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Klaus Klattenhoff, Burkhard Schäfer, Helmut Sprang, Paul Weßels

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Räume sind im höchsten Grade unwohnlich, keine Gefängniszelle ist in einem<br />

schlechteren Zustand. Der Raum, der nun 54 Jahre alt ist, kommt bei der<br />

Beurteilung etwas besser weg. Tische und Bänke haben aber, obwohl erst gut<br />

30 Jahre alt, auch schon Altertumswert. Nicht einmal hier ist die Decke<br />

dicht. Es staubt herunter, wenn vom Dachboden Torf abgeworfen wird. Über<br />

dem Schulraum, auf dem Boden, ist das Dach wie ein Sieb. Aber die Decke<br />

ist so dicht, dass in dieser Klasse der Schnee auf dem Fußboden nicht Pfützen<br />

bildet und die Kinder deswegen hier nicht von einer Bank in die andere<br />

umziehen müssen, wie in der alten Schule.<br />

Übrigens beklagen sich die Kinder nicht. Sie können ja auch nicht wissen,<br />

dass nicht ausreichende Wärme sie für Rheuma und andere Krankheiten<br />

anfällig macht, auch nicht, dass von dem eingezwängten Sitzen in den alten<br />

engen Bänken Haltungsschäden zurückbleiben.“<br />

Dieser Bericht über die alten Schulverhältnisse in der Presse wird in einem<br />

vorliegenden Gutachten des Gesundheitsamtes Leer in ähnlichen Ausführungen<br />

bestätigt oder sogar noch mehr bemängelt. Dies gilt auch für die vorhandenen<br />

Abortanlagen und fehlenden sanitären Anlagen.<br />

Zu den angenehmen Seiten der eigenen Schulzeit gehörten zweifellos die<br />

gemeinsamen Schulwege und die Pausen. So dauerte der etwa ein Kilometer<br />

lange Schulweg bei mir auch durchschnittlich eine halbe Stunde und länger.<br />

Dies lag aber weniger an den wieder einmal verschlossenen Bahnschranken<br />

als an den möglichen Ablenkungen an dieser Strecke. Man musste z.B. erkunden,<br />

wie das Obst in den Gärten der Ortsbewohner geschmacklich zu beurteilen<br />

war, Maikäfer und Stichlinge waren einzufangen und notfalls mussten<br />

auch knifflige Hausaufgaben verglichen oder gar abgeschrieben werden. Im<br />

Winter musste das Eis auf seine Festigkeit getestet werden und bei Schneefall<br />

hatten nicht nur die Mädchen unter „insolten“ 6 zu leiden, sondern der Schnee<br />

ließ sich auch noch zu anderen Zwecken benutzen. Zwischen den Jungen<br />

wurde auch so mancher Machtkampf ausgetragen. Man schloss sich aber<br />

sofort wieder zusammen, sobald einer anderen Gruppe der Kampf angesagt<br />

war. Das konnten Jungen eines anderen Dorfes ebenso sein wie auch Rivalitäten<br />

der einzelnen Ortsteile untereinander immer wieder auftraten. Als<br />

Beispiel sei hier nur der ewige Zank zwischen den „Osterendjers“ und den<br />

„Westerendjers“ 7 genannt. Dabei mussten sich die Ostender auf ihren Ein-<br />

6 Haut mit Schnee einreiben.<br />

7 Ostender und Westender – Einwohner der beiden Ortsteile des langgestreckten Nortmoor,<br />

dem Ostende und dem Westende.

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