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Klaus Klattenhoff, Burkhard Schäfer, Helmut Sprang, Paul Weßels

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ittere Not auf allen Seiten. Finanziell bin ich zurückgekommen und muß<br />

dringend um Hilfe bitten. Da ich mit 76 Jahren längst der Zurückgezogenheit<br />

und Einsamkeit pflege, erfuhr ich erst dieser Tage, daß den Ruhelehrern<br />

bereits größere Summen zugebilligt seien. Ich bin dabei nicht berücksichtigt<br />

worden, obgleich ich mein Leben lang einer der ärmsten unter den Lehrern<br />

war und oft meine Kinder auf Borg sättigen musste. ...<br />

Ich habe von 1877 bis 1897 ein so erbärmliches Gehalt von durchschnittlich<br />

1400 Mark bezogen, daß ich Tag und Nacht arbeiten mußte, um meine Familie<br />

durchzubringen. Von 1897 bis zur Pensionierung 1903 konnte ich<br />

knapp leben. Ich habe nie ein kleines Vermögen erwerben können.“<br />

Der Magistrat der Stadt Norden, der zu diesem Gesuch um eine Stellungnahme<br />

gebeten wurde, bestätigte die Angaben SUNDERMANNs: Seine schriftstellerischen<br />

Arbeiten hätten ihm zwar wohl viel Anerkennung aber keine<br />

geldlichen Erfolge eingebracht.<br />

Friedrich SUNDERMANN verstarb am 8. Dezember 1924 im Alter von 81<br />

Jahren in Norden. Seiner Witwe wurde zunächst das Witwengeld verweigert.<br />

Als Miterbin eines mit Schulden belasteten Besitzes aus der eigenen Familie<br />

benötigte sie Geld zur Deckung der Hypotheken. Es kam zu Misshelligkeiten<br />

um die Erbschaft mit den Kindern ihres Ehemanns. Der Magistrat der Stadt<br />

Norden kommentierte am 18. August 1925: „Die Stiefkinder haben der<br />

Witwe alles, aber auch alles genommen, was nur mit dem Verstorbenen irgendwie<br />

in Zusammenhang zu bringen war. Wie hart die Kinder mit ihrer<br />

Stiefmutter vorgegangen sind, geht daraus hervor, daß sie ihr den Trauring<br />

genommen haben. Der Verstorbene hatte nämlich, um Kosten zu sparen, den<br />

Trauring der ersten Frau der zweiten ... geschenkt.“ Schließlich wurde Emilie<br />

SUNDERMANN doch ein Witwengeld bewilligt. Sie verstarb am 14. Januar<br />

1941 in Norden.<br />

Friedrich SUNDERMANN vermachte seine nachgelassenen Papiere und seine<br />

etwa 3000 Bände umfassende Bibliothek dem Staatsarchiv in Aurich. Hier<br />

fand man aber keine Verwendung für das Erbe und in den 1930er Jahren<br />

bestand die Gefahr, dass die Bibliothek verkauft würde. Die Kinder<br />

SUNDERMANNs wandten sich deshalb an den Gauleiter Carl RÖVER und sogar<br />

direkt an Adolf HITLER. Sie fanden Gehör und die Nationalsozialisten versuchten,<br />

SUNDERMANN für ihre Ideologie zu instrumentalisieren. Der NS-<br />

Lehrerbund übernahm den volkskundlichen Nachlass und plante eine Gedenkstätte<br />

in SUNDERMANNs Elternhaus in Norden. Um Material und Bibliothek<br />

der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, wurden 500 Reichs-<br />

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