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Nur Jens wollte anscheinend keiner haben. Ein einziges Mal – und das<br />

war schon lange her – hatte ihn eine Familie mitgenommen. Aber als<br />

Jens die Wände der Wohnung mit Buntstiften angemalt hatte, gab es<br />

riesigen Ärger und er wurde schnell wieder ins Heim zurückgebracht.<br />

Dabei wollte er nur zeigen, wie fabelhaft er malen konnte und hatte<br />

trotz langer Suche einfach kein Papier gefunden. Er verstand nicht,<br />

warum diese fremden Leute, die ihn zu sich nach Hause holten, auf<br />

einmal nicht mehr nett und freundlich waren und ihm sogar sagten,<br />

er wäre ein richtiger Rowdy. Das stimmte nämlich nicht. Jens war kein<br />

Rowdy, noch nicht einmal ein ganz kleiner Minirowdy. Im Gegensatz<br />

zu manch anderem Kind liebte Jens es, still vor sich hin zu träumen.<br />

Er glaubte an Wichtel, Kobolde und Feen und ganz besonders an<br />

Wunder. Warum auch nicht? Ihm war klar, dass es so etwas einfach<br />

geben musste und er ließ sich auch nicht davon abbringen, egal wie<br />

sehr sich die anderen Kinder auch ab und zu über ihn lustig machten.<br />

„Das kann mir keiner wegnehmen“, dachte sich Jens und beschloss,<br />

vor dem Abendbrot noch einmal in den Vorgarten zu schleichen,<br />

um die ein oder andere Schneeflocke mit der Zunge aufzufangen<br />

und frische Fußspuren in den Schnee zu setzen. Schnell flitzte er<br />

die große Treppe herauf und ging leise in sein Zimmer. Er schlüpfte<br />

in seine warme Winterjacke und setzte seine Wollmütze auf. Beim<br />

Hinausgehen griff er sich den weichen Wollschal und band ihn, an der<br />

großen Haustür angekommen, fest um den Hals. Vorsichtig öffnete er<br />

die Tür und schaute lange und andächtig auf die wunderbare weiße<br />

Schneelandschaft, die sich vor ihm auftat. Dann trat er endgültig<br />

hinaus und genoss es, durch den tiefen Pulverschnee zu stapfen.<br />

Er bewunderte seine Fußabdrücke, hielt die Zunge in die Luft und<br />

schmeckte die Flocken, die vom Himmel herabfielen.<br />

Er hatte so viel Freude an seiner winterlichen Tätigkeit, dass<br />

er fast das leise Schluchzen überhörte, das aus dem großen bunten<br />

Vogelhäuschen aus der Mitte des großen Gartens kam. Neugierig ging<br />

16 | Vom kleinen Fridolin Schneefix

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