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Therapieansätze im Vergleich - Lehrpraxis Dr. Eicher

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LMU München * PS: Dysphonie I * Dozentin: <strong>Dr</strong>. Iris <strong>Eicher</strong><br />

Referentinnen: Cornelia Huber, Isabella Riegel, Marie Löper, Jessica Schmich<br />

SoSe 2006; Datum: 13.07.2006<br />

<strong>Therapieansätze</strong> <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong><br />

I. Allgemeines zur Therapie von Dysphonien 1<br />

II. Methoden zur Behandlung von St<strong>im</strong>mstörungen 1<br />

1. Ganzheitliche Verfahren 1<br />

a) Akzentmethode nach Smith 1<br />

b) Konzept einer Interaktionalen und Integrativen St<strong>im</strong>mtherapie nach Spiecker-Henke<br />

(KIIST) 2<br />

c) Integrative St<strong>im</strong>mtherapie nach Haupt 2<br />

d) Personale St<strong>im</strong>mtherapie nach Stengel und Strauch 3<br />

e) Tonale St<strong>im</strong>mtherapie nach Herrmann-Röttgen und Miethe (1990) 3<br />

2. Verfahren mit dem Schwerpunkt: Atmung 4<br />

a) Atemrhythmisch Angepasste Phonation (AAP) nach Coblenzer und Muhar 4<br />

b) St<strong>im</strong>m-, Sprech- und Sprachtherapie nach Schlaffhorst und Andersen 5<br />

c) Atemtherapie nach Middendorf 5<br />

d) Atemwurf nach Fernau-Horn 6<br />

e) Typenpolare Atmung nach Alavi-Kia und Schulze-Schindler (1991) 7<br />

3. Körperbezogene Ansätze 7<br />

a) Eutonie nach Alexander 7<br />

b) Progressive Muskelentspannung nach Jacobson 8<br />

c) Feldenkrais-Methode 8<br />

d) Stoßübungen nach Froeschels 9<br />

4. <strong>Therapieansätze</strong> mit dem Schwerpunkt: Artikulation 10<br />

a) Nasalierungsmethode nach Pahn und Pahn 10<br />

5. <strong>Therapieansätze</strong> mit dem Schwerpunkt: Phonation 10<br />

a) Funktionales St<strong>im</strong>mtraining (1989) 10<br />

b) Kaumethode nach Froeschels 11<br />

III. Methodenübergreifender Therapieaufbau 12<br />

1. Wie sollte der Therapieaufbau erfolgen? 12<br />

2. Warum gibt es so viele verschiedene Ansätze bzw. Übungen zu den einzelnen<br />

Bausteinen? 12<br />

3. Was sollte eine Therapie nach den bisherigen Erkenntnissen enthalten? 13<br />

a) Therapiebaustein: Tonus, Haltung, Bewegung 13<br />

b) Therapiebaustein: Atmung 13<br />

c) Therapiebaustein: Artikulation 14<br />

d) Therapiebaustein: Phonation 14<br />

e) Therapiebaustein: Person 15<br />

IV. Anhang 15<br />

1. Graphik zum Therapieaufbau 15<br />

2. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Atmung 16<br />

3. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Tonus, Haltung, Bewegung 16<br />

4. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Artikulation 17<br />

5. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Phonation 18<br />

6. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Person 19<br />

V. Bibliographie 20


I. Allgemeines zur Therapie von Dysphonien<br />

St<strong>im</strong>mtherapie als interdisziplinärer Prozess:<br />

- neben medizinisch-naturwissenschaftlichen Kenntnissen auch Einbezug psychologischer,<br />

soziologischer, phonetischer, pädagogischer und kommunikationswissenschaftlicher<br />

Kenntnisse<br />

- außerdem Beachtung anthropologischer und philosophischer Reflexionen sowie Elemente<br />

aus der Körper- und Musiktherapie<br />

Übergeordnetes Ziel der St<strong>im</strong>mtherapie:<br />

- Ökonomisierung der St<strong>im</strong>mfunktion, d.h. die Entfaltung der individuellen<br />

Leistungsfähigkeit der St<strong>im</strong>me und das Wiederherstellen ihrer Alltagstauglichkeit durch<br />

den Abbau ungünstiger und schädigender St<strong>im</strong>mgewohnheiten<br />

- Rückgewinn des erschütterten Grundvertrauens in die Verlässlichkeit der eigenen St<strong>im</strong>me<br />

Die St<strong>im</strong>mtherapie ist ein „Arbeitsvertrag“, d.h. die Verantwortung für die gemeinsame Arbeit<br />

und den Erfolg wird zwischen Therapeut und Patient geteilt.<br />

II. Methoden zur Behandlung von St<strong>im</strong>mstörungen<br />

1. Ganzheitliche Verfahren<br />

a) Akzentmethode nach Smith<br />

Theoretische Grundlage<br />

- ganzheitlich auf die Funktion bezogen: Atmung, Phonation, Artikulation, Körperbewegung<br />

und Prosodie<br />

- Aufbau „normaler“ Muster der St<strong>im</strong>mproduktion<br />

- indirekter Lernprozess: Orientierung am St<strong>im</strong>mvorbild des Therapeuten; indirekte<br />

Behandlung der Defizite<br />

- individuelle Abst<strong>im</strong>mung der Behandlung auf den Patienten und auf die Diagnose<br />

- physiologische Aspekte: kinästhetisches Feedback wichtig für die Kontrolle/Koordination<br />

von Atmung, Phonation und Artikulationsmuster<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Verbinden von weichen, großen, schwingende Bewegungen mit der Arbeit an der St<strong>im</strong>me<br />

- Einüben der Abdominal-/Zwerchfellatmung<br />

- Durchführung der Übungen in drei verschiedenen Tempi mit der Intention eines flüssigen<br />

Gesamtablaufs<br />

- nach Automatisierung Übergang zum freien Sprechen<br />

Ziele<br />

- Ersetzen pathologischer Symptome durch physiologische<br />

Anwendbarkeit<br />

- alle Formen funktioneller und organischer St<strong>im</strong>mstörungen sowie Stottern<br />

Kritik<br />

- genaue Angaben bezüglich der Vorgehensweise, dadurch aber geringe Variabilität<br />

- Störung der eigenen St<strong>im</strong>mentfaltung durch Orientierung am St<strong>im</strong>mbild des Therapeuten<br />

- geringes Eingehen auf die Begleitung <strong>im</strong> Transfer<br />

1


) Konzept einer Interaktionalen und Integrativen St<strong>im</strong>mtherapie nach<br />

Spiecker-Henke (KIIST)<br />

Theoretische Grundlage<br />

- Mittelpunkt des therapeutischen Prozesses: der Mensch mit seiner individuell erlebten<br />

St<strong>im</strong>merkrankung<br />

- multid<strong>im</strong>ensionales Vorgehen: verschiedene Therapieelemente wirken zusammen<br />

(Bewegung, Rhythmus und Dynamik, Atmung, St<strong>im</strong>me und Emotion)<br />

- alle Faktoren, die <strong>im</strong> Zusammenhang mit der St<strong>im</strong>merkrankung stehen, müssen<br />

berücksichtigt werden<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- „Sensibel werden“ für emotionale Vorgänge und psychischer Prozesse<br />

- Analyse der Kommunikations- und Interaktionsstrukturen des Patienten<br />

- wahrnehmungszentrierte Maßnahmen<br />

- körperzentrierte Maßnahmen (Tonusregulierung, Zusammenspiel Körperhaltung, Atmung,<br />

Phonation und Bewegung)<br />

- emotions- und erlebniszentrierte Maßnahmen (Verbindung von Sprechabsicht, Bewegung,<br />

Atmung und Phonation)<br />

- st<strong>im</strong>mfunktionszentrierte Maßnahmen (Resonanz, Leistungsfähigkeit)<br />

- sprechzentrierte Maßnahmen (Rhetorik, Texte)<br />

- interaktionszentrierte Maßnahmen (üben spezieller Kommunikationssituationen)<br />

- flankierende Maßnahmen (St<strong>im</strong>mhygiene, interdisziplinäres Arbeiten etc.)<br />

Ziele<br />

- angepasste und physiologische Funktions- und Verhaltensmuster<br />

Anwendbarkeit<br />

- bei St<strong>im</strong>mstörungen aller Art<br />

Kritik<br />

- Grenzen der st<strong>im</strong>mtherapeutischen Arbeit unklar<br />

c) Integrative St<strong>im</strong>mtherapie nach Haupt<br />

Theoretische Grundlage<br />

- St<strong>im</strong>mfunktion = Ausdruck der ganzen Persönlichkeit<br />

- Basis: der St<strong>im</strong>mfunktionskreis<br />

- verschiedene <strong>Therapieansätze</strong> werden aufgegriffen und in effizienter, patientenbezogener<br />

Weise zugeordnet<br />

- drei Grundgedanken:<br />

Zusammenwirken aller Teilbereiche zu einem vernetzten Ganzen<br />

ressourcenorientiertes Arbeiten<br />

Erkennen der Signalgebung der Störung<br />

- Einteilung in 3 Therapiephasen, mit Schwerpunkt auf jeweils 2 Bereichen<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- „Was drückt die St<strong>im</strong>me aus?“ –Klärung der Frage<br />

- Körperarbeit (z.B. Eutonie, PME, Qi-Gong)<br />

- manuelle Vibration zur Atemtherapie in Anlehnung an Schlaffhorst/Andersen<br />

2


- Artikulationsübungen<br />

- Kombination mit psychologischer, pädagogischer oder künstlerischer Arbeit möglich<br />

Ziele<br />

- der mündige Patient: Übernahme der Eigenverantwortung für Gesundheit und St<strong>im</strong>me<br />

Anwendbarkeit<br />

- alle Formen von St<strong>im</strong>mstörungen - je nach Diagnose unterschiedliche Schwerpunktsetzung<br />

Kritik<br />

- Grenzen der St<strong>im</strong>mtherapie nicht eindeutig<br />

- intuitive Behandlung des Aspektes Person<br />

d) Personale St<strong>im</strong>mtherapie nach Stengel und Strauch<br />

Theoretische Grundlage<br />

- Personenzentrierter Ansatz: Arbeit der St<strong>im</strong>me = bewusste Arbeit an der ganzen Person<br />

- Arbeit auf funktionaler und personaler Ebene<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- konzentrative Körperarbeit (z.B. Feldenkrais, Eutonie)<br />

- Exper<strong>im</strong>entieren mit der St<strong>im</strong>me<br />

- Imagination - z.B. Körperwahrnehmung bewusst durch Vorstellung/ Bilder ergänzen<br />

- personale und funktionale Ebene bei jeder Übung<br />

- Reflexion der Übungen<br />

- Unterstützen des Transfers<br />

Ziele<br />

- möglichst opt<strong>im</strong>aler Funktionsablauf<br />

Anwendbarkeit<br />

- funktionale sowie organische St<strong>im</strong>mstörungen<br />

Kritik<br />

- Grenzen zur Psychotherapie undeutlich<br />

e) Tonale St<strong>im</strong>mtherapie nach Herrmann-Röttgen und Miethe (1990)<br />

Theoretische Grundlage<br />

- holistisches Menschenbild: St<strong>im</strong>me = Phänomen eines gesamtkörperlichen und zugleich<br />

seelischen Geschehens<br />

- st<strong>im</strong>mpädagogischer Ansatz, eingebunden in eine ganzheitliche Konzeption<br />

- konstante Durchführung eines st<strong>im</strong>mtherapeutischen Übungsprogramms, basierend auf den<br />

physiologischen Bedingungen der St<strong>im</strong>mfunktion<br />

- Ersetzung bisheriger Regelkreise durch das Einschleifen neuer, ökonomischer Muster<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- 10 konstante Basisübungen zum Training der wichtigen Grundfunktionen der St<strong>im</strong>me: 1)<br />

Zwerchfelltiefstellung, 2) Hörkontrolle, 3) Rhythmisierung, 4) Ökonomisierung,<br />

- 5) Modulation, 6) St<strong>im</strong>mbandschluss, 7) Indifferenzlage, 8) St<strong>im</strong>mumfang,<br />

- 9) Resonanz und 10) Lautstärke<br />

3


- Integration der Übungen in die verschiedenen Therapiephasen: Entspannungstherapie,<br />

Atemtherapie, Körperarbeit, Hilfen <strong>im</strong> psychischen Bereich und Situationstraining<br />

Ziele<br />

- Veränderungen <strong>im</strong> kognitiven, <strong>im</strong> sensitiven, <strong>im</strong> akustischen und <strong>im</strong> visuellen Bereich<br />

Anwendbarkeit<br />

- alle Formen von St<strong>im</strong>merkrankungen<br />

Kritik<br />

- Möglichkeit einer effizienten, mehrd<strong>im</strong>ensionalen Arbeit, einer Strukturierung und<br />

patientengerechten Modifikation einzelner Übungen, aber wenig kreative Variabilität<br />

2. Verfahren mit dem Schwerpunkt: Atmung<br />

a) Atemrhythmisch Angepasste Phonation (AAP) nach Coblenzer und<br />

Muhar<br />

Theoretische Grundlage<br />

- Menschenbild: Patient als Interaktionspartner, Sprechakt geleitet von Intentionen<br />

- st<strong>im</strong>mpädagogischer, sprecherzieherischer, übender Ansatz<br />

- St<strong>im</strong>me als Spezialfunktion der Atmung, unphysiologische Atmung als Ursache von<br />

Dysphonien<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Erleichterung der Koordination von Bewegung, Atmung, St<strong>im</strong>me und Artikulation durch<br />

Körpermotorik, Rhythmus und Intention<br />

- Erlernen von Techniken, um ökonomische Atem- und St<strong>im</strong>mführung zu erreichen<br />

Wahrnehmungsübungen in den Bereichen Atmung, Tonus und St<strong>im</strong>me<br />

Haltungsverbesserung und muskuläres Training für St<strong>im</strong>matmung<br />

Rhythmisierung von Bewegung, Atmung und Ton<br />

plastisches Artikulieren, St<strong>im</strong>meinsatzübungen, Finden der Indifferenzlage<br />

Verlängerung der Ausatmung, Erarbeitung eines dreiphasigen Atemrhythmus<br />

intentionale Übungen zur Ökonomisierung von Bewegung, Atmung und St<strong>im</strong>me<br />

Erarbeiten des Abspannens und der AAP, St<strong>im</strong>manpassung an räumliche<br />

Gegebenheiten<br />

Einsetzen von atemokönomisch gegliederten Sprechphasen durch Pausensetzung<br />

Ziele<br />

- durch reflektorische Atemergänzung: Vermeiden von Schnappatmung und hörbarer<br />

Inspiration sowie Entlastung der St<strong>im</strong>me am Phonationsende<br />

- Erreichen von st<strong>im</strong>mlichem Durchhaltevermögen auch unter schwierigen<br />

Phonationsbedingungen durch opt<strong>im</strong>ale Koordination von Amtung und Sprechen<br />

Anwendbarkeit<br />

- für alle St<strong>im</strong>mstörungen geeignet<br />

- gut als Einstieg geeignet und gut in größeres Therapiekonzept integrierbar<br />

Kritik<br />

- keine Anleitung zum Transfer in die Spontansprache, Künstlichkeit des erlernten Sprechens<br />

- wenig Beachtung von Individualität und Geschichte der Patienten<br />

4


- Spezifizierung auf einen Bereich mit gleichzeitigem Anspruch auf ganzheitliche<br />

Wirkungsweise<br />

b) St<strong>im</strong>m-, Sprech- und Sprachtherapie nach Schlaffhorst und Andersen<br />

Theoretische Grundlage<br />

- atempädagogischer Ansatz bei dem man davon ausgeht, dass alle Körperbewegungen<br />

atemkonform geschehen müssen.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Erspüren des dreiteiligen Atemrhythmus<br />

- willkürliche Regelung der Ausatmung mittels Lautfunktionen<br />

- Erarbeiten der fünf Regenerationswege: Kreisen, Schwingen, Rhythmus, Atem und Tönen<br />

mit dem Ziel ganzkörperliche Eutonisierung<br />

- Einsatz von Körperbewegungen, Gestik<br />

- Methoden: Rollenspiel, Vorstellungshilfen, künstlerisches Gestalten (Textgestaltung),<br />

Atemschriftzeichen<br />

Ziele<br />

- Erarbeitung einer eutonen Spannung (St<strong>im</strong>migkeit zwischen Sprechen, Situation und<br />

Aussage; durch die Harmonisierung von Atmung, Bewegung und St<strong>im</strong>me<br />

Körperbewusstsein und Empfindungsvermögen für funktionelle Zusammenhänge schaffen)<br />

Anwendbarkeit<br />

- alle St<strong>im</strong>mstörungen<br />

Kritik<br />

- Methode weniger für die St<strong>im</strong>mtherapie als für den pädagogisch-künstlerischen Bereich<br />

entwickelt<br />

- ganzheitliches Verfahren, das dem Transfer und der Ursachenforschung nur wenig<br />

Beachtung schenkt<br />

c) Atemtherapie nach Middendorf<br />

Theoretische Grundlage<br />

- Menschenbild: Atem als zentrales, verbindendes Element zwischen Körper und Seele<br />

- Psychosomatisches, übendes Verfahren aus dem Bereich der Pneopädie<br />

- Atem hat mechanischen, kreislaufdynamischen, chemischen, nervös-reflektorischen und<br />

nervös-vegetativen Einfluss auf den gesamten Körper<br />

- Heilkraft des Atems durch seine enge Vernetzung mit physischen und psychischen<br />

Vorgängen<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Verbesserung der Körperwahrnehmung durch Atemübungen<br />

Dehnungen unterschiedlicher Körperbereiche und Atem geschehen lassen<br />

Einsatz von <strong>Dr</strong>uckpunkten (Lenken von Atem<strong>im</strong>pulsen)<br />

Vokal-Atemraumarbeit und schweigendes Tönen (Mobilisieren verschiedener<br />

Atemräume durch dazugehörige Vokale); Atemarbeit mit Konsonanten<br />

Erfahrung von Atemräumen und Atemrichtung<br />

Bewegung aus dem Atem heraus, Atemtanz<br />

5


Atembehandlung <strong>im</strong> Liegen (kreisende lösende Bewegungen, Händeauflegen)<br />

- Wechselspiel der Kernelemente Sammeln (geistige Präsenz bei unbewussten Prozessen),<br />

Empfinden (Wahrnehmung von Innen- und Außenraum) und Atmen (Geschehenlassen <strong>im</strong><br />

dreiphasigen Rhythmus)<br />

Ziele<br />

- Förderung von Selbstheilungsprozessen, Kreativität und Ich-Kraft<br />

- Auswirkung dieser Prozesse auf Kraft, Klang, Resonanz und Elastizität der St<strong>im</strong>me<br />

Anwendbarkeit<br />

- geeignet für alle Dysphonien<br />

Kritik<br />

- kein Ersatz für St<strong>im</strong>mtherapie<br />

- Auftreten von heftigen vegetativen und psychischen Reaktionen (z.B. Hyperventilation)<br />

d) Atemwurf nach Fernau-Horn<br />

Theoretische Grundlage<br />

- Atemwurf und Artikulation: Erzeugen einer Tiefstellung und Entspannung des Kehlkopfes<br />

durch die Aktivierung der Bauchmuskulatur und die Weitung des Kehlraumes<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Atemwurf: Übung der aktiven Einziehung des Bauchdecke bei der Ausatmung,<br />

Kombination mit der Artikulation von plosiven „Lob“<br />

- Flankenstütze: Trainieren der Ausatmung ohne Absenkung des Brustkorbes<br />

- mechanische Weitung des Kehl- und Rachenraumes durch Gähn-, Pleuel- und<br />

Schlürfübungen<br />

- Erarbeiten der Kehlfederung mittels Artikulation und Atemwurf zur Beeinflussung von<br />

pathologischen Verspannungen der Nacken- und Halsmuskulatur<br />

- Übung unterschiedlicher St<strong>im</strong>meinsätze<br />

- Übung von Vokalformen<br />

- „Höflichkeitsgähnen“ zur Lösung von Verspannungen <strong>im</strong> Phonationstrakt<br />

Ziele<br />

- Tiefstellung und Entspannung des Kehlkopfes, Verlagerung des Sprechablaufs in den<br />

vorderen Artikulationsbereich<br />

Anwendbarkeit<br />

- bei St<strong>im</strong>mlippenlähmungen und bei funktionellen Dysphonien nur das st<strong>im</strong>mhafte Gähnen<br />

mit geöffnetem Mund und das Schlürfen<br />

Kritik<br />

- Gefahr, dass das aktive Einziehen der Bauchdecke, das Artikulieren von gehaltenen<br />

Plosiven und die gestützte Flankenatmung die muskuläre Spannung erhöhen und damit zu<br />

einer Überbelastung des St<strong>im</strong>morgans führen<br />

6


e) Typenpolare Atmung nach Alavi-Kia und Schulze-Schindler (1991)<br />

Theoretische Grundlage<br />

- Menschenbild: Versuch einer Individualisierung; jedoch Gruppierung in zwei Klassen<br />

- prägender Einfluss von Mond und Sonne auf die Atmung durch den ständigen Wechsel<br />

ihres Standes; entscheidend: Standort zum Zeitpunkt der Geburt<br />

- die zwei Phasen des Atemvorgangs: Einatmung als Ausdehnungsphase (Zusammenhang<br />

mit dem expansiven Einfluss des Mondes) und Ausatmung als Verengungsphase<br />

(Zusammenhang mit dem kontraktiven Einfluss der Sonne)<br />

- analoge Existenz zweier unterschiedlicher Atemtypen:<br />

Einatmer oder lunare Typen (=vom Mond ausgehend) weiten während der<br />

Einatmung den gesamten Brustkorb, Passivität bei der Ausatmung<br />

Ausatmer oder solare Typen (= von der Sonne ausgehend) atmen mittels Kontraktion<br />

der Ausatmungsmuskulatur aktiv aus, Passivität bei der Einatmung<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Best<strong>im</strong>mung des Atemtypus durch Ein- und Ausatemübungen sowie lunarer und solarer<br />

Phonation, entscheidend: Reaktionen des Patienten auf die jeweiligen Übungen<br />

- typentsprechende Auswahl aller Atem-, Körper- und St<strong>im</strong>mübungen:<br />

Verstärkung der inspiratorischen Kräfte be<strong>im</strong> Einatmer durch Bewegung und Dehnung<br />

Verstärkung der exspiratorischen Kräfte be<strong>im</strong> Ausatmer durch Ruhe und Entspannung<br />

Ziele<br />

- Behandlung nach individuellen Voraussetzungen anstatt ausschließlich nach<br />

physiologischen Gesichtpunkten<br />

Anwendbarkeit<br />

- alle Formen von St<strong>im</strong>mstörungen<br />

Kritik<br />

- Zusammenhang zwischen den Atemtypen und dem Sonnen- bzw. Mondstand zum<br />

Zeitpunkt der Geburt umstritten; Vernachlässigung anderer Therapiebausteine<br />

3. Körperbezogene Ansätze<br />

a) Eutonie nach Alexander<br />

Theoretische Grundlage<br />

- Menschenbild: Mensch als Wesen mit ineinander greifenden psychischen und physischen<br />

Prozessen<br />

- körperzentrierter Übungsweg mit Grundlagen aus Rhythmik und Bewegungserziehung<br />

- innere und äußere Einflüsse auf Körpertonus<br />

- ganzheitlicher Lernprozess statt Symptombehandlung, um in Einklang mit sich und seiner<br />

Umwelt zu gelangen<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- differenzierteres Körperbewusstsein durch Konzentrations- und Bewusstseinsübungen<br />

Konzentratives Sehen und Hören, Präsentsein, gerichtete bewusste Wahrnehmung<br />

Erarbeiten von Bewusstsein für Hautkontakt, Innenräume, Knochen, Durchströmung<br />

- Lockerung und Regeneration des Körpers durch Streck- und Dehnübungen<br />

7


passive und aktive Streckung, Verlängern in den Raum, Strecken durch Widerstand<br />

- Haltungsaufbau <strong>im</strong> Sitzen, Stehen und Gehen<br />

- funktionsbezogene Übungen z.B. für Atmung<br />

Ziele<br />

- Erarbeiten von individueller, kontextangemessener Tonusflexibilität<br />

- Auswirkung der bewussten, kinästhetischen Aufmerksamkeit für Spannungszustände auf<br />

Atmung, Phonation und Gebrauch des Selbst<br />

Anwendbarkeit<br />

- gut in größere Therapiegefüge integrierbar<br />

Kritik<br />

- reicht zur St<strong>im</strong>mtherapie alleine nicht aus<br />

- Schwierigkeit, mit psychischen Reaktionen des Patienten umzugehen<br />

b) Progressive Muskelentspannung nach Jacobson<br />

Theoretische Grundlagen<br />

- Menschenbild: zu viel Anspannung als Ursache der meisten Erkrankungen des Menschen<br />

- Ganzkörperliches, systematisches Entspannungsverfahren zur Senkung des Körpertonus<br />

- Entspannung = Aussetzen von Muskelkontraktion<br />

- Abbau körperlicher und seelischer Beschwerden durch den Abbau von Körpertonus<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- max<strong>im</strong>ale Anspannung und anschließend abruptes max<strong>im</strong>ales Lösen der Spannung<br />

einzelner Muskelgruppen nacheinander, Wahrnehmung der sich vertiefenden Entspannung<br />

- Voraussetzung für Arbeit an St<strong>im</strong>mfunktion<br />

Ziele<br />

- Erreichen einer tiefen Entspannung und Wiederherstellung einer vegetativen Balance<br />

- Senken des Tonus unter ursprüngliches Ausgangsniveau<br />

Anwendbarkeit<br />

- Entspannungsmethode bei Patienten mit allgemeinem oder spezifischem Hypertonus<br />

- Verdeutlichung der Gegensätze Anspannung – Entspannung bei Patienten, die ungleiche<br />

Spannungen nicht differenzieren können<br />

Kritik<br />

- reicht allein als St<strong>im</strong>mtherapie nicht aus<br />

- Gefahr der Erhöhung des Grundtonus wenn Lösungsphase nicht gelingt<br />

c) Feldenkrais-Methode<br />

Theoretische Grundlage<br />

- Menschenbild<br />

Mensch als lernendes Wesen: Prinzip des lebenslangen Lernens<br />

Einheit von Körper und Geist als untrennbares Ganzes<br />

- Grundlagen aus fernöstlicher Kampfkunst, Physik, Mechanik, Anatomie und<br />

Verhaltenspsychologie<br />

8


- Lernen durch Bewegung, Lenken des Lernens durch bewusstes Ausführen von<br />

Bewegungsabläufen<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Bewusstsein für Bewegungen als Voraussetzung für Veränderungen der Bewegungen<br />

- funktionale Integration: Arbeit mit dem Einzelnen (Patient weitgehend passiv)<br />

Erfassung des Bewegungskonzepts des Patienten und Entdeckung effizienterer<br />

Bewegungsmuster<br />

Schulung der Wahrnehmung durch <strong>Dr</strong>uckreize und Dehntechnik<br />

- Bewusstheit durch Bewegung: Arbeit in der Gruppe (Patient aktiv)<br />

Exper<strong>im</strong>entieren mit neuen Bewegungen unter verbaler Anleitung<br />

Spüren von Körperkontakten, Bewegung und Dehnung<br />

Ziele<br />

- langsame Neustrukturierung des Nervensystems durch Abbau erlernter und automatisierter<br />

‚falscher’ Bewegungsabläufe und Aufbau von Verkabelungen für neue, zweckmäßigere<br />

Bewegungsmuster<br />

- Schulung körperlicher und geistiger Bewusstheit durch gezielte Körperwahrnehmung<br />

Anwendbarkeit<br />

- für St<strong>im</strong>mstörungen, die aufgrund von ineffizienter Bewegungsabläufe entstehen<br />

Kritik<br />

- intensiver Körperkontakt Umgang mit Emotionen des Patienten<br />

d) Stoßübungen nach Froeschels<br />

Theoretische Grundlage<br />

- funktioneller Ansatz<br />

- Übertragen der Kraft einer Muskelgruppe auf eine andere<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Stoßübungen mit Phonation von Plosiv-Vokalverbindungen: die geballten Hände an den<br />

Thorax legen, während man „pa,pe,pi,po,pu“ spricht, werden sie vom Thorax bis an die<br />

Oberschenkel kräftig nach unten gedrückt<br />

Ziele<br />

- Übertragung der Muskelspannung auf andere Muskelgruppen mit so viel und so wenig<br />

Kraft wie nötig<br />

Anwendbarkeit<br />

- Kelhkopflähmungen und hypofunktionelle Dysphonien<br />

Kritik<br />

- oft standardmäßig angewandt in Verbindung mit Reizstrombehandlung bei<br />

St<strong>im</strong>mlippenlähmungen > häufige Entstehung einer hyperfunktionellen Dysphonie bis hin<br />

zur Taschenfaltenst<strong>im</strong>me<br />

9


4. <strong>Therapieansätze</strong> mit dem Schwerpunkt: Artikulation<br />

a) Nasalierungsmethode nach Pahn und Pahn<br />

Theoretische Grundlage<br />

- funktionsorientierter Ansatz<br />

- durch Vergrößerung des Ansatzrohrs: Inaktivierung des Gaumensegels während des<br />

Sprechens und Tiefstellung des Kehlkopfs (bei leicht geöffnetem Mund und angedrückten<br />

Nasenflügeln phonieren)<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Erarbeiten der kostoabdominalen Sprechatmung durch aktive Kontraktion der Bauchdecke<br />

- Phonation nasalierter Vokale mit Kontrolle der Nasalität durch Andrücken der Nasenflügel<br />

- Zwischenschaltung von Nasalen und Ausdehnung des nasalierten St<strong>im</strong>mklanges <strong>im</strong><br />

gesamten Bereich des Brustregisters<br />

- Kauübungen nach Froeschels<br />

- Lippenvibrationsübungen (Lippenflattern), Kieferschütteln, Trink- und Stauübungen<br />

- Artikulationsübungen: Wortketten mit nasalierten St<strong>im</strong>meinsätzen, Übungen <strong>im</strong> Bereich<br />

der Singst<strong>im</strong>me: Atemstütze, durch Nasalierung Glättung des Registerwechsels,<br />

Glissandoübungen, Intervallsprünge<br />

Ziele<br />

- mehr Resonanz erzeugen<br />

Anwendbarkeit<br />

- bei allen Störungsbildern anwendbar zur Erweiterung der Resonanz<br />

Kritik<br />

- ein dauerhaft geöffnetes Gaumensegel entspricht nicht der physiologischen Artikulation<br />

- eher St<strong>im</strong>mtechnik als Therapiemethode; keine Berücksichtigung der Ursachen und<br />

aufrechterhaltenden Faktoren der St<strong>im</strong>merkrankung<br />

5. <strong>Therapieansätze</strong> mit dem Schwerpunkt: Phonation<br />

a) Funktionales St<strong>im</strong>mtraining (1989)<br />

Theoretische Grundlage<br />

- Menschenbild: Konzentration auf die (St<strong>im</strong>m-) Funktion, psychische/ personale Aspekte<br />

weniger berücksichtigt<br />

- ursprünglich Konzept zur Gesangsausbildung<br />

- Arbeit an der St<strong>im</strong>me in Verbindung mit Bewegung (v.a. der Extremitäten), basierend auf<br />

dem Zusammenwirken des gesamten muskulären Systems<br />

- Doppelventilfunktion des Kehlkopfes als Basis für die Ableitung des Einflusses von<br />

Körperbewegungen auf die Kehlkopffunktion:<br />

Zusammenarbeit der Muskulatur mit dem Überdruck- oder Auslassventil<br />

(Taschenfalten) bei der Ausatmung<br />

Aktivierung des Unterdruck- oder Einlassventils (St<strong>im</strong>mlippen) durch die Tätigkeit<br />

der Einatmungsmuskulatur<br />

10


Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- u. a. Schwerpunkt E. Rabine: Ganzkörperliche Bewegungsübungen zur Aktivierung der<br />

Einatmungsmuskulatur, St<strong>im</strong>mübungen zur Organisation psychischer, dynamischer und<br />

kommunikativer St<strong>im</strong>maspekte, funktionales Hören<br />

- u. a. Schwerpunkt G. Rohmert: Selbstregulation der St<strong>im</strong>mfunktion über das<br />

audiophonatorische Kontrollsystem, Ausbildung von Vibrato und Brillanz<br />

Ziele<br />

- Entfaltung des individuellen St<strong>im</strong>mpotenzials, Verbesserung des Glottisschlusses, Abbau<br />

unerwünschter supraglottischer Kompensation bei der Phonation, Tonisierung der Mm.<br />

Vocales, St<strong>im</strong>mkräftigung<br />

Anwendbarkeit<br />

- alle Formen funktioneller und organischer St<strong>im</strong>mstörungen<br />

Kritik<br />

- hoher Grad an Effizienz durch physiologische Thesen, aber durch die Konzentration auf die<br />

Singst<strong>im</strong>me eventuelle Probleme be<strong>im</strong> Transfer in die Sprechst<strong>im</strong>me<br />

b) Kaumethode nach Froeschels<br />

Theoretische Grundlage<br />

- funktioneller Ansatz, der davon ausgeht, dass durch die phylogenetisch ältere Funktion<br />

(Kauen) die jüngere (Sprechen) zur Regeneration überlagert wird<br />

- durch das Kauen lassen sich Enge und unphysiologische Verspannungen <strong>im</strong> Ansatzrohr bis<br />

auf Glottisebene beseitigen<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

- Kieferschütteln, St<strong>im</strong>m- und Stummkauen mit Kaugut, Vokalkauen, Kauen mit Wort- und<br />

Satzeinschüben, Lesen und Freisprechen mit umrahmender Kauphonation und<br />

Kauerinnerungshilfen<br />

Ziele<br />

- Spannungszustände beheben und einen resonanzreichen St<strong>im</strong>mklang entwickeln<br />

Anwendbarkeit<br />

- postmutationelle und hyperkinethische Dysphonien, aber generell gut geeignet für<br />

Resonanzübungen<br />

Kritik<br />

- generell gut und ohne lange Vorarbeit in die Therapie integrierbar, doch sie allein heilt<br />

keine Dysphonie<br />

Wie könnte man die <strong>Therapieansätze</strong> noch einteilen?<br />

11


III. Methodenübergreifender Therapieaufbau<br />

1. Wie sollte der Therapieaufbau erfolgen?<br />

Gliederung der St<strong>im</strong>mtherapie in fünf Grundbausteine:<br />

- Tonus, Haltung, Bewegung<br />

- Atmung Wahrnehmung als Basis für alle<br />

- Phonation Therapiebausteine<br />

- Person<br />

(weitere Ausführung in Punkt 3, siehe auch Anhang: 1. Graphik zum Therapieaufbau)<br />

Im Allgemeinen:<br />

- individualisierter und flexibler Therapieaufbau<br />

- Transparenz des Therapieaufbaus und Methodenvielfalt<br />

- St<strong>im</strong>me <strong>im</strong> Zentrum der Therapie: Herstellen eines direkten Bezugs zur St<strong>im</strong>mfunktion bei<br />

jeder Übung<br />

- Einbezug der übenden/ funktionellen wie auch der beratenden/ personalen Ebene<br />

- Ursachenforschung und Eruierung st<strong>im</strong>mbeeinflussender Faktoren während des gesamten<br />

Therapieverlaufs, Begleitung von Transferleistungen von Beginn der Therapie an<br />

2. Warum gibt es so viele verschiedene Ansätze bzw. Übungen zu<br />

den einzelnen Bausteinen?<br />

- unterschiedliches Ansprechen auf Therapien/ Übungen je nach Menschenbild des<br />

Therapeuten bzw. des Patienten<br />

- Heterogenität und Komplexität der St<strong>im</strong>mstörungen, daher Notwendigkeit einer Vielzahl<br />

unterschiedlicher Methoden und Ansätze<br />

- die vielschichtigen Zusammenhänge erfordern ein therapeutisches Arbeiten auf mehreren<br />

Ebenen gleichzeitig<br />

- das Zusammenwirken verschiedener Ansätze in seiner Gesamtwirkung ist mehr als die<br />

Summe der Einzelwirkungen<br />

- Ansätze auf teilweise völlig verschiedene Theorien/ Hintergründe zurückzuführen<br />

„Daraus ergibt sich, dass es zur Behandlung einer St<strong>im</strong>merkrankung kein Standardprogramm<br />

geben kann, das nach einem festgelegten oder chronologischen Schema erfolgt. In jedem Fall<br />

wird von den individuellen pathophysiologischen Gegebenheiten auszugehen sein, der<br />

Persönlichkeit des Patienten, seiner situativen Befindlichkeit, seinen Bedürfnissen, seinen<br />

Fähigkeiten und Ressourcen. So erübrigt sich auch die Frage nach der effektivsten Methode.<br />

Im Therapieprozess haben viele Methoden ihren Platz, aber keine von ihnen ist <strong>im</strong>mer und bei<br />

jedem Patienten in gleicher Weise wirksam.“ (Spiecker-Henke, Neuschaefer-Rube 2003: 305)<br />

12


3. Was sollte eine Therapie nach den bisherigen Erkenntnissen<br />

enthalten?<br />

a) Therapiebaustein: Tonus, Haltung, Bewegung<br />

„Eine unbewegte Glocke tönt niemals“ (chinesisches Sprichwort)<br />

- Körperwahrnehmung und Körperbewusstsein<br />

Auflageflächen, Körperräume, Atmung, Unterschiede zwischen den Körperhälften,<br />

Unterschiede vor und nach der Behandlung, Körperspannung, Körperhaltung<br />

- Tonusregulation<br />

Abbau von gesamtkörperlichem Hypertonus, z.B. mit entspannenden Körpertherapien<br />

gezielte Lockerung spezieller, besonders wichtiger Muskelgruppen<br />

Aufbau von Eutonus<br />

- Haltungsarbeit (auf Grundlage der Eutonisierung)<br />

Erarbeiten einer dauerhaften physiologischen Haltung <strong>im</strong> Sitzen und Stehen als<br />

günstige Voraussetzung für Atmung und St<strong>im</strong>mgebung<br />

Wichtig: Patient muss sich wohl fühlen, sonst Problem des mangelnden Transfers der<br />

physiologischen Haltung in den Alltag Anbieten von Haltungsalternativen<br />

- Bewegung<br />

Aktivierung und Entspannung der Muskulatur, Anregen des Kreislaufs<br />

Verbesserung der körperlichen Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit<br />

Erhöhung und Intensivierung des Körperbewusstseins<br />

Einbettung in St<strong>im</strong>mübungen<br />

b) Therapiebaustein: Atmung<br />

„Selbst die stärksten St<strong>im</strong>mbänder verkraften nicht auf Dauer falsche Atemtechnik.“<br />

(Coblenzer 1987)<br />

- Kombination von direkter und indirekter Einflussnahme auf das Atemgeschehen:<br />

bewusstes Thematisieren der Atmung be<strong>im</strong> direkten Vorgehen<br />

absichtliches Nicht-Thematisieren, Einsatz von Intention und Bewegung be<strong>im</strong><br />

indirekten Vorgehen<br />

- Förderung der Nasenatmung:<br />

Nasenatmung als Voraussetzung für die Zwerchfellaktivität und damit für die<br />

Tiefatmung<br />

- Hinführung zur Tiefatmung:<br />

Voraussetzung für die Bauch-Zwerchfell-Flankenatmung: Wahrnehmung des<br />

Ausatemstroms und der Atemräume, Entspannung, Dehnung und Lockerung sowie<br />

Tonuswahrnehmung und Tonusregulation <strong>im</strong> unteren Bauch-Becken-Bereich<br />

- Entwicklung des physiologischen Atemrhythmus:<br />

Erzielen eines physiologischen Atemrhythmus und einer reflektorischen<br />

Atemergänzung durch indirekte Behandlung und Entspannung<br />

- Übungen zum Abspannen:<br />

Lösen der Spannung der Bauchmuskulatur am Ende einer Sprechphase und<br />

Rückfederung des Zwerchfells nach kurzer Entspannung in die Ausgangsstellung<br />

Durch Abspannen und Federung opt<strong>im</strong>ales Zusammenspiel von Atemdruck und<br />

St<strong>im</strong>mlippenspannung<br />

Hauptziel: Umstellen der Hochatmung auf die Zwerchfell-Flanken-Atmung<br />

13


c) Therapiebaustein: Artikulation<br />

„Nachlässiges Artikulieren strapaziert den gutwilligsten Hörer“ (Coblenzer 1987)<br />

- Präzise Artikulation bedeutet: Bewegliche Lippen, lockerer Unterkiefer, elastische Zunge<br />

und entspannte Halsmuskulatur<br />

- Einzelziele: Steigerung des kinästhetischen Bewusstseins bezüglich Lage und Spannung<br />

der Artikulationsorgane und –muskulatur, Verlagerung der kehligen Vokalphonation nach<br />

vorn, Lockerung der Sprechmuskulatur, präzise Bildung der Plosivlaute<br />

Hauptziel der Artikulationstherapie: Aberziehung best<strong>im</strong>mter Fehlleistungen mit<br />

gleichzeitiger Anerziehung der natürlichen Sprechfunktionen<br />

d) Therapiebaustein: Phonation<br />

„Das Verständlichste an der Sprache ist nicht das Wort selber, sondern der Ton, Stärke,<br />

Modulation, Tempo, mit denen eine Reihe von Worten gesprochen wird- kurz, die Musik hinter<br />

den Worten, die Leidenschaft hinter dieser Musik, die Person hinter dieser Leidenschaft: alles<br />

das also, was nicht geschrieben werden kann.“ (Nietzsche in Zehetmeier 1986)<br />

- Basis:<br />

Bewusstmachen der St<strong>im</strong>mwahrnehmung: Klang, Vibration und andere taktile<br />

Empfindungen <strong>im</strong> Kehlkopfbereich (Akzeptieren des Ist-Zustandes der St<strong>im</strong>me, da<br />

deren Veränderung ohne Schulung unphysiologische Muster hervorrufen würde)<br />

- St<strong>im</strong>mwahrnehmung:<br />

Differenzierung der durch den Klang empfundenen Hörwahrnehmung und des<br />

Körperempfindens<br />

- Finden der Indifferenzlage:<br />

physiologisches Nutzen der St<strong>im</strong>me nur in der Indifferenzlage möglich, Erzielen des<br />

bestmöglichen St<strong>im</strong>mergebnisses mit dem geringsten Kraftaufwand<br />

- Resonanzaufbau:<br />

Übungen, die eine Entspannung und Eutonisierung des Körpers bewirken,<br />

Erschließen von Resonanzräumen des Körpers und Kopfes<br />

- Vorverlagerung des St<strong>im</strong>msitzes:<br />

Erlangen eines vorderen St<strong>im</strong>msitzes durch Vollschwingung der St<strong>im</strong>mlippen,<br />

zwerchfellgesteuerten Atemdruck und präzise Lautausformung<br />

- Stabilisieren der St<strong>im</strong>mführung:<br />

Stabilisierung der St<strong>im</strong>mführung meist durch die allgemeine Tonusregulierung<br />

(Voraussetzungen der Tonusregulierung: konstanter Anblasedruck und<br />

Ausbalancieren der Kräfte von Zwerchfell und Kehlkopf)<br />

- Erweiterung des St<strong>im</strong>mumfangs:<br />

ermöglicht durch die Modalationsfähigkeit der St<strong>im</strong>me, Unterstützung der<br />

Ausdehnung des St<strong>im</strong>mumfangs durch die Vorstellung von Leichtigkeit und Schwung<br />

- Kräftigung des St<strong>im</strong>mvolumens:<br />

Ziel: voluminöse und voll tönende St<strong>im</strong>me, ohne mehr Kraft aufzuwenden<br />

(Resonanzreichtum)<br />

- Verlängerung der Phonationsdauer:<br />

Verlängerung der Phonationsdauer durch die Ökonomisierung der St<strong>im</strong>mfunktion<br />

- Verbesserung der Modulationsfähigkeit und der prosodischen Elemente:<br />

Modulation der Sprache mittels Variationen von Tonhöhe, Lautstärke und<br />

Sprechtempo<br />

- St<strong>im</strong>meinsätze:<br />

Verbinden des Übens von Vokaleinätzen mit der Vorstellung von Lösen/ Fallenlassen<br />

und Passivität<br />

- Mentales St<strong>im</strong>mtraining:<br />

mentales Durchführen von St<strong>im</strong>mübungen > <strong>im</strong> Beisein anderer Personen möglich<br />

14


e) Therapiebaustein: Person<br />

„St<strong>im</strong>me, die der Spiegel der Seele ist“ (Erasmus)<br />

- Eigene St<strong>im</strong>me kennen lernen und akzeptieren<br />

Übungen zur Selbstwahrnehmung<br />

Tonband- und Videoaufnahmen: durch stetige Konfrontation mit der eigenen St<strong>im</strong>me<br />

und Fähigkeit zu einer wertfreien Beschreibung der St<strong>im</strong>me entwickeln<br />

- eigenes St<strong>im</strong>mverhalten kennen lernen<br />

Beobachtungsaufgaben zum St<strong>im</strong>mklang und Kommunikationsverhalten in der<br />

Therapie- und Alltagssituation<br />

- Reflexion der Übungen<br />

- Ursachen und aufrechterhaltende Faktoren<br />

durch Selbstbeobachtung Erkenntnisse über mögliche Ursachen und Einflussfaktoren<br />

der St<strong>im</strong>mstörung<br />

allgemeine Prinzipien der St<strong>im</strong>mfunktion als ergänzende Information zu den eigenen<br />

Erfahrungen<br />

- Sprechabsicht und St<strong>im</strong>mgebrauch<br />

eindeutige Sprechabsicht um Phonationsabläufe zu opt<strong>im</strong>ieren: St<strong>im</strong>mübungen mit<br />

einer klaren Sprechabsicht und Ausrichtung auf den Zuhörer<br />

- Erarbeiten eines „gesunden“ St<strong>im</strong>mverhaltens:<br />

Ausschalten St<strong>im</strong>mverschlechternde Bedingungen<br />

Verstärken St<strong>im</strong>mbegünstigender Bedingungen<br />

Strategien um in st<strong>im</strong>mbelastenden Situationen die St<strong>im</strong>me zu entlasten<br />

- Bewältigung von Angst auslösenden Sprechsituationen<br />

IV. Anhang<br />

1. Graphik zum Therapieaufbau<br />

1.<br />

WAHRNEHMUNG<br />

Wahrnehmung<br />

der<br />

Wechselwirkung<br />

von Haltung,<br />

St<strong>im</strong>me und<br />

St<strong>im</strong>mung<br />

Wahrnehmung<br />

von Eigen- und<br />

Fremdgeräuschen<br />

Wahrnehmung<br />

der<br />

Körperhaltung<br />

2.<br />

TONUSREGULATION<br />

Tonusregulation in<br />

der Bewegung<br />

Aufrichtung des<br />

Körpers<br />

Lockerung bzw.<br />

Kräftigung der für<br />

Atmung, St<strong>im</strong>me u.<br />

Sprechen notw.<br />

Muskulatur<br />

15<br />

3. ATMUNG<br />

Sicherheit des<br />

physiologisch<br />

richtigen Atmens<br />

<strong>im</strong> Alltag<br />

Fähigkeit des<br />

Abspannens bei<br />

Ruhe- und<br />

Phonationsatmung<br />

Physiolog.<br />

Atemrhythmus in<br />

Ruhe und<br />

Bewegung<br />

4.<br />

STIMMGEBUNG<br />

Sicherheit des<br />

Gebrauchs der<br />

St<strong>im</strong>me <strong>im</strong><br />

Alltag<br />

Ökonomisches<br />

Sprechen<br />

Physiologische<br />

Lautbildung


Wahrnehmung<br />

des Körpertonus<br />

Wahrnehmung<br />

der Emotionen<br />

Wahrnehmung<br />

der Körperräume<br />

Wahrnehmung<br />

des<br />

Körperkontaktes<br />

(Quelle: www.intervoice.de)<br />

Fähigkeit <strong>im</strong><br />

Umgang mit<br />

psychischen<br />

Spannungszuständen<br />

Fähigkeit zur<br />

Regulation<br />

körperlicher<br />

Spannungszustände<br />

16<br />

Bauch-<br />

Zwerchfell-<br />

Flankenatmung<br />

Nasenatmung<br />

Voll<br />

entwickelte<br />

Resonanz und<br />

Tragfähigkeit<br />

Physiologischer<br />

St<strong>im</strong>mein- und<br />

absatz<br />

3. 3. X<br />

2. Reihenfolge 2. erledigt X<br />

1.<br />

1.<br />

X<br />

1,2,3 = Schwierigkeitsgrad<br />

X, X, X= bereits entwickelte Kompetenzen in einem Bereich<br />

2. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Atmung<br />

Förderung der Nasenatmung:<br />

- Aktivierung der Nasenatmung durch verschiedene Riech- und Schnüffelübungen<br />

Hinführung zur Tiefatmung:<br />

- Übungen <strong>im</strong> Liegen mit verlängerter Ausatmung zum Erlangen der Bauchatmung;<br />

Übungen zur Ermöglichung der Flankenatmung, Atemübungen <strong>im</strong> Sitzen, Stehen und in<br />

Bewegung<br />

Entwicklung des physiologischen Atemrhythmus:<br />

- Förderung der Atempause durch entsprechende Entspannungsübungen<br />

Übungen zum Abspannen:<br />

- Abspannübungen beispielsweise nach verlängerter Ausatmung, nach kurzer, kräftiger<br />

Ausatmung, nach Plosiv-Endlauten und Abspannübungen mit Hilfsmitteln, wie Gummizug,<br />

Ballwurf, „Händehaken", Hand oder Fußdruck<br />

3. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Tonus, Haltung,<br />

Bewegung<br />

Körperwahrnehmung<br />

- Beschreiben der eigenen Körperhaltung und Körperauflage <strong>im</strong> Sitzen und Stehen<br />

- Abstreichen des Körpers, Massagen des Körpers<br />

Tonusregulierung


- Abbau von gesamtkörperlichem Hypertonus<br />

Entspannungsübungen wie z.B. Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation<br />

passives Bewegen bei der Funktionalen Integration nach Feldenkrais<br />

Fantasiereisen<br />

Massage/ Ausstreichen von Muskulatur, Dehnungsübungen<br />

- Gezielte Lockerung von Hals/ Nacken/ Schultergürtel<br />

Massagen, z.B. mit Igelball<br />

Wärmebehandlung<br />

lockernde Bewegungsübungen für Hals und Schultern (Schulterblätter<br />

zusammenschieben, Kopfkreisen, Nackendehnen, über die Schulter schauen, Kopf<br />

sinken lassen)<br />

- Gesamtkörperliche Eutonisierung<br />

schwingende und kreisende Bewegungen um den Körperschwerpunkt<br />

Klopf- und Vibrationsmassagen<br />

gymnastische Übungen, Ausschütteln der Extremitäten, Balancieren, Kontaktübungen<br />

Haltungsaufbau<br />

- Erarbeiten einer eutonen Sitzhaltung<br />

Sitzhöcker erspüren, Vorstellung einer Verbindung vom Scheitelpunkt zur Decke<br />

Beckenkippen durch das Abrollen der Sitzhöcker<br />

Balancieren eines Buches auf dem Kopf<br />

Sitzen auf einem Gymnastikball<br />

- Erarbeiten eines eutonen Standes<br />

Einpendeln auf den Körperschwerpunkt durch Schwingen und Kreisen<br />

Balancieren eines Buches auf dem Kopf<br />

Herstellung von Bodenkontakt durch Abrollen der Füße auf einem Igelball<br />

Sensibilisierung der Fußsohlen durch unterschiedliche taktile Reize<br />

Aufrichtung der Wirbelsäule aus dem Hocksitz, Farnblattübung<br />

Ausgleich des Hohlkreuzes durch Rückenkontakt zur Wand, Runden des Lendegebiets<br />

und Beckenschaukel<br />

Vorstellungshilfen: z.B. Wurzeln <strong>im</strong> Boden, Faden vom Kopf in den H<strong>im</strong>mel)<br />

Bewegungsarbeit<br />

- gymnastische Übungen<br />

- Räkeln, Strecken, Dehnen<br />

- Gehen, Seilspringen, Hüpfen, Tanzen, Balancieren<br />

- Kreisen, Schwingen, Schaukeln<br />

- Beckenkreisen, Beckenkippen<br />

- Bewegungsabläufe aus Tai-Chi, Qui-Gong, Yoga und Feldenkrais<br />

4. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Artikulation<br />

- offenes und geschlossenes Gähnen zur Weitung des Rachenraums<br />

- artikulomotorische Übungen zur Lockerung von Lippen, Zunge und Kiefer:<br />

- Lippen: Lippenflattern ohne/ mit st<strong>im</strong>me, Kutscher-brrr, Pfropfenknallübung: Lippen<br />

einziehen und sprengen<br />

- Zunge: Zungenrolle, Mundraumtasten, Zungenschnalzen<br />

- Kiefer: Kiefer-/ Kopfschütteln, lockeres Zähneklappern, Gesichtausstreichen abwärts/<br />

seitwärts, Korkensprechen<br />

- Mundmotorikübungen mit Vokalwechsel, Silbenwechsel und komplizierten<br />

Silbenverbindungen (ka-ku-ki-ko-kak)<br />

- Artikulationsübungen mit Zungenbrechern zur Auflockerung, zur Beeinflussung des<br />

Sprechtempos und zur Verbesserung von Lippen- und Zungenbeweglichkeit<br />

17


- Übungen mit lyrischen Texten mit unterschiedlichen Zielsetzungen wie Atemeinteilung,<br />

Pausengestaltung, Deutlichkeit und Sprechtempo<br />

5. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Phonation<br />

St<strong>im</strong>mwahrnehmung:<br />

- ist der Klang laut/leise/hoch/tief/stabil/brüchig/...<br />

- Vibrationsempfinden durch Auflegen der Hände am Brustkorb, Bauch, Gesicht<br />

- St<strong>im</strong>mveränderungen in Abhängigkeit der Kopfhaltung/Haltung/Veränderungen <strong>im</strong><br />

Ansatzrohr<br />

Finden der Indifferenzlage<br />

- Kausummen<br />

- Abspannen auf st<strong>im</strong>mhafte Laute<br />

- Phonation nach und während Entspannungsübungen<br />

Resonanzaufbau<br />

- Abrollen der Sitzhöcker<br />

- Beckenkreisen <strong>im</strong> Sitzen und Stehen (evtl. auf einem Gymnastikball)<br />

- <strong>im</strong> Liegen die Wirbelsäule und das Kreuzbein in verschiedenen Richtungen abrollen<br />

- siehe Baustein Atemübungen und Dehnungsübungen (für den Bereich Atemräume)<br />

- Kausummen, getöntes Gähnen<br />

- Einatmen auf Vokalform, bei Phonation beibehalten der entstandenen Weite <strong>im</strong> Ansatzrohr<br />

- Auflegen der Hände bei der Phonation auf die Flanken, den Bauch , Rücken, Brustkorb,<br />

Gesicht<br />

- Abklopfen des Brustkorbes, Gesichts, Kopf<br />

- Massagen, Abrollen des Körpers mit Bällen<br />

- Summen, dabei die Vibration <strong>im</strong> Gesicht erfühlen<br />

- während der Phonation von Nasalen die Nase, Stirn, Wangen und Lippen massieren<br />

- st<strong>im</strong>mhaftes Lippenflattern<br />

Vorverlagerung des St<strong>im</strong>msitzes<br />

- Übungen zur Unterstützung der zwerchfellgesteuerten Phonation<br />

- Übungen aus dem Therapiebaustein Artikulation<br />

- Klang „aus der Nase ziehen“/nach vorne ziehen<br />

- „Rutschbahn“ (St<strong>im</strong>mgleiten nach vorne/unten)<br />

- Blickkontakt zum Gesprächspartner, <strong>im</strong>aginäres Publikum<br />

Stabilisieren der St<strong>im</strong>mführung<br />

- gerade, gleichmäßige Klänge mit genauer Hörkontrolle<br />

- Klänge nach vorn ziehen/führen<br />

- Phonation in Verbindung mit eutonisierenden Körperübungen (balancieren u.ä.)<br />

Erweiterung des St<strong>im</strong>mumfangs<br />

- Singen von Tonleitern, Intervallen, Gleittönen (evtl. mit ausgedehnter<br />

Schwingungsbewegung der Arme oder Beine)<br />

- geführte Bewegung der Arme nach oben (ggf. mit fixiertem Zielpunkt)<br />

- Ausschütteln der Extremitäten und des Körpers (die Schüttelbewegung dehnt sich auf den<br />

Kehlkopf aus, Unterkiefer und Zunge können gelockert werden)<br />

- Seufzen<br />

Kräftigung des St<strong>im</strong>mvolumens<br />

- entsprechen weitgehend den Übungen zur Resonanz<br />

Verlängerung der Phonationsdauer<br />

- Ausatmen aus ffff, sssss, sch<br />

- allgemein Übungen zur Tonusregulation und Resonanz<br />

Verbesserung der Modulationsfähigkeit und der prosodischen Elemente<br />

- allgemein mit Vorstellung von Gleiten/Schwingen/Bewegung verbunden<br />

18


- Modulation mit Lippenflattern und auf st<strong>im</strong>mhafte Frikative<br />

- Vorstellungshilfe: Sirene, Auto fährt vorbei, Fliege summt <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer herum (mit<br />

unterstützender Bewegung)<br />

- kurze Gedichte unartikuliert (auf Lippenflattern) inhaltsentsprechend modulieren<br />

- Betonungszeichen setzen, dies durch Arm-/Handbewegung unterstützen<br />

St<strong>im</strong>meinsätze<br />

- Thiel schlägt Übungen von Vokaleinsätzen mit der Vorstellung des Loslassens vor, z.B.<br />

einen Tropfen der sich löst, oder einen Ball fallen lassen, zusätzlich rhythmische<br />

Bewegungen<br />

- Vokaleinsätze durch Voranstellen von /h/ z.B. hup – huuu – uuu- unter, hop – hooo -ooo-<br />

Ober, hap – haaa – aaa – Ampel, hep – heee -eee – Eber, hip -hiii – iiii Igel<br />

6. Praktische Übungen zum Therapiebaustein: Person<br />

Übungen zur St<strong>im</strong>mwahrnehmung<br />

- Anhören von Aufnahmen verschiedener St<strong>im</strong>men und deren Beurteilung Erarbeitung von<br />

Beschreibungskategorien<br />

- Abhören eigener St<strong>im</strong>me des Patienten und Beschreibungsmerkmale einsetzen<br />

- eventuell auch Videoaufnahmen<br />

Eigenes St<strong>im</strong>mverhalten kennen lernen<br />

- St<strong>im</strong>mtagebuch<br />

- vereinbarte Gesprächssituation (z.B. Einkaufen) nach ausgewählten Aspekten beobachten,<br />

z.B.:<br />

laute/leise St<strong>im</strong>me<br />

Blickkontakt<br />

Gestikeinsatz<br />

Körperhaltung be<strong>im</strong> Sprechen<br />

Laufen, stehen oder sitzen be<strong>im</strong> Sprechen lieber<br />

- Rollenspiele<br />

Übungen zur Verbindung von Intention und St<strong>im</strong>me<br />

- Abspannübungen verbunden mit Bewegung z.B. Wespen verjagen: „Weg da!“ oder kurze<br />

Ausrufe: „Komm, her!“, „Geh weg!“<br />

- Prellen mit einem Ball begleitend zu Äußerungen<br />

- Einhalten des Blickkontaktes be<strong>im</strong> Lesen und freien Sprechen<br />

- Einsatz von Gesten in der Therapiesituation<br />

Transfer in den Alltag (wenn neu erarbeitete St<strong>im</strong>mmuster sich nicht spontan in den<br />

Alltag übertragen gezielte Begleitung des Transfers)<br />

- Transfer in den Übungssituationen: Bildbeschreibungen, Nacherzählungen, Erlebnisse<br />

schildern,<br />

- Rollenspiele: Vorbereiten konkreter Alltagssituationen<br />

19


V. Bibliographie<br />

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