: Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hat die Kündigung der Mitgliedschaft<br />
bei der Tourismuswerbung zurückgezogen. Fotos: APA<br />
Die Schützen von Hornberg<br />
Der Streit um die Zukunft der Tourismuswerbung ist beendet. Ergebnis: Es bleibt fast alles beim Alten.<br />
Die Wirtschaftskammer, der die ÖW zu<br />
einem Viertel gehört, zieht ihre „prophylaktische<br />
Kündigung“ per Ende 2011<br />
zurück. Ihr Finanzierungsanteil von insgesamt<br />
rund acht Millionen Euro bleibt somit<br />
aufrecht. 24 Millionen Euro stellt das Wirtschaftsministerium<br />
bereit, das drei Viertel an<br />
der ÖW hält.<br />
Die ÖW wird künftig auch Märkte bearbeiten,<br />
die derzeit noch einen geringen Ankünfte-<br />
und Nächtigungsanteil in Österreich<br />
haben. Die Tourismuswerber können sich<br />
dabei (weiterhin) der Büros der Handelsdelegierten<br />
der Außenwirtschaftsorganisation<br />
der Wirtschaftskammer bedienen. Als weiteren<br />
wesentlichen Punkt der Einigung mit<br />
dem Wirtschaftsminister sieht WKÖ-Präsident<br />
Christoph Leitl das Bekenntnis zu mehr<br />
Inlandswerbung.<br />
Parallel zu den Auslandsaktivitäten soll auch<br />
der Inlandsmarkt intensiver beackert werden,<br />
damit mehr Österreicher Urlaub in der Heimat<br />
machen. Zum einen soll die Abstim-<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
mung mit der Tourismuswirtschaft verstärkt<br />
und – bei Bedarf – auch eine Inlandskampagne<br />
durchgeführt werden, was ein zentrales<br />
Anliegen der Kammer bei ihrer Austrittsdrohung<br />
war. Alleine dafür werden vom Mitgliedsbeitrag<br />
der Kammer und aus ÖW-Mitteln<br />
je 300.000 Euro pro Jahr zur Verfügung<br />
gestellt. Wirtschafts- und Tourismusminister<br />
Reinhold Mitterlehner begrüßt den Wiedereintritt<br />
der Wirtschaftskammer Österreich in<br />
die Österreich Werbung. „In der jetzt erzielten<br />
Einigung wurde die alleinige Zuständigkeit<br />
der Österreich Werbung für das nationale<br />
Tourismusmarketing im In- und Ausland<br />
gemeinsam festgehalten. Alle unsere<br />
Tourismusmarketingaktivitäten weltweit erfolgen<br />
ab jetzt im Auftrag und unter der Strategie<br />
und der Dachmarke der ÖW“, betonte<br />
Mitterlehner.<br />
Die Wirtschaftskammer werde wie bisher einen<br />
jährlichen Mitgliedsbeitrag in Höhe von<br />
acht Millionen Euro leisten. 1,7 Millionen<br />
Euro davon werden von der Außenwirt-<br />
schaftsorganisation durch Sachleistungen in<br />
Form von Marketingaktivitäten erbracht, die<br />
von der ÖW in Auftrag gegeben werden. Das<br />
Wirtschaftsministerium zahle die bereits zugesagten<br />
24 Millionen Euro. Insgesamt stehen<br />
der Österreich Werbung – seit Jahren nahezu<br />
unverändert – rund 50 Millionen Euro<br />
zur Verfügung. 20 Millionen Euro lukriert<br />
die ÖW aus dem Verkauf von Dienstleistungen.<br />
Ü
74<br />
SERVICE<br />
Die Wirtschaft erholt sich wieder von ihrer größten Krise, die sie<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg heimgesucht hat. Mit dem Einbruch des<br />
Brutto Inlandsprodukts (BIP) von minus 3,9 Prozent im Jahr 2009<br />
hatte wahrlich niemand gerechnet, war doch Österreich seit 1945 -<br />
bis auf zwei marginale Ausnahmen in den 1970er Jahren - mit einer<br />
steigenden Wirtschaftsleistung gesegnet.<br />
Dr. Johannes Kopf, LL.M., Vorstandsmitglied des AMS Österreich,<br />
sprach mit Marie-Theres Ehrendorff über Trends, Chancen und Ris-<br />
ken am österreichischen Arbeitsmarkt.<br />
Eine Rekordbeschäftigung und die meisten<br />
Jobs, die es je gegeben hat, ließen<br />
Ende 2010 viele aufhorchen, ist doch<br />
eine Erholung des heimischen Arbeitsmarkts<br />
in diesem rasanten Tempo ungewöhnlich.<br />
„Die Unternehmen haben rund zwei Drittel<br />
jener Arbeit, die sie im Abschwung zur Verfügung<br />
hatten, nicht durch Freisetzungen am<br />
Arbeitsmarkt, sondern durch Arbeitsreduktion<br />
in den Betrieben wettgemacht“, erklärt<br />
Johannes Kopf, Vorstand des AMS Öster-<br />
reich. „Und das wiederum nur zu einem kleinen<br />
Teil durch Kurzarbeit und dem überwiegenden<br />
Teil durch Abbau von Überstunden<br />
bzw. Aufbrauchen von Urlauben oder der<br />
Reduktion von Zeitguthaben etc.“ Möglich<br />
gemacht haben das die enormen Zeitgbudgets<br />
von Angestellten, die in den vergangenen<br />
drei Jahren bei boomender Wirtschaft<br />
aufgebaut und 2010 in Anspruch genommen<br />
werden konnten. „Dieser kollektive Abbau<br />
der Zeitguthaben erklärt auch das enorme<br />
Minus von 3,9 Prozent bei der Wirtschaftsleistung<br />
in Relation zum wesentlich geringeren<br />
Minus von 1,4 Prozent an Beschäftigten“,<br />
meint Johannes Kopf.<br />
Arbeitsmarkt dreht sich<br />
„So unerwartet und so heftig uns die Krise<br />
getroffen hat, so rasch ist sie wieder verschwunden“,<br />
bemerkt Kopf. Die Konjunktur<br />
ist angesprungen, der Arbeitsmarkt hat sofort<br />
reagiert, und seit Mitte des Vorjahres sind die<br />
Arbeitslosenzahlen rückläufig. „Ende Dezember<br />
hatten wir 10.500 weniger Arbeitslose<br />
als im Vergleichsmonat des Jahres 2009<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
und gleichzeitig auch 7.500 Personen weniger<br />
in Schulungen des AMS. Das sind in<br />
Summe zirka 18.000 Personen. Betrachtet<br />
man jedoch das gesamte Vorjahr, war nur ein<br />
leichter Rückgang zu beobachten, weil in der<br />
ersten Hälfte die Arbeitslosigkeit noch angestiegen<br />
ist.“<br />
Die AMS-Zahlen im Bereich Beschäftigung<br />
verraten auch einiges über den sehr volatilen<br />
Beschäftigungsmarkt. „Wir haben im Jahr<br />
2009 46.000 Beschäftigte verloren, konnten<br />
Arbeitsmarkt im B<br />
allerdings über das Jahres 2010 rund 20.000<br />
dazugewinnen.“ Nach Adam Riese wäre somit<br />
die „halbe Krise“ wieder überwunden.<br />
„Mehr noch“, korrigiert Johannes Kopf,<br />
„denn wenn man die Dezemberzahlen 2009<br />
mit jenen von Dezember 2010 vergleicht,<br />
wird man bemerken, dass bereits die gesamte<br />
Krise wieder aufgeholt wurde. Aber: Es ist<br />
zwar nur die Hälfte all jener verlorener Jobs,<br />
die in der Industrie oder im Gewerbe wieder<br />
zur Verfügung steht, erneut am Markt, jedoch<br />
werden andere, neue Jobs angeboten.<br />
Gerade in den Bereichen Erziehung, Gesundheit<br />
und Pflege sowie in der Arbeits -<br />
kräfteüberlassung gibt es entsprechende<br />
Stellen.“<br />
„Die Arbeit wird uns nicht ausgehen, aber die<br />
Wirtschaft kann sich bereits jetzt auf einen<br />
Mangel an qualifizierten Facharbeitern einstellen“,<br />
prognostiziert Dr. Johannes Kopf, LL.M.,<br />
Vorstandsmitglied des AMS Österreich, die Zukunft<br />
des heimischen Arbeitsmarkts.<br />
Foto: Saulich AMS
Zukunftsaussichten langfristig erfreulich<br />
Zukunftsprognosen bescheren uns auch im<br />
laufenden und nächsten Jahr ein Wirtschaftswachstum<br />
von über zwei Prozent. Das bedeutet<br />
für 2011 und 2012 ein weiteres Beschäftigungswachstum<br />
von plus 26.400 auf<br />
3.315.800 und 2012 ein Plus von 29.200 auf<br />
3.345.000 Beschäftigte.<br />
„Dieses Beschäftigungswachstum ist jedoch<br />
zu gering, um den gleichzeitigen Anstieg des<br />
Arbeitskräfteangebotes in den Jahren 2011<br />
und 2012 auszugleichen. Die Arbeitslosigkeit<br />
wird daher voraussichtlich wieder leicht steigen“,<br />
meint Johannes Kopf. „Im Jahr 2011<br />
mit einem geschätzten Plus von 7.000 auf<br />
257.500 und 2012 mit einem Plus von 1.200<br />
auf 258.700 Personen.“ Somit wird die Registerarbeitslosenquote<br />
2011 und 2012 bei<br />
sieben Prozent liegen. „Grund für den Anstieg<br />
des Arbeitskräfteangebotes sind Rückstaueffekte<br />
aus der Wirtschaftskrise. Durch die steigenden<br />
Beschäftigungsaussichten drängen<br />
beispielsweise wieder mehr Jugendliche, die<br />
während der Krise in Ausbildung waren, oder<br />
Frauen, die aufgrund des verringerten Arbeitsplatzangebotes<br />
den geplanten Wiedereinstieg<br />
verschoben haben und während der<br />
Krise länger bei ihren Kindern zuhause geblieben<br />
sind, auf den Arbeitsmarkt. Zudem<br />
werden durch die Ost-Öffnung ab Mai zusätzliche<br />
Arbeitskräfte aus den neuen EU-Län-<br />
dern erwartet“, analysiert Johannes Kopf, der<br />
trotz der hohen Arbeitslosenquote von einer<br />
insgesamt spürbaren Erholung der Wirtschaft<br />
spricht. „Der Einzelne wird rascher einen Job<br />
finden und auch die durchschnittliche Dauer<br />
von Arbeitslosigkeit wird sinken.“<br />
Die Betriebe werden in Zukunft mehr Stellen<br />
anbieten können, und es gibt derzeit noch<br />
genug Potenzial an Arbeitskräften. „Wir sind<br />
im klassischen Sinn noch nicht im Fachkräftemangel,<br />
wenn auch in einzelnen Bereichen,<br />
wie qualifizierte Techniker, Fleischer,<br />
Dachdecker und Köche, die Nachfrage das<br />
Angebot übersteigt.“<br />
Arbeitslosenquote sinkt erst 2013<br />
In den Jahren 2013 und 2014 wird das reale<br />
BIP-Wachstum mit 3,2 Prozent bzw. 2,9 Prozent<br />
wieder kräftiger ausfallen (im Vergleich:<br />
2011: 2,1 Prozent, 2012: 2,4 Prozent). Durch<br />
die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen<br />
wächst die Aktivbeschäftigung weiter (2013:<br />
plus 44.600 auf 3.389.600 und 2014: plus<br />
42.300 auf 3.431.900) und übersteigt das Angebot<br />
an Arbeitskräften. Damit soll die Ar-<br />
beitslosigkeit in den<br />
Jahren 2013 und<br />
2014 zurückgehen<br />
(2013: minus 12.900<br />
auf 245.800 und<br />
2014: minus 16.500<br />
auf 229.300). Die<br />
Arbeitslosenquote<br />
nach österreichischerBerechnung<br />
wird im Jahr<br />
2013 auf 6,6 Prozent<br />
und 2014 auf 6,1<br />
Prozent sinken.<br />
lickpunkt<br />
Wer profitiert am<br />
Arbeitsmarkt?<br />
Die Krise am Arbeitsmarkt war eine Krise<br />
des produzierenden Gewerbes – vor allem<br />
der Industrie –, denn dort sind die Jobs verloren<br />
gegangen. Männer sind die größten<br />
Profiteure der Entspannung am Arbeitsmarkt<br />
und damit auch jene Personengruppe, die die<br />
Krise am härtesten getroffen hat. „Der Rückgang<br />
der Arbeitslosigkeit ist zu 80 Prozent<br />
männlich“, so Kopf. „Bei Frauen geht die<br />
Arbeitslosigkeit nicht so eklatant zurück,<br />
weil weibliche Arbeitnehmer dazukommen,<br />
die krisenbedingt länger bei ihren Kindern<br />
geblieben sind bzw. im Haushalt gearbeitet<br />
haben.“ Qualifikation ist nach wie vor ein<br />
probates Mittel gegen Arbeitslosigkeit. „Die<br />
Arbeitslosenquote liegt bei Personen – egal<br />
welchen Studiums – im Schnitt bei 2,5 Prozent,<br />
bei AHS-Maturanten oder Absolventen<br />
von vergleichbaren berufsbildenen Schulen<br />
liegt die aktuelle Quote bei 3,5 Prozent. Bei<br />
Personen mit abgeschlossener Lehre liegt sie<br />
bei fünf Prozent und bei ungelernten mit<br />
bzw. ohne Pflichtschule bei 16 Prozent.“<br />
Das Thema Bildung wird auch für den Ar-<br />
Wirtschaftsentwicklung (BIP) bis 2014<br />
Quelle: AMS<br />
Arbeitsmarktprognose für 2011<br />
Dezember 2010<br />
SERVICE<br />
Veränderungen<br />
gegenüber Vorjahr,<br />
Synthesis Forschung,<br />
Dezember 2010<br />
beitsmarkt eines der bestimmenden Themen<br />
der Zukunft sein. Zusätzliche Qualifikationen<br />
werden in den „normalen“ Jobs immer<br />
häufiger nachgefragt. „Der Installateur, der<br />
bisher für Gas und Wasser zuständig war,<br />
muss plötzlich Erdwärme und Solarzellen<br />
beherrschen. D.h. dass in konventionellen<br />
Branchen derzeit Green-Technologie sowie<br />
Abfallrecycling unumgänglich ist und Fachkräfte<br />
dafür neues Know-how durch Zusatzausbildungen<br />
erwerben müssen“, meint<br />
Kopf.<br />
Im Langzeitvergleich von 20 Jahren ist die<br />
Arbeitslosenquote von Personen mit Lehre,<br />
Matura oder Akademikern in etwa gleich geblieben,<br />
hingegen hat sich die der Pflichtschulabsolventen<br />
fast verdoppelt. „Das bedeutet,<br />
dass vor 20 Jahren Pflichtschul-Abgänger<br />
bei neun Prozent Arbeitslosigkeit<br />
noch halbwegs vernünftige Chancen am Arbeitsplatz<br />
hatten, während heute 16 Prozent<br />
dieser Gruppe ohne Arbeit ist. Das heißt,<br />
dass Jobs für Menschen ohne Ausbildung<br />
verschwinden.“ Ü<br />
2009 2010 2011<br />
AMS WIFO IHS<br />
Wirtschaftswachstum -3,9% 2,0 - 2,5% 2,1% 2,2% 2,1%<br />
reale Veränderung des BIP (in %)<br />
Unselbstständig<br />
Aktivbeschäftigte -44.818 +30.200 +26.400 +21.200 +29.604<br />
Veränderung zum Vorjahr absolut<br />
Arbeitslosigkeit +48.056 -9.500 +7.000 +/-0 -6.912<br />
Veränderung zum Vorjahr absolut Quelle: AMS<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 75
76<br />
SERVICE<br />
Medaillenregen für Österreichs Lehrlinge<br />
30 Euroskills Teilnehmer von Fischer und Leitl geehrt<br />
Zwanzig Medaillen konnten die 30 österreichischen<br />
Teilnehmer der zweiten Berufs-Europameisterschaft<br />
Euroskills aus<br />
Lissabon mit nach Hause bringen. Zwölf davon<br />
glänzen sogar in Gold.<br />
„Der Erfolg in Portugal ist die positive Antwort<br />
der österreichischen Berufsausbildung<br />
auf den Pisa-Schock“, freute sich WKÖ-<br />
Präsident Christoph Leitl, ehe es zur feier -<br />
lichen Ehrung durch den Bundespräsidenten<br />
in die Wiener Hofburg ging.<br />
„Auf die Anzahl der Medaillen, die nach<br />
Österreich gegangen sind, kann man zu<br />
Recht stolz sein. Ich gratuliere jedem einzelnen<br />
und bedanke mich für die wertvolle Arbeit,<br />
die Sie für unser Land leisten“, betonte<br />
Bundespräsident Fischer, der allen Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern alles Gute auf<br />
dem weiteren Berufsweg wünscht.<br />
Als Vertreter der österreichischen Unternehmen<br />
bedankte sich Christoph Leitl bei allen<br />
Lehrlingen persönlich und verbarg keineswegs,<br />
„dass ich mächtig stolz auf euch bin,<br />
weil Österreich, im Verhältnis zur Mann-<br />
FACTS<br />
Die Wirtschaftskammer Österreich<br />
(WKÖ) ist seit 1958 Mitglied von<br />
Worldskills International und entsendet<br />
seit 1961 regelmäßig Teilnehmer<br />
zu Berufsweltmeisterschaften.<br />
Die Bilanz der bisher 26 Beteiligungen<br />
österreichischer Teams bei<br />
Worldskills kann sich sehen lassen:<br />
Drei Mal war Österreich Sieger der<br />
Nationenwertung (1995, 1997, 1999),<br />
zwei Mal unter den Top 3 (2001,<br />
2003), und die österreichischen Teilnehmer<br />
gewannen insgesamt 170<br />
Medaillen, davon 58 Goldene und<br />
137 Leistungsdiplome.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
schaftsgröße, das erfolgreichste Team aller<br />
teilnehmenden Nationen gebildet hatte. Das<br />
Ergebnis zeigt, dass die Begabungsorientierung<br />
und Leistungsförderung, die im österreichischen<br />
Schulwesen noch fehlt, im Berufsleben<br />
und im dualen Ausbildungssystem<br />
bereits umgesetzt wird.“<br />
DIE GEWINNER<br />
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und WKÖ-<br />
Präsident Dr. Christoph Leitl ehrten das erfolgreiche<br />
Euroskills-Team, das für Österreich 20<br />
Medaillen holte. Foto: WKO Dragan Tatic<br />
Anders als in den Schulen führe das dazu,<br />
dass Österreichs Lehrlinge Höchstleistungen<br />
in ihren Bereichen bringen.<br />
„Außerdem ist der Erfolg bei Euroskills eine<br />
Bestätigung für die Leistungsfähigkeit der<br />
heimischen Ausbildungsbetriebe und der berufsbildenden<br />
Schulen bei der Heranbildung<br />
qualifizierter Fachkräfte in Österreich“, so<br />
Leitls Dank an die beteiligten Betriebe. „Sie<br />
haben uns hiermit beeindruckend vor Augen<br />
geführt, dass sie die Talente und Begabungen<br />
der Lehrlinge zielgenau fördern und mit qualifizierten<br />
und motivierten Ausbildnern zu<br />
Spitzenleistungen führen.“ Weiters weist der<br />
WKO-Präsident auf die im EU-Vergleich<br />
hohe Beschäftigungsquote der Jugend hin,<br />
wo Österreich Europa-Spitze ist.<br />
Leitl: „Sorgen wir dafür, dass jetzt auch die<br />
Bildungsdiskussion dazu führt, dass wir<br />
ebenso im Schulbereich die Besten in<br />
Europa werden.“ Ü<br />
Die österreichischen Medaillengewinner bei Euroskills 2010 in Einzelbewerben<br />
Gold: Anlagetechniker Johannes Innreiter (voestalpine Stahl GmbH, OÖ), Elektriker<br />
Matthias Klaunzer (fiegl+spielberger GmbH, Tirol), Sanitärinstallateur Bernhard<br />
Senn (Lucian Bouvier Haustechnik & Fliesen GmbH, Tirol), Maurer Michael Krauskopf<br />
(Leyrer + Graf BaugesmbH, NÖ), Spengler Anton Josef Matlas (Spitzer<br />
GesmbH, NÖ), Maler Bernhard Holzer (Fischer GmbH, Steiermark), Köchin Sarah<br />
Geser (Hotel Schwanen Bizau, Vorarlberg), Restaurantfachfrau Kathrin Nußbaumer<br />
(Seehotel Werzer Wallerwirt GmbH, Kärnten), KFZ-Techniker Daniel Weigl (Wiesinger<br />
GesmbH, NÖ), Landschaftsgärtner Bernhard Gierlinger und Martin Höfler (Garten<br />
Zauner GmbH & Co KG, OÖ)<br />
Silber: Kälteanlagentechniker Thomas Fasching (Carrier Kältetechnik Austria<br />
GmbH, Steiermark), Grafik-Designerin Julia Holer (Kolleg an der Höheren Graphischen<br />
Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, Wien), Supervisor Christopher Schilcher<br />
(Wiener Wohnen Haus- & Außenbetreuung GmbH, Wien), Gebäudereiniger Vicky<br />
Fetai (STRABAG Property und Facility Services GmbH, Wien) und Daniel Todorovic<br />
(Blitz Blank Reinigung Dienstleistungsunternehmen GmbH, Wien), Fliesenleger<br />
Christian Enenkel jun. (Huber & Huber Creativ Ceramic, Tirol)<br />
Bronze: Hufschmied Philipp Häusler (Die Hufschmiede Günther Socker, NÖ)<br />
Die erfolgreichen österreichischen Teams bei Euroskills 2010<br />
Gold: Koch und Restaurantservice: Sarah Geser (Hotel Schwanen Bizau, Voralberg)<br />
und Kathrin Nußbaumer (Seehotel Werzer Wallerwirt GmbH, Kärnten), Installations -<br />
technik: Matthias Klaunzer (fiegl+spielberger GmbH, Tirol), Bernhard Senn (Lucian<br />
Bouvier Haustechnik & Fliesen GmbH, Tirol) und Thomas Fasching (Carrier Kältetechnik<br />
Austria GmbH, Steiermark)<br />
Silber: Gebäudereinigung: Vicky Fetai (STRABAG Property und Facility Services<br />
GmbH, Wien), Daniel Todorovic (Blitz Blank Reinigung Dienstleistungsunternehmen<br />
GmbH) und Christopher Schilcher (Wiener Wohnen Haus- & Außenbetruung GmbH,<br />
Wien), Landschaftsgärtner und Landschaftsdesign: Bernhard Gierlinger, Martin<br />
Höfler (Garten Zauner GmbH & Co KG, OÖ) und Stefan Streicher (Wiener Stadt -<br />
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„Erkaufter“ Rekord?<br />
Noch nie wurden in Österreich so viele Autos zuge-<br />
lassen wie 2010, doch der Rekord hat einen Beige-<br />
schmack. Es gab auch noch nie so viele Tageszu-<br />
lassungen. Die Statistik scheint „erkauft“ zu sein,<br />
viele in Österreich zugelassene Autos haben das<br />
Land nie „befahren“.<br />
Hyundai-KIA in Österreich<br />
hatte 2010 jeden<br />
Grund zum Jubeln. Mit<br />
einem Plus von knapp 30 Prozent<br />
war der südkoreanische<br />
Autobauer 2010 der „Abräumer“<br />
am österreichischen Automarkt.<br />
Doch ein zweiter<br />
Blick genügt, um das mysteriöse<br />
Wachstum zu relativieren.<br />
Ein Drittel aller Hyundais<br />
und KIAs in Österreich waren<br />
Tageszulassungen. Tageszulassungen<br />
– also Kurzzulassungen bis maximal<br />
120 Tage – haben zwei Effekte, zum einen<br />
können sie dem Endkunden mit höheren<br />
Rabatten angeboten werden, zum anderen<br />
werden viele für nur einen Tag zugelassene<br />
Autos auch wieder exportiert. Laut KommR<br />
Burkhard Ernst, Bundesgremialomann des<br />
Fahrzeughandels in der WKO, wurden rund<br />
76.500 Fahrzeuge auf diese Art und Weise<br />
zugelassen. „Wie hoch der Anteil der in<br />
Österreich verbliebenen Fahrzeuge ist, lässt<br />
sich nicht nachvollziehen. Da fehlen die Statistiken.“<br />
Rekord der Statistiker<br />
328.563 PKW wurden 2010 neu zugelassen.<br />
Damit wurde der Rekord von 1992 um rund<br />
8.000 Fahrzeuge überboten. Doch Autohandels-Sprecher<br />
Josef Schirak kann dem Rekordjahr<br />
nicht nur Positives entlocken. Der<br />
brutale Kampf um Marktanteile und der damit<br />
verbundene Verdrängungswettbewerb<br />
haben die Ertragslage der Händler trotz vermehrten<br />
Verkäufen kaum verbessert. Dem<br />
pflichtet auch Werner Blum bei. Der Präsident<br />
des FORD-Händlerverbandes kann der<br />
Jubelstimmung nicht viel abgewinnen: „Wir<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Bei 300.000 jährlich verschrotteten<br />
Autos relativiert<br />
sich der Rekord.<br />
Foto: Peugeot<br />
Rabatte, Marketingaktionen<br />
und Kurzzulassungen verfälschen<br />
laut FORD-Händlerverbandspräsident<br />
Werner Blum<br />
die Statistik. Foto: privat<br />
haben zum einen die Tagszulassungen,<br />
wo Autos oft gar<br />
nicht das Land Österreich sehen,<br />
sondern irgendwo zwischen<br />
Rumänien und Weißrussland<br />
landen. Dazu kommen die Marketingaktivitäten<br />
der Hersteller und die Rabattschlachten.“<br />
Das alles ist der Ertragslage der<br />
Händler nicht gerade förderlich. Für Blum<br />
ist das Ergebnis 2010 daher verfälscht, und<br />
das bestätigen auch andere Händler. „Die<br />
Verschrottungsrate in Österreich beträgt<br />
300.000 Autos pro Jahr. Will man den Bestand<br />
gleich halten, ist also Potenzial für<br />
300.000 Neuwagen.“ Die 358.000 sind daher<br />
für Blum keine Sensation. Exportfahrzeuge<br />
mit Tageszulassung sind für den niederösterreichischen<br />
FORD-Händler tabu. Ähnlich<br />
sieht dies Gerhard Maiböck, Geschäftsleiter<br />
von Peugeot Linz: „Wir betreiben keine Tageszulassungen<br />
im großen Stil.“ Maiböck ist<br />
dennoch zufrieden, nicht zuletzt bei den Zuwächsen<br />
bei Kleintransportern im B2B-Bereich.<br />
„Der Anteil an den Gesamtverkäufen<br />
beträgt derzeit rund 27 Prozent. Unser Ziel<br />
ist, es das B2B-Geschäft in den nächsten Jahren<br />
auf 50 Prozent zu steigern.“ Für Maiböck<br />
interessant war der Trend im PKW-Sektor.<br />
„2009 waren durch die Ökoprämie vor allem<br />
kleinere Modelle gefragt. 2010 hatten wir<br />
die größten Erfolge im oberen Segment.“<br />
Burkhard Ernst erklärt sich das so: „Indem<br />
viele Konsumenten Geld möglicherweise<br />
nicht mehr an der Börse investiert, sondern<br />
sich dafür ein neues Auto gekauft haben“.<br />
Verbrauch wird Faktor Nummer eins<br />
Selbst wenn nicht bei der Anschaffung gespart<br />
wurde, der Treibstoffverbrauch ist zum<br />
Killerkriterium geworden. Ganz dem Trend<br />
entsprechend, zeigt die Zulassungsstatistik<br />
eine „Ökologisierung“ des Kaufverhaltens.<br />
Fahrzeuge mit CO 2-Emissionswerten über<br />
140g/km waren weit weniger gefragt. Klare<br />
Gewinner waren Autos unter 140g/km.<br />
Christian Spreitzhofer von Renault Wien<br />
kann das bestätigen: „61 Prozent unserer<br />
PKW-Modelle verbrauchen weniger als<br />
140g/km. Wir erwarten daher auch für 2011<br />
eine verstärkte Nachfrage nach verbrauchs-<br />
Neuzulassungen 2010:<br />
358.000 gesamt<br />
76.500 Tages -<br />
zulassungen<br />
Zieht man die Tageszulassungen ab,<br />
bleiben gerade einmal 281.500 zugelassene<br />
Fahrzeuge übrig.
und emissionsarmen Fahrzeugen.“ Ein<br />
Trend, dem die erhöhte Mineralölsteuer<br />
in die Hände spielt. Bei Renault setzt man<br />
daher auf „Downsizing“. „Der Begriff beschreibt<br />
den Einsatz kleinerer, aufgeladener<br />
Treibwerke, die weniger CO 2 emittieren<br />
und trotzdem hohe Ansprüche an<br />
Leistung und Drehmoment erfüllen.“ Ob<br />
man künftig ganz emissionsfrei unterwegs<br />
sein wird, lässt sich nur erahnen.<br />
Glaubt man den „Gurus“ der Branche,<br />
wie „Autopapst“ Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer<br />
von der Universität Essen, ist<br />
der Verbrennungsmotor noch lange nicht<br />
tot: „In den nächsten 20 Jahren werden<br />
Peugeot-Linz-Chef Gerhard<br />
Maiböck will das<br />
B2B-Geschäft in den<br />
nächsten Jahren auf 50<br />
Prozent steigern.<br />
Foto: Jupiterimages<br />
drei Viertel der Neuzulassungen Hybrid-Autos sein und nur jedes<br />
fünfte Fahrzeug ein reines Elektroauto.“ Werner Blum sieht das ähnlich:<br />
„Aufgrund der modernen Möglichkeiten der Erdölförderung<br />
wird es noch lange Verbrennungsmotoren geben.“<br />
E-Mobilität – Hype oder Flop?<br />
Dennoch setzen fast alle namhaften Hersteller von Großserienfahrzeugen<br />
auf reine E-Modelle. Peugeot präsentiert 2011 den iOn und<br />
der neue FORD Fokus wurde in den USA bereits als E-Modell vorgestellt.<br />
Renault folgt mit Fluence Z.E. (zero emission) und Kangoo<br />
Z.E. Die Reichweiten von derzeit maximal 150 Kilometer scheinen<br />
aber die Käufer noch abzuschrecken. Für Spreitzhofer ist hier die<br />
Politik gefordert: „Der Trend in den nächsten Jahren ist abhängig<br />
von staatlichen Förderungen und einer flächendeckenden Infrastruktur.“<br />
Mobilität auf Zeit könnte ebenso ein Trend sein, der sich durchsetzen<br />
könnte. Peugeot startet Mitte 2011 in Wien damit, sich Mobilität<br />
per Wertkarte zu kaufen. „Das ist sicher ein Konzept, weg vom<br />
Besitz, hin zur Miete“, meint Gerhard Maiböck. Damit hat man je<br />
nach Bedarf Zugang vom Cityflitzer hin zum schweren SUV. Doch<br />
ob Herr und Frau Österreicher auf ihren „Besitz“ verzichten wollen,<br />
steht noch in den Sternen, ebenso wie sich das Jahr 2011 entwickeln<br />
wird. „Der Erfolg unseres Geschäftes wird von der Kaufkraft, also<br />
der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, abhängen“, gibt sich<br />
Christian Spreitzhofer vorsichtig. Ü<br />
Passagierrekord<br />
Im Jahr 2010 waren insgesamt 33.593.010 Gäste im<br />
Streckennetz von airberlin unterwegs (inklusive übernommener<br />
NIKI-Strecken). Das entspricht einer Steigerung<br />
von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2009<br />
waren es 32.375.531 Passagiere inklusive übernommener<br />
NIKI-Strecken).<br />
Damit bestätigt airberlin die im Frühjahr gemachte<br />
Prognose bezüglich der Passagierentwicklung, trotz des<br />
von unerwarteten externen Einflüssen geprägten Jahres<br />
2010. Allein im Dezember 2010 sind wetterbedingt<br />
rund 800 Flüge ausgefallen. Die Auslastung der Flugzeuge<br />
in 2010 sank im Jahresvergleich um 0,7 Prozentpunkte<br />
von 77,5 auf 76,8 Prozent bei einer gleichzeitigen<br />
Erhöhung der kumulierten Kapazität um 4,7 Prozent.
Silvia Trummer, Mario Pritz, Sonja Haingartner, Daniel Gerstl,<br />
Claudia Kapeller (GF) (v.l.n.r.) Foto: RehaDruck<br />
TOP-Druck-Qualität<br />
zu fairem Preis<br />
RehaDruck auf erfolgreichem<br />
Digitaldruck-Kurs<br />
Im September 2010 wurde das Digitaldruck – Equipment der gemeinnützigen<br />
Druckerei RehaDruck im Norden von Graz mit einem<br />
professionellen Drucksystem, der imagePRESS C 6000 von<br />
Canon verstärkt. „Es war ein wirtschaftlich entscheidender Schritt<br />
für uns als Kleinunternehmen mit 25 MitarbeiterInnen“, berichtet<br />
Claudia Kapeller, Geschäftsführerin der gemeinnützigen RehaGmbH,<br />
die die innovative Druckerei „RehaDruck“ in Graz-Gösting<br />
betreibt. „Mit den bisherigen Geräten waren wir bereits am Limit<br />
unserer Kapazitäten. Die langjährige Kooperation mit Canon war<br />
hier sehr hilfreich“, so Kapeller. Ihr Resümee nach vier Monaten:<br />
„Wir sehen heute schon, dass es eine strategisch kluge Entscheidung<br />
war. Die Druckqualität ist ausgezeichnet und das Auftragsvolumen<br />
im Digitaldruck konnte in kürzester Zeit verdoppelt werden. Die<br />
Bauweise des Geräts ist auch umweltbewusst und ermöglicht modulartig<br />
eine bedarfsgerechte Erweiterung. „Sozialfair“ ist der Leitgedanke<br />
der Druckerei. „Sozial“ steht für die Lehrausbildung von<br />
jungen Menschen mit Behinderung und der Beschäftigung von Fachkräften<br />
mit Behinderung in der Drucktechnik, Druckvorstufe und<br />
Buchbinderei, dank der Unterstützung des Bundessozialamts Landesstelle<br />
Steiermark sowie der Stadt Graz und Land Steiermark.<br />
„Fair“, weil diese Druckerei sich der persönlichen Beratung und optimalen<br />
Qualität von Pri-<br />
vat- wie Geschäftsdrucksorten(Visitenkarten<br />
bis Broschüren, Geschäftspapieren<br />
und Roll<br />
Ups) zu fairen Preisen<br />
als Ziel verschrieben<br />
hat; zunächst im Offsetdruck,<br />
seit 2007 auch als<br />
zweites Standbein im<br />
Digitaldruck.<br />
INFORMATIONEN<br />
RehaDruck sozialfair<br />
Gestaltung Offset–Digitaldruck<br />
Fertigung<br />
Viktor Franz Straße 9, 8051 Graz<br />
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84<br />
MENSCHEN & MÄRKTE<br />
Neues Leaseurope-<br />
Vorstandsmitglied<br />
Alexander Schmidecker, 44, Geschäftsführer der<br />
BAWAG P.S.K. Leasing, wurde ins Board von<br />
Leaseurope bestellt. Schmidecker ist damit für zwei Jahre<br />
im Vorstand der Dachorganisation<br />
der europäischen nationalen Leasingverbände.<br />
„Leasing spielt in<br />
unserem modernen Wirtschaftssystem<br />
eine wichtige Rolle“, sagt<br />
Schmidecker. „In meiner neuen,<br />
ehrenamtlichen Funktion werde<br />
ich mich dafür einsetzen, dass<br />
diese Finanzierungsform ihren<br />
vollen Beitrag zu einer positiven<br />
Entwicklung der gesamten Wirtschaft leisten kann und<br />
entsprechendes Gehör bei europäischen Institutionen findet.“<br />
Leaseurope vertritt die Interessen von 45 Verbänden<br />
aus 32 Ländern in den Bereichen Leasing und Autovermietung.<br />
Ü<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
LeasePlan Österreich: Bernd<br />
Spiess Vertriebsdirektor und<br />
Mitglied der Geschäftsleitung<br />
Bernd Spiess (38) wurde im Jänner<br />
2011 zum Vertriebsdirektor<br />
und Mitglied der Geschäftsleitung<br />
bei LeasePlan Österreich bestellt.<br />
„In seiner bisherigen Funktion<br />
als Verkaufsleiter trug Herr<br />
Spiess maßgeblich zum Unternehmenserfolg<br />
der vergangenen<br />
Jahre bei“, erklärt LeasePlan-Geschäftsführer<br />
Nigel Storny. „Für<br />
uns war es daher der logische<br />
nächste Schritt, ihn in die Geschäftsleitung<br />
zu integrieren.“<br />
Der 38-jährige Vater zweier Kinder<br />
ist seit 2004 bei LeasePlan<br />
Österreich tätig. In seiner erweiterten<br />
Funktion wird Bernd<br />
Spiess nun federführend beim<br />
Ausbau und der Entwicklung von<br />
neuen Vertriebswegen sein und sich für die stetige Weiterentwicklung<br />
von Produkten sowie die Prozessoptimierung von vertriebsrelevanten<br />
Themen engagieren. Zusätzlich verantwortet er das Österreich betreffende<br />
internationale Geschäft des LeasePlan-Konzerns. Aufgabe<br />
dieses Bereiches ist es, internationale Kunden grenzüberschreitend<br />
mit gleichen Produkten und Dienstleistungen in 30 Ländern bedienen<br />
zu können. Ü
86<br />
Die Guten<br />
ins Kröpfchen<br />
Das bringt große Verbesserungen für die<br />
heimischen KMU, denn erstmals müssen<br />
alle Energie-Unternehmen ihre Tarife<br />
für ihre Gewerbekunden auch im Online-Kalkulator<br />
veröffentlichen. Das heißt,<br />
ab März können sich gewerbliche Kunden<br />
erstmals mit einem einzigen Mausklick einen<br />
Überblick über Preise und Angebote verschaffen“,<br />
schildert Johannes Mayer, der<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Ein neuer Tarifrechner soll auch dem Gewerbe, das sich bisher<br />
manchmal als Stiefkind der Liberalisierung gefühlt hat, ab März<br />
mehr Transparenz, bessere Wahlmöglichkeiten und in der Besten<br />
aller Welten auch niedrigere Energiepreise bescheren: Diese Er-<br />
wartung von Optimisten gilt sowohl für Strom als auch für Gas.
Wer zu unüblichen Zeiten viel Strom braucht,<br />
wird seinem Lieferanten künftig noch leichter<br />
einen besseren Preis abringen können.<br />
Foto: Paul-Georg-Meister_pixelio.de<br />
Chefvolkswirt der Regulierungsbehörde E-<br />
Control im Gespräch mit den <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong>.<br />
„Wir erwarten, dass jene Energieversorger,<br />
die besonders hohe Preise für<br />
KMU-Kunden haben, diese in Anbetracht<br />
der neuen Transparenz stark zurückziehen<br />
werden. Seitens vieler EVUs kann man diese<br />
Prognose nicht ganz nachvollziehen, jeder<br />
sieht sich schon heute als billigster bzw. bester<br />
Anbieter.<br />
Konkret wird der neue Tarifrechner den gewerblichen<br />
Usern in zwei Etappen mittels<br />
Internet zur Verfügung gestellt: Im März<br />
kommt der erster Teile für kleinere Gewerbekunden<br />
(beim Strom bis zu 100.000 Kilowattstunden<br />
und beim Gas bis zu 400.000<br />
kWh), vermutlich noch vor dem Sommer<br />
wird der zweite Teil online sein, er wendet<br />
sich an die größeren Betriebe über der magischen<br />
Schwelle von 100.000 Kilowattstunden.<br />
Beim Branchenverband Oesterreichs<br />
Energie weiß man schon mehr über das als<br />
Erstes zur Verfügung stehende Tool: Es wird<br />
ähnlich gestaltet sein wie der Tarifkalkulator<br />
für Haushaltkunden und dazu noch weitere<br />
Funktionalitäten umfassen.<br />
Für größere Gewerbekunden werde es keinen<br />
Kalkulator im eigentlichen Sinn geben,<br />
sondern ein Art Vergleichsmöglichkeit, wobei<br />
Unternehmen den derzeitigen Tarif eingeben<br />
könnten und dann einen Vergleich mit<br />
dem aktuellen Durchschnittstarif erhalten<br />
würden. Das Hauptziel dieses Tool ist es, den<br />
größeren Gewerbekunden eine Hilfestellung<br />
bei den Tarifverhandlungen in die Hand zu<br />
geben.<br />
ENERGIE & UMWELT<br />
Konkret schaue das Procedere im Vorfeld so<br />
aus, erläuterte Ernst Brandstetter, Pressesprecher<br />
von Oesterreichs Energie: Die E-<br />
Wirtschaft wird die Datensätze für Kunden<br />
bis zu 100.000 kWh an die E-Control melden.<br />
Über Kunden, die mehr verbrauchen,<br />
gibt es de facto keine Daten, sprich keine<br />
Standardprodukte, denn bei hohen Verbräuchen<br />
würden Stromverträge individuell verhandelt.<br />
Vergleichswerte für höhere Tarife<br />
würden daher wahrscheinlich aus der Preiserhebung<br />
für Industrie und Gewerbe stammen.<br />
Zahlenmäßig umfasst das Gewerbe insgesamt<br />
1,5 bis 1,6 Millionen Zählpunkte, das<br />
entspricht rund 17 Prozent des österreichischen<br />
Stromverbrauchs. Interessantes Detail<br />
am Rande: Der Durchschnittsverbrauch<br />
des Gewerbes beläuft sich laut Oesterreichs<br />
Energie auf 6300 kWh, das entspricht nur<br />
dem Doppeltem der Abnahmemenge eines<br />
08/15-Haushalts und belegt die These, dass<br />
gerade Kleinbetriebe das Rückgrat der österreichischen<br />
Wirtschaft sind. Auf ganz andere<br />
Zahlen kommt Mayer von der E-Control.<br />
Unter den Schwellenwert, für den es schon<br />
ab März den neuen Kalkulator geben wird,<br />
fallen 90 Prozent aller rot-weiß-roten Gewerbebetriebe.<br />
Der oberste Ökonom der Regulierungsbehörde<br />
beschreibt das Dilemma<br />
vieler heimischer KMU-Kunden folgendermaßen:<br />
Gerade für Unternehmen, bei denen<br />
entweder Energie kaum ein Kostenfaktor bei<br />
der Produktion ist oder die nicht viel Strom<br />
brauchen, zahlt es sich nicht aus, eine Ausschreibung<br />
zu machen. Laut Mayer bis dato<br />
die einzige Möglichkeit zu einer Reduktion<br />
der Ausgaben für Strom und Gas. Vom neuen<br />
System würden vor allem jene Unternehmen<br />
profitieren, die Lastprofile haben, die alles<br />
andere als 08/15 sind, sprich entweder mehr<br />
in der Nacht arbeiten oder ohne Lastspitzen<br />
auskommen würden. So könnten Bäcker, die
88<br />
ENERGIE & UMWELT<br />
FACTS<br />
Frische und gebrauchte Scheine<br />
Auch wenn das Leben der Strombosse<br />
dank vollzogener bzw. erhoffter<br />
Kapitalerhöhungen ein noch ruhigerer<br />
Fluss werden könnte: Die<br />
großen Player forcieren beim Ausbau<br />
ihrer Produktionskapazitäten<br />
dank der druckfrischen Euro-<br />
Scheine von ihren Aktionären ihre<br />
Investitionspläne. Dies gilt besonders<br />
für jene Projekte, wo erneuerbare<br />
Quellen im Spiel sind. Denn bei<br />
diesen spielt die Entwicklung der<br />
globalen Energiepreise genau null<br />
Rolle. Beim Branchenprimus Verbund<br />
feiert das Motto „Hey big spender“<br />
dank der Milliarde an frischem<br />
Kapital fröhliche Urstände.<br />
So meint Verbund-Generaldirektor<br />
Wolfgang Anzengruber: „2011 wird<br />
zeigen, ob sich die Wirtschaft tatsächlich<br />
im Erholungsstadium befindet<br />
und der Aufschwung trotz europaweiter<br />
Sparpakete und schwieriger<br />
Währungssituation anhält. Motor<br />
des Aufschwungs werden Innovationen<br />
sein, wie die Vorstellung der<br />
ersten Serien von E-Autos, von denen<br />
wir einen spürbaren Schub für<br />
die E-Mobilität erwarten. Unsere<br />
Herausforderung ist es weiterhin,<br />
das System der intelligenten, sicheren<br />
und klimaschonenden Stromversorgung<br />
zu gestalten.“<br />
Bei der Wien Energie sind die Optimisten<br />
noch viel leiser. Wenig euphorischer<br />
Befund: Wegen der in<br />
ganz Europa anhaltend schwachen<br />
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />
wird auch die Stromnachfrage in<br />
Österreich in den nächsten ein bis<br />
zwei Jahren auf einem niedrigen Niveau<br />
bleiben. Dieser Nachfragerückgang<br />
in Verbindung mit höheren<br />
Wechselraten wird alle Energieunternehmen<br />
stark fordern. Resümee:<br />
Auf die Branche kommen arbeitsreiche<br />
Zeiten zu, denn frisches Geld allein<br />
macht am Markt höchstens<br />
giga-, aber nicht mega-glücklich.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
genau dann produzieren, wenn der Rest der<br />
Republik fast keinen Strom benötigt, künftig<br />
auf besonders günstige Tarife hoffen, kann<br />
sich der Experte der E-Control mehr als gut<br />
vorstellen.<br />
Kaum etwas anfangen mit Fragen zum neuen<br />
Tarifrechner kann die niederösterreichische<br />
EVN. Man habe schon heute mit dem Tarif<br />
Optima ein Preismodell im Portfolio, bei<br />
dem die Kunden eins zu eins von den Bewegungen<br />
am Markt profitieren könnten, egal<br />
welches Volumen sie abnehmen würden.<br />
Leider werde dieses Tarifmodell im bestehenden<br />
Kalkulator der Regulierungsbehörde<br />
für die Haushalte und gewerblichen Kleinkunden<br />
nicht abgebildet, beklagt EVN-Sprecher<br />
Stefan Zach. Er geht nicht davon aus,<br />
dass es ab März durch den neuen elektronischen<br />
Tarifrechner zu spürbaren Bewegungen<br />
bei den Preisen kommen wird. „Aber<br />
vielleicht gelingt es bei den Kalkulatoren,<br />
unsere neuen Tarife abzubilden“, so die hinsichtlich<br />
der Ankündigungen der E-Control<br />
äußerst skeptische Aussage von Zach. Um<br />
sein Statement ins rechte Licht zu rücken:<br />
Der niederösterreichische Energieriese liegt<br />
seit Jahren im kräftigen Infight mit der Regulierungsbehörde<br />
und hofft, den unbequemen<br />
E-Control-Chef Walter Boltz anlässlich<br />
der Neuausschreibung für eine Doppelspitze<br />
bei der Anstalt loszuwerden. So sagen es zumindest<br />
Kenner der Verhältnisse.<br />
Viel mehr Ruhe als bei der anstehenden Neubestellung<br />
des Chefs der E-Control herrscht<br />
anders als in Deutschland auf der Preisfront,<br />
ergab ein Rundruf unter führenden heimischen<br />
Energieversorgern. „Wir gehen davon<br />
aus, dass vor uns ein Jahr der Preisstabilität<br />
liegt. Ähnlich schaut es bei den Forwards für<br />
die Jahre 2012 und 2013 aus“, sagt Johann<br />
Zeinhofer, der Chef von Enamo, der frischgebackenen<br />
gemeinsamen Vertriebsgesellschaft<br />
von Energie AG Oberösterreich und<br />
Im Frühling könnten<br />
dank des Gewerbe-<br />
Kalkulators bis dato<br />
festgefrorene Preisniveaus<br />
abschmelzen.<br />
Foto: Energie AG Oberösterreich<br />
Linz AG. Als Grund für die Stabilität auf<br />
dem Großhandelsmarkt (derzeit kostet<br />
Grundlast auf der Börse zwischen 50 und 55<br />
Euro pro Megawattstunde) nennt der stellvertretende<br />
Branchensprecher von Oesterreichs<br />
Energie für den Bereich Handel &<br />
Vertrieb die massiven krisenbedingten Absatzeinbrüche,<br />
die die Industrie weder in<br />
Österreich noch in Europa bisher aufgeholt<br />
habe. Auch die EVN sieht bei Preisen nichts<br />
Johannes Mayer von der E-Control erwartet<br />
positive Auswirkungen der Transparenz auf<br />
die Preise.<br />
Foto: E-Control<br />
Neues. „In den nächsten Monaten gibt es aus<br />
heutiger Sicht keinen Anpassungsbedarf. Die<br />
Preise sollten stabil bleiben“, resümiert Zach<br />
nach einem Blick in die Kristallkugel.<br />
Auch Mayer von der E-Control sieht bei den<br />
Preisen für heuer keinerlei Verwerfungen.<br />
„Das Einzige, was uns ein bisschen Sorgen<br />
macht, ist die deutliche Verteuerung von<br />
Kohle von 100 auf rund 130 Dollar pro<br />
Tonne, was zur Folge haben könnte, dass der<br />
Primärenergiebedarf der deutschen Stein-
90<br />
Klein- und Mittelbetriebe im Land am Strom hoffen auf deutlich niedrigere Energiepreise.<br />
Foto: Schweizerisches Institut für Unternehmerschulung<br />
kohlekraftwerke teurer wird.“ Gewisse<br />
Häme kommt bei Mayer anlässlich der Einkaufspolitik<br />
so mancher heimischer EVU<br />
auf. „Einige waren besonders schlau, in den<br />
besonders teuren Zeiten extrem lange Verträge<br />
abzuschließen, wobei sie das Risiko in<br />
letzter Konsequenz nicht selber getragen haben,<br />
sondern auf die Kunden überwälzt haben.“<br />
Eines wird durch die Bank prognostiziert.<br />
Die für 2011 weiter steigenden Mehrkosten<br />
für den Ökostrom werden (noch)<br />
nicht – anders als in Deutschland – auf die<br />
Tarife aufgeschlagen, die Unternehmen werden<br />
die höheren Aufwendungen wohl schlucken,<br />
auch wenn das manchen einen dicken<br />
Hals bescheren könnte.<br />
Unabhängig aller vorausschauenden (im<br />
Nachhinein floppenden) Einkaufspolitik der<br />
EVU ortet Mayer einen extrem schwachen<br />
Wechselwillen: „Die Kunden sind relativ<br />
wenig aktiv am Markt. Sie werden von den<br />
EVU dabei unterstützt, dass sie nicht aktiv<br />
werden, wobei die Intransparenz der Tarife<br />
als Zaun gegen Verbilligungen wirkt.“ Aussagen,<br />
bei denen sich wohl die Vorstände von<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Versorgern, die noch immer zu viel Monopol-Saft<br />
zu trinken bekommen, schmerzhaft<br />
krümmen und verrenken würden.<br />
Auch wenn keine genauen Zahlen bekannt<br />
gegeben werden, welcher Landesversorger<br />
außerhalb seines angestammten Marktes erfolgreich<br />
um Kunden wildern und wer wem<br />
welche Volumina abspenstig machen konnte,<br />
hört man es dennoch zwischen den Masten<br />
surren. Besonders die Kärntner Kelag ist hier<br />
gut unterwegs. „Wir verkaufen an Gewerbeund<br />
Industriekunden außerhalb Kärntens<br />
dank unserer Gesamtdienstleistung mit 1,4<br />
Milliarden Kilowattstunden gleich viel<br />
Strom wie auf unserem angestammten<br />
Markt“, berichtet Kelag-Vorstand Hermann<br />
Egger. Dennoch würden die Wechselbäume<br />
alles anders als in den Himmel wachsen.<br />
„Die Bilanz zwischen neuen Kunden und jenen,<br />
die von uns gegangen sind, hält sich in<br />
etwa die Waage“, schildert Egger.<br />
Der Chef des Kärntner Landesunternehmens<br />
(mit an Bord ist der deutsche Stromgigant<br />
RWE) glaubt den Schalmeienklängen – Gewerbe-Tarifkalkulator<br />
lässt Preise nach unten<br />
rattern – nicht so<br />
recht. Denn all jene<br />
Kunden, für die<br />
Strom ein Kostenfaktor<br />
in der Produktion<br />
ist, haben sich schon<br />
bis dato darum gekümmert,<br />
ihren Verbrauch<br />
zu minimieren<br />
und den Energie-<br />
Einsatz durch ein<br />
Mehr an Effizienz zu<br />
Die Kelag geht angesichts<br />
der Kleinheit<br />
des Heimmarkts außerhalb<br />
Kärntens auf<br />
Kundenpirsch.<br />
Foto: Kelag<br />
reduzieren. Dann erst spielt der Preis eine<br />
Rolle. Egger spinnt seine Argumentationskette<br />
noch weiter. Beim Gewinnen neuer<br />
Kunden spiele nämlich weniger der Cent-<br />
Betrag pro Kilowattstunde die Schlüsselrolle,<br />
sondern das angebotene Gesamtpaket<br />
an Energiedienstleistungen. Und nur wer<br />
gleichwertige Services angeboten bekomme,<br />
entscheide rein nach dem nackten Strombzw.<br />
Gaspreis, so der Chef der Kärntner Kelag.<br />
Ü<br />
ÖSTERREICHISCHE E-WIRTSCHAFT<br />
Messlatte locker übersprungen<br />
Österreichs E-Wirtschaft klopft sich<br />
selber auf die Klimaschutz-Schultern:<br />
Denn während Österreich dem<br />
Kyoto-Ziel zur Reduktion der Treibhausgasemissionen<br />
im Vorjahr erneut<br />
nicht näher gekommen ist, liegt<br />
die Energieaufbringung unter dem in<br />
der österreichischen Klimastrategie<br />
angepeilten Ziel, freut sich Barbara<br />
Schmidt, die Generalsekretärin des<br />
Branchenverbandes Oesterreichs<br />
Energie: „Damit haben wir eine<br />
sichtbare Entkoppelung der Stromund<br />
Wärmeproduktion von der Emissionsentwicklung<br />
geschafft.“ Jener<br />
Teil des Sektors, der dem Emissionshandel<br />
unterliegt und zu dem<br />
auch die E-Wirtschaft gehört, emittiere<br />
inzwischen weniger Treibhausgase<br />
als der Sektor Raumwärme<br />
und sonstiger Kleinverbrauch.<br />
Laut den jüngsten Zahlen des Umweltbundesamts<br />
seien die Emissionen<br />
der Energiewirtschaft zwischen<br />
1990 und 2009 kumuliert um knapp<br />
acht Prozent gesunken, trotz einer<br />
Steigerung der Stromproduktion um<br />
31 Prozent und der Wärmeproduktion<br />
um 145 Prozent. Damit habe<br />
sich der Anteil der Emissionen des<br />
Sektors am österreichischen Gesamtausstoß<br />
deutlich verringert.<br />
Was dazu kommt: Mit nur noch 155<br />
Gramm CO 2-Emissionen pro kWh<br />
liegt die E-Wirtschaft laut Berechnungen<br />
des Verbands im europäischen<br />
Spitzenfeld bei der umweltfreundlichen<br />
Stromerzeugung. Lediglich<br />
Frankreich und Schweden,<br />
die beide Strom aus Atomkraft erzeugen,<br />
hätten niedrigere spezifische<br />
CO 2-Emissionen als das Land<br />
am Strome. Die meisten Treibhausgase<br />
pro Kilowattstunde emittiert<br />
derzeit Estland mit 1079 Gramm CO 2<br />
pro Kilowattstunde vor Griechenland.<br />
In Deutschland liegen die CO 2-<br />
Emissionen pro Kilowattstunde mit<br />
468 Gramm dreimal so hoch wie in<br />
Österreich.
LINZ AG setzt auf E-Mobilität<br />
Die LINZ AG hat als innovatives<br />
Infrastrukturunternehmen ein<br />
Gesamtkonzept entwickelt, das<br />
neben dem Ausbau des öffentlichen<br />
Nahverkehrs auch den emissionsfreien<br />
städtischen Individualverkehr<br />
beinhaltet. Die Elektromobilität stellt<br />
dabei eine große Zukunftschance<br />
dar, insbesondere wenn sie mit einer<br />
auf Effizienz und Nachhaltigkeit basierenden<br />
Energieversorgung verbunden<br />
wird.<br />
E-Mobilitätsstrategie<br />
Die LINZ AG möchte die E-Mobilität mittels<br />
einer Vier-Punkte-Strategie vorantreiben:<br />
n Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung<br />
zur Marktdurchdringung<br />
n Entwicklung und Ausbau der erforderlichen<br />
E-Tankstellen-Infrastruktur<br />
n Förderung von Mobilitätskonzepten für<br />
umweltfreundlichen Verkehr<br />
n Forcierung CO 2-freier Antriebe mit erneuerbarem<br />
Naturstrom<br />
Erster Elektro-Smart Oberösterreichs<br />
Wenn ein Auto auf den Elektroantrieb gewartet<br />
hat, dann ist es der Smart fortwo aus<br />
Der erste Smart fortwo electricdrive Oberösterreichs<br />
im Fuhrpark der LINZ AG.<br />
dem Hause Daimler. Anfang Jänner wurde<br />
der erste serienmäßig gefertigte Smart mit<br />
Elektroantrieb an die LINZ AG übergeben,<br />
die diesen für Fahrten im innerstädtischen<br />
Verkehr einsetzen wird.<br />
Öffentliche E-Tankstellen<br />
E-Tankstellen sind dort gefragt, wo Fahrzeuge<br />
länger stehen: in Wohnanlagen, am<br />
Arbeitsplatz, in Tiefgaragen oder vor Shopping<br />
Centern. Die LINZ AG hat im Linzer<br />
Stadtgebiet daher bereits an 36 zentralen<br />
Standorten 196 Elektro-Ladespots errichtet.<br />
Sie ist somit führender Anbieter von öffent-<br />
ENERGIE & UMWELT<br />
lichen E-Ladestationen in Österreich und<br />
leistet damit einen wichtigen Beitrag zur<br />
Marktdurchdringung der neuen Technologie.<br />
Das Aufladen der E-Fahrzeuge an den öffentlichen<br />
E-Ladestationen der LINZ AG ist derzeit<br />
für die Kunden kostenlos. Ü<br />
LINZ-AG-Generaldirektor Froschauer: „E-<br />
Mobilität ist nachgewiesen die umweltfreundlichste<br />
Form des Individualverkehrs.<br />
Die LINZ AG ist einer der führenden österreichischen<br />
Energieversorger in diesem Bereich.“<br />
Fotos: LINZ AG
92<br />
BILDUNG<br />
Unangefochten behauptet sich Oberösterreich als<br />
Lehrlingshochburg Nummer eins im österrei-<br />
chischen Bundesländer-Ranking in der Ausbildung<br />
von jungen Menschen. Mit 21,3 Prozent aller Lehr-<br />
verträge, die bundesweit abgeschlossen wurden,<br />
präsentiert sich „das Land ob der Enns“, das mit ei-<br />
nem Gesamtbevölkerungsanteil von 16,87 Prozent<br />
zum viertgrößten Bundesland Österreichs zählt.<br />
Oberösterreich:<br />
Eldorado der Lehrlingsausbildung<br />
Volle Auftragsbücher bedingen bestqualifizierte<br />
Fachkräfte, daher wird Oberösterreichs<br />
Wirtschaft auch heuer wieder<br />
kräftig in die bewährte Lehrlings-Ausbildung<br />
investieren. Bedenkt man, dass die Anforderungen<br />
in den vergangenen Jahren in<br />
allen Berufen rasant gestiegen sind, so ist die<br />
Förderung von „Österreichs Rohstoff Nummer<br />
eins“, und das sind helle Köpfe und geschickte<br />
Hände seiner Menschen, sowie deren<br />
Ausbildung von höchster Bedeutung.<br />
Zum Jahreswechsel 2010/2011 wurden insgesamt<br />
27.591 junge Menschen ausgebildet,<br />
womit sich der ansehnliche Lehrlingsstand<br />
auf annähernd gleichem Niveau wie 2007,<br />
einem der Hochkonjunkturjahre, mit 27.691<br />
Lehrlingen befindet.<br />
Einzelhandelskaufmann ist nach wie vor der<br />
Traumberuf der jungen Oberösterreicherinnen<br />
und Oberösterreicher. 3030 Jugendliche<br />
– 2316 Mädchen und 714 Burschen –<br />
haben diesen Beruf gewählt, das sind 10,98<br />
Prozent aller Lehrlinge. An zweiter Stelle in<br />
der Beliebtheitsskala rangiert der Bürokauf-<br />
LEHRBERUFE: ZAHLEN & FAKTEN<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
mann, gefolgt vom Kraftfahrzeugtechniker.<br />
Obwohl Hunderte Lehrberufe angeboten<br />
werden, kommen für Mädchen nur einige<br />
wenige in die engere Wahl.<br />
Bevorzugt erlernen sie nach wie vor Einzelhandelskauffrau,<br />
Friseurin oder Perückenmacherin<br />
mit einem Anteil von 50,67 Prozent.<br />
Burschen hingegen bevorzugen die<br />
Lehrberufe des Kraftfahrzeugtechnikers,<br />
Maschinenbautechnikers bzw. Elektrotechnikers<br />
mit immerhin 43,18 Prozent. 66,08<br />
Prozent aller Lehrlinge sind männlich, 33,92<br />
Prozent weiblich.<br />
In der Sparte Gewerbe und Handwerk bilden<br />
4.113 Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
12.674 Lehrlinge aus. Mit 45,94 Prozent aller<br />
Lehrlinge sind sie damit die mit Abstand<br />
ausbildungsfreundlichsten Wirtschaftstreibenden<br />
Oberösterreichs. 369 Mitglieder der<br />
Sparte Industrie bilden 4878 Lehrlinge zu<br />
Fachkräften aus und im Bereich Handel werden<br />
3.887 Lehrlinge ausgebildet. Im „Landesranking“<br />
belegt der Handel somit Platz<br />
drei, gefolgt von Tourismus und Freizeitwirt-<br />
Hitliste der Lehrberufe Lehrlinge nach Sparten<br />
schaft, Transport und Verkehr, Information<br />
und Consulting sowie von Banken und Versicherungen.<br />
Die meisten Lehrlinge (5.569<br />
bzw. 20,18 Prozent) werden übrigens in der<br />
Landeshauptstadt Linz ausgebildet. Die<br />
höchsten Zuwächse verzeichnet jedoch mit<br />
3,45 Prozent Wels Stadt.<br />
Lehrlingsausbildung ist international<br />
5,74 Prozent aller Lehrlinge in Oberösterreich<br />
besitzen keine österreichische Staatsbürgerschaft<br />
und kommen aus insgesamt 62<br />
Nationen. Angeführt wird die „Nationenwertung“<br />
von Bosnien-Herzegowina, gefolgt<br />
von Deutschland und Kroatien.<br />
Förmlich explodiert ist die Nachfrage der Jugend<br />
nach „Lehre mit Matura“, einem Modell,<br />
das besonders in Kombination mit einer<br />
Meisterprüfung, die als Maturagegenstand<br />
anerkannt wird, immer mehr an Attraktivität<br />
gewinnt. Kein Wunder, ergab doch eine<br />
Schweizer Untersuchung, dass es genug<br />
Lehrlinge gibt, die mit einem IQ von über<br />
130 als hochbegabt gelten. Ü<br />
46,63 Prozent aller Lehrlinge finden sich in zehn Lehrberufen – 53,37 Prozent in 196 weiteren Lehrberufen.<br />
Foto: pixelio.de
94<br />
BILDUNG<br />
WIFI Oberösterreich auf Erfolgskurs:<br />
48 Millionen Umsatz ist<br />
Das Geschäftsjahr 2009/2010 war mit 48 Millionen Euro Umsatz das<br />
bisher erfolgreichste Wirtschaftsjahr in der 64-jährigen Geschichte<br />
des WIFI Oberösterreich. Auch der kürzlich gemessene Bekanntheits-<br />
grad von 99,1 Prozent in der Bevölkerung lässt Jubelstimmung mit<br />
Berechtigung aufkommen. Mit 77.800 Kunden und 7.300 Kursen ist<br />
das WIFI OÖ die größte berufliche Bildungseinrichtung in Österreich<br />
und eine der bedeutendsten in Europa.<br />
Branche der beruflichen Weiterbildung ist als deutlich antizyklisch<br />
zu betrachten“, kennt WIFI-Kurator Georg Spiegelfeld<br />
„Die<br />
die Besonderheiten der Branche und meint: „Gerade in einem<br />
schwierigen wirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen Umfeld<br />
boomt Fortbildung generell.“ Ausschlaggebend für dieses „historische<br />
Rekordergebnis“ in der Geschichte des Wirtschaftsförderungsinstituts<br />
der Wirtschaftskammer OÖ sind jedoch auch die langjährigen Bemühungen<br />
im Bereich der Kostenoptimierung.<br />
Mit einer baulichen Erweiterung des Standorts WIFI Linz bietet Oberösterreichs<br />
führendes Institut in Sachen „Lebensbegleitendes Lernen“<br />
jetzt noch mehr Platz für Bildungswillige. Durch eine Steigerung von<br />
Kursen und Teilnehmern ist es in den letzten Jahren immer wieder notwendig<br />
geworden, Kurse außerhalb des WIFI in Schulen zu verlagern,<br />
die jedoch nicht erwachsenengerecht ausgestattet sind.<br />
„Nach eineinhalbjähriger Bauzeit ist der WIFI-Erweiterungsbau nun<br />
abgeschlossen und die neu gewonnenen Kurs- und Seminarräume konnten<br />
Anfang Jänner 2011 in Betrieb genommen werden“, zeigt sich<br />
WKOÖ-Präsident Rudolf Trauner sichtlich stolz ob des vielgelobten<br />
Projekts. Insgesamt sind im Neubau 23 Seminarräume und ein großer<br />
Veranstaltungssaal, der 300 Personen fasst, untergebracht. Im 3. Ober-<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
FACT-BOX<br />
Zahlen & Fakten<br />
geschoß befindet sich das Zentrum für Sprachen<br />
mit 17 Seminarräumen, in dem jetzt das<br />
sehr umfangreiche Sprachenprogramm konzentriert<br />
abgewickelt werden kann. Im 4.<br />
Obergeschoß gibt es sechs größere Kursräume,<br />
wo speziell die Kurse zur Vorbereitung<br />
auf die Berufsreifeprüfung und „Lehre<br />
mit Matura“ abgehalten werden. „Im Sinne<br />
der Energieoptimierung und des Umweltschutzes<br />
wurde der gesamte Gebäudeteil<br />
energietechnisch und thermisch saniert und<br />
eine ca. 290 m² große Photovoltaik-Anlage<br />
installiert“, setzt Trauner auf nachhaltige<br />
Bauweise. Die veranschlagten Baukosten<br />
von 7,9 Millionen Euro wurden übrigens eingehalten<br />
und kamen überwiegend der heimischen<br />
Wirtschaft zugute.<br />
OÖ investiert in Bildung<br />
„Mit dem Start des WIFI-Erweiterungsbaus<br />
gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
hat Oberösterreich einen weiteren nachhaltigen<br />
Impuls gesetzt und leistet mit einem<br />
Anteil von 1.422.000 Euro seinen finanziellen<br />
Beitrag an den Gesamtkosten“, deponiert<br />
Landeshauptmann Josef Pühringer sein<br />
Credo für Wissensvorsprung als treibende<br />
Kraft für eine innovations- und investitionsstarke<br />
Wirtschaft. Das Land Oberösterreich<br />
hat auch heuer wieder seine Schwerpunkte<br />
in den Zukunftsbereichen Bildung, Forschung<br />
und Wissenschaft: „Es gibt keine<br />
Kürzungen in den wichtigen Bereichen Arbeitsmarkt,<br />
Bildung, Forschung und Entwicklung.<br />
Unsere Investitionsquote liegt zu-
BILDUNG<br />
historisches Rekordergebnis<br />
dem weiterhin über dem internationalen<br />
Durchschnitt. Das ist eine klare Ansage unserer<br />
Prioritäten“, versichert Pühringer.<br />
WIFI OÖ setzt auf Kostentransparenz<br />
Bis zum Jahr 1998 war das WIFI auf erhebliche<br />
Zuschüsse seitens der Wirtschaftskammer<br />
angewiesen, was sich ab 1999 grundlegend<br />
änderte und damit zusätzliche Zahlungen<br />
nicht mehr erforderlich machte. Das Ergebnis<br />
von langjährigen Bemühungen im Bereich der<br />
Kostenoptimierung sehr erfolgreicher Marketingaktivitäten<br />
und der damit verbundenen<br />
Ausschöpfung der Marktchancen am oö. Weiterbildungsmarkt<br />
schlägt sich im<br />
abgelaufenen Geschäftsjahr mit<br />
einem Umsatz von 48 Millionen<br />
Euro zu Buche.<br />
„Besonders positiv auf die Geschäftsentwicklung<br />
wirkten sich<br />
auch die Aktion Bildungskarenz<br />
plus von Land OÖ und AMS sowie<br />
die Individualförderungen<br />
des AMS aus. Die Aktion Bildungskarenz<br />
plus wirkte sich<br />
auch sehr belebend auf das Auftragsvolumen<br />
des Firmen Intern<br />
Trainings (FIT) aus“, erklärt<br />
Georg Spiegelfeld. Die Weiterbildungs-Förderung<br />
in Ober-<br />
österreich ist vor allem durch<br />
das Bildungskonto des Landes<br />
OÖ. vorbildhaft für ganz Österreich<br />
und tatsächlich besser als<br />
in den anderen Bundesländern.<br />
Umsatzentwicklung WIFI OÖ – Weiterbildung<br />
(GmbH + UAK + Q-Net) 1990 bis 2010 in Mio. Euro<br />
Geänderte Rahmenbedingungen<br />
Die große Herausforderung im laufenden<br />
Kursjahr 2010/2011 werden für das WIFI die<br />
erheblich geänderten Rahmenbedingungen<br />
darstellen.<br />
Das AMS hat sein Budget für Qualifizierungsmaßnahmen<br />
dramatisch gekürzt, wodurch<br />
es seit Sommer keine individualgeförderten<br />
Kursbesuche mehr gibt.<br />
Bildungskarenz-plus-Förderungen werden<br />
kaum mehr in Anspruch genommen, da sich<br />
derzeit aufgrund der anspringenden Konjunktur<br />
nur mehr wenige Personen in Bildungskarenz<br />
befinden. Firmenfinanzierte<br />
WIFI-Institutsleiter Harald Wolfslehner, WKOÖ-Direktor Christian Hofer,<br />
LH Josef Pühringer, Bildungslandesrätin Doris Hummer, WKOÖ-Präsident<br />
Rudolf Trauner und WIFI-Kurator Georg Spiegelfeld, freuen sich auf<br />
weitere intensive Jahre im WIFI OÖ.<br />
Kurse und Seminare werden hingegen wieder<br />
verstärkt nachgefragt. Auch wenn das<br />
einmalige Rekordergebnis von 48 Millionen<br />
Euro Umsatz nicht mehr so bald zu erreichen<br />
sein wird.<br />
Einen weiteren Rekord vermeldet das größte<br />
berufliche Weiterbildungsinstitut des Landes<br />
heuer in puncto Kundenzufriedenheit, die<br />
seit 2001 im Abstand von drei Jahren abgefragt<br />
wird. „Mit 400 befragten Personen im<br />
erwerbsfähigen Alter aus Oberösterreich ist<br />
diese Umfrage repräsentativ für das Bundesland“,<br />
erklärt WIFI-Institutsleiter Harald<br />
Wolfslehner.<br />
Immerhin haben 64 Prozent der<br />
Oberösterreicher schon einmal<br />
einen WIFI-Kurs besucht. Im<br />
Fotos: WKOÖ<br />
Entwicklung Zuschussbedarf und Rückfluss<br />
des WIFI OÖ in Mio. Euro<br />
Ergebnis dieser Studie kam<br />
auch zum Ausdruck, dass der<br />
Großteil der Befragten, wenn<br />
sie sich beruflich weiterbilden<br />
wollen, einen WIFI-Kurs besucht.<br />
Außerdem empfehlen<br />
Arbeitgeber, Kurse im Wirtschaftsförderungsinstitut<br />
zu buchen.<br />
Abschlüsse und Zeugnisse desselben<br />
werden in der Praxis anerkannt,<br />
und WIFI-Kurs-Absolventen<br />
haben im Beruf bessere<br />
Aufstiegschancen. Dass<br />
die Trainer aus der Praxis kommen,<br />
wird übrigens von allen<br />
Befragten positiv bewertet. Ü<br />
Quelle: WIFI Oberösterreich<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 95
96<br />
SERVICE<br />
70 Prozent Quarzsand, 14 Prozent Soda, 14 Prozent Kalk – eine Formel, die schon vor Jahrhunderten gefunden wurde und heute in modernen<br />
Formen ihre Ausprägung findet. Fotos: Vetropack<br />
„Gläserne“ Fabrik<br />
Die beiden Vetropack-Werke in<br />
Kremsmünster und Pöchlarn<br />
produzieren pro Jahr 1,4 Milli-<br />
arden Glasverpackungen. Ein<br />
Produkt, das im Trend liegt,<br />
schließlich handelt es sich um<br />
ein Naturprodukt mit Tradition.<br />
Lust auf ein interessantes Rechenbeispiel?<br />
1,4 Milliarden Flaschen für acht Millionen<br />
Bürger, ergibt 175 Flaschen pro<br />
Österreicher vom Baby bis zum Greis. Anders<br />
ausgedrückt: Jeden zweiten Tag hält jeder<br />
Österreicher ein Produkt von Vetropack<br />
in Händen. Unvorstellbare Mengen, die<br />
selbst Geschäftsführer Ing. Johann Reiter<br />
erst einmal fassen muss. Reiter ist seit drei<br />
Monaten in der Glasbranche, kommt aus der<br />
Stahlindustrie. „Das sind andere Dimensionen.<br />
In meinem alten Job produzierten wir<br />
150.000 Tonnen Edelstahl, nun 330.000 Tonnen<br />
Glas, also doppelt so viel.“ 40 Prozent<br />
dieser Menge geht in den Export. Glas ist ein<br />
Produkt, das schon rund 3.600 Jahre auf dem<br />
„Buckel“ hat und zu 98 Prozent aus drei natürlichen<br />
Grundrohstoffen besteht. „Es wird<br />
aus ca. 70 Prozent Quarzsand, 14 Prozent<br />
Soda, 14 Prozent Kalk gewonnen. Der Rest<br />
sind Sekundärwerkstoffe, die etwa zum Einfärben<br />
verwendet werden.“ Unbestechlicher<br />
Vorteil ist die Geschmacksneutralität. Es besteht<br />
keine Wechselwirkung zwischen Inhalt<br />
und Verpackung.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Ing. Johann Reiter in Anbetracht von 1,4 Milliarden<br />
Flaschen, die Vetropack Österreich<br />
jährlich produziert: „Das sind andere Dimensionen.“<br />
Schönheit kommt von außen<br />
Dabei unterliegen selbst so „uralte“ Produkte<br />
wie Glas einem ständigen Wandel, in erster<br />
Linie im Design. „Wir entwickeln gemeinsam<br />
mit den Kunden individuelle Lösungen.<br />
Ein Trend, der sich in den letzten Jahren immer<br />
stärker zeigt.“ Alleine an der Flasche erkennt<br />
der Kunde, um welche Marke es sich<br />
handelt. Ästhetik wird zum Killerkriterium.<br />
„Man sieht es an sich selbst, wenn man in<br />
ein Restaurant geht, will man sein Mineralwasser<br />
nicht aus der PET-Flasche serviert<br />
bekommen.“ Das Standardprogramm ist damit<br />
eher ein Auslaufmodell, große Ausnahmen<br />
sind die Bierflaschen. Doch selbst da<br />
werden die Brauereien immer kreativer.<br />
Scherben bringen Glück<br />
Dazu kommt der Umweltaspekt. Glas ist recycelbar<br />
und das ohne, dass Masse verlorengeht.<br />
„Aus einem Kilogramm Scherben be-<br />
komme ich ein Kilogramm Glas, ohne Verluste.“<br />
Glas ist damit der einzige Stoff mit<br />
dem dies möglich ist. Zwischen 60 Prozent<br />
und 70 Prozent des Rohmaterials in den beiden<br />
Vetropack-Werken in Pöchlarn und<br />
Kremsmünster ist Altglas. Das muss speziell<br />
aufbereitet werden. Alureste oder sonstige<br />
Verschmutzungen werden gelöst, dabei fallen<br />
unglaubliche 8.000 Tonnen an Fremdstoffen<br />
an. Der Anteil an Recyclingmaterial<br />
könnte aber höher sein, doch die Österreicher<br />
liegen hier hinter den Schweizern, die<br />
rund 90 Prozent wieder verwerten. Die<br />
Schweiz ist schließlich das Heimatland der<br />
Vetropack. 1911 gegründet, beschäftigt die<br />
gesamte Gruppe 3.000 Mitarbeiter in den Alpenländern<br />
und Osteuropa. In Österreich arbeiten<br />
617 Menschen für Vetropack. Eine<br />
Globalisierung des Glasmarktes ist dabei<br />
nicht zu erwarten. Die Logistikkosten rechnen<br />
sich nur bis ca. 400 Kilometer Radius.<br />
Qualitätsansprüche steigen<br />
Nach einer kleinen Delle im Jahr 2009, das<br />
man ohne Kurzarbeit oder Kündigungen<br />
durchbrachte, zeigt das Jahr 2010 in etwa<br />
gleiche Werte wie 2008. „Auf diesem Niveau<br />
werden wir auch 2011 bleiben.“ Heuer stehen<br />
allerdings einige wichtige Investitionen<br />
an, wie eine neue Glaswanne. Glaswannen<br />
müssen alle zehn Jahre erneuert werden. „Da<br />
Energie in der Glasherstellung ein wichtiger<br />
Faktor ist, versuchen wir bei allen Projekten<br />
alle energiesparenden Möglichkeiten auszuschöpfen.“<br />
Dazu kommen erhöhte Investitionen<br />
in Prüftechnik und Qualitätssicherung.<br />
„Da gehen wir mit dem Trend. Die Ansprüche<br />
in puncto Qualität werden weiter<br />
stark steigen.“ Ü
Windräder<br />
Die Vorteile von (relativ kleinen) Windrädern auf<br />
Gebäudedächern liegen auf der Hand: Grüne<br />
Stromgewinnung, verbesserte Energiebilanz,<br />
Kostenersparnis. Was in der Zukunft wahrschein-<br />
lich gang und gäbe sein wird, steckt in so man-<br />
chem Bereich aber noch in den Kinderschuhen.<br />
Diese Erfahrung teilt auch Gerhard Schenk, der als Geschäftsführer<br />
von HSG Zander den Markt und den derzeitigen Entwicklungsstand<br />
der Technologie in- und auswendig kennt. „In der<br />
jetzigen Phase ist es für uns entscheidend, dass wir bei diesem wichtigen<br />
Thema praktisch für unsere Kunden Erfahrungen sammeln“,<br />
erklärt der Profi im Bereich Facility Management. „Denn es gibt einiges,<br />
was hier im Vorfeld bedacht werden muss.“<br />
Ein Beispiel: Für ein innovatives Projekt hatte Schenk Anbieter sondiert<br />
und ein Produkt ausgewählt. Aus Investitionskosten von rund<br />
28.000 Euro und einer Amortisationszeit von zehn bis 15 Jahren wurden<br />
im konkreten Angebot plötzlich 68.000 Euro und 28 Jahre. „Das<br />
sind genau die Erfahrungen, die ich unseren Kunden ersparen will“,<br />
sagt Schenk.<br />
SERVICE<br />
Denn es gibt derzeit nur eine limitierte<br />
Anzahl an seriösen Anbietern.<br />
Selbst anerkannte Größen geben<br />
zu, dass die meisten Anbieter unseriös<br />
sind. Leider gibt es in Österreich<br />
noch keine Zertifizierung, so<br />
wie z.B. in Großbritannien. Dabei<br />
erfreut sich die umweltfreundliche<br />
Art der Energiegewinnung bei den<br />
Österreichern zumindest theoretisch<br />
sehr großer Beliebtheit.<br />
Doch noch mehr Erfahrungswerte<br />
werden nötig sein, um den attraktiven<br />
Markt professionell und seriös<br />
zu erschließen. Schenk will solche<br />
Werte und Daten liefern. Mit seinen Produkten und Konzepten ist er<br />
auch schon bis in den chinesischen Markt vorgedrungen, wo er gerade<br />
im Bereich Windkraft riesiges Potenzial sieht. „Doch hier wie dort<br />
gilt, dass noch viele Faktoren genau zu prüfen sind. Die Palette reicht<br />
von der Standortauswahl über den Bezug der Komponenten bis hin<br />
zu den Wartungs- und Reinigungskosten“, weiß der HSG-Zander-<br />
Geschäftsführer. Dann allerdings, so ist Schenk überzeugt, werden<br />
die Räder auch in Österreich bald nicht mehr still stehen. Ü<br />
Foto: pixelio.de<br />
HSG ZANDER GMBH, AUSTRIA<br />
Die HSG Zander GmbH, Austria betreut den österreichischen<br />
FM (Facility Management) Markt seit 1991. In diesem<br />
Zeitraum konnten viele treue Kunden gewonnen werden.<br />
Viele von ihnen stehen bereits seit über zehn Jahren in<br />
Vertragsbeziehungen zum Unternehmen. Zudem zählt HSG<br />
Zander unter die Top drei der österreichischen FM-Anbieter.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 97
98<br />
SERVICE<br />
Besser vernetzt mit der Fachgruppe Werbung<br />
und Marktkommunikation:<br />
Schnittstelle Zukunft<br />
Im Einsatz für ihre Mitglieder: Die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der WKO Oberöster-<br />
reich betreut rund 2.700 Mitgliedsbetriebe, vom Spezialisten bis hin zum Fullservice-Unternehmen.<br />
Der Fachgruppen-Vorstand:<br />
Gernot Fellinger, MBA,<br />
Mag. Angelika Sery-Froschauer,<br />
Mag. Lisa Pill, Dr. Christof<br />
Schumacher<br />
Foto: WKO Oberösterreich<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Die Fachgruppe ist für ihre Mitglieder die<br />
„Schnittstelle:Zukunft“ und somit Dialogplattform,<br />
Interessensvertreter und Partner für Service<br />
und rechtliche Fragen. „Wir bieten unseren<br />
Mitgliedern einen Wissensvorsprung, helfen ihnen<br />
dabei, im Wettbewerb zu reüssieren, und setzen uns<br />
für unseren starken Kreativstandort Oberösterreich<br />
ein“, bringt Fachgruppen-Obfrau Angelika Sery-<br />
Froschauer die Bandbreite an Dienstleistungen auf<br />
den Punkt.<br />
Neben den jährlichen Veranstaltungs-Highlights<br />
Caesar und Caesarino, die als Leistungsschau für<br />
die oberösterreichische Kreativwirtschaft und den<br />
Kreativnachwuchs dienen, werden im Rahmen der<br />
IC-Akademie branchenspezifische Fachseminare<br />
angeboten. Networking, Wissensaustausch und<br />
Qualifikation sind wesentliche Merkmale die Branche,<br />
die aktuell als viertgrößte Gruppe innerhalb der<br />
Wirtschaftskammer zu einem der dynamischsten<br />
Wirtschaftszweige in OÖ zählt. „Das sich ständig<br />
ändernde Kommunikationsverhalten und die erweiterten<br />
Kommunikationsräume verlangen professionellen<br />
Umgang mit der Marke. Unsere Aufgabe ist<br />
es, unsere Kunden zum Erfolg zu begleiten. Das<br />
geht nur durch Professionalität, Kompetenz und<br />
damit, ständig am Puls der Zeit zu sein“, so Sery-<br />
Froschauer weiter. Kreativität wird als Standortfaktor<br />
immer entscheidender. Daher arbeitet die Fachgruppe<br />
eng mit führenden heimischen Bildungsinstitutionen<br />
zusammen, um entsprechende Aus- und<br />
Weiterbildungsangebote und qualifiziertes Schlüsselpersonal<br />
vor Ort zu sichern.<br />
Doch nicht nur für die Anforderungen der Zukunft,<br />
auch im Daily Business steht die Fachgruppe ihren<br />
Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite. „Beratung<br />
und Unterstützung in der täglichen Arbeit für unsere<br />
Mitglieder hat bei uns oberste Priorität – vor allem<br />
in rechtlichen Belangen wird unser Know-how<br />
gerne in Anspruch genommen. Auch bei Neu- oder<br />
Umgründungen oder bei Ausschreibungen stehen<br />
wir unseren Mitgliedern unterstützend zur Seite“,<br />
so Fachgruppen-Geschäftsführer Gernot Fellinger.<br />
„Die Fachgruppe ist die zentrale Anlaufstelle in<br />
Oberösterreich, wenn es um Markterfolg, Karrierechancen<br />
oder Networking geht.“<br />
Für weitere Informationen rund um das Angebot<br />
der Fachgruppe und die Schnittstelle Zukunft besuchen<br />
Sie www.werbung-ooe.at. Ü
Werbung<br />
Transportgewerbe mahnt Politik<br />
zu mehr Sachlichkeit<br />
„Vom Primat der Politik war in den letzten Tagen oft zu hören, im<br />
Bereich der OÖ Verkehrspolitik wird dies leider mehr und mehr<br />
zum Primat gegenüber Sachargumenten“, zeigt sich KommR Franz<br />
Wolfsgruber, Fachgruppenobmann für das Güterbeförderungsge-<br />
werbe in der WKOÖ, von der zunehmend auf Zurufe reagierenden<br />
OÖ Verkehrspolitik enttäuscht.<br />
So hat VerkehrslandesratKepplinger<br />
kürzlich im<br />
Verkehrsausschuss<br />
des OÖ<br />
Landtags ein<br />
LKW-Fahrverbot<br />
auf der B145<br />
Salzkammergut-<br />
Bundesstraße im<br />
Bereich Pötschenpass<br />
sowie<br />
über den Koppenpass<br />
für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, ausgenommen<br />
Ziel- und Quellverkehr, angekündigt<br />
und erweckt damit kurz nach dem Aus<br />
für den LKW-Verkehr auf der B148 den Eindruck,<br />
dass sich jede Region ihre Fahrverbote<br />
nur zu wünschen braucht, und schon<br />
werden diese auch verordnet. Für die B145<br />
begründet Kepplinger seine Fahrverbotspläne<br />
damit, den das Salzkammergut durchquerenden<br />
Mautausweichverkehr bzw. lokalen<br />
Umgehungsverkehr verhindern zu wollen.<br />
Pläne für LKW-Beschränkungen im<br />
Salzkammergut gibt es auch im Bundesland<br />
Salzburg. Während man dort auf der B320<br />
Ennstal- Bundesstraße kraft Verordnung aber<br />
nur den zahlenmäßig absolut untergeordneten<br />
ausländischen LKW-Transit von der<br />
Bundesstraße verbannen will, sind die Pläne<br />
des OÖ Verkehrsreferenten doch wesentlich<br />
weitreichender und würden LKW aus Regionen<br />
außerhalb einer nach den Plänen relativ<br />
eng definierten Zone für Ziel- und Quellverkehre<br />
dann mit erheblichen Umwegfahrten<br />
zu rechnen haben. Anlass für die angekündigten<br />
Fahrverbotspläne in OÖ ist aber wohl<br />
auch eine Bürgerinitiative, deren Sprecher<br />
seit etwa eineinhalb Jahren im Salzkammergut<br />
massiv Angst schürt und vor einer Transitlawine<br />
und unzähligen Mautflüchtlingen<br />
auf dieser Route warnt. Tatsächlich zeigen<br />
die von Landesrat Kepplinger selbst veröffentlichten<br />
Zahlen über die Verkehrsentwicklung<br />
auf der B145, dass der LKW-Verkehr<br />
dort in den letzten fünf Jahren konstant bei<br />
etwa acht Prozent liegt, was im Bundesstraßenvergleich<br />
keinesfalls überhöht und dabei<br />
kaum Durchzugsverkehr gegeben ist. Was<br />
das vom Sprecher der Bürgerinitiative geprägte<br />
Märchen von den mautflüchtigen<br />
LKWs betrifft, so wurde dieses bereits im<br />
letzten Jahr vom Gmundener Bezirkshauptmann<br />
anhand von der Behörde durchgeführter<br />
Verkehrszählungen eindeutig widerlegt.<br />
Aktuelle Zähldaten der ASFINAG bestätigen<br />
dies klar. Demnach liegt der Anteil möglicher<br />
LKW-Ausweichverkehre in dieser Region<br />
bei durchschnittlich etwa einem Prozent.<br />
Schwarzbuch<br />
Doch damit nicht genug: Mit der Veröffentlichung<br />
ihres schon traditionellen Schwarzbuches<br />
hat sich die AKOÖ kürzlich wieder<br />
einmal betroffen über gravierende arbeitsrechtliche<br />
Missstände in vielen OÖ Unternehmen<br />
gezeigt und so mit einer Hitliste von<br />
zehn Betrieben, die darin besonders angeprangert<br />
werden, ein Pauschalurteil über die<br />
OÖ Wirtschaft mit über 70.000 Betrieben gefällt.<br />
„Fehler kann man nirgendwo zu hundert<br />
Prozent ausschließen, ob auf Unterneh-<br />
SERVICE<br />
KommR Franz Wolfsgruber, Obmann des Güterbeförderungsgewerbes<br />
in der WKOÖ<br />
Foto: WKOÖ<br />
mer- oder auf Arbeitnehmerseite,<br />
da und dort wird<br />
leider immer<br />
wieder einmal<br />
eine Laus im<br />
Pelz zu finden<br />
sein, aber einen<br />
sachlicheren<br />
Umgang könnte<br />
man sich von<br />
Spitzen der gesetzlichenArbeitnehmervertretung<br />
schon erwarten“, betont KommR<br />
Franz Wolfsgruber, Obmann des Güterbeförderungsgewerbes<br />
in der WKOÖ, einer<br />
Branche, die von der AK in diesem Zusammenhang<br />
einen schwarzen Punkt verliehen<br />
erhielt. Unerträglich wird es aber dann –, wie<br />
passiert – wenn die AK in diesem Schwarzbuch<br />
an dritter Stelle ihrer dort enthaltenen<br />
Watchlist ein mittelständisches Logistikunternehmen<br />
anführt. Dieser Betrieb hat nachweislich<br />
aufgrund eines Irrtums über die Anwendung<br />
eines Kollektivvertrags Fehler bei<br />
Lohnabrechnungen gemacht. Als ein Experte<br />
der AK das Unternehmen darauf aufmerksam<br />
machte, korrigierte das Unternehmen<br />
anstandslos alle Abrechnungen und<br />
zahlte dafür sogar mehr, als laut Kollektivvertrag<br />
notwendig war, aus. Vom Experten<br />
der AK erhielt das Unternehmen ein dickes<br />
Lob, von den Granden der AK allerdings<br />
eine Eintrittskarte ins Schwarzbuch.<br />
„Natürlich distanzieren wir uns als Transportbranche<br />
von systematischen Gesetzesübertretungen“,<br />
stellt Wolfsgruber klar. Ü<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 99
102<br />
SERVICE<br />
Wertanlage Wein – Top oder F<br />
LAGERUNG<br />
Fass- und Flaschenreife<br />
Nur Weine, die nicht zum unmittelbaren<br />
Konsum bestimmt sind, werden<br />
gelagert. Während seiner Flaschenreifung<br />
entwickelt der Wein<br />
allmählich seine geschmackliche<br />
Komplexität und die Genussreife. Ist<br />
dieser Höhepunkt überschritten,<br />
verliert er langsam seine geschmacklichen<br />
und farblichen Reize.<br />
Während des Lagerungsprozesses<br />
werden organische Bestandteile des<br />
Weins wie Farbpigmente und Hefe<br />
durch Polymerisation und Ausfällen<br />
gebildet und sammeln sich als Bodensatz<br />
bzw. Depot in der Flasche.<br />
Je älter ein Rotwein ist, desto mehr<br />
Depot hat er gebildet. Ob es bei diesem<br />
biochemischen Nachreifungsprozess<br />
in der Flasche zu einer Verbesserung<br />
der Weinqualität kommt,<br />
ist unter anderem abhängig von Parametern<br />
wie Traubenqualität, Ertragshöhe<br />
und der Art der Weinbereitung<br />
und des Ausbaus. Ein Rotwein<br />
von Wert kann über Jahre,<br />
manchmal sogar Jahrzehnte gelagert<br />
werden.<br />
Konsumweine müssen nicht gelagert<br />
werden, sie werden in der Regel<br />
trinkfertig abgefüllt und erfahren<br />
keine Qualitätsverbesserung durch<br />
die Lagerung.<br />
Für eine gute Weinlagerung sollten<br />
Temperatur und Luftfeuchtigkeit<br />
stimmen. Die ideale Temperatur beträgt<br />
10 bis 13 Grad Celsius bei hoher<br />
Luftfeuchtigkeit und sollte so<br />
wenig wie möglich schwanken.<br />
Ebenso wirkt sich Licht negativ auf<br />
die Entwicklung des Weines aus.<br />
Dieser idealen Voraussetzung entsprechen<br />
Keller, die sich möglichst<br />
weit unter der Erdoberfläche befinden<br />
und mit Naturboden versehen<br />
sind, oder spezielle, künstlich klimatisierte<br />
Weinlagerschränke. Zu beachten<br />
ist dabei, dass der Wein möglichst<br />
ruhig und liegend gelagert<br />
werden sollte, da Erschütterungen<br />
seine Qualität beeinträchtigen.<br />
Quelle: Text aus Wikipedia, gekürzt.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Der Trend lässt sich nicht leugnen: Galt die Investition in die kost-<br />
barsten Tropfen eines Jahrgangs lange Zeit als Privatvergnügen<br />
elitärer Kreise, parken inzwischen auch mittelständische Weinlieb-<br />
haber ihre Spargroschen im Weinkeller oder in Weinfonds. Das hat<br />
sich in den letzten Jahren mehr als bewährt. Aber wie zukunftssi-<br />
cher sind solche Anlagen – und für wen eignen sie sich?<br />
Von Ute Dorau<br />
„Im Wein liegt Wahrheit – der<br />
Schwindel liegt im Etikett.”<br />
Quelle: Volksmund<br />
Einem waschechten Österreicher braucht<br />
niemand zu erzählen, wie herrlich ein<br />
guter Wein sein kann. Allerdings geht<br />
hierzulande besonders seit der Krise eher der<br />
Trend zum günstigen Flascherl im Regal –<br />
zumindest, wenn es um den eigenen Konsum<br />
geht.<br />
Ganz anders sieht die Situation bei den professionellen<br />
Anlegern aus. Hier dreht sich<br />
auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten<br />
alles um gute Jahrgangstropfen, die mit der<br />
Zeit noch besser – und damit teurer – werden.<br />
Gerade die Klientel, die sonst gerne in<br />
Edelmetall investiert, hat oftmals auch ein<br />
Faible für das Weininvestment. Da Gold inzwischen<br />
nahezu jeden Anleger interessiert<br />
(bislang ja auch mit gutem Recht), in den<br />
Augen vieler aber fast ausgereizt ist, könnte<br />
„Wein als alternative Form der Kapitalanlage<br />
ist sicherer und weniger volatil als andere<br />
Anlageformen – und hat sich darüber<br />
hinaus als ertragsreicher erwiesen“, fand<br />
Doris Neureiter im Rahmen einer umfangreichen<br />
wissenschaftlichen Recherche für ihre<br />
Master Thesis an der Donau-Universität<br />
Krems heraus. Foto: privat
lop?<br />
Es gibt viele Faktoren, die über den Wert eines<br />
Spitzenweines entscheiden – von der<br />
Herkunft über die Ernte, die Marke, die Reifung<br />
oder die Bewertung durch Experten. Sicher<br />
ist allerdings, dass die Marktentwicklung<br />
derzeit spektakulär ist.<br />
Foto: APA<br />
auch der Wein neue Investorenkreise erobern.<br />
Denn dieser Markt hat sich – trotz eines<br />
kurzen Einbruchs 2008 – über die Jahre<br />
kontinuierlich gut entwickelt. Allein seit<br />
2009 sind die Preise für einen Spitzentropfen<br />
beispielsweise um sage und schreibe 100<br />
Prozent gestiegen.<br />
Sehr zur Freude zahlreicher Neueinsteiger,<br />
die den vormals sehr abgegrenzten und eli-<br />
Foto: Jupiterimages<br />
tären Zirkel der<br />
Weininvestoren für<br />
sich erobert haben<br />
(siehe Kasten<br />
„Trends“). Noch<br />
1985 schienen die<br />
Grenzen unüberwindlich.<br />
Damals<br />
wurde im Londoner<br />
Auktionshaus Christie’s<br />
eine Flasche des<br />
edlen 1787 Lafite-<br />
Rothschild (angeblich<br />
aus dem Keller<br />
des US-Präsidenten<br />
Thomas Jefferson)<br />
für sage und schreibe<br />
207.000 US-Dollar<br />
versteigert.<br />
Doch so viel muss<br />
nicht investiert werden,<br />
um wertbeständige<br />
oder gar renditestarke<br />
Weine horten<br />
zu dürfen. Experten<br />
raten dazu, junge und<br />
hochwerte Bordeaux-Rotweineeinzulagern,<br />
die es<br />
schon zu Preisen<br />
zwischen 50 und 350<br />
ARGUMENT<br />
Investieren in Wein<br />
n Gute Jahrgänge sind nicht unbegrenzt<br />
verfügbar und vermehrbar.<br />
Im Gegenteil: Da<br />
gute Weine gerne getrunken<br />
werden, nimmt die verfügbare<br />
Menge kontinuierlich ab. Das<br />
erhöht – nach einer gewissen<br />
Weile – den Preis.<br />
n Die Anlage in hervorragende<br />
Weine genießt – krisenunabhängig<br />
– ein hohes Prestige<br />
bei kaufkräftiger Klientel.<br />
n Der Markt hat sich in den vergangenen<br />
Jahren als verlässlich<br />
erwiesen (Ausnahme Krisenjahr<br />
2008).<br />
n Durch zunehmende Publikationen<br />
und seriöse Markt-<br />
Euro pro Flasche gibt. Nach einer Einlagerungszeit<br />
von fünf bis zehn Jahren steigt hier<br />
der Wert nach den bisherigen Erfahrungen<br />
deutlicher, als das beispielsweise im Aktiengeschäft<br />
die Regel ist. Ein Beispiel, das in<br />
Weinkenner-Kreisen immer wieder zitiert<br />
wird: Vor rund 25 Jahren kostete eine Kiste<br />
(12 Flaschen) Chateau Lafite Jahrgang 1982<br />
rund 325 britische Pfund. Genau diese Kiste<br />
war vor etwas mehr als einem Jahr bereits<br />
25.000 Pfund wert!<br />
Das ist natürlich keinesfalls die Regel – aber<br />
immerhin möglich. Unbedingt aber sollte<br />
man sich im Vorfeld ganz genau über Jahrgang,<br />
Marke, Reifung und Bewertungen erkundigen.<br />
Auch das Weingut selber ist entscheidend.<br />
Denn nicht jedes findet Zugang<br />
zum erlauchten Kreis der Spitzenanbieter.<br />
„Weltweit werden jährlich rund 35 Milliarden<br />
Flaschen Wein von mehreren hunderttausend<br />
Winzern erzeugt“, weiß Doris Neureiter.<br />
„Davon schaffen es nur rund 250 Betriebe,<br />
so genannte Investmentweine herzustellen.“<br />
Die Absolventin des Danube Professional<br />
MBA Finance, die ihre Master Thesis<br />
an der Donau-Universität Krems zum<br />
Thema „Wein als Wertanlage“ geschrieben<br />
hat, wollte im Rahmen dieser Arbeit prüfen,<br />
ob man Wein als sicher alternative Kapitalanlageform<br />
betrachten kann. Ihre Antwort<br />
ist ein eindeutiges Ja: „Diese Form der alternativen<br />
Kapitalanlage ist sicherer und weniger<br />
volatil als andere Anlageformen und hat<br />
sich darüber hinaus als ertragsreicher erwiesen.“<br />
In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass<br />
SERVICE<br />
Natürlich gibt es viele<br />
gute Gründe, einen guten<br />
Wein zu trinken. Finanziell<br />
ist es sicher<br />
lohnender, ihn einige<br />
Jahre zu lagern. Die<br />
Renditen können sich<br />
sehen lassen.<br />
Foto: Jupiterimage<br />
plätze wächst das Interesse der Anleger. Außerdem sind<br />
Käufer aus China und Japan seit relativ kurzer Zeit auf<br />
den Geschmack gekommen und erwerben in großen<br />
Mengen. Kurz: Die Nachfrage steigt deutlich – und damit<br />
der Wert.<br />
n Guter Wein wird mit den Jahren immer besser (allerdings<br />
nicht unbegrenzt).<br />
n Sollte der Wein doch entscheidend an Wert verlieren,<br />
kann ihn der Käufer wenigstens zum Trost noch trinken …<br />
Sammlerweine während der Wirtschaftskrise<br />
zwar durchaus auch an Wert verloren haben,<br />
sich jedoch – verglichen mit anderen Anlageformen<br />
– wieder rasch erholt haben.<br />
„Diese Werteentwicklung lässt sich am besten<br />
anhand des Liv-ex Fine Wine Index nachvollziehen:<br />
er befindet sich derzeit auf einem<br />
Allzeithoch“, beschreibt Neureiter den aktuellen<br />
Stand (Januar 2011).<br />
Derzeit gilt hauptsächlich London als Zentrum<br />
für den Handel mit „Fine Wine“ am Sekundärmarkt,<br />
der Umsatz in diesem Weinhandelssegment<br />
liegt laut Neureiter bei jährlich<br />
gut über drei Milliarden Dollar. Hauptgrund<br />
für die starke aktuelle Preisentwicklung<br />
ist die seit geraumer Zeit anhaltende<br />
starke Nachfrage aus China – sowie die<br />
starke Medienpräsenz, die das Thema in letzter<br />
Zeit genossen hat. Ü<br />
Interessante Internetadressen<br />
www.liv-ex.com<br />
www.uvine.com<br />
www.vinaria.at<br />
www.rotwein-weisswein.at<br />
www.weininvestment.de<br />
www.weinvestment.de<br />
www.weincollect.eu/weininvestment.html<br />
www.wikipedia, Stichwort „Wein“.<br />
Achtung: Vieles, was sich im Internet<br />
„Wein Börse“ oder ähnlich<br />
nennt, entpuppt sich schnell als<br />
Weinhändler.<br />
Foto: Jupiterimage<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 103
104<br />
KULTUR<br />
„Lisztomania“<br />
in Europa<br />
200 Jahre nach seiner Geburt im ehemaligen Meierhof im burgen-<br />
ländischen Raiding, das damals zu Ungarn gehörte – gedenkt halb<br />
Europa des Genius Franz Liszt in zahlreichen Konzerten und Aus-<br />
stellungen von London bis Venedig.<br />
Als einer der prominentesten Klaviervirtuosen<br />
und einer der produktivsten Komponisten<br />
des 19. Jahrhunderts hat Franz<br />
Liszt Musikgeschichte weit über die Grenzen<br />
der damaligen österreichisch-ungarischen<br />
Monarchie geschrieben. Liszt galt als<br />
Meister des Klavierspiels: Seine Solostücke<br />
und Konzerte waren virtuos, er pflegte ein<br />
LISZT IM BURGENLAND<br />
Zahlreiche Veranstaltungen und<br />
Projekte bereichern das Jubiläumsjahr<br />
im ganzen Burgenland. „Hör<br />
das Licht… sieh’ den Klang“, ein<br />
Projekt des eu-art-networks, geht<br />
mit zeitgenössischen Kunstwerken,<br />
die in der Cselley Mühle Oslip entstanden<br />
sind, auf Europatournee.<br />
Gerhard Krammer wird anhand historischer<br />
Quellen erstmals Notenmaterial<br />
für Liszts einzige Oper<br />
„Don Sanche“ editieren. Die Wiener<br />
Akademie unter Martin Haselböck<br />
wird die Jubiläums-CD „The Weimar<br />
Sound of Raiding“ mit dem gesamten<br />
Orchesterwerk Liszts, gespielt<br />
auf Originalinstrumenten, produzieren.<br />
Das musikwissenschaftliche Institut<br />
Oberschützen zeigt den „unbekannten<br />
Liszt“ in einem Symposion.<br />
Siegmund Kleinl publiziert ein Buch<br />
mit dem Titel „Liszts Hände“. Eine<br />
Franz Liszt Gedenkmedaille in Silber<br />
sowie eine Sonderbriefmarke wird<br />
es auch geben. Selbstverständlich<br />
runden touristische Angebote das<br />
Kulturprogramm ab: Kulinarik, Wein<br />
und Natur sind Stärken des Burgenlandes,<br />
die auch im Liszt-Jahr in Erscheinung<br />
treten.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
exzentrisches Gehabe auf der Bühne, absolvierte<br />
vielbejubelte Auftritte in ganz Europa<br />
und verstand es wie kein anderer, sein Publikum<br />
zu Begeisterungsstürmen hinzureißen.<br />
Der Dichter Heinrich Heine prägte den<br />
Begriff „Lisztomania“ bereits 1841/42 im<br />
Rahmen einer umjubelten Konzerttournee<br />
Franz Liszts, der vor allem von der Damenwelt<br />
beinahe hysterisch verehrt wurde. Die<br />
Verehrung galt hierbei einem Mann, dessen<br />
Leben von Höhenflügen bereits in frühester<br />
Jugend, triumphalen Tourneen, spirituellen<br />
Krisen, schöpferischen Meisterleistungen<br />
und nicht zuletzt bewegten Liebesgeschichten<br />
geprägt war. Mit Fürstin Carolyne von<br />
Sayn-Wittgenstein lebte er in wilder Ehe und<br />
führte in Weimar in der Altenburg einen Salon<br />
als intellektuelles Zentrum und gesellschaftlichen<br />
Gegenentwurf zum höfischen<br />
Leben.<br />
In seiner Weimarer Zeit schuf er die „Symphonische<br />
Dichtung“, mit der er an die Goldene<br />
Zeit Goethes und Schillers anknüpfen<br />
wollte. Doch auch die Religion hinterließ in<br />
ihm tiefe Lebensspuren und führte zur<br />
Schöpfung geistlicher Werke. Über 800, darunter<br />
die h-Moll-Sonate, hat er als Komponist<br />
geschaffen, die noch heute die Menschen<br />
begeistern. Der Klaviervirtuose entwickelte<br />
sich zu einem wahren Europäer, der<br />
in Wien, Budapest, Paris, London, Weimar,<br />
Bayreuth und Rom zu Hause war. Er pflegte<br />
regen Austausch mit Künstlern wie Richard<br />
Wagner, Frédéric Chopin, Hector Berlioz<br />
und den Intellektuellen seiner Zeit. Franz<br />
Liszt präsentierte sich nicht nur als Komponist,<br />
Klaviervirtuose, Dirigent, Pädagoge<br />
und Schriftsteller, sondern war auch ein mitfühlender,<br />
humanistischer Mensch, der oft<br />
für wohltätige Zwecke spielte, eine tolerante<br />
Persönlichkeit sowie ein geistreicher Gesprächspartner.<br />
Franz Liszt wurde am 22. Oktober 1811 im<br />
burgenländischen Raiding als Sohn eines Verwaltungsbeamten<br />
geboren. Schon sehr früh<br />
entdeckte der Vater das Talent seines musikalischen<br />
Sohnes. Foto: LMB<br />
Kindheit im Burgenland<br />
Das Geburtshaus Franz Liszts ist im heurigen<br />
Jubiläumsjahr unter dem Motto „Le petit<br />
Litz – Wurzel eines Genies“ mehrteiligen<br />
Ausstellungen über das Wunderkind aus dem<br />
Burgenland gewidmet. Hier werden Liszts<br />
Herkunft und seine frühen<br />
Jahre als Künstler thematisiert.<br />
38.000 Euro wurden<br />
bereits investiert, um die<br />
Geburtsstätte, die auch als<br />
Liszt Museum fungiert, zu<br />
adaptieren und zu sanieren.<br />
Die Investitionen rund um das Liszt-Jahr sollen<br />
sich langfristig rechnen, so das Ziel der<br />
politisch Verantwortlichen. Nach dem<br />
Haydn-Jahr 2009 sehen die Touristiker wieder<br />
die Möglichkeit, sich europaweit ins kulturtouristische<br />
Schaufenster zu stellen. Dem<br />
Raidinger Bürgermeister, Markus Landauer,<br />
ist es wichtig, die Bevölkerung für das<br />
„Liszt-Jahr“ zu sensibilisieren, um im Jubiläumsjahr<br />
eine Chance zu sehen, den Bekanntheitsgrad<br />
von Raiding zu erhöhen. In<br />
Raiding setzt man daher verstärkt auf Tagestouristen<br />
und versucht, diese in den Ortskern<br />
zu bringen. „Die Zufahrt zum Liszt-Zentrum<br />
liegt nämlich mehr oder weniger hinter der<br />
Gemeinde“, beklagt Landauer die geografischen<br />
Gegebenheiten. „Mittels ,Liszt-Pfad‘<br />
wollen wir die Besucher ins Ortszentrum locken,<br />
was aber nicht nur die eingefleischten<br />
Kulturfreaks, sondern auch ganz besonders<br />
die Jugend ansprechen soll.“<br />
Die gesamte Region Oberpullendorf wird<br />
von den Feierlichkeiten rund um Franz Liszt<br />
während des Jahres profitieren, was sicher-
Auszug aus dem Taufregister Raiding<br />
Foto: Diözesanarchiv<br />
lich nicht nur ein frommer Wunsch ist, verfügt doch der Ort Raiding<br />
lediglich über 20 bis 25 Gästebetten, die bereits jetzt schon fast vollständig<br />
ausgebucht sind. „Nachhaltigkeit“ ist das Zauberwort, das<br />
nun im Burgenland immer mehr an Bedeutung gewinnt. „Wir wollen<br />
auch nach dem heurigen Jahr das touristische Niveau halten“, gibt<br />
Bürgermeister Markus Landauer die Linie vor. „Es wird in Zukunft<br />
in Raiding mehr Frühstückspensionen geben und außerdem sind wir<br />
in Verhandlung mit japanischen Architekten, die kleine Wohneinheiten,<br />
sogenannte ,Wohnwürfel‘ für 60 Gäste, in Raiding entwerfen.“<br />
Der Burgenland Tourismus bietet auch spezielle Packages mit Kultur,<br />
Kulinarik und Wellness an, die zur Belebung der Region beitragen<br />
sollen.<br />
Mit einem gigantischen Musik- und Ausstellungsprogramm und einem<br />
interessanten Kinderprogramm werden mehr als 200 Konzerte<br />
allein in Österreich dafür sorgen, dass Franz Liszt, der Gigant der<br />
„Schönen Künste“ auch in den nächsten 200 Jahren nicht vergessen<br />
sein wird.<br />
Das Konzert- und Musikprogramm<br />
Das Liszt Festival Raiding präsentiert ein umfassendes Konzertprogramm,<br />
das mit verschiedenen Zyklen einzelne Schwerpunkte setzt:<br />
Ein Klavierzyklus, ein Orchesterzyklus, ein Lied- und Vokalzyklus<br />
sowie Gedenkkonzerte bis hin zu grenzüberschreitenden Konzerten,<br />
die sich mit Uraufführungen und Improvisationen auf schöpferischinnovative<br />
Art mit dem Werk von Franz Liszt auseinandersetzen, sollen<br />
in vier Jahreszeiten-<br />
Blöcken aufgeführt werden. So wird den Festivalbesuchern die einmalige<br />
Möglichkeit geboten, hochkarätige Konzerte im neuen Konzertsaal<br />
direkt neben dem Geburtshaus von Franz Liszt mit den besten<br />
Interpreten der Welt zu erleben.<br />
Die Ausstellungen<br />
An mehreren Schauplätzen in Eisenstadt und dem Mittelburgenland<br />
– teils unverwechselbaren Originalschauplätzen – widmet man sich<br />
TERMINVORSCHAU<br />
Liszt Tour d‘Europe 2011<br />
Budapest, Budapest Galéria, 18. März – 3. April<br />
Bayreuth, Galerie im Neuen Rathaus, 6. April – 20. April<br />
Weimar, Altenburg, 25. April – Mai<br />
Bratislava, Galerie Umelecka Beseda, Mai – Juni<br />
Leipzig, Forum Lipinski, 10. Juni – 9. Juli<br />
Raiding, Lisztzentrum, 13. Juni – 11.November<br />
Luxemburg, Forum Art Contemporain, 14. Juli – 23. Juli<br />
London, Österreichisches Kulturforum, 25. Juli – 31. August<br />
Venedig, Palazzo Albrizzi, 10. September – 31. Oktober<br />
www.eu-art-network.eu<br />
KULTUR<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 105
KULTUR<br />
Im Concertsaale:<br />
Liszt in der Berliner<br />
Singakademie<br />
1842 Foto: bpk<br />
im Jubiläumsjahr dem Leben und Wirken<br />
des großen Komponisten. In ihrer Gesamtheit<br />
vermitteln die Ausstellungen ein Bild<br />
von wesentlichen Lebensabschnitten Liszts<br />
und werfen einen Blick auf eine schillernde,<br />
facettenreiche Persönlichkeit: Wunderkind<br />
und Klaviervirtuose, Bühnenstar und Frauenschwarm,<br />
Komponist und Erneuerer der<br />
Musik, Europäer, Freigeist und Geistlicher.<br />
Das Kinder-Kulturprogramm<br />
Mitmach-Führungen, Kreativ-Workshops<br />
und Kinderfeste werden auch den jungen<br />
und jugendlichen MuseumsbesucherInnen<br />
und Schulklassen das Phänomen Franz Liszt<br />
auf spannende Weise näherbringen. Die „geheimen<br />
Tagebücher“, interaktives Mitmachtheater<br />
im KUZ, Kulturveranstaltungen der<br />
Pädagogischen Hochschule, der Schülerwettbewerb<br />
„LISZT DIGITAL“ und kindergerechte<br />
Musikangebote bei ORGELockenhaus<br />
runden die Lisztomania ab. Ü<br />
Informationen:<br />
Kultur-Service Burgenland, Glorietteallee 1,<br />
A-7000 Eisenstadt, Burgenland, Telefon:<br />
+43-2682-719-3112, Fax: DW 3113, office@kulturservice-burgenland.at,www.kultur-burgenland.at,<br />
www.lisztomania.at<br />
INFOS:<br />
Liszt Festival Raiding<br />
Büro-Öffnungszeiten:<br />
Mo – Do 8:00 – 15:00<br />
Fr 8:00 – 12:00 Uhr<br />
Öffnungszeiten Geburtshaus:<br />
Mo – So 9.00 – 12:00 & 13:00 – 17:00<br />
vor Konzerten von 18:00 – 19:30 Uhr<br />
A-7321 Raiding, Lisztstraße 46,<br />
Tel: +43 (0)2619-51047,<br />
Fax: +43 (0)2619-51047-22,<br />
raiding@lisztzentrum.at, www.lisztfestival.at,<br />
www.lisztomania.at
108<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Mega-Investition<br />
Eine positive Entwicklung zeigt<br />
sich am Wirtschaftsstandort<br />
St. Pölten: Investitionen von<br />
1.000.000.000 Euro werden<br />
getätigt.<br />
St. Pölten feiert in diesem Jahr das 25jährige<br />
Bestehen als Landeshauptstadt<br />
von Niederösterreich. Die Stadt hat in<br />
dieser Zeit eine Entwicklung erfahren wie<br />
wohl noch nie zuvor in der langen Stadtgeschichte.<br />
Aus Anlass des Neujahrsempfanges<br />
für die Wirtschaftstreibenden in St. Pölten<br />
gibt Bürgermeister Mag. Matthias Stadler<br />
die neuesten Wirtschaftsdaten für den Standort<br />
bekannt und erstellt einen Ausblick auf<br />
die Entwicklungsmöglichkeiten des Wirtschaftsstandortes<br />
St. Pölten.<br />
Grundlagen schaffen und fördern<br />
„Die St. Pöltner Wirtschaftstreibenden zeichnen<br />
sich durch Pioniergeist, umsichtiges unternehmerisches<br />
Vorgehen, hohes Verantwortungsbewusstsein<br />
gegenüber den Mitarbeitern<br />
und Zielstrebigkeit aus. Die Stadt St.<br />
Pölten unterstützt die Unternehmer durch<br />
nachhaltige Investitionspolitik, gezielte Förderungen,<br />
Schaffung des Wirtschaftsservice<br />
der Stadt ecopoint, Erstellung von bestmöglichen<br />
Rahmenbedingungen – etwa durch<br />
deutlich beschleunigte Verwaltungsverfahren<br />
und Verbesserung der Infrastruktur – und<br />
die Vorgabe von klaren Zielen für die Stadtund<br />
Standortentwicklung. Gemeinsam ist es<br />
daher trotz der allgemeinen Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise gelungen, den Wirtschaftsmotor<br />
in St. Pölten nicht nur auf Touren zu<br />
halten, sondern sogar einen Gang höher zu<br />
schalten. Der rasante Aufschwung St. Pöltens<br />
ist unter anderem an der regen Bautätigkeit<br />
und den hohen Investitionssummen<br />
deutlich abzulesen“, stellt Bürgermeister<br />
Mag. Matthias Stadler fest.<br />
Dynamische Entwicklung mit Investitionen<br />
von einer Milliade Euro<br />
Die enorme Kraft und die Dynamik des Wirtschaftsstandortes<br />
St. Pölten wird durch die Investitionssummen<br />
des Jahres 2011 verdeutlicht.<br />
Private Investoren, Wirtschaftstreibende,<br />
die Stadt St. Pölten sowie andere öffentliche<br />
Körperschaften und Institutionen investieren<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Christoph Schwarz, ecopoint, Dir. Friedrich Schmidl, Austrian Business Agency, Monika<br />
Schulz-Strelow, Austrian Business Agency Büro Berlin, Bürgermeister Mag. Matthias Stadler<br />
und GF Ing. Franz Schmitzberger, Sunpor, freuen sich über die positiven Wirtschaftszahlen.<br />
Foto: ecopoint St. Pölten<br />
fast einer Milliade Euro im Stadtgebiet.<br />
„Das ist eine Summe in wirklich astronomischer<br />
Höhe. Wir haben alle größeren Projekte,<br />
die sich derzeit in Umsetzung befinden,<br />
bei denen Vorleistungen in der Planung<br />
erbracht werden oder im heurigen Jahr begonnen<br />
werden, erhoben und zusammengerechnet.<br />
Der Aufschwung ist also enorm. Regelmäßig<br />
werden uns im Rathaus neue Projekte<br />
und Investitionen bekanntgegeben“,<br />
zeigt sich St. Pölten Bürgermeister von der<br />
Entwicklungsdynamik beeindruckt.<br />
Im Wesentlichen verteilt sich dieses enorme<br />
Investitionsvolumen auf sechs Bereiche:<br />
n Wirtschaft: Hier sind vor allem die folgenden<br />
Projekte maßgebend: Cityhotel<br />
D&C, Weichenwerke Wörth, L&S Recycling,<br />
Sunpor, Fritz Egger GmbH (Brauerei<br />
und Spanplattenwerk), Voith, XXX-Lutz,<br />
Büro- und Wohnhaus Alpenland, Hypo NÖ<br />
Landeszentrale, Wiener Städtische, VAZ-Attraktivierung,<br />
Geschäfts- und Bürohaus am<br />
Linzer Tor (LTEINS), Vergabe von Baurechtsgründen<br />
für Gewerbebetriebe, ...<br />
n Öffentlicher Verkehr, Infrastruktur<br />
und Sicherheit: Eine positive Stadtentwicklung<br />
braucht eine umfassende Infrastruktur,<br />
deshalb wird gebaut: P&R-Anlage beim<br />
Hauptbahnhof St. Pölten, Fertigstellung des<br />
Bahnhof-Umbaus/Neubaus, 4-gleisiger Ausbau<br />
der Westbahn (Hochleistungsstrecke),<br />
Lückenschluss Loosdorf-St. Pölten (GZU),<br />
Ausbau der Tullnerbahn (Gleisanschlüsse für<br />
Unterradlberg), Traisental-Schnellstraße, Sa-<br />
nierung der Schnellstraße S33, LUP, Radwegenetzausbau,<br />
Stattersdorfer Steg, Hochwasserschutz,<br />
Stadion-Neubau mit Lise Prokop<br />
Allee, ...<br />
n Wohnen: Die Sicherung der Wohnraumqualität<br />
ist die Voraussetzung für eine positive<br />
Stadtentwicklung: Wohnbauprojekte der<br />
allgemeinen gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft<br />
St. Pölten, Städtische Immobilien<br />
GesmbH, Baurechtsgründe für die Familien,<br />
betreutes Wohnen (Alpenland), Living<br />
City GmbH, ...<br />
n Gesundheit und Zentralklinikum: St.<br />
Pölten ist der Gesundheitsstandort Niederösterreichs:<br />
Neubau Blutbank und Neubau<br />
eines Logistikzentrums für die Versorgung<br />
von Landeskliniken, Projekt der FH „St. Pölten<br />
auf gesundem Weg“, ...<br />
n Bildung: Sämtliche höhere Schulen der<br />
Stadt St. Pölten sind im Ausbauprogramm<br />
des Bundes: HAK, HTL, BAKIP, Gymnasium<br />
Josefstraße, Institut der englischen<br />
Fräulein, BORGL (Neubau), dazu noch Ausbau<br />
der ÖBB Lehrwerkstätte, Sanierung von<br />
Pflichtschulen, ...<br />
n Innenstadt und Domplatz: Ein Hauptanliegen<br />
des Visionsprozesses 2020 und des<br />
Masterplanes ist die Innenstadtentwicklung:<br />
insbesondere Innenstadt-Marketing, Verein<br />
Plattform St. Pölten 2020, Neugestaltung<br />
Domplatz und archäologische Grabungen,<br />
Erweiterung der Fußgängerzone (Brunngasse/Franziskanergasse),<br />
Förderaktion „Innenstadtwohnen“,<br />
NV Center (Innenstadtpassage),<br />
... Ü
110<br />
OBERÖSTERREICH<br />
Nur mehr sein Name verrät die Herkunft<br />
von Frank McKinley. Der IT-Spezialist<br />
stammt aus Cleveland, Ohio, spricht<br />
perfekt Deutsch und ist seit zwei Jahren mit<br />
einer Innviertlerin verheiratet.<br />
Doch das war so nicht geplant. Für zwei<br />
Jahre wollte er für die oberösterreichische<br />
Industrie arbeiten – projektbezogen – und<br />
dann wieder zurück in die Staaten. „Es kam<br />
ganz anders, ich hab mich verliebt, zuerst in<br />
das Land und dann in meine Frau“, schmunzelt<br />
der heute 43-jährige. So wie Frank kommen<br />
immer mehr hochqualifizierte Men-<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Von den sanften Hügeln<br />
des Mühlviertels …<br />
Foto: OÖ Tourismus/Erber<br />
Die Symbiose zwischen<br />
Wirtschafts- und Tourismusland<br />
ergibt sich in Oberösterreich<br />
nicht zuletzt durch die<br />
steigende Anzahl ausländischer<br />
Fach- und Führungskräfte.<br />
Die Expatriates sind Multi -<br />
plikatoren für das „Lebens -<br />
gefühl“ Oberösterreich.<br />
Ein Land im Fünf-Viertel-Takt<br />
So kennt man Oberösterreich auch in Japan:<br />
Die UNESCO-Welterberegion Hallstatt.<br />
Foto: OÖ Tourismus/Weissenbrunner<br />
schen nach Oberösterreich, denn die Wirtschaft<br />
braucht sie. „Wie viele Expatriates es<br />
bei uns gibt, können wir nicht sagen. Wir<br />
wissen nur, dass wir sie brauchen und uns<br />
um sie bemühen“, erzählt Karin Schachinger<br />
von der TMG. Alleine Kunststoffriese Borealis<br />
beschäftigt in seinem weltweiten Forschungszentrum<br />
in Linz 350 Mitarbeiter aus<br />
30 Ländern. „Kunden aus Frankreich denken<br />
und handeln anders als Kunden aus China“,<br />
erklärt Dr. Alfred Stern, Senior Vice President<br />
Innovation & Technology bei Borealis.<br />
„Damit wir Produkte entwickeln können, die<br />
verschiedene Anforderungen<br />
erfüllen, müssen<br />
wir verstehen, was<br />
unsere Kunden denken.<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter aus anderen<br />
Ländern und Kulturen,<br />
die lokale Märkte<br />
und Unterschiede kennen,<br />
im Team zu haben,<br />
ist natürlich ein<br />
riesiger Vorteil.“<br />
Wettbewerb der Lebensqualität<br />
Dazu kommt der globale<br />
Wettbewerb um<br />
die besten Köpfe, den<br />
man nicht mehr alleine mit attraktiven Jobs<br />
und guten Gehältern gewinnen kann. „Was<br />
immer mehr zählt, ist die Lebensqualität, und<br />
diese zu verkaufen ist unser Job“, erklärt<br />
Mag. Karl Pramendorfer, Chef des Tourismusverbandes<br />
Oberösterreich. Kein Wunder,<br />
wenn immer mehr Headhunter bei Pramendorfer<br />
anklopfen und Informationsmaterial<br />
anfordern.<br />
Die Symbiose aus Wirtschaft und Tourismus<br />
ist im Land „ob der Enns“ eine fordernde<br />
Aufgabe. „Wir sind als Wirtschaftsland bekannt.<br />
Tirol hingegen ist ein reines Tourismusland.<br />
Das Spannende ist nun, diese beiden<br />
Bereiche zu vereinen.“ Für Pramendorfer<br />
ist es schlichtweg ein Traumjob, das Bundesland<br />
touristisch vermarkten zu dürfen:<br />
„Wir verkaufen Spaß und Freude. Was kann<br />
es Schöneres geben?“<br />
Expatriates als Multiplikatoren<br />
Und das gelingt immer besser, nicht zuletzt<br />
wegen der „Neo-Oberösterreicher“ aus aller<br />
Welt. „Sie sind Multiplikatoren. Wenn sie in<br />
ihr Heimatland zurückkehren, erzählen sie<br />
schließlich von uns, etwa dass man sich<br />
nachts ohne Probleme frei bewegen kann,<br />
oder sich das Wasser aus der Leitung bedenkenlos<br />
trinken lässt. Dinge, die anderswo<br />
weniger selbstverständlich sind. Kurzum:<br />
,Ober‘österreich – eine größere Steigerung<br />
von Österreich gibt es nicht mehr“, meint der<br />
Touristiker schmunzelnd.<br />
Dazu kommen kurze Distanzen. „Man ist<br />
von Linz aus in einer Stunde im Mühlviertler<br />
Hügelland oder ebenso schnell in den Bergen.<br />
Oberösterreich ist eine Art ,Miniöster-
… bis zum 3004 Meter<br />
hohen Dachstein.<br />
Oberösterreich ist ein<br />
topografisches<br />
„Miniösterreich“.<br />
Foto: OÖ Werbung/Himsl<br />
Cheftouristiker Mag. Karl Pramendorfer:<br />
„,Ober‘österreich – eine größere Steigerung<br />
von Österreich gibt es nicht mehr.“<br />
Foto: OÖ Tourismus/Formanek<br />
reich‘.“ Die Kulturangebote der Städte, die<br />
sanfte Landschaft des Mühlviertels und mit<br />
dem Dachstein einen 3000er: Wer etwa in<br />
New York oder London eine Stunde aus der<br />
Stadt fährt, ist noch immer in der Stadt.<br />
Kurzurlaube oder Erholungstrips müssen<br />
dort besser und langfristiger geplant werden.<br />
Für Pramendorfer ist das einer der zentralen<br />
Vorteile des Bundeslandes.<br />
„Wir haben Jahrhunderte Tradition beim Gesundheitstourismus,<br />
haben mit Bad Ischl, wo<br />
schon der Kaiser kurte, Bad Schallerbach<br />
und Bad Hall eine perfekte Infrastruktur. Nirgendwo<br />
sonst kann man billiger Kurzurlaub<br />
machen. Man fährt in der Früh hin und am<br />
Abend aufgetankt wieder zurück.“ Ein Angebot,<br />
das auch viele Expatriates zu schätzen<br />
wissen.<br />
14 Prozent BRP-Anteil des Tourismus<br />
Dieses Ausbrechen aus dem Alltag fordert natürlich<br />
auch die Tourismusbetriebe im Land.<br />
OBERÖSTERREICH<br />
Mit knapp sieben Milliarden Euro Umsatz,<br />
das sind über 14 Prozent des BRP’s, stieg der<br />
Anteil der direkten und indirekten Wertschöpfung<br />
von 2003 auf 2010 um 25 Prozent.<br />
Der Professionalisierungsschub der Betriebe<br />
wird auch vom Verband unterstützt. Freundlichkeit<br />
lässt sich zwar nicht verordnen,<br />
doch: „Wer gut zu seinen Gästen ist, bekommt<br />
auch viel zurück. Gäste wollen weg<br />
vom Alltag, da wollen sie sich nicht die Probleme<br />
über Steuern oder ausbleibende Touristen<br />
anhören.“<br />
Musterbetriebe, die es mit originellen Konzepten<br />
geschafft haben, wie das Romantikhotel<br />
Guglwald oder das Single-Ressort<br />
Aviva, sind in einem Teil des Mühlviertels<br />
angesiedelt, der bis vor weniger Jahren noch<br />
als tot galt. Die touristische Perle des Landes<br />
ist aber sicher das Salzkammergut, das auch<br />
in der Werbung immer wieder hervorgehoben<br />
wird. „Wir hatten das Glück, dass die<br />
Entwicklung der Region sanfter vonstatten<br />
ging als etwa in Spanien oder der Türkei.“<br />
Es sind familiäre Betriebe, die das Bild prägen<br />
und die den „Wohlfühleffekt“ authentischer<br />
verkaufen können als anonyme Bettenburgen.<br />
Der Wohlfühlfaktor ist es auch,<br />
der es den Expatriates angetan hat, und so<br />
finden immer mehr Führungs- und Fachkräfte<br />
ihre Heimat in Oberösterreich, so wie<br />
Frank McKinley: „Im Herzen bin ich schon<br />
ein Oberöster reicher.“ Ü<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011 111
Mit „Linzer Augen“ sehen<br />
Der Slogan der Stadt „Linz verändert“ könnte leicht in „Linz hat<br />
sich verändert“ umgewandelt werden. Die Stadt wandelte sich vom<br />
grauen Mauerblümchen zur weltoffenen Stadt der Arbeit und<br />
Kultur.<br />
Heute Abend sollen<br />
wir nach Linz kommen,<br />
von dessen<br />
Schönheit die ganze Welt<br />
gehört hat“, meinte die<br />
Romanautorin und Reiseschriftstellerin<br />
Frances<br />
Trollope 1836. Von<br />
Schönheit war im 20.<br />
Jahrhundert in Zusammenhang<br />
mit der Stadt<br />
nicht mehr viel zu hören.<br />
Im Gegenteil: Linz wurde<br />
mit Helmut Qualtingers satirischem Ausspruch<br />
„In Linz müsste man sein“ zum Inbegriff<br />
von Provinzialismus. Das befand<br />
auch Thomas Bernhard in seinem Stück Heldenplatz:<br />
„In Linz geboren, alleine das ist<br />
schon ein fürchterlicher Gedanke.“ Zehn<br />
Jahre später bezeichnete Gangsterrapper<br />
Bushido die Stadt sogar als den „Arsch der<br />
Welt“. Für die Berliner Kunststudentin<br />
Heike Krämer, die seit gut fünf Jahren von<br />
der Spree an die Donau gewechselt ist, zeugen<br />
diese Aussagen von Kurzsichtigkeit:<br />
„Linz ist eine Schönheit auf den zweiten<br />
Blick. Die Stadt kann man nicht im kurzen<br />
Durchfahren begreifen. Alleine was sich in<br />
den letzten Jahren getan hat, zeigt von dem<br />
Elan und dem Geist in dieser Stadt.“<br />
Für den Obmann von Linz Tourismus,<br />
KommRat Manfred Grubauer, eine Metamorphose,<br />
die lange schon vor dem Ritterschlag<br />
„europäische Kulturhauptstadt 2009“<br />
begonnen hat. „Die Entwicklung hat mit der<br />
Ära Dobusch begonnen, dessen erstes Projekt<br />
kein Sozialprojekt war, wie man es von<br />
einem roten Bürgermeister erwartet hätte,<br />
sondern der Bau des Designcenters.“ Damit<br />
entstand Anfang der 90er Jahre ein ganzer<br />
Stadtteil neu. Das Ars Electronica Center<br />
und das Lentos folgten. Das Musiktheater<br />
wird diesen Weg konsequent fortsetzen. Meilensteine<br />
in der kulturellen Entwicklung und<br />
die heute wohl beliebtesten „Fotomodelle“<br />
der Stadt. Die „Stahlstadt“, die in den 70er<br />
und 80er Jahren in erster Linie mit einer<br />
Smogwolke assoziiert wurde, konnte sich zu<br />
einer der saubersten Städte Österreichs mausern.<br />
Alleine das zeigt schon das Interesse<br />
der Großindustrie an der Stadt. „Es geht um<br />
Lebensqualität, und da hat Linz in fast allen<br />
Bereichen die Nase vorn.“ Die zweitniedrigsten<br />
Mieten etwa und die im Vergleich ex-<br />
Der Vorsitzende des Linzer<br />
Tourismusverbandes Komm-<br />
Rat Manfred Grubauer konnte<br />
den „Spirit“ nach dem Kulturhauptstadtjahr<br />
mitnehmen.<br />
Fotos: Linz Tourismus<br />
trem niedrige Kriminalität,<br />
das breite Kulturangebot und<br />
die Versorgung an Kindergärten<br />
und Schulen – alles Faktoren,<br />
die eine Stadt nicht nur für Touristen<br />
interessant machen. Vor allem die international<br />
aufgestellte Industrie kann so immer<br />
mehr ausländische Spitzenkräfte mit ihren<br />
Familien in die Stadt locken.<br />
Für Manfred Grubauer, der 1.600 Tourismusbetriebe<br />
in der Stadt vertritt, zählen aber die<br />
harten Fakten, wie etwa Nächtigungen und<br />
Tagesbesucher. „Wir haben mit 700.000<br />
Nächtigungen im Jahre 2010 nur um etwa<br />
40.000 weniger als im Kulturhauptstadtjahr.<br />
Das zeigt, dass der Prozess nachhaltig war.“<br />
Dazu wird die Stadt neben der Donau und<br />
dem Salzkammergut als eine von drei Marken<br />
in der Oberösterreich-Werbung positioniert.<br />
Für Grubauer ergeben sich aber noch<br />
viele weitere Potenziale. „Wir könnten etwa<br />
den Linzer Flughafen als regionalen Hub ausbauen.“<br />
Ein guter Gedanke, wenn man bedenkt,<br />
dass Linz die geografische Mitte des<br />
Raumes Wien, Prag, München und Salzburg<br />
bildet. Das will man auch bei der Schifffahrt<br />
nutzen. „Man kann von Linz etwa per Schiff<br />
nach Berlin fahren. Wir wollen Linz dabei als<br />
Ausgangspunkt etablieren und somit ein<br />
neues Produkt auf den Markt bringen.“ Mit<br />
einem ausgeklügelten Marketingkonzept soll<br />
somit die Aufbruchstimmung in der Stadt<br />
verlängert werden. „Das Selbstbewusstsein<br />
der Linzerinnen und Linzer ist in den letzten<br />
Jahren enorm gestiegen, man ist stolz auf die<br />
Stadt und zeigt sie gerne her.“ Als Vorteil<br />
sieht Grubauer dabei, dass man kein „historisches<br />
Erbe“ vermarkten muss. „Wir haben<br />
Gott, eben keinen Mozart.“ Das ebnet Chancen<br />
für neue Wege ohne Scheuklappen. „Das<br />
bekannteste Bild, das man mit Linz verbindet,<br />
ist die Linzer Torte, sonst hat man kein<br />
breites Image, und das sorgt bei unseren Besuchern<br />
für einen Aha-Effekt, weil man mehr<br />
bekommt, als man erwartet.“ Ü
114<br />
BURGENLAND<br />
Viel ist inzwischen geschehen, und vom<br />
einstigen Armenhaus Österreichs zum<br />
Vorreiter in vielen Bereichen war es ein<br />
langer Weg, dessen Bewältigung etlichen<br />
Generationen zu verdanken ist. Mit neuen<br />
Ideen wollen nun die Jungen punkten. Unter<br />
dem Motto „Wer die Wünsche und Ziele der<br />
Jugend nicht kennt, verpasst die Zukunft“<br />
diskutierte LH Hans Niessl mit den Obleuten<br />
der burgenländischen Jugendorganisationen<br />
bei einem „Jugendfrühstück“ über die Parteigrenzen<br />
hinweg. „Das war erst der Anfang“,<br />
stellten die Jugendlichen selbstbewusst<br />
und unternehmungslustig fest. Anregungen,<br />
Ideen und Wünsche zu wichtigen<br />
Themen standen auf der Tagesordnung, wie<br />
z.B. Bildung, Arbeitsmarkt, Mobilität oder<br />
Jugendschutz.<br />
„Die früheren Generationen, die ihre Träume<br />
und Ziele hatten und diese auch verfolgten,<br />
sind für mich Auftrag, mit der jetzigen Generation<br />
für den weiteren Fortschritt des<br />
Landes zu sorgen“, sagt Hans Niessl. Im ersten<br />
Halbjahr 2011 wird deshalb eine Enquete<br />
im Burgenländischen Landtag abgehalten<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 1-2/2011<br />
Im Dialog: 90 Jahre Burgenland<br />
Jugendfrühstück im Landhaus<br />
Vor exakt 90 Jahren kam Österreichs „jüngstes“ Bundesland zur Alpenrepublik. Das<br />
östlichste und an seiner Einwohnerzahl gemessen kleinste Bundesland gehörte einst<br />
zum Königreich Ungarn, das nach dem Ersten Weltkrieg im Vertrag von Trianon ver-<br />
pflichtet wurde, das damalige „Deutsch-Westungarn“ an die neu gegründete Repu-<br />
blik Österreich abzutreten. Dieser Vertrag wurde großteils erfüllt und unser öst-<br />
lichster Teil in Burgenland umbenannt.<br />
werden, wobei die Vertreter des Jugendlandtages<br />
sowie die des Seniorenbeirates als Organisatoren<br />
fungieren werden.<br />
„Wir werden aber auch weitere Maßnahmen<br />
zum Thema Integration und Rassismus eingehend<br />
diskutieren und versuchen, viele der<br />
eingebrachten Ideen – beginnend bei der<br />
sprachlichen Integration auf kommunaler<br />
Ebene, aber auch über den Landesschulrat<br />
in den Bildungseinrichtungen entsprechend<br />
umzusetzen. Durch Motivation, Einbindung<br />
und Kommunikation fördern wir eine gelebte<br />
und lebendige Demokratie“, ist Landeshauptmann<br />
Niessl überzeugt.<br />
Ausbildung und Qualifikation im Fokus<br />
Im gesamten Burgenland werden heuer Jugendevents<br />
mit dem Landeshauptmann stattfinden.<br />
Dabei sollen Aufstiegs-Chancen für<br />
alle jungen Burgenländerinnen und Burgenländer<br />
erörtert werden. Denn: „Wir setzen die<br />
Ausbildungsgarantie um, was bedeutet, dass<br />
jeder die Chance auf einen Job oder eine Ausbildung<br />
bekommen muss.“ Außerdem will<br />
Niessl mit der Bildungsgarantie jeder Bur-<br />
LH Hans Niessl mit Vertretern der einzelnen<br />
Jugendorganisationen im Landhaus.<br />
Foto: Bgld. Landesmedienservice<br />
genländerin und jedem Burgenländer einen<br />
Ausbildungs-Abschluss sichern. Das heißt,<br />
jeder Jugendliche soll sich nach der 9. Schulstufe<br />
auf einen weiterführenden Schul-, Ausbildungs-<br />
oder Arbeitsplatz verlassen können.<br />
„Das Burgenland soll seine Position als Bundesland<br />
mit der höchsten MaturantInnenquote<br />
ausbauen.“<br />
Die Aktion „Lehre mit Matura“ startet am 4.<br />
Februar in allen Bezirken, wobei bis dato<br />
bereits 94 Jugendliche die Chance zum Mitmachen<br />
ergriffen haben. Ebenso bietet „Matura<br />
mit Lehre“ eine Möglichkeit für eine<br />
umfassende Ausbildung im Sinne der Qualifizierung<br />
am Arbeitsplatz. Das Gewerbegymnasium<br />
Güssing ist hierbei Schauplatz<br />
des Pilotprojektes.<br />
Auch beim Thema „Jugendarbeitslosigkeit“<br />
soll der Hebel weiterhin angezogen werden.<br />
Mit neun Millionen Euro wurde im Vorjahr<br />
ein Jugendbeschäftigungspaket gemeinsam<br />
mit den Sozialpartnern, dem AMS und dem<br />
Arbeitsministerium geschnürt, das bereits<br />
ganz wesentlich zum Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit<br />
im Burgenland beigetragen<br />
hat. Lediglich 101 Jugendliche unter 24 Jahren<br />
waren im vergangenen Jahr arbeitslos,<br />
was sich im heurigen Jahr noch verbessern<br />
soll. Durch erweiterte Ausbildungsgarantien<br />
und geförderte Dauerarbeitsplätze für Jugendliche,<br />
die auf dem primären Arbeitsmarkt<br />
chancenlos sind, sollen Perspektiven<br />
für alle jungen Burgenländerinnen und Burgenländer<br />
geschaffen werden. Auf seiner Facebook-Seite<br />
oder via E-Mail, so der Landeshauptmann,<br />
können ihn die Jugendlichen<br />
jederzeit kontaktieren sowie weitere innovative<br />
Ideen äußern oder Projekte anregen. Ü