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Terminkalender 2009 Flachwasser 54. TID Slalom ... - Kanuverband

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offene grenzen -<br />

Neue Paddelreviere<br />

> Mit dem Schengen-Beitritt der östlichen<br />

Nachbarländer am 21.12.2007 sind nicht nur<br />

neue weltpolitische Maßstäbe gesetzt, sondern<br />

auch neue touristische Möglichkeiten<br />

eröffnet worden. Für Wanderer, Radfahrer<br />

und Langläufer sind gerade die Grenzregionen<br />

ein Geschenk, das manche Fernreise erübrigt.<br />

Aber auch für Paddler gibt es gar nicht so wenig<br />

bisher verbotene Flussstrecken, über die<br />

ich hier berichten möchte.<br />

Hoch im Norden pendelt die junge Lainsitz<br />

entlang der Staatsgrenze. Ihr Quellgebiet bei<br />

Karlstift ist ein Langlaufparadies, welches die<br />

Paddler im schönen Gabrielental bei Weitra mit<br />

Schmelzwasser versorgt (ab Pegel Ehrendorf<br />

190 cm, 7 m 3/s). Ab Weitra beginnt die Mäanderstrecke<br />

durch die südböhmische Seenplatte,<br />

kurz unterbrochen durch den Gmünder<br />

Brückenkatarakt. Der Grenzübergang bei Breitensee<br />

liegt inmitten meist überschwemmter<br />

und verwachsener Feuchtwiesen, sodass auch<br />

weiterhin die klassischen Wanderstrecke erst<br />

ab Suchdol zu empfehlen ist.<br />

Am Drachenbach nach<br />

groß London<br />

Start in gopprechts<br />

> Die Braunau ab Schrems ist schon längst<br />

kein Geheimtipp mehr (Pegel Hoheneich<br />

ab 190 cm, 6 m 3/s), wohl aber der nächste<br />

rechte Lainsitzzubringer, der reißbach, in<br />

Tschechien Dračice (Drachenbach) genannt.<br />

In dieser Zeitschrift, Heft 8/1971, berichteten<br />

zwei heute noch aktive Paddelhaudegen,<br />

Erster Waldkatarakt<br />

Skorepa und Keilitz, von der Erstbefahrung<br />

des österreichischen Abschnittes, von Matz<br />

in den Klassiker „WW-Kurzführer Österreich“<br />

übernommen. Im März 1999 erkundete ich<br />

mit Matz den tschechischen Abschnitt, der<br />

bis dahin militärisches Sperrgebiet war. Ich<br />

war so begeistert, dass ich mein Boot 4 km bis<br />

zur Staatsgrenze aufwärts schleppte, um die<br />

prächtigen Katarakte befahren zu können. 10<br />

Jahre sollte es dauern, bis eine durchgehende<br />

Befahrung möglich wurde!<br />

Nasse grenze reißbach – Drač ice<br />

Endlich, am 8. März <strong>2009</strong>, zeigt der tschechische<br />

Pegel in Klikov an der Dračice 12 m 3/s,<br />

mehr als genug. Trotz eisiger Kälte booten<br />

wir zu fünft in Gopprechts in einer Seenlandschaft<br />

ein. Nach 2 km überfluteter Mäanderwiesen<br />

beginnt endlich ein enges Waldtal,<br />

und schon rauscht ein wuchtiger Schwall auf<br />

einen querliegenden Baum zu. Gerade noch<br />

können wir uns links vorbeischwindeln. Noch<br />

zwei schöne Katarakte (WW II) folgen, dann<br />

erreichen wir die Staatsgrenze, von der gerade<br />

ein paar überschwemmte Steine ein Stück aus<br />

dem Wasser ragen.<br />

Der Drache kurz nach der grenze<br />

Diese Staatsgrenze wurde im Jahre 1919 neu<br />

festgelegt, Österreich musste 13 Gemeinden<br />

an die Tschechoslowakei abtreten (Eisenbahnzentrale<br />

Gmünd, Sprachfeststellungen).<br />

Rechtsufrig befand sich die Ortschaft Kösslersdorf<br />

(Nova Ves), von der nur mehr Wiesen und<br />

Obstbäume zeugen. Hier beginnt der steilste<br />

Abschnitt des „reißenden Drachenbaches“.<br />

Einige der leicht verblockten Katarakte erreichen<br />

durchaus WW III, wobei querliegende<br />

Bäume noch höhere Konzentration erfordern.<br />

Das hohe Gefälle (bis 20 Promille) wurde für<br />

die Eisenverarbeitung genutzt, Hammerwerke<br />

und Glashütten sorgten für Arbeit, neue Siedlungen<br />

entstanden um 1835, die mit phanta-<br />

österreichischer kanu sport<br />

10<br />

sievollen Namen an die Auswanderungswellen<br />

erinnern sollten: Groß- und Klein-London, Paris<br />

und New York sorgten lange für Schmunzeln,<br />

doch nach dem 2. Weltkrieg verödeten<br />

diese Orte. Heute erinnert ein Naturschutzgebiet<br />

an die Besonderheiten dieser Region. Am<br />

besten bootet man in Františkov rechtsufrig<br />

aus, die gesamte Strecke von Gopprechts beträgt<br />

10 km. Alle sind sich einig, dass dies der<br />

schönste Wildbach des nördlichsten Waldviertels<br />

ist!<br />

Hauptkatarakt der Drač ice<br />

Die Thaya / Dyje –<br />

ein Paradegrenzfluss<br />

> Dieser Grenzabschnitt besteht wohl schon<br />

seit der Schlacht bei Mailberg im Jahre 1082,<br />

dennoch konnte man sich offenbar nie auf die<br />

Flussgrenze einigen. Wiederholt wechselt der<br />

Fluss die Seiten, bisher ein Problem für Wassersportler.<br />

Die Mährische Thaya verbindet zwei Städte<br />

der NÖ Landesausstellung <strong>2009</strong>, Telč und<br />

Raabs. Bereits am 1. Mai 2004 feierte eine<br />

gemischte Paddlergruppe den EU-Beitritt<br />

Tschechiens mit einer grenzüberschreitenden<br />

Fahrt von Pisečne bis Weikertschlag. Von wenigen<br />

Wehranlagen abgesehen, gibt es keine<br />

Schwierigkeiten, ein Wanderfluss, der jedoch<br />

guten Wasserstand voraussetzt (Pegel Janov<br />

ab 5 m 3/s). In Österreich besteht eine Befahrungsregelung<br />

aus Naturschutzgründen:<br />

„Wir bitten Sie zu beachten, dass an diesem<br />

Abschnitt (Weikertschlag – Raabs) während<br />

der Brut- und Nestlingszeit (1. März – 31. Mai)<br />

generelles Befahrungsverbot herrscht“.<br />

Noch mit Sonderausweis unterwegs!<br />

Bessere Wasserführung garantiert die Thaya<br />

unterhalb von Raabs, vor allem wegen der<br />

vielen Staustrecken. Ein noch ungezähmter<br />

Abschnitt liegt am Grenzübergang zwischen<br />

Unterthürnau und Podhradi, wenn auch nur<br />

6 km lang, so doch einsam und für Anfänger<br />

lohnend (WW I). Gleich hinter Podhradi beginnt<br />

der große Frainer Stausee, ein Schrebergartenparadies.<br />

Wunderschön wäre ja der<br />

Grenzabschnitt im Nationalpark Thayatal von<br />

Frain über Hardegg bis Znaim, leider aus Naturschutzgründen<br />

streng verboten. Kurz nach<br />

Znaim beginnt eine beliebte 21 km lange Wanderstrecke<br />

bis Hradek, dann wechselt bei Laa<br />

an der Thaya der Fluss zweimal kurz die Grenze.<br />

Vermutlich ist dieser Abschnitt bei höherer<br />

Wasserführung lohnend, ein Teil des Wassers<br />

zweigt aber in Krhovice ab und bildet den über<br />

30 km langen Thaya Mühlbach, über dessen<br />

österreichischen Abschnitt mit der berühmten<br />

Pulkaubrücke ich bereits im Heft 2007/1 berichtet<br />

habe. Die Grenzüberfahrt von Jaroslavice<br />

bis Laa haben wir im Jahre 2008 ergänzt,<br />

eine schöne Herbstfahrt, einige tückische Bewässerungsleitungen<br />

queren knapp über dem<br />

Wasser. Der Oberlauf vorbei am Mühlenmuseum<br />

in Slup ist für diesen Herbst vorgemerkt.<br />

Wehrschwall in unter-Pertholz<br />

Weitere Grenzübertritte gibt es auch vor der<br />

Mündung in die March sowie auf der Morava<br />

/ March selbst, eine deutsche Beschreibung<br />

wäre gefragt.<br />

grenzabschnitt Österreich –<br />

ungarn<br />

> Waren einst die Leitha und die Lafnitz<br />

die Grenzflüsse in der k.u.k. Monarchie, so<br />

gibt es heute noch Erkundungsbedarf an<br />

Burgenland´s Grenzen. Schön ist sicher die<br />

Überfahrt auf Leitha oder Neusiedlersee, doch<br />

sind da nicht noch einige Bäche im Süden?<br />

Lohnend ist jedenfalls die Raab ab der Staatsgrenze<br />

bei Szentgotthard, der Grenzübertritt<br />

selbst bringt wenig.<br />

Auf der Mur nach Slowenien<br />

> Eine 70 km lange Strecke von Österreich<br />

nach Slowenien kann in 2-3 Tagen ganzjährig<br />

zurückgelegt werden, ohne auf ein einziges<br />

Hindernis zu stoßen, wahrlich schon selten<br />

in Mitteleuropa! 2 km nach dem Kraftwerk<br />

Spielfeld beginnt der Grenzabschnitt zu Slowenien<br />

mit einer letzten hohen Wehranlage<br />

(Steinschüttung). Gleich danach kann man bei<br />

der Wisiakmühle in Oberschwarza einbooten.<br />

Die Fahrt beginnt mit einem kräftigen Schwall,<br />

zumal die Mur hier bereits eine mittlere Wasserführung<br />

von 170 m 3/s hat. Die "Windischen<br />

Bühel" zwingen die Mur zur Richtungsänderung<br />

nach Osten, die Steilufer zur Rechten bereichern<br />

das sonst eintönige Landschaftsbild.<br />

Schwallstrecken bei Mureck<br />

Bei Weitersfeld überquert eine Fähre die Mur,<br />

ein netter Rastplatz auf beiden Ufern. Kurz<br />

vorher zwängt sich der Fluss durch eine Engstelle,<br />

die bei hoher Wasserführung für Turbulenzen<br />

sorgt. Nach 10 km Fahrt nähern wir<br />

uns Mureck, rechter Hand thront das Schloss<br />

Obermureck am letzten Steilhang. Mit einem<br />

langen Schwall erreichen wir die Schiffsmühle,<br />

eine ideale Paddlerraststelle. Das Mühlrad<br />

befindet sich auf einem Schiff (Katamaran),<br />

welches in der starken Strömung hängt. Über<br />

100 solcher Mühlen soll es früher gegeben haben.<br />

Heute finden wir hier auch ein gutes Restaurant<br />

sowie 150 m landwärts einen netten<br />

Campingplatz mit Schwimmbad, ideal als Basislager!<br />

Kurz nach der Schiffsmühle rauscht<br />

die Mur mächtig unter der Brücke beim Grenzübergang<br />

durch. Auch auf den folgenden 3 km<br />

bis nahe Gosdorf warten noch zwei Schwälle<br />

mit hohen Wellen, die für offene Boote unangenehm<br />

wären. Die Muraufweitung bei<br />

Gosdorf ist ein schönes Naturschutzbeispiel,<br />

Ankunft Schiffsmühle Veržej<br />

11<br />

österreichischer kanu sport<br />

wie lebhaft ein natürlicher Fluss sein könnte.<br />

Leider beginnt ab hier eine Flussautobahn, die<br />

nur wenig Abwechslung bietet. 18 km nach<br />

Mureck erreichen wir Radkersburg, weitere 7<br />

km sind es bis zur nun rein slowenischen Brücke<br />

von Radenci nach Petanjci, eine günstige<br />

Ein- und Ausbootstelle. Grenzkontrollen gibt<br />

es nicht mehr, jedoch sollte man einen Personalausweis<br />

mitführen. An der slowenischen<br />

Mur findet man nun auch häufiger Rastplätze,<br />

die Strecke wird offenbar öfters für Bootsausflüge<br />

genutzt. Wir queren eine Fähre und eine<br />

Autobahnbrücke und erreichen 12 km nach<br />

Radenci die alte Schiffsmühle von Veržej, hinter<br />

welcher man schön anlegen kann und über<br />

den Sportplatz in das Dorf gelangt. Mit den<br />

Seekajak habe ich für die 37 km lange Strecke<br />

von Mureck weniger als 3 Stunden benötigt,<br />

man sollte sich aber mehr Zeit nehmen.<br />

Schöne Radwege durch die Weinberge bieten<br />

sich als Ausgleich an. Sehr schön soll die Weiterfahrt<br />

bis zur kroatischen Grenze (10 km<br />

bis Razkrižje) sein, Inseln und Schiffsmühlen,<br />

dann ist leider zur Zeit eine Weiterfahrt nur<br />

mit Bewilligung (?) erlaubt.<br />

Es bleibt an der slowenischen Grenze noch die<br />

Überfahrt auf der Drau sowie etwas schwieriger<br />

auf der Bistrica / Feistritz, dann bildet<br />

wieder die Wasserscheide den Grenzverlauf.<br />

Ausblick<br />

> Eine Fortsetzung der Befahrungsberichte<br />

wäre nicht nur bei den angedeuteten österreichischen<br />

Grenzflüssen wünschenswert, sondern<br />

hätte europaweit Phantasie: Die Theiß<br />

im Dreiländereck Ukraine, Rumänien und Ungarn;<br />

die Mesta / Nestos von Bulgarien nach<br />

Griechenland; vor allem aber einige Flüsse an<br />

Albaniens Grenzen locken den Neugierigen.<br />

Auch wenn wir früher bei Saalach, Inn und<br />

Rissbach nicht viel nachgefragt haben, will ich<br />

hier im offiziellen Nachrichtenorgan nicht für<br />

„Bandit - Runs“ werben, hoffen wir auf noch<br />

bessere Zeiten – mit Google Earth habe ich<br />

diese Grenzen längst überschritten!<br />

Nähere Informationen (Wasserstände, Berichte)<br />

finden sich auf den Internetseiten des<br />

Kajak Club Gars (www.ktv-gars.at/kajak) sowie<br />

auf www.kajak.at .<br />

Walter Mück

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