Lerche Nr. 24
Lerche Nr. 24
Lerche Nr. 24
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GESCHICHTLICHER EXKURS<br />
• Das »Grafische Viertel« um 1900<br />
Die volle Blüte erreichte das Viertel gegen 1900 und es erlangte Weltruhm. Das Bild wurde dominiert<br />
durch wuchtige Industriepaläste von Firmen wie Ph. Reclam jun., F. A. Brockhaus, E. A. Seemann,<br />
Breitkopf & Härtel und andere.<br />
Neben den Riesen waren zahlreiche mittlere und kleine Verlage, Papierhandlungen, Buchbindereien,<br />
Druckereien, Kommisionsgeschäfte, Antiquariate und Buchhandlungen zu finden. In dieser Zeit existierten<br />
im gesamten Leipziger Stadtgebiet laut Stadtadressbuch 848 Verlage und Buchhandlungen, 113<br />
Musikalienhandlungen, 44 Antiquariate, 201 Buchbindereien und 189 Druckereien, zusammengefasst<br />
waren es mehr als 2200 Betriebe des Buchgewerbes.<br />
Erwähnenswert ist dabei, dass 95% der Firmen ihren Sitz im »Grafischen Viertel« hatten.<br />
• Der Anfang vom Ende: 1943<br />
Auch der Leipziger Osten blieb von Angriffen im Zweiten Weltkrieg nicht verschont. Am 4.Dezember<br />
1943 wurden 70-80% des »Grafischen Viertels« zerstört.<br />
In dem Inferno dieses Tages verbrannten mehr als 50 Millionen Bücher, etwa 1000 Firmen hatten<br />
schwere Schäden zu beklagen, welche auch in den Folgejahren nicht mehr komplett beseitigt wurden.<br />
Der langsame Verfall des Viertels nahm seinen Lauf.<br />
Die LEIPZIGER LERCHE berichtete bereits darüber in in ihrer 20ten Ausgabe im Frühjahr 2004: »Nun liegt<br />
alles in Schutt und Trümmern – Die Zerstörung der Buchstadt Leipzig«<br />
Deutsche Fußballkunst<br />
Das Kulturprogramm der Fifa zur WM 2006<br />
Mit jedem Tag, mit dem die Fußball-Weltmeisterschaft<br />
näher rückt, schlagen die<br />
Herzen der Fans höher.<br />
Damit auch Kunst- und Kulturanhänger<br />
anlässlich des bevorstehenden Ereignisses<br />
strahlende Augen bekommen, wurde in<br />
Zusammenarbeit mit dem Organisationskomitee<br />
FIFA WM 2006 ein spezielles Programm<br />
der Bundesregierung beschlossen.<br />
André Heller, Multimedia-Artist und künstlerischer<br />
Leiter der Aktion, verknüpft die beiden<br />
Bereiche miteinander, indem er Fans an Kultur<br />
und Kulturbegeisterte an Sport heranführt. Unter<br />
dem Gütesiegel »Offizieller Beitrag des<br />
Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung<br />
zur FIFA WM 2006« entstehen diverse<br />
Projekte in den Sparten Tanz, Theater, Film,<br />
Kunst, Musik und Literatur.<br />
Der Anpfiff für die literarische Fußball-Saison<br />
erfolgte bereits im vergangenen Jahr bei einem<br />
»Fest der Fußball-Poesie« im Münchner Literaturhaus.<br />
Acht renommierte Autorinnen und<br />
Autoren - Ilse Aichinger, Ulrike Draesner, Péter<br />
Esterházy, Franzobel, Robert Gernhardt, Günter<br />
Grass, Elfriede Jelinek und Urs Widmer - gestalteten<br />
zu diesem Anlass »philosophische« Kernaussagen<br />
des Fußballs wie »Der Ball ist rund«<br />
oder »Ein Spiel dauert 90 Minuten« zu Gedichten<br />
und lyrischen Kurztexten um.<br />
»Kopfballspieler – Ein Gipfel der Welt-<br />
Literaturen«<br />
In Berlin kamen Anfang 2006 Autoren zusammen,<br />
um über ihre zweite Leidenschaft, den<br />
Fußball, ins Gespräch zu kommen. Erklärtes Ziel<br />
war, die Faszination des Fußballs zu ergründen<br />
sowie Rituale, Symbolwertcharakter und Ästhetik<br />
dieses Sports zu beleuchten. Eine ebenso große<br />
Bedeutung kam dem Blick auf verschiedene<br />
Kulturen und der dortigen Rolle des Fußballspiels<br />
zu. Bereits im Vorfeld erweckten diese auch<br />
bei Nichtsportlern die Vorfreude auf das bevorstehende<br />
Weltereignis. Ein Dialog der anderen Art<br />
– ob im Streit der Meinungen oder mit Geschichten,<br />
Versen und Erzähltem entwickelten die<br />
Schriftsteller eigene, literarische Spielzüge. Sie<br />
zählen zu der wachsenden Gemeinschaft intellektueller<br />
Kicker: Per Olov Enquist, Henning Mankell,<br />
Hwang Chi-Woo, Javier Marías, Franzobel,<br />
Burkhard Spinnen, Ugo Riccarelli und Tim Parks<br />
spielten zusammen mit Péter Esterházy, Thomas<br />
Hürlimann, Ryszard Kapu´ci´ski,Viktor Jerofejew<br />
und Calixthe Beyala. All jene sind große Schriftsteller<br />
unserer Zeit. Die Veranstaltung »Kopfballspieler.<br />
Ein Gipfel der Welt-Literaturen« führte sie<br />
zum ersten Mal zusammen.<br />
Leipzig<br />
Im Museum der bildenden Künste Leipzig beginnt<br />
Mitte Juni 2006 die Ausstellung »Weltelf -<br />
Ballkünstler«, die elf internationale künstlerische<br />
Positionen in einer Gegenüberstellung zu elf<br />
Beiträgen aus Deutschland zeigt. Der Sport und<br />
seine künstlerische Ästhetik kann hier aus den<br />
unterschiedlichen Blickwinkeln der an der WM<br />
teilnehmenden Nationen betrachtet werden. Das<br />
Spektrum der Ausstellungsstücke umfasst Skulpturen,<br />
Malereien, Grafiken, Fotografien und vieles<br />
mehr. Im Haus des Buches sowie an anderen Orten<br />
in und um Leipzig finden Literaturveranstaltungen<br />
statt.<br />
Die Literaturhäuser Berlin, Hamburg, Frankfurt,<br />
München, Köln, Stuttgart und Leipzig stellen zu<br />
Beginn der WM 2006 mit der Veranstaltungsreihe<br />
»Fussballnationenimdialog« die spielenden Nationen<br />
selbst in den Vordergrund.<br />
Die Länder, die in der Vorrunde gegeneinander<br />
spielen, werden in den jeweiligen Literaturhäusern<br />
vorgestellt. Prominente Schriftsteller der<br />
Teilnehmerländer lesen aus ihren Werken und<br />
diskutieren den Mythos Fußball und seine Rolle<br />
in ihrem Land. »Da gibt es ein dramatisches<br />
Element im Fußball. Das ist es, was die Menschen<br />
womöglich so stark anspricht. So wie man einen<br />
Schauspieler an seinen Bewegungen erkennen<br />
H-förmiger Trakt des Offizin Andersen Nexö, Gerichtsweg<br />
Offizieller Fußball »Teamgeist« zur WM 2006<br />
kann, so kann man einen Fußballer an ihnen<br />
erkennen. Ohne dass man die Nummer sehen<br />
muss.« (Javier Marías)<br />
TEXT: ANNE JURACK<br />
FOTO: STEFFI BEER<br />
WEITERE INFORMATIONEN<br />
• ANSTOSS.<br />
Die Zeitschrift des Kunst- und Kulturprogramms<br />
der Bundesregierung zur FIFA WM<br />
2006<br />
• DORT WO DER BALL ROLLT<br />
Das Kulturprogramm des Netzwerks der<br />
Literaturhäuser in Berlin, Frankfurt, Hamburg,<br />
Köln, Leipzig, München, Salzburg und<br />
Stuttgart<br />
• POESIE-AUTOMAT<br />
Der »Poesie-Automat« verwandelt Zahlen in<br />
Poesie. Die Software generiert aus Toren und<br />
Spielergebnissen einzigartige Gedichte, die<br />
auf Anzeigetafeln, Fernsehschirmen, Handys<br />
und im Feuilleton erscheinen.<br />
• www.dfb-kulturstiftung.de<br />
• www.literaturhaeuser.net<br />
Leipziger <strong>Lerche</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>24</strong> 5<br />
LEIPZIG