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Die Geschichte der Textilgewerkschaften im Landkreis Lindau

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Karl Schweizer<br />

Kopf <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>zeitung des Deutschen Hutarbeiter-<br />

Verbandes 1932. (Quelle: Stadtarchiv Lindenberg)<br />

Not und Elend drücken die Massen, und da kann leicht<br />

<strong>der</strong> Einzelne ein Opfer <strong>der</strong> Unternehmermaßnahmen<br />

werden, wenn er nicht weiß, was zu for<strong>der</strong>n ist. Wir müssen<br />

uns über unser Recht orientieren und für unser<br />

Lebensinteresse kämpfen.<br />

Wenn auch einzelne Unternehmer durch den Einkauf<br />

von Kartoffeln und auch Kohle soziales Verständnis zeigen,<br />

so kann uns das nicht veranlassen, auf unser tarifliches<br />

Recht in Lohnfragen zu verzichten . . .“.<br />

<strong>Die</strong> Zeit des NS-Faschismus 1933 bis 1945<br />

Doch die Umstellung <strong>der</strong> Weichen in eine rückwärts<br />

gewandte Richtung wurde auf zentraler Ebene bereits<br />

vorbereitet und am 31. Januar 1933 mit <strong>der</strong> Übergabe<br />

<strong>der</strong> politischen Macht in Deutschland an eine Koalitionsregierung<br />

Adolf Hitlers mit bürgerlichen Parteivertretern<br />

besiegelt. <strong>Die</strong> Führungen <strong>der</strong> Arbeiterparteien<br />

und <strong>der</strong> Gewerkschaften schufen selbst in dieser<br />

äußerst zugespitzten Situation keine antifaschistische<br />

Aktionsgemeinschaft, sodass die Dinge ihren unheilvollen<br />

Lauf nahmen. Hans Brey, von 1928 bis 1933 Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des Deutschen Hutarbeiterverbandes in Lindenberg,<br />

schil<strong>der</strong>t die Situation u. a. folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

66<br />

„<strong>Die</strong> braunen Sturmabteilungen Hitlers, die SA und<br />

die schwarz uniformierten SS-Verbände, konnten tatsächlich<br />

mit ihren <strong>im</strong>mer energischer pochenden und durch<br />

ihre Größe <strong>im</strong>ponierenden Aufmärschen und Demonstrationen<br />

eine gewisse Beachtung finden . . .<br />

<strong>Die</strong> Lindenberger Ortsgruppe <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Betriebszellen-Organisation NSBO bestand zum<br />

Jahresbeginn 1933 bereits aus rund 500 Mitglie<strong>der</strong>n. In<br />

je<strong>der</strong> Abteilung <strong>der</strong> Betriebe waren sogenannte Blockwarte.<br />

<strong>Die</strong> Organisation wurde sowohl von <strong>der</strong> Hauptverwaltung<br />

(<strong>der</strong> freien Gewerkschaft, K.S.), als auch örtlich<br />

völlig unterschätzt . . .<br />

<strong>Die</strong> <strong>im</strong> Monat März fällige Jahresversammlung, die<br />

von ca. 25 Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Zahlstelle besucht war und<br />

<strong>im</strong> Nebenz<strong>im</strong>mer des Gasthauses ‚Bräuhaus‘ abgehalten<br />

wurde, stand unter Polizeiaufsicht. Versammlungen mussten<br />

nämlich 48 Stunden vor Termin angemeldet werden,<br />

an<strong>der</strong>nfalls sie nicht stattfinden durften. Versammlungsberichte<br />

und Veröffentlichungen von Gewerkschaften<br />

durften keine Anspielungen politischer Art enthalten . . .<br />

<strong>Die</strong> Übernahme <strong>der</strong> freien Gewerkschaft und <strong>der</strong><br />

Christlichen Gewerkschaften waren <strong>im</strong> ganzen Reichsgebiet<br />

schlagartig nach dem großen Rummel zum 1. Mai . . .<br />

Vermögensbeschlagnahmen und Absetzung <strong>der</strong> Funktionäre<br />

gingen damit Hand in Hand . . .<br />

Obwohl in <strong>der</strong> Zahlstelle Kasse und Bücher in bester<br />

Ordnung waren, ist es unerklärlich, warum Kollege<br />

Rekla als Angestellter bei <strong>der</strong> Übernahme in Schutzhaft<br />

genommen wurde . . . <strong>Die</strong> Abwicklung <strong>der</strong> Geschäfte erfolgte<br />

(nun, K. S.) <strong>im</strong> sogenannten ‚Braunen Haus‘ in <strong>der</strong><br />

Schäfflerstr. 2 (NSDAP-Parteihe<strong>im</strong>) <strong>der</strong> ehemaligen Hutle<strong>der</strong>fabrik<br />

Franz Zwiesler . . .<br />

<strong>Die</strong> Grundlagen für den Aufbau <strong>der</strong> Deutschen<br />

Arbeitsfront DAF bestanden in den Betriebszellen, <strong>der</strong>en<br />

Grundgedanke eigentlich die Betriebsgemeinschaft bildete,<br />

welche die Unternehmer und die Arbeiter in <strong>der</strong> gleichen<br />

Organisation vereinigen sollte. Aus diesem Modus<br />

entstanden auch die Wörter Betriebsführer und Gefolgschaft<br />

...

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