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Klaus Klattenhoff, Burkhard Schäfer, Helmut Sprang, Paul Weßels

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Während in den Städten immer häufigere Bombenangriffe durch alliierte<br />

Bomberverbände erfolgten, waren bei uns durch die nahe Bahnlinie Tieffliegerangriffe<br />

immer mehr zur Tagesordnung geworden. Unser Schulweg wurde<br />

dadurch auch dauernd riskanter und gefährlicher. Einmal waren wir z.B. wie<br />

üblich nach dem Unterricht auf dem Heimweg. In der Wegabzweigung zum<br />

Bahnhof vernahmen wir das Herannahen eines Tieffliegers aus der Gastengegend.<br />

Fast im gleichen Moment eröffnete dieser das Bordfeuer auf einen<br />

Güterzug, der den entgegenkommenden Zugverkehr im Bahnhofsbereich von<br />

Nortmoor abzuwarten hatte.<br />

Durch die hohe Fluggeschwindigkeit dieser „Jabos“ war nicht immer eine<br />

optimale Zielgenauigkeit gewährleistet, und so krachten auch damals die<br />

ersten Salven etwa 20 Meter vor uns wie eine Feuerkette über die Landstraße.<br />

Statt uns schnell flach hinzulegen oder im Straßengraben Schutz zu suchen,<br />

rannten wir, um unser Leben zu retten, in das nächstliegende Haus. Um diesen<br />

Weg abzukürzen, musste ich einen Zaun überwinden und blieb daran mit<br />

dem dicken Trageriemen meines Schulranzens hängen. Während meine Mitschüler<br />

im Haus verschwanden, musste ich noch einen erneuten Angriff dieses<br />

Ungetüms verzweifelnd in einem halb hängenden Zustand über mich<br />

ergehen lassen. Die Folge solcher vermehrt auftretenden Überraschungsangriffe<br />

war, dass bald an jeden Eisenbahnzug ein Vierlingsgeschütz angehängt<br />

wurde mit dem Ergebnis, dass bei solchen Tieffliegerattacken die Luft noch<br />

„eisenhaltiger“ wurde. An der Dorfstraßenböschung errichtete man später in<br />

regelmäßigen Abständen sogenannte Einmannlöcher, die bei solchen Situationen<br />

schnell aufgesucht werden konnten und guten Splitterschutz gewährten.<br />

Die nahe Eisenbahnlinie war bereits im September 1942 auch das Ziel mehrerer<br />

Bombenabwürfe in unserem Ortsteil Lehmgaste. Gegen 21 Uhr begann<br />

damals ein „kleines Erdbeben“ und wir Kinder, die wir schon vorher vom<br />

Fluglärm erwacht waren, flogen wie Spielbälle in unseren Betten auf und ab.<br />

Zum Glück verursachte dieser Angriff nur Flurschaden.<br />

Auf unserem Schulhof war es inzwischen auch militärisch geworden. Ein<br />

Kabelbautrupp der Wehrmacht hatte sich hier eingerichtet. Während der<br />

Standort Nortmoor bis zum Kriegsende erhalten blieb, wurden Kabelverlegungen<br />

von dieser Spezialeinheit in ganz Ostfriesland durchgeführt. Im Sichtschutzbereich<br />

des Schulwaldes diente der Schulplatz zum Teil als Lager- und<br />

Parkplatz. Die Feldküche, Schreibstube und die Werkstatt waren in den umliegenden<br />

Häusern untergebracht.

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