Lerche Nr. 24
Lerche Nr. 24
Lerche Nr. 24
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
CRM für kleine Verlage<br />
Voland & Quist über Kundenbeziehungsmanagement<br />
Mit dem fast alle Branchen betreffenden<br />
Wandel vom Verkäufer-zum Käufermarkt<br />
hat sich in den letzten Jahren, vornehmlich<br />
bisher bei Großunternehmen, ein<br />
neues Verständnis der Beziehung zum<br />
Kunden entwickelt.<br />
Customer Relationship Management beziehungsweise<br />
das deutsche Pendant<br />
»Kundenbeziehungsmanagement« beschreibt<br />
einen ganzheitlichen Ansatz zur<br />
Unternehmensführung und vereint Aufgaben<br />
aus Marketing, Vertrieb und Kundenservice.<br />
Die übergeordnete Zielsetzung von CRM ist, die<br />
Profitabilität des Unternehmens zu erhöhen.Verbunden<br />
mit einer langfristigen Umsatz- und<br />
Gewinnsteigerung wird als oberstes Ziel die Stärkung<br />
der Kundenbindung über eine höhere Kundenzufriedenheit<br />
anvisiert.<br />
Auch wenn vor allem Softwarehersteller CRM-<br />
Systeme als neue Technologien darstellen und<br />
vermarkten, geht es im Grunde um etwas ganz<br />
Alltägliches, um Höflichkeit gegenüber den Kunden<br />
und Partnerunternehmen. Die verstärkte<br />
Kundenorientierung im Marketing und Vertrieb<br />
kann grundsätzlich losgelöst von jedem Datenverarbeitungs-Bezug<br />
in die Praxis umgesetzt<br />
werden. CRM-Software bietet allerdings die notwendige<br />
Hilfe, um die komplexen Anforderungen<br />
beim Kundenmanagement zu erfüllen<br />
und trägt zu transparenteren und effizienteren<br />
Prozessen bei. Software und Datenbank bilden<br />
also lediglich das Werkzeug, um die Prozesse im<br />
Marketing und Vertrieb optimal zu gestalten. Die<br />
Integration aller Arbeitsplätze mit dem Kundenkontakt<br />
und das Zusammenführen sämtlicher<br />
Kommunikationskanäle, wie Fax, Brief, E-Mail,<br />
Telefon und SMS auf Grundlage einer Datenbank,<br />
sind Kernstück von erfolgreichen CRM-Projekten.<br />
Hinter CRM steht die vielfach zitierte Vorstellung,<br />
die Kunden wie im Tante Emma Laden individuell<br />
anzusprechen, persönliche Präferenzen zu<br />
kennen und dementsprechende Kaufvorschläge<br />
zu unterbreiten. Notwendig dafür sind Data-<br />
Mining-Verfahren, mit deren Hilfe die Daten analysiert<br />
und Zusammenhänge hergestellt werden.<br />
So können über die Kaufhistorie und Interessen,<br />
die man vom Kunden kennt, Klassifizierung und<br />
Segmentierung vorgenommen werden. CRM zielt<br />
darauf ab, jeden Kunden atomar zu betrachten<br />
und im besten Fall Ein-Personen-Segmente zu<br />
bilden.<br />
Gerade bei kleineren Verlagen sind nicht nur<br />
monetäre Ressourcen knapp, sondern meist auch<br />
die zeitlichen. Effizienz im Vertrieb optimiert das<br />
Verhältnis von Vertriebskosten zu Umsätzen.<br />
Durch schnelleres Ausliefern werden Lagerkosten<br />
verringert und Zahlungseingänge können früher<br />
verbucht und damit die Liquidität erhöht werden.<br />
Gleichzeitig trägt Effizienzsteigerung zu ei-<br />
ner gesteigerten Kundenzufriedenheit bei. Auch<br />
die Effektivität kann durch Kundenmanagement-<br />
Programme gesteigert werden. Mehr Informationen<br />
über Kunden können gesammelt und<br />
gezielter verarbeitet werden. Ein CRM-System in<br />
einem Verlag bezieht sich grundsätzlich auf alle<br />
Kunden, ob Sortimenter oder Endkunde, und<br />
Partner (Pressevertreter, Multiplikatoren und<br />
Autoren).<br />
Oft haben gerade kleinere Unternehmen überwiegend<br />
Insellösungen in ihrer kaufmännischen<br />
Software. Wo das Debitorenmanagement nicht<br />
mit der Kundendatenbank verknüpft ist, lassen<br />
sich schwer Aussagen über die Bonität und damit<br />
Profitabilität eines Kunden machen und gezielt<br />
auswerten. Erstes Prinzip von CRM ist daher, alle<br />
Informationen über einen Kunden redundanzfrei<br />
Leif Greinus und Sebastian Wolter<br />
in einer Datenbank abzulegen und bei verteilten<br />
Kundendatenbanken diese miteinander zu verknüpfen.<br />
Die Kundendaten bilden die Basis einer CRM-<br />
Software. Neben den allgemeinen Datenfeldern<br />
wie den Adressdetails oder Bankverbindung sind<br />
Datenfelder zur Segmentierung und Klassifizierung<br />
notwendig. Gute CRM-Systeme bieten<br />
dem Anwender die Option, diese Datenfelder frei<br />
zu konfigurieren und neue anzulegen. Ein weiteres<br />
Indiz für eine funktionale CRM-Anwendung<br />
ist dann gegeben, wenn für jeden Kunden persönliche<br />
Briefanreden und Grußformeln entworfen<br />
werden können. Nur so sind Serienbriefe individuell<br />
gestaltbar und Mailings mit einer höheren<br />
Erfolgsquote versehen. In kleinen Verlagen<br />
wirken sich Fluktuation und Abwesenheit von<br />
Verantwortlichen für Vertrieb/Marketing ungleich<br />
stärker aus, als bei großen Verlagen mit<br />
mehreren Angestellten pro Abteilung. Eine wirkliche<br />
Kundenorientierung ist nur gegeben, wenn<br />
jeder Mitarbeiter den Kundenkontakt sofort und<br />
mit dem gleichen Wissensstand ausführen kann.<br />
Die Kontakthistorie liefert Auskunft über alle<br />
Kontakte von Seiten des Kunden an den Verlag,<br />
wie auch die Kontakte und Mailings vom Verlag<br />
an den Kunden. Dabei sollten das Kontaktmedium,<br />
Datum und Inhalt der Kontakte abrufbar<br />
sein.<br />
Durch diese Dokumentation kann schneller und<br />
gezielter auf die Wünsche des Kunden eingegangen<br />
werden, was die Kundenzufriedenheit erhöht<br />
und die Vertriebsprozesse optimiert.<br />
Grundsätzlich sind Module zur Auftragsverwaltung<br />
und Debitorenmanagement nicht<br />
zwangsläufig Bestandteil von CRM-Software. Eine<br />
Verknüpfung oder besser noch Integration zu<br />
entsprechenden Anwendungen ist in jedem Falle<br />
unabdingbar. Nur so können Informationen über<br />
aktuelle Bestellvorgänge, Vormerker, bisher gekaufte<br />
Titel und den Umsatz abgerufen und analysiert<br />
werden.<br />
Während bei der Hardwareausstattung eine hohe<br />
Abdeckung mit neuer Technik gegeben ist und<br />
modernste Grafikprogramme Anwendung finden,<br />
so ergab eine Umfrage unter kleinen Verlagen,<br />
ist die Aufstellung mit Software für die<br />
Verlagsverwaltung mehr als mangelhaft.<br />
Ob das allein eine Frage des Geldes ist? Zum Teil<br />
sicher schon, kosten doch einzelne Programme<br />
einen fünfstelligen Betrag in der Anschaffung.<br />
Ein anderer Faktor ist sicherlich die Fülle von<br />
Angeboten. Ob nun eine der preiswerten Standardanwendungen<br />
für unter 300 Euro, die allerdings<br />
nicht auf die Buchhandelsbranche abgestimmt<br />
sind, oder die komplexe Software eines<br />
Branchenanbieters für 10.000 Euro, es gibt<br />
immense Unterschiede in Funktionalität, Gestaltung,<br />
Support und Preis. Was fehlt, sind branchenspezifische<br />
Softwarelösungen, die sehr gut<br />
gestaltet und intuitiv bedienbar sind und deren<br />
Basislizenz 1500 Euro nicht übersteigt.<br />
TEXT: LEIF GREINUS, SEBASTIAN WOLTER<br />
FOTO: CORDULA GIESE<br />
WEITERE INFORMATIONEN<br />
• »Voland & Quist« präsentiert lebendige<br />
Literatur:<br />
Als erster Verlag in Deutschland setzt er konsequent<br />
auf die Kombination von Buch und Audio<br />
CD. Auf diese Weise kann man den Lesungen<br />
passionierter Bühnenpoeten lauschen und die<br />
Live-Atmosphäre einer Literaturshow auch zu<br />
Hause nacherleben.<br />
• Leif Greinus und Sebastian Wolter sind Alumnis<br />
des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft<br />
der HTWK.<br />
• www.voland-quist.de<br />
Leipziger <strong>Lerche</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>24</strong> 13<br />
KARRIERE