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Klaus Klattenhoff, Burkhard Schäfer, Helmut Sprang, Paul Weßels

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Stehpultes gab es einen Lehrertisch und eine aufklappbare Wandtafel war hier<br />

auch vorhanden. Darüber an der Stirnwand thronte großrahmig unser Führer<br />

Adolf HITLER. Zum Leidwesen der Lehrer und zu unserer Freude hatte dieses<br />

Bildnis keine Glasscheibe und wurde dadurch zu einem akustisch interessanten<br />

Zielobjekt mancher, durch Gummiringe abgeschossener Papierkügelchen<br />

der Schüler.<br />

Naturkunde- und Naturlehreunterricht hatten wir in dieser Zeit bei Lehrer<br />

ALBERTS. Er hatte eine eigenartige Methode mit der Erteilung von schriftlichen<br />

Strafarbeiten. Den Satz: „Ich darf während des Unterrichts ungefragt<br />

nicht reden“, hatten die Schüler des 5. Schuljahres 50, der 6. Klasse 60, der 7<br />

Klasse 70 und der 8. Klasse 80 Mal aufzuschreiben. Weil immer nur dieser<br />

gleiche Satz gefordert wurde, entwickelte sich ein regelrechtes Tauschgeschäft<br />

mit dieser Strafarbeit. Reckscheetergummi, leere Messinghülsen, die<br />

von den Tieffliegern abgeworfen wurden, Sammelplaketten des Winterhilfswerks<br />

der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) und andere Wertsachen<br />

standen dabei hoch im Kurs. Eine Mitschülerin aus der 8. Klasse hatte<br />

die Liste zu führen und so fielen bei der Kontrolle auch die unterschiedlichen<br />

Handschriften nicht auf. Man konnte bei Langeweile im Unterricht auch zeitweise<br />

sogar diesen Satz im Vorrat schreiben.<br />

Die bisherigen kritischen Schilderungen des Lehrerkollegiums sind aus Schülersicht<br />

wohl als normal zu betrachten. Meine Beurteilungen würden heute<br />

unter der Berücksichtigung der damaligen Verhältnisse wesentlich milder<br />

ausfallen. Allein schon die Notwendigkeit, vier verschiedene Schuljahrgänge<br />

mit einem je eigenen Lehrplan in einem Klassenraum zu unterrichten und das<br />

noch bei allen Ungereimtheiten jener Zeit, erscheint einem heute fast nicht zu<br />

bewältigen.<br />

Neben den Unterrichtsfächern Rechnen, Deutsch, Erdkunde, Naturkunde und<br />

Raumlehre standen auch noch Musik und Sport auf dem Lehrplan, der, wie<br />

schon angedeutet, immer nur teilweise eingehalten werden konnte. Die Mädchen<br />

erhielten zusätzlich Handarbeitsunterricht. In dem Fach Musik kam es<br />

jeweils vor den Zeugniserteilungen zu einem Probesingen der einzelnen<br />

Schüler mit den erstaunlichsten Ergebnissen. Bei einer Verweigerung gab es<br />

unnachsichtig eine „sechs“ als Zensur. Die erlernten Lieder hatten in jener<br />

Zeit fast immer das nationalistische Ideengut zum Inhalt. Unser Liederbuch<br />

hatte daher auch den bezeichnenden Titel: „Nimmer zurück – vorwärts den<br />

Blick“.

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